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Technik - die prägende geistige Errungenschaft unserer Zeit · 2017. 3. 27. · Erlanger...

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Technik - die prägende geistige Errungenschaft unserer Zeit Prof. Manfred Geiger Dr. Oliver Kreis Ingrid Gaus Erlanger Universitätsreden Nr. 66/2005, 3. Folge
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  • Technik - die prägende geistige Errungenschaft unserer Zeit

    Prof. Manfred GeigerDr. Oliver KreisIngrid Gaus

    Erlanger UniversitätsredenNr. 66/2005, 3. Folge

    TITEL 23.03.2005 12:24 Uhr Seite 2

  • Festvortrag zum dies academicus aus Anlass des 261. Jahrestages der Gründung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg am 4. November 2004

    Technik - die prägende geistige Errungenschaft unserer Zeit

    Prof. Manfred GeigerDr. Oliver KreisIngrid Gaus

    Inhalt 23.03.2005 12:33 Uhr Seite 1

  • Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Inhalt

    Technik - die prägende geistige Errungenschaft unserer Zeit 3

    Zu den Autoren 31

    Bisher erschienene Ausgaben der Universitätsreden 35

    Impressum 39

    CD „Dies 2004“ 40

    2

    Inhalt 23.03.2005 12:33 Uhr Seite 2

  • Hohe Festversammlung,

    mein Herz schlägt auch für die Tech-nik, genauso kraftvoll, wie das in Bild 1gezeigte, und das nun schon seit 22Jahren an unserer Erlanger Univer-sität für den Maschinenbau, insbe-sondere für die Produktionstechnikund deren Wissenschaft. Doch vor 22Jahren wäre eine solche Aufnahmeam lebenden Herzen nicht einmaldenkbar gewesen.

    Seit wenigen Monaten macht es die-se Maschine (Bild 2), ein Computer-tomograph der neuesten Generationder Siemens Medical Solutions in Er-langen, möglich - eine Sensation, diedem Gerät auch seinen Namen ge-geben hat. In 25 Sekunden nimmt derApparat alle körperlichen Daten desPatienten zeitabhängig auf und er-möglicht dem behandelnden Arztanschließend programmtechnischjede gewünschte Auswertung. Wirsprechen von 4D, vierdimensionaler

    Professor Manfred Geiger, Dr.-Ing. Oliver Kreis, Ingrid Gaus:

    Technik - die prägende geistige Errungenschaftunserer Zeit

    3Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Bild 1: Das schlagende Herz (Video) Bild 2: "Sensation" aus Erlangen

    Inhalt 23.03.2005 12:33 Uhr Seite 3

  • Bildverarbeitung mit der Zeit als dervierten Dimension. In den Vorgän-gergeräten waren noch Aufnahme-zeiten von bis zu einer Stunde mit ei-ner hohen physischen Belastung fürden Patienten erforderlich; der eineoder andere unter uns hat dies jaschon einmal selbst erlebt.

    Sensation steht somit sowohl für ei-ne überragende technische Innovati-on, wie auch für eine minimalinvasiveDiagnosemethode: Technik zumWohle des Menschen. Ist das nichtbeeindruckend, faszinierend?

    Mit diesem Beispiel modernsterTechnikentwicklung aus dem Erlan-ger Wirtschaftsraum will ich auf dasThema meines heutigen Vortrageshinführen:

    Technik - die prägende geistige Er-rungenschaft unserer Zeit.

    Ich gestehe, es ist ein etwas provo-katives Thema gerade auch an einerVolluniversität, wo wir Technikerdoch nicht einmal als Geisteswissen-schaftler angenommen werden,wenn wir hierunter verstehen wollen,dass auch Ingenieure mit Geist Wis-senschaft betreiben. Ich habe dasThema für meinen heutigen Festvor-trag im Jahr der Technik aus einem

    Satz einer Laudatio meines ErlangerDekans der Technischen Fakultät,Herrn Professor Winnacker, anläss-lich einer Ehrenpromotion in diesemJahr entlehnt, ich zitiere: „…und dassdie Technik in den Bildungs- und Kul-turzusammenhang hinein gehört,dass die Technik wahrscheinlich dieprägende geistige Errungenschaftunserer Zeit ist, das ist wohl immernoch den wenigsten bewusst“.

    Diesem Bewusstwerden will ich ver-suchen, nun näher zu kommen undmeine Ausführungen deshalb wiefolgt gliedern:

    1. Leben in einer technischen Welt2. Technik und Technikwissenschaft3. Produktionswissenschaft heute4. Resümee und Ausblick.

