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Thieme: Siegenthalers Differenzialdiagnose. Innere...

Date post: 30-Jan-2020
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Vorwort Mit der 20. Auflage der internistischen Differenzialdiag- nose wird die jahrelange Tradition um stetige Erneuerung fortgesetzt. Im Herbst 2010 ist mein geschätzter Vorgän- ger, Professor Dr. med. Dr. h.c. Walter Siegenthaler, im Alter von 86 Jahren verstorben. Er hatte das Werk seit der 12. Auflage von 1972 als Herausgeber von Professor Robert Hegglin übernommen und mit Klarsicht, Über- blick, Weisheit und Entschiedenheit noch bis kurz vor seinem Tod zu dem weiter entwickelt, was es jetzt ist, nämlich einem Major Textbook, einem Standardlehr- werk der Inneren Medizin. Walter Siegenthaler war ein hingebungsvoller Arzt, ein breit interessierter Wissen- schaftler und ein begabter Lehrer. Dafür gebührt ihm größter Dank und Anerkennung. Die nun vorliegende Auflage soll nun wieder eine neue Generation von Ärzten und Ärztinnen in ihrer Fort- und Weiterbildung begleiten und dem Lernverhalten von sehr internet-affinen Studenten durch didaktisch ansprechen- de Elemente entgegenkommen. Das Führen vom Symptom zur richtigen Diagnose ent- scheidet über eine korrekte Prognoseeinschätzung sowie die Einleitung weiterer Maßnahmen für eine angemesse- ne Therapie. Der Weg vom Symptom oder einer unklarer Erkrankung hin zur Diagnose ist meist kein linearer Pro- zess. Erste Hypothesen werden schon bei Anblick und der Begrüßung des Patienten gebildet und im Rahmen des ärztlichen Gesprächs innerhalb kürzester Zeit vertieft. Beim erfahrenen Arzt steuern diese Arbeitshypothesen das Erheben der weiteren Anamnese und den Verlauf der Untersuchungen. Dieser differenzialdiagnostische Prozess basiert auf erworbenes Wissen, Erfahrung sowie auf fol- genden vier Kernelementen: Differenzialdiagnose auf Grund der Körperregion Kenntnisse der Nosologie Überlegungen zur Pathophysiologie Assoziationen, Intuition und Erfahrung In dieser Auflage wurde versucht diese Kernelemente transparent zu visualisieren. Dazu haben wir den differenzialdiagnostischen Prozess für die vorliegende Auflage durch moderne Navigations- systeme, Tabellen, Algorithmen, Schemata und reiche Be- bilderung (siehe auch Hinweis zum Differenzialdiagnose- Navigator auf folgenden Seiten) systematisch für jedes Kapitel entwickelt und abgebildet. Dadurch sollen En- gramme und schnelle Referenzen für ein rationelles diffe- renzialdiagnostisches Denken und Vorgehen im Sinne von einprägsamen Spickzettelngeschaffen werden. Neben der Vollständigkeit haben wir dabei auch auf die Gewich- tung von Diagnosen geachtet und Aspekte grundlegender Entscheidungen beim Patientenmanagement integriert. Zudem wurden alle Teile des Buches, also auch die Struk- turierung der Kapitelinhalte, die systematische Nosologie und die differenzialdiagnostisch relevante Pathophysio- logie sowohl evidenz- als auch erfahrungsbasiert neu auf- gearbeitet. Mein Dank gilt an dieser Stelle daher allen bisherigen und den neu hinzugekommen Autoren, ohne deren Bemühun- gen und Engagement die aufwendige Überarbeitung der einzelnen Buchkapitel nicht möglich gewesen wäre. Ob- wohl die Kapitel weitgehend neu bearbeitet worden sind, werden die früheren Bearbeiter erwähnt, falls Textpassa- gen, Abbildungen oder Tabellen aus Vorauflagen über- nommen wurden. Ein wichtiges Ziel des Buches ist ebenfalls, durch die oben erwähnten Kernelemente Relevantes für die unterschied- lichen Prüfungen im langen Werdegang des Arztes oder Ärztin in einem Buch zusammenfassend und integrativ darzustellen so wie es der Alltagssituation und moder- ner Prüfungssystematik entspricht. Last but not least soll das Buch indirekt unseren Patienten und Patientinnen dienen, indem wir professionell und zeitgemäß ausgebildete Studierende sowie Ärzten und Ärztinnen in ihrer Weiterbildung unterstützen. Mit dem Blick auf unsere erkrankten Mitmenschen wurde dieses Buch auch für künftige Generationen überarbeitet. Prof. Dr. med. Edouard Battegay, FACP Klinik und Poliklinik für Innere Medizin UniversitätsSpital Zürich Zürich, November 2012 5 Battegay, Siegenthalers Differenzialdiagnose (ISBN 978313344820-8), © 2013 Georg Thieme Verlag KG
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Page 1: Thieme: Siegenthalers Differenzialdiagnose. Innere ...content.schweitzer-online.de/static/catalog_manager/live/media_files/representation/zd...Pleuritis/Pleuro p neu m o n ie Refluxösopha

