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Umschau

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Umschau Source: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 6, No. 3 (Mar., 1905), pp. 99-102 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30170996 . Accessed: 16/05/2014 16:33 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly. http://www.jstor.org This content downloaded from 193.105.154.146 on Fri, 16 May 2014 16:33:32 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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UmschauSource: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 6, No. 3 (Mar., 1905), pp. 99-102Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30170996 .

Accessed: 16/05/2014 16:33

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

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Umschau. 99

Lehrgeino. senschiiftlern die trostreiche, beinahe unumstsslich gewisse Aussicht auf eine mit dem niichsten Schuljahre in Kraft zu setzende Gehaltserhi- hun g, mit dem Versprechen, was an ihm liege, tun zu wollen, auf dass auch etwas Erkleckliches dabei herausspringe. Da nun auch verschiedene einnuasreiche Schulratsmitglieder sich in demselben Sinne liussern, so mag es ja wohl nach dem exotischen Winter fiir uns am Platze sein zu sagen:

,,Bliih auf, gefrorner Christ! Der Mai ist vor der Tiir. Du bleibest ewig tot, Bliihst du nicht jetzt und hier."

Die meisten von uns werden das ja nur zu gerne tun! -

Beim Couvertieren dieser Epistel trifft mich die, allerdings nicht ganz unerwar- tete, Kunde von dem Dahinscheiden des vielen, vielen Lehrern wohlbekannten deutschen Arztes, Zoologen und Litera- ten, Dr. med. Adolph Zipperlen. Ein titchtiger, echter, liebenswiirdiger deutscher Mann schied mit dem 87-jih- rigen aus dem Leben, und wer deutsche Lehrertage in Cincinnati besucht oder sonst bei uns geweilt hat, der hat den jovialen alten Herrn gewiss kennen und schittzen gelernt.

So verzieht sich immer einer nach dem anderen, und da heute der Schreiber dieser Zeilen seinen vielten Geburtstag begehen muss - seinen Kuchen hat er bereits angesohnitten und seine Pfeife Geburtstagtabak raucht er gerade jetzt - so fragt auch er sich ahnungsvollen Geistes still, aber frisch: Quosque tan- dem? ***

Milwaukee.

Lehrergehilter und gerech- te, gleichmiissige Besteue- rung in Wechselwirkung.

Gleichmiissige Besteuerung - ja so et- was gibts bei uns hier in Amerika ja gar nicht; nirgends in der ganzen Welt geschieht die Besteuerung in so unge- rechter Weise wie hier. Doch was hat dies mit Lehrergehiltern zu tun? Es wurde in diesen Korrespondenzen mit- geteilt, dass bei der vom hiesigen Schul- rat beschlossenen Gehaltserhihung der Lehrer, vom Btirgermeister erkllirt wur- de, der Mangel an Fonds in der Stadt- kasse lasse dies nicht zu. Dooh die Er- liihung ist beschlossen und wird aucn vor sich gehen. Aber man ist bei dieser Gelegenheit einmal an eine sorgftltige Prifung unserer Steuerverhiiltnisse ge- gangen, und da hat man denn gefunden, dass alle grossen Korporationen in der Stadt, wie Eisenbahnen, Express-, Telegraph-, Telephon-, Gas- und Stras- senbahngesellschaften teils gar nielit, und teils ungentigend Steuern in die Stadtkasse bezahlen. Da hat nun der Steuerkommissir G. Bruce (zugleich der Herausgeber des tiichtigen Milw. Public School Journal) die Lehrer auf diesen Gegenstand in einem Vortrage aufmerk- sam gemacht, den er vor einiger Zeit in einer Versammlung der Milw. Teachers' Association hielt. Die Summe, die der Stadt jiihrlich vorenthalten wird, be- lituft sich auf ungefithr $500,000, wovon nattirlich die Schule ihren entsprechen- den Anteil erhalten wttrde. Der Prinzi- pals- und der Lehrerverein haben die Sache in die Hand genommen und wer- den gemeinschaftlich durch geeignete Personen bei der Legislatur in Madison vorstellig werden, um diese Korpora- tionen zu einem gerechten Steueranteil zu veranlassen. Ob dies gelingen wird, ist bei der famosen Einrichtung unserer Lobbies wohl sehr fraglich; doch der Versuch kann ja gemacht werden.

