Date post: | 06-Apr-2015 |
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Technische Universität München
Koexistenz von GVO und Nicht-GVO: Auswirkungen
auf die Volkswirtschaft
Maarten Punt, Technische Universität München
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Gliederung
• Koexistenz aus Volkswirtschaftlichen Sicht
• Koexistenz auf verschiedenen Ebenen– Landwirte– Wertschöpfungskette– Import und Export– Konsument
• Gesamtbewertung
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Koexistenz aus Volkswirtschaftlicher Sicht
Koexistenz Regeln sind die Bedingungen unter denen:
Gentechnisch veränderte (GV) und nicht-veränderten landwirtschaftliche Produkte im selben Gebiet nebeneinander angebaut, transportiert und vermarktet werden können,
unter Erhaltung ihrer Identität, im Einklang mit den einschlägigen Kennzeichnungsvorschriften und Reinheitsstandards.
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Regulierungen haben Kosten
Volkswirtschaftliche Sicht:
Regulierung ist am optimalen Niveau wenn der zusätzliche marginalen Nutzen der Regulierung gleich den zusätzlichen marginalen Kosten entsprechen.
(Arrow et al. 1996)
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Nicht GV Produkt Verkauf
GV Produkt Verkauf
Vermischung
GV Pflanzen Anbau
Nicht GV Pflanzen Anbau
Pollenflug
Koexistenz auf verschiedene Niveaus
GV Saatgut Produktion
Nicht GV Saatgut
Produktion
Pollenflug
GV Pflanzen Verarbeitung
Nicht GV Pflanzen
Verarbeitung
Vermischung Konsum der
Produkte
Kennzeichnung Grenzwerte
Von: Beckmann und Wesseler 2007
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Regulierung durch Haftungsrecht
• Theoretisch können wir durch Haftungsrecht Koexistenz regulieren
• Wenn es Vermischung oder Auskreuzung und davon Schaden gibt haftet der Verantwortliche
Volkswirtschaftlichen Sicht:
Der Verantwortliche wird Maßnahmen nehmen bis marginalen zusätzlichen Schaden gleich sind an die marginalen zusätzlichen Kosten der Maßnahmen.
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Mehrere Mitgliedsstaaten haben zusätzliche Regeln eingeführt
Gegebenenfalls ist es nötig, dass die Behörden der Mitgliedstaaten […] Maßnahmen ergreifen, die es den Verbrauchern und Erzeugern erlauben, zwischen genetisch veränderten, konventionellen und ökologischen Kulturen zu unterscheiden.
Quelle: Empfehlung der Kommission 2010, Absatz 3 (Betonung meins)
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Koexistenz auf Landwirte-Ebene
Mögliche Gründe für den Anbau von GV Pflanzen für Landwirte
– Geringere Gesamtkosten für Pflanzenschutzmittel– Erhöhte Erträge– Höhere Flexibilität
Mögliche Gründe für den Anbau von nicht GV Pflanzen für Landwirte
– Ethische Gründe– Kein oder nur geringer Effekt der GV Eigenschaft– Höhere Saatgutkosten– Höherer Preis für nicht-GV Pflanzen– Ablehnung in der Nachbarschaft oder Bevölkerung
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Trennung von GV und nicht GV Anbau
Ex-ante Maßnahmen:• Koordination der Anbaupläne• Pufferzonen
• Mindestabstände• Unterschiedliche Säzeiten
Ex-Post• Haftung
Von Landwirte als einfach bewertet
Von Landwirte als relativ schwer
bewertet
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Notwendige mindestens Abstände & Pufferzonen
Hängt von der Messung ab: Feld, Hof, Landhändler.
0.9% sind ohne Mindestabstand erreichbar am Hof und beim Landhändler
Für Mais:
40 Meter Mindestabstand (Riesgo et al.)
Pufferzonen von 12 Maisreihen funktioniert, weniger nicht untersucht (PRICE Projekt)
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Mindestabstandsregeln in der EU
Zahlen in Klammern Abstand zu Bioflächen
Quelle: Europäische Kommission 2006
Country Maize OSR Sugar Beet Potato
(Bulgaria) 4000
Czech Republic 70 (200) 3-10 (20)
Denmark 150 (150) 20 (20) 10 (10)
Germany 150 (300)
Hungary 400 (400) 20-40 (30-60)
Ireland 50(75)
Latvia 200 4000 200 50
Lithuania 200 4000 50 20
Luxemburg 600 100 50
Netherlands 25 (250) 1.5 (3.0) 3 (10)
Portugal 200 (300)
Romania 200
Slovakia 200 (300)
Spain 0
Sweden 50 3
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Mindestens Abstände und Koordination
• Mindestabstände werden als schwierig bewertet– Speziell für kleine Betriebe– Führen oftmals zu einem Domino-effekt
• Mögliche Lösungen– Koordination mit Nachbarn– Flexibilität von Landwirten (z.B. Fruchtfolge)– GV-Freie oder Nur-GV Regionen
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Verarbeitung in die Wertschöpfungskette
• Großteil der Proteinfutters (Soja) ist bereits GV verändert
• Für internationale Händler ist “Ohne Gentechnik” ein Nischenmarkt
• Für Verarbeiter oft eine Vermarktungsstrategie, und/oder Teil einer weiteren Kennzeichnung
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Scenario Analyse mit Wertschöpfungskette
Wichtigste Faktoren für zukünftige Marktentwicklung:
• Regulierung auf Europäischer Ebene • Vertrauen von Bürgern in GV Nahrungsmittel
Schlussfolgerung Analyse:
Wenn Regulierung strenger wird und Vertrauen weiter sinkt
Keine einfache Futtermittelbeziehung für Futtermittelhändler® Größerer Import von Fertigprodukten® Steigende Preise von Frischprodukten (in besonderem tierische
Produkte)
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Import und Export
Trennung von GVO und nicht GVO zunehmendes Problem bei Importen
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Quelle: James (2003-2012), ISAAA Briefs; Eurostat
2002 2004 2006 2008 2010 2012 20140%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
Cultivated GM soy worldwide (%) EU production % of total soya use
Year
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Import und Export
Trennung von GVO und nicht GVO zunehmendes Problem bei Importen
• Steigender Anteil von GV Sojaanbau weltweit• Großteil von Soja in der EU ist importiert• Ersetzung von Soja durch andere Produkte nur
teilweise möglich
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Weitere ImportproblemeN
o o
f app
rove
d e
ven
ts
Quelle: Ebata et al 2013
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Anzahl der Fälle mit niedriger GVO Präsenz bei Importen
Quelle: FAO 2014
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Importe und Exporte
Trennung von GV und nicht GV immer schwieriger bei Importen
• Wachsende Anbau GV Soja weltweit• Großteil der Soja ist importiert• Ersetzung von Soja durch andere Produkte nur
teilweise möglich• Unterschiedliche GVO-Zulassungen weltweit• Handelsverzerrungen
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Welthandelsorganisation (WTO) Konflikte?
