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Teil 3.2 Beispielaufgaben „Stadtgeographie“ (S 2) · T I P P S U N D H INWEISEF ÜR D A S S C H...

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T I P P S U N D H I N W E I S E F Ü R D A S S C H R I F T L I C H E G E O G R A P H I E - A B I T U R Gymnasium Heidberg Zusammenstellung: Wolfgang Fraedrich November 2009 Teil 3.2 Beispielaufgaben „Stadtgeographie“ (S 2)
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TIPPS UND HINWEISE FÜR DAS

SCHRIFTLICHE GEOGRAPHIE-ABITUR

GymnasiumHeidberg

Zusammenstellung:Wolfgang Fraedrich

November 2009

Teil 3.2Beispielaufgaben

„Stadtgeographie“ (S 2)

GeographieGrundkurs, 3. Prüfungsfach Arbeitszeit: 4 Zeitstunden

Hameln: Stadtgenese und aktuelle Entwicklungen

Teilaufgaben:

1. Colorieren Sie in M 1 den Bereich des mittelalterlichen Stadtkerns und beschreiben Sie mar-kante physiognomische Grundriss- und Aufrissmerkmale. Vergleichen Sie anschließend dieAltstadt mit dem Stadtgebiet westlich der beiden großen Weserinseln. Werten Sie hierzu M 1 undM 2 aus.

2. Erläutern Sie Hamelns wirtschaftliche Situation und seine Lage im zentralörtlichen System

Deutschlands (vgl. hierzu auch Alexander Gesamtausgabe, S.191). Bewerten Sie die verkehrs-geographische Einbindung in das Städtesystem.

3. Diskutieren Sie, inwieweit Hameln Perspektiven für eine Stabilisierung, Stärkung und/oderAusweitung seiner zentralörtlicher Bedeutung bietet und inwieweit sich diese in das Landes-raumordnungskonzept eingliedern ließen.

Hilfsmittel:Alexander Gesamtausgabe, hier insbesondere S.191, S.184, S.185Duden (bitte neue Rechtschreibung beachten!)Fremdwörterlexikon

Materialnachweise:Stehen unter dem jeweiligen Material

Materialien 1 bis M 11 sind angeheftet

Material 1 Topographische Karte von Hameln (Ausschnitt)

Niedersachsen/Bremen - Amtliche topographische Karten. Hrsg. v. Landesvermessung und Geobasisinformation Niedersachsen (CD-ROM). Hannover 2000

Material 2Blick auf die Altstadt Hamelns (von ESE)

http://www.hameln.de/images/1/951-vonosten-gr.jpg

Material 3Blick über die Weser auf Hamelns Innenstadt (von SW)

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/3/3e/P8120041.jpg

Material 4Stiftsherrenhaus in der Hamelner Altstadt (erbaut 1558)

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/1/17/Hameln_Stiftsherrenhaus.JPG

Material 5Leisthaus in der Hamelner Altstadt

(erbaut 1585-1589)

Text:http://de.wikipedia.org/wiki/Weserrenaissance

Foto:http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/3/3e/P8120041.jpg

Entlang der Weser hat sich in der Zeit zu Beginn des16. Jahrhunderts bis Mitte des 17. Jahrhunderts ein spezieller Stil

in Architektur und Möbelstücken entwickelt, der imWesentlichen Elemente der italienischen und westeuropäischenRenaissance vereint. 1912 wurde der Begriff Weserrenaissance

von Richard Klapheck in Abgrenzung zu den benachbartenRegionen geprägt, deren Baustil nicht nur Schlösser, Kirchen

und Rathäuser, sondern auch Häuser vermögenderBürger und Bauern umfasst.

Material 7Hamelns Geschichte im Zeitraffer

Bundesland: NiedersachsenLandkreis: Hameln-PyrmontFläche: 102,3 km²Einwohner: 58.604 (28. Februar 2005)Bevölkerungsdichte: 573 Einwohner/km²

Material 6Hameln: Basisdaten

http://de.wikipedia.org/wiki/Hameln

Die Geschichte der Siedlungsspuren im Hamelner Raum reicht bis in die Steinzeit zurück. Ab wann sich aufdem Boden der Altstadt dörfliche Strukturen bilden, bleibt ungeklärt. Auf den gestifteten Gütern eines kin-derlos verstorbenen sächsischen Grafen gründet die Reichsabtei Fulda um 851 an einem günstigen We-serübergang das Benediktinerkloster Hameln. Im Laufe der Zeit bildet sich vor dem in ein Kollegiatstift um-gewandelten Kloster eine Marktsiedlung, die um das Jahr 1200 erstmalig schriftlich „civitas“, Stadt genanntwird.Weltweit bekannt wird Hameln durch den Auszug der „Hämelschen Kinder“ (1284), aus dem sich später dieRattenfängersage entwickelt. Von 1426-1572 ist Hameln Mitglied des Hanse-Städtebundes. Im 16. Jahrhun-dert wetteifert die reiche Kaufmannschaft Hamelns mit dem Landadel und errichtet die prächtigen Bautender Weserrenaissance. 1664 beginnt der Ausbau Hamelns zur stärksten Festung des Fürstentums Hannover,der Ende des 18. Jahrhunderts mit der Befestigung des Klütbergs abgeschlossen wird. Die Festung trägt da-her den Namen „Gibraltar des Nordens“. 1808 wird die Festung auf Befehl Napoleons I. geschleift. Dadurchwird die Voraussetzung für eine Ausweitung der Stadt geschaffen.1867 wird Hameln preußisch. Die Eisenbahn Hannover-Altenbeken erreicht 1872 Hameln. Neben der tradi-tionellen Mühlenindustrie entsteht 1889 die erste Teppichfabrik.Im Zuge der Gebietsreform wird 1973 die bisher selbstständige Stadt Hameln Teil des Landkreises Hameln-Pyrmont; 12 Umlandgemeinden werden der Stadt Hameln zugeordnet. Von 1968 bis 1992 wird eine umfas-sende Altstadtsanierung durchgeführt. 1996 wird das Veranstaltungszentrum Weserbergland-Zentrum eröff-net, 1999 das Werder neu gestaltet und mit einer Fußgängerbrücke erschlossen. 2000 eröffnete das neueTourismus-Infocenter. Zurzeit wird der Bahnhof grundlegend umgebaut. Heute ist Hameln das bedeutendsteWirtschafts- und Kulturzentrum des Weserberglandes.