A. W.

III. Umschau.

Vom Lehrerseminar. Eine filr die Weiterentwickelung des Lehrerseminars wertvolle Anerkennung wurde demsel- ben durch den am Dienstag, dem 7. d. M., vom hiesigen Schulrate gefassten Beschluse zu teil, nach welchem den Abiturienten der Anstalt auf Grund ihres Diplomes die Berechtigung zur Anstellung als Assistenzlehrer des Deutschen an den Fffentlichen Schulen Milwaukees ohne weiteres Examen zu-

gesprochen wird. Auch in anderen Stiidten des Landes ist eine Bewegung im Gange, unseren Abiturienten das gleiche Recht einzurilumen, so dass wir hoffen dilrfen, allmiihlich in festere Be- ziehungen zum iffentlichen Schulwesen des Landes treten zu kiinnen.

Noch eine andere Massnahme trafen die Schul)ehurden der Stadt, die unseren Ziiglingen insofern zum Vorteil gerei- (clien, als sie illnen bei ihrem Eintritt in

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P&idagogische Monatshefte.

die dffentlichen Schulen von vornherein eine grassere Gewandtheit im Klassen- zimmer sichern wird. Bisher beschrlnkte sich die praktische Lehrtltigkeit der Seminaristen auf einzelne Lehrproben in den Klassen der Deutsch-Englischen Akademie. Durch Verftigung des Super- intendenten der Sffentlichen Schulen und unter Genehmigung des zustndigen Schulratskomitees werden die Schtiler der abgehenden Klasse von nun an Ge- legenheit erhalten, in den iffentlichen Schulen regelmissigen Unterrioht unt'er Aufsicht der betreffenden Klassenlehrer erteilen, eine Einrichtung, deren Vorteil klar ersichtlich ist.

Als ein Nachteil wurde es betrachtet, dass der Leiter der beiden Anstalten, des Lehrerseminars und der Deutech- Englischen Akademie, eine zu grosse Anzahl von Unterrichtsstunden zu er- teilen hatte. Eine Besprechung dieser Frage im Vorstande der Akademie flihrte zu dem glicklichen Resultat, dass beschlossen wurde, eine neue Lehr- kraft anzustellen. Dieselbe wurde in Herrn Lewis Vantine gefunden. In der hiesigen Staats-Normalschule ausgebil- det, ist derselbe wlhrend der letzten vier Jahre an den 6ffentlichen Schulen tiitig gewesen, von wo aus ihm die besten Zeugnisse ausgestellt worden sind. Herr Vantine ibernimmt den eng- lischen Unterricht im siebenten Grade der Akademie und in der ersten Semi- narklasse. Dem bisherigen Leiter des siebenten Grades, Herrn Chas. Purin, sind ausser dem Handfertigkeitsunter- richt die mathematischen Facher in den ersten beiden Klassen des Seminars ilberwiesen worden.

Die in den ersten Tagen des Monats Mlirz abgehaltene Versammlung der Su- perintendentenvereinigung, eines Zwei- ges der N. E. A., fflhrte auch eine Reihe von Besuchern nach unserer Anstalt, die sich smtlich befriedigt tiber unsere Ar- beit iusserten. Unter den Besuchern befand sich auch Herr F. B. Dyer, Super- intendent der bffentliehen Schulen Mil- waukees, der besonders durch sein Iie- benswirdiges Wesen einen freundlichen Eindruck zurtickliess.

Am 23. und 24. Februar weilte Herr Professor Otto Heller von der Washing- ton Universitat zu St. Louis auf Ein- ladung des Vollzugsausschusses in un- serer Anstalt, umn sich mit der Arbeit derselben vertraut zu machen. Er wurde im vorigen Jahre als Mitglied des Ver- waltungsrats gewithlt und dem Lehr- ausschuss zugeteilt, der dem Direktor und dem Lehrerkollegium beztglich der inneren Ftfhrung des Seminars zur Seite

steht. Mit grosser Gewissenhaftigkeit nahm er Einblick in die Klassen und deren Leistungen. Wihrend seines Hier- seins fand auch eine Sitzung des Lelir- ausschusses und der Fakultlt statt, die iber vorzunehmende inderungen in der Aufnahme der Schtiler eingehende Be- ratungen pflegte. Ein Komitee, beste- hend aus den Herren Heller, Abrams und Griebseh wurde damit beauftragt, feste Vorsehlge beztiglich dieses Gegenstan- des zu machen.

