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Date post: 03-Mar-2018
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  • 7/26/2019 Teilen Von Afrika

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    Berlin-Institut fr Bevlkerungund Entwicklung

    fitieren vom Erdlreichtum +++ in Afrika wchst das grte Arbeitskraftpotenzial der Welt heran +++ Sdafrika: einziges Industrieland weit und breit +++ hohes Wirtschaftswachstum auf niedrige

    sumansprchen +++ Brasilien, Indien und China zhlen zu den grten Investoren +++ zu wenig Strom fr zu viele Menschen +++ sinkende Fertilittsraten: Winkt die demografische Dividende? ++

    Wirtschaftliche und demografische Potenzialeder aufstrebenden Lnder AfrikasFnf Lwen auf dem Sprung?

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    Wirtschaftliche und demografische Potenziale der aufstrebenden Lnder AfrikasFnf Lwen auf dem Sprung?

    Berlin-Institut fr Bevlkerungund Entwicklung

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    INHALTVORWORT ................................................................................................................................3

    SONNE BER AFRIKA ...............................................................................................................4

    BEWERTUNG DER LAGE IN DEN LNDERN AFRIKAS ................................................................8

    INDIKATOREN UND DEREN BEWERTUNG ...............................................................................10

    GESAMTBEWERTUNG ............................................................................................................14

    GYPTEN ...............................................................................................................................18

    GHANA ...................................................................................................................................23

    NIGERIA.................................................................................................................................28

    KENIA ....................................................................................................................................34

    SDAFRIKA ...........................................................................................................................40

    QUELLEN UND ANMERKUNGEN .............................................................................................46

    Impressum

    Herausgeber:GfK VereinNordwestring 10190419 NrnbergTelefon: (0911) 395-2231

    Telefax: (0911) 395-2715E-Mail: [email protected]

    Die Studie wurde vom Berlin-Institut frBevlkerung und Entwicklung im Auftrag desGfK Vereins erstellt.

    Juli 2012

    Autoren:Steffen Krhnert, Simon Mller,

    Florian Sievers, Reiner Klingholz

    Lektorat:Ruth Mller, Florian Sievers

    Organisation:Christian Kutzner, Ruth Mller

    Gestaltung:Traktor, Bro fr Kommunikation, Kln(www.traktorimnetz.de)

    Druck: Gebrder Kopp GmbH & Co. KG, Kln

    Der berwiegende Teil der thematischenLandkarten wurde auf Grundlage desProgramms EasyMap der Lutum+Tappert DV-Beratung GmbH, Bonn, erstellt.

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    Die afrikanische Bevlkerung wchst bis zumJahr 2030 aller Voraussicht nach um weitere

    500 Millionen Menschen auf dann 1,5 Milliar-den. In der Vergangenheit war der Zuwachsan Wirtschaftskraft in Afrika nur unwesentlichstrker als der Zuwachs an Menschen. Sowuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von1973 bis 2003 jhrlich um 3,0 Prozent und dieBevlkerung um 2,6 Prozent. Die Menschenkonnten also gar nicht von der wirtschaftlichenEntwicklung profitieren.

    Im vergangenen Jahrzehnt allerdings hat sichdie Wirtschaftsdynamik in Afrika mit einem

    mittleren jhrlichen Wachstum von 6,5 Prozentstark beschleunigt. Wenn es knftig gelingt,den vielen erwerbsfhigen jungen Menschenauch eine Arbeit zu geben, wird sich dieserTrend nicht nur fortsetzen, sondern noch aus-weiten. Wirtschaftswachstum, die berwin-dung von Armut und mehr Haushaltsmittel frden tglichen Konsum wren die Folge.

    Betrachtet man den Konsum der privatenHaushalte in den afrikanischen Lndern, somuss man sich allerdings vergegenwrtigen,

    dass mehr als jeder zweite erwerbsttige Afri-kaner in der Landwirtschaft arbeitet und dreiFnftel der Landwirte Subsistenzbauern sind,also Lebensmittel im Wesentlichen fr deneigenen Verbrauch produzieren. Dies erklrtunter anderem die im internationalen Mastabsehr niedrigen offiziellen Konsumausgaben

    je Einwohner. Sie variieren in Afrika extrem und zwar nicht nur zwischen den einzelnen

    Lndern, sondern auch innerhalb der Lnder,vor allem zwischen den relativ gut versorgtenurbanen Zentren und den lndlichen Gebieten,in denen meist noch traditionelle Lebens-formen vorherrschen.

    Welche Lnder Afrikas aber haben gegen-wrtig das grte Potenzial fr eine positivewirtschaftliche Entwicklung? Wie diversifiziertsind die afrikanischen Volkswirtschaften? Wel-che Lebensbedingungen sind in den einzelnenLndern vorherrschend? Welcher Zusammen-

    hang besteht zwischen dem Wirtschaftswachs-tum und den Konsumausgaben der Haushalte?Wo lebt die Bevlkerung eher in Stdten undist somit leichter erreichbar? Wie steht es umdie Infrastruktur, die politische Stabilitt unddie Rechtssicherheit in den Staaten Afrikas?Die vorliegende Studie des Berlin-Instituts frBevlkerung und Entwicklung beantwortetdiese Fragen in einem kompakten berblick.Dabei stehen die fnf Lnder gypten, Ghana,Nigeria, Kenia undSdafrika im besonderenFokus.

    VORWORTWie in Europa leben auch in Afrika die Men-schen in Haushalten und konsumieren Gter

    und Dienstleistungen. Dennoch ist Markt-forschung in Afrika so gut wie unbekannt.Dadurch fehlen sowohl interessierten Unter-nehmen als auch politischen Institutionen undOrganisationen der Entwicklungszusammen-arbeit verlssliche Daten fr ihre Arbeit undPlanung. Diese Lcke wird ein gemeinsamesProjekt der Deutschen Investitions- und Ent-wicklungsgesellschaft mbH (DEG) und desdeutschen Marktforschungsunternehmens GfKschlieen: Es zielt darauf ab, Marktforschungauf internationalem Niveau in den vier afri-

    kanischen Lndern Ghana, Kenia, Nigeria undSdafrika zu etablieren.Dank dieser Initiative knnen mehrere Hoch-schulen in diesen Lndern knftig den Studi-enschwerpunkt Marktforschung anbieten dieUniversitten im sdafrikanischen Pretoria undim kenianischen Nairobi, die School of Mediaand Communication (Pan-African University)in Nigeria sowie das Central University Collegein Ghana.

    Bereits ab Sommer 2012 werden dort Studen-ten in den Bereichen Konzeption, Auswertung

    und Statistik ausgebildet. Zudem sollen Markt-forschungsakademien eingerichtet werden,in denen lokale Fachkrfte in den BereichenInterviews und Datenerfassung geschultwerden. Die Absolventen der Universittenund der Marktforschungsakademien werdendann gemeinsam im Rahmen einer PilotstudieBasisinformationen ber ihre jeweiligenLnder erheben.

    Der GfK Verein erfllt mit diesem Projekt zweiwesentliche Aufgaben seiner Satzung: Er unter-

    sttzt die Ausbildung von Marktforschern undbaut die Zusammenarbeit mit Universittenaus und dies nun auch auf dem afrikanischenKontinent.

    Ronald FrankGfK Verein

    Fnf Lwen auf dem Sprung? 3

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    4 Fnf Lwen auf dem Sprung?4 Afrika4 Fnf Lwen auf dem Sprung?

    Welche Weltregion kann zwischen 2000 und2011 auf ein durchschnittliches Wirtschafts-wachstum von mehr als sechs Prozent verwei-sen?1Welchem Kontinent traut die britischeZeitschrift Economist in den kommendenfnf Jahren das mit Abstand hchste Wachstumzu?2Wo haben sich in einem guten Jahrzehntdie auslndischen Direktinvestitionen ver-sechsfacht?3Und wo wachsen am meistenjunge Konsumenten nach?

    Kaum ein Experte wre bis vor kurzem auf dieIdee gekommen, dass Afrika die Antwort aufall diese Fragen ist. Denn nach den verlorenen1970er, -80er und -90er Jahren, nach politi-schem Chaos und endlosen Brgerkriegen,nach Hungersnten und dsteren Aids-Sze-narien schien jegliche Entwicklung an Afrikavorbeigegangen zu sein.

    Doch jetzt lassen die Zahlen glauben, dassder ein-Milliarden-Einwohner-Kontinent zumLwen wird, der einst wie die asiatischen Tiger-staaten zum groen Sprung nach vorn ansetzt.Tatschlich finden sich sechs der zehn imvergangenen Jahrzehnt am schnellsten gewach-senen Volkswirtschaften in Afrika sdlich derSahara einem Gebiet also, das lange Zeit frdie schlechtesten aller Nachrichten stand.4DieInflationsraten haben sich seit Mitte der 1990erJahre halbiert, und keine Region hat sich von der

    globalen Finanzkrise so schnell erholt wie Afri-ka. Die konomie in thiopien, einst ein Syno-nym fr Hunger und Drre, ist 2011 um mehrals neun Prozent gewachsen und das ohne dieHilfe von l oder anderen Rohstoffen.5

    Die Zahl der Mobilfunknutzer in Afrika ist seit2000 von 12 auf mehr als 500 Millionen imJahr 2011 explodiert.6Die neuen Kommunika-tionsmglichkeiten verschaffen den BauernInformationskanle zu aktuellen Marktpreisen,

    SONNE BER AFRIKA

    ermglichen Geldberweisungen, wo Bank-schalter fehlen, und vernetzen die aufstreben-de Mittelklasse. Whrend in Europa die Beleg-schaften altern und die Bevlkerung vielerortsbereits schrumpft, wchst zwischen Tunesienund Sdafrika das grte Arbeitskraftpotenzialder Welt heran. Hinzu kommen ein Rohstoff-reichtum, dessen Ausbeutung noch lange mg-lich sein wird, und die grten ungenutztenAgrarflchen auf dem Globus. Kein Wunder,dass der reichste schwarze Mensch in Afrika

    und nicht etwa in den Vereinigten Staatengeboren wurde. Zu Beginn seiner Karriere tratSheikh Mohammed Al-Amoudi, Sohn einerthiopierin und eines Saudis, zunchst nur aufdem schwedischen Markt in Erscheinung undentdeckte daraufhin das Baugewerbe in Saudi-Arabien fr sich. Jetzt ist auch Afrika fr densaudischen Staatsbrger interessant gewor-den: Im Geburtsland thiopien investiert er inZement, Stahl und Landwirtschaft, in Marokkound Westafrika betreibt er lraffinerien. Hinzukommen Goldminen und ein afrikanischesHotelimperium. Sein Vermgen: 12,5 Milliar-den Dollar.

    Schwellenlnder investieren inEntwicklungslndern

    Bezeichnenderweise finden sich mit China,Brasilien und Indien unter den grten Inves-toren in Afrika Lnder, die bereits zu denarrivierten Aufsteigernationen gehren, aberselbst noch ein frisches Gefhl dafr haben,was Entwicklung bedeutet. Sie investieren inRohstoffunternehmen, in die Bauwirtschaftund die chemische Industrie, in Infrastruk-

    turprojekte, die Telekommunikation, denTourismus oder in die Landwirtschaft. Afrika-nische Exporte nach Ostasien haben sich imZeitraum von 2000 bis 2009 versechsfacht.7Knnten die afrikanischen Bauern, die bislangweit unter Weltniveau produzieren, ihre Er-trge auf das Niveau ihrer sdamerikanischenKollegen steigern, wrde allein damit dasWirtschaftswachstum um 2,3 Prozent im Jahrangekurbelt.8In den kommenden zwlf Jahren,sieht die Beratungsgesellschaft Roland BergerStrategy Consultants voraus, knnten die Pro-Kopf-Einkommen der Afrikaner im Schnitt um50 Prozent steigen. Wer Afrika weiter unter-schtzt, warnen die Analysten, verpasst denZug.9Sogar die Weltbank, traditionell eherfr vorsichtige Tne bekannt, traut Afrika einewirtschaftliche Dynamik zu, wie sie einst Chinaoder Indien entfacht haben.

    Nach Jahrzehnten schlechter Nachrichten vermeldet der vernachlssigte Kontinentbeeindruckende Wachstumsdaten. Doch wie stabil ist der Boom?

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    Fnf Lwen auf dem Sprung? 5

    USA

    BIP pro Kopf

    Wirtschafts-wachstumpro Jahr

    0,7

    aufstrebendeasiatische Staaten

    9

    Afrika

    5

    Lateinamerika

    4

    EU

    1

    asiatischeTigerstaaten

    4

    Fr Steven Radelet, den Chefkonomen deramerikanischen Entwicklungsagentur USAID,gibt es fnf Hauptgrnde fr diesen Aufstieg.10Erstens htten in vielen afrikanische Staatenmittlerweile demokratische Wahlen stattge-funden, nachdem bis in die 1990er Jahre fastder gesamte Kontinent von Diktatoren regiert

    wurde und ber drei Jahrzehnte keine einzigeRegierung (mit Ausnahme von Mauritius)friedlich aus dem Amt gewhlt wurde. Dadurchstnden die Regierungen mehr denn je unterffentlicher Kontrolle und mssten sich mitguter Wirtschaftspolitik und besserer Regie-rungsfhrung profilieren. Zweitens httendie Regierungen Handelsbarrieren sowie dieschlimmsten steuerlichen und brokratischenHrden fr Brger und Investoren beseitigt.Drittens htten die meisten Staaten ihre Schul-den durch Tilgung und Erlass reduziert und

    knnten jetzt mehr in Bildungs- und Gesund-heitsdienste investieren. Viertens wrden neueTechnologien, insbesondere Mobiltelefone undInternet, den Afrikanern den Zugang zu denMrkten erleichtern. Und fnftens schafftendie neuen politischen Freiheiten Platz fr dieso genannten Geparden: junge und kreative,oftmals im Ausland gut ausgebildete Politiker,welche die unbeweglichen alten Nilpferdeaus der Nachkolonialzeit von ihren Parlaments-sitzen verdrngen wrden.

