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TeCHNOLOGie & TreNDs Alterungsvorgänge bei ......Die natürliche Alterung ist nach einem Jahr...

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20 GIESSEREI 98 07/2011 TECHNOLOGIE & TRENDS VON WALTER LEIS UND LOTHAR H. KALLIEN, AALEN D as Warmkammer-Druckgießverfah- ren ist ein hoch produktives Ferti- gungsverfahren, mit dem Bauteile aus Zink- und Magnesiumlegierungen mit hohen Qualitätsanforderungen und filig- ranster Struktur hergestellt werden können. Obwohl Zinkdruckgusslegierungen im Vergleich zu Aluminium- und Magnesium- legierungen eine höhere Dichte von ca. 6,7 g/cm 3 haben, werden Zinkdruck- gussteile im Automobilbau in vielen Berei- chen eingesetzt. Weitere Hauptabnehmer sind darüber hinaus die Bau- und die Elek- tronikindustrie, der Maschinenbau sowie die Haushaltsgeräteindustrie. Die mechanischen Werkstoffkennwer- te von Zinkdruckgusslegierungen nehmen unter den Druckgusslegierungen eine Spit- zenposition ein. Die niedrige Schmelztem- peratur ermöglicht bei der Druckgussfer- tigung höchste Produktivität, und die Standzeiten der Druckgießwerkzeuge über- schreiten hinsichtlich der Schusszahl die Millionengrenze. Zinkbauteile können äußerst dünnwan- dig (bis zu 0,3 mm Wanddicke) hergestellt werden und zeichnen sich durch eine her- vorragende Oberflächengüte und Beschicht- barkeit aus. Zinkdruckgussteile können zu 100 % recycelt werden. In Deutschland werden im Jahr ca. 75 000 t, in Europa ca. 320 000 t und weltweit ca. 950 000 t Zinkdruckgussteile produziert. Insbesondere die niedrige Schmelztem- peratur von 390 °C begünstigt jedoch ein erhöhtes Kriechverhalten von Zinklegie- rungen sowie eine Alterung schon bei Raumtemperatur. Abnahmerichtlinien der Automobilindustrie schreiben vor, dass Zinkdruckgussteile vor der Bauteilprüfung einer Warmauslagerung (künstliche Alte- rung) über 24 h bei 105 °C unterzogen wer- Druckgussteile aus Zinklegierungen lassen sich aufgrund ihrer Werkstoffeigenschaften mit hoher Produktivität herstellen – selbst filigrane Geometrien können problemlos gefertigt werden. Nachteilig sind jedoch Alterungsvorgänge, die selbst bei Raumtemperatur hinsichtlich des späteren Einsatzes nicht unberücksichtigt bleiben können (Teil eines automatischen Türantriebs, DruMeta-Metall GmbH & Co. KG, Velbert). FOTO: INITIATIVE ZINK Alterungsvorgänge bei Zinkdruckgusslegierungen
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20 Giesserei 98 07/2011

TeCHNOLOGie & TreNDs

VON WALTER LEIS UND LOTHAR H. KALLIEN, AALEN

Das Warmkammer-Druckgießverfah-ren ist ein hoch produktives Ferti-gungsverfahren, mit dem Bauteile

aus Zink- und Magnesiumlegierungen mit hohen Qualitätsanforderungen und filig-ranster Struktur hergestellt werden können.

Obwohl Zinkdruckgusslegierungen im Vergleich zu Aluminium- und Magnesium-legierungen eine höhere Dichte von ca. 6,7 g/cm3 haben, werden Zinkdruck-gussteile im Automobilbau in vielen Berei-chen eingesetzt. Weitere Hauptabnehmer

sind darüber hinaus die Bau- und die Elek-tronikindustrie, der Maschinenbau sowie die Haushaltsgeräteindustrie.

Die mechanischen Werkstoffkennwer-te von Zinkdruckgusslegierungen nehmen unter den Druckgusslegierungen eine Spit-zenposition ein. Die niedrige Schmelztem-peratur ermöglicht bei der Druckgussfer-tigung höchste Produktivität, und die Standzeiten der Druckgießwerkzeuge über-schreiten hinsichtlich der Schusszahl die Millionengrenze.

Zinkbauteile können äußerst dünnwan-dig (bis zu 0,3 mm Wanddicke) hergestellt werden und zeichnen sich durch eine her-

vorragende Oberflächengüte und Beschicht-barkeit aus. Zinkdruckgussteile können zu 100 % recycelt werden. In Deutschland werden im Jahr ca. 75 000 t, in Europa ca. 320 000 t und weltweit ca. 950 000 t Zinkdruckgussteile produziert.

Insbesondere die niedrige Schmelztem-peratur von 390 °C begünstigt jedoch ein erhöhtes Kriechverhalten von Zinklegie-rungen sowie eine Alterung schon bei Raumtemperatur. Abnahmerichtlinien der Automobilindustrie schreiben vor, dass Zinkdruckgussteile vor der Bauteilprüfung einer Warmauslagerung (künstliche Alte-rung) über 24 h bei 105 °C unterzogen wer-

Druckgussteile aus Zinklegierungen lassen sich aufgrund ihrer Werkstoffeigenschaften mit hoher Produktivität herstellen – selbst filigrane Geometrien können problemlos gefertigt werden. Nachteilig sind jedoch Alterungsvorgänge, die selbst bei raumtemperatur hinsichtlich des späteren einsatzes nicht unberücksichtigt bleiben können (Teil eines automatischen Türantriebs, DruMeta-Metall GmbH & Co. KG, Velbert).

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Alterungsvorgänge bei Zinkdruckgusslegierungen

Buch heft 7+.indb 20 04.07.11 15:17

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den müssen. Da im Innenbereich eines Kraftfahrzeuges im Extremfall Temperatu-ren zwischen -35 und +85 °C auftreten, werden die Bauteile nach dieser künstli-chen Alterung im Temperaturbereich von -35 bis +85 °C geprüft.

Bislang waren keine statistisch gesi-cherten mechanischen Kenndaten für die unterschiedlichen Beanspruchungen im Gusszustand nach künstlicher und natür-licher Alterung im Temperaturbereich von -35 bis +85 °C vorhanden. Daten gab es für Werkstoff e und Bauteile nur im Gusszu-stand und nur für Temperaturen oberhalb von 0 °C. Darüber hinaus unterschieden sich diese Werte in den einzelnen Litera-turquellen stark voneinander. Wanddicke und Gießbedingungen haben einen erheb-lichen Einfl uss auf die Festigkeitseigen-schaften, in der Literatur waren diese Grö-ßen jedoch nicht dokumentiert.

Der Artikel beschreibt die Ergebnisse aus einem AIF-Forschungsvorhaben, das an der Hochschule Aalen bearbeitet wur-de. Im Rahmen des Vorhabens wurden am Fraunhofer Institut IFAM, Bremen, Mate-rialuntersuchungen durchgeführt, die ge-sondert veröff entlicht werden.

Chemische Zusammensetzung des Gießmetalls

Über die chemische Zusammensetzung des Gießmetalls ist eine spezifi sche Eigen-schaftseinstellung – wie der Fließeigen-schaften, des Formfüllungsvermögens, des Speisungsverhaltens und der Gefügeaus-bildung – möglich.

Für über 90 % der Gussteile aus Zinkle-gierungen in Deutschland werden die Le-gierungen ZP0410 (Z410) mit 4 %* Alumi-nium und 1 % Kupfer sowie ZP0430 (Z430) mit ca. 3 % Kupfer eingesetzt. In den USA wird vorwiegend die kupferfreie Legierung ZP0400 (Z400) verwendet. Alle drei Legie-rungen haben geringste Beimengungen an Blei, Cadmium, Zinn, Eisen, Nickel und Si-licium, um interkristalline Korrosion zu vermeiden. Die Schmelztemperaturen die-ser Zinklegierungen liegen etwas unter 400 °C. Der Aluminiumanteil von 4 % ver-hindert in den Druckgusslegierungen un-terhalb von 430 °C die Eisenlöslichkeit des

Zinks und verbessert wie Kupfer die me-chanischen Eigenschaften.

