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Tewet 5769 2.- D GEMEINDE D GEMEINDE 2.- - ikg … · Serie: Hinter den Kulissen der IKG Teil 5:...

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nr. 637 Januar 2009 Tewet 5769 Erscheinungsort Wien Verlagspostamt 1010 P.b.b GZ 03Z034854 W DVR 0112305 2.- GEMEINDE magazin Die offizielles organ der israelitischen Kultusgemeinde wien
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GEMEINDEDie

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nr. 637 Januar 2009

Tewet 5769 Erscheinungsort WienVerlagspostamt 1010 P.b.b

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Medieninhaber (Verleger), Herausgeber: Israelitische KultusgemeindeWien. Zweck: Information der Mitglieder der IKG Wien in kulturellen, poli-tischen und or ganisatori schen Belangen. Stärkung des demokratischen

Bewusst seins in der österreichischen Bevöl kerung. Sitz: 1010 Wien, Seitenstettengasse 4, Postfach 145.Tel. Redaktion/Sekretariat 53 104/271, Anzeigenannahme 53 104/272, Fax: 53104/279, E-mail [email protected]: AV+Astoria Druckzentrum GmbH, A-1030 WienAlle signierten Artikel geben die persönliche Mei nung des Autors wieder, die sich nicht immer mit derMei nung der Redaktion deckt. Für die Kaschrut der in der GEMEINDE angezeigten Produkte überneh-men Herausgeber und Redaktion ausdrücklich keine Verantwortung. Nicht alle Artikel, die in derRedak tion einlangen, müs sen zur Veröffentlichung gelangen.

2 Januar 2009/Tewet 5769

GEmEinDEDie

AUS DEM BÜRO DESPRÄSIDENTENLebe ich denn auf dem Mond 3

IN EIGENER SACHEALEXIA WEISS

Serie: Hinter den Kulissen der IKG

Teil 5: Generalsekretariat- Kaufmännische Agenden 6

POLITIK

IN- UND AUSLAND

Ist Martin Graf rücktrittsreif? 8

Imam hetzt in Wiener Moschee gegen Israel 9

REINHARD ENGELSchienen nach China 11

Ehrendoktorat für Bundes -präsident Fischer in Israel 12

ALEXIA WEISS

Es geht ganz einfach - oder ... 13

Ungarische Garde mit scharfer Munition 14

MARTA S. HALPERT

Krise in Gaza: Optionen für die Zukunft 22

Ausgewertet werden Meldungen von: APA, Jerusalem Post, Ha’aretz, MEMRI, Yediot Aharonot, Global intelligen-ce centre, Walla, Y-net, israelnetz (inn), nahostfocus (NOF), ICEJ, Honestly-concerned, GMW, JTA, u.v.a.

JÜDISCHE WELTIDA LABUDOVICDr. Alfred Bader 35

Panorama 38

Jüdische Piraten 40

Die Anne Frank von Kambodscha 41

ROBERTO KALMAR

Verlorene Nachbarschaft -Buenos Aires 2008 42

KULTUR ANITA POLLAKDem Leon hätte es gefallen -das „Jüdische Echo“ in neuen Händen 44

MARTA S. HALPERT

Robert Jungbluth - Hilfsbereitganz ohne Allüren 45

BARRY DAVIS

Idan Raichel 46

DOSSIER 15-34„Gegen den Terror der Hamas“Konzept&Realisierung: Sonia Feiger

Titelbild: „Gegen den Terror der Ha mas“ -Judenplatz 12.1.09 ©Studio Gold ber ger

Umschlag: ©Reuters

PLENUM: Dienstag, 17. Februar • Donnerstag, 12. März Wegen derTeilnahme des Präsidenten an der Generalver sammlung der US Friends of theIKG in New York, verschiebt sich die Sitzung auf Dienstag, 26. März

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lebe ich denn auf dem mond?

Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Ariel Muzicant, über die neue Welle desAntisemitismus und die Schande des FP-Parlamentspräsidenten Martin Graf.

Von thomas seifert

Die Presse: Wie fühlen Sie sich angesichts der über 900 in Gaza getöteten Palästinenser, mindestens die Hälfte davon Zivilisten?

Ariel muzicant: Schlecht. Jeder Toter ist ein Toter zu viel. Aber gibt es Empathie von deranderen Seite? Wenn ich mir die Demonstrationen der vergangenen Tage anschaue, lau-tet die Antwort: Leider nein. ich möchte auf folgende Dissymetrie hinweisen: Auf dereinen Seite steht das Bemühen israels, zivile Opfer zu vermeiden, auf der anderen Seitesteht das bewusste Töten durch die Hamas, durch palästinensische Extremisten, durchAraber.

Wenn man wie ein zynischer Statistiker des Todes die Opferbilanzen gegenüberstellt, dann siehtman, dass Dutzende Israelis, aber hunderte Palästinenser getötet werden.

Eine Erklärung: Die Hamas will offenbar mehr tote Zivilisten. Und die Hamas schießtihre Raketen auch mit dem Ziel ab, dass Zivilisten getötet werden. Wenn man dannsieht, wie die arabischen Fernsehleute hinter den verletzten Bewohnern Gazas rennen,um das möglichst dramatisch ins Bild zu setzen, dann hat man den Eindruck, dass dieVerletzten von manchen nur als Propagandawaffe gegen israel gesehen werden. ich stel-le die Gegenfrage: Haben Sie in den letzten Jahren Bilder von toten israelis gesehen, dieman derart vor die Kameras zerrt?

Ist Israel nicht selbst an der - nach israelischer Darstellung einseitigen - Berichterstattungschuld, weil die Armee keine westlichen Journalisten in Gaza zulässt?

Sie irren sich. Wenn die israelis dies zulassen würden, würde es noch mehr Bilder vonVerletzten und Toten geben. Das ist es, was gezeigt werden soll, wenn es nach derHamas geht. Oder denken Sie etwa, dass die Hamas es zulassen würden, dass man ihreRaketenstellungen filmt?

Das heißt, Sie billigen diese Art der israelischen Zensur?

Wenn ich auf der einen Seite nicht bereit bin, dass die Toten und Verwundeten auf mei-ner Seite gezeigt werden, auf der anderen Seite aber eine manipulierende Hamas steht,was wollen Sie dann machen?

AUS DEM BÜRO DES PRÄSIDENTEN

Januar 2009/Tewet 5769 3

„We can forgive the Arabs for killing our children, but wecan never forgive them for making us to kill their children.We will only have peace with the Arabs when they lovetheir children more than they hate us“.

Golda Meirisraelische Ministerpräsidentin,

auf einer Pressekonferenz in London, 1969

Wie recht sie doch hatte!

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Ist es die Pflicht eines österreichischen Juden, mit Israel solidarisch zu sein?

ich bin mit jenen solidarisch, die sagen, es ist die Pflicht eines Staates, das Leben und dieExistenz der menschen, die in israel leben, zu schützen. Aufgrund der 3000-jährigenVerfolgung leben wir immer mit dem Hintergedanken: Wohin fliehen wir im Falle desFalles? Das ist etwas, was tief in unserem Bewusstsein sitzt. Es wird von Tag zu Tag ein-facher: Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, sagt,„wir beginnen langsam, die Koffer auszupacken“.

Reichen die Bemühungen um einen Dialog - in Österreich - aus?ich bin sicherlich ein mann des Dialogs. meine Kritik an Anas Schakfeh (Oberhaupt dermuslime in Österreich) äußere ich so, dass ich sage, ich hoffe, er hat es nicht so gemeint,wie er es im „Standard“ gesagt hat (Anm. Shakfeh: „Antisemitismus kennen wir im Mitt -le ren Osten überhaupt nicht. Er ist ein Produkt des europäischen Den kens“). Lebe ich denn ammond? ich muss 15 Prozent des Jahresbudgets der Gemeinde dafür ausgeben, meine mit -glieder vor möglichen terroristischen Angriffen aus islamistischen Kreisen zu schützen.

Österreichs Geschichte ist mit jener Israels untrennbar verbunden. Wien ist die Stadt vonAdolf Hitler und Theodor Herzl. Ergibt sich daraus eine besondere Verantwortung diesesLandes für die Region?

Das ist überhaupt keine Frage. Leider verfügt unsere kleine Republik nur über be schränk -te möglichkeiten. Was das Bild Österreichs in israel betrifft: ich war auf Staatsbesuch mitdem Bundespräsidenten in israel mit. ich habe versucht, dort zu kommunizieren, wie vielPositives wir erreicht haben. Sagt man mir: „Bist du denn verrückt geworden? Wie erklärstdu, dass 28 Prozent für Naziparteien stimmen? Oder das Begräbnis für diesen Haider?“ Alsorede ich mir den mund fusselig, um den israelis Österreich zu erklären. Dann kommeich zurück und bin mit der unappetitlichen Graf-Affäre konfrontiert, wo engste mit ar bei - ter des FPÖ-nationalratspräsidenten bei einem Verlag, der rechtsextreme Literatur ver-treibt, Dinge bestellen. Vielleicht haben die israelis ja recht? ist es nicht eine Schande,dass derartige Leute im österreichischen Parlament sitzen?

Ersterscheinung: „Die Presse“ vom 14.01.2009Wir danken für die Abdruckgenehmigung!

4 Januar 2009/Tewet 5769

AUS DEM BÜRO DES PRÄSIDENTEN

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Januar 2009/Tewet 5769 5

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6 Januar 2009/Tewet 5769

„Das nächsteBudget ist immerdas schwierigste“

Angesichts der allgemeinschwierigeren wirtschaftlichenLage und der allseits spürbarenTeuerungen muss auch von derKultusgemeinde jeder Euro zwei

Mal umgedreht werden.Friedrich Herzog sorgt alsGeneralsekretär für kaufmän- nische Agenden dafür, dass am Ende eines jeden Jahres dennoch ausgeglichen bilanziertwird. Diesen Kurs hat sich dieKultusgemeinde nach der Krisevon 2003 selbst verordnet.

VON ALEXIA WEISS

Zehn millionen Euro stehen der Kul tus - gemeinde derzeit im Jahr an Bud get - mittel zur Verfügung. Sechs milli o nendavon werden über die immo bi lien -tä tigkeit der iKG erwirtschaftet, weite-re 1,2 millionen kommen über diverseSubventionen von der öffentlichenHand. Die restlichen 2,8 millionenEuro werden über die Kultusbeiträge,Einnahmen aus Beerdigungen, Spen -den und Fundraising sowie teilweiseaus internen Verrechnungen (bei-spielsweise die Buchhaltung undLohnverrechnung von der iKG nahestehenden Vereinen und Firmen) ein-genommen, erläutert Herzog dieEinnahmenseite.

Die Hälfte des Budgets wird auf Aus -ga benseite für Personalkosten ausge-geben, denn „die Kultusgemeinde istein Dienstleistungsbetrieb“. Rund 16Prozent gingen in Form von Sub ven -tio nen an jüdische Vereine und Orga -ni sationen, zehn Prozent würden fürSoziales aufgewandt. „Die Zahl der Be -dürftigen ist leider im Steigen begriffen“,sagt Herzog dazu, „das hängt na türlichmit der wirtschaftlichen Situation zu sam - men“. Von den rund 8.000 mit glie dernwürden derzeit 2.000 in irgendeinerForm unterstützt – sei es durch direktefinanzielle Hilfe oder aber auch durchbeispielsweise Betreuung im Sozial -hil fezentrum ESRA. Rund ein Vierteldes iKG-Budgets fließe in Sachauf-wen dungen, also Kosten für die in fra - struktur der Kultusgemeinde, dieZeitung, Veranstaltungen und vielesmehr, aber auch in Büromaterial,mieten, Telefonkosten und Ähnliches.

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erreichbarkeit des generalsekretariats

für kaufmännische agenden

Leitung: mag. Friedrich Herzog [email protected]

Assistenz: Ursula König [email protected],

Doris Zimmermann [email protected] und

Angelika Zilberman [email protected]

Das Generalsekretariat ist unter 01/53 104 – DW 105 oder DW 199

täglich zwischen 8.00 Uhr und 16.00Uhr erreichbar.

IN EIGENER SACHE • HINTER DEN KULISSEN

SERIE

Hinter den Kulissen – Die IKG Wien stellt sich vor

Teil 5: GENERALSEKRETARIATKAUFMÄNNISCHE AGENDEN

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IN EIGENER SACHE • HINTER DEN KULISSEN

Januar 2009/Tewet 5769 7

Die große Bedeutung des immo bi li en - bereich als Einnahmequelle der iKGspiegelt sich auch in den weiterenFunk tionen Herzogs wieder. Als Ge ne -ralsekretär für kaufmännische Agen -den ist er sowohl Co-Geschäfts füh rerin der Wohnheimver waltungs ge sell -schaft als auch in der Realitäten Er hal -tungs- und Verwaltungsge sell schaft.Bei letzterer handelt es sich um einenWirtschaftsbetrieb, der „Fremd häu -ser“, also Gebäude, die sich nicht imEigentum der Kultusgemeinde be fin -den, verwaltet. Die Wohnheim ver -waltungsgesellschaft wiederum be -treut und verwaltet 19 Wohnheim inWien, die der iKG gehören. Darunterfinden sich Senioren- ebenso wie Stu-denten- und Singleheime. „Dort gibtes relativ kleine Garçonnieren mit bis zu40 Quadratmeter“, erläutert Herzog.

Trotz des gewinnbringenden immo -bi lien bereichs sieht sich auch die iKGmit Kosten, die stärker als die Ein -nah men steigen, konfrontiert, nichtzuletzt durch „die wachsenden An sprü -che einer wachsenden Gemeinde“. Dasnächste Budget sei daher „immer dasschwierigste – also jetzt das von 2009“.

im Rückblick würden Krisen aberauch zusammenschweißen, meintHerzog. „Als die Finanzkrise 2003 aus-gebrochen ist, war das im Moment einewahnsinnig grausliche Zeit. Wir musstendamals schließlich überlegen, wen wirkündigen müssen. Aber aus heutiger Sichthat das den Zusammenhalt im Team ge -stärkt. Es hätte ja auch jeder sagen kön-nen – nichts wie weg.“

Herzog unterstreicht grundsätzlichdie Wichtigkeit des Teamgedankens:große Stütze seien ihm Harald Sasseals Leiter des Rechnungswesens undControllings sowie dessen Team, diePersonalverrechnung unter der Lei -tung von Claudia Mandl, die immo bi -li enverwaltung unter der Führung vonRonald Geissler, die immobilienent -wick lung unter der Leitung vonMartin Eck, die Juristin Bettina Schabelund das EDV-Team mit MarkusIvankovic an der Spitze. im Sekretariatstehen Herzog Doris Zimmermann,Ursula König und Angelika Zilbermanzur Seite.

Wichtig sei in einer non-Profit-Orga -nisation wie der Kultusgemeinde

aber auch das Zusammenspiel zwi-schen haupt- und ehrenamtlichenmitarbeitern. Warum er sich als Wirt -schaftsexperte für eine Aufgabe ineiner solchen non-Profit-Organi sa-tion entschieden habe? „Es geht hier umMenschen und nicht um Aktien kur se“,sagt Herzog. Es gehe nicht darum,noch ein paar tausend Euro mehr Ge -winn zu machen, sondern „für dieMenschen da zu sein und für diese dasbestmögliche herauszuholen“. „Wichtigist nicht der Shareholder-Value, sondernder Stakeholder-Value.“ Und es geheauch um die langfristige Sicherung derinstitution, denn „die Kultusge meindemuss es in 100 Jahren auch noch geben“.Damit sei „auch die Sinnfrage beant-wortet“.

zur Person

friedrich herzog, geb. 1955 inWien, HTL für maschinenbau,anschließend Betriebs wirtschafts -stu dium an der Wirtschafts uni ver -sität Wien, dabei Spezialisierungauf die Bereiche Beratung undControlling. Zunächst im Auto -haus Tarbuk, später im Banken sek - tor für eine Tochter der damaligenZentralsparkasse tätig (Be reichUnternehmensbeteili gun gen). Seit1991 als Controller in der iKG tä -tig. 2005 zum Generalsekretär fürkaufmännische Agenden bestellt.

Wien fördert künftiges Wiesenthal-Institut mit 1,3 Mio. Euro

Der Wiener Gemeinderat hat eine übermehrere Jahre laufende Subventionfür den Verein „Wiener Wiesenthal In sti -tut für Holocaust Studien“ be schlos sen.insgesamt werden für den Aufbau desinstitutes 1,3 mio. Euro bis ins Jahr2011 zur Verfügung gestellt, so Kul -turstadtrat Andreas mailath-Pokornyin einer Aussendung.

Die Stadt Wien, die sich immer für einSimon Wiesenthal Institut in Wien ausge-sprochen hat, stellt nun auch die finanzi ell eUnterstützung dafür bereit“, be tontemailath-Pokorny: „Das ist ein wichti-ger Schritt für die Verwirklichung einesProjektes, das sich auch mit dunklen Ka pi -teln der österreichischen Vergangenheit,insbesondere mit der Täterseite, beschäf-tigt.“ Gleichzeitig werde dadurch demLebenswerk von Simon WiesenthalRech nung getragen. „Nun ist der Bundgefordert, seine Aufgabe als Gesamt ko or -di nator wahrzunehmen und endlich dieDe tails in Sachen Betriebsfinanzierungund Adaptierung der Bundesimmobilie zuklären“, so der Wiener Kultur stadt rat.

Konzipiert ist es laut mailath-Pokor nyals internationales Forschungs zen -trum. im Zen trum stehen die Er for -schung, Do kumentation und Ver mitt -lung all je ner Fragen, die Antisemi tis -mus, Ras sismus und den Holocaustbetreffen.

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8 Januar 2009/Tewet 5769

POLITIK • INLAND

Das Ergebnis der aktuellen OGm-Um frage für das WirtschaftsmagazinFORmAT ergab, das 40% der Be frag -ten sagen, Graf soll zurücktreten, 32%sagen Graf soll als Präsident im Amtbleiben und 27% wollen sich zu derFrage nicht äußern.

Graf war in den letzten Wochen unterDruck geraten, nachdem bekannt ge -worden war, dass seine beiden mitar -bei ter auf rechtsextremen Seiten iminternet Artikel und Accessoires be -stellt hatten, sowie an rechtsextremenVeranstaltungen teilgenommen ha ben.Graf hat sich daraufhin in einer Er -klärung von nationalsozialismus dis -tanziert.

Deutliche Worte Fischers Bundespräsident Heinz Fischer hatnach den Rechtsradikalismus-Vor -wür fen gegen zwei der parlamentari-schen mitarbeiter des Dritten natio -nal ratspräsident martin Graf (F) er -klärt, ihm wäre lieber, „wenn es diesesThema nicht gäbe“. Gegenüber dem‘Standard’ meinte er, es müsse zwarklar sein, dass in Österreich „Platz für

sehr unterschiedliche politische Mei nun -gen" sei, aber es müsse „Grenzen ge ben“:„Auch der geringste Rest nationalsozia-listischer Gesinnung hat in Österreichnichts verloren“.

Grundsätzliche warnte der Präsidentvor jeder nähe zu nS-Gedankengut:“Beim Gedankengut der NS-Zeit genügtes nicht, nur zu sagen, das darf nie wiederpassieren. Das ist ja selbstverständlich.Man darf da nicht einmal anstreifen“. Ge - fragt, ob man „rechte Umtriebe“ hin -nehmen müsse, sagte Fischer: „Nein,wenn dadurch Gesetze verletzt werden.Ansonsten muss man sich energisch poli-tisch zur Wehr setzen“.

Dass man mit der Wahl Grafs ein Pro -blem geschaffen habe, sieht Fischernicht so: „Man darf doch erwarten, dassjemand, der in das Präsidium des Natio -nal rates gewählt wird, auch ungeschrie-bene Spielregeln beachtet“.

Fragen zum Nazi-Dreck „Wieso braucht Graf so lange für eineAntwort? Wieso entschuldigen sich dieMitarbeiter nicht für ihr Tun? Wieso fin-

det er kein Wort der Kritik für seine Mit -ar beiter - oder für sich? Warum trennt ersich nicht von ihnen - oder das Amt vonsich? Warum distanzieren sich SPÖ undÖVP nicht einmütig vom nicht abwähl-baren Graf? Man könnte auch - ganzunösterreichisch - fragen: Wieso habensie Graf überhaupt gewählt und dem Landwieder Fragen zum Umgang mit Nazi-Dreck beschert?“ so Andreas Schwarzin seinem ‘Kurier’-Kom mentar vom9. Januar.

„In einem anderen Land müsste ein sol-cher Parlamentspräsident zurück treten.Aber Politiker von SPÖ und ÖVP gebensich mit dieser Erklärung Grafs zufrieden“,schreibt ‘Standard’-Chef redakteurinAlexandra Föderl-Schmid. „Das ist skandalös. Einzig Bundes prä -sident Heinz Fischer be ton te, dass es nichtreiche, sich vom Ge dankengut der NS-Zeitzu distanzieren. Man dürfe nicht einmalan streifen. Aber in Österreich dürfenMen schen mit einer solchen Ge sin nungim Parlament arbeiten. Nicht nur dasAn se hen des Hohen Hauses, das des gan-zen Landes ist beschädigt. Und zwar auchdurch jene, die Graf gewählt haben.“ red

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Ist Martin Grafrücktrittsreif?

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POLITIK • INLAND

Januar 2009/Tewet 5769 9

Der prominente Wiener Imam AdnanIbrahim hat beim Freitagsgebet in derSchura-moschee im Bezirk Leopold -stadt gegen israel gehetzt und die is -la mistische Hamas offen unterstützt,berichtete die Tageszeitung ‘DerStandard’. ibrahim kritisierte dem-nach, dass die Hamas als Terror grup -pe gebrandmarkt werde, während sie„in Wahrheit für uns alle Widerstandleistet“. Lob zollte der Prediger, der inGaza geboren wurde und seit 1995 inWien lebt, auch dem iran, weil dieserseit der Revolution des AyatollahKho meini „gegen Amerika und den Zio -nismus“ auftrete. „Israel ist die eigentli-che Bestie, Israel ist der Verbrecher“, sag teAdnan ibrahim, eine Art Starpredigerder Wiener muslime. Der „Standard“kam mit Dolmetscherin und hörte zu.Die USA geißelte der imam, weil siedem nahen Osten das „US-zionisti-sche Projekt“ aufzwinge, den französi-schen Präsidenten nicolas Sarkozy,weil er die Hamas als Terroristen ab -stem ple. Auch der ägyptische Präsi -dent Hosni mubarak wurde mit vielKritik bedacht. Dazu beklagte ibra himdie Übermacht des „starken, weißenMannes“ und rief die muslime zu So -li darität mit Palästina, irak, Af gha nis - tan und iran auf: „Ich sehe eine letztefurchterregende Prüfung für uns. Aberwir sind jetzt eine Gemeinschaft, und dieGemeinschaft wird siegen.“

IKG-Präsident verlangtSuspendierungDer Präsident der israelitischen Kul -

tus gemeinde (iKG), Ariel Muzicant, hatdie Suspendierung des umstrittenenimams gefordert. „Würde ein Rabbinerinnerhalb der jüdischen Gemeindehäuser sosprechen, wie das dieser Imam getan hat, erwäre in dieser Se kunde seinen Job los“,sagte muzicant im ‘Ö1-morgen jour -nal’. Er warnte auch davor, dass dernahost-Konflikt nach Österreich über-schwappt und forderte die islamischeGlaubens ge meinschaft auf, stärker zudeeskalieren.

