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1 Aus der Klinik für Plastische Chirurgie der Universität zu Lübeck Direktor: Prof. Dr. Mailänder ________________________________________________________ ______________ Angiogenetische Effekte von VEGF 165 nach adenoviralem Gentransfer im ischämischen Lappenmodell der Ratte Inauguraldissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Universität zu Lübeck - Aus der Medizinischen Fakultät - vorgelegt von Alexandra Di Mauro, geb. Maichle aus Hechingen Lübeck 2008
Transcript
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    Aus der Klinik für Plastische Chirurgie

    der Universität zu Lübeck

    Direktor: Prof. Dr. Mailänder

    ________________________________________________________

    ______________Angiogenetische Effekte von VEGF165 nach adenoviralem Gentransfer im

    ischämischen Lappenmodell der Ratte

    Inauguraldissertation

    zur

    Erlangung der Doktorwürde

    der Universität zu Lübeck

    - Aus der Medizinischen Fakultät -

    vorgelegt von

    Alexandra Di Mauro, geb. Maichle

    aus Hechingen

    Lübeck 2008

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    1. Berichterstatter: Prof. Dr. med. Hans-Günther Machens

    2. Berichterstatter: Priv.-Doz. Dr. med. Björn Mayer

    Tag der mündlichen Prüfung: 06.05.2009

    Zum Druck genehmigt. Lübeck, den 06.05.2009

    gez. Prof. Dr. med. Werner Solbach-Dekan der medizinischen Fakultät-

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    Inhaltsverzeichnis

    1. Einleitung1.1 morphologische und molekulare Grundlagen der Angiogenese1.2 Strategien zur therapeutischen Angiogeneseinduktion

    2. Fragestellung und Zielsetzung der Arbeit

    3. Material und Methoden3.1 Material3.1.1 Vektoren3.1.3 Tiere3.1.4 ELISA3.1.5 Mikroangiographie3.1.6 real time PCR3.1.7 FACS-Analyse3.2 Methoden3.2.1 Implantation von Silastik und Gewinnung der Fibroblasten3.2.2 Kryoasservation3.2.3 Kultivierung der Zellen3.2.4 adenovirale Transfektion3.2.5 Versuchstier und operatives Vorgehen3.2.5.1 Gruppeneinteilungen und Behandlung des Gewebes in Setting II und III3.2.5.2 operatives Vorgehen und Behandlung in Setting I3.2.6 LacZ-Färbung3.2.7 Auswertung in vitro3.2.7.1 ELISA 3.2.7.2 Transduktionsraten3.2.8.1 Auswertung in vivo3.2.8.2 Mikroangiographie3.3 Statistik

    4. Ergebnisse4.1 X-gal Färbung4. 2 Transfektionsrate 4.3 Produktion von VEGF1654.3.1 Proteinexpression in vitro4.4 Effekte der modifizierten Fibroblasten4.4.1 Nachweis von VEGF165 mittels rtPCR4.4.2 Immunhistochemischer Nachweis von VEGF1654.4.3 Immunhistochemischer Nachweis von Kapillaren4.4.4 Mikroangiographie4.5 Effekte der modifizierten Fibroblasten in einem etablierten Lappenmodell der Ratte 4.5.1 Planimetrie4.5.2 Mikroangiographie

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    4.5.3 Immunhistochemie

    5. Diskussion 5.1 Therapiestrategien zur therapeutischen Angiogeneseinduktion5.2 Angiogeneseinduktion in unserem Modell5.3 Ausblick

    6. Zusammenfassung

    7. Literatur

    8. Anhang

    9. Danksagung

    10. Lebenslauf

    Liste der Abkürzungen:

    ELISA= Enzyme-linked Immunosorbent Assay

    rtPCR= real time Polymerase Chain Reaction

    FACS= Fluorescent Activated Cell Sorter

    LacZ= Gen fr die β-Galactosidase

    x-gal= 5-Brom-4-chlor-3-indoxyl-β-D-galactopyranosid: Substrat der β-Galaktosidase

    GFP= Green Fluorescent Protein

    VEGF= Vascular Endothelial Growth Factor

    bFGF= basic Fibroblast Growth Factor

    PDGF= Platelet Derived Growth Factor

    NMFB= Non Modified Fibroblasts

    DMEM= Dulbeccos Mod Eagle Medium

    FBS= Fetal Bovine Serum

    PBS= Phosphate Buffered Saline

    DMSO= Dimethyl- Sulfoxid

    LZ= Langzeit

    mRNA= messenger Ribonucleic Acid

    MOI= Multiplicity of Infection

    PFU= Plaque Forming Unit

    cDNA= complementary Deoxyribonucleic Acid

    POT= postoperativer Tag

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    1. Einleitung

    Die Plastische Chirurgie beschftigt sich hauptschlich mit dem mglichst gleichwertigen

    Ersatz fehlender Teile des Krpers durch lebendes Gewebe (54, 76). Eine Conditio sine qua

    non ist dabei die Sicherstellung einer adquaten Ernhrung im zu transplantierenden oder

    transponierenden Gewebe durch Perfusion oder Diffusion (5, 55, 73). Sobald im Gewebe eine

    ischmische Situation auftritt, wird eine Signalkaskade von molekularen Mechanismen in

    Gang gesetzt, die das Ziel hat, die entstandene Ischmie mglichst schnell wieder zu

    beseitigen. Zustzlich zu den zentral gesteuerten kardiovaskulren Reaktionen kommt es im

    betroffenen Gewebe dabei primr zu einer Vasodilatation, um dem gesteigerten

    Sauerstoffbedarf des Gewebes gerecht zu werden, sowie zur ffnung zustzlicher

    arteriovenser Shuntverbindungen (‚choke vessels’). Reichen diese Gegenregulierungs-

    manahmen im Gewebe nicht aus und ist die ischmische Schdigung nicht zu ausgeprgt, so

    werden energieabhngige gewebestrukturelle Vernderungen in Gang gesetzt, die einem

    chronisch gesteigerten Sauerstoffbedarf gerechter werden knnen: es kommt zur Ausbildung

    neuer Blutgefe (83, 84).

    1.1 Morphologische und molekulare Grundlagen

    Ein Grundprinzip allen Lebens ist die Aufrechterhaltung eines intra- und extrazellulren

    Steady-State-Zustandes sowie eines physiologischen Fliegleichgewichtes. Jegliche

    Unterbrechung und Strung in der Erhaltung dieses Gleichgewichtes gefhrdet und zerstrt

    schlielich das Leben des davon abhngigen Zell- und Gewebeverbundes. In allen hher

    entwickelten Organismen spielt der Blutflu eine zentrale Rolle zur Sicherung der

    Zellfunktion (10). Die Versorgung mit Sauerstoff und energiereichen Substraten sowie der

    Abtransport von Metaboliten mu den sich stndig verndernden Bedingungen angepat

    werden. Physiologische Vernderungen der Gewebedurchblutung, gleich, ob es sich um eine

    Erhhung oder Verminderung handelt, mssen den vernderten energetischen Anforderungen

    der Zelle quivalent sein und drfen auf keinen Fall unterbrochen werden. Geschieht dies

    dennoch, fhrt eine solche Vernderung ber kurz oder lang zum Zelluntergang. Eine

    Mglichkeit des Organismus, dem erhhten Energiebedarf der Zellen gerecht zu werden,

    besteht neben der ffnung zuvor noch von der Durchblutung ausgeschalteter Gefe in der

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    Ausbildung neuer mikrozirkulatorischer Bahnen. Dieser letztere Prozess wird dann in Gang

    gesetzt, wenn keine abrupte Unterbrechung des Steady-States erfolgt, sondern der vermehrte

    Energiebedarf langsam genug einsetzt, so da dem Organismus noch Zeit zur Ausbildung

    neuer Kapillaren verbleibt (14, 36). Dieser Regulierungsvorgang der Neubildung von

    Blutgefen erfolgt, wie jede andere Zellteilung im Organismus auch, vom ersten Moment

    des embryonalen Lebens an und wird immer wieder neu in Gang gesetzt bis zum Tode des

    Gesamtorganismus.

    Morphologie

    Angiogenese stellt einen biologischen Vorgang dar, bei dem neue Kapillaren gebildet werden

    durch Aktivierung, Migration und Proliferation von Endothelzellen aus vorbestehenden

    Endothel-Perizytenverbnden. Aussprossungen der aktivierten Endothelzellen dringen dabei

    in das Bindegewebsstroma ein durch eine partielle Desintegration der Basalmembran im

    Muttergef als ersten Schritt. Die Migration der Endothelzelle wird normalerweise

    richtungsbestimmt durch angiogenetische Stimuli und untersttzt durch eine Proliferation der

    benachbarten Endothelzellen. In diesem Zusammenhang spricht man von der Entwicklung

    sogenannter ‚buds’ und ‚sprouts’. Nach Ausbildung eines Lumens und Fusion zweier

    benachbarter aussprossender Endothelzellen beginnt der Blutflu durch die neu gebildete

    Kapillare. Die folgende Abbildung 1 a fasst diesen komplizierten Vorgang anschaulich

    zusammen. In vivo lassen sich solche Prozesse nur in Momentaufnahmen abbilden

    (Abbildung 1 b).

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    Abbildung 1a und 1b

    Abbildung 1a: Schematische Darstellung der wesentlichen Schritte in der Entwicklung

    kapillrer Aussprossungen, wie sie von Rhodin und Fujita (67) beschrieben wurden.

    Dargestellt sind sich in Sprossen entwickelnde Kapillaren des Rattenmesenteriums nach

    Analyse von Intravitalvideoaufnahmen und elektronenmikroskopischen Bildern. In der

    arteriovensen Kapillarschlinge durchdringen kleine endotheliale Fortstze [1] als erstes die

    Basalmembran (gepunktet), entwickeln darin zellulre Protrusionen [2] und entwickeln sich

    weiter in endotheliale Auslufer mit kleinen Verzweigungen [3]. Im weiteren Verlauf

    wachsen diese Auslufer in die Lnge [4]. Fibroblasten setzen sich auf diesen Auslufern fest

    und transformieren zu Perizyten. Eine Extravasion von Plasma und Blutbestandteilen in den

    interstitiellen Raum wird verhindert durch Perizyten, die zeitweise wie ein Schirm (‘umbrella’

    - Zelle) solche Leckagen abdichten. Abbildung 1b: Wand eines kleines Blutgefes in der

    frhen Angiogenesephase . Die Pfeile zeigen auf die Stelle, an der die Endothelzelle mit

    kurzen Fortstzen nach auen vortritt, um dort von einer perivaskulren Zelle (Perizyt) wie

    von einem Schirm (‚umbrella’) umfasst zu werden (aus Machens HG: Habilitationsschrift

    1996).

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    Einen weiteren Angiogenesemechanismus, aus bereits vorbestehenden Blutgefen neue

    bilden zu knnen, stellt die Lngsteilung bestehender Endothelschluche (‚Intussusception’)

    und das axiale endotheliale Lngenwachstum (‚Pruning’) dar (37).Von Vaskulogenese spricht

    man in diesem Zusammenhang, wenn die Gefbildung durch endotheliale Vorluferzellen,

    andere Stammzellen oder im prnatalen Entwicklungsstadium geschieht. Der Begriff

    Angiogenese hingegen bezieht sich auf die Entstehung von Blutgefen aus echten, bereits

    vorbestehenden Endothelzellen. Die auf diese Weise neu geformten Blutgefe knnen

    entweder fortbestehen als reife Kapillaren oder sich weiterentwickeln zu greren vensen

    oder arteriellen Gefen, wobei besonders komplexe Mechanismen im Bindegewebe eine

    Rolle spielen unter Einbeziehung von Perizyten und glatten Gefmuskelzellen. Die

    Weiterentwicklung solcher, in ihrem Aufbau durch kontraktile Elemente verstrkten Gefe

    wird Arteriogenese genannt (8).

    Grundstzlich mssen diese Vorgnge unterschieden werden von dem Wiederanschlu

    vaskulrer Strukturen an bereits vorbestehende Blutgefe. Dieser Vorgang spielt im Rahmen

    von Heilungsvorgngen ebenfalls eine sehr wichtige Rolle, aber entspricht keiner echten

    Angiogenese im Sinne einer Neubildung von Blutgefen (9).

