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Über die Entwicklung der Mikroglia sowie einiges zur Frage der sog. embryonalen FettkörnchenzeUen.

Date post: 14-Dec-2016
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Aus der Psychiatrischen Klinik der Med. Fakultat Niigata (Vorstand : Prof. Dr. R Nakamura). Uber die Entwicklung der Mikroglia rowie einiger zur Frage der rog. embryonalen FettkGrnchenzeIlen. Von Dr. T. Kam' mura. Eingegangen am 14. /uni 1934. Das Problem der Mikrogliaentwicklung, Gber das seit Hortega lebhaft diskutiert worden ist, zerfiillt in drei Hauptfragen. die sich schlechthin als die histogenetische, die zytogenetische und die mor- phogenetische formulieren lassen. Betreffs der Histogenese der Mikroglia glauben bekanntlich eine Anzahl von Forschem. unter denen wir als bedeutendeste Hortega, Collado, Penfield. Jimhez Asua. Belloni. Russel. Gozzono, Santhd, Belezk nennen, den mesodermalen Ursprung dieeer Cliaarten vollauf nachge&esen zu haben. wahrend eine andere Cuppe von Autoren wie Metz und Spatz. Schaffer. Pruijs, jakob. Schaltenbrand und Bailey, Furusama u. dgl. hier genau wie bei den anderen Gliaformen an der ektodermalen Theorie feat- halten wollen. Uber die Zytogenese sind auch die Meinungen geteilt. Als Beispiele verschiedener vertretener Ansichten haben wir 2.B. die Pruijs'sche ependymiirsyncytiale Theorie. dann die Histiozyten- Theorie von Gozzano und BelezAy und ferner Santhds vaskuliire Theorie vor uns. Wenn wir uns nun weiter dem Cebiete der Mor- phogenese zuwenden. so treffen wir dort sogleich auf die in dem Schrifttum der Neuropathologie lange eingebiirgerte Streitfrage iiber die embryonalen Fettkiimchenzellen. Virchom. der im Jahre 1867 als erster auf das massenhafte Auftreten dieser Zellart im neugeborenen Cehim aufmerksam machte. sah in ihm ein Zeichen einer besonderen Krankheit. die er als Encephalitis interstitialis neonatomm bezeich- nete. Eine vollkommen divergierende Stellung vertrat /astromitz und betrachtete das Phiinomen nur als einen Ausdruck ganz physiologi- scher Entwicklung, der stets mit der normalen Markreifung einher- geht. Diese Ansicht. die an und fiir sich sehr besticht. konnte sich aber doch nicht duschsetzen. Nach Hortega sollen bei neugeborenen Menschen und Tieren manchmal mit Fettkiimern beladene Zellen
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Page 1: Über die Entwicklung der Mikroglia sowie einiges zur Frage der sog. embryonalen FettkörnchenzeUen.

Aus der Psychiatrischen Klinik der Med. Fakultat Niigata (Vorstand : Prof. Dr. R Nakamura).

Uber die Entwicklung der Mikroglia rowie einiger zur Frage der rog. embryonalen FettkGrnchenzeIlen.

Von

Dr. T. Kam' mura.

Eingegangen am 14. /uni 1934.

Das Problem der Mikrogliaentwicklung, Gber das seit Hortega lebhaft diskutiert worden ist, zerfiillt in drei Hauptfragen. die sich schlechthin als die histogenetische, die zytogenetische und die mor- phogenetische formulieren lassen. Betreffs der Histogenese der Mikroglia glauben bekanntlich eine Anzahl von Forschem. unter denen wir als bedeutendeste Hortega, Collado, Penfield. Jimhez Asua. Belloni. Russel. Gozzono, Santhd, Belezk nennen, den mesodermalen Ursprung dieeer Cliaarten vollauf nachge&esen zu haben. wahrend eine andere C u p p e von Autoren wie Metz und Spatz. Schaffer. Pruijs, jakob. Schaltenbrand und Bailey, Furusama u. dgl. hier genau wie bei den anderen Gliaformen an der ektodermalen Theorie feat- halten wollen. Uber die Zytogenese sind auch die Meinungen geteilt. Als Beispiele verschiedener vertretener Ansichten haben wir 2.B. die Pruijs'sche ependymiirsyncytiale Theorie. dann die Histiozyten- Theorie von Gozzano und BelezAy und ferner Santhds vaskuliire Theorie vor uns. Wenn wir uns nun weiter dem Cebiete der Mor- phogenese zuwenden. so treffen wir dort sogleich auf die in dem Schrifttum der Neuropathologie lange eingebiirgerte Streitfrage iiber die embryonalen Fettkiimchenzellen. Virchom. der im Jahre 1867 als erster auf das massenhafte Auftreten dieser Zellart im neugeborenen Cehim aufmerksam machte. sah in ihm ein Zeichen einer besonderen Krankheit. die er als Encephalitis interstitialis neonatomm bezeich- nete. Eine vollkommen divergierende Stellung vertrat /astromitz und betrachtete das Phiinomen nur als einen Ausdruck ganz physiologi- scher Entwicklung, der stets mit der normalen Markreifung einher- geht. Diese Ansicht. die an und fiir sich sehr besticht. konnte sich aber doch nicht duschsetzen. Nach Hortega sollen bei neugeborenen Menschen und Tieren manchmal mit Fettkiimern beladene Zellen

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264 'r. Kamimura: Uber die Entwicklung der Mikroglia sowie

aufgefunden werden, die a ls Urform der Mikrogliazellen gelten. was aber Stoemmler, Sigmund, Berbarich und Bar, Schuartr usw. widerlegen wollen, da sie diese Zellexemplare nie bei neugeborenen Tieren ausfindig machen konnten.

Wir sehen klar, daf? das Mikrogliaproblem noch im Fluf?e ist. Es bedarf somit einer weiteren griindlicheren Untersuchung. wie sie in der vorliegenden Arbeit versucht wid.

Materid und Mathodik.

Katze I. Fotus, etwa 30 Tage vor der Geburt. Kirpcrgewicht 3 g

2. F6tus. 15-2OTage .. 27 g.

3. F6tus. einlge Tqe .. .. 50 g.

5. F6tus. 1-2 Tage .. 65 g. 6. Neugeborene Katze (sofort nach der & b u d 63 g.

7. 2 Tage alte Katze. 8. 10 Tage alte Katrc. 9. 17 Tagc alte Katzc.

10. 33 Tage alte Katze. Kanmchon

("or der Mitte der Schwange~~haft)

4. Fotus. einige Tage .. n 57 g.

I . 2. 3. 23 t*er Kaninchenfhs. 4. 5. 2 Tage altes Kaninchen. 6. 6 Tage altes Kaninchen. 7. I0 Tage altes Kaninchen. 8. I5 Tage altes Kaninchen. 9. 30 Tage altes Kaninchen.

10 &gigex Kaninched& (vor d a Mitte c i u Schwangaachaft). 14 t*er K a n i n c h e n f h (k VM &r Mitte der Sch-rschah).

Neugeborenca h i n e b e n (sofort nach der Gburt).

Meerschweinchen 1. 2. Fijtus. einige Tage .. n n

3. 1 Tag altes Meerschweinchcn. 4. 10 Tage ahes Metmhweinchen. 5. I5 Tage altes Meerschweinchen. 6. 30 Tage altes Metrschweinchen.

1. Fitus, mit einer K6rp~1lbge* von 0.4 an.

Fitus. 20 Tage oder mehr vor dam erwarteten Ceburtstermin.

Menschcn

2. .* N " n ,, 1.4M. 3. ., " " n ,. 2.0cm. 4. ., *, " 2.6cm.

K6rperlhge : SchtitelfersenLnge in der Lage mit gestreckten &inen.

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einigee zur Frage der eog. embryonalen Fsttkirnchenzellen. 265

5. 6. 7. 8. 9.

10. t 1. 12. 13. 14. 15. 1 6. 17. 18. 19.

