+ All Categories
Home > Documents > TEsT | Nova Ion 3/Light M - · PDF fileTEsT | Nova Ion 3/Light Nova IoN 3 & IoN 3 LIght Mit...

TEsT | Nova Ion 3/Light M - · PDF fileTEsT | Nova Ion 3/Light Nova IoN 3 & IoN 3 LIght Mit...

Date post: 06-Feb-2018
Category:
Upload: truongdan
View: 224 times
Download: 1 times
Share this document with a friend
3
TEST | Nova Ion 3/Light NOVA ION 3 & ION 3 LIGHT Mit dem Ion 2 ist es dem österreichischen Hersteller NOVA gelungen, die Ion-Baureihe massiv aufzuwerten: Annähernd gleiche Leistung wie der große Bruder Mentor bei nochmals deut- lich einfacherem Flugverhalten. Mit dem Ion 3 sollte nun ein weiterer Schritt erfolgt sein ... Testpilot & Fotos: Norbert Aprissnig i1 M it dem Ion 2 hat Nova den Beweis erbracht, dass tolle Gleit- und Steigleistung sowie XC- Tauglickeit auch in der Low-B-Klasse möglich sind. 2012 war man – was die Leistung betrifft – damit sehr nahe am Mentor 2 dran. Mit dem Mentor 3 hat sich die Leistungsspirale weiter nach oben gedreht und der neue Ion 3 soll von der Leistung her nun den Mentor 2 deutlich überflügelt haben. Doch alleine mit Leistung verkauft man in dieser Klasse kaum große Stück- zahlen: Der Ion 2 punktete vor allem auch mit hohem Sicherheitspotential, einfacher Fliegbarkeit und recht gutem Handling. Der neue Ion 3 sieht zwar seinem Vor- gänger – was Flügelform und Krüm- mung betrifft – ähnlich, die „inneren Werte“ verraten aber eine völlige Neu- konstruktion. Wie beim Vorgänger haben die Tiroler wieder fünf Größen zugelassen, sodass wirklich jeder Pilot eine adäquate Größe finden sollte. Da die Größenverhältnisse im Vergleich mit dem Vorgänger annä- hernd gleich geblieben sind, war wiede- rum die S-Größe (80–100 kg) für mich die richtige Wahl. Da wir für unser eben fertiggestell- tes Hike & Fly Sonderheft in letzter Minute einen brandneuen Ion 3 Light (ebenfalls in der Größe S) zur Verfü- gung gestellt bekommen haben, drängte sich ein direkter Vergleich für diesen Test auf. Während beim „normalen“ Ion 3 sämt- liche Größen bereits mit LTF/EN B homologiert worden sind, sind die „leichten“ Modelle zu Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch im Zulassungspro- zess. Da man allerdings davon ausgehen kann, dass sich die Schirme nur in ihren Materialien (Tücher, Leinen, Tragegur- te) unterscheiden, sollte die Zulassung wohl nur eine Formsache sein. Konstruktion, Verarbeitung Der Vergleich der technischen Daten von Ion 2 und Ion 3 macht sofort klar, dass es sich beim Ion 3 um eine kom- plette Neukonstruktion handelt. Wäh- rend die Streckung annähernd gleich geblieben ist, hat der Ion 3 mehr Zellen bekommen (49 statt 45). Und auch das Leinenkonzept ist völlig neu. Von den Leinenebenen her ist der neue Ion nun ein astreiner Dreileiner. Anstelle von 2 Galerieleinenebenen gibt‘s jetzt nur mehr eine. Das wirkt sich auch auf die Konstruktion der Zellen aus: Jede dritte Zelle wird aufgehängt, dazwischen kom- men wie üblich Diagonalrippen zum Einsatz. Apropos Zellen: Beim Ion 3 kommt nun erstmals eine Innovation zum Einsatz, die Nova als „Smart cells“ bezeichnet: Die Zellbreite variiert je nach der Belastung, die auf sie während des Fluges wirkt. Eine spezielle Soft- ware hat diese Belastung simuliert und berechnet. In der Praxis soll der Flügel dadurch noch ruhiger auf Turbulenzen reagieren, was sich in Folge wieder