    Hohes Wachstum auf niedrigemNiveau

    Doch bei aller Euphorie sind die beeindrucken-den Rekordzahlen mit Vorsicht zu genieen.Afrika ist noch immer die mit Abstand amwenigsten entwickelte Region der Welt, und

    das famose Wachstum findet auf extrem nied-rigem Niveau statt. Insgesamt stammen ausAfrika gerade einmal 2,5 Prozent der globalenWirtschaftsleistung und nur 1 Prozent der In-dustriegter Tendenz fallend.11Die Mehrheitder Afrikaner muss nach wie vor mit wenigerals zwei Dollar am Tag auskommen. Das reichtkaum zum berleben und keinesfalls zuwachstumsfrderndem Konsum. Wegen derhohen Jugendarbeitslosigkeit leben in Nigeria,thiopien, Uganda oder Sambia 80 Prozentder 15- bis 24-Jhrigen unter dieser Schwelle

    zur Armut.

    Wie wenig Wirtschaftswachstum mit Wohl-stand zu tun hat, zeigt das Beispiel Eritrea. Frdas Land am Roten Meer sagt der Internatio-nale Whrungsfonds (IWF) im Jahr 2012 einWachstum von 7,5 Prozent voraus trotzdem

    gehrt es zu den rmsten der Welt, und imZeitraum zwischen 2005 und 2010 ist dieWirtschaft sogar um jhrlich 2,5 Prozent ge-schrumpft. Die Volkswirtschaft Nigerias, desbevlkerungsreichsten Landes Afrikas mitknapp 160 Millionen Einwohnern, ist trotz desenormen lreichtums nicht einmal ein Fnftel

    so gro wie die Deutschlands. Angolas ko-nomie ist in der vergangenen Dekade zwar umjhrlich mehr als elf Prozent gewachsen, aberdas liegt allein an den leinnahmen, die in denTaschen Weniger verschwinden. Wie schlechtes um das Land bestellt ist, zeigt allein dieTatsache, dass mehr als zehn Prozent allerangolanischen Kinder sterben, bevor sie ihrenersten Geburtstag erleben knnen.

    In Afrika liegen im weltweiten Vergleich diemeisten der so genannten gescheiterten Staa-

    ten, die ihre grundlegenden Funktionen nichtmehr erfllen knnen allen voran Somalia,der Tschad, die Demokratische Republik Kongound der Sudan.12Andere Lnder sind trotzwirtschaftlicher Entwicklung durch anhaltendepolitische und ethnische Konflikte gefhrdetund knnen jederzeit gefhrliche Rckschlgeerleiden, etwa Mali, gypten, Libyen, Nigeriaoder Simbabwe.

    Die Gesundheitsversorgung, vor allem in vielenlndlichen Gebieten Afrikas, ist eine Katastro-phe. Die Lebenserwartung in Sambia, Angola,dem Tschad oder der Demokratischen Repub-lik Kongo liegt bei hchstens 50 Jahren. Wo dieArmut vorherrscht, wo viel Nachwuchs gebo-ren wird, nimmt der Druck auf die natrlichen

    Ressourcen weiter zu. Die Menschen holzenBume ab, um Brennholz zu gewinnen, sie

    Aufholjagd

    In den westlichen Industriestaaten wchst die Wirt-schaft kaum noch. Asien, Sdamerika und Afrika hin-gegen haben an Fahrt aufgenommen. Besonders starkwachsen diejenigen, die von einem niedrigen Niveauaus starten. So legen die sogenannten TigerstaatenSingapur, Taiwan, Hongkong und Sdkorea mit durch-schnittlich vier Prozent Wirtschaftswachstum zwischen

    2005 und 2010 zwar ein hohes Tempo vor. Doch ihreaufstrebenden asiatischen Nachbarn, zu denen unteranderem China, Indonesien oder Indien zhlen habensie bereits berholt. Das gilt auch fr Afrika, das langeZeit nicht am globalen Boom teilhaben konnte. Aller-dings ist das afrikanische Bruttoinlandsprodukt proKopf gerechnet bislang gerade einmal ein Zehntel sogro wie das der Tigerstaaten. Die USA erwirtschaf-teten 2011 ein mehr als viermal greres BIP wie alleafrikanischen Staaten zusammen. Es steht also einelange Aufholjagd bevor.

    Durchschnittliches BIP-Wachstum proJahr 20052010 in Prozent; BIP proKopf 2011 in Internationalen Dollar(Datengrundlage: IWF, OECD)

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    6 Fnf Lwen auf dem Sprung?

    bernutzen Weiden, Bden erodieren, und dieLebensbedingungen verschlechtern sich an-gesichts des starken Bevlkerungswachstumsstetig. Von den 15 Millenniums-Entwicklungs-zielen der Vereinten Nationen drften bis 2015nur sechs afrikanische Nationen gerade einmaldie Hlfte erreichen. Die Entwicklungslnder

    Asiens und Lateinamerikas stehen weitausbesser da.

    Der Ausbildungsstand der afrikanischenBevlkerung ist im internationalen Vergleichschlecht und ein Haupthindernis fr denAufstieg neuer Unternehmen. In elf Lndernsdlich der Sahara haben nur 50 Prozent derErwachsenen wenigstens einen Grundschul-abschluss, in fnf Lndern sind es sogar nur 20Prozent. Gerade einmal 63 Prozent der Er-wachsenen in Subsahara-Afrika knnen lesenund schreiben.13

    Es fehlt an auslndischem und inlndischemInvestitionskapital, unter anderem weil dieSparquote in Afrika niedrig ist und 400 Millio-nen Afrikaner keinen Zugang zum Banksystemhaben. Dadurch knnen zu wenige MenschenGeschfte aufbauen oder Unternehmen grn-den. Und was produziert wird, findet nichtimmer den Weg zum Konsumenten: Viele Gterknnen nicht verteilt und gehandelt werden,weil die Verkehrswege fast berall marodesind. Allein in die Infrastruktur Afrikas msstendie Regierungen jhrlich 33 Milliarden US-Dollar investieren.14

    Afrikanische Energiekrise

    Besonders gilt dies fr die Energieversorgung,die in der Vergangenheit nicht mit dem Be-vlkerungswachstum Schritt halten konnte.Auch wenn der Kontinent insgesamt reich anl-, Gas- und auch Kohlereserven ist, verharrt

    der Pro-Kopf-Energiekonsum der Afrikanerseit 20 Jahren auf konstant niedrigem Niveau sdlich der Sahara ist er sogar gesunken.15Ungefhr jeder zweite Afrikaner hat keinenZugang zu Elektrizitt. Selbst in Stdten ver-fgt nur die Hlfte der Menschen ber einenStromanschluss, wobei dieser in den seltens-ten Fllen auch eine dauerhafte Versorgunggarantiert.16Aus reiner Not kochen 80 Prozentder Menschen in Afrika sdlich der Saharaauf offenen Feuerstellen, die mit Holz oderDung beheizt werden. Nigeria kommt auf eineinstallierte Kraftwerksleistung von 8,6 Giga-watt, von denen allerdings nur 4,8 Gigawattwirklich zum Einsatz kommen.17Zum Vergleich:Deutschland liegt bei mehr als 170 Gigawatt.Viele Lnder investieren deshalb jetzt massivin neue Kraftwerke, denn ohne eine verlss-liche Energieversorgung werden wesentlicheEntwicklungsfortschritte in Afrika ausbleiben.Mancherorts, wie in Kenia oder Sdafrika,nehmen sie dabei immerhin den direkten Wegin die regenerative Solar-, Wind- oder geo-thermische Energie.

    Letztlich birgt sogar der RohstoffreichtumGefahren fr Afrika. Angetrieben durch diesteigende weltweite Nachfrage erzielen derzeitzwar viele Staaten hohe Einnahmen aus demVerkauf von Erdl, Platin, Gold und Mineralien.Khlt jedoch die globale Wirtschaft ab, dann

    sinken die Weltmarktpreise. Viele Rohstoff-unternehmen, oftmals in ffentlicher Hand,mssten dann mit Verlusten arbeiten, mitverheerenden Folgen fr die Staatshaushalte.Allein im Afrika sdlich der Sahara machen dielexporte in 7 von 44 Nationen mehr als 30Prozent der gesamten Ausfuhren aus.

    Die groe Frage ist deshalb, ob die afrikani-schen Lnder ihre Wirtschaft ausreichenddiversifizieren knnen, um flexibler auf ex-terne Schwankungen zu reagieren. Und vorallem, welche Folgen die rasch wachsendenBevlkerungen fr die Entwicklung habenwerden. Mit 2,6 Prozent im Jahr liegt das Be-vlkerungswachstum mehr als doppelt so hochwie in Lateinamerika oder Asien. Bis 2050drfte sich die Zahl der Menschen auf demafrikanischen Kontinent auf dann zwei Milliar-den verdoppeln. Und weil die Bevlkerungender meisten Lnder dann immer noch sehr jungsein werden, wird das Wachstum auch in derzweiten Hlfte des 21. Jahrhunderts noch berJahrzehnte anhalten.

    Der Traum von zwei MilliardenKonsumenten

    Dieses Wachstum stellt den Kontinent vorenorme Herausforderungen. Denn in vielenRegionen ist es nicht mglich, die groe Zahlder nachwachsenden Menschen mit rztlichenDiensten, mit Schulen und Lehrern sowie ins-besondere mit Jobs zu versorgen. Um das zwei-te Millenniums-Entwicklungsziel zu erreichen,nmlich allen Kindern bis 2015 eine Grund-schulbildung zu ermglichen, mssten nachSchtzungen der Unesco in Subsahara-Afrikaeine Millionen Lehrerstellen neu geschaffenwerden ein geradezu utopisches Ziel.18

    Umgekehrt stellt die Bevlkerung das wichtigs-te Potenzial Afrikas dar. Die Zahl der 15- bis24-Jhrigen mglichen Berufseinsteiger wirdsich bis 2045 auf 400 Millionen verdoppeln.Afrika wird dann mit mehr als einer MilliardeMenschen im Erwerbsalter die grte arbeits-fhige Bevlkerung der Welt haben.19Um sie zu

    aktivieren, mssten die Lnder ihre so genann-te demografische Dividende einfahren. DieMglichkeit dazu ergibt sich immer dann imLaufe der Entwicklung armer Lnder, wenn dieFertilittsraten sinken. Denn wenn die Men-schen weniger Nachwuchs bekommen, steigtder Anteil der erwerbsfhigen Bevlkerungim Vergleich zu den Kindern und lteren, dieversorgt werden mssen. Weil in dieser PhaseFamilien und Staat weniger Kinder groziehenmssen, bleiben finanzielle Mittel brig, die inBildung oder den Aufbau von Arbeitspltzengesteckt werden knnen. Gelingt all dies, unddie vielen Erwerbsfhigen werden auch er-werbsttig, beginnt eine rasante Entwicklung,wie sie sich einst mustergltig in den asiati-schen Tigerstaaten und mit einer gewissenZeitverzgerung auch in den lateinamerika-nischen Lndern abgespielt hat. Ein Drittel dessdostasiatischen Wirtschaftswachstums derVergangenheit lsst sich allein auf die demo-grafische Dividende zurckfhren. Da in vielenafrikanischen Lndern die Kinderzahlen je Fraubereits merklich gesunken sind, ergibt sichdort die Mglichkeit, die gleiche Entwicklungzu vollziehen. Sie knnte die Lwen zum Sprin-gen bringen.

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    Fnf Lwen auf dem Sprung? 7

    unter 250250 bis unter 500500 bis unter 1.0001.000 bis unter 2.0002.000 und mehrkeine Angabe

    Der Konsum folgt den Einkommen

    Solange die Menschen in Afrika wenig verdienen,investieren die Haushalte ihr Geld nur fr das Ntigste.Erst, wenn von den Einkommen ber die Grundversor-gung hinaus noch etwas brig bleibt, werden Afrikanerauch als Konsumenten interessant. Obwohl der privateKonsum im vergangenen Jahrzehnt rapide angestiegenist, sind die Unterschiede auf dem Kontinent gro: Einsdafrikanischer Haushalt gibt jhrlich rund das Zehn-fache eines thiopischen Haushalts aus.

    Jhrliche Haushaltskonsumausgabenje Einwohner (US-Dollar)

    ALGERI EN

    MAROKKO

    TUNESIEN

    LI BYENGYPTEN

    MALIMAURETANIEN

    NIGER

    SUDANTSCHAD

    NIGERI A THIOPIEN

    SOMALIA

    MADAGASKAR

    ANGOLA

    TANSANI A

    KENI ADEMO-KRATISCHEREPUBLIK

    KONGO

    SDAFRIKA

    NAMIBIA

    WEST-SAHARA

    SWASI LAND

    LESOTHO

    ERI TREA

    DSCHIBUTI

    UGANDA

    SAMBI A

    GABUN

    KAMERUN

    KONGO

    QUATORI ALGUINEA

    ZENTRALAFR.REPUBLIK

    SENEGAL

    GUINEA

    BURKINAFASO

    GAMBI A

    GUINEA-BISSAU

    SIERRA LEONELIBERIA

    ELFENBEIN -KSTE

    GHANA

    TOGO

    BENI N

    MOSAMBI K

    BOTSUANA

    MALAWI

    SIMBABWE

    BURUNDI

    RUANDA

    KOMOREN

    MAURI TIUS

    (Datengrundlage:Weltbank)

    Nationen wie Tunesien, Libyen, Algerien,gypten, Sdafrika, Namibia oder Botsuanahtten schon jetzt die Chance, ihre demogra-fische Dividende einzustreichen. Allerdingszeigt sich gerade in Nordafrika, dass groeZahlen junger, ausgebildeter Menschen auchein Pulverfass bedeuten knnen. Denn wenn

    das Zeitfenster verstreicht, in dem die Bevl-kerung eine gnstige Alterszusammensetzungaufweist, ohne dass die notwendigen Arbeits-pltze geschaffen werden, droht statt der Divi-dende ein Desaster.