21. 22. 23. 24.

m.

Fitus, mit einer Kirperlinge von 3.0 cm.

" .. " " .. 3.3 cm. " " .. .. " 3.4cm. " " " " 6.2 cm. " n " " 8.2 em. " " " " 10.4 cm. I " . . " .. 12.1 cm. n n n " 13.5 cm. " n n " .. 21.5cm. " " . . " 22.Ocm. " " " .. " 26.ocm. " . . " " 27.5 cm.

Zwillingsfitus(A) " .. 32.7cm. Zwrillingefijtue(B) .. " .. " 32.7cm. Friihgeborenea Kind " .. .. 362 cm. (einige Stunden gekbt). Friihgeborenes Kind .. .. 36.5 em. (einige Stunden gelebt). Friihgeborenea Kind - .. .. .. 37.2 cm. (24 Stundep gelebt). NcugeboreneeKind .. .. " 46.3cm. Neugeborcnee Kind I .. 40.Ocm. - Ncugeborenes Kind . .I . .. .. 49.5 cm. Das gesamte Material, aowohl von Tieren wie auch von Menschen. das uns

stet. in frischem Zustand angeliefert wurde, zerlcgte ich in zahlreiche Schnitten, m6glichst eerienweise. Dann wurde genau und systematkh nach Mikrogliazellen gesucht. Ah Untenuchungsmethode Lam ein M i L o e l i a - F e ~ - D o p p ~ a h r e n in Frage. wobei AU Fc&rbung vomehmlich die durch Kou~amum und Yu& modi- fizicrte RomcL'eche Scharlachrot- oder Sudan IU Methods vemendet wurde. Etwa bei dem Fall. wo cine rllm tiefe SiberimprjigMtion dae Uare Fettbild v e r d d t . muhe man m a n c h d NT KontroUe Himatoxylin-Fettpriiparate in d u iiblichen Webe anfartigen.

Entwicklung der Mikroglia und der sog. embryonalen Fettkiirnchenzellen bei Tieren (Katzen, Kaninchen

und Meerschweinchen).

Schon vor der Mitte der Schwangerschaft sehen wir im Zentral- nervensystem der Fiiten runde gitterartig vakuolisierte oder homogen schwarzlich gefiirbte Zellen. unter denen auch amiiboide Ekemplare mit plumpen Pseudopodien vereinzelt lagern (Abb. I). Beide ge- hiiren zu den Mikrogliazellen und zwar reprksentieren erstere ihre Urfomen. d.h. die Mikroglioblasten. letztere hingegen eine um ein Stadium iiltere Phase. Sie sind iiberall sowohl im Cehirn wie auch im Riickenmarke anzutreffen. dabei ganz frei im Parenchym sowie entlang den GefiiSen. Uber ihre Verteilung lath sich prinzipiell sagen. daO sie das Periependym, insbesondere die Aneatzstellen der

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einiges zur F r a ~ e dcr sog. embryonalen Fettk6mchenzellen. 267

vor der Geburt erfahrt aber der ganze ProzeS eine besondere Be- lebung und die Zellen treten massenhaft als Herde in der weiBen Substanz der Cegenden zutage, die sie schon friiher bevorzugten (Abb. 2). Um diese Verhaltnisse klar zu machen. gebe ich hier

Abb. 2. 23 tigiger KaninchenfZitus. Mikro- glioblasten in der Oberfliche des Himschenkel- fu&s und ZeUen in der Himhaut, die der Mikro- glii & A n . 300 X

dnige Schnitte aus einem Katzenembryo wieder. in denen ich die &¶ikrogliaherde punktiert eingezeichnet habe (Abb. 3 a - f). Auf Abb. 3a, die einen paramedianen sagittalen Schnitt darstellt, sieht

a

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268 T. Kamimura : Ubcr die Entwicklung dsr Mikroglia sowje

b C

e

d f

Abb. 3 a - f. Verteilung der runden Milrrogliobksten. b - Frontalschnitt nahe dem fmntalen Pol. c-Fronealschnitt in der Hrihe des Caudatumkopfes. c - Frontal- schnitt in der HIhe des G r p . quad post. f - Frontalschnitt in der H6he der FOSM rhomboidca.

KatzenfItus. einige Tage vor der Ceburt. a - sagittaler Schnitt etwas eeitlich der Medianlinie.

d - Frontalschnitt in der Hrihe des Ti. opticus.

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einiges zur Frage der SO^. ernbryonalen Fettkornchenzellen. 269

man die Mikrogliaknotchen zunachst im Periependym des Seiten- sowie des 111. Ventrikels, dann in der subpialen Oberflache des Thalamus und des Vierhugels, besonders in der Cegend der Vier- hugelkommissur, ferner in der Infundibulumwand, im Pedunculus cerebri. im Periependym des IV. Ventrikels. in der lateralen Flache des Pons nebst dem Velum medullare anterius, der Medulla oblon- gata und endlich im Ruckenmark. Dasselbe Verhalten zeigen auch die folgenden frontalen Schnitte. Nahe dem frontalen Pol (Abb. 3b) liegen die Zellennester in der pen- bezw. subependymalen Schicht des Seitenventrikels und der lnnenhohle des Bulbus olfactorius. Kommt man dann auf die Hohe des Kaudatumkopfes, so trifft man sie zuerst wieder in der subependymalen Zone des Seitenventrikels. die hier das Corpus callosum, den Fornix sowie seinen Nucleus proprius und das Kaudatum selbst uberzieht, dann in der Innenseite der Capsula interna und der Commissura anterior (Abb. 3c). Auf der Hohe des Tractus opticus (Abb. 3d) lassen sie sich au8er den oben envahnten Cegenden noch in der Oberflache des Tractus und in der Wand des Ill. Ventrikels wahrnehmen, die die Oberflache des Thalamus sowie des Infundibulums umschlieat. Weiter kaudal, etwa in der Cegend des hinteren Vierhugels (Abb. 3e). bemerkt man, da8 die Zellen einerseits in der Wand des Aquaeductus Slvii, be- sonders in der hinteren Vierhugelkommissur. andererseits ganz peripher im hinteren Vierhugelarm sowie im Hirnschenkel gruppiert auftreten. Ebenso hat die Fossa rhomboidea (Abb. 3f) Zellherde in ihrer Wand, namentlich in der Area ovalis. Ahnlich verhalt sich das Ruckenmark, da die Zellen in der qmgebung des Zentralkanals und in der an sie angrenzenden weiBen Substanz, insbesondere in der Nahe der vorderen und hinteren Septen als Nester auftreten. In der Retina kommen sie nur vereinzelt zum Vorschein.

In den Mikroglioblastenherden lassen sich manchmal Zelltei- lungsbilder beobachten. Sehr eigenartig ist dabei. da8 die jungeren runden Formen den mitotischen, die anderen mit Pseudopodien hingegen den amitotischen Typ aufnehmen. In der grauen Substanz der Hemispharenrinde treten die Zellen hauptsachlich in ausgereiften definitiven Formen zu Tage. wahrend in der wei%en ofters eher fortsatzreiche amoboide Formen anzutreffen sind. Die sog. embryo- nalen Fettkornchenzellen treten erst in diesem Stadium auf. An Form und Cro8e weichen sie in nichts von den jungen Mikroglia- zellen ab. sind rnit den nur durch Sudanorange farbbaren Lipoid- oder Fettkornern beladen (Abb. 4) und liegen verstreut in gro8eren Mikroglioblastenherden. wie 2.B. im Balken. im Thalamus, in der Wand der Fossa rhomboidea und dgl., niemals aber finden sie sich in denen des Ruckenmarkes. Auch im Plexus chorioideus und in

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270 T. Karnirnura: Uber die Entwicklung dsr Mikroglia sowie

Abb. 4. 23 tigiger Kaninchenf6tus. Eine Reihe von den sog. ernbryonalen Fettkirnchenzellen in der Oherfliiche des Thalamus opticus. Hortega-Sudanorange-Priparat. ca loo0.X

Abb. 5. Katzenf6tus. Einige Tage vor der Geburt. Kirnchen- und Fett- kirnchenzellen irn Plexus chorioid. vent. lat. Hortegapriparat. ca 500 X

den Hirnriickenmarkshauten sehen wir, wie bereits im vorhergehen- den Stadium, ahnliche Zellelemente mit aufgespeichertem Fett ( Abb.

