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[Teil A]. E. Ule: Kautschukgewinnung und Kautschukhandel in Bahia || Anpflanzung von Maniçoba

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Anpflanzung von Maniçoba Source: Notizblatt des Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin, Bd. 5, Nr. 41, [Teil A]. E. Ule: Kautschukgewinnung und Kautschukhandel in Bahia (Jan. 25, 1908), pp. 40-52 Published by: Botanischer Garten und Botanisches Museum, Berlin-Dahlem Stable URL: http://www.jstor.org/stable/3994215 . Accessed: 14/06/2014 07:17 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Botanischer Garten und Botanisches Museum, Berlin-Dahlem is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Notizblatt des Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin. http://www.jstor.org This content downloaded from 91.229.248.187 on Sat, 14 Jun 2014 07:17:30 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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Anpflanzung von ManiçobaSource: Notizblatt des Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin, Bd. 5, Nr. 41, [TeilA]. E. Ule: Kautschukgewinnung und Kautschukhandel in Bahia (Jan. 25, 1908), pp. 40-52Published by: Botanischer Garten und Botanisches Museum, Berlin-DahlemStable URL: http://www.jstor.org/stable/3994215 .

Accessed: 14/06/2014 07:17

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Im Verkehr ist der Bahianer im allgemeinen harmlos und gastfrei, aber man muB mit ihm umzugehen verstehen, will man irgend etwas er- reichen. Namentlich bei Unternehmen von Ausl'andern mUlssen alle diese VerhKltnisse berUlcksichtigt werden.

VII. Anpflanzung von ManiQoba. Da vorauszusehen ist, daB die Kautschuk-Produktion aus den wilden

BestUnden in absehbarer Zeit zurlickgehen wird, so wird man, soll dem Lande dieser eintrigliche Ausfubrartikel erhalten werden, sich auf die Kultur geeigneter Kautschukpflanzen verlegen mUssen.

Die Mangabeira ist hiervon auszuschlieBen, da sie sehr langsam wiichst und erst nach 20 oder 25 Jahren anzapfungsffibig sein soll, und auBerdem hat sichl herausgestellt, daBl die gepflanzten Baume nach dem ersten Schnitt anfangen zu kr1inkeln').

In dem am meisten vorgeschrittenen Staate Sao Paulo hatte die Regierung 1898 dturch KongreBbeschlufi zur Anreguug und Hebung der Kautschuk-Produktion eine Reihe von Priimien im Werte von 10 bis 25 Contos (ein Conto gegenwirtig etwa 1260 Mark) ausgesetzt.

Die Pramien sollte derjenige orhalten, welcher in einem Zeitraum von 4 Jabrein die groBte oder zweitgrolte Anzahl von Mangabeirabiaumen gepflanzt oder in wilden BestAnden bearbeitet hatte. Mit einigen Neben- bedingungen ergab dies eine Reihe von Prlimien, die duirch ein be- sonderes Gesetz garantiert waren.

Obwolil nun eine Anzahl Landbesitzer und einige Pflanzgesellschaften sicli eifrig bemiihten, diese Pramien zu gewinnen und groBe Pflanzungen von Hancornia anlegen liefen, so ist doch kein Ergebnis erzielt worden und die gauze Angelegenheit geriet in Vergessenheit.

Antf versebiedene Anfragen erhielt ich unter anderen von Herrn Dr. J. von Ihering, Direktor des Museum in Sao Paulo, die Mitteilung, daB die einzige im Staate Sdao Paulo versuchte Anpflanzung von Kaut- schukpflanzen, die der Mangabeira, ganzlich geseheitert ist.

Der Barao de Rezende hat bei Campinas diese Kultur im groBen MaBstabe betrieben aber als unertraglich wieder einstellen miissen. Die Pflanzen kriinkeln nach der ersten Ernte und gehen eim.

Ebenso driickt sich auch M. Ch. A. Cadiot im Journal Agriculture tropicale 1905 p. 319 aus: nLes mangabeiras ont une croissance trop lente pour rlmunerer une culture commerciale".

') Die Mitteilungen von 0. Warburg im Tropenpflanzer, Berlin 1900. "Die Kautschukpflanzen und ihre Kultur", uber die friihe Erntereife, die Hohenlage, in der der Baum am besten wachse, and andere sind durchaus irrig und riihren wohl von falschen Informationen her.

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Da die Fruclhte von Hancornia speciosa ein beliebtes Obst sind, so wird sie oft vereinzelt in Girten als Obstbaum gepflanzt und entwickelt sich allem Anscheine nach recht gut.

Wahrend die Mangabeira ein immergrtiner Baum ist, werfen die Manigoba-Arten ihr Laub alljithrlich ab und stehen Monate lang entlaubt da. In Bahia tritt dieser Zustand in der Zeit von Mai bis Juli ein, und im Oktober schwellen die Knospen an und entfalten neues Laub und Bliiten. Die Bltitezeit dauert jedoch, da die Trauben sich nach und nach entwickeln, noch bis in den November. Die Fruchtreife findet im Januar und Februar statt, wo dann die Kapseln aufspringen und die Samen fallen lassen.