    1. Leben in einer technischen Welt

    Beginnen wir mit der Frage: Was fas-ziniert uns an der Technik? Denn Fas-zination an sich fordert unmittelbar zueiner geistigen Auseinandersetzungheraus. Sind es die Symmetrie und dieSchönheit, die Größe oder die Kühn-heit eines Bauwerks, einer Brücke, ei-nes Turms oder eines Hochhauses?Sind es die Schnelligkeit, der Komfort

    4 Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Inhalt 23.03.2005 12:33 Uhr Seite 4

  • oder die technische Raffinesse einesVerkehrsmittels, eines Transrapid, ei-nes Flugzeugs oder auch nur einesAutos? Ist es die Brillanz einer Ste-reoanlage oder sind es nicht eher dieMöglichkeiten der Medizintechnik, dieich eingangs ja schon angesprochenhabe, beispielsweise 'Blinde wiedersehend, Lahme wieder gehend ma-chen zu können'? Biblische Wunderwerden Wirklichkeit. Diese Liste ließesich endlos fortsetzen.

    Lassen Sie mich das in die Spracheder Technik, in die Sprache der Inge-

    nieure übersetzen - in Bilder, nur ei-nige wenige.

    Brücken verbinden Kontinente, über-brücken Täler, Flüsse, Meere, führenMenschen zusammen, bringen Le-bensnotwendiges hinüber und herü-ber, beispielsweise Wasser über dieAquädukte der Römer, bleibendeDenkmäler einer alten Hochkultur(Bild 3). Kultur - das muss doch wohlmit Geist zu tun haben? Das im obe-ren Bildteil gezeigte architektonischeMeisterwerk unserer Zeit ist die Dä-nemark und Schweden verbindende

    5Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Bild 3: Faszination Technik: Beispiel Mobilität (1)

    ÖresundbrückeDänemark-Schweden

    Pont du Gard (Frankreich)

    Inhalt 23.03.2005 12:33 Uhr Seite 5

  • Öresundbrücke, eine Brücke über dieOstsee, von Land zu Land ca. 16 kmlang. Mit 490 m Spannweite zwi-schen den Trägern weit im Meer istsie die längste Schrägseilbrücke derWelt mit Autobahn und Schie-nentrasse. Superlative erweitern dastechnisch Mögliche, das durch Men-schengeist und MenschenhandSchaffbare. So etwas fasziniert im-mer.

    Eineinhalb Tage, mit einer Übernach-tung in Baiersdorf, bei der auch diePferde gewechselt wurden, benötig-te vor etwa 250 Jahren die Ehefrau

    unseres Universitätsgründers, dieMarkgräfin Wilhelmine von Bayreuth,um den beschwerlichen Weg von ih-rer Bayreuther Residenz in unsereStadt zurückzulegen, und das sichermit dem höchsten Komfort ihrer Zeit(Bild 4). Doch mit welch anderemKomfort bewältige ich diese Streckeheute mit meinem Auto in maximal ei-ner Stunde, wenn nicht irgendeineVerkehrsstörung oder ein Fehler inder Elektronik meinen Wagen zur Immobilie werden lassen. Mobilität -ein Menschheitstraum: Königskinderkonnten früher nicht zueinander kom-men. Noch im 19. Jahrhundert ka-

    6 Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Bild 4: Faszination Technik: Beispiel Mobilität (2)

    Mobilitätca. 1750 heute

    Wilhelmine von Bayreuth1709 - 1758

    Inhalt 23.03.2005 12:33 Uhr Seite 6

  • men viele Menschen in Frankens Dör-fern in ihrem ganzen Leben nicht wei-ter als 20 km weg von der Stelle ihrerGeburt. Uns liegt heute die ganzeWelt zu Füßen - Globalisierung im be-sten Sinne des Wortes. Diese Pro-dukte der Verkehrstechnik sind ansich schon faszinierend, doch um wieviel mehr faszinieren uns die hier-durch gegebenen Möglichkeiten un-serer eigenen Lebensgestaltung.Mobilität ist ein Geschenk der Tech-nik für unsere Lebenskultur.

    Gerade in den modernen Industrie-ländern, in denen die Altersstrukturder Bevölkerung eher durch die„Über-60-Jährigen“ als durch die„Unter-20-Jährigen“ geprägt ist, wirddie Bedeutung technischer Produktein der Medizintechnik immens zu-nehmen. Der menschliche Körper isteine äußerst komplex aufgebauteBaugruppe aus mikrobiologischenKomponenten, die allesamt nur aufeine endliche Lebensdauer ausgelegtsind. Wenn wir solche Komponentenersetzen wollen, weil die Lebenser-wartung des Menschen die seinerKomponenten in Zukunft deutlichübersteigt, dann müssen wir im Ide-alfall die gleiche Funktionalität wie dieNatur bei möglichst gleicher Bau-größe erreichen. Dies geht nur mitTechnik, oft nur mit Mikrotechnik.