    Auf der Vision der demografischen Dividendefut denn auch die Annahme, dass sich Afrikaauf Konsumsafari begibt. Dafr mssten dieEinkommen auf breiter Front steigen, mehr undmehr Afrikaner mssten aus der Armut in dieMittelschicht aufsteigen, so dass sie mehr Geldfr Lebensmittel und Haushaltswaren, fr Well-blechdcher und Medikamente, fr Fernseher,Computer oder Autos ausgeben knnen. Bis-lang gelten gerade mal 150 Millionen Haushal-te Afrikas als emerging consumers. Sie verf-gen ber ein jhrliches Einkommen von mehrals 2.000 US-Dollar. 86 Millionen von ihnenknnen sich mit ber 5.000 US-Dollar bereitsgrere Anschaffungen leisten. Die Beratungs-firma McKinsey schtzt, dass diese Gruppe bis2020 auf 128 Millionen Haushalte anwachsenwird. Ob es so weit kommt, ist natrlich unge-wiss. Aber ein Blick in die Vergangenheit zeigt,dass die Richtung stimmt: Seit 2000 ist derprivate Konsum in Afrika um ein Volumen von275 Milliarden US-Dollar angewachsen mehrals in Brasilien oder Indien.20

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    8 Fnf Lwen auf dem Sprung?

    Im Jahr 1990 lebten auf dem afrikanischenKontinent 635 Millionen Menschen. Gegen-wrtig sind es bereits mehr als eine Milliarde,und im Jahr 2030 drften es mehr als 1,5Milliarden sein. Gleichzeitig stabilisieren sichviele afrikanische Lnder politisch, und mitder wirtschaftlichen Entwicklung steigt auchdie Bedeutung der Afrikaner als Konsumenten.Zwischen 2005 und 2010 verzeichneten 30von 50 afrikanischen Staaten ein Wirtschafts-wachstum von mehr als vier Prozent pro Jahr.Die jhrlich von privaten Haushalten fr Kon-sum ausgegebene Summe ist in nur fnf Jahrenvon 544 auf 835 Milliarden US-Dollar angestie-gen ein Plus von mehr als 50 Prozent. Afrikaist ein Kontinent mit groen wirtschaftlichenChancen, aber auch mit enormen regionalenEntwicklungsunterschieden. Whrend das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt (in Kaufkraftstan-dards) von Sdafrika oder Tunesien fast dasNiveau des EU-Mitglieds Rumnien erreicht,gehren Staaten wie Somalia oder Simbabwezu den rmsten und gefhrlichsten Lndernder Welt.

    Fr die hier vorliegende Bewertung afrikani-scher Staaten hinsichtlich ihrer Lebensbedin-gungen, ihrer politischen Lage und ihrer wirt-schaftlichen Entwicklung wurden mehrheitlichdie jngsten verfgbaren Daten aus dem Jahr2010 verwendet. Die als Arabischer Frhlingbezeichneten politischen Protestbewegungenund deren Folgen in den Jahren 2011 und 2012konnten sich somit in den Ergebnissen nochnicht niederschlagen.

    Bereich Wirtschaft

    Die Bewertung der wirtschaftlichen Situ-ation beruht auf vier Indikatoren: der Ent-wicklung des Bruttoinlandsproduktes, denjhrlichen Haushaltskonsumausgaben jeEinwohner, dem Einwohneranteil in extremerArmut sowie dem Anteil von verarbeiten-dem Gewerbe und Dienstleistungssektor amBruttoinlandsprodukt.

    Die zehn nach diesen Kriterien wirtschaftlicherfolgreichsten Lnder Afrikas sind Tunesien,Marokko, Sdafrika, gypten, Swasiland,Namibia, Dschibuti, Mauritius, Lesotho undGhana. Die Haushaltskonsumausgaben be-wegen sich in diesen Lndern zwischen 521

    US-Dollar je Einwohner in Dschibuti und 4.441US-Dollar in Mauritius. In sieben der zehn Ln-der liegen die jhrlichen Haushaltskonsumaus-gaben je Einwohner im Mittel ber rund 1.800US-Dollar. Charakteristisch fr die Lnder derwirtschaftlichen Spitzengruppe sind relativgeringe Bevlkerungsanteile in extremer Ar-mut in allen Lndern liegt dieser Wert unter15 Prozent. In Tunesien, Marokko, Sdafrikaund gypten bleibt der Bevlkerungsanteil inextremer Armut gar im niedrigen einstelligenBereich. Die zehn Lnder zeichnen sich durchWirtschaftswachstumsraten um fnf Prozentpro Jahr im Zeitraum von 2005 bis 2010 aus.Ebenfalls charakteristisch ist ein hoher Diversi-fizierungsgrad der Wirtschaft. In allen Staatenmachen verarbeitendes Gewerbe und Dienst-leistungssektor zusammen deutlich mehr alsdie Hlfte des Bruttoinlandsproduktes aus.Sdafrika, Swasiland, Dschibuti und Mauritiuserreichen gar Quoten von mehr als 80 Pro-zent. Stark von Rohstoffexporten abhngigeLnder mit geringem Diversifizierungsgradwie Libyen, Nigeria oder die DemokratischeRepublik Kongo (DR Kongo) qualifizieren sichdeshalb trotz vergleichsweise hoher Brutto-inlandsprodukte nicht fr die Spitzengruppeder Wirtschaftswertung.

    Bereich Politik

    Zur Bewertung dieses Bereichs wurden die In-dizes Ease of Doing Business, Rule of Law,Political Stability sowie der Corruption-Perceptions-Index verwendet. Die ersten dreiIndizes werden von der Weltbank, letzterer vonTransparency International durch Befragungenvon Experten und Wirtschaftsvertretern in deneinzelnen Lndern ermittelt.

    Die politisch und rechtsstaatlich stabilstenLnder des afrikanischen Kontinents sinddemnach Mauritius, Botsuana, Namibia,Tunesien, Sdafrika, Ghana, Ruanda, Sambia,Lesotho und Marokko. Es ist bezeichnend, dassfnf dieser Lnder auch zu den wirtschaftlicham besten bewerteten gehren. Denn Rechts-sicherheit und politische Stabilitt sind einewichtige Voraussetzung fr wirtschaftlicheEntwicklung. In einigen der Lnder hufensich gute Bewertungen in den Indizes Ruleof Law, Political Stability und Corruption-Perceptions. So sind Botsuana, Namibia undMauritius nicht nur die am wenigsten korrup-ten Lnder Afrikas, sondern auch jene mitdem besten Rechtssystem und zugleich diepolitisch als besonders stabil eingeschtzten.Beim Ease-of-Doing-Business-Index hingegenfinden sich Sdafrika, Ruanda und Marokko

    BEWERTUNG DER LAGE INDEN LNDERN AFRIKAS

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    Fnf Lwen auf dem Sprung? 9

    weit vorne, whrend es dort bei der Ein-schtzung der politischen Stabilitt deutlicheAbstriche gibt. Die politisch instabilsten undkorruptesten Lnder sind Somalia, die Demo-kratische Republik Kongo, der Tschad, Guineaund die Zentralafrikanische Republik. Auch dielreichen Lnder Angola, Nigeria und qua-torialguinea liegen im unteren Drittel dieserBewertung und qualifizieren sich damit nurbedingt als attraktive Wirtschaftspartner.

    Bereich Lebensbedingungen

    In diesen Bewertungsbereich wurden dieIndikatoren Suglingssterblichkeit, Sterbe-wahrscheinlichkeit im Erwachsenenalter,Bevlkerungsanteil mit Sekundarbildung sowieBevlkerungsanteil mit Hochschulbildungaufgenommen. Am besten schneiden aus die-sem Blickwinkel die Lnder Algerien, gypten,Tunesien, Ghana, Gabun, Marokko, Mauritius,Madagaskar, Eritrea und Sdafrika ab. Diessind einerseits Lnder, die auch in anderen Be-reichen positiv auffallen (gypten, Tunesien,Ghana, Marokko, Mauritius, Sdafrika) und indenen deshalb auch akzeptable Lebensbedin-gungen zu erwarten sind. Andererseits tauchenhier einige Lnder auf, die in den BereichenWirtschaft und Politik keine vergleichbar guteVorstellung abliefern. Zum Beispiel Eritrea, dasdort lediglich die Noten vier respektive fnf

    erreicht, oder Algerien mit den Noten drei undvier sowie Madagaskar mit einer drei in denBereichen Politik und Wirtschaft.

    Je besser die wirtschaftliche Lage und je ver-lsslicher die Politik, desto breitere Kreise derBevlkerung knnen am Wohlstand teilhaben.Dies wirkt sich auf den Lebensstandard aus,der unter anderem an der Suglingssterblich-keit abzulesen ist. In Mauritius sterben nur13 von 1.000 Neugeborenen in den ersten

    zwlf Monaten nach ihrer Geburt. Das ist derniedrigste Wert ganz Afrikas. Auch in Tunesien,gypten und Marokko liegen die Werte unter40, was fr vergleichsweise gute Lebensbedin-gungen steht. In diesen Lndern hat etwa dieHlfte der erwachsenen Bevlkerung mindes-tens einen Sekundarschulabschluss. Ghana,ebenfalls in der Spitzengruppe vertreten, hatmit 58 Prozent den hchsten Bevlkerungs-anteil mit Sekundarbildung in Afrika. Ingypten haben 19 Prozent der 20- bis 64-jh-rigen Menschen eine Hochschulbildung, auchdies ist der beste Wert in Afrika.

    Eritrea, ein abgeschottetes Land unter Militr-diktatur, erreicht trotz desolater Wirtschafts-lage angesichts einer relativ niedrigenSuglingssterblichkeit und einer moderatenSterblichkeit im Erwachsenenalter die Spit-zengruppe bei den Lebensbedingungen. Dazutrgt auch die Tatsache bei, dass immerhin 31Prozent der erwachsenen Bevlkerung min-destens Sekundarbildung haben und siebenProzent einen Hochschulabschluss. hnlichesgilt fr Algerien, dessen geringe Sterblich-

    keitsziffern sowohl bei Suglingen als auch

    bei Erwachsenen und gute Bildungsdaten (53Prozent mit Sekundarbildung) auf ein res-pektables Gesundheits- und Bildungssystemhindeuten.

    Schlusslichter dieses Bewertungsbereichesbilden Lnder wie quatorialguinea, Botsuana,

    Angola, Mosambik und der Tschad vor allemaufgrund der hohen Sterblichkeit. In Botsuanaist dies durch die enorme Verbreitung von HIV/Aids bedingt. In einigen dieser Lnder fhrenallerdings auch fehlende Bildungsdaten zurAbwertung. Werden solche Daten gar nichterst erhoben, deutet dies grundstzlich auf einschlechtes Bildungssystem hin.

    Bereich Bevlkerungspotenzial

    Die potenziellen Konsumentenmrkte der afri-kanischen Lnder sind hchst unterschiedlich,wie schon der Blick auf die Einwohnerzahlenzeigt. In die Bewertung des Bevlkerungs-potenzials geht neben der Gre der Bevlke-rung die zahlenmige Entwicklung der 20- bis39-Jhrigen bis 2030 ein, auerdem derAbhngigkeitsquotient (Anzahl der Kinder undAlten je 100 Menschen im erwerbsfhigen Al-ter) sowie der Anteil stdtischer Bevlkerung.

    Die potenziell attraktivsten Mrkte des Konti-nents stellen nach diesen Kriterien Tunesien,Sdafrika, Ghana, Marokko, gypten, Algerien,die Elfenbeinkste, Nigeria, der Sudan undAngola dar. Nigeria und gypten mit 158respektive 81 Millionen Einwohnern findensich auf den Pltzen eins und drei der bevlke-rungsreichsten afrikanischen Lnder. In gyp-ten liegt zudem der Abhngigkeitsquotient mit58 Kindern und Alten je 100 Erwerbsfhigen

    auf einem fr afrikanische Verhltnisse niedri-gen Niveau. Der Anteil stdtischer Bevlkerungliegt allerdings in beiden Lndern bei wenigerals 50 Prozent und damit unter dem afrikani-schen Durchschnitt. Angola, die Elfenbeinksteund Ghana haben zwar lediglich 20 bis 24Millionen Einwohner, sie knnen jedoch bis

    zum Jahr 2030 einen Bevlkerungszuwachsder 20- bis 39-Jhrigen von etwa 60 Prozenterwarten. Das Zehn-Millionen-Einwohner-Land Tunesien hingegen hat mit 67 Prozenteinen der hchsten Anteile gut erreichbarer,stdtischer Bevlkerung. Andere in SachenBevlkerung groe Staaten, wie thiopien unddie Demokratische Republik Kongo, erhaltentrotz ihrer Einwohnerzahlen von 83 respektive66 Millionen lediglich die Note zwei fr ihrBevlkerungspotenzial. Zwar wachsen diedortigen Bevlkerungen stark, doch mit einemAbhngigkeitsquotienten von 81 (thiopien)beziehungsweise 96 (DR Kongo) Kindern undAlten je 100 Erwerbsfhigen sind Staat undFamilien dort enorm belastet. Beide Lndersind zudem berwiegend lndlich geprgt. ImKongo leben nur 35 Prozent der Einwohner inStdten, in thiopien sogar nur 16 Prozent.