Reformvorschlige. I. Hand f e r - tigkeitsunterricht wurde imr Jahre 1890 in den Vereinigten Staaten in 37 Stdten mit einer Bevilkerungs- zahl von 8000 und dartiber erteilt; im Jahre 1902 in 270 Stdten. In den meisten dieser Stldte erstreckt sich der Handfertigkeitsunterricht auf drei, vier, oder noch mehr Jahre. Die Durch- schnittskosten einer vollstlndigen Ein- richtung fir den Handfertigkeitsunter- richt (Hochschulen ausgeschlossen) be- laufen sich auf $20,000, was eine Ge- samtauslage von $5,400,000 ftr den Zweck ausmacht. Die laufenden Aus- gaben fir Lehrer, Handwerkszeug usw. beliefen sich 1901/02 auf nahezu eine Million Dollars. Boston, New York, Washington, Allegheny, Toledo, Los Angeles und San Francisco sind einige der Stlidte, in denen der Handfertig- keitsunterricht in der Volksschule ein- geftihrt ist.

Wahrscheinlich durch den gtinstigen Stand des Handfertigkeitsunterrichts ermutigt, hat der Verein der amerika- nischen landwirtschaftlichen Colleges und Versuchsstationen eine Bewegung in Fluss gebracht, um den Unter- richt in Ackerbauwissen- s c h a f t in die oberen zwei Klassen der Volksschulen auf dem Lande einzuffih- ren, und der Ackerbauminister unserer Bundesregierung hat die Sache zu der seinigen gemacht, indem er dem Bericht obigen Vereins auf Regierungskosten weitere Verbreitung gibt. Im Staate Illinois ist fast in jedem County nach einem vom Dekan des staatlichen Acker- bau-College ausgearbeiteten Plane im letzten Jahre zum ersten Male Acker- bauwissenschaft unterrichtet worden, und der Staatsschulsuperintendent be- richtet von einem ,,grbsseren Interesse im ganzen Staate fr den Un terrichts- zweig des Ackerbaus". Auch aus Loui- siana, Iowa, Ohio, Missouri und anderen Staaten wird iber Versuche zur Ein- fihrung des neuen Wissenszweiges in die lindlichen Volksschulen berichtet. Hand in Hand mit dem Bemtihen, Acker-

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Umschau.

baukunde in den Lehrplan der Volks- schule einzuffigen, geht das ernstliche Bestreben, geeignete Ackerbaulehrer zu gewinnen. In Wisconsin haben der Staatsschulsuperintendent und die Be- amten des Ackerbau-College der Staats- universitt die Annahme eines Gesetzes zuwege gebracht, das von den Lehrern das Ablegen einer Prtifung in Ackerbau- kunde fordert. XAhnliche Gesetze sind in Maine, Nebraska, Nord- und Stid- Carolina und in Tennessee angenommen worden. Die unvermeidlichen ,,Text- biicher" haben bereits eine stattliche Zahl erreicht; und vor allem haben sich die tiberall in unserem Lande tippig bltihenden Sommerschulen der ,,Ausbil- dung" von Ackerbaulehrern aufs wirm- ste angenommen. Von den 977 Lehrern der Sommersehule von Nord-Carolina studierten im letzten Jahre 477 Acker- ]:au.

Wie soil nun in den beiden Oberklas- sen der hindlichen Volkssehule Raum fir ein weiteres Unterrichtsfach ge- schaffen werden? Frtiher machte man gewahnlich Platz, indem man kurzer- hand einen Wissenszweig, den man dann einen "fad" nannte, und der auch manch- mal einer war, aus dem Plan hinauswarf, bis der neue "fad" von einem dritten verdriingt wurde. Aber das Wort "fad" ist etwas ausser Gebrauch geraten, seit unsere Reformatoren eingesehen haben, dass sie ihren Lieblingsgedanken nicht zum Siege verhelfen kt5nnen, wenn sie die Befiirworter anderer Richtungen zeitweilig aus dem Felde schlagen. Allen Neuerern hat Prof. Frank McMur- ray von der Columbia-Universitit die Wege gezeigt. Prof. McMurray tritt nicht daftir ein, dass irgend ein Gegen- stand von denen, die jetzt in der Volks- schule gelehrt werden, ganz fortfllt, aber er empfiehlt das Weglassen von Einzelbheiten und gewissen Kapiteln. Am Schlusse eines Artikels in der Ed. R. dartiber, was sieh aus dem Plane der Volkssehulen streichen liesse, sagt er: ,,Obgleich manohe umfangreiche Kapitel weggelassen werden sollten, so ist eine Reform in der Hauptsache nicht da- durch zu erzielen, dass man da und dort etwas abschneidet, sondern dadurch, dass man die jetzige Masse von Ideen in jedem Fache zu einem harmonischen Ganzen zusammenschweisst. Das ist in- dessen weder die Aufgabe der Volks- schullehrer noch der wissenschaftlicben Fachlehrer, sondern der fortgeschrit- tensten und flihigsten Erzieher, die mit dem Lehrstoff und den Grundslitzen der Erziehungswissenschaft vollkommen ver- traut sind. Selbst solche MaIinner haben