Das Phasendiagramm Aluminium – Zink (Bild 1) zeigt bei Raumtemperatur so-wohl eine äußerst geringe Löslichkeit von Aluminium in Zink von ca. 0,05 % sowie auf der Aluminiumseite eine geringe Lös-lichkeit von Zink in Aluminium. Kupfer er-höht die Löslichkeit von Aluminium in Zink und verbessert so die Mischkristallverfes-tigung. Durch die niedrige Schmelztempe-ratur fi ndet auch bei längerem Warmhal-ten der Schmelze kein Abbrand der Legie-rungselemente, wie Magnesium, statt.

Ein großer Vorteil von Zinklegierungen ist die niedrige Schmelztemperatur. Bei der

Druckgussfertigung können wegen des ge-ringeren Wärmeinhaltes sehr kurze Zyk-luszeiten eingestellt werden. Die Standzei-ten der Druckgießwerkzeuge liegen um den Faktor zehn höher als bei der Verarbeitung von Aluminiumlegierungen.

Als Einschränkung für den Einsatz von Zinkdruckgussteilen müssen die bereits bei Raumtemperatur einsetzenden Kriech-vorgänge bei Spannungen von 50 MPa ge-nannt werden, die z. B. zum Lockern von Schraubenverbindungen führen. Die im Gusszustand sehr guten mechanischen Ei-genschaften nehmen im Laufe eines Jah-res ab, im gleichen Zeitraum treten auch Maßänderungen von ca. -0,1 bis -0,2 % auf.

KUrZFAssUNG:Die mechanischen Werkstoffkennwerte von Zinkdruckgusslegierungen nehmen unter den Druckgusslegierungen eine Spitzenposition ein. Durch die niedrige Schmelztemperatur von ca. 385 °C kann bei der Druckgussfertigung höchste Pro-duktivität erzielt werden und die Standzeiten der Druckgießwerkzeuge überschrei-ten die Millionengrenze. Zink entfaltet besonders in dünnwandigen Konstruktio-nen bis zu 0,5 mm beste mechanische Eigenschaften.

Die niedrige Liquidustemperatur von 385 °C führt zu den drei bekannte Phäno-menen: Alterung, Maßänderungen und Kriechverformung. Alle drei Phänomene sind thermisch aktivierte Prozesse.

Die Alterung ist ein Diffusionsvorgang, tritt bereits bei Raumtemperatur auf und führt zu Entmischungen von Aluminium und Zink vorwiegend im Eutektoid, der sich in ein kubisch flächenzentriertes Gitter umkristallisiert, das zu Maßänderungen führt. Kupfer verbessert durch Mischkristallbildung die mechanischen Eigenschaf-ten, verhindert die Alterung aber nicht.

Die natürliche Alterung ist nach einem Jahr weitgehend abgeschlossen und kann durch eine künstliche Alterung über 24 h bei 105 °C vorweggenommen werden. Die Zugfestigkeit und die Dehngrenze fallen dabei um ca. 15 % ab, die Bruchdeh-nung nimmt jedoch um über 50 % zu.

Die Kriechvorgänge sind ebenfalls thermisch aktiviert und führen zur Selbstdif-fusion von Zink und damit zu einer plastischen Verformung. Eine Überalterung des Werkstoffs durch eine Wärmebehandlung über 120 °C oder über 24 h erhöht die Kriechgeschwindigkeit merklich.

Bild 1: Zustandsdiagramm Zink – Aluminium [1].

Tem

pera

tur i

n °C

Al/Zn-Gehalt in At %Al Zn

4 Gew.% Aluminium

a : hexagonale Struktur

Eutektikum 382°C

b, b9: kfz Struktur

RT: sehr geringe Aluminiumlöslichkeit

Gew.-% Zn

00

100

200

300

400

600

700

500

20

20 3010 40 50 60 80 95

351,5o

660o

39.5(61.3)

66.5(82.2)

88.7(95)

97.6(99)

98.55(99.4)

~99.88(99.95)

16.0(31.6)

1.7(4.0)

a or (Al)382o

275o

419o

9085757065

40 60 80 100

*Sofern nicht anders erwähnt, handelt es sich bei den prozentualen Angaben zur Zusammensetzung um Massenanteile.

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TeCHNOLOGie & TreNDs

Dagegen spricht die hohe Dichte nicht im-mer gegen eine Verwendung von Zink, da der hohe Elastizitätsmodul und die Mög-lichkeit, sehr dünnwandig gießen zu kön-nen, diesen Nachteil teilweise ausgleichen.

Literatur zur Alterung von Zinkdruckgusslegierungen

Bis heute existieren nur wenige Untersu-chungen zum Thema Zinkalterung, wobei in der Regel nur die Maßänderungen be-schrieben werden. So werden in [2] die Lös-lichkeit von Aluminium in Zink genannt und der eutektoide Zerfall der β-Phase in die β´-Phase, die sich von der eutektischen β-Phase nur durch die Gitterkonstante un-terscheidet. Die ablaufenden Kristallum-bildungen ziehen starke Volumenänderun-gen nach sich, wobei der eutektoide Zerfall langsam verläuft. Der Zusatz von Kupfer erhöht die Löslichkeit des Aluminiums in geringem Maße [2]. Die Maßänderungen im Laufe der Alterung hängen in Art und Umfang stark von der Legierungszusam-mensetzung und den thermischen Belas-tungen ab [3, 4]. So schwinden Gussteile aus den Legierungen Z400 und Z410 in ge-ringem Maße, solche aus der Legierung Z430 schwinden stärker und hoch Al- und Cu-haltige Legierungen dehnen sich bei Auslagerung unter erhöhten Temperaturen teilweise deutlich aus [3, 5]. Um die Maßän-derungen vorwegzunehmen, schreibt die Automobilindustrie vor, Zinkbauteile bei 105 °C für 24 h künstlich zu altern. Man geht davon aus, dass nach dieser künstli-chen Alterung nahezu keine natürliche Al-terung mehr stattfindet und der Werkstoff seinen „Endzustand“ erreicht hat. Manche Hersteller von Druckgussteilen überschrei-ten diese künstliche Alterung noch, indem sie Temperatur oder Dauer erhöhen.

Zinklegierungen unterliegen der Alte-rung, die nicht nur geprägt ist durch

Maßänderungen [6], sondern auch durch Veränderungen der mechanischen Eigen-schaften, wie Zugfestigkeit, Dehngrenze und Härte [7]. Bei den 400er-Legierungen führt die Alterung zu einem Abfall von Zugfestigkeit, Dehngrenze und Härte, die Dehnung nimmt dagegen zu [3]. Ein Ver-gleich zwischen natürlicher Alterung und künstlicher Alterung in Abhängigkeit des Kupfergehaltes bezüglich der Zugfestigkeit wird in [8] beschrieben. Ein verbesserter Kriechwiderstand kann auf die Anwesen-heit der kupferreichen ε-Phase zurückge-führt werden. Untersuchungen über den Einfluss der Fertigungsbedingungen, die eine große Wirkung auf die mechanischen Eigenschaften ausüben, in Verbindung mit der künstlichen Alterung, sind nicht be-kannt – allgemein fehlen Angaben zu den Fertigungsbedingungen [9, 10].

Im Jahr 2007 wurde eine Internet-Zinc-Database veröffentlicht. Auch in dieser Da-tenbank wird nicht ersichtlich, unter wel-chen Bedingungen und Parametern die Pro-bekörper hergestellt wurden, in welchem Alterungszustand sie zur Zeit der Messung waren und welche Geometrie die Probe-körper aufwiesen.

Alterungs- und Kriechvorgänge

Grundsätzlich findet bei fast allen Legie-rungen eine Alterung statt, da einerseits auf Grund der Erstarrungsvorgänge loka-le Konzentrationsunterschiede auftreten und andererseits große Löslichkeitsunter-schiede zwischen der flüssigen und der fes-ten Phase vorhanden sind. Da Diffusions-vorgänge bereits bei Raumtemperatur ak-tiviert werden, findet die Alterung bei Zinklegierungen im Gegensatz zu Alumi-niumlegierungen bereits bei Raumtempe-raturen statt.