Der integrationsbeauftragte der is la -mischen Glaubensgemeinschaft, OmarAl-Rawi, bezweifelte seinerseits, dassdiese Aussagen tatsächlich so getätigtwor den sind. Auch müsse man diepersönliche Situation Adnan ibrahimsmit bedenken, der im Gaza-Streifendrei Angehörige verloren habe. Unddrittens: Alle Religionsgemein schaf tenwürden sich immer wieder politischäußern: „Die Kultusgemeinde positioniertsich dauernd politisch in Richtung Israel.Der Papst hat sich einmal gegen den Irak-Krieg positioniert, Kardinal Schön born hatsich für die Christen im Irak positioniert.“

Al-Rawi meinte das Wort „Bestie“sei eine „deutliche Fehlübersetzung“,das arabische Wort hätte mit „wild undun menschlich“ übersetzt werden müs-sen. Die von Ariel muzicant geforder-te Sus pendierung des imams wä rerecht lich nicht möglich, so Al-Rawi.Der imam sei nicht bei der isla mi schenGlau bensgemeinschaft be schäftigt,des halb sei eine Sus pen dierung garnicht möglich, erklärte Al-Rawi. red

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www.simantov.de

Die Berichterstattung der Tiroler Ta -ges zeitung über die Hasstiradengegen israel auf der Homepage desRFJ Tirol zeigt für Wolfgang Moitzi,Vorsitzenden der Sozialistischen Ju -gend Österreich, und Marko Mi lo ra -dovic, Vorsitzenden der JUSOS Tirol,einmal mehr, dass es sich bei derJugendorganisation der FPÖ um ein

Sammelbecken von Antise mi ten undanderen ideologischen Ver ir run genhandelt: „Es vergeht keine Woche, ohnedass sich FPÖ-Spit zenpolitiker von Äuße-rungen oder Handlungen ihrer Jung funk -tio näre distanzieren müssen. Es ist schonlang sam offensichtlich, dass es sich dabeium keine Ausnahmen, sondern um dieRe gel handelt. Die jüngsten Hass ti ra den

RFJ- Antisemitismus muss Folgen haben Anti-Israel-Hasstiraden des Tiroler RFJ sind Ausdruck

der ideologischen Grundrichtung in der FPÖ

der beiden RFJ-Mitglieder gegen Israelmüssen Konsequenzen haben,“ fordernmoitzi und miloradovic den Rück trittvon RFJ-Obmann Patrick Hasel-wanter.moitzi: „Dieses Pamphlet von RFJ-Funk tionären strotzt nur so vor Ge -schicht s verdrehung und NS-Verharm lo -sung. Die Politik Israels mit den Ver bre -chen der 30er Jahre zu vergleichen, ist einunglaublicher Affront. Genauso ist esun fassbar, als Österreicher die Existenz -berechtigung des Staates Israel in Frage zustellen. Die Argumentation und Be-grif fe,die die Autoren des Textes verwenden, rei-hen sich jedenfalls nahtlos in rechtsextre-me Hetzpapiere von NPD und Co. ein.“

Als „doppelzüngig“ bezeichnet dermiloradovic die Reaktion des Lan des -ob mannes der FPÖ, Gerald Hauser:„Hauser braucht gar nicht erst anfangen,sich zu empören. Die Mutterpartei gibtder Jugendorganisation immer gewisse po -litische und ideologische Rahmen be din -gungen vor, in der sie sich bewegen kann.Und wenn sich nun der RFJ in an ti se mi -ti schem Gefilde bewegt, dann hat dasauch mit der Politik der FPÖ zu tun.Man denke dabei an einen der höchstenRepräsentanten der Republik, MartinGraf, und seine Mitarbeiter, die Reichs -kriegsflaggen, "Ich bereue Nichts!"-But -tons und Landser-CD´s zu Hause horten.Der freiheitliche Parteiobmann will sichin Wirklichkeit aus seiner Verantwor tungstehlen, ein paar RFJler über die Klippespringen lassen, damit bald Gras über dieSache wächst und sein Hemd weiß blei-ben kann." kritisiert miloradovic die„Aufarbeitung von braunen Kolla -teralschäden“ in der FPÖ SJÖ

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10 Januar 2009/Tewet 5769

POLITIK • INLAND

Eine „nationale medienfront“ ruftunter dem motto „Mehr Demokratie -ge gen totalitäre Systeme. Zum Gedenkender 100 Millionen Opfer des Kom mu nis -mus“ zu einer Demonstration am 18.April 2009 in Braunau am inn auf.Urheber des Aufrufs dürfte dienationale Volkspartei (nVP) sein.Der Domain-inhaber der Homepageder nationalen medienfront ist der-selbe wie der der nVP-Website. Unddabei handelt es sich um keinen Un -be kannten in Österreichs rechtsextre-men und neonazistischen Kreisen.

Als maßgebliches mitglied der lautDokumentationsarchiv des Österrei-chischen Widerstandes (DÖW) neo-nazistischen Kameradschaft Germaniahatte der in Uttendorf in der näheBraunaus lebende Aktivist schon 2002zur Demo gegen die Wehr machts - ausstellung in Wien aufgerufen, zuder zahlreiche Rechts extremisten ausdem in- und Ausland erschienen wa -ren. nach der Kund gebung am Hel -denplatz waren neonazis Parolen wie„Sieg heil“ skan dierend durch dieWiener innenstadt gezogen. Die NVPwiederum wird vom DÖW als rechts-

extrem mit Berührungspunkten zumneona zis mus eingestuft.

Dass die Demo am 18. April und inBraunau stattfinden soll, ist natürlichkein Zufall, und das in zweierlei Hin -sicht. Erstens wurde Adolf Hitler am20. April in Braunau geboren, was dieGemeinde am inn automatisch zu ei -nem sehr symbolträchtigen Ort macht.Zweitens findet in diesen Ta gen tra-ditionellerweise eine Demon stra tiongegen Faschismus und na tio nalso zia - lis mus statt, im kommenden Jahreben für den 18. April angekündigt.

Zusätzliche Brisanz erhält der Auf -ruf nicht zuletzt durch den Anschlagauf den Passauer Polizeichef Aloismannichl, der mutmaßlich von einemneo na zi verübt wurde. Der oder dieTäter dürften auch über gute Verbin -dun gen nach Österreich, besondersnach Oberösterreich verfügen. nebender nVP ist der Bund freier Jugend(BfJ) besonders aktiv, überhaupt nachdem Frei spruch für drei seiner füh-renden mitglieder vom Vorwurf derWiederbetätigung in Wels. nach denFreisprüchen hatten oberösterreichi-sche Politiker wie der men schen rechts -

sprecher der Landes-Grünen, Gun therTrübswasser, der Sprecher des „netz -werkes gegen Rechtsextremismus“,Robert Eiter, sowie der Welser Bür ger -meister Peter Koits (S) morddro hun generhielten. Auch Personen, die seit Jah -ren in der Szene intensiv recherchie-ren, wurden bedroht.

in Braunau selbst gibt es seit einigerZeit eine heftige Diskussion um einTex tilgeschäft, in dem Kleidung derin rechtsextremen Kreisen symbol-trächtigen ostdeutschen marke „ThorSteinar“ verkauft wird. Die Sozialis ti -sche Jugend (SJ) rief bei einer Presse -konferenz zu einem Aktionstag unterdem motto „Nazifreie Zone - Thor-Stei -nar-Shops schließen!“

Wolfgang moit zi, Vorsitzender derSozialis ti schen Jugend Österreich(SJÖ): „Thor-Steinar gilt unter Neonazisals Trendkleidung und Identitätsstiftung.In vielen deutschen Städten wurden dieShops nach Protesten geschlossen, auchim deutschen Bundestag ist das Tragendieser Kleidung verboten. Deswegen for-dern wir die sofortige Schließung desShops in Braunau!“ APA

Die islamische Glaubensgemein schaftin Österreich (iGGiÖ) hat ihr Ver hält -nis zur israelitischen Kul tus ge mein de(iKG) im Hinblick auf den nahost -kon flikt klargestellt. „Das offene Ein ge -stehen, dass die Haltungen diametral ent-gegengesetzt sind“, solle einen prag ma -tischen Umgang nicht verhindern,hieß es in einer offiziellen Stel lung -nah me.

im nahost-Konflikt selbst zeig te sichdie muslime-Vertretung „selbstver-ständlich solidarisch“ mit der palästi-nensischen Bevölkerung. „Der Kon fliktwird von uns und von hier aus nicht lös-bar sein“, betonte die iGGiÖ, Emo -tionen zu schüren sei der Sache derPa läs ti nenser nicht dienlich. Und wei -

ter: „In diesem Zusammenhang betonenwir, dass wir jüdische Bürgerinnen undBürger in Österreich aus dem Nahost -kon flikt heraushalten wollen. Sie dürfenfür die Po litik Israels nicht verantwort-lich gemacht werden. Dies ist inzwischeneine muslimisch-jüdische österreichischeTradition und dabei soll es bleiben. Sip -penhaftung ist in jeder Form abzulehnen.“

Die iGGiÖ appellierte an die medien,„so wie wir Konflikte nicht importierenwollen, diese auch nicht ‘herbeizuschrei-ben’“. Als „religiöse, eigenständige undös terreichische Institution“ betonte manauch die „Unabhängigkeit von jeglichemEinfluss ausländischer Parteien oderInteressenvertretungen“. APA0

Islamische Glaubensgemeinschaft für „pragmatischen Umgang“ mit IKG

„Selbstverständlich solidarisch“ mit pa läs tinensischer Bevölkerung

Schnell-Auftritt beideutscherRechtspartei

Wie das nachrichtenmagazin ‘profil’in seiner am 19. Januar erschienenenAusgabe berichtete, trat der Salz bur -ger FPÖ-Obmann Karl Schnell am 21.Juni des Vorjahres bei einer Ver an stal -tung der nationalistischen deutschenRechts partei „Die Republikaner“ auf.

Schnell war als Gastredner zum Eu ro -pakongress der „Republikaner“ imbay ri schen Rosenheim geladen. Laut‘profil’ warnte Schnell in seiner An -spra che vor „so genannten Rechts par -teien der Mitte wie CDU, CSU undÖVP“. Diese seien schuld daran, dassmittlerweile „der Schwarzafrikaner inLederhose in München als Kellner die MaßBier“ bringe. neben Karl Schnell tratbei der Veranstaltung auch Filip De -winter auf, Chef des rechtsextremenflämischen „Vlaams Belang“.

„Nationale Medienfront“ ruft zu Demo am 18. April 2009 in Braunau auf Laut DÖW rechtsextreme NVP als Urheber

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WIRTSCHAFT • INLAND

Januar 2009/Tewet 5769 11

Verstopfte Seehäfen und eilige Kun -den lassen den Bahn-Transport ausAsien im mer interessanter werden. Ein Un ter neh men mit Sitz in Wienhat dabei die Nase vorn.

VON REINHARD ENGEL

„Momentan halten wir bei 20 bis 22Tagen, aber wir lernen immer noch dazu.Es sollen 15 bis 18 Tage werden.“ RobertGerendas ist Aufsichtsrat und mit be -sitzer der „Far East Land Bridge“.Sein Unternehmen führt derzeit allesieben bis zehn Tage je einen Con tai -ner-Zug von nordchina nach mittel -europa und umgekehrt. Auf demSeeweg wären die Güter inklusiveLandtransport vom Hafen zum Kun -den rund sechs Wochen unterwegs.

Ab Frühjahr 2009 will die DeutscheBahn gemeinsam mit der russischenregelmäßig Container via Transsi bi ri -sche Eisenbahn aus Südchina nachHam burg fahren, zwei Probezüge wa -ren schon über Weißrussland und Po -len unterwegs. Die „Far East LandBrid ge“ hat bereits mehr Praxis:Schon im Vorjahr konnte sie immer-hin 20 Züge quer durch Asien undOsteuropa schleusen, bis Ende 2009

soll dann täglich ein Container-Trans -port pro Richtung unterwegs sein.

Fünf Jahre arbeitete der Chemikerund frühere Ost-Händler Gerendasmit Partnern aus London und Prag andem Konzept der Landverbindung inden Fernen Osten. immer wiederscheiterte man an der unwilligen rus-sischen Staatsbahn RZD. Als dort vorzweieinhalb Jahren ein neuer Gene ral -direktor an die Spitze kam, tat sichein Zeitfenster auf. Das Unternehmenist in Zypern eingetragen, die Verwal -tungszentrale der 30-mitarbeiter-Fir -ma befindet sich in Wien, mitten imeuropäischen Teil des Ziel-marktes.

Für die Transportverbindung gibtes auf beiden Seiten keine fixen End -punkte. in China sammelt die dortigeStaatsbahn die Container an unter-schiedlichen Punkten ein, ge bündeltwerden diese an der Grenze zu Russ -land, wo auf Breitspur umgeladenwird. Dann fährt der Zug, bewachtvon einem eigenen Begleiter, auf derStrecke der Transsibirischen Eisen -bahn, der lokale Partner ist Trans Con -tainer, eine Tochter von RZD. Stoppsgibt es nur an den vorgeschriebenenOrten zum Lokomotiv-Wechsel, vonzahlreichen Kontrollpunkten aus mel -

den die Container elektronisch mit telsBarcode-Lesern ihre jeweilige Posi ti on.Südlich von moskau zweigt dann dieStrecke Richtung Ukraine ab. An derGrenze zu Ungarn wird wieder um ge - laden, auf europäische normal spur.Schließlich geht es mit der Raa ber bahnbis Sopron, dort übernimmt die RailCargo Austria die Waggons, um sieentweder an unterschiedliche Des ti na - tionen in Österreich oder Süd deutsch -land zu bringen, oder als ganzen Block -zug zum Kunden zu schleppen. >

Schienen nach China

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Transsibirien-Express Rossija

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12 Januar 2009/Tewet 5769

POLITIK • INLAND

Ehrendoktorat für Bundespräsident Fischerin Israel

Bundespräsident Heinz Fischer (r.), der Rektor der Universitaet Tel Aviv,Dani Leviathan (m.) und deren Präsiedent Zvi Galil am Dienstag, 16.Dezember 2008, bei der Verleihung eines Ehrendoktorates der UniversitaetTel Aviv an Bundespräsident Fischer im Rahmen eines Staatsbesuches inisrael.

in seiner Dankesrede widmete sich Fischer dem 90. Jahrestag der Grün -dung der Republik Österreich. Er wies dabei auch auf die mitverant wor -tung von Österreichern an den nS-Verbrechen hin, erinnerte aber gleich-zeitig an die ös terreichischen Widerstandskämpfer. Zudem versicherte derBundespräsident, das heutige Österreich unterscheide sich grundlegendvon dem von 1918.

Das Ehrendoktorat der weltweit größten jüdischen Universität hatten in die -sem Jahr unter anderem Friedensnobelpreisträger Eli Wiesel und der spani-sche Ar chitekt Santiago Calatrava erhalten.

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> Kundennamen will Gerendaskeine nennen, aber allzu schwer ist esnicht, zu erkennen, wer der österrei-chische Feuerfest-Spezialist ist, derauf diese Weise magnesit aus Chinaordert. meh rere süddeutsche Auto mo -bilher steller haben erste Probe-Con -tai ner nach China geschickt, großemöbel häu ser lassen in der umgekehr-ten Rich tung Waren transportieren.Jetzt verhandelt Far East Land Bridgevor allem mit den asiatischen Auto -her stellern in Tschechien, Ungarnund der Slowakei. Selbst aus Japanund Ko rea ginge es schneller in derKombination Schiff und Bahn im Ver -gleich zum reinen Seeweg.

„Für uns sind vor allem Kunden inMitteleuropa interessant, die in der Nähekeinen Hafen haben,“ so Gerendas. „NachHamburg oder Hannover brauchen wirnicht zu liefern.“ Die Spe diteure wa -ren der neuen Verbin dung zuersteher skeptisch gegenüber ge standen,jetzt zeigen sie zunehmend mehrinteresse, so Gerendas, auf Druck derKunden,.

Experten sehen in der Land ver bin -dung ein gewaltiges Potential. „Da gibtes riesige Chancen“, analysiert der ös -terreichische Ökonom Helmut Mee lich,der in Bratislava das Un-Büro fürtrans europäische Eisen bahn netzeUnECE leitet. „Wir könnten zehn Li -nien brauchen.“ Wirklich gefährlichwerden kann die Bahn dem Schifffreilich nicht: Gegenüber den derzeit18 bis 19 mio. Con tai nern, die jährlichzwischen Asien und Europa bewegtwerden, befördert die direkte Land ver -bindung auch bei kräftigem Wachs -tum und mehreren Anbietern immernoch „Peanuts“ (Gerendas). •

Oberösterreich intensiviertkulturelle Zusammenarbeit

mit Israel

Das Land Oberösterreich intensiviertseine kulturelle Zusammenarbeit mitis rael. Bei einem Besuch einer offiziel-len Delegation sind im november Ko o -pe ra tio nen mit Bildungseinrich tun genim Bereich musik vereinbart worden.

Oberösterreich und israel haben 2004ein „memorandum of Understan ding“unterzeichnet. in diesem zwischen is -ra el und einem österreichischen Bun -desland in dieser Art einmaligen Ver -trag wurde eine Vertiefung der Ko o pe -ration im Kulturbereich vereinbart. Da -mit sollte dessen Brü cken funktionzum gegenseitigen Ver ständ nis, zumKen nenlernen und zur ge gen seitigenAk zeptanz genützt werden. Seither gab

es einen regen Kulturaus tausch unteranderem mit Veran stal tun gen undAusstellungen.nach längerer Vorarbeit haben LH-Stv. Franz Hiesl und die Rektorin derAnton Bruckner Privat UniversitätLinz, Marianne Betz in Jerusalem eineGrundsatz Verein ba rung über eine Zu -sammenarbeit mit der dortigen „Aca -demy of music and Dance“ unterzeich-net. Sie zählt rund 700 Stu den ten, dieBachelor- und master-Abschlüsse inmusik, Tanz und musik-Bildung an -stre ben. Künftig soll es einen Aus tauschbeider Bildungseinrichtungen gebenund eine gegenseitige Teil nah me anwis senschaftlichen Veranstaltungen.Auch bei pädagogischen Pro gram -men soll zu sammengearbeitet werden.Ähnliches ist mit einer modellschulezur För derung von hochbegabten undmo ti vierten Jugendlichen in Jerusa -lem ge plant. •

Täglich mehrfach

aktualisiert!www. ikg-wien.at

newsevents

pinwand@

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POLITIK • INLAND

Januar 2009/Tewet 5769 13

Wer in Wien an seinem Wohnhaus eineGedenktafel anbringen will, muss diesvorher behördlich genehmigen lassen.Oft ist dieses Verfahren sehr unkom pli -ziert. Manche Initiatoren wiederum ver-zweifeln angesichts der unüberwindbaranmutenden Widerstände. Dann istIdeenreichtum gefragt.

VON ALEXIA WEISS

Ein Bewohner des Hauses Rem -brandtstraße 33 in der Leopoldstadtbesuchte 2006 das ehemalige Kon zen -tra tionslager Auschwitz. Auf Ausstel -lungs stücken kam ihm dabei mehr-mals ein Adressschild mit dem Ver -merk „Rembrandtstraße“ unter, er zähltGerlinde Affenzeller, die ebenfalls indiesem Haus wohnt. Das brach te ihnauf die idee die Schick sa le der Juden,die während der nS-Zeit in seinemWohnhaus lebten, zu recherchieren –und für die Deportierten und Er mor -deten eine Gedenktafel anzubringen.

„Wir fanden das eine schöne Geste“,sagt Affenzeller, die bei der Orga ni sa -tion der Tafelanbringung half. Die ge -samte Hausgemeinschaft, es handeltsich dabei um die Eigentümer derinsgesamt acht Wohnungen, sei dafürgewesen und man habe im meldeamtsowie im Dokumentationsarchiv desÖsterreichischen Widerstands (DÖW)zu recherchieren begonnen. „Dannsind Bedenken gekommen, dass das Haussabotiert werden können, dass es rechtsra-dikale Hausbeschmierungen geben könn te.“Doch die Stimmung sei bald wiederins Positive umgeschlagen.„Ab da ging eigentlich alles sehr schnell“,so Affenzeller. Da in dem Haus wäh-rend des nS-Regimes Sammel woh -nungen eingerichtet worden wa ren,musste die heutige Haus ge mein schaftschließlich 28 namen in Stein meißelnlassen. Einer davon ist jener der Groß -

mutter des britischen Schau spielersund Schriftstellers Stephen Fry. imZug von Filmarbeiten für eine Doku -mentation suchte Fry auch persönlichdas Haus auf. „Das war einfach eine to talgute Begegnung – er hat sich so ge freut.“inzwischen hätten schon zwei weitereVerwandte Frys das Haus und seineBewohner aufgesucht.

im Grunde ist nicht viel zu beachten,wenn man – wie die Hausge mein -schaft der Rembrandtstraße 33 – eineGedenktafel für nS-Opfer anbringenlassen will, die früher in diesem Ge -bäude gewohnt haben. Der ersteSchritt ist die Zustimmung der Haus -inhabung im Fall eines mietshausesbe ziehungsweise der Hausge mein -schaft im Fall eines Gebäudes mit Ei -gen tumswohnungen, sagt Renate Rapfaus dem Büro von Kultur stadt ratAndreas mailath-Pokorny.

Verweigere der Hausbesitzer dieAn bringung der Tafel oder finde sichin der Hausgemeinschaft keine mehr -heit, gibt es die möglichkeit, sie vorder Fassade am Gehsteig am Grundder magistratsabteilung 28 zu errich-ten, erläutert Rapf. Drei solcher Tafelnbeziehungsweise kleinen Denkmälerauf dem Gehsteig gibt es bereits inWien: in der Schottenfeldgasse 60 undder neustiftgasse 92 in Wien-neubausowie in der Servitengasse 6 in Wien-Alsergrund.

Schritt nummer zwei: bei der ma -gis tratsabteilung (mA) 8, dem WienerStadt- und Landesarchiv, muss derTex tent wurf eingereicht werden (mA8, zu Handen Dr. Karl Fischer, [email protected]). Diese gibt dann eineStel lungnahme zu dem Text ab.

Danach heißt es nur mehr, eine Ta -fel auszusuchen und anfertigen zu las-sen – Stein und Plexiglas sind da beidie beliebtesten materialien. Zeit gleichsoll an die mA 7, zu ständig für Kul -tur, ein formloses Schre iben „mit Pro -jekt beschreibung, Entwurf des Textes,genauen Angaben über Zeit und Ort derAnbringung mit Skizze, Maß- und Ma te -ri alangabe“ ge richtet wer den.

nach Anbringung der Tafel mussder oder die Stifter einen ebenfallsform losen Antrag an die mA 7 „aufÜbernahme in die denkmalpflegerischeObhutnahme“ stellen. Beiliegen muss

dann eine Bestätigung über dieZustimmung der Hausin ha bungsowie die Stellungnahme der ma -gistratsabteilung 8 zum Text.