In der Kultur kommt es haiufig vor, daB die Mani9obabitume ein zweites Mal im Dezember bis Februar bluhen und dann in der trockenen Jahreszeit Frtichte tragen, und zuweilen findet sich diese Erscheinung auch bei den wilden Bestlinden. Diesem Umstande habe ich es auch zu verdanken, daB ich von den zwei Arten am Saio Francisco Bluten- material zur Beschreibung erlangen konnte. In der Kultur waren von beiden Arten bltihende Exemplare zu finden, im wilden Zustande habe ich aber nur einige Blume von M. heptaphylla in Blute getroffen.

Die ausgefallenen Samen keimen zum Teil noch am Ende der Regenperiode, also vom Februar bis April, die meisten aber gehen erst zu Beginn der neuen Regenzeit auf, und damit hiingt auch die lange Keimkraft und harte Samenschale zusammen.

Nach den bis jetzt gemachten Erfahrungen keimen am leichtesten die Samen von Manihot dichotoma, so daB man auf 60-80 0/0 aufgehende Samen rechnen kann.

Das Wachstum ist bei den verschiedenen Arten ein schnelles, das sich in den ersten Jahren mehr auf die Hohe erstreckt, worauf dann die Ausbreitung der Krone und eine grtoBere Dickenzunahme des Stammes folgt. Manihot Glaziovii und M. dichotoma werden in den ersten Jahren schon 3-6 Meter hoch, wlhrend M. heptaphylla und M. piauhy- ensis in derselben Zeit nur 2-3 Meter hoch wachsen, da dies uberhaupt Arten sind, die sich durch einen niederen Wucbs auszeichnen.

Im Gegensatz zu den langlebigen, zlihen Mangabeirablaumen, die vielleicht hunderte von Jahren alt werden, scheinen die Manigoba-Arten eine kiirzere Lebensdauer zu besitzen. Zwar fehlt es in dieser Richtung noch an Erfahrung, doch wird man gut tun, in den Pflanzungen auf nicht mehr als sechs, hochstens zehn Ertragsjahre za rechnen. Indessen ist dies kein groBer Nachteil, weil diese Zeitdauer mehr als ausreichend ist, um neue Bestainde heranzuziehen,

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Von Feinden und Krankheiten der Kautschuk-Manihot habe ich wenig bemerkt. Die Schleppameisen, Atta, sollen zuweilen die jungen Pflanzungen von Mllanihot dichotoma arg schadigen.

In der Serra do Sio Ignacio sab icb eine Reihe von Biaumen, deren Laub von Heuschrecken abgefressen war. Pilze babe ich nicht beobacbtet, dagegen zwei Gallenarten von Gallmticken hervorgerufen, die jedoch auch keinen nenienswerten Schaden anriebten.

Manihot Glaziovii wird schon seit sehr langer Zeit angepflanzt, deshalb muB die Kultur und die Kautschukgewinnung dieser Pflatnze, von der man schon manche Erfahrung hat, in Rticksicht auf die andern Manihot-Arten etwas eingehender behandelt werden. Da ich selbst weder die wilden Bestainde nocl gr68ere Anpflanzungen von Alanihot Glaziovii aus eigener Anschauuing kenne, so gebe ich einige Mitteilungen darUiber aus anderen Quellen.

Besonders verdanke ich Herrn Sandmann, der kiirzlich eine Reise nach Brasilien zur Untersuchung der Kautschukverhbiltnisse unternommen hat, nachdem er schon vorher Indien und Ceylon zu gleichen Zwecken bereist hatte 1), wicbtige Notizen, von denen ich hier einige Ausztlge bringe.

Herr Sandmann besuchte zuerst im Staate Ceara eine Pilanzung in der Serra do Vicente unweit Baturite, welche sich im Besitz einer franzdsischen Gesellsehaft befindet und 400-600 Meter hoch liegt. Sie ist sechs Jahre alt, umfaBt 500 Hektar, und auf den Hektar kommen ungef'ahr 1500 Batume.

Die Anzapfung geschieht in der Weise, daB mit dem Machadinho, einer kleinen Axt, wie sie am Amazonenstrom ftir die Hevea benutzt wird, an jedem dritten Tage je nach der Starke des Baumes ein bis zwei SchIige in den Stamm ausgefdihrt werden. Die Schaige werden moglichst nahe dem Boden gemacht, und zwar so, daB die Milch in eine kleine Grube flieBen kann. Am zweiten Tage wird dann der ge- ronnene Kautschuk aus den Gruben gesammelt und mit eisernen Kratzen von anhaftendem Sand gereinigt.

