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Til Faber & W1353L staffelstab der erinnerung · 2016-03-08 · Vorwort von steffen lorenz 3 »Mich...

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Til Faber & W1353L staffelstab der erinnerung Eine meditative Auseinandersetzung. Mit einführenden und begleitenden Texten von Steffen Lorenz, Drs. Max Hamburger und Marie-Louise Jung.
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Til Faber & W1353L

staffelstab der erinnerungEine meditative Auseinandersetzung.

Mit einführenden und begleitenden Texten von Steffen Lorenz, Drs. Max Hamburger und Marie-Louise Jung.

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Abb. 1 | Warten.

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Vorwortvon steffen lorenz

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»Mich treibt an diesem 60. Jahrestag der Befreiung der Kon-zentrationslager die Sorge um, dass der Staffelstab der Erin-nerung mit dem endgültigen Verstummen der Zeitzeugennicht mehr weitergereicht werden wird. Nur die Weitergabeder Erinnerung an die nachfolgenden Generationen garantie-ren jedoch, dass das Leiden aller ermordeten und überlebendenOpfer der Kriegskatastrophe nicht gänzlich umsonst war.«

Dr. h.c. Paul Spiegel, Präsident des Zentralrats der Juden inDeutschland, in der Rede zum 60sten Jahrestag der Befreiungvon Buchenwald.

Um solche Patenschaft des Gedenkens geht es in der künst-lerischen Arbeit von W1353L und Til Faber. Sie versuchen zuerkunden, was es bedeuten kann und wie es für sie – alsJahrzehnte nach dem Holocaust Geborene – möglich wäre:zu erinnern.

Die beiden besuchten zwei unterschiedliche Orte: dieGedenkstätte des Konzentrationslagers Buchenwald in Wei-mar und das Mahnmal für die ermordeten Juden Europas inBerlin. In Buchenwald trafen sich die beiden Künstler mitMax Hamburger anlässlich des 60. Jahrestages seiner Befrei-ung aus diesem Lager. Sie warteten von Mitternacht bis Mit-tag auf dem Gelände der Gedenkstätte. Gegen Mittag hat ersie begrüßt, herzlich und zuvorkommend. Es entstehenFotos. Doch es bleibt ihnen unmöglich, die Tiefe seiner Erin-nerung weiterzureichen oder auch nur zu ermessen. DerStab ist zu schwer und zu groß, man kann ihn nicht im Gan-zen greifen. Til Faber und W1353L nehmen ein Interview vonMarie-Louise Jung mit Max Hamburger mit in ihre Arbeithinein. Denn die Metapher des Stabs kann täuschen, kein

Einzelner trägt ihn allein. »Das Wesentliche ist nicht, was wirnach Auschwitz glauben oder nicht glauben, sondern wiewir einander das Leben ermöglichen«, sagt Max Hamburger.

Im Gegensatz zu Buchenwald ist das Mahnmal in Berlin keinauthentischer, sondern ein künstlicher Ort des Gedenkens.Das abstrakte Stelenfeld von Peter Eisenman war umstrit-ten, ist es manchmal noch. Auch hier bestand die Arbeit derbeiden Künstler zunächst darin, eine Nacht lang den Ortwahrzunehmen. Auf den Fotos sieht man in Berlin einenzweiten Hocker, aber Max Hamburger ist nicht mehr da.Ohne diesen zweiten Hocker säße der Wartende ganz allein.Auch vor dem unfassbaren Faktum der Ermordung stehtjeder allein, zeigte einem das Mahnmal nicht in seinem »Ortder Erinnerung« einzelne Schicksale.

Das Denkmal von Fritz Cremer in Buchenwald von 1958markiert einen konkreten Ort der Verfolgung und Ermor-dung. Es versucht mit den Mitteln des sozialistischen Rea-lismus’ ein Gedächtnis zu evozieren, das heute manchmalals ein ideologisch vereinnahmtes kritisiert wird. Auch diegenau komponierten großformatigen Fotos von Til Faber mitihrer technischen Brillanz werfen auf andere Weise die Frageauf, ob sie dem Vorhaben der beiden Künstler angemessensind. Diejenige Ästhetik, deren überwältigende und kalteSchönheit sie zu reproduzieren scheinen, ist historisch dis-kreditiert und verweigert sich dem Bilderverbot. Die Mittelder beiden Künstler liefern sich dem Ursprung ihres heuti-gen Anlasses aus. Inhalt und Form, Abstraktion und Konkre-tion des Projekts scheinen gegeneinander zu intervenieren.

Walter Benjamin, selbst sehr spät erst Adressat eines Denk-mals von Dani Karavan in Port Bou geworden, erinnert sich

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andere zugänglich sind. Denn das Verhältnis von Beispielund Prinzip der Erinnerung verändert sich selbst mit. WieBenjamin aus der kleinen Szene theoretischen Gewinnschlägt, verändert der Versuch der beiden ihr Verständnisder zuvor bewusst gestellten Aufgabe. Die Metapher desStaffelstabs kann täuschen, kein fertiger Gegenstand wärezu übernehmen. Er ist allererst zu formen aus dem Stoff deralten und neuen Erfahrungen, aus dem informellenGespräch und überkommenen künstlerischen Mitteln. Wersich auf das Erinnern einlässt, kann über seinen Ausgangnicht sicher sein, lehren uns auf verschiedene Weise die dreiGelehrten.

In der Geschichtlichkeit des Menschen aber erweist sich dieWahrheit der Metapher, die Erinnerung als menschlicheSelbstkonstitution bleibt auf Menschen angewiesen. PaulSpiegels Sorge wird zu unserer. Im Alter von 68 Jahren ist eram 30. April 2006 gestorben.

1938 in einem kleinen Buch an seine »Berliner Kindheit umneunzehnhundert«. Und es ist sicher kein Zufall, dass ausge-rechnet Benjamin in einem Essay über Marcel Proust dessenPoetik mit der Psychoanalyse Sigmund Freuds vergleicht.Diese beiden großen Regisseure der Erinnerung entfaltendabei allerdings eine gegenläufige Dramaturgie. Die patholo-gischen Folgen nur unwillkürlich erinnerter und vergessenerErlebnisse sollen nach Freud durch ein willkürlich-gesundesGedächtnis verhindert werden. Die Mnemopoetik Proustsdagegen will von den banalen willkürlichen Erinnerungenfort und jenseits des Vergessens das unwillkürlich-poetischeGedächtnis.An diese große jüdische Erinnerungskultur lässt sich viel-leicht Bezug nehmen, um deutlich zu machen, dass und wiedie Arbeit von Til Faber und W1353L wesentlich ein Versuchdes Erinnerns ist. Denn ihre Arbeit besteht nicht in denFotos, im Warten oder in der Dokumentation allein.Zunächst scheint es in ihr um eine Konzeptionalisierung vonErinnerung zu gehen.