Budgetmittel für die Errichtung vonsolchen Gedenktafeln sind seitens derStadt übrigens keine vorgesehen. ins -gesamt habe es sich bewährt, wennhier private Stifter wie Vereine oderKo mitees aktiv würden, sagt Rapf. Da -durch werde auch vermieden, dasssich die Stadt dem Vorwurf der Be -vorzugung bestimmter Personenoder Ereignisse beziehungsweise derVernachlässigung anderer aussetze.

Die Grünen-Politikerin Doris mül lererinnert sich an ein wesentlich längeresVerfahren. Der Bezirksvorsteher-Stell -vertreterin der Josefstadt war es einAnliegen, im Bezirk auch der in derJosefstadt dem nS-Terror zum Opfergefallenen menschen zu erinnern.

im Jahr 2004 äußerten die Grünendas Ansinnen, am Josefstädter Amts -haus eine Gedenktafel an die Opfer desnationalsozialismus anzubringen. Ob - wohl alle politischen Frak tio nen imBezirk dafür waren, kam es erst 2006 zueiner Einigung über den Text, „mit demalle Parteien leben konnten“. Und es dau -erte weitere zwei Jah re, bis die Tafelendlich angebracht werden konnte.

Denn das Amtsgebäude der Be zirks -vorstehung ist naturgemäß ein öffent-liches Gebäude – weshalb es der Zu -stim mung der magistratsabteilung 34(Städtische Gebäudeverwaltung) be -durfte. Und diese ließ auf sich warten,denn die dort Zuständigen pochtenauf Verständigung des Bundesdenk -mal amtes, da das Gebäude unterDenk malschutz steht. Wenigstens seivon der für das Stadtbild zuständigenmagistratsabteilung 19 kein Einwandgekommen, erinnert sich müller.

Das Bundesdenkmalamt legte sichzunächst quer. Es dürfe an dem Ge -bäu de keine weitere Tafel angebrachtwerden, hieß es. Erst als die Bezirks -vor stehung einen Grafiker mit einemEntwurf für eine Plexiglastafel be trau - te und eine Fotomontage dieses Ent -wurfs, die zeigt, wie die Tafel an demGebäude aussehen würde, übermit -telte, gaben die Denkmalschützerschließlich ihre Einwilligung. „In zwi -schen hatten wir bereits das Jahr 2008“,so müller. Vergangenen Oktober wur -de die Tafel schließlich im Rah meneines feierlichen Festakts enthüllt. •

Gedenktafel am Josefstädter Amtshaus

Es geht ganz einfach – oder auch nicht

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14 Januar 2009/Tewet 5769

POLITIK • AUSLAND

Trotz gerichtlichen Verbots in ersterinstanz ist die rechtsextreme Un ga ri -sche Garde weiter aktiv. Das „GyörerBataillon“ der paramilitärischen Trup -pe führte erstmals Schießübungen mitscharfer munition durch, berichtetedie Tageszeitung „nepszabadsag“.

Der sogenannte Kapitän der Ein heitin der westungarischen Stadt Györ,Da vid Karaffa, bezeichnete die Ak tionals „Pflege von Heerestraditionen“. DieGardisten hätten lediglich auf Ton tau -ben geschossen, was jedem Bür ger er -laubt sei.

Laut der internet seite der Un ga ri -schen Garde will die Einheit in Györihre Schießkünste in nächster Zu kunft

weiter verbessern und diese „aufMeisterebene erhöhen“, zitiert das Blatt.Ein Aufruf der Garde spricht vomSchutz der nation mit „unserem Lebenund unserem Blut“.

Das Budapester Stadtgericht hatteim Dezember über den Trägervereinder Ungarischen Garde ein Verbot ver -hängt. Die Vereinigung jage der Ro ma-Bevölkerung und anderen min der hei -ten in Ungarn Angst ein und verstoßemit ihren Aktivitäten gegen das Ver -einsrecht, hieß es.

Die im August 2007 gegründete Or -ganisation pflegt eine Hassrhetorikund marschierte uniformiert durchSied lungen mit einem hohen Anteil anRoma-Bevöl ke rung, um gegen „Zi geu -ner krimi na li tät“ zu kämpfen, wie siesagt.

Der Chef der Ungarische Garde,zu gleich Vorsitzender der nicht imPar lament vertretenen rechtsextremenPartei Jobbik („Für ein besseres Un -garn“), Gabor Vona, betonte nach demGe richtsurteil, dass nur der Träger -ver ein der Ungarischen Garde verbo-ten wor den sei, nicht aber die Bewe -gung selbst. Sie habe „keine juristischeForm“ und könne so auch nichtaufge löst werden, erklärte Vona. DieUnga ri sche Garde sei „unauflösbar“und wer de ihre Tätigkeit mit dem Ziel„der Rettung der Nation und der Gesell -schaft“ fortsetzen. APA

Rechtsextreme Ungarische Garde -Schießübungen mit scharfer Munition

Russland erwägterstmals Kauf vonVerteidigungstechnik

aus Israel

Russland erwägt erstmals den Kaufvon Verteidigungstechnik aus israel.Wie der russische Generalstabschef Ni -kolai Makarow der nachrichtena gen turinterfax im Dezember sagte, interes-siert sich moskau für hochmoderneis raelische Aufklärungsdrohnen.

„Wenn unsere Industrie nicht in der La -ge ist, in der nahen Zukunft die Droh nenzu produzieren, die wir brauchen, dannkönnten wir zunächst zu Testzwecken ei-nen Satz in Israel bestellen“, sagte ma -karow. Die Zeitung ‘Kommersant’berichtete, das russische militär habeEnde november Gespräche mit Ver -tre tern des israelischen Verteidi gungs - ministeriums und des Rüstungs un ter -nehmens israel Aerospace indus tries(iAi) geführt. Das Blatt erfuhr aus Ar -meekreisen, dass ein Auftrag an iAifür den Bau von Drohnen „fast si cher“sei. israelischen Presseberichten zu -fol ge beläuft sich die Kaufsumme aufumgerechnet 7,3 - 8,7 mio. Euro.

Der rus sische VerteidigungsexperteRus lan Puchow, Direktor des Centre ofAnalysis of Strategies and Tech nolo-gies, sagte der nachrichtenagenturAFP, moskau habe noch nie zuvor mi - litärtechnik aus israel gekauft. „Dasist eine ziemlich gewagte Entschei dung“,sagte Puchow. Sowohl die US-Re gie -rung als auch die russische Rüstungs -industrie würden über den mögli chenisraelisch-russischen Handel nichtglücklich sein. Rüstungs ge schäf tezwischen den beiden Ländern sindaußerdem wegen der russischen Waf -fen verkäufe an israels Erzfeinde iranund Syrien ein heikles Thema.

Wäh rend des Kaukasus-Krieges imvergangenen August konnte die geor-gische Armee den russischen Ein hei -ten dank ihrer Aufklärungsdrohnenaus israelischer Herstellung schmerz-volle Verluste zufügen. nach An ga bender Zeitung ‘Kommersant’ musstedie russische Ar mee „praktisch blind“arbeiteten. israel gilt als besonders er -fahren bei der Her stellung und nut -zung von Drohnen. APA/ap

Matthias Faust neuer Chef der rechtsextremen DVU

Der langjährige Vorsitzende derrechts extremen Deutschen Volks uni on(DVU), Gerhard Frey, hat sich von derParteispitze zurückgezogen. Zum nachfolger des 75-Jährigenwur de Matthias Faust (37) gewählt,teilte die Partei mit.

Der Heraus ge ber der ultrarechten‘national-Zeitung’, Frey, habe bei ei -nem Bundesparteitag in magdeburgnicht mehr kandidiert. Der Parteitagstellte auch die Bundesliste zur Eu -ropawahl auf. Spitzenkandidatin istLiane Hesselbarth

Gas unter dem Mittelmeer

Die Noble Energy Inc. gab bekannt,dass bei einer Bohrung etwa 80 kmvor der Küste Haifas drei riesigeunterirdische Lager von naturgasent deckt wurden. Für israel bedeutetdies das bisher größte gefundeneGasvorkommen, das sich auf etwa 88mrd. Kubikmeter belaufen und auchqualitativ sehr gut sein soll. YitzhakTshuva, der inhaber der israelischenFirma Delek Group Ltd., der dieseGasquelle gehört, ist der meinung,dass mit diesem Gasfund israels Wirt -schaft transformiert werden könnte.

israels infrastrukturminister Ben-Elieser nannte den Fund historisch.

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Januar 2009/Tewet 5769 15

DOSSIER • GEGEN DEN TERROR DER HAMAS

Demokratie statt autoritärer Diktatur

in Gaza Operation „Gegossenes Blei“

Gegen den Terror

der Hamas

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16 Januar 2009/Tewet 5769

DOSSIER • GEGEN DEN TERROR DER HAMAS

Das Jahr 2008 war ein ‚Rekord -jahr’ in Bezug auf den Einschlag vonRa ke ten und Mörsergranaten auf is ra e -li schem Ter ri to rium. Inge samt warenes mehr als 2.900.

Im Jahr 2001 schossen paläs ti nen -si sche Terroristen aus dem Gaza-Streifen erst mals eine Rakete auf Is ra elab. Bis Juli 2008 folgten dann 3.483Raketen und 3.856 Mörser gra naten.Allein zwischen dem Tag der Macht -ergreifung der Terror or gani sa tion Ha -mas im Gaza-Streifen Mitte Juni 2007und Mitte Juni 2008 lan deten 1.508Raketen und 1.799 Mör ser granaten imwestlichen Negev.

Seit Beginn der Operation "Gegos -se nes Blei" am 27. Dezember 2008ha ben Palästinenser aus dem Gaza -strei fen 565 Raketen und etwa 200Mörser gra na ten auf Israel abgefeuert.

Seit acht Jahren im Raketenfeuer

RAKETENSTATISTIK 2008Ashkelon, 08.01.09

Ashkelon, 29.12.08

Schule in Sderot, 21.05.06

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DOSSIER • GEGEN DEN TERROR DER HAMAS

Januar 2009/Tewet 5769 17

Seit acht Jahren im Raketenfeuer

K - Kassam (inkl. Katjushas) • M - Mörsergranate • G - Grad-Rakete • Gelb=Hilfsgüter nach Gaza

RAKETENKALENDER JANUAR 2009

So Mo Di Mi Do Fr Sa

1 2 3

59 K

(9 G)

5 M

41 K

(4 G)

5 M

28 K

10 M

4 5 6 7 8 9 10

50 K

5 M

39 K

(4 G)

5 M

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3 M

24 K

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4 K

30 K

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16 K

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11 12 13 14 15 16 17

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(3 G)

20 K

(3 G)

3 M

18 K

5 M

11 K

5 M

3 K

29 K

(3 G)

21 K

(3 G)

4 M

27 K

4 M

18 19 20 21 22 23 24Waffenstillstand

13 K

(2 G)

4 M

25 26 27 28 29 30 31

Stand 19.01.2009

Ashkelon, 08.01.09

Kindergarten im Ganei Tal, 15.12.04

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DOSSIER • GEGEN DEN TERROR DER HAMAS

18 Januar 2009/Tewet 5769

Militante Palästinenser haben seitdem 27. Oktober 2001 rund 10.300 Ra -keten auf israelische Grenzstädte ab -geschossen. Als Folge dieser An grif f esind nach Angaben des auf die Zäh lungvon Raketen und Opfern spezia li sierteSderot Media Center 32 Israelis ge tö tetworden. Dazu gehören auch die vierIsraelis, die seit Beginn der neu en Aus -einandersetzung ums Leben ge kom -men sind. Weitere 600 Men schen sindden Angaben zufolge in den vergan ge -nen sieben Jahren als Folge des Rake -ten beschusses verletzt worden. Tau sen -de erlitten einen Schock.

WARUM GIBT ES TROTZ DER VIE LENANGRIFFE RELATIV WENIGE TOTE? Die relative geringe Zahl an Todes op -fern im Vergleich zu den abgeschos se -nen Raketen ist unter anderem auf diefehlende Schussgenauigkeit zurück zu -führen. Viele Raketen schlagen auffreiem Feld ein. Nach den Worten desstellvertretenden Sprechers im israe li -schen Außenministerium Andy Davidist die geringe Zahl der israelischenTo desopfer aber vor allem auch auf dieBauvorschriften in Israel zurückzufüh -ren. Danach muss es in allen neuen Ge - bäuden einen Luftschutzkeller geben.„Alle Israelis, die bei Angriffen ums Le bengekommen sind, haben sich im Freienaufgehalten“, sagt David.

WIE SCHÜTZEN SICH DIE BÜRGERIN DEN GRENZSTÄDTEN? In Sderotund anderen Grenzorten haben sichviele Israelis in ihre Einfamilienhäuserein Zimmer als besonders gesicherten

Schutzraum eingerichtet. Diese Räu mehaben zumeist Metalltüren und Fen s -terläden aus Metall. Weil in Sderot vie leWohnblöcke in den 1950-er Jahren ge -baut wurden und damit keinen Luft-schutzraum im Keller haben, stehen vorden Häusern Bunker auf der Straße.Schulen sind unter anderem mit Be -ton konstruktionen über den Dächernge sichert worden.

WIE VIELE ISRAELIS SIND GE FÄHR -DET? Die von militanten Palästinen -sern verwendeten Raketen haben in -zwischen eine Reichweite von bis zu 40Kilometer. Dadurch sind nach Anga benvon Polizeisprecher Micky Rosenfeldeine Million der 7,3 Millionen Israelisdirekt gefährdet.

WIE SEHEN DIE SELBST GEBAUTENRAKETEN AUS? Die Raketen sind jenach Typ zwischen 1,60 Meter undüber 2 Meter lang. Die neuesten selbstgebauten Kassam-Raketen der radikal-islamischen Hamas sind mit bis zuzehn Kilogramm Sprengstoff undzusätzlich oft auch noch mit Bolzen,Schrauben und Muttern gefüllt, ummöglichst viele Menschen zu tötenoder schwer zu verletzen.

WAS WILL HAMAS MIT DEM BE -SCHUSS ERREICHEN? Hamas be gannmit dem Beschuss Israels im Oktober2001, nachdem der palästinensischeVolksaufstand (Intifada) ausge bro chenwar. Heute will Hamas Israel zwingen,die Blockade des Gaza strei fens zubeenden und alle Grenz über gän ge zuöffnen. Im Jahr 2008 waren es nachArmeeangaben 3.200 - und das beieinem halben Jahr Waffenruhe.

Was bedeutet dann ...

ÜBER 10.000 RAKETENANGRIFFE AUF ISRAEL SEIT 2001

Supermarkt in Sderot, 17.12.08

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DOSSIER • GEGEN DEN TERROR DER HAMAS

Januar 2009/Tewet 5769 19

Was bedeutet dann ...

- AUSSCHLIESSLICH AUF ZIVILE ZIELE

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20 Januar 2009/Tewet 5769

DOSSIER • GEGEN DEN TERROR DER HAMAS

Beinahe die Hälfte der Eltern und einDrittel der Kinder in Sderot leiden anpost-traumatischem Stress. Das ergabeine Studie, die von Professor MollyLa had, Direktor des Mashabim-Cen tersim akademischen College Tel Hai, ver öf -fentlicht wurde. 15 Prozent der Kin derab 2 Jahren leiden an einem ernst haf tenpost-traumatischen Stress symp tom,das sich vor allem darin aus wirkt, dassdie betroffenen Per sonen Schwie rig kei -ten haben zu „funk tionieren“.

„Kinder im Alter von 5 bis 13 Jahren ver -fallen ins Bettnässen zurück, und Schul -kinder schlafen wieder bei ihren Elternim Bett“, sagte Dalia Yosef, Sozial ar -beiterin in Sderot. „Wir bemerken Ver -meidungs-Verhalten, sehr große Ängste,nach draußen zu gehen und Angst da vor,zur Schule zu gehen. Der geringste Lärm,selbst das Zuschlagen einer Tür, lässt sie

auffahren“, fügt sie hinzu. Yosef sagte,die Kinder fühlen sich, als ob etwasSchreckliches passieren wird. Viele wei -sen Essens- und Schlafstörungen aufund zeigen Aufmerksamkeitsdefizite inder Schule. „Wir beobachten, dass dieKinder große Sorgen haben. Diese drüc kensich in enormer Abhängigkeit von den El -tern und in Trennungsängsten aus. Man -che Kinder haben angefangen zu stot tern“.18 Prozent der Kinder leiden an leich -tem bis mittelmäßigem post-trau ma ti -schem Stress. Zu den Symp to men ge -hö ren Schlaflosigkeit, Kopfweh und Kon - zentrationsschwierigkeiten. Die Stu diezeigt außerdem, dass jedes Kind, dasan post-traumatischem Stress leidet,mindestens ein Elternteil hat, das auchbetroffen ist. Hingegen haben nichtalle betroffenen Eltern auch Kinder, diedaran leiden. •

... “unverhältnismäßige Gewalt”?

KINDER LEIDEN AN POST-TRAUMATISCHEM STRESS

Ashkelon

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DOSSIER • GEGEN DEN TERROR DER HAMAS

Januar 2009/Tewet 5769 21

... “unverhältnismäßige Gewalt”?

Welche Mittel hätte der jüdischeStaat angesichts des seit Jahren an -dau ernden Raketenbeschusses denngenau anwenden sollen? Vor allem an -ge sichts der Tatsache, dass die Aus -rüs tung immer ausgereifter ist, somitei ne größere Reichweite hat und nunauch Städte trifft, die vergangenes Jahrnoch unerreichbar schienen.

Sollte Israel sich damit zufriedenge ben, Soldaten in einer Gegen-Inti fa -da los zuschicken, um Steine nach Ga -za zu schleudern? Mit dem Ab schussselbst her gestellter Raketen aus Sde rotantworten? Vielleicht sollte Israel ei ni geseiner Kinder in menschliche Bom benverwandeln und sie los schic ken, umsich in Städten des Ga za strei fens in dieLuft zu ja gen… Nur um mal die glei -chen Mittel wie die Ha mas anzu wen -den? Oder etwa brav ab war ten, bis derIran und Syrien - die Geld geber derHa mas– es ihren Terror filialen er mög -licht haben, über eine genau so aus -ge reifte Be waff nung zu verfügen wie

die israe li sche Armee?

Da die Hamas, im Gegensatz zurpa lästinensischen Auto no miebehördevon Mahmoud Abbas, auf der Ab leh -nung des Existenzrechts des jü di schenStaates be harrt und davon träumt, sei neBürger zu vernichten, würde man esvorziehen, dass Israel soviel Radi ka li tätnachahmt und eine riesige eth ni scheSäu berung vor nimmt? Wün schen wiruns wirklich, dass Israel ‚ver hält nis -mäßig' die Ausrot tungs wün sche derHamas wie der spie gelt?

Jeder Konflikt ist von Natur aus ‚un -verhältnismäßig'. Wenn sich Geg ner überden Einsatz von Mitteln und den ver -kün deten For derungen einigen wür den,wären sie kei ne Gegner mehr. Ein Kon -flikt bedeutet im mer auch Un stim mig -keit, weshalb sich alle Seiten da rumbemü hen, ihre Vor teile auszu spielenund die Schwächen des an de renauszunutzen…

Philosoph Andre Glucksmann in der Tageszeitung ‘Le Monde’

Ashkelon 24.12.08

Ashkelon

Ashkelon

Sderot

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22 Januar 2009/Tewet 5769

Der Brüsseler Politologe EmanueleOttolenghi spricht im Interview mitMARTA S. HALPERT über die politischenHintergründe der Kämpfe in Gaza,die Interessen des Iran sowie überdie Chancen für US-Präsident BarackObama im Nahen Osten aktiv zu werden

GEMEINDE: Welche Ziele verfolgt Israelbei der „Operation Gaza“?

ottolenghi: israels Aktion verfolgtdrei Ziele: Erstens, die militärischeStärke der Hamas in Gaza wesentlichzu schwächen; zweitens der Hamas diegrundsätzliche Änderung der „Spiel -regeln“ klarzumachen, nämlich dasskünftige Angriffe auf israel schwer -wiegende Konsequenzen ha ben wer-den. Und drittens, die instal lie rungneuer mechanismen, die si cher stel len,dass im Falle eine Waf fenstill stan des,dieser nicht zur Wie der auf rüstungder Hamas missbraucht wird.

Wie ist Ihre politische Einschätzung derEntwicklungen in Gaza?

Das hängt davon ab, welche der soe-ben erwähnten Ziele am Ende er reichtwurden. Die derzeitigen Be richtebesagen, dass die Hamas durch dieAktion merklich geschwächt wurdeund israel seine Abschreckungs ka pa -

zität gestärkt hat – nachdem die Hiz -bollah diese im Juli-August 2006 an -gekratzt hatte. Das ist an sich schonein wichtiger Erfolg für israel.

Die Schwächung der Hamas ist auchein Schlag ins Gesicht für den iran –und das dient nicht nur den interes senisraels, sondern auch den so genann-ten moderaten arabischen Ländernund Europa. Letztlich werden wir se -hen, welche Auswirkungen dieserWaffengang auf die palästinensischePolitik haben wird, aber ich glaube,dass die Hamas daraus politisch ge -schwächt hervorgeht. Das ist nichtschlecht, wenn man bedenkt, welcheSchwierigkeiten und Herausforde run - gen diese Aktion für israel brachte.

Verliert Israel wieder einmal den „Medi en -krieg“? Hier sieht man ver letz te paläs ti -nensische Kinder, dort israelische Sol da ten.

Ungeachtet der Gründe für israels Ope - rationen, das Umfeld militärischerAktionen kann nie kameragerecht gutausschauen – und das Lei den in Gazaist real und für die Zivi lis ten auchschlimm. israel und seine Freundekönnen viel Zeit darauf verwendenzu erklären, warum in den Kämpfenso viele Zivilisten getötet und ver-wundet werden. Aber wir müs sen er-kennen, dass israel diesmal statt derRolle eines glücklosen Op fers seinemedienstrategie viel effektiver gestaltethat. Erstens indem man die Jour na lis -ten nicht nach Gaza hinein ließ, dashat den potentiellen Schaden nicht nurfür das image is raels reduziert – daswäre nicht zu ver meiden gewesen –aber auch den Einfluss auf die Ab fol -ge der Kämpfe.

Zweitens hat dieser Vorgang die Ab -hän gigkeit der Journalisten von israe-lischen Quellen erhöht. Drittens hatisrael viel besser die informationgebündelt und ist auch konsequent aufseiner Botschaft geblieben - klar undkoordiniert und auch mit wenigerSpre chern. Und viertens, israel hatseine diplomatischen Hausaufga benvor der militäraktion effektiver ge -macht als in der Vergangenheit. Fünf -tens schaffte es israel viel besser, die in -formationen und das Bildmaterial in

Echtzeit auf mehreren Kanälen zu brin -gen – das internet eingeschlossen. Sowar es für die Hamas viel schwieriger,ihre Forderungen eins zu eins rou ti ne -mäßig zu präsentieren. Und schließ-lich werden die schlechten vi suellenEindrücke von den guten Er geb nissenübertroffen, weil sie den me di enkriegim Vergleich zum Ergebnis der Ope -ra tion weniger relevant ma chen.