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    10 Fnf Lwen auf dem Sprung?

    Um die gegenwrtige wirtschaftliche, sozialeund demografische Situation der LnderAfrikas einzuschtzen und deren Entwick-lungspotenzial zu identifizieren wurden 16verschiedene Indikatoren herangezogen. Sieermglichen einen Vergleich von 50 afrikani-schen Staaten. Drei zu Afrika gehrende Insel-staaten mit weniger als 500.000 Einwohnern(Seychellen, So Tom und Prncipe sowie KapVerde) wurden nicht in die Bewertung aufge-nommen. Ebensowenig der Sdsudan, der inden Statistiken noch nicht als eigenstndigerStaat auftaucht.

    Zur Bewertung wurden jedem Land fr jedenIndikator Punkte nach Rangplatz vergeben(bestes Land: 50 Punkte; schlechtestes Land:1 Punkt). Fr vier Bereiche Bevlkerungs-potenzial, Lebensbedingungen, politischeBedingungen und Wirtschaft wurden danndie Bewertungspunkte der vier zugehrigenIndikatoren addiert. Die zehn Lnder mit denhchsten Punktzahlen erhielten die Note eins,die nchsten zehn Lnder die Note zwei und soweiter. Fr die Gesamtbewertung wurden dieBewertungspunkte smtlicher 16 Indikatorenaddiert.

    Bereich Bevlkerungspotenzial

    1. Einwohnerzahl 2010(Quelle: United Nations PopulationDivision (UNPD))

    Die Bevlkerungszahl und damit das Markt-potenzial afrikanischer Lnder ist extremunterschiedlich. Sie bewegt sich zwischen700.000 Einwohnern fr quatorialguineaund 158 Millionen Menschen in Nigeria.

    2. Vernderung der Einwohnerzahlder 20- bis 39-Jhrigenzwischen 2010 und 2030(Quelle: UNPD)

    Die 20- bis 39-Jhrigen sind in Entwicklungs-lndern eine besonders wichtige Konsumen-tengruppe. Unter ihnen finden sich zunehmendgut Gebildete, soziale Aufsteiger und neueSelbststndige. Sie sind neuen Produktengegenber aufgeschlossen und wollen denLebensstandard ihrer Familien steigern. Durchdie demografische Entwicklung wchst dieseBevlkerungsgruppe in allen afrikanischenLndern stark an allerdings in unterschied-lichem Ausma. Die Spanne bewegt sichzwischen +47 Prozent in Tunesien und +64Prozent im Niger.

    INDIKATOREN UNDDEREN BEWERTUNG

    Rang Bevlkerungspotenzial Note

    1 Sdafrika 12 Ghana 13 Sudan 14 Algerien 15 gypten 16 Marokko 17 Elfenbeinkste 18 Nigeria 1

    9 Angola 110 Tunesien 111 Gabun 212 Libyen 213 Kamerun 214 thiopien 215 Madagaskar 216 Senegal 217 quatorialguinea 218 Gambia 219 Dschibuti 220 Demokratische Republik Kongo 221 Tansania 222 Mosambik 2

    23 Benin 324 Simbabwe 325 Togo 326 Kongo 327 Botsuana 328 Kenia 329 Mauretanien 330 Burkina Faso 331 Guinea 432 Uganda 433 Malawi 434 Mauritius 435 Namibia 436 Niger 437 Mali 4

    38 Sierra Leone 439 Eritrea 440 Tschad 441 Sambia 542 Zentralafrikanische Republik 543 Somalia 544 Ruanda 545 Burundi 546 Lesotho 547 Liberia 548 Komoren 549 Guinea-Bissau 550 Swasiland 5

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    Fnf Lwen auf dem Sprung? 11

    ALGERIEN

    MAROKKO

    LI BYENGYPTEN

    MALIMAURETANIEN

    NIGER

    SUDANTSCHAD

    NIGERIA THIOPIEN

    SOMALIA

    MADAGASKAR

    ANGOLA

    TANSANIA

    KENI ADEMO-KRATISCHE

    REPUBLI K KONGO

    SDAFRIKA

    NAMIBIA

    WEST-SAHARA

    SWASI LAND

    LESOTHO

    ERITREA

    DSCHIBUTI

    UGANDA

    SAMBIA

    GABUN

    KAMERUN

    KONGO

    QUATORI ALGUINEA

    ZENTRALAFR.REPUBLI K

    SENEGAL

    GUINEA

    BURKINAFASO

    GAMBIA

    GUINEA-BISSAU

    SIERRA LEONE

    LIBERI A

    ELFENBEIN-KSTE

    GHANA

    TOGO

    BENIN

    MOSAMBIK

    BOTSUANA

    MALAWI

    SIMBABWE

    BURUNDI

    RUANDA

    KOMOREN

    MAURI TIUS

    TUNESIEN3. Abhngigkeitsquotient 2010(Quelle: UNPD)

    Das Konsumpotenzial der erwerbsfhigenAltersgruppe der 15- bis 64-Jhrigen kann sichnur dann entfalten, wenn deren Einkommenund Produktivkraft nicht durch umfangreicheVersorgungspflichten fr sehr viele Kinderund alte Menschen aufgezehrt werden. DerAbhngigkeitsquotient beschreibt die Zahl derKinder unter 15 Jahren und der alten Menschenber 64, die rechnerisch von 100 Menschenim erwerbsfhigen Alter untersttzt werdenmssen. Dieser Quotient bewegt sich in Afrikazwischen 40 in Mauritius und 105 im Niger.

    4. Anteil stdtischer Bevlkerungin Prozent 2010(Quelle: UNPD)

    Stdter sind meist wohlhabender und gebil-deter als die Landbevlkerung, und sie sind,anders als Bauern, keine Selbstversorger. DerBevlkerungsanteil in Stdten ist deshalb eininteressanter Indikator fr das Konsumpoten-zial eines Landes. Er bewegt sich zwischenlediglich elf Prozent in Burundi und 86 Prozentin Gabun.

    Bereich Lebensbedingungen

    Die Lebensbedingungen der Menschen inBezug auf Gesundheit und Bildung gebenAuskunft ber das knftige wirtschaftlicheEntwicklungspotenzial eines Landes und dieChance, eine kaufkrftige Mittelschicht heraus-zubilden.

    5. Suglingssterblichkeit 2010 (Zahl derKinder, die vor ihrem ersten Lebensjahrsterben, je 1.000 Lebendgeborene)(Quelle: UNPD)

    Die Suglingssterblichkeit ist, ber den reinmedizinischen Aspekt hinaus, ein sehr guterIndikator fr den allgemeinen sozialen Ent-wicklungsstand eines Landes. Er gibt Auskunftdarber, wie gro Wohlstand, Bildung und dieQualitt der medizinischen Versorgung sindund ob alle Teile der Bevlkerung dazu Zuganghaben. Die Spanne bewegt sich zwischen 13Todesfllen im ersten Lebensjahr je 1.000 Le-bendgeborene in Mauritius und 131 im Tschad.

    Bildung fr Frauen lsst Geburtenratensinken

    Verbesserte Lebensbedingungen und Bildung, vorallem bei Frauen, sorgen in Entwicklungslndern freinen Rckgang des Bevlkerungswachstums. An denvergleichsweise niedrigen Geburtenraten der nord-afrikanischen Lnder oder Sdafrikas lsst sich deshalbder dort gestiegene Lebensstandard ablesen. Umge-kehrt wchst in politisch instabilen und wirtschaftlichschwachen Lndern wie dem Niger, Mali oder BurkinaFaso die Bevlkerung nach wie vor stark.

    Jhrliches Bevlkerungswachstum inProzent, 2005-2010

    unter 11 bis unter 1,51,5 bis unter 22 bis unter 2,52,5 bis unter 33 und mehr

    (Datengrundlage: UNPD)

    INDIKATOREN

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    12 Fnf Lwen auf dem Sprung?

    Rang Politik Note

    1 Mauritius 12 Botsuana 13 Namibia 14 Tunesien 15 Sdafrika 16 Ghana 17 Ruanda 18 Sambia 1

    9 Lesotho 110 Marokko 111 Malawi 212 Swasiland 213 Tansania 214 Gambia 215 Mosambik 216 gypten 217 Burkina Faso 218 Gabun 219 Dschibuti 220 Mali 221 Benin 322 Senegal 323 Uganda 324 Madagaskar 325 Liberia 326 Sierra Leone 327 thiopien 328 Algerien 329 Togo 330 Kenia 331 Kamerun 432 Niger 433 Komoren 434 quatorialguinea 435 Mauretanien 436 Nigeria 437 Libyen 4

    38 Kongo 439 Eritrea 440 Elfenbeinkste 441 Guinea-Bissau 442 Angola 443 Sudan 544 Simbabwe 545 Burundi 546 Zentralafrikanische Republik 547 Guinea 548 Tschad 549 Demokratische Republik Kongo 550 Somalia 5

    Bereich Politik

    Fr unternehmerische Aktivitten in afrikani-schen Lndern ist das Wissen um die Stabilittder politischen Situation, um Rechtssicherheitund Korruption von besonderer Bedeutung.Der Bereich Politik erfasst daher vier aner-kannte Indize aus diesen Bereichen. Inhaltlichberschneiden sich diese Indizes teilweise.Da die Werte jedoch zum Teil durch subjekti-ve Einschtzungen von Befragten bestimmtwerden, erhht ein Zusammenfassen mehrererIndizes die Beurteilungssicherheit.

    9. Rule-of-Law-Index 2010(Quelle: Weltbank)

    Der Rule-of-Law-Index beurteilt die Rechts-sicherheit eines Landes, insbesondere dieEinklagbarkeit von Vertrgen, die Qualitt derPolizei und der Gerichte sowie das Krimina-littsniveau. Fr afrikanische Lnder bewegtsich der Wert zwischen 0,84 in Mauritius und2,43 in Somalia.

    10. Ease-of-Doing-Business-Index 2010(Quelle: Weltbank)

    Der Ease-of-Doing-Business-Index bewertetalle Lnder der Welt hinsichtlich geregelterRahmenbedingungen fr Geschfte. Den

    besten Rangplatz innerhalb Afrikas erreichtMauritius (weltweit Rang 23 von insgesamt183 Lndern), den schlechtesten der Tschad(weltweit Rang 183). Fr drei Lnder liegenkeine Werte vor.

    6. Sterbewahrscheinlichkeit imErwachsenenalter 2010 (Todesflle unterden 15- bis 59-Jhrigen je 1.000 Einwohnerdieser Altersgruppe)(Quelle: UNPD)

    Die Sterbewahrscheinlichkeit im Erwachse-nenalter gibt Auskunft ber den allgemeinenGesundheitszustand der Bevlkerung (auch be-einflusst von HIV/Aids) sowie der alltglichenLebensgefahr durch Unflle und Gewalt. DieQuote liegt zwischen 102 je 1.000 in Tunesienund 638 je 1.000 in Simbabwe.

    7. Bevlkerungsanteil mit Sekundarbildung(der 20- bis 64-Jhrigen) in Prozent 2010(Quelle: International Institute for AppliedSystems Analysis (IIASA))

    Der Bildungsstand der Bevlkerung lsst aufdie zuknftige soziale und wirtschaftliche Ent-wicklung eines Landes schlieen. Die Spannedes Bevlkerungsanteils mit mindestens Se-kundarbildung bewegt sich in Afrika zwischenneun Prozent in Tansania und 44 Prozent inGhana. Fr sechs Lnder liegen aufgrund einesschlechten Bildungssystems keine Daten vor.

    8. Bevlkerungsanteil mit Tertirbildung(der 20- bis 64-Jhrigen) in Prozent 2010(Quelle: IIASA)

    Menschen mit Hochschulbildung stehen inbesonderer Weise fr die wirtschaftliche undtechnische Innovationsfhigkeit einer Gesell-schaft. Der Anteil bewegt sich zwischen nullProzent in Angola und 19 Prozent in gypten.Fr sechs Lnder liegen keine Daten vor.

    Rang Lebensbedingungen Note

    1 Algerien 12 gypten 13 Tunesien 14 Ghana 15 Gabun 16 Marokko 17 Mauritius 18 Madagaskar 1

    9 Eritrea 110 Sdafrika 111 Simbabwe 212 Kenia 213 Namibia 214 Swasiland 215 Mauretanien 216 Senegal 217 Gambia 218 Nigeria 219 Togo 220 Libyen 221 Liberia 322 Kamerun 3

    23 Demokratische Republik Kongo 324 Elfenbeinkste 325 Benin 326 Sambia 327 Uganda 328 Burkina Faso 329 thiopien 330 Lesotho 331 Guinea 432 Sudan 433 Komoren 434 Kongo 435 Niger 436 Tansania 437 Mali 4

    38 Dschibuti 439 Zentralafrikanische Republik 440 Ruanda 441 Sierra Leone 542 Guinea-Bissau 543 Angola 544 Botsuana 545 Malawi 546 Mosambik 547 Tschad 548 Somalia 549 Burundi 550 quatorialguinea 5

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    Fnf Lwen auf dem Sprung? 13

    Bereich Wirtschaft

    Die konomischen Indikatoren beziffern denerwirtschafteten Wohlstand in den einzelnenLndern und geben Auskunft ber zur Verf-gung stehende finanzielle Mittel der Haushalte.Sie erlauben auch einen Einblick in derenWirtschaftsstruktur und in die Verteilung desWohlstands.