leis- tungssteigernd auswirken soll. Die augenscheinlichste Änderung fin- det sich – wie schon erwähnt – beim Leinenkonzept, das übrigens vom Men- tor 3 übernommen und für den Ion 3 adaptiert wurde. Das führt dazu, dass die Gesamtleinenlänge gegenüber dem Vorgänger wieder leicht zugenommen hat (von 216 auf 243 m). Spürbar wird das vor allem bei den Stammleinen, die nicht mehr gar so spartanisch wie beim Ion 2 verbaut werden: 3 A-, 3 B- (und eine Stabilostammleine), 3 C-Stamm- leinen. Auffällig ist auch, dass NOVA wie schon beim ersten Factor auf ein Nahtschutz- band in der Hinterkante verzichtet. Das dürfte sich offensichtlich positiv auf die Aerodynamik auswirken. Durchaus glaubhaft, denn das Achterliek sieht bei Bremseinsatz für einen Basisinter- mediate sehr sauber aus. Bei Starkwind auf steinigem Untergrund ist allerdings wohl ein wenig mehr Aufmerksamkeit notwendig, um die Hinterkante zu schützen. Der Materialeinsatz und die Verarbei- tung im Allgemeinen sind gut. Die 1,7 kg, die der Ion 3 light gegenüber dem „normalen“ Modell „verliert“, sind im Tuchmaterial sowie im Tragegurt versteckt. Letzterer ist nicht nur deutlich schmäler als der normale Tragegurt, son- dern verzichtet auch auf den Zusatzgurt für die äußerste A-Stammleine (zum Ohrenanlegen). Beim Tuch kommt anstelle des 43 g schweren Dominico Dokdo 30 ein Tuch- mix aus Dokdo 20 (35 g/Obersegel) und Porcher Sport Skytex 27 (27 g/Unterse- gel) zum Einsatz. Startverhalten Gleitschirme von Nova waren und sind beim Sortieren der Leinen immer äußerst einfach und überschaubar. Dies lag in der Vergangenheit unter anderem an der extremen Leinenreduktion, in der die Tiroler Vorreiter waren. Beim Ion 3 TECHNISCHE DATEN (Herstellerangaben) HERSTELLER/Vertrieb NOVA, 6123 Terfens, Österreich, www.nova-wings.com Importeur D: Charly Produkte, D-87637 Seeg, Tel.: +49 (0)8364 1286, [email protected] Importeur CH: High Adventure, 6383 Dallenwil, Tel. (0)41 628 01 30, [email protected] Produktion Ungarn Konstrukteur Philipp Medicus Testpiloten Mario Eder, Philipp Medicus, Mike Küng Größen XXS XS S ML L Zellenanzahl 49 49 49 49 49 Startgewicht (kg) 55-80 70-90 80-100 90-110 100-130 Fläche ausgelegt (m²) 22.10 24.59 26.99 29.44 32.06 Fläche projiziert (m²) 18.56 20.65 22.58 24.63 26.82 Spannweite ausgelegt (m) 10.61 11.19 11.73 12.25 12.78 Spannweite projiziert (m) 8.17 8.62 8.99 9.39 9.80 Streckung ausgelegt 5.09 5.09 5.09 5.09 5.09 Streckung projiziert 3.58 3.58 3.58 3.58 3.58 Kappengewicht (kg) 4.9/3.55* 5.3/3.80* 5.7/4.05* 6.1/4.30* 6.5/4.55* Gesamtleinenlänge (m) 219 232 243 254 265 V-minimum (km/h) V-trimm (km/h) V-max (km/h) Preis inkl. Mwst. (€) 3.180,–/ 3.672,–* 3.180,–/ 3.672,–* 3.180,–/ 3.672,–* 3.180,–/ 3.672,–* 3.180,–/ 3.672,–* Gütesiegel LTF/EN B/i.B.* B/i.B.* B/i.B.* B/i.B.* B/i.B.* Obersegel/Untersegel Dominico DOKDO 30; Dominico DOKDO 20*/Porcher Sport Skytex 27* Leinen Liros (Stammleinen), Edelrid (Galierien) Lieferumfang Gleitschirm, Rucksack, Beschleunigungssystem, Innenpacksack, Kompressionsband, Reparaturset, Handbuch *Ion 3 Light Hohe Spannung und glattes Obersegel sorgen für Leistungsgewinn ... 9_14 | 69 www.thermik.at 68 | 9_14
Transcript
Page 1: TEsT | Nova Ion 3/Light M - · PDF fileTEsT | Nova Ion 3/Light Nova IoN 3 & IoN 3 LIght Mit dem Ion 2 ist es dem österreichischen Hersteller NOVA gelungen, die Ion-Baureihe massiv