Israel kämpft eigentlich auch für den „in ne -ren Frieden“ in Ägypten und Jor da nien.Dieser Krieg hat alle Anzei chen eines„Stellvertreter-Krieges“. Kämpft Israelge gen die islamistische Bedrohung dieserNachbarländer?

Falls israel erfolgreich ist, wird die is -la mistische Front in all diesen Staatenpolitisch geschwächt. man kann essehr gut am aktuellen Verhalten derRegime ablesen. Zuerst waren sie sehrvorsichtig in der Verurteilung is raels.Danach haben sie die Schuld der Ha -mas zugeordnet. Drittens haben sie ihren diplomati-schen motor nicht gleich angeworfen,um gemeinsame arabische Schritte zufordern, sie drohten nicht mit Gegen -maß nahmen und sie übten auch aufihre Verbündeten keinen Druck aus,um die Haut der Hamas zu retten. imGegenteil, sie machten eher deutlich,dass man der Hamas eine niederlagezufügen muss. Bei einer Hamas, die gestärkt undsieg reich wäre, hätten Jordanien undÄgypten innenpolitisch viel zu verlie-ren. Beide betrachten auch einen Ha -mas-Sieg als weiteren machtzuwachsfür den iran. Es war ganz klar, dies-mal standen die gemäßigten sunniti-schen Regime auf der Seite israels –natürlich nur so weit sie sich das leis tenkonnten, angesichts dessen, was „dieStraße“ und die arabische Rhe torikfordert.

Wie würden Sie die Rolle Syriens in die -sem Konflikt beschreiben?

Syrien beherbergt die Hamas und isteiner ihrer Hauptsponsoren. Aber indiesem konkreten Fall kann manbeobachten, wie Syrien zunehmend inden Hintergrund gedrängt wird: Ha -

DOSSIER • GEGEN DEN TERROR DER HAMAS

Krise in Gaza: Die Optionen für die Zukunft

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Januar 2009/Tewet 5769 23

mas hat sich während des gesamtenKonfliktes sehr offen mit dem iranabgesprochen – und Syrien fungiertenur als Ort, an dem sich die irani-schen Abgesandten und die politi-sche Führung der Hamas treffen. Unddas, obwohl Syrien sehr viel voneinem Hamas-Sieg profitieren könn-te: Er würde die regionale Position is -ra els weiter schwächen und den Spiel - raum der Syrier am Ver hand lungs - tisch mit israel in der Golan fra ge ver-größern. Doch diesmal sieht es so aus,als ob die Absicht Syriens, israels Po -si tion zu beschädigen, als Bumerangnach Damaskus zurückkehren wür de.

Wie analysieren Sie die Interessen des Iran?

Der iran möchte zu einem direktenSpieler im arabisch-israelischen Kon -flikt werden. Er zielt darauf ab, dieHauptrolle in der Ablehnungsfrontder gesamten Region einzunehmen.Er sucht nach instrumenten, um is ra elzu bekämpfen, gleichzeitig propagierter seine eigene islamistische Agendazum Schaden seiner sunnitischen Ri -va len. Hamas eignet sich da als Sturm -spitze ideal, denn sie ist islamistisch,provoziert Saudiarabien, Ägypten undJordanien. Zugleich gefährdet Hamasdas mubarak-Regime und dient auchals Stachel im Fleische israels. Waskann sich Teheran mehr wünschen?

Welches Lösungsszenario können Sie sichvorstellen: Welche Länder oder Institu tio - nen können sich engagieren, um die Ruheim Süden Israels zu garantieren?

Für diesen Konflikt gibt es keine Lö -sung – es gibt nur temporäre mecha -nis men, um ihn zu managen. nur einsehr effektiver mechanismus, der dieGrenzen Gazas kontrolliert und dasSchmuggeln von Waffen verhindert,kann eine längere Ruhephase garan-tieren. Und ich bin sogar sehr skep-tisch, ob eine internationale Truppe ent - lang der Gaza-Ägypten-Grenze dasschaffen kann. natürlich hängt es da -von ab, wie das mandat dafür aussiehtund wieweit sie sich engagieren kann.Aber unsere Erfahrung im Libanonzeigt, dass es schwieriger ist, als manes sich wünscht, sogar wenn der politi-sche Wille vorhanden ist. Letzt end lich,wird nur eine dramatische nie der la gefür die Hamas, ähnlich jener wie sieisrael der PLO zwischen 2002 und 2003in der West Bank zugefügt hat, dasPro blem lösen und neue We ge für bes-sere politische Optionen er öffnen.

Es gab mehrere konkurrenzierende eu ro pä i -sche Initiativen: Solana-Schwarzen berg,Steinmeier, Sarkozy, Blair. Welche pro-duktive Rolle kann hier Europa spielen?

Europa könnte es auf sich nehmen,das Waffenstillstandsabkommen um -zusetzen, indem es gewährleistet, dasskeine weiteren Waffen nach Gaza hin-eingeschmuggelt werden. Es könnteden Wiederaufbau und die humanitä-re Hilfe kontrollieren. Eu ro pa hättesogar die Chance, den Gazastreifen zu„übernehmen“ und ihn nach dem Vor -bild Kosovos zu verwalten - bis manihn an eine verantwortliche und ver-lässliche palästinensische Regie rungübergeben kann. Doch all das erfor-dert viel Blut und Geld und riecht ver-dächtig nach Kolonialismus – wennauch in einer wohlwollenden undzeitlich begrenzten Form. Das wäresi cher schwer durchzusetzen, sowohlvon den Arabern als auch den Euro -päern, und daher glaube ich nicht,dass es gelingen kann.

Der neue US-Präsident hat angekündigt,dem Iran mit „einer direkten aber hartenDiplomatie“ zu begegnen. Was halten Sievon dieser Ansage? Und wie kann er dasrealistisch handhaben?

Es hängt alles davon ab, welchen Zeit - rahmen sich Präsident Obama für soein Projekt setzen will. Beschäfti gensich die USA mit dem iran „direkt unddiplomatisch“ drei oder sechs mo na telang, zwei Jahre lang oder wenigerlang? iran ist nicht mehr weit weg da -von, sich als Atommacht zu etablieren.Die Zeit, die dem iran von Europa ge -schenkt wurde, hat er in den letztensieben Jahren gut genützt, um seinAtomprogramm voranzutreiben.Obama muss das wissen, und daherist es so wichtig, dass er von seinenVerbündeten die volle Unterstützungsowohl für einen kurzen, bindendenFahrplan sowie für koordinierte harte

maßnahmen erhält. Und das allesnoch bevor die Frist für die wichtigenUn-Sicherheitsratsbeschlüsse ausläuft.Die Schwierigkeiten werden folgendesein: die iraner werden ihre Verzöge -rung s taktik zum Zeitgewinn weiter-führen, so wie sie es mit Europa seit2002 machen; die Chinesen und Rus -sen werden Obamas Ankündigung,dass die Zeit für Dialoge abgelaufensei, skeptisch beurteilen und werdenweitere Gespräche fordern; vielleichtwird sogar Europa diese Position ein-nehmen. Sollten sie sich aber zur Un -ter stützung von Sanktionen gegen deniran aufraffen, wird ihr Appetit aufdurchgreifende maßnahmen sehr ge -bremst sein.ich wünsche Präsident Obaman allesGute, aber ich habe meine Zweifel, dassdiese Strategie funktionieren wird.

Wie kann Präsident Obama das alles ver-wirklichen, ohne die guten Beziehungenzu Israel zu gefährden?

Das ist kein einfacher Balanceakt: Ermüsste den iran vom atomaren Wegabbringen, bevor dieser sein Ziel er -reicht – aber der Preis, den Obamada für zahlen muss, dürfte nicht zuhoch sein. ich glaube jedenfalls nicht,dass da rasch eine Einigung heraus-kommen wird, denn die Forderungendes iran werden zu hoch sein, unddie interessen der USA in der Regionsind einfach unvereinbar mit den ira-nischen Ambitionen.meine Befürchtungen gehen dahin,dass die USA israel davon abhaltenwerden eine militärische Aktion zustarten, während sie versuchen werdenden iran in die Pflicht zu nehmen.Was dabei herauskommt ist, dass deriran mit seinem geschickten und spezi-fischen diplomatischen Tanz die USAan der nase herumführen wird, biswir eines schönen Tages aufwachen,um zu erkennen, dass es zu spät ist.

Dr. Emanuele Ottolenghi ist leitender Direktor des Transatlantic Institute in Brüssel. Derstu dierte Politikwissenschafter kam 2006 nach Brüssel, nachdem er an der Oxford Centre forHebrew and Jewish Studies and at the Middle East Centre of St. Antony’s College, Oxford Uni -ver sity unterrichtet hatte. Er promovierte zum Dr. phil. an der Hebräischen Universität inJeru salem und machte seine Diplomarbeit an der Universität in Bologna.

Dr. Ottolenghi kommentiert und analysiert den arabisch-israelischen Konflikt, die europäischeNahost-Politik sowie auch Entwicklungen in der israelischen Innenpolitik und zwar in italie-nischer, englischer, französischer und hebräischer Sprache. Seine Analysen und Kom men -tare erscheinen regelmäßig im Commentary, sowie im National Review Online, The MiddleEast Quarterly, Jewish Chronicle, The Guardian, The Daily Mirror. Ferner publiziert er in Haaretzund Jerusalem Post, ebenso wie in der Hamburger Die Welt, Il Corriere del Ticino, L’Unità, ilFoglio and Libero.

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24 Januar 2009/Tewet 5769

DOSSIER • GEGEN DEN TERROR DER HAMAS

Israelis sammeln für Gaza-EinwohnerNachdem die Operation „Gegos -

se nes Blei“ zunächst zu Ende ging,taten sich hunderte Israelis zu sam men,auch solche aus den von den Raketenbetroffen südlichen Ortschaften, umdas Leid der betroffenen Palästinenserim Gazastreifen etwas zu lindern.

Organisatoren sind zwei junge Frau - en, Li Ziv eine Aktivisten in Frie dens -or ganisationen und Hadas Balas, eineStudentin am Sapir-College, wo auchschon Raketen einschlugen. „Es be stehtkeinerlei Verbindung zur Politik, denn wirvertreten keine Seite sondern sehen nurdie Notwendigkeit, Decken und Milch fürdie obdachlosen Kinder im Gazastreifenbereitzustellen“, so Ziv. Seit einem In -ter view im Ra dio hört ihr Telefon nichtauf zu klin geln. Schulen wollen helfen,Eltern deren Söhne im Gazastreifenkämpften und auch eine Person, deren

Haus von ei ner Rakete getroffen wor -den war. Vier Sam melpunkte wurdeneingerichtet (Tel Aviv, Haifa, Jerusa lemund Kib buz Kfar Azza). Die Decken unddie Babynahrung sol len über das Mi li -tär und die UNO an ihr Ziel kom men.

Auch während der Kampf hand lun -gen mit der Hamas retteten is ra elischeSa ni täter dutzende paläs ti nen sischeKin der und schwangere Frauen – un -ter dem Feu er der Hamas-Terro ris ten.Die Ver wundeten wurden ü�ber denCheck point Erez zur medi zi ni schenVersor gung nach Israel gebracht.

Wie hoch ist die Messlatte für...

HUMANITÄRE HILFE VON ISRAEL AN GAZA

Hilfsgüter: Statt Lebensmittel - elektronische Ausrüstungen

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Januar 2009/Tewet 5769 25

Wie hoch ist die Messlatte für...

Hamas konfisziert Mehl-Lieferungen(Koordinierungsausschuss fürRegierungsaktivitäten, 11. Januar 2009)

Wie in letzter Zeit oftmals berichtet,kon fiszieren Hamas-Mitglieder im Ga - za streifen Lebens mittellieferun gen, diewährend der laufenden Militäro pe ra -tion eigentlich der palästinen si schenBe völkerung zugute kommen sollten.Vor allem Mehl würde beschlagnahmtund anschließend zumeist zu Wu cher - preisen verkauft.Auch am 11. Januar beklagten sich Usereines Hamas-Internetforums über dieBeschlagnahmung von Mehl in Dir-alBalech durch die Hamas. Es gibt auchBerichte darüber, wie die Hamas dieHilfsgüter in ihre eigenen Waren häu serbringt und das Mehl dann an le diglichzwei Bäckereien in Gaza liefert – die

Al bana Bäckerei und die Al-TzalahUni on Bäckerei -, die beide der Hamasgehören.

TAUSENDE UNTERIRDISCHE WAFFEN-GEHEIMGÄNGEHilfsgüter nach Gaza

Schmuggeltunnel der Hamas

Sderot, Stadt der Bunker.

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26 Januar 2009/Tewet 5769

Hamas feiert sich als Sieger - und dann?

Die „Brigaden Ezzedin al-Kas sam“,erklärten, ihre Fähigkeit zu Raketen an -griffen auf den Süden Israels sei durchdie Offensive nicht geschwächt worden.

Während der israelischen Angriffehabe die Hamas 345 Kassam-Raketen,213 Grad-Raketen und 422 Granatenauf Israel abgeschossen. „Wir sind im -mer noch in der Lage, Raketen abzu -schießen, und Gott sei Dank werden un -sere Raketen auch noch andere Ziele er -reichen“, sagte Obeida. Israel habe also„keines seiner Ziele“ erreicht. „Wir ha bentriumphiert, weil wir uns ge wei gerthaben, in die Knie zu gehen oder die weißeFlagge zu hissen“. Wenn die israelischeArmee sich nicht binnen einer Wocheaus dem Gazastreifen zurückziehe,wer de die Hamas ihren Widerstandfortsetzen.

Der iranische PräsidentMah moudAhmadinejad hat Hamas-Exilchef Kha -led Mashaal in Damaskus telefonischGlückwünsche zum "großen Sieg" derBewegung im Gazastreifen übermittelt.

Ägyptens Staatschef Hosni Mu ba -rak hat der radikalen islamischen Pa läs -tinenserorganisation Hamas vor ge wor -fen, Israel zu dem Angriff auf den Gaza -streifen veranlasst zu haben, in dem sieden im Dezember ausgelau fe nen Waf -fenstillstand nicht verlängert habe.

Am 18.01. wurde von Israel eineKli nik am Grenzübergang Erez eröff net,um kranken oder verletz ten Palästi nen -sern medizinischen Bei stand zu leisten.

Der israelische Soldat Gilad Shalitwurde vor 939 Tagen (Stand 19.01.09)von der Terror or ganisation Hamas inden Gaza-Streifen entführt. Er befindetsich noch immer in Geiselhaft.

... “unverhältnismäßige Gewalt”,

SCHUTZ UNTER DER SCHULBANK ODER IM BUNKER Ashkelon, 18.03.08

Ashdod, 05.01.09

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DOSSIER • GEGEN DEN TERROR DER HAMAS

Januar 2009/Tewet 5769 27

... “unverhältnismäßige Gewalt”,

Der Krieg vor meiner Haustür(Von Faye Bittker, JTA; Übersetzung: Karin Fasching-Kuales)

Krieg ist in Israel nichts Außergewöhnliches. Du gehst am Abend mit Sor gen über den Ma - doff-Skandal ins Bett und wachst am nächsten Morgen in einer völlig anderen Rea lität auf.Einer Realität, in der Freunde weinen, weil ihr Sohn/ihre Tochter/ihr Ehe mann einen Ein be -rufungsbefehl für die Armee erhalten haben; wo man aufgefordert wird, Familien aus denvon palästinensischen Raketen ge fährdeten Grenzgebieten bei sich aufzunehmen; undwo dir bewusst wird, dass der deinem Haus am nächsten gelegene Bunker als Sy na go ge be -nutzt wird und du dich fragst, ob du Eintritt wirst bezahlen müssen, um hinein zu gelangen.

Wie die Menschen überall in der Welt verfolgst auch du den Krieg in Gaza im Fernsehen,liest darüber in der Zeitung und versuchst, dich abzulenken, wenn die Informationen dichzu überfordern beginnen. Du brauchst nur den Bruchteil einer Sekunde, um die Alarm si -renen zu identifizieren, die dich aus dem Schlaf reißen und erneute Raketen an grif fe an -kün digen. Und dann realisierst du von einem Moment zum anderen, dass sich dieserKrieg praktisch vor deiner eigenen Haustüre abspielt.

Für mich ist das Leben in Israel nicht neu. Während der Zweiten Intifada und dem Golf kriegarbeitete ich als Journalistin und konnte mit einer Ausnah me genehmigung Straßen bloc ka -den passieren. Ich habe gegen den Krieg protestiert und über die Kämpfe bis zu ihrem blu -tigen Ende berichtet. Doch nichts davon konnte mich auf den Schock vorbereiten, als beiuns zum ersten Mal der Alarm losging, während ich nicht zu Hause war, oder das Gefühlder Hilflosigkeit, als ich zu telefonieren versuchte, aber alle Leitungen belegt waren.

Zum ersten Mal erlebe ich nun den Krieg als Mutter, durch die Augen mei ner 9 und 11 Jahrealten Kinder. Ich war nur fünf Minuten von meinem Haus entfernt, als die erste Si re neerklang, doch ich durfte das Sportzentrum, in dem ich mich zu diesem Zeitpunkt befand,nicht verlassen, so lange die Gefahr bestand, von einer Rakete getroffen zu werden. Undob wohl diese etwa 20 km weit weg einschlugen, war meine Tochter so erschüttert undein geschüchtert, dass sie die ganze Nacht nicht zu beruhigen gewesen war.

In den vergangenen Tagen feuerte die Hamas mehr als 100 Raketen auf das südliche Is -ra el. Mindestens zehn erreichten das Gebiet in und um Be’er She va, nicht weit von derUniversität, an der ich arbeite. Eine landete knapp vor einer Kindertagesstätte und be -deckte die Puppen und Bausteine da rin mit Schutt und Glasscherben. Eine andereRakete wiederum fiel di rekt auf eine nahe gelegene Schule und explodierte in einem derKlassen zim mer – zum Glück hatte man beschlossen, alle Schulen der Region an diesemMorgen geschlossen zu halten. Nur deshalb wurde niemand verletzt oder getötet.

Das ist natürlich nichts gegen den anhaltenden Raketenhagel der vergangenen acht Jahreauf Städte wie Sderot. Ja, wir mussten uns eine Wo che lang immer wieder im Bunker ver-stecken, doch in den Gemeinden an der Grenze zu Gaza verloren Dutzende Is raelis ihr Le benoder wurden von den 20-25 Raketen täglich - manchmal sogar bis zu 50 - verletzt. Tau sendeKinder wachsen dort auf ohne zu wissen wie es ist, gefahrlos im Freien spielen zu können.

Es gibt keinen logischen Grund, weshalb das alles so sein muss. Vor über drei Jahren zogIsrael sich aus dem Gazastreifen zurück und bot den Palästinensern somit die Mög lich keit,ihre Zukunft selbst zu bestimmen. Doch unglücklicherweise entschieden sie sich für die Ha - mas, eine Partei, die den islamischen Fundamentalismus vertritt und sich die Zer stö rungIsraels zum Ziel gesetzt hat. Sie wählten eine Führung, die Märtyrertum und Selbst -mord anschläge, Gewalt und Zerstörung propagiert.

Alles, was wir also heute tun können, während wir die Nachrichten über Israels Gaza of -fen sive verfolgen, ist beten – für die Sicherheit unserer Soldaten, die Bewohner der Re gionund die unschuldigen Palästinenser, die zwischen die Fronten geraten sind.

Dieses Kriegsgeheul bringt nur Zerstörung und Leid über alle, die ihm folgen. Zu derenund unserem Wohl hoffen wir, die Bewohner von Israel, dass im Jahr 2009 ein Wundergeschieht und die Palästinenser ihre Meinung ändern.

(Faye Bittker leitet das Büro für Publikationen und Medienkontakte an der Ben-Gurion Universität)

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28 Januar 2009/Tewet 5769

DOSSIER • GEGEN DEN TERROR DER HAMAS

„Dieser doppelte Maßstab in Be zugauf Israel auf der einen und die ara bi -schen und muslimischen Na tio nen auf deranderen Seite beschränkt sich nicht nurauf die gegenwärtige Si tu ation in Ga za. Erhat der inter na ti o na len Ge mein schaft eineAusrede da für geliefert, zu den massivenMen schen rechts verletzungen und Völ ker -morden zu schweigen, die seit Jahren vonAra bern und Mus li men in aller Welt ver -übt werden.“ Alan Dershowitz

UNRWA beschäftigt Hamas-Mitglieder(FYI, 4. Oktober 2004)

Der UNRWA-Vorsitzende Peter Han senhat offen zugegeben, dass seine Or ga -nisation mit hoher WahrscheinlichkeitHamas-Mitglieder beschäftigt. Es be -stehe die Möglichkeit, dass der vonKa nada unterstützte Zweig der UN-Hilfs organisation dies zu verant worten

habe, wobei Kanada selbst die Hamasals Terrororganisation definiert.Israel hatte der UNRWA vorgeworfen,die Hamas zu unterstützen und einediesbezügliche Untersuchung ge for dert.Hansen meinte dazu, dass er zwar glau - be, dass Hamas-Mitglieder für sei neOr ganisation arbeiten würden, dieseaber dazu verpflichtet seien, sich andie Regeln der Vereinten Nationen zuhalten und neutral zu bleiben:„Oh, ich bin sicher, dass die UNRWAHamas-Mitglieder beschäftigt und fürmich ist das kein Verbrechen. Die Ha -mas ist eine politische Organisation unddas bedeutet nicht, dass jedes Mitgliedmilitant ist. Wir machen nicht bei jedemeine politische Sicherheitsüberprüfungoder schließen die Menschen aus weil sieentweder die eine oder die andere Über -zeu gung haben.“, erklärte Hanson ge -gen über CBC TV. •

... Selbstmord- und Terroranschläge?

EIN LEBEN IN PANIK

Jerusalem, 02.07.08 Jerusalem, 19.08.03

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Januar 2009/Tewet 5769 29

DOSSIER • GEGEN DEN TERROR DER HAMAS

... Selbstmord- und Terroranschläge?EUROPAS SCHULD AM GAZA-KONFLIKT

Staatsmänner, Kommentatoren und Analysten bezeichnen Israels Vorgehen imGa zastreifen als „unangemessen und überzogen“.

Dem zuzustimmen ist einfach.

Wer aber hat je formuliert, was denn eine „angemessene Reaktion“ Israels aufden jahrelangen Beschuss der israelischen Zivilbevölkerung durch Raketen unddie Androhung der Vernichtung wäre? Betroffen sind auch Tausende betagtergebürtiger Europäer, die mit steigendem Alter immer schwerer unter den durchVer treibung, Verlust und Vernichtung zugefügten seelischen und körperlichenVer letzungen leiden.

In Europa hat der über Jahrhunderte währende, im Holocaust seine grausamsteAusprägung findende Antisemitismus den modernen territorialen Zionismus her -vorgebracht. So hat Europa den Nahen Osten zu einer Problemzone gemacht, dieden Weltfrieden bedroht. Die Gründung des Staates Israel hatte Konrad Ade nauermit der zynischen Bemerkung kommentiert: „Das Judenproblem haben wir nunasiatisiert!“

Eine der historischen europäischen Schuld angemessene Reaktion auf die furcht-baren aktuellen Geschehnisse wäre die rasche Aufnahme Israels, der Paläs ti nen -ser gebiete und auch des Libanon in die EU.