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ainigen zur Frage der sog. ernbryonalen FettkLirnchenzellen. 27 I

5). die manchnial von dem mesodermalen Cewebe heraus tief ins Nervenparenchym einzudringen versuchen, ein merkwiirdiger Be- fund, den man an der Ventrikeltela stets zu Gesicht bekommt. Uber den Unterschied unter den Tierarten 1aBt sich nur soviel verzeichnen, daf3 beim Kaninchen und Meerschweinchen die Zellen bedeutend sparlicher vorzufinden sind als bei Katzen.

Der Umschwung der Entwicklung, den die Mikrogliazellen eben erfahren haben, zieht sich nach der Geburt noch einige Tage lang hin, um dann seinen Gipfelpunkt zu erreichen. Jetzt konnen wir als Fundort der groBen Zellhaufen den bereits erwahnten Lieblingsstellen noch drei weitere Gegenden, namlich das Septum pellucidum. die Capsula externa und das Kleinhimmark hinzuzahlen. Im Parenchym treten alle Zellelemente, sowohl die des amoboiden Typs in der weif3en. als auch die von definitiveren Gestalten in der grauen Sub- stanz zutage und zwar in einer betrachtlichen Anzahl. Auch die Fettkiimchenzellen kommen in diesem Stadium vor. Sie sind jedoch nicht sehr reichlich vertreten ; ich bekam eogar eher den Eindruck. daf3 sie in der vorliegenden Entwicklungsphase etwas an Zahl redu- ziert waren. Beim zwei Tage alten Kaninchen und Meerschweinchen machen sich die Zellen nur in schwindend kleiner Starke in der subependymalen Schicht des Seitenventrikels bemerkbar. Die Kom- chenzellen, sowie die Fettkornchenzellen lassen sich wohl noch im Gewebe des Plesus chorioideus und der Himhaute beobachten, aber bedeutend sparlicher als zuvor.

Bei den 6 - 10 Tage alten Kaninchen, bei der 10 Tage alten Katze. sowie auch bei dem gleichalten Meerschweinchen haben sich die Mikrogliazellen soweit entwickelt, dal3 sie manchmal das Stadium des fortsatzreichen amiiboiden Typs bei weitem uberschreiten, um noch reifere, vielfach verzweigte Formen anzulegen. Die runden Zellen sind selten und finden sich nur gelegentlich in der subependy- malen Schicht. Die Fettkornchenzellen, die im Balken der 10 Tage alten Katzen noch sparlich zu sehen waren. vermil3t man vollkommen beim gleichalten Kaninchen sowie Meerschweinchen. Hingegen treffen wir im Plexus chorioideus des Seitenventrikels die Kornchen- und Fettkomchenzellen nur bei der Katze, niemals aber beim Kanin- chen und Meerschweinchen.

Bei den 15 Tage alten Kaninchen und Meerschweinchen. sowie bei der 17 Tage alten Katze laf3t sich kaum ein runder Typ, sondem lediglich die verastelten, verschieden reifen Elemente in einer gro6en Anzahl nachweisen. Geht man auf die regionaren Einzelheiten ein, so enthalt die subpiale weif3e Substanz sowie die subependymale Schicht mitunter Zellexemplare, die noch teilweise amoboide Struk- turen aufweisen. Im Croflhirnhemispharenmark haben sich die

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Zellen inzwischen bedeutend vennindert. aber sie sind doch noch zahlreicher als in der Rinde. Was die Verteilung der Mikroglia anbetrifft. so haben die subkortikalen Ganglien den definitiven Zu- stand vollauf erreicht und unterscheiden sich durch nichts von denjenigen der ausgereiften Tiere. In der Kleinhimrinde sieht man schon in der Molekularschicht vollkommen auagereifte Mikroglia- zellen. Die Fettkijmchenzellen sind nirgends nachzuweiaen.

in einer weiteren Entwicklungsphase. die etwa von den 30 Tage alten Kaninchen und Meerschweinchen. sowie von der 33 Tage alten Katze vertreten wird. stellen alle Mikrogliazellen die fein verzweigte endgiiltige Form dar. wobei auffallt. daf? sie eher in der grauen Substanz uberwiegen. Soweit es die Mikroglia anbetrifft. ist das ganze Zentralnervensystem in allen Teilen reif geworden. Die Fett- kornchenzellen fehlen vollstandig.

Entwicklung der M i h g l i a und der mg. embryonalen Fettkiimchenzellen be i i Menschen.

Uber die Cenese der Menschenmikroglia liegen im Schrifttum keine genaueren Angaben vor. Alle Autoren, Hortegu an der Spitze, beschaftigten sich ausschliefllich mit den spatembryonalen und den daran anschlieflenden ganz kunen postnatalen Perioden. Mit Ruck- sicht darauf gebe ich hier das Protokoll meiner Untersuchungen, die fast die ganze Strecke der Entwicklung durchgehen. wiirtlich wieder. damit der Werdegang der Mikrogliazellen auf der sachlichen Crund- lage klar vor Augen tritt.

Menschenembryo Nr. I (mit einer Kiirperlange von 0.4 cm) : Im mesodermalen Cewebe, das das Hirnblaschen umgibt, finden wir einzelne Exemplare von protoplasmareichen runden oder rundlichen Zellen mit runden Kemen. Sie besitzen in ihren Leibem diffus zerstreute Kornchen, die sich lediglich durch die Sudanorange- methode. nie aber durch Sudan 111 oder Scharlachrot farben lassen. Ausdriicklich sei betont. dafl sie irn Nervenparenchym nirgends zu finden sind.

Menschenembryo Nr. I1 (Kiirperlange 1.4 cm) : Die oben ge- nannten Fettkijrnchenzellen haben auffallig an Zahl zugenommen und liegen im Mesoderm zerstreut oder gruppiert. wobei die Fett- korner in ihnen groSer und zahlreicher werden. Canz ahnlich ge- staltete Zellen kommen sonst wohl gelegentlich in der Wand des Mesen- und Diencephalons vor, indes lassen sich keine fertigen Mikrogliaformen feststellen.

Jetzt sitzen die Fett- kornchenzellen sowohl im mesodermalen Uberzug als auch im

Menschenembryo Nr. 111 (Lange 2.0 cm) :

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einiges zur Frage der sog. embryonalcn Fettk6mchenzellen. 273

Plexus chorioideus. Wahrend die meisten von ihnen sich immer mehr vermehrende diffuse Fettkijrner in sich einschlieaen, gibt es unter ihnen einige Exemplare. deren durch die Silbermethode intensiv darzustellenden Zelleiber so geringfiigiges Fett enthalten. daS sie dem ganzen histologischen Verhalten nach den Mikrogliazellen eehr iihneln. Allerdings findet man vie nur selten in der Oberflache aller Gehirnabschnitte sowie des Riickenmarkes. jedoch kommen die Mikrogliaelemente mit ihren sicheren Kennzeichen noch nicht zum Vorschein. Erst in diesem Stadium wird das Zentralnervensystem vas kularisiert.