TEsT | Nova Ion 3/Light

Nova IoN 3& IoN 3 LIght

Mit dem Ion 2 ist es dem österreichischen Hersteller NOVA gelungen, die Ion-Baureihe massiv aufzuwerten: Annähernd gleiche Leistung wie der große Bruder Mentor bei nochmals deut-lich einfacherem Flugverhalten. Mit dem Ion 3 sollte nun ein weiterer Schritt erfolgt sein ...

Testpilot & Fotos: Norbert Aprissnig

i1

Mit dem Ion 2 hat Nova den Beweis erbracht, dass tolle Gleit- und Steigleistung sowie XC-Tauglickeit auch in der

Low-B-Klasse möglich sind. 2012 war man – was die Leistung betrifft – damit sehr nahe am Mentor 2 dran. Mit dem Mentor 3 hat sich die Leistungsspirale weiter nach oben gedreht und der neue Ion 3 soll von der Leistung her nun den Mentor 2 deutlich überflügelt haben.Doch alleine mit Leistung verkauft man in dieser Klasse kaum große Stück-zahlen: Der Ion 2 punktete vor allem auch mit hohem Sicherheitspotential, einfacher Fliegbarkeit und recht gutem Handling.Der neue Ion 3 sieht zwar seinem Vor-gänger – was Flügelform und Krüm-mung betrifft – ähnlich, die „inneren Werte“ verraten aber eine völlige Neu-konstruktion.Wie beim Vorgänger haben die Tiroler wieder fünf Größen zugelassen, sodass wirklich jeder Pilot eine adäquate Größe finden sollte. Da die Größenverhältnisse im Vergleich mit dem Vorgänger annä-hernd gleich geblieben sind, war wiede-rum die S-Größe (80–100 kg) für mich die richtige Wahl.Da wir für unser eben fertiggestell-tes Hike & Fly Sonderheft in letzter Minute einen brandneuen Ion 3 Light (ebenfalls in der Größe S) zur Verfü-gung gestellt bekommen haben, drängte sich ein direkter Vergleich für diesen Test auf.Während beim „normalen“ Ion 3 sämt-liche Größen bereits mit LTF/EN B homologiert worden sind, sind die „leichten“ Modelle zu Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch im Zulassungspro-zess. Da man allerdings davon ausgehen kann, dass sich die Schirme nur in ihren Materialien (Tücher, Leinen, Tragegur-te) unterscheiden, sollte die Zulassung wohl nur eine Formsache sein.

Konstruktion, verarbeitung Der Vergleich der technischen Daten von Ion 2 und Ion 3 macht sofort klar, dass es sich beim Ion 3 um eine kom-plette Neukonstruktion handelt. Wäh-rend die Streckung annähernd gleich geblieben ist, hat der Ion 3 mehr Zellen bekommen (49 statt 45). Und auch das Leinenkonzept ist völlig neu. Von den Leinenebenen her ist der neue Ion nun ein astreiner Dreileiner. Anstelle von 2 Galerieleinenebenen gibt‘s jetzt nur mehr eine. Das wirkt sich auch auf die

