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U-Boot-Jäger Otto Pollmann

Date post: 04-Jan-2017
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Otto Pollmann Der erfolgreichste U-Boot-Jäger des II. Weltkrieges

Wasserbomben! Trauma und Schreckgespenst aller U-Boot-Fahrer aus zwei Weltkriegen. Die Sprengkugeln mit ihrer gewaltigen Vernichtungskraft wurden von Zerstörern und anderen Begleitfahrzeugen großer Geleitzüge geworfen, vor allem aber von speziell für die U-Boot-Jagd ausgerüsteten Booten. Bei Nahdetonationen gab es für die Männer in den Stahlröhren der „Grauen Wölfe" kaum noch eine Chance, und viele der rund 27000 auf See gebliebenen deutschen U-Boot-Fahrer fanden bei solchen Angriffen ebenso einen furchtbaren Tod wie ihre Leidensgefährten in feindlichen Untersee­booten, die von deutschen Wasserbomben zerfetzt wurden.

Zwei Seeoffiziere waren zwischen 1941 und 1945 auf diesem Kampfsektor zum Alptraum für ihre potentiellen Opfer geworden: Captain Frederic John Walker, As unter den „U-Boot-Killern" der britischen Royal Navy, und Ober­leutnant Otto Pollmann, der erfolgreichste U-Boot-Jäger des II. Weltkriegs. Beider Taktik war bei den oft tagelang währenden Verfolgungsfahrten in etwa die gleiche. Und auch an Bord von Pollmanns U-Jägern saßen Spezialisten vor Suchgeräten, registrierten die Reflexe ausgesandter Strahlen und führten das Boot dann zu jener Stelle, wo in den Tiefen der Meere der geortete Gegner oft schon Minuten später vom Explosionsdruck der Wasserbomben auseinan­dergerissen wurde und hochsprudelnde, mit Wrackteilen und menschlichen Überresten vermischte Öllachen vom schrecklichen Ende Dutzender See­leute kündeten.

Einen Eindruck von diesem gnadenlosen Kampf vermittelt die nachfol­gende Dokumentation.

Die Redaktion

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Die Frühjahrssee ging hoch, zu hoch für die beiden Räumboote, die den Geleitzug nach Westen in Richtung Toulon begleiteten.

Durch sein Fernglas sah Leutnant z. See Otto Pollmann, wie die beiden R-Boote kämpften, wie sie von langen Rollern überlaufen wurden.

„Hält sich prächtig bei dem Wetter, Herr Leutnant", meinte Ober­bootsmann Gustl Piehler, der III. Wachoffizier (III WO), der soeben Leutnant z. See von der Kolk abgelöst hatte.

„Stimmt, Piehler", meinte der blonde, hochgewachsene Friese gelas­sen. „Alles Jungs mit Seebeinen!"

Er setzte das Fernglas ab und reichte es dem Steuerbordausguck, der es sofort trockenwischte.

Ein Blick nach Steuerbord zeigte dem U-Jäger-Kommandanten, daß das Geleit planmäßig weiterlief. Er drehte sich nach achtern. Wieder hob er das Fernglas an die Augen. Da war auch UJ 2209, die ehemalige „Minerva", fast so groß wie UJ 2210, an deren Bug der alte Name „Mar­cella" noch zu sehen war, wenn man scharf hinblickte.

Beide U-Jäger waren am 12. Dezember 1943 in Dienst gestellt worden. Seitdem hatten sie schon einige Geleit- und Minenfahrten hinter sich.

Der Frühjahrswind pfiff ihnen direkt ins Gesicht. Sie liefen auf West­kurs. Die beiden Tanker und der dicke Transporter waren für Toulon bestimmt.

Der Sprühregen verminderte die Sichtweite auf knapp zweitausend Meter. Was darüber hinaus lief, war nur als Schatten auszumachen.

Die mit Stärke 4 gehende See rollte gegen die 1161 BRT große „Mar­cella" an, ein umgebautes französisches Fischerei-Motorschiff. Roller stürzten über die Back, rauschten gegen die Aufbauten, überstäubten die Männer an der vorderen Dreisieben-Flak (3,7 cm) mit Wasser.

Eine Meldung hallte über das Deck. Unwillkürlich drehten alle die Köpfe. Sie sahen, wie Fähnrich z. See Doering nach Backbord deutete. Dorthin, wo die See des Golf von Genua bewegt und dunkelgrau im Licht schimmerte.

„Steuerbord querab Sehrohr!" rief der Fähnrich zum zweitenmal. „U-Boot-Alarm!" Die Trillerpfeifen der Maaten schrillten. Die beiden Wachoffiziere

kamen aus dem Niedergang emporgeschossen und besetzten an Back­bord und Steuerbord die beiden Nocks.

„U-Boot-Alarm!" gellte es durch alle Decks. Die Gefechtsstationen waren Sekunden später besetzt. Die Wasserbombenwerfer achtern, an Backbord und Steuerbord waren klar.

„Entfernung 2000, Herr Leutnant!" „Blinkspruch an Geleitführer: U-Boot-Alarm!" Der Fähnrich setzte den Blinkspruch mit der Klappbuchs ab. Über UKW-Sprechverbindung wurde UJ 2209 verständigt: „Bleiben Sie am Geleit zur Nahsicherung. Wir greifen an!" „Hart Backbord! Beide AK (Äußerste Kraft)!"

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UJ 2210 drehte; weit krängte das Boot über, schöpfte bei einem eben heranrollenden großen Brecher Wasser, richtete sich auf, wurde von den auf AK geschalteten Maschinen nach Süden getrieben.

„Torpedolaufbahn. Zehn Grad Backbord, 500!" Mit einem Seitenblick sah Pollmann den Torpedo, der auf den Frach­

ter gezielt war. Danach war seine gesamte Aufmerksamkeit allein auf das U-Boot gerichtet.

Auf einmal tauchte der Bug des U-Bootes aus der blauen See heraus. Es hatte einen Zweierfächer geschossen und war vorn durch die See gebrochen.

„Wasserbomben klar?" „Klar!" meldeten die Waffenoffiziere in den Nocks. Jetzt tauchte das

Boot weg. „Backbord - und Steuerbord - wirf!" „Rabamm! Rabamm!" Zwei Kartuschenabschüsse. Wie kleine Tonnen

segelten die Wabos durch die Luft, klatschten ins Wasser. „Achtern wirf!" „Der Dampfer ist ge . . . " Noch ehe Fähnrich Doering die Meldung aussprechen konnte, krach­

ten achtern im quirlenden Wasser der Hecksee die beiden Wasserbom­ben auseinander. Die dritte Detonation dröhnte.

Und dann, es war wie das Echo des Dreifachschlages, barst die See auseinander. Eine Wasserbombe (Wabo) mußte das eben hinunterge­hende, aber noch nicht tief genug gelangte Feind-U-Boot getroffen haben. Die Wirkung war verheerend.

Fünf feuerdurchmischte Fontänen stoben nebeneinander aus der See empor. Wrackteile wurden in die Luft geschleudert. Eine Stahlplatte des U-Boots-Turmes krachte am Heck des U-Jägers nieder, dicht hinter der Zwozentimeter in Zwillingslafette.

Der Druck der fünffachen Detonation schleuderte UJ 2210 herum, warf ihn zwanzig Grad aus dem Kurs. Männer stürzten zu Boden; im Maschinenraum fielen die Lampen aus, ein Ventil machte Wasser.

„Beide kleine Fahrt! Hart Backbord!" UJ 2210 beschrieb einen Halbkreis. Als sie die Stelle erreichten, wo das

feindliche U-Boot getroffen worden war, sprudelte ein dicker Ölstrahl nach oben. Dann sahen sie loses Gut.

„Alles auffischen!" befahl der Kommandant. „Herr Leutnant, die ,Gertrud' funkt SOS!" meldete sich Funkmaat

Röllecke. „Spruch von UJ 2209: Gehen bei ,Gertrud' längsseit!" meldete der

Befehlsübermittler, der an der achteren Brückenwand lehnte. „Antwort K an K (Kommandant an Kommandant): In Ordnung. Wir

setzen Geleit fort!" Die beiden Tanker mußten nach Toulon durchkommen. Dort galt es,

französische Beutefahrzeuge flottzumachen. Der U-Jäger drehte zum Geleitzug zurück, er bezog seine alte Position.

Winksprüche gingen hinüber und herüber. Alles lief weiter, wie immer.

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„Kommandant an Funkraum: Moewergh, wie sieht es im Horchgerät aus?"

Funkmeister Moewergh, der beste U-Horcher der ganzen Flottille, ließ sich etwas Zeit. Noch suchte er auf der gesamten Randbreite nach einem möglichen Gegner. Dann meldete er sich in seinem friesischen Platt:

„Nichts, Herr Captain!" Immer wieder hatte Pollmann ihm gesagt, daß er nicht der „Captain"

sei, sondern der Herr Leutnant. Aber bei Moewergh predigte er tauben Ohren. Bei Olle Moewergh war der Kommandant auch zugleich der „Captain".

Der Regen ließ nach. Durch sein Glas beobachtete Pollmann immer wieder den schwarzqualmenden, still liegenden Dampfer, den sie aus dem Geleit verloren hatten.

Er lag gestoppt und hatte leichte Schlagseite. Bevor sie aus dem Bereich der UKW-Verständigung hinauskamen, ließ er UJ 2209 noch­mals rufen.

„Wir geleiten ,Gertrud' in den Hafen zurück!" meldete sein Freund, Leutnant z. See Besser.

Die beiden Räumboote, vorn an Backbord und Steuerbord laufend, klotzten stur durch die See, die sich nun etwas beruhigt hatte.

„Unser zweites versenktes U-Boot, Herr Leutnant!" meinte Ober­bootsmann Piehler, als die Gefechtsbereitschaft aufgehoben war.

„Und das vierte unseres Bootes. Zwei U-Boote hat UJ 2210 ja schon unter meinem Vorgänger vernichtet. - Schade um die Männer, Piehler. Sind doch auch Seelords, wie wir."

„Ja, Herr Leutnant, und sogar gute!" stimmte der III WO zu. „Aber sie versuchen es ebenso, uns umzubringen, wie wir es tun. Das ist er halt, dieser beschissene Krieg, der auch uns vielleicht noch umbringt."

„Als ich noch als III. Offizier auf Südamerikaroute fuhr, Piehler", sag­te Pollmann nach einer ganzen Weile der Stille, „da hatten wir einen Messesteward, der Tommy war. Er hatte in der Schlacht am Skagerrak mitgemacht und sagte mir einmal: ,Warum müssen sich ausgerechnet die Deutschen und wir Engländer immer bekämpfen? Was könnten wir nicht alles erreichen, wenn wir zusammengehen würden.' "

„Tja, Herr Leutnant. Mit dem Zusammengehen wurde es ja auch dies­mal nichts."

„Funkraum an Brücke!" kam der Ruf von Funkmeister Moewergh durch die Bordverständigung nach oben.

„Hier Brücke. Was ist los, Moewergh?" „U-Boot im Horchgerät, Herr Leutnant!" „Ich komme!" „Aufpassen, Piehler. Es scheint noch ein zweites Boot angreifen zu

wollen." Nach diesen Worten verließ Otto Pollmann die Brücke, eilte den Nie­

dergang hinunter und über den schmalen Mittelgang zur Kammer des Funkpersonals.

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Als er die Verriegelung des Schotts öffnete, blickte der Funkmeister hinter dem Horchgerät auf.

„Na, Moewergh, stimmt es?" „Kein Zweifel, ein U-Boot, Herr Leutnant. Es steht ungefähr hier!"

Der Funkmeister deutete auf die Karte, in die er bereits den Standort eingetragen hatte.

Wortlos nahm Otto Pollmann den Kopfhörer entgegen, stülpte ihn auf und horchte. Er drehte etwas an der Feineinstellung. Dann hörte er es.

„Liegt vor dem Geleitzug, der die Stelle in zwei Stunden erreichen wird. - Gut, Moewergh. Weiter so! Meldung alle fünf Minuten, bis wir auf fünf Seemeilen herangekommen sind."

Pollmann setzte die Mütze wieder auf und ging zum Funkenpuster (Funker) hinüber.

„Röllecke, FT-Spruch an Geleitzugführer: Feindliches U-Boot 15 Mei­len voraus Backbord 20 geortet. Wir greifen an!"

Der Funkmaat reichte den Spruch an den Schlüssler (Verschlüssler) weiter. Der hämmerte ihn in die Maschine, und als Pollmann auf die Brücke zurückging, tastete der erste Funkgast ihn schon durch.

„Feindliches U-Boot, Piehler. Noch 15 Meilen voraus, Backbord in 20 Grad Bootspeilung. Steht auf dem Wechsel. - Wir lösen uns vom Geleit­zug und greifen den Gegner an."

Eine Ruderkorrektur ließ UJ 2210 nach Backbord herumgehen. Dann gab Pollmann den Befehl, auf AK zu gehen.

Dichter und dichter schob sich UJ 2210 an die Spitzengruppe des Geleitzuges heran, die von den beiden Räumbooten mit dem Spitzen-Tanker gebildet wurde.

„Wir werden das Boot von achtern angehen und es so überraschend packen."

„Bootspeilung 10 Grad Steuerbord. Entfernung sechstausend Meter!" „Jetzt müßten wir es schon sehen!" Pollmann sprang auf den Brückenaufbau. Während er sich mit der

Linken festhielt, suchte er durch das Fernglas die Kimm ab. Plötzlich sah er das U-Boot. Der Turm war deutlich zu erkennen. Und

sein Bug war nach Nordosten gerichtet. Es lief mit kleiner Fahrt. „U-Boot-Alarm!" Leutnant z. See von der Kolk und Oberfähnrich z. See Bartilack stan­

den in den beiden Nocks und suchten die See ab. „Entfernung 4000 Meter. Steuerbord zehn!" Langsam wanderte das U-Boot nach Steuerbord aus, und bald war UJ

2210 im Rücken des Gegners und konnte ihn überrumpeln. In diesem Augenblick, als der Kommandant dies dachte, kippte das

U-Boot steil nach vorn. Das Heck wurde für ein paar Sekunden sichtbar. Die beiden Schrauben waren zu erkennen, und dann war es von der Was­seroberfläche verschwunden.

„Sehrohr - dreitausend voraus!" „Beide AK! - Bereit zum Werfen!"

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Die Jagd hatte erneut begonnen. In jeder Sekunde dieses verbissenen Jagens und Gejagtwerdens konnten die ersten Torpedos laufen und . . .

„Torpedolaufbahnen!" meldete der Steuerbordausguck. Herum­schnellend sah Pollmann sie schnurgerade auf UJ 2210 zukommen.

„Hart Steuerbord!" Sie kamen herum, Meter um Meter, und dann flitzten die beiden Tor­

pedos etwa dreißig Meter an Backbord vorbei. „Beide AK!" Sie erreichten die Wurf stelle. Knallend schleuderten die Kartuschen

die Wasserbomben - auch diesmal aus allen drei Wurfvorrichtungen ­in die See.

Aber diesmal hatten sie keinen Erfolg. Das U-Boot wurde noch einmal geortet, dann riß der Kontakt ab.

„Zurück zum Geleitzug!" Sie kamen heil in Toulon an und übernahmen hier nach einem acht­

stündigen Landgang einen ostgehenden Klein-Konvoi, den sie bis Genua geleiteten.

Damit war auch die zweite Feindfahrt von UJ 2210, unter dem Kom­mando von Leutnant Pollmann, erfolgreich verlaufen.

Otto Pollmann wurde am 3. März 1915 in Wesermünde geboren. Wie sein Vater, der Kapitän war, wollte auch Otto Pollmann zur See fahren.

Sechzig Monate fuhr er auf allen Sieben Meeren. Nach den ersten 29 Monaten während derer er auf Segelschiffen um Kap Hoorn schipperte und alles lernte, was ein guter Seemann beherrschen muß, war er der See verhaftet, wußte er, daß dies sein Schicksal sein würde.

Deshalb ging Pollmann am 15. August 1936 zur staatlichen Seefahrts­schule nach Leer in Ostfriesland. Als er die Anstalt am 15.12.1937 ver­ließ, trug er das Patent A 5 in der Tasche und war damit ein gelernter „Seesteuermann". Als III. Offizier fuhr er in der nächsten Zeit auf der Südamerikaroute. Wieder lernte er neue Bedingungen kennen, neue Menschen und Länder. Diese Tätigkeit wurde durch den Einberufungs­befehl zur Kriegsmarine unterbrochen. In Glückstadt durchlief er die Stufen der Grundausbildung. Als Funker auf der Marine-Nachrichten­schule zu Flensburg-Mürwik erlernte er auch noch die Kunst des Fun­kens, und als Funkgefreiter und Reserve-Offiziersanwärter ging er am 1. April 1939 an Bord des Zerstörers „Bernd von Arnim". Hier erlebte er unter Korvettenkapitän Rechel dreieinhalb Monate harte Seemann­schaft, das Aufeinander-Angewiesensein eines jeden Mannes an Bord und das Zusammenspielen der Männer der Besatzung. Als Funkstellen­leiter wurde er schließlich von der 12. U-Boot-Jagdflottille übernom­men. Am 1.4.1940 erhielt er sein erstes Bordkommando, und zwar auf UJ 124. Dieser Fischdampfer von 475 Tonnen war im August 1939 zum U-Jä­ger umgerüstet worden. Pollmann wurde bald darauf als Offiziersan­wärter II. Wachoffizier, um sich an ein späteres eigenes Kommando zu gewöhnen. Am 1. 4. 1942 zum Obersteuermann befördert, wurde er um

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diese Zeit I. Wachoffizier auf UJ 1203. Bei einer Verwundung des Kom­mandanten und anschließend während dessen Urlaub führte er den U-Jäger.

Seit dem 1. 8. 1942 Leutnant z. See, hatte sich Pollmann bereits den Namen eines umsichtigen Kommandanten gemacht. Deshalb verfiel man auch auf ihn, als im Mittelmeer der Kommandant des U-Jägers 2210 während einer der ersten Feindfahrten schwer verwundet wurde.

Er wurde nun zur 22. U-Jagd-Flottille kommandiert, die U-Boot- und Geleitsicherung im westlichen Mittelmeer durchführte. Mit UJ 2210 übernahm Pollmann ein Boot von 1161 BRT, das bereits feindliche U-Boote versenkt hatte.

UJ 2210 war gerade ausgelaufen, um einen anderen U-Jäger im Geleit­zug abzulösen.

Das Deck vibrierte unter den Füßen der Männer. Der Steven des Boo­tes durchschnitt die Bläue der See. Und wie schon seit dem ersten Tag erkannte Pollmann die ausgezeichneten Eigenschaften dieses französi­schen Schiffes.

„Sehrohr Backbord voraus, Entfernung 3000!" „Beide dreimal AK!" Pollmann sah mit einem Rundblick, daß alles auf den Gefechtsstatio­

nen stand, daß sich die Maate an den Wasserbomben-Halterungen klar hielten, die Kartuschen abzufangen, welche die drei in den Racks liegen­den Wabos (Wasserbomben) in hohem Bogen in die See schleudern wür­den.

Das Boot machte nun 16 Knoten Fahrt, sehr schnell kam der „Spargel" (U-Boot-Sehrohr) näher. Und noch immer schwang das U-Boot nicht weg oder setzte sich in tiefere und damit sichere Regionen ab.

Kurz darauf stieß der Bug durch die Wasseroberfläche. Das Boot kam aber schnell wieder in Trimm. Noch blieb das Sehrohr sichtbar, dann unterschnitt es, und in diesem Augenblick hatte Otto Pollmann die Hand gehoben.

„Wurf!" Die Faust schnitt herunter. Die Trillerpfeifen der Wabo-Offiziere in

den beiden Nocks schrillten. Dann klatschten die Wabos ins Wasser, sackten auf die eingestellte Tiefe und detonierten.

Das Meer bäumte sich auf. Der U-Jäger schüttelte sich, von dem Was­serschwall wurde sein Heck angehoben. Die Schrauben arbeiteten einige Sekunden lang rasselnd leer. Dann sackte der U-Jäger wieder zurück.

Eine mächtige Explosion rumpelte aus der See herauf. Ein Wasserberg hob sich turmhoch in die Höhe. Dazwischen waren Eisenteile zu sehen: lange Stahlplatten.

„Preßlufttank, Herr Leutnant!" überschrie der Fähnrich das Getöse des niederprasselnden Wassers, das auch über der Zwozentimeter-Bedienung am Heck zusammenschlug, und die Männer völlig durch­näßte.

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Ein Poltern, Brechen und Knacken, Luftblasen, grünschlierige Öl­geysire.

„Sinkgeräusche!" meldete der Funkmeister vom Horchgerät. Und was keiner von den übrigen wußte, das hörte Olle Moewergh: daß hier ein Boot von dem zunehmenden Wasserdruck auseinandergepreßt wurde. Daß dreißig, vierzig Seeleute von der malmenden Gewalt des Wassers zusammengedrückt wurden.

Der Funkmeister mußte den übermächtig werdenden Impuls, den Kopfhörer abzustreifen, um dieses Todesgeräusch nicht mehr zu hören, mit Gewalt unterdrücken.

Danach war es vorbei. Ein einziger Wasserbombenfächer hatte genügt, den Gegner zu ver­

nichten. Dieses U-Boot war mit Sicherheit untergegangen. Sie liefen auf ihre alte Position im Geleitzug zurück. Sie fuhren weiter. Als sie endlich in Marseille anlegten, waren sie froh,

wieder für eine Nacht an Land gehen zu dürfen.

Drei Tage später ging UJ 2210 von Marseille in See. Es waren wieder einige erbeutete Boote seeklar und mit Besatzungen ausgerüstet wor­den. Sie sollten nach Süditalien gehen, um den Übersetzverkehr nach Tunesien sicherzustellen, wo das Deutsche Afrika-Korps, ja die gesamte Panzerarmee Afrika, in einem verzweifelten Ringen gegen eine feind­liche Übermacht stand. Diese war von Westen und Osten auf Tunesien zumarschiert und hatte die Panzerarmee Afrika sowie schließlich auch die Heeresgruppe Afrika eingeschlossen.

Die Fahrzeuge - aus französischer Beute zusammengesucht - liefen in Marschfahrt. Dazwischen einige Troßschiffe und Transporter.

Die Kapitäne auf den Frachtern waren erfreut, als sie hörten, daß wie­der der „lange Kommandant" mit dabeisein würde.

Auf der Brückenumkleidung des U-Jägers war inzwischen das vierte U-Boot aufgemalt, das vernichtet worden war. Daneben die Symbole für abgeschossene Flugzeuge.

Gegen Mittag des Auslauftages marschierte der Geleitzug bereits auf Höhe der Insel Porquerolles, die dem französischen Kriegshafen Toulon nach Südosten vorgelagert war.

Nichts passierte. Bis schließlich eines der Boote durch Motorschaden liegenblieb und meldete, daß es nur mit halber Kraft weiterfahren könne.

