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Trauer, komplizierte Trauer und Depression im ...

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Prof. Dr. med. Heinz Böker Psychiatrisches Kolloquium, FS 2017 «Psychiatrie und Psychotherapie entlang der Lebensspanne» Psychiatrische Universitätsklinik Zürich, 19.05.2017 Trauer, komplizierte Trauer und Depression im psychotherapeutischen Prozess 1
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Page 1: Trauer, komplizierte Trauer und Depression im ...

Prof. Dr. med. Heinz Böker

Psychiatrisches Kolloquium, FS 2017

«Psychiatrie und Psychotherapie

entlang der Lebensspanne»

Psychiatrische Universitätsklinik Zürich,

19.05.2017

Trauer, komplizierte Trauer und

Depression im

psychotherapeutischen Prozess

1

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Trauer, komplizierte Trauer und Depression im

psychotherapeutischen Prozess

− Einleitung

− Trauer, komplizierte Trauer, «pathologische Trauer», «prolongierte»

Trauer

− Trauer und Depression

− Trauerphasen (nach Bowlby)

− Phasenmodell von Kübler-Ross (1969)

− Kasuistik: Der unglückliche Felix

− Diagnostische Kriterien der prolongierten Trauer

− DD Trauer – PTBS

− Charakteristika von Trauerreaktionen von Suizidangehörigen

− Kasuistik: «Alles nur Lüge?»

− Dysfunktionale familiäre Kommunikationsmuster nach einem Suizid

− Beziehungsthemen, die eine komplizierte Trauer beeinflussen können

− «Nebelmeer», „Refugium“: Trauer nach Suizid bewältigen (Jörg

Weisshaupt)

− Ausblick 2

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Melancolia

Dürer

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Bei der Trauer ist die Welt arm und leer

geworden, bei der Melancholie ist es das

Ich selbst.

(Freud, 1917)

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1. Phase der Betäubung Die Hinterbliebenen fühlen sich betäubt, was von

wenigen Stunden bis zu einer Woche dauern

kann. Dieses Betäubungsgefühl kann von

extremer Wut und emotionalen Ausbrüchen

begleitet werden.

2. Sehnsucht und Suche nach der

verstorbenen Person

Das ursprüngliche Mutter-Kind-Verhalten, wenn

die Mutter im Kindesalter abwesend war, wird

beim trauernden Erwachsenen reaktiviert. Der

Trauernde ist auf der Suche nach der

verstorbenen Person und einzelne Signale

werden als Rückkehr des Verstorbenen

interpretiert.

3. Phase der Desorganisation und

Verzweiflung

Die Suche nach der verstorbenen Person und die

Überprüfung der Realität können eine Hoffnung

auf Rückkehr nicht erfüllen und die trauernde

Person fühlt sich verzweifelt. In dieser Phase des

Umbruchs, versucht die trauernde Person die

Gegenwart neu zu organisieren und das Trauma

des Verlustes zu bearbeiten.

4. Phase der Reorganisation Nach der Akzeptanz des Todes, folgt die

Erkenntnis, dass sich das eigene Leben an die

veränderte Situation anpassen muss.

Idealerweise werden neue Rollen angenommen

und alte Ressourcen wieder aufgenommen.

Trauerphasen nach Bowlby (1980)

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Phasenmodell von Kübler-Ross

(1969) für Trauernde

1. Nicht-wahr-haben-wollen und Isolierung

2. Zorn und Ärger

3. Verhandeln

4. Depression

5. Zustimmung

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HILFE!!

Kasuistik

«Der unglückliche Felix»

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− Felix: 11 J.

− Symptomatik: − Tagträumen

− Sozialer Rückzug

− Schulversagen

− Auslöser: − Suizid der Schwester (Sabine, 17 J.)

− Beziehungshintergrund: − «Lieblingskind»

− Rollenspaltung in der Familie

− Zunehmende Opposition und Verwahrlosung der Schwester (Drogenszene)

− Therapie: − Stationäre Kinder- und jugendpsychiatrische Behandlung

− Einbezug der Eltern

Kasuistik

«Der unglückliche Felix»

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«Das gebrochene Herz»

- Hämodynamische Reaktionen bei Trauernden -

Erhöhte Mortalität bei Trauernden (Stroebl et al. 2007)

Erhöhte Herzrate

Erhöhter Blutdruck (Buckley et al. 2011)

Schmerzen: Dreifach erhöhtes Risiko (Bradbeer et al. 2003)

Neuroendokrine Veränderungen (Gerra et al. 2003)

Kortisol-Erhöhung

• Chronifizierte erhöhte Kortisol-Ausschüttung auch noch nach

Jahrzehnten nach Tod eines Elternteils in der Kindheit!