Diese Arbeitsmethode ist sehr einfach und erfordert verhiltnismaBig wenig Zeitaufwand, die Qualitiit des Kautschuke ist aber durch Sand und andere Verunreinigungen minderwertig.

An Produktion erwartete man im ersten Jahre zehn Tonnen und die Arbeitskosten pro Kilo trockenen Kautschuks sollen sich ca. auf 900-1000 Reis (M 1,2) stellen.

Ein anderer Kautschukbezirk ist die in englisehem Besitz befind- liche Brasilian Plantation und Estade Ltd. Monte Alegre. Diese Be-

1) Eine Reise nach Ceylon, Indien und Birma von D. Sandmann. Deutsches Kolonialblatt Jahrg. 18, Nr. 5, S. 207-220.

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sitzung liegt 600-800 Meter hoch und umfaBt ungefihr 1000 Hektar, welche zum Teil aus natfirlichem Bestand, zum Teil aus Nachpflanzungen bestehen. Nach Schiitzung Herrn Sandmanns diirften sich hier pro Hektar wohl ca. 2000 junge und alte Manigobabgume befinden.

Die Biume werden an der zu bearbeitenden Seite von einem Streifen der aiuBeren Rinde entbliBt und alsdann von unten nach oben, in Abstiinden von etwa 5 cm, zwei Schliage mit dem Machadinho gegeben.

Die beiden Schliige steben in spitzem Winkel, die Spitze nach unten, zueinander, und zwar so, daB der eine Schenkel tiber der Spitze nach unten herausragt. Unter dem Einschnitte wird dann ein kleiner Blechbecher in die Rinde gedrUckt, in den die Kautschukmilch hineinflieBt. Die gauze Methode iihnelt sehr der am Amazonenstrome angewendeten.

Das Anzapfen beginnt um 3 Uhr nachts, worauf die Milch ge- sammelt und schon zeitig vormittags in die Faktorei gebracht wird. Die auf Tellern ausgegossene und dort zum Gerinnen gebrachte Milch liefert einen viel reineren Kautschuk.

Der Ertrag an trockenem Kautschuk ist schwer festzustellen, soll aber nach Schatzung 250 g pro Baum im Jahre ergeben, so daB auf den Hektar eine Ernte von 500 Kilo kommen wtUrde, die besser auf 300 Kilo zuruckzusetzen ist.

Schon im Jahre 1876 wurde Manihot Glaziovii nach Singapore Ubergeflihrt und ist dann auch nach anderen Teilen Indiens, nach Ceylon, Ostafrika und Togo verpflanzt worden.

Die Ergebnisse der Kulturen sind zum Teil unbefriedigende gewesen, deshatb hat man sie in Ceylon, auf den Samoa-Inseln und besonders in Madagascar und anderen franz6sischen Kolonien wieder aufgegeben.

Bessere Erfolge hat man in Ostafrika und in Togo gehabt, wo sogar einige Pflanzer durch die Manihobakulturen zu Wohlstand gelangt sind. Die Pflanzungen in Ostafrika verdanken besondes Professor Dr. Zimmermann, Leiter der Botanisehen Versuchsstation in Amani, wertvolle Forderung ihrer Bestrebung.

Der in den Kolonien allgemein tibliche Griatenschnitt ist jetzt dtirch neuere Methoden ersetzt worden. Namentlich fangt man nicht mehr den Milchsaft in besonderen GefOfen auf, sondern laBt ihn am Stamme, den man vorher mit einer vier- bis fllnfprozentigen Karbol- siiureltsung bestreicht, gerinnen. Man entbloBt Teile des Stammes von der au3eren Rinde, briingt ihm dann mit dem Messer oder einem Instrumente versehiedene Wunden bei, liiBt die Milch ausflieBen und sammelt dann den geronnenen Kautschuk. Letztere Anzapfungsweise ist noch etwas vervollkommuet worden, dadurch, daB man kleinere,

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von der iiuBeren Rinde entbloBte FlUchen am Stamme mit regelmifigen Messerstichen versieht und an den folgenden Tagen andere Flaclben in gleicher Weise behandelt, bis der gauze Stamm abgeerntet ist.

Nach dieser Behandluing muB man den Baum eine Zeitlang rulbeni lassen, bis er sich wieder erholt hat, und die Wunden ausgebeilt sind.

In den Kolonien saet man die Samen auch meistens auf besondere Saatbeete und pflanzt die jungen Biiumchen, die man oft einmal zuirlick- seboeidet, spater eiu.

Die Pflanzweite ist eine recht versehiedene und schwankt zwischen 2X3 bis 5X5 m.

Die geringste Pflanzweite ist wobl 2,5 m, so daB 1600 Baume auf den Hektar kommen, die man bei Berucksichtigung der Durcbschnitts- pflanzweite wohl auf 1000 Biiume herabsetzen kann.