Ein weiterer thermisch aktivierter Pro-zess ist das Kriechen, das durch eine kon-

stante Krafteinwirkung ausgelöst wird. Kriechen ist kein Alterungsvorgang. Beim Kriechen, dem plastischen Verformen bei Spannungen unterhalb der Dehngrenze, bewegen sich Atome über Leerstellen auf andere Plätze ohne Vorhandensein von Konzentrationsunterschieden. Kriechvor-gänge treten nicht nur bei Legierungen auf, sondern auch bei reinen Metallen. Krie-chen ist ein Selbstdiffusionsvorgang.

Der technisch wichtige Bereich ist der Bereich des stationären Kriechens, da die Kriechgeschwindigkeit Maß für die Lebens-dauer eines kriechverformten Bauteils ist. Diese Kriechgeschwindigkeit des stationä-ren Kriechens ist eine Funktion der ange-legten Spannung s und der Temperatur T sowie der Materialeigenschaften und der Diffusionskonstante. Der Temperaturein-fluss wird aufgrund des Selbstdiffusions-mechanismus mit Hilfe des Ansatzes von Arrhenius beschrieben. Dabei kommt es zu einem Kriechen, wenn eine bestimmte Temperatur T in Abhängigkeit von der Schmelztemperatur TS des Materials (ho-mologe Temperatur T/TS) erreicht wird.

Die niedrige Schmelztemperatur von Zink von 420 °C (693 K) löst ein langsames Kriechen schon unter 0 °C aus, das bei Raumtemperatur deutlich zunimmt. In Bild 2 wird der Zusammenhang zwischen Temperatur und Kriechverhalten aufgezeigt.

Versuchsdurchführung

VersuchsprogrammUntersucht wurden die Zinklegierungen ZP0400, ZP0410 und ZP0430 nach DIN EN 12844 hinsichtlich natürlicher und künst-lich herbeigeführter Alterungsvorgänge.

Zur Ermittlung der mechanischen Ei-genschaften wurden plattenförmige Zink-druckgussteile mit den Dicken 0,8 mm, 1,5 mm und 3 mm auf einer Warmkam-mer-Druckgießmaschine vom Typ DAW 80

Bild 2: Homologe Temperatur für Zink und Aluminium.

sehr schnelles Kriechen0,6 < T/Ts < 1

T/Ts

0,6

0,4

0,3

130 °C

0 °C

60 °C

Zink

-273 °C0 K -273 °C0 K

T/Ts

0,6

0,4

0,3

280 °C

100 °C

0 °C

0,3-0,4 < T/Ts < 0,6 langsames Kriechen

0 < T/Ts < 0,3 kein Kriechen

Aluminium

Buch heft 7+.indb 22 04.07.11 15:17

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(Oskar Frech GmbH + Co. KG, Schorndorf-Weiler) im Gießereilabor der Hochschule Aalen unter konstanten und kontrollier-ten Bedingungen gegossen. Zur Kontrolle der Fertigungsbedingungen wurden nicht nur die Maschinenparameter überwacht, sondern durch Sensoren für Temperatur und Druck auch die Prozessparameter im Druckgießwerkzeug. Aus den gegossenen Platten wurden Proportionalstäbe nach DIN 50125 herausgearbeitet.

Folgende Werkstoffeigenschaften wurden unter natürlicher und künstlicher Alterung ermittelt:> Dehngrenze für die Prüftemperaturen:

-35 °C, RT (Raumtemperatur) und +85 °C;

> Zugfestigkeit für Prüftemperaturen -35 °C, RT und +85 °C;

> Dehnung für die Prüftemperaturen -35 °C, RT und +85 °C;

> E-Modul für die Prüftemperaturen -35 °C, RT und +85 °C;

> Kriechfestigkeit bei RT und bei 85 °C;> Schwingfestigkeit bei RT;> Dichte und> Härte.

Die Prozessgrößen wurden wie folgt vari-iert (Bild 3):> drei Wanddicken: 0,8 mm, 1,5 mm und

3,0 mm;> drei Anschnittgeschwindigkeiten:

25 m/s, 40 m/s und 55 m/s sowie> drei Formtemperaturen: 120 °C, 160 °C

und 200 °C.

Der Einfluss der natürlichen Alterung wur-de bei Raumtemperatur nach folgenden Lagerungsdauern ermittelt:

> 3 und 6 Wochen;> 2, 4 und 6 Monate und > 1 und 2 Jahre.

Die künstliche Alterung wurde durch ein 24-stündiges Auslagern bei folgenden Tem-peraturen durchgeführt:> 65 °C;> 85 °C und > 105 °C.

Die Reduzierung dieses extremen Proben- und Messumfangs erfolgte mit Hilfe der sta-tistischen Versuchsplanung DOE. Es han-delte sich hierbei um einen fraktionellen faktoriellen 34-1-Versuchsplan mit Center-Point-Einstellungen bei 1,5 mm Wanddicke, 160 °C Formtemperatur und 40 m/s An-schnittgeschwindigkeit. Insgesamt umfass-te der Versuchsplan je 9 Serien in 3 ver-schiedenen Wanddicken, also insgesamt 27 Versuchsserien. Bei den einzelnen Serien gleicher Dicke wurden die Formtemperatu-ren 120 °C, 160 °C und 200 °C und unter-schiedliche Anschnittgeschwindigkeiten von 25 m/s 40 m/s und 55 m/s eingestellt. Die statische Festigkeit aller Serien wurde bei drei verschiedenen Temperaturen (-35 °C, 20 °C und 85 °C) an jeweils fünf Proben Z410 und jeweils drei Proben Z400 und Z430 ermittelt. Die Lagerung der Pro-ben, die nicht natürlich altern sollten, er-folgte direkt nach der Fräsbearbeitung in einem Tiefkühlschrank bei einer Tempera-tur von -20 °C. Wie später aufgezeigt wird, entspricht diese Temperatur einer Alterung von 100 Jahren. Fünf Proben jeder Serie wurden bei +65 °C, +85 °C und +105 °C für je 24 Stunden in einem Luftumwälzofen gealtert und anschließend bei der jeweili-gen Prüftemperatur statisch geprüft. Die na-türliche Alterung erfolgte bei Raumtempe-ratur in einem klimatisierten Messraum.

ermittlung der mechanischen eigenschaftenstatische Festigkeitsprüfung. Die zu prü-fende Probe wurde in eine 100-kN-Univer-sal-Prüfmaschine mit modernisierter Steu-erung und Messdatenerfassung geprüft. Die künstlich gealterten Proben wurden dem Ofen entnommen und auf Raumtem-peratur abgekühlt, natürlich gealterte Pro-ben wurden dem Alterungsschrank ent-nommen und direkt geprüft. Die Prüfung bei +85 °C und -35 °C wurde in einer Kli-makammer durchgeführt. Das Abkühlen der Proben auf -35 °C erfolgte durch ex-pandierendes CO2-Gas. Ein Thermoele-ment, direkt an der Zugprobe angebracht, diente der Überwachung und Dokumen-tation der Temperatur während des Zug-versuchs.

Die geprüften Proben wurden im Alte-rungsschrank archiviert. Von mehr als 3000 Messungen wurden alle Daten wie Kraft, Dehnung, Spannung, Weg und E-Mo-dul gespeichert. Daraus lassen sich alle Spannungs-Dehnungs-Diagramme, wie bei-spielhaft in Bild 4 dargestellt, entwickeln.

Das in Bild 4 gezeigte Spannungs-Deh-nungs-Diagramm ist unabhängig vom Al-terungszustand typisch für alle Proben der Legierung Z410, die bei Raumtemperatur geprüft wurden. Zinklegierungen haben keine Streckgrenze, daher werden die Dehngrenzwerte Rp0,2 für eine bleibende Dehnung von 0,2 % angegeben. Für Metal-le mit hexagonaler Struktur verläuft die Spannungs-Dehnungs-Kurve oberhalb der Dehngrenze sehr flach, da als Gleitebenen nur die Basisebenen aktiviert werden. Ei-ne Zunahme der Festigkeit durch Kaltver-festigung ist bei den Zinklegierungen ge-ringer als bei kubisch-flächenzentrierten Werkstoffen.