Bindungsstress-Reaktion (O’Connor 2013)

• Dopamin-System

• Opioid-System

• Oxytocin-System

Immunologische Reakationen (Bartrop et al. 1977)

• T-Zellen-Erniedrigung

• Schwächere lymphozytische Reakation der B-Zellen

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a. Ereignis-Kriterium

− Verlust durch den Tod einer nahestehenden Person.

b. Trennungsstress

− Die trauernde Person erlebt ein starkes «sich nach der verstorbenen Person

Sehnen» (z.B. nach ihr verlangen, physisches oder emotionales Leiden, das

durch das Sich-Sehnen bzw. den starken Wunsch bedingt ist, mit der

verstorbenen Person wieder vereint zu sein).

c. Kognitive, emotionale und behaviorale Symptome

Die trauernde Person sollte fünf oder mehr der folgenden Symptome täglich oder in

einer sehr stark ausgeprägten Form erleben:

− Unsicherheit bezüglich der eigenen Rolle im Leben oder das Gefühl, das eigene

Leben hat keinen Sinn mehr (z.B. das Gefühl, als sein ein Teil von einem Selbst

gestorben).

− Schwierigkeiten den Tod zu akzeptieren.

− Vermeiden von Erinnerungen, die mit dem Verlust in Zusammenhang stehen.

− Unfähigkeiten, anderen seit dem Verlust zu vertrauen.

− Verbitterung und Wut im Zusammenhang mit dem Verlust.

− Schwierigkeiten, das eigene Leben fortzuführen (z.B. neue Beziehungen

einzugehen, eigene Interessen zu verfolgen).

− Emotionale Taubheit seit dem Verlust.

− Das Gefühl, dass das eigene Leben unerfüllt, leer und bedeutungslos geworden

ist seit dem Verlust.

− Das Gefühl von Unglauben und Schock durch den Verlust.

Diagnostische Kriterien der prolongierten Trauer (Prigerson et al. 2009)

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d. Zeitkriterium

− Der Trauerfall muss mindestens 6 Monate zurückliegen.

e. Psychosoziale Beeinträchtigungen

− Die Störung verursacht klinisch relevante Einbussen psychischen

Funktionierens in sozialen Bereichen, im Beruf oder in anderen

wichtigen Lebensbereichen.

f. Differenzialdiagnostik

− Die Beeinträchtigungen können nicht durch Depression,

Generalisierte Angststörung oder Posttraumatische

Belastungsstörung erklärt werden.

Diagnostische Kriterien der prolongierten Trauer (Prigerson et al. 2009) (Fortsetzung)

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Veränderung des Terminus im

wissenschaftlichen Kontext

− Pathologische Trauer (Horowitz 1993)

− Komplizierte Trauer (Horowitz et al. 1997; Prigerson

et al. 1995)

− Traumatische Trauer (Prigerson et al. 1997)

− Prolongierte Trauer (Prigerson et al. 2007)

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Prädiktoren

1. Intrusionen

2. Emotionaler Schmerz

3. Sehnsucht nach der verstorbenen Person

4. Einsamkeitsgefühl und das Gefühl von Leere

5. Vermeidungsverhalten

6. Schlafstörungen

7. Sozialer Rückzug

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Diagnostische Kriterien für komplizierte Trauer − Yale Bereavement Study (YBS)

− Prigerson et al. 2009

Trauersymptomatik entwickelt sich durch den Tod einer nahestehenden Person

Auftreten mindestens 6 Monate nach dem Tod

Zusätzlich müssen 3 Hauptkriterien erfüllt sein:

1. Trennungsschmerz: Das Gefühl von starker Sehnsucht und Suchen nach der

verstorbenen Person, welches sowohl ein körperliches und emotionales Leiden fast

täglich hervorruft.