Nach allen, einigermaBen zuverlassigen Berechnungen gibt ein Hektar mit Manihot Glaziovii bepflanzt wohli selten mehr als 300 Kilo trockenen Kautscluks im Jalre; vielfach ist aber der Ertrag ein viel geringerer.

Gunstigere Ergebnisse seheineni nach ausl]ndischen, besonders bra- silianiseben Autoren1) erzielt zu sein; wir wissen aber nicht, inwieweit bier andere Manihot-Arten hinzugezogen sind und miissen desbalb auf die Kultur dieser Arten besonders und ausfiibrlicher eingehen.

ANs in Bahia die wilden Bestainde von Manihlot-Arteni auf Kaut- scbuk ausgebeutet worden, begann man aueb bald darauf Pflanzungen aDzulegen.

Von Manihot dichotomza werden die iiltesten Kulturen gegenwArtig vier Jahre als sein, so daB jetzt mit dem Anzapfen der Baume be- gonnen werden kann.

Im vorigen Jahre biabe ich einige solcher Pflanzungen besiehtigt, welebe in der Nihe der EisenbabDstation Tambury und Machado Por- tella gelegen waren. Erstere enthielt etwa 100000 zwei- und drei- jiihrige Bliume, die zwei bis drei Meter boch waren und ibre Krone auszubreiten begannen. Der Besitzer dieser PflanzUng war Coronel Alvaro Nascimentoe Silva.

Die andere Pflanzung an der Endstation gebhrte Herrn Antonio Procopio Ferreira und enthielt an 200000 Baume, die meist drei Jahre alt waren und einen recht guten Eindruck machten.

Dann babe iClo noeb einie jiDgere Pflanzung bei Jequi, auBerbalb der Kautschukdistrikte, und eine Anzabl kleinere Kulturen geseheni.

1) A. J. Cardozo. La culture du Manigoba dans l'Ntat de Rio. Journ. d. Agricult. trop. 1904, p. 371.

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GroBe Pflanzungen befinden sich in der Umgebung von Jequi6, nind im Gebiet des Rio das Contas.

Bei dem Anlegen einer solehen Pflanzung waihlt man entweder ein StUick Land, welches schon unter Kultur ist, oder es wird ein StUck Catinga oder Catingawald gerodet. Ein lebmiger, fruchtbarer Boden ist Sandboden, auf dem die Blume nur wenig Kautschuk geben sollen, vorzuziehen. Ist das Land gereinigt und geebnet, so sebreitet man zur Aussaat und steckt einige Samen in Abstinden und Reihen von zwei Metern etwas flach in die Erde. Als Zeit hierzu wahit man am besten den Oktober, doch kann man auch in spateren Monaten noch saen.

Die Sameu behalten lange ihre Keimkraft und gehen leicht auf. Nach dem Aufgelien und Anwachsen der PfliDnzClIen mllssen die tiber- zaihligen entfernt, und die giinzliclh ausgebliebenen dureb neue Aussaaten ersetzt werden.

Sehr leicht wKchst Mllanihot dichotoma auch aus Stecklingen und enitwickelt sich daun sehr schnell. Die Anzucht aus Stecklingen ist jedoch nicht auzurateo, denn die daraus eotwickelten Pflanzen bildeon nur ein unvollstWindiges Wurzelsystem aus und sind wenig dauerhaft. Sonst wiichst jedes in die Erde gesteekte Zweigstdck, und an Zaunen, zu denen man die dtinnen Staimmchen der Mani9oba verwendete, sieht man oft wieder auisgeschlagene Exemplare dieses Kautschukbaumes.

In den ersten Jahren kann man ganz gat Zwischenkulturen von Mais, Bohnen, Mandioka, Klirbis und Melonen anlegen.

Die Zahi dieser Gewachse ist in der Catingagegend, wo bislher alle Pflanzungen angelegt sind, wegen des trockenen Klimas eine be- schrainkte. Auch Mandioka dllrfte als Zwischenpflanze besser auszu- schliefen sein, da sie uhnliche Bedingungen wie Manihot dichotoma an den Boden stellt, und dann muB bei der Ernte der Knollen die Erde aufgewlihlt werden, wobei die Wurzeln der eigentlichen Kulturpflanze verletzt werden kDnnen.

Soweit dies nicht schon flir die Zwischenkulturen geschieht, muB das Land rein von Unkraut gehalten werden, auch ist es mit einem Zaun von Stacheldraht oder Holzlatten einzufriedigen, um weidende Tiere fernznhalten. Im vierten Jabre sollen die ausgeslieten Baume anzapfungsfahig sein; sie blilben und fruchten aber schon oft im ersten Jahre. Die Samen geben einen guten Nebenertrag, da sie auf dem Markt zur Olbereituing mit zwei Milreis (M 2,50) das Kilo bezahlt werden. Dieses 01 wird wohl als Ersatz fur Leinol im Lande selbst verwendet, sonst lieBe sich der hohe Preis nicht erklUren.