Konstruktion der Zellen aus: Jede dritte Zelle wird aufgehängt, dazwischen kom-men wie üblich Diagonalrippen zum Einsatz. Apropos Zellen: Beim Ion 3 kommt nun erstmals eine Innovation zum Einsatz, die Nova als „Smart cells“ bezeichnet: Die Zellbreite variiert je nach der Belastung, die auf sie während des Fluges wirkt. Eine spezielle Soft-ware hat diese Belastung simuliert und berechnet. In der Praxis soll der Flügel dadurch noch ruhiger auf Turbulenzen reagieren, was sich in Folge wieder leis-tungssteigernd auswirken soll.Die augenscheinlichste Änderung fin-det sich – wie schon erwähnt – beim Leinenkonzept, das übrigens vom Men-tor 3 übernommen und für den Ion 3 adaptiert wurde. Das führt dazu, dass die Gesamtleinenlänge gegenüber dem Vorgänger wieder leicht zugenommen hat (von 216 auf 243 m). Spürbar wird das vor allem bei den Stammleinen, die nicht mehr gar so spartanisch wie beim Ion 2 verbaut werden: 3 A-, 3 B- (und eine Stabilostammleine), 3 C-Stamm-leinen.Auffällig ist auch, dass NOVA wie schon beim ersten Factor auf ein Nahtschutz-band in der Hinterkante verzichtet. Das dürfte sich offensichtlich positiv auf die Aerodynamik auswirken. Durchaus glaubhaft, denn das Achterliek sieht bei Bremseinsatz für einen Basisinter-mediate sehr sauber aus. Bei Starkwind auf steinigem Untergrund ist allerdings wohl ein wenig mehr Aufmerksamkeit notwendig, um die Hinterkante zu schützen.Der Materialeinsatz und die Verarbei-tung im Allgemeinen sind gut.Die 1,7 kg, die der Ion 3 light gegenüber dem „normalen“ Modell „verliert“, sind im Tuchmaterial sowie im Tragegurt versteckt. Letzterer ist nicht nur deutlich schmäler als der normale Tragegurt, son-dern verzichtet auch auf den Zusatzgurt für die äußerste A-Stammleine (zum Ohrenanlegen). Beim Tuch kommt anstelle des 43 g schweren Dominico Dokdo 30 ein Tuch-mix aus Dokdo 20 (35 g/ Obersegel) und Porcher Sport Skytex 27 (27 g/Unterse-gel) zum Einsatz.

StartverhaltenGleitschirme von Nova waren und sind beim Sortieren der Leinen immer äußerst einfach und überschaubar. Dies lag in der Vergangenheit unter anderem an der extremen Leinenreduktion, in der die Tiroler Vorreiter waren. Beim Ion 3

techNISche dateN (herstellerangaben)

heRSteLLeR/vertrieb

NOVA, 6123 Terfens, Österreich, www.nova-wings.comImporteur D: Charly Produkte, D-87637 Seeg,Tel.: +49 (0)8364 1286, [email protected] CH: High Adventure, 6383 Dallenwil,Tel. (0)41 628 01 30, [email protected]

Produktion Ungarn

Konstrukteur Philipp Medicus

testpiloten Mario Eder, Philipp Medicus, Mike Küng

größen XXS XS S ML L

Zellenanzahl 49 49 49 49 49

Startgewicht (kg) 55-80 70-90 80-100 90-110 100-130

Fläche ausgelegt (m²) 22.10 24.59 26.99 29.44 32.06

Fläche projiziert (m²) 18.56 20.65 22.58 24.63 26.82

Spannweite ausgelegt (m) 10.61 11.19 11.73 12.25 12.78

Spannweite projiziert (m) 8.17 8.62 8.99 9.39 9.80

Streckung ausgelegt 5.09 5.09 5.09 5.09 5.09

Streckung projiziert 3.58 3.58 3.58 3.58 3.58

Kappengewicht (kg) 4.9/3.55* 5.3/3.80* 5.7/4.05* 6.1/4.30* 6.5/4.55*

gesamtleinenlänge (m) 219 232 243 254 265

v-minimum (km/h) – – – – –

v-trimm (km/h) – – – – –

v-max (km/h) – – – – –

Preis inkl. Mwst. (€) 3.180,–/3.672,–*

3.180,–/3.672,–*

3.180,–/3.672,–*

3.180,–/3.672,–*

3.180,–/3.672,–*

gütesiegel LtF/eN B/i.B.* B/i.B.* B/i.B.* B/i.B.* B/i.B.*

obersegel/Untersegel Dominico DOKDO 30; Dominico DOKDO 20*/Porcher Sport Skytex 27*

Leinen Liros (Stammleinen), Edelrid (Galierien)

Lieferumfang Gleitschirm, Rucksack, Beschleunigungssystem, Innenpacksack, Kompressionsband, Reparaturset, Handbuch

*Ion 3 Light

Hohe Spannung und glattes Obersegel sorgen für

Leistungsgewinn ...