Vorwort

Mit der 20. Auflage der internistischen Differenzialdiag-nose wird die jahrelange Tradition um stetige Erneuerungfortgesetzt. Im Herbst 2010 ist mein geschätzter Vorgän-ger, Professor Dr. med. Dr. h. c. Walter Siegenthaler, imAlter von 86 Jahren verstorben. Er hatte das Werk seit der12. Auflage von 1972 als Herausgeber von ProfessorRobert Hegglin übernommen und mit Klarsicht, Über-blick, Weisheit und Entschiedenheit noch bis kurz vorseinem Tod zu dem weiter entwickelt, was es jetzt ist,nämlich einem „Major Textbook“, einem Standardlehr-werk der Inneren Medizin. Walter Siegenthaler war einhingebungsvoller Arzt, ein breit interessierter Wissen-schaftler und ein begabter Lehrer. Dafür gebührt ihmgrößter Dank und Anerkennung.

Die nun vorliegende Auflage soll nun wieder eine neueGeneration von Ärzten und Ärztinnen in ihrer Fort- undWeiterbildung begleiten und dem Lernverhalten von sehrinternet-affinen Studenten durch didaktisch ansprechen-de Elemente entgegenkommen.

Das Führen vom Symptom zur richtigen Diagnose ent-scheidet über eine korrekte Prognoseeinschätzung sowiedie Einleitung weiterer Maßnahmen für eine angemesse-ne Therapie. Der Weg vom Symptom oder einer unklarerErkrankung hin zur Diagnose ist meist kein linearer Pro-zess. Erste Hypothesen werden schon bei Anblick und derBegrüßung des Patienten gebildet und im Rahmen desärztlichen Gesprächs innerhalb kürzester Zeit vertieft.Beim erfahrenen Arzt steuern diese Arbeitshypothesendas Erheben der weiteren Anamnese und den Verlauf derUntersuchungen. Dieser differenzialdiagnostische Prozessbasiert auf erworbenes Wissen, Erfahrung sowie auf fol-genden vier Kernelementen:● Differenzialdiagnose auf Grund der Körperregion● Kenntnisse der Nosologie● Überlegungen zur Pathophysiologie● Assoziationen, Intuition und Erfahrung

In dieser Auflage wurde versucht diese Kernelementetransparent zu visualisieren.

Dazu habenwir den differenzialdiagnostischen Prozess fürdie vorliegende Auflage durch moderne „Navigations-systeme“, Tabellen, Algorithmen, Schemata und reiche Be-bilderung (siehe auch Hinweis zum Differenzialdiagnose-Navigator auf folgenden Seiten) systematisch für jedesKapitel entwickelt und abgebildet. Dadurch sollen En-gramme und schnelle Referenzen für ein rationelles diffe-renzialdiagnostisches Denken und Vorgehen im Sinne von

einprägsamen „Spickzetteln“ geschaffen werden. Nebender Vollständigkeit haben wir dabei auch auf die Gewich-tung von Diagnosen geachtet und Aspekte grundlegenderEntscheidungen beim Patientenmanagement integriert.Zudem wurden alle Teile des Buches, also auch die Struk-turierung der Kapitelinhalte, die systematische Nosologieund die differenzialdiagnostisch relevante Pathophysio-logie sowohl evidenz- als auch erfahrungsbasiert neu auf-gearbeitet.

Mein Dank gilt an dieser Stelle daher allen bisherigen undden neu hinzugekommen Autoren, ohne deren Bemühun-gen und Engagement die aufwendige Überarbeitung dereinzelnen Buchkapitel nicht möglich gewesen wäre. Ob-wohl die Kapitel weitgehend neu bearbeitet worden sind,werden die früheren Bearbeiter erwähnt, falls Textpassa-gen, Abbildungen oder Tabellen aus Vorauflagen über-nommen wurden.