2. Kognitive emotionale und behaviorale Symptome (mindestens 5 der folgenden

Symptome müssen täglich auftreten:

− Unsicherheit bezüglich der eigenen Gefühlen oder der Rolle im Leben

− Schwierigkeiten den Verlust zu akzeptieren

− Vermeidung von Erinnerungen an den Verlust

− Unfähigkeiten anderen Menschen seit dem Verlust zu vertrauen

− Gefühl von Verbitterung und Wut in Bezug auf den Verlust

− Schwierigkeit mit dem Leben voranzugehen

− Emotionale Taubheit

− Einsamkeitsgefühle und Sinnlosigkeit seit dem Tod

− Gefühl von Schock und Erstarrung seit dem Verlust

3. Psychosoziale Schwierigkeiten:

− Die Belastungen haben klinischen Krankheitswert und behindern die betroffene

Person in allen wichtigen Lebensbereichen

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Diskussion um die Aufnahme der komplizierten Trauer

in ICD-11 und DSM-V

3 kritische Fragen:

1. Ist Trauer eine psychische Erkrankung?

2. Werden Trauernde durch eine Diagnose pathologisiert?

3. Inwieweit unterscheidet sich die Depression von einer normalen

Trauerreaktion?

DSM-V (APA 2013)

− Pathologische Trauerreaktion ist kein eigenständiges

Diagnosekriterium

− Aufhebung des Ausschlusskriteriums von Trauer bei der

Depressionsdiagnose

Trauernde mit depressiven Symptomen können bereits

2 Wochen nach dem Tod eines nahestehenden Angehörigen

eine Depressionsdiagnose erhalten

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Trauer in ICD

− Verlängerte Trauerreaktion:

− Anpassungsstörung (ICD-10: F43.28)

− Z-Kodierung:

«Verschwinden oder Tod eines Familienangehörigen,

vermuteter Tod eines Familienangehörigen» (ICD-10: Z63.4)

− ICD-11-Vorschlag

− Aufnahme der komplizierten Trauer als eigenständiges

diagnostisches Kriterium (Maercker et al. 2013)

− Entspricht Diagnosevorschlag von Prigerson et al. 2009

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Komplizierte Trauer PTBS

Angstreaktion Trennungsangst in Bezug auf die verstorbene Person

Zukunftsangst ohne die verstorbene Person

Angst in Bezug auf das

traumatische Ereignis und durch

Erinnerungen an das Trauma

Sicherheits-

gefühl

Normalerweise nicht beeinträchtigt Häufig stark beeinträchtigt

Traurigkeit Häufige und tiefe Traurigkeit Kein wichtiges Merkmal

Entsetzen,

Horror

Kann bei traumatischen Todesfällen erfüllt sein Muss als Traumakriterium erfüllt

sein

Sehnen,

Verlangen

Häufig stark vorhanden

Sehnen nach der verstorbenen Person

Starker Wunsch, dass die verstorbene Person

zurückkehrt

Nicht vorhanden

Intrusionen Negative, als auch positive

In der Regel Intrusionen von der verstorbenen Person

Negative Intrusionen in Bezug auf

das traumatische Ereignis

Vermeidung Personen, Orte, Gespräche, die mit der verstorbenen

Person in Verbindung stehen, werden vermieden;

Vermeiden von Triggern, die an das Fehlen der

verstorbenen Person erinnern

Personen, Orte, Gespräche, die

an das traumatische Ereignis

erinnern, werden vermieden

Trennungsangst Wichtiges Symptom Nicht vorhanden

Differentialdiagnose: Komplizierte Trauer - PTBS

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Differentialdiagnose: Komplizierte Trauer und Depression

Zeitdauer und Verlauf

− Trauernde: Abnahme der Intensität der Trauersymptomatik nach Wochen

und Monaten

− Depressive: Oft längerer Verlauf (Fox & Jones 2013)

Erleben

− «Normal» vs «abweichend von der Norm» (Clayton 1974)

− Depression: Wertlosigkeit, Selbstabwertung, «Selbst-Verlust»,

Schuldgefühle, Blockade

Beziehung zur sozialen Umwelt

− Depressive: Verminderung der emotionalen Beziehung zu anderen,

Binnenfokus

− Trauernde: Zumeist Aufrechterhaltung der Beziehungen zu anderen,

Aussenorientierung

Überlappungen: Meta-Analyse (Zisrook et al. 2007)

− Schlafstörung, Suizidalität, psychosoziale Beeinträchtigungen

− Unterdrückte Immunsuppression

− Komorbidität: 52% (Melhem et al. 2001)

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Prävalenz Komplizierte Trauer in Prozent