    Molekularbiologie

    Die molekularen Grundlagen der Angiogenese sind uerst komplex und weiterhin

    Gegenstand intensiver Forschungsarbeiten. Wenigstens drei verschiedene

    Regulationsmechanismen spielen dabei eine Rolle: 1. Proteine, die autokrin oder von

    benachbarten Zellen in parakriner Form sezerniert oder aus der Extrazellulren Matrix und

    lysierten Zellen freigesetzt werden (87); 2. Direkte Zell-Zell Interaktionen oder solche

    zwischen Zellen und Extrazellulrer Matrix auf der Ebene der Zelloberflchen,

    Adhsionsmoleklen, Zytoskelettproteinen und Integrinen und 3. Proteolytische Enzyme,

    welche entweder eine Modifikation dieser regulatorischen Substanzen,

    Zelloberflchenmolekle und der Extrazellulren Matrix bewirken oder direkt mit der

    endothelialen Funktion interferieren.

    Proteine spielen bei der Angiogeneseinduktion eine Schlsselrolle. Diese Substanzen sind

    sehr verschieden in ihrem Ursprung, Molekulargewicht, chemischer Zusammensetzung und

    biologischer Wirksamkeit. Die meisten Faktoren mit hherem Molekulargewicht gehren

    dabei in eine der drei folgenden Substanzklassen, welche die Angiogenese in vivo regulieren:

  • 9

    1. Wachstumsfaktoren und Zytokine (42, 60); 2. Bestandteile der Zelloberflächen und der

    Extrazellulären Matrix und 3. Proteasen. Um therapeutisch und klinisch für angiogenetische

    Zwecke Anwendung finden zu können, sollten diese Substanzen dabei folgende

    Eigenschaften besitzen: 1. Fähigkeit zur Induktion und Stimulation einer kontrollierten

    Angiogenese in adultem Gewebe; 2. klar begrenzte Zelleffekte durch die Angiogenese mit

    vernachlässigbaren lokalen und systemischen Nebenwirkungen; 3. effektive Dosen bereits im

    Nano - und Picomolarbereich mit Dosis-Wirkungsrelation; 4. chemisch definierte Substanzen,

    die problemlos zu handhaben sind und 5. breites klinisches Anwendungsfeld. Diese Kriterien

    werden von der Gruppe der Wachstumsfaktoren und Zytokinen erfüllt, welche sich zudem

    durch die Techniken der Biotechnologie und Molekularbiologie rekombinant in vitro

    herstellen und von extern appliziert lassen (Protein-basierte Therapie). Ein weiterer Vorteil

    dieser Substanzen liegt darin, daß sie parakrin von genetisch modifizierten Zellen sezerniert

    werden können. In den letzten 18 Jahren wurden mehr als 30 angiogenetische Faktoren

    isoliert, von denen der am häufigsten verwendeten Wachstumsfaktor mit angiogenetischer

    Potenz Vascular Endothelial Growth Factor/Vascular Permeability Factor (VEGF/VPF)

    darstellt. VEGF, früher auch VPF genannt, ist ein homodimeres Glykoprotein (40-45 kD),

    welches in hoher Affinität selektiv an die Tyrosinkinase-Rezeptoren von Endothelzellen

    bindet und sowohl parakrin von Makrophagen, Fibroblasten, glatten Muskelzellen und

    anderen Zellen als auch autokrin von Endothelzellen selbst synthetisiert wird. Inzwischen sind

    5 verschiedene Subtypen (121, 145, 165, 189 und 206) bekannt, die sich durch

    unterschiedliche Eigenschaften, an Heparin zu binden, unterscheiden (88) und von denen die

    bekannteste und am häufigsten therapeutisch eingesetzte Isoform das VEGF165 darstellt (18).

    VEGF wirkt in vivo und in vitro über die endothelialen Rezeptoren (31) mitogen auf diese

    Zellen und entfaltet dadurch seine direkte angiogenetische Wirkung (26). In verschiedenen

    Endothelzelltypen exprimiert VEGF zudem auch noch Plasminogenaktivatoren und -

    inhibitoren sowie Kollagenase, was die direkte angiogenetische und exklusiv

    endothelzelltypische Wirkung (91) von VEGF weiter verständlich macht. Darüber hinaus hat

    VEGF165 auch auf andere Zellen wie Schwann-Zellen und Epithelzellen positive Effekte (48,

    69, 75).

  • 10

    1.2 Strategien zur therapeutischen Angiogeneseinduktion

    Das klinische Wissen um die essentielle Bedeutung einer ausreichenden Gewebeperfusion fr

    die Wundheilung hat schon frh innerhalb der chirurgischen Forschung zu Bestrebungen

    gefhrt, Mittel und Wege zur Induktion einer therapeutischen Angiogenese in vivo zu finden

    (53). Diese Forschung hat innerhalb der letzten Dekade zustzlichen Auftrieb erhalten durch

    die Entwicklungen der Regenerativen Medizin, der die Plastische Chirurgie vor allem durch

    das Tissue Engineering (6, 34, 81) in besonderer Weise fachlich verbunden ist. Die

    therapeutische Einflussnahme auf die Bildung neuer funktioneller Blutgefe innerhalb der

    plastisch-chirurgischen Forschung wird derzeit auf vier verschiedenen Wegen umgesetzt: (I)

    die ein- oder mehrfache Applikation angiogenetischer Wachstumsfaktoren in das gewnschte

    Zielgebiet (57), (II) die Transfektion von Zellen in vitro/vivo zur Modulation ihrer

    Genexpression (20, 47), (III) die Applikation von ex-vivo prparierten Carriern zur

    gesteuerten Freisetzung von angiogenetischen Proteinen und (IV) (25, 43) die Transplantation

    von angiogenetisch potenten Zellen oder adulten Stammzellen des Knochenmarkes sowie des

    peripheren Blutes (12, 80) (Abbildung 2).

    Vasculogenese Angiogenese Arteriogenese

    rekombinanteProteine (I)

    andereEndothelzellen

    lokaleEndothelzellen

    bioaktiveCarrier (III)

    Gentherapie (II)

    EndothelialeVorluferzellen/

    Stammzellen (IV)

    zell – basierte Therapie (IV)

    glatte Gefmuskelzellen

    Abbildung 2: Techniken der Angiogeneseinduktion in vivo.

  • 11

    2. Fragestellung und Zielsetzung der Arbeit

    In dieser Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, ob es mglich ist, eine therapeutische

    Angiogeneseinduktion in vivo durch Zellen zu induzieren, die nach genetischer Modifikation

    zu einer temporren Expression von VEGF165 fhig sind. Bezugnehmend auf die Abbildung

    2 wrde dies eine Kombination gentherapeutischer Techniken (II) mit einer zellbasierten

    Therapie (IV) bedeuten. Ein solches Verfahren wurde von Herrn Professor Machens

    entwickelt und steht erstmalig im Rahmen dieser Doktorarbeit zur Verfgung. Solche

    modifizierten Zellen mssen mehrere Bedingungen erfllen:

    1. sie mssen immunologisch kompatibel mit dem Zielgewebe sein

    2. sie mssen eine zeitlich begrenzte Proteinexpression gewhrleisten, um das

    Expressionssystem in vivo kontrollierbar zu machen

    3. sie drfen ihre Wirkung nur im therapeutisch zu behandelnden Geweben entfalten und

    nicht in ortsfremde Gewebestrukturen einwandern (‚trafficking’)

    4. sie sollten eine therapeutischen angiogenetische Wirkung entfalten knnen

    Um diese Anforderungen berprfen zu knnen, ist es erforderlich, die lokale in vivo

    Wirkung solcher modifizierter Zellen im Langzeitversuch zu untersuchen sowie ein

    geeignetes Tiermodell zu verwenden, welches die berprfung eines therapeutischen

    angiogenetischen Effektes ermglicht.

    Fragestellung und Zielsetzung dieser tierexperimentellen Arbeit sind daher aufgeteilt in

    folgende Punkte:

    1. Ist es mglich, krpereigene Zellen zu entnehmen, ex vivo zu kultivieren und einem

    isogenen Wirtsorganismus immunologisch kompatibel wieder zuzufhren?

    2. Kann in vitro eine genetische Modifikation der Zellen vorgenommen und somit die

    Produktion eines therapeutisch wirksamen Proteins (VEGF165) angeregt werden?

    3. Welche lokalen Gewebereaktionen werden durch die in vivo Implantation solcher

    genetisch modifizierter Zellen ausgelst?

    4. Gelingt es durch VEGF165, das transient im Krper durch diese Zellen produziert wird,

    die Nekrosewahrscheinlichkeit eines definierten ischmischen Gewebeareals durch

    therapeutische Angiogeneseinduktion herabzusetzen?

  • 12

    3. Material und Methoden

    Zur Beantwortung der genannten Fragestellungen wird der Versuchsablauf wie folgt geplant:

    1. Die zu modifizierenden Zellen sollen in vivo möglichst keine Immunreaktion

    hervorrufen. Aus diesem Grund werden ausschließlich isogene Fibroblasten

    verwendet. Diese sollen zunächst in vivo gezüchtet werden.

    2. Die gewonnenen Fibroblasten sollen genetisch modifiziert werden, um VEGF165 zu

    produzieren. Dazu erfolgt ihre Kultivierung und Transduktion in vitro.

    3. Modifizierte Fibroblasten werden in isogenes Rattengewebe appliziert, um lokale

    Langzeiteffekte untersuchen zu können.

    4. Zum Nachweis eines klinischen Effektes wird eine Ischämie im Tiermodell generiert

    und die modifizierten Fibroblasten werden appliziert. Dazu werden verschiedene

    Gruppen gebildet.

    Zielort der Untersuchungen ist chirurgisch induziertes ischämisches Gewebe, das ohne

    therapeutische Intervention mindestens zu 50 % nekrotisieren würde. Um

    standardisierte statistische Aussagen machen zu können, wird in allen Versuchstieren

    der gleiche Gewebedefekt provoziert. Verwendet wird hierzu der von McFarlane 1965

    beschriebene myofasziokutane Hautlappen mit einer definierten Größe von 8 x 2 cm.

    (59). Anhand dieses Vorgehens wird ein Areal generiert, das zuverlässige

    Abgrenzungen vitaler und avitaler Gewebeanteile erlaubt.

    5. Die eingetretenen Effekte werden dokumentiert und klinisch, histologisch,

    immunhistochemisch, proteoanalytisch sowie mikroangiographisch ausgewertet.

    3.1 Materialien

    3.1.1 Vektoren

    Der verwendete und im Labor von Herrn Dr. Lindenmaier (GBF Braunschweig) hergestellte

    Vektor ist bicistrionisch (Abbildung 3, s. Anhang), d.h. er codiert für VEGF165 und GFP

    (green fluorescent protein), welches zur FACS-Analyse (FACS= fluorescent activated cell

    sorter) benötigt wird. Zusätzlich wird ein so genannter Leervektor benutzt, der nur für GFP

    codiert (Abbildung 4, s. Anhang). Ein weiterer, von T. Wickham (Fa. Genentech/USA)

  • 13

    entwickelter Vektor wurde verwendet, um das lac-Z Gen als zustzlichen Zellmarker mit

    maximaler Effizienz in den Zielzellen zu exprimieren (86).

    3.1.2 Zellkultur

    DMEM: Dulbeccos mod eagle medium with 0,11 /GL Na PYR, with Pyridoxine (Fa. Gibco)-

    FBS (fetal bovine serum) (Fa. HtClone/USA)

    Penicillin/ Streptomycin 100 IU-100 μl/ml (Fa. Bhringer)

    Fungizone (Amphotericin B, 250 UG/ml) (Fa. Gibco)

    L- Ascorbinsure (Fa. Sigma)

    Ascorbinsurelsung: Ascorbinsure+ aqua dest. 1:10, filtersterilisiert

    Vollmedium: DMEM+ 5% FBS+ 1% Pen./ Strep.+ 1% Ascorbinsurelsung+ 0,2%

    Fungizone

    PBS (Phosphatgepufferte Kochsalzlsung) (Fa. Gibco)

    DMSO (Dimethyl- Sulfoxid) (Fa. Sigma-Aldrich/ England)

    Trypsin 1-300 (Fa. ICN Biochemicals)

    Trypsinlsung: Trypsin+ PBS 1:10, filtersterilisiert

    Zellkulturflaschen 150 cm (Fa. TPP, Trasadingen/ Schweiz)

    Qualifreeze Cryo- Einfriergert mit einer Abkhlrate von 1C/ min (Fa. Qualilab/ Bender&

    Hobein)

    Sterile Pipetten 2, 5, 10, 25 ml

    Eppendorf- Pipetten 10, 100, 1000 μl

    Falcons 15, 50 ml

    Gefriercups 1,5 ml

    Filter, Kompressen, Skalpell

    3.1.3 Tiere

    isogene weibliche Ratten (Sprague-Dawley Stamm, 220 g) der Firma Charles River,

    Sandhofer Weg 7, 97633 Sulzfeld

    alle Tierversuche erfolgen streng nach den hierfr vorgesehenen Protokollarien des

    Universittsklinikum Schleswig – Holstein

    die Tierversuche wurden genehmigt vom Ministerium fr Umwelt, Natur und Forsten des

    Landes Schleswig-Holstein (Tierversuchsnummer: 27/g/02)

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    CO2- Gas

    Ketamin (Ketanest 25 mg/ ml) (Fort Dodge Laboratories, Iowa/USA)

    Xylazin 2% (Rompun 20 mg/ ml) (Fa. Bayer Vital GmbH, Leverkusen)

    Operationsinstrumentarium

    Nahtmaterial (Seralon blau 50cm, 5/0, scharfe Nadel, DSS-15)

    Silastikfolie ( Fa. PharmElast, SF Medical Hudson MA/USA)

    Spritzen 2, 5, 10 ml

    Insulinspritzen 1ml

    Kanülen gelb (0,9 x 40 mm), grün (0,8 x40 mm), braun (0,45 x 12mm)

    Isotone Kochsalzlösung (NaCl)

    3.1.4 ELISA

    Es wurden ELISAs bei einer MOI von 10, 30 und 100 durchgeführt. Medium wurde an den

    Tagen 1, 3, 5, 7, 9, 11, 13, 17, 21 und 24 entnommen und analysiert. Für alle Versuche

    wurden Quantikine human VEGF165 (Fa. R&D Systems) mit den dazugehörigen Materialien

    entsprechend der Anleitung des Herstellers verwendet.