    13. Durchschnittliches Wirtschaftswachs-tum pro Jahr zwischen 2005 und 2010 inProzent (Quelle: Weltbank)

    Das durchschnittliche Wirtschaftswachstumpro Jahr fllt in den Lndern Afrikas sehr un-terschiedlich aus. Zu bercksichtigen ist, dasssehr arme Lnder leichter hohe Wachstums-raten erreichen knnen als solche mit bereitshherem Wohlstandsniveau. Der Wert bewegtesich im Zeitraum von 2005 bis 2010 zwischen2,5 Prozent in Eritrea und 12,9 Prozent inAngola. Fr Somalia liegen keine Daten vor.

    14. Haushaltskonsumausgaben je Einwohnerund Jahr zwischen 2005 und 2010 inUS-Dollar (Quelle: Weltbank)

    Die Haushaltskonsumausgaben geben denMarktwert aller Gter und Dienstleistungen an,die von privaten Haushalten erworben bezie-

    hungsweise konsumiert werden (ohne Immo-bilienkufe). Da nicht fr alle Lnder Daten frjedes Jahr zwischen 2005 und 2010 vorliegen,bezieht sich der Durchschnittswert auf unter-schiedliche Zeitrume. In 27 Lndern gibt esDaten fr alle fnf Untersuchungsjahre, in vierLndern ist nur der Wert fr 2005 verfgbar.Fr vier Lnder liegen keine Daten vor. DieSpanne liegt zwischen 92 US-Dollar in Burundiund 4.441 US-Dollar in Mauritius.

    15. Bevlkerungsanteil in extremer Armut2011 in Prozent(Quelle: Oxford Poverty and HumanDevelopment Initiative (OPHI))

    Der Multidimensional-Poverty-Index ermit-telt die Armutsquote unter Betrachtung derVersorgung in zehn verschiedenen Bereichen.Dazu gehren unter anderem Wohnung undErnhrung sowie der Zugang zu Elektrizittund sanitren Anlagen. Als extrem arm geltenhierbei Menschen, die in mehr als 50 Prozentaller einbezogenen Indikatoren benachteiligtsind. Die Spanne reicht von 0,2 Prozent inTunesien bis 81,8 Prozent im Niger. Fr neunLnder liegen keine Daten vor.

    16. Anteil verarbeitendes Gewerbe undDienstleistungen am Bruttoinlandsproduktzwischen 2005 und 2010 in Prozent

    (Quelle: Weltbank)

    Der Anteil, den verarbeitendes Gewerbe undDienstleistungen am Bruttoinlandsprodukthaben, ist ein Indikator fr eine diversifizierteWirtschaft. Die konomische Basis von Ln-dern, in denen dieser Anteil gering ist, liegtim Wesentlichen in der Frderung und demExport von Rohstoffen. Dies steht nicht nur freine mangelnde Innovationsfhigkeit der Wirt-schaft. Es macht sie auch anfllig fr Schwan-kungen der Rohstoffpreise und erschwert in

    der Regel, dass breite Bevlkerungsschichtendurch Bildung und beruflichen Aufstieg amWohlstand teilhaben knnen. Da nur fr etwadie Hlfte aller Lnder Daten fr jedes Jahrzwischen 2005 und 2010 vorliegen, beziehtsich der Durchschnittswert auf unterschied-liche Zeitrume. Der Wert bewegt sich zwi-schen 14 Prozent in quatorialguinea und 87Prozent in Swasiland.

    Rang Wirtschaft Note

    1 Tunesien 12 Marokko 13 Sdafrika 14 gypten 15 Swasiland 16 Namibia 17 Dschibuti 18 Mauritius 1

    9 Lesotho 110 Ghana 111 Sambia 212 Kenia 213 Botsuana 214 Malawi 215 Gabun 216 Gambia 217 Senegal 218 Uganda 219 Kamerun 220 Kongo 221 Ruanda 322 Elfenbeinkste 323 Sudan 324 Mosambik 325 Tansania 326 quatorialguinea 327 Simbabwe 328 Madagaskar 329 Benin 330 Mauretanien 331 Libyen 432 thiopien 433 Liberia 434 Togo 435 Nigeria 436 Angola 437 Komoren 4

    38 Burkina Faso 439 Algerien 440 Mali 441 Burundi 542 Zentralafrikanische Republik 543 Sierra Leone 544 Tschad 545 Guinea 546 Eritrea 547 Demokratische Republik Kongo 548 Niger 549 Guinea-Bissau 550 Somalia 5

    11. Political-Stability-Index 2010(Quelle: Weltbank)

    Der Political-Stability-Index beurteilt die Wahr-scheinlichkeit einer Destabilisierung bezie-hungsweise eines Umsturzes des politischenSystems sowie von gewaltsamen Auseinander-setzungen oder Terrorismus. Die Spanne reichtvon 0,91 fr Botsuana bis 3,09 fr Somalia.

    12. Corruption-Perceptions-Index 2010(Quelle: Transparency International)

    Der Corruption-Perceptions-Index zeigt denvon Geschftsleuten eingeschtzten Grad derKorruption in einem Land. Der Index kannWerte zwischen 1 (hochgradig korrupt) und 10(frei von Korruption) annehmen. In afrikani-schen Lndern bewegt er sich zwischen 1,0 frSomalia und 6,1 fr Botsuana.

    INDIKATOREN

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    14 Fnf Lwen auf dem Sprung?

    Afrikas Hoffnungstrger

    Betrachtet man alle vier Bewertungsbereichegemeinsam, so heben sich fnf Lnder vomRest des Kontinents ab: Tunesien, Sdafrika,Ghana, Marokko und gypten. Sie erreichen inallen vier Teilbereichen vorderste Pltze miteiner Ausnahme: gypten schneidet im BereichPolitik weniger gut ab. In diesen fnf Staatenlebt ein Fnftel der afrikanischen Bevlkerung.Obwohl das Bevlkerungswachstum dieserLnder aufgrund der vergleichsweise gutenEntwicklung bereits relativ niedrig ist, wird dieZahl der 20- bis 39-Jhrigen bis 2030 noch umetwa die Hlfte zunehmen.

    Die jhrlichen durchschnittlichen Konsum-ausgaben pro Kopf bewegen sich in diesenLndern zwischen knapp 800 US-Dollar inGhana und 3.500 US-Dollar in Sdafrika, waszugleich der zweithchste Wert des Kontinentsnach der Insel Mauritius ist. Marokko, gyptenund Tunesien erreichen mit ihren Pro-Kopf-Konsumausgaben zwischen 1.400 und 2.100US-Dollar ebenfalls hohe Werte. Der fr Afrikageringe Anteil von Menschen in extremerArmut in vier der fnf Lnder liegt er bei

    weniger als vier Prozent, lediglich in Ghanamit elf Prozent etwas hher deutet daraufhin, dass relativ viele Menschen am generellenWohlstand teilhaben knnen.

    ALGERIEN

    MAROKKO

    LI BYENGYPTEN

    MALIMAURETANIEN

    NIGER

    SUDAN

    TSCHAD

    NIGERIA THIOPIEN

    SOMALIA

    MADAGASKAR

    ANGOLA

    TANSANIA

    KENI ADEMO-KRATISCHE

    REPUBLIK KONGO

    SDAFRIKA

    NAMIBIA

    WEST-SAHARA

    SWASI LAND

    LESOTHO

    ERITREA

    DSCHIBUTI

    UGANDA

    SAMBIA

    GABUN

    KAMERUN

    KONGO

    ZENTRALAFR.REPUBLI K

    SENEGAL

    GUINEA

    BURKINAFASO

    GAMBIA

    GUINEA-BISSAU

    SIERRA LEONE

    LIBERIA

    ELFENBEIN-KSTE

    BENIN

    MOSAMBIK

    BOTSUANA

    MALAWI

    SIMBABWE

    BURUNDI

    RUANDA

    KOMOREN

    MAURI TIUS

    TUNESIEN

    Gemischtes Bild

    Problematische Lage im Innern des Kontinents und am Horn von Afrika, Anlass zur Hoffnung dagegen im Norden, imSden sowie teilweise im Westen so lsst sich die Lage in Afrika zusammenfassen. Sdafrika, das westafrikani-sche Ghana sowie gypten, Tunesien und Marokko bieten die grten Entwicklungspotenziale: Sie belegen in denTeilbereichen Wirtschaft, Politik/Rechtssicherheit, Lebensbedingungen und Bevlkerungspotenzial vorderste Plt-ze. Weitere Hoffungstrger sind, mit Einschrnkungen, Gabun, Mauritius, Namibia, Gambia und Senegal. Immerhinnoch in der zweiten Liga findet sich Kenia, die Regionalmacht der afrikanischen Ostkste und dort neben Tansaniaund Madagaskar Spitzenreiter. Das Schwergewicht Nigeria hat zwar lediglich die Gesamtnote 3 erhalten doch die

    sehr wohlhabende Oberschicht und eine wachsende Mittelklasse sorgen dafr, dass das Land fr Unternehmen undInvestoren trotzdem hochinteressant ist.

    Neben diesen Lndern finden sich in derSpitzengruppe der Gesamtbewertung auch

    Gabun, Mauritius, Namibia, Gambia und derSenegal. Sie haben allerdings Schwchen ineinzelnen Bewertungsbereichen. So werdenetwa Mauritius wegen seiner geringen Ein-wohnerzahl und Namibia wegen eines hohenAbhngigkeitsquotienten und eines geringenAnteils stdtischer Bevlkerung abgewertet.

    Die zweite Liga

    Ebenfalls wirtschaftlich interessante Lnder,die im Querschnitt aller Indikatoren die Ge-samtnote zwei erhalten, sind Algerien, Kame-run, Kenia, die Elfenbeinkste, Madagaskar,Botsuana, Tansania, Swasiland, Dschibuti,Sambia und Lesotho. In dieser Gruppe findensich Lnder mit guten oder sogar sehr gutenpolitischen und wirtschaftlichen Indikatoren(wie Lesotho, Sambia, Dschibuti, Swasilandund Botsuana). Aufgrund schlechter Lebens-bedingungen der Bevlkerung oder eines ge-ringen Bevlkerungspotenzials sind sie jedochnicht in der Spitzengruppe zu finden. So lebenin Swasiland gerade einmal etwas mehr alseine Million Menschen, in Lesotho sind escirca zwei Millionen. In beiden Lndern ist derAnteil stdtischer Bevlkerung mit weniger als21 respektive 26 Prozent gering. In Botsuana

    1

    2

    QUATORI ALGUINEA

    GHANA

    TOGO

    Gesamtnote

    1 Afrikas Hoffnungstrger

    2 Die zweite Liga3 Weniger attraktiv4 Schwierige Lage5 Die Krisenstaaten

    (Datengrundlage:Berlin-Institut)

    GESAMTBEWERTUNG

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    Fnf Lwen auf dem Sprung? 15

    ist die hohe Sterblichkeit vor allem bedingtdurch HIV/Aids das groe Problem. Algerienund die Elfenbeinkste haben zwar ein aus-sichtsreiches Bevlkerungspotenzial, erreichenjedoch nur mige bis schlechte Bewertun-gen in den Bereichen Wirtschaft und Politik.Kamerun, Kenia und Madagaskar verzeichnenin allen vier Bewertungsbereichen mittlere bisgute Werte.

    Weniger attraktiv

    Die Gesamtnote drei erreichen Libyen, derSudan, Nigeria, Benin, thiopien, Simbabwe,Mosambik, Malawi und Uganda. Diese Lndererzielen bei mehreren Indikatoren schwacheWerte, mit deutlichen Ausreiern nach untenin bestimmten Bereichen. In Libyen, im Sudansowie in Nigeria und thiopien sind dies

    die wirtschaftliche Lage und das politischeSystem. Diese Lnder gelten als politischinstabil, und die Rechtssicherheit ist gering.Simbabwe findet sich bei den politischenIndikatoren im untersten Fnftel aller afri-kanischen Lnder. In Mosambik und Malawisind die Lebensbedingungen schlecht, auchwenn die politische und wirtschaftliche Lageals mittelmig bis gut einzustufen ist. Dortsterben rund 100 von 1.000 Kindern vor ihremersten Lebensjahr, und weniger als 20 Prozentder erwachsenen Bevlkerung haben einen

    Sekundarschulabschluss.

    Die Krisenstaaten

    Zehn Lnder reprsentieren das alte Bild vomarmen, krisengeschttelten und unterent-wickelten Afrika: die Komoren, der Tschad,Guinea, die Zentralafrikanische Republik,Sierra Leone, der Niger, die DemokratischeRepublik Kongo, Burundi, Guinea-Bissau undSomalia. In fnf der Lnder (in der Demokra-tischen Republik Kongo, der Zentralafrika-nischen Republik, Burundi, dem Tschad undSomalia) herrschte 2011 Krieg. Die Wirtschaftfast aller Lnder dieser Gruppe ist desolat underhlt die Note fnf lediglich die Komorenerreichen hier eine vier. Auch um politischeStabilitt und Rechtssicherheit ist es in fastallen Lndern dieser Gruppe schlecht bis sehrschlecht bestellt. Nur Sierra Leone hebt sichmit der Note drei im Bereich der politischen In-dikatoren etwas positiv ab. Die Demokratische

    Republik Kongo ist mit 66 Millionen Einwohnerein demografisches Schwergewicht und kannbei den 20- bis 39-Jhrigen bis zum Jahr 2030mit einem Zugewinn von 60 Prozent rechnen.Allerdings ist es in armen Lndern generellein Problem, die starken, nachwachsendenGenerationen mit der notwendigen Schul- undGesundheitsinfrastruktur zu versorgen. Immer-hin hat fast die Hlfte der erwachsenen Bevl-kerung der Demokratischen Republik Kongoeinen Sekundarschulabschluss ein Wert,den nur wenige afrikanische Lnder erreichen.