Walter Benjamin schildert in einer kleinen Skizze seinesposthum erschienenen Büchleins, wie er als Kind mit inein-ander gestülpten Strumpfpaaren spielte. Wenn man in demKnäuel zweier Strümpfe die inneren Zipfel aus der durch dieanderen Enden der Strümpfe gebildeten Tasche herauszog,fiel damit zugleich auch diese Tasche zusammen. Der oftwiederholte Vorgang »lehrte mich, daß Form und Inhalt,Hülle und Verhülltes dasselbe sind«, schreibt Benjamin.Dann wäre die Form des Erinnerns nicht ohne ihren beson-deren Inhalt zu haben und bliebe von diesem infiziert.

Das könnte für die Arbeit von Til Faber und W1353L folgen-des bedeuten. Ihr Versuch, den Staffelstab der Erinnerung zuübernehmen, verfehlt notwendig sein Ziel und erreicht esparadoxerweise gerade dadurch. Indem ihr Erinnerungsan-spruch während des Projekts zerfällt wie BenjaminsStrumpfhöhle, wenn sie sich ihm in Bildern und Reflexionenvergewissern wollen, entzieht sich das Erinnern einer Objek-tivierung. Es bleibt unabgeschlossen, defizitär und subjektiv.Immer nur einzelne Bilder stellen sich ein und es bleibtoffen, ob diese bei aller Redlichkeit der beiden Künstler für

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Weimar

KonzentrationslagerBuchenwald

Richtg. Weimar

Lagertordes Häftlingslagers

Kleines Lager

12.00 Uhr

15.00 Uhr

6.00 Uhr

Abb. 2 | Lageplan des Konzentrationslagers Buchenwald mit aus-zugsweiser Darstellung des Häftlingslagers, des Kleinen Lagers,den Dokumentationsstandpunkten und deren Blickwinkeln.

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Brandenburger Tor

Behrenstraße

Eber

tstr

aße

18.00 Uhr

0.00 Uhr

6.00 Uhr

24.00 Uhr

Abb. 3 | Lageplan der Gedenkstätte in Berlin mit Darstellung derStandpunkte und Blickrichtung der Dokumentation

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Abb. 4 | Presseausweise, vacuumiert.

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Abb. 5 | »Kleines Lager«, 6.00 Uhr.

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Abb. 6 | Begegnung, 12.00 Uhr.

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Abb. 7 | Betrachtung, 18.00 Uhr.

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Abb. 8 | Drs. Max Hamburger, 2005.

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Am Sonntag den 26.02.06 führte ich mit HerrnDrs. Max Hamburger ein Gespräch zum ThemaErinnerung. Ergebnis dieses Gesprächs warenStichworte, Satzfragmente und Erinnerungs-stücke, die im nachfolgenden Text als Résumeewiedergegeben werden.

Marie-Louise Jung

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Erinnerung bedeutet für mich das Wachwerden in meinemGedächtnis von guten Menschen, die in den KZs der NazisWiderstand leisteten.

Welche Art Widerstand?

Sie widerstanden Befehlen, indem sie den Gefangenen zuessen gaben, auf die Gefahr hin, selbst bestraft zu werden. Inihnen war eine Wurzel, die ermöglichte zu differenzieren. IhrWiderstand verkörperte beides: das Risiko der Entdeckungauf sich zu nehmen, gleichzeitig dem System »einen Streichzu spielen«, es zu hintergehen.Für mich waren solche mutigen Menschen die Verkörperungdes Guten in einer feindlichen Umgebung, und so lernteauch ich zu differenzieren. Diese Differenzierung ermöglich-te mir nach dem Krieg, nach dem Überleben, im Land derTäter Freunde zu finden, Freundschaften zu schließen.

Als Moses am brennenden Dornbusch stand, wurde er vonGott aufgefordert, nach Ägypten zu gehen, um dort die jüdi-schen Sklaven zu befreien. Das Lied sagt: »Let my people go!«Moses fühlte in sich einen ganz großen Widerstand, und sei-ne Motivation Gott gegenüber fand Ausdruck in den Worten:»Ich kann nicht sprechen«, und Gott antwortete: »Ich schickeDir Deinen Bruder Aaron, der wird dann für Dich sprechen.«

Ich wurde über diesen psychologischen Sachverhalt wäh-rend einer Tagung mit dem Oberrabbiner von Großbritan-nien, Sir Emanuel Jakobwitz, sel. A., aufgeklärt. Er erzählteuns, warum Moses in Ägypten nicht sprach, später in derWüste jedoch ausgezeichnet sprechen konnte. Es lag daran,dass er zurückkehrte in ein Land, in dem er zum Tode verur-teilt worden war. – Als ich 1982 zum ersten Mal nach Aachenkam, konnte auch ich nicht sprechen, weil ich in ein Landzurückkam, wo ich zum Tode verurteilt worden war. Manwollte mich töten in Auschwitz –Birkenau.

Mit Hilfe der Freundschaft zwischen mir und dem Direktorder Bischöflichen Akademie Aachen Drs. Hans HermannHenrix, und durch unsere jahrelange Zusammenarbeitgewann ich erneut die Fähigkeit zu sprechen und die Mög-lichkeit, bei Tagungen vielen Menschen zu begegnen. Ausdiesen Begegnungen sind mir Freundschaften erwachsenmit vielen Menschen. Vor allem mit Schülern und jungenMenschen hat sich ein guter Gedankenaustausch entwickelt.

Ein großer Schock war für mich ein Erlebnis an der Evangeli-schen Akademie Arnoldsheim in Schmitten, wo jemand mirgegenüber behauptete, die Gaskammern seien eine »verbaleErfindung«, in der Realität hätten sie nie existiert.

Dialog als Erinnerunggespräch zum thema von marie-louise jung mit drs. max hamburger

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Abb. 9 | »Kleines Lager«, 1945. Mit freundlicher Genehmigung durchdas National Archives, Washington D.C.

Ich habe mich in einem Interview, das am 10. April 2005vom WDR Rundfunksender zum Thema: »Die Geschichteeines Fotos aus Buchenwald« ausgestrahlt wurde, über mei-ne Befindlichkeit nach der Befreiung aus dem KZ Buchen-wald geäußert:»Ich war in außerordentlich schlechte Zustand. Denn imMai, wenn ich in die Niederlande zurückkam, war meinGewicht 28 Kilo. Also, ich muß in Buchenwald wenigerGewicht gehabt haben. Und ich erinnere mich, daß eineNacht wußte ich, wenn ich jetzt einschlafe, werde ich dienächste Tag nicht mehr erwachen. Also, ich hab die ganzeNacht gegen die Schlaf gekämpft, denn ich wollte überleben,um nach dem Krieg als Zeuge noch weiter zu kommen. Daserinner ich mich noch ganz gut«.1

So sehe und sah ich meine Aufgabe darin, das Fundamentfür einen Dialog zu legen, damit die Erinnerung wach bleibt.

die geschichte eines fotos aus buchenwald

Aufgenommen kurz nach der Befreiung des KZ Buchenwaldist es eine der allerersten Aufnahmen aus einem Lager.Schon bald wurde das Foto in der westlichen Welt zu einemder Symbole für die Nazi-Verbrechen. Später diente es alsBeweismaterial im Buchenwald-Prozess.