Ein wichtiges Ziel des Buches ist ebenfalls, durch die obenerwähnten Kernelemente Relevantes für die unterschied-lichen Prüfungen im langen Werdegang des Arztes oderÄrztin in einem Buch zusammenfassend und integrativdarzustellen – so wie es der Alltagssituation und moder-ner Prüfungssystematik entspricht.

Last but not least soll das Buch indirekt unseren Patientenund Patientinnen dienen, indem wir professionell undzeitgemäß ausgebildete Studierende sowie Ärzten undÄrztinnen in ihrer Weiterbildung unterstützen. Mit demBlick auf unsere erkrankten Mitmenschen wurde diesesBuch auch für künftige Generationen überarbeitet.

Prof. Dr. med. Edouard Battegay, FACPKlinik und Poliklinik für Innere MedizinUniversitätsSpital Zürich

Zürich, November 2012

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Battegay, Siegenthalers Differenzialdiagnose (ISBN 978313344820-8), © 2013 Georg Thieme Verlag KG

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• Der Thoraxschmerz ist das Leitsymptom von drei wich-

tigen Notfällen der Inneren Medizin, dem Myokardin-

farkt/akuten Koronarsyndrom, der Lungenembolie und

der Aortendissektion. Ein rasches Vorgehen ist beim

akuten Thoraxschmerz daher unabdingbar.

• Eine exakte Anamnese hinsichtlich Art (Druck, reißend,

atemabhängig), Dauer und Lokalisation der Schmerzen

sowie weiterer Leitsymptome (v. a. Dyspnoe) bzw. Be-

Kernpunkte• Thoraxschmerzen können nach den sie verursachenden

Organsystemen eingeteilt werden in von Herz, Pleura

und Lunge, Aorta sowie Ösophagus ausgehende Schmer-

zen. Hinzu kommen muskuloskelettale, durch Nerven-

reizungen hervorgerufene und akute sowie chronische

funktionelle Thoraxschmerzen.

gleitsymptome (Übelkeit, neurologische Ausfälle) er-

laubt in vielen Fällen eine Zuordnung zu den verschiede-

nen Organsystemen.

• Zur Diagnostik eines unklaren akuten Thoraxschmerzes

gehören immer die Aufzeichnung eines Elektrokardio-

gramms sowie die Enzymdiagnostik (Serummarker für

Myokardschädigung). Bei dringendem Verdacht auf

eine größere Lungenembolie oder eine Aortendissektion

ist eine Spiral-CT indiziert.

• Eine rasche Diagnosestellung ist entscheidend, um eine

zeitgerechte und korrekte Therapie einleiten zu können.

Kernpunkte am Kapitelanfang ermöglichen den schnellen Kapiteleinstieg.

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Tab. 6.5 Triage bei Thoraxschmerzen.

)eleipsieB(lleizepSniemegllA

Intensivpflichtig (und Indikation

zur Notfalltherapie)

• massiv beeinträchtigter Patient mit Gefährdung

der Vitalfunktionen

• Schock, massive Dyspnoe, Tachkardie

• akutes Koronarsyndrommit schwerer

Pumpfunktionsstörung (kardiogener

Schock) oder schweren Herzrhythmus-

störungen (z.B. anhaltende ventrikuläre

Tachykardie)

• akutes Koronarsyndrommit ST -Hebung

• massive Lungenembolie

• Aortendissektion

Hospitalisation (und rasches

therapeutisches Vorgehen)

• Patient mit einem hohen Risiko für einen

Myokardinfarkt in den nächstenTagen

• stark beeinträchtigter Patient mit akut auf-

getretener Symptomatik und Begleitsymptomen

• Patient mit Komorbiditäten, die sich durch die

Symptomatik verschlechtern könnten

• Pneumothorax

• akutes Koronarsyndrom ohne

ST-Hebungmit hohem Risiko nach

Stratifizierung

• kleinere Lungenembolie

• Pleuritis/Pleuropneumonie bei älteren

Patienten mit z.B. Herzinsuffizienz

Ambulante Klärung • gering beeinträchtigter Patient mit chronischer

Symptomatik

• chronisch stabile Angina pectoris

• Perikarditis ohne Perikarderguss

• muskuloskelettale Thoraxschmerzen

„Eine Diagnose ist immer vorläufig,das differenzialdiagnostische Denken ein Prozess“

(Merksatz aus Kapitel 1 von M.Battegay, B.Martina und E.Battegay)

Der Weg von der unklaren Erkrankung zur Diagnose ist vielfach kein linearer Prozess. Der DD-Navigator unterstützt das notwendigeassoziative Denken durch strukturierte tabellarische Übersichten und einprägsame Grafiken und führt Sie in allen Kapiteln sicher durchden komplexen und mehrschichtigen Prozess der Diagnosefindung.