Der Geleitzugführer entließ es nach - Cannes. „Horchraum an Brücke. - Horchraum an Brücke!" meldete sich die

Stimme von Funkmeister Moewergh, der man nie anmerkte, was für eine Meldung folgen würde.

„Hier Kommandant, was ist los, Moewergh?" „Vielleicht ein U-Boot!" „Ich komme!" antwortete Pollmann knapp. - „Übernehmen Sie das

Boot, Bartilack!"

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Der Oberfähnrich salutierte, und schon war Pollmann im Niedergang unter Deck verschwunden, hastete über den Gang bis zum Funkraum, winkte ab, als Funkmaat Röllecke melden wollte und verschwand hinter dem Filzvorhang, der das Horchgerät vom Funkraum trennte.

„Na, genaueres erfahren, Moewergh?" fragte der Leutnant, warf die Mütze auf die Koje und kauerte sich neben dem Funkmeister an das Pult.

„Hier, genau zwischen den Schraubengeräuschen des Geleitzuges, Herr Leutnant. Offenbar noch vor der vordersten Einheit!"

Pollmann horchte. Er konnte nichts anderes hören, als die Schrauben­geräusche der eigenen Einheiten.

„Sie hören das Gras wachsen, Moewergh!" sagte Pollmann und gab den Kopfhörer zurück. Aber bevor er aufstehen und das Horchschapp verlassen konnte, hielt ihn eine heftige Armbewegung des Funkmeisters fest.

„Jetzt habe ich ihn deutlich, Herr Leutnant!" Pollmann stülpte sich den Kopfhörer über, und Sekunden später hörte

er das Jicheln zweier Schrauben. Kein Zweifel, da war ein U-Boot, und ­es lag vor dem Geleitzug. Offenbar hatte es bereits in diesem Augenblick die ersten kleineren Einheiten über sich hinweglaufen lassen und warte­te nur noch auf einen der drei dicken Pötte, die in der Mitte des Konvois schwammen.

„Sieht so aus, als drehe er jetzt aus dem Geleitzug heraus, um zum Schuß zu kommen!" Otto Pollmann gab den Kopfhörer zurück.

„Meldung alle halbe Minute, Moewergh!" sagte er und rannte nach oben.

„Scharf Ausguck halten!" schärfte der Kommandant den Männern auf der Brücke ein. Die Wasserbomben-Bedienungen standen klar.

Noch war der Gegner nicht zu einem letzten Rundblick aufgetaucht. Noch hatte er keinen der Dampfer im Visier, und das sollte er auch nicht.

Mit schneller Fahrt drehte UJ 2210 aus dem gelaufenen Kurs heraus und hielt in Lage Null auf das U-Boot zu, dessen Ortung immer deut­licher wurde.

Der Mann aus dem Horchschapp gab die Meldung durch. Nach ihnen korrigierte Pollmann den Kurs.

„Entfernung 1000 - Lage Null!" meldete der Funkmeister. Und dann: „Über Kopf!"*)

Abermals das Niederschnellen des Armes, das Trillern der Signalpfei­fen und die Abschüsse der Kartuschen.

Das Aufplatschen der Wasserbomben folgte. Und auf einmal ein Öl­geysir: dick, groß, sprudelnd, blasenwerfend und die See bedeckend.

„Getroffen, Herr Leutnant!" „Kontakt nach Steuerbord ausweichend. Macht höchstens zwei Kno­

ten Fahrt!" kam die Meldung.

*) über dem feindlichen U-Boot

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„Schleichfahrt, oder angeschlagen?" fragte Bartilack den Komman­danten. Pollmann zuckte die Schultern.

UJ 2210 drehte in einem knappen Bogen von 100 Metern und näherte sich wieder der Stelle, unter der das U-Boot sich jetzt befinden mußte.

„Feuer!" Die mit größter Tiefeneinstellung geworfenen Wabos brauchten zwölf

Sekunden, ehe sie die eingestellte Detonationstiefe erreichten. Abermals barst das Meer auseinander, hoben sich die Eruptionen aus

der See, wurde das Horchgerät für eine Minute gestört, fiel es aus. Dann hatten sie ihren Kreisbogen wieder geschlossen. Der Geleitzug

stand bereits mit dem Gros voraus, nur die letzten Boote liefen eben vor­bei. Unter ihnen auch UJ 2205 ex „Jacques Coeur".

„K an K: Können wir helfen?" „Danke, alles in Ordnung! Passen Sie auf, daß sich nicht noch einer

ranschleicht!" ließ der Kommandant zurückrufen. „Achtung, Sinkgeräusche!" meldete sich Funkmaat Moewergh. „Bre­

chen der Schiffswände!" Sie drehten herum, warteten auf Teile des U-Bootes. Aber nichts

anderes kam nach oben, als eine halbzerfetzte Schwimmweste, die von Bootsmannsmaat Geyer aufgefischt wurde.

Der Kommandant übergab das Boot an den Oberfähnrich, damit die­ser sich einarbeiten konnte. Er selbst ging den Niedergang von der Brük­ke an Deck und hinunter zur Offiziersmesse, um einen Kaffee zu trinken.

Er hatte den Gang noch nicht erreicht, als der Alarmruf ihn und die anderen Männer aufrüttelte.

Mit langen Schritten erreichte Pollmann den Aufgang zur Brücke und stürmte empor. Oberfähnrich Bartilack meldete:

„U-Boot-Sehrohr, Herr Leutnant! Zehn Grad Steuerbord voraus!" Pollmann übernahm das Glas und suchte die bezeichnete Stelle ab.

Nichts war zu erkennen. Gar nichts. Doch - halt! Da war etwas. Er stellte die Feineinstellung ein wenig nach. Dann setzte er das Glas ab und reich­te es schmunzelnd an Bartilack weiter.

„Feines Sehrohr", sagte er erheitert. Betroffen übernahm Bartilack das Glas und - fand die auf dem Was­

ser schwimmende, silberglänzende große Konservendose sofort, die irgendein Schmutt (Koch) von einem der vorher auf dieser Route lau­fenden Dampfer über Bord geworfen haben mochte.

„Aber das ist doch verboten und ich . . . " „Verboten oder nicht. Den U-Boot-Alarm können Sie abblasen. Und

stellen Sie sich vor, was die Crew sagen wird, wenn sie hört, daß sie wegen einer Konservenbüchse aus den Federn geholt wurde."

Der Oberfähnrich drehte sich zu dem Steuerbordausguck um. „Terharen, Sie haben eine Falschmeldung abgegeben und . . . " „Es war keine Falschmeldung, Herr Oberfähnrich", wehrte sich der

Matrosengefreite energisch. Mechanisch suchte Pollmann während dieses Gesprächs immer wie­

der die See ab. Als er nun sein Fernglas wieder nach Steuerbord richtete,

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sah er plötzlich drei Blasenbahnen. Und diese drei Blasenbahnen liefen genau auf die Stelle zu, die UJ 2210 erreichen mußte, wenn auch die Tor­pedos dort waren.

Mit einem Ruck beugte er sich vor. „Hart Steuerbord!" UJ 2210 drehte abrupt an. „U-Boot-Alarm!" kam der nächste Befehl, als der U-Jäger noch

immer nicht herum war. „Horchraum an Brücke: Ortung auf 185 Grad. Entfernung 3000!" Für eine Sekunde fing der Kommandant den triumphierenden Blick

des Steuerbord-Ausgucks auf. Dann sah er die drei Torpedo-Laufbah­nen, die schon bedeutend näher gekommen waren.

Durch das Hartruderkommando schor UJ 2210 aus dem Kurs, und es sah so aus, als genüge dies, um allen drei Aalen (Torpedos) zu entgehen. Doch der am weitesten - vom U-Boot aus gesehen - nach Backbord durch die See schwirrende Torpedo hielt auf sie zu. Wenn das Boot nicht rasch genug herumkam, würde er es vorn treffen.

Alle blickten wie gebannt auf den Aal. Oberfähnrich Bartilack schluckte schwer. Gleich mußte der Torpedo sie treffen, und dann war alles aus.

Sie schafften es - wieder einmal. Der Aal passierte den noch herum­scherenden Bug des U-Jägers und flitzte keine zehn Meter daran vorbei, der Küstenlinie entgegen.

Mit gewaltigem Donner ging einer der beiden anderen Aale in dieser Sekunde am kleinen Jachtdampfer hoch, der genau Backbord von UJ 2210 in seinem Kurs gelegen hatte. Die Jacht war unbeirrt weitergelaufen und - sie hatte er nun erwischt.

„Beide dreimal AK!" Dann gab Funkmeister Moewergh das Signal: „Über Kopf!" Die Wabos klatschten ins Wasser. „Achtern ablaufend!" meldete der Horchraum. „Verdammt! Der will unter das Geleit!" Das U-Boot versuchte, sich unter den Konvoi zu legen, wo der U-Jäger

weder Wasserbomben werfen, noch es orten konnte. Mit Hartruder Backbord drehte UJ 2210 wieder nach Nordosten und

lief mitten in das Geleit hinein. Wenn es vorhin nur eine kleine Gruppe von Einheiten gewesen war, denen es auszuweichen galt, so war es nun der ganze Geleitzug. Das U-Boot horchte sich unter den Schraubenge­räuschen der Dampfer entlang nach vorn.

Wild blökte die Alarmhupe. Dampf stob aus der Dampfpfeife, wild zackend umlief UJ 2210 die einzelnen Gruppen des Konvois.

Die Frachter machten Platz, sie stoben wie Spreu auseinander, in die der Wind heult.

„Über Kopf!" Wieder ein Wasserbombenfächer - bedenklich nahe an einem Frach­

ter, der nach dem Wurf Maschinenschaden meldete. 21

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In Pollmann regte sich ein Gefühl der Bewunderung. Die Kaltblütig­keit des U-Boot-Kommandanten und seine Frechheit, sich genau unter den Konvoi zu legen und auf eine Chance zum Entschlüpfen zu warten, imponierten ihm.

„Brücke an Horchschapp. Behalten Sie ihn genau im Gerät. Meldung alle 15 Sekunden."

Ununterbrochen kamen die Meldungen nach oben. Mit Schleichfahrt, in mindestens 30 Meter Tiefe, lief das U-Boot im Zickzackkurs unter dem Geleit her, sackte nach achtern weg, schlug einen kleinen Bogen nach Backbord, um sodann wieder rascher nach vorn aufzukommen.

Auf allen Schiffen war nun auch der letzte Seemann alarmiert. „Über Kopf!- Über Kopf!" meldete der Funkmeister. „Feuer!" Wieder ruckte der Arm des Kommandanten nach unten, krachten die

Kartuschen, schleuderte der Druck die schweren Wasserbomben in die See, genau in die Lücke, die der nächste Dampferpulk zum vorderen gelassen hatte und in der UJ 2210 - und unter ihm das U-Boot - sich befanden.

Es krachte dumpf. Wasser sprudelte empor. Vergebens suchte Poll­mann die See nach einer Wirkung ab. Als er dann Moewergh hörte, wuß­te er, daß das Boot wieder einmal entkommen war und daß dessen Kom­mandant mit einem unwahrscheinlichen Instinkt im rechten Augenblick eine Ruderkorrektur gegeben hatte.

„U-Boot wandert nach Steuerbord aus! - Kontakt schnell auswan­dernd!"

„Hart Steuerbord!" UJ 2210 drehte auf kleinstem Raum. Kurz darauf tauchte unmittelbar

vor dem Bug der niedrige Aufbau eines Fischkutters auf. Pollmann gab eine Korrektur durch. So mußten sie vorbeikommen. Aber der Kapitän dieses Kutters drehte nach Steuerbord, anstatt zu stoppen. Dabei zog die Steuerbordflanke von UJ 2210 knirschend und reibend an der Backbord­reling des Fischkutters vorbei. Knirschend riß die Reling ab, es schrapp­te wüst. Männer brüllten auf dem Kutter. Endlich waren sie vorbei. Zurückblickend sah Pollmann, daß das Schiff noch schwamm, sogar wieder auf den alten Kurs zurückdrehte und weiterlief.

„Schnell aufkommend!" kam eine neue Meldung. Sie liefen nun wieder AK, nachdem sie die Geschwindigkeit im

Geleitzug hatten drosseln müssen. Schon hob sich der Arm des Kommandanten, da rief Moewergh den

nächsten Wert durch: „Backbord auswandernd!" Pollmann behielt die Hand oben. „Eindrehend. Vierzig Grad Backbord Bootspeilung und - näher kom­

mend", lautete die nächste Meldung. „Er hat gedreht, Bartilack. - Fertig?" „Entfernung 500 - Lage Null!" Noch zweihundert Meter, noch fünfzig. Dann erfolgte der Feuerbefehl.

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Die schwarzen Schatten der Wabos flitzten durch die Luft, klatschten ins Wasser, sackten auf Tiefe und - detonierten.

Sie drehten sofort wieder und kamen zum Ort der Wasserbomben-Detonationen zurück.

„Da!" rief Bartilack, und alle anderen sahen ebenfalls, wie das grün­glänzende Dieselöl aus der Tiefe emporstieg, an der Wasseroberfläche auseinanderlief und dicker Schaum sich absonderte.

„Wrackteile, Herr Leutnant!" rief Bootsmannsmaat Geyer von der Steuerbord-Reling.

„Beide stopp! - Geyer, fischen Sie alles auf!" „Sinkgeräusche, starke Sinkgeräusche!" Ein gewaltiger Sogwirbel stieg nach oben, eine meterhohe Luftblase

schob sich aus der See und platzte auseinander. Noch einmal kamen Wrackteile hoch. Danach war das U-Boot - nach den Geräuschen aus dem Horchgerät - auseinandergebrochen.

Anschließend wurden sie vom Geleitführer zur Jacht zurückbefohlen. Dort war eines der Räumboote der 11. R-Flottille zurückgeblieben und suchte noch nach im Wasser schwimmenden Überlebenden.

Leutnant Pollmann ließ auf Gegenkurs gehen. Mit AK liefen sie der Stelle entgegen, wo die Jacht an Stelle von ihnen durch einen der drei Aale des nun vernichteten U-Bootes getroffen worden war.

Als sie die Untergangsstelle erreichten und die UKW-Sprechfunkver­bindung klappte, hörten sie, daß das Räumboot bereits elf Männer gerettet hatte.

„Es müssen noch mehrere hier schwimmen", gab der Befehlsübermitt­ler durch.

„Wir drehen Halbkreise. Einer nördlich um das Wrack, und der andere südlich."

Der Vorschlag von Pollmann wurde ausgeführt. Zwei Stunden fisch­ten sie nun schon. Drei überlebende und zwei tote Kameraden wurden noch gefunden.

Auf einmal waren sie da! „Fliegeralarm!" Das „Friedrich-Ludwig" (Morsesignal) gellte durch die Decks und

ließ die Männer an den Geschützen zu hektischer Betriebsamkeit erwa­chen. Sie kurbelten ihre Geschütze und die Fla-Maschinenwaffen hoch.

„ES (Erkennungssignal) schießen!" Ploppend stieg das Erkennungssignal zum Himmel, platzte auseinan­

der und - wurde nicht beantwortet. Dann waren sie auch schon zu erkennen. Es waren neun Jagdbomber (Jabos). Sie flogen ziemlich niedrig. Die „Dreisieben" auf R 198 bellte. Eine Sekunde später hatte auch

Oberbootsmannsmaat Streng den vordersten Gegner im Visier. Die bun­ten Schnüre der Abschüsse zogen sich zu den angreifenden Jabos hinauf. Eine der Leuchtspuren zischte in den Bug der Spitzenmaschine. Auf ein­mal gab es einen Feuerschlag, und dann wirbelten Tragflächen, Teile des Rumpfes und der Kabine durch die Luft.

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Page 23: U-Boot-Jäger Otto Pollmann

Nun waren die anderen heran. Bomben lösten sich aus den Halterun­gen.

„Hart Backbord!" Unendlich langsam drehte UJ 2210 aus dem Kurs und der Fallrichtung

der Bomben heraus. Zwei hämmerten an Steuerbord in die See. Die Wucht der Detonation ließ UJ 2210 weit überkrängen. Die Reling schöpf­te Wasser.

Mit ohrenbetäubendem Donner schmetterten zwei Raketenbomben in die brennende Jacht hinein und rissen sie auseinander. Zehn Sekunden später war sie von der Wasseroberfläche verschwunden.

Kurz darauf kamen sie wieder zurück. „Achtung, Herr Leutnant!" brüllte der Oberfähnrich eine Warnung. Rauchende Leuchtspursalven aus Bordkanonen und MG stießen her­

unter, rissen die See auf, perforierten das Wasser und jagten über das Vorschiff. Eine der Ladenummern (Kanoniere) der „Zehnfünf" lief mit­ten in eine MG-Salve hinein, wurde zurückgewirbelt, ehe er hart gegen die Reling stürzte und liegenblieb.

Glühende Sprengstücke durchschlugen den Stahl der Brückenverklei­dung. Plötzlich spürte Pollmann einen harten Schlag an der Schulter und stürzte zu Boden.

Die Dreisieben feuerten hinter dem drehenden Gegner her, als sich der Kommandant mit Aufbietung aller Willenskraft wieder hochzog und taumelnd auf die Beine kam.

Sie liefen in den Kurs des Geleitzuges hinein. Von Oberfähnrich Bar­tilack gerufen, kam der Sanitätsmaat auf die Brücke.

„Herr Leutnant, Sie müssen ins Revier!" sagte er, als er den Durch­schuß in der Schulter sah.

„Na schön. Von der Kolk, Sie übernehmen das Boot!" Sie mußten Pollmann stützen, als sie hinuntergingen. Nachdem er sich

im Revier auf dem weißen Bett ausgestreckt hatte und seine Wunde ver­bunden war, wurde er bewußtlos.

Sie hatten auf dieser Fahrt ihr viertes und fünftes gegnerisches U-Boot versenkt.

Pollmann erwachte erst wieder in Genua im Marine-Lazarett. Er diktierte der Schwester eben einen Brief an seine Frau, als an die Tür geklopft wurde.

Der Marinestabsarzt öffnete die Tür und ließ sie offen stehen. „Herr Pollmann. Es ist Besuch für Sie gekommen, von der Flottille." Als erster trat Korvettenkapitän Wunderlich in den Raum. Mit ausge­

streckter Hand ging er auf Pollmann zu. „Leutnant Pollmann, ich habe Ihnen eine gute Nachricht zu übermit­

teln!" sagte der Flottillenchef. „Danke, Herr Kapitän!" erwiderte Pollmann und drückte die gebotene

Hand. „Bitte, lesen Sie selbst!"

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Pollmann tat es. In dem Fernschreiben des Oberkommandos der Kriegsmarine hieß es:

,,Mit fünf versenkten U-Booten ist Leutnant z. See Otto Pollmann der­zeit der erfolgreichste U-Boot-Jäger-Kommandant.

In Anerkennung seiner Leistungen... verleihe ich ihm das Ritter­kreuz des Eisernen Kreuzes..."

Als dritter U-Jäger-Kommandant hatte Otto Pollmann die höchste deutsche Tapferkeitsauszeichnung erhalten.

Am 13. Mai 1943 war in Tunesien das Ende gekommen. Die „Heeres­gruppe Afrika" blieb auf ihrem Kriegsschauplatz zurück und ging in Gefangenschaft.

Von diesem Tage an verstärkte sich der Druck des Gegners auf das Mittelmeer, und der Tag war nicht mehr fern, da er auch auf den Inseln, oder sogar auf dem italienischen Festland landen würde.

Es ist eine bis heute nicht gelöste Frage, warum zu jener Zeit, als das Afrika-Korps bei Cap Bon und bei Tunis auf die rettenden Boote warte­te, allein 29 Schiffe der 30 Einheiten starken 2. Lande-Flottille außer Gefechtsklarheit standen, also nicht einsatzbereit waren.

Lag es an dem Verteilerschlüssel, nach welchem auf den von italieni­scher Seite betriebenen Werften in Castellamare erst nach zwei Repara­turen an italienischen Schiffen ein deutsches Schiff an der Reihe war? Man weiß es nicht.

Nach diesem Debakel wurde Ende Mai 1943 die 2. Landedivision unter Fregattenkapitän von Liebenstein aufgestellt. Er wurde Seetransport­führer „Messinastraße". Das sollte besondere Auswirkungen auf die Rückführung der Soldaten von Sizilien, Sardinien und Korsika auf das italienische Festland haben.

Für die 7. Sicherungsdivision, zu der auch die 22. U-Jagd-Flottille gehörte, stellten sich mannigfache Fragen und Aufgaben: Geleitsiche­rung, Minenräumdienst, U-Boot-Abwehr und das Legen von Minenrie­geln.

Kapitän z. See Heinrich Bramesfeld war von Trapani nach Livorno umgezogen, um näher an den Flottillen-Stützpunkten zu sein und den Einsatz den ständig wechselnden Gegebenheiten anpassen zu können.

Neben den Booten der 3. und 4. Geleit-Flottille waren es immer wieder die U-Jäger der 22. U-Jagd-Flottille, welche die ständig laufenden Geleite begleiteten und die auf den Zwangswechseln lauernden U-Boote bekämpfen mußen.

„Boot zum Unternehmen ,Kaulquappe' seeklar machen!" Auf der Brücke von UJ 2210 stand Leutnant zur See Pollmann, der am

frühen Nachmittag aus dem Urlaub zurückgekommen und eine Stunde später zur Kommandantenbesprechung zum Hafenkommandanten gerufen worden war.

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Die Männer hasteten über Deck. Jeder wußte, was er in diesem Falle zu tun hatte. Alles ging mit der reibungslosen Schnelligkeit oft getaner Verrichtungen vor sich. Die Bootsgasten zurrten die Leinen nach und untersuchten die Rettungsboote. Die Geschütze wurden geprüft, Muni­tion untersucht. Wasserbomben noch einmal nachgesehen, die im Halb­rund in der Nähe der Wasserbombenhalterungen aufgestapelt waren.

Die Backbord- und Steuerbordmaschine wurde besetzt. Oberma­schinist Georg Ahlers meldete als erster klar. - Diesel-Lichtmaschinen, Elektroanlagen.

Signalgast Köppen stand neben dem Kommandanten. Oberboots­mann Piehler folgte mit der Wache.

„U-Jäger 2210 klar zum Ablegen, Herr Leutnant!" meldete schließlich der 1. Wachoffizier.

„Danke, von der Kolk. Eine gute Zeit!" sagte der Kommandant mit einem Blick auf die Uhr.

In diesem Augenblick ging an Bord des Gruppenbootes flatternd die Flagge „Anton" am Signalmast hoch.

Signalpfeifen schrillten auf fast allen Booten gleichzeitig. Auch die beiden Räumboote an der übernächsten Pier legten ab.

Die Dampfer und Frachtschiffe, die für Sizilien bestimmt waren, dampften bereits aus der Hafeneinfahrt hinaus.