»Wie ich in diese Baracke hinein gekommen bin? Ich denkemit Händen und Füßen, denn ich konnte nicht mehr normalgehen. Das war für mich nicht möglich. Ich war zu schwach.Ich erinnere mich, daß dort Amerikaner herein kamen. Undich hab sie zugeschaut. Daß er Fotos gemacht hat, da habeich keine Vorstellung mehr davon. Ich denke, sechs- oder siebenundachtzig, da kamen Studenten von einer Oberreal-schule aus Jülich zu mir, um über den Krieg mit ihnen zusprechen. Die haben das Foto mitgebracht und mich dieseFoto geschenkt. Und habe ich zum ersten Mal gesehen, daßich dort in diese Baracke lag. Wenn ich die Foto sah, dachteich ja, so war meine Zustand damals. Ich fand das eine guteSache, daß man das unterschied zwischen damals und jetzt.Schauen kann, wie ich gesund geworden bin nach so eineaußerordentlich schlechte Kondition im Konzentrations-lager. Ich fand das sehr wichtig.«2

1 | Aus einem Interview anlässlich des WDR Features Dok 5: »Die Geschichte eines Fotos ausBuchenwald« vom 10. April 2005.2 | Ebenda.

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biografie drs. max hamburger

Max Hamburger wird am 10. Februar 1920 in Amsterdam alszweiter Sohn der Eheleute Hartog und Julia Hamburgergeboren.

Das Elternhaus ist liberal-jüdisch-sozialistisch geprägt.

Der Vater arbeitet in der Diamantenindustrie. Mutter Julia istDamenschneiderin.

Der Vater stirbt am 10. Oktober 1924 – ein traumatischesErlebnis.

1930 stirbt der Bruder David an Leukämie.

Unter deutscher Besatzung darf die Mutter als Jüdin nichtmehr beschäftigt werden.

Max Hamburger besucht das Lyzeum Osterpark an der Mau-ritskade. Von seine jüdischen Schulkameraden sind fast alleumgekommen.

1938 macht er Abitur und studiert anschließend Medizin mitSchwerpunkt Anatomie. Nach der Besetzung der Niederlan-de durch die Wehrmacht ab Sommer 1942 dürfen jüdischeStudenten ihr Studium nicht fortsetzen.

Tätigkeit im Judenrat und Stelle als Assistenzarzt am Israeli-tischen Krankenhaus in der Nieuwe Keizers Gracht. Labortä-tigkeit. Er lernt Diagnosen zu stellen. Durch die Arbeit ineiner Apotheke lernt er Pillen und Salben herzustellen. Diesermöglicht ihm später bei Mithäftlingen Malaria vorzutäu-schen, um sie vor der Deportation zu retten.

Bei einer Razzia 1943 wird das ganze Krankenhaus aufgelöst.

Am portugiesischen Jüdischen Krankenhaus weigert er sichmit einem deutschen Arzt Sterilisationen an Juden vorzu-nehmen.

Im Oktober 1943 taucht er mit seiner Frau und seiner Mutterunter. Es kommt zu Kontakten zur Widerstandsbewegungum Lau Mazirel.

Bei einer Razzia werden alle drei aufgegriffen und von der SSverhört. Am 23. Dezember 1943 kommen sie ins Lager West-erbork (Transitlager für niederländische Juden zur Weiter-deportation in die Konzentrations- und Vernichtungslager).

Am 07. Februar 1944 erfährt er von seiner bevorstehendenDeportation nach Auschwitz. Er verabschiedet sich von sei-ner Mutter und sieht sie nie wieder. Julia Hamburger wirdam 06. März 1944 in Auschwitz vergast.

An seinem 24. Geburtstag erreicht er Auschwitz. Seine medi-zinische Ausbildung erspart ihm den Einsatz beim Außen-kommando

Im Mai 1944 wird er von Auschwitz über Groß Rosen nachThannhausen deportiert. Er muss im Kommando Bauma-terial in die Berge schleppen. Über die Hälfte aus seinemKommando sterben an Infektionen, Misshandlungen oderSchwäche.

Als die Rote Armee näher kommt, wird das Lager geräumt,die Insassen nach Flossenbürg deportiert. Dort wiederZwangsarbeit, Hunger, Durst und Krankheit.

Als die Alliierten näher kommen, wird auch Flossenbürggeräumt. Die Insassen müssen nach Buchenwald ohne Essenund Trinken marschieren.

Als er am 11. April 1945 von den US-Truppen befreit wird,kämpft er mit dem Tod.

Am 15. Mai 1945 wird er nach Eindhoven geflogen – seinGewicht beträgt 28 Kilogramm.

Seine Cousine hat in einem Versteck überlebt. Seine Frauwurde in Bergen Belsen befreit.

Max Hamburger ist lungenkrank – Sanato-riumsaufenthalte folgen. Familienangehö-rige in Südafrika versorgen ihn mit Anti-biotika, die in Europa nicht erhältlich sind.Dadurch retten sie sein Leben.

1947 kehren die Eheleute Hamburger nachAmsterdam zurück und bekommen vierKinder.

1953 Examen als Arzt im Fachgebiet Psy-chiatrie und Analyse. Er behandelt zwan-zig Jahre lang die Leiden der Kriegsopfer.

Die Ehe scheitert. Mit seiner zweiten Frauverlässt er 1975 Amsterdam, zieht nachLimburg und nimmt Kontakt auf zur Lehr-haustradition des Rabbiners Jaap van Gel-der.

1985 Mitbegründer der Stiftung zur Reno-vierung der Synagoge in Meersen.Dadurch wird der Abriss verhindert. Siewird renoviert und 1988 offiziell wiedereröffnet.

Das Lehrhaus Limburg wird unter LeitungMax Hamburgers zum Ort der Begegnungund lebendigen jüdischen Tradition.

Aus: Marie-Louise Jung: Der Tod hat nicht das letzte Wort. Ort,Datum. S. ???.

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Abb. 10 | Erde aus dem »Kleinen Lager«, vacuumiert.

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Abb. 11 | Kies, vacuumiert.

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Abb. 12 | Vorbereitung.

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Am 9. April 2005, dem 60. Gedenktag der Befreiung vonBuchenwald, saß ich 24 Stunden auf dem Gelände derGedenkstätte Buchenwald bei Weimar und jetzt, am 5.November 2005 befinde ich mich – wieder für 24 Stunden –im und am Stelenfeld des Mahnmales für die ermordetenJuden Europas in Berlin. Til Faber dokumentiert diesen Pro-zess. In Buchenwald traf ich mich um die Mittagszeit mitHerrn Drs. Hamburger, der dort vor 60 Jahren von den Ame-rikanern befreit wurde. Hier sitze ich alleine. Das heißt:nicht ganz. Mir zur Seite steht ein leerer Hocker, seit Buchen-wald Sinnbild für die gedankliche Anwesenheit von und Ver-bundenheit mit Max Hamburger im Rahmen unserer, hiervorgestellten Arbeit.Während dieses Sitzens und Beobachtens habe ich Zeit, mirGedanken zum Thema »Staffelstab der Erinnerung« zumachen. In Buchenwald war dies schwierig, hier fällt esleichter.