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http://www.hameln.de/stadtportal/stadtgeschichte/index.htm

1689 - 2.3981825 - 5.3261905 - 21.3851939 - 32.0001968 - 48.7871998 - 58.7621999 - 58.5442000 - 58.8072001 - 59.0522002 - 59.1562003 - 58.9022004 - 58.676

Material 8Hameln: Einwohnerentwicklung

http://de.wikipedia.org/wiki/Hameln

Große Karte:http://www.viamichelin.com

Kleine Karte:http://www.hameln.de/wirtschaft/verkehrsanbindung/index.htm

Material 9Hamelns Lage im Süden Niedersachsens

Material 10Wirtschaftsstruktur als Rahmenbedingungen für die Raumordnung

Hameln ist durch eine relativ breit gefächerte und ausgewogene Wirtschaftsstruktur gekennzeichnet. Ne-ben einer Vielzahl von kleinen bis mittleren Betrieben ist als größter Arbeitgeber aus dem Bereich des Kre-dit- und Versicherungsgewerbes BHW 1) angesiedelt. Der öffentliche Dienst stellt mit Kreiskrankenhaus,Stadt- und Landkreisverwaltung nach BHW die drei größten Arbeitgeber. Hameln als Mittelzentrum mitknapp 60.000 Einwohnern verfügt über zentrale Einrichtungen wie Amtsgericht, Arbeitsgericht, Agentur fürArbeit, Finanzamt, Krankenhaus, Staatshochbauamt, Katasteramt und Zollamt. Die Rattenfängerstadt ist Sitzder Berufsakademie Weserbergland e.V. und der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsan-stalt Nord-West (LUFA).Der Maschinenbau mit den Werken ABG Ingersoll-Rand Allg. Baumaschinen GmbH, Reintjes GmbH, Ste-phan-Werke und anderen mittleren Betrieben ist ein strukturbestimmendes Element. Daneben sind die Berei-che der Textil- und Teppichindustrie (Vorwerk Teppichwerke GmbH & Co. KG), die Nahrungsmittelindus-trie (Kampffmeyer-Wesermühlen Hameln, Vogeley GmbH und die Firma VITAM) sowie die Chemische In-dustrie (hameln pharmaceuticals) zu nennen. Auf dem Sektor der Energiewirtschaft ragt aus einigen anderenBetrieben die E.ON Westfalen WeserAG (ehem. Wesertal) hervor. Ein weiterer bedeutender Arbeitgeber istdas Verlagshaus und der Herausgeber der regionalen Tageszeitung C.W. Niemeyer.Die Wirtschaftsstruktur ist wegen des weltweit bekannten Rattenfängers und wegen der Lage Hamelns imlandschaftlich reizvollen Weserbergland auch durch den Fremdenverkehr geprägt. Die Zahl der touris-musabhängigen Arbeitsplätze liegt, vorsichtig geschätzt, deutlich über 1.300. Hameln weist jährlich ca. 3,8Mio. Tages- und 200.000 Übernachtungsgäste auf. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigtenist tendenziell rückläufig und beträgt 23.431 Personen (30.06.2004). Die stärkste Abnahme, wie auch bun-des- und landesweit zu verzeichnen, gibt es im produzierenden Gewerbe. Diese Abnahme wird nur teilweiseaufgefangen durch Steigerungen im Dienstleistungsgewerbe sowie im Handel. Im Vergleich zu Niedersach-sen weist Hameln einen unterdurchschnittlichen Anteil im produzierenden Gewerbe und einen überdurch-schnittlichen Anteil im Dienstleistungssektor auf.Eine Besonderheit Hamelns ist der im Landesvergleich um ein Vielfaches höhere Anteil der Beschäftigtenim Wirtschaftszweig Kreditinstitute und Versicherungen, begründet vor allem durch BHW, der auch den ho-hen Anteil der Dienstleistungen beeinflusst. Die Arbeitslosenquote im Hauptamt Hameln des gleichnami-gen Arbeitsamtsbezirks betrug im Jahr 2004 durchschnittlich 11,9 %, die Zahl der Arbeitslosen im Stadtge-biet Hameln im Dezember 2004 4.209 Personen.Das Landesraumordnungsprogramm Niedersachsen 1994 (LROP) weist die Stadt Hameln entsprechendseiner Bedeutung als Mittelzentrum aus. Hameln hält teilweise oberzentrale Einrichtungen vor, die über denengeren regionalen Bereich hinaus ausstrahlen, z. B. Agentur für Arbeit, Amts- und Arbeitsgericht, Finanz-amt und Einrichtungen der Gesundheitsvorsorge. Im privatwirtschaftlichen Bereich ist Hameln Sitz vonBHW, dem mit Abstand größten Arbeitgeber des Arbeitsamtsbezirkes Hameln. Die zentrale regionale Funk-tion Hamelns zeigt sich u. a. daran, dass ca. jeder dritte Bewohner des Landkreises Hameln-Pyrmont in derStadt Hameln wohnt und jeder zweite sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Stadt Hameln arbeitet.Seiner wirtschaftlichen Bedeutung entsprechend verfügt Hameln über einen deutlich positiven Pendlersaldovon ca. 6.100 Beschäftigten. Die hohe Arbeitsplatzdichte (Anzahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigteram Arbeitsort je 1.000 Einwohner am Wohnort) in der Stadt Hameln von 399 gegenüber 293 im niedersäch-sischen Durchschnitt (30.06.2004) zeigt die erhebliche Zentralität Hamelns für sein Umland.Hameln ist Fördergebiet im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirt-schaftsstruktur“. Dies ermöglicht sich neu ansiedelnden und bestehenden Betrieben unter bestimmten Vor-aussetzungen für betriebliche Investitionen einen Zuschuss aus Bundes- und Landesmitteln zu erhalten. DasStadtgebiet Hameln bleibt bis 2006 Fördergebiet und ist zusätzlich bis 2006 Ziel-2-Gebiet für EU-Förder-programme. Weitere Standortvorteile Hamelns sind:• niedrige Strompreise,• niedrige Wasser- und Abwassergebühren,

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Material 11Wirtschaftsstruktur als Rahmenbedingungenfür die Raumordnung

www.arl-net.de/veroe/HWB_KonzRaumord.pdf

• günstige Wohnungs- und Gewerbeflächenpreise,• hohe Wohn- und Lebensqualität,• hoher Freizeit- und Erholungswert,• die landschaftlich reizvolle Lage an der Weser im Zentrum des Weserberglandes,• der weltweite Bekanntheitsgrad,• das positive Image als geheimnisumwobene, romantische Rattenfängerstadt.