Pollmann straffte sich. Dies war der Augenblick, an dem die neue Feindfahrt losging, und er gestand sich in diesen Sekunden selber ein, daß er nicht so sicher war, wie er zu sein vorgab. Auch ihn plagte die bange Frage:

Wer ist es diesmal? Wir oder der Gegner? Oder gar ein anderes Boot? „Klar zum Losmachen!" Der Maschinentelegraph rasselte schrill.

Unten im Maschinenraum warteten die Männer an den „Jumbos" - den beiden Dieselmaschinen.

Erwartungsvoll blickte das Leinenkommando zur Brücke empor. Da kam schon der Befehl:

„Vorleine und Achterleine los! - Spring los! Backbordmaschine kleine Fahrt voraus! Ruder hart Steuerbord!"

Rudergänger und Dieselmaschinisten führten mit exakter Genauig­keit die Befehle aus. UJ 2210 legte ab, verließ das Hafenbecken. Es folgte dem Gruppenboot UJ 2212, das aus einem französischen Fischdampfer ­der „Pescagel" - umgebaut worden war.

Der Signalgast begann zu schreiben, als auf dem Gruppenboot ein Winkspruch gemacht wurde. Als er fertig war, quittierte er und reichte den Spruch zum Kommandanten hinüber:

„UJ 2210 - R 198, R 212 in Kiellinie folgen, bis auf Punkt Dora. Dann Positionen im Geleitzug einnehmen."

Sie näherten sich der Minensperre, sahen, daß bereits das Hafenmo­torboot die Netzsperre aufgezogen hatte.

Kurz darauf waren sie draußen und liefen auf ihre Positionen. Und ­wie könnte es auch anders sein - UJ 2210 übernahm die Steuerbord­sicherung zur freien See in der Mitte des Konvois. Von dieser Position

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Page 26: U-Boot-Jäger Otto Pollmann

aus war es möglich, nach allen Seiten zu laufen und den Kampf gegen ein gesichtetes U-Boot aufzunehmen oder ein geortetes abzudrängen und zu bomben.

Sie liefen an der Steuerbordseite der für Bastia bestimmten Gruppe von Schiffen. Darunter ein 6000-Tonnen-Transporter, der Truppen und Waffen für Korsika an Bord hatte. In fünfzehn Stunden würden sie sie vor Bastia entlassen und den Marsch mit dem Gros fortsetzen.

Strahlende Helle lag auf dem Meer. Der Himmel war wolkenlos. Die Männer trugen leichte Kleidung. Auf der Backbord- und Steuerbord­seite der Brücke prangte das neu gemalte Bootswappen in den Farben Weiß-Rot-Weiß. Im roten Mittelteil befand sich das Wikingerboot auf den drei stilisierten Wellen, das der Kommandant als Wappen ausge­sucht hatte.

Stunde um Stunde verrann. Nichts durchbrach die Monotonie, bis ein kleiner Geleitzug leer von Bastia via Genua auf Gegenkurs an ihnen vor­beilief.

„Ich gehe in die Messe zum Essen", sagte Pollmann. Es gab Spaghetti mit Tomatensoße. Eine Spezialität von Schmutt

Naumann, der sich immer etwas Neues einfallen ließ. Auf einmal hörte Pollmann ein Brausen und Summen, und als er auf­

sprang und zum Schott rannte, fielen auch schon die Bomben, oder was immer es war.

Ein Lufttorpedo - das stellte sich später heraus - lief auf UJ 2210 zu, kam näher und näher, mußte das Boot gleich erreicht haben. Doch dann - lief er unter dem Kiel her und verschwand in Richtung zur Küste.

Noch ehe er oben war, vernahm Pollmann das Feuer der beiden 10,5 cm und dazwischen die helleren Schläge der im Salventakt feuernden 3,7 cm sowie das hektische Rattern der Fla-Waffen.

Auf der Brücke hörte er einen mächtigen Knall, kurz darauf noch einen an Backbord voraus. Und dann sah er schon die nächste Kette Tor­pedoflieger anrauschen.

„Feuer! - Vorhang schießen!" Alle Rohre richteten sich auf die Kette, die diesmal in exakter Forma­

tion flog. Es waren sechs Maschinen, vielleicht dreißig Meter hoch. Wei­tere Lufttorpedos fielen. Sie platschten fast waagrecht ins Wasser und schraubten sich durch die See auf sie zu.

„Beide Maschinen stopp!" Die Fahrt kam aus dem Boot. Dann befahl Pollmann: „Beide zurück!"

UJ 2210 hielt, stand still, überwand das Trägheitsmoment und fuhr zurück.

Sechs Torpedos liefen schäumend und quirlend vor ihrem Bug her auf einen der Frachter zu. Drei von ihnen erreichten ihn, detonierten mitt­schiffs, Achterkante Brücke und im Heck. Drei feuerdurchmischte Was­sersäulen stoben empor. Der Frachter verlor schlagartig an Fahrt und bekam starke Schlagseite.

Immer noch feuerten alle Kanonen. Einer der Torpedoflieger wurde getroffen und sackte weg. Dann stürzte er aufs Wasser.

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„Die nächsten, Herr Leutnant!" „Los, Streng!" rief Leutnant von der Kolk wütend, als der Richtschüt­

ze der Dreisieben immer noch nicht schoß. Aber Streng wollte es diesmal genau wissen. Er visierte sorgfältig. Dann hatte er den Gegner im Leuchtkranz der Optik und betätigte die Abfeuerung.

Die beiden Geschoßstrahlen flitzten der Torpedomaschine entgegen und schlugen in sie hinein. Danach erlebten die Männer auf UJ 2210 etwas, was sie noch niemals zuvor gesehen hatten. Die Granaten ließen die beiden untergehängten langen Gebilde der Torpedos mit detonieren.

Ein grellroter, meterdicker Feuerball blaffte plötzlich dort, wo die Maschine flog. Sie wurde förmlich auseinandergerissen. Ein Teil flatter­te nach rechts weg, und in dieses Wrackstück hinein knallte die Rotten­maschine. Sie taumelte. Der Pilot riß sie hoch, hatte nicht mehr genü­gend Geschwindigkeit, aber plötzlich schien es, als würde auch die zwei­te Torpedomaschine von einer unsichtbaren Faust, die aus dem Wasser emporgriff, hinuntergezogen. Sie schlug auf die See und platzte in einem Aufschlagbrand auseinander.

Sekunden später war alles vorbei. Sie liefen zur Hilfeleistung zum Frachter hinüber. Weiter vorn, in der

ersten Gruppe, waren die beiden Räumboote damit beschäftigt, die Schiffbrüchigen des ersten getroffenen Dampfers an Bord zu nehmen.

UJ 2212 lief anstelle von UJ 2210 weiter als Mittel-Backbord-Siche­rung.

Vorsichtig fuhren sie bis dicht an den brennenden Frachter heran. Einige Männer schwammen in dichten Gruppen im Wasser und winkten.

Sie hielten darauf zu, brachten die beiden Kletternetze aus und halfen den Schiffbrüchigen, an Bord zu kommen.

„Verdammt, dort scheinen die Rettungsboote in den Davits verklemmt zu sein!"

„Sie müssen von Bord gehen, bevor der Karren in die Luft fliegt und uns auf den Kopf fällt!" schrie Pollmann hinüber.

„Springen Sie von Bord! Wir fischen Sie auf!" rief Pollmann, denn er wußte: Wenn der Frachter kenterte - und es sah so aus, als sollte dies in den nächsten Minuten geschehen -, dann waren sie mit erledigt, wenn sie angelegt hatten.

„Geht von Bord! Wir fischen alle auf!" Ein paar Männer befolgten diese Weisung und jumpten ins Wasser. „Boot aussetzen und dicht ranfahren!" Das war eine Arbeit für Bootsmannsmaat Geyer. Er ließ das große,

kutterartige Boot ausschwingen und in See setzen. Sechs seiner Männer enterten ab und pullten zum brennenden Frachter hinüber.

Die ersten Schiffbrüchigen wurden kurz darauf unter Deck gebracht. „Alle Geschütze feuerbereit halten. Scharfer Ausguck. Jede Wahrneh­

mung sofort melden!" befahl der Kommandant. Der Kapitän des Frachters - das konnte Otto Pollmann durch sein

Fernglas sehen - stand noch immer auf der Brücke des Schiffes. Die

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letzten Männer verließen ihn soeben. Einer trug offenbar die Schiffspa­piere in einer Ledertasche.

Pollmann langte nach der Flüstertüte. „Kommandant an Kapitän! Gehen Sie von Bord!" Er sah, daß der Kapitän ihn verstanden hatte, denn er zeigte klar.

Doch er traf keine Anstalten, sein Schiff zu verlassen. „Gehen Sie von Bord! Ihr Schiff wird gleich kentern!" Die letzten Männer sprangen vom Deck, schwammen in hastigen

Zügen von dem Havaristen fort und wurden von dem Boot aufgesam­melt, in dem Bootsmannsmaat Geyer das Regiment führte.

Drei, vier verletzte Seeleute wurden von ihren Kameraden über Was­ser gehalten. Gerade als sie an Bord des Bootes gehoben wurden, drehte sich der Frachter unvermittelt um seine Längsachse. Auf einmal wurde sein rotgestrichener Kiel sichtbar, dann war die Brücke mitsamt dem Kapitän in den Wellen verschwunden. Langsam sackte der Frachter, kieloben liegend, in die Tiefe.

Pollmann legte die Hand an den Mützenschirm. Dieser Mann, der auf seinem Schiff ausgeharrt hatte, hätte sein Vater sein können. Er war einer der alten Kapitäne, in deren Ehrenkodex das Leben und Sterben mit dem Schiff im Mittelpunkt stand.

Als sie sicher waren, daß kein Mann der Besatzung mehr im Wasser schwamm, ließ Pollmann einen Funkspruch an den Geleitzugführer absetzen.

Sie hatten dreiundzwanzig Männer der Besatzung lebend an Bord genommen. Zwei Tote waren aufgefischt worden, fünf Seeleute wurden vermißt. Unter ihnen der Kapitän. Die anderen vier hatten sich nach den Aussagen der Überlebenden in der Kammer befunden, in die der vorn laufende Torpedo eingeschlagen war.

Mit AK lief UJ 2210 hinter dem weitergelaufenen Geleitzug her. Die Räumboote hatten den gesunkenen Frachter bis zu seinem Untergang ebenfalls umkreist und die Schiffbrüchigen aufgenommen. Nun liefen sie zwei Seemeilen vor UJ 2210 in die Geleitzugposition zurück. Dort war UJ 2212 zurückgeblieben und schirmte den Konvoi zur offenen See hin ab.

Sie holten den Frachterpulk ein, aus dem der eine Dampfer herausge­schossen worden war, und eskortierten ihn bis zum Punkt, an dem die Schiffe nach Bastia eindrehen mußten.

„Geleitzugführer an UJ 2210. Laufen Sie voraus. Geben Sie in Bastia Schiffbrüchige von Bord. Möglichkeit lauernder U-Boote vor Hafenein­fahrt!"

Pollmann gab die Korrektur durch. Der U-Jäger drehte und setzte sich in schneller Fahrt vor die Frachter.

Sie liefen bis zum Hafenrand, schossen das „ES" und meldeten sich beim Hafenkommandanten Bastia. Dann glitten sie aus dem Kurs her­aus und ließen die Frachter passieren.

Im Hafen erreichten sie die Fahrwasserboje und schwenkten zur Pier III, an der zwei Schnellboote im Päckchen (nebeneinander) lagen. Nach

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Page 31: U-Boot-Jäger Otto Pollmann

einem gekonnten Manöver legten sie an. Der Sanka (Sanitätswagen) stand bereits auf der Pier, dahinter zwei größere Wagen.

Die beiden wachfreien Funker und die Freiwache der übrigen Divisio­nen brachten die Verwundeten nach oben. Die Stelling war angebracht, über die sie die Kameraden an Land brachten und in den Sanka schaff­ten.

Der Hafenkommandant erschien. Er begrüßte Pollmann und dankte ihm für die Rettung der Schiffbrüchigen.

Wenig später stand der Leutnant wieder auf der Brücke und gab die Befehle zum Ablegen. UJ 2210 verließ den Hafen und preschte hinter dem Geleitzug her.

Sie erreichten ihn auf der Höhe von Montechristo und waren froh, daß in der Zwischenzeit nichts passiert war.

„Von hier ab können wir mit englischen U-Booten aus Malta rechnen, Männer!" meinte der Kommandant nach einem Rundblick. Inzwischen hatten sie die alte Position im Geleitzug übernommen.

Die nächsten zwei Stunden verliefen ereignislos. Danach sichtete man auf UJ 2212 eine Torpedolaufbahn. Der Aal lief hinter der ersten Gruppe der Frachter her und explodierte weit im Osten als Endstreckendetonie­rer.

„Geleitzugführer an UJ 2210! Drängen Sie den Gegner ab!" „Ortung, Herr Leutnant, Ortung!" „Schön, Moewergh - und wo?" Es geschah selten, daß der Funkmeister eine unvollständige Meldung

abgab. Diesmal war es passiert, und er war sicher, daß ihn die Kamera­den damit aufziehen würden.

„Dreißig Grad Steuerbord voraus. Entfernung 10 000!" „Wahrscheinlich wird sich das Boot weiter vorlegen, um sich den fet­

testen Braten aus der Mahalla (Schar) herauszusuchen. Wir gehen also hin, Bartilack!"

„Wir laufen Kurs zwanzig Grad Steuerbord, Bootspeilung, orten alle Minuten und passen uns dem Gegner derart an, daß wir ihn schließlich breitseits nehmen können, ehe er geschossen hat!"

„Ausgezeichnet, dann geben Sie die Kommandos!" Otto Pollmann überließ es dem II. Wachoffizier, das Boot an den Feind

zu bringen. Er lehnte an der Brückennock und blickte durch sein Fern­glas auf die See. Dorthin, wo vielleicht das U-Boot, wo aber sicher das Sehrohr auftauchen mußte.

Als die Entfernung mit drei Seemeilen angegeben wurde, drehte das U-Boot gerade in einem engen Bogen auf den Geleitzug ein.

„Es greift an, Herr Leutnant!" rief Bartilack voll unterdrückter Erre­gung.

Pollmann fuhr das Boot jetzt selbst. Sie liefen erst eine Seemeile wei­ter, ehe auch sie nach Westen drehten. Als die Drehung vollzogen war und sie hinter dem U-Boot liefen, das Kurs auf den ersten Frachterpulk nahm, sichtete Pollmann das Sehrohr.

„Er sondiert die Lage!" sagte er nur.

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Page 32: U-Boot-Jäger Otto Pollmann

„Jetzt müssen wir ihn überfahren und werfen, Herr Leutnant!" rief Bartilack.

Pollmann nickte. „Klar zum Wurf!- Beide AK!" „Über Kopf!" rief Moewergh. „Feuer!" Mit Hartruder Steuerbord ging der U-Jäger herum. Während der Dre­

hung starrte der Kommandant auf die ineinanderlaufenden Trichter der Detonationen. Und dann sah er die Zeichen, daß die Wabos Wirkung hinterlassen hatten, sah er aufsprudelnde Luftwirbel und dicht dahinter Ölspuren.

Bis zur Brücke herauf hörte er die Befehle der beiden Wabo-Offiziere aus den Nocks, vernahm er das Poltern der Wasserbomben, die in die Racks scharrten.

„Läuft ab! Kurs 110 Grad!" „Verdammt! Er will doch noch zum Schuß kommen!" Überraschung und Hochachtung lagen in der Stimme des Komman­

danten. Da war das U-Boot, das gejagt wurde. Da war der Geleitzug, der ebenfalls gejagt wurde. Und beide Jäger ließen nicht von ihrem Ziel ab.

Ein Ruderkommando ließ UJ 2210 herumschwingen. Sie liefen mit AK hinter dem Boot her. Bevor sie es erreicht hatten, sahen sie, wie der Bug für kurze Zeit die Wasseroberfläche durchbrach. Noch ehe Pollmann die Blasenbahnen sah, wußte er: Der hat geschossen!

„Zweiter Angriff!" „Über Kopf!" „Feuer!" Die Wasserbomben fielen auf Tiefe, platzten auseinander, während

die Torpedos hinter den Hecks des zweiten Geleitzugpulks herrauschten. Wieder die mächtigen, grollenden Schläge aus der Tiefe der See und

nach der Drehung und dem Warten auf Ortung Luftwirbel und dicke Ölspuren.

„Diesmal ist es mehr, Herr Leutnant!" meinte Obersteuermann Hel­wig Kruck, der aus dem Kartenhaus gekommen war. „Diesmal haben wir ihn."

„Das genügt nicht, Kruck! Vielleicht täuscht er uns auch nur, indem er Öl ausstößt und Preßluft blasen läßt. Das ist ein cleverer Komman­dant."

Sie mußten den Kampf fortsetzen, und sie mußten das U-Boot endgül­tig vernichten, bevor es seine Torpedorohre nachgeladen hatte und einen zweiten Angriff fuhr. Zweifellos war der Gegner beschädigt. Aber wo steckte er?

„Frage Horchraum?" „Keine Ortung!" hallte die Stimme von Moewergh herauf. „Ist das Gerät klar?" „Gerät klar, Herr Leutnant. Keine Ortung!" „Wir laufen noch einmal die alte Stelle an. Wabos mit tiefster Einstel­

lung. Vielleicht liegt er auf dem Grund?" 33

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„Schlecht möglich, Herr Leutnant. Wir befinden uns zwischen den Markierungen von 500 bis 100 Meter Wassertiefe."

„Nun, das könnte das Boot schaffen." Sie liefen die Stelle an und warfen mit tiefster Einstellung. Dann das

unterirdische Grummeln und schließlich die Wassersäulen wie immer. Von einem U-Boot aber keine Spur! „Das ist weg, Herr Leutnant. Wir sollten zum Geleit zurückkehren." „Hören Sie genau zu, Oberfähnrich Bartilack", sagte Pollmann mit

Betonung. „Wir haben Befehl, dieses U-Boot abzudrängen und es zu vernichten. Nicht aber, um es ,vielleicht' vernichtet zu haben."

Stunden vergingen. Träge schlich die Zeit dahin. Die Gefechtsbereit­schaft bestand nach wie vor.

Pollmann suchte die See ab. Er ging zweimal selbst ins Horchschapp hinunter, um den Gegner auszumachen.

„Der hat alle Maschinen abgestellt, Herr Leutnant", meinte Funkmaat Röllecke.

„Oder er ist sehr tief hinuntergegangen und während der kurzen Zeit, wo nach dem Wurf das Horchgerät nichts anzeigt, entkommen."

Pollmann ging wieder nach oben. Ein Funkspruch zum Geleitzugfüh­rer sagte ihm, daß er Erlaubnis hatte, das U-Boot weiter zu jagen.

„Ortung, Herr Leutnant!" rief Moewergh eine Stunde nach Einfall der Dämmerung. „Ganz leise, nicht auszumachen von woher."

„Dranbleiben, Moewergh, dranbleiben!" Diesmal ließ der Funkmeister den Gegner nicht mehr aus. Diesmal

hatte er ihn und behielt ihn im Gerät. „Schleichfahrt. Entfernt sich nach Südsüdwesten. Peilung 200 Grad!" „Beide kleine Fahrt!" befahl Pollmann. Sie zogen mit, waren bereit,

nach dem sicheren Erkennen erneut anzugreifen. Langsam, mit Schleichfahrt, ungefähr in hundert Meter Tiefe, schlug

das U-Boot Haken um Haken und versuchte, dem Gegner an der Was­seroberfläche, den es bestimmt auch geortet hatte, zu entwischen.

Aber UJ 2210 blieb am Feind. Seit Stunden schon standen die Männer in Gefechtsbereitschaft. Seit dem frühen Morgen befand sich Pollmann auf der Brücke, gab er die nötigen Befehle.

Nur einmal brachte Schmutt Naumann starken dampfenden Kaffee auf die Brücke. Eine Riesenkanne, die für jeden Mann reichte.

Geraume Zeit später hatten sie das U-Boot wieder genau in der Ortung. Der erste Wabo-Fächer seit langen Stunden der Jagd zerriß die Stille der Nacht. Der Scheinwerfer auf der Brücke wurde angestellt und suchte die See ab. Nur kurz allerdings, um keine feindlichen Flieger anzulocken.

Noch ein Fächer wurde geworfen und schließlich ein dritter. Wie mochte den Männern in der engen Stahlröhre zumute sein? Poll­

mann konnte es sich vorstellen. Sechs Stunden waren vergangen, seit die ersten Wabos gefallen waren. Da, plötzlich ein gellender Warnruf von Obergefreiter Sänger, dem

Backbordausguck: 34

Page 34: U-Boot-Jäger Otto Pollmann

„Torpedolaufbahn an Backbord querab!" Leutnant Pollmann wirbelte herum. Nun waren sie die Gejagten. Mit

einem Blick übersah er die Situation. In der grünsilbernen Dämmerung des im Mondlicht schillernden Meeres war die silberne Blasenbahn genau zu verfolgen. Sie hielt auf UJ 2210 zu.

„Hart Steuerbord!" Der U-Jäger drehte aus dem alten Kurs, wurde zur Torpedolaufbahn

hin spitzer und spitzer, und als er genau frontal zum heranrasenden Aal stand, zischte dieser keine zehn Meter an der Steuerbordflanke vorbei.

Das wäre ein Volltreffer geworden, wenn Sänger ihn nicht gesehen hätte! ging es dem Kommandanten durch den Kopf. Eine einzige recht­zeitige Sichtmeldung hatte über Sein oder Nichtsein von UJ 2210 ent­schieden.

„U-Boot taucht auf!" dröhnte die nächste Meldung in die Ohren des Kommandanten. Etwas mehr als hundert Meter an Backbord voraus tauchte der U-Boot-Turm aus dem Wasser. Dann folgte der Bug. Die schwere Kanone vorn auf der Back wurde sichtbar. Pollmann sah, wie Männer an das Geschütz sprangen.

„Buggeschütze Feuer frei!" Jetzt kam es darauf an, wer den ersten Schuß hinausbrachte und den

ersten Treffer erzielte. Schon bellte die 3,7-cm-Flak. Oberbootsmannsmaat Paulinus Streng

schoß auf den U-Boot-Turm. Er sah, wie die Leuchtspuren dorthin flitz­ten, sich durch den Stahl bohrten.

Sekunden später fielen die beiden „Zehnfünf" in das Feuer ein. Eine Granate traf und ließ das Geschütz herumrucken.

Plötzlich stoben Rauch und Flammen aus dem U-Boot in die Höhe. Aber dieser Gegner, das spürte Pollmann instinktiv, würde auch jetzt noch nicht aufgeben.

„Achtung, ansetzen zum Rammstoß!" Zwei, drei kleine Korrekturen, dann lief UJ 2210 auf das Feind-U-Boot

zu, das nach den Manövern nun breitseits zum Steven des U-Jägers lag. Die Distanz verringerte sich. Für Sekunden sah Pollmann kurz vor

dem Aufprall die Gesichter einiger Männer auf der Brücke des Gegners. Er bemerkte auch die zuckenden Flammen eines MG-Feuerstoßes, der über sie hinwegging und die oberen Kanten der Brückenaufbauten per­forierte.