Leute laufen am Mahnmal entlang. In der Regel beachten siees zunächst gar nicht, doch die meisten bleiben irgendwannganz plötzlich stehen und schauen sich um.

»In der deutschen Sprache gibt es für die Judenvernichtungkeinen festen Begriff. Eingebürgert hat sich seit den Frank-furter Strafprozessen der 1960er Jahre Auschwitz als konkre-tes Symbol des bürokratisch geregelten Massenmordes vorallem an den Juden, aber auch anderen Minderheiten. DerAusdruck Holocaust ist aus dem Amerikanischen nachDeutschland gekommen; mit der Ausstrahlung der Fernseh-serie gleichen Namens im Januar 1979 begann er sich zügigdurchzusetzen.«1

Das Wort Holocaust kommt in seiner Wortbedeutung vondem griechischen »holo« und »kaustos«, bedeutet »ganz«

und »verbrannt«, ist als Ganzbrandopfer, also ein vollständigzu verbrennendes Opfertier zu verstehen und scheint mirdaher ziemlich ungeeignet für das, was es ausdrücken soll.Eine Ausschließlichkeit des Begriffs »Holocaust« für dieJudenvernichtung gab es lange Zeit nicht. Ursprünglich wur-de er auch auf die Bombenopfer in Hiroshima und Nagasakisowie auf Brandbombenangriffe auf andere Städte ange-wandt. »Das [der allgemeine Gebrauch des Wortes Holo-caust] wurde schließlich von der Militärzensur unterbunden;seitdem gilt der Begriff Holocaust als Sammelbegriff für dieVernichtung der Juden.«2

Warum benutzen wir überhaupt dieses abstrakte Wort, – alsChiffre? Warum sprechen wir nicht aus, was tatsächlich pas-siert ist: eine systematische und industrielle Ermordung dereuropäischen Juden durch die nationalsozialistischen Deut-schen von 1938 bis 1945? Ist zwangsläufig ein Wort an dieStelle dessen getreten, was man nicht zu fassen vermag? Oder ist es ein Abstraktum, das auch dem Vergessen dient?

Im Gegensatz dazu wird in Israel der eher säkulare, hebräi-sche Ausdruck »Shoah«, zu deutsch »Zerstörung, große Kata-strophe« verwandt. Unter den Juden und in Israel sindBegriff und Bedeutung von »Shoah« im Zuge der langenGeschichte der Judenfeindlichkeit und der damit verbunde-nen Pogrome schon vor dem Holocaust geläufig gewesen.Der Ausdruck ging daher in die UnabhängigkeitserklärungIsraels von 1948 ein. Seitdem wird er von Juden überwiegendfür dieses Ereignis verwendet.Es ist ein Faktum, dass die Zeitzeugen in den nächsten Jah-ren sterben werden, und ich frage mich, welche Konsequen-zen das haben könnte. Meine Generation ist die letzte, dieKontakt zu Überlebenden aufnehmen kann. Ich habe das

Aus dem Stelenfeldvon w1353l

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brechen tatsächlich stattgefunden hat, das Mahnmal nicht.Buchenwald ist nicht Auschwitz, es war weder ein Vernich-tungslager noch das Zentrum der Judenverfolgung. Hierwaren im Wesentlichen politische Gefangene inhaftiert. Sei-ne Bedeutung in Bezug auf den Holocaust besteht darin,dass nach der Auflösung von Auschwitz viele Juden nachBuchenwald gebracht und dort von den Amerikanern befreitwurden, unter ihnen auch Drs. Max Hamburger. Die beidenOrte unterscheiden sich für mich deutlich in Wirkung undFunktion und doch sind sie ähnlich. Beide Orte sind abstraktund unwirklich. Das Lager Buchenwald ist heute leer, einweites Feld auf dem die ehemaligen Baracken mit Steinfel-dern abstrakt angedeutet sind. Das Mahnmal ist voll, ange-füllt mit abstrakten rechteckigen Betonquadern unter-schiedlicher Größe. Geschichtlich betrachtet ist esumgekehrt. Das Mahnmal ist leer, es erzählt keine Geschich-te, es versucht nicht zu beschreiben, es ist ein willkürlicherOrt. Buchenwald hingegen ist übervoll. Aus diesem Grundefühlte ich mich in Buchenwald wie ein Beobachter, der in derGeschichte stöbert und von einer erdrückenden Stimmungüberwältigt wird. Bei meinem Treffen mit Herrn Drs. Ham-burger erlebte ich ein Gefühl der Wahrhaftigkeit. SeineAnwesenheit war Beweis dafür, dass Menschen das Unglaub-liche erleiden und weiterleben können. Auf diese Weise habeich in Buchenwald weniger vom Tod als vielmehr vom Lebenerfahren.

Plötzlich tauchen zwischen den Stelen, wie aus dem Nichts,Menschen auf, manchmal bloß Köpfe. Manche schauen ganzerstaunt, wenn ihr Blick einen anderen Besucher trifft. Anderereagieren überhaupt nicht, ihr Blick ist starr nach vorn gerich-tet. So plötzlich wie sie aufgetaucht sind, verschwinden siewieder.

Der Besuch in Buchenwald hatte für mich seinen Wert imErfahren und Begreifen, dass es für das Unbegreifliche einenkonkreten Ort gibt. Für den Versuch, einen Weg zu finden,mit dieser Tatsache und den eigenen Gefühlen umzugehen,half mir dieser Ort allerdings nicht. Für eine Auseinanderset-zung mit dem Gefühl der Scham und der Hilflosigkeit bedarfes eines anderen, eines unwirklicheren, eines abstrakteren

Gefühl, dass nach uns die Auseinandersetzung mit diesemThema eine andere Qualität haben wird. Worin liegt dabeidie Rolle der Überlebenden für die Nachgeborenen? Wennwir uns jetzt dieser Aufgabe nicht stellen, besteht die Mög-lichkeit, dass die Erinnerung still und heimlich verblasst unddas Bewusstsein für dieses Thema ein für allemal erlischt.

Besucher spielen fangen und lauern hinter den Stelen um sichgegenseitig zu erschrecken, Sie scheinen dabei einen Heiden-spaß zu haben, nicht bloß Kinder, sondern auch Erwachsene.

Im Ausland, insbesondere in den Niederlanden, wird manmanchmal unterschwellig mit dem Gefühl konfrontiert, einNazi zu sein. Woher kommt dieser Argwohn? Woher kommtdie Benommenheit, die er auslöst, obwohl man als Nach-komme nicht Täter ist, zur Tatzeit noch lange nicht geborenwar und sich seitdem vieles verändert hat? Wieso meintman sich verteidigen, sich entschuldigen zu müssen füretwas, an dem man nicht beteiligt war?

Der Holocaust ist eine Wahrheit, historisch datiert und mitzahlreichen Dokumenten und Bildern gesichert nachgewie-sen. Tatsächlich aber reicht der Verstand – zumindest mei-ner – nicht aus, um sich auszumalen, wie es möglich warund wie man bewusst mit diesem Erbe leben kann. Ebensounvorstellbar ist mir die Tatsache, dass dieses Verbrechenausgerechnet von meinen Vorfahren geplant und durchge-führt wurde.