Alterung

Legierung

Formtemperatur

Prüftemperatur

Anschnitts-geschwindigkeit

Wanddicke

0 1 2 30,5

350

300

250

200

150

100

50

01,5 2,5 3,5

Span

nung

in M

Pa

Dehnung in %

Dehngrenze (270 MPa)

Rp0.2

Bruc

hdeh

nung

(2,3

%)

Bild 3: Variierte Prozessgrößen und Parameter bei der Untersuchung der Alterungsprozesse von Zinkdruckguss-legierungen.

Bild 4: Zugprobe für Z410, serie 23 (3 mm; 160 °C; 40 m/s) im Gusszustand, bei rT (20 °C) gezogen.

Buch heft 7+.indb 23 04.07.11 15:17

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TeCHNOLOGie & TreNDs

Die Bauteilbeschaffenheit, insbesonde-re der Porositätsgrad, wirkt sich bei der Zugprüfung im Wesentlichen nur auf die Bruchdehnungswerte aus, die insgesamt einer hohen Schwankung unterliegen und zwar für Z410 bei den Raumtemperatur-versuchen zwischen 2 und 12 %. Die Zug-festigkeitswerte zeigen dagegen im Mittel eine Standardabweichung von 5 %. Das Al-terungsverhalten kann daher sehr verläss-lich aus den Änderungen der Zugfestig-keitswerte ermittelt werden.

Die Prüfung der statischen Festigkeits-werte erfolgte bei den Prüftemperaturen -35 °C und +85 °C. Bei einer Prüftempera-tur von -35 °C verläuft die Spannungs-Deh-nungs-Kurve wie bei der Prüfung bei Raum-temperatur. Grundsätzlich steigen Streck-grenze und Zugfestigkeit um 5 bis 10 % an, die Bruchdehnungswerte sind jedoch be-deutend niedriger, d. h., der Werkstoff ver-hält sich bei tiefen Temperaturen erheb-lich spröder.

Bei einer Prüftemperatur von +85 °C wird das Maximum der Zugfestigkeit nach ca. 4 % Dehnung erreicht und fällt dann kontinuierlich ab. Grundsätzlich fallen die Werte für Streckgrenze und Zugfestigkeit gegenüber denen bei Raumtemperatur um 20 % ab, die Bruchdehnungswerte steigen erheblich an und erreichen fast immer ei-nen Bruchdehnungswert von 20 %, d. h., der Werkstoff verhält sich bei hohen Tem-peraturen sehr duktil.

elastizitätsmodul. Die Ermittlung des Elastizitätsmoduls erfolgte per Software aus den Spannungs-Dehnungs-Diagram-men, die mittels Feindehnungsmesser auf-genommen wurden. Die Streuung der Wer-te war sehr hoch, da bereits geringe Rutsch- oder Setzbewegungen des Aufnehmers die Messung verfälschen. Der E-Modul ist weit-gehend unabhängig von der Alterung und nur wenig abhängig von der Prüftempera-tur. Keinen Einfluss zeigen die Fertigungs-parameter Wanddicke, Formtemperatur und Strömungsgeschwindigkeit. Tabelle 1 enthält typische Mittelwerte.

Zugfestigkeit rm und Dehngrenze rp0,2. Sowohl die Zugfestigkeit Rm als auch die Dehngrenze Rp0,2 zeigten statistisch gesi-cherte Abhängigkeiten von Wanddicke, Formtemperatur, Strömungsgeschwindig-keit und Prüftemperatur. Die höchsten Fes-tigkeitswerte haben dünne Proben im Guss-zustand bei hoher Strömungsgeschwindig-keit und niedriger Formtemperatur (Bild 5).

Der Einfluss von Wanddicke, Formtem-peratur und Strömungsgeschwindigkeit wird von der Varianzanalyse in Design Ex-pert im untersuchten Bereich als linear an-gegeben. Den größten Einfluss hat die Wanddicke. Eine Verdoppelung der Wand-dicke führt bei Zugfestigkeit und Dehn-

Tabelle 1: elastizitätsmodul in Abhängigkeit der Prüftemperatur und Alterung.

Elastizitätsmodul in GPa

Raumtemperatur +85 °C -35 °C

Gusszustand 90 ±8 82 ±8 92 ±8

1 Jahr natürliche Alterung 88 ±8 78 ±8 90 ±8

120140

160180

200 2030

4050

60

B: Formtemperatur in°C

C: Geschwindigkeit in m/s

0.81.4

1.92.5 3.0 120

140160

180200

260290320350380

390380370360350340330

410

A: Wanddicke in mm

B : Formtemperatur in°C

Rm

Gus

szus

tand

in N

/m

m2

R

m G

ussz

usta

nd in

N/

mm

2

Design-Expert® Software

Rm Gusszustand

446.25

259.4

X1 = A: WanddickeX2 = B: Formtemperatur

Aktuelle FaktorenC: Geschwindigkeit = 40 m/sD: Prüftemperatur = 25°C

Design-Expert® Software

Rm Gusszustand

446.25

259.4

X1 = B: FormtemperaturX2 = C: Geschwindigkeit

Aktuelle FaktorenA: Wanddicke = 1,54 mmD: Prüftemperatur = 25°C

Bild 5: Zugfestigkeit rm als Funktion der Wanddicke, der Formtemperatur und der strömungsgeschwindigkeit im Gusszustand.

-35-5

2555

85 3.02.5

2.01.5

1.00.5

220

270

320

370

420

D: Prüftemperatur A: Wanddicke

Rm

Gus

szus

tand

Design-Expert® Software

Rm Gusszustand

446.25

259.4

X1 = A: WanddickeX2 = D: Prüftemperatur

Aktuelle FaktorenB: Formtemperatur = 160°CC: Geschwindigkeit = 40 m/s

Bild 6: Zugfestigkeit rm als Funktion der Prüftemperatur und Wanddicke im Gusszustand.

Buch heft 7+.indb 24 04.07.11 15:17

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Giesserei 98 07/2011 25

grenze im Gusszustand zu deren Änderung von ca. 8 %.

Eine Änderung der Formtemperatur um 40 °C bewirkt eine Änderung der Festig-keitswerte von ca. 4 %, eine Änderung der Strömungsgeschwindigkeit um 20 m/s führt zu einer Änderung der Festigkeits-werte von ca. 3 %.

Die lineare Abhängigkeit der Messwer-te bezüglich Gießgeschwindigkeit und Formtemperatur lässt eine Mittelung aller Messwerte über Geschwindigkeit und Formtemperatur zu. Man erhält so noch genauere Aussagen über das Alterungs-verhalten. Die Mittelwerte repräsentieren die Gießbedingungen bei Center-Point-Ein-stellung von 40 m/s Anschnittgeschwin-digkeit und 160 °C Formtemperatur (Bild 6).

Als Einfluss der Prüftemperatur auf die Festigkeit wurde ein exponentielles Ver-halten gewählt, das zu einer guten Be-schreibung des Zusammenhangs führte.

Die künstliche Alterung bei 105 °C über 24 h führte bei der Legierung Z410 zu Fes-tigkeitseigenschaften, die bei natürlicher Alterung nach einem Jahr erreicht wer-den.

Bild 7 zeigt den Einfluss der Wanddi-cke und der Formtemperatur auf die Fes-tigkeiten nach der künstlichen Alterung bei 105 °C und 24 h.

Durch die Alterungsvorgänge werden die Einflüsse von Wanddicke und Form-temperatur geringer. Eine Verdoppelung der Wanddicke hat einen Einfluss von ca. 5 %, eine Änderung der Formtempera-tur um 40 °C verändert die Werte um 3 % und die Änderung der Strömungsgeschwin-digkeit um 20 m/s verändert die Festig-keitswerte um 3 % (Bild 8).