    Doch als Konsumenten werden diese Men-schen, angesichts der schwierigen Wirtschafts-lage und jhrlicher Haushaltskonsumausgabenvon lediglich 104 US-Dollar pro Kopf, nochlange nicht in Erscheinung treten.

    Rang Gesamt Note

    1 Tunesien 12 Sdafrika 13 Ghana 14 Marokko 15 gypten 16 Gabun 17 Mauritius 18 Namibia 1

    9 Gambia 110 Senegal 111 Algerien 212 Madagaskar 213 Swasiland 214 Dschibuti 215 Kenia 216 Botsuana 217 Kamerun 218 Sambia 219 Elfenbeinkste 220 Lesotho 221 Tansania 222 Nigeria 323 Uganda 3

    24 Benin 325 Libyen 326 Sudan 327 Malawi 328 thiopien 329 Mosambik 330 Simbabwe 331 Togo 432 Mauretanien 433 Ruanda 434 Burkina Faso 435 Kongo 436 Liberia 437 quatorialguinea 4

    38Angola 4

    39 Mali 440 Eritrea 441 Demokratische Republik Kongo 542 Sierra Leone 543 Niger 544 Komoren 545 Guinea 546 Zentralafrikanische Republik 547 Burundi 548 Tschad 549 Guinea-Bissau 550 Somalia 5

    Schwierige Lage

    Mit der Gesamtnote vier bewertet werden dieLnder Angola, quatorialguinea, der Kongo,Mauretanien, Togo, Eritrea, Liberia, BurkinaFaso, Mali und Ruanda. In vielen dieser Lnderweisen die wirtschaftlichen oder politischenIndikatoren auf groe Probleme hin. Ruanda,obwohl bei den politischen Indikatoren mit derBestnote bewertet, erreicht nur mittelmigeWirtschaftsnoten und weist ein schwachesBevlkerungspotenzial sowie schlechte Le-bensbedingungen auf. Von zehn MillionenEinwohnern leben hier nur 18 Prozent in Std-ten einer der niedrigsten Werte in Afrika. Nur15 Prozent der Ruander verfgen ber eineSekundarbildung. Eine Sonderrolle spielt qua-torialguinea. Aufgrund gewaltiger lvorkom-men hat das Land mit gerade einmal 700.000Einwohnern mittlerweile die durchschnittlich

    dritthchsten Haushalts-konsumausgaben jeEinwohner in Afrika. Doch dieser Reichtumkonzentriert sich auf eine sehr kleine Gruppeim Land. Dies wird deutlich an der hohen Sug-lingssterblichkeit von 100 Kindern je 1.000Neugeborenen, was auf uerst schlechteLebensbedingungen der allgemeinen Bevlke-rung hindeutet. Zur Bildungssituation liegennicht einmal Daten vor.

    3

    4 5

    GESAMT-

    BEWERTUN

    G

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    17/50

    16 Fnf Lwen auf dem Sprung?

    Indikatoren Bevlkerungspotenzial Lebensbedingungen

    Land

    Gesamt-bewertung

    Einwohnerzahl2010

    Millionen

    Vernderungder Einwohner-zahl der 20- bis39-Jhrigen2010-2030Prozent

    Abhngigkeits-quotient 2010

    Anteil stdti-sche Bevlke-rung 2010

    Prozent

    Bewer tung Suglings-sterblichkeit2010

    Promille

    Sterbewahr-scheinlichkeitim Erwachse-nenalter 2010

    Promille

    Bevlkerungs-anteil mitSekundar-bildung2010Prozent

    Bevlkerungs-anteil mitTertirbildung2010

    Prozent

    Bewertung

    Tunesien 1 10,5 46,7 43,7 67,3 1 21 102 41 5 1Sdafrika 1 50,1 49,4 53,3 61,7 1 55 533 47 11 1

    Ghana 1 24,4 58,7 73,6 51,5 1 50 255 58 6 1Marokko 1 32,0 49,1 50,4 58,2 1 34 125 29 10 1gypten 1 81,1 53,9 57,6 43,4 1 26 120 43 19 1Gabun 1 1,5 58,0 66,1 86,0 2 51 286 55 10 1Mauritius 1 1,3 48,6 40,4 41,8 4 13 160 51 3 1Namibia 1 2,3 57,0 66,9 38,0 4 38 342 23 4 2Gambia 1 1,7 61,9 85,7 58,2 2 74 284 26 3 2Senegal 1 12,4 60,1 85,5 42,4 2 55 275 17 3 2Algerien 2 35,5 48,6 46,3 66,5 1 25 121 53 12 1Madagaskar 2 20,7 63,6 86,0 30,2 2 45 198 31 4 1Swasiland 2 1,2 54,0 71,7 21,4 5 76 569 49 12 2Dschibuti 2 0,9 57,2 64,2 76,2 2 82 315 k. A. k. A. 4Kenia 2 40,5 58,4 82,2 22,2 3 65 398 29 11 2Botsuana 2 2,0 51,8 57,6 61,1 3 41 519 k. A. k. A. 5Kamerun 2 19,6 57,0 78,9 58,4 2 94 413 42 6 3Sambia 2 13,1 59,3 97,7 35,7 5 95 502 35 7 3Elfenbeinkste 2 19,7 59,9 80,9 50,6 1 77 399 22 6 3

    Lesotho 2 2,2 51,4 71,5 26,9 5 77 606 32 4 3Tansania 2 44,8 61,4 91,8 26,4 2 65 385 9 1 4Nigeria 3 158,4 58,3 85,9 49,8 1 96 396 38 13 2Uganda 3 33,4 62,0 103,8 13,3 4 79 415 20 7 3Benin 3 8,8 60,7 87,7 42,0 3 85 316 21 3 3Libyen 3 6,4 50,3 53,2 77,9 2 15 120 k. A. k. A. 2Sudan 3 43,6 60,0 77,5 40,1 1 64 248 k. A. k. A. 4Malawi 3 14,9 63,0 95,7 19,8 4 95 443 18 1 5thiopien 3 82,9 61,0 81,2 16,7 2 73 301 14 2 3Mosambik 3 23,4 59,5 90,1 38,4 2 88 470 15 1 5Simbabwe 3 12,6 57,7 75,7 38,3 3 59 638 56 8 2Togo 4 6,0 57,6 75,6 43,4 3 74 335 30 3 2Mauretanien 4 3,5 57,7 74,2 41,4 3 77 264 19 6 2Ruanda 4 10,6 57,5 82,8 18,9 5 100 340 15 1 4Burkina Faso 4 16,5 60,4 90,7 25,7 3 79 283 13 3 3Kongo 4 4,0 57,3 79,4 62,1 3 72 335 14 1 4Liberia 4 4,0 k.A. 86,2 47,8 5 89 357 37 4 3

    quatorialguinea 4 0,7 62,6 72,9 39,7 2 103 369 k. A. k. A. 5Angola 4 19,1 61,8 96,3 58,5 1 104 375 24 0 5Mali 4 15,4 59,5 97,5 35,9 4 101 339 13 3 4Eritrea 4 5,3 59,0 78,8 21,6 4 54 319 31 7 1Demokratische Republik Kongo 5 66,0 60,1 95,9 35,2 2 116 389 48 6 3Sierra Leone 5 5,9 57,8 81,4 38,4 4 114 471 26 3 5Niger 5 15,5 64,4 104,8 17,1 4 96 306 10 2 4Komoren 5 0,7 58,2 82,9 28,2 5 72 269 k. A. k. A. 4Guinea 5 10,0 60,0 86,0 35,4 4 93 344 16 5 4Zentralafrikanische Republik 5 4,4 56,9 79,7 38,9 5 105 491 27 3 4Burundi 5 8,4 53,7 68,7 11,0 5 101 421 14 2 5Tschad 5 11,2 60,0 93,5 27,6 4 131 354 17 1 5Guinea-Bissau 5 1,5 56,0 80,6 30,0 5 119 396 25 2 5Somalia 5 9,3 58,9 91,0 37,5 5 107 348 9 2 5

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    Fnf Lwen auf dem Sprung? 17

    Politik Wirtschaft Indikatoren

    Rule-of-Law-Index 2010

    Ease-of-Doing-Business-Index2010

    Political-Stability-Index2010

    Corruption-Perceptions-Index2010

    Bewer tung Durchschnit t-liches Wirt-schaftswachstumpro Jahr zwischen2005 und 2010Prozent

    Haushaltskon-sumausgabenzwischen 2005und 2010 je Ein-wohner und JahrUS-Dollar

    Bevlkerungs-anteil inextremer Armut2010

    Prozent

    Anteil verarbei-tendes Gewerbeund Dienstleis-tungen am BIP2005 bis 2010Prozent

    Bewertung

    Land

    0,11 46 0,10 3,8 1 6,4 2.106 0 77 1 Tunesien0,10 35 0,03 4,1 1 4,2 3.537 2 82 1 Sdafrika

    0,07 63 0,04 3,9 1 5,4 777 11 55 1 Ghana 0,19 94 0,52 3,4 1 6,6 1.439 3 72 1 Marokko 0,11 110 0,91 2,9 2 6,7 1.382 1 67 1 gypten 0,51 156 0,22 3,0 2 2,9 2.714 13 40 2 Gabun

    0,84 23 0,53 5,1 1 5,7 4.441 k.A. 87 1 Mauritius0,23 78 0,75 4,4 1 4,3 2.204 15 73 1 Namibia

    0,51 149 0,06 3,5 2 5,6 296 36 61 2 Gambia 0,41 154 0,39 2,9 3 2,7 750 44 75 2 Senegal 0,76 148 1,25 2,9 3 3,5 1.149 k.A. 37 4 Algerien 0,84 137 1,13 3,0 3 1,7 281 35 71 3 Madagaskar 0,50 124 0,06 3,1 2 4,0 1.849 13 87 1 Swasiland 0,71 170 0,30 3,0 2 5,0 521 13 82 1 Dschibuti 1,01 109 1,20 2,2 3 4,9 504 20 71 2 Kenia

    0,66 54 0,91 6,1 1 3,6 2.389 k.A. 52 2 Botsuana 1,04 161 0,58 2,5 4 2,2 674 30 67 2 Kamerun 0,49 84 0,48 3,2 1 8,2 561 35 55 2 Sambia 1,22 167 1,55 2,2 4 1,3 743 39 69 3 Elfenbeinkste

    0,30 143 0,48 3,5 1 4,0 608 11 75 1 Lesotho 0,51 127 0,01 3,0 2 7,6 273 44 56 3 Tansania 1,21 133 2,05 2,4 4 6,3 k. A. 34 28 4 Nigeria 0,40 123 1,12 2,4 3 7,3 295 40 57 2 Uganda 0,73 175 0,31 3,0 3 3,3 375 47 62 3 Benin 0,98 k. A. 0,06 2,0 4 5,4 2.453 k.A. 25 4 Libyen 1,32 135 2,70 1,6 5 8,1 696 k.A. 48 3 Sudan 0,14 145 0,08 3,0 2 8,8 188 40 63 2 Malawi 0,76 111 1,71 2,7 3 11,7 229 72 45 4 thiopien 0,50 139 0,32 2,7 2 7,6 298 61 61 3 Mosambik 1,80 171 1,21 2,2 5 1,4 453 15 66 3 Simbabwe 0,92 162 0,19 2,4 3 2,1 304 29 43 4 Togo 0,88 159 1,25 2,4 4 3,7 500 41 45 3 Mauretanien 0,31 45 0,11 5,0 1 7,9 291 51 56 3 Ruanda 0,21 150 0,11 3,0 2 4,4 270 66 58 4 Burkina Faso 1,13 181 0,25 2,2 4 5,5 813 23 25 2 Kongo 1,01 151 0,46 3,2 3 7,8 287 58 36 4 Liberia

    1,26 155 0,24 1,9 4 7,7 3.039 k.A. 14 3 quatorialguinea 1,24 k. A. 0,22 2,0 4 12,9 k. A. 55 30 4 Angola 0,46 146 0,25 2,8 2 5,1 283 68 42 4 Mali 1,29 180 0,87 2,5 4 2,5 208 k.A. 65 5 Eritrea 1,61 178 2,20 2,0 5 4,6 104 k.A. 36 5 Demokratische Republik Kongo 0,94 141 0,20 2,5 3 5,5 237 53 k. A. 5 Sierra Leone 0,57 173 1,14 2,5 4 3,5 174 82 k. A. 5 Niger 1,06 157 0,43 2,4 4 1,0 661 44 42 4 Komoren 1,51 179 1,81 2,1 5 1,2 362 62 38 5 Guinea 1,30 182 2,15 2,2 5 3,2 357 55 39 5 Zentralafrikanische Republik 1,21 169 1,54 1,9 5 4,5 92 62 54 5 Burundi 1,50 183 1,53 2,0 5 0,1 409 44 37 5 Tschad 1,35 176 0,77 2,2 4 2,2 k. A. k. A. k. A. 5 Guinea-Bissau 2,43 k. A. 3,09 1,0 5 k. A. k. A. 66 k. A. 5 Somalia

    GESAMT-

    BEWERTUNG

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    18 Fnf Lwen auf dem Sprung?

    GYPTENWstenstaatam Scheidepunkt

    In gypten sind es nur zwei Autostunden vonBeverly Hills bis nach Klein-Venedig. BeideSiedlungen, nahe Kairo beziehungsweise amRoten Meer gelegen, dienen gut betuchtenBewohnern als Wohnviertel, die dort zwischengepflegten Palmengrten und Kanalanlagenflanieren knnen. Ein luxurises Leben, das frdie meisten Einwohner des nordafrikanischen

    Landes unerreichbar ist. Zwar ist die Wirt-schaft gyptens in den vergangenen Jahrenum durchschnittlich sieben Prozent jhrlichgewachsen.1Aber von dem Wachstum profi-tieren konnten nur die wenigsten gypter. Diemeisten von ihnen leben weiter in einfachenWohnungen in den wenigen Grostdten desLandes, in Elendsvierteln an deren Rande oderin kleinen, abgeschnittenen Drfern in den wei-ten Wsten, die 95 Prozent der Gesamtflchezwischen dem Mittelmeer im Norden und derGrenze zum Sudan im Sden ausmachen.