Studie N Stichprobe Prävalenz

Morina et al. (2011) 179 Trauernde Jugendliche im Kosovo 34.6%

Sung et al. (2011) 111 Depressive Teilnehmer 25%

Simon et al. (2007) Bipolare Patienten 24.3%

Kersting et al. (2009) 73 Stationäre depressive Patienten 18.6%

Stammel et al. (2013) 775 Trauernde Angehörige nach Genozid (Kambodscha) 14.3%

Schaal et al. (2010) 400 Waisen und Witwen in Ruanda (Genozid) 8%

Kersting et al. (2011) 2,520 Repräsentativbefragung in Deutschland (14 - 95 Jahre) 3.7%

Wagner et al. (2011) 85 Angehörige nach assistiertem Suizid Schweiz 4.9%

Fujisawa et al. (2010) 1,979 Repräsentativbefragung in Japan (40 – 79 Jahre, ohne

verwaiste Eltern)

2.4%

Forstmeier et al. (2007) 570 Ältere Menschen in der Schweiz 0.9%

Komplizierte Trauer: Prävalenz

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Komplizierte Trauer: Risikofaktoren (Green 2000)

− Plötzlicher und unerwarteter Tod

− Erschreckende Bilder im Zusammenhang mit den

Todesumständen

− Gewaltsamer Tod durch Fremdeinwirkung

− Stigmatisierende Todesumstände (z.B. HIV, Suizid)

− Mehrfache Verluste

− Verlust eines Kindes

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Komplizierte Trauer

Die Welt ist erschüttert: «Shattered

assumptions» (Janoff-Bulman 1985)

− Infragestellung von Grundüberzeugungen in Bezug

auf Sicherheit, Moral und zwischenmenschliches

Verhalten durch Trauma

− Der traumatisierte Mensch erlebt sich selbst als

verletzbar und beschädigt

− Bisherige Regeln des Zusammenlebens in der Welt

sind erschüttert

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Verhalten

Traueraspekte Unverständnis bezüglich der Motivation des Suizidenten

Eigene Schuldzuschreibung und Versagen

Mitverantwortung am Tod durch Konflikte

Gefühl der Vermeidbarkeit

Schuldgefühle

Selbstvorwürfe

Schwierigkeiten einer Sinnfrage

Soziales Netzwerk Sozialer Rückzug durch Andere

Suizidangehörige werden durch Andere negativ wahrgenommen

Stigmatisierung durch Andere

Selbststigmatisierung

Erhalten weniger soziale Unterstützung

Erfragen seltener soziale Unterstützung

Sozialer Rückzug aus Schamgefühlen

Familiensystem Grössere emotionale Distanz zu anderen Familienmitgliedern

Dysfunktionale Kommunikationsmuster

Suizid wird als Familiengeheimnis behandelt

Schuldzuweisungen

Gestörte Rollenzuteilungen

Destabilisierung der Familienkohäsion

Höhere Gefahr für weitere Suizide

Familie war vor dem Suizid bereits dysfunktional und belastet

Besondere Charakteristika bei Trauerreaktionen

von Suizidangehörigen (Jordan 2000)

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Kasuistik

«Alles nur Lüge»

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− Frau L.: 29 J., Sachbearbeiterin

− Auslöser:

− Suizid des Partners

− Todesumstände (Kopfschuss in gemeinsamer Wohnung)

− Jahrelanges Festhalten des Partners an einer Fiktion («erfolgreiches Studium»,

jahrelanges Kaschieren des Scheiterns)

− Beziehungshintergrund:

− Regressive Harmoniewünsche beider Partner

− Abhängigkeit und unzureichende Separation von den Eltern

− Erschwerter Trauerprozess:

− Realisierung und Konfrontation mit lügenhafter Konstruktion

− Verleugnung früherer Depression und Suizidversuche des Partners

− Projektive Schuldzuschreibung durch Eltern des Partners

− Abhängigkeit und Enttäuschung der Mutter

− Ambulante Psychotherapie:

− Bearbeitung der extremen Ambivalenz und des «Verrates»

− Schuldthematik

− Internalisierung der positiven Repräsentanzen

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Dysfunktionale familiäre Kommunikationsmuster

nach einem Suizid

− Der Verstorbene als Person wird «totgeschwiegen»

− Keine offenen Gespräche über den Suizid und dessen Folgen

− Geheimhaltung der Todesumstände gegenüber einzelnen

Familienmitgliedern

− Vorwürfe und Schuldzuweisungen gegenüber einzelnen

Familienmitgliedern

Angehörige werfen sich vor

− die Ernsthaftigkeit der Situation des Suizidenten nicht richtig

eingeschätzt zu haben.