Hier trifft man nun zum erstenmal die Mikrogliaelemente im Ben- und Telencephalon und zwar an der Oberflache der Canglienhiigel. Sie sind aber noch so spirlich, daS man auf den aufeinanderfolgenden Etappenschnitten in einem Praparat einige. in dem direkt anschlief3encien aber keine mehr ausfindig machen kann. Sie sind einmal rund. einmal amliboid mit Pseudopodien und manchmal ganz wie die FettkZirnchenzellen selbst mit Fettkijrnern beladen (Abb. 6). Dabei macht sich eine

Menschenembryo Nr. IV (Gnge 2.6cm):

Abb. 6. Mcnschenf6tus von 2.6 cm KGrperCnge. Mikrogliazellen im Diencephalon. ca Mo X

gewisse lokalisatorische Bevoxzugung bemerkbar. da der runde Typ in der Oberflache der Crundplatte des Diencephalona. der andere

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274 T. Kamimura: Ubcr die Entwicklung dsr Mikroglia sowie

amoboide in ihrem tieferen Teil gefunden wird. 6 gibt aber keine ausgereiften Mikrogliazellen. Auffallig geht die Vaskularisation des Zentralnervensystems allenthalben vonstatten ; die Wandelemente der eintretenden CefiiBe haben langliche oder,ovale Kerne und ent- halten feine Fettkorner in ihren Leibern.

Die Mikrogliazellen sind etwas zahlreicher ala im vorhergehenden Stadium und nur auf der Strecke vom Diencephalon bis zum Ruckenmarke verteilt, wogegen die Hemispharen ganrlich frei von ihnen sind. Abb. 7 gibt die

Die Makroglia fehlt noch. Menschenembryo Nr. V (Lange 3.0) :

Abb. 7. MenschenfGtua von 3.0 cm KGrpcriinge. Mikrogliazellen in der N&he der vorderen Gngsfissur des Riickenmarkes. r, rl runde Form, P I . P2 am6boide Form mit Pseudopodien. M Matrix, gr graue Substanz, G CeC6.

Mikrogliazellen im Riickenmarke wieder; dabei zeigt r eine runde Urform. P I ein gefaBanliegendes amiiboides Element mit Pseudo- podien. PZ wieder eins desselben Typs. das aber frei in der grauen Substanz lagert. In diesem Stadium lassen sich die Astroblasten erst im Ruckenmark beobachten.

In we- sentlichen Ziigen stehen die Mikrogliazellen fast auf derselben Ent- wicklungsstufe wie im vorhergehenden Fall, nur sind sie etwas zahlreicher. In enter Linie fallt hier das herdfiirmige Auftreten der Mikrogliazellen auf. die sich alle rund ode1 amoboid gestalten. Wollen wir nun ubersichtshalber mit Punkten die Cruppen der runden Zellen, mit Strichen die der amiiboiden zeigen, so geht aus Abb. 8a - c sogleich hervor, da6 die Zellherde in der Art und Weise ihrer Verteilung ziemlich weit von denen der Tiere abweichen. Vor-

Menschenembryo Nr. V1 und VII (Lange 3.3; 3.4cm):

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einiges zur Frage der sog. embryonalen Fettktknchenzellen. 27 5

a

Abb. 8 a. b, c. Menschenf6tus. 3.4 cm. Verteilung der Mikroglioblasten irn Him und Rickenrnark. b - Sagittalschnitt des Menen- und Rhombencephalons. c - Querschnitt dcs RIk- kenmarks. (.) runde Form,

a - Frontalschnitt des Cehirns. CI. Kleinhirn.

(-) amiiboide und pseudopodische Form.

gezogen sind folgende Stellen : Das Diencephalon mit seinem hypothalamischen Anteil. der Tractus opticus, die Oberflache des Mesencephalons, die Kleinhirnwulst, die Wand und das Periependym der Fossa rhomboidea, sowie die vordere, hintere Langsfissur des Riickenmarkes. Sonst kommen die Zellen des amoboiden Typs in der Putamenanlage und im N. opticus vor, obgleich sie in der Retina wie auch in der Hemispharenwand noch vollkommen vexmifit wer- den. Die Fettkiirnchenzellen findet man zunachst sehr massenhaft im mesodermalen Uberzug sowie im Gewebe des Plexus chorioideus (Abb. 9). was besonders am Telaansatz des Kleinhirns auffallt, dann in den Gegenden des Nervenparenchyms, wo die Mikroglioblasten-

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276 T. Karnimura : Uber die Entwicklung der Mikroglia sowie

Abb. 9. Abb. Ba. .

Kiimchen- und Fettkornchenzellen im Plexus chorioid. in

herde liegen. Dabei gibt es keine morphologischen Kriterien, die die Zellen von den Mikrogliaelementen unterscheiden : sie lassen sich nur durch schwache Silberfarbung darstellen und schlieaen vie1 Fett in sich ein.

Allmahlich bilden sich die Mikrogliazellen. Vereinzelt liegen sie schon in der Wand des Seitenventrikels. kornmen aber doch noch sehr selten in der Rinde vor.

Wir treffen die Mikro- gliazellen fast uberall im ganzen Zentralnervensysteni. n u r in ver- schiedener Dichtigkeit (Abb. 10). In erster Linie treten sie, besonders ihre jungen Typen, vornehmlich in der subependymalen Schicht auf, wobei die Telaansatzstellen bevorzugt werden. ganz gleichgiiltig, um welches Ventrikelsystem es sich handelt. So finden sie sich im Fornix, in der Oberflache des Thalamus sowie in der Wand der Fossa rhomboidea reichlich vor. Dann treten sie gern in der sub- pialen weif?en Substanz auf, wie im Tractus opticus und Chiasma, in der Auflenflache des Mesen-. Rhombencephalons sowie des Rucken- markes. Auch in der Retina findet man schon einige Exernplare von ihnen. Merkwiirdig ist. d a i sich dicht auflerhalb der Pigmentschicht der Chorioidea mitunter Mikroglioblasten ahnliche Zellgebilde finden lassen. Ubrigens sieht man die Fettkornchenzellen in den Mikro- glioblastenherden.

Menschenembryo Nr. VlII (Lange 6.2 cm) :

Menschenembryo Nr. IX (Lange 8.2 cm) :

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einiges zur Frage der sox. ernbryonalen Fettkornchenzellen. 277

a

rr b

. ' . c

C

Abb. 10 a. b, c. von der Lnge 8.2 cm. (a) runde Form, a - Telen- und Diencephalon. cephalon.

Verteilung der Mikrogliazellen eines Menschenf6tus

(-) amijboide und pseudopodische Form. b - Rhombencephalon. c - Rhinan-

Menschenfotus Nr. X (Lange 10.4 cm) : Bietet betreffs der Mikroglia fast dasselbe Verhalten wie bei der vorhergehenden Num- mer. Unter den Fettkornern der Fettkornchenzellen, die die Tendenz zeigen, allmahlich zusammenzufliefien. kann man fgrberisch zwei Arten unterscheiden. namlich die auf Sudanorange und die auf ein- faches Scharlachrot oder Sudan 111 reagierbare, wovon die erstere bei weitem reichlicher vertreten ist. Die runden FettkZimchenzellen erleiden zwischendurch Cestaltsveranderungen. So bilden die mei- sten von ihnen Fortsatze, um damit der Form nach den amliboiden Mikrogliazellen mit Pseudopodien sehr nahe zu kommen.

Menschenfotus Nr. XI (Lange 12.1 cm): Die herdweise Mikro- gliaentwicklung ist starker geworden.

Menschenfotus Nr. Xi1 (Lange 13.5 cm) : Die Zelleiber der Mikroglia sind schon ziemlich stark verzweigt. Die Mikrogliazellen

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278 T. Kamimura: Uber die Entwicklung der Mikroglia sowie

und die Fettkornchenzellen treten an den Ansatzstellen der Tela sowie im subpialen WeiSlager viel massenhafter auf als im vorher- gehenden Stadium.

Menschenembryo Nr. XlII (Lange 21.5 cm) und Nr. XIV (Lange 22.0) : Man findct ziemlich ausgereifte Mikrogliazellen. wenn auch noch geringfiigig an Zahl. in der Hemispharenwand.