    3.1.5 Mikroangiographie

    Venenverweilkatheter (Insyte- W 0,9 x 25 mm) (Fa. Vialon)

    Gelatine (Fa. Merck, Darmstadt)

    Bariumsulfat

    Grüne Tinte (Fa. Lamy)

    Perfusorspritzen 50ml

    Prostavasin

    Materialien, die bereits unter 2.1.1- 2.1.3 aufgeführt sind

    3.1.6 real time PCR

    Die Bestimmung der mRNA für VEGF165 im Zielgewebe wurde im Institut für Physiologie

    durch Herrn Dr. Hellwig-Bürgel und Laborassistenten vorgenommen.

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    3.1.7 FACS – Analyse

    Zur Messung der Transfektionsrate von GFP-und bicistronisch GFP/VEGF165 transfizierten

    Zellen wurde in der GBF/Braunschweig eine FACS – Analyse der modifizierten Zellen

    durchgefhrt.

    3.2 Methoden

    3.2.1 Implantation von Silastik und Gewinnung der Fibroblasten

    Zuerst wurden 10 weibliche Sprague Darley Ratten 225g mit CO2 begast und anschlieend

    eine intraperitoneale Narkose mit 0,05ml Rompun und 0,325ml Ketanest gesetzt. Nachdem

    die Tiere ausreichend narkotisiert waren, wurde auf dem Rcken kranial ein 2cm langer

    Schnitt gemacht und von da aus die Subkutis von der Muskelfaszie gelst, um eine kleine

    Hhle zu schaffen fr die anschlieende Einlage von einem 5cm langen und 1cm breiten

    Stck Silastik. Danach wurde der Schnitt zugenht und die Tiere zurck in die Kfige gesetzt.

    Eine Woche spter wurden die Tiere wieder wie oben narkotisiert und anschlieend das

    Fibroblastenkonglomerat, das sich als Folge der Fremdkrperreaktion um das Silastik gebildet

    hatte, entnommen und in ein mit 20 ml DMEM geflltes 50ml Falcon gelegt. Danach wurden

    die Tiere euthanasiert. Dann wurde das Konglomerat in einem Labor der gentechnischen

    Sicherheitsstufe 1 unter sterilen Bedingungen von der Silastikmembran abgelst. Das Material

    wurde ausgiebig gewaschen in insgesamt 10 x 50ml Falcons mit 20ml PBS, wobei es 10mal

    60 Sekunden lang krftig geschttelt wurde. Nach dem Waschen wurde das Material in einer

    Petrischale mit zwei Skalpellen klein geschnitten. Danach wurde das Material in eine sterile

    25ml Monovette gegeben und 60 min bei 37C mit 10ml einer Collagenaselsung (2mg

    Collagenase/ ml PBS) und 5ml DMEM ohne Zustze enzymatisch behandelt, um die

    Fibroblasten aus dem Kollagenverband zu lsen. Anschlieend wurde der berstand mit den

    Zellen durch sterile Gaze gefiltert und mit dem brigen Gewebe noch einmal gleichsinnig

    verfahren. Danach wurde die so gewonnene Suspension 4 min lang bei 1200 U/ min

    zentrifugiert, sodass sich die Fibroblasten am Gefboden als Pellet abgesetzt haben. Nach

    Suspension in 10 ml DMEM wurden 20 l abpipettiert, um die Zellzahl in einer

    Zellzhlkammer zu bestimmen. Anschliessend wurden die Fibroblasten kryoasserviert oder

    weiter kultiviert.

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    3.2.2 Kryoasservation

    Die Zellen wurden zu je 5 Mio. / Cup verteilt und in je 1ml DMSO/FBS- Lösung (10%

    DMSO, 90% FBS) gelöst. Danach wurden die Cups in ein Cryo- Einfriergerät gestellt und bei

    -80 °C über 24 Stunden langsam eingefroren. Danach wurden die Cups wieder

    herausgenommen und sofort in flüssigen Stickstoff gegeben, um die Zellen bei -196 °C

    weiter zu asservieren.

    Aus diesem Bestand konnten immer wieder Zellen entnommen werden, um sie zu kultivieren.

    Für alle Versuche wurden nur Zellen aus der 4. Passage verwendet.

    Dazu wurde die gebrauchte Anzahl an Cups dem Stickstoffbehälter entnommen und im

    Wasserbad bei 37 °C aufgetaut. Dann wurden die Zellsuspensionen in DMEM aufgenommen

    und aus den Cups abpipettiert und in je ein 15 ml Falcon gegeben, das jeweils schon mit 5 ml

    Vollmedium gefüllt war, und 4 min bei 1200 U/min zentrifugiert. Anschließend wurde der

    Überstand abgesaugt und das Zellpellet wieder in 5 ml Vollmedium aufgelöst, sodass das

    DMSO hinterher entfernt war und die Fibroblasten zur Zellkultivierung weiter verwendet

    werden konnten.

    3.2.3 Kultivierung der Zellen

    Vollmedium wurde bei 37 °C im Wasserbad erwärmt und anschließend je 20 ml in eine

    Zellkulturflasche gefüllt. Dann wurde eine Suspension aus 5 Mio. Zellen und 5ml Medium

    (siehe oben) dazugegeben und die Zellkulturflaschen wieder in den Brutschrank gestellt. Alle

    drei Tage wurde Medium gewechselt, da sich die Fibroblasten ca. alle 16- 18 Stunden teilen

    und deshalb entsprechend Energie brauchen. Nachdem die Zellen konfluent waren ( Abb. 5

    und 6) , wurden die entsprechenden Flaschen mit 10 ml PBS gewaschen und anschließend

    wurde je 4 ml Trypsinlösung für 4min zugegeben, sodass nach sanftem Schwenken und

    Beklopfen sich die Zellen ablösten. Danach wurde je 5 ml DMEM dazupipettiert, um die

    Trypsinaktivität zu stoppen. Dann wurde die Suspension abpipettiert und in ein 15 ml Falcon

    überführt, das 4 min bei 1200 U/min zentrifugiert wurde. Hinterher wurde der Überstand

    abgesaugt und das verbleibende Pellet in 9ml Vollmedium resuspendiert. Neue

    Zellkulturflaschen wurden mit 22 ml Vollmedium bestückt und die Suspension wurde auf

    drei Flaschen gleichmäßig verteilt. Die Zellen wurden so nochmals über 2-3 Zellpassagen

    kultiviert, bis man die gewünschte Anzahl an Fibroblasten hatte.

  • 17

    Abbildung 5: präkonfluente Zellen Abbildung 6: konfluente ZellenPhasenkontrastmikroskopie: 50fache Vergrösserung

    3.2.4 Adenovirale Transfektion

    Wesentlicher experimenteller Bestandteil dieser Arbeit war die Transfektion der aus dem

    Nativgewebe gewonnenen Fibroblasten mit einem vektortragenden Adenovirus. Nur Zellen

    mit der neuen rekombinanten Kerninformation waren später dazu in der Lage, VEGF165 in das

    Gewebe freizusetzen und die gewünschten klinischen Effekte hervorzubringen. Das hier zur

    Anwendung kommende Verfahren des zellbasierten Gentransfers wurde von Herrn Professor

    Machens entwickelt und genießt internationalen Patentschutz (PTC/EP 03/01766).

    Sämtliche Arbeiten erfolgten unter streng sterilen Kautelen in einem Labor der

    Sicherheitsstufe 2 mit einem Unterdruckluftsystem zum Absaugen der Luft an jedem

    Arbeitsplatz.

    Nachdem die Zellen über drei Zellpassagen kultiviert waren, wurde in einer Phase, in der die

    Zellen gerade konfluent waren, das Medium abpipettiert und 4ml einer Suspension aus PBS,

    2% FCS und Adenovirus dazugegeben. Danach wurden die Flaschen für eine Stunde unter

    Abschirmung von UV- Licht auf die Schwenkbank gestellt. Hinterher wurde je 21 ml

    Vollmedium dazupipettiert und die Flaschen wurden wieder über Nacht in den Brutschrank

  • 18

    gestellt. Am nächsten Tag wurde das Medium abpipettiert, die Zellen trypsinisiert und

    zentrifugiert und das Pellet in 1ml Vollmedium wieder resuspendiert. Die Menge an

    Adenovirus wurde anhand der Zellzahl (Bsp.: 5 Mio. in einer Zellkulturflasche, 200 000 in

    einem well einer 12- well Platte), dem Virustiter (Bsp.: 5x 1010 Pfu/ ml) und der

    gewünschten MOI (multiplicity of infection; Bsp.: bei der MOI 100 braucht man für eine

    Flasche 5x 106x 100 = 5x 108 Viren, aus der Viruslösung muss also 0,1 ml entnommen

    werden) ermittelt. Die Zellzahl eines gerade konfluent gewordenen Fibroblastenrasens einer

    Zellkulturflasche wurde ausgezählt, um die benötigte Virenmenge zu ermitteln.

    3.2.5 Versuchstiere und operatives Vorgehen

    3.2.5.1 Gruppeneinteilungen

    Um die Wahrscheinlichkeit einer immunologischen Reaktion auf die modifizierten

    Fibroblasten in vivo möglichst gering zu halten, wurden ausschließlich isogene Ratten des

    Stammes Sprague Dawley verwendet. Alle Tiere wurden unter gleichen Bedingungen in

    einem Stall der biologischen Sicherheitsstufe 1 gehalten. Nahrung und Wasser waren für alle

    Tiere vor und nach der Operation frei zugänglich. Nach der Operation wurden die Tiere in

    Einzelkäfigen gehalten, um Kannibalismusschäden untereinander zu vermeiden.

    Die Tiere wurden in verschiedene experimentelle Gruppen unterteilt. (s. Tabelle 1) Jede

    Gruppe der Ischämieversuche bestand aus 30 Tieren (ausser Gruppe 0, diese bestand aus 10

    Tieren). Die Einteilung der Gruppen beinhaltete eine Untergliederung in 3 Settings. Tieren in

    Setting I wurden die applizierten Substanzen bzw. Zellen während der Lappenoperation

    verabreicht (Zeitpunkt 0), die Auswertung der Tiere erfolgte 7 Tage später. Tieren im Setting

    II und III wurden die Substanzen bzw. Zellen zum Zeitpunkt 7 Tage (Setting II) und 14 Tage

    (Setting III) vor der Lappenoperation verabreicht. Die Auswertung erfolgte ebenfalls 7 Tage

    nach der Lappenoperation. Aus diesen Zeitmodi wird ersichtlich, dass der längste

    stattfindende Kontakt eines Tieres mit den transplantierten Zellen 21 Tage betrug (Tiere in

    Setting III). Die Zellen bzw. das Medium wurden an zwei verschiedene Transplantationsorte

    implantiert: 5 Mio. Zellen, aufgelöst in 1ml DMEM bzw. 1ml DMEM in 20 parallelen

    Implantationsorten im Lappen =A (Gruppen VEGF165 A, GFP A, NMFB A, DMEM A) und 2

    x 5 Mio. Zellen in 2ml DMEM bzw. 2ml DMEM in 20 parallelen Implantationsstellen im

    Lappen und 20 Implantationsstellen um das Zielgebiet herum =B (Gruppen VEGF165 B, GFP

    B, NMFB B, DMEM B) (Abb. 7 und 8). Zusätzlich wurde eine Gruppe in Setting I gar nicht

  • 19

    behandelt (Gruppe 0), um eine eventuelle Beeinflussung des Ergebnisses durch das Medium

    auszuschließen. Außerdem wurden Langzeitgruppen (VEGF165-LZ, GFP-LZ, NMFB-LZ) mit

    jeweils 28 Tieren gebildet, denen je 5 Mio. Fibroblasten subkutan in das 2x 8cm große Areal

    auf dem Rücken implantiert wurden. Am postoperativen Tag 1, 3, 5, 7, 9, 11, 14, 17 wurden

    jeweils zwei Tiere für die Auswertung der Mikroangiographie und zwei Tiere für die

    Auswertung der Immunhistochemie und der rt PCR sakrifiziert und das Zielgewebe

    analysiert. Eine weitere Gruppe von 5 Tieren wurde gebildet, um lokale

    Fremdkörperreaktionen an den Implantationsorten von transplantierten Fibroblasten 7 Tage

    nach Zelltransplantation zu untersuchen und um die durch X-gal blau gefärbte Galaktosidase

    in mit lac-Z transfizierten Zellen an anderen Gewebelokalisationen aufspüren zu können

    (trafficking). Nur in dieser Gruppe wurden die zu transplantierenden Zellen mit einem

    adenoviralen Vektor, der für lac-Z kodiert, transfiziert (s.u.)