Bruchdehnung für die Legierungen Z400, Z410 und Z430. Die ermittelten Bruchdehnungswerte unterliegen einer großen Streuung. Die niedrigsten Bruch-dehnungswerte wurden bei der Prüftem-peratur von -35 °C (ca. 1 bis 2 %) ermittelt, die höchsten Bruchdehnungswerte bei der Prüftemperatur +85 °C (ca. 20 bis 25 %) (Tabelle 2).

KriechverhaltenDie Untersuchung des Kriechverhaltens wurde in Abhängigkeit von der Zeit und der Temperatur nach DIN 50118 durchge-

D: Prüftemperatur A: Wanddicke

R m 1

05°C

, 24

h

-35-5

2555

85 3.02.5

2.01.5

1.00.5

220

270

320

370

420

Design-Expert® Software

Rm 105°C, 24h

359.25

219

X1 = A: WanddickeX2 = D: Prüftemperatur

Aktuelle FaktorenB: Formtemperatur = 160°CC: Geschwindigkeit = 40 m/s

R m 1

05°C

, 24h

R m 1

05°C

, 24

h

-35-5

2555

3.02.5 2.0

1.5 1.00.5

D: Prüftemperatur A: Wanddicke

0.5 1.01.5

2.0 2.53.0 120

140160

180200

220

270

320

370

420

220

270

320

370

420

A: Wanddicke B: Formtemperatur

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Rm 105°C, 24h

359.25

219

X1 = A: WanddickeX2 = B: Formtemperatur

Aktuelle FaktorenC: Geschwindigkeit = 40 m/sD: Prüftemperatur = 25°C

Design-Expert® Software

Rm 105°C, 24h

359.25

219

X1 = A: WanddickeX2 = D: Prüftemperatur

Aktuelle FaktorenA: Formtemperatur = 160°CD: Prüftemperatur = 40 m/s

Bild 8: Zugfestigkeit rm als Funktion der Prüftemperatur und der Wanddicke nach künstlicher Alterung bei 105 °C über 24 h.

Bild 7: Zugfestigkeit rm als Funktion der Wanddicke, der Formtemperatur und der strömungsgeschwindigkeit nach künstlicher Alterung bei 105 °C über 24 h.

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Buch heft 7+.indb 25 04.07.11 15:17

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26 Giesserei 98 07/2011

TeCHNOLOGie & TreNDs

Krie

chde

hnun

g in

%

y = 0,0139x 0,3827

y = 0,0207x 0,4909

y = 0,0335x 0,5526

0,0

0,2

0,4

0,6

0,8

1,0

1,2

1,4

1,6

1,8

2,0

0 250 500 750 1000 1250 1500

Zeit in hSpannung:

88,7 MPA 65,4 MPA 40,7 MPAPotenziell (40,7 MPA) Potenziell (65,4 MPA) Potenziell (88,7 MPA)

künstliche Alterung 120°C, 15 h

Krie

chde

hnun

g in

%

Zeit in h

10

8

6

4

2

00 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000

Zeit in h

a) b)

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000

Krie

chde

hnun

g in

%

10

8

6

4

2

0

90,5 MPASpannung: Spannung:67,2 MPA 41,9 MPA 90,3 MPA 67,0 MPA 41,7 MPA

67 MPa

67 MPa

90 MPa

90 MPa

42 MPa42 MPa

Bild 9: Kriechdehnungsverlauf von Z410 bei raumtemperatur in Abhängigkeit der spannung.

Bild 10: Kriechverhalten der Legierungen Z400 (a) und Z430 (b) bei raumtemperatur (1,5 mm Wanddicke) im Vergleich.

Tabelle 2: Bruchdehnungswerte in Abhängigkeit der Prüftemperatur und der Alterung.

Legierung/Prüfbedingungen Bruchdehnung in %

Z400 Prüftemperatur Raumtemperatur +85 °C -35 °C

Gusszustand 5,0 ±3,0 20 ±8 2,0 ±1,0

2 Monate nat. Alterung 9,0 ±5,0

künstl. Alterung 105 °C/24 h 10 ±5 25 ±5 2,0 ±1,0

Z410 Prüftemperatur Raumtemperatur +85 °C -35 °C

Gusszustand 2,7 ±1,0 22,7 ±8,6 1,5 ±0,4

1 Jahr natürliche Alterung 5,5 ±1,7 22,6 ±6,8 2,0 ±0,5

Z430 Prüftemperatur Raumtemperatur +85 °C -35 °C

Gusszustand 3,0 ±1,0 15 ±8 1,1 ±0,5

4 Monate nat. Alterung 5,0 ±1,5

künstl. Alterung 105 °C/24 h 4,6 ±1,5 24 ±8 1,7 ±0,9

führt. Mit der Versuchsanlage wurde die Verformung induktiv als Längenänderung kontinuierlich mit einer Auflösung von 1 µm bis zu einem Wert von 20 % erfasst.

Für die Kriechversuche wurden praxis-relevante Spannungen und Temperaturen eingestellt – bei Raumtemperatur Span-nungen zwischen 40 und 100 MPa und bei der Prüftemperatur von +85 °C Spannun-gen zwischen 12 und 50 MPa.

Mit diesen Versuchsparametern konn-ten Spannungsexponent und Aktivierungs-energie berechnet werden. Bei der Legie-rung Z410 wurde der Einfluss der Alterung auf das Kriechverhalten erfasst. Proben im Gusszustand sowie nach einer künstli-chen Alterung bei 120 °C über 15 h und einer Überalterung bei 150 °C von 15 h wurden mindestens 1000 h belastet und das Dehnungsverhalten ermittelt.

Das primäre Kriechen ist bei Zinklegie-rungen stark ausgeprägt und endet erst bei einer bleibenden Kriechdehnung von 2 % (Bilder 9 und 10). Dann bewirkt die Verrin-

Buch heft 7+.indb 26 04.07.11 15:17

Page 8: TeCHNOLOGie & TreNDs Alterungsvorgänge bei ......Die natürliche Alterung ist nach einem Jahr weitgehend abgeschlossen und kann durch eine künstliche Alterung über 24 h bei 105

Giesserei 98 07/2011 27

ten Proben eine geringere Kriechgeschwin-digkeit, da das Kriechen durch die paral-lel ablaufende Maßänderung (ca.  -0,1 %) teilweise kompensiert wird (Bild 11).

Außer der künstlichen Alterung bei 120 °C über 15 h wurden einige Proben bei 150 °C über 15 h überaltert. Die über-alterten Proben wiesen eine um den Fak-tor 5 höhere Kriechgeschwindigkeit gegen-

Krie

chge

schw

indi

gkei

t in

%/

h

Spannung in MPa

1% pro Jahr

y = 6E-09x4.2

Faktor 68094 KJ/mol

85°C 3mm150°C 24h

y = 1E-11x4.1

RT 3 mm150°C 24h

y = 1E- 09x3.6

RT 1,5 mm150°C 15h

RT 1,5 mmGusszustand

Überalterung

Abweichung durchMaßänderung

10

1

0,1

0,01

0,001

0,0001100

gerung der Querschnittsfläche eine Zunah-me der Spannung und damit der Kriechge-schwindigkeit. Könnte die wahre Spannung konstant gehalten werden, würde die Kriech-geschwindigkeit noch weiter abnehmen, das primäre Kriechen könnte dann bis zu einer Kriechdehnung von 10 % weitergehen.

Proben, die im Gusszustand geprüft wur-den, zeigten gegenüber künstlich gealter-

Bild 11: sekundäre Kriechgeschwindigkeit bei raumtemperatur und 85 °C.

Spannung in MPa

1% pro Jahr (8760 h)

1% pro Jahr (730 h)

10

1

0,1

0,01

0,001

0,000110050

Krie

chge

schw

indi

gkei

t in

%/

h Z400 - RT 1,5 mm 105°C 24 h

y = 1E-11x 4,1

y = 1E-11x 4,1744

Z410 - RT 3 mm 120°C 15 h

y = 6E-12x4,6122

Z430 - RT 1,5 mm105°C 24 h

Bild 12: Auswertung der sekundären Kriechgeschwindigkeit für Z400, Z410 und Z430.