Da war das U-Boot erreicht! Mit voller Wucht traf der spitze Steven von JU 2210 auf den Gegner,

bohrte sich in dessen Flanke hinein. Männer stürzten von der Wucht des Anpralls zu Boden. Unten im

Mannschaftsraum schrien einige. Feuerschnüre zogen zum U-Jäger hin­über, und in diesem Augenblick feuerte der 2-cm-Zwilling.

„Beide kleine Fahrt zurück!" Knirschend löste sich der Steven aus dem Gewirr von Stahl. Hundert,

zweihundert Meter kam UJ 2210 vom Gegner frei. Dann der neue Befehl: „Beide große Fahrt voraus!"

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Page 35: U-Boot-Jäger Otto Pollmann

Und abermals grub sich der Bug des U-Jägers in die Flanke des U-Bootes. Es knirschte, dröhnte und krachte.

Auch auf dem Turm des U-Bootes stürzten Männer. Die Geschützbe­dienung des Buggeschützes lag an Deck, hingemäht durch die Volltref­fer. Einer stand noch am Geschütz, schwankend hielt er sich fest. Er ver­suchte, die Kanone allein zu bedienen.

Plötzlich quollen U-Boot-Männer aus dem Turm, schossen aus Maschinenpistolen, während das U-Boot mit starker Schlagseite am deutschen U-Jäger vorbeischlierte und sich sein Rumpf an dem des Geg­ners rieb.

In diesem Augenblick sprangen Bootsmannsmaat Geyer und Matro­sengefreiter Hesse von der Reling aus auf das Deck des Feind-U-Bootes. Pollmann starrte wie gebannt auf die Szenerie. Er schlug wütend auf die Brückennock.

„Feuer einstellen!" brüllte er, als ein 2-cm-Doppel-Leuchtspurstreifen zum Gegner hinüberzischte.

Er sah, wie Bootsmannsmaat Geyer auf den Turm des U-Bootes enter­te und dort mit seiner MPi die Einstellung des sinnlos gewordenen Kampfes erzwang. Gefreiter Hesse hielt die Flagge des Gegners in den Händen, die er soeben heruntergeholt hatte. Männer sprangen ins Was­ser.

„Kletternetze ausbringen. Boot fieren und zu Wasser lassen!" Stärker und stärker wurde die Schlagseite des feindlichen U-Bootes.

Die letzten Männer, unter ihnen auch der Wachoffizier, sammelten sich, dann sprangen sie fast gleichzeitig in die See und hielten sich dort an den Händen, einen Kreis bildend.

Das Boot war gefiert, und einer der Bootsmannsmaate pullte es mit vier Männern zu der Stelle hinüber, wo die Schiffbrüchigen schwam­men. Sie holten sie nacheinander aus dem Wasser. Denjenigen, die noch gut schwimmen konnten, wiesen sie den Weg zum U-Jäger, der mit klei­ner Fahrt vorsichtig weiterlief und sich die letzten Meter an die Schwim­menden herantastete.

Seeleute des U-Jägers holten die in den Kletternetzen hochsteigenden Gegner an Bord. Die Verwundeten, die von ihren Kameraden gestützt wurden, konnten mit dem Boot zum U-Jäger gebracht werden.

Zuletzt kamen der I. Wachoffizier und der Kommandant des U-Bootes an Bord.

Pollmann war an Deck hinuntergegangen und grüßte den Komman­danten des besiegten Bootes. Das Gesicht des jungen Offiziers war von den Strapazen und Belastungen des stundenlangen Ringens mit dem Tod gezeichnet.

„Sie haben einen ehrenvollen Kampf geliefert, Commander!" sagte Pollmann, als er die Hand des Gegners schüttelte.

„Wie viele meiner Männer haben Sie aufgefischt?" fragte der Seeoffi­zier.

„Einunddreißig, Herr Leutnant!" meldete Bootsmannsmaat Berghaus, der das Beiboot inzwischen zum U-Jäger zurückgesteuert hatte.

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Page 36: U-Boot-Jäger Otto Pollmann

Die Verwundeten waren an Bord geholt worden. Sie wurden ebenso wie die nicht verwundeten Engländer in die Mannschaftsräume gebracht. Hier halfen die deutschen Seeleute ihren Gegner aus den nas­sen Kleidern und gaben ihnen ihre eigenen Monturen.

Naumann kam mit einem dampfenden Grog herein. Er hatte eifer­süchtig über dies Pulle Rum gewacht. Nun gab er sie, für die Gegner von vorhin, die nun nichts anderes mehr als Seeleute waren, deren schwim­mender Untersatz untergegangen war.

Das U-Boot war gekentert, noch ehe ein Prisenkommando an Bord gehen und die Geheimsachen hätte an sich bringen können.

Nachdem alle Männer untergebracht waren, wandte sich Otto Poll­mann der Bordsprechanlage zu.

„Bootsmannsmaat Geyer und Matrosengefreiter Hesse auf die Brücke!" Bevor die Gerufenen oben angekommen waren, gab der Kommandant

den Befehl zur Kursänderung. UJ 2210 nahm Fahrt auf. Das Boot lief wieder hinter dem Geleitzug her. Pollmann ließ einen Funkspruch absetzen, der den Geleitzugführer über den Erfolg des Sonderunterneh­mens informierte. Dann wandte er sich den beiden Männern zu, die noch immer in ihren triefnassen Kleidern steckten. Sie hatten mitgeholfen, die in den Kletternetzen hängenden Gegner an Bord zu schaffen.

„Bootsmannsmaat Geyer, Gefreiter Hesse. Stehen Sie still! Ich bestra­fe Sie mit drei Tagen gelindem Arrest, weil Sie ohne Befehl von Bord gegangen sind."

Lange Gesichter, besonders bei dem Gefreiten, der das zusammenge­faltete Fahnentuch des U-Boot-Standers auf dem linken Unterarm trug.

Pollmann begann nun zu schmunzeln. „Außerdem spreche ich hiermit Ihre Beförderung zum Matrosen-

Obergefreiten aus, Hesse. - Und Sie, Geyer, erhalten nach Rückkehr in den Stützpunkt acht Tage Sonderurlaub nach Bremen."

„Danke, Herr Leutnant!" riefen beide wie aus einem Mund, und Ober­gefreiter Hesse überreichte dem Kommandanten den U-Boot-Stander.

Der U-Jäger lief durch die Nacht hinter dem Geleitzug her. Als sie ihn am anderen Vormittag erreichten, war das Ziel, der Hafen von Palermo, nicht mehr fern.

„Noch knapp vier Stunden, und wir haben es geschafft", meinte Leut­nant zur See von der Kolk, der um 06.00 Uhr dieses 23. Juni 1943 die Wache übernommen hatte.

„Unsere Gefangenen werden wir sicher von Bord geben. Und unsere eigenen Verwundeten auch, nicht wahr, Herr Leutnant?" fragte Ober­arzt Dr. Wrangel, der zum erstenmal eine Geleitfahrt mitmachte und sofort viel zu tun gehabt hatte.

„Ja, sie müssen sofort bestens versorgt werden. Beim nächsten Törn nach Süden werden wir Sie wieder an Bord nehmen!"

„Dann werde ich alles vorbereiten", meinte der Oberarzt. „Die beiden schwerverwundeten Gegner werden doch schnellstens ins Hospital gebracht? Sie müssen direkt operiert werden und brauchen eine Blut­transfusion, Herr Leutnant."

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Page 37: U-Boot-Jäger Otto Pollmann

„Das werde ich veranlassen, Doktor!" Pollmann ließ einen Funkspruch absetzen. Die Bestätigung ging zehn

Minuten später ein. Sie besagte, daß die Schwerverwundeten sofort ins Hospital gefahren würden und Ärzte zur Operation der beiden Seeleute bereitstünden.

Mit dieser Nachricht ging Pollmann hinunter in seine Kammer, wo der WO und der Kommandant des U-Bootes einquartiert waren.

„Was machen meine Männer, Lieutenant?" „Es geht ihnen nicht schlechter, Commander. Sobald wir Palermo

erreichen, werden sie in ärztliche Betreuung kommen und sofort ope­riert werden."

„Ich danke Ihnen", antwortete der Engländer in seinem holprigen Deutsch. „Ich danke Ihnen sehr! - Ich wünschte, wir stünden uns nicht immer als Gegner auf See gegenüber."

„Das wünschten wir uns auch, Commander", bestätigte Pollmann. „Noch eins", sagte der U-Boot-Kommandant, „ich sah, daß einer Ihrer

Männer unseren Stander herunterholte. Meine Frau hat ihn gestickt. Wenn S ie . . . "

„Gehrkens!" wandte sich Pollmann an den Burschen, der ihn betreute. „Gehen Sie in die Messe und holen Sie den Stander!"

Gefreiter Gehrkens verschwand. Kurz darauf kam er wieder und brachte den Stander.

Pollmann erhob sich, nahm den U-Boot-Stander entgegen und gab ihn wortlos an den Kommandanten zurück. Dann ging er mit schnellen Schritten zum Schott und verließ den Raum.

Sie standen noch ungefähr zehn Seemeilen vor Palermo, da wurde Fliegeralarm gegeben.

„Scheiße!" sagte Oberbootsmannsmaat Streng, als das „Friedrich-Ludwig" durch die Decks gellte.

Plötzlich tauchten sie auf. Sie kamen aus Süden, genau aus der Sonne. Silbern blitzend huschten sie heran. Knapp dreißig Meter über der See fliegend, gerieten sie ins Blickfeld der Männer an Deck. Schon Sekunden später waren sie auf Wurfentfernung herangekommen.

„Lufttorpedos!" brüllte von der Kolk. Sie sahen, daß sie nicht gefährdet waren. Die Dreisieben-Mündung

beschrieb einen Halbkreis. Der Zwilling schoß, und die 2-cm-Flak fiel in das Feuer ein.

Auch auf UJ 2212 schöosen sämtliche Waffen. Drei, vier Torpedos liefen genau auf das Schwesternboot zu. Wenig

später wurde der erste Frachter getroffen. Eine Maschine stürzte bren­nend vor einem zweiten Schiff in die See und wurde von ihm überkarrt.

Kurz darauf traf es eine zweite, deren Torpedos noch in den Halterun­gen hingen. Sie wurde in der Luft zerrissen.

„UJ 2212 ist getroffen, Herr Leutnant!" Pollmann hatte keine Zeit, zum Kameradenboot hinüberzublicken. Er

mußte dem Aal ausweichen, der von einem der Flieger auf UJ 2210

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Page 38: U-Boot-Jäger Otto Pollmann

gezielt worden war. Mit zwei kurzen Schlenkern dampfte der Komman­dant ihn aus. Dann erst sah er zu UJ 2212 hinüber und - erschrak.

Eine Flammensäule stand mittschiffs über dem U-Jäger. Weißer Dampf zischte in dicken Schwaden aus den getroffenen Kesseln. Ach­tern, dort wo die Fla-Waffen-Munition lagerte, brannte es. Er erkannte Männer, die in den Splitterschutz der Brücke rannten und die Eruptio­nen der auseinanderplatzenden Flak-Granaten.

UJ 2212 war dem Tod geweiht! Noch konnte keines der Geleitboote zur Unterstützung herangehen,

denn die Torpedoflieger drehten über See und flogen erneut an, um die restlichen Torpedos zu werfen.

Aus allen Rohren peitschte den anfliegenden Maschinen schweres Feuer entgegen.

Diesmal faßte Streng eine der Maschinen genau auf. Als sie auf glei­cher Höhe mit UJ 2210 war, flitzten die Granaten in den Bug hinein.

Eine rote Flamme sprühte heraus. Die Torpedomaschine bockte, stieg etwas, zog hoch, und dann flatterten drei Fallschirme am Himmel. Einer hing an der Heckflosse der Maschine. Während die beiden übrigen langsam auf See niedergingen, stürzte der dritte mit dem stürzenden Flugzeug steil nach unten.

„Geleitzugführer an UJ 2210. Aufnehmen Schiffbrüchige UJ 2212. Alles andere läuft weiter wie befohlen."

Die Gefahr war vorüber. Drei oder vier Torpedomaschinen waren abgeschossen worden. Aber sie hatten einen Frachter getroffen, der zwar mit halber Kraft Palermo erreichte, aber für viele Wochen ausfiel und später vom Gegner bei der Eroberung Siziliens erbeutet wurde.

Sie liefen an den brennenden UJ 2212 heran. „Blinkspruch von UJ 2212, Herr Leutnant." Pollmann sah auf der rauchüberfluteten Brücke des Schwesternboo­

tes die aufzuckenden Lichtstrahlen der Klappbuchs und las mit: „Bitte, an Back längsseits kommen und Besatzung übernehmen." Pollmann versuchte, dieser Bitte sofort nachzukommen. Doch dann

dachte er an die möglichen Folgen. Das, was er jetzt tun wollte, konnte unter Umständen für alle Männer seiner Besatzung den Schiffbruch und für viele von ihnen den Tod bedeuten.

„Antwort K an K: Nein, aussteigen! - Ich fische auf!" Fähnrich zur See Doering klapperte los. „Zu großes Risiko, Herr Leutnant", meinte von der Kolk. „Ja, UJ 2212 kann jeden Augenblick in die Luft fliegen, Kolk. Dort

können wir nicht längsseits gehen. Aber wir gehen so weit ran, wie es eben möglich ist. Boote werden erst gefiert, wenn wir stehen."

Sie krochen förmlich auf UJ 2212 zu. Pollmann sah durch sein Glas, wie Leutnant Behrensmann*) noch einmal auf die Brücke ging, den Kommandantenwimpel niederholte, ihn zusammenrollte und in die Tasche steckte. *) Einige Namen konnten nicht mehr eruiert werden und sind frei gestaltet

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Die ersten Seeleute schwammen auf UJ2210 zu. Das erste Boot wurde gefiert und dann auch das zweite. Matrosen pullten dem brennenden Schiff entgegen und fischten die Männer auf.

An Bord von UJ 2212 wurde das einzige heilgebliebene Floß zu Wasser gelassen. Verwundete wurden hinaufgehoben.

Schon sah es so aus, als sollte alles glattgehen, als auf einmal eine rie~ sige weißleuchtende Feuersäule aus dem Brandherd emporstob. Dann eine zweite, eine dritte und vierte.

Druckwellen zischten über die Brücke von UJ 2210 hinweg. Das Boot neigte sich weit über, schwankte, rollte und schlingerte.

„Die Wasserbomben, Herr Leutnant!" rief der Fähnrich. Das Boot legte sich weiter nach Backbord über. „Alle Mann außenbords!" befahl Leutnant Behrensmann noch einmal. Erst jetzt sprangen die letzten auf der Back versammelten Soldaten ins

Wasser und schwammen los. Nur der Kommandant war noch an Bord ­und die toten Kameraden. Der Bug stieg steil empor.

„Springen! - Springen!" rief Pollmann durch das Megaphon in das Rauschen der Flammen hinein.

Wenige Sekunden später sprang der Kommandant. Er ging unter, tauchte nach endlos erscheinender Zeit wieder auf, schwamm auf ein in der Nähe befindliches Boot zu und wurde an Bord gehoben.

In diesem Augenblick, da er bäuchlings über der Ruderbank lag, stieg der Bug von UJ 2212 steil in die Höhe, dann sank es.

Der U-Jäger setzte die Fahrt in den Hafen fort. Beim Einlaufen atmete Pollmann auf. Diese Fahrt war die bisher gefährlichste gewesen und hatte viel Nerven gekostet. Aber nun war es überstanden.

Sie gaben die Verwundeten von Bord. Der letzte Gruß, den der Leut­nant auf der Brücke von UJ 2210 den gefangenen Engländern mitgab, galt einem besiegten Gegner, der ein Höchstmaß an Tapferkeit und Zähigkeit unter Beweis gestellt hatte.

Auf dem Rückmarsch von Palermo nach Genua hatte der Konvoi keine Feindberührung. Sie erreichten den Stützpunkt und machten an ihrer Pier fest.

Der Flottillenchef stieg aus einem Kübelwagen und ging auf Pollmann zu.

„Pollmann, ich bin stolz auf Sie und Ihre Besatzung!" „Danke, Herr Kapitän!"

Der Wagen, der Pollmann von der Besprechung beim Hafenkomman­danten zurückbrachte, hielt mit kreischenden Reifen auf der Pier. Der Leutnant sprang heraus, ging auf die Stelling zu und kam an Bord.

Leutnant von der Kolk meldete. „Boot seeklar machen. Wir laufen in genau zwanzig Minuten aus!'' „Obersteuermann Kruck ist noch nicht zurück. Er hat Urlaub bis mor­

gen mittag." „Dann laufen wir ohne ihn aus."

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Pollmann ließ die Offiziere und die Offiziersanwärter ins Kartenhaus kommen.

„Kameraden! Die Luftaufklärung hat ein U-Boot keine zwanzig Mei­len vor der Hafeneinfahrt gesichtet. Wir haben Auftrag, das Boot zu stellen und es zu vernichten, bevor der Geleitzug nach Messina aus­läuft."

„Wenn wir auslaufen, ortet er uns, Herr Leutnant!" „Möglich", gab Pollmann zu. „Aber wir werden uns an der Einfahrt

entlangschleichen und zuerst mit AK auf Südwestkurs gehen. Sobald wir den Gegner umrundet haben, greifen wir an."

Zwanzig Minuten später legte UJ 2210 ab. Mit kleiner Fahrt passierte es die Netzsperre. Schon meldete Moe­

wergh die Ortung des Bootes. Mit zwanzig Grad Steuerbordruder dreh­ten sie aus der Richtung heraus. Sie konnten feststellen, daß das U-Boot ihnen nicht folgte.

„Für den Hai sind wir ein zu kleiner Bissen", meinte von der Kolk, der neben dem Kommandanten stand.

„Das ist gut so. Damit haben wir ihn also nicht von seiner Lauerstel­lung fortgelockt. Er wartet auf einen Geleitzug."

Pollmann ließ sich von Steuermannsmaat Täubner die Standorte sagen. Erst als sie zehn Meilen hinter dem U-Boot standen, drehten sie auf Südkurs. Das U-Boot reagierte immer noch nicht auf sie. Da glitt UJ 2210 in einem weiten Bogen wieder nach Norden.

Die Meldungen aus dem Horchschapp zeigten, daß sie nun mit Lage Null auf das lauernde U-Boot zuliefen.

Dieses stand in kleiner Unterwasserfahrt vor dem Hafenrund auf und ab. Immer wieder mußte es das Sehrohr ausfahren, um etwas zu sehen.

In zwei Stunden würde der Geleitzug auslaufen, bis dahin mußten sie diesen Gegner gestellt haben, der sich so dicht vor die Höhle des Löwen gewagt hatte.

„Entfernung 7000 - kommen auf die Lage Null!" „Beide kleine Fahrt!" Sie schlichen jetzt auf den Gegner zu. Noch deutete nichts darauf hin,

daß sie erkannt worden waren. Auf den Gefechtsstationen standen die Männer wie erstarrt. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis das Gefecht beginnen würde.

Monoton hallten die Meldungen aus dem Horchschapp herauf. Plötz­lich aber eine andere Meldung. Mitten in dem Auf- und Abstehen hatte das U-Boot Fahrt aufgenommen und war nach Westen gelaufen, um sodann nach Südwesten einzudrehen.

„Sehrohr Backbord querab!" brüllte Otto Sänger und deutete mit der freien Hand in die Richtung.

Pollmann sah es sofort, denn die Sonne spiegelte sich auf dem Kugel­kopf. Außerdem hinterließ das Periskop im glatten Wasser der Bucht eine Wellenspur.

,. Es bricht durch!"

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Der Bug durchbrach die Wasseroberfläche und zeigte Pollmann damit an, daß das Boot mehrere Torpedos gelöst hatte.

„Hart Backbord!" UJ 2210 glitt herum, bot dem Gegner nur noch die scharfe Form des Stevens. „Mittschiffs!" kam der nächste Befehl und dann: „Dreimal AK!"

Die Torpedolaufbahnen wurden sichtbar. Es waren drei Blasenbah­nen. Das bewies, daß der Gegner noch einen Aal im Rohr liegen hatte.

„Backbordruder 10!" Sie glitten noch etwas zur Seite. Die Aale zischten an ihnen vorbei. Das

Sehrohr war verschwunden, und Funkmeister Moewergh meldete das Boot ablaufend.

„Entfernung 1000! - Kommen schnell auf in Lage Null!" „Fertig bei Wasserbomben!" „Torpedogeräusche!" brüllte Moewergh aus dem Horchschapp, und

diesmal schwang Entsetzen in der Stimme des Friesen mit. Und dann hörten auch die Männer, die im Bauch des U-Jägers auf

ihren Stationen standen, das helle Surren durch das Stampfen der eige­nen Dieselmaschinen. Es kam näher und - jetzt!

Weit unter dem Boot gingen die drei vorbeigeschossenen Aale irgend­wo am Ufer oder vor dem Hafen hoch. So kurz war die Zeitspanne, die bis dahin seit dem ersten Torpedoschuß vergangen war.

„Backbord zwanzig!" Sie drehten mit, doch die nächsten Meldungen zeigten, daß ihr Dreh­

kreis bedeutend größer war, als der des U-Bootes, das immer mehr nach innen kam.

„Hart Backbord!" Aber dann kam die Meldung: „Schraubengeräusche achtern, schnell

auswandernd." Ein Pulk Räumboote und zwei Dampfer erreichten in diesem Augen­

blick den Sichtbereich von UJ 2210. „Funkspruch: U-Boot-Warnung!" „Backbord voraus. Entfernung 3000!" „Läuft also weiterhin Ostkurs, Herr Leutnant", warf Fähnrich Doe­

ring ein, der mit der Klappbuchs in der Hand an der Brückennock lehnte. Zwanzigmal erfolgte eine knappe Korrektur. Dann lag UJ 2210 auf

richtigem Kurs. Kurze Zeit später waren sie „über Kopf", und die Wabos klatschten ins

Wasser. Pollmann stand dort, wo er nach achtern Ausblick hatte. Er sah wie

sich das Meer aufbäumte und sich ein dreifacher Wasserschwall hoch­wölbte. Schillernd im Licht der Abendsonne sah er - Öl!

Der Gegner war angeschlagen. Fieberhaft arbeiteten die Wabo-Bedie­nungen. Die Racks wurden nachgeladen, neue Kartuschen eingesetzt, während UJ 2210 noch in einem weiten Bogen drehte, um zum zweiten Anlauf die richtige Einstellung zu finden.

Für die Männer in dem feindlichen Boot mußten dies die schlimmsten Sekunden sein: Jene Zeit unmittelbar nach der Explosion, wo die Schä­42

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den auftraten und sich Sein oder Nichtsein des Bootes entschied. Die nächste Salve schon konnte die Entscheidung bringen.