Die meisten laufen stur geradeaus, vorne rein und hinten wie-der raus – immer der Achse entlang. Die wenigsten biegen abund wählen einen eigenen individuellen Weg. Allerdings treffeich eine Frau, die an jeder Stele die Richtung gewechselt hat,bis ihr schwindelig wurde – auch eine Möglichkeit mit derSituation umzugehen.

In unserer Beschäftigung mit dem Holocaust haben Til undich zwei sehr unterschiedliche Orte des Gedenkens besucht.Die KZ-Gedenkstätte Buchenwald in der Nähe von Weimarund das Stelenfeld des Mahnmals für die ermordeten JudenEuropas in Berlin. Buchenwald ist ein Ort, an dem das Ver-

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Ortes. Als ein solcher erweist sich für mich das so genannteHolocaust-Mahnmal. Für entscheidend halte ich dabei aberdie Reihenfolge der beiden Besuche.

Peter Eisenman – der jüdische Architekt des Mahnmals –sagt, dass der Schrecken des Holocaust nicht zu einemerkennbaren Symbol erstarren darf. Es handelt sich ebengerade nicht um etwas, »…das wir verstehen und in unsererPsyche einordnen können. Es gibt da keine Wahrheit zu ver-künden, keinen Sinn zu verschreiben. Wir können das, wasgeschehen ist, nicht begreifen. Es macht uns hilflos. Und vondieser Hilflosigkeit lässt sich im Mahnmal etwas erfahren.«3

Mir ist es an diesem Ort genauso ergangen.

Eine Reisegruppe baut sich in der äußersten Ecke gegenüberdem Café Matzke auf, dort wo das Feld beginnt, aber noch keine Stelen sind. Im Halbkreis stehen sie um die Reiseleiterinund hören zu. Eine Person tritt aus der Menge heraus, stelltsich mit dem Rücken zum Mahnmal vor der Gruppe auf,macht ein Foto und tritt zurück in die Gruppe. Unmittelbardanach ziehen sie weiter in Richtung Adlon – ein rekonstru-iertes Fünf-Sterne-Hotel am historischen Ort.

Auf den ersten Blick denkt man bei den Stelen des Mahn-mals an »Großsteingräber« oder Megalithgräber, heilige Orte,welche uns heute noch immer mancherlei Rätsel aufgeben.Beide Arten von Steinsetzungen werden mit der Astronomiein Verbindung gebracht. Dies im Hinterkopf wird man in fer-ner Zukunft und auch beim konzentrierten Durchschreitendes Mahnmals nach solchen übergeordneten Ordnungsprin-zipien suchen oder zumindest solche vermuten. Das Mahn-mal ist allerdings nicht astronomisch ausgerichtet, sonderneine Architektur ohne Zeichen, ohne Symbolik und basiertauf einer computergenerierten Zufallsberechnung. »Wirhaben ein paar Grunddaten eingegeben, und dann hat er[der Computer] zwei unterschiedliche und ganz zufälliggeformte Flächen ausgespuckt. Diese beiden Flächen habenwir übereinander gelegt und sie durch Stelen miteinanderverbunden. Die eine Fläche wurde so zum Boden des Mahn-mals, die andere markiert die Oberkante der Stelen.«4

Das Mahnmal bleibt Rätsel durch und durch. Tatsächlich

gibt es in diesem Fall keinerlei erkennbare oder nachvoll-ziehbare Anhaltspunkte für die Topografie des Geländes, dieAnzahl der Steinblöcke, die Orientierung der Reihung oderdie Schieflage einzelner Blöcke. Die Hilflosigkeit in der Suchenach Antworten und Erklärungen ist Kern des Entwurfes.»Ausmaß und Maßstab des Holocaust machen jeden Ver-such, ihn mit traditionellen Mitteln zu repräsentieren,unweigerlich zu einem aussichtslosen Unterfangen […]Unser Denkmal versucht eine neue Idee der Erinnerung zuentwickeln, die sich deutlich von Nostalgie unterscheidet.«5

Auf dem Gelände ist Rauchen sowie der Genuss alkoholischerGetränke nicht erlaubt, Campen auch nicht. Mit unsererAktion könnten wir womöglich gegen letztere Auflage versto-ßen haben. Unter den Regenschirm gekauert, tief im Innerndes Feldes, dort wo die Stelen am höchsten sind, sah ich heuteMorgen sicher ein wenig so aus wie ein campender Landstrei-cher. Passiert ist nichts, die Sicherheitsleute wussten Bescheid,wir haben ihnen von unserem Projekt erzählt. Sie waren kurzinteressiert – es war eine Abwechslung auf ihrer Runde umdas Gelände – dann sind sie weitergezogen.

Familien mit Kinderwagen hinterlassen bei mir – bezogenauf das Mahnmal – ein seltsames Gefühl. Sie passen irgend-wie nicht in die Assoziationskette. Mit tobenden Kindern istdas ähnlich. Man kann von ihnen nicht erwarten, die nöti-gen Zusammenhänge herzustellen, diesen Ort zu verstehenund sich dem entsprechend zu verhalten. Was ist das eigent-lich »entsprechendes Verhalten«? Wer legt das fest? Es istdoch sinnvoll, dass die Leute diese Fläche als einen städti-schen Platz annehmen. Die Kinder jedenfalls benehmen sichkindgerecht und neugierig, also auf ihre eigene Weise ange-messen.

Drs. Hamburger gedanklich an meiner Seite zu wissen, beru-higt mich. Dieser Ort ist erstaunlich und hervorragend geeig-net zur Kontemplation, auch wenn man geneigt ist, ständigabzuschweifen. Das liegt wohl am Thema. Es ist Zeit genug,ich bin den ganzen Tag hier. Da kann man sich dem »Thema«nicht entziehen – gut so.

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Es werden viele Fotos geschossen, die meisten mit dem Handyaus der Hüfte. Manche können sich gar nicht beruhigen undmachen ganze Serien, wissen gar nicht, wo sie die Kamerazuerst hinhalten sollen. Sie sind auf der Jagd.

Man sagt, nur in Auschwitz wurden Nummern in die Armeder KZ-Häftlinge tätowiert. Diesen Menschen wurde allesgenommen, was sie besaßen, sogar der Name, also ihre Iden-tität als menschliches Individuum. Sie wurden reduziert aufeine Nummer. Drs. Hamburger trägt auch eine, ich habe siegesehen. Sie aufzuschreiben oder zu nennen vermag ichnicht. Ich möchte ihn als Mensch in Erinnerung behalten –sein Name ist Max Hamburger.

Meine Erinnerung an Buchenwald – nüchterne Splittfelderumgeben von Wäldern – und an das Treffen dort mit HerrnHamburger ist sehr deutlich. Als ich dorthin fuhr, verstandich das Lager als ein Symbol des Leidens, durch das Treffenerinnere ich mich an einen Ort des Lebens und der Freund-schaft. Damals kam mir das selbstverständlich vor. Heute istdies anders. Es ist absurd. Auf unserem Foto vom »KleinenLager« wirkt Buchenwald so unglaublich grün und idyllisch.