über den bei 120 °C über 15 h künstlich gealterten Proben auf.

In Bild 12 sind die Kriechwerte der drei Legierungen der Raumtemperaturversu-che im Vergleich dargestellt. Der Kupfer-anteil zwischen 0 und 3 % reduziert die Kriechdehnung um den Faktor 4, bei den Legierungen Z410 und Z430 ist nur noch ein geringer Einfluss des Kupfers nachweis-bar. Beide Legierungen zeigen ähnliches Verhalten.

ermüdungsprüfungDie Ermittlung der Schwingfestigkeit wurde mittels Wöhlerversuchen bei Raumtemperatur durchgeführt, die Prüf-frequenz lag bei 150 Hz. Die Versuche wurden bei zwei unterschiedlichen Span-nungszuständen durchgeführt, bei R = -1 (Zug-Druck-Wechselbeanspruchung) und bei R = 0 (Zugschwellbereich). Bei Pro-bendicken bis 2 mm kam es im Druckzu-stand zum Ausknicken der Proben, bei den Probendicken von 0,8 mm und 1,5 mm konnte daher nur im Zugschwell-bereich geprüft werden.

Die Festigkeitswerte bei schwingender Beanspruchung wurden sehr viel stärker von inneren Fehlern wie Porositäten und Einschlüssen beeinflusst als bei der stati-schen Prüfung. Die Proben wurden daher vor der Prüfung durch eine Röntgenprü-fung selektiert.

Anzeige_Kleppe.indd 1 03.01.2008 11:33:32 Uhr

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28 Giesserei 98 07/2011

TeCHNOLOGie & TreNDs

Eine Dauerfestigkeit konnte bei der Le-gierung Z410 nicht ermittelt werden, da die Proben teilweise auch nach 50 Mio. Lastwechseln noch brachen. Die Zinklegie-rung Z410 zeigte gegenüber anderen Guss-werkstoffen keinen scharfen Übergang vom Zeitfestigkeitsbereich in den Dauer-festigkeitsbereich. Für eine Lastwechsel-zahl von 10 Mio. kann bei rein wechseln-der Belastung (R = -1) im Gusszustand ein Wert von 85 MPa angenommen werden, selbst nach einer künstlichen Überalte-rung fällt dieser Wert nur auf ca. 80 MPa ab (Bild 13).

Die niedrigeren Zugfestigkeitswerte der Legierung Z400 führen zu einer geringe-ren Neigung der Wöhlerlinie im Zeitfestig-keitsbereich, die höhere Duktilität der Le-gierung Z400 verbessert den Wert der Dau-erfestigkeit (Bild 14).

Die Mittelspannungsempfindlichkeit, die sich aus den Festigkeitswerten bei R = -1 und R = 0 ergibt, liegt bei der Legie-rung Z410 bei ca. 0,45 (Bild 15).

HärteprüfungDie Härteprüfung wurde im Gusszustand und nach einem Jahr natürlicher Alterung stichprobenartig für alle Serien vorgenom-men. Die Härtewerte nach Brinell sind im Gusszustand sehr hoch, im Mittel liegen die Werte bei 110 HB. Da die Härtewerte typischerweise gut mit den Werten der sta-tischen Festigkeit, insbesondere mit der Dehngrenze, korrellieren, kann die Alte-rung auch mit der Ermittlung von Härte-werten kontrolliert werden. Ein Einfluss der Strömungsgeschwindigkeit auf die Här-tewerte ist kaum nachweisbar.

Werden alle Härtewerte (Center-Point-Einstellung) gemittelt, ergibt sich der Zu-sammenhang zwischen Kupfergehalt und Härte, der vergleichbar mit der Abhängig-keit der Zugfestigkeit vom Kupferanteil ist (Bild 16).

Festigkeitswerte unter dem einfluss der AlterungNatürliche Alterung. Generell fallen Zug-festigkeit und Dehngrenze durch die Ein-wirkung von Zeit und Temperatur ab, die Bruchdehnung nimmt mit fortschreiten-der Alterung zu. Bei der natürlichen Alte-rung wurden Werte bei der Legierung Z410 bis zu 2 Jahren ermittelt, bei der Legierung Z400 bis zu 2 Monaten und bei der Legie-rung Z430 bis 6 zu Monaten.

Die Festigkeitswerte unterliegen zwar einer gewissen Streuung, doch die Ver-suchsbedingungen mit Center-Point-Ein-stellung erlauben durch die lineare Abhän-gigkeit eine Mittelwertbildung über den Einfluss der Formtemperatur und der Strö-mungsgeschwindigkeit.

Für die Legierung Z410 verläuft der Zug-festigkeitsabfall bei Raumtemperatur bei

140

130

120

110

100

90

80

70

60

65

75

85

95

Span

nung

sam

plitu

de s

a im

MPa

1,0E+04 1,0E+05 1,0E+06 1,0E+07 1,0E+08

Lastwechsel N

Serie 26: 3 mm - 200°C - 55 m/sGusszustand

Serie 25: 3 mm - 120°C - 25 m/skünstliche Alterung 16 h bei 150°C

Z410

Bild 13: Vergleich der Wöhlerkurven (Zug-Druck-Wechselbeanspruchung) von Proben im Gusszustand mit künstlich gealterten Proben (Überalterung).

R = -1120

110

100

90

80

70

60

65

55

75

85

95

Span

nung

sam

plitu

de s

a im

MPa

1,0E+04 1,0E+05 1,0E+06 1,0E+07 1,0E+08

Lastwechsel N

Bruch

Durchläufer

Serie 50/Z400: 3,0 mm künstliche Alterung 105°C/24h

Serie Umicore Z410: 3,0 mm natürliche Alterung 20 Jahre

Bild 14: Vergleich der Wöhlerlinien der künstlich gealterten Legierung Z400 mit 20 Jahre alten Proben von Umicore der Legierung Z410, deren Herstellparameter jedoch unbekannt sind.

Serie 17: 1,5mm - 160°C - 55m/skünstliche Alterung 16 h bei 120°CR = -1

120

110

100

90

80

70

60

65

55

75

85

95

Span

nung

sam

plitu

de s

a im

MPa

1,0E+04 1,0E+05 1,0E+06 1,0E+07 1,0E+08

Lastwechsel N

Bild 15: Wöhlerkurve bei Beanspruchung im Zug-schwell-Bereich von Z410-Proben mit künstlicher Alterung.

Buch heft 7+.indb 28 04.07.11 15:17

Page 10: TeCHNOLOGie & TreNDs Alterungsvorgänge bei ......Die natürliche Alterung ist nach einem Jahr weitgehend abgeschlossen und kann durch eine künstliche Alterung über 24 h bei 105

Giesserei 98 07/2011 29

Serie 17: 1,5mm - 160°C - 55m/skünstliche Alterung 16 h bei 120°C

Temperatur:120°C 160°C 200°C MW

130

120

110

100

90

800 30 60 90 120 150 180 210 240 270 300 330 360

Z410 natürliche Alterung

Zeit in TagenH

ärte

HB

3 mm

0 30 60 90 120 150 180 210 240 270 300 330 360

Dicke 0,8 mm

Zeit in Tagen

Dicke 1,5 mm

Dicke 3,0 mm

400

360

380

340

320

300

280

Här

te H

B

Bild 16: Härteverlauf durch natürliche Alterung für Z410.

Bild 17: Abnahme der Zugfestigkeit von Z410 bei raumtemperatur, ermittelt in Abhängigkeit von Zeit und Wanddicke.