„Gegner liegt still, Herr Leutnant. Keine Ortung!" „Dort, wo das Öl hochkommt!" wies der Kommandant die Stelle des

nächsten Fächerwurfes. Sie drehten an, liefen diesmal mit kleiner Fahrt auf die Wurfstelle zu,

um sie möglichst deckend zu treffen. Pollmann gab den Feuerbefehl. Er sah, wie die drei Wabos an der richtigen Stelle in die See klatschten.

Dreifach der Schlag, dreifach die Wasserblöcke, und dann mehrere Geräusche, selbst auf der Brücke zu hören und im Horchschapp genau zu lokalisieren.

Auf einmal öffnete sich die See. Aus der Tiefe zischte wie eine dunkle Fontäne meterhoch eine Ölfontäne empor, durchsetzt mit festen Gegen­ständen. Sie waren deutlich zu erkennen und wurden vom Fähnrich auch angesprochen:

„Wrackteile, Herr Leutnant!" Große Eisenstücke schaukelten für Augenblicke auf der Spitze des

Ölstrahles, einige Meter über der Wasseroberfläche, um danach zurück­zuklatschen und zu versinken.

„Das war das Ende, Herr Leutnant!" Es sah so aus. Unter dem ausströmenden Öl mußte das U-Boot fast auf

dem Grund liegen. Und dorthin sollte die nächste Serie mit tiefster Ein­stellung gehen.

Wieder ein Anlauf. Noch einmal fielen Wasserbomben, sackten auf Tiefe, detonierten.

Aus der Tiefe stieg eine riesige, perlende Wasserblase in die Höhe. Der Ölaustritt war weiterhin zu beobachten.

Ein Drama im Golf von Genua war zu Ende. Und dennoch: Die letzte Gewißheit bestand noch nicht. Während der ganzen Nacht kreuzte UJ 2210 deshalb vor dem Hafen in der weiten Bucht.

Das Auslaufen des Geleitzuges konnte auf diese Weise gedeckt wer­den. Schemenhaft zogen die Schiffe an den Männern des U-Jägers vor­über und verschwanden in südlicher Richtung.

Kein U-Boot wurde geortet, nichts war zu hören. Als es Tag wurde, lief UJ 2210 zum Versenkungsort zurück. Sie brauchten nicht lange zu suchen. Ein gewaltiger Ölfleck von drei bis vier Seemeilen Durchmesser breitete sich dort aus und kennzeichnete die Stelle, wo das siebente eng­lische U-Boot im Zweikampf mit Pollmanns Boot unterlegen war.

Am 10. Juli begann die Invasion Siziliens durch die Alliierten. Mit Besorgnis verfolgte Pollmann die Geschehnisse auf der Insel. Bald wur­de offenbar, daß sich die deutschen Truppen allein nicht würden halten können. Da begann das große Rätselraten, ob es dem „Seetransportfüh­rer Messinastraße", Fregattenkapitän von Liebenstein, gelingen würde, die deutschen Truppen wenigstens auf das italienische Festland zu über­führen.

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Auf einer Fahrt von Genua nach Bastia, wohin Teile einer Waffen-SS-Division transportiert werden mußten, stieß UJ 2210 auf zwei U-Boote. Eines dieser Boote versenkte einen Frachter, und das zweite lief auf den Haupt-Transporter an, als UJ 2210 zur Stelle war.

Der erste Angriff schlug fehl. Dennoch war es dadurch gelungen, einen gezielten Torpedoschuß auf den Transporter zu verhindern. Die beiden Aale, die dem Schiff gegolten hatten, liefen vorbei und detonierten an der Steilküste.

Der zweite Anlauf gelang, noch bevor das U-Boot den zweiten Torpe­doschuß lösen konnte. Wasserbombendetonationen ließen das Boot auf­tauchen. Die beiden „Zehnfünf" eröffneten das Feuer aus kurzer Entfer­nung. Ihre Granaten hämmerten in den Turm, schmetterten das Geschütz auf der Back herum. Danach erhielt das U-Boot einen Treffer unterhalb der Wasserlinie. In wenigen Sekunden war es von der Wasser­oberfläche verschwunden und nahm die Besatzung mit in die Tiefe.

Noch bevor die drei U-Jäger, die diesen Transport nach Bastia beglei­tet hatten, den Rückmarsch nach Genua antreten konnten, lief wie ein Lauffeuer die Nachricht durch die Decks der Boote, daß die Italiener vom Bündnis abgefallen waren.

Pollmann war betroffen. Er kannte viele italienische Seeoffiziere der Torpedoboote und Schnellboote, denn sie waren des öfteren in La Spe­zia, dem Haupthafen der italienischen Flotte, zu Gast gewesen.

„Jetzt wissen wir auch, warum die Alliierten noch nie den Hafen von La Spezia bombardiert haben." Von der Kolk sprach das aus, was Poll­mann nur dachte.

„Dieser 8. September 1943 wird uns in Erinnerung bleiben", sagte Oberfähnrich Bartilack, und er ahnte nicht, wie sehr diese Prophezeiung für den nächsten Tag zutreffen sollte.

Noch am Abend erhielt Pollmann, ebenso wie die Kommandanten von UJ 2203 und UJ 2219, die Nachricht, daß die deutsche Führung im Mittel­meer die auf Korsika stehenden italienischen Truppen aufgefordert hat­te, Stadt und Hafen Bastia freizugeben.

„Alles hält sich bereit zur Inbesitznahme des Hafens, wenn die Italie­ner ihn nicht kampflos räumen."

„So ein Mist!" sagte Oberbootsmann Piehler vernehmlich. „Jetzt müs­sen wir auch noch gegen unsere eigenen Verbündeten kämpfen."

Kurz vor Mitternacht wurde bekannt, daß die Italiener die deutschen Stellen zerniert hatten. Das deutete auf Kampf hin.

Die U-Jäger liefen aus dem Hafenbecken von Bastia aus und stellten sich außerhalb der Reichweite der italienischen Stellungen bereit.

Gut drei Stunden nach Mitternacht erhielten die deutschen Boote auf See die Nachricht, daß die italienische Flotte aus La Spezia ausgelaufen sei.

Wenig später wurden Torpedoboote gesichtet, die Bastia verlassen hatten, um sich diesem Verband anzuschließen.

„Angriff." Die U-Jäger griffen an. Ihre Geschütze feuerten in raschem Salven­

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takt. Die Torpedoboote erwiderten das Feuer. Sie hatten bedeutend stär­kere Geschütze und binnen weniger Minuten wurde UJ 2203 vernichtend getroffen. Dieser ältere Dampfer mit seinen 1096 BRT hatte gegen die Torpedoboote keine Chance. Brennend trieb er auf der See.

UJ 2210 entging mehreren Salven. Das Boot erhielt einen schweren Treffer. Dann wurde UJ 2219 eingedeckt und sank nach kaum einer Minute.

Die italienischen Torpedoboote liefen ab und verschwanden im Früh­nebel. UJ 2210 blieb die Pflicht, die im Wasser schwimmenden Schiff­brüchigen zu bergen.

Auf Elba, wo in Portoferraio der Kreuzer „Indomito" und zwei Zer­störer sowie ein Torpedoboot-Geschwader lagen, ging es zum Glück anders herum. Dort verkündeten die Offiziere der Einheiten, daß sie nicht nach Malta auslaufen würden. Sie wollten ihre Schiffe versenken, falls sie einen solchen Befehl erhalten würden.

Die Torpedoboote „Impetuoso" und „Pegaso" gingen Anker auf und liefen den Hafen von Mallorca, Pollensa, an, um dort in die Internierung zu gehen. Sie wollten nicht gegen die deutschen Waffenbrüder kämpfen. Doch dann verließen sie den Hafen wieder und versenkten sich selbst.

Der Abfall der Italiener hatte damit auch zwei U-Jäger gekostet, die sich plötzlich einer Übermacht gegenübergesehen hatten und - kämp­fend untergegangen waren.

Nach diesem Ereignis und nach Auslaufen der italienischen Kriegs­flotte nach Malta und Alexandrien hatten die Alliierten 260 000 BRT, „feindlichen" Kriegsschiffsraumes, kampflos gewonnen.

Die Italienier waren aus ihrem „mare nostro" verschwunden. Nur ihre Kleinkampfeinheiten und die kleinen Boote setzten - unter deutscher Flagge und mit deutschen Besatzungen - den Kampf fort.

Der Seekrieg im Mittelmeer mußte von diesem 9. September 1943 an allein von den deutschen Kleinkampfeinheiten und den wenigen deut­schen U-Booten gegen eine hundertfache Übermacht geführt werden.

Nach wie vor galt es im Mittelmeer, die Versorgung der deutschen Truppen und Stützpunkte durch Geleitfahrten sicherzustellen.

Das aber erwies sich als ein immer schwieriger werdendes Unterfan­gen, denn inzwischen waren die Alliierten an zwei verschiedenen Stellen auf dem süditalienischen Festland gelandet und schickten sich an, durch die offene Südtür in die „Festung Europa" einzudringen.

Der Gegner, insbesondere die englischen U-Boote, bemühten sich unablässig, diesen Geleitzugverkehr zum Erliegen zu bringen. Hinzu kam die feindliche Luftwaffe, die nun nicht nur von Malta und Gibral­tar, sondern auch von Sizilien aus angriffen.

Diesen beiden Fakten mögen die Schwierigkeiten verdeutlichen, denen sich die U-Jäger und die Geleitfahrzeuge der verschiedenen Sicherungsdivisionen im Mittelmeer gegenübersahen.

Wie gefährlich diese Geleitfahrten wurden, zeigte sich erstmals am 18. September 1943, als UJ 2205 (ehemals „Jaques Coeur") von feind­lichen Jagdbombern angegriffen und versenkt wurde.

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Wenig später erhielt UJ 2214 einen Torpedotreffer, als es versuchte, ein U-Boot von dem Geleitzug abzudrängen, mit dem es als Sicherung fuhr. Der U-Jäger sank sofort.

Und als fünfter Bootsverlust der 22. U-Jagd-Flottille in diesem Monat strandete UJ 2218 am 26. September 1943 bei Addenza.

Damit war die aus dreißig Booten bestehende Flottille auf nunmehr 10 Boote zusammengeschmolzen (neun Boote kamen erst ab Februar 1944 hinzu).

Doch die Einsätze gingen weiter, wenn sich auch die Fahrten verkürzt hatten, weil der Gegner nähergerückt war.

Die ersten Herbststürme fegten über das Mittelmeer, als UJ 2210 mit R 119 und UJ 2209 als Geleitsicherung für einen Konvoi nach Livorno durch das Meer stampften. Die See ging mit Stärke 4, und der Wind, der die Boote von Steuerbord packte, jagte mit Stärke 6 bis 7 und ab und zu mit Böen von 8 gegen sie an.

R 199 wurde förmlich über die Wellen geschleudert, bis der Geleitzug­führer das Boot auf die Backbordseite beorderte, in den Windschatten eines der Transporter. Drei Tanker liefen noch im Geleitzug. Das war „Edelwild" für die U-Boote.

„Ob sie kommen, Herr Leutnant?" fragte Oberbootsmann Piehler, der III WO, als der Kommandant auf die Brücke kam.

Pollmann drückte den Südwester fester auf den Kopf, bevor er antwortete:

„Wenn ich U-Boot-Kommandant wäre, Piehler, dann würde ich mir diesen fetten Bissen nicht entgehen lassen."

„Also werden sie kommen, Herr Leutnant!" stellte Piehler fest. Otto Pollmann nickte und suchte die Meeresoberfläche ab. Von ach­

tern und von Steuerbord wehte der Wind eiskalte Gischtschleier über die See und schleuderte sie der Brückenwache und den Männern auf den Stationen in den Nacken.

Die Roller gingen von Steuerbord zwanzig auf UJ 2210 los, überliefen die Back, donnerten gegen die Aufbauten und gegen die Geschütze und überschütteten die Männer mit einer eiskalten Brühe, deren Salzgehalt sich in den Augenlidern, an den Brauen und auf der Stirn absetzte.

Immer wieder mußten auf der Brücke des U-Jägers die Ferngläser trockengerieben werden, da sonst ein trüber Schleier die Sicht behinder­te. Sehen können, das war hier aber so gut wie eine Lebensversicherung.

Pollmann stand auf seinem Posten. Dieses Seegebiet kannte er mitt­lerweile wie seine eigene Westentasche. So erkannte er schon an den kleinsten Zeichen einen Gegner, wenn einer in der Nähe stand.

Leutnant von der Kolk kam nach oben, um die nächste Wache zu über­nehmen. Piehler übergab die Wache und zog dann mit dem Bootsmanns­maat der Wache und den übrigen Wachgängern ab.

Der Leutnant war noch keine fünf Minuten auf der Brücke, als Poll­mann - wie schon so oft zuvor - ein weit herausgekommenes Sehrohr

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ausmachte. Und dieses Periskop stand zwischen ihm und dem Geleitzug. Nur deshalb konnten die Schraubengeräusche dieses U-Bootes in dem Gewirr der anderen Schraubengeräusche auch untergegangen sein.

„Sehrohr Backbord querab!" Sie preschten dem Periskop entgegen. Von einer Sekunde zur anderen

verschwand es vor der grobgehenden See. „Horchraum an Brücke. Schraubengeräusche, schnell näher kom­

mend. Lage Null." Der U-Jäger lief mit schnellster Fahrt auf den Geleitzug zu, der ver­

ständigt worden war und warfen eine Wasserbombensperre zwischen dem U-Boot und dem Konvoi.

Sie hielten genau auf das U-Boot zu, das offenbar schießen wollte, denn es behielt seinen gelaufenen Kurs genau bei.

„Achtung- Feuer!" Die Wasserbomben schlugen in die See, waren sofort verschwunden

und detonierten. Eine hohe Feuersäule, durchsetzt mit riesigen Ölmengen und zahl­

reichen Wrackteilen, stob aus dem Meer. Eine ungeheure Druckwelle riß UJ 2210 aus dem gelaufenen Kurs her­

aus und traf das Boot genau in die Steuerbordflanke, so daß es um ein Haar gekentert wäre.

Gebannt, unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, stierten alle auf das grausige Bild der totalen Vernichtung: denn nichts anderes spielte sich hier ab.

Das war ein absoluter Volltreffer gewesen. Die Wasserbomben waren nicht nahe beim Boot, sondern auf ihm auseinandergeborsten. Mit die­sem Treffer waren sämtliche Torpedos hochgegangen, hatten sich die Detonationsflammen vereint und waren aus dem Wasser emporge­sprungen.

Auf der Brücke war es auf einmal totenstill geworden. Auch der Kom­mandant starrte auf das Chaos, das sichtbar die Vernichtung eines wei­teren - des neunten - Feindbootes anzeigte.

Der Geleitzug erreichte sein Ziel. Mit dem nächsten Transport mar­schierten die drei Einheiten der Kriegsmarine wieder in Richtung Genua zurück.

Die Nachrichten, die spärlich von den übrigen feindlichen Marinen durchsickerten, ließen erkennen, daß Pollmann der erfolgreichste U-Jäger geworden war.

Die Einsätze der 7. Sicherungs-Division häuften sich im Winter 1943-44. Immer wieder mußten die Boote der 22. U-Jagd-Flottille, der 11. Räumboot-Flottille und der neuaufgestellten 10. Torpedobootflottille ­letztere aus den italienischen schnellen Beute-Torpedobooten aufge­stellt - die Geleite nach Westen und Osten begleiten.

Die Wintersee machte jeden Einsatz - auch diejenigen, die ohne Feind­berührung zu Ende gingen - zu einer Fahrt durch die Hölle.

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Page 47: U-Boot-Jäger Otto Pollmann

Die Männer standen auf den Gefechtsstationen, wurden von der gro­ben See überspült, von Hagelschauern gepeitscht und vom Salz des See­wassers zerfressen. Die Wachen wurden auf zwei Stunden verkürzt, denn vier Stunden hielt es niemand auf der Brücke oder an den Geschüt­zen aus.

Am 2. November entging UJ 2210 um Haaresbreite der Vernichtung. Das Boot war mit UJ 2206 nach Porto Stefano unterwegs gewesen, als plötzlich in einer Regenbö ganz überraschend amerikanische Schnell­boote auftauchten. Es waren vier Schnellboote, die zusammen acht Tor­pedos abfeuerten. UJ 2210 konnte die beiden genau auf das Boot zulau­fenden Torpedos ausmanövrieren. Noch in der Drehung hörten Poll­mann und alle anderen Männer, wie einer der Torpedos UJ 2206 traf. Sekunden später wurde dort, wo der ehemalige Dampfer „S. Martin Le­gasse" lag, die See von ungeheueren Feuerschlägen überzuckt.

„Die Wasserbomben!" schrie einer der Ausgucks entgeistert. Und so war es, die an Deck von UJ 2206 bereitliegenden Wasserbomben krachten auseinander und rissen das Boot binnen kurzer Zeit in Fetzen.

Es konnte kein Mann der Besatzung aufgefischt werden. Das „Weihnachtsfest" begingen sie in der Hauptunterkunft. Es wurde

ein nachdenkliches Beisammensein. Die erste Januarhälfte sah sie im Marsch auf Anzio, denn dort wurden das Material und die Verstärkun­gen für die Abwehrschlacht in der Gustav-Stellung und bei Monte Cas­sino ausgeladen. Seit Mitte Januar versuchte der Gegner an dieser Stel­le durchzubrechen und den Weg auf Rom zu öffnen.

Auf dem Rückmarsch, der am 18. Januar 1944 angetreten wurde, eskor­tierten sie einen leergehenden Geleitzug nach Genua. Lediglich zwei Frachter sollten in Porto San Stefano aufgenommen werden. Sie waren mit Material für die Reparaturdocks in Genua und für den Stab der 7. Sicherungsdivision in Genua-Nervi bestimmt.

Am 22. Januar verließen sie Porto San Stefano. Zu dieser Zeit hörten sie von der Großlandung bei Anzio-Nettuno.

„Wenn wir noch zwei Tage länger dort gewesen wären, Herr Leutnant, dann hätten uns die Amis kassiert", meinte Oberfähnrich Bartilack, als sie durch Funkspruch gewarnt wurden.

„Wir sind aber noch gut herausgekommen. Nur die leeren Frachter sind wahrscheinlich gesprengt worden, Bartilack. - Übrigens habe ich für Sie eine Überraschung."

„Und die wäre?" fragte der Oberfähnrich. Pollmann zog einen Funkspruch aus der Tasche und las ihn vor: „Oberfähnrich z. See Horst Bartilack wird mit Wirkung vom 1. Januar

1944 zum Leutnant z. See befördert." „Wir gratulieren!" sagten die Wachgänger auf ein Zeichen von Boots­

mannsmaat der Wache Grübel im Chor. Im nächsten Augenblick quakte der Lautsprecher zur Brücke, und

Moewerghs Stimme war zu vernehmen: „Schraubengeräusche. Zehn Grad Backbord voraus. Entfernung 10

Meilen."

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Page 48: U-Boot-Jäger Otto Pollmann

Es war soeben ganz hell geworden. Die Uhr des Kommandanten zeig­te die achte Morgenstunde an. Obersteuermann Kruck war gerade auf die Brücke gekommen, um den Standort zu bestimmen.

„Ich greife an!" ließ Otto Pollmann durch die Klappbuchs zu den bei­den Sicherungsfahrzeugen hinübergeben.

Mit AK stürmte UJ 2210 nach Nordwesten. Die Horchmeldungen erga­ben, daß sie rasch aufkamen, daß also das feindliche U-Boot auf Lauer­position lag und den Geleitzug in der Enge zwischen den Inseln Pianosa und Elba packen wollte.

Mit schneller Fahrt von 14 Knoten liefen sie zum ersten Wurf an. Durch diese Geschwindigkeit wurde ein unter See operierendes U-Boot meistenteils überrumpelt, weil es unter Wasser nur die halbe Geschwin­digkeit des Überwasser-Angreifers erreichte.

„Über Kopf!" rief Moewergh. Wasserbomben klatschten ins Wasser. UJ 2210 drehte nördlich des U-Bootes und ging nach Osten herum.

Durch sein Glas suchte Pollmann die Wurf stelle ab. Doch außer norma­lem Schaum sah er nichts. Dieser erste Fächer war offenbar ohne Wir­kung geblieben.

„Zweiter Anlauf!" Sie drehten, nahmen Front, liefen wieder an, und diesmal, mit nur acht

Knoten Fahrt, bestimmten sie auf den Meter genau den Standort des Feind-U-Bootes. Nur die Frage der Tiefeneinstellung war zu kombinie­ren.

„Feuer!" Die Wabos torkelten durch die Luft, klatschten ins Wasser, sackten

tiefer. Unmittelbar nach dem dreifachen Detonationsschlag wurde der Bug des U-Bootes aus dem Wasser geworfen. Dann tauchte auch noch ein Teil des Vorschiffs aus der See.

Die drei Wabos mußten wenigstens teilweise unter dem Kiel des U-Bootes detoniert sein, denn sonst wäre eine solch elementare Auf­wärtsbewegung nicht möglich gewesen.

„Feuer frei!" befahl der Kommandant der „Dreisieben". Doch bevor das Geschütz auf das Ziel gerichtet war, stellte sich das U-Boot plötzlich auf das Heck und stand nahezu senkrecht in der See. Die im unbeschä­digten Vorschiff befindliche Luft wurde von dem unten - also achtern ­eindringenden Wasser derart verdichtet, daß sie genügend Auftriebs­kraft hatte, das U-Boot in dieser Lage sekundenlang festzuhalten.

Keiner dachte mehr an das Schießen. Alle starrten auf das bisher in dieser Form noch nie gesehene Bild.

Und auf einmal blies es zischend. Die Luft entwich. Dann sackte das U-Boot senkrecht nach unten und entschwand den Blicken der U-Jäger-Besatzung.

Sie warfen noch Wasserbomben hinterher, doch dieser Bomben hätte es nicht mehr bedurft. Die Geräusche der zerbrechenden Schotten waren zu vernehmen. Eine Explosion grollte. Ein Drama war zu Ende gegan­gen.

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Page 49: U-Boot-Jäger Otto Pollmann

UJ 2210 hatte sein zehntes U-Boot vernichtet. Der Heimmarsch wurde fortgesetzt. Im Golf von Genua trafen sie noch

auf einen Pulk Bomber, die versuchten, den Geleitzug noch kurz vor dem Hafen zu versenken. Als die Bomber verschwanden, brannte einer der unbeladenen Frachter. Er wurde von zwei ausgelaufenen Schleppern ins Reparaturbecken gezogen, wo der Brand gelöscht wurde.

Am 26. Januar 1944 erhielt Pollmann die Oberleutnants-Schulterstük­ke und das Deutsche Kreuz in Gold.

UJ 2210 lief am Nachmittag des 1. Februar 1944 wieder aus. Diesmal zur freien Jagd entlang der Küste. Es waren sowohl U-Boote als auch feind­liche Schnellboot-Einheiten gemeldet worden.