1) BHW = Beamtenheimstättenwerk (Bausparkasse)

Nach http://www.hameln.de/stadtportal/zahlen/

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Angaben über die unterrichtlichen Voraussetzungen

Im Verlauf des 2. Semesters wurde zunächst der Begriff »Stadt« hinsichtlich Physiognomie, Funktion und Dy-namik sowie Genese im »klassischen Sinen« der Stadtgeographie erarbeitet. Dazu wurden u.a. Fotos, Luftbil-der und Karten mit großem Maßstab eingesetzt, vereinzelt auch Informationstexte aus Schulbüchern einbezo-gen. Ein weiterer Aspekt des so genannten Kernbereichs (vgl. Bildungsplan Geographie gymnasiale Oberstu-fe, S.15) und auch ein Wesensmerkmal zur Definition einer Stadt war die Analyse von Stadtmodellen in Anleh-nung an funktionale und auch soziale Gliederungen. Aus dem Vertiefungsbereich 1 wurden teile des ersten Abschnitts »Historisch-genetische Stadttypen in Mittel-europa« zur Behandlung aufgegriffen. Die inhaltlichen Grundlagen wurden am Beispiel Hamburgs und auchhieran nur unter Einbezug ausgewählter Stadtteile und am Beispiel Lübecks erarbeitet. Der aus dem Vertie-fungsbereich 2 (»Megastädte und Metropolisierung«) aufgegriffene Aspekt »Städtewachstum und Verstädte-rung« wurde am Beispiel Deutschlands behandelt, regionaler Schwerpunkt war der Vergleich der GroßräumeHamburg und Hannover.Neben aktuellen Materialien aus Fachzeitschriften und fachdidaktischen Zeitschriften (u.a. GeographischeRundschau, Praxis Geographie, geographie heute), einigen Artikeln aus Tages- und Wochenzeitschriften (u.a.Spiegel, Focus) waren der Band »Lebensraum Stadt« der Schulbuchreihe »bsv Oberstufen-Geographie« we-sentliche unterrichtsbegleitende Arbeitsmittel. Darüber hinaus haben Internetrecherchen – auch im Unterricht – und darauf aufbauende Präsentationen die Verarbeitung weiterer Quellen ermöglicht.Insgesamt gesehen standen in diesem 2. Semester nicht allzu viele Stunden zur Verfügung. Schulorganisatori-sche Einschränkungen (Exkursionen in anderen Fächern) und Feiertage grenzten das Stundenkontingent des2-stündig erteilten Kurses doch deutlich ein.

Angaben zu den zu erwartenden Leistungen bzw. zum Lösungsweg

Die Aufgabe knüpft an bekannten Aspekten und Problemen an, die Erarbeitung der Teilaufgaben erfolgt anunbekanntem Material und mit unbekanntem regionalen Fallbeispiel. Alle drei Lernebenen werden abgedeckt.

Teilaufgabe 1Grundlage für die Bearbeitung der Aufgabe sind die Materialien M 1 bis M 5. In Anlehung an die diesem Erwar-tungshorizont beigefügte Tabelle sollen entsprechende Merkmale sowohl für die Grundriss- als auch für dieAufrissanalyse herausgearbeitet werden, es ist aber nicht zwingend, alle möglichen Charakteristika herauszu-stellen. Der Vergleich der Altstadt mit dem Stadtviertel westlich der Weser soll sich sowohl auf Grundriss- alsauch auf Aufrissmerkmale beziehen. Der Prüfling sollte auch erkennen, dass das Viertel links der Weser in ers-ter Linie eine Funktion als Wohngebiet hat, während die mittelalterliche Altstadt ein Mischgebiet (vornehmlichWohnen und Dienstleistungen) darstellt.(Lernebene 1 und Lernebene 2)

Teilaufgabe 2Die Analyse der wirtschaftlichen Situation und die Einordnung in das zentralörtliche System Deutschlands er-folgt auf der Grundlage der Atlaskarten S.191 und S. 184 unter Rückgriff auf die Materialien M 6 bis M 8 (im We-sentlichen dienen diese als Hintergrundinformation) und M 9, ggf. auch M 10. Hameln liegt im Dreieck der dreibedeutenderen Oberzentren Bielefeld, Hannover und Kassel und in enger nachbarschaft zum OberzentrumHildesheim in einer Region, die nach der Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung alsversädterter Raum bezeichnet wird. Mit einer Einwohnerzahl von knapp 60.000 ist Hameln als Mittelzentrumeingestuft worden, übt aber aufgrund der relativ isolierten lage auch höhere Funktionen aus. Für die Analyse derverkehrsgeographischen Anbindung bietet sich neben M 9 auch eine Analyse der Karten S.185 an. Die Anbin-dung an das überregionale Verkehrsnetz lässt sich aus M 9 sowie den Atlaskarten auf S.185 ableiten. In Hamelnkreuzen sich überregionale Eisenbahnlinien und Bundesstraßen, die Anbindung an Hannover als Oberzentrumist bedeutender als die Richtung Bielefeld oder Richtung Hannover. Bzgl. Qualität und Quantität des Verkehrsgeben die Atlaskarten detaillierte Hinweise, die aber nur selektiv herausgestellt werden müssen, um die eigeneArgumentation/Einstufung absichern zu können.(vorrangig Lernebene 2)

Teilaufgabe 3Aufbauend auf den Informationen, die M 10 bietet, und den Ergebnissen aus TA 2 soll eine Sachdiskussion ge-führt werden, die Perspektiven für die Raumordnung im Raum Hameln in Ansätzen darlegt. Hier wird letztlich

der Prüfling entscheiden, welche RO-Ziele er für angemessen hält. Dabei sollte er berücksichtigen, dass Ha-meln als Fördergebiet im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe »Verbesserung der regionalen Wirt-schaftsstruktur« ausgewiesen worden ist und zugleich aus EU-Förderprogrammen Geld ziehen kann. Die ver-schiedenen Facetten der Wirtschaft (weniger Industrie, verstärkt Dienstleistungen einschließlich Tourismus)sollten Berücksichtigung finden. Inwieweit die Diskussion der Sachverhalte vor dem Hintergrund der allgemei-nen Konjunkturschwäche in Deutschland geführt wird, wird letztlich der tagespolitische Kenntnisstand desPrüflings entscheiden, der auch bei angehenden Abiturienten – oftmals interessenbedingt – sehr unter-schiedlich sein kann.(vorranig Lernebene 3)

Grundsätzlich gilt:Vom Prüfling wird nicht erwartet, dass er alle Details aus den vorgegebenen Materialien herausfiltert, wohlaber, dass er Kernaussagen erfasst und in dem durch die Aufgabenformulierungen vorgegebenen Zusam-menhang darstellt. Dort, wo es inhaltlich möglich und sinnvoll ist, sollen Zusammenhänge herausgearbeitetwerden, eine rein additive (wenn auch richtige) Aneinanderreihung von Materialinhalten entspricht diesem An-spruch nicht.Der Prüfling hat das Recht, exemplarisch vorzugehen, wenn er bestimmte Sachverhalte näher erläutert, ja dasexemplarische Vorgehen ist in Anbetracht der zu bewältigen Komplexität von Materialvorgaben und Sachin-halten als unabdingbar dargestellt worden.