− der verstorbenen Person in seiner grössten suizidalen Krise nicht nahe

genug gestanden zu haben.

− Grund für die suizidale Handlung gewesen zu sein, z.B. durch

Trennung oder Konflikte.

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Trauerinterventionen

− Präventionsprogramme

− Einzeltherapien

− Gruppentherapien

− Psychodynamische Therapien

− Kognitive Verhaltenstherapie

− Internetbasierte Therapien

− Systemische Familienprogramme

− Selbsthilfegruppen

− Selbsthilfe im Internet

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Anzahl

der

Studien k

Effektstärke

Cohen’s d

Design Wirksamkeit

Allumbaugh u.

Hoyt (1999)

35 .43 Meta-Analyse

Kontrollierte

und unkontrol-

lierte Studien

Mittlere Effektstärke

Moderatorvariablen:

- Zeit seit dem Verlust

- Beziehung zur verstorbenen Person

Currier,

Neimeyer u.

Berman (2008)

61 .16 Meta-Analyse

Kontrollierte

Studien

Schwache Behandlungseffekte

- Primäre Interventionen: keine Effekte

- Sekundäre Interventionen: höhere Wirksamkeit

Kato u. Mann

(1999)

13 .11 Meta-Analyse

Kontrollierte

Studien

- Weder Gruppen noch Einzeltherapien zeigten

Therapieeffekte

- Keine signifikanten Moderatorenvariablen

Schut,

Stroebe, van

den Bout u.

Terheggen

(2001)

30 - Review

Kontrollierte

Studien

- Primäre Interventionen: keine Behandlungs-

effekte; zum Teil auch negative Effekte

- Sekundäre Interventionen: schwache Effekte, nur

zeitweise Verbesserung

- Tertiäre Interventionen: positive und

langandauernde Effekte

Wittouck et al.

(2011)

14 .03 (Prävention)

.53 (Therapie)

Meta-Analyse

Kontrollierte

Studien

- Therapieinterventionen signifikant der Prävention

überlegen

- Prävention: keine Effekte gefunden

- Therapie: mittlere Effekte nach Therapieende und

im Follow-up

Therapieinterventionen: Wirksamkeit

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Erfahrungsberichte

Jörg Weisshaupt:

„Nebelmeer“

„Refugium“

„Suizidrapport“

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Beziehungsaspekte, die eine komplizierte Trauer

beeinflussen können

− Nicht-loslassen-können

− Intensive Beschäftigung mit Erinnerungen und

Gegenständen, die der verstorbenen Person gehörten

− Trost finden in den Erinnerungen und Gegenständen

− Stark aktivierte mentale Repräsentation der verstorbenen

Person

− Deaktivierte mentale Repräsentation der verstorbenen

Person

− Ungeklärte «offene Angelegenheiten» und Konflikte mit

der verstorbenen Person

− Beziehungsthemen, die erst nach dem Tod bekannt

wurden

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Zusammenfassung und Ausblick

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− Komplizierte Trauer

− Hauptsymptome: Trennungsstress, Vermeidungsverhalten, Intrusionen,

Aggression, soziale Isolation, Schock

− Übergänge komplizierte Trauer – Depression - PTBS

− Komplizierte Trauer als eigenständiges diagnostisches Kriterium?

− Komplizierung durch spezifische Todesumstände, präsuizidale familiäre

Belastungen und dysfunktionale familiäre Kommunikationsmuster nach einem

Suizid

− Oft jahrelanger Verlauf

− Herausforderungen an die Psychotherapie

− Psychodynamische Psychotherapie

− KBT

− IPT

− Ziele der Psychotherapie

− Bearbeitung von Intrusionen, Vermeidungsverhalten, dysfunktionalen Gedanken,

depressiver Symptomatik und sozialem Rückzug

− Psychotherapeutischer Prozess:

− Bearbeitung der Ambivalenz

− Reintegration der Irreversibilität des Verlustes

− Internalisierung der mentalen Repräsentanz des Verstorbenen

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Vielen Dank für Ihre

Aufmerksamkeit!

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http://www.nebelmeer.net/

http://fssz.ch/suizidrapport/

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