Kriege finden dort nicht statt, wo die Mehrheit der Menschen in Wohlstand lebt.Spätestens seit den spektakulären Bankrettungsaktionen wissen wir, dass dieEU-Mitgliedsländer in Geld schwimmen. Ein Bruchteil dieser Mittel – sinnvolleingesetzt, effizient unter direkter EU-Aufsicht verteilt – wäre, verbunden mit derEingliederung der Region in die EU, der vermutlich einzige Schlüssel zu einemdauerhaften Frieden im Nahen Osten.

Prof. Ernst Smole1080 WIEN

UNSCHULDIGE OPFERJerusalem, 11.06.03

Gush Katif, 09.05.04

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DOSSIER • GEGEN DEN TERROR DER HAMAS

30 Januar 2009/Tewet 5769

Operation „Gegossenes Blei“

Die ortsfeste Infrastruktur der Ha -mas wurde zerschlagen. Israel hat be -wiesen, dass es jeden beliebigen Punktdes Gazastreifens jederzeit attackierenund die Anführer der Hamas vor sichhertreiben kann.

Nach 22 Tagen (18. Januar) der mi -li tärischen Konfrontation haben Is ra elund die Hamas in der Nacht auf den19. Januar den getrennt voneinanderausgerufenen Waffenstillstand of fen -bar eingehalten. Die israelischenPanzer wurden nach Augen zeu gen be -richten von mehreren Stellungen abge-zogen, unter anderem bei Jabalya undBeit Lahiya. Auch die wichtigste Stel lungbei Nezarim wurde geräumt, so dasserstmals seit dem Beginn des Krie geswieder eine Verbindung zwischen dem

nördlichen und dem südlichen Teil desGazastreifens bestand.

16.500 gut ausgebildete Kämpferhatte die Hamas vor Beginn der israeli-schen Militäroffensive unter Waffen.Dazu kamen noch einmal 3.000 bis4.000 Militante anderer Palästinen ser -organisationen.

Die Hamas regelt nach wie vor dasöffentliche Leben in Gaza aus den Mo -scheen heraus. Sogenannte „sozialeKomitees“ haben die Augen überall injedem Stadtviertel. Informanten meldenalle Auffälligkeiten. Kinder von Ha mas-Mitgliedern sind auf Fahrrädern un ter -wegs und schauen nach dem Rechten.Passiert etwas Außer ge wöhn liches, sindsofort zehn bärtige Hamas-Kämpferzur Stelle, die ihre Waf fen un ter dickenWinterjacken tragen. Bei Verstößenwird den eigenen Leuten ins Knie ge -schossen.

System „Roter Alarm“

15 SEKUNDEN ZEIT

Mit Unterstützung des Iran hat die Hamas die Reich weiteihrer Raketen ausgedehnt und bedroht eine Mil-lion israe-lischer Bürgerrinnen und Bürger in 200 Städ ten und Ge -mein den - etwas 15% der Gesamt be völkerung - oder dieHälfte der Wiener Bevölkerung!

Das System „Roter Alarm“ warnt die israelischen Zivilisten deshalb vor den Angriffen:Bis 10 km – 15 Sekunden vorher10-20 km – 30 Sekunden vorher20-30 km – 45 Sekunden vorher30-40 km – 1 Minute vorher

Piepser für die Bevölkerung

Gaza City

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DOSSIER • GEGEN DEN TERROR DER HAMAS

Januar 2009/Tewet 5769 31

Immer Ärger mit den JudenWarum lassen sich die Israelis nicht einfach

ohne Gegenwehr ermorden? Früher ging das doch auch!

VON CHRISTIAN ORTNER

Österreich bringt im Großen und Ganzen den Juden gegenüber ja eh viel Sympathieauf; jedenfalls solange es sich um tote Juden handelt. Gegen die im KZ ermordetenJuden zum Beispiel hat heute fast niemand mehr etwas.

Etwas anders verhält es sich mit (noch) lebenden Juden. Zwar verurteilte der Bun -deskanzler in einem Interview die Raketenangriffe der Hamas auf Israel; im gleichenAtemzug verurteilte er aber auch Israels Versuch, sich gegen diese Terrorangriffemilitärisch robust zur Wehr zu setzen.

Vermutlich ist diese Haltung eines entschlossenen Einerseits-andererseits durch-aus mehrheitsfähig. Solange Israel ohne jede Gegenwehr hinnimmt, dass ein erheb-licher Teil seiner Bevölkerung regelmäßig im Bunker leben muss, um nicht Opfereiner Hamas-Rakete zu werden, tolerieren wir ihr Verhalten. Wehren sie sich dagegen,stellen wir sie auf eine Ebene mit den Hamas-Terroristen. Warum auch können sichdie in Israel lebenden Juden nicht genauso geräuschlos und höflich umbringen lassenwie ihre Eltern und Großeltern damals in den europäischen Vernichtungs la gern?

Mehr Bewusstsein für Tradition und Kontinuität als die störrischen Juden zeigte hin-gegen erwartungsgemäß Frankreich: Indem das Außenministerium ebenfalls Ha masund Israel gleichermaßen rügte und damit den Unterschied zwischen Aggressor undOpfer orwellianisch zum Verschwinden brachte, knüpfte die Grande Nation ge -konnt an die glorreichen Vichy-Zeiten an, in denen das stolze Frankreich jüdischeFrechheiten auch nicht ungestraft hinnehmen musste.

Als Camouflage ihrer Haltung dient all jenen, die von Israel erwarten, sich gefälligstmit Raketen beschießen zu lassen, ohne Ärger zu machen, neuerdings das Argu mentvon der „Unverhältnismäßigkeit“ der israelischen Gegenwehr, also der Umstand,dass deutlich mehr Palästinenser der israelischen Gegenwehr zum Opfer fallen alsIsraelis dem Hamas-Terror.

Unbestritten ist, dass dies vor allem daran liegt, dass die Hamas ihre Ra ke ten stel lun -gen in Schulen, Kindergärten und Krankenhäusern errichtet, um genau diesen Ef fektzu erzielen. Deshalb stellt sich die Frage: Warum hindern die 1,5 Millionen Paläs ti -nen ser in Gaza die Hamas nicht daran, Raketen auf Israel vom Schulhof aus zu star-ten? Es ist ja nicht gut vorstellbar, dass die Hamas gegen den Widerstand der eigenenBevölkerung auch nur einen Tag weiter so Terror gegen Israel betreiben könnte.

Davon, dass die (mit Mehrheit gewählte) Hamas mit Gewalt ihre Raketenstellungenmitten unter Zivilisten errichtet hat, ist bislang nichts bekannt. Damit stellt sichauch die Frage der „Verhältnismäßigkeit“ anders: Solange die Palästinenser dulden,dass die Hamas aus ihrer Mitte, aus ihren Häusern und Schulen Raketen auf israe-lische Kindergärten abfeuert, können sie nicht wirklich als „unschuldige zivile Op -fer“ gelten.

Nicht Israels Gegenwehr ist unverhältnismäßig, sondern die Kritik an dieser Gegen wehrist es. Ersterscheinung „Die Presse“, 09.01.09

System „Roter Alarm“

Mit Unterstützung des Iran hat die Hamas die Reich weiteihrer Raketen ausgedehnt und bedroht eine Mil-lion israe-lischer Bürgerrinnen und Bürger in 200 Städ ten und Ge -mein den - etwas 15% der Gesamt be völkerung - oder dieHälfte der Wiener Bevölkerung!

Das System „Roter Alarm“ warnt die israelischen Zivilisten deshalb vor den Angriffen:Bis 10 km – 15 Sekunden vorher10-20 km – 30 Sekunden vorher20-30 km – 45 Sekunden vorher30-40 km – 1 Minute vorher

10 km von Wien-Mitte:Klosterneuburg, Stammersdorf,Schwechat, Mauer, Vösendorf, ...

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DOSSIER • GEGEN DEN TERROR DER HAMAS

32 Januar 2009/Tewet 5769

Die Israelis sind nicht die einzigenOpfer der Hamas-Führung, die die Pa -läs tinenser im Jänner 2006 an die po li -tische Spitze wählten. Anfang Augusttötete eine für Israel be stimmte aberfehlgeleitete Rakete zwei palästinen si -sche Kinder und verletzte sieben wei te re.

Nach dem Wahlsieg der Hamasbrach ein Palästinenser-interner Kriegzwischen Hamas- und Fatah-Anhän gernaus.

Die unabhängige paläs ti nensi scheMenschrechtsorganisation beziffertdie daraus resultierenden Todesopferinzwischen mit mehr als 600.

In den ersten sieben Monaten desJahres 2007 allein wurden 415 Paläs ti -nen ser bei Kämpfen getötet, darunter28 Kin der, und weitere 2.022 Men schenverletzt – von den eigenen Leuten.

Seit der Machtübernahme der Ha -mas in Gaza Mitte Juni 2007 hat dieseauch ihre militärische und is lamischeAutorität über das palästinensischeVolk verstärkt. Waffen und Streitkräftewurden aufgestockt; öffentliche Ver -samm lungen und De monstrationenwur den verboten, wer sich nicht daranhält muss mit ge waltsamen Gegen maß - nahmen rech nen; Fernsehpro gram me,die sich mit der proble ma tischen Si tua -tion in Ga za auseinan der setz en wur denein gestellt; Frauen dürfen sich nichtmehr im Badeanzug zeigen – und vie -le andere Maß nah men, die die per sön -liche Freiheit dras tisch ein schrän ken.

Im Dezember führte die Hamas imGazastreifen das islamische Recht s -system Shari’a ein. Dieben droht jetztHandabhacken, Ehebrechern und Ho -mo sexuellen die Steinigung. •

Verletzung der Genfer Konvention

DAS TERRORISTISCHE BILD DER HAMAS

Moschee als Waffenlager

Unterirdisched Waffen- und Munitionslager bei Gasstation

Gaza City 15.12.06

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DOSSIER • GEGEN DEN TERROR DER HAMAS

Januar 2009/Tewet 5769 33

Verletzung der Genfer Konvention

Die Hamas zwingt Kinder, Mu ni -tion zu transportieren und mehrere an -dere militärische Aufgaben zu ü�ber n eh -m en. Die Enthü�llung stammt von derarabischen Zeitung ‘Kul al Arab’, de renKorrespondent miss brauchte Kinderbefragt hatte.

TV-Programme für Kinder leh r endie Kleinen, dass sie Selbst mord at ten -täter werden und Juden töten soll ten.

DIE MILITARISIERUNG DER KINDER VON GAZA

Unterirdisched Waffen- und Munitionslager bei Gasstation

Unterirdische Waffenlager in Wohngebieten

Sprengstoffzünder im Zoo von Gaza - die Kabeln führen direkt zu einer Schule

Hamas-Kämpfer als explosive Attrappe

Al Noserate Flüchtlingslager, 14.09.01.

Militärtraining,23.03.07.

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DOSSIER • GEGEN DEN TERROR DER HAMAS

34 Januar 2009/Tewet 5769

Zerrbilder

Hamas - Israel: Opfer oder Täter? 14.01.2009

Sehr geehrte MitarbeiterInnen des ORF!

Mich besorgen die vielen Bilder israelischer Aggression gegen Ziele im Gaza-Streifen, denenleider auch palästinensische Zivilbevölkerung - Frauen und Kinder - zum Opfer fällt. Die Be rich -te, die ich im ORF sehe, erwecken den Anschein, dass diese Menschen Opfer israelischerAggression seien, wo sie aber in Wirklichkeit Opfer ihrer eigenen politischen Führung, derHamas sind.

Ihre Berichte tragen auch der Tatsache jahrelanger Terrorisierung der israelischen Bevölke rungrund um Gaza, die dem israelischen Angriff vorausgingen, nicht genügend Rech nung. In einerZIB wurde suggeriert, Israel habe den Waffenstillstand gebrochen, den die Hamas nach dem19. Dezember 2008 gar nicht verlängern wollte und den sie auch zuvor immer wieder durchwillkürliche Raketenbeschüsse israelischer ziviler Ziele gebrochen hatte.

In einer ZIB wurden die Quassam-Raketen, die in Sderot Tausende Israelis wochenlang in Bun -kern einkerkern und bis Ashkelon und Be’er Sheva Fliegen, verharmlosend als „primitiveGeschosse“ (sinngemäß) bezeichnet.

Diese Angriffe der Hamas auf die israelische Zivilbevölkerung wurden weder in den vergan-genen Jahren noch in der gegenwärtigen Situation in dem Ausmaß dokumentiert, in dem  Is -ra els Verteidigungskrieg gegen die Hamas im ORF bildlichen und sprachlichen Ausdruck findet.In einem Interview legte ein nickender ORF-Redakteur einem Vertreter der palästinensischenGemeinde geradezu die Worte in den Mund, „dass Israel die Palästinenser auslöschen (sic!) will“.Eine Ausdrucksweise, die eine Umkehr der vom jüdischen Volk erlittenen Bedrohung in denRaum stellt und vollkommen fehl am Platz und skandalös ist.

Über die Hamas erfährt man aus dem ORF - für mein Empfinden - wenig. Man stellt sie, stell-vertretend für die gesamte Bevölkerung der von Israel besetzten, zum Teil wieder geräumtenGebiete (Gaza), als Opfer israelischer Kolonialherrschaft und den von ihnen betriebenen Ter rorals legitimen Befreiungskampf dar. Man erfährt im ORF wenig bis nichts darüber, wie nach 1948- in Wirklichkeit erst nach 1967 - das Problem der „Palästinenser“ entstanden ist und wie dieWeigerung der Hamas, den Staat Israel anzuerkennen, sowie ihr Bestreben, ihn Kraft skrupel-losen Terrors wegzubomben, der Möglichkeit, das Problem auf dem diplomatischen Weg zulösen, im Wege steht. Vor allem aber erfährt man nichts über die Ideologie, Geisteshaltungund skrupellose Bruta li tät der Hamas; sie wird als Opfer dargestellt, und nicht als die barbari-sche, menschenverachtende, vor nichts zurück schreckende Bande, die sie in Wirklichkeit ist.

Eine Berichterstattung, die eine Umkehrung der Opfer-Täter-Polarisierung in den Raum stellt,ist dazu geeignet, den in Österreich leider noch bestehenden Antisemitismus in seiner nunmoderneren Bezeichnung als „Antizionismus“ zu legitimieren.

Ich erhielt unten stehende e-mail und möchte Sie auf den darin angeführten Video-Film auf-merksam machen. Ich möchte es Ihnen überlassen, zu recherchieren, ob die darin gezeigtenAb scheulichkeiten den Tatsachen entsprechen. In jedem Fall möchte ich Sie eindring lich ersu-chen, Ihre KollegInnen in den entsprechenden Redaktionen zu motivieren, über die Hamasentsprechend zu recherchieren und zu berichten. 

Ich vertraue Ihnen, sehr geehrte Frau Spera, werter Herr Wolf, geschätzter Herr Segenreich,dass Sie sich dafür einsetzen werden, einem Zerrbild, in dem die Hamas als Opfer und Israelals Aggressor dargestellt wird, entgegen zu wirken. Eine Supervision könnte dazu beitragen,dass sich die durch die Fülle unterschiedlichster Informationen und Berichte sicher sehr unterDruck stehenden ORF-Redakteure eigene blinden Flecken bewusst machen und auf un be -wusste Einstellungen und Gefühle stoßen, die mit ihrem rationellen und bewussten Denkennicht kompatibel sind. Ich gehe davon aus, dass Sie die geschilderten Eindrücke nicht beab-sichtigen und womöglich gar nicht wissen, dass man als (wenig bis gar nicht vorgebildeter)Zuschauer eben diese Eindrücke bekommt.Anbei die erwähnte e-mail, die heute bei mir ankam: HAMAS & PALESTINIANS: AN ARAB’S SECRETVIDEO. There are many videos around - but this one is by an Arab embedded in the midst of Hamas andthe Palestinians - and it vindicates everything Israel says. One wonders why this is not seen on CNN, BBC,an the UN Monitors - this Arab says there are 100s of such videos but he cannot sell it to most mediabe cause it makes Israel look good. But it takes an Arab to expose Arabs, and by default - it makes Israela light unto the nations. Warning: Contains scenes which may disturb, January 08, 2009.Hamas KillsInnocent Palestinians (Rare Video by an Arab). http://mypetjawa.mu.nu/archives/195773.php

Mit freundlichen GrüßenMag. Evelyn Böhmer-Laufer

Durch den Missbrauch vonMo sche en, anderen öffentlichenEinrich tungen und sogar Privat -häu sern als Waffenarsenale undAusgangspunkte für Terrorein sät - ze, setzt die Hamas die in Gazawohnhaften Palästinenser als ih reGeiseln ein – sie verwen det sie aufverabscheuungswürdige Wei seals menschliche Schutz schil der.

Wohnung in Gaza

Moscheen als Waffenlager

Quellen&Fotos: Jehuda Peretz, Edi Israel, Zaka, Archiv, APA, Reuters, Flash 90.

Konzept&Realisierung: Sonia Feiger

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JÜDISCHE WELT • AUSLAND

Januar 2009/Tewet 5769 35

JÜD

ISCH

E W

ELT

Von Ida LabudovicÜbersetzung: Karin Fasching-Kuales

Am Tag, als Alfred Baders mutter,eine katholische Aristokratin, ihreLiebe zu seinem Vater, einem Judenaus der mittelschicht, offenbarte, woll -ten sie ihre Eltern ins Asyl schicken.Doch trotz aller Widerstände hei -rateten die Liebenden wenig später inLondon, ließen sich in Wien niederund bekamen zwei Kinder. ZweiWochen nach Alfreds Geburt 1924starb sein Vater und hinterließ Frauund Kinder ohne jegliches Einkom -men. Alfreds jüdische Tante kümmer-te sich daraufhin um den Jungen, biser nach der „Kristallnacht“ 1938 alseiner von 10.000 jüdischen Kindernund Jugendlichen mit einem „Kinder -transport“ nach Großbritannien flüch -ten musste. Doch auch dort durfte ernicht lange bleiben – im Jahr 1940 kamer als einer der „enemy aliens“ zwi-schen 16 und 65 in ein internierungs -la ger nach Kanada.

Der gerade erst 16 gewordene Al fredBader wurde in Fort Lennox, Que bec,festgehalten. Erst im Herbst 1941 ent-ließ man ihn in die Obhut eines religiö-sen sephardischen Juden in montreal,der ihn zur Wiederaufnahme seinerAusbildung ermunterte. nachdemdie Universitäten von Toronto undmc Gill ihn aufgrund ausgeschöpfterQuoten für jüdische Studenten abge-lehnt hatten, begann Bader sein Stu di -um als Chemie-ingenieur an derQueen´s University in Kingston, On -tario. „Ich war entschlossen, mein Besteszu geben.“, erinnert er sich. Er erwarbmehrere wissenschaftliche Diplomean der Queen´s University, bevor er1950 sein Doktorat in OrganischerChe mie in Harvard abschließen konn -te. noch im selben Jahr ging Badernach milwaukee, um dort Forschungs -arbeit für die Pittsburgh Plate Glass

Company zu leisten und im Jahr 1951gemeinsam mit seinem Freund Jackn. Eisendrath seine eigene Firma, dieAldrich Chemical Company, zu grün-den, die Forschungschemikalien inkleinen mengen produzierte und ver-kaufte. Das Unternehmen wuchs raschzu einem für die Qualität und Vielfaltseiner Chemikalien weltbekanntenUnternehmen an und schloss sich 1975mit der Biochemika lien firma Sigmaaus St. Louis zusammen, mit AlfredBader als Präsident der Sigma-Ald rich.Ein Konflikt im Jahr 1991, bei demman ihm vorwarf, durch den Verkaufvon Sigma-Aldrich-Aktien „gegen dasUnternehmen zu wetten“, zwang ihnzum Firmen-Ausstieg. Bader wiesdiese Vorwürfe allerdings zurück.

Alfred Baders Geschichte ist eineEr folgsgeschichte mit positiver Ein stel -lung zum Leben. in diesem Som merwar er mit seiner großen Liebe, isa bel,in Wien:

Herr Bader, wie war das Leben in derWie ner Praterstraße vor dem Krieg, alsSie mit Ihrer Adoptivmutter dort gelebthaben? Was war für Sie entscheidend, alsSie zum überzeugten Juden wurden?

meine Adoptivmutter und die Fa -mi lie mayer. in der Wohnung über unslebten orthodoxe ungarische Ju den,die mayers, die starken Einfluss aufmein religiöses Leben hatten. Diemayers waren wunderbare nachbarnund luden mich an vielen Freitag aben - den zum Essen ein, auch an den bei-den Pessachabenden. meine biologi-sche mutter war katholisch und hatmir oft gesagt, dass ich in die Höllekommen würde, wenn ich nicht Ka -tho lik werde, aber sie hatte Unrecht,da bin ich sicher. meine erste Frauwar auch keine Jüdin, sie kam auseinen protestantischen Familie, dochsie konvertierte, bevor ich sie gebetenhabe, mich zu heiraten. meine Schwes -

ter wurde allerdings katholisch erzo-gen, sie verliebte sich in ei nen Eng -län der, kam nach England und heira-tete anglikanisch.

Sie wurden am 10. Dezember 1938 mitdem ersten Kindertransport nach Eng landgeschickt. Welche Erinnerungen habenSie an diesen Abend?

ich hatte keine Ahnung, was micher wartet. Um neun Uhr abends ka menwir zum Bahnhof Hütteldorf, mei nemutter, mama, Hilda (die Gou ver -nante) und ich. ich stieg schnell ein,fand einen Sitzplatz am Fenster undlehnte mich hinaus, um zum Ab schiedzu winken, als der Zug den Bahnhofverließ. Hilda starb während desKrie ges an Krebs. mutter wurde ge -zwungen, ihre Wohnung zu verlassenund in ein jüdisches Altersheim zu zie-hen, bevor man sie im Juni 1941 nachTheresienstadt deportierte, wo sie fünfmonate später starb. mama schiednach einem Schlaganfall 1948 aus demLeben. An jenem Abend im Jahr 1938umarmten wir uns zum letzten mal.ich sah keine von ihnen jemals wieder.

England war für Sie ein Ort des Exils.Wel che Erfahrungen haben sie von dortmit genommen, besonders was die Men -schen betrifft?