Die Samen der anderen Arten stehen niedriger im Preise, so daB das Kilo nur 1 $ 500 reis (M 2) gilt.

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Die Anlage und die Pflege solcher Pflanzungen verursacben im allgemeinien wenig Kosten, die in guinstigen Jahren wohl durel die Zwischenkulturen und den Samenertrag gedeckt werden kionnen.

Ein groBeres Kapital ist erst untig, wenn mit dem Anzapfen der

ManiQobabaiume begonnen werden soll, denn dann miissen Arbeiter an- geworben nnd die Arbeit gut iuberwacht werden.

Viele Landbesitzer trachten danach, ihre Pflanzungen an Gesell- schaften zu verkaufen, da sie durch die Manigobakulturen einen Preis fUr sonst wertloses Land erzielen kUnnen und dann auch aller weiteren MUhe enthoben sind, die eine rationelle Ausnutzung der Kautschuk- bestainde mit sich bringt. SeblieBlich gehbrt zu diesem Betrieb auch ein groBeres Kapital, das diese Leinte meist nicht besitzen.

Liegt die ganze Kultur dieser Kautschuk liefernden Manihot-Arten in Bahia noch in den Kinderschuhen, so fehlt es besonders bei der von, M11anihot dichotomna, an jeder Erfahrung, und nur aus den Ergebnissen der wilden Bestgnde kann man einige SchiUsse ziehen und ungefaihre Schaitzungen des Ertrages anstellen.

Es ist nicht gut, die Biiume von Manihot dichotoma, die wild im Catingawald wachsen, 6fter als dreimal im Jahre anzuschneiden, eine Manipulation, die bei sorgfiiltiger Behandlung in der Kultur natlirlicli ofter wiederholt werden kann. Rechnet man 30-50 g bei jedesmaligem Anzapfen eines Baumes, so ergibt das wenigstens 100 g pro Jahr und fUr den Hektar, auf dem nach der Ublichen Pflanzweite 2500 Bitume stehen, 250 Kilo.

Von den Manigoba-Arten am Rio Sao Francisco gibt es seit litngerer Zeit Pflanzungen, und es kommt von diesen sogar schon genUigend Kaut- schuk in den Handel. Ich hatte Gelegenheit, von Manihot piauhyensis eine Anzahl von Kultuien zu sehen, die meist in einem recht guten Zustand waren.

Die erste war die von Coronel Joao Rodriguez de Souza bei Re- manso, in der etwa 120000 ein- bis dreij"ahrige BaIume sich befanden. Die kleinen Baume, die gleichfalls in AbstUnden und Reihen von zwei Meter Entfernung gepflanzt waren, verzweigten sich dicht Uber dem Boden und sahen in ihrem frischen, dunkeln GrUn recht gut aus (Taf. 1). Auch waren einige Exemplare von Manihot Glaziovii und M. dichotomiia und einige Reihen von If. heptaphylla versuchsweise ge- pflanzt worden. Letztere wuchsen mehr in die Hihe, besaBen aber auci die breitere Kronenentwickelung von Mlanihot piauhyensis. Sie werden drei Jahre alt und 4-5 m hoch; wiihrend die ebenso alten Biume von Manihot piauhyenSis nur 3-4 m Hohe batten. Im Beginn dieses Jahres (1907) sollten die Bliume zum ersten Male angeschnitten

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werden; eine kleinere, schon liltere Pflanzung sah ich dann in der Nacli- barschaft.

Ferner habe ich gr'oSBere Pflanzungen noch bei Jatobasinho, unweit der Grenze von Piauhy, und bei der Serra Nova, in diesem Staate selbst, besucht, die in einem recht befriedigenden Zustande waren.

Von Manihot heptaphylla ist mir nur eite einzige Pflanzung in der Serra do Sao Ignacio von zum Teil dre"ijhrigen Baiumen gezeigt worden. Auch diese war im allgemeinen gut gehalten und in gesundem Zustande. Ganz fltichtig habe ich dann noch im Vorbeifahren bei Villa Nova einige Plantagen dieser Manihot geseben.

Die Anlage von Kulturen der zwei Manihot-Arten vom Rio Sao Francisco geschieht in aihnlicher Weise wie bei Manihot dichotoma, niur ist fUr dieselben ein mehr sandiger, wenn auch nicht gar zu unfruchtbarer Boden auszuwlblen.

Das Ausrotten von Unkraut maclt nur im ersten Jahre einige Schwierigkeit, spitter schlieBen die Kronen der kleinen Bilume enger zusammen und verhindern so selbst das Aufkommen von anderen Ge- wchsen.