9_14 | 69www. t h e rm i k . a t68 | 9_14

Page 2: TEsT | Nova Ion 3/Light M - · PDF fileTEsT | Nova Ion 3/Light Nova IoN 3 & IoN 3 LIght Mit dem Ion 2 ist es dem österreichischen Hersteller NOVA gelungen, die Ion-Baureihe massiv

ist es vor allem der Wegfall einer Galerieleinene-bene: Weniger Leinengalerien bedeuten weni-ger Leinenverbindungen und das minimiert die Wahrscheinlichkeit von Verknotungen. Der Ion 3 ist jedenfalls überaus einfach, was seine Startvorbereitungen betrifft.Ähnlich simpel und einfach ist das eigentliche Startverhalten. Die Kappe steigt leichtgängig und überaus spurtreu über den Piloten, neigt nicht zum Überschießen und bringt den Piloten sicher in die Luft.Das Startverhalten bei Starkwind ist ebenfalls sehr angenehm: Die Kappe ist gut im Wind zu halten und neigt weder dazu den Piloten aus-zuhebeln noch muss die Kappe immer wieder über die A-Gurte nachgezogen werden. Perfekt!Der Ion 3 light unterscheidet sich beim Starten nicht wesentlich vom Ion 3. Durch die leich-tere Kappe steigt der Flügel noch einen Tick leichtgängiger.

FlugverhaltenEs hat ein wenig gedauert, bis uns NOVA einen Ion 3 für diesen Test zur Verfügung stellen konnte. Somit fand mein erster Kontakt mit dem Ion 3 bei einem kurzen Testflug im Frühjahr mit einem Testschirm der örtlichen Flugschule statt. Es war nur ein 20-Minuten-Flug ohne wesentliche Thermik und doch war schnell klar, was das NOVA-Entwicklungsteam in diesen Schirm gepackt hatte. Vor allem die Unterschiede zum Vorgänger waren sofort klar: Die weiche, etwas schwammige Kappencha-rakteristik des Ion 2 war einem auffällig stark gespannten Flügel gewichen, der sehr exakt auf

Steuerimpulse reagierte, bei allerdings deutlich ansteigenden Steuerdrücken. Bei diesem ersten „Hüpfer“ waren auch gleich die extreme Lauf-ruhe und Dämpfung augenscheinlich, über die der Ion 3 verfügt. Denn um die 20 Minuten aus diesem Flug herauszuquetschen, musste ich – gemeinsam mit einem Bekannten, der einen aktuellen High Level B-Schirm flog, an einer kleinen, niedrigen Kante über dem Tal herum-turnen. Während der Bekannte ganz schön zu tun hatte, um in den turbulenten Bedingungen seinen Flügel „ruhigzustellen“ und auch einige kleinere Einklapper ausfasste, tat sich beim Ion 3 gar nichts. Kein Pendeln, kein In-sich-arbeiten, kein Einklappen, nichts! Nur Ruhe!Es sollte dann noch einige Monate dauerm, bis der Test mit eigenem Testschirm dann so richtig losgehen konnte. Und das dann auch gleich so richtig „praxisgerecht“, denn ich verwendete den Ion 3 kurzerhand gleich für einen Strecken-flug. Die Schwierigkeiten beginnen dann auch gleich beim Start. Wer einen stark frequentier-ten Streckenflugstartplatz kennt, weiß, was ich meine. Fünfzig topmotivierte XC-Piloten sor-gen für Stress pur, der Startplatz muss getauscht werden, weil der Wind dreht. Und das alles in voller XC-Montur: Mit Intrumenten, Back-upgeräten, Bekleidung für große Höhen und Trinkwasser wie ein Weihnachtsbaum behängt. Da sollte beim Starten einfach nichts passieren! Und tut es auch nicht mit dem Ion 3. Verläss-lich ... airborne!Der Startbart ist üblicherweise stark und bockig. Ich stelle den Ion 3 in den Aufwind, der das Steigen völlig ruhig, ohne zurückzu-