    Gruppeneinteilung

    Setting Iwährend Lappen-OP

    Setting II7 Tage vor OP

    Setting III14 Tage vor OP

    Langzeit

    NaCl

    (1ml)

    Gruppe 0

    = 10 Tiere

    DMEM

    (1ml)

    Gruppe

    DMEM A SI

    = 10 Tiere

    Gruppe

    DMEM A SII

    = 10 Tiere

    Gruppe

    DMEM A SIII

    = 8 Tiere +

    Gruppe DMEM

    LZ

    = 28 Tiere

    DMEM

    (2ml)

    Gruppe

    DMEM B SI

    = 10 Tiere

    Gruppe

    DMEM B SII

    = 8 Tiere +

    Gruppe

    DMEM B SIII

    = 10 Tiere

    NMFB

    (5x106 Zellen)

    Gruppe

    NMFB A SI

    = 10 Tiere

    Gruppe

    NMFB A SII

    = 10 Tiere

    Gruppe

    NMFB A SIII

    = 10 Tiere

    Gruppe NMFB

    LZ

    = 28 Tiere

    NMFB

    (2 x 5x106 Zellen)

    Gruppe

    NMFB B SI

    = 10 Tiere

    Gruppe

    NMFB B SII

    = 10 Tiere

    Gruppe

    NMFB B SIII

    = 10 Tiere

    GFP

    (5x106 Zellen)

    Gruppe

    GFP A SI

    = 10 Tiere

    Gruppe

    GFP A SII

    = 10 Tiere

    Gruppe

    GFP A SIII

    = 10 Tiere

    Gruppe GFP

    LZ

    = 28 Tiere

  • 20

    GFP

    (2 x 5x106 Zellen)

    Gruppe

    GFP B SI

    = 10 Tiere

    Gruppe

    GFP B SII

    = 10 Tiere

    Gruppe

    GFP B SIII

    = 10 Tiere

    VEGF165

    (5x106 Zellen)

    Gruppe

    VEGF165A SI

    = 10 Tiere

    Gruppe

    VEGF165A SII

    = 10 Tiere

    Gruppe

    VEGF165A SIII

    = 10 Tiere

    Gruppe

    VEGF165LZ

    = 26 Tiere *

    VEGF165

    (2 x 5x106 Zellen)

    Gruppe

    VEGF165B SII

    = 10 Tiere

    Gruppe

    VEGF165B SII

    = 9 Tiere +

    Gruppe

    VEGF165B SIII

    = 10 Tiere

    ---

    lac-Z

    (5x106 Zellen)

    Gruppe lac-Z

    LZ

    = 5 Tiere

    Tabelle 1: Darstellung der Versuchstiergruppen. Die Gruppen LZ wurden als zustzliche Gruppe angesehen.

    Hier wurden keine Lappenoperationen vorgenommen. Diese Gruppen dienten der Untersuchung eventueller

    Langzeiteffekte im Gewebe. Die Gruppe lac-Z LZ diente der Beantwortung der Frage nach dem mglichen

    ‚trafficking’ der Zellen nach genetischer Modifikation in andere Organe.

    * 2 Tiere waren vor Auswertung verstorben.

    + durch Autokannibalismus nach der Lappen-OP konnten Tiere nicht ausgewertet werden.

    8cm

    2cm Implantationsstellen in Gruppen A Implantationsstellen in Gruppen B

    und Langzeitgruppen

    Abbildung 7: Schematische Darstellung der Implantationsorte in den Gruppen A, LZ, lac-Z LZ sowie in der Gruppe B.

  • 21

    Abbildung 8 : Darstellung der Implantationstechnik in den Tieren der Settings II und III sowie in den Tieren

    der Gruppen LZ sowie lac-Z LZ.

    3.2.5.2 Operatives Vorgehen und Behandlung in Setting I

    Die Sprague Dawley Ratten wurden wie oben beschrieben narkotisiert und der Rücken rasiert.

    Dann wurde ein 2x 8 cm großes Areal auf dem Rücken eingezeichnet (Abb. 9) und mit dem

    Skalpell kranial ein kleiner Hautschnitt gesetzt. Von da aus wurde mit der Schere in einer

    epifaszialen Schicht das Gewebe abpräpariert und seitlich durchtrennt, sodass daraus ein

    randomisierter Lappen mit einer 2cm großen kaudalen Basis entstand (Abb. 10). Dieser

    Lappen enthielt kutanes, subkutanes und myogenes Gewebe durch den Einschluß des für

    Ratten typischen Panniculus Carnosus. Nach Behandlung des Gewebes (Abb. 11) wurde der

    Lappen replaziert und mit einer fortlaufenden Naht mit versenkten Knoten wieder eingenäht

    (Abb. 12). Eine Woche später wurden die Tiere sakrifiziert und das Zielgewebe ausgewertet.

    Abbildung 9 Abbildung 10

  • 22

    Abbildung 11 Abbildung 12

    3.2.6 LacZ- Färbung

    Zuerst wurden die Fixationslösung und die Färbelösung hergestellt. Die Fixationslösung

    bestand aus 1% Formaldehyd und 0,2% Glutaraldehyd in PBS. Bsp. 10ml Fixationslösung:

    270µl Formaldehyd, 80µl Glutaraldehyd, 965µl PBS. Für 1ml Färbelösung wurden 25µl

    Ferrozyanat (Fe2+, entspricht 5mM), 25µl Ferrizyanat (Fe3+, entspricht 5mM), 2µl MgCl2

    (entspricht 2mM) und 950µl PBS verwendet.

    Sieben Tage nach Implantation der lac-Z modifizierten Zellen wurden die Implantationsorte

    (Abb. 6) mitsamt den 8 x 2 cm umfassenden myokutanen Geweben entnommen, einmal mit

    PBS gewaschen und 5 Minuten lang in die Fixationslösung gelegt, danach nochmals dreimal

    mit PBS gewaschen und mit Färbelösung vollständig bedeckt. Nach zwei Stunden bei

    Raumtemperatur wurde dem Gewebe die Färbelösung wieder entfernt und durch PBS ersetzt

    (Abb. 13). Das Gewebe wurde dann mit Hilfe einer Lupenkamera fotografiert (Abb. 14) und

    anschließend in Paraffin eingebettet, HE gefärbt und für die Histologie geschnitten.

    Abbildung 13 Abbildung 1

  • 23

    3.2.7 Auswertung in vitro

    Die in vitro Befundung umfasst die Auswertung einer ELISA-Antigen-Bestimmung und einer

    Fluoreszenzmikroskopie. Ziel ist es, durch die in vitro-Analyse zunchst einen quantitativen

    Nachweis einer VEGF165-Produktion durch ELISA bei verschiedenen MOIs zu fhren und die

    erhaltene Transfektionsrate bei einer dann festgelegten MOI zu messen.

    3.2.7.1 ELISA

    Ein wichtiger Schritt vor der Arbeit im Tierexperiment war die Beantwortung der Frage nach

    der Dauer und der Menge der Expression therapeutischen Proteins durch die modifizierten

    Zellen. Dies gelang im in vitro ELISA. Gemessen wurde in zwei verschiedenen ELISA-

    Anstzen, wovon jeder jeweils 96 Wells beinhaltete, sodass die Messungen von

    verschiedenen MOI zur gleichen Zeit erfolgen konnte, um dadurch einen systematischen

    Fehler so klein wie mglich zu halten. Der experimentelle Aufbau dazu war folgender:

    Eine 12-well-Platte wurde beschickt mit 2x105 Fibroblasten pro well. Um sicherzustellen,

    dass sich nur noch vitale Zellen auf der Platte befanden, wurde diese fr 24 Stunden unter

    oben genannten Standardbedingungen kultiviert und anschlieend ein Mediumwechsel

    durchgefhrt. Dabei wurden avitale Zellen und sonstiger Zelldetritus entfernt. Da alle wells

    voneinander isoliert waren, war es mglich, Transfektionen mit unterschiedlicher MOI auf

    derselben Platte durchzufhren und so fr den Versuchsablauf die bestmglichen

    Vergleichsbedingungen zu erreichen. Die ersten drei wells wurden nicht transfiziert, sie

    dienten als Kontrollgruppe. Drei wells wurden transfiziert mit einer MOI 10, drei mit einer

    MOI 30 und drei weitere mit einer MOI 100. Jedes well wurde mit 2 ml Vollmedium befllt

    und anschlieend kultiviert. Jeden Tag zur selben Zeit wurde ein erneuter Mediumwechsel

    durchgefhrt. Das dabei gewonnene Medium wurde gut resuspendiert und an den Tagen 1, 3,

    5, 7, 9, 11, 13, 15, 17, 21, 24, 28, 35, 42, 49 und 56 in Proben zu jeweils einem Milliliter pro

    Ansatz asserviert. Die Aufbewahrung der Proben erfolgte nach Schockgefrierung (-196 C)

    bei einer Temperatur von –80 C.

    Zur Auswertung der Proben wurde ein ELISA-Kit (s. Kap. 2.2) verwendet. Fr jeden zu

    untersuchenden Tag wurde von jeder MOI-Probe der asservierte Ansatz im Wasserbad schnell

    aufgetaut, 100 l des Inhaltes entnommen und der Rest in flssigem Stickstoff wieder

    schockgefroren. Streng nach den Angaben des Herstellers wurde der VEGF165-Gehalt jeder

    Probe nach guter Resuspendierung im ELISA gemessen.

  • 24

    3.2.7.2 Transfektionsrate

    Fr die Beurteilung der Effektivitt des Modifikationsverfahrens und die mgliche

    Korrelation zwischen der Konzentration therapeutischen Proteins und der Zahl transfizierter

    Zellen war es wichtig, die Transfektionsrate in der Zellkultur zu bestimmen. Teil des Genoms

    der verwendeten Adenoviren war das Gen fr GFP. In der GBF/ Braunschweig wurde eine

    Analyse der fluoreszierenden Zellen unter Leitung von Dr. Lindemann durchgefhrt.

    3.2.8.1 Auswertung in vivo

    Die in vivo-Befundung erfolgte durch computerassistierte klinisch-planimetrische Messung

    der Vernderung von Flchenverhltnissen, Histologie entnommener Biopsate (HE und

    PECAM fr Kapillardichte), rt-PCR zum m-RNS Nachweis von produziertem VEGF165 und

    eine mikroangiographische Darstellung des Gefbettes (>20 mikrometer).

    Fr die Auswertung wurden alle Tiere mit einer berdosis des Narkotikums euthanasiert. Der

    Lappen wurde standardisiert fotografiert. Die Rnder der Nekrosezone und des vitalen

    Lappenteiles wurden nach Auflegen einer Klarsichtfolie abgezeichnet, um ihre

    Grenverhltnisse bestimmen zu knnen (Abb. 15) Im letzten Schritt wurden Gewebeproben

    des Lappenareals gewonnen. Dazu musste der Lappen erneut gehoben werden. Der initiale

    Schnitt wurde 0,5 cm kaudal des Stieles gefhrt. Er reichte bis etwa 0,5 cm auerhalb der

    Lappengrenzen hinaus. Diese Prparation auerhalb der Lappengrenzen ermglichte eine

    sptere histologische Darstellung der Regionen, die sich distal der nekrotischen Areale

    befanden. Der Lappen wurde bis zu seinem apikalen Ende vom Untergrund gelst und in

    Lngsrichtung halbiert. Die beiden Teile wurden asserviert (eine Hlfte in flssigem

    Stickstoff bei –196C, die andere in Formalinlsung) (Abb. 16).