Das erste Anschneiden zum Gewinn der Kautschukmilch beginnt man am besten nach dem dritten Jabre der Anpflanzung, sobald die Bgume ausgereift sind und die Niedersohlige etwas nachgelassen haben, also etwa im Januar. Es werden nun zuverlissige Arbeiter ange- worben, welche man im Akkord arbeiten IiiBt, die einzige Art und Weise, mit der hier etwas durchzusetzen ist.

In Piauhy war es tiblich, den Arbeitern von dem gewonnenen und praparierten Kautschuk ein Drittel als Lobn zu Uberlassen, ftir den sie den vollen, dortigen Preis erhielten.

Zufallig war ich in der Serra Nova gegenwlartig, als eine Anzahli Leute, die in solchen Kautschukpflanzungen gearbeitet batten, abgelohnt wurden. Auf meinen Wunsch wurde mir ein Zettel mit der Abrechnung Uberlassen 1).

Es hatten nach diesem 10 Arbeiter in 7 Tagen 95,7 Kilo Kaut- schuk geerntet, und es kommt danach auf den Mann fUr den Tag 1,367 Kilo, der einen Wert von 6 $ 180 reis (Kilo zu 4 $ 500 reis be- rechnet) batte und fur den Arbeiter 2 $ 060 reis (ungefihr M 2,60) er- gab. Wenn dies kein besonders gtinstiges Ergebnis ist, so muB berUlck- sichtigt werden, daB unter den Arbeitern sich auch Frauen und Kinder befanden, und daB die Pflanzung noch eine ganz neue war. Immerhin

1) Es haben solche kleinen Dokumente deshalb einen Wert, weil die miind- lichen Mitteilangen oft wenig zuverlissig sind, und ein gewisses Geschick dazu ge- h6rt das Richtige herauszufinden.

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ijt ein Tagelohn von liber 2 Milreis ftir die dortigen VerhIltnisse ein hoher, und derselbe kann sich unter gtinstigen Umstlnden gewiB mehr als verdoppeln.

Die kleinen Kautschukfladen, welche immer das Ergebnis eines ein- maligen Anzapfens sind, haben mir in Mengen vorgelegen und wogen im Durchschnitt 25 und selbst 50 Gramm. Wie wir gesehen baben, k'onnen die Biiume hundert Mal im Jahre angezapft werden. Schneidet man sie aber nur 40 oder 20 Mal an, was entschieden besser ist, so ergibt dies immer noch einen Jahresertrag von 1/2- 2 Kilo, also im Mittel 1 Kilo Kautschuk fUr den Baum.

Ein Hektar, auf dem 2500 Bltume gepflanzt werden kdnnen, wtlrde demnach 21/2 Tonne ergeben, emn Ertrag, den man in Berticksichtigung aller mioglichen Umstiinde auf 1 Tonne gern herabsetzen kann, um der Wirklichkeit naiher zu kommen.

Da es im allgemeinen noch sehr an Erfahrung auf dem Gebiete der Mani,oba-Kultur fehlt, denn bei den Einheimischen steht selbst die Landwirtschaft auf einer noch niederen Stufe, so werden manche Ver- besserungen einzuflihren sein. Man kann mancherlei Versuche in bezug auf die Pflanzungszeit, die Pflanzweite und die Zwischenkulturen machen. Vielleicht gedeihen die Baume bei einem weiteren Pflanzen doch besser und dauern dann langer aus. Auch die Anzapfungemethode und das Aufsammeln der Kautschukmilch ist sicher einiger Verbesserungen fahig.

Es sind schon Versuche gemacht worden, die Kautschukmilch in GefaBen aufzufangen, doch hat dies noch nicht ale Regel durchgefuhrt werden kionnen, weil man ftir den Kautschuk keinen besseren Preis er- hielt, und weil das Unterbringen von GefiBen in die Lbcher noch immer einige Schwierigkeiten macht. Oft verdickt sich nimlich der Stamm gerade am Wurzelhals, oder es ist Gestein vorhanden, das schon das Aushtohlen des Bodens schwierig macht. Diese nacbteiligen Umstitnde lassen sich gewiB bei einer rationellen Bewirtschaftung in der Kultur beseitigen.

Besonders das Arbeitersystem wird vielfach zu vervollkommnen sein. Es wird sich dann darum handeln, den Ertrag bedeutend zu vermehren und den Gewinnanteil des Arbeiters auf 25 oder 20 Prozent seiner Ausbeute herabzusetzen. Bei passender Arbeitsverteilung ist man im Stande jedem Arbeiter sein Revier zuzuerteilen und ilber je 10 oder 12 Arbeiter kann man einen Aufseher (Fiscal) setzen, der wiederum einen gewissen Gewinnanteil zu bekommen hat.

Bei der Auswahl der zu Kiulturanlagen der Manigoba-Arten ge- eigneten Lindereien sind in erster Linie diejenigen vorzuziehen, welche den nattirlichen Bedingungen der wilden Bestinde am meisten ent- sprechen und womoglich in dem Gebiete selbst liegen.