Wir hatten in England eine entfernteVerwandte, durch meine jüdischeGroß mutter aus Prag. Frau Emanuelund ihr Ehemann fanden für mich eineUnterkunft bei einer jüdischen Fa mi li e.ich ging dort ein Jahr lang in dieSchule und fühlte mich sehr wohl.Dann ermöglichte Frau Emanuel mirden Besuch des Technik-Colleges, vonJanuar bis mai 1940, als man michschließlich internierte. Am 2. novem ber1941 wurde ich aus dem internie rungs - lager frei gelassen und zwei Wo chenspäter wurde ich an der ka na dischenQueen´s University aufgenommen,das hat mir sehr gut getan.(Daraufhin wirft isabel ein: „Sie frag -ten Alfred nach seinen Eindrückenvon den menschen in England. in derFamilie, in der er lebte, gab es zweiTöch ter und zwei Buben, jüdischeFlücht linge aus Deutschland, die voneinem Onkel Taschengeld erhielten,während Alfred sich sein Geld selbstverdienen musste. Die eine Tochterhat ihn nicht immer nett behandelt,ob wohl das nicht ganz ernst gemeint

Dr. Alfred Bader:Vom Briefmarkenverkäufer zum Chemiker, Millionär undKunstförderer

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JÜDISCHE WELT • AUSLAND

36 Januar 2009/Tewet 5769

war – für einen Jungen, der seine Hei -mat verlassen musste, ist das sehr un -angenehm. Er begann, sich für Brief - marken zu interessieren, als er 8 Jahrealt war, denn er wusste: Je mehr er überdie Briefmarken lernte, umso mehrwürde er damit verdienen können.Er war ein Junge, der nicht gernespielte, er arbeitete lieber, verkaufteseine Briefmarken, was er als Heraus -forderung sah. So beschaffte er sichsein Taschengeld. Ebenso war es, als ernach Kanada kam. Er arbeitete gern,deshalb lief das Geschäft auch so gut.Auch seine erste Frau, Danny, half mit,indem sie sich allein um das Haus unddie Söhne kümmerte und ihn nichtmit Alltagsproblemen behelligte.)

Wie schafften Sie es, der Beste zu werden?

Durch schwere Arbeit und zwei gu -te Frauen, die mir viel geholfen ha ben.Jetzt habe ich Söhne, die mir enormviel helfen und drei Leute, die mich infinanziellen Dingen beraten: YechielBar-Chaim des American Jewish JointDistribution Committee in Paris, Adi -na Shapiro in Jerusalem und ei nenCha bad-Rabbiner in milwaukee. mei -ne Firma ist enorm gewachsen, den-noch hat man mich 1992 (aus der Sig -ma-Aldrich, Anm.) hinausgeworfen.Das war eigentlich mein großes Glück,denn jetzt arbeite ich mit Leuten, dieich gerne habe und es geht mir finan-ziell viel besser.

(Was das Geld betrifft, fügte isabelhinzu: Alfred gehört nicht gern einerGruppe von menschen an, die ihmGeld geben, es ist ihm lieber, selbstetwas auf die Beine zu stellen, etwasindividuelles. Er mag es auch nicht,wenn jemand ihn um Geld bittet,denn das passiert ständig und manwird dessen irgendwann müde.)

Sie haben eine sehr erfolgreiche Firmagegründet. Was würden Sie Menschenraten, die ebenso erfolgreich sein möchten?

Wir hatten viel Glück. mein FreundJack Eisendrath, ein Anwalt aus mil -waukee, und ich gründeten ein Un -ter nehmen, das Forschungsche mi ka li -en herstellte. Das war 1951, mit einemminimalen Kapital von US$ 250,- proPerson. Wir losten, wer über den na -men der Firma bestimmen darf – undich verlor. Jack war damals mit einemcharmanten mädchen verlobt, BettyAldrich, und so benannten wir unsereFirma in Aldrich Chemical Company.(Alfred liebte seine Arbeit, sagt isabel.Er reiste zu Chemiefirmen in Europa,um ihnen seine Produkte zu verkau-fen. Das machte ihm große Freude.Auch die Kodak-Leute machten ihreArbeit, doch sie verstanden sich nichtdarauf, die Bedürfnisse ihrer Kundenzu erfüllen – und genau das war Al -freds Spezialität: Die besten Chemi -ka lien zu verkaufen und die Kundenzufrieden zu stellen. Außerdem wardie nachkriegszeit für dieses Geschäft

wirklich gut. Die nachfrage war sehrgroß!)

Isabel, auf einer Reise von Quebec inseng lische Liverpool 1949 trafen Sie sichzum ersten Mal, neun Tage später machteAl fred Ihnen einen Heiratsantrag, dochSie lehnten ab, weil Sie dachten, dass Ihrereligiösen Unterschiede zu groß sein könn -ten. Ihr Buch „A Canadian in Love“ ent-hält die 80 Briefe, die Sie Ihrem späterenMann zwischen Ihrem ersten Treffen imJuli 1949 und Ihrer Trennung ein Jahrda rauf geschrieben haben. 1952 heirateteAlfred Helen Daniels (Danny), die ihmseine zwei Söhne Daniel und David ge bar.Erst 1981 ließen sich die beiden wiederscheiden und Alfred war frei für die Ehemit Ihnen. Wie sind Ihre Erinnerungenund Gefühle über diese Zeit?

Als wir uns im Juli 1949 zum erstenmal begegneten hatten wir nur sehrwenig Zeit zusammen. Alfred musstezurück in die USA, während ich inEng land blieb, ich hatte keine Ah -nung, wie es weiter gehen würde. Abdem Jahr 1949 unterrichtete ich inBexhill in Sussex, wo ich eine Schau -spielschule und später ein Kostüm -mu seum mitbegründete. Die Stückefaszinierten mich, weil ich durch siemehrere Leben leben konnte.

Wir haben uns am mittwoch, dem14. Juli, kennen gelernt und einen Tagspäter geküsst. neun Tage später bater mich ihn zu heiraten, aber ich habenicht geantwortet. Erst 32 Jahre spä-ter sagte ich „Ja“.

Wollen Sie weiter erzählen, Herr Bader?

Über ihren Bruder konnte ich dannerneut Kontakt aufnehmen. Als wiruns nach all den Jahren wieder trafen,war isabel ganz erschüttert. ich schriebihr daraufhin einen langen Brief, aufden sie nur antwortete: „Schreib mirnicht wieder, besuch mich nicht. Dubist glücklich verheiratet und hastKin der.“ Sie wollte nichts mit mir zutun haben und meine Ehe brechen.Aber ich bin ein sehr sturer mannund habe nicht aufgegeben.

Isabel, haben Sie in dieser Zeit intensivan Alfred gedacht?

in den Jahren, in denen wir ge -trennt waren, habe ich sehr oft an Al -fred gedacht, doch ich wusste auch,dass er Jude war und eine Familiewollte, weil er ja nie wirklich eine ei -

Isabel und Alfred Bader

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JÜDISCHE WELT • AUSLAND

Januar 2009/Tewet 5769 37

ge ne Familie gehabt hatte. ich warnicht bereit, über eine Konversion zumJudentum nachzudenken, um ihn hei -raten zu können. ich war nicht striktdagegen, aber ich konnte auch nichtvon einem Tag auf den anderen ein-fach die Seiten wechseln. Über so et -was muss man nachdenken können.ich hatte auch erwartet, dass Alfredheiraten wollen würde, er war ja auchälter als ich. Seine ganze Lebenser fah -rung überstieg meine bei weitem. ichbin eine ganz gewöhnliche Frau, dochAlfred war verrückt nach mir. EinesTa ges traf ich einen seiner bestenFreunde in England und er überzeugtemich, Alfred wieder zu sehen, mit denWorten: „Sein Leben liegt in deinenHänden“. Was für eine Aussage! ichverbrachte daraufhin einige Stundenmit Alfred, doch das genügte ihmnicht. Er rief mich an, schrieb mir.Danny wusste das, es muss sehrschwer für sie gewesen sein. Doch erkonnte nicht damit aufhören, obwohlich ihm begreiflich zu machen ver-suchte, dass er aufhören musste. Auchfür mich war es sehr schwierig, ichwar innerlich zerrissen. Als Dannyirgendwann nach England kam, spra-chen wir miteinander und ich sagteihr, dass ich mich am liebsten irgend-wo verstecken würde. Sie antwortete:„Es würde nichts nützen, isabel, erwürde versuchen, dich zu finden.“

Wie wirkte sich die spätere Scheidung aufIhre Familie aus?

materiell war die Scheidung sehreinfach, denn ich teilte immer alles,was ich hatte, 50:50 mit meiner erstenFrau. Emotional war es für Dannysehr schwer.

Um Alfred heiraten zu können, sindSie dann doch konvertiert, Isabel. Wiewar das für Sie?

Bis zur tatsächlichen Konversionhat es eine Weile gedauert. Und esmach te eigentlich keinen Unterschiedfür mich, da Kinder ja kein Themawaren. Wir haben 1982 standesamt-lich in milwaukee und zehn Jahrespä ter, nach meiner formellen Kon -version, orthodox geheiratet.

Wie verbringen Sie nun Ihre Zeit?

Wir leben sehr einfach und spendenjedes Jahr mehrere millionen, dasmacht uns große Freude. Wenn wireinmal sterben, wird es eine isabel

und Alfred Bader Foundation geben.Als wir im Juli 1992 mit dem Zug vonLondon nach Bexhill fuhren, entdeck -te ich eine Anzeige in der London‘Times’ über den Verkauf eines Schlos -ses für fünf millionen englische Pfundund ich fragte isabel, ob sie es habenwolle. ihre Augen strahlten, als sie sah,dass es Herstmonceux war, nur wenigeKilometer von Bexhill entfernt, dochsie war nicht interessiert – zu vieleRäu me, die geputzt werden mussten.Trotzdem wollten wir es uns an schau -en und hatten dabei denselben Ge dan -ken: Was für ein wundervoller Besitzes für die Queen´s University wäre.Also kauften wir es für sie.

Wir haben kein besonders umfang-reiches Gesellschaftsleben. Wir sindgerne zu Hause. Seit ich 1982 nachmilwaukee gezogen bin, treffen wirhauptsächlich menschen, die zur Sy -na goge gehören. Die meisten wissen,wie wir leben und erwarten nicht vonuns, anders zu sein, als wir tatsäch-lich sind. Die Dinge, die wohlhabendemenschen üblicherweise tun, interes-sieren uns nicht. Unser Lebensmottolautet: „Wir brauchen so wenig, undwir besitzen so viel.“

Und was interessiert Sie, Isabel?

musik und Theater. Als ich nach mil -waukee kam, habe ich Theaterkos tü -me gemacht. Jetzt helfe ich Alfred beiseiner Arbeit. Wir reisen viel, Alfredgibt Vorlesungen, wir diskutieren überVeranstaltungen, er schickt mir Briefeund Artikel, die ich durchlese. Es gibtgenug zu tun.

Was waren Ihre Intentionen, den IgnazLieben Preis wieder zum Leben zu erwek-ken?

ignaz Lieben, der den Preis in den1860er-Jahren gestiftet hat, war ein jü -discher Bankier, dessen nachkommevon den nazis in Buchenwald ermor-det wurde. Viele jüdische Geschenkebasieren auf der Zahl 18, im Hebräi -schen „Chaj“ (das Leben). So war derLiebenpreis ur sprünglich mit US$18.000 dotiert. Auf grund des fallen-den Dollar kur ses haben wir diesenver doppelt und er beträgt nun US$36.000.Außerdem haben wir der Österreichi-schen Akademie der Wissen schaf tennoch zwei andere Preise in der Höhevon US$ 18.000 gestiftet.

Sie sind auch ein leidenschaftlicherSammler von holländischen Malern ausdem 17. Jahrhundert. Warum gerade ausdieser Zeit?

Einfach weil es mir am besten ge -fällt. ich bin kein Kunsthistoriker, ichschaue mir die Bilder an, besondersRembrandt und seine Schüler. Siegefallen mir am besten. Wir habenunserer Universität zwei sehr schöneRembrandts geschenkt. in der Ein lei -tung für einen Katalog von Gemäl den,die wir der Queen´s University über-lassen haben, schrieben isabel undich: „man hofft, dass die Signatur dieAuthentizität garantiert und das magfür ein Erwerbs komitee und mancheSammler wichtiger sein, als Schön -heit, die doch so schwierig zu bewer-ten ist. Und hier liegen die Chancenvon Sammlern, wie wir es sind.“

Sie sagten: „Das Leben hat mir vielFreude bereitet.“ Wie sieht nun ihr Fazitüber das Leben und die Liebe aus?

Das Wichtigste im Leben ist, denrichtigen Partner zu finden und dash abe ich. Wenn der Herr uns noch ge -nü gend Zeit gibt, können wir mitisabels Weitsicht noch weitere großar-tige Projekte finden, die es zu finanzie-ren lohnt. Denn wir wollen unserGeld nicht für uns selbst ausgeben –und mitnehmen können wir es auchnicht.

Literaturhinweis: „Alfred Bader: Chemie, Glaube undKunst. Fundamente meines Lebens“ Böhlau Verlag 2008, Herausgegeben von Gerhard Botz

buch-

tipp

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38 Januar 2009/Tewet 5769

JÜDISCHE WELT • AUSLAND

Direktflüge Israel-Brasilien

Ab April 2009 wird die El Al Direkt -flü ge zwischen israel und Brasilienanbieten. Drei wöchentliche Flügewerden Tel Aviv und Sao Paulo ver-binden, außerdem wird es Anschluss -flüge zu verschiedenen südamerika-nischen Destinationen geben, darun-ter Argentinien, Chile, Uruguay, Bo li -vien und Ecuador sowie andere großeStädte innerhalb Brasiliens.Etwa 30.000 brasilianische Touristenhaben israel im Jahr 2007 besucht.Diese Zahl soll sich mit dem neuenFlugangebot nun noch erhöhen.

Kiev begeht 150. Geburtstag vonSholem Aleichem

Das museum der Bücher in Kiev be -geht 2009 den 150. Geburtstag des jid-dischen Schriftstellers Sholem Alei chem,der in der Ukraine geboren wor denwar und den Großteil seines Lebensdort verbracht hatte. Bekannt wurdeAleichem für Bücher wie „Tev je dermilchmann“, das die Vorlage für dasmusical „Anatevka“ lieferte, oder „me -nachem-mendl“. Er starb 1916 in newYork.Gleichzeitig wird in dem museumeine Ausstellung über Leben und Werkdes Künstlers zu sehen sein, darunterverschiedene Übersetzungen seinerArbeiten, manuskripte, Fotos, Por -

traits und Dokumente. im märz wirdaußerdem das Kiewer Sholem Alei -chem museum eröffnet.

EJC bekommt israelisches Büro

Der Europäische Jüdische Rat (EJC),Dachorganisation von 40 jüdischenGe meinden Europas, bekommt nunauch ein israelisches Büro und wirddamit seine Aktivitäten in israel aus-weiten können.

Gilad Shalit wird Ehrenbürger von Paris

Der israelisch-französische Soldat Gi -lad Shalit, der seit 2006 von der Ha masals Geisel gehalten wird, wurde vonder Pariser Stadtregierung mit demTiltel des Ehrenbürgers ausgezeich-net. Die nachricht wurde bei den fürdie Freiheit Shalits kämpfenden Ak ti -visten mit großer Freude aufgenom-men.Bereits im november hatte die fran-zösische Stadt Raincy Gilad Shalit zumEhrenbürger erklärt, während seinKon terfei wiederum die Fassade derStadthalle von Grenoble zierte.Auch die italienische HauptstadtRom will Shalit zum Ehrenbürgermachen, als „Zeichen der Solidaritätmit der jüdischen Gemeinde“, so RomsBürgermeister Gianni Ale man no.

Juden begehen Todestag von tunesischer Rabbiner-Legende

So viele menschen wie nie zuvor –zwischen 500 und 700 - versammeltensich am Friedhof von Tunis, um desTodes von Rabbi Hai Taieb zu geden-ken, der sich der Legende nach zuTode getrunken haben soll, nachdemseine Frau sämtliche seiner Arbeitenverbrannt hatte.Der Rabbiner soll von der mitte des

18. bis zur mitte des 19. Jahrhundertsein g’ttesfürchtiges Leben geführtund den Großteil seiner Zeit mit demStudium der Torah, dem Verfassenvon Kommentaren und Wun der tä tig -keit verbracht haben. Dies alles in ei -nem Raum, den seine Frau niemals be -treten durfte. Eines Tages jedoch sollsie heimlich in diesen Raum ge -schlüpft sein, als Taieb nicht zu Hau sewar. Sie war so geschockt von den Un -mengen an Papieren und all demCha os dort, dass sie alles in Flammenaufgehen ließ. Daraufhin verfiel derRabbiner dem Alkohol und starb.Doch seine Lehren und Weisheitenblie ben unvergessen, weshalb auch aufseinem Grabstein „Lo mait“ geschrie-ben steht – „niemals gestorben“.Tunesiens jüdische Gemeinde zähltheute etwa 1.500 mitglieder.

Digitaler Siddur am iPhone

iPhone Besitzer können nun auf einenbesonderen Service zurückgreifen: ei -nen digitalen Siddur, der Gebetstextein verschiedenen Versionen sowieErinnerungen an Gebetszeiten je nachStandort aufs Handy liefert. mittelseingebauter Datenbank kann auchder nächstgelegene minjan ermitteltwerden. Kostenfaktor: US$ 9,99.

Umfrage: Holocaust gehört nicht zurjüdischen Diasporaidentität

Die meisten jüdischen Jugendlichen,die in der Diaspora leben, geben an,dass der Holocaust zwar ihre Welt sichtverändert hätte, aber keine Rolle inihrer jüdischen identität spiele, ergabeine Umfrage. 60.000 jüdische Teen a -ger zwischen 15 und 17 Jahren ausmehr als 20 Staaten wurden dazu übereinen Zeitraum von 12 Jahren befragt.Die Ergebnisse wurden an der israeli-schen Bar-ilan Universität im Zuge derKonferenz „Representing the Holocaust:New Perspectives“ vorgestellt.mehr als 90% der befragten Ju gend li -chen meinten, der Holocaust hätteEinfluss auf ihre Sicht der Welt – überein Drittel von ihnen bezeichnete die-sen Einfluss sogar als „sehr wichtig“.

PanoramaKurznachrichten aus der jüdischen WeltQuelle: JTA/Guysen u.a.; Übersetzung: Karin Fasching/Foto:©JTA u.a.

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Januar 2009/Tewet 5769 39

JÜDISCHE WELT • AUSLAND

Für lediglich 21% beinflusste der Ho -lo caust ihre jüdische identität.Andere Faktoren wurden hier alswesentlich wichtiger angesehen: Fa -milie (96 %), Geburt (90 %), Religion(72 %) oder Kultur (67 %).

Polnischer Präsident besucht Synagoge

Der Präsident Polens, Lech Kaczyns ki,und seine Ehefrau besuchten im De -zember 2008 die nozyk Synagoge inWarschau – ein historischer Akt, daKaczynski damit der erste polnischePräsident seit 60 Jahren war, der die-ses Zeichen setzte. Er entzündete dieerste Chanukkah-Kerze und wohntedem anschließenden G´ttesdienst bei.

Regenritual für israelische Bauern

Bauern aus dem nördlichen Teil Gali -lä as wählten einen sehr unkonventio-nellen Weg, um während einer zurZeit anhaltenden ernsten Trocken pe -riode für mehr Wasser zu sorgen: Sievollzogen von einem jüdischen Ge -lehr ten aus dem 16. Jahrhundert be -schriebenes Regenritual.Die Gruppe um Rabbi Eliyahu Bitonstellten sich im Kreis um den Grab -stein Rabbi Shimon bar Yochais am Bergmeron auf, schüttelten die vier tradi-tionell zu Sukkot verwendeten Gabenund rezitierten ein von Yosef Karo im16. Jahrhundert verfasstes Gebet. Über den Erfolg des Rituals ist leidernichts bekannt.

Chanukka-Bücher für Indiens Bnei Menashe

Bnei menashe, die jüdische Ge mein -de in nordost-indien, darf nun 1.000Bücher über Chanukka-Gesetze in ih -ren eigenen Sprachen mizo und Kukiihr Eigen nennen.

Die Gemeinschaft war etwa 500 Jahrevor dem Chanukka-Wunder aus is ra elvertrieben worden – das Chanuk ka-Fest war ihnen deshalb bis vor wenigenJahren unbekannt und musste erstkennen gelernt werden.

Mehr Schutz für israelischePassagierflugzeuge

Das israelische Parlament genehmig-te einen Plan zum Schutz von israeli-schen Passagierflugzeugen vor Ter ror -anschlägen. Demnach soll jede ma schi -ne nun mit eigens dafür entwickeltenVerteidigungssystemen der israeli-schen Sicherheitsindustrie versehensein.

Museum für Holocaust-Flüchtlinge inItalien eröffnet

in nardo im südlichen italien wurdedas Museum der Erinnerung des Will -kommens in Anwesenheit des israeli-schen Botschafters in italien und Ober -rabbiner Riccardo Di Segni eröffnet.Zwischen 1943 und 1947 hatten jüdi-sche Flüchtlinge aus ganz Europa, diein Richtung Palästina aufgebrochenwaren, in und um nardo einen siche-ren Hafen gefunden. Das museum befindet sich an derKüste von Santa maria al Bagno, ei -nem der größten ehemaligen Flücht -ling szentren, wo damals sogar jüdischeinstitutionen, eine Synagoge, eineEssensausgabe, ein Waisenhaus undein Krankenhaus entstanden waren.

Erstmals arabische Professorin in Israel

in israel wurde erstmals eine Ara be -rin zur Professorin ernannt. Das„Komitee für Höhere Bildung“ verliehden Titel am Sonntag der 53-jährigenDozentin Haula Abu-Baker aus Akko.Abu-Baker lehrt unter anderem amJesreel-College. ihre Studien über die„psychische Verfassung im arabischenSektor“ gelten als bahnbrechend,heißt es laut einem Bericht der Tages -zei tung ‘Ha´aretz’.Die israelische Araberin ist zudemAutorin zweier Bücher, in denen eszum einen um arabische Frauen inpo litischen Führungspositionen und

zum anderen um das Leben palästi-nensischer Jugendlicher in israel geht.

Zahl der Drogenfälle rasant gestiegen

Die Zahl der in diesem Jahr in israel er -öffneten Fälle wegen Drogen schmug -gels oder Drogenhandels ist um 40%gegenüber dem Vor jahr gestiegen. Dasgab die Polizei auf einer nationalenSit zung im Dezember in Tel Aviv be -kannt.Demnach wurden 2008 an der Grenzezum Libanon 122 Kilogramm Heroin,23 Kilogramm Haschisch und etwafünf Kilogramm Kokain konfisziert.An israels Südgrenze beschlagnahm-ten speziell ausgebildete Einheiten derPolizei 115 Kilogramm an verschiede-nen Drogen. Zusätzlich wurden bei ei -nem Einsatz in der Region 82 Kilo -gramm Heroin und rund 80.000 Pillenverschiedener Amphetamine entdeckt,heißt es laut einem Bericht der Tages -zeitung ‘Jediot Aharonot’.An der Grenze zu Jordanien in derArava-Region konfiszierten Grenz po -lizisten 400 Kilogramm marihuana, 790Kilogramm Haschisch und 36 Kilo -gramm Heroin.Auch am Ben-Gurion-Flughafen wur-den Drogen sichergestellt. Dort be -schlag nahmten die Beamten 1,4 Kilo -gramm Kokain

YouTube-Channel der IDF

Wer die israelische Sichtweise desKrieges im Gazastreifen kennen ler-nen will kann sich nun über den vonden israelischen Streitkräften auf derinternet Plattform YouTube angelegtenKanal informieren. Gezielte Bom ben -angriffe sowie andere Clips von Ar -mee operationen und Hilfslie ferun -gen sind dort zu finden.http://www.youtube.com/user/idfnadesk

Präsident Kacsynski mit Rabbiner Schudrich

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40 Januar 2009/Tewet 5769

JÜDISCHE WELT • AUSLAND

Es gibt Orte, an denen man erwartet,Juden zu finden, und Orte, an denendies eher überrascht. Das Deck einesPiratenschiffes gehört da wohl eherzu letzteren.So könnte man Edward Kritzlersetwas fragwürdiges Buch „JewishPirates of the Caribbean“ („JüdischePiraten der Karibik“) auch mehr füreinen etwas eigenwilligen Science-Fic tion-Roman halten, als für dasSachbuch, das es gerne wäre.