kippen annimmt. Mittels Gewichtsverlagerung und nur geringem Steuerinput dreht der Ion 3 flach und trotzdem recht eng nach oben. Die Steuerkräfte sind in diesem Arbeitsbereich noch nicht zu hoch und machen sich auch während der nächsten sieben Stunden kaum negativ bemerkbar. Die Schwierigkeiten dieses stark versetzten Bar-tes bemerke ich kaum, denn der Ion 3 bleibt willig im Aufwind, neigt weder zum Graben noch zum Hebeln oder zu anderem unangeneh-men Verhalten im Aufwind.Die Basis erreicht, nehme ich die erste große Talquerung in Angriff. Meine erste Beschleuni-gerstufe dürfte etwa bei Halbgas liegen und da gleitet der Ion 3 stabil und mit guter Leistung der anderen Talseite entgegen. Wie vom Ion 2 und Mentor 3 gewohnt, greife ich für etwa-ige Korrekturen auf die hinteren Tragegurte. Was sich beim Ion 2 als überaus effizient zum Ausgleichen von kleinen Turbulenzen bei Que-rungen erwiesen hat ... ist beim Ion 3 eigentlich unnötig, da der neue Intermediate einfach nicht zu Bewegungen um die Querachse neigt. Daher greife ich lediglich für kleine notwendige Rich-tungskorrekturen manchmal zum C-Tragegurt.Nach der Talquerung versetzt mich der Auf-wind zu einer steilen Felsnadel, an der ich nach oben drehen möchte. Hier ist Schluss mit Flachdrehen, der Schlauch ist eng und zerrissen. Situationen bei einem Streckenflug, die nicht so angenehm sind und wo man meist froh ist, wenn man dann endlich die Felsen überhöht hat. Doch die vertrauenserweckende Stabilität des Ion 3 lässt auch hier den Pulsschlag kaum

Unten: Unterschiedliche Tragegurte für Ion 3 (rechts) und Ion 3 Light (links): Die Gurtbänder sind bei der Leichtversion schmäler und der extra Tragegurt zum Ohren anlegen fehlt ...

Rechts: Normal- wie Leichtversion setzen auf unummantelte Topleinen ...

Die Leichtversion eignet sich vor allem für unbeschwerte Hike & Fly-Einsätze ...

Nova IoN 3 & IoN LIght

www. the rm i k . a t70 | 9_14 9_14 | 71

TEsT | Nova Ion 3/light

Page 3: TEsT | Nova Ion 3/Light M - · PDF fileTEsT | Nova Ion 3/Light Nova IoN 3 & IoN 3 LIght Mit dem Ion 2 ist es dem österreichischen Hersteller NOVA gelungen, die Ion-Baureihe massiv

nach oben schnellen. Lediglich die hohen Steu-erkräfte machen sich nun bemerkbar. Doch für Basisintermediate-Piloten ist wahrscheinlich gerade in solchen Situationen dieses Gefühl des „Festhalten-Könnens“ erfreulich. Der Ion 3 dreht jedenfalls auch mit deutlicher Schräglage exakt nach oben und lässt sich knapp an der Felswand entlang nach oben drehen. Dabei sollte die Außenbremse nahezu vollständig frei-gegeben werden. Bei deutlicherem Bremseinsatz beginnt sich der Außenflügel etwas zu defor-mieren, weil sich das Untersegel am Querzugs-band anlegt. Das ist allerdings nur ein kleiner Schönheitsfehler und zeugt von der großen Spannung des Flügels, die unter anderem über das Spannband erreicht wird.Nun steht die nächste Talquerung an und ich versuche die Fullspeedqualitäten des Nova-Intermediates zu testen. Die Kappe bleibt auch „Rolle auf Rolle“ sehr stabil und man hat den Eindruck, dass man stundenlang so dahinflie-gen könnte. Denn der Kraftaufwand für die Beine hält sich noch im angenehmen Rahmen und die Kappe bleibt auch bei Vollgas stabil und völlig unbeeindruckt von Turbulenzen. Wäre da nicht der Sinkalarm meines Varios, der signalisiert, dass das Sinken nun doch deutlich zunimmt. Vermutlich ab Halbgas wird auch der Unterschied im Gleiten zum großen Bruder Mentor 3 schlagend: Bis dahin sind die Unter-schiede marginal! Dies sollte man jedenfalls bei XC-Flügen taktisch berücksichtigen und mit der Vollgasstellung vorsichtig umgehen.Falls doch mal etwas passieren sollte, und das ist selbst bei einem so stabilen Flügel wie dem Ion 3 nicht ganz auszuschließen, bleiben Ein-klapper überaus gutmütig. Ohne Eingreifen ist es fast nicht mehr als eine kleine Richtungsän-derung, die ein Einklapper hervorruft. Um den Ion 3 zu 90° oder mehr Drehwinkel zu bewe-gen, muss man den Flügel schon ordentlich einklappen (was simuliert gar nicht so einfach ist). Mittels leichtem Gegensteuerimpuls ist der Intermediate ganz einfach auf Spur zu halten.