    Versetzen Sie sich einmal in die Si-tuation eines Menschen, der infolgedes grauen Stars langsam erblindet.Sie wären sicher dankbar, eine mi-krotechnisch gefertigte künstlicheLinse (Bild 5) nutzen zu können, umwieder normal oder vielleicht sogarbesser als normal sehen zu können.Die hier gezeigte Linse ermöglichtdurch ihre Einbettung über die klei-nen Nebenformelemente in den Kap-selsack im Auge nicht nur ein Sehen,sondern auch ein Akkomodieren, al-so ein Scharfstellen zwischen Näheund Ferne, wie es auch beim gesun-den Menschen möglich ist. Eine Bril-le wird somit im Regelfall nicht mehrerforderlich sein. Das ist übrigensauch wieder eine innovative Entwick-lung eines kleinen Erlanger Unter-nehmens mit Unterstützung durchdie Universität. Was für ein Gewinn anLebensqualität ist mit solcher Tech-nik verbunden? Was bedeutet diesfür das Zusammenleben der Genera-tionen in einer zunehmend alterndenGesellschaft? Hier sind geistige Aus-einandersetzung und Antwortenauch von anderen Wissenschaftsdis-ziplinen gefragt.

    Technik ist faszinierend. Ihre Produk-te sind aus unser aller Leben nichtwegzudenken. Meine wenigen Bei-spiele haben dies ja bereits deutlich

    7Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Inhalt 23.03.2005 12:33 Uhr Seite 7

  • werden lassen; und Bild 6 erweitertdiese Aussage noch auf alle unsereDaseins- und Kulturbedürfnisse.„Technik ist Auslöser und Wandlerdes Fortschritts in unserer kulturellenEntwicklung und prägt damit auchden fortschreitenden Wandlungspro-zess unserer Gesellschaft“, so Gün-ter SPUR, einer der großen Forscherund kritischen Vordenker unserertechnischen Entwicklung.

    Doch wie hat sich Technik auch in-haltlich verändert, so dass wir heutevon der geistigen Errungenschaft un-

    serer Zeit sprechen können? Was hatTechnik mit Wissenschaft zu tun?Und fasziniert sie auch als Wissen-schaft? Mit diesen Fragen, aber un-ter einem besonderen Bezug aufmein eigenes Fach, die Produktions-wissenschaft, möchte ich mich nunbeschäftigen.

    2. Technik und Technik-wissenschaft

    Zunächst einmal hat Technik ihre be-grifflichen Wurzeln im Altgriechischen(Bild 7):

    8 Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Bild 5: Faszination Medizintechnik

    Inhalt 23.03.2005 12:34 Uhr Seite 8

  • τεχνη [techné], das bedeutet„Fähigkeit, Kunstfertigkeit, Hand-werk“ (nach WIKIPEDIA).

    Und der DUDEN versteht unter Tech-nologie die „Wissenschaft von derUmwandlung von Roh- u. Werkstof-fen in fertige Produkte u. Gebrauchs-artikel, indem naturwissenschaftlicheu. technische Erkenntnisse ange-wendet werden“.

    Der moderne Begriff der Technologiewurde übrigens bereits 1777 durchJohann Beckmann geprägt, damals

    Ordinarius für Ökonomie und Kameral-wissenschaften in Göttingen (SPUR).

    Technik macht also immer eineZweckerfüllung, eine Umsetzungneuer Ideen in praktische Wirksam-keit als Produkt oder Prozess erfor-derlich. Ich zitiere hierzu noch einmalGünter SPUR: „Technik entsteht durchDenken, Planen und Bauen“. Kürzerkann man den Sinngehalt und die Me-thodik unseres Tuns als Technikernicht ausdrücken.

    9Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Bild 6: Leben in einer technischen Welt (nach SPUR)

    Inhalt 23.03.2005 12:34 Uhr Seite 9

  • Und wir Technikhandelnde nennenuns Ingenieure, entlehnt dem lateini-schen Begriff Ingenium, was bedeu-tet: natürliche Begabung, schöpferi-sche Geistesanlage, Erfindungskraft,Genie (nach WIKIPEDIA).