Ganz wichtig erscheint folgender Hinweis: Es sind nicht eine Anhäufung von isolierten Fakten und der Um-fang der Aufgabenbearbeitung an sich maßgebend für die Qualität der Aufgabenbearbeitung, entscheidendsind deren Einbindung in den Sachzusammenhang (zumindest ab Lernebene 2) und deren sprachlich richtige»Verpackung«. Der Prüfling hat selbstverständlich das Recht, eigene Gedankengänge zu entwickeln, die nichtdenen der Prüfungsausschussmitglieder entsprechen müssen. Bei der Vielfalt an Möglichkeiten müssen sichdiese daher nicht zwangsläufig mit dem Erwartungshorizont decken. Entscheidend sind aber die sachlicheRichtigkeit und die Logik in der Argumentation.

Bewertung:Die drei Teilaufgaben gehen zu je einem Drittel in die Gesamtwertung ein. Anmerkung: Eine Bewertung nachRohpunkten ist im Fach Geographie in der Studienstufe und damit im schriftlichen Abitur wenig geeignet, dabestimmte Sachaussagen zwar getroffen werden können (und damit inhaltlich erkennbar sind), sie könnenaber in ihrem sprachlichen Zusammenhang völlig falsch dargelegt werden. Die einzelnen Teilaufgaben wer-den daher jeweils mit einer Zensur gem. der für die Studienstufe üblichen Punkteskala bewertet.

Die Note »gut« wird erteilt, wenn• die Kernaussagen der Materialien unter den in der Aufgabenstellung genannten Aspekten strukturiert

und überzeugend systematisiert zusammengefasst werden,• einige grundlegende Kenntnisse bzgl. der Stadtgeographie im Gesamtrahmen der Aufgabenstellung

einbezogen sind,• der Umgang mit dem notwendigen Fachvokabular sicher erfolgt, allerdings wird nicht erwartet, dass in

der geographisch-wissenschaftlichen Fachsprache formuliert wird, die fernab jeder populärwissen-schaftlichen und damit zeitgemäßen Sprache liegt,

• die Situation Hamelns in ihren Wesensmerkmalen erfasst und dargestellt wird, eventuelle Strukturpro-bleme erkannt und ansatzweise diskutiert werden und Perspektiven für die raumordnungspolitische Ent-wicklung in soweit erörtert werden, als einige relevante Aspekte angemessen Berücksichtigung finden.

Die Note »ausreichend« wird erteilt, wenn• die Kernaussagen der Materialien unter den in der Aufgabenstellung genannten Aspekten weitgehend

richtig zusammengefasst werden,• erkannt und ansatzweise erläutert wird, wie sich die Stadt entwickelt hat und welchen aktuellen Proble-

men sie sich gegenüber sieht,• erkennbar wird, dass der Prüfling auch einige Gedankenansätze zur Lösung bestehender Strukturpro-

bleme aufgreift.

Schwächen in einzelnen Anforderungsebenen können durch auffällige Stärken in anderen Anforderungs-bereichen kompensiert werden.

Zeitabschnitt

Merkmal

vorindustriellePhase

vor etwa 1870

gründerzeitlicheAusbauphase1871 - 1918

Zwischen-kriegszeit

1919 - 1945

Nachkriegszeit

Bebauungsdichte dicht bis sehr dicht in Kleinstädten oftlockere Bebauung(außerhalb der Altstadt), in Großstädten mittlere bis dichteBebauung

mittlere Bebauung, in Großstädten später oft "aufgefüllt", daher dichter

1945 - 1970

locker, starkeDurchgrünung

nach 1970

in aller Regel locker bei starkerDurchgrünung

G

rund

riss

Hausgrundriss

Anordnung der Häuser(zur Straße)*

Einzelhäuser sindmeist nicht als solche zu erkennen

teils direkt an derStraße, teils im Hinterhofbereich

Straßenführung

Lage innerhalb des Stadtgebietes

unregelmäßig (bisauf absolutistischeStadtgründungen)nach dem ZweitenWeltkrieg oft veränderte StraßenführungStadtkern (City)

in Kleinstädten oftquadratisch(-> Villen);Großstädte: Baublöcke mit Hinterhofbebauung

in Kleinstädtenmeist abseits der Straße, in Großstädten direktan der Straße

Doppelhäuser undgrößere Miethäusermit meistrechteckigemGrundriss

direkt oder auch indirekt (-> Vorgarten) parallel zur Straße

in Kleinstädtenmeist unregelmäßig,in Großstädten oftregelmäßig (Viercke, Sterne)

am Rand derAltstadt (= äußereInnenstadt)

planmäßig, vielfachrechtwinklig

oft nur einzelne Arbeiterwohnviertelim äußerenInnenstadtbereich,selten im Stadtrandbereich

sehr verschieden:rechteckige Blocks,quadratische Hochhäuser, Reihen- und Einzelhäuser

nur teilweise parallel, oft mit Abstand zur Straße

Hochhäuser mit variierendemGrundriss, rechteckige Wohnblocks, treppenartige Reihenauszeilen,Einzelhäuseroft sehr unregelmä-ßig, mitunter auchschräg versetzt zurStraße angeordnet

planmäßig, aber unregelmäßig,typisch sind Sackgassen; erste Ringstraßen

Stadtrandbereich

bogenförmig verlaufende Straßenund Ringstraßensind typisch, auchhier planmäßig aberunregelmäßig

äußererStadtrandbereich,mitunter über dieGemeindegrenzenhinaus reichendesWachstum

Auf

riss

Bauweise längs der Straße*

Stellung der Häuser zur Straße

rechtwinklig, oft direkt an der Straße

überwiegend giebelständig, allerdings auchtraufständig(regional verschieden)

Höhe der Gebäude

Fassadenbild (typisches Baumaterial,Fenster etc.)

in Kleinstädten2 - 3, in größerenStädten 4 - 5 GeschosseFachwerk ist typisch, vor allem inMittel- und Süddeutschland,Steinbauweise istauch typisch, vor allem inNorddeutschland

Bauausführung desDaches

Weitere Anmerkungen

Sattel- und auchWalmdächer(regional verschieden)

vereinzelt lassensich zwei mittelalter-liche Entwicklungs-phasen erkennen;Hinweis auf politische und/oder wirtschaftliche Bedeutung