Uber die Mikroglia ist nicht viel anzugeben. nur daS sie im Kleinhirn und zwar nicht nur in seinem subpialen WeiBlager, sondern auch im oberflachlichen Grau nachzuweisen ist. Im mesodermalen Cewebe sowie im Nerven- parenchym vermehren sich die rundlichen, amoboiden Fettkomchen- zeIlen immer mehr, die ziemlich diffus verteilte Fettkorner in sich einschlietlen. Mit Rucksicht auf die Abstammungsfrage der Zellen laBt sich bemerken, da8 sie gerade in den Gegenden besonders massenhaft nachgewiesen werden. die auch die Mikrogliazellen vor- ziehen. Femer bestehen zwischen beiden Zellarten weitgehende morphologische Ahnlichkeiten.

Auffallig ist hierbei. da8 die weit3e Substanz des Mesen-, Rhombencephalons wie auch des Ruckenmarks uberall von den mit groben Fettkijrnern beladenen Fettkornchenzellen durchsetzt ist. Cleichzeitig trifft man daneben auch mitunter fetthaltige runde. sowie amoboide Mikrogliaelemente, die im Hinblick auf zahlreiche Ubergangsbilder als unreife Fettkorn- chenzellen aufzufassen sind. lm ubrigen findet man nun fortsatz- reiche amoboide oder ziemlich ausgereifte Typen der Zellen in der grauen Substanz uberhaupt, vornehmlich aber in der Hemispharen- rinde sowie in der Netzhhut. Bei diesem Embryo sah ich auflerdem in den Schwanzkernen beiderseitig je einen groSen Blutungsherd, der sehr wahrscheinlich vom intrauterinen Trauma herruhrt. Am Rande der Herde fanden sich viele von ziemlich grotlen Fettkorn- chenzellen und um diese herum Mikrogliazellen. die sich allmahlich abrunden und in Fettkornchenzellen uberzugehen scheinen.

Menschenfotus Nr. XVII und XVlll (eineiige Zwillinge, weiblich, Lange bei beiden 32.7 cm) : In jeder Hinsicht stehen beide auf ganz demselben Entwicklungsniveau. Vergleicht man sie mit den vor- angehenden zwei Foten, so ubertreffen sie betreffs Zellzahl der Mikroglia weitaus die letzteren, wahrend sie an Reichtum der Fett- kiimchentellen etwa zwischen diese beiden fallen. Die Fettkorn- chenzellen im Balken sind deutlicher geworden.

Fruhgeborenes Kind Nr. XIX und XX (Lange 36.2; 36.5 cm) : Die Mikrogliazellen durchziehen alle Teile des Zentralnervensystems und zwar in den grauen Gebieten weniger zahlreich.

Friihgeborenes Kind Nr, XXI (Lange 37.2) : Uberall findet man

Menschenfotus Nr. X V (Lange 26.0 cm) :

Menschenfotus Nr. XVI (Lange 27.5 cm) :

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einigea zur Frage der SO^. embryonalen Fettkdmchenzellen. 279

gut ausgereifte Mikrogliazellen. nur mit Ausnahme der Kleinhirn- rinde (Abb. I I ) . Als Fundorte der Mikroglioblasten sowie der Fett- kornchenzellen sind folgende zu verzeichnen : Balken. Fornix. Septum pellucidum, Corona radiata. Caudatum, Fimbria, Subiculum. Capsula interna, Oberflache des Nucleus anterior thalami, Tractus opticus, Pedunculus cerebri. Velum medullare anterius, Oberflache des Kleinhirns, Fossa rhomboidea, ferner die subpiale weide Substanz des Pons, der Medulla oblongata und des Ruckenmarks, endlich dessen Zentralkanal. AuBer reifen Formen kommen noch stellen- weise runde wie auch amoboide mit Pseudopodien vor. Was die Fettkornchenzellen angeht, so erreichen sie im Bereiche der weiBen Substanz. die das Rhombencephalon und Ruckenmark umfaat. vollauf ihre maximale Entwicklungsstufe, wahrend sie in den weit proximal liegenden Teilen wie in der Capsula interna oder Corona radiata noch in einer ganz unbetrachtlichen Menge gefunden werden. In den zuerst genannten Stellen atehen die zwei Zelltypen stets mit CefaBen in einem sehr innigen Zusammenhang, indem sie sich einmal fest an diese anschmiegen. einmal. falls es sich um groBere Cefade handelt, gruppiert um diese zum Vorschein kommen. Dabei enthalten die Cefadwandzellen auch Fettkorner in ihren Leibem. In den Bindeaewebemaschen des Plexus chorioideus sowie der Hirn-. - Ruckenmarkshaute liegen zudem noch zahlreiche Fettkornchen-

b

a

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280 T. Kamimura : Uber die Entwicklung dcr Mikroglia sowie

C

Abb. 1 1 . Mikrogliazellen eines friihgeborenen Menschen von 372 un G r p c r - Iinge. 300 X a - ausgereifte Mikrogli in &I Frontalrindc. b - MiLroglia mit Fettkornern (FettkGrnchenzelle) im Balken. Hortega-Scharlachpriiparat. c - Mikroglioblastenherd in der Rindenohediichc des Kleinhims. EK embryorale KGrnerschicht. Mol Molekularschicht. Pur Purkinjeschicht. Ld Lamina dissceaap. Ik innere Kornerschicht.

zellen. Hinzuzufugen ist, da6 im GoShirn a u k etlichen in der Capsula interna fast keine Markscheiden. im Dien- und Mesence- phalon nur wenige, im Rhombencephalon und Riickenmark dagegen ziemlich viele zu finden sind.

Die Verbreitung der Mikrogliazellen in der weif3en Substanz ist noch auffallender geworden. Wie auf Abb. I2 zu sehen ist. finden wir die Mikroglio- blasten- und Fettkornchenzellenherde. soweit Telen- und Dience-

Neugeborenes Kind Nr. XXlI (Liinge 463 cm) :

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einiger zur Frage der sog. embryoden Fettk6rnchenzellen. 28 1

Abb. 12. Verteilung der Fettltimchcnzellen am Gchime d a menschlichen Neugeborenen (46.3 cm). schematisch dargeatellt.

phalon in Frage kommen. in folgenden Stellen : Im Balken. Fornix, Septum pellucidum. in der Fimbria. im Tractus opticus und Pedun- culus cerebri. Dabei trifft man die griil3ten Herde im Balken und in der Corona radiata, wo die Markscheiden noch nicht gebildet sind. In der weiflen Substanz des Rhombencephalons und des Rucken- makes haben sich die Fettkiirnchenzellen schon etwas vermindert. Hand in Hand gehen die Mikroglioblasten allmahlich ihrer Reife entgegen.

Neugeborenes Kind Nr. XXlII (Lange 48.0cm) und Nr. XXIV (Enge 495 cm) : Im wesentlichen finden wir nichts Neues. Die Zell- herde haben sich in einigen Teilen. wie im Balken. Septum pelluci- durn, in der Corona radiata und im Hemispharenmark, starker entwickelt, wogegen sich im Mesen-. Rhombencephalon und im Ruk- kenmark eine Tendenz deutlich bemerkbar macht, daS die Fettkorn- chenzellen immer sparlicher werden. Im ubrigen sieht man, dal3 die amiiboiden Mikrogliazellen fast bis in alle Ecken der wei6en Sub- stanz eindringen. wobei die ausgereiften Exemplare auch zur Ver- mehrung kommen. In der Kleinhirnrindenoberflache sind die Mikro- glioblasten und Fettkiirnchenzellen noch deutlich nachweisbar.

Kritische Bemerkungen.

Zunachst kommt die Mophogenese der Mikrogliazellen in Frage. Das Zutreffen der Horfega'schen Einteilung in 4 Entwicklungsphasen.