Die gefühlten Unterschiede im Flug zwischen der normalen und der Leichtversion sind mar-ginal. Die Steuerdrücke der Leichtversion schei-nen um einen Tick geringer zu sein und der Leichte wirkt um eine Spur wendiger. Dafür wirkt der normale Ion 3 noch etwas satter und stabiler. Die Unterschiede sind allerdings so gering, dass dies kein Kaufentscheid für die eine oder andere Version sein sollte. Allein der Einsatzzweck ist entscheidend!

abstiegshilfenSteilspirale: Durch die stark ansteigenden Steuerkräfte bewegt man sich während des normalen Fluges nur recht selten im hoch-dynamischen Bereich. Bei der Einleitung der

Steilspirale merkt man dann allerdings sofort, dass der Ion 3 – nach Überwinden des Steu-erkraftanstiegs – schnell recht hohe Sinkwerte produzieren kann. Er bleibt zwar auch in der Spirale gut dosierbar und die Ausleitung erfolgt selbständig, ungeübte Spiraler sollten sich aller-dings etwas vorsichtig an dieses Manöver heran-tasten, um nicht zu erschrecken!Der Ion 3 Light verhält sich sehr ähnlich in der Steilspirale.

B-Stall: Die Einleitung des B-Stalls ist recht kraftaufwendig. Hat man den hohen Einlei-tewiderstand überwunden, bleibt der Ion 3 sehr stabil in der eigentlichen Stallphase. Kein Verwinden, kein Abdriften, die Effizienz liegt im guten, mittleren Bereich.Nach dem Loslassen der B-Gurte nimmt der Ion 3 durch relativ weites Vorschießen sicher wieder Fahrt auf, keinerlei Sackfluggefahr!Auch bei diesem Abstiegsmanöver zeigt die Leichtversion keine Änderung zum normalen 3er.

Ohrenanlegen: Mittels des extra Tragegurts für die äußerste A-Leine sind die Ohren leicht anzulegen, wobei aufgrund der beschriebenen, hohen Spannung das Manöver relativ kraftauf-wändig ist. Die Außenflügel legen sich nicht vollständig am Untersegel an, das Manöver ist effizient. Ein Schlagen der Ohren wurde nicht beobachtet!Der Ion 3 Light unterscheidet sich in diesem Manöver deutlich von der Normalversion, da er aus Gewichtsgründen über keinen extra Tra-gegurt für die äußerste A-Leine verfügt. Durch den relativ langen Tragegurt muss man hoch greifen, um die A-Leine zu erreichen. Ohne Handschuhe sollte auch das Einschneiden der Leine durch den hohen Kraftaufwand berück-sichtigt werden.

ResümeeMit dem Ion 3 erfährt die Ion-Baureihe eine massive Weiterentwicklung. Der neue Interme-diate ist exakter und präziser als sein Vorgänger bei einem äußerst angenehmen Flugverhalten und hohen Sicherheitspotential. Dementspre-chend weit spannt sich die Eignung: Vom begabten Einsteiger bis zum XC-Piloten (durch-aus mit Leistungsanspruch) wird der Ion 3 viele Freunde finden.

Erfreulich, dass die Leichtversion des Ion 3 ebenfalls schon im Zulassungsverfahren ist. Damit erschließt sich der Intermediate auch für Paraalpinisten und Hike & Fly-Anhänger. XC-orientierten Piloten, die keinen Leicht-schirm benötigen, möchte ich die Normalver-sion wegen der längeren Haltbarkeit ans Herz legen!