    Die Tiere der Langzeitgruppe wurden am jeweiligen Auswertungstag 1, 3, 5, 7, 9, 11, 13, 15,

    17, 21, 24, 28, 35, 42, 49 und 56 nach Gewebebehandlung euthanasiert. Das Zielgewebe

    wurde an seinen angezeichneten Grenzen gehoben (bei diesen Tieren ist keine Nekrosezone

    vorhanden) und quer halbiert. Der apikale Teil wurde in sich wiederum in Lngsrichtung

    halbiert. Ein Teil wurde kryokonserviert (Schockgefrierung bei –196C), der andere in

    Formalinlsung asserviert fr eine sptere CD 31 Frbung zum Nachweis von Endothelzellen

    und zur leichteren Quantifizierung von Kapillaren. Der basale Teil, an dem sich der

    Lappenstiel befand, wurde nicht als Ganzes asserviert. Mit einer Prparierschere wurde hier

    vorsichtig die unterste Gewebsschicht gelst. Etwa 0,5 cm Zellmaterial sollten so gewonnen

    und schockgefroren werden.

  • 25

    Abbildung 15Abzeichnen der Nekrosezone und der Lappengrenze zur planimetrischen Ausmessung des vitalen Lappenanteils

    in %

    in flüssigen

    Stickstoff in Formalin

    (rtPCR) (Immunhistochemie)

    Abbildung 16Schematische Darstellung der Auswertung der Ischämiegruppen

  • 26

    3.2.8.2 Mikroangiographie

    Zur Herstellung des Kontrastmittels, welches sowohl röntgendicht als auch niedrig viskös sein

    musste, um selbst kleinste Blutgefäße zu erreichen, wurde eine Mischung aus 40g

    Gelatinepulver und 200 ml Wasser (flüssige Gelatine) bei 100°C erhitzt und warm gehalten.

    Dann wurde das betreffende Versuchstier anästhesiert und bei Rückenlage fixiert. Nach

    Freipräparation der linken Carotis wurde diese mit einer 22er Braunüle kanüliert. Hierein

    wurden 40 µg Prostavasin, aufgelöst in 0,5 ml NaCl 0,9%/ 100g Ratte injiziert und 30 sec.

    abgewartet. Nach Entnahme von 1,5ml Blut/ 100g Ratte wurde eine Mischung aus flüssiger

    Gelatine, Bariumsulfat und Tinte (brillantgrün) in einem Mischungsverhältnis von 1: 2: 0,05

    und in einer Menge von 10ml/ 100g Ratte bei noch vitaler Herzfunktion appliziert (Abb. 17

    und 18).

    Abbildung 17 Abbildung 18

    Eine Grünfärbung aller 4 Extremitäten sowie der Ohren und der Augen wurde als Zeichen

    dafür gewertet, dass die Mischung die peripheren Gefäße erreicht hat (Abb. 19 - 22).

    Abbildungen 19 – 22: (von links nach rechts)

  • 27

    Danach wurde das Tier ber 24 Stunden bei 4C gelagert. Am nchsten Tag wurde das

    betreffende Versuchstier nachrasiert und das Zielgewebe entnommen (Abb. 19 und 20). In der

    Radiologie erfolgte dann die rntgenologische Darstellung der Gefe mittels der digitalen

    Mammographie (24 kV bei 9mAs konventionell) (Abb. 23 und 24).

    Abbildung 23 Abbildung 24

    Die so gewonnenen digitalen Bilder wurden quantitativ ausgewertet durch Auszhlung der

    Gefabgnge/cm.

    3.2 Statistik

    Alle Ergebnisse sind als Mittelwert Standardabweichung dargestellt. Die Signifikanz des

    Unterschieds der Varianzen zweier Gruppen wurde mit dem F-Test ermittelt. Paarweise

    Vergleiche zwischen den Gruppen wurden mit dem Students t-Test durchgefhrt. Die

    Varianzanalyse mehrerer Gruppen erfolgte durch den ANOVA Test. Das Signifikanzniveau

    wurde auf α = 0,05 festgelegt. Eine Signifikanz lag vor, wenn p≤ 0,05.

    4. Ergebnisse

    4.1 X-gal- Färbung

    Die Gegenfrbung der vom lac-Z Gen exprimierten und intrazellulr verbleibenden -

    Galaktosidase durch X-gal ergab, dass die Zellen 10 Tage nach Implantation noch an

    derselben Stelle zu finden waren, es hatte also keine Migration stattgefunden. Die

    Blaufrbung bewies, dass die Zellen noch vital waren aufgrund der kurzen Halbwertszeit von

  • 28

    -Galaktosidase. Histologisch konnte man keine Anhufung von polymorphonukleren Zellen

    erkennen, was darauf schlieen lsst, dass keine Immunreaktion gegen die implantierten

    Zellen stattgefunden hat (Abb. 25 und 26). Die Untersuchung von Leber, Lunge und Gehirn

    ergab keinen Nachweis LacZ positiver Zellen.

    Abbildung 25: HE-Frbung , Abbildung 26: HE-Frbung,Vergrsserung 100x Vergrsserung 200x

    4.2 Transfektionsrate

    Andere Vorarbeiten hatten bereits ergeben, dass eine optimale Transfektionsrate bei einer

    MOI von 100 zu erzielen war. Bei dieser MOI fanden sich die relativ hchsten

    Transfektionsraten bei gleichzeitig niedrigster Mortalitt transfizierter Zellen. Die FACS –

    Analyse der nicht transfizierten und trotzdem fluoreszierenden Zellen lag bei 0,4%. Bei den

    allein mit GFP transfizierten Zellen lag die Transfektionsrate bei 95,3 % und bei dem

    bicistrionischen Vektor, der VEGF165 zusammen mit GFP codiert, war die Transfektionsrate

    88,0 % (Abb. 27).

  • 29

    Nicht transfizierte Zellen VEGF165 transfizierte Zellen GFP transfizierte Zellen

    MOI 100 MOI 100

    egfp egfpegfpegfp egfpegfp

    Abbildung 27Ergebnisse der FACS-Analyse

    4.3 Produktion von VEGF165

    4.3.1 Proteinexpression in vitro

    Kontrolltransfektionen mit einer niedrigeren MOI von 10 erbrachten zwar eine wesentliche

    Steigerung der Proteinexpression gegenüber nicht transfizierten Fibroblasten (Abb. 28 und

    29), jedoch war die Expression insgesamt nur mit Hilfe eines hochsensitiven ELISA im

    niedrigen picogramm-Bereich zu messen. Allerdings lag die Proteinexpression der nicht

    transfizierten Fibroblasten schon fast unterhalb der Nachweisgrenze.

    VEGF165 MOI10, I

    0

    5

    10

    15

    20

    25

    Tage

    pg/m

    l

    VEGF165

    VEGF165 11 18 19 6,3 6,8 12 2,2 6,3 0 1,1

    1 3 5 7 9 11 13 17 21 24

    VEGF165 MOI10, II

    0

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    Tage

    pg/m

    l

    VEGF165

    VEGF165 7,4 3,9 5,1 0,5 3,3 5,1 1,6 2,2 0,5 0

    1 3 5 7 9 11 13 17 21 24

  • 30

    Abbildung 28

    nmFB

    0

    0,05

    0,1

    0,15

    Tage

    pg/m

    l

    VEGF165

    VEGF165

    0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

    1 3 5 7 9 1 1 1 2 2

    Abbildung 29

    Weitere Transfektionsversuche mit einer MOI von 30 zeigten, dass die Proteinexpression

    deutlich gegenüber den Werten bei einer MOI von 10 zu steigern war (Abb. 30).

    VEGF165 MOI 30, I

    0

    50

    100

    150

    200

    250

    300

    350

    Tage

    pg/m

    l

    VEGF165

    VEGF165 72 317 183 59 41 25 16 25 15 10

    1 3 5 7 9 11 13 17 21 24

    VEGF165 MOI30, II

    0

    50

    100

    150

    200

    250

    300

    Tage

    pg/m

    l

    VEGF165

    VEGF165 155 251 118 59 37 24 82 30 35 12

    1 3 5 7 9 11 13 17 21 24

    Abbildung 30

    Bei einer MOI von 100 zeigte sich eine weitere Steigerung der Proteinexpression (Abb. 31).

    Deutlich war hier wie auch schon bei den Versuchen mit einer MOI von 30, dass ein

    Expressionsmaximum am 3. Tag nach Transfektion zu erreichen war. In den folgenden 10

    Tagen fiel die Proteinexpression auf einen Basislevel und war danach nur im sehr niedrigen

    Bereich messbar gewesen. Andere Versuche hatten ergeben, dass eine weitere Steigerung der

    MOI zu keiner wesentlichen Verbesserung der Transfektionsrate wie der Proteinexpression

    führte. Deshalb wurden alle folgenden Experimente mit genetisch modifizierten Fibroblasten

    bei einer MOI von 100 durchgeführt.

  • 31

    VEGF165 MOI100, I

    0

    200

    400

    600

    800

    1000

    Tage

    pg/m

    l

    VEGF165

    VEGF165 336 890 781 364 261 189 152 0 130 49,4

    1 3 5 7 9 11 13 17 21 24

    Abbildung 31Proteinexpression bei einer MOI von 100: An Tag 3 konnten fast 1000 pg VEGF165 gemessen werden.

    4.4 Effekte der modifizierten Fibroblasten in vivo

    4.4.1 Nachweis von VEGF165 mittels rtPCR

    Aus dem Zielgewebe wurden Gewebeproben an den Tagen 1, 3, 5, 7, 9, 11, 13, 15, 17, 21, 24,

    28, 35, 42, 49 und 56 nach Gewebebehandlung entnommen. Es fand sich nur während des 1.,

    3. und 5. Tages eine signifikante Zunahme der mRNS im Zielgewebe (Abb. 32). Die

    maximale Produktion von VEGF165 der VEGF156-LZ Gruppe fand dabei am 3. Tag nach

    Zellapplikation statt. Die mRNS Produktion der Kontrollgruppen (GFP und nmFB) ging im

    gesamten Zeitraum nicht über den Basislevel hinaus.

    Abbildung 32Ergebnisse der real time pcr: mRNS Produktion der VEGF165-LZ Gruppe im Vergleich zu nicht modifizierten

    Zellen. Es wurden jeweils 2 Tiere ausgewertet.

    VEGF

    0

    100

    200

    300

    400

    1 3 5

    %

    Tage post operationem

  • 32

    4.4.2 Immunhistochemischer Nachweis von VEGF165

    In einem eigens entwickelten Verfahren (Dr. Söllner) gelang die spezifische Färbung von

    VEGF165 im Zielgewebe (gestrichelte Linie in Abb. 33). Dabei konnten auch Zellen

    beobachtet werden, die eine besonders intensive Färbung angenommen hatten und als

    modifizierte Fibroblasten mit maximaler VEGF165 Produktion identifiziert wurden (Inset in

    Abb. 33).

    Abbildung 33: Färbung VEGF165 positiver Zellen im Zielgewebe: Vergrösserung 100x und 400x

    4.4.3 Immunhistochemischer Nachweis von Kapillaren

    Wir konnten eine deutliche Zunahme der Anzahl von Kapillaren pro Gesichtsfeld nur

    innerhalb der ersten 7 Tage nach Zellapplikation feststellen. Eine signifikante Steigerung der

    Kapillarzahl fand sich dabei interessanterweise nur am Tag 1 nach Zellapplikation (Abb. 34;

    Tab. 2 s. Anhang).

  • 33

    Immunhistochemie Langzeitgruppen

    0

    20

    40

    60

    80

    100

    120

    140

    1 3 5 7 9 11 14Tage post operationem

    Kap

    illar

    en/G

    esic

    htsf

    eld

    VEGF165GFPnmFB

    Abbildung 34: Graphische Darstellung der Ergebnisse der Immunhistochemie der Langzeitgruppen: Die anfangs verzeichnete höhere Kapillardichte der therapeutischen Gruppe im Vergleich zu den Kontrollgruppen

    nahm im Verlauf ab. Jede Gruppe bestand aus jeweils 18 Tieren, von denen jeweils 2 Tiere an den einzelnen

    Tagen post operationem ausgewertet wurden. Aus jedem Tier wurden 4 Gwebeproben entnommen.

    *P < 0,05

    4.4.4 Mikroangiographie

    Mikroangiographisch fanden wir nur innerhalb der ersten 5 Tage nach Zellapplikation in der

    therapeutischen Gruppe eine signifikante Zunahme der Blutgefäßanzahl pro cm² Zielgewebe.

    Ab dem 7. Tag nach Zellapplikation war bereits eine Normalisierung der Gefäßanzahl

    festzustellen (Abb. 35, Tab. 3 s. Anhang).