* Grundriss und Aufriss bedingen einander

Zeilenbauweise beiBaublocks, auch inKleinstädten meistparallel zur Straßevorwiegendtraufständig

parallel zur Straße(kaum Ausnahmen)

überwiegend traufständig

in Kleinstädten inder Regel 2, inGroßstädten 4 - 5GeschosseSteinbauweise,Villen durch Erkeretc. verziert, inGroßstädten Jugendstilfassaden

meist 2 - 3 Geschosse

schlichte Fassaden,Stein mit Verputz

unregelmäßig, überwiegend zurückversetzt

trauf- und giebelständig, oft versetzt zueinander

sehr unterschiedlich; vom Hochhaus biszum Einzelhaus ist alles vertreten

in den 60er- und 70er-Jahren oft Betonbauweise, typisch ist auch die"Waschbeton-Gotik"; dennoch sehr unterschiedliche Fassaden; bei Einzelhäusern ist Verklinkerung typisch(gelbe/rote Klinker)

leicht geneigte Dächer und Flachdächer bei Jugendstilhäusern;Walm- und Sattel-dächer bei Villen

Satteldach ist vorherrschend, bei Villen auch Walmdächer

typisch ist bei Wohnblocks dasFlachdach, bei Einzelhäusern dominiertdas Satteldach; Walmdächer sind in derjüngsten Zeit wieder auf dem Vormarsch

Kriterienkatalaog für die Analyse vonGrundriss- und Aufrissstrukturen städtischer Siedlungen

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GeographieLeistungskurs, 2. Prüfungsfach Arbeitszeit: 5 Zeitstunden

Siedlungsentwicklung und Raumordnung in der Oberpfalz

Teilaufgaben:

1. Stellen Sie dar, inwieweit die wirtschaftsräumliche und siedlungsstrukturelle EntwicklungEuropas mit der wachsenden Anbindung Ostmittel- und Osteuropas neue Impulse erhalten hatund wie sich diese auf Deutschland auswirken auswirken und noch auswirken werden.

2. Das Modell der zentralen Orte stellt eine zentrale Grundlage für Raumordnungsprozesse dar.

Arbeiten Sie die Kernaussagen des Modells heraus und erläutern Sie seine mögliche Bedeutungunter Hervorhebung von Vor- und Nachteilen für die wirtschaftsräumliche und siedlungsstruk-turelle Entwicklung.

3. Erläutern Sie die Planungsvorstellungen, die für den Nordosten Bayerns entwickelt wordensind. Leiten Sie Perspektiven für die Region daraus ab.

Hilfsmittel:Alexander GesamtausgabeDuden (bitte neue Rechtschreibung beachten!)Fremdwörterlexikon

Materialnachweise:

Materialien 1 bis M 9 sind angeheftet

Alexander Gesamtausgabe. Gotha, Stuttgart: Klett-Perthes 2000Fraedrich, W. / Lamberty, M. (Hrsg.:): Industrieländer im Wandel. München: bsv 2004(bsv Oberstufen-Geographie). S.118http://www.ruhrgebiet-regionalkunde.de/homeregionalkunde/MM_01/home01.php3

M 1, M 4

M 2, M 3http://www.klett-verlag.de http://www.regierung.oberpfalz.bayern.de/opf/raumordn/struktca/struktka.htm http://www.region-regensburg.de/reg_plan/regpl11/r11raums.htm

M 5, M 6, M 7M 8M 9

Seit 1989 hat sich mit der inzwischen vollzogenen nationalen und der sich abzeichnenden europäischen Ein-heit die geopolitische Lage Ostbayerns (Oberpfalz und Niederbayern) und Regensburgs deutlich geändert.Die Region konnte ihre Rolle als strukturschwaches Zonenrandgebiet ablegen und fortan in die Mitte Euro-pas rücken.Neben der Öffnung nach Osten bleibt natürlich die Europäische Union und ihre Weiterentwicklung der be-stimmende Standortfaktor für die Regionen. Als bevorzugte regionale Entwicklungsachsen werden in Zen-traleuropa die „blaue Banane" und der „Sunbelt" angesehen. Insbesondere die großen, wirtschaftlich leis-tungsfähigen Ballungsräume mit mindestens 5 Mio. Einwohnern werden danach den Entwicklungsrhythmusin Europa bestimmen und den wesentlichen Anteil künftiger Entwicklungspotenziale für sich vereinnahmen.Obwohl Bayern nicht an der „Rheinschiene” teil hat und mit Nürnberg/Fürth/Erlangen und München nur mä-ßig große bzw. mit Augsburg, Würzburg, Regensburg und Ingolstadt eher kleine urbane Kraftzentren besitzt,ist dies kein Grund, sich am europaweiten und internationalen Wettbewerb der Metropolen nicht zu beteili-gen. Dabei gilt es, die vordergründigen Schwächen als Stärken zu nutzen. Denn die negativen Verdichtungs-folgen wie in den großen europäischen Agglomerationen (z.B. soziodynamische Selbstbrems-Effekte, Infra-struktur-Überbelastung) treten in den bayerischen Ballungsräumen entweder gar nicht oder nicht so drastischauf. Die positiven Verdichtungsfolgen (Fühlungsvorteile, Synergieeffekte) sollen in Bayern, bei Beibehal-tung des raumordnerischen Leitbilds der „dezentralen Konzentration", durch Vernetzung und Kooperationder Teilräume, insbesondere durch umweltgerechte und leistungsfähige Verkehrssysteme oder durch Koope-rationen im Forschungs- und Bildungsbereich, erreicht werden.

Fraedrich, W. / Lamberty, M. (Hrsg.:): Industrieländer im Wandel. München: bsv 2004 (bsv Oberstufen-Geographie). S.118

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Material 1 Europas Öffnung nach Osten schafft neue Raumordnungsperspektiven und -probleme

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Material 2Die "Blaue Banane" und die "Gelbe Banane" (vgl. auch Abbildung M 3)

Hierbei handelt es sich um ein gekrümmtes Agglomerationsband vom Großraum London über die holländi-sche Randstadt, den Ballungsraum Brüssel, das Rhein-Ruhrgebiet, den Raum Rhein-Main und Rhein-Nek-kar, über die östliche Schweiz bis zum nord-italienischen Dreieck Turin-Mailand-Genua. Man versteht dar-unter ein Gebiet mit vergleichsweise intensiver dynamischer Wirtschaft und Wohlstand sowie starker Ver-kehrsverflechtung. Dieser Raum kann als Rückgrat des westeuropäischen Kernraums markiert werden. Einejüngere, quer dazu verlaufende europäische Entwicklungsachse entfaltet sich zwischen dem Großraum Parisüber das Rhein-Ruhrgebiet, Hannover, Berlin weiter in Richtung Osten ("Gelbe Banane"). Dem Überschnei-dungbereich beider „Bananen“, dem Ruhrgebiet, wird eine hohe Lagegunst zugeschrieben.