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282 T. Kamimura: Uber die Entwicklung dcr Mikroglia sowie

namlich in die der rundlichen. der amiiboiden. der pseudopodischen und der verzweigten Form. erkenne ich auf Crund vorliegender Mitteilung, sowie meiner friiheren Untersuchung iiber uureife Aale und junge Sandneunaugen in vollem Ma& an. Bei allen unter- suchten Tierarten kehren dieee 4 Phasen immer wieder. Da es aber zwischen der zweiten und dritten Form einerseits. zwischen dieser und der letzten Form andererseita viele Ubergiinge gibt, so halte ich es mit Gozzano fiir iibersichdicher, an Stelle der zweiten und dritten Form nur eine amiiboide oder pseudopodische Formenphase anzu- nehmen. Die Protoplasmaleiber der initialen Mikrogliazellen in der rundlichen und amiiboiden Gestalt sind einmal homogen intensiv. einmal aber ungleichmid3ig vakuolar oder gitterartig impragniert. mitunter mit fremden Stoffen wie Fettsubstanz beladen. Es scheint also kein sicheres Unterscheidungsmerkmal zwischen Mikroglio- blasten und Citterzellen bzw. Kiimchenzellen zu geben, sondern nur eine Reihe von morphologischen Kennzeichen, die in den zwei Zelltypen lediglich verschieden betont zu Tage treten. Die Gozzano- schen .. Zykloptischen Kijrper " lassen sich bei Kaninchenfoten sehr selten beobachten ; sic- aind nichts anderes als eine atypische Form der amoboiden Mikroglioblasten.

Uber den Zeitpunkt der Anlegung der ersten Mikroglioblasten schreibt Hortega in Penfields Cytology and pathology of the neroous system (1932) folgendermafien : ,, The microglia appears or at least it becomes conspicuous in the last period of embryonic developement. In sections of the brain and cerebellum of early rabbit, cat, rat and mouse embryos it is impossible to find with any of the present-day techniques cells with characteristics of the microglia." Dies wollte aber Santhu im Hinblick auf seine eigene vaskulare Theorie der Mikrogliagenese nicht sogleich akzeptieren und sah. da8 sich die Mikrogliazellen vie1 friiher als die Hortegaschen Kiirnchenzellherde diffus im Zentralnervensystem verstreuen. Meine Untersuchungs- ergebnisse sprechen vollkommen fur Santhus Ansicht. Bei Kanin- chen- und Katzenfijten vor der Mitte der Schwangerschaft fand ich schon die Mikroglioblasten mit vakuolar oder netzartig gefarbten Zelleibern, die mehr oder weniger die Neigung zeigen, sich in der subependymalen Schicht nahe den Telaansatzstellen sowie in der subpialen weiSen Substanz herdweise anzuhaufen. Wenden wir uns nun dem Menschenmaterial zu. so lassen sich die ersten Zell- anlagen. die die initialen Formen darstellen, schon im Gehirn 2 Monate alter F&en ganz deutlich feststellen. In diesem Stadium sind sie, wie es bei Tieren auch der Fall ist. nicht gruppiert, sondern zerstreut vorhanden und zeigen die Kiirnchenzellform wie in der letzten embryonalen Entwicklungsperiode. Am Ende des 3. Monats

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einiger zur Frage der sog. embryonalen Fettkornchsnzellen. 283

verbreiten sie sich im ganzen Gehirnparenchym, woran sich alsbald ihre herdbildende Phase anschlieflt. In relativ langsamem Tempo nehmen sie dann allmahlich bis zur lelzten embryonalen Entwick- lungsperiode zu. wo die Bildung der Mikroglioblasten wie auch der mikrogliosen Kornchenzellen plotzlich einen markanten Umschwung erfahrt. Diese Phase zieht eich bei den von mir untersuchteh Tier- arten kurz nach der Geburt hin, um dann allmahlich schwacher zu werden und im Verlaufe eines halben Monats in einen vollkommenen Ruhezustand uberzugehen. Hier sei hervorgehoben. da8 die Ent- wicklung der Mikrogliaelemente nicht diffus und regelloserweise, sondern stets unter Bildung gewissermaBen umgrenzbarer Keim- statten vor sich geht. Die alteste Mikrogliaanlage, die ich bemerken konnte. war diejenige im Diencephalon eines zweimonatigen Em- bryos. die in der Grundplatte des Thalamus opticus dicht unter der Pia lag. Betreffs solcher Anlagebildung machen sich aber lokali- satorische Unterschiede bemerkbar. In Gegenden wie im Dien-, Mesen-, Rhombencephalon. Ruckenmark, Striatum. sowie in der medialen Wand der Hemiepharen erfolgt die Zellbildung friih und zwar bei Menschen etwa am Ende des 2. embryonalen Monates, w6hrend sie in der lateralen Hemiepharenwand. im Rhinencephalon und in der Retina noch etwas spater ungefahr im Laufe des 3. Schwangerschaftsmonates in Erscheinung tritt. Was die Matrix der Mikrogliazellen im Telencephalon angeht, so gibt es zwei. von denen die eine subpial in der interhemispharischen Spalte, die andere an den Ansatzstellen der Tela chorioidea vent. lat. sitzt. Von ersterer aus verbreiten sich die Zellen durch die mediale Hemispharenwand sowie den Balken hindurch lateralwarts, von letzterer durch die subependymale Schicht gleichfalls tief ins Parenchym. Im Rhom- bencephalon treten sie zunachst in der Ventrikelwand zutage und erreichen allmahlich die Oberflache. Das Diencephalon hat zwei Bildungsstatten. die in den Telaansatzstellen des Thalamus opticus und im Tractus opticus dicht unter der Pia lagem. Im Mesencephalon finden wir die Zellmasse wohl auch in der subpialen WeiBoberflache, vornehmlich aber im Hirnschenkel und in der Vierhugelkommissur. Ins Kleinhirn treten die Zellen auf folgenden 3 Wegen ein: Vom Velum medullare anterius und Brachium conjunctivum, welche beide von der Pia bedeckt sind. dann von der Ansatzstelle der Tela chorioidea vent. IV und endlich von der grauen Oberflache. die von der Pia uberzogen ist. Der zuletzt genannte Herd ist bieher von niemandem beschrieben worden, fallt aber bei Menschen so sehr auf. da5 man ihn keinesfalls ubersehen darf. In der Kleinhirnrinde der Tiere fand ich noch einige Tage lang nach der Geburt eine ganz geringfugige Menge der initialen Mikrogliazellen. die aber bald in die

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284 T. Kamimum : Uber die Entwicklung der Mikroglia sowie

stark verzweigten Formentypen ubergehen. Im Pons und in der Medulla oblongata lassen sich die Mikroglioblastenherde in der sub- pialen weiBen Substanz und in den Ansatzstellen der Tela chorioidea vent. IV bemerken. Im Riickenmark besteht die Bildungsstatte in der weiaen Oberflache. besonders auffallend aber an der Langskom- missur. Die Mikrogliazellen der Retina treten wohl einerseits vom N. opticus durch die Papilla ein, scheinen aber andererseits auch noch vom umgebenden. also der Retina eigentlich nicht angehijrigen Nachbargewebe durch die Pigmentschicht einzudringen. Santha behauptet. da6 die Mikrogliazellen vom Kapillarsystem des Clas- korpers aus in die Retina einwandern. Einen bejahenden Beweis fur diese Theorie konnte meine Untersuchung jedoch nicht erbringen.