mehr als eine Lebensaufgabe bei dieser Arbeit zu erfilllen'

Wenn man nun den Unterrichtsplan der Volksschule in Murrayscher Weise verbessert, sagt der oben genannte Be- richt, so gewinnt man ja gentigend Raum und Zeit, um Ackerbauwissen- schaft in den siebenten und achten Grad einzufigen. In der letzten Num- mer der P. M. wurde in dem Umschau- artikel ,,Reformvorschlige" mitgeteilt. wie ein Neunerausschuss des Wiscon- siner Lehrervereins in derselben Weise wie die Beftirworter des Ackerbauunter- richts Raum zu finden hofft, um den Unterricht in der deutschen Sprache be- reits in den oberen zwei Volksschul- klassen beginnen zu lassen. Es dtirfte nicht unangebracht sein, darauf hinzu- weisen, dass der Ursprung beider Be- wegungen sich his zum College und zur Universitt verfolgen 1isst, was der Vermutung Raum gewthrt, die Vorbil- dung unserer zur Universittit abgehen- den Hochschtiler gentige nicht. Die Pro- fessoren der landwirtschaftlichen Fakul- tiiten, die verstiindlicher und verstindi- ger Weise ihre Wirksamkeit auf den Ackerbau treibenden Teil unserer Be- v5ilkerung nachdrticklicher zu gestalten versuchen, haben einen schreienden Mangel an biologischen Wissensfachern bei ihren Studenten entdeckt, was ihnen nicht zu schwer geworden sein dtirfte, und so greifen sie bis zur Volksschule herunter, um dem Oibel abzuhelfen. Un- ter der Marke '"Nature Study" 1tsst sich alles zusammenfassen, was fast tiberall in den ersten acht Klassen der amerika- nischen Volksschule von den beiden Wissenschaften Botanik und Zoologie gelehrt wird. Prof. H. E. Armstrong aus London, ein Mitglied jener englin- dischen Moseley-Kommission, die unsere Schulen studiert hat, fallt das folgende, zum Tell recht harte Urteil fiber "Na- ture Study":

,,Die Lektionen in Nature Study, wenn sie nicht einen spezifisch botanisehen oder zoologischen und wissensehaftlichen Charakter trugen, waren hervorragend oberfliicehlich und wertlos. Dariiber be- steht kein Zweifel, dass Pionierarbeit von grosser Wichtigkeit getan wird, worauf sich in Zukunft bauen Itsst. Aber ich bin tiberzeugt, dass der Arbeit die Tiefe mangelt und dass die betref- fenden Lehrer sich nicht bewusst sind, bis zu welehem Grade exakte Methoden in solchen Studien sich einfiihren las- sen; sie mtissen mit der Praxis wissen- schaftlicher Methode, mit der Kunst der Darbietung sich erst vertrauter machen. Es wiirde richtiger sein, diesen Unter-

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PiLdagogische Monaishefie.

ricit eine Bewegung zur Firderung der Liebe zur Natur zu nennen, als von einem Studium der Natur zu sprechen. Gegenwiirtig schliesst er zu wenig wirk- liches Studium und Zielbewusstsein ein."

In unseren Volkshochschulen studieren die der Volksschule Entlassenen die bei- den Wissenschaften Botanik und Zoolo- gie in wiehentlich drei bis zuweilen fllnf Lektionen wiihrend eines Schuljah- res von zehn Monaten, das in manchen l~ndlichen Hochschulen auf acht und sieben Monate zusammenschrumpft. Dieser Unterricht kann wegen der Ziel- losigkeit des voraufgegangenen Nature Study keine Fortsetzung oder Erweiter- ung des letztern genannt werden; zudem geht bei unserer neuzeitlichen Unter- richtsmethode, die von dem Schtiler das selbstgemachte Experiment fordert, viel wertvolle Zeit verloren. Der bei dem Schillerexperiment etwa erzielte Gewinn an geistiger Zucht kann den ganzlichen Mangel an positiven und praktischen Kenntnissen, wie sie der Professor der Ackerbauwissenschaft fordern muss, nicht ersetzen.