Notfall!In lebensbedrohlichen Situationen hilfteine klare Notfall-Triage beim raschen Handeln.

„Häufige Krankheiten sind häufig“:Dennoch jederzeit bereit sein,die Erstdiagnose zu hinterfragen und seltene aber folgenreiche Ursachen nicht zu übersehen.

AnamneseWelche Fragen müssen wie gestellt werden? Eine exakte Anamneseermöglicht oft eine erste Zuordnungzum entsprechenden Organsystem.

DifferenzialdiagnoseWelches Leitsymptom? Welche generelle Symptomatik ist darüber hinaus zu erwarten?Welche Differenzialdiagnosenkommen in Frage?

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Tab. 6.1 Differenzialdiagnose der Thoraxschmerzen.

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Herz

Angina pectoris

(Myokardischämie)

dumpfes Druckgefühl,

„wie ein schweres Gewichtauf der Brust “ , Klemmen,

Ziehen und Brennen

stabile Angina pectoris: kurz

dauernd < 5min

instabile Angina pectoris:

wechselhaft 5 – 20min bis an-

haltend

retrosternal, linksthorakal oder

ringförmig, ausstrahlend in Schul-

ter/Arm (links > rechts, meist

ulnarseitig), Hals/Unterkiefer,

Oberbauch (selten Rücken)

Myokardinfarkt vernichtendes Druck- und

Engegefühl, Dyspnoe

abrupter Beginn,

meist > 30min andauernd

retrosternal, ausstrahlend

Stresskardiomyopathie

(Tako-Tsubo-Syndrom)

vernichtendes Druck- und

Engegefühl, Dyspnoe

abrupter Beginn, oft nach

emotionalem Stress, > 30min

anhaltend

retrosternal, ausstrahlend

Pericarditis sicca scharf, stechend, schneidend

atem-, positions- und bewe-

gungsabhängig (Schmerz-

zunahme im Liegen und bei

Husten und Inspiration)

über Stunden anhaltend oft retrosternaler Beginn, oft

Ausstrahlung in Nacken, Schulter

Aortenklappenstenose belastungsabhängiges

dumpfes Druckgefühl, oft

mit Dyspnoe verbunden

kurz dauernd 5 – 10min siehe Angina pectoris

Tab. 6.4 Diagnostik bei akutem Thoraxschmerz.

Praktisches Vorgehen

Anamnese (Art, Dauer, Lokalisation, Begleitsymptome, schmerz-

auslösendeUmstände, schmerzlinderndeMaßnahmen)

Körperliche Untersuchung (RR, Puls seitenvergleichend

[Aortendissektion!], Auskultation Herz und Lunge)

EKG (12 Ableitungen)

Labor: Enzymdiagnostik: Creatinkinase (CK und CK -MB),

Troponin-Toder Troponin-I, GOT, LDH; D -Dimere

Thoraxröntgenaufnahme

Weiterführende Diagnostik abhängig von der sich hieraus

ergebenden Verdachtsdiagnose:

• Koronarangiografie

• Spiral-CT

• transösophageale Echokardiografie

gefühl, Dyspnoe emotionalem Stress, > 30min

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Schmerz-Tab. 6.2 Häufigste und folgenreiche seltene Ursachen von Thoraxschmerzen (Auswahl!).

)melborP(nehcasrUehcierneglof,enetleSnehcasrUetsgifuäH

• stabile Angina pectoris

• Myokardinfarkt/akutes Koronarsyndrom

• funktioneller Thoraxschmerz

• Lungenembolie

• Pleuritis/Pleuropneumonie

• Refluxösophagitis

• vertebragene Schmerzen (HWS/BWS)

• radikuläre Schmerzsyndrome

• Aortendissektion (Rupturgefahr!)

• Ösophagusruptur (Mediastinitis)

• Pleuramesotheliom (Malignität)

• Perikarditis (Herzbeuteltamponade bei massivem Erguss)

• Pneumothorax (ungenügender Gasaustausch bei großem Pneumothorax;

Entwicklung eines Ventilpneumothorax)

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Tab. 6.3 Thoraxschmerz: Symptomatik, Leitfaden für Anamnese.