Können wir Trauer empfinden über den Tod uns nahe Ste-hender hinaus? Können wir einen Verlust betrauern, der unsnicht direkt und persönlich betrifft? Verbindet uns eine Ver-lusterfahrung mit dem Holocaust? Bei der Auseinandersetzung mit diesem Thema geht es umeine fundamentale und elementare Qualität unseres Mensch-seins, die mit dem industriell organisierten Massenmordradikal in Frage gestellt wurde. Wir verbinden mit demMenschsein eine grundsätzliche Werthaltigkeit und einenmoralischen Anspruch, die der Holocaust in das Gegenteilverkehrt hat. Die von uns, der westlichen Zivilisation, alsselbstverständlich postulierte Menschenwürde als Ausdruckdes Humanismus und der Demokratie wurde unwiderruflichin Frage gestellt, geradezu aufgelöst. Wir, die nicht dabeiwaren, müssen mit dem Bewusstsein leben, dass das Unvor-stellbare möglich ist. Dies ist unwiderruflich Teil des histori-schen Erbes unserer Gesellschaft, davor können wir unsnicht verstecken.

In Daniel Kehlmanns neuem Roman Die Vermessung der Weltheißt es an einer Stelle: wenn einen die Dinge erschrecken,ist es eine gute Idee, sie zu vermessen. Vielleicht ist es das,was ich hier tue: ich vermesse meine Gedanken zum ThemaHolocaust.

Viele Leute wirken sehr beeindruckt und bringen dies auchlauthals zum Ausdruck. Überhaupt wird viel geredet. Überden Holocaust sprechen sie allerdings nicht. Vielleicht sitze ichja an der falschen Stelle. Vielleicht müssen die Besucher aucherst Distanz zu Ort und Erfahrung aufbauen, um rückwirkenddarüber zu sprechen. Vielleicht denken sie auch einfach nachund behalten es für sich. Obwohl, einmal ist da jemand, dersagt: »Weißt du, das ist ein Thema«. Nach einer Pause atmeter hörbar aus. Worum es tatsächlich geht, ist mir nichtbekannt. Aber es gibt mir zu denken. Vielleicht sind es ja dieSchweiger, die sich mit dem Thema beschäftigen – still fürsich. Wird uns das helfen?

Mit meinen Großeltern habe ich nie ausführlich über die NS-Zeit gesprochen. Mütterlicherseits sind sie zu frühgestorben. Väterlicherseits habe ich nur meine Großmutterund ihren zweiten Mann gekannt. Sie beide wussten angeb-lich nichts und gegen Hitler waren sie auch – wie alle. Werhat ihn damals eigentlich gewählt? Wie hat man esgeschafft, die Juden still und heimlich an der Bevölkerungvorbei und zur Deportation zu schmuggeln, noch dazu amTage und mitten in den Städten? Wie konnte man überse-hen, dass sie mit gelben Sternen gezeichnet waren, dass esOrte und Läden gab, zu denen sie keinen Zutritt hatten?Mein Großvater sprach wenn es um den Krieg ging eigent-lich nur über Stalingrad und seine Kriegsgefangenschaft.Er hatte also sein eigenes Trauma zu verarbeiten, für weitereGedanken war da kein Platz. Meine Großmutter hatte etwasgegen Juden, warum habe ich nie herausbekommen. InAnbetracht dessen, dass sie einen jüdischen Namen trug,erscheint mir das nach wie vor seltsam. Über den Holocaustwie über das NS-Regime haben wir im Grunde nie ernsthaftgesprochen. Vielleicht hätten wir es tun sollen, jetzt ist es zuspät.

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Gerade kommen aus dem Stelenfeld zwei junge Frauen meinesAlters. Sie sehen aus, als ob sie »shoppen« gehen. Sie plaudernüber ihren Chef und den »Tratsch« der letzten Woche. Füreinen Augenblick kommt mir der Gedanke, vielleicht funktio-niert das Stelenfeld ja doch nicht. Doch je länger ich darübernachdenke, umso deutlicher nährt sich ein ganz anderer Ver-dacht. Das Mahnmal ist gut, wir sind es, die nicht funktionie-ren, wir sind so abgebrüht und satt.

»Es ist geschehen, also kann es wieder geschehen, darin liegtder Kern dessen, was wir zu sagen haben.« Dieses Zitat von Primo Levi steht am Eingang des unterirdi-schen Informationszentrums geschrieben. Es könnte nichtwieder geschehen, darin war ich mir immer sicher. Denn wirhaben uns geändert und wissen um das, was passiert ist.Wenn man die aktuellen Nachrichten hört, weiß man, dasses bei uns bezüglich Moral und Menschenrechte nichtbesonders gut aussieht. Das mag – in Anbetracht des Holo-caust – banal klingen, bezeichnet aber eine Haltung, die derAnfang von etwas in Zukunft sich exponentiell Steigerndembedeuten könnte: Skrupellose Geschäftemacher haben 160Tonnen verdorbenes Fleisch neu verpackt, mit falschemHaltbarkeitsdatum ausgezeichnet und in Umlauf gebracht.Betreiben die USA im osteuropäischen Raum geheimeGefangenenlager, in denen vermeintlich mutmaßliche Terro-risten gefoltert werden? Dies ist bemerkenswert, da Folter inden USA genauso wie in Westeuropa verboten und nicht mitdem westlichen Grundsatz der Unantastbarkeit der Men-schenwürde vereinbar ist. Als ich im Stelenfeld saß, fing ichan zu zweifeln – es ist nicht vorbei. Es kann wieder gesche-hen, überall und zu jeder Zeit, wir müssen auf der Hut sein.

Einige Besucher verlieren sich und rufen die Namen der Verlo-rengegangenen. Das stört gewaltig und ist dabei so bezeich-nend. Im Grunde ist es fantastisch. Dieser Ort ist so klar undaufgeräumt, so übersichtlich, dass man sich schneller aus denAugen verliert, als man denken kann. Ein Bauwerk, das aus-schließlich aus Gängen besteht und kein schützendes Dachhat. Gewaltige Stützpfeiler, die nichts Materielles tragen, unddoch tragen sie eine enorme Last, die Last des Gedenkens, dieman nicht sieht, aber fühlen kann. Man kann sich hier nicht

verstecken und wird doch verschluckt, sobald man das Stelen-feld betritt.

Meine Generation trifft keine Schuld am Holocaust. Nachunserem westlichen Kulturverständnis macht der BegriffErbschuld keinen Sinn. Nichtsdestotrotz sind wir Teil einer Gesellschaft, die ein kulturelles und historisches Erbe trägt,zu dem auch die Konzentrations- und Vernichtungslagergehören. Mit diesem Vermächtnis sollten wir bewusst umge-hen. Für mich stellt sich dabei das Empfinden von Schamüber den Holocaust ein. Scham ist etwas Leises, das imInnern stattfindet. Deswegen bietet für mich das Mahnmal,das einen unendlichen Innenraum darstellt, ein gewissesPotential als Ort einer bewussten Auseinandersetzung mitdem Gefühl der Scham, der Sammlung und der Konzentra-tion.