MateRIaLIeN/veRNähUNgRollenmaterial Metall/Kunststoff

Bremsgriffbefestigung Druckknopf

Steuergriff weicher Steg

Leinenfixierung in den Schäkeln Gummiring

Nähte innen

vernähung der Leinen enden sauber und gut übernäht

Leinenaufhängungspunkte gut eingearbeitet

KURZBeweRtUNg

Mat

eRIa

L UN

dve

RaRB

eItU

Ng

Material

Sehr guter Materialeinsatz, Dominico-Tuch (Normalversion), Dominico/Porcher-Mix (Leichtversion), Keramik-Ring (Bremsumlenkung), Bremsleinenwirbel, Ronstan-Rollen

verarbeitung

Sehr gute Verarbeitung, saubere Vernähung

StaR

t-eI

geNS

chaF

teN vorwärtsstart

Exorbitantes, sicheres Steigverhalten ohne Tendenz zum Überschießen

Rückwärtsstart

Sicher und spurtreu, sehr überschaubar

FLUg

veRh

aLte

N

agilität

Aufgrund des hohen Steuerkraftanstiegs bewegt man sich meist im ermüdungsfreien Flachdrehbereich

Steuerverhalten

Für einen Low-B exakt und direkt

Klappverhalten

Unspektakulär mit geringer Wegdrehtendenz

Beschleuniger

Mittlerer Kraftaufwand, hohe Stabilität

aBSt

IegS

hILF

eN

ohrenanlegen

Effizient trotz (oder wegen) nicht vollständigem Anlegen ans Untersegel

B-Stall

Hoher Einleitewiderstand, stabiler Stall, markantes Anfahren

Steilspirale

Schnelle Einleitung, gute Dosierbarkeit, einfache Ausleitung

technische Besonderheiten Smart cells, leichte Shark Nose, 3D-Shaping

eignung talentierte Einsteiger, Gelegenheitspiloten, „Hausberggeier”, XC-Piloten, Paraalpinisten*, Hike & Fly-Freunde*

wertung mangelhaft durchschnittlich gut sehr gut ausgezeichnet

*Ion 3 Light

PILoteNaNSPRUch (anforderung an den Piloten)e1 e2 i1 i2 S1 S2 h1 h2 cc

i1: Basis-Intermediates: Hohe Sicherheit und ausreichend Leistung für Thermik und erste Streckenflüge. Keine versteckten Macken, gute und ehrliche Sicherheitsreserven. Ein Gleitschirm fürs Leben! Erforderliche Skills/Erfahrung: Gelegenheitspiloten, Genusspiloten und Wenigflieger; mit Einschränkungen Erstschirm nach der Schulung; Grundverständnis für die Materie, sicheres Starten, Thermikfliegen, Soaren und Landen,a ohne sich selbst und andere zu gefährden. Erforderliche Airtime: Ab min. 30 Std./Jahr

MeSSdateNgewicht Schirm (kg) 5,8/4,1*

Messhöhe (m MSL) 1.000

v-trimm (km/h) 38/38-39*

v-max. mit Speedsystem (km/h) 50/50-51*

Startgewicht testpilot (kg) 97

Flächenbelastung (kg/m2) 3,59

KoNStRUKtIoNtragegurtebenen 3

Leinenebenen 3

Leinengalerien 1

ohrenanlegehilfen(geteilte a-gurte) ja/nein*

Schmutzauslassöffnungen ja

Der Verzicht auf ein dickes Nahtschutzband am Achterliek führt unter anderem zu einer

aerodynamisch sauberen Austrittskante (und optischem Wohlgefallen).

teStBedINgUNgeNSommerliche Thermikbedingungen und Streckenflüge bis knapp 150 km.

eIgNUNg

Schu

lung

Eins

teig

er

Genu

sspi

lot

Erfa

hren

er P

ilot

Stre

cken

flieg

er

Wettk

ampf

pilot

Big Ears, die sich allerdings nicht vollständig am Untersegel anlegen, aber trotzdem nicht schlagen ...

Über das markante Spannband generiert der Ion 3 seine markante Flügelspannung ...

teStPRotoKoLLStartgewichtsbereich:75-95 kgStartgewicht testpilot: 93 kg

gurtzeug testpilot: Supair Skypper

Messinstrumente: Skytraxx 2.0

Beschleunigungsweg:47 cm (benötigter Weg für volles Beschleunigen)

SteUeRKRaFtdIagRaMM

100

3

6

9

12

20 30 40 50

Steuerkraft [daN (≈kg)]

Steuerweg [cm]

Ion 3 Light

Ion 3

www. t h e rm i k . a t72 | 9_14 9_14 | 73

TEsT | Nova Ion 3/light


Recommended