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• akut vs. chronisch

• gleich bleibend vs. undulierend

• in Ruhe vs. unter Belastung

• abrupter Beginn vs. langsam einschleichend

• auf einen Bereich beschränkt vs. ausstrahlend

• wie lange anhaltend? – Minuten/Stunden/Tage

• Druck-/Engegefühl

• stechend

• reißend, schneidend

• brennend, elektrisierend

• ziehend

• dumpf

• atemabhängig

• bewegungsabhängig/positionsabhängig

• abhängig vom Essen, postprandial

• Dyspnoe

• Übelkeit/Brechreiz

• Benommenheit

• Kollapsneigung

• neurologische Ausfallerscheinungen

• Missempfindungen, Sensibilitätsstörungen

• Fieber

• Hyperventilation

• Oberbauchschmerzen

• Sodbrennen

• Kieferschmerzen

• Kaltschweißigkeit

• Palpitationen

• AngstgefühlDiagnostische MethodenWomit bestätige ich meine Verdachtsdiagnose bzw.womit kann ich anderes ausschließen?

Aortenklappenstenose belastu

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• Myokardinfarkt/akutes Koronarsyndrom

• funktioneller Thoraxschmerz

• Lungenembolie

• Pleuritis/Pleuropneumonie

• Refluxösophagitis

• vertebragene Schmerzen (HWS/BWS)

• radikuläre Schmerzsyndrome

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TabTT . 6.4 Diagnostik bei akutem Thoraxschmerz.

Praktisches VorgehenVV

Anamnese (Art, Dauer,rr Lokalisation, Begleitsymptome, schmerz-

auslösendeUmstände, schmerzlinderndeMaßnahmen)

Körperliche Untersuchung (RR, Puls seitenvergleichend

[Aortendissektion!], Auskultation Herz und Lunge)

EKG (12 Ableitungen)

Labor: Enzymdiagnostik: Creatinkinase (CK und CK -MB),

Troponin-T- oder Troponin-I, GOT, LDH; D -Dimere

Thoraxröntgenaufnahme

Weiterführende Diagnostik abhängig von der sich hieraus

ergebenden VerdachVV tsdiagnose:

• Koronarangiografie

• Spiral-CT

• transösophageale Echokardiografie

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TTabTT . 6.3 Thoraxschmerz: Symptomatik, Leitfaff den für Anamnese.

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• akut vs. chronisch

• gleich bleibend vs. undulierend

• in Ruhe vs. unter Belastung

• abrupter Beginn vs. langsam einschleichend

• auf einen Bereich beschränkt vs. ausstrahlend

• wie lange anhaltend? – Minuten/Stunden/Tage

• Druck-/Engegefühl

• stechend

• reißend, schneidend

• brennend, elektrisierend

• ziehend

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Battegay, Siegenthalers Differenzialdiagnose (ISBN 978313344820-8), © 2013 Georg Thieme Verlag KG

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Das LeitsymptomAusgehend vom Leitsymptom (Zentrum der Grafik) sind die in Fragekommenden Differenzialdiagnosenin einem inneren Ring (häufige Ursachen)und einem äußeren Ring(seltene Ursachen) dargestellt. Die Kombinationvon Leitsymptom und Begleitsymptomenkann die Diagnose bereits weiter einengen.

Der „innere Ring“Häufige Ursachen und einhergehende Begleitsymptome,die primär in Betracht gezogen werden sollten.Welches sind die wichtigsten diagnostischen Methoden,welche Befunde können die Verdachtsdiagnosebestätigen?

Der „äußere Ring“Seltene Ursachen mit ihren typischen Begleitsymptomen,die nicht außer Acht gelassen werden dürfen!

Griffregister:Alle Elemente des DD-Navigators schnell findenund nachschlagen

Ösophagusspasmus→ Druck, Dysphagie, einige Minuten,Ösophagus-breischluck,Manometrie

Stresskardio-myopathie(Tako-Tsubo-Syndrom) →emotionale Belastung, Dyspnoe,EKG (Veränderungennicht Kranzgefäßen zuzuordnen).Labor(Enzyme nur leicht ↑,Stresshormone ↑)Echokardiografie(Kontraktionsstörung),Koronarangiografie

Herzrhythmus-störungen →stechend, in Ruhe, in Hals ausstrahlend,EKG (Rhythmusstreifen),Enzyme negativ

Mitralklappen-prolaps →scharf, Stiche,Herzrhythmus-störungen,Auskultation,Echokardiografie