Zugf

estig

keit

R m in

MPa

Gusszustand 3 Mo6 Wo3 Wo 6 MoAlterung:

Wanddicke/Prüftemperaturin mm/°C

400

420

380

360

340

320

300

280

260

220

240

2000,8/-35 1,5/-35 3,0/-3 0,8/RT 1,5/RT 3,0/RT 0,8/85 1,5/85 3,0/85

Bild 18: einflüsse von Prüftemperatur und Wanddicke auf die Änderung der Zugfestigkeit durch natürliche Alterung für Z410.

natürlicher Alterung nach Bild 17. Prinzi-piell ist dieses Verhalten unabhängig von der Prüftemperatur und bei allen drei Le-gierungen ähnlich. Bei einer Bauteildicke von 3 mm tritt in den ersten sechs Wochen eine leichte Erhöhung der Zugfestigkeit auf, in diesem Zeitraum werden innere Spannungen, die durch die größeren Ge-fügeunterschiede entstehen, allmählich ab-gebaut.

Bild 18 zeigt das Alterungsverhalten der Legierung Z410, Bild 19 den gleichen Sachverhalt bezüglich der Dehngrenze bei der Legierung Z410.

Künstliche Alterung. Die künstliche Alte-rung erfolgte bei allen Legierungen in fol-genden Varianten:> Alterung bei 65 °C mit einer Dauer von

24 h,> Alterung bei 85 °C mit einer Dauer von

24 h und> Alterung bei 105 °C mit einer Dauer

von 24 h.

Da bei der Untersuchung der natürlichen Alterung als Ursache der Abnahme der Fes-tigkeitswerte Diffusionsvorgänge von Alu-minium und Kupfer in Zink ausschlagge-bend sind, kann der Alterungsvorgang durch eine Temperaturerhöhung verkürzt werden. Die Zugfestigkeitswerte nach ei-ner künstlichen Alterung sind für die Le-gierung Z410 in Bild 20 in Abhängigkeit der Prüftemperatur und der Wanddicke bei Center-Point-Einstellung dargestellt. Die künstliche Alterung führte zu Festigkeits-änderungen wie die natürliche Alterung, dies ist in Bild 21 zusammenfassend dar-gestellt. Für die Legierung Z410 entspricht eine künstliche Alterung bei 65 °C über 24 h demnach einer natürlichen Alterung von ca. 45 Tagen, eine künstliche Alterung

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30 Giesserei 98 07/2011

TeCHNOLOGie & TreNDs

bei 85 °C über 24 h entspricht einer na-türlichen Alterung von ca. 120 Tagen und eine künstliche Alterung bei 105 °C über 24 h entspricht einer natürlichen Alterung von ca. 360 Tagen.

Die Umkehrung der Darstellung in Bild 22 zeigt bei einer bestimmten Tempe-ratur die Zeit an, die für eine künstliche Alterung der Zinklegierung Z410 erforder-lich ist, um die natürliche Alterung von ei-nem Jahr vorwegzunehmen.

Tabelle 3 enthält einige Zahlenwerte, die diese Bedingung erfüllen. Der berech-nete Zusammenhang kann auch für ande-re Temperaturen angewandt werden. So verhindert eine Lagerung der Proben bei -20 °C weitgehend eine Alterung innerhalb von 2 Jahren. Auf der anderen Seite ist ei-ne künstliche Alterung über 120 °C nicht empfehlenswert (Überalterung), da ab ca. 120 °C weitere Gefügeumwandlungen vor-

Zugf

estig

keit

R p0,

2 in

MPa

Gusszustand 3 Mo6 Wo3 Wo 6 MoAlterung:

Wanddicke/Prüftemperaturin mm/°C

400

380

360

340

320

300

280

260

220

240

180

200

0,8/-35 1,5/-35 3,0/-3 0,8/RT 1,5/RT 3,0/RT 0,8/85 1,5/85 3,0/85

Bild 19: einflüsse von Prüftemperatur und Wanddicke auf die Änderung der Dehngrenze durch natürliche Alterung für Z410.

Zugf

estig

keit

R m in

MPa

Gusszustand 85°C/24 h65°C/24 h 105°C/24 hAlterung:

Wanddicke/Prüftemperaturin mm/°C

Center-Point-Einstellung

400

380

360

340

320

300

280

260

220

240

180

200

0,8/-35 1,5/-35 3,0/-3 0,8/RT 1,5/RT 3,0/RT 0,8/85 1,5/85 3,0/85

Bild 20: Änderung der Zugfestigkeit durch künstliche Alterung in Abhängigkeit von Prüftemperatur und Wanddicke für Z410.

0 30 60 90 120 150 180 210 240 270 300 330 360

Dicke 0,8 mm

Zeit in Tagen

Dicke 1,5 mm

65 °C - 24 h

85 °C - 24 h 105 °C - 24 h

künstliche Alterung

Dicke 3,0 mm

400

360

380

340

320

300

280

Zugf

estig

keit

in M

Pa

Bild 21: Vergleich des künstlichen mit dem natürlichen Alterungsverhalten am Beispiel der Zugfestigkeit der Legierung Z410 in Abhängigkeit der Wanddicke.

Buch heft 7+.indb 30 04.07.11 15:17

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Giesserei 98 07/2011 31

nehmlich in der Primärphase auftreten, die zu einem weiteren Abfall der Festig-keit führen.

Aus vorhandenem Probenmaterial der Legierung Z410 mit einer Lagerungszeit von 20 Jahren der Umicore AG & Co. KG, Hanau-Wolfgang, wurden Probestäbe (1,5 mm Dicke) entnommen und geprüft (Bild 23). Der Vergleich mit den 20 Jahre alten Proben legt die Vermutung nahe, dass die Alterung nach einem Jahr fast vollständig abgeschlossen ist und für die Zugfestigkeit ein Wert von 300 MPa als unterer Grenzwert verwendet werden kann.

Vergleich der Zugfestigkeitswerte der Le-gierungen ZP0400, ZP0410 und ZP0430. Die ergänzende Untersuchung des Alte-rungsverhaltens bei den Legierungen ZP0400 und ZP0430 sollte den Einfluss des Kupfers aufzeigen.

Kupfer erhöht in Zinkdruckgusslegie-rungen sowohl die Festigkeit und die äu-ßerst geringe Löslichkeit des Aluminiums, das auch für die Festigkeitssteigerung er-forderlich ist.

Bild 24 zeigt einen Vergleich der Legie-rungen bei einer Wanddicke von 1,5 mm und bei den Center-Point-Einstellungen (Formtemperatur 160 °C und Strömungs-geschwindigkeit 40 m/s) bezüglich der Zug-festigkeitswerte, gemessen bei Raumtem-peratur. Das Bild zeigt, dass alle drei Le-gierungsvarianten altern. Das Kupfer hat dabei zwei unterschiedliche Wirkungen:> Kupfer erhöht grundsätzlich die Zugfes-

tigkeit, d. h., die festigkeitssteigernde Wirkung bleibt auch durch das Altern erhalten und

> Kupfer verzögert zwar die Alterung, kann sie aber nicht verhindern.

Bezogen auf die Ausgangsfestigkeit im Gusszustand beträgt die Zugfestigkeit nach einer künstlichen Alterung über 24 h bei 105 °C für die Legierung Z400 noch 83 %, für die Legierung Z410 noch 84 % und für die Legierung Z430 noch 88 %. Da Kupfer die Alterung verzögert, könnte bei der Legierung Z430 durch eine längere Wärmebehandlung noch ein weiterer Fes-tigkeitsverlust auf ebenfalls ca. 85 % er-folgen.

Die kupferfreie Legierung altert nach Bild 24 deutlich schneller und die prozen-tuale Abnahme ist bei der Legierung Z400 geringfügig höher als bei der Legierung Z410. Dieser Sachverhalt steht im Einklang mit dem Literaturhinweis [2] einer höhe-ren Aluminiumlöslichkeit durch die An-wesenheit des Kupfers. Die kupferreiche Legierung Z430 hat auch nach der Alte-rung die höchsten Festigkeitswerte und altert deutlich langsamer als Z400 und Z410.

Zusammenfassung

Die mechanischen Werkstoffkennwerte von Zinkdruckgusslegierungen nehmen unter den Druckgusslegierungen eine Spit-zenposition ein, die niedrige Schmelztem-peratur führt zu höchster Produktivität und die Standzeiten der Druckgießwerk-zeuge überschreiten die Millionengrenze.