Pollmann, zum erstenmal als Oberleutnant z. See auf der Brücke, suchte mit dem Fernglas die See ab. Der Abend war trübe und regne­risch, die Sicht schlecht.

Die Fahrt ging entlang der Riviera di Levante in Richtung Livorno. Aus Sestri Levante kam ihnen ein deutscher Geleitzug entgegen. Er schlich entlang der Fahrwasserrinne durch die See. Doering machte einen Blinkspruch hinüber und signalisierte gute Fahrt.

Die See, die am Vormittag noch mit Stärke vier bis fünf gegangen war, hatte sich beruhigt. Der Wind war eingeschlafen, und es sah so aus, als würde es eine ruhige Nacht werden.

Es wurde auch eine. Sie schwabberten in der weiten Bucht von Sestri Levante und horchten in die Dunkelheit. Sie hörten Warnmeldungen über Einflüge feindlicher Flugzeuge, die aus Nordafrika in Richtung Athen flogen und dort wahrscheinlich den Hafen Piräus bombardieren wollten. Von dort aus, das wußte Pollmann, bezogen auch sie ihren „Saft" für die Boote. Denn dort liefen nach wie vor deutsche Tankdamp­fer in Richtung Dardanellen und umgekehrt, die die Versorgung der deutschen Truppen auf dem Balkan mit Treibstoff sicherstellten.

„Gut, daß wir jetzt die 10. Torpedobootflottille haben, Herr Oberleut­nant", brachte unten in der Messe nach dem Abendbrot Leutnant z. See Bartilack das Gespräch wieder in Gang.

„Ja, diese größeren Boote haben eine bessere Feuerkraft als wir." Sie redeten noch eine Weile, dann stand Pollmann auf. „Ich haue mich

auf die Koje. Gute Nacht! Meldung sofort, wenn etwas gehorcht wird." Er legte sich hin und schloß die Augen. Wie, so fragte er sich, sollte es

hier weitergehen? Jetzt, wo die Alliierten bereits auf der Höhe von Rom gelandet waren und bald wohl auch bei Monte Cassino frontal durchbre­chen würden, konnten sie binnen kurzer Zeit bis weit nach Norden vor­stoßen und sämtliche Häfen besetzen. Dann saßen sie hier in der Falle.

Als sein Backschafter (Bursche) ihn weckte, war es fast sechs Uhr. Auf der Brücke wurde er von Leutnant Bartilack begrüßt. Die Brückenwächter suchten ihre Sektoren ab. Otto Pollmann nahm

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Page 50: U-Boot-Jäger Otto Pollmann

die Küstenlinie aufs Korn, denn von dort aus - aus Süden und Südosten - kamen meistenteils die Feindflieger.

Als er sein Fernglas herumschwenkte und den Teil der See an Back­bord voraus beobachtete, erspähte er die drei winzigen blitzenden Punkte.

„Fliegeralarm!" gab er durch. „Friedrich-Ludwig! - Friedrich-Ludwig!" gellte das Signal durch das

Boot. Sekunden später erwachten die Bedienungen der Fla-Waffen aus ihrer

Erstarrung. Oberbootsmannsmaat Streng hatte die Punkte bereits im Visier, die

sich schließlich, als sie groß genug geworden waren, als drei Spitfire ent­puppten.

„Feuer frei!" Die „Dreisieben" eröffnete den Beschuß. In schneller Folge flitzte den

Flugzeugen die Zweifachspur der Leuchtgranaten entgegen. Alle „Zwo­zentimeter" und die achtern neu hinzugekommene „Dreisieben" schos­sen bereits, nachdem die Maschinen bis auf zwei Kilometer herange­kommen waren.

„Sie greifen an, Herr Oberleutnant!" rief Bartilack, der unmittelbar nach dem Alarm mit der Tasse Kaffee in der Hand auf die Brücke gestürzt war.

Aber als sie in den Wirkungsbereich der Zwozentimeter hineinflogen, drehten die drei Spitfires ab und zogen sich auf die offene See zurück.

„Die werden eine Meldung absetzen. Wenn ein U-Boot in der Nähe ist, wird es auf uns eindrehen und angreifen."

„Könnte sein, Bartilack", antwortete der Kommandant nachdenklich. Sie liefen auf ihrem Kurs entlang der Küste weiter. Die Sonne war

inzwischen aufgezogen und stand bald über den Felsen an Land. „So haben wir das Licht im Rücken und können jeden nahenden Geg­

ner ausmachen", erklärte Pollmann seinen „Küstenschleicher". Immer wieder wichen die Uferfelsen zurück und gaben eine neue

Bucht frei, mit einem kleinen Hafen. Es war ein schönes und zugleich vertrautes Bild.

Pollmann spürte auf einmal wieder jene seltsame Erregung. Etwas lag in der Luft. Dafür hatte er etwas wie einen sechsten Sinn. Aber was? Ein U-Boot?

„Aufpassen, Männer!" sagte er nur. Die Suche der Brückenwache wurde intensiver. Der Morgen hatte

seine Ruhe verloren. Etwas in der Stimme des Kommandanten hatte sie aufhorchen lassen.

Plötzlich meldete der unermüdliche Moewergh: „Schraubengeräusche. Steuerbord querab. Entfernung 10000!" „U-Boot-Alarm!" Die Decks hallten vom Trappeln vieler Stiefel wieder. Überall nahmen

die Männer ihre Stationen ein. „Schraubengeräusche auswandernd. Jetzt Steuerbord voraus. Entfer­

nung 7000!" kam wenige Minuten darauf die nächste Meldung.

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Page 51: U-Boot-Jäger Otto Pollmann

„Steuerbord zehn. Neuer Kurs 190 Grad. - Beide AK!" UJ 2210 glitt etwas zur offenen See herum. Die Schrauben drehten sich

schneller, die Hecksee wirbelte höher, der Steven hob sich, als er durch den grauen Spiegel der See pflügte.

Sie gewannen rasch an Vorsprung. Als Moewergh den Gegner Back­bord, achterlicher als querab meldete, ließ Pollmann wieder in einem weiten Halbkreis zur Küste zurückdrehen.

Noch immer lief das U-Boot mit kleiner Fahrt durch die See. Da! Jetzt kam der „Spargel" hoch, beobachtete der Kommandant die Küstenlinie. Er drehte, mußte sie gleich erfassen. Noch 1000 Meter, dann noch 500 Meter! Jetzt war das Sehrohr herumgekommen. Alles war bereit. Der Arm des Kommandanten zeigte senkrecht nach oben, um in den näch­sten Sekunden herunterzufahren und das Signal für den Wurf zu geben. Da surrte der „Spargel" plötzlich zurück. Das U-Boot sackte weg.

Der Jäger stand bereits „über Kopf". „Rabamm! - Rabamm! - Rabamm!" Dreifach die grollende Detonation. Dreifach die schäumenden Was­

serberge, die aus der See emporstoben. „Da!" rief Bartilack. Einen Augenblick lang sprudelte es hellgrün aus der Tiefe der See

empor. Lange, nachdem die Detonation verhallt war. „Preßluft! Der bläst eine Preßluftgruppe ab, Herr Oberleutnant!" Die sprudelnden Bläschen waren deutlich zu erkennen. Otto Pollmann

schätzte die Verlängerung von der Wurf stelle bis dorthin, wo die Preß­luftblasen nach oben stiegen und zerplatzten. Diesen Weg hatte das U-Boot zurückgelegt. Und von der ersten Wurfstelle bis zu diesem Spout mußte ein neues Wasserbombenfeld gelegt werden.

„Neuer Anlauf! Einzelwürfe nach Befehl. Backbord-Rack beginnt. Dann im Abstand von zehn Sekunden die beiden anderen."

Sie erreichten die Ausgangsstellung, liefen jetzt nur noch kleine Fahrt, um die Wurf stelle genau zu erreichen. Dann wurde geworfen.

Eine nach der anderen versanken die Wasserbomben, fielen bis auf die eingestellte Zündtiefe, krachten auseinander und schickten neue Was­sergebirge nach oben.

Kaum war die letzte Detonation verhallt, als UJ 2210 auch schon dreh­te. Während dieses Manövers sah Pollmann, wie sich die See auf einmal wie ein großes, überdimensionales Maul öffnete und ein Gemisch von Seewasser und schmutzigbraunem Dieselöl ausspie, das mit hellgrünem Preßluftschaum durchmischt war.

„Treffer, Herr Oberleutnant!" „Kein Zweifel", bejahte Pollmann. Aber er wußte, daß der Feind erst

angeschlagen war, daß er noch nicht aufgeben würde. Dafür waren U-Boot-Kommandanten zu zäh.

„Neuer Anlauf!" Sie griffen abermals an und warfen einen Fächer mit verschiedenen

Tiefeneinstellungen. Dann noch ein Anlauf. Diesmal wieder ein „Sprin­ger" aus Öl und Wasser, der einen weiteren Treffer anzeigte. 52

Page 52: U-Boot-Jäger Otto Pollmann

In weiten Kreisen zog UJ 2210 um die letzte Wurfstelle herum. Pollmann ließ die Wabos einzeln einstellen und legte das Feld derart,

daß das U-Boot, wenn die erste mit größter Tiefe eingestellte Bombe es hochgedrückt hatte, durch die nächsten Detonationen vollends nach oben geworfen werden mußte.

„Anlauf." befahl er dann. Kurz darauf krachte die Salve auseinander. Als die letzte Wasserbom­

be detoniert war, dröhnten aus der Tiefe der See mehrere schwere Deto­nationen in kurzer Folge herauf.

Die Bomben hatten vermutlich sämtliche Torpedos des U-Bootes mit in die Luft gejagt. Eine mächtige Sprengladung war in der Tiefe ausein­andergeborsten. Die Explosionsgase hatten sich ihren Weg nach oben gebahnt.

Dicht hinter dem Heck des U-Jägers fiel dieses mächtige Gebilde in sich zusammen. Ein Wasserberg rollte über das Heck, riß die Bedienung der achteren Zwozentimeter von den Beinen und - schleuderte zwei Männer über die Reling in die See.

„Wassereinbruch Maschinenraum!" meldete Obermaschinist Ahlers. „Wassereinbruch Vorschiff!" Schreie gellten, erst jetzt konnten sie nach dem Getöse und dem rau­

schenden Schlag der See gehört werden: „Mann über Bord!" „Rettungsgruppe klar!" Ein Boot wurde gefiert, das die im Wasser schwimmenden Männer

rasch erreichte und barg.

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Page 53: U-Boot-Jäger Otto Pollmann

Schäden über Schäden! Fünf Männer waren wegen Verstauchungen und Knochenbrüchen ausgefallen. Leutnant z. See Bartilack hatte eine klaffende Wunde über dem rechten Auge, bis zur Augenbraue hinunter.

Der Flottillen-Ingenieur, der diesmal an Bord war, eilte in den Maschinenraum. Er mußte zusammen mit den Dieselmaschinisten die Maschine wieder klarmachen. Aber wie sollte er das fertigbringen?

Der grausige Vernichtungsschlag, der das Feind-U-Boot in viele Stük­ke zerrissen hatte, wäre um ein Haar auch UJ 2210 zum Verhängnis geworden. Pumpen, mit denen der Wassereinbruch aufgehalten werden sollte, waren ebenfalls ausgefallen.

Gläser und Manometer waren zerborsten. Aber Sestri Levante war zum Glück nicht weit, und als Funkmaat Röllecke das Funkgerät wieder klarmeldete, ließ Pollmann einen Schlepper anfordern.

„Boot bekommt Schlagseite!" meldete von der Kolk, als eben der Funkspruch hinausgegangen war.

„Verdammter Mist!" rief Bartilack. Pollmann aber dachte bereits nach. Sekunden vergingen.

„Wasserbomben von Steuerbord nach Backbord mannen!" befahl er. Fluchend und dennoch in der Hoffnung, daß dies vielleicht die letzte

Möglichkeit sein könnte, den Untergang des Bootes nach dem Kentern zu vereiteln, gingen die Männer an die Arbeit. Winden kreischten. Seil­züge quitschten. Eine nach der anderen wurden die schweren Wabos nach Backbord gemannt.

„Schlagseite geht zurück!" meldete Obersteuermann Kruck. Langsam und zögernd richtete sich UJ 2210 wieder auf. Sie sahen, als sie mit kleiner Fahrt in Richtung Hafen fuhren, wie

ihnen die ersten Einheiten entgegenliefen, um sie abzuschirmen. Der Schlepper erreichte sie. Die Leinen wurden hinübergeworfen, und dann wurden sie eingeschleppt. Zum erstenmal war UJ 2210 ohne eigene Kraft in den Hafen gelangt.

Pollmann warf noch einen Blick zurück auf die Stelle, wo eine dicke Ölschicht sich ausbreitete und die Wrackstücke des vernichteten U-Boo­tes die Wasseroberfläche bedeckten.

UJ 2210 war nach vierzehntägiger Liegezeit wieder klar gewesen und zur letzten Überholung von Sestri Levante nach Genua gelaufen.

Am 20. Februar hatten sie vom Ende von UJ 2208 vernommen, das in der Gema-Bucht auf eine Mine gelaufen war. Eines Tages geleiteten sie einen bis unter die Luckendeckel mit Munition vollbeladenen Trans­porter nach Livorno. Diesmal, das ahnte Pollmann, würde es wieder Feindberührung geben, denn so weit südlich standen viele U-Boote auf Lauerposition. UJ 2210 hatte wieder einmal die bevorzugte Position im Geleitzug eingenommen. Sie liefen im ersten Drittel, und zwar ungefähr vier Seemeilen nach Steuerbord herausgesetzt. In jener Position also, aus der feindliche U-Boote zum Angriff auf das Dickschiff des Geleitzu­ges eindrehen würden.

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Die Ortung erfolgte eine Stunde nach Sonnenuntergang. Noch war ein Schimmer von Tageslicht zu sehen. Pollmann ließ sofort eindrehen. Noch ehe sie bis auf Wurfweite gekommen waren, sahen sie plötzlich den Schatten des Bootes mit dem Turm.

„Ist aufgetaucht. - Achtung - Buggeschütze klar!" Kurz darauf hatten sie den Gegner breitseits. „Feuer frei!" Die erste Salve zischte über den U-Boot-Turm hinweg. Die zweite

hämmerte in ihn hinein. Flammen stoben durch die Nacht. Irgend etwas auf dem Turm brannte. Das Boot kippte an, unterschnitt, als eben die zweite Salve hinauspeitschte und dort in die See schlug, wo eben der U-Bootkörper verschwunden war.

„Sinkgeräusche!" meldete Moewergh. Sie fuhren mit größter Fahrt weiter und warfen einen Fächer mit tief­

ster Einstellung. Danach drehten sie herum und liefen wieder an. Doch ein zweiter

Wabowurf war nicht nötig. „Das U-Boot platzt auseinander, Herr Oberleutnant!" „Aufpassen. Wrackteile aufsuchen." Pollmann rannte ins Horchschapp. Er hörte die Explosionen, das ber­

stende Krachen der platzenden Schotten. Es waren gräßliche Geräusche. Von der nächsten Feindfahrt nach Genua zurückgekehrt, überreichte

einer der Flottillenoffiziere Pollmann ein Fernschreiben vom 25. April 1944.

Darin wurde mitgeteilt, daß Pollmann als 461. Soldat der Wehrmacht mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz ausgezeichnet worden war.

Und dann kam die letzte Fahrt. Am 27. Mai 1944 erreichte UJ 2210 als Geleitsicherung Sestri Levante. Bevor sie in den Hafen einlaufen konn­ten, tauchten aus der Nacht sechs oder sieben amerikanische Schnell­boote auf.

Die beiden Torpedoboote eröffneten das Feuer. Die Buggeschütze von UJ 2210 fielen in den Beschuß ein. Plötzlich rief Doering eine Warnung:

„Torpedolaufbahnen!" In sofortiger Reaktion versuchte Pollmann, UJ 2210 aus der Gefahren­

zone zu bringen. Aber es war zu spät. Der erste Torpedo konnte noch ausmanövriert werden. Der zweite aber traf den U-Jäger mittschiffs, Achterkante Brücke.

Ein mächtiger Schlag erschütterte das Boot. Sekunden später erhielt es starke Schlagseite. Pollmann blieb nur eine Wahl, seine Besatzung zu retten. Er gab den letzten Befehl:

„Alle Mann aus dem Boot!" Mit Bartilack und von der Kolk halfen sie, die Verwundeten zum Ret­

tungsfloß hinunterzulassen. Funkmeister Moewergh kam mit den wichtigsten Unterlagen. Funk­

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maat Röllecke setzte noch einen SOS-Spruch ab. Der Befehlsübermitt­ler rief das Kameraden-Boot.

Noch bellten die Abschüsse, noch krachten Detonationen. Pollmann sah, wie eines der Schnellboote von einem Volltreffer zerrissen wurde. Danach lief der Gegner ab, und eines der Räumboote kam zur Übernah­me der Schiffbrüchigen.

Als alle von Bord waren, holte Pollmann den Bootsstander ein. Er wik­kelte ihn sich um den Leib, dann sprang er ins Wasser.

Mit schnellen Bewegungen schwamm er auf die in der See treibenden Männer zu. Dabei sah er, wie sich UJ 2210 auf den Bug stellte, für Sekun­den ragten die Schrauben aus dem Wasser. Dann stieß auch ihr Boot zur letzten Fahrt in die Tiefe hinunter.

Es hatte sieben Tote und elf Verwundete gegeben. Pollmann besuchte seine Männer im Lazarett. Einige Zeit später erhielt er die Nachricht, daß er für eine neue Verwendung vorgesehen sei. Nach einem Urlaub sollte er Chef einer neu aufzustellenden U-Jagd-Flottille in der Ostsee werden.

Es hieß Abschied nehmen von den Kameraden. Korvettenkapitän Wunderlich verabschiedete den erfolgreichsten Kommandanten seiner Flottille.

Am 12. Oktober 1944 traf Pollmann in seinem Stützpunkt an der Ostsee ein und wurde von Kapitän z. See Luxkamm, dem Chef der Sicherungs-Flottille begrüßt, der er von nun an angehören sollte.

Hier liefen seine Boote wieder aus. Es gelang, viele russische U-Boote abzuwehren und den Untergang mancher Dampfer mit Tausenden Flüchtlingen zu vereiteln.

Am 1. März 1945 wurde Pollmann zum Kapitänleutnant befördert. Seine 11. U-Jagd-Flottille fuhr auch in diesen Gewässern bis zum bitte­ren Ende. Er sah die jungen Offiziere kommen und - fallen. Dennoch durften sie nicht aufgeben, bis die letzten Schiffe mit Flüchtlingen und Verwundeten durchgebracht worden waren.

Vom 25. November 1945 bis 31. Januar 1946 war er in Stöcksee bei Nien­burg an der Weser interniert; angeblich wegen einer Namensverwechs­lung.

Am 16. November 1948 wurde er schließlich Kapitän des Bäderschiffes „Elfe". Anfang 1950 ging Pollmann wieder zur Schule. In Leer/Ostfries­land erhielt er das Patent A 6 und war nunmehr Kapitän auf Großer Fahrt. Am 10. November 1950 übernahm er das Küstenschiff, das den Namen seines Vaters „Jacob Pollmann" trug.

Er war und blieb der See verhaftet, bis der Tod ihm am 28. Februar 1958 das Steuer für immer aus der Hand nahm.

E N D E

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Ri t t e rk reuz t r äge r d e r U-Jagdwaffe

(Letzte Dienstgrade)

Kapitänleutnant Wolfgang Kaden Kommandant von UJ1 16 und UJ 1110 11. U-Jagd-Flottille posthum zum Korvettenkapitän befördert

Fregattenkapitän Friedrich Wunderlich Chef der 14. U-Jagd-Flottille Zuletzt U-Jagdführer Ostsee

Kapitänleutnant Otto Pollmann Kommandant von UJ 2210 22. U-Jagd-Flottille 461. Eichenlaub verstorben Korvettenkapitän Dr. Günther Brandt Chef der 21. U-Jagd-Flottille Zuletzt Chef der Minenschiffe Ägäis

Oberleutnant zur See Edgar Jungnickel Kommandant von UJ 1430 14. U-Jagd-Flottille

Oberleutnant zur See Heinz Trautwein Kommandant UJ 202 2. U-Jagd-Flottille

Oberleutnant zur See Klaus Wenke Kommandant UJ 208 2. U-Jagd-Flottille

D ie 22. U-Jagd-Flot t i l le

Aufgestellt in Marseille im Dezember 1942 Aufgelöst am 27. April 1945 in Genua. Einsatzhäfen: Marseille; ab April 1943 Genua Flottillenchefs:

Korvettenkapitän Fritz GrossmannKorvettenkapitän Friedrich WunderlichKorvettenkapitän Dr. Ing. Wachhausen

Einsatz der Flottille:

am 18.12.1940

gef.am 9. 7.1942

am 3.12.1942

am 19. 5.1943

am 25. 4.1944 am 28. 2.1958

am 23.12.1943

am 10. 9.1944

am 5.11.1944

gef.am 1.11.1944

am 5.11.1944

gef.am 1.11.1944

12.1942- 4.1943 4.1943-10.1944 10.1944- 4.1945

Im westlichen Mittelmeer zur Küsten- und Geleitsicherung. Die Flottille unterstand bis Mai 1943 dem Befehlshaber der Siche­rungsstreitkräfte West, anschließend der 7. Sicherungsdivision.