Ösophagusruptur →Erbrechen,plötzlich,vernichtend,Bluterbrechen,Ösophagoskopie/Ösophagografie

Kollagenosen(Polymyalgie,systemischer Lupuserythematodes) →lokaler Druckschmerz,Haut, Labor (BSG, Blutbild,Antikörperdiagnostik)

Herpes-zoster-Radikulitis →brennend,elektrisierend;Missempfindung,Untersuchung(Dermatom)

Rippenfraktur →Trauma,bewegungs-abhängig,Druckschmerz,Röntgen

Perikarditis →stechend,atem-, positions- undbewegungsabhängig,Auskultation(Perikardreiben), EKG,Röntgenthorax,Echokardiografie (bei Erguss)

Lungen-embolie →plötzlich, dumpf,mit Dyspnoe, EKG(evtl. Rechtstyp),Labor (D-Dimere),Röntgenthorax,Spinal-CT

Myokard-infarkt/akutes

Koronar-syndrom →

Vernichtungs-schmerz,

Dyspnoe, EKG,Labor (Enzyme),

Koronar-angiografie

stabile Angina pectoris → Druck, Enge,

unter Belastung,EKG, Labor (Enzyme),

Belastungs-EKG,nicht invasive

Bildgebung, ggf. Koronar-

angiografie

verte-bragene

Schmerzen(HWS/BWS) →

bewegungs- undpositionsabhängig,

Untersuchung, Röntgen

HWS/BWS, CT/MRT

Pleuritis/Pleuro-pneumonie →atemabhängig,stechend, anhaltend,oft Fieber,Auskultation(Reiben),Röntgen,Sonografie

radikuläreSchmerzsyndrome →positionsabhängig,Ausstrahlung,neurologische Untersuchung(Ausfälle, Provokationstests),Röntgen,ggf. MRT

Reflux-ösophagitis →

brennend, postprandial, epigastrisch,

oft mitSodbrennen,

EKG und Labor negativ,

ÖGD

funktionellerThorax-

schmerz →scharf, stechend,

oft mitHyperventilation,

emotionalausgelöst,

EKG und Labornegativ

Prinzmetal-Angina →in Ruhe, belastungs-unabhängig,EKG (massiveST-Hebungen,nur im Anfall), ggf.Koronaranglografie

Interkostal-neuralgie →gürtelförmig,messerscharf,Missempfindungen,evtl. Infekt,Untersuchung

Pleura-emphysem →atemabhängig, oftFieber, Auskultation(Dämpfung, Atem-verschieblichkeit ↓),Sonografie,Röntgenthorax, ggf.CT, Pleurapunktion(eitrig)

Pleurodynie(Bornholm-Krankheit) →stechend,atemabhängig,oft Fieber,Kopfschmerzen,Labor(Serologie Coxsackie-B-Viren)

Pneumo-thorax →atemabhängig,scharf,Dyspnoe, abrupterBeginn, Auskultation,Röntgenthorax

Pleura-mesotheliom →nichtatemabhängig,Anstrengungs-dyspnoe,Asbestexposition,Röntgenthorax, CT,Pleurapunktion (Zytologie),Pleurabiopsie

Aortendissektion →vernichtend, reißend, Kollaps,oft neurologische Symptome,Röntgenthorax, CT,transösophagealeEchokardiografie

Differenzialdiagnose-Navigator

Griffregister:Alle Elemente des DD-Navigators schnell findenAund nachschlagen

Ösophagusspasmus→ Druck, Dysphagie,einige Minuten,Ösophagus-breischluck,Manometrie

Kollagenosen(Polymyalgie,systemischer Lupuserythematodes) →lokaler Druckschmerz,Haut, Labor (BSG, Blutbild,Antikörperdiagnostik)

Herpes-zoster-Radikulitis →brennend,elektrisierend;Missempfindung,Untersuchung(Dermatom)

Rippenfraktur →Trauma,bewegungs-abhängig,Druckschmerz,Röntgen

SynopseFür jedes Kapitel wurde im DD-Navigator eine grafische Synopse erstellt,um die Vielfalt der in Frage kommenden Diagnosen einprägsam undübersichtlich darzustellen.Die unterschiedliche Farbgebung unterscheidet die verschiedenenOrgansysteme oder akute bzw. chronische Störungen,denen das Leitsymptom oft primär zugeordnet werden kann.

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Battegay, Siegenthalers Differenzialdiagnose (ISBN 978313344820-8), © 2013 Georg Thieme Verlag KG


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