Tunnelbau im Spannungsfeld Auftraggeber,Auftragnehmer und Arbeitsinspektion amBeispiel Koralmtunnel
Erfahrungen aus Sicht eines ArbeitsinspektorsKarlheinz Bauer, Arbeitsinspektorat Graz
Quellenangaben
Abbildungen die nicht gekennzeichnet sind wurde vom Vortragenden selbstaufgenommen.
Andere Abbildungsquellen sind in der Titelzeile entsprechend gekennzeichnet
Informationen stammen aus persönlichen Wahrnehmungen und Gesprächen(sofern diese nicht das Amtsgeheimnis verletzten) sowie aus folgendenschriftlichen Quellen:
(1) Geomechanics and Tunnelling, Volume 6, December 2013
(2) ÖBB Infra Bau-Informationen, Koralmbahn Wettmanstätten - St. Andrä, Jänner 2014
(3) BauPortal, BG BAU, April 2014, Fehleisen S., Rettungs- und Brandschutzkonzept für die
komplexe Untertage-Baustelle Koralmtunnel
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Die Koralmbahn (aus ÖBB INFRA Bau-Information 2014)
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Der Koralmtunnel (aus ÖBB INFRA Bau-Information 2014)
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Projektablauf Koralmtunnel
Planungsbeginn 1995 (1920iger)
Beginn der Trassenauswahl 1997
Beginn der Bauausführung 1999
Trassenverordnung und UVE 2002
Beginn Erkundungsmaßnahmen Koralmtunnel 2004
Baubeginn Baulos Koralmtunnel 1 (KAT 1) 2008
Vortriebsbeginn Koralmtunnel Mai 2010
Teilinbetriebnahme Abschnitt Werndorf – Wettmannstätten Dezember 2010
Baubeginn Baulos Koralmtunnel 2 (KAT 2) Jänner 2011
Tunneldurchschlag der Baulose KAT1 / KAT2 Mai 2012
Andrehen der 1. Tunnelvortriebsmaschine bei KAT2 Jänner 2013
Fertigstellung Baulos Koralmtunnel 1 (KAT 1) Oktober 2013
Baubeginn Baulos Koralmtunnel 3 (KAT3) November 2013
Gesamtinbetriebnahme Koralmbahn voraussichtlich 2023
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Übersicht – Baustellenareal(Quelle: http://www.gis.steiermark.at)
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Bauschächte,Baustelleneinrichtungen
Siebanlage
Kiesaufbereitung
Wohnlager,Kantine
Übersicht – zentrale Baustelleneinrichtung(aus Geomechanics and Tunnelling, Volume 6, December 2013)
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Wesentliche Baustelleneinrichtungen
Bauschächte, Lüftungsschacht, Tunnelröhren
zwei Tunnelvortriebsmaschinen (TVM)
zwei Tübbingproduktioshallen mit Lager, Kränen undBetonmischanlagen
Werkstätten, Prüflabors
Förderbandanlage, Siebanlage und Kiesaufbereitung,Bahnverladung, Deponien
Büros und Sozialeinrichtungen, Wohnlager, Kantine
sonstige Einrichtungen
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Wiederverfüllung Astra See (in Werndorf bei Graz)
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Stand der Arbeiten (lt. Angabe Bauleiter vom 20.05.2014)
Koralmtunnel Baulos kat 1
• Untertagebaumaßnahmen abgeschlossen, in dasBaulos kat 2 eingegliedert
• Betoninnenschalen fertiggestellt• Bandförderung über die Südröhre auf die Deponie
Grub• Gleisanlage in der Südröhre bis zum Portalbereich
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Stand der Arbeiten (lt. Angabe Bauleiter vom 20.05.2014)
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Herausforderungen
• große Anzahl an Baulosen• Vielzahl an bauausführenden
Unternehmen, Koordinatoren, etc.• Länge / Größe der Baustelle• Komplexität der Baustelle und der
Bauverfahren• Dauer der Bauarbeiten (1999 bis
2023) - Kontinuität auf Seiten derArbeitsinspektion
• …
Herausforderungenfür die
Arbeitsinspektion
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Randbedingungen für die Arbeitsinspektion
Arbeitsinspektion hatte grundsätzlich keine Parteienstellung imeisenbahnrechtlichen Genehmigungsverfahren
bis zur Aufnahme der Arbeiten waren die Baustelleneinrichtungen, Bauverfahren,etc. nur in groben Zügen bekannt
relative wenig Zeit um sich über die baulichen Anlagen, Bauverfahren, etc. einBild zu machen
eine Reihe von Rechtsmaterien sind zu beachten wie ASchG, BauV, AM-VO,AStV, ESV, SprengV, etc.
