Date post: | 05-Apr-2015 |
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Überblick – Beispiele – Befunde
„Die Arbeit des Erziehers gleicht der eines Gärtners, der verschiedene Pflanzen pflegt. Eine Pflanze liebt den strahlenden Sonnenschein, die andere den kühlen Schatten; die eine liebt das Bachufer, die andere die dürre Bergspitze. Die eine gedeiht am besten auf sandigem Boden, die andere im fetten Lehm. Jede muss die ihrer Art angemessene Pflege haben, anderenfalls bleibt ihre Vollendung unbefriedigend.“
Inter- und intraindividuelle Unterschiede bei Schülern
Bildungsauftrag nach KMK, 1994
„Eine wesentliche Aufgabe der Grundschule ist es, Kinder mit unterschiedlichen Voraussetzungen so zu fördern, dass sie Grundlagen für ein eigenständiges Lernen und Arbeiten entwickeln und Kompetenzen im angemessenen Umgang miteinander aufbauen.“
Individualisierung ist ein fundierendes Unterrichtsprinzip, dasunterschiedliche Interessen, Neigungen, Motivationen, Begabungen, Vorkenntnisse und Vorerfahrungen der Kinder zu berücksichtigen, sowie
Identität und Selbstkonzept positiv zu beeinflussen sucht.
Definition Differenzierung
Äußere Differenzierung Innere Differenzierung
Differenzierung nach -Schularten-Schulwegen-Klassen und Kursgruppenäußere Differenzierung nach
Leistungsklassen werden in der Grundschule weitgehend abgelehnt
Äußere Differenzierungs-maßnahmen nach Förder- bzw. Neigungsaspekt
Differenzierung nach
-Inhalte
-Medien
-Methoden …
innerhalb einer Lerngruppe
Individualisierung im Überblick
IndividualisierungRealisierung
durch:
Formen „offenen“Unterrichts
Differenzierung
•Äußere Differenzierung
•Innere Differenzierung
•Planarbeit
•Werkstattarbeit
•Freiarbeit
•Unterricht nach der Projektidee
•etc.
Vor der Differenzierung: Die Diagnose
Vor der Differenzierung:Die Atmosphäre- Vertrauen
- Kultur der Rückmeldung
- Gruppenstabilität
- Atmosphäre des Sich-Gegenseitig-Annehmens
Innere Differenzierung
Schulorganisatorische Differenzierung nachQuantitätQualitätZieleInhalteMethoden und MedienSozialformenLernvoraussetzungenOrganisation & Zufall
Didaktische
Differenzierung nachLerninteresseMotivationLerntempoLernstile
Differenzierung nach Quantität
Mehr oder weniger von denselben Aufgaben
→ Berücksichtigung des unterschiedlichem
Arbeitstempos von Schülern
→ Fundamentum - Additum – Modell
Differenzierung nach Qualität
Aufgaben, die im Anspruch variieren
→ wird dem Leistungsspektrum am besten gerecht
Differenzierung nach InhaltenGleicher Unterrichtsinhalt, aber jede Untergruppe
hat anderen Schwerpunkt
Verschiedene Gruppen arbeiten zu unterschiedlichen Themen
Gruppen arbeiten individualisiert nach Aufgabenstellung
Differenzierung nach Lernvoraussetzungen
Leistungshomogene oder – heterogene Gruppen
Interessenabhängige Gruppen
Integrative Gruppen (z.B. Multikulturelle Gruppen)
Differenzierung nach ZielenSchulabschlussbezogene ZieleFörderung von (Hoch-) BegabungenHomogene Ziele bei Lerngruppen mit ähnlichen
Schwierigkeiten (zielindifferent= zielgleich)Heterogene Ziele bei Lerngruppen mit
unterschiedlichen Schwierigkeiten (zieldifferent)Gruppen zur Förderung der sprachlichen und
sozialen Integration von Migrantenkindern
Differenzierung nach Methoden& Medien
Differenzierter Methodeneinsatz
Grad der Lernhilfe
Differenzierung nach dem Abstraktionsgrad der Unterrichtsmittel
Differenzierung nach Organisation & Zufall
Gruppen nach Sitzordnung
„Abzählprinzip“, Auslosen von bestimmten Farben, Spielkarten usw.
Freundschaftsgruppen
Differenzierung nach Sozialformen
Lernen im Klassenverband
Feste Gruppenbildung
Partnerarbeit
Einzelarbeit
Didaktische Differenzierung
Nach Lerntempo
Nach Lerninteresse
Nach Lernmotivation
Nach Lernstilen/ Lerntypen
Arbeitsauftrag:1. Stellt kurz den Inhalt eures Textes dar und hebt
dabei hervor, welche Differenzierungsmaßnahmen ergriffen werden!