Tatsächlich geht es hier um bloße chro -nologische Fakten: 1492, in aller Weltals das Jahr bekannt, als ColumbusAmerika entdeckte, steht für die jüdi-sche Bevölkerung für etwas völlig an -deres – nämlich die Verbannung derJuden aus Spanien durch Ferdinandund isabella.in der daraus resultierenden Dias po ramachten sich viele spanische undportugiesische Juden, darunter auchKonvertiten, die ihr Judentum nurnoch heimlich leben konnten, auf denWeg zu den Handelszentren Europasund der neuen Welt. Diese gut orga-nisierte, gebildete und kapitalisierteBourgeoisie stellte sich als idealermitt ler für die heranwachsende glo-bale Ökonomie heraus. Deshalb wur -de Columbus auch von einigen jenerKonvertiten begleitet und die Legen de,dass sogar Columbus selbst jüdischerAbstammung gewesen sein soll, hältsich schon seit geraumer Zeit.Auch in Jamaika, Brasilien und neuAmsterdam fand Kritzler blühendesephardische Gemeinden. Und wo hinauch immer die Wege der Spanier oderHolländer führten – ein paar Judenwaren stets dabei oder kamen balddarauf nach.

manche dieser jüdischen Pioniere,man glaubt es kaum, waren tatsäch-lich Piraten.Zu einer Zeit, als die Grenzen zwi-schen Handel und Piraterie noch nicht

allzu streng gezogen waren, gestalte-te es sich für jüdische Seeleute undSchiffseigner recht einfach, friedlicheHandelsmissionen mit der Kaperungfremder Schiffe zu verbinden.nehmen wir zum Beispiel SamuelPalache, nachkomme marokkanischerRabbiner, der seine Karriere als inter-nationaler intrigant als Handelsbe auf - tragter begann, der maurische Juwe -len gegen spanisches Bienenwachstauschte. Eines Tages setzte er sich dasZiel, in die Dienste König Philip iii.von Spanien einzutreten, auch wenner dafür zum Katholizismus konver-tieren müsste. Doch sein Ansuchenwurde abgelehnt und Palache schlugsich auf die Seite von Philips Feinden,den Holländern, für die er Waffenvon Holland noch nordafrika brachte.Dies führte schließlich so weit, dassPalache eine Flotte anleitete, die spa-nische Schiffe im mittelmeer angreifensollte, was ihm, trotz einem eklatan-ten mangel an Belegen für den Aus -gang dieser mission, bei Kritzler denklingenden Beinamen „Der Piraten-Rabbi“ einbrachte. (Wobei man hierauch leider nicht darüber hinwegse-hen kann, dass der vermeintliche Pi -rat niemals einen Fuß auf karibischenBoden setzte – so dürfte KritzlersBuch titel wohl doch eher plakativ alspräzise gemeint sein...)

Sogar einen der berühmtesten Piratender Geschichte, Jean Lafitte, der imnew Orleans des 19. Jahrhunderts einSchmugglerimperium betrieb und sich1812 im gemeinsamen Kampf mitAndrew Jackson gegen die Briten reha-bilitieren konnte, bringt Kritzler mitdem Judentum in Verbindung undführt ein angebliches Zitat des Pira -tenkönigs an: „Meine Großmutter wareine spanische Israelitin. ... Großmuttererzählte mir immer wieder von den An -kla gen und Schikanen, die ihre Vorfahrenzur Zeit der spanischen Inquisition hat-ten erdulden müssen. ... Die Erzählungenmeiner Großmutter ... erweckten in mirden Hass gegen die spanische Krone unddie Verfolgungen, derer sie sich schuldiggemacht hat – nicht nur den Judengegenüber.“So wird bei Kritzler der Unterdrücktezum Todfeind der Unterdrücker – eineunwiderstehliche Geschichte undHauptteil seines Buches.Doch Lafittes Bekenntnis illustriertdies beinahe schon zu deutlich, mög-licherweise weil dieses Zitat mitziemlicher Sicherheit nicht den Tat sa -chen entspricht. Laut Kritzlers An -mer kungen, fand er es in einem Buchüber die jüdische Geschichte newOrleans’, das das Zitat wiederum denangeblichen Aufzeichnungen des JeanLafitte entnommen hat, welche imnew York des Jahres 1958 veröffent-licht worden waren.Aller dings vergisst Kritzler eine Tat -sache anzuführen, die mich zu findenlediglich wenige minuten internet re -cher che gekostet hat, nämlich dass je ne„Aufzeichnungen“ das Werk des no -to rischen Fälschers John Laflin wa ren.Dieser behauptete, ein nachfahre deslegendären Piraten zu sein und gabsogar vor, diesbezügliche Dokumentezu besitzen, die auf Davy Crockett undAbraham Lincoln zurückgingen. ObKritzler mit all diesen informationenvertraut ist, geht aus seinem Buch lei-der nicht hervor.

Das Beispiel von Lafitte ist nicht vonallzu großer Bedeutung – es nimmtlediglich zwei Buchseiten ein -, dochleider ist es typisch für Kritzlers Um-gang mit historischen informationen.Er verlässt sich stark auf die Arbeitenangesehener Historiker und setztdann sein eigenes Bild von den Judender neuen Welt im 16./17. Jahrhun -

Edward Kritzlers ungewöhnliche Geschichte der jüdischen Piraterievo Adam Kirsch, JTA; Übersetzung: Karin Fasching-Kuales

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JÜDISCHE WELT • AUSLAND

Januar 2009/Tewet 5769 41

dert zusammen. Findet er jedoch eineLücke in den Belegen, so scheint ermehr als dankbar dafür zu sein, diesemit wilden Spekulationen füllen zukönnen.

So stellt Kritzlers Buch das bisherletz te Glied in einer Kette von Bü -chern dar, die sich auf die Gestalt des„zähen, abenteuerlustigen Juden“ kon-zentrieren, beginnend mit Rich Co hens1998 erschienenem „murder inc. nichtganz koschere Geschäfte in Brook lyn“(Engl.: „Tough Jews: Fa ther, Sons andGangster Dreams“). Eine Hommagean Gangster und mörder wie ArnoldRothstein und meyer Lansky.Kritzler schlägt mit seiner inter pre -tation der komplexen Geschichte derKonversos und ihrer motive als Pa ra -bel über den friedliebenden, Spanier-hassenden jüdischen Freibeuter indie selbe Kerbe, die den Durst deramerikanischen Juden nach jüdischerZähigkeit und Stärke stillen will.

Ok, ich hab´s verstanden. Auch ichbin in Disneyland mit den Piraten derKaribik gesegelt. Aber irgendetwasist doch seltsam an der Art der ameri -kanischen Juden, den am sichersten,wohlhabendsten und angepasstestenlebenden Juden von allen, wie sie anden alten Geschichten von jüdischemGangstertum und Gewalt hängen,wohl um sich ihrer eigenen Stärke zuversichern.Jüdische Piraten – ebenso wie dienicht jüdischen – waren hauptsäch-lich mörder und Diebe oder auchSklavenhändler.

Es gibt mit Sicherheit genügend Bei -spiele für couragiertes Verhalten inder jüdischen Geschichte, physischwie moralisch. Also brauchen wir wohlkaum einen Samuel Palache, um zubeweisen, dass auch Juden tapfersein können.

Als Kind, im Kambodscha Anfang der1990er, musste Sayana Ser sich oft mitihrer Familie in einem Versteck unterihrem Haus verbergen, während RoteKhmer und Regierungstruppen aufden Straßen blutige Kämpfe ausfoch-ten, und die Erinnerung an brutalemassenmorde noch längst nicht ver-blasst war.Zehn Jahre später, als 19jährige Schü -le rin in den niederlanden, erkannteSayana während der Lektüre der Tag e -buchaufzeichnungen von Anne Frankdie Parallelen zwischen ihrem eigenenLeben und jenem des im Holocaustumgekommenen mädchens wieder.mit dem Unterschied, dass sie selbstüberlebt hatte...„Während des Lesens konnte ich die Trä -nen nicht zurückhalten,“ erinnert sichSayana. „Ich fragte mich, wie Anne sichgefühlt haben musste und wie sie dasalles ertragen konnte.“

Heute ist Sayana Direktorin eines Bil -dungsprogramms für Studenten an ei -nem kambodschanischen For schungs - institut, das den Genozid durch dieRoten Khmer dokumentieren will.Die se hatten zwischen 1975 und 1979bis zu zwei millionen men schen – einViertel der Bevölkerung – auf Pol Pots„Killing Fields“ auf brutalste Weis eabgeschlachtet. Einer der schlimms tenmassenmorde seit dem Holo caust.

Sayana, die ihre Diplomarbeit über den„Dunklen Tourismus“, also den touri-stischen Voyeurismus an Geno zid-Schauplätzen in Kambodscha undähnlichen Orten, verfasste, be suchteselbst verschiedene Holo caust mahn -ma le und ehemalige Kon zen tra tions -lager.

„Ich konnte nicht glauben, wie einMensch dies einem anderen Menschenantun kann, egal ob Juden oder Khmer,“meint sie erschüttert.

nach diesen Eindrücken wollte sie„Das Tagebuch der Anne Frank“ inihre eigene muttersprache Khmerüber setzen. inzwischen wurde dasBuch von der füh renden Genozid-For schungsein richtung des Landes,dem Dokumentationszentrum vonKambodscha, herausgegeben und hatin den Schulbibliotheken von PhnomPenh einen fixen Platz neben denWer ken über die Zeit der RotenKhmer gefunden.

„Ich habe in Kambodscha viele AnneFranks gesehen,“ erzählt Youk Chhang,Direktor des Dokumentations zen -trums und selbst Überlebender desGenozids durch die Roten Khmer.„Hätten wir Kambodschaner ihr Tage -buch schon vor langer Zeit gelesen, dannhätten wir vielleicht einen Weg findenkönnen, um den Massenmord in unseremLand zu verhindern.“

Die Anne Frank von Kambodschavon Tibor Krausz, JTAÜbersetzung: Karin Fasching-Kuales

Eurovision Song Contest: Israel schickt arabisch-jüdisches DuoBeim Eurovision Song Contest am 16. mai in moskau wird erst mals ein ara-bisch-jüdisches Duo auftreten: israel wird durch die jüdische Sängerin Ahi -noam Nini - international bekannt als Noa - und einer christliche Araberin, diemusikerin und Schauspielerin Mira Awad, bei dem Wettbewerb vertreten sein.

Die Entscheidung für die beiden Frauen wurde von einem Komitee der na -tio nalen Fernsehanstalt (iBA) getroffen. noa und Awad haben sich be reitsöfter gemeinsam an Friedensprojekten beteiligt. Unter anderem haben sieden Beatles-Song „We can work it out“ im orientalischen Stil aufgenom-men. http://www.youtube.com/watch?v=B9csbv-0A04&feature=related inn

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42 Januar 2009/Tewet 5769

JÜDISCHE WELT • AUSLAND

Vor 10 Jahren beschlossen Menschen, dievielleicht zufälligerweise in der Neudeg -ger gasse im 8. Wiener Ge mein debezirkwohn ten, der 60 Jahre zuvor zerstörtenSy nagoge zu gedenken. Um daran zu er -innern „baute“ man die Fassade desimposanten Ge bäu des – es war doppelt sohoch als seine Umgebung gewesen - alsBild auf einer Folie für ein paar Wochenwieder auf. Es war ein Zeichen der Erin -ne rung an die verlorene Nachbarschaft.Zeitzeugen wurden auf der ganzen Weltkontaktiert und manche von ih nen scheu-ten auch den Weg nach Wien nicht.Gegenüber des dort an Stelle der demo-lierten Synagoge errichteten Gemeinde -bau es stand ein Zelt, in dem allabendlichBegegnungen stattfanden: da trafen diejetzigen Bewohner der Straße (und einigemehr) mit Ver triebenen, Wis senschaft lernund Kün st lern zusammen; es gab Kon zer - te, Le sun gen und Filme. Vorträge wur-den gehalten, es wurde dis kutiert undZeug nis über das damals und seit da malsGeschehene abgelegt. Am 9. November1998 ging das Licht in einem symboli-schen Akt wieder aus.

Zehn Jahre danach wollte man noch ein-mal mit jenen zusammen treffen, die nachdem Anschluss Österreich verlassen hat-ten müssen. In der Zwischenzeit warenmanche zurück gekehrt - auch wenn sieniemand da zu aufgefordert hatte. Anderewiederum hatten ihr Geburtsland zwarbe sucht, eine Rückkehr aber nie ernsthaftin Betracht gezogen. Und natürlich gibtes auch manche, die Österreich nicht mehrsehen wollten.

Diesen Menschen galt es die Bot schaft zuübermitteln, dass ihre Geschichte nichtvergessen ist, dass es Menschen gibt, diebereit und daran interessiert sind, sichmit ihr auseinander zu setzen.

Es sollte auch der Frage nachgegangen wer -den, wie die österreichische Ge sellschaftseit 1945 den Umgang mit ihrer Vergan -gen heit gestaltet hat, wie es trotz jahrelan-ger Verdrängung des österreichischenAnteils an der Nazi-Schuld möglich warund ist, dass im heutigen Wien sowohldas Ge den ken wie auch das gegenwärtigejüdische Leben wieder angemessenenRaum haben.

Univ. Prof. Dr. Friedrich Stadler, einer derwissenschaftlichen Begleiter des Pro jek tes,betonte, dass gerade im Jahr 2008, 70 Jah -re nach dem „Anschluss“ und der Po grom - nacht, es wichtig war, ei ne bilaterale Ge -denk veranstaltung zur Vertrei bung undEr mordung der ös terreichischen Ju denals gesamtkulturelles Projekt zu realisieren.

Vom 26. Oktober bis zum 9. Novemberkam es unter dem Ehrenschutz von u. a.Bundespräsident Heinz Fischer und derargentinischen Präsidentin Cris tina Fer -nández de Kirchner zu ei ner zweiten Auf -lage der „Verlorenen Nachbarschaft“ –im Parque Thays mitten in der GroßstadtBuenos Aires. Dort wurde ein Zelte-Komplex aufgestellt, in dem Diskussions-und Infor mationsveranstaltungen sowieFilm-vor führungen abgehalten werdenkonn ten. Dazu kam noch eine Aus stel -lung mit Werken argentinischer Künstlerund von Friedensreich Hun-dertwasserund ein „Cafehaus“.

2008 waren es nicht die Vertrie be nen, diedie Reise auf sich nahmen, sondern jeneMenschen, denen deren Schick sal auchnach 70 Jahren noch ein An lie gen war. Dasganze Vorhaben, im April in einer Pres -sekonferenz vorgestellt, wur de von einerFa mil ie (die natürlich viele Helfer hatte)ge tragen. Carmen, Bar bara und Hans Lit -sauer kümmerten sich um die Vor berei -tun gen von Wien aus, wäh rend AlexanderLitsauer die Kno che n arbeit in Argenti ni enerledigte – nur wer die dortige Arbeits wei sekennt, weiß, wie aufreibend es ist, wenn -nicht selten - Zu sagen kurzfristig nichtmehr gelten. Schluss endlich trafen alle ein -geladenen Gäste, die Organisatoren undih re Helfer in Buenos Aires ein und eskonnte losgehen.

Themen der Diskussions- und Infor ma ti -ons veranstaltungen waren u.a.: „Verlo re neNachbarschaft in Österreich und Ar gen -tinien“ – der Schriftsteller Erich Hacklmoderierte das Ge spräch, bei dem sich

drei Generationen ur sprünglich aus Wienstam mender jü di scher Familien zu demfol genden Themenkomplex äußerten:Wel che Chan cen bietet das Fremde, bis essich in etwas Eigenes verwandelt und wieän dern sich die Gedanken an das Her -kunfts land im Laufe der Zeit?, „Ratten li -nien - Fluchtwege von Tä tern nach Ar -gen ti ni en“, „Restitutions angelegen hei -ten“, „Zwei te und Dritte Generation undde ren Heimat bezug“ und „Der Umgangmit der Ver gan gen heit in Österreich“.Auch in Buenos Aires lebende Juden ka -men zu Wort: Alfredo Bauer, Träger desTheo dor-Kramer-Preises, las aus seinenWer ken und Ernesto Allerhand, überBolivien nach Bue nos Aires gelangt, warauch ein aktiver Teilnehmer. Und diesebeiden stehen nur für viele, die an vielenAbenden be wie sen, dass dieses Kapitelihres Le bens noch immer eine großeBedeu tung für sie hat.

An nahezu allen Tagen gab es auch kleine-re und größere künstlerische Beiträge (Lie -der von Kreisler, Berg, Bronner u.a., Ge -dich te von Celan, Prosa von Torberg unddem kürzlich verstorbenen Fritz Kalmarund noch mehr), die man Maria Bill, be -glei tet von Krysztof Dobrek und MichaelHornek, Peter Uray und Adi Hirschal (mitOtmar Binder) zu verdanken hatte. Ro bertSchindel und Doron Rabinovici lasen anzwei Abenden aus ihren Werken. MariaBill gab auch mit großem Erfolg im gut be - suchten Teatro Ateneo ihren „Piaf-Abend“.

Bei der Abschlussveranstaltung am 9.No vember platzte das Veranstaltungszeltaus allen Nähten. Eine attraktive Mi -schung aus künstlerischen Darbietun gen,Reden und Film bei trägen ließ die Zeit wieim Flug vergehen. Es konnte sogar schonein filmischer Bei trag über die Gedenk -steinsetzung in der Neudeggergasse, amStandort der zerstörten Synagoge, ge -zeigt werden.

Das gesamte Projekt konnte nur mit derUnterstützung vieler Stellen durchgeführtwerden, unter anderem dem Bundes mi -nisterium für Wissenschaft und For schung,dem Bundeskanzleramt, der SPÖ-Josef -stadt, der Grünen, dem National fonds, derösterreichischen Botschaft in Buenos Ai -res und mehreren argentinischen Stellen.

Zusammenfassend kann man sagen, dassdie Veranstaltung ein Riesenerfolg war,von Bewohnern der Neudeggergasse na -mens Litsauer und vielen Mitkämpfern,deren Einsatz gar nicht hoch genug ge -wür digt werden kann, organisiert under möglicht – sie wird für alle Beteiligtenein Meilenstein in ihrem Leben bleiben.

Verlorene Nachbarschaft- Buenos Aires 2008

von Roberto Kalmar

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KULTUR

Januar 2009/Tewet 5769 43

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nicht dass ein lautes Rauschen im hei -mischen Blätterwald sein Verstum menbegleitet hätte, aber uns wäre es dochabgegangen. Und so war man erfreutund erleichtert, als es wiederum in derPost lag. natürlich mit dem vertrautenErlagschein, der diskret wie im merden Preis verschweigt.

„Das Jüdische Echo“ ist wieder da.Es war ja nie weg. So wie Leon Zel -man eigentlich nie weg, nie ganz ausunserer mitte verschwunden ist. Undauch in seinem publizistischen Kind,das nun unglaubliche 57 geworden ist,hat Leon überlebt. Ein anderer, viel jüngerer Leon, hatletztlich dafür gesorgt, dass es am Le -ben bleibt, nachdem sein erster Retter,Alex Friedmann s.A., viel zu jung ver -storben ist.

„Die Situation war dramatisch, dennwenn es 2008 nicht erschienen wäre, wäreseine Existenz womöglich gefährdet gewe-sen“, meint Leon Widecki, der als Ob -mann des Herausgeber-Vereins diePatenschaft des verwaisten mediumsübernommen hat, als man an ihn da -rum gebeten hat. Denn wenn niemandhineinruft, kommt auch kein Echozurück.

„Ich bin zwar in der jüdischen Gasse, ha-bemich aber nie in die erste Reihe gestellt.Aber ich bin ein sentimentaler Menschund habe Leon geliebt. Mir war aber klar,dass man Leons Werk nur in Teilbereichezerlegt weiterführen kann.“

nur die Erbschaft anzutreten bzw. zuverwalten, wäre in diesem Fall aber

zuwenig. Ein medium muss sich auchin der medienlandschaft bewähren,und die ist durch andere jüdische Pu -blikationen in Österreich erfreulicher-weise reicher geworden. Ein Vorteilbei der Positionierung ist seine Er -schei nungsweise. Das Kalenderjahrmit seinen Jubiläen ist fast vorüber,wenn das „Jüdische Echo“ zum Jah res -ende hin erscheint. Es kann sich da -her leisten nicht ganz aktuell zu sein,ohne deshalb gleich alt auszusehen. Als „eine Art kritisches Jahrbuch mit ei nerjüdisch-österreichischen, österreichisch-jü dischen und daher auch einer europäi-schen Aufgabe“ hat es der Zeithis to ri kerAnton Pelinka bei der Präsentationdes jüngsten Heftes im Concordia-Club bezeichnet.

Statt der Erinnerung an Jubiläen be -stimmt neuerdings ein Leitthema alsroter Faden dieses Jahrbuch. „Jüdischsein heute“ ist diesmal das ergiebigemotto, zu dem nicht nur alte Be-kann -te, sondern erfrischenderweise auchneue Stimmen zu vernehmen sind.Analysen, Reflexionen und Selbst re -fle xionen, Bekenntnisse und Stand ort -bestimmungen umkreisen diesesThe ma , das offenbar niemanden kaltlässt.

„Nur ein kleiner Teil der 52 Autoren istvom ehemaligen Echo übernommen“,sagt Marta Halpert, die wie Widecki er -freut betont, als neue Chefre dak teu -rin „die idealbesetzung ist“. Sie hatdie redaktionelle Oberhoheit und vol -le inhaltliche Autonomie, nachdemder jeweilige Themenschwerpunkt imKonsens mit den Herausgebern abge-sprochen wird.

Es ist wohl keine ganz leichte Auf ga-be, Zelmans Erbe fort- und gleichzei-tig in neue Zeiten zu führen. Was martaHalpert an dieser Herausforderungjournalistisch gereizt hat? „Das große Erbe anzutreten im Be wuss t -sein, was Leon in der jüdischen und nicht-jüdischen Gesellschaft bedeutet hat. Washätte Leon wissen wollen? Dieser Frage

sind wir nachgegangen. Und als seineToch ter gemeint hat, dem Papa hätte esgefallen, er hätte jetzt gesehen, wie manes modernisieren kann, das war das größ-te Kompliment“.