    „Studiere zunächst Wissenschaft,erst dann folgt die Praxis daraus“schrieb im ausgehenden 15. Jahr-hundert Leonardo da Vinci, der großeBaumeister, Künstler, Wissenschaft-ler und Ingenieur, das Universalgenieder Renaissance (Bild 8). In seinemKopf war das gesamte naturwissen-

    schaftlich-technische Wissen seinerZeit vereint. Nur so waren ihm seineerstaunlichen Überlegungen und Er-findungen möglich. So hatte er be-reits Ideen zum Bau von Flugmaschi-nen und vielleicht auch von Fahrrä-dern; nur umsetzen in reale Produk-te konnte er sie nicht. Dafür fehlte esihm und seiner Zeit an den techni-schen Möglichkeiten - wir haben esgeschafft.

    Doch was hat das Entwickeln undHerstellen von Gütern mit Wissen-schaft zu tun? Haben nicht Meister

    10 Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Bild 7: Begriffsdefinitionen

    Technik(altgriechisch τεχνη [techné]: Fähigkeit, Kunstfertigkeit, Handwerk

    Johann Beckmann (1777)Lehrstuhl für Ökonomie und Kameralwissenschaft

    „Technologie ist diejenige Wissenschaft, welche die Grundsätzeund Mittel lehrt, nach welchen und durch welche all diejenigen Naturalien auf die beste Weise dergestalt verarbeitet werden,als es zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse verschiedenerArt erforderlich ist.“

    „Anleitung zur Technologie, zur Kenntnis der Handwerke, Fabriken und Manufakturen“ (1777)

    Duden: Technologie: Wissenschaft von der Umwandlung vonRoh- u. Werkstoffen in fertige Produkte u. Gebrauchsartikel, indemnaturwissenschaftliche u. technische Erkenntnisse angewendetwerden.

    Ingenieur(lat. In|ge|ni:um): natürl. Begabung, schöpferische Geistesanlage, Erfindungskraft, Genie

    Inhalt 23.03.2005 12:34 Uhr Seite 10

  • der Antike bereits Tempel und Palä-ste, Tische und Stühle, Waffen, ja er-ste Maschinen, die ihnen die Arbeiterleichtern sollten, mit hoher Fertig-keit „gebastelt“?

    Sie sehen in Bild 9 beispielhaft auf derVase einen Blick in eine Schmiede im6. Jahrhundert v. Chr., und danebeneine frühe Maschine der antikenHochkultur, eine so genannte Archi-medische Schraube, als Wasser-pumpe eingesetzt.

    Sind nicht solch grandiose Bauwer-ke, wie die in Bild 10 beispielhaft ge-zeigten Tempel und Paläste, in frühe-ren Kulturen ohne Wissenschaft, al-lein mit Erfahrungswissen, geschaf-fen worden? Freier Raum wurde si-cher überbrückt, hier zwischen denSäulen des Amun-Tempels, 2000 v.Chr. in Ägypten. Die Kuppel des Flo-renzer Doms konnte zwar nur mitSchwierigkeiten erst 1434, etwa 70Jahre nach dem Bau der Kirche voll-endet werden, aber auch sie wurde

    11Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Bild 8: Leonardo da Vinci

    „Studiere zunächst Wissenschaft,erst dann folgt die Praxis daraus“

    Leonardo da Vinci

    Inhalt 23.03.2005 12:34 Uhr Seite 11

  • 12 Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Bild 9: Technik in der Antike (oben)

    Bild 10: Vom Machen zum Wissen: Bauwerke (unten)

    Archimedes258 - 212 v. Chr.

    Archimedische Schraube 210 v. Chr.Schmiede im 6. Jahrhundert v. Chr.

    Ägyptischer Amun-Tempel 2000 v. Chr.

    Palladios Villen ca. 1540

    Dom zu Florenz 1368

    Inhalt 23.03.2005 12:34 Uhr Seite 12

  • möglich als ein Beispiel technischerHochkultur ihrer Zeit. Die Villen desPalladio sind ähnlich den antikenBaudenkmälern allein schon wegenihrer Symmetrie schön. Die Raster-maße waren erfahrungsbegründet -heute würde man neudeutsch vonTrial and Error sprechen - und dieseBauten entzücken uns immer nochund ziehen uns hin nach Venetien.