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Die Boote: Übernahme ­ts. Indienststellung — Bauj. BRT Verlust

UJ 2201 frz. Fischdampfer „Bois Rose" 1940 1374 1942 29. 3.1943

UJ 2202 frz. Fischerei-Motorschiff „Jutland" 1933 1160 1942 6. 4.1943

UJ 2203 frz. Fischdampfer „Austral" 1927 1096 1941 19. 9.1943

UJ 2204 frz. Fischdampfer „Boreal" 1927 1188 1943 29. 3.1943

UJ 2205 frz. Fischdampfer „Jacques-Coeur" 1933 1168 1942 18. 4.1943

O r t -Ursache — Angreifer

Bucht von Picarenzi, Torp. brit. U-Boot „Unrivalled"

Trapani, Flieger­bombe

Bastia, Artillerie, ital. Torpedoboot

Picarenzi, Torpedo, brit. U-Boot „Unrivalled"

Tyrrh. Meer UJ 2206 frz. Fischerei-Motorschiff „Martin le Gasse"

1930 1173 1942 2.11.1943

UJ 2207 frz. Fischdampfer „Cap Nord" 1926 1034 1942 20.11.1944

UJ 2208 frz. Fischdampfer „Alfred" 1926 966 1942 20. 2.1944

UJ 2209 frz. Fischdampfer „Minerva" 1937 1148 1942 16. 3.1944

UJ 2210 frz. Fischerei-Motorschiff „Marcella" 1933 1161 1942 27. 5.1944

UJ 2211 frz. Fischdampfer „Le Hardi" 1921 916 1942 21. 7.1944

UJ 2212 frz. Fischdampfer „Pescagel" 1927 1096 1943 23. 6.1943

UJ 2213 frz. Fischerei-Motorschiff „Henreux" 1930 1116 1942 15. 5.1944

UJ 2214 Df. 1943 9. 1943 UJ 2215 ? ? ? UJ 2216 frz. Motor-Jacht „L'incomprise"

1926 915 1943 14. 9.1944

UJ 2217 ex M 6070 ex frz. Motor-Jacht „Cetonia" 1924 260 1943 5. 7.1944

Porto San Stefano Artillerie

W. Sestri Levante, Torp. brit. MTB's

Golf v. Genua, Mine

Livorno, Bomben

bei Sestri Levante, brit. MTB's

bei Voltri, Torp. brit. U-Boot „Ultor"

N. Palermo, Lufttorp.

25 sm v. Monte Carlo, brit. U-Boot „Sickle" brit. U-Boot

W. Sestri Levante, Torp. brit. MTB's

S. Toulon, Flieger­bombe

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Page 58: U-Boot-Jäger Otto Pollmann

Die Boote: Übernahme —

ts. Indienststellung — Bauj. BRT Verlust

UJ 2218 frz. Motor-Jacht „Tadorna" 1937 226 1943 26. 9.1943

UJ 2219 belg. Motor-Jacht „Insuma" 1938 280 1943 9. 9.1943

UJ 2220 ital. Motorschiff „Lago Zuai" 1940 700 1943 24. 4.1945

UJ 2221 ital. Korvette „Vespa" 1943 565 1943 24. 4.1945

UJ 2222 ital. Korvette „Tuffeto" 1943 565 1943 23. 5.1944

UJ 2223 ital. Korvette „Marangone" 1943 565 nicht in Dienst 16. 4.1944

UJ 2224 ital. Korvette „Strolaga" 1943 565 1944 24. 4.1945

UJ 2225 ital. Korvette „Ardea" 1943 565 24. 4.1945

UJ 2226 ital. Korvette „Artemide" 1943 565 24. 4.1945

UJ 2227 ital. Korvette „Persefone" 1942 565 1943 24. 4.1945

UJ 2228 ital. Korvette „Euterpe" 1942 565 1943 24. 4.1945

UJ 2229 frz. Aviso Rageot „De la Touche" ex SG 1942 647 1943

UJ 2230 ? ? ? UJ 2231 frz. Aviso „La Battailleuse" ex SG 23

1939 630 1943 25. 4.1945

Zur Flottille gehörten ferner noch:

RA 251 (ex Vas 306) RA 252 (ex Vas 305) RA 254 (ex Vas 301) RA 255 (ex Vas 304) RA 257 (ex Vas 302) RA 258 (ex Vas 309) RA 260 (ex Vas 312) RA 261 (ex Vas 236) RA 263 (ex Vas 308) RA 264 (ex Vas 310) RA 266 (ex Vas 241) RA 267 (ex Vas 242)

O r t -Ursache — Angreifer

bei Bastia. n. Artillerie­beschuß gestrandet

Bastia, ital. T-Boot mit Artillerie (Küste)

Genua, selbst ver­senkt

Genua, selbst ver­senkt

S. Livorno, Torp. US-PT's (Schnellboote)

Genua, Bombe (auf Stapel)

Genua, selbst ver­senkt

dass.

dass.

dass.

dass. 15 Lig. Küste, Genua, Torp. brit. U-Boot „Universal"

Genua, selbst ver­senkt

RA 253 (ex Vas 307), RA 256 (ex Vas 303), RA 259 (ex Vas 311), RA 262 (ex Vas 239), RA 265 (ex Vas 240), RA 268 (ex Vas 243).

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Neben diesen italienischen Beute-Booten traten schließlich von der 11. Räumboots-Flottille folgende Boote zur 22. U-Jagd-Flottille über: R 162 (am 25.4.1945 in Genua Selbstversenkung) R 189 (am 25.4.1945 in Genua Selbstversenkung) R 198 (dito) R 199 (dito) R 200 (am 17.2.1944 vor Porto Ercole, ital. Westküste, durch FliBo) R 212 (am 25.4.1945 in Genua Selbstversenkung) RD 109 (dito) RD 111 (dito) RD 112 (dito) RD 147 (dito)

In den letzten Tagen des Krieges wurde nach dem Tode von Korvet­tenkapitän Dr. Siegfried Wachhausen (am 24. 4.1945) Oberleutnant zur See Heinrich Hanekamp, Kommandant in der Flottille, mit der Wahrung der Geschäfte des Flottillenchefs beauftragt.

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Page 60: U-Boot-Jäger Otto Pollmann

Militärische Persönlichkeiten:

Hermann Balck General der Panzertruppe und Träger der Brillanten zum Ritterkreuz. ­

1944 OB der Heeresgruppe G Die jeweils aus mehreren Armeen bestehenden deutschen Heeresgruppen

waren im Zweiten Weltkrieg die größten Heeresverbände. Ihnen entsprachen auf seiten der Roten Armee die sogenannten Fronten " - zum Beispiel die 1. Weißrussi­sche Front, an deren Spitze 1945 Marschall Georgij Konstantinowitsch Schukow (1896-1974) den Krieg im Osten mit der Einnahme von Berlin beendete.

Die Heeresgruppen der einstigen deutschen Wehrmacht wurden im allgemeinen von Generalfeldmarschällen oder Generalobersten als Oberbefehlshabern (OB) geführt. Es gab aber auch Ausnahmen. So zum Beispiel: > General der Panzertruppe Hermann Balck

(September bis Dezember 1944 OB der Heeresgruppe G) > General der Infanterie Friedrich Schulz

(1897-1976, April bis Mai 1945 OB der Heeresgruppe G) > General der Infanterie Otto Wähler

(geboren 1894, Dezember 1944 bis April 1945 OB der Heeresgruppe Süd). General Balck war der älteste dieser

drei Heeresgruppen-Oberbefehlshaber. Er entstammt einer hannoverschen Of­fiziersfamilie, deren Vorfahren einst in Schweden beheimatet waren. Hermann Balcks Urgroßvater nahm als Offizier der 1805 aus ehemaligen hannover­schen Soldaten gebildeten „Deutschen Legion" („The King's German Legion") im Stab des späteren britischen Feld­marschalls Wellington an dessen Spa­nienfeldzug gegen Napoleon teil. Auch dessen Sohn stand in britischen Dien­sten, während Sohn William, Hermann Balcks Vater, es im Ersten Weltkrieg schließlich zum preußischen General­leutnant und Ritter des Ordens pour le mérite gebracht hatte.

Geboren wurde Hermann Balck am 7. Dezember 1893 in Danzig, wo sein Vater damals als Hauptmann an der dortigen Kriegsschule Taktik lehrte. Am 10. April 1913 begann Balck seine soldatische Laufbahn in Goslar als

Fähnrich beim Hannoverschen Jäger­bataillon Nr. 10.

Im Februar 1914 bezog Balck die Kriegsschule Hannover. Nach Aus­bruch des Ersten Weltkrieges Anfang August 1914 nahm er als Führer eines Zuges der 2. Kompanie der Goslarer Jä­ger am Sturm auf Lüttich teil. Wenige Tage später - noch als Fähnrich - wur­de er zum Bataillonsadjutanten ernannt und am 10.8.1914 zum Leutnant beför­dert. Bereits im Oktober 1914 wurde der einundzwanzigjährige Leutnant nach seiner dritten Verwundung als erster Soldat seines Bataillons mit dem da­mals noch seltenen Eisernen Kreuz I. Klasse (EK I) und dem Bayerischen Militärverdienstorden ausgezeichnet. Nach der Genesung wurde er zu dem gegen Rußland kämpfenden Reserve-Jägerbataillon 22 versetzt. Mit diesem kam er in den Jahren 1915/16 an ver­schiedenen Abschnitten der Ostfront zum Einsatz - zuletzt als Führer einer

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Page 61: U-Boot-Jäger Otto Pollmann

Maschinengewehrkompanie (MGK). Im Rahmen der 5. Kavalleriedivision führte er hinter der russischen Front mit einem Jagdkommando in den Ro­kitnosümpfen wochenlang erfolgrei­che Überfälle durch.

Im Herbst 1916 gingen die Goslarer Jäger, zu denen Balck inzwischen zurückgekehrt war, zunächst nach Ru­mänien, und dann mit dem Deutschen Alpenkorps an die Italienfront. Für au­ßerordentliche Bewährung, die ihm abermals mehrere Verwundungen ein­brachte, ohne daß er seine Kompanie verließ, wurde Balck nach der Herbst­offensive 1917 gegen Italien und den Kämpfen bei Tolmein (12. Isonzo­schlacht) mit dem Ritterkreuz des Kö­niglichen Hausordens von Hohenzol­lern ausgezeichnet. Seine siebte Ver­wundung erlitt er Ende April 1918 in Flandern beim Sturm auf den Kemmel-Berg.

Am 25.11.1918 kehrte das Hannover­sche Jägerbataillon Nr. 10 unter seinem Kommandeur, dem Pour-le-mérite-Rit­ter Hauptmann Heinrich Kirchheim (1882-1973) - im Zweiten Weltkrieg Generalleutnant und Divisionskom­mandeur im Afrikakorps und Ritter­kreuzträger -, nach Goslar zurück. Mit den nicht demobilisierten Resten seiner Kompanie stellte sich Balck im Dezem­ber 1918 für den Grenzschutz Ost zur Verfügung,

Im Herbst 1919 wurde in Goslar als Einheit der „Vorläufigen Reichswehr" das „Hannoversche Reichswehr-Jäger­bataillon" neu aufgestellt, das dann 1920 als III. (Jäger-) Bataillon des 17. In­fanterieregiments in die endgültige Reichswehr übernommen wurde, wo­mit auch Leutnant Balck weiterhin im militärischen Dienst blieb.

Im Januar 1922 wurde Balck, den die bewegliche Kampfesweise und die operativen Aufgaben der Kavallerie immer schon interessiert hatten, auf ei­genen Antrag zum Reiterregiment 18 nach Stuttgart-Cannstatt versetzt.

Balck, der zunächst einen MG-Zug führte, wurde am 1. 5.1924 nach zehn­jähriger Leutnantszeit zum Oberleut­nant befördert. Nachdem er zuletzt bei den Cannstatter Reitern als Schwa­dronschef Dienst getan hatte, nahm Rittmeister Balck an der „Führergehil­fen"-Ausbildung teil und qualifizierte sich damit für den Generalstabsdienst.

Als Major wurde Balck im Herbst 1935 für drei Jahre Kommandeur der zur 1. Kavalleriebrigade gehörenden, neuaufgestellten Radfahrabteilung 1 in Tilsit/Ostpreußen. In diese Zeit fielen auch zwei Auslandskommandos: zur finnischen und zur ungarischen Armee. Am 1.2.1938 avancierte der inzwischen fünfundvierzigjährige Offizier zum Oberstleutnant und wurde am 10. 11. 1938 wieder nach Berlin zurückgeholt ­diesmal zur neugebildeten „Inspektion der Schnellen Truppen" im Oberkom­mando des Heeres (OKH). Diese Dienststelle war zuständig für die Auf­stellung, Ausrüstung und Ausbildung der Kavallerie, der zur Kavallerie gehö­renden motorisierten Schützenregi­menter sowie der Aufklärungsabteilun­gen. Oberstleutnant Balck verblieb in dieser Position, bis ihm - einen Monat nach dem Abschluß des Polenfeldzu­ges - am 23. 10.1939 der Befehl über das Weimarer Schützenregiment 1 übertragen wurde.

Mit diesem Regiment durchbrach er am 13./15. Mai 1940 im Angriff über die Maas bei Sedan die verlängerte Magi­notlinie und ging mit ihm bis nach Dün­kirchen vor. Schon Mitte Mai 1940 wur­den Balck und sein Regiment im Wehr­machtsbericht namentlich erwähnt. Am 3. 6.1940 folgte die Verleihung des Ritterkreuzes, und schließlich - nach dem gelungenen Handstreich auf Bei­fort - die Aufnahme ins „Ehrenbuch des Heeres".

Am 15.12.1940 wurde Balck - seit 1. 8.1940 Oberst - zum Kommandeur des Panzerregiments 3 in Mödling bei Wien ernannt, das am 5. 3.1941 nach

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Page 63: U-Boot-Jäger Otto Pollmann

Griechenland in Marsch gesetzt wurde, um die italienischen Bundesgenossen vor einer drohenden Niederlage durch die Griechen zu bewahren. Balcks Pan­zersoldaten waren beim Durchbruch durch die Metaxaslinie (7. 4.1941), bei der Besetzung von Saloniki (9.4.1941) und als „Kampfgruppe Balck" bei den Kämpfen auf dem historischen Schlacht­feld an den Thermopylen in Mittelgrie­chenland (15.4.1941) eingesetzt gewe­sen.

Am 15. 5.1941 wurde Oberst Balck Kommandeur der 2. Panzerbrigade. Aber bald kam eine ganz andere Auf­gabe auf ihn zu. Er wurde nämlich am 7. 7. 1941 - zwei Wochen nach Beginn des Rußlandfeldzuges - zum „Spar­kommissar" beim Chef der Heeres­rüstung im OKH berufen, um die hohen Verluste des Ostheeres an Panzern und Kraftfahrzeugen baldmöglichst auszu­gleichen und - ausgestattet mit weit­gehenden Vollmachten - Ordnung in das Durcheinander der Produktion und des Nachschubs an rollendem Kriegs­gerät zu bringen.

Am 1.11.1941 wurde Balck zum „Ge­neral der Schnellen Truppen" ernannt. Am 16. 5.1942 erfolgte die Ernennung zum Kommandeur der 11. Panzerdivi­sion (11. PD). eines in schweren, ver­lustreichen Kämpfen ziemlich zusam­mengeschmolzenen Verbandes, der damals gerade ostwärts von Smolensk gegen sowjetische Partisanen im Ein­satz stand. Balck erreichte sehr bald die Auffrischung und personelle Auffül­lung dieser Division. Mit ihr hatte er während der Sommeroffensive 1942 bei Kursk die linke Flanke der Heeres­gruppe Süd abzudecken. In fast zwei­monatigen Abwehrkämpfen schoß die 11. PD 501 feindliche Panzer ab und wurde während dieser Zeit zweimal im Wehrmachtsbericht genannt. Ihr Füh­rer wurde am 1. 8. 1942 zum General­major befördert und am 20.12.1942 mit dem 155. Eichenlaub zum Ritterkreuz ausgezeichnet, nachdem er mit seiner

Division an der Tschirfront einen geg­nerischen Einbruch bereinigt hatte. Dieser Erfolg trug mit dazu bei, daß Balck bereits fünf Monate nach der letz­ten Beförderung zum Generalleutnant aufstieg (1.1.1943).

Es dauerte nicht lange, bis Balcks 11. PD und ihr Kommandeur abermals von sich reden machten, und am 4. 3. 1943 wurde Balck als 25. Soldaten der Wehrmacht das Eichenlaub mit Schwertern verliehen, nachdem seiner Division in den Abwehrkämpfen zwi­schen Donez und Dnjepr die Vernich­tung der zehnfach überlegenen sowjeti­schen Stoßarmee des Generals Popow gelungen war. Anschließend wurde er zur Führreserve des Heeres versetzt, je­doch auf der Heimreise aus dem Zug herausgeholt, um für ein Vierteljahr ­vom 3. 4. bis 30. 6.1943 - vertretungs­weise die Führung der Division „Groß­deutschland" zu übernehmen. Eine weitere Vertretung wurde ihm am 2.9. 1943 übertragen. Anstelle des einarmi­gen Generals Hans-Valentin Hube übernahm er während der schweren Kämpfe bei Neapel die Führung des XIV. Panzerkorps, das den Auftrag hat­te, die bei Salerno gelandeten Amerika­ner zu vernichten. Dazu kam es jedoch nicht. Balck stürzte damals bei einem geplanten Besuch der vordersten deut­schen Stellungen mit einem Fieseler „Storch" ab.

Am 1.11.1943 erlebte er seine Beför­derung zum General der Panzertruppe und kehrte am 12.11.1943 nach Gene­sung wieder an die Ostfront zurück, wo er Kommandierender General des 48. Panzerkorps wurde - mit Oberst i. G. Friedrich Wilhelm von Mellenthin als Chef des Generalstabes. Das 48. Pan­zerkorps wurde an verschiedenen Brennpunkten der südlichen Ostfront in Angriff und Verteidigung eingesetzt. Als am 27. 7.1944 die galizische Haupt­stadt Lemberg gefallen, die 4. Panzer­armee von der sowjetischen Übermacht über die Weichsel zurückgedrängt wor­

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den war und nach dem Attentatsver­such auf Hitler überall Kommando­wechsel durchgeführt wurden, erhielt General Balck am 3. 8.1944 den Ober­befehl über die 4. Panzerarmee. In har­ten Kämpfen gelang es ihm und seinen Soldaten, die deutsche Ostfront an ei­nem Schwerpunkt der sowjetischen Of­fensive vorübergehend wieder zu festi­gen. Dafür wurden Balck am 31.8.1944 die 19. Brillanten verliehen.

Er war inzwischen ein Heerführer geworden, der plötzlich von einer Front zur anderen wechseln mußte. So über­nahm er am 21. September 1944 - wie­der zusammen mit Mellenthin - den Oberbefehl über die zwischen Antwer­pen und der schweizerischen Grenze eingesetzte Heeresgruppe G, die zuvor von General Blaskowitz geführt wor­den war. Bezeichnend für die beidersei­tigen Kräfteverhältnisse in dieser End­phase des Krieges war es, daß zum Bei­spiel in Lothringen dreißig deutschen Panzern und Sturmgeschützen sieben­hundert amerikanische Panzer gegen­überstanden. Da Balck und Mellenthin aus ihrer realistischen Erkenntnis der Lage auch dem Führerhauptquartier gegenüber kein Hehl machten und ihre Vorschläge auf Zurücknahme der 19. Armee bis hinter den Rhein keine Zustimmung fanden, wurden beide ab­gelöst.

Am 23. 12. 1944 wurde Balck kurz­fristig ins Führerhauptquartier befoh­len, um dort zu erfahren, daß er sofort die 6. Armee im Raum Budapest zu übernehmen habe, die mit der 1. und 3. ungarischen Armee zur „Armeegruppe Balck" vereinigt wurde. Hier führte er die letzte, für die deutsche Seite erfolg­reiche Kesselschlacht des Zweiten Weltkrieges, bei der fünf sowjetische Divisionen zerschlagen wurden. Da­nach konnte er sich mit seiner 6. Armee nach Westen absetzen und in der Steiermark vor den Amerikanern kapi­tulieren. Auf diese Rettung vieler tau­send deutscher Soldaten vor sowjeti-

Das Ritterkreuz mit Schwertern und Brillanten

scher Kriegsgefangenschaft war der General besonders stolz. Nach der Ent­lassung aus amerikanischer Gefangen­schaft im Jahre 1947 betätigte er sich zunächst als Lagerarbeiter.

Noch einmal holte ihn die Vergan­genheit ein, als er 1948 von deutscher Polizei verhaftet und ihm vor einem Stuttgarter Schwurgericht der Prozeß wegen der im November 1944 durch­geführten Erschießung des Artillerie­kommandeurs Oberstleutnant Schott­ke gemacht wurde. Dieser war an der Oberrheinfront betrunken in seinem si­cheren Bunker aufgefunden worden, so daß er nicht einmal wußte, wo seine Batterien standen, und nicht in der Lage war, ihnen die zur Unterstützung der schwer bedrängten Infanterie erfor­derlichen Befehle zu erteilen. Balck hatte es in der Hektik der Geschehnis­se versäumt, ein Standgericht einzube­rufen, das nach Lage der Dinge gewiß zum gleichen Urteil wie er gekommen wäre: Tod durch Erschießen! So wurde er nun wegen veranlaßter Tötung zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, von denen er allerdings nur achtzehn Mo­nate abbüßen mußte.

Der Brillantenträger starb am 29.11. 1982. Dr. Gerd F. Heuer

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Page 65: U-Boot-Jäger Otto Pollmann

Deutsche Truppenverbände:

Fallschirmjägerregiment 6 Entstehung - Gliederung

Nach den verlustreichen Einsätzen der 1. Fallschirmjägerdivision im Jahr 1942 an der Ostfront wurde im Winter 1942/43 die 2. Fallschirmjägerdivision unter Generalmajor Ramcke aufgestellt Ersatztruppenteile aus der Heimat und geschlossene Verbände der 1. Division wurden zur Neubildung auf französi­sche und mitteldeutsche Übungsplätze verlegt. So entstand in Nimes/Südfrank­reich das Fallschirmjägerregiment 6. Dabei bildete das bisherige IV. Batail­lon des Fallschirmjäger-Sturmregiments das II. Bataillon.

Ende Juni 1943 erfolgte nach intensi­ver Ausbildung die Verlegung mit Flug­zeugen vom Typ Ju 52 nach Italien. Das Regiment wurde im Rahmen der Divi­sion Anfang September 1943 nach dem Abfall der Italiener vom Bündnis („Ba-doglio-Putsch") nach Rom transpor­tiert und entwaffnete dort die italieni­schen Verbände. Das II. Bataillon unter Führung von Major Gericke - einem der ersten Fallschirmjägeroffiziere über­haupt - flog am 9. September 1943 von Foggia aus zum Sprungeinsatz auf den Monterotondo bei Rom, wo sich das Hauptquartier der italienischen Streit­kräfte befand.

Ende September 1943 wurde das FJR 6 von Rom in die Ukraine verlegt und dort als Infanterie in vorderster Front eingesetzt. Es kämpfte u. a. bei Kriwoi Rog und Krementschug. Bei den anschließenden Rückzugsgefechten über 400 Kilometer erreichte das Regi­ment nach schweren Verlusten das Ge­biet um Kirowograd. Von hier aus wur­de es im Januar 1944 nach Deutschland zurückgebracht.

Ab April 1944 war das FJR 6 nach erfolgter Neuaufstellung und Auffri­schung in der westfranzösischen Breta-

Einsätze im II. Weltkrieg

gne stationiert und nun der 91. Luft­landedivision - in Wirklichkeit normale Infanteriedivision - unterstellt. Die Fall­schirmjäger wurden unter Führung ihres neuen Kommandeurs, Oberst­leutnant Freiherr von der Heydte, zum Schutz der Halbinsel Contentin ein­gesetzt und bezogen eine 20 Kilometer breite Kampflinie.

Britische und amerikanische Luft­landetruppen sprangen in der Nacht zum 6. Juni 1944 direkt in die Stellun­gen des Fallschirmjägerregiments 6. Schon an diesem ersten Tag der Inva­sion kam es auf beiden Seiten zu ver­lustreichen Einsätzen. Das Regiment verteidigte seine Stellungen um Caren­tan buchstäblich bis zur letzten Patro­ne. Das I. Bataillon unter Hauptmann Preikschat kämpfte um St. Marie du Nord. Schließlich blieben von diesem Bataillon nur noch 25 Soldaten am Le­ben. Die Reste des Regiments kämpften sich über St. Lö nach Caen durch: ins­gesamt noch 60 Mann!