Apropos modernisieren: Eine Erwei -te rung zu einem Diskussionsforum ineiner internetplattform ist angedacht.Verschiedene Kommentare, Beiträgezur intellektuellen Austragung vonKonflikten sind erwünscht, parteipo-litisch Beiträge aber unerwünscht. Die -se zu vermeiden, ist allerdings nichtimmer einfach, weiß marta Hal pert.Politik soll nur im weitesten Sinn Ein -gang in ein Forum finden, in demver schiedenste meinungen im Sinneiner Streitkultur durchaus aufein-anderprallen dürfen.

neu sind auch die zahlreichen inter -views, „damit auch Menschen, die nichtselbst schreiben können oder wollen, zuWort kommen können“.Und auch der traditionelle Untertitel„Europäisches Forum“ wird, so Hal -pert, in Zukunft stärker vollinhaltlichbeim Wort genommen werden.„Es soll immer ein Echo für Menschen

jüdischer Herkunft bleiben, aber wir wol-len auch über den Tellerrand schauen,nach Europa und in die ganze Welt“.

Die fetten Jahre sind vorbei und auchdas „Echo“ hat ein bisschen abge-speckt.„Qualität geht vor Quantität“, so das

Credo der macher, und Qualität hateben ihren Preis. D.h. dass journalisti-sche Beiträge auch honoriert werden. Bleibt das Preis-Rätsel. Was kostet’s ,siehe Erlagschein, und wer zahlt’s ?„Was ein Heft kostet, weiß ich nicht“, ge -steht Leon Widecki, „vereinzelt gibt essogar Leute, die zahlen. Spenden sind na-türlich willkommen. Aber der Verein istsolide finanziert und das Medium trägtsich durch Inserate und Abos. Wir müs-sen nicht betteln gehen“.

möge die Übung gelingen, denn das„Echo“ gehört gehört. •

DAS JÜDISCHE ECHOE U R O P Ä I S C H E S F O R U M F Ü R K U L T U R U N D P O L I T I K

VOL. 57 TISCHRI 5769 November 2008

DAS JÜDISCHE ECHOE U R O P Ä I S C H E S F O R U M F Ü R K U L T U R U N D P O L I T I K

VOL. 57 TISCHRI 5769 November 2008 Dem Leon hätte es gefallen„Das Jüdische Echo“ in neuen Händen

VON ANITA POLLAK

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44 Januar 2009/Tewet 5769

KULTUR

Er glich ein wenig der Sabra, dembir nenförmigen Kaktus: Außen eineraue Schale, innen eine weiche, samti-ge Konsistenz. Diese Sanftheit undSen timentalität versteckte er hinterseinem einfach klingenden aber sehreffektiven Lebensmotto: „Des mach’-ma“. mit diesem Spruch und den dar-aus folgenden entschlossenen Tatenbrachte Robert Jungbluth schon infrühester Jugend seine Eltern in großeGefahr – und manifestierte seine anti-nazistische Gesinnung. „Ich habe mitmeinem Freund und Schulkollegen Hel mutQualtinger im Wiener Stadtpark öffent -lich Hitler-Flugblätter verbrannt“, er -zählte er lachend, um dann ernst zuwerden: „Wir ‘Deppen’ wussten ja nicht,wie gefährlich das damals war.“ Er konn -te nicht verstehen, warum seine jüdi-schen Sportsfreunde plötzlich nichtmehr zum Fußballspiel kamen - undakzeptieren wollte er das schon garnicht.

Jungbluth absolvierte eine Lehrer -aus bildung und war bereits in dieserZeit als Statist und Kleindarsteller amBurgtheater tätig. Beim Wiener Stadt -schulrat übernahm er 1948, im Altervon 20 Jahren, die Leitung des Schul -ge meindereferates der Wiener Be rufs -schu len. Doch seine Leidenschaft ge -hörte dem Theater und seinenProtagonisten. Klaus Kinski zählte zuseinen ersten „Kunden“ als impre sa -rio. Ab 1955 betreute er die Veranstal -tun gen der Wiener Festwochen, undab 1960 war er bereits persönlicherRe ferent des intendanten der WienerFestwochen. Gemeinsam mit Rolf

Kutschera wurde Jungbluth 1965Geschäftsführer und Direktor desTheaters an der Wien. nach zweijäh-riger Leitung der Wiener Stadthallefolgte 1971 die Ernennung Jungbluthszum Generalsekretär des neu gegrün-deten Österreichischen Bundesthe a ter - verbandes. 1988 übernahm er ge mein - sam mit Otto Schenk die Ge schäfts -füh rung des Theaters in der Josef stadt,ab 1997 führte er das Haus mit Hel -muth Lohner. Erst 1999 beendete erdiese Tätigkeit.

Krankentransport nach JerusalemDas sind die offiziellen Eckdaten

der Karriere eines der erfolgreichstenKulturmanager Österreichs. Überseine menschlichen Eigenschaften,seine schnelle und selbstlose Hilfe, sa - gen diese beruflichen Lebens schrit tewenig aus. „Er war kein ‘Gutmensch‘im heutigen Sinn, sondern ganz einfach einguter Mensch“, beteuert Lotte To bisch.Und sie weiß das aus eigener Er fah -rung: Als junge Burgschau spie lerinsprach sie 1976 beim Chef der Bun des -theater vor, und bat um einen großenVorschuss auf ihr eher be schei denesGehalt.

Jungbluth betrachtete sie gleicher-maßen skeptisch und neugierig: DasBild von der eleganten Baronin undBetriebsrätin und dem schnödenmammon passten irgendwie nichtzusammen. Da musste mehr dahintersein. Jungbluth drängte auf eineErklärung und Lotte Tobisch berich-tete über ihre große Liebe zu michaelSimon, dem todkranken israelischenBotschafter, der nach Beendigung sei-ner mission in Wien bei ihr gebliebenwar. Sie hatte seinen Kindern in Je ru -salem versprochen, dass er seinen

letz ten Weg dort antreten werde. mitden legendären Worten „das machenwir schon“ organisierte Jungbluth inkürzester Zeit ein Flugzeug, das alsKrankentransporter dienen konnte,und Tobisch begleitete – ohne Schul -den – Botschafter Simon nach israel.

Yossi Yadin, Lorin Maazel und Gerhard Bronner

Robert Jungbluth war ein erfahre-ner menschenkenner und hatte eingutes Gespür für ehrliche Töne. AlsTalente-Scout liebte er seine manch-mal auch verrückten Künstler undjene zahlreichen Sängerinnen, derenVerträge er als Bundestheatergeneralausgehandelt und unterschriebenhatte. Schmeicheleien war er nicht ab -geneigt, doch wenn er reinen Eigen -nutz mancher Karrieristen witterte,blockte er beinhart ab. Hatte er aberan jemandem einen narren gefressen,dann ging er für ihn durch dick unddünn. 1971 wollte er für die Produk -tion der „Anatevka“ am Theater ander Wien unbedingt den israeli YossiYadin als Teweje, den Milchmann ver-pflichten. Dieser hatte in dieser Rollein London auf Englisch große Erfolgegefeiert. Jungbluth war im Glauben,dass jeder Jude „Jiddisch“ sprechenkonn te. Auch als Yadin, ein echterSabre, dessen Vater schon 1911 ins tür -kische Jerusalem gekommen war, be -teuerte, kein Wort Jiddisch zu können,ließ sich Jungbluth von seiner ideenicht abbringen. Er schickte ihn kur -zer hand mit einem Lehrer in Klausurauf den Semmering. „Bis du es nichtkannst, will ich dich nicht wiedersehen“,lautete die liebevolle Drohung. Und„Anatevka“ in Wien wurde zu einemRiesenerfolg.

Robert Jungbluth: Hilfsbereit ganz ohne AllürenDer verstorbene Kulturmanager vermied bei seinem humanistischen Engagement jede Publicity: Er half leise und effektiv inÖsterreich und in Israel

Persönliche Erinnerungen von Marta S. Halpert

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KULTUR

Januar 2009/Tewet 5769 45

Zehn Jahre später bemühte er sichda rum, den weltberühmten Diri gen -ten Lorin maazel als Staats opern di rek -tor zu verpflichten. Er wusste um dielatenten anti-jüdischen Ge füh le imösterreichischen Kultur be trieb Be -scheid, und es freute ihn diebisch,wenn er wider diesen Geist etwasdurchsetzen konnte. Das Experimentmit maazel, es dauerte nur von 1982-1984, zählte zu seinen wenigen miss -grif fen.

Gerhard Bronner, der 1988 nach Flo -rida gegangen war, fehlte Jung bluthauch persönlich sehr. Er motivierteFreunde wie Fans des Komponistenund Kabarettisten und beglich durchSammelaktionen eine Geldbuße desFinanzamtes: 1993 war sein FreundGerhard wieder in Wien aktiv.

Israel: Burgtheater-Stars undBühnenarbeiter

Dezent und weise pirschte sichRobert Jungbluth an die Herzen sei-ner vielen mitarbeiter heran, wenn esihm darum ging, Vorurteile zu be -kämp fen und seine Liebe zu israelmit ihnen zu teilen. Legendär sind diebeiden großartigen Tourneen, die erpersönlich durch das Land führte:1978 brachte er das Burgtheater mit„iphigenie auf Tauris“ und 1986 dasStaatsopernballett zu Gastspielen nachTel Aviv, Haifa und Jerusalem.

Der Ehemann von Elisabeth Orth,Burgschauspieler Hanns Obonya, wareinige Tage vor dem Gastspiel verstor-ben, und die Witwe war für die Haupt -rolle, die iphigenie, vorgesehen.Jung bluth gelang es nicht nur, FrauOrth zur Reise zu überreden, ihm ge -lang viel mehr: Seit diesem israel-Auf -enthalt engagierte sich Elisabeth Orthverstärkt für zivilgesellschaftliche undjüdische Belange. Aber Jungbluth be -geisterte nicht nur sie: Er suchte of fen -siv die Diskussion mit den anderennamhaften Künstlern, die zum erstenmal israel besuchten: Franz morak.Heinrich Schweiger, Wolfgang Hüb sch,Paul Hofmann und Ale xan der Trojan.

Aber auch die weniger interessier-ten Bühnenarbeiter packte er mit sei-nem Enthusiasmus, seinen Argu men -ten und auf seine ganz individuelleArt: Er schnapste mit ihnen währendder Arbeitspausen und entkräftigteauch hier manch vorgefasste mei nung.

Schabbes in der Singerstraße...Lotte Tobisch brachte Jungbluth in

das gastliche orthodoxe Haus der Fa -milie moskovics. Hier genoss er diedeftige koschere Küche und lernteShlomo Chozner kennen, den ehema-ligen Direktor des KinderspitalsALYn in Jerusalem. Alyn, ein Re ha-bilitationszentrum für körperlich undgeistig behinderte Kinder jüdischerund muslimischer Herkunft, gegrün-det während der Polioepidemie zwi-schen 1940 und 1950 in Jerusalemsuch te Freunde und Sponsoren in derganzen Welt. Auch Yitzhak Perlman,der weltberühmte Geiger, zählte alsKind zu den hilfsbedürftigen Pa tien -ten. Gastgeberin Sarah moskovicsstand dem „Verein der Freunde von

Alyn in Österreich“ vor. Jungbluthstrebte keine Position an, er wollte nurhelfen und das tat er auch über Jahrehinweg.

....und Sederabend bei JavorsSeine eigene Krankheit und die sei-

ner Frau bewirkten Jungbluths Rück -zug aus dem gesellschaftlichen Ram -pen licht. Doch er blieb weiterhin bes -tens informiert über das politische wiekulturelle Geschehen, und auch seinetiefe Verbundenheit zu seinen jüdi-schen Freunden hat er sich nach mög -lichkeit erhalten. Zum letzten mal sahich ihn beim Pessach-Sederabend beiniki und Erwin Javor. Er war körper-lich angeschlagen, aber er fühlte sichseelisch aufgehoben und geborgen.

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Österreichischer Dirigent Paternostro leitet Israel Chamber Orchestra Tournee in Österreich für Herbst 2010 geplant

Der österreichische Dirigent Roberto Paternostroist neuer künstlerischer Lei ter des israel Cham berOrchestra. Der ehemalige Generalmusikdirektordes Kasseler Staatstheaters plant für Herbst 2010 eine Tournee des 1965 vonGary Bertini gegründeten Kammerorchesters durch Österreich, Deutsch -land und italien, hieß es in einer Aussendung.

Die „Tradition des Orchesters fortzuführen und auszubauen“ sei eine „sehr span-nende und reizvolle Herausforderung“ - „besonders in diesen wirtschaftlich undpolitisch schwierigen Zeiten“, so der Dirigent.

Roberth Jungbluth und Lotte Tobisch

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46 Januar 2009/Tewet 5769

KULTUR

nur wenige israelische Popstars sindauch global so erfolgreich wie idanRaichel. Seit er erstmals mit seinem mitIdan Raichel Project betitelten Album2002 auf dem internationalen Parketterschien, ist der 31jährige Bandleader,Pianist und Sänger auf der ganzenWelt gefragt und tritt auf den größtenFestivals und in den prestigereichstenKonzerthallen auf, während er, fastwie nebenbei, eine Auszeichnung oderAuszeichnungsnominierung nach deranderen für sich verbuchen kann.

Auch bei seinem Konzert anlässlichdes „Spot On: Jiddischkeit Festival“ imWiener Konzerthaus begeisterte ersein Publikum. Der Zuschauerraumwar bis zum Bersten mit menschenge füllt, die es unmöglich auf den Plät -zen halten konnte, als Raichel undseine Band – vor allem der emotions-geladene äthiopisch-israelische Sän -ger Kabra Kasai, der Kamanche (aser-baidschanische Spießgeige)-VirtuoseMark Elyahu und der PercussionistItamar Duari – den Saal zum Kochenbrachten. Später gab Raichel an, auch

selbst von dieser Show und dem Ortbewegt gewesen zu sein.

„Wien ist aus verschiedenen Gründen einebesondere Stadt,“ erklärte er. „Seine mu -sikalische Geschichte ist so reichhaltig unddie Tragödie des Holocaust ist gleichzeitigein Teil von alledem. Unsere Show wargroßartig und die Reaktionen des Pu -blikums sehr stark, mehr kann man nichtverlangen.“

Als das Idan Raichel Project auf denmarkt kam, brachte es einen ganzneu en, frischen Wind in die israelischeEth no-Pop-musikszene. Raichel warder erste in israel geborene Künstler,dem es gelang, die Schätze der äthio-pisch-israelischen Kultur mit westli -chen Rhythmen und melodien zu ver -binden. Dieser verwegene mix fesseltedaraufhin nicht nur das lokale Pu bli -kum, sondern bald auch Konsu men tenkommerzieller musik auf der ganzenWelt.

Musikalische und kulturelle VielfaltWenn man Raichels Herkunft be denkt,

so hat er in sehr jungen Jahren bereitseinen weiten Weg bis zu seinem jetzi-gen Status zurückgelegt, sowohl inprofessioneller als auch in kulturellerHinsicht.„Ich wurde in Kfar Saba als Kind israeli-scher Eltern mit osteuropäischen Wur -zeln geboren,“ erzählt Raichel. „MeinGroßvater wurde in Israel geboren. Ichhatte keine starken musikalischen Wur -zeln, aber ich fing im Alter von neunJahren mit dem Akkordeonspielen an.“

Und während es nicht eben äthiopi-sche Rhythmen waren, die den jun-gen Raichel als erstes berührten, sokönnte es doch gerade jene unspezifi-sche kulturelle Ausrichtung gewesensein, die seine Kreativität beflügelte.„Ich begann Tango, Walzer und Zigeu -ner musik zu spielen. Die Tatsache, dassmir die musikalischen Wurzeln fehlten,machte mich umso offener für Musik ausaller Welt. Nach ein paar Jahren, mit 14,fing ich mit dem Keyboardspiel an, wasmich ein wenig mehr in Richtung deswest lichen Pop trieb. Mit 16 lernte ichdann das Jazzpiano zu spielen. Das gabmir später die Fähigkeit, Echtzeitimpro -visa tionen zu machen und mit den ande-ren Musikern zu interagieren.“

Wie die meisten israelis absolvierteidan Raichel im Alter von 18 Jahrenseinen militärdienst und fand sichbald in einer Armee-Rockband wieder,die Coverversionen von israelischenund europäischen Pophits zum Bes -ten gab. Doch auch diese Erfahrungist ihm in guter Erinnerung geblie-ben: „Dort war ich zum ersten Mal ineine Liveband integriert.“

Seine ernsthafte musikalische und kul-turelle Transformation begann schließ -lich, nachdem er die Armee verlassenhatte. „Ich arbeitete als Berater in einemInternat, in dem viele Immigranten ausÄthiopien und Russland, aber auch Is ra e -lis lebten. Diese Teenager waren allein insLand gekommen oder stammten aus Pro -blem familien. Durch sie lernte ich die äthi - o pische Popmusik kennen und besuchteäthiopische Bars in Tel Aviv.“

Und der Rest, wie man so schön sagt,ist Geschichte...

Internationaler SchmelztiegelRaichels Album Mi´ma´amakim wurdedrei Jahre nach dem Project-Albumveröffentlicht und machte die ethni-

Idan Raichel – Ausnahmekünstlerund israelisches Aushängeschildvon Barry Davis; Übersetzung: Karin Fasching-Kuales

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KULTUR

Januar 2009/Tewet 5769 47

sche Bandbreite seiner musik nochwei ter. Er integrierte jemenitisches wiearabisches material, ebenso wie Tex tein Tiginya (wird in Eritrea von eini-gen äthiopischen Olim gesprochen).Drei Jahre und ein zwischenzeitlichesGreatest Hits Album später, stellteRaichel nun sein drittes Studioalbumvor: Bein Kirot Beiti (in meinen Wän -den). Wenn man dabei seine unent-wegten Reisen rund um den Globusbedenkt, scheint dieser name fasteine Fehlinterpretation zu sein. „Ich glaube, wenn ich kein Musiker ge -wor den wäre und mich nicht so viele Men - schen unterstützt hätten, hätte ich genaudas gemacht – ich wäre in den eigenenvier Wänden geblieben.“, meint Raicheldazu. „Ich bin dankbar für jede Hilfe, diemir zuteil geworden ist und für all diewun derbaren Musiker, mit denen ich spie -len durfte und immer noch spiele.“Zu letzteren gehören auch so klingen-de namen wie jener der jemenitischenDiva Shoshana Damari.

neben seinen instrumentellen, ge -sanglichen sowie arrangementtechni-schen Fähigkeiten, scheint Raichelganz besonders geschickt in der Ver -flechtung von Talenten der unter-schiedlichsten Künstler zu sein.Auf Bein Kirot Beiti erklingen erst diebe kannten Akkordfolgen und Har -mo nien, gepaart mit äthiopischemGesang, doch dann wird der musika-lische Schmelztiegel auch schon durchMayra Andrade (Cap Verde), einermarokkanischen nummer von Shi monBuskila, einigen spanischen Tracks derin Kolumbien geborenen Sän ge rinMarta Gomez sowie einem Stück desugandischen Sängers Somi aufSuaheli aufgemischt.Raichel selbst singt vier der musik -num mern, Ilan Damti, Amir Dadon,Maya Avraham und Shai Tzabari dieanderen hebräischen Lieder.

Abgesehen von seiner enormen geo-graphischen und kulturellen Band -brei te, besticht Bein Kirot Beiti durcheine durchwegs hohe Qualität, die,wie Raichel überraschenderweise an -merkt, gar nicht beabsichtigt war. „Esist wie wenn ein 500-Seiten-Buch vomHerausgeber gekürzt wird und schließlichetwas völlig anderes als das Original da beiheraus kommt. Diese CD schrumpfte solange, bis sie das nunmehrige Format an -genommen hatte. Aber von Anfang an ge -plant war das so nicht.“, erklärt Rai chel.

Es fällt ihm auch schwer, seinen an -dauernden internationalen Erfolg zuerklären.

„Ich habe zum Beispiel keine Ahnung,weshalb meine Musik in Großbritannienso populär ist, vor allem wo doch kaumjemand die Sprachen versteht, in denenwir singen. Aber, wissen Sie, Künstlerwie Edith Piaff oder Mercedes Sosa sangenauch stets in ihren eigenen Sprachen unddennoch werden sie überall ge schätzt. Esist, als würde man seinen eigenen kultu-rellen Soundtrack zum Besten geben. Ichdenke, das spüren auch die Menschenjenseits der Grenze.“

„Bei den eigenen Wurzeln bleiben“Was daran auch überrascht ist, dassRaichel nicht versucht, ein größeresPublikum in England oder den USAzu erreichen, indem er englischspra-chiges material in seine Shows undAlben integriert. „Ich habe das Gefühl,hier bei meinen Wurzeln bleiben zu müs-sen, gerade auch im kulturellen Sinn.Englisch ist weder meine Sprache, nochdie irgendeines anderen Künstlers, der mitmir auftritt. Allerdings gibt es eine Sän -ge rin namens Sonya, die auf unserenKonzerten in den USA oder Australienmanchmal auf Englisch gesungen hat.Also ist unsere Arbeit den Menschen dortnicht völlig fremd.“

Vielen menschen rund um den Glo -bus eröffnet Raichels musik einen völ -lig neuen Blickwinkel auf eine Ge gend,die von den medien nicht im mer imbesten Licht dargestellt wird. Auchfür ihn selbst sei es nicht immer ein-fach, so Raichel. „Manchmal ist esschwierig, als israelischer Künstler in Län -der zu reisen, wo man keine allzu positiveMeinung von Israel hat, doch ich habeerkannt, dass die Menschen gewillt sind,mehr über die Israelis zu lernen. Und dasssie froh sind, wenn sie merken, dass auchdie Israelis keinen Konflikt wollen. Siewollen dasselbe, wie ihre Nachbarn in derRegion und jeder andere Mensch auf derWelt: ein glückliches Leben, Liebe, Nah -rung, Würde und Respekt.“

Und genau das ist es, was auch inRaichels musik durchklingt.

Trotz aller Sprachbarrieren wird BeinKirot Beiti den Ausnahmekünstler mitSicherheit zu einem noch beeindruk-kenderen Aushängeschild israels ma -chen.

DEFAMATIONEin Film von Yoav Shamir

Regie, Kamera, Script: Yoav ShamirMusik: Mischa Krausz

Was bedeutet Antisemitismus heute,zwei Generationen nach dem Holo -caust? Bei seiner kontinuierlichenErforschung des modernen Lebensbe reist der israeli Regisseur YoavShamir die Welt, sucht nach denmodernsten Erscheinungsformen des„ältesten Hasses“ und findet einigealarmierende Antworten auf dieseFrage.

im Zuge dieser unehrerbietigen Su chefolgt er amerikanischen, jüdischen,Oberhäuptern in europäische Haupt -städte bei ihrer mission, die Regie -run gen vor der wachsenden Gefahrdes Antisemitismus zu warnen, under heftet sich an die Fersen einer is -raelischen Schulklasse bei ihrerGedenkfahrt nach Auschwitz (Foto).

meinungen gehen oft auseinanderund Gemüter gehen manchmal hoch,doch in Defamation erkennen wir,dass eines sicher ist – nur indem wirihre Reaktion auf Antisemitismus ver -stehen, können wir auch wertschätzen,wie Juden heutzutage, und beson dersdie modernen israelis, auf die Weltum sie herum reagieren, in new York,in moskau, in Gaza und in Tel Aviv.

Defamation, ist der einzige Doku -men tarfilm der von der diesjährigenBerlinale, internationales Forum desjungen Films, als österreichischerBeitrag nominiert wurde.

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