    Dabei hat gypten durchaus Potenzial. Mitseiner Lage an Rotem Meer und Mittelmeerknnte es sich zu einer Schnittstelle zwischenEuropa, Afrika und Asien entwickeln. Archolo-gische Schtze, Tauchreviere und weie Sand-strnde locken Touristen aus aller Welt an. Vorallem aber verfgt das Land ber einen demo-grafischen Bonus.2Das heit, dass der Anteil

    der Menschen im erwerbsfhigen Alter an derGesamtbevlkerung deutlich grer ist als derAnteil jener, die noch zu jung oder schon zu altsind, um zu arbeiten. Richtig genutzt knntedieser Bonus dem Land eine rosige wirtschaft-liche Zukunft bescheren. Ungenutzt knnteer jedoch auch zu Elend, Chaos und Gewaltfhren.

    Rund 95 Prozent der 81 Millionen gypter sindjnger als 65 Jahre. Der Bevlkerungsanteil der20- bis 40-Jhrigen drfte bis 2030 noch um

    knapp 54 Prozent zulegen.3Mehr als ein Drittelder Bevlkerung ist jnger als 14 Jahre. Daswirtschaftliche Potenzial einer solch jungenBevlkerung kann ein Land jedoch nur dannnutzen, wenn es ihr ausreichend Arbeitspltzezur Verfgung stellt. Zwar ist die arbeitendeBevlkerung gyptens von 16,9 Millionen Men-schen im Jahr 1990 auf 26,7 Millionen Men-schen im Jahr 2011 gewachsen.4Und offiziellliegt die Arbeitslosenquote bei vergleichsweiseniedrigen zwlf Prozent. Doch die tatschlicheZahl drfte weit hher sein, denn viele gypter

    arbeiten im informellen Sektor und werden vonder offiziellen Statistik nicht erfasst. Zudem

    sind inzwischen insgesamt sechs Millionengypter, niedrig wie auch hoch qualifizierte,ins Ausland gegangen, weil sie in ihrer Heimatkeine Arbeit gefunden haben. Sie berweisenjhrlich einen zweistelligen Milliardenbetragan ihre Familien zu Hause.5

    In dem patriarchalisch geprgten Land verlie-

    ren Frauen als erstes ihre Arbeit oder findengar nicht erst welche: 23 Prozent von ihnensind offiziell arbeitslos, im Gegensatz zu nurneun Prozent der mnnlichen gypter.6Vorallem aber ist ausgerechnet die Jugend desLandes, die eigentlich den demografischenBonus einlsen knnte, auergewhnlich starkvon Arbeitslosigkeit betroffen: Rund ein Viertelder jugendlichen gypter ist ohne Job. Jhrlichdrngen zudem weitere 700.000 junge Men-schen auf den Arbeitsmarkt.7Vor allem jungeAkademiker suchen Arbeit. Sie machen rund

    90 Prozent der Arbeitslosen unter 30 Jahrenaus. Die Lage der arbeitslosen Akademikerwird sich in den kommenden Jahren eher nochverschlechtern, denn fast ein Drittel der Alters-gruppe der Studenten ist an den Universittendes Landes eingeschrieben.

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    20/50

    Fnf Lwen auf dem Sprung? 19

    Zahl der Hochschulabschlsse nimmtstark zu

    Der Bevlkerungsanteil der gyptischen Mnner undFrauen mit Hochschulabschluss wird dem heutigenTrend folgend bis 2050 stark zunehmen. Schonjetzt hat sich fast ein Drittel der entsprechendenAltersgruppe an den Universitten des Landes ein-geschrieben. Damit wren die Voraussetzungen fr

    einen konomischen Aufschwung geschaffen. Aller-dings mssten die Akademiker auch Arbeit finden.

    Schlechte Ausbildung, hoheLebenshaltungskosten

    Insgesamt haben 19 Prozent der gypter einenHochschulabschluss.8Die hohe Akademiker-quote ist auch das Resultat eines Gesetzesaus dem Jahr 1960, das allen Absolventen mitSekundar- oder Hochschulabschluss Stellen im

    Staatsdienst garantiert hat und erst vor weni-gen Jahren auer Kraft getreten ist. Der Zugangzur Universitt wird durch einheitliche natio-nale Tests geregelt. Nur die besten Teilnehmerdrfen hinterher Fcher wie Medizin oder Ma-schinenbau studieren, alle anderen landen beiGeistes- und Sozialwissenschaften. Die Folge:Rund 82 Prozent der gyptischen Studentenbelegen derartige Fcher und gerade mal 14Prozent Medizin oder Naturwissenschaften ein Missverhltnis, das an den tatschlichenBedrfnissen des Arbeitsmarkts vorbeigeht.9

    Um in diesem System dem eigenen Nachwuchszu mglichst guten Chancen zu verhelfen, gibtmehr als jeder zweite Haushalt mit Kindern imSchulalter Geld fr Nachhilfe aus. Schon 2002bestanden 1,6 Prozent des gyptischen Brutto-inlandsprodukts aus Nachhilfegebhren.10Wegen der seitdem gestiegenen Schlerzahlendrfte dieser Anteil inzwischen sogar nochhher liegen. Trotzdem gehrt das gyptischeBildungssystem im weltweiten Qualittsver-gleich zu den Schlusslichtern und liegt auf

    Platz 131 von 139 Lndern.11

    Als Folge von schlechter Ausbildung und hoher,teils versteckter Arbeitslosigkeit verfgen80 Prozent der gyptischen Familien berein jhrliches Einkommen von umgerechnetgerade mal 2.250 Euro.12Mehr als ein Fnftelder gypter lebt sogar unterhalb der nationa-len Armutsgrenze von 1,50 Euro am Tag.13ImDurchschnitt liegt das Pro-Kopf-Einkommen

    allerdings bei 4.700 Euro14 ein Zeichen fr

    die ungleiche Verteilung von Wohlstand indem Land. Die vielen Armen leiden besondersunter der seit Jahren hohen Inflationsrate vonzeitweise mehr als zehn Prozent, welche dieLebenshaltungskosten in die Hhe treibt. Zwarwerden Nahrungsmittel und Treibstoff subven-tioniert, und es gibt einen Mindestlohn.15Deraber liegt bei 87 Euro und reicht kaum aus,

    um eine Familie zu ernhren. Denn die Hlfteder monatlichen Ausgaben mssen gypterfr Nahrungsmittel verwenden, ein weiteresDrittel fr Wohnen, Nebenkosten, Gesundheitund Bildung. Damit bleibt dem Durchschnitts-gypter kaum finanzieller Spielraum fr weite-re Konsumausgaben.16

    0 0 01 1 11 1 1

    1009599909485898084757970746569606455595054454940443539

    30342529202415191014

    5 904

    1009599909485898084757970746569606455595054454940443539

    30342529202415191014

    5 904

    1009599909485898084757970746569606455595054454940443539

    30342529202415191014

    5 904

    3 3 33 3 35 5 5 4 544444 222222

    Mnner MnnerFrauen Frauen

    ohne Schulbildung

    Grundschule

    weiterfhrende Schule

    Hochschule

    Bevlkerungsanteile nachSchulbildung, in Millionen

    (Datengrundlage: UNPD, IIASA)

    gypten 2010 gypten 2030 gypten 2050

    Mnner Frauenund lter und lter und lter

    5 5

    Gesamtbevlkerung: 81,1 Millionen Gesamtbevlkerung: 106,5 Millionen Gesamtbevlkerung: 123,5 Millionen

    GYPTEN

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    21/50

    20 Fnf Lwen auf dem Sprung?

    Reiche Kste, arme Wste

    Beim Wohlstand zeichnen sich groe Unter-schiede zwischen den Regionen des Landesab. Die Gouvernements im Landesinneren ander Grenze zu Libyen im Westen und zumSudan im Sden sowie stlich des Nils biszum Roten Meer bestehen aus dnn besie-

    delten, armen Wstenregionen. Dort gehren20, teilweise sogar mehr als 40 Prozent derBevlkerung zu den sehr Armen.17Die Sinai-Halbinsel stlich des Suez-Kanals erweistsich als ebenso karg und ist mit etwas mehrals einer halben Million Einwohnern ebenfallsdnn besiedelt. An ihrem Sdzipfel sorgtzumindest der Badeort Scharm el-Scheichfr einige Arbeitspltze. Der Suezkanal zwi-schen Rotem Meer und Mittelmeer, der dieTransportwege zwischen Asien, Afrika, Europaund Nordamerika verkrzt, ist ein weiterer

    wichtiger Wirtschaftsfaktor fr Teile des Sinai.So tragen die Kanalgebhren jhrlich knappsieben Prozent zum Bruttoinlandsprodukt desgesamten Landes bei. Sowohl am Nord- alsauch am Sdende des Kanals sind Freihandels-zonen angesiedelt, die der lokalen WirtschaftAufschwung gegeben haben.

    Im Gegensatz zu den kargen Wstenregionenstehen das Niltal sowie am Mittelmeer dasNildelta. Im Tal mit seinem fruchtbaren Nil-schlamm bauen die Menschen seit Urzeiten er-

    folgreich Obst und Gemse an. Zudem lockt esmit zahlreichen Bauwerken aus altgyptischerZeit, etwa in Luxor, auch viele Touristen an.

    Auch die Badeorte am nahen Roten Meer wieHurghada sind Zentren des Fremdenverkehrsim weiteren Einzugsraum des Niltals. In denneunziger Jahren litt der Tourismus in diesenGegenden nach mehreren Terroranschlgenzwar unter Einbrchen. Inzwischen hat er sichjedoch wieder erholt, ist fr 14 Prozent des na-tionalen BIPs verantwortlich und beschftigt

    13 Prozent der arbeitenden Bevlkerung desLandes.18Die wirtschaftsstrkste und bevlke-rungsreichste Region gyptens ist jedoch dasNildelta mit einem Metropolengroraum, dervon der etwas landeinwrts gelegenen Haupt-stadt Kairo bis nach Alexandria am Mittelmeerreicht. Aus diesem Teil des Landes stammt derGroteil des gyptischen BIPs: Allein 142,7 voninsgesamt 186,7 Milliarden Euro im Jahr 2010wurden hier erwirtschaftet.19In dieser Regionhaben die grten Unternehmen des Landesihren Sitz und ihre Produktionssttten.

    Wohlstand dank Regimenhe

    Die glitzernden Fassaden der Brotrme ent-lang des Nils und in der Kairoer Innenstadtstehen fr eine erfolgreiche Seite der gypti-schen Wirtschaft. 1991 begann die damaligeRegierung Mubarak auf Druck des Internatio-nalen Whrungsfonds mit wirtschaftlichen

    Reformen. Sie sollten makrokonomischeStabilitt gewhrleisten, die ffentlichenAusgaben reduzieren, Handelsbarrieren ab-bauen, die Privatwirtschaft frdern und dasLand attraktiv fr Direktinvestitionen ausdem Ausland machen.20Von diesen Reformenhaben jedoch vor allem Geschftsleute, die derdamaligen Regierung nahe standen, profitiert.So konnten regimetreue Unternehmer und

    Investoren fr symbolische Preise Baugrundam Roten Meer erwerben, um darauf Hotelszu errichten. Durch ihre Nhe zum Regimesind einige Familien sehr reich geworden.Ein Beispiel dafr ist die Familie Sawiris, dieunter ihrem Patriarchen Onsi Sawiris eins dergrten Privatunternehmen gyptens auf-gebaut hat: die Orascom-Holding, deren drei

    Tochterunternehmen fr Telekommunikation,Bau und Entwicklung von den drei Shnen desPatriarchen gefhrt werden. Das brsennotier-te Unternehmen ist 9,77 Milliarden Euro wertund macht die Familie zu einer der reichstendes Landes.21

    Breite Branchenbasis mit hohemStaatsanteil

    gyptens Volkswirtschaft steht auf einer breiten Basisvon Branchen von Finanzdienstleistungen ber Tele-kommunikation bis zum Tourismus. Eine Besonderheitdes Landes ist der starke staatliche Sektor: Unterneh-men in Staatshand erwirtschaften rund 40 Prozentdes Bruttoinlandsprodukts. Sie stellen ein groesProduktspektrum her. Ein Groteil der nationalen Wirt-schaftsleistung stammt dabei aus dem bevlkerungs-reichen Nildelta, einer von Stdten geprgten Region,

    die von der landeinwrts gelegenen Hauptstadt Kairobis nach Alexandria am Mittelmeer reicht.