Zink entfaltet besonders in dünnwandigen Konstruktionen bis zu 0,5 mm beste me-chanische Eigenschaften.

Die niedrige Liquidustemperatur von 385 °C und die damit verknüpfte hohe ho-mologe Temperatur haben als Folge:> Alterung, d. h. Festigkeitsabfall im Lau-

fe der Zeit;

Tabelle 3: Zeit-Temperatur-Verhältnisse für das Alterungsverhalten der Legierung Z410 (-20 °C Lagertemperatur der Proben)

Temperatur in °C -20 0 23 50 80 105 120

Zeit 100 Jahre 10 Jahre 1 Jahr 37 Tage 4 Tage 1 Tag 0,4 Tage

0 20 40 60 80 100 120

Temperatur in °C

Aktivierungsenergie 67 kJ/mol

0

30

60

90

120

150

180

210

240

270

300

330

360

Zeit

in T

agen

Bild 22: Zeit in Abhängigkeit der Temperatur, die bei künstlicher Alterung erforderlich ist, um die natürliche Alterung bei raumtemperatur (23 °C) vorwegzunehmen – ermittelt für Z410.

Zugf

estig

keit

R m in

MPa

1,5/RT

400

420

380

360

340

320

300

280

260

220

240

200

Gusszustand 3 Mo6 Wo3 Wo 6 Mo 12 Mo

24 Mo 20a

Um

icor

e

Bild 23: ergänzung der Werte für Z410 bei natürlicher Alterung durch Proben mit 20jähriger Alterung (Umicore); Mittelwerte bei raumtemperatur und 1,5 mm Wanddicke.

Buch heft 7+.indb 31 04.07.11 15:17

Page 13: TeCHNOLOGie & TreNDs Alterungsvorgänge bei ......Die natürliche Alterung ist nach einem Jahr weitgehend abgeschlossen und kann durch eine künstliche Alterung über 24 h bei 105

32 Giesserei 98 07/2011

TeCHNOLOGie & TreNDs

lung bei 150 °C über 15 h erhöht die Kriech-geschwindigkeit auf den vier- bis fünff achen Wert. Die ermittelten Werkstoff eigenschaf-ten stellen statistisch gesicherte Werte dar. Die Anlage des Projektes mit Auswahl der Prozessparameter, die DOE-Technik, die Ver-suchsdurchführung, die Maschinentechnik und insbesondere die Lagerung der Proben hielten die Streuung der Messwerte in sehr engen Grenzen.

Entscheidend für die scharfe Abgrenzung aller Einfl üsse ist die geringe Reaktion der Festigkeitswerte von Zinklegierungen auf innere Bauteilfehler. Innere Defekte beein-fl ussen jedoch deutlich die Bruchdehnung und die Schwingfestigkeit und eignen sich nicht für die Ermittlung der Alterung. Eine künstliche Alterung ist bei Zinkdruckguss-bauteilen immer erforderlich, um die Diff u-sionsvorgänge, die auch bei Raumtempera-tur ablaufen, abzuschließen.

Das IGF-Vorhaben AiF Nr. 15421 N der For-schungsvereinigung Gießereitechnik e. V. FVG, Sohnstraße 70, 40237 Düsseldorf, wurde über die AiF Arbeitsgemeinschaft in-dustrieller Forschungsvereinigungen im Rah-men des Programms zur Förderung der in-dustriellen Gemeinschaftsforschung und -entwicklung (IGF) vom BMWi Bundesminis-terium für Wirtschaft und Technologie auf-grund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.

Dipl.-Phys. Walter Leis und Prof. Dr.-Ing.Lothar Kallien, Hochschule Aalen, Aalen

Literatur:[1] Gottstein, G.: Physikalische Grundlagen der Materialkunde. 3. Aufl age. Springer, 2007. ISBN 978-3-540-71104-9.[2] Opitz, H.: Allgemeine Werkstoff kunde für Ingenieurschulen. 6. Aufl age. VEB Fachbuch-verlag Leipzig, 1971.[3] Metall 42 (1988) Nr. 9, S. 871-874.[4] Goodwin, F. E.; Ponikwar, A. L.: Enginee-ring Properties. International Lead Zinc Re-search Organisation, 1989.[5] Giesserei 29 (1942), Nr. 24, S. 397-403.[6] Klein, F.; Roos, G.: Maßänderungen der Zinkdruckgusslegierungen in Abhängigkeit vom Kupfergehalt. Vortrag 4. Aalener Gies-serei-Symposium, Aalen, 1983.[7] Schumann, H.: Metallographie. 13. Auf-lage. Deutscher Verlag für Grundstoffi ndu-strie, Leipzig. VLN: 152-915/3/91.[8] Klein, F.: Abhängigkeit der 0,2 %-Dehn-grenze, Zugfestigkeit, Härte und Dehnung der Zinkdruckgusslegierungen vom Kupfer-gehalt. Vortrag 5., 3. Aalener Gießereisym-posium, Aalen, 1982.[9] Schaller, Y.: Zink-Druckguss – neue Le-gierungen, neue Anwendungen. VDI Bericht Nr. 1173. VDI-Verlag, Düsseldorf, 1995.[10] Diecasting Engineer 39 (1995) Nr. 3, S. 20, 22.

0 30 60 90 120 150 180 210 240 270 300 330 360

Zeit in Tagen

65 °C - 24 h

85 °C - 24 h

105 °C - 24 h

künstliche Alterung

360

380

320

340

300

280

260

240

Zugf

estig

keit

in M

Pa

Z430

Z410

Z400

0 30 60 90 120 150 180 210 240 270 300 330 360

Zeit in Tagen

300

350

400

200

250

150

100

50

0

Zugf

estig

keit

in M

Pa

Dicke 0,8 mm

Dicke 1,5 mm

Dicke 3,0 mm

Bild 25: Alterungsverhalten der Legierung Z 410 über 1 Jahr, der Verlauf zeigt den im Vergleich zu den anfänglichen Maximalwerten doch relativ geringen Abfall durch Alterungseinfl üsse.

Bild 24: Vergleich der Zugfestigkeitswerte der Legierungen Z400, Z410 und Z430 nach natürlicher und künstlicher Alterung (rT, 1,5 mm Wanddicke, Center-Point-einstellungen: Formtemperatur 160 °C, strömungsgeschwindigkeit 40 m/s).

der Dehngrenze bei der Legierung Z410 um ca. 16 % (Bild 25), wobei alle Einfl üsse der Herstellparameter erhalten bleiben. D. h., dünne Proben, bei niedriger Formtempera-tur und hoher Strömungsgeschwindigkeit gegossen, haben auch nach der Alterung die höchsten Werte. Die Wanddicke übt in diesem Zusammenhang den stärksten Ein-fl uss aus, die Einfl üsse von Strömungsge-schwindigkeit und Werkzeugtemperatur verändern bei allen Legierungen die Fes-tigkeitswerte nur um 3 bis 4 % im Rahmen der im Projekt gewählten Einstellungen. Das Kriechverhalten ist ebenfalls ein thermisch aktivierter Prozess. Die Herstellparameter haben nur einen geringen Einfl uss auf die Kriechgeschwindigkeit. Eine Überalterung des Werkstoff s durch eine Wärmebehand-

> Maßänderungen bis -0,2 % im Laufe der Zeit und

> Kriechverformung unter Spannungsein-fl uss.

Die Alterung kann bei Werkstoff en mit ei-ner Liquidustemperatur unter 500 °C be-reits bei Raumtemperatur auftreten, da zwangsgelöste Legierungselemente diff un-dieren können. Bei den Zinklegierungen liegt die Löslichkeit des Aluminiums bei Raumtemperatur bei 0,05 %. Das Alumini-um verhindert jedoch die Eisenlöslichkeit von Zink im Tiegel, in der Gießgarnitur so-wie im Druckgießwerkzeug und es verbes-sert durch Mischkristallbildung die mecha-nischen Eigenschaften. Die Auswertung zeigt eine Abnahme der Zugfestigkeit und

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