http://www.ruhrgebiet-regionalkunde.de/homeregionalkunde/MM_01/home01.php3

Material 3 Die "Blaue Banane" und die "Gelbe Banane" (vgl. auch Text M 2)

http://www.ruhrgebiet-regionalkunde.de/homeregionalkunde/MM_01/home01.php3

Aufgrund seiner Lage zum Osten kommt dem Raum Regensburg eine bedeutende Rolle zu, die er aber nurerfüllen kann, wenn insbesondere die verkehrsinfrastrukturellen Voraussetzungen geschaffen sind. Vergli-chen mit den übrigen Regionen Bayerns wird der ostbayerische Raum in naher Zukunft das dichteste Auto-bahnnetz erhalten: Die A 93 soll bei Hof bis zur A 9 (Halle/Leipzig - Berlin) und zur A 72 (Chemnitz - Dres-den), die A 6 (Pilsen - Prag) bis zur tschechischen Grenze weiter gebaut werden. Geplant ist außerdemder Bau der B 15 von Regensburg nach Landshut. Damit hat bzw. erhält die ehemalige Grenzregion in denwieder bedeutsam gewordenen West/Ost-Relationen sowie im Nord/Süd-Korridor Berlin - Dresden - Mün-chen durchgängige attraktive und hochleistungsfähige Straßenverbindungen. In seiner Funktion als Oberzen-trum bietet die Stadt Regensburg Leistungen, die nicht nur von der eigenen Bevölkerung, sondern insbeson-dere auch von den Umlandbewohnern in Anspruch genommen werden. Neben den Arbeitsplätzen sind diesin großem Umfang auch Leistungen aus den Bereichen Versorgung, Bildung, Kultur und Freizeit. Auf deranderen Seite ist das Umland Lieferant natürlicher Ressourcen, die in der Stadt nicht mehr im erforderlichenUmfang zur Verfügung stehen (Freizeit-, Naherholungs- und Versorgungsflächen). Die positive wirtschaftliche Entwicklung der Stadt hat zu einer Zunahme der Bevölkerung in der Stadt und inden Umlandgemeinden geführt. Besonders junge, gut verdienende Familien mit Kindern haben sich in denUmlandgemeinden niedergelassen, da dort der Wunsch nach einem Eigenheim leichter zu realisieren ist alsin der Stadt. Die damit einher gehende Suburbanisierung hat allerdings zu einem flächenzehrenden und ver-kehrserzeugenden Zersiedlungsprozess geführt. Durch die disperse Siedlungsentwicklung im Umland gehenwertvolle Frei- und Erholungsflächen verloren.

Fraedrich, W. / Lamberty, M. (Hrsg.:): Industrieländer im Wandel. München: bsv 2004 (bsv Oberstufen-Geographie). S.118

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Material 4 Lagegunst des Großraumes Regensburg

Das Modell der Zentralen Orte, das heute in der Raumplanung verwendet wird, beruht auf der Arbeit WalterChristallers. In seiner 1933 veröffentlichten Dissertation untersucht er Gesetzmäßigkeiten, die die Lage, Ver-teilung, Größe und Bedeutung von Städten in Süddeutschland erklären können. Die Theorie Christallers bautauf einer Reihe von Vereinfachungen auf. In diesem Idealraum ist die Bevölkerungsdichte an jedem Ortgleich und jedem Bewohner werden die gleichen Bedürfnisse unterstellt. Der Konsument wird nur Angebots-standorte bis zu einer bestimmten Entfernung in Anspruch nehmen. Dieser Ort bezeichnet die äußere Reich-weite eines Gutes, an welchem der Erwerb eines Gutes unterbleibt. Die Anbieter wiederum müssen zur De-ckung ihrer Kosten einen Mindestumsatz erwirtschaften, für den sie ein gewisses Mindestabsatzgebiet benö-tigen. Dieser Mindestabstand zu den Konkurrenten wird als innere Reichweite bezeichnet. Die Anbieter wer-den sich so anordnen, dass sie auf den Ecken gleichseitiger Dreiecke, die sich zu Sechsecken gruppieren, lie-gen. Aus dem Modell lassen sich folgende Schlüsse ziehen: Jedes Gut (A, B, C) hat seine eigene Reichweite.Je größer die Nachfrage nach einem Gut ist, umso größer ist die untere Grenze der Reichweite dieses Gutesund damit die Zentralität dieses Gutes. In der Praxis ergab sich aus diesen Überlegungen eine Einteilung derAngebotsstandorte in zentrale Orte verschiedener Stufen. Entscheidend für die Theorie der Zentralen Orte istdie Reichweite der Güter, die in den einzelnen Orten angeboten werden. Sie entscheidet über die zentraleWertigkeit eines Ortes. So hat beispielsweise ein Ort mit einer Hochschule (z.B. A) eine höhere Zentralitätals ein Ort mit der Dienstleistung einer Berufsschule (z.B. B) oder ein Ort mit der Dienstleistung einer Post-stelle (z.B. C), was auch in der abgebildeten Grafik zum Ausdruck kommt. Für den Begriff der Zentralitätgibt Christaller zwei Definitionen. "Zentral" bezeichnet zum einen die Eigenschaft Mittelpunkt zu sein. Ge-meint ist damit eine Relation zwischen Kern und Zugehörigem und damit der Zusammenhang zwischen ei-nem Punkt und einem Gebiet. Zum anderen weist "zentral" auf die Eigenschaft einen Bedeutungsüberschusszu besitzen hin. So weisen Orte, die eine Konzentration bestimmter Ausstattungen aufweisen, einen Bedeu-tungsüberschuss gegenüber dem umgebenden Gebiet auf. In der Raumplanung versteht man unter einemZentralen Ort im allgemeinen Sinn eine Standortkonzentration (Cluster) von Einrichtungen, die Güter undDienste für räumlich begrenzte Marktgebiete anbieten, im speziellen Sinn eine Siedlung oder Gemeinde hin-sichtlich ihrer Versorgungsfunktion mit Gütern und Diensten insbesondere für ihr Umland.