Für den Abwehrkampf des FJR 6 in der ersten Phase der alliierten Großlan­dung in Nordfrankreich erhielt dessen Kommandeur das Eichenlaub zum Rit­terkreuz, je ein Soldat, Unteroffizier und Offizier wurden mit dem Ritter­kreuz ausgezeichnet. Das Regiment selbst aber existierte praktisch nicht mehr. Seine noch lebenden Angehöri­gen wurden der Kampfgruppe des Obersten Freiherr von der Heydte unterstellt, die am 17. Dezember 1944 im Rahmen der Ardennenoffensive den letzten Sprungeinsatz des II. Weltkrie­ges durchführte. Bei Monschau in der Eifel ging an diesem Tag die Geschichte des Fallschirmjägerregiments 6 endgül­tig zu Ende.

W.H.

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Page 66: U-Boot-Jäger Otto Pollmann

Soldatenhumor

Genesungshilfe

„So ein Mist!'

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Page 67: U-Boot-Jäger Otto Pollmann

Ein „Stuka" tauchte wieder auf Taucher fanden einen Sturzkampfbomber Ju 87 im Mittelmeer. ­

Die Geschichte einer abenteuerlichen Bergung

1982. An einem heißen Sommertag erschien ein Taucher an der Oberfläche des Mittelmeeres, nicht weit vom Cap de St. Tropez. In fünfzig Meter Tiefe er­kundete er die bizarren, unberührten Felsformationen auf dem Grunde des Meeres und brachte ein Geheimnis mit, das er zunächst niemandem mitteilte. Er wollte verhindern, daß der Tauch­tourismus das zerstörte, was er gefun­den hatte.

Urs Brunner, das ist der Name des Tauchers, hatte das Wrack eines jener legendären Sturzkampfbomber vom Typ Ju 87 entdeckt, die zu Beginn des IL Weltkrieges Furore machten und die Welt aufhorchen ließen. Mit diesen Flugzeugen konnten die Deutschen wichtige Punktziele wie Bunker, Schiffe etc. im Sturzflug angreifen. „Stukas" hießen diese raubvogelartigen Flug­zeuge bei Freund und Feind.

Der Taucher holte den Kriminal­kommissar Yves Mossou aus Paris und den Wrackspezialisten Jean-Pierre Jon­chery. Zu dritt tauchten sie wieder hin­ab in die dunkle Tiefe und fanden den Riesenvogel auf dem Rücken liegend, die Reste des Fahrwerks steil nach oben gereckt. Der Motorblock lag frei, der Kühler war zerbeult, und die Pro­pellerblätter waren abgerissen. Im Licht der Scheinwerfer sahen die Tau­cher nackte Spanten, da der Rost große Teile der Bespannung bereits abgefres­sen hatte. Schwämme und Algen hatten sich angesiedelt. Erstaunlich: Die Ruder ließen sich noch bewegen. Das Heck war weggebrochen und lag ca. 15 Meter tiefer in einem Muschelkies­grund.

Es vergingen Jahre. Jürgen Hafner, Kameramann und Hobbytaucher, er­fuhr von dem Fund und ging an der be­zeichneten Stelle in die Tiefe - 55 Meter

Rißzeichnung einer Ju 87

mit Taucher- und Videoausrüstung. Der Film, den er dabei drehte, war Grund­lage eines Gespräches im AUTO + TECHNIK MUSEUM in Sinsheim. Man entschloß sich zu bergen, suchte Spon­soren, die Mühlen der Bürokratie dies­seits und jenseits des Rheins begannen sich langsam zu drehen. Vieles war zu bedenken, Genehmigungen mußten eingeholt und Hebematerial bei einer Spezialfirma gekauft werden.

Anfang Juli startete die „Expedition" aus Sinsheim. Französische Freunde halfen mit, ein Hebeschiff wurde ge­chartert, und dann begann der auf­regenste Teil des Unternehmens. Gleich sechs Taucher gingen in die Tiefe und befestigten das Wrack mit Bändern an zwei Hebesäcken, die langsam mit Luft gefüllt wurden.

Langsam und vorsichtig, rüttelnd und schüttelnd, löste sich der schwere Vogel aus seinem Bett, wie riesige Staubexplosionen wurde Schlamm auf­

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Zerborstene Überreste des im Mittelmeer geborgenen Sturzkampfbombers

gewirbelt. Unendlich viel Zeit verging, bis der „Stuka" durch den Auftrieb der Luftsäcke wieder nach oben schwebte an das Licht, das er fast fünfzig Jahre nicht mehr gesehen hatte. Sieben Meter unter der Wasseroberfläche blieben die Bergesäcke in der Schwebe, darunter hing das Flugzeug. Jetzt erst trat der Kran des Bergeschiffes in Aktion, doch da passierte auch schon ein Malheur. Der Motor löste sich aus seiner Ver­ankerung und fiel wieder in die Tiefe hinab. Er mußte nachträglich geborgen werden.

Dann war es soweit. Die Trümmer der einst so stolzen Maschine der Luft­waffe waren an Land und traten auf ei­nem Tieflader die Reise nach Sinsheim an.

Eine Suche nach den Besatzungs­mitgliedern war erfolglos. Es darf an­genommen werden, daß sie sich bei der Notlandung retten konnten. Vielleicht

leben sie noch und hören von der Ber­gung ihres Flugzeuges.

Die Junkers Ju 87 war der erste in Großserie gebaute Sturzkampfbomber der Welt. In Spanien wurden Erprobun­gen durchgeführt, die zeigten, daß mit diesem Flugzeug Punktziele angegrif­fen werden konnten, die man mit Hori­zontalbombern nie erreicht hätte. Mit Verlust der Luftüberlegenheit durch die deutsche Luftwaffe zeigte sich die Ver­wundbarkeit der Ju 87 bei Angriffen feindlicher Jäger. Trotzdem wurde das Flugzeug bis Kriegsende weitergebaut, aber vorwiegend nur noch im Osten eingesetzt.

Das AUTO + TECHNIK MUSEUM in Sinsheim, an der Autobahn Walldorf-Heilbronn, wird das Flugzeug restaurie­ren lassen und dann als einzige Ju 87, die es in Deutschland noch gibt, in sei­ne Ausstellung aufnehmen.

(bö)

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52 Staaten als Gegner des 3. Reiches Kriegserklärungen noch im Frühjahr 1945. - Eine historische Übersicht

IL Weltkrieg. Weltweite kriegerische Auseinandersetzung, die - 25 Jahre nach dem Ausbruch des I. Weltkrieges (1914-1918) am 1.9.1939 mit dem deutschen Ein­marsch in Polen begann und am 15. 8.1945 mit der Kapitulation Japans endete.

Mit Deutschland im II. Weltkrieg im Kriegszustand befindliche Staaten

1. Polen (1.9.1939)2. Großbritannien (3.9.1939)3. Frankreich (3.9.1939)4. Australien (3.9.1939)5. Indien (3.9.1939)6. Neuseeland (3.9.1939)7. Südafrikanische Union (4.9.1939)8. Kanada (7.9.1939)9. Norwegen (9.4.1940)

10. Dänemark (9.4.1940)11. Niederlande (10.5.1940)12. Belgien (10.5.1940)13. Luxemburg (10.5.1940)14. Jugoslawien (6.4.1941)15. Griechenland (6.4.1941)16. UdSSR (22.6.1941)17. China (8.12.1941)18. USA (11.12.1941)19. Kuba (11.12.1941)20. Dominikanische Republik (11.12.1941)21. Guatemala (11.12.1941)22. Nicaragua (11.12.1941)23. Haiti (12.12.1941)24. Honduras (12.12.1941)25. El Salvador (12.12.1941)26. Tschechoslowakei (16.12.1941)

27. Panama (13.1.1942) 28. Mexiko (28.5.1942)

29. Brasilien (28.8.1942) 30. Abessinien (9.10.1942)

31. Irak (16.1.1943) 32. Bolivien (7.4. 1943)

33. Iran (9.9.1943) 34. Italien (13.10.1943)

35. Kolumbien (29.11.1943) 36. Liberia (26.1.1944)

37. Rumänien (25.8.1944) 38. Bulgarien (8.9.1944)

39. San Marino (21.9.1944) 40. Ungarn (31.12.1944) 41. Ekuador (2.2.1945)

42. Paraguay (8.2.1945) 43. Peru (12.2.1945) 44. Uruguay (15.2.1945) 45. Venezuela (16.2.1945)

46. Türkei (23.2.1945) 47. Ägypten (24.2.1945) 48. Syrien (26.2.1945)

49. Libanon (27.2.1945) 50. Saudi-Arabien (1.3.1945)

51. Finnland (3.3.1945) 52. Argentinien (27.3.1945)

Mit dem Deutschen Reich waren folgende Länder mehr oder weniger lange verbündet: Italien, Japan, Bulgarien, Finnland, Kroatien, Rumänien, Slowakei, Ungarn; Spanien stellte zeitweilig eine Freiwilligen-Division in deutscher Uniform zum Kampf gegen die Sowjetunion.

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Deutsche unter fremden Fahnen:

Nikolaus Graf von Luckner Nach Kampf gegen die Franzosen Marschall von Frankreich. - Vorfahr

des „Seeteufels". - Die Geschichte eines bewegten Soldatenlebens

Wenn heutzutage gelegentlich ein­mal der Name Graf Luckner fällt, dann denkt man kaum an den ersten Grafen Luckner, sondern eher an seinen Nach­fahren, den Grafen Felix von Luckner (1881-1966), der als »Seeteufel" welt­berühmt wurde. Als Dreizehnjähriger brannte er von zu Hause durch, heuer­te ohne Papiere und elterliche Erlaub­nis als Schiffsjunge unter dem Mäd­chennamen seiner Mutter auf einem russischen Dampfer an, mit dem er nach Australien fuhr, sich dort als Tel­lerwäscher, Missionar der Heilsarmee, Leuchtturmwärterassistent, Fakirgehil­fe und Preisboxer durchschlug, quer durch die USA trampte und die ganze Welt als Matrose bereiste, bis es ihm 1908 einfiel, sich auf der Lübecker Navi­gationsschule anzumelden, um das Steuermannspatent zu erwerben. Als Offizier der Hamburg-Amerika-Linie, der späteren HAPAG, legte er auch noch das Kapitänsexamen ab, betätigte sich fünfmal als Lebensretter und er­reichte es schließlich, auf Befürwor­tung durch Großadmiral Prinz Heinrich von Preußen (1862-1929), als aktiver Seeoffizier in die Kaiserliche Marine des Deutschen Reiches übernommen zu werden.

Während des I. Weltkrieges nahm er u. a. als Artillerieoffizier auf dem Schlachtschiff „Kronprinz" an der Ska­gerrakschlacht teil (31. 5.1916), bevor er als Kommandant des Segelschiffes „Seeadler", eines getarnten Hilfskreu­zers, auf Kaperfahrt ging. Mit ihm durchbrach er Ende Dezember 1916 die britische Blockade, legte mit seinem Dreimaster insgesamt rd. 35000 See­meilen zurück, versenkte an die 60 000 BRT gegnerischen Schiffsraumes, ka-

Felix Graf von Luckner, der „Seeteufel"

perte 14 alliierte Handelsschiffe und machte mehr als 400 Gefangene. Das Besondere an diesen beispiellosen See­kriegserfolgen auf den Weltmeeren war es, daß dabei kein einziger Mensch ge­tötet wurde. Nachdem sein „Seeadler" am 2. 8.1917 an einem Korallenriff vor der Südseeinsel Mopelia zerschellt war, geriet er bis 1919 in englische Kriegs­gefangenschaft. Nach der Heimkehr diente er zunächst in der Reichsmarine der Weimarer Republik weiter, bis er 1922 als Korvettenkapitän (Major) ver­abschiedet wurde.

In den nächsten eineinhalb Jahr­zehnten ging er mit den Motorseglern „Vaterland" und „Seeteufel" auf „Kaper­

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fahrt der Herzen" und setzte sich welt­weit für die Völkerverständigung ein. Durch seine Vorträge und Bücher er­warb er sich eine außerordentliche Po­pularität im In- und Ausland. Sein Erin­nerungsbuch „Seeteufel" erreichte in wenigen Jahren eine Auflage von über 500000 Exemplaren. Er wußte sich auch noch im hohen Alter öffentlich gut in Szene zu setzen, indem er dicke Tele­fon- und Adreßbücher mit seinen Hän­den zerriß. Als er sich während der Hit­lerzeit weigerte, die ihm verliehenen Ehrenbürgerschaften von San Francis­co und Miami abzulegen, wurde ihm sein militärischer Rang aberkannt und weitere Vortragstätigkeit verboten. Im April 1945 verhinderte er durch Ver­handlungen mit den Amerikanern die vollständige Zerstörung seiner damali­gen Heimatstadt Halle. Bald nach Kriegsende ging er wiederum als „Goodwill-Missionar" auf Reisen und gewann mit seinem Memoirenband „Aus siebzig Lebensjahren" abermals Tausende von Lesern. Die Bundesrepu­blik Deutschland ehrte ihn mit der Ver­leihung des Großen Verdienstkreuzes. Felix Graf Luckner starb am 13.4.1966 in Malmö, in der schwedischen Heimat seiner Frau.

*

Kaum weniger bewegt war das Le­ben seines Vorfahren, des ersten Grafen Luckner, verlaufen. Der wurde als bür­gerlicher Nikolaus Luckner am 12. Ja­nuar 1722 in dem oberpfälzischen Städtchen Cham am Rand des Baye­rischen Waldes geboren. Sein frühver­storbener Vater (+ 1730) war dort Hopfenhändler, Bierbrauer, Gastwirt, Ratsherr und Stadtkämmerer. Sohn Ni­kolaus besuchte zunächst die Latein­schule in Cham, dann das Gymnasium in Straubing und schließlich die Jesui­tenschule in Passau. Aber lange hielt er es dort nicht aus. Sein Spitzname „Libertinus" (Wüstling) dokumentiert, daß zielstrebiges Lernen nicht seine Sa­

che war. Leichtsinn, Wildheit und der Hang zu allerlei Streichen kennzeich­neten vielmehr sein Wesen. Da er glaubte, daß das Soldatenleben eher seinem Freiheits- und Abenteuerstre­ben entgegenkommen würde, trat der Waisenknabe 1737 mit 15 Jahren als Ka­dett in das in Passau stationierte bayeri­sche Infanterieregiment Morawitzky ein.

In dessen Reihen nahm er am Tür­kenkrieg (1737 bis 1739) und später ­schon als Fähnrich - am Österreichi­schen Erbfolgekrieg in Böhmen teil. Über das Freikorps von Michael Gschray (1744) wechselte er 1745 zum kurbayerischen Husarenregiment Frangipani, wo er es mit knapp 25 Jah­ren schon bis zum „Obristwacht­meister" (Major) brachte. Als Kurfürst Max III. Joseph (1727-1777) dieses Re­giment an die niederländischen Gene­ralstaaten „verlieh", bekam der junge Oberpfälzer Haudegen Gelegenheit, sich auf dem flandrischen Kriegsschau­platz im Kampf gegen die Franzosen auszuzeichnen. Auch knüpfte er dort manche seiner weiteren Karriere för­derliche Beziehungen. Dazu gehörte vor allem jene zum Oberbefehlshaber der in Flandern kämpfenden verbünde­ten Truppen, Wilhelm August Herzog von Cumberland (1721-1765), einem Bruder des britischen Königs und han­noverschen Kurfürsten Georg II. (1683-1760).

Cumberland bewog Luckner, zu Be­ginn des Siebenjährigen Krieges (1756 bis 1763) als Führer eines von ihm auf­zustellenden Husarenkorps in hanno­versche Dienste zu treten. An der Spit­ze dieses Husarenfreikorps erwies er sich bald als ein „Meister des Kleinkrie­ges" und bewies bei zahlreichen wage­mutigen, schnellen Überfällen auf fran­zösische Truppen im gleichen Maße persönliche Tapferkeit wie taktisches Geschick, was ihm bei Freund und Feind beachtlichen Respekt eintrug und ihm überdies das persönliche

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Wohlwollen seines Oberbefehlshabers sicherte, des preußischen Feldmar­schalls und Schwagers des Preußenkö­nigs Friedrich des Großen (1712-1786), Herzog Ferdinand von Braunschweig (1721-1792). Gegen Franzosen und Kontingente der Reichsarmee kämpfte der Herzog damals auf niedersäch­sischem Boden als Führer eines Koali­tionsheeres aus hannoverschen, hessi­schen, braunschweigischen und preu­ßischen Truppen. Bei Kriegsende war Luckner mit knapp 40 Jahren schon Generalleutnant.

Inzwischen hatte er die reiche Hol­länderin Johanna Cornelia Cuijpers ge­heiratet, mit deren Geld er mehrere Gü­ter in Holstein erwarb, das seinerzeit zu Dänemark gehörte. Als bei Kriegsende 1763 die nicht mehr benötigten Frei­korps aufgelöst wurden und für Luck­ner auch keine Verwendungsmöglich­keit mehr in hannoverschen oder preu­ßischen Diensten bestand, empfand er dies als Kränkung und nahm ein fran­zösisches Angebot an, gegen ein Jah­resgehalt von 30 000 Livres der Armee des Königs von Frankreich zur Verfü­gung zu stehen. In den folgenden Frie­densjahren lebte er allerdings haupt­sächlich auf seinen Gütern Blumendorf und Schulenburg. Daraus ergab sich, daß er sich mit seiner Familie als däni­scher Untertan naturalisieren ließ, am 22. 4.1778 zunächst als Baron geadelt und sodann am 31.5.1784 durch König Christian VII. von Dänemark (1749 bis 1808) in den erblichen Grafenstand er­hoben wurde.

Gelegenheit, seine militärischen Ta­lente erneut zu zeigen, ergaben sich für den nunmehrigen Grafen Luckner erst wieder während der französischen Re­volutionskriege. Am 10. Juli 1790 wurde der inzwischen 68jährige General von der französischen Nationalversamm­lung reaktiviert und zunächst als Füh­rer von Armeekorps in Burgund und im Raum Straßburg eingesetzt. Am 20. 4. 1791 wurde er zusammen mit dem Ge­

neral Jean Baptiste Graf von Rocham­beau (1725-1807), der während des amerikanischen Unabhängigkeitskrie­ges ein französisches Hilfskorps von 6000 Mann befehligt hatte, zum Mar­schall von Frankreich ernannt. Nach der Kriegserklärung Preußens im April 1792 wurde Marschall Luckner zum Be­fehlshaber der im Raum Metz zusam­mengezogenen „Zentralarmee" er­nannt, wobei auf der Gegenseite sein alter Gönner, Herzog Ferdinand von Braunschweig, das Kommando führte. Er wurde jedoch ziemlich bald auf­grund von Meinungsverschiedenheiten mit dem französischen Oberbefehls­haber am Oberrhein, General Custine (1740 bis 1793), von diesem Posten ab­gelöst und erhielt statt dessen das Kom­mando über die im heutigen Belgien gegen die Österreicher kämpfenden Nordarmee. Wie sehr Graf Luckner da­mals in Frankreich geschätzt wurde, beweist die Tatsache, daß ihm der fran­

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zösische Ingenieurhauptmann Joseph Rouget de Lisle (1760-1836) sein Marschlied der Rheinarmee) „Chant de guerre l'armée du Rhin") widmete, das heute noch unter der Bezeichnung „Marseillaise" die Nationalhymne der Franzosen ist.

Man pries in Frankreich den ehe­mals bürgerlichen dänischen Grafen aus der Oberpfalz als „Stütze der neuen Verfassung", für die er auf die Privile­gien und Vorurteile seines adeligen Standes verzichtete, und erwartete von ihm, daß er an der Spitze der „Nord­armee" mehr leistete als sein Vorgänger in diesem Kommando, Marschall Ro­chambeau. Tatsächlich operierte er zu­nächst recht erfolgreich, indem er nach Flandern eindrang, die schwachen österreichischen Truppen zum Rück­zug zwang und die Plätze Menin und Courtray einnahm. Auf die Dauer ver­mochte jedoch auch er die in ihn ge­setzten hohen Erwartungen der franzö­sischen Führung nicht zu erfüllen. Er nutzte gegebene militärische Möglich­keiten nicht aus und trat schließlich Ende 1792 sogar den Rückmarsch nach Lille an.

Es mag müßig sein, darüber zu strei­ten, ob das Versagen des einstmals so tatkräftigen Truppenführers auf seine grundsätzliche „Unfähigkeit, eine Ar­mee zu commandiren", auf sein vor­geschrittenes Alter (70!), auf den schlechten Ausrüstungs- und Ausbil­dungsstand seiner Truppen oder auf einen Schock über das Ausscheiden des bisherigen Kriegsministers General Dumouriez (1739-1823), zurückzufüh­ren war, der eine Reihe siegreicher Schlachten geschlagen hatte und sich dann nach geheimen Verhandlungen mit den Österreichern schließlich ins Ausland abgesetzt hatte. Wahrschein­

lich hat das alles dabei irgendwie eine Rolle gespielt. Eine Anklage gegen Luckner vor dem Konvent wegen Ver­sagens als Führer der Zentral- und Nordarmee führte zwar zunächst nur zur Abschiebung des beim Volk und den Soldaten als „Papa Luckner" im­mer noch beliebten Marschalls auf den unbedeutenden Posten eines Befehls­habers der Reservearmee in Chalons, dann aber doch zu seiner endgültigen Verabschiedung bei zugesicherter Wei­terzahlung seines vollen Gehalts.

Aber statt sich auf seine holsteini­schen Güter zurückzuziehen und ruhi­gere Zeiten abzuwarten, hielt er sich weiterhin in der unruhigen, unter Ver­haftungs- und Hinrichtungswellen der jakobinischen „Schreckensherrschaft" brodelnden französischen Hauptstadt Paris auf. Er wäre möglicherweise auch dort noch länger unbehelligt geblieben, wenn er es nicht gewagt hätte, sich laut­hals über das Ausbleiben seiner Pen­sion zu beklagen. Daraufhin ließ Robes­pierre, der allgewaltige Vorsitzende des „Wohlfahrtsausschusses" (1758 bis 1794), ihn verhaften und am 3. Januar 1794 durch die Guillotine hinrichten. Sein ehemaliger Widersacher General Custine hatte schon am 28. 8.1793 den Kopf durch das Fallbeil verloren. Maxi­milian Robespierre selbst folgte seinen Opfern am 28. 7. 1794 auf das alle gleichmachende Schafott.

Im folgenden Jahre 1795 - nach dem Ende der „Schreckensherrschaft" ­wurde der in Frankreich nach der Hin­richtung beschlagnahmte Besitz des Marschalls Graf Luckner an dessen Sohn zurückerstattet. Sein Bild fand Aufnahme in die „Galerie der Marschäl­le" im Versailler Schloß.

Dr. Gerd F. Heuer

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