    Kommen wir in die frühen Jahre derIndustrialisierung (Bild 11). MussteJames Watt die Hauptsätze der Ther-modynamik kennen, um seine Dampf-maschine 1769 zu bauen? Offenbarnicht. Diese grundlegenden Erkennt-

    nissätze wurden erst viele Jahre spä-ter von Claudius, Kelvin und Helm-holtz formuliert. Wusste Stephenson,der Schöpfer der ersten brauchbarenDampflokomotive 1814, dass Wärmedie ungeordnete Bewegungsenergieder Moleküle darstellt (nach DUD-DECK)? Nein, auch diese thermo-physikalischen Kenntnisse waren zuseiner Zeit nicht bekannt. Doch die Ei-senbahn begann ihren Siegeszug indie Welt; sie rollte auch ohne wissen-schaftliche Begleitung.

    Die Entwicklung und Herstellung die-ser technischen Produkte war alleinauf Erfahrungs- und Erprobungswis-

    13Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Bild 11: Vom Machen zum Wissen: Die Dampfmaschine und ihre Bedeutung

    James Watt (1736-1819)schottischer Erfinder

    George Stephenson (1781-1848)englischer Ingenieur

    1769 patentiert:erste durch Dampfangetriebene Kolbenmaschine 1814 erste brauchbare Lokomotive

    Inhalt 23.03.2005 12:34 Uhr Seite 13

  • sen begründet. WissenschaftlichesWissen, das die Funktion solcherProdukte und Prozesse hinterfragenund absichern konnte, war nicht ver-fügbar - und für diese frühen Pro-dukte offensichtlich auch nicht erfor-derlich, sie hätten sonst in ihrer Zeitnicht gebaut werden können. VomMachen zum Wissen könnte man die-se lange Zeit der frühen Technik vonder Antike bis zum beginnenden In-dustriezeitalter überschreiben. Si-cher war auch dies bereits eine großegeistige Leistung.

    Entscheidend für die dynamischeEntwicklung des 20. Jahrhunderts alsdas der Industriegesellschaft war, diekomplexen Wirkzusammenhängeder Technik als Wissenschaft zu be-greifen, sie grundlegend verstehenund weiterentwickeln zu lernen undim Kontext zu neuen naturwissen-schaftlichen Erkenntnissen neue lei-stungsfähige Werkstoffe, Werkzeugeund Maschinensysteme und damitneue Produkte verfügbar zu machen,die ständig auch neuen Bedarf in derGesellschaft erzeugen und befriedi-gen konnten. Denken wir nur an dasHandy, ohne das wir vor 20 Jahrengenauso glücklich waren! Wir ent-wickeln uns immer stärker zu einermehr und mehr wissenschaftsgetrie-benen Technikentwicklung hin. Vom

    Wissen zum Machen möchte ich die-se, unsere Zeit nun nennen. Dochwarum ist dieser neue Weg nun mög-lich?

    Entwickelten sich die Naturwissen-schaften, beginnend mit der Zeit der Aufklärung, zu eigenen wissen-schaftlichen Disziplinen an den Uni-versitäten, machte sich die Technikerst im späten 19. Jahrhundert aufdiesen für ihre wissenschaftliche Anerkennung steinigen Weg. InDeutschland emanzipierten sich dietechnischen Wissenschaften und diefrühen Gewerbeschulen stiegen zuPolytechnika und schließlich zu Tech-nischen Hochschulen auf. Diese inBild 12 genannten frühen 9 Hoch-schulen von Aachen bis Stuttgart ha-ben auch heute noch eine besonde-re Ausstrahlung in unserer Wissen-schaft und bezeichnen sich heute alsdie „TU9“.

    Ich erwähnte bereits, dass der Begriffdes Ingenieurs mit schöpferischer Er-findungskraft und Genie zusammen-hängt. Umso unverständlicher ist,dass den Technischen Hochschulenin Deutschland mit der Verleihung desPromotionsrechts nicht gestattetwurde, ihren Doktortitel, wie in allenanderen Wissenschaften bis heuteüblich, mit lateinischer Bezeichnung

    14 Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Inhalt 23.03.2005 12:34 Uhr Seite 14

  • führen zu dürfen. Doch der „Doktor-Ingenieur“ wurde in den vergangenen100 Jahren zu einem besonderenMarkenzeichen unserer wissen-schaftlichen Ausbildung. Es war übri-gens Kaiser Wilhelm II, der mit einemErlass vom 11. Oktober 1899 denTechnischen Hochschulen Preußensdas Promotionsrecht verlieh; noch ei-nen Monat zuvor protestierte der Prä-sident der damaligen Physikalisch-Technischen Reichsanstalt gegen dieanstehende kaiserliche Entschei-dung. Bereits kurz nach der Jahr-hundertwende, am 9. Januar 1900,

    verlieh die Technische Hochschule zuBerlin in Charlottenburg die erste Eh-renpromotion zum Doktor-IngenieurEhrenhalber - honoris causa war denIngenieuren ja verwehrt - an ein Mit-glied der kaiserlichen Familie, PrinzHeinrich von Preußen (nach SPUR).