2. Versucht nun, die Differenzierungsmaßnahmen den Dimensionen innerer Differenzierung zuzuordnen!
Differenzierung verschränkt immer mehrere Dimensionen
Differenzierung nachLernvoraussetzungen
Ziele
QuantitätQualität
SozialformMethoden
Etc.
Beachte! keine dauerhafte Gruppenzuweisung und –
bezeichnung
„didaktische Schleifen“, um Schereneffekt nicht noch mehr zu vergrößern
Individualisierung durch Formen „offenen Unterrichts“
Planarbeit (Tages- Wochenplan)WerkstattarbeitFreiarbeitUnterricht nach der Projektidee
Planarbeit
Verbindliches Lernpensum für Schüler Verbindlicher Zeitrahmens Differenzierte Pläne festgelegt. Berücksichtigung spezieller Begabungen oder LerndefiziteSelbstbestimmung: Sozialform, Methoden, Reihenfolge
Zu Beginn Planungsgespräch führen Bei jüngeren SS evtl. methodische Vorgaben machen, um sie
langsam an das selbstständige Arbeiten zu gewöhnen Nach und nach die Pläne von den SS selbstständig erstellen
lassenMöglichkeit der SelbstkontrollePräsentation der Aufgaben = wichtiger Bestandteil!
Planarbeit
Individuelles Arbeitstempo Durch Festlegung von Wahl- und Pflichtaufgaben wird
Arbeitsbereich klar eingegrenztZusätzliche Wahlmöglichkeiten durch untersch. Schwierigkeitsgrade
der AufgabenEigenständige Aneignung von Sach- und FachwissenAufbau einer stabilen ArbeitshaltungVermittlung von MethodenkompetenzFörderung des selbstverantwortlichen LernensErmöglicht routiniertere Selbsteinschätzung und –kontrolle
Name:
__. Wochenplan vom___________ bis ______________
LESEN
SCHREI BEN
MATHEMATI K
HSU
KNI FFEL
FREI E AUSWAHL
Werkstattarbeit
materialgestütztes, erfahrungsorientiertes Lernen in einer pädagogisch gestalteten Umgebung
Bsp.: Einsatz der Druckerei SS können Inhalt,
nach Freinet Methode und Partner
mitbestimmen
Sinnliches Lernen, Produktorientiertes Lernen
Soziale Kompetenzen, Selbstkompetenz
Eingehen auf individ. Sach- und Fachkompetenz
Freiarbeit
SS bestimmen Thema, Aufgaben, Methode, Zeit, Sozialform, Material und Medien selbst
Selbstkontrolle
Lehrer als Berater, Gestalter der Lernumgebung
Freiarbeit
Entfaltung der Individualität der SS, Berücksichtigung der Wünsche
Berücksichtigung individ. Lernrhythmen, Lernvoraussetzungen und Interessen der SS
Kennenlernen persönlicher Fähigkeiten, Fertigkeiten und Lernwege
Aber: Antriebsschwache und unruhige SS fehlen die strukturierte Lernsituation → L.: verstärkte Hilfestellung
Unterricht nach der Projektidee Ursprünge in amerikanischer Reformschulbewegung bei
John Dewey
Ursprüngliches Kennzeichen: Problemorientierung, heute vielfältiges Begriffsverständnis
Methode nach Karl Frey=idealisierter Projektablauf
1. Projektinitiative2. Auseinandersetzung mit der Projektinitiative3. Entwicklung der Projektinitiative zum
Betätigungsgebiet4. Projektdurchführung5. Beendigung des Projekts * Fixpunkte*
* Metainteraktion*
Unterricht nach der Projektidee: Beispiel
ForschungsbefundeFrage nach der Wirksamkeit von differenzierenden Maßnahmen im
U. (bezogen auf den Aspekt Leistung)
Kernaussagen:
Zu jahrgangsübergreifende n Differenzierungen
Zur Bildung von homogenen Leistungsklassen bzw.-kursen
Zur Binnendifferenzierung
Jahrgangsübergreifende Differenzierung
in homogenen Gruppen in heterogenen Gruppen
Spezieller Plan:
„Joplin- Plan“
(Gutierrez/Slavin, 1992, Mosteller/Light/Sachs, 1996)
Konzept des individualisierten Unterrichts
Untersuchungen von Gutierrez/Slavin (1992) bezogen auf Schulleistung:nur bei jahrgangsübergreifender Diff. in homogenen Lerngruppen, die mit direkter Instruktion und den Leistungsniveaus angepassten Unterrichtsmaterialien verbunden ist, werden insgesamt positive Effekte festgestellt!!!