Der mehrmals genannte Bericht des Vereins der amerikanischen landwirt- schaftlichen Colleges und Versuchssta- tionen nun schreibt Nature Study fur die unteren Jahrglnge ebenfalls vor, aber er gibt dem Unterrichte ein be- stimmtes Ziel.

Filr den eigentlichen Unterricht in der Ackerbaukunde, mit dem siebenten Grade beginnend, fordert der Bericht eine Unterweisung des Kindes im Bau und in der Tiitigkeit der Pflanze. Wie die Pflanze sich n~hrt, wie sie wachst, ind in wie mannigfacher Weise sie sich vermehrt, mit einem Worte, die Lebens- geschichte der Pflanze von Samenkorn zu Samenkorn, das soil der zukiinftige Ackerbauer verstehen lernen. Dann soll er mit der Umgebung der Pflanze be- kannt gemacht werden: wie Luft und Licht, Wiirme und Feuchtigkeit das Wachstum beeinflussen, welche Arten des Bodens zu unterscheiden sind und wie der Boden gelookert, gedtingt, be- wlissert, bereichert werden kann. Wie man sat und erntet, wie Unkraut aus- zurotten ist, wie man schadliche In- sekten vertilgt und Krankheiten der Pflanzen behandelt, das darf in Zukunft dem Kinde des Landbewohners nicht mehr vorenthalten werden.

In derselben ausftihrlichen und grtind- lichen Weise verlangt der Bericht die Unterweisung in der Lehre von den

Tieren, die den Menschen nitzlich sind, und in der Behandlung der Milchpro- dukte. Wenn dann noch Zeit und Ge- legenheit ibrig ist, kann der Ackerbau- lelhrer noch die Graisse und Lage von Feldern, liindlichen Wohnhiiusern, Schuppen, Stallen, Wegen, Wasserlei- tungen, und endlich auch die Behand- lung der Ackergerdte und Indliche Buchfuihrung zum Gegenstand des Un- terrichts machen.

Die Begeisterung flir den ,,neuen" Unterrichtsgegenstand scheint iberall im Wachsen begriffen, aber dass die Ackerbaulehre andere Ficher verschlin- gen wird, steht nicht zu beftirchten. Daffir spricht die Tatsache, dass die Seele des Ackerbauunterrichts vorlaufig noch im ,,Textbuch" liegt. Wenn mit der Bereicherung durch biologische Wis- sensfiicher die Anschauungen fiber den Wert der Ackerbaukunde in der Volks- schule unter den Lehrern sich kllren dann wird der neue Zweig auf das zu- liissige Mass zurfickgefihrt und einge- schritnkt werden kbnnen, nlimlich auf Zoologie und Botanik mit besonderer Be- riicksichtigung der Pflanzen und Tiere, die in einer Gegend heimisch oder be- sonders wichtig sind.

Prof. August L. Gr~bner. - In St. Louis ist am 7. Dezember Pro- fessor August L. Grabner gestorben. Mit ihm schied einer der bedeutendsten Gelehrten des Landes aus dem Leben. Er war nicht nur ein ttichtiger Theo- loge, der im Rate der evang.-lutheri- schen Kirche eine hervorragende Stellung einnahm, sondern zeichnete sich auch auf anderen Gebieten der Wissenschaft aus, besonders als Historiker und Sprachforscher. Er beherrschte nicht weniger als zwalf Sprachen und war in einer jeden derselben schriftstellerisch tltig. Augustus L. Grkbner wurde vor 55 Jahren auf der Indianer-Reservation in Roseville, Mich., geboren. Sein Vater war Pastor H. P. Grlbner, welcher von Pastor Loehe von den frankischen Kolo- nien nach Amerika geschickt worden war, um in den deutschen Ansiedlungen, die anfangs der vierziger Jahre in Michigan gegrfindet wurden, zu predi- gen. Nachdem er sich der Indianer- sprache bemachtigt, grtindete Grlbner Senior mehrere Missionsposten unter den verschiedenen Reservationen. Prof. Grsibner ist der Verfasser einer Anzahl Bicher und Schriften.

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