    Ich sehe hier übrigens eine Parallelezum Vortrag von Frau Kollegin Abe-le-Brehm im letzten Jahr: Nicht nurdie Frauen, sondern auch die Ingeni-eure haben an den Universitäten ei-ne vergleichsweise kurze Tradition.Beide stellten zu Beginn des 20. Jahr-

    15Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Bild 12: Die Technischen Hochschulen formieren sich (nach SPUR)

    11. Okt. 1899Verleihung desPromotionsrechtsan die TechnischenHochschulen Preußens

    Erlangen

    1928Naturwissen-schaftliche Fakultät

    1966Technische Fakultät

    1982Institut fürFertigungstechnik(heute Maschinenbau)

    Inhalt 23.03.2005 12:34 Uhr Seite 15

  • hunderts eine wenig beachtete Min-derheit dar. Heute, nach nur etwasmehr als 100 Jahren, sind die Frau-en und die Ingenieure an unseren Uni-versitäten ein Begriff geworden,wenngleich auch immer noch zu we-nige Frauen Ingenieurwissenschaftenstudieren.

    Unsere Erlanger Universität hatte alserste Volluniversität in Deutschland1966 die Technik mit einer eigenenFakultät in ihre Reihen aufgenom-men. Viele weitere deutsche Univer-sitäten folgten diesem Vorbild. Die al-ten Technischen Hochschulen habensich durch Aufnahme geistes- undnaturwissenschaftlicher Fachberei-che ebenfalls zu Universitäten mit ei-nem größeren Fächerspektrum ge-wandelt.

    Meine wissenschaftliche Heimat, dieFertigungstechnik als Teilgebiet desMaschinenbaus, kam 1982 als letz-tes neues Fachgebiet in unsererTechnischen Fakultät hinzu. LassenSie mich deshalb abschließend kurzhinterfragen, welchen Anteil diesesWissenschaftsgebiet an meiner Aus-sage hat, dass Technik die prägendegeistige Errungenschaft unserer Zeitsei.

    3. Produktionswissenschaftheute

    Die Fertigungstechnik beschäftigtsich mit der wirtschaftlichen Herstel-lung aller Güter, mit denen wir unsumgeben. Darunter fallen die Ent-wicklung, Konstruktion und Fertigungeinzelner Produkte, wie Kleidung,Möbel, Autos, Computer und so fortsowie die Organisation der hierzunötigen Geschäftsprozesse. Die Fer-tigungstechnik ist nur ein Teilgebietder Produktionstechnik. Auch derStrom und die Wärme, die uns um-geben, oder die Werkstoffe, die wirfür unsere Produkte einsetzen, müs-sen produziert werden; Energie- undVerfahrenstechnik gehören damitauch zur Produktionstechnik. Den-noch will ich im Folgenden von Pro-duktion und deren Wissenschaftsprechen, wenn ich über das Neue inder Fertigungstechnik berichte.

    Kommen wir deshalb zum Themazurück: Technik - die geistige Errun-genschaft unserer Zeit. Kann dasauch für die Produktionstechnik sogelten? Fließband, lärmende, schmut-zige Maschinenarbeit, stumpfsinnigeWiederholung immer des gleichenAblaufs für Mensch und Maschine -maschinenhaft, maschinell stand fürdiese Geistlosigkeit, die zwar vielen

    16 Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Inhalt 23.03.2005 12:34 Uhr Seite 16

  • Menschen einen Arbeitsplatz sicher-te - aber auch was für einen! So er-lebte ich in Vorbereitung zu meinemMaschinenbaustudium mein Prakti-kum in der Besteckfertigung der be-kannten Württembergischen Metall-warenfabrik, WMF, in Geislingen ander Steige. Das war 1961, vor nur et-was mehr als 40 Jahren, und was hatsich seitdem doch alles verändert. Ba-sisinnovationen auf den Gebieten derMikroelektronik und Computertech-nologie haben unseren Maschinen In-telligenz gegeben und damit, wie esmein Dekan, Prof. Winnacker, einmalformulierte „… aus der Technik in ei-nem erweiterten Sinn ein geistigesProdukt, ein Kulturgut gemacht“. Dashat auch die Wertschöpfungsanteilesolcher Maschinen und Systeme dra-matisch verändert; oft sind heuteElektronik und Software bestimmen-der als die Mechanik.