Bildung von homogenen Leistungsklassen bzw. -kursen
Einteilung der Schüler in eine Klasse nach ihrem Leistungsniveau Zwei Methoden der Bildung
Tracking/Streaming: einheitliche Differenzierung für alle Fächer
Setting: nach Fächern getrennte Fachleistungsdifferenzierung
Untersuchungen von Slavin: Maßnahmen dieser äußeren Differenzierung erwiesen sich als unwirksam
Untersuchungen von Houtveen, Booij, de Jong und van de Grift (1999) weisen darauf hin, dass Ss in niveauniedrigeren homogenen Leistungsklassen schlechter abschnitten
BinnendifferenzierungVergleich:
binnendiff. Unterrichts Unterricht in nicht- diff. Jahrgangsklassen
Binnendifferenzierender Unterricht ist insgesamt effektiver als nicht-differenzierender Unterricht
leichte Überlegenheit der leistungshomogenen Subgruppen
leistungsschwächere Ss profitieren deutlich von einer Bildung heterogener Subgruppen in Klassen,
Ss mit mittlerem Leistungsniveau erzielen bessere Leistungen bei homogener Differenzierung
Bei leistungsstärkeren Ss beides gleich
BinnendifferenzierungLou et al., 1996: auch eine Bildung von heterogenen Subgruppen ist
im Hinblick auf die Förderung der Schulleistungen wirksamer als nicht-differenzierter Unterricht
schlechtere Ss profitieren von Erklärungen/Vorbild der
besseren Ss
leistungsstärkere Ss profitieren auch durch Erklären (z.B.
Verbessern der Elaborationen)
ABER: entscheidender für Wirksamkeit ist nicht die Zusammenstellung der Lerngruppe, sondern die „dahinter stehende nochmalige lehrergestützte Behandlung, Wiederholung, Vertiefung des Lernstoffs“
betont wird insgesamt v.a. die Wirksamkeit der „direkten Instruktion“
Fazit Mosteller, Light und Sachs, 1996
eine breit angelegte Felduntersuchung über
Leistungsdifferenzierung fehlt
zentrale Forderung:
„Methoden der Leistungsdifferenzierung schaffen lediglich einen Rahmen für wirksame pädagogische Maßnahmen“
emp. U. (z.B. von Linchewski/Kutscher, 1998) zeigen, dass es v.a. auf einen sorgfältig durchgeführten Unterricht und nicht auf Maßnahmen der Differenzierung wie z.B. der Bildung homogener Leistungsgruppen ankommt
Blitzlicht
Überlege kurz, was du aus der heutigen Sitzung für dich als Lehrer/in für das Thema Differenzierung und Individualisierung mit in die Schulpraxis nimmst!
Literatur: Brügelmann, H. (2002): Heterogenität, Integration, Differenzierung: empirische Befunde- pädagogische
Perspektiven. In: Heinzel, F./Prengel, A. (Hrsg.): Heterogenität, Integration und Differenzierung in der Primarstufe. Jahrbuch Grundschulforschung 6. Opladen: Leske + Budrich. S. 31-43.
Feige, B. (2005): Differenzierung. In: Einsiedler, W. u.a. (Hrsg.): Handbuch Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Grassmann, M. (2006): Differenziert unterrichten- differenziert Leistungen bewerten? In: Grundschule, 2/2006. S.34-37.
Leupold, S. (1994): „Geisterstunde“. In :Unterrichten/Erziehen, 3/94. S.14-18. Miederer, G./Schubert, R. (1994): Individualisierung und Differenzierung bei der Arbeit mit Lernwörtern. In:
Unterrichten/Erziehen, 3/94. S. 23-28. Paradies, L./Linser, H.J. (2001): Differenzieren im Unterricht. Berlin: Cornelsen Scriptor. Roßbach, H.-G./Wellenreuther, M. (2002): Empirische Forschungen zur Wirksamkeit von Methoden der
Leistungsdifferenzierung in der Grundschule. In: Heinzel, F./Prengel, A. (Hrsg.): Heterogenität, Integration und Differenzierung in der Primarstufe. Jahrbuch Grundschulforschung 6. Opladen: Leske + Budrich. S. 44-59.
Schorch, G. (Hrsg.)(2007, 3. Auflage): Studienbuch Grundschulpädagogik. Die Grundschule als Bildungsinstitution und pädagogisches Handlungsfeld. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.