Herr Dr. h.c. Paul Spiegel6 spricht in seiner Gedenkrede zum60. Jahrestag der Befreiung von Buchenwald von einem Staf-felstab der Erinnerung. Ist sein geforderter Ansatz der unse-rer künstlerischen Arbeit, wenn ja, mit welcher Konsequenz?Im Grunde müsste man gründlich recherchieren und HerrnDrs. Hamburger viele unangenehme Fragen stellen, um das,was er erlebt hat, authentisch wiedergeben zu können. Aberwas bedeutet in diesem Zusammenhang authentisch?Authentisch um welchen Preis? Bestimmte Fragen möchteich ihm gar nicht stellen. Ich hätte dann das Gefühl, mich anseinem Leid zu laben, nur um spektakuläre Daten sammelnzu können. Mir geht es darum, ihm zuzuhören, egal was erzu sagen hat, und ich werde ihn nicht zitieren. Nur übermeine Gefühle und Erinnerungen im Rahmen der Ausein-andersetzung möchte ich sprechen.Zwar sind wir die letzte Generation, die den ÜberlebendenFragen stellen kann, bevor sie und mit ihnen die persönlicheErinnerung sterben werden, doch das ist wohl nicht aufzu-halten. Die Erinnerung der Zeugen wird verschwinden, sotraurig das auch sein mag. Was nicht verschwinden wird, istaber die Erinnerung an Menschen, die vom Holocaust per-sönlich betroffen waren. Solange es Menschen gibt, die sichan Herrn Drs. Max Hamburger erinnern, solange lebt ein Teilderer fort, die zu verschwinden im Begriff sind. Es gibt aus

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An die NS-Zeit oder an die Konzentrationslager können wir,die Nachgeborenen uns nicht erinnern, da waren wir nichtdabei. Diesen Staffelstab können wir nicht weiter tragen.An die Treffen mit Max Hamburger in Buchenwald und beiihm zu Hause kann ich mich dahingegen sehr gut erinnern,darin liegt mein Staffelstab. Vor allem erinnere ich mich andas mulmige Gefühl vor unserem ersten Treffen. Ich hatte so viele Fragen, die ich alle nicht gestellt habe. Ich empfandScham, fast wollte ich mich davor drücken. Marie-LouiseJung ist mit mir nach Visé (Belgien) gefahren, dort wohntHerr Hamburger heute. Sie hat mich ihm vorgestellt undalles kam ganz anders, als ich gedacht hatte. Im Grunde hatte ich mir gar nicht ausgemalt, wie es sein könnte, ichfühlte einfach Unbehagen. Als mich Max Hamburgerbegrüßte, voller Freude und Herzlichkeit, verschwand dieses Unbehagen und es ist mir während der gesamtenArbeit an diesem Projekt nicht mehr begegnet.

Dass ein solches Verbrechen nie wieder passieren wird,glaube ich nicht, genauso wenig, dass es nur ein deutschesPhänomen ist. Es kann jederzeit und überall passieren undmeine gedankenlose und selbstverliebte Generation halteich, trotz aller Aufklärung, für gefährdeter als jede vorher.Ich hoffe, dass wir niemals wirklich auf die Probe gestelltwerden.

Hat das Treffen mit Max Hamburger mich für den Ernstfallgegen den Virus des »Wegsehens« immunisiert? Wird dasErinnern in mir die Kraft, handeln zu können, freisetzen?

dieser Lage keinen Ausweg. Das Erinnern wird sich verän-dern. Verliert es damit seine Qualität? Es wird in Zukunft einanderes Erinnern geben, aber das bringt die Zeit nun einmalmit sich. Entscheidend ist, dass das Erinnern der Zeugennicht von einem Vergessen der Nachgeborenen, sondern von einer anderen Form des Erinnerns abgelöst wird. Selbstwenn es nicht viel gibt, was wir zum Erinnern beitragen kön-nen, müssen wir es versuchen, selbst wenn es aussichtsloserscheint.Warum sollte man etwas tun, was aussichtslos erscheint?Weil es unsere Pflicht ist, es zu versuchen. Für mich ist esdurch das Treffen jedenfalls zu einer Pflicht geworden, darü-ber zu sprechen, einen Ausdruck für die Auseinandersetzungzu finden und daran zu erinnern, dass es ein Thema gibt,welches wir nicht vergessen dürfen.Wie soll man dieses – zum Scheitern verurteilte – Unterfan-gen künstlerisch fassen? Til und mein Ansatz ist, den Ver-such der Auseinandersetzung zu dokumentieren, über Schei-tern zu sprechen, und zum Ausdruck zu bringen, dass wirdie Hoffnung nicht aufgeben.

Es ist mir wichtig, einen persönlichen Ansatz gefunden zuhaben, und die Last der Auseinandersetzung erscheint mirso leichter tragbar. Drs. Max Hamburger lebt, ich habe ihngetroffen und gesprochen. Diese Erfahrung war nichtumsonst, sie hat mir viel gegeben, und ich habe den Ein-druck, dass unsere Begegnung auch ihm wichtig ist. Wennich mich in meiner Situation auch hilflos fühle, so kann ichmich doch erinnern.

Nach Buchenwald und Auschwitz fährt nur, wer sich dem Thema stellen will. Hier im Herzen der Stadt Berlin wird manvom Mahnmal plötzlich aus dem Alltag gerissen. Ist manauch nur für einen Augenblick irritiert, ist schon etwaserreicht.

Verstehen ist nicht möglich. Diese Form der Erlösung dürfenwir nicht erwarten, darum geht es nicht. Nicht um Verste-hen, nicht um Bewältigen oder Verarbeiten auch nicht umErlösung, sondern um das Erinnern.

1 | Aus: Volker Zastrow FAZ 27.01.05 Politik, S. 3.2 | Ebenda.3 | Aus: Peter Eisenman im Interview mit Hanno Rauterberg: Ich war ein Nichts. DIE ZEIT, Feuilleton, 9.12.044 | Ebenda.5 | http://www.stiftung-denkmal.de/dasdenkmal/stelenfeld/?highlight=eisenman6 | Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, † 30. April 2006

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Abb. 18 | Stühle im Stelenfeld.

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Das ist Blindtext.putrid chrysanthemums annoyingly tickled five cats. TheJabberwocky grew up. Five bourgeois wart hogs auctioned offthe progressive Jabberwocky. Umpteen quite bourgeois orifi-ces quickly untangles Kermit, yet two dwarves easily towedorifices, because umpteen slightly irascible mats untanglesthe dwarves. One ticket grew up, even though two subwayslaughed, however cats gossips. Five purple dogs ran awaycomfortably, because one almost silly bureau bought thequixotic subways, and umpteen chrysanthemums auctionedoff the obese lampstand, because putrid trailers towed Min-nesota, but two slightly speedy aardvarks auctioned offumpteen lampstands, because the pawnbroker noisily sacri-ficed one purple poison. The silly fountain bought lamp-stands. Umpteen speedy Klingons annoyingly perused fivequixotic aardvarks. Phil gossips very noisily. Jupiter marriesfountains.