zusätzliche Genehmigungs- und Ausnahmeverfahren für Sprengmittellager,Dieselfahrzeuge, Verkehrswege untertage waren und sind notwendig…
enorme Anzahl an Projektunterlagen, Prüfprotokollen, Bedienungsanleitungen,Evaluierungen, etc. sind zu bewältigen
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Einbindung der Arbeitsinspektion
Besprechung Dezember 2002 mit der Baukoordination - Herstellung ErkundungstunnelLeibenfeld, Bauzeit von Juli 2005 bis März 2007
öffentlichen Erörterung Koralmtunnel, BMVIT am 8. April 2003 (Edikt)
Februar 2009 Vorankündigung Bauarbeiten Baulos kat 1, Baubeginn am 09. Februar 2009
Besprechung Dezember 2010 mit Vertretern der ÖBB, Baukoordination und Auftragnehmerim Arbeitsinspektorat Graz hinsichtlich Baulos kat 2
Dezember 2010 Vorankündigung Bauarbeiten Baulos kat 2
Jänner 2011, Übermittlung Rettungs- und Brandschutzkonzept sowie Sicherheits- undGesundheitsschutzplan
Baubeginn Baulos kat 2 am 10. Jänner 2011
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Rahmenbedingungen – Baulos kat 2
Zugänge grundsätzlich nur über Lüftungs- und Bauschacht
zu Beginn parallele zyklische Vortriebe, Herstellung von zweiKavernen, zur Montage der TVMs, sehr große Vortriebslängen (biszu 17km), zyklische Vortriebe Querschläge, Ausbruch Nothaltestelle
lange Wetterwege und eventuell hohe Temperaturen
lange Anfahrts- bzw. Transportwege damit auch lange Wege fürSelbstrettung und / oder Fremdrettung
Im ungünstigsten Fall große Abstände von bis zu 6km zwischenOrtsbrust und dem ersten Rettungsquerschlag
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Sicherheits- und GesundheitsschutzplanRettungs- und Brandschutzkonzept
• Einrichtung einer ständig besetztenSicherheitszentrale
• Kommunikationseinrichtung (digitalerMobilfunk und analoger Baufunk)
• Fluchtkammer und Rettungszüge• Speziallöschgerät für den Tunnel• Brandmelde- und Löscheinrichtungen• restriktive Maßnahmen bei Heißarbeiten• Ausbildung von ortskundigen Führern
(Atemschutzträger)• Alarm und Notfallpläne, regelmäßige
Ausbildungen und Übungen
GemäßBaukoordinations-
gesetz
-
SiGePlan mitRettungs- und
Brandschutzkonzept
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Wirkung und Schlussfolgerungen
Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan war Bestandteil der Ausschreibung
für die Auftragnehmer war sohin klar welche grundlegenden Forderung in Zusammenhang mitRettung und Brandschutz vorgegeben sind
Vorteil im Hinblick auf die Kalkulierbarkeit für die Angebotslegung
aus Sicht des Arbeitnehmerschutzes war diese Vorgangsweise zu begrüßen. Die Ausführungendieser Konzepte gingen sehr ins Detail (im Vergleich zu anderen SiGePlänen) und weit über dieFestlegungen in z.B. der Bauarbeiterschutzverordnung hinaus
Die Frage dies sich jedoch stellt war ob diese Konzepte nicht zu eng gesteckt wurden bzw. in wieferne eine flexible Anwendung und Anpassung möglich sein wird
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Sicherheitszentrale
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Zugangsüberwachung
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Rettungszug
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Rettungszug
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Fluchtcontainer
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Brand- und Rauchabschlüsse
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DSPA(Dry Sprinkler Powder Aerosol Extinguishing System)
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Brandschutzpläne vor Ort
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Flucht- und Rettungspläne
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Baustellenbahnhof untertage
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Tübbingfertigung
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Fazit…
ein Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan kann und sollwesentliche Rahmenbedingungen vorgeben - besonders fürdie Ausschreibung
eine Konkretisierung und Anpassung der Vorgaben sowieeine Weiterentwicklung der Maßnahmen erfolgt dannjedenfalls im Baubetrieb
dies wiederum setzt eine flexible Gestaltung desSiGePlanes voraus ohne jedoch Mindeststandards zuunterschreiten
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Fazit…
bestens ausgebildeten, erfahrene und motivierte Mitarbeiter undMitarbeiterinnen von Auftraggeber- und Auftragnehmerseitegarantieren dies
ein „vorgelegter“ SiGePlan sollte in keinem Fall eine „abgeschlosseneSache“ für den Auftraggeber sein
klare Zuständigkeiten müssen gegeben sein die für die Umsetzung,Weiterentwicklungen und Einhaltung des SiGePlanes zeichnen
von großem Vorteil zeigt sich dabei die ständige Anwesenheit derSicherheitsfachkraft und der Baustellenkoordination auf der Baustelle
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Ich danke für die Aufmerksamkeit!Glückauf!
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