    Erdl-/Erdgasfrderung/Bergbau

    Baugewerbe

    Handel

    verarbeitende Industrie

    Landwirtschaft

    Andere

    Energie/Wasser

    Hotels/Gaststtten

    Transport/Logistik/Kommunikation

    2

    14

    17

    14

    12

    4

    4

    5

    19

    9

    Finanzdienstleistungen

    BIP-Anteile in Prozent(Datengrundlage: Central Agency for PublicMobilization and Statistics)

  • 7/26/2019 Teilen Von Afrika

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    Fnf Lwen auf dem Sprung? 21

    ffnung zeigt Wirkung

    Vor allem die junge Bevlkerung, die in demautoritren, von Vetternwirtschaft geprgtenStaat keine Zukunft mehr fr sich gesehen hat-te, hat inzwischen mit einer weitgehend fried-lichen Revolution fr einen Regimewechselgesorgt. Doch schon vorher hatte die von dergestrzten Mubarak-Regierung angestoeneffnung der gyptischen Wirtschaft Wirkunggezeigt. So sind die auslndischen Direkt-investitionen seit 1991 von 141 Millionen Euroauf mehr als 8,2 Milliarden Euro im Jahr 2010gestiegen.28Der Groteil der Investitionenstammt aus der Europischen Union undden USA. Aber auch die sogenannten BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und Chinainvestieren inzwischen vermehrt in gyp-ten vor allem in Projekte in den BereichenEnergie, Chemie, Automobilzulieferung sowie

    Elektro- und Elektronikteile.29So entwickeltbeispielsweise das chinesische UnternehmenTeda Group zurzeit eine neue Freihandelszoneam Suezkanal, der indische Tata-Konzern hatGeld in gyptische Hotels gesteckt, und dasindische Unternehmen Shivsu errichtet eineEntsalzungsanlage. Solche Investitionen in sei-ne Trinkwasser-Versorgung hat gypten bitterntig. Denn durch das Bevlkerungswachstumund gestiegene Lebensansprche haben nichtalle Menschen permanent Zugang zu sauberemTrinkwasser. So erhalten beispielsweise 40

    Prozent der Bewohner Kairos fr nur drei Stun-den tglich frisches Wasser aus ihren Leitun-gen.30Verschmutzung und Wasserknappheitsind an der Tagesordnung.

    Mchtigster Gegenspieler der Privatwirtschaftist in gypten der Staat. So erwirtschaftenUnternehmen in Staatshand rund 40 Prozentdes BIPs. Allein die diversen Unternehmendes Militrs tragen zehn Prozent zur jhrlichenWirtschaftsleistung bei.22Sie stellen ein breitesProduktspektrum von Munition ber Zementbis Olivenl her.23Insgesamt sind rund acht

    Millionen gypter beim Staat angestellt dasist fast jeder zehnte Einwohner des Landes.Rund drei Millionen sind es allein bei denSicherheitskrften.24

    Der grte Arbeitgeber der gyptischen Wirt-schaft ist jedoch weder die Privatwirtschaftnoch der Staat, sondern der informelle Sektor.Hier arbeiten ungefhr 40 Prozent mehr Men-schen als in der Privatwirtschaft. Ein Grunddafr ist die langsame gyptische Brokratie.25So kann es anderthalb Jahre dauern, um eine

    kleine Bckerei zu registrieren, und bis zuzehn Jahre, um ein Grundstck zu kaufen.26Diesen Hindernissen weichen viele gypterdurch Schwarzarbeit und illegale Betriebe aus.Zudem wchst der informelle Sektor durchdie Migration vom Land in die Stadt: Viele dernicht oder niedrig qualifizierten Binnenzuwan-derer aus strukturschwachen Landesteilenverdienen ihren Lebensunterhalt als fliegendeHndler, Mllsammler oder Markthndler.27

    China investiert in gyptisches l

    Die auslndischen Direktinvestitionen in gypten ha-ben sich in den vergangenen 20 Jahren fast versechzig-facht. Das Geld fliet vor allem in die gyptische l-industrie obwohl das Land nur ber vergleichsweisegeringe Vorkommen verfgt. Vor allem China undIndien wollen auch dort ihre knftige Versorgung mitdem Energietrger sichern. Die gyptische Tourismus-industrie dagegen, immerhin einer der grten Arbeit-geber des Landes, zieht nur wenige Investoren aus demAusland an.

    Auslndische Direkt-investitionen in gyptenin Prozent 2008/2009(Datengrundlage:gyptische Zentralbank)

    Industrie

    Immobilien

    BaugewerbeDienstleistungen

    LandwirtschaftAndere

    Kommunikations-/Informationstechnologie

    Erdlindustrie

    Tourismus

    75,3

    6,6

    5,7

    3,42,2

    2,4 1,8

    1,10,9

    Finanzdienstleistungen

    0,6

    Auch die Infrastruktur fr Telekommunikation

    wartet darauf, weiter ausgebaut zu werden.Zwar nutzen knapp 98 Prozent der Bevl-kerung Mobiltelefone. Aber nur jeder dritteHaushalt hat einen Internetanschluss.31DieZahl der Internetnutzer steigt allerdings rasantan: Von 2010 bis 2011 legte sie um 40 Prozentzu.32Das hat inzwischen sogar Auswirkungenauf den trgen Arbeitsmarkt des Landes. Beirund 4.200 gyptischen Firmen, die sich mitInformations- und Telekommunikationstechno-logie beschftigen, arbeiten inzwischen schon210.000 Menschen. Die Zahl der in diesem

    GYPTEN

  • 7/26/2019 Teilen Von Afrika

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    22 Fnf Lwen auf dem Sprung?

    2004 2006 20092005 20082007 2010

    19

    18

    17

    16

    15

    14

    13

    12

    11

    10

    9

    8

    7

    6

    5

    4

    3

    2

    1

    0

    Der Fluch des Pharaos

    Der abgesetzte Staatsprsident Husni Mubarak,genannt der Pharao, hat die gyptische Wirtschaftin einer gemischten Lage hinterlassen. Zwar konntedas Land jahrelang mit hohen Wachstumszahlen beimBruttoinlandsprodukt punkten. Doch zugleich lhmteeine hohe Inflationsrate die Volkswirtschaft. Darunterleiden vor allem die einfachen, im Durchschnitt wenig

    wohlhabenden gypter. Um sie bei Laune zu halten,leistet sich der Staat hohe Subventionen fr Nahrungs-mittel und Treibstoff und belastet so seinen Haushaltjhrlich um mehrere Milliarden US-Dollar.

    Sektor Beschftigten wchst jhrlich um mehrals neun Prozent.33Die Verbreitung und Nut-zung sozialer Medien hat nicht zuletzt durchden Arabischen Frhling erheblich zuge-nommen. Aber schon vor den Protesten hattenjunge gypter Unternehmen gegrndet, diein diesem Bereich aktiv wurden. Schlielichbraucht eine junge und technikaffine Bevl-

    kerung solche Plattformen nicht nur, um sichpolitisch zu organisieren. Sondern auch malganz einfach, um Freunde zu kontaktieren odersich per Navi-App im Wirrwarr des Verkehrsvon Kairo zurechtzufinden.

    Direkte Subventionen in Milliarden US-Dollar(Datengrundlage: Weltbank, Egyptian Center for Economic Studies (ECES),fr die Fiskaljahre 09/10 und 10/11 Schtzung von ECES)

    Inflation pro Jahr und BIP-Wachstum, in Prozent(Datengrundlage: Weltbank, Egyptian Center for Economic Studies (ECES),fr die Fiskaljahre 09/10 und 10/11 Scht zung von ECES)

    direkte Energie-Subventionen

    Nahrungsmittel-Subventionen

    2004/05 2006/07 2009/102005/06 2008/092007/08 2010/11

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    12

    11

    10

    9

    8

    7

    6

    5

    4

    3

    2

    1

    0

    Inflation pro Jahr

    BIP-Wachstum

  • 7/26/2019 Teilen Von Afrika

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    Fnf Lwen auf dem Sprung? 23

    Auf der kleinen Landzunge, die sich vor derghanaischen Hauptstadt Accra in den Golf vonGuinea streckt, steht eine wei leuchtende Fes-tung. Dnen haben den Trutzbau im 17. Jahr-hundert errichtet und nutzen ihn lange als Ba-sis fr den Handel mit Gold und Sklaven. Heuteist das Gebude Amtssitz von Ghanas Prsi-denten und eine beliebte Sehenswrdigkeit bei

    den Touristen, von denen jedes Jahr mehr indas Land strmen. Sie werden angelockt vonhistorischen Sehenswrdigkeiten, idyllischenStrnden und afrikanischem Lebensgefhl.Dabei knnen sie sich vergleichsweise sicherfhlen: In Ghana liegen die Kriminalittsratenrelativ niedrig und das politische System ist ei-nigermaen stabil. Zwischen 2000 und 2009hat sich die Besucherzahl denn auch auf mehrals 800.000 verdoppelt.1Kein westafrikani-sches Land zieht mehr Touristen an als Ghana.

    Das ist kein Zufall. Nachdem die ehemals briti-sche Kolonie Gold Coast vor mehr als fnfzigJahren als erstes Land in Subsahara-Afrikaunabhngig geworden war, lie Ghanas legen-drer Grndungsprsident Kwame Nkrumahnicht nur Staudmme, Hfen und Straenbauen, um den neuen Staat wirtschaftlichauf eigene Beine zu stellen. Er legte auch dieGrundlagen fr eine heute halbwegs funk-tionierende parlamentarische Demokratie.Zwar litt das Land von Mitte der 1960er bisAnfang der 1990er unter mehreren Umstrzen

    und Militrregierungen. Doch seitdem hatsich die Lage wieder beruhigt, und es gab auergewhnlich fr Subsahara-Afrika, wonach Wahlen regelmig Chaos und Gewaltausbrechen bereits mehrere friedlicheRegierungswechsel.

    Auch darum gehrt Ghana bei den IndizesPolitical Stability und Rule of Law zur Spit-zengruppe Afrikas. Das US-ForschungsinstitutFreedom House hat dem Land fr die politi-schen Rechte seiner Brger auf einer Skala, dievon eins (frei) bis sieben (unfrei) geht, dieNote eins verliehen.2Und beim Ibrahim Indexof African Governance, der die Qualitt von

    Regierungsarbeit misst, landete Ghana 2011auf Platz 7 von 53 afrikanischen Lndern.3Esverfgt heute ber eine halbwegs unabhngigeJustiz und eine ebenso unabhngige Presse.Die Organisation Reporter ohne Grenzen etwabewertet Ghanas Presse als frei und setztdas Land auf einer Rangliste fr Pressefreiheitweltweit auf Platz 27 von 178 das ist der bes-te Platz fr ein afrikanisches Land.4In Ghanamit seinen 24 Millionen Einwohnern lebenzwar, wie vielerorts in Afrika, zahlreiche eth-nische Gruppen nebeneinander. Aber bis auf

    einzelne gewaltsame Zwischenflle zwischenzwei Stmmen im Norden gibt es fast keinegewaltsamen ethnischen Konflikte. Auch diesist ungewhnlich fr Subsahara-Afrika.

    GHANADie vorzeigbare Demokratie

    Politische Stabilitt ist gut fr dieTourismusindustrie

    Zwischen 2000 und 2009 hat sich die Zahl der jhr-lich ankommenden Touristen in Ghana auf mehr als800.000 verdoppelt. Kein westafrikanisches Landzieht mehr Reisende an. Im klassischen Urlaubslandgypten waren die Steigerungsraten in diesem Zeit-raum noch grer sie sind aber mittlerweile wegen

    der politischen Unruhen eingebrochen.

    Zahl der Anknfte sowie Steigerungsrate in Prozent(Datengrundlage: United Nations World TravelOrganisation (UNWTO))

    2000

    2005

    2009

    132%

    19%

    101%

    12.000

    11.000

    10.000

    9.000

    8.000

    7.000

    6.000

    5.000

    4.000

    3.000

    2.000

    1.000

    0Ghana Keniagypten Sdafrika

    54%

    GHANA

  • 7/26/2019 Teilen Von Afrika

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    24 Fnf Lwen auf dem Sprung?

    Rohstoffpreise beflgeln Wachstum

    Zwar ist Ghanas Volkswirtschaft absolut betrachtetnoch vergleichsweise klein. Aber beim Wachstum desBruttoinlandsprodukts steht das Land noch vor Sd-afrika an der Spitze des afrikanischen Kontinents. In-ternational wurde es 2010 nur vom boomenden Indienbertroffen. Ghana profitiert von den anhaltend hohenPreisen seiner Hauptexportgter Gold und Kakao.

    Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts in Prozent(Datengrundlage: Internationaler Whrungsfonds (IWF))

    2000 20042002 20062001 20052003 2007 2008 2010

    2009

    10

    9

    8

    7

    6

    5

    4

    3

    2

    1

    0

    1

    2

    Brasilien

    Ghana

    Indien

    Sdafrika

    BIP-Wachstum gehrt weltweit zurSpitze

    Dank all dieser Vorzge gilt Ghana, das unge-fhr so gro ist wie die britische Insel und alsenglischsprachiges Land von frankophonenStaaten umringt wird, als VorzeigedemokratieWestafrikas. Sein politisches System wird ge-

    sttzt durch eine florierende Wirtschaft. Zwarist Ghanas Volkswirtschaft absolut betrachtetnoch vergleichsweise klein. Aber immerhin hatdas Bruttoinlandsprodukt zwischen 2005 und2010 im Schnitt um 5,4 Prozent zugelegt. 2012soll sich das Wachstum zwar etwas abschw-chen.5Aber Ghana gehrt mit seinen Steige-rungsraten weiter zur globalen Spitzenklasseund trotzt der weltweiten Wirtschaftskrise.

    Dafr gibt es vor allem zwei Grnde. Das Landleidet weniger stark als viele Industrienationen

    unter der Krise, weil seine Wirtschaft nicht soeng mit den Weltmrkten verknpft ist. Vorallem aber profitiert Ghana von den anhaltendhohen Preisen fr Gold und Kakao. Es ist einerder grten afrikanischen Exporteure vonKakao und nach Sdafrika der zweitgrte Fr-derer von Gold auf dem Kontinent. Ein Drittelder Exporterlse des Landes stammt aus demHandel mit dem Edelmetall.6Weitere wichtigeExportgter sind Tropenhlzer, Diamanten,Mangan und Bauxit.

    Insgesamt hngt Ghanas Wirtschaft allerdingsnoch stark von der Landwirtschaft ab. Sie warvon


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