    Die Maschine der Produktionstech-nik ist die Werkzeugmaschine. Sie istdie Mutter aller Maschinen, denn al-les, was hergestellt werden muss,bedarf ihrer. Sie führt Werkzeuge amWerkstück zum vorbestimmten Ein-griff, um dem Werkstück eine neue,letztlich die finale Form zu geben.Solche Formgebungsprozesse hatman noch zu Zeiten meines Prakti-kums allein manuell, also von Hand,

    gesteuert und durchgeführt. Heuteerledigt dies in der Regel die intelli-gente Maschine, oftmals völlig alleinund sie ist in der Lage, auf Störun-gen im Prozess selbst zielführend zureagieren.

    Aus der wissenschaftlichen For-schung meines Lehrstuhls sei hierbeispielhaft ein Projekt mit der AudiAG genannt, in dem wir vor wenigenJahren eine erste „denkende“ Biege-maschine (Bild 13) entwickelten, diesensorisch die Eigenschaftsschwan-kungen der zu verarbeitenden Profileaufnehmen und dann informations-technisch über neuronale Netze au-tomatisch die Steuerbefehle für dieMaschinenregelung erzeugen konn-te (SPRENGER). Diese intelligenteMaschine, die - natürlich nur nachDurchlaufen eines Trainingsprogram-mes - Entscheidungen selbständigtreffen konnte, war für die rationelleFertigung der Rahmenstruktur desAudi A8 gedacht.

    Doch eine solche Übernahme „geis-tiger“ Leistung durch Maschinen istnicht allein auf die Produktionstech-nik beschränkt. Denken Sie nur anden Autopiloten im Flugzeug oder diefahrerlose U-Bahn, die auch in Nürn-berg bereits erprobt wird.

    17Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Inhalt 23.03.2005 12:34 Uhr Seite 17

  • Wenn ich eingangs davon gespro-chen habe, dass die technische Ent-wicklung immer mehr wissenschafts-getrieben ist, dann gilt dies im be-sonderen Maße für die Produktions-technik der letzten vier Jahrzehnte.Völlig neue Prozesstechniken sindentstanden, immer stärker aufbau-end auf neuesten naturwissenschaft-lichen Erkenntnissen.

    Lasertechnik ist ein solches Beispielund unsere Universität hat geradehier auch ein anerkannt hohes eige-nes wissenschaftliches Profil. Lassen

    wir hierzu diesen Ausschnitt aus ei-nem Video der Volkswagen AG ausder aktuellen Karosseriefertigung desVW Touran etwas auf uns wirken (Bild14). Beim neuen VW Golf sieht sieähnlich aus. Wir sehen eine automa-tisierte Prozesskette, bei der - gezeigtam Vorderwagen - zunächst Blech-teile berührungslos mit dem Laser-strahl beschnitten werden; der Fun-kenflug des aus der Schneidfuge her-ausgeblasenen verbrannten Werk-stoffs verdeutlicht diesen Prozess.Dann werden an den beschnittenenKontaktflächen weitere notwendige

    18 Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Bild 13: Die denkende Biegemaschine

    Inhalt 23.03.2005 12:34 Uhr Seite 18

  • Bauteile mit dem Laserstrahl ange-schweißt. Das Plasmaleuchten lässtdiesen Prozess erkennen. Das allesgeschieht ohne jeden manuellen Ein-griff, in einer Aufspannung, mit einemLaser, der seine hochenergetischeStrahlung über zwei robotergeführteBearbeitungsköpfe in den Prozesseinbringt. Der Prozessablauf hat sei-ne eigene Intelligenz. Der Laserstrahlsucht sich beispielsweise in Grenzendie Bearbeitungsspur selbst, da von

    Wagen zu Wagen diese Verbin-dungslinien fertigungsbedingt etwasin ihrer Position schwanken.

    Doch wie kam es zu dem heutigenWissensstand? „In der Lasertech-nik suchte naturwissenschaftlichesGrundlagenwissen, das meist Ergeb-nis allein zweckfreier Neugier ist, dennachträglichen technischen Zweck“(DUDDECK). Die Physik dieser in derNatur nicht vorkommenden Strahlung

    19Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Bild 14: Laserstrahlschneiden und -schweißen in der Automobiltechnik (Video)

    Inhalt 23.03.2005 12:34 Uhr Seite 19

  • hatte Einstein mit seiner Theorie zurLichtverstärkung durch stimulierteStrahlungsemission 1917 beschrie-ben, für die er vier Jahre später mitdem Nobelpreis ausgezeichnet wur-de. Es brauchte mehr als 40 Jahre biszur ersten gerätetechnischen Reali-sierung eines Lasers durch den Ame-rikaner Maiman 1960. Doch dannwusste man über viele Jahre nichtsmit diesem Gerät anzufangen, mansprach von einer Entwicklung auf derSuche nach ihrer Anwendung. Heutehat die Lasertechnik eine Schlüssel-funktion für die weitere Entwicklungunserer Gesellschaft mit vielen An-wendungen in der Produktionstech-nik, der Messtechnik, der Kommuni-kationstechnik und so fort und nichtzuletzt in der Medizintechnik. Selbstmein Lichtzeiger ist ja ein Laser.