• Konflikt über GV Pflanzen in 2003 (Urteil 2006)
• USA, Kanada und Argentinien versus EU
• Klage: Moratorium für GV-Pflanzen Zulassungen in der EU
• Teilweise gewonnen von klagenden Parteien– Es gab ein Moratorium– Grundsätzlich nicht unkonform mit den WTO Regeln– Dafür aber: Verschiedene Zulassungen für Produkte „unnötig
verzögert“
• Jetzt: neue Reglungen in der EU
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Welthandelsorganisation (WTO) Konflikte?
• Neue Reglungen der EU– Teilweise nicht-konform mit WTO Vereinbarungen– Gibt noch verschiedene Möglichkeiten für “unnötig verzögerte
Zulassungen“
• Neuer Konflikt bringt aber auch Kosten für Kläger
• Neuer Konflikt? nicht unbedingt
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Schlussfolgerungen
Koexistenz ist möglich, hat aber seinem Preis
Der Preis ist abhängig von:• Strenge der Regulierung• Möglichkeiten der Flexibilität
Ein Null-toleranz oder Verbot ist keine Koexistenz, und außerdem sehr teuer!
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ReferenzenArrow, K. J., Cropper, M. L., Eads, G. C., Hahn, R. W., Lave, L. B., Noll, R. G., . . . Stavins, R. N. (1996). Is There a Role for
Benefit-Cost Analysis in Environmental, Health, and Safety Regulation? Science, 272(5259), 221-222. doi: 10.1126/science.272.5259.221
Atici, C. (2014). Low Levels of Genetically Modified Crops in International Food and Feed Trade: FAO International Survey and Economic Analysis. Rome: Food and Agriculture Organization of the United Nations.
Beckmann, V., Soregaroli, C., & Wesseler, J. (2010). Ex-ante regulation and ex-post liability under uncertainty and irreversibility: governing the coexistence of GM crops. Economics: The Open-Access, Open-Assessment E-Journal, 4(2010-9), 1-33.
Beckmann, V., & Wesseler, J. (2007). Spatial dimension of externalities and the Coase theorem: Implications for co-existence of transgenic crops. In W. Heijman (Ed.), Regional Externalities: Springer Verlag.
Demont, M., Daems, W., Dillen, K., Mathijs, E., Sausse, C., & Tollens, E. (2008). Regulating coexistence in Europe: Beware of the domino-effect! Ecological Economics, 64(4), 683-689.
Ebata, A., Punt, M. J., & Wesseler, J. (2013). For the Approval Process of GMOs: The Japanese Case. Agbioforum, 16(2), 140-160.
Europäische Kommission (2006). Report on the implementation of national measures on the coexistence of genetically modified crops with conventional and organic farming.
Empfehlung der Kommission vom 13. Juli 2010 mit Leitlinien für die Entwicklung nationaler Koexistenz-Maßnahmen zur Vermeidung des unbeabsichtigten Vorhandenseins von GVO in konventionellen und ökologischen Kulturpflanzen (2010).
Groeneveld, R. A., Wesseler, J., & Berentsen, P. (2013). Dominos in the dairy: An analysis of transgenic maize in Dutch dairy farming. Ecological Economics, 86, 107-116.
James, C. (2003-2012). Global Status of Commercialized Transgenic Crops. New York: ISAAA.
Riesgo, L., Areal, F. J., Sanvido, O., & Rodriguez-Cerezo, E. (2010). Distances needed to limit cross-fertilization between GM and conventional maize in Europe. [10.1038/nbt0810-780]. Nat Biotech, 28(8), 780-782. doi: http://www.nature.com/nbt/journal/v28/n8/abs/nbt0810-780.html#supplementary-information
Skevas, T., Fevereiro, P., & Wesseler, J. (2010). Coexistence regulations and agriculture production: A case study of five Bt maize producers in Portugal. Ecological Economics, 69(12), 2402-2408.