    *

  • 34

    LZ-Mikroangiographie

    05

    101520253035404550

    1 3 5 7 11 17Tage post operationem

    Blut

    gefä

    ße/c

    VEGF165GFPnmFB

    Abbildung 35: Graphische Darstellung der Ergebnisse der Mikroangiographie der Langzeitversuche: Nach einer Woche nahm die Dichte des Gefnetzes in der therapeutischen Gruppe wieder ab.

    Jede Gruppe bestand aus 18 Tieren, von denen jeweils 2 Tiere an den einzelnen Tagen post operationem

    ausgewertet wurden.

    4.5 Effekte der modifizierten Fibroblasten in einem etablierten Lappenmodell der

    Ratte

    4.5.1 Planimetrie

    Die Ausmessung der vitalen Lappenanteile, gemessen an der Gesamtlappenflche, ergab fr

    fast alle Gruppen vergleichbare Werte ohne signifikante Unterschiede, verglichen mit Gruppe

    0, die keinerlei Behandlung nach Lappenbildung erhalten hatte. Einzig in der Gruppe

    VEGF165 B im Setting II war eine signifikante Vergrerung vitaler Lappenanteile

    gegenber den Kontrollgruppen zu beobachten (P < 0,05) (Abb. 36und Abb. 37, Tab. 4 s.

    Anhang). In dieser Gruppe waren die VEGF165 – exprimierenden Fibroblasten 7 Tage vor

    Lappenhebung in das Zielgewebe, das 2 x 8 cm messende Lappengebiet, sowie in den

    umgebenden Rand, welcher nach Lappenhebung den spteren Wundrand darstellen wrde,

    injiziert worden.

  • 35

    Ergebnisse Planimetrie

    *

    0

    10

    20

    30

    40

    50

    60

    70

    80

    Setting I Setting II Setting III

    vita

    les

    Lapp

    enge

    web

    e(%

    ) VEGF165 AVEGF165 BGFP AGFP BnmFB AnmFB BDMEM ADMEM BGruppe 0

    Abbildung 37: Graphische Darstellung der Planimetrie: Nur Gruppe VEGF B des Settings II zeigt einen signifikant höheren Anteil an vitalem Lappengewebe im Vergleich zu den Kontrollgruppen. Jede Gruppe eines

    Settings bestand aus 10 Tieren. Für die Auswertung der Planimetrie standen alle Tiere zur Verfügung.

    *P < 0,01

    Abbildung 37: Beispiele aus den Gruppen DMEM B, NMFB B, GFP B und VEGF165 B im Setting II (von links nach rechts)

  • 36

    4.5.2 Mikroangiographie

    Mikroangiographisch konnte der Verdacht bestätigt werden, dass nur in der Gruppe

    VEGF165B eine signifikante Zunahme der neu gebildeten Blutgefäße zu verzeichnen war.

    Dieses Ergebnis war gegenüber allen anderen Gruppen signifikant (Abb. 38, Tab. 5 s.

    Anhang).

    Mikroangiographie

    *

    0102030405060708090

    SettingI Setting II Setting III

    Blu

    tgef

    äße/

    cm² VEGF A

    VEGF BGFP AGFP BNMFB ANMFB BDMEM ADMEM BGruppe 0

    Abbildung 38: Graphische Darstellung der Mikronagiographie der Ischämiegruppen: Hier bestätigte sich das Ergebnis der Planimetrie. Jede Gruppe eines Settings bestand aus 10 Tieren. Für die Auswertung der

    Mikroangiographie standen jeweils 5 Tiere jeder Gruppe zur Verfügung.

    * P < 0,01 versus Kontrollen; MW ± SD

  • 37

    4.5.3 Immunhistochemie

    Wie zu erwarten, fand sich ebenfalls nur in der Gruppe VEGF165 B eine signifikante

    Zunahme der Anzahl von Kapillaren pro Gesichtsfeld (Abb. 39, Tab. 6 s Anhang).

    Immunhistochemie Ischämiegruppen

    *

    0102030405060708090

    100

    Setting I Setting II Setting III

    Kap

    illar

    en/G

    esic

    htsf

    eld

    VEGF165 A

    VEGF165 B

    GFP A

    GFP B

    nmFB A

    nmFB B

    DMEM A

    DMEM B

    Gruppe 0

    Abbildung 39: Graphische Darstellung der Immunhistochemie der Ischämiegruppen. Jede Gruppe eines Settings bestand aus 10 Tieren. Für die Auswertung der Immunhistochemie standen jeweils 5 Tiere jeder Gruppe

    zur Verfügung. Aus jedem Tier wurden 4 Gwebeproben entnommen.

    * P < 0,01 versus Kontrollen; MW ± SD

  • 38

    5. Diskussion

    Die Komplexitt der hier erbrachten Ergebnisse lsst es notwendig erscheinen, einige Aspekte

    nher zu erlutern. Im Folgenden soll daher in Anlehnung an die Abb. 2 zunchst auf die

    derzeit verwendeten Therapiestrategien zur Angiogeneseinduktion eingegangen werden. Im

    Anschlu daran sollen die Ergebnisse hinsichtlich des verwendeten Lappenmodelles und der

    hier gefundenen therapeutischen Effekte durch VEGF165 diskutiert werden.

    5.1 Therapiestrategien zur therapeutischen Angiogeneseinduktion

    Protein-basierte Therapieansätze (I)

    In den 1980er und 90er Jahren wurde mit den wachsenden Erkenntnissen ber die

    molekularen Mechanismen der Angiogeneseinduktion und nach der erfolgreichen

    Erstanwendung von ‚Angiotropin’ zur Verbesserung der berlebensrate ischmisch

    gefhrdeter Lappengewebe (30) schnell der Ruf laut nach der klinischen Umsetzung protein-

    basierter Studien. Weiterfhrende tierexperimentellen Studien, welche hauptschlich mit

    VEGF165 und bFGF als angiogenetische Signalproteine in vivo durchgefhrt wurden, ergaben

    jedoch durchaus widersprchliche Ergebnisse (24). Dies mag zum Teil an den

    unterschiedlichen Tiermodellen, Applikationsmodi und Wirkstoffkombinationen in den

    jeweiligen Studien gelegen haben (51) (Tab. 7, s Anhang). Unter anderem auch wegen der

    relativ kurzen Halbwertzeit applizierter therapeutischer Proteine in vivo besteht inzwischen

    Einigkeit darber, dass eine echte Angiogeneseinduktion durch die proteinbasierte Therapie

    zumindest mittels VEGF165 allein primr nicht stattfindet und stattdessen eine Stimulierung

    vasodilatatorischer, NOS-gesteuerter Prozesse im Vordergrund steht (3, 33). Hierbei ist es

    auch in Abhngigkeit vom verwendeten tierexperimentellen Modell von entscheidender

    Bedeutung, ob das Zielgewebe ber eine bereits ausreichende vaskulre Kapazitt verfgt

    (z.B: 3 x 9 cm dorsaler Mc Farlane flap mit sakralen Stielgefen der Ratte) oder ob das

    Zielgewebe primr hypovaskularisiert ist (z.B. 2 x 8 cm randomisierter dorsaler Mc Farlane

    flap ohne sakrale Stielgefe der Ratte). Bisher stellen experimentelle Studien zur protein-

    basierten Therapie ischmischer Gewebe oder zur verbesserten Wundheilung mit mehr als 75

    % Literaturanteil (PubMed) die grte Gruppe innerhalb der Techniken zur therapeutischen

    Angiogeneseinduktion fr die Plastische Chirurgie dar. Die meisten Publikationen zu diesem

    Thema aus den Jahren 2003 und 2004 hatten dabei noch die Applikation von VEGF165

    beschrieben.

  • 39

    Gentransfer (II)

    Zahlreiche Technologien haben inzwischen Anwendung gefunden für den therapeutischen

    Gentransfer. Hierzu gehören physikochemische Methoden des Gentransfers wie DNS-

    Liposomenkomplexe und DNS-ummantelte Mikroprojektile sowie viral gesteuerte Techniken

    mittels rekombinanten Retroviren und Adenoviren. Alle diese Techniken haben das gleiche

    Ziel: die Einführung und Expression eines therapeutischen Genes in eine Zielzelle oder ein

    Zielgewebe. Hierbei müssen grundsätzlich zwei verschiedene Verfahren unterschieden

    werden, nämlich die Transfektion (transiente Veränderung des genetischen Materials in einer

    Zelle) und die Transduktion (permanente Veränderung des genetischen Materials in einer

    Zelle). Der Hauptunterschied liegt in der Frage, ob die genetische Modifikation der Zellen

    temporär (z.B. Plasmid-DNS, adenovirale Vektoren) oder permanent (z.B. retrovirale

    Vektoren) erfolgen soll. Bei ersterem werden die übertragenen Gene weder in das Genom der

    Zielzellen integriert noch haben sie die erforderlichen genetischen Bausteine, die ihnen eine

    Replikation zum Zeitpunkt der Zellmitose gestatten würde. Die Gene haben nur für eine

    bestimmte Zeit Bestand, in der sie exprimiert werden können, was durchaus einen

    signifikanten und therapeutisch relevanten Zeitraum bedeuten kann. Bei der permanenten

    genetischen Modifikation wird das entsprechende Gen in das Genom der Zielzellen stabil

    integriert oder das Gen enthält zusätzliche genetische Informationen, die eine Replikation der

    Gene bei der Zellmitose erlauben. Solche Gene haben Fortbestand und werden bis zum

    Untergang der Zielzelle exprimiert werden. Darüber hinaus werden die entsprechenden Gene

    im Rahmen der Zellteilung ebenfalls repliziert und an die jeweils nächste Generation von

    Tochterzellen weitergegeben. Ein wesentlicher Unterschied besteht auch hinsichtlich des

    Applikationsortes: wird die genetische Veränderung der Zellen in vivo durchgeführt, so

    spricht man von direktem Gentransfer. Wenn die Zellmodifikation dagegen ex vivo erfolgt, so

    werden nur die relevanten Zielzellen außerhalb des Organismus selektiv modifiziert und

    anschließend an ihren Zielort im Gewebe verbracht. Man spricht dann von zell-basiertem

    Gentransfer (Abb. 40) (22). Für die therapeutische Angiogeneseinduktion hat sich gezeigt,

    dass eine Kontrollierbarkeit der Genexpression in vivo von besonderer Bedeutung ist, um eine

    überschießende Bildung neuer funktionsloser Blutgefäße zu vermeiden.

  • 40

    Abbildung 40: zell-basierte Gentherapie: Ex vivo Transfektion von Zellen, die danach in das Zielgebiet implantiert werden

    Direkter Gentransfer in vivo

    Mit den zunchst sehr optimistischen Erwartungen in die Gentherapie Anfang der 1990er

    Jahre nahm diese Technologie auch bald Einzug in die Angiogeneseforschung. Zunchst

    waren es vor allem Studien aus dem kardiovaskulren Bereich, die schon bald in Phase I

    Studien mndeten. Fr die direkte Transfektion des ischmisch gefhrdeten Gewebes werden

    zurzeit vor allem Plasmide und Adenoviren erfolgreich verwendet (21, 28). Doch obwohl die

    Genexpression in vivo erfahrungsgem nur temporr ber maximal 7-14 Tage erfolgt,

    wurden auch fr adenovirale Vektoren (78) und fr DNS-Plasmide (70) pathologische

    Gefbildungen in vivo gefunden. Eine klinische Durchsetzbarkeit solcher direkten

    Transfektionsverfahren in vivo wird sich nur erreichen lassen, wenn eine Mglichkeit besteht,

    die transgene Expressionskinetik in vitro zu messen, bevor der Vektor in vivo gelangt (77).

    Hinzu kommt, dass fr diese Therapieformen, bei denen adenovirale Vektoren die effektivere

    Transfektionsrate haben, aber dabei die weitaus hchste antigene Belastung im

    Wirtsorganismus darstellen, bisher keine Lsung fr die bestehenden Probleme der

    ungerichteten Transfektion aller erreichbaren Zellen im Zielgebiet, besonders bei

    amphotrophen Vektoren und der daraus resultierenden Unkalkulierbarkeit von Qualitt und

    Quantitt der Proteinexpression, dargestellt werden knnen. Damit stehen einer klinischen

    Umsetzbarkeit dieser Therapieform weiterhin erhebliche Bedenken gegenber.