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Material 5Christaller und die zentralen Orte (vgl. auch Abbildung M 6)

Material 6 Schemazeichnung: Das Modell der

zentralen Orte (nach Christaller)

Geht man von den verschiedenen Annahmen Christallers aus, lässt sich ableiten, dass eine unmittelbareÜbernahme des Modells in die Wirklichkeit nicht möglich ist. Dennoch wirkte es sich entscheidend auf dieRaumordnungspolitik in der Bundesrepublik aus. (...) Dem Zentrale Orte-Konzept kommt in erster Linie eineflächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen in zumutbaren Entfernungenzu. Mit den Zentralen Orten werden Punkte geschaffen, die sich selbst und ihr Umland mit den entsprechen-den Dienstleistungen bedienen. Hauptgrund für die Übernahme des Prinzips war die Ende der 1950er-Jahreherrschende Unterversorgung einiger ländlicher Räume der Bundesrepublik, die bereits zu Abwanderungsbe-wegungen in diesen Gebieten geführt hatte. Um dem entgegen zu wirken, wurde der Ausbau ländlicher Mit-telpunktsiedlungen angestrebt. Diese sollten neben einer ausreichenden Grundversorgung (Schulen, Sport-einrichtungen, Kreditinstitute usw.) auch Standorte für Industrie und Gewerbe sein. Dabei ergibt sich einehierarchische Stufung verschiedener Zentren nach der Häufigkeit der Nachfrage an bestimmten Angebotenund der inneren bzw. äußeren Reichweite der einzelnen Angebote.1959 fand das Prinzip erstmals Eingang in die Raumordnungspolitik. Das damals von der Bundesregierungverfasste "Entwicklungsprogramm für Zentrale Orte in ländlich schwach strukturierten Gebieten" nutzte dieArbeiten Christallers. 1965 wurde der zentralörtliche Ansatz in den § 2 des Raumordnungsgesetzes aufge-nommen. 1968 definierte die Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO) eine vierfache Stufung in Ober-,Mittel-, Unter- und Kleinzentren und legte einen Ausstattungskatalog mit bestimmten zentralen Einrichtun-gen (soziale, kulturelle und wirtschaftliche Einrichtungen) für die jeweiligen Zentren fest. Jedes höhere Zen-trum hat auch zugleich die Aufgaben der Zentralen Orte niedriger Stufe. Die zentralörtliche Theorie wurdedamit für die Raumordnungspolitik in ein normatives Konzept umgewandelt. Dieses Zentrale Orte Konzeptwurde in den 1960er- und 1970er-Jahren zu einer der tragenden konzeptionellen Säulen der Raumordnungs-politik in der Bundesrepublik Deutschland. Nach der deutschen Einigung wurde es auch in den neuen Bun-desländern in die Programme und Pläne der Raumordnung aufgenommen.Das Modell der zentralen Orte ist seit den 1980er-Jahren nicht unumstritten. Häufige Kritikpunkte sind diegeringe Wirksamkeit und die Tatsache, dass die einschlägigen Entschließungen der MKRO immer wenigerden aktuellen Problemen und dem zeitgemäßen Verständnis der Raumplanung entsprechen. Zudem lassensich in der Praxis der Anwendung des Konzepts in den einzelnen Bundesländern große Unterschiede feststel-len. Daher gehen die Diskussionen heute um eine Fortentwicklung und Modifizierung des traditionellenKonzeptes. Beispielsweise sollen so die vier Stufen der zentralörtlichen Hierarchie verändert werden. Diezentralen Orte sollen künftig einheitlich definiert und anstelle der alten Klassifizierung in Metropolregionen,Ober-, Mittel- und Grundzentren unterschieden werden. Welche Rolle dem Zentrale Orte-Konzept in Zu-kunft zukommen wird, bleibt auch im Hinblick auf eine ausgewogene europäische Raumentwicklung abzu-warten.

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Material 7Das Modell der zentralen Orte in die Raumordnungspolitik

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http://www.regierung.oberpfalz.bayern.de/opf/raumordn/struktca/struktka.htm

Material 8 Strukturkarte für den Regierungsbezirk Oberpfalz (NE-Bayern, Stand: Ende 2003)

Material 9 Regionalplan für die Planungsregion 11 (Regensburg) im Reg.-Bez. Oberpfalz (Stand: Ende 2002)

http://www.region-regensburg.de/reg_plan/regpl11/r11raums.htm

Angaben über die unterrichtlichen Voraussetzungen

Im Verlauf des 2. Semesters wurde zunächst der Begriff »Stadt« hinsichtlich Physiognomie, Funktion und Dy-namik sowie Genese im "klassischen Sinen" der Stadtgeographie erarbeitet. Dazu wurden u.a. Fotos, Luftbilderund Karten mit großem Maßstab eingesetzt, vereinzelt auch Informationstexte aus Schulbüchern einbezogen.Ein weiterer Aspekt des so genannten Kernbereichs (vgl. Bildungsplan Geographie gymnasiale Oberstufe,S.15) und auch ein Wesensmerkmal zur Definition einer Stadt war die Analyse von Stadtmodellen in Anlehnungan funktionale und auch soziale Gliederungen. Aus dem Vertiefungsbereich 1 wurde der dritte Abschnitt »Städ-tebau und Stadtplanung im Deutschland des 20./21. Jahrhunderts« zur Behandlung – am Beispiel Hamburgs –aufgegriffen. Die an diesem Fallbeispiel erworbenen Kenntnisse wurden dann auf einen eher fiktiven Planungs-raum, allerdings in Anlehung an das gegebene topographische und infrastrukturelle Grundgerüst des RaumesHalle-Leipzig, übertragen und angewendet. Eine differenzierte Auseinandersetzung mit der Geschichte vonRaumordnung und Regionalplanung (u.a. auch Christaller etc.) erfolgte zugunsten einer eher realitäts- und pra-xisbezogenen Behandlung des Themas nicht, da in einem weiteren Unterrichtsabschnitt auch noch stadtökolo-gische Teilaspekte (Vertiefungsbereich 3) behandelt werden sollten.

Neben aktuellen Materialien aus Fachzeitschriften und fachdidaktischen Zeitschriften (u.a. GeographischeRundschau, Praxis Geographie, geographie heute), einigen Artikeln aus Tages- und Wochenzeitschriften (u.a.Spiegel, Focus) waren der Band »Lebensraum Stadt« der Schulbuchreihe »bsv Oberstufen-Geographie« so-wie die Neuauflage der Fundamente (Klett) wesentliche unterrichtsbegleitende Arbeitsmittel. Darüber hinaus haben Internetrecherchen – auch im Unterricht – und darauf aufbauende Präsentationen die Verarbeitung wei-terer Quellen ermöglicht.

Angaben zu den zu erwartenden Leistungen bzw. zum Lösungsweg

Die Aufgabe knüpft an bekannten Aspekten und Problemen an, die Erarbeitung der Teilaufgaben erfolgt anunbekanntem Material und mit unbekanntem regionalen Fallbeispiel. Alle drei Lernebenen werden sukzessivmit den folgenden Teilaufgaben abgedeckt.