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In zweiter Linie kann man auch L'andereien zu dieser Kultur ver- wenden, die schon weiter entfernt von den Manigoba-Diistrikten gelegen sind, aber noch ihnliche Boden- und klimatische VerhUltnisse besitzen. In dritter Reihe kommen dann auch geeignete L'andereien in anderen brasilianischen Staaten und in fremden Erdteilen in Betracht, und bier wird die Erfahrung zeigen, wie weit sich diese Manihot-Arten in der Kultur den versehiedenen Bedingungen anpassen lassen.

Die Ergebnisse aus der Kultur der Manihot-Arten von Bahia sind der von Manihot Glaziovii entscbieden Uberlegen. Langilhrige Er- fahrungen in Indien, den afrikanischen Kolonien und in Brasilien selbst haben doch eine Menge Obelstlnde bei der Kultur dieser Kautschuk- pflanze aus CearA dargetan. Sind die BUume nicht geschlitzt, so er- leiden sie durch beftige Winde leicht Windbruch, dann ist das Anzapfen der barten Rinde wegen sehr schwierig, und ungeschickte Verletzungen schdidigen die Bgume sehr, und endlich ist auch meist der Kautschuk- ertrag kein sebr hoher.

Man bat den Kautschukertrag eines guten Baumes von Manihot Glaziovii im Durchscbnitt auf 250 g pro Jahr berechnet, das macht bei einer Pflanzweite von 3 bis 5 Meter nur einige Hundert Kilo Kautschnk auf den Hektar.

Die Manigoba-Arten von Bahia haben kaum vom Winde zu leiden, da sie weniger hocb werden, oder wie die von Piauby niedrige Blaume sind, und das Anzapfen, das friiher geschehen kann, macht keine so groBen Schwierigkeiten. Ganz bedeutend grUBer ist aber der Kautscbukertrag eines Hektars gepflanzter Bilume, der auch dann dem der Manihot Glaziovii tiberlegen bleibt, wenn eine weitere Pflanzweite sich als passender herausstellen solite.

In Zukunft wird man, wo es irgend die Verbliltnisse gestatten, die Kultur der Manihot Glaziovi' durch die der Manihot-Arten aus Bahia zu ersetzen baben.

Die Frage, welche von den drei Manihot-Arten aus Bahia und Piauhy vorzuziehen sei, richtet sicb besonders nach den Bodenverhlit- nissen, da die klimatischen Bedingungen ziemlich gleiche sind. In einem festeren, lehmigen Boden wird man am besten Manihot dichotoma und in einem leichten, sandigen Manihot heptaphylla oder piauhyen8si an- pflanzen.

Manihot dichotoma hat vor den anderen zwei Arten den Vorzug, daB die Samen besonders leicbt keimen, und der Kautschuk, sowie auch die Samen, gegenwirtig noch einen etwas besseren Preis haben. Daftir ist die Ertragsfltbigkeit der beiden Arten vom Rio Sato Francisco ent-

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schieden grio5ler und die bis jetzt tibliche Anzapfungsmethode ist den Bitumen weit weniger nacbteilig.

Ob nun Manihot heptaphylla oder M. piauhyensis ftir die Kultur vor- zuziehen sei, liBt sich noch nicht sicher entscheiden.

Im Durchschnitt ist der Kautschuk von Manihot piauhyensis etwas besser als der von M. heptaphylla, und erstere Art ist wohl noch etwas frilier anzapfungsflihig; daffir scheint letztere langlebiger zu sein.

In Bahia selbst ist man noch nicht zu entscheidenden Vergleichen dieser drei Arten gekommen und deshalb trifft man iberall in den Pflanzungen diejenige Manihot-Art an, welche in der Nithe wild vor- kommt. Nur die Kultur von Manihot piauhyensi8 hat sich am meisten ausgebreitet und dringt vom Rio Sao Francisco immer weiter vor. So lange noch keine anderen Erfabrungen vorliegen, wird Manihot piau- hyensis al die ftr die Kultur passendste uind ertragreichste Art anzusehen sein. Vielleicht kann auch bei Manihot dichotoma durch eine verbesserte Anzapfungsmethode der Ertrag bedeutenid erhtiht werden.

In neuerer Zeit nehmen die Pflanzungen von Hevea brasilienst8 eine ungeahnte Ausdehnung, so dal schon Millionen von Baiumen angepflanzt sind, die in absebbarer Zeit einen nennenswerten Ertrag an Kautschuk liefern werden. Es sind sogar schon Berechnungen aufgestellt worden, nach denen in. zehn Jahren der Kautsehukertrag voII den Plantagen die Ausbeute aus den wilden Bestlinden, besonders am Amazonenstrome, konkurrenzulnfalhig mache. Ich kann mich solchen Ansichten nichlt an- sebllieBen, denn es werden da noch elne Menge ungllnstige Bedingungen 1) und unvorhergesehene Umstinde mitwirken, die den Zeitptunkt einer solchen Krisis in weitere Ferne rtlcken.