    Bioaktive Carrier( III)

    Zellfreie biodegradierbare Trger, welche als ‚slow-release-systems’ angiogenetische

    Signalproteine ber einen lngeren Zeitraum von 1-2 Wochen freisetzen knnen, werden oft

  • 41

    als ‚Medizinprodukte’ eingestuft und haben dadurch das Interesse der Industrie auf sich

    gezogen. Anders als bei (II) oder (IV) werden dabei zumeist keine autologen Zellen

    verwendet, welche immer eine Individualrezeptur darstellen und eine den pharmazeutischen

    Markt interessierende interindividuelle Gabe dadurch ausschlieen (49). Solche Carrier lassen

    sich im wesentlichen in 2 Gruppen unterteilen: Polymerfestkrper aus Polyester oder

    Polyanhydrite, bei denen inkorporierte Signalproteine weniger durch Diffusion in die

    Umgebung sondern mehr durch Hydrolyse des Festkrpers selbst freigesetzt werden und

    Hydrogele, die als dreidimensionale Polymernetzwerke H2O aufnehmen knnen und eine

    kontinuierliche Diffusion von inkorporierten Signalstoffen aus dem Polymerverbund erlauben

    (92). Grundstzlich mssen bei diesen Verfahren natrlich die carrierspezifischen lokalen

    inflammatorischen und damit auch angiogenetischen Effekte nach Implantation in vivo

    bercksichtigt werden. Innerhalb der Plastischen Chirurgie haben Rinsch et al. alternativ

    genetisch modifizierte allogene Myoblasten in polymeren Strukturen mikroencapsuliert und

    fr bFGF sogar unter Ischmiebedingungen therapeutische angiogenetische Effekte im 3 x 8

    cm McFarlane Lappen der Ratte nachweisen knnen (68). Unabhngig davon werden auch

    adulte differenzierte Zellen zur Induktion einer Angiogenese eingesetzt, weil sie selbst, wenn

    auch in deutlich geringerem Ausma als genetisch modifizierte Zellen, angiogenetische

    Signalproteine sezernieren (16).

    Stammzellen und endotheliale Vorläuferzellen (IV)

    Grundstzlich wird zwischen zwei Kategorien von Stammzellen unterschieden: totipotente

    embryonale Stammzellen (ESZ) aus Blastozysten stammend sowie pluri- und multipotente

    adulte Stammzellen (ASZ) aus differenzierten Geweben unterschiedlichen Ursprunges. Das

    grte regenerative Potential besitzen die ESZ, da sie nicht nur zu Derivaten des Ekto-, Meso

    – und Endoderms als Organe differenzieren, sondern einen kompletten Organismus bilden

    knnen. Die Therapie mit ESZ wird besonders in Deutschland weiterhin kontrovers diskutiert

    und soll hier vorerst nicht dargestellt werden. Die frhe Begeisterung fr das enorme

    regenerative Potential dieser Zellen in vitro wich allerdings bald der Erkenntnis, dass diese

    neuen Gewebeverbnde in vivo auch eine Vaskularisierung erfahren mssen, da sie ansonsten

    einer progredienten Ischmie und sukzessivem Zelluntergang anheim fallen. Interessant und

    neu ist die Erkenntnis, dass auch differenzierte Zellen unter bestimmten Bedingungen ex vivo

    dedifferenziert werden knnen, um sich mesodermal neu zu entwickeln (65). Tatschlich sind

    verschiedenene Typen von Stammzellen imstande, de novo Blutgefe im Organismus zu

    bilden. Dieser Vorgang wurde vor der Entdeckung endothelialer Vorluferzellen (1) im

    adulten Organismus nicht fr mglich gehalten und wird inzwischen als postnatale

  • 42

    Vaskulogenese bezeichnet. Der klinische und experimentelle Einsatz einer therapeutischen

    Vaskulogenese erweitert natrlich die medizinischen Mglichkeiten, welche experimentell

    bislang aber vor allem im kardiovaskulren Bereich genutzt wurden.

    Zell-basierter Gentransfer (Kombination aus II und IV)

    Als Carrier der Proteinexpression dienen hier vitale Zellen, die im Tierexperiment isogen

    oder auch autolog gewonnen werden knnen. Diese Zellen werden ex vivo transfiziert. Damit

    erhalten sie die gewnschte genetische Information (oder eine Kombination mehrerer Gene)

    und knnen auerdem in vitro auf ihre Funktionalitt getestet werden. Dadurch lsst sich eine

    genauere Quantifizierung der zu erwartenden Proteinexpression in vivo erreichen. Die

    transfizierten Zellen werden genau in das gewnschte Zielgebiet transplantiert, sodass ein

    vektorgebundener (oft viraler) antigener Kontakt im Empfngerorganismus weitgehend

    entfllt und allenfalls noch die Strukturvektorproteine an der Zielzellenoberflche prsentiert

    werden knnen. In anderen Fachbereichen (z.B. Kardiologie und Kardiochirurgie) haben

    zell-basierte Therapien bereits eine gewisse klinische Anwendung in Phase 1 und 2 Studien

    erfahren (44). Dabei wurden dem Zielgebiet entsprechend vor allem Myoblasten und

    Kardiomyozyten verwendet (4, 46). In anderen Studien wurden NIH3T3 – Zellen (29),

    autologe glatte Gefmuskelzellen (23) oder mikrovaskulre Endothelzellen (19) erfolgreich

    zur Angiogeneseinduktion in vivo genutzt. Die besondere Rolle der dosierten

    Proteinfreisetzung zeigten Arbeiten mit retroviral transfizierten Myoblasten, welche

    kontinuierlich VEGF164 freisetzten: 70 - 100 ng VEGF164/106 Zellen/Tag stellten demnach im

    Mausmodell eine ‚Signalgrenze’ zur Induktion von Hmangiomen dar. Hingegen wurden im

    gleichen Modell bei einer kontinuierliche Freisetzung von weniger als 70 ng VEGF164/106

    Zellen/Tag stabile arteriogenetische Blutgefstrukturen gebildet (63). Auch fr den

    gesamten Bereich des Tissue Engineering und innerhalb der sich aktuell entwickelnden

    Regenerativen Medizin wird dieser Therapieform zunehmende Beachtung geschenkt. So

    konnten wir in dieser Arbeit zeigen, dass Zeitpunkt und Applikationsort von VEGF165

    exprimierenden isogenen Fibroblasten eine entscheidende Bedeutung fr das klinische

    Outcome nach Induktion einer Ischmie im randomisierten Lappengewebe der Ratte haben.

    So konnten wir zeigen, dass eine temporre VEGF165 – Expression im Zielgewebe nur

    innerhalb einer Woche vor Ischmiebeginn eine therapeutisch relevante Angiogenese zu

    induzieren vermag. Dabei ist es entscheidend, nicht nur das ischmische Zielgewebe sondern

    auch dessen Umgebung in die Angiogeneseinduktion mit einzubeziehen. Hingegen sind die

    angiogenetischen Effekte bei einer Genexpresession 2 Wochen vor Ischmiebeginn im

    Zielgewebe und dessen Umgebung zum therapeutisch relevanten Zeitpunkt bei einer

  • 43

    Monoexpression von VEGF165 allein nicht mehr therapeutisch effektiv. Diese

    therapeutischen Erfolge sind ebenfalls nicht erzielbar, wenn die modifizierten Zellen erst

    zum Zeitpunkt des Ischmiebeginnes in vivo appliziert werden, was durch den

    Wirkungsmechanismus der exprimierten Proteine verstndlich wird. Da nur ortsstndige

    Endothelzellen zur Angiogenese angeregt werden, welche unter Ischmiebedingungen

    bereits eine lokale Stimulation durch freigesetzte Signalproteine erfahren, wird eine

    zustzliche Expression von Angiogenesefaktoren keine nennenswerten therapeutischen

    Effekte generieren knnen. Neue Studien haben deshalb zum Ziel, neben den Signalprotein-

    exprimierenden Zellen auch endotheliale Progenitorzellen oder periphere Stammzellen zu

    transplantieren, die selbst eine de novo Gefbildung im Sinne einer Vasculogenese

    induzieren oder eine Arteriogenese im Zielgebiet untersttzen knnen (32).

    5.2 Angiogeneseinduktion im hier dargestellten Modell

    In unserem Modell bedienten wir uns des zell-basierten Gentransfers. Der Vorteil dieses

    Verfahrens liegt vor allem darin, dass es die Gentherapie, im Gegensatz zur direkten

    Transfektion des Gewebes, kontrollierbar macht, da hier eine definierte Anzahl von Genen,

    auf eine definierte Anzahl von Zellen gebracht wurde. Die Anzahl der dadurch transfizierten

    Zellen wurde bestimmt und die daraus resultierende Proteinfreisetzung konnte noch in vitro

    mittels ELISA gemessen werden. Dann wurde eine genau definierte Anzahl dieser Zellen in

    ein vorher festgelegtes Gebiet implantiert. Hierfr wurden Fibroblasten isogener Ratten

    entnommen und diese adenoviral mit dem gewnschten Gen (VEGF165 oder GFP) transfiziert.

    Als Ischmiemodell diente uns der McFarlane Lappen. Dieser –von McFarlane 1965 (59)

    etablierte- musculokutane Lappen bezeichnet ein Gebiet von 2x8 cm Gre auf dem Rcken

    der Ratte mit einer randomisierten Blutversorgung, die von der Lappenbasis stammt. Die

    Zellen wurden dabei in den Panniclus carnosus injiziert. Aufgrund der Gre und des

    Aufbaus des Lappenmodells war die zu erwartende Nekrose bei unbehandeltem Gebiet immer

    um 50%, wenn man davon ausgeht, dass bei randomisierten Lappen bei einem

    Grenverhltnis von 1:2 gerade noch eine ausreichende Durchblutung gewhrleistet ist und

    dieses Modell ein Grenverhltnis von 1:4 beinhaltete. Es konnte somit also nicht nur

    histologisch und mikroangiographisch die Anzahl der Blutgefsse im behandelten Gewebe

    ermittelt, sondern direkt auch die therapeutische Konsequenz im klinischen Verlauf

    gemessen werden.

  • 44

    Unsere Arbeit zeigte nun, dass nur die Behandlung des Zielgebiets eine Woche vor

    Ischmiebeginn und nur unter Einbeziehung des umgebenden Gewebes eine signifikant

    hhere berlebensrate des Ischmiegebietes erzielen konnte.

    In Setting I unserer Versuchsreihe, als nmlich die Zellen bei Ischmiebeginn implantiert

    wurden, zeigte sich, dass die Gruppen mit dem therapeutischen Gen keine signifikant bessere

    berlebensrate im Vergleich zu den Kontrollgruppen vorweisen konnten. Auch in Bezug auf

    die Anzahl der Gefe und der Kapillardichte fand sich in den Gruppen VEGF A und VEGF

    B dieses Settings keine signifikante Verbesserung zu den Kontrollgruppen, obwohl in diesen

    Gruppen bei Ischmiebeginn die hchste VEGF165-Sekretion, wie im ELISA und der rt-PCR

    nachgewiesen, stattfindet. Ein therapeutischer Effekt wie in anderen Studien, bei denen eine

    einmalige sytemische Gabe nach Ischmiebeginn oder sogar die topische Gabe von VEGF

    (35) oder die Transfektion des Zielgebiets mit cDNA oder Adenovirus bei Ischmiebeginn

    (62, 82, 90) zu einem signifikant besseren berlebens des Zielgebiets gefhrt hatte, konnte

    hier nicht gesehen werden. Es besttigten sich hier unsere frheren Beobachtungen, dass eine

    lokale Gabe rekombinanter Proteine bei Ischmiebeginn keinen therapeutischen Effekt hat

    (51). Dies liee sich dadurch erklren, dass bei Ischmie die Zellen eines Gewebes ber den

    HIF-1 (Hypoxie induzierter Faktor) Weg schon die maximale Konzentration an verschiedenen

    Wachstumsfaktoren sezernierten, was aber bei der Gre dieses Ischmiegebietes nicht

    ausreichte. Eine Mehrdurchblutung ischmischen Gewebes konnte in dieser Phase nur durch

    Vasodilatation erreicht werden und nicht durch Angiogenese, die mehrere Tage bentigt. Die

    Zeit war zu knapp fr ein therapeutisches Gefwachstum. Die in den Langzeitergebnissen

    gefundene signifikant hhere Anzahl an Blutgefssen in der VEGF165-LZ Gruppe am Tag 1

    nach Zellapplikation ist hchstwahrscheinlich der Vasodilatation schon bestehender Gefe

    zuzuschreiben. Dies ist mglicherweise auch ein Teil des Effekts der Prkonditionierung

    eines zu transplantierenden Lappens durch Dehnung des Gewebes (15, 40) oder

    vorhergehender kurzzeitiger Ischmien („delay phenomen“) (36, 61). Jedoch selbst ca. 1000

    pg/ml VEGF165/ 200000 Zellen/Tag, das bekanntlich ja ein starker Vasodilatator ist, da es

    nach Bindung an den VEGFR2-Rezeptor die Bildung von NO und Prostacyclin veranlasst,

    reichten in diesem Modell nicht aus, um einen berlebensvorteil des Zielgewebes der

    therapeutischen Ischmiegruppen zu bewirken. Erschwerend kam noch hinzu, dass die

    transplantierten Fibroblasten distal der Lappenbasis selbst vom Sauerstoff- und

    Nhrstoffmangel betroffen waren und daher zugrunde gingen, sodass die VEGF165 -

    Produktion in diesem Gebiet vermutlich schnell zum Erliegen kam und somit kein Anschluss

    an die Gefe des Lappenrandes erfolgen konnte.