Das Vorkommen der Fettkiimchenzellen im Menschenmaterial ist von niemandem angezweifelt worden. Wiihrend aber die meisten Autoren, wie Guillery, Horiega. Schiitz u. dgl. die Fettkijrnchenzellen nur in der letzten embryonalen Periode zu Cesicht bekamen. konnte Zappert mittels der Osmiummethode schon am Ende des 3. Schwan- gerschaftsmonates Fettsubstanz in den Zellen feststellen. Um einen weiteren Schritt geht meine Untersuchung vorwarts, da es mir ge- lungen ist. am Anfang des 2. embryonalen Monates die Zellen klar und gut zur Darstellung zu bringen. Uber die Existenz solcher Elemente im Tierreiche gehen aber die Meinungen der bisherigen Autoren eigenartigerweise sehr weit auseinander. Guillery. der 12 Gehirne neugeborener Kaninchen untersuchte. wies mittels einfacher Scharlachrotmethode im Laufe der postnatalen 14 Tage eine deut- liche Fettablagerung im Cehirne nach. Demgegeniiber betonten Schwartz und Siegmund ausdriicklich. da3 sie unter ganz denselben methodologischen Bedingungen im Zentralnervensystem neugebo- rener Kaninchen weder feintropfiges Fett im perinuklearen Teile einzelner Cliazelleiber noch die Ansammlung solcher Zellgebilde ausfindig machen konnten. Berberich und Bar arbeiteten nicht nur mit den ublichen Scharlachrot- sowie Sudan Ill Farben. sondem fuhrten auch verschiedene Methoden fur den Lipoidnachweis aus und stellten fest, daB in der eigentlichen Substanz des Zentralnerven- systems fijtaler. neugeborener und einige Wochen alter Tiere fett- oder lipoidbeladene Zellen garnicht vorkommen. Hortega meint, daf3 die von ihm dargestellten initialen Mikrogliazellen mit den Virchow- schen Fettkijrnchenzellen im neugeborenen Gehirne identisch seien.

Meine Untersuchung3ergebnisse sprechen entschieden fur die Ansichten von Guillery und Hortega. Dabei fand ich. da0 die mit Sudanorange farbbaren Kiirnchen vie1 zahlreicher und zugleich friiher nachzuweisen sind. als diejenigen, die auf die einfache Schar- lachrot- sowie Sudan 111 Methode reagieren. und daB diese beiden

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einiger zur Frage der sog. ernl>ryonrrlen Fettkornchenzellen. 285

Methoden sehr unsichere Resultate geben. ja sogar manchmal VOII- kommen versagen kiinnen. falls der Nachweis von einem kleinen Quantum Fett in Frage kommt, wie es bei Menschenfiiten aus friihe- Ten Entwicklungsstadien oder uberhaupt bei Tiermaterial der Fall ist. In diesem Zusammenhange sei bemerkt. daS die Leistungsfahigkeit eines Scharlachrotverfahrens von seinem methodiechen Aufbau sehr stark abhangig ist. lm Gang meiner Untersuchung konnte ich z.B. deutlich feststellen. da% die Herxheimersche Farbe mit Natronzusatz in ihrer Wirkung die einfach gesattigte alkoholische Losung weitaus ubertrifft. Wenn Berlucchi meint, daS die Gegensatze unter den Autoren zum griiCten Teil auf die Auswahl der von ihnen angewen- deten Methoden zuriickzufuhren eeien, so gebe ich ihm in vollem Ma5e recht und miichte ferner bemerken, da6 die auf die einfache Scharlachrotmethode gestutzten Forschungsergebnisse bei der Be- urteilung der Kiimchenzellenfrage wirklich nicht viel fur sich haben.

Die Fettkiirnchenrellen treten zunachst im mesodermalen CJber- zug des Gehirns, namlich in der Tela chorioidea und in der Pia auf. dann etwas spater im Parenchym. Bei Tieren findet man sie erst in der letzten embryonalen Periode, bei Menschen friih am Anfang des 2. fiitalen Monates. Sie erreichen ihre maximale Zahl zur Zeit der Ceburt. Im iibrigen sind ihre Zahlenverhaltnisse nach den Tierarten ziemlich verschieden, so sind sie 2.B. bei Menschen am reichiichsten und bei Katzen viel reichlicher als bei Kaninchen und Meerschwein- chen vorhanden. Was ihre Ausbreitung im Parenchym angeht. so halten sie nicht immer mit den Mikrogliazellen Schritt und erreichen ihre maximale Zahl im Riickenmarke in der letzten fiitalen Lebens- periode. im Balken sowie im Septum pellucidum erst nach der Geburt.

Nun kommen w i r zur Frage der Histo- und Zytogenese der Mikrogliazellen. DaS die Mikroglioblasten manchmal im Periepen- dym liegen, besagt. was zunachst betont wcrden muS. keineswegs etwas uber irgendwelche genetischen Zusammenhange mit den Ependymzellen. Pruijs erwahnt : ,. Die Mikroglia stammt von stab- chenformigen Korperchen, die unter anderem bei Kaninchen gegen Ende des embryonalen Lebens und bei neugeborenen Tierchen ge- funden werden. Diese Stabchen stammen hochstwahrscheinlich aus dem Ependym." Dies trifft aber nicht zu, erstens weil wir schon bewiesen haben, da% die Mikrogliazellen als rundliche. nie stabchen- formige Cebilde im friiheren fiitalen Leben zutage treten. Zweitens konnte ich mittelst der Coldsublimatmethode manchmal Pruijs'sche Stabchenkiirperchen zur Darstellung bringen, ein Befund, der ent- schieden fur ihre makrogliiise Natur spricht. Santha glaubt an die vaskulare Cenese der Mikrogliazellen und macht besonders darauf

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286 T. Karnimura : Uber die Entwicklung der Mikroglia sowie

aufmerksam. da8 das Zutagetreten der ersten Mikrogliazellen bei Ratten mit der Anlegung des Vaskularisationssystems zeitlich fast genau zusammenfallt, wie ich es auch bei Menschenfoten feststellen konnte. Dabei liegen Mikrogliazellen vomehmlich gern um CefaSe gruppiert, mitunter aber dicht an den Kapillaren und senden ihre Fortsatze allmahlich ins Parenchym. Solche Bilder sind wohl sehr verlockend. um die Mikrogliazellen von den jungen adventitiellen Fibroblasten direkt abzuleiten. doch keineswegs so stichhaltig. daJ3 man sich vollkommen fur Sanfhds Lehre bekennen muate. Wenden wir uns weiter der Beziehung zwischen Mikrogliazellen und Meso- dermgewebe zu. so bemerken wir. daB in Bindegewebespalten der Tela chorioidea sowie der Hirnhaute kurz vor dem Zutagetreten der ersten Mikrogliazellen im Nervenparenchym schon Kornchenzellen oder Fettk6rnchenzellen zum Vorschein kommen, welche sich ihrem morphologischen Verhalten nach von den Mikrogliazellen durch nichts unterscheiden. Solche mesodermalen Zellen siizen haupt- sachlich an Telaansatzstellen sowie im Wberzug der weiBen Ober- flache und gehen manchmal den GefaBen entlang tief ins Parenchym hinein, um sich dort in sog. embryonale Fettkornchenzellen wie auch in Mikroglioblasten umzuformen. Allem Anschein nach ist es somit sehr wahrscheinlich, daB die Fettkornchenzellen und die Mikroglia- zellen Wanderelemente sind, die sich von demselben Mutterboden entwickeln, und die daher, wie Hortega glaubt. prinzipiell a19 die- selben Zellarten betrachtet werden mussen, nur rnit einern neben- sachlichen Unterschiede. da% die zuerstgenannten mit mehr Fett beladen sind. Diese mesodermalen Elemente, die Gozzuno als Pramikroglioblasten bezeichnen wollte, charakterisieren sich mor- phologisch durch runde Kerne, argentophiles Protoplasma sowie EinschluB von fremden Stoffen wie Fett und Eisen und k6nnen entweder durch amoboide Bewegung. die unter der Bildung der Pseudopodien vor sich geht. emigrieren, um zuweilen Makrophagen zu werden. oder als Bindegewebszellen ruhig im Cewebe bleiben. So wollen wir sie mit Recht in die Kategorie der retikuloendothelialen Zellen mesodermalen Ursprungs einreihen. die im Schrifttum in ganz verschiedener Weise bezeichnet sind. wie von Aschoff und Kiyono als Histiozyten, von Runoier als Klasmatozyten, von Muximow als ruhende Wanderzellen und von Renauf als rhagiocrine Zellen usw. Hortega nimmt als Ursprung der Mikroglioblasten auch die mononuk- learen Blutzellen an, woriiber aber augenblicklich sichere Beweise fehlen.