Zweifellos ist der Kautschuk von Hevea von besserer Qualitiit und auch grUBerer Elastizitlt und erzielt immer einen bVheren Preis als der von den Manihot-Arten.

Die Kultur dieser Manihot-Arten bietet jedoch gewisse Vorteile, so dat3 sie trotz des hbheren Wertes des Hevea-KautschukS2) mit der dieser Kautschukpflanze wird konkurrieren konnen.

Hevea brasiliensis kann allerdings nach sechs Jahren angezapft werden, gibt aber erst nach acht oder zehn Jahren einen besseren Er-

1) Mit Recht wird auch an anderer Stelle darauf hingewiesen, daB das vor- zeitige Anzapfen von Hevea brasiliensis Nachteile fur die Dauer des Baumes haben miusse. I)eutsche Kolonialzeitung Jahrgang 24, Nr. 26, S. 261.

') E. Ule: Kautschukgewinnung und Kautschukhandel am Amazonenstrome.

"Tropenpflanzer", Band VI, Beiheft 1.

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trag, wiahrend einige Manihot-Arten schon im vierten Jahre eine volle Ernte liefern. Die Menge Kautschuk, welche von einem Hektar jiahr- lich gewonnen wird, steht bei Manihot heptaphylla und M. piauhyensis der der Ievea nicht nachi. Die Bearbeitung der fur die Kultur der Kautschukbiiume bestimmten L'andereien ist fiir die Manihot-Arten meist einfacher, denn es macht weniger Arbeit und MUhe, ein StUick Steppe zu roden und zll bearbeiten, als einen Teil Urwald fuir Hevea-Kultur herzurichten iand von dem meist uppiger aufwachsenden Unkraut und Gestrtlpp rein zu halten. AuBerdem muissen fUr Hevea meist die fruclt- barsten Landereien verwendet werden, withrend gerade die Manihot- Arten in unfruchtbaren Gegenden, die fast wertlos sind, gebaut werden kUnnen.

Wenn die Kulturen von Ilevea brasiliensi8 in den iuppigen Tropengegenden fur die Kautschukproduktion gewiB die gr6Bte Bedeutung erlangen werden, so kann besonders Manihot piauhyensis und M. heptaphylla fur trockene unfruchtbare Lander- striche als die Kulturpflanze des Kautschuks in Zukunft an- gesehen werden.

Anmerkung.

Nachi SchluB dieser Abbandlung sebe icli mich veranlaBt, darauf hinzuweisen, daB tlber diesen Gegenstand im Tropenpflanzer Nr. 12, Dezember 1907, Seite 861-869, schon eine Mitteiltung ersehlienen ist. Dem Bahia - Kautschuk - Syndikat war als Bericht ein Auszug aus dem Manuskript vorliegender Arbeit tibergeben worden und dieser wurde in einer privaten Denkschrift der Gesellsehaft gedruckt, die aber nicht im Buchhandel erhbaltlieh ist. Diese Denkschrift ist auf Veranlassung von Herrn Prof. Warburg, ohne daB dieser weder vom Verfasser noch von der Gesellschaft die Erlaubnis erhalten hatte, im Tropenpflanzer ab- gedruckt worden.

Da fur den Bericht die Angaben mehr vom kaufmrnnnischen Stand- punkte behandelt wurden, so sei noch darauf aufmerksam gemacht, daB vorliegende Schrift allein als Originalarbeit anzuseben ist.

Wahrend des Druckes ersehien im Journal d'Agriculture tropicale Nr. 78, 31. Dezember 1907, ein Artikel nUn nouveau Manihot A cautchouc par M. Aug. Chevalier', in dem eine Manihot-Art beschrieben wird, die im Versuclsgarten zu Camayenne in Franzosisch Guinea gepflanzt war und die den Namen Manihot Teis8onnieri A. COev. erhielt.

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Da diese Pflanze aus Piauhy stammt, vermutet A. Chevalier wohl mit Recht, daB sie mit Manihot piauhyenwis Ule identisch ist, die er im ,,Tropenpflanzer" erwilhnt findet. Nun ist aber vor dieser Mitteilung vom Notizblatt des Kgl. Botan. Gartens zu Berlin, November 1907, folgende Sebrift herausgegeben worden: jVorlNufige Mitteilung ilber drei noch unbeselriebene Kautschuk liefernde Manihot-Arten in Bahia." Da bier eine kurze lateinische Diagnose gegeben wurde, so hat der Name M. piauhyensi8 unbedingt das Vorrecht.

Druock von E. Buchbinder in Neu-Ruppin.

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