Teilaufgabe 1Mit den Kernaussagen der Materialien M 1 bis M 3 werden dem Prüfling zahlreiche Anknüpfungspunkte für dieBearbeitung dieser Teilaufgabe gegeben. Auch wenn das gedankliche Konzept der »Blauen Banane«und der»Gelben Banane« bei einigen Planern als zu wenig realistisch gesehen wird, so bietet es die Chance einer ge-danklichen Auseinandersetzung mit den darin zum Ausdruck gebrachten Entwicklungen. Hier in TA 1 wird vomPrüfling erwartet, dass er die Ausweitung des europäischen Einigungsprozesses in Richtung Ost- und Ostmit-teleuropa als jene Tatsache sieht, die ein erweitertes RO-Konzept für die davon betroffenen Teile Europas er-fordert. Dabei entwickeln sich gem. des Konzepts der Gelben Banane zunächst die Achsen über Hannovernach Berlin und weiter nach Warschau und über Leipzig nach Prag. Zwar ist die Ostverlagerung von Betriebenim 2. Semester noch nicht thematisiert worden, möglicherweise sind aber einzelne Prüflinge in der Lage, diesenVerlagerungsprozess mit seinen Konsequenzen – gerade auch im Hinblick auf neue RO-Konzepte – einzube-ziehen. Die in M 4 enthaltenen Informationen leiten zu den weiteren Teilaufgaben über, schaffen insbesonderedie Basis für eine tiefergreifende Behandlung in TA 3. Dass der Raum Regensburg eine Aufstiegszone inner-halb der EU darstellt, dokumentiert u.a. auch M 2, und verbunden mit der durchlässigen Grenze zur Tschechi-schen Republik werden hier in naher Zukunft neue RO-Aufgaben zu bewältigen sein. Dieser letzte Teil der TA 1könnte/sollte durchaus an diesem Fallbeispiel festgemacht werden.

Teilaufgabe 2Die Behandlung des theoretischen Modells von Christaller orientiert sich zunächst an den Quellen M 5 und M 6,die für den ersten (rein reproduktiven) Teil dieser TA die nötigen Informationen liefern. Für den zweiten Ab-schnitt dieser Teilaufgabe wird eine Auseinandersetzung mit den wesentlichen Inhalten von M 7 erwartet. Obder Prüfling seine Gedanken an einem konkreten Fallbeispiel festmacht (z.B. an Hamburg oder Hannover) oderob er die eher theoretische Variante einschlägt, bleibt ihm selbst überlassen. Die Herausarbeitung von Vor- undNachteilen kann sowohl mit einem fortlaufenden Text als auch mit einer tabellarischen Aufstellung erfolgen. Er-wartet wird dabei, dass der Prüfling das heutige Achsenmodell als eine wesentliche Basis für raumordnerische(Planungs-)Prozesse sieht und daraus dann Vor- und Nachteile des Konzepts ableitet.

Teilaufgabe 3Sowohl M 8 als auch M 9 geben den aktuellsten Planungsstand für die Region Regensburg wieder. Um den ers-ten Teil dieser TA zu erarbeiten, müssen beide Karten gründlich analysiert werden. Die erbetene Erläuterungknüpft daran an und sollte auch Bezug auf die in den TA 1 und 2 erarbeiteten theoretischen Zusammenhängenehmen. Welche Perspektiven der Prüfling für die Region Regensburg ableitet, ist offen und hängt davon ab,inwieweit er z.B. einzelne Achsen gewichtet. Die Grenze zur Tschechischen Rebublik bietet ansatzweise dieChance, eine Achsenentwicklung auch in Richtung Pilsen zu fördern, gleichwohl ist dieser Teil der Tschechi-schen Republik ebenso schlecht entwickelt wie der Nordteil des Bayerischen Waldes, der zur PlanungsregionRegensburg gehört. Für den Prüfling ist wichtig, dass er sprachlich sauber formuliert, gedanklich strukturiertund widerspruchsfrei argumentiert.

Grundsätzlich gilt:Vom Prüfling wird nicht erwartet, dass er alle Details aus den vorgegebenen Materialien herausfiltert, wohlaber, dass er Kernaussagen erfasst und in dem durch die Aufgabenformulierungen vorgegebenen Zusam-menhang darstellt. Dort, wo es inhaltlich möglich und sinnvoll ist, sollen Zusammenhänge herausgearbeitetwerden, eine rein additive (wenn auch richtige) Aneinanderreihung von Materialinhalten entspricht diesem An-spruch nicht.Der Prüfling hat das Recht, exemplarisch vorzugehen, wenn er bestimmte Sachverhalte näher erläutert.

Bewertung:Die drei Teilaufgaben gehen zu je einem Drittel in die Gesamtwertung ein. Anmerkung: Eine Bewertung nachRohpunkten ist im Fach Geographie in der Studienstufe und damit im schriftlichen Abitur wenig geeignet, dabestimmte Sachaussagen zwar getroffen werden können (und damit inhaltlich erkennbar sind), sie könnenaber in ihrem sprachlichen Zusammenhang völlig falsch dargelegt werden. Die einzelnen Teilaufgaben wer-den daher jeweils mit einer Zensur gem. der für die Studienstufe üblichen Punkteskala bewertet.

Die Note »gut« wird erteilt, wenn• die Kernaussagen der Materialien unter den in der Aufgabenstellung genannten Aspekten strukturiert

und überzeugend systematisiert zusammengefasst werden,• einige grundlegende Kenntnisse im Zusammenhang mit Raumordnungs- und Regionalplanungsprozes-

sen im Gesamtrahmen der Aufgabenstellung einbezogen sind,• der Umgang mit dem notwendigen Fachvokabular sicher erfolgt, allerdings wird nicht erwartet, dass in

einer wissenschaftlichen Fachsprache formuliert wird.• die Strukturen und Planungsideen für die Planungsregion Regensburg in ihren Wesensmerkmalen er-

fasst und dargestellt werden und Zukunftssprobleme erkannt und ansatzweise diskutiert werden.

Die Note »ausreichend« wird erteilt, wenn• die Kernaussagen der Materialien unter den in der Aufgabenstellung genannten Aspekten weitgehend

richtig zusammengefasst werden,• erkannt und ansatzweise erläutert wird, wie Raumordnung funktioniert. • erkennbar wird, dass dem komplexen Planungsansatz ansatzweise Rechnung getragen wird.Schwächen in einzelnen Anforderungsebenen können durch auffällige Stärken in anderen Anforderungs-bereichen kompensiert werden.


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