Wber den Ursprung der Fettkornchenzellen bei Foten und Neu- geborenen gibt es kurz folgende Anaichten :

A. Die Fettkornchenzellen als pathologische Produkte.

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einiger zur Frage der sog. ernbryonalen Fettkornchenzellen. 287

I . Das Vorkommen der Fettkornchenzellen ist stets mit einem entziindlichen Prozesse, der sog. Encephalitis et Myelitis interstitialis neonatorum, verbunden ( Virchow, Fischl. Ceelen u. dgl.).

Die Fettkornchenzellen treten als Folge eines Vorganges nicht entziindlicher, sondern toxischer Natur ( Wohlwill, Fischer. Neubiirger u. a.) auf. oder als Folge einer Ernahrungsstorung im Sauglingsalter ( Thiernich).

Die Verfettungsprozeese bei Neugeborenen sind durch trauma- tische Schadigungen bei der Ceburt verursacht (Schwartr).

2.

3.

B. Fettkornchenzellen als physiologische Erscheinung. I . Die sog. embryonalen Fettkornchenzellen kommen im vollkom-

men physiologiechen Zustande vor. stehen somit mit den myelogene- tischen Aufbauprozessen in inniger Beziehung (Boll, Wlassak, Scheyer. Guillery u. a.), oder sind eher als Ausdruck einer Abbauerscheinung zu deuten, die die Myelogenese begleitet.

2. Diese Fettbildung ist bei Neugeborenen kein lediglich dem Gehirne eigner. sondern ein ganz gewohnlicher Stoffwechselvorgang. wie er gerade in dieser Zeitperiode auch in anderen Organen sich abspielt (Aschoff, Schiitz u. a.).

Will man die oben aufgezahlten kurzen Zusammenfassungen kritisch betrachten, so kommen zunachst die Feststellungen von Schwartz, Berberich und Bar in Frage. Sie sagen, da8 fetthaltige Gliazellen nur dann im Cehime neugeborener Tiere nachzuweisen sind, wenn eine Cehirnschadigung experimentell angelegt worden ist. Demgegenuber mochte ich aber doch betonen. da8 man die Fettkornchenzellen auch im Zentralnervensystem sowohl der men- schlichen als auch der tierischen Neugeborenen bzw. Foten mit Sicherheit feststellen kann, die aus der Cebarmutter auf chirurgischem Wege herausbefordert worden sind, was das Ceburtstrauma voll- kommen ausschlie8t. Auch bei kleinen Saugetieren ist die Ceburts- schadigung ganz unbedeutend. Dies beweist. da8 die sog. embryo- nalen Fettkornchenzellen ohne Beziehung zum Ceburstrauma ent- stehen und die fetthaltigen Zellen, welche durch traumatische Schadigung bei der Ceburt erscheinen mogen, eine andere Bedeutung haben. Unter 24 menschlichen Neugeborenen und Foten traf ich nur einen pathologischen Fall (Nr. XVl), der neben gro8en Blutungs- herden eine gro8e Anzahl von Fettkornchenzellen im Zentralnerven- system aufwies. In den ubrigen Fallen ist das Nervenparenchym vollstandig frei von pathologischen Veranderungen, trotzdem doch noch die Kornchenzellen eingestreut sind. Es 1aBt sich schwer glauben, da8 neugeborene. kleine Tiere stets gehirnkrank sein miissen, vermiSt man doch dort niemals die Fettkornchenzellen. Zieht man nun neben solchen Tatsachen noch den merkwurdigen

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288 T. Kamimura: Uber die Entwicklung der Mikroglia sowie

Befund in Betracht. daB die Zellen immer zusammen mit Mikroglio- blasten aus derselben Matrix zur Entwicklung komrnen, so kann man kaum mehr fur Virehous Theorie sprechen. die fur das Zustande- kommen der Kiirnchenzellen eine spezifische Krankheit bezichtigt. Es bleibt aber noch die schwierige Frage. an welche Art der physio- logischen Prozesse das Erscheinen der Fettkiirnchenzellen gebunden ist.

Die Fettkiirnchenzellen treten reichlich urn die Ceburtszeit zu- tage, wenn sich die Myelinisierung am stjirksten vollzieht. GroBe Zellherde liegen in der weiflen Substanz unter der Pia und dem Ependym. Wiihrend der Wanderung durch die weiSe Substanz in die graue verlieren sie ihr Fett. Hieraus d a d man aber doch keinen bindenden SchluB ziehen. etwa. da8 sie in einern sehr innigen Zusammenhang mit der Markscheidenbildung stehen. Wie die Markscheiden- Fettpraparate es zeigen. treten die Zellen manchmal herdweise in den Stellen auf, wo das Mark noch nirgends zu beob- achten ist. Wenn das Fett exogen immer durch fetthaltige Cliazellen zugefiihrt werden mii8te. urn Markscheiden zu biiden, wie WIossak meint, so kiinnte man den starken Unterschied des Fettreichtums der Gliazellen zwischen menschlichen und tierischen Neugeborenen nicht erklaren. Wie oben wiederholt gesagt wurde. treffen wir die Fettkornchenzellen schon bei Menschenfiiten vom 2. embryonalen Monate, wo die Markscheiden sich noch nicht entwickelt haben. In gleicher Weise widerspricht ihr Friiherscheinen entschieden der Annahme. da% sie mit den Abbauvorgangen bei der Markreifung zu tun haben sollen.

Es besteht also keine direkte Beziehung zwischen den Zellen und der Markbildung. Sie sind lediglich die Aumewahrer und auch die Transporteure fremder Stoffe. die von dem das Nervenparenchp umgebenden Mesoderm herstammen, und dienen somit als Regula- toren der Stoffwechselprodukte zur Bildung des Zentralnerven- systems, indem sie die GefaBapparate immer begleiten. Damit will ich aber keineswegs die Moglichkeit verleugnen, da8 bei pathologi- schen Zustanden. wie bei traumatischen, entziindlichen und toxischen Schadigungen, die Fettkornchenzellen aus der Mikroglia auch au f dem Wege der Formumwandlung entstehen konnen. Konnte ich doch bei den Gehirnen der Neugeborenen und Foten der Kaninchen, denen ich durch Stiche bzw. Riintgenbestrahlung experimentelle Lasionen gab, sehen. da8 die Mikrogliazellen allmiihlich in typische Fettkornchenzellformen iibergehen.

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Zusammen farrung.

I . Im Gegensatz zn Hortega konnte ich die Mikrogliazellen im friiheren embryonalen Leben und zwar bei Menschen schon im 2. embryonalen Monate feststellen.

2. Es ist sehr wahrscheinlich, dal3 die Mikroglia mesodermalen UAprung hat.

3. Die dnrch Kawamura und Yazaki modifuierte Romeiische Sudanorangemethode leistet vortreffliche Dienste fur den Fettnach- weis in den Mikrogliaelementen.

4. Die B o g . embryonalen Fettkiimchenzellen finden sich auch im Gehime der Neugeborenen sowie Fiiten der kleinen Saugetiere.

5. Die sog. embryonalen Fettkiimchenzellen sind wahrscheinlich eine Sonderform der jungen Mikroglia. welche Fettk6rner reichlich enthalt. .

6. Die Bildung der sog. embryonalen Fettkiimchenzellen ist wahrscheinlich an physiologische Prozesse und zwar an Stoffwech- selvorgange bei Neugeborenen und Fiiten gebunden.

Die Bildung der Fettkomchenzellen ist auch bei pathologi- schen Zustanden miiglich. Solche Zellelemente lassen sich auch von der Mikroglia ableiten und beteiligen sich an den Abbauvorgangen,

7.

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