Five Jabberwockies telephoned the quite progressivetelevisions, and five Macintoshes towed umpteen Klingons.Five Jabberwockies tickled wart hogs. The fountain mostlyquickly towed Mark, because mats noisily kisses Tokyo. Fiveslightly speedy chrysanthemums easily bought the mostlyobese elephant. Umpteen mats auctioned off the trailer, andone dwarf drunkenly bought umpteen mats.

Five angst-ridden dogs abused Minnesota.Two fountains telephoned the putrid bureaux.Two purple subways noisily fights one putrid aard-

vark. The chrysanthemum kisses almost schizophrenic poi-sons, even though five speedy lampstands untangles thepawnbroker, yet five slightly silly mats auctioned off onevery bourgeois aardvark. Five lampstands comfortably tick-led umpteen Macintoshes, even though Mark telephonedtwo tickets, however the mostly schizophrenic bureaux noi-

sily towed one almost angst-ridden cat, although Pluto laug-hed. Five televisions telephoned Jupiter, and one bourgeoispoison laughed extremely quickly. Schizophrenic dogs com-fortably telephoned five sheep, yet the bourgeois trailers kis-ses one aardvark, even though the Jabberwockies annoyinglysacrificed five aardvarks, however umpteen obese bureauxtelephoned one wart hog, and two dogs kisses the dwarf, alt-hough two angst-ridden Klingons partly quickly perused fivesheep. Minnesota fights the televisions. Two almost obesesubways sacrificed five speedy poisons. One progressive sub-way cleverly telephoned cats, and one bureau untangles theJabberwocky. Two silly dogs towed umpteen quite obese warthogs. One Klingon laughed.

The speedy subway abused five obese botulisms.The partly schizophrenic television sacrificed one bourgeoisKlingon, although umpteen chrysanthemums drunkenlytickled the sheep. Five mats ran away. Umpteen schizophre-nic Macintoshes kisses two fountains, and Batman boughtumpteen sheep, even though Phil comfortably towed twoprogressive chrysanthemums. Five tickets marries two trai-lers, however five orifices grew up drunkenly, because twomats ran away noisily. Five chrysanthemums grew up, eventhough Mark quickly marries one pawnbroker, however Mer-cury comfortably tastes the obese mats, even though Jupiternoisily auctioned off two tickets, although subways fightsfive mostly speedy chrysanthemums. One dwarf abused thebourgeois sheep, yet Mark tickled five very angst-riddenMacintoshes, and the television laughed. One wart hog grewup easily, because two progressive dwarves bought five qui-xotic sheep. The lampstand lamely tastes speedy televisions,then two slightly irascible trailers laughed. Springfielduntangles umpteen subways. Five obese Macintoshes kissestwo Klingons.

Titel

von thomas klemm

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tim kellner1976 am 21. März in Dresden geboren

1984–1994 Mitglied des Dresdner Kreuzchores

1998–2003 Grafik-Design-Studium, »Fachschule für

angewandte Kunst« in Heiligendamm

2000–2001 Praxissemester beim renommierten

englischen Fotografie-Magazin

»Creative Camera« in London

2005 Gründung des »Netzwerks für

Neue Subjektive Fotografie«

seit 2005 Kursleiter für »Fotografie als künstlerisches

Ausdrucksmedium« an der Kunstschule Rostock

2006 Künstlerischer Leiter des Kunstvereins

Roter Pavillon Bad Doberan

Ausstellungen und Stipendien

2002 »Kruzianer – eine Weise über Stolz«,

SW-Fotografie, Kreuzkirche zu Dresden

2002 »Italienische Reise«, Fotografie als

work in progress in der Wismarer

Hochschule

2003 »Zeitgeist Unbehagen / Discontent

Zeitgeist«, mit W1353L unter dem

Pseudonym »Til Faber«, Fotografie und

Installation, Galerie Block20, Wismar

2003 »londontown«, Gummidruckarbeit,

Kunstküche, Galerie Remscheid, Galerie

Jule Müller, Bad Doberan

2003 »Glaube Liebe Hoffnung / Religiöse

Erfahrungen«, mit Marc Grümmert,

Heiligendamm

2004 Stipendiat der Hansestadt Rostock

2005–2008 »Absage an die Wirklichkeit – Subjektive

Positionen zeitgenössischer Fotografie«,

Ausstellungsreihe in Deutschland und Übersee

2005 Reisestipendium des Landes Mecklenburg-

Vorpommern für eine Studienreise nach

Australien

2006 »Glaube Liebe Hoffnung«, Kunstverein

Riebnitz-Damgarten

marc wiesel1973 am 22. Februar in Neuwied am Rhein geboren

1989–1993 Aquarell und Zeichnung, Bonn

1989 Ausstellung mit Gerd Winter,

Hennef-Sieg (privat)

1994 unsittliche Eingriffe, Eindhoven (ugöR),

[D.Cheers]

1993–1994 »Klangfarbe«, Köln (ugöR),

[Selbstversuch-K]

1996–1998 »Klangfarbe« II, Köln/Bonn (ugöR)

[Selbstversuch-K]

1998 der nötige rahmen – 3 tage fisch,

Wismar (ugöR), [architeknik-temporär]

mit L. Koerner und M. Kotte;

1998 Rothmaler und Studenten,

Weiden (Bayern)

1999 »dank sagen – kommunikation«,

Dokumenta X, Kassel (ugöR),

[architeknik-temporär] mit L. Koerner

2000 Assistenz bei Dieter Fröse, Kunstverein

Wismar, »Hören Sagen« Videoinstalla-

tion in der Georgenkirche zu Wismar

2001 »Architektur in Patronenzeit Teil I«,

Diplom der Architektur, Wismar

2001–2002 Computer Animation, Hamburg (AEP),

[Pin2747]

2002 unsittliche Eingriffe II, Hamburg

(ugöR), [D.Cheers]

2003 »Zeitgeist Unbehagen / Discontent

Zeitgeist« mit Til Faber, Galerie

Block20, Kunstverein Wismar,

[W1353L]

2003 »Architektur in Patronenzeit Teil II,

Does the »A« rock oder what is the

Matrix?”, Bauakademiepreis, [Why5?]

2004 Master of arts, Wismar

ugöR = ungeladene Arbeiten im öffentlichen

Raum; Pseudonyme stehen in eckigen

Klammern

impressum

Konzeption, Fotografie und Layout: Kellner&Wiesel

Alle Rechte der Texte bei den Autoren.

Druck und Bindung: Printmix24, Bad Doberan

Alle Rechte vorbehalten. © 2006

marie-louise jung

kurzbio

steffen lorenz

kurzbio

Wir bedanken uns ganz herzlich für die Beiträge und

Unterstützung der Textautoren und bei allen, die uns

bei der Arbeit an diesem Projekt geholfen haben.

Tim Kellner und Marc Wiesel


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