  • 45

    Es konnte jedoch noch ein anderer Effekt dargestellt werden: VEGF165 fhrt in der Akutphase

    nicht nur zu einer Vasodilatation, sondern auch bekanntermaen zu einer Fensterung des

    Endothels. Dieses „capillary leak“, wie schon in anderen Arbeiten beschrieben (13), war in

    den Mikroangiographiebildern dieses Settings sehr gut zu sehen. ( Abb. 41).

    Abb. 41: Mikroangiographiebild eines Tieres der Gruppe VEGF B Setting II. Zu sehen ist der Austritt von Kontrastmittel durch das „capillary leak“ (durch rote Pfeile markiert).

    Anders sah es in Setting II aus. Hier hatte das Gewebe genug Zeit fr eine Prformierung der

    Gefe. Die Gruppe VEGF B dieses Settings hatte im Vergleich zu den Kontrollgruppen eine

    signifikant (P< 0,01) bessere berlebensrate des Zielgebietes. Die Ergebnisse der

    Mikroangiographie und Immunhistochemie besttigten dies. Auch da lie sich eine signifikant

    hhere Anzahl an kleinen Gefen und Kapillaren ausmachen. Allerdings war dies fr die

    Gruppe VEGF A aus Setting II, bei der die transfizierten Zellen nur in das Zielgebiet

    transplantiert wurden, nicht der Fall. In der Ischmiesituation zeigte sich, dass die

    Blutversorgung des Zielgebietes nicht nur von der Basis abhngig war, sondern vor allem

    auch die Bildung von Kollateralen zum umgebenden Gewebe eine entscheidende Rolle

    spielte. Diese wurden zwar bei der OP durchtrennt, fanden aber zum Teil wieder Anschluss,

    nachdem die Wundrnder wieder adaptiert wurden (Abb. 42).

  • 46

    Abbildung 42: Mikroangiographiebild eines Tieres der Gruppe VEGF B Setting II. Man sieht deutlich, dass ein Großteil der Gefäßversorgung vom Wundrand her kommt (durch rote Pfeile markiert).

    In Setting III war dieser Effekt wieder verschwunden, die therapeutischen Gruppen zeigten

    keinen signifikanten Unterschied zu den Kontrollgruppen in allen Untersuchungen. Dies ließe

    sich dadurch erklären, dass die Gefäße, die unter dem Einfluss von VEGF165 gebildet wurden,

    nur aus Endothelzellen bestanden. Diese Gefäße besitzen weder eine Basalmembran, noch

    Perizyten oder glatte Muskelzellen, was zu einer enormen Instabilität führt. Fällt der

    VEGF165-Spiegel ab, bildet sich dieses Gefäßnetz wieder zurück. Dieser Effekt konnte in den

    Langzeitversuchen bestätigt werden. Unsere Beobachtung, dass es bei der VEGF B Gruppe

    des II. Settings gelang, eine therapeutisch effektive Angiogenese in Gang zu setzen, liesse

    sich dadurch erklären, daß eine Woche nach Beginn der zellulären VEGF-Produktion die

    Ischämie einsetzte, welche die zusätzliche zelluläre Bildung von Wachstumsfaktoren wie z.B.

    bFGF (Basalmembran) und PDGF (glatte Muskelzellen) über den HIF 1-Weg ermöglichte,

    was wiederume zu einer weiteren Stabilisierung der Gefäße beitragen konnte (60).

    Die Langzeitversuche korrelierten mit den Ergebnissen der ELISAs und teilweise mit denen

    der Ischämieversuche. In der ersten Woche post transplantationem ließen sich histologisch

    und mikroangiographisch viele Gefäße nachweisen.Wie schon erwähnt, war der Effekt an Tag

    1 der therapeutsichen Gruppe der Vasodilatation zuzuschreiben. Dies war jedoch in der

    Ischämiesituation nicht ausreichend. Je mehr Zeit verstrichen war, desto mehr glich sich die

    Gefäßanzahl der therapeutischen Gruppe die der Kontrollgruppen an. In diesem Modell war

    während der beobachteten 28 Tage kein negativer Effekt unserer Gentherapie zu erkennen. Es

    gab keine Immunreaktion auf eventuelle Viruspartikel und der Effekt war transient: die

    Blutgefässe bildeten sich wieder zurück. Es konnte während der ganzen Zeit kein Wachstum

    Nekrosezone

  • 47

    eines Hämangioms oder eines anderen Tumors gesehen werden. Mit einem erhöhten Risiko

    für einen Tumor geht vor allem die Behandlung mit retroviralen Vektoren einher, da sich das

    Gen des Retrovirus in das Wirtsgenom integriert und somit eine stetige Proteinproduktion

    erfolgt und durch die Integration des Gens evtl. Mutationen ausgelöst werden können.

    Beim Menschen lässt sich, anders als bei Nagetieren, nicht ausschließen, dass eine

    Immunreaktion gegen eingeschleuste Viruspartikel auftritt. Außerdem muß noch die

    theoretische Gefahr eines wild-type breakthrough (Spontanmutation in ein

    replikationsfähiges Virus) erwähnt werden. Dieser Effekt wurde in unseren

    Langzeitversuchen allerdings nicht gesehen. Trotzdem sollte man in Erwägung ziehen, die

    Transfektion nicht-viral durchzuführen. Dazu könnte man z.B. die Elektroporation

    verwenden. Allerdings ist diese Methode noch nicht ausgereift. Die Transfektionsraten sind

    bis jetzt noch um Einiges geringer als bei Verwendung eines viralen Vektors.

    Eine Verbesserung der Ergebnisse kann möglicherweise durch den Einsatz anderer Zellen

    und/ oder durch eine Kombination verschiedener Wachstumsfaktoren erzielt werden (7, 45).

    Als zu transfizierende Zellen hatten wir Fibroblasten ausgewählt, weil diese sich einfach

    kultivieren und transfizieren lassen. In unserem Modell konnten wir keinen Einfluß dieser

    Zellen auf das Outcome des Lappens feststellen (38, 39). In zukünftigen Experimenten

    könnten solche Zellen durch Endothelzellen (41) oder endotheliale Progenitorzellen (2, 11)

    oder multipotenten Stammzellen ersetzt werden. Adulte Stammzellen können z.B. aus dem

    Fettgewebe gewonnen werden (93). Dies hätte theoretisch den Vorteil, dass durch die

    autokrine Wirkung von VEGF165 auf diese Zellen im Falle der endothelialen Progenitorzellen

    und der Stammzellen eine Vasculogenese ausgelöst werden kann. Somit könnte

    möglicherweise ein noch dichteres Gefäßnetz aufgebaut werden. Hier würde die Neubildung

    von Gefäßen nicht nur allein durch die Aussprossung von schon vorhandenen Gefäßen

    bewerkstelligt werden. Man wäre also nicht mehr von einem schon vorbestehenden guten

    Gefäßnetz eines Gewebes abhängig. Im tierischen und menschlichen Organismus stellt sich

    dieses Problem der A- oder Hypovaskularität nur bei pathologischen Zuständen wie chronisch

    ischämisch geschädigten Geweben (27, 64, 71) und daraus resultierenden Problemwunden

    (Beispiel: diabetisches Fußsyndrom) (66). Wenn man sich aber mit der Entwicklung

    bioartifizieller Gewebe beschäftigt, ist der wichtigste limitierende Faktor bei der Herstellung

    dreidimensionaler Gewebe die mangelnde Nährstoffversorgung der zentral und damit am

    weitesten von der schon bestehenden Blutversorgung entfernt gelegenen Zellen bei

    Implantation des Konstruktes in einen Organismus (58, 85). Um also später wirklich

  • 48

    komplexe bioartifizielle Gewebe transplantieren zu können, muss man schon in vitro für ein

    ausreichendes Gefäßnetz sorgen (17, 79). Dies lässt sich nur durch Vaskulogenese erreichen.

    In unserem Modell ist die Angiogenese nur transient durch die geringe Stabilität der VEGF-

    induzierten Gefäße, da die gebildeten Gefäße primär nur aus Endothelzellen ohne

    Basalmembran, Perizyten und glatten Muskelzellen bestehen. Man benötigt zur Stabilisierung

    solcher fragiler Blutgefäße noch andere Wachstumsfaktoren, die arteriogenetisch wirksam

    sind wie z.B. bFGF und PDGF und synergistisch mit VEGF165 eingesetzt werden müssten

    (74, 76). Das optimale Timing für den Wirkungsbeginn solcher Wachstumsfaktoren muss

    noch erforscht werden. Die in dieser Arbeit erhobenen Daten liefern dazu für das Modell des

    Mcfarlane Lappens im Tiermodell erste Hinweise. Das von VEGF165 verursachte Kapillarleck

    ist primär wichtig, um es Endothelzellen besser zu ermöglichen, in das Gewebe

    einzuwandern. In diesem Stadium wäre es eher hinderlich, diese Fenster wieder mit einer

    Basalmembran zu verschließen. Um verschiedene Wachstumsfaktoren zu unterschiedlichen

    Zeitpunkten und synergistisch wirken zu lassen, gibt es theoretisch zwei Möglichkeiten:

    entweder, man appliziert die Protein exprimierenden Zellen zu verschiedenen Zeitpunkten

    oder man reguliert die Aktivität eingeschleuster Gene mit Hilfe eines vorgeschalteten

    Promotors, mit dem man das Gen an- und abschalten kann. Letzteres ist z. B. bei Tetrazyklin-

    abhängigen Promotoren der Fall, die das zu regulierende Gen nur in Anwesenheit von

    Tetrazyklin aktivieren (58).

    5.3 Ausblick

    Gentherapie wird in der Zukunft eine immer wichtigere Rolle in der Behandlung

    ischämischen Gewebes spielen. In der Plastischen Chirurgie ist dies vor allem bei

    rekonstruktiven Eingriffen mit freien muskulocutanen Lappen von Bedeutung. Um die

    Wirksamkeit einer Gentherapie allerdings reproduzierbar und damit für die spätere Therapie

    wie bei einem Medikament anwendbar zu machen, hat z.B. Ylä-Hertualla (89) gefordert, zu

    den ADME (= absorption, distribution, metabolism, excretion) Kriterien eines Medikaments

    für gentherapeutische Produkte zusätzliche Parameter aufzustellen: STED:

    Spreading throughout and reaching appropriate cells in the target tissue (eine durchgehende

    Ausbreitung des Vectors und das Erreichen der geeigneten Zellen im Zielgewebe)

    Transduction efficiency (Transductions-, Transfektionseffizienz)

    Expression strength in the transduced cells (Stärke der Genexpression in transduzierten/

    -fizierten Zellen)

  • 49

    Duration of expression ( Dauer der Genepression).

    Diese Kriterien werden von unserem Modell erfüllt, da

    die transfizierten Zellen genau in das Zielgebiet gebracht werden

    der von uns benutzte Vektor eine hohe Transfektionseffizienz besitzt (nämlich 88%)

    und dass die daraus resultierende Proteinproduktion sowohl in vitro als auch in vivo

    transient ist

    die Proteinproduktion vor Implantation der Zellen gemessen werden kann

    eine klinisch signifikante Wirksamkeit in diesem Modell nur bei Behandlung des

    Zielgebiets eine Woche vor Ischämie und nur unter Einbeziehung des umgebenden

    Gewebes erzielt werden kann

    auch in den Langzeitversuchen die Gefäßbildung nur transient ist und ein negativer

    Effekt nicht gesehen werden konnte

    Für die Monotherapie mit VEGF165 konnten wir das optimale Timing und das optimale Gebiet

    für die Behandlung mit VEGF165 für dieses Modell aufzeigen. Eine Verbesserung der

    Durchblutungssituation konnte in diesem Modell nur bei Vorbehandlung des Zielgebiets

    erreicht werden, was eine Anwendung dieses Modells nur bei elektiven Eingriffen und nicht

    in akuter Ischämiesituation möglich macht. In wieweit jedoch diese Ergebnisse auf größere

    Tiere und Menschen übertragbar sind, muss noch gezeigt werden.

    6. Zusammenfassung

    Ziel dieser tierexperimentellen methodologischen Ar


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