    Allein in der Produktionstechnik hatsie Produktkonstruktionen und Ferti-gungsabläufe revolutioniert, bei-spielsweise durch das gezeigte,berührungslose Laserstrahlschwei-ßen. Die erst vor wenigen Monatenauf den Markt gekommenen VW-Mo-delle Touran und Golf 5 halten denWeltrekord mit je ca. 70 m Laser-schweißnaht an ihrer Leichtbauka-rosserie. Doch vor wenigen Jahrengab es diese Technologie in derGroßserienproduktion des Fahrzeug-

    baus noch nicht. Die Mechanismender Wechselwirkung zwischen La-serstrahl und Materie waren seiner-zeit nicht richtig verstanden. EinSchwerpunktprogramm der Deut-schen Forschungsgemeinschaft hat-te in sechsjähriger Arbeit bis 1996dieses Wissen geschaffen, und wirErlanger Wissenschaftler waren fe-derführend daran beteiligt (SEPOLD,GEIGER).

    Panta Rei - alles fließt; auch ein kal-tes Stück hochfesten Metalls fließt,wenn man mit sehr hohen Kräftendarauf drückt und es richtig macht.Es fließt in eine Hohlform, ein Werk-zeug, das die Abmessungen des zuerzeugenden Formteils gespeichertenthält. Kennzeichnend ist, dass keinMaterial bei der Formgebung verlo-ren geht und dass ein solcher Ferti-gungsprozess sehr schnell abläuft.Damit sind hohe Stückzahlen, wie siein der Fahrzeugtechnik notwendigsind, wirtschaftlich herstellbar. Sol-che Prozesse für komplexe Bauteileneu auszulegen, funktioniert abernur, wenn man sie vorher am Bild-schirm simuliert und das Verhaltendes Werkstoffs genau kennt.

    Modellierung und Simulation sindheute das zukunftsweisende bestim-mende geistige Werkzeug überhaupt

    20 Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Inhalt 23.03.2005 12:34 Uhr Seite 20

  • geworden. „Die Reduktion der Wirk-lichkeit auf ein intelligent erstelltesModell ist ein eminent kreativer Pro-zess, wie er für alle Wissenschaft undKunst charakteristisch ist“, so wiederDekan Winnacker. Berechnung undAbgleich mit der Realität durch Ex-periment hatte immer schon metho-disch die Arbeit eines Ingenieurs ge-prägt. Mit den heutigen Möglichkei-ten der Rechnertechnik und der nu-merischen Mathematik lässt sichaber eine unglaubliche Nähe zurWirklichkeit abbilden, die Produkt-und Prozessentwicklungen fast ohneexperimentellen Abgleich erlauben.Man erhält Informationen, die mess-

    technisch gar nicht zu gewinnenwären, und das allein virtuell, ohnedass irgendetwas zuvor in Stahl undEisen realisiert werden musste.

    Was Sie in Bild 15 sehen, ist die Si-mulation eines solchen Pressvor-gangs mit der heute so gängigen Mo-dellierung und Berechnung mit derFinite-Elemente-Methode. Sie sehen,wie der Werkstoff fließt. Spannungs-und Formänderungsverteilungen kön-nen sichtbar gemacht werden - auchim Inneren des Bauteils - das Mach-bare lässt sich damit direkt am Bild-schirm beurteilen. Änderungsschlei-fen im Entwicklungsprozess solcher

    21Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Bild 15: Simulation in der Umformtechnik (Video)

    Inhalt 23.03.2005 12:34 Uhr Seite 21

  • Bauteilfertigungen werden weitge-hend vermieden und die Entwick-lungszeiten damit drastisch verkürzt.

    Solche Simulationen sind nur einSchritt auf dem Weg in die DigitaleFabrik. Heute schon können Kon-strukteure mit derartigen Methodenim Cyberspace Produkte virtuell ko-stengünstig entwickeln und testen,durch die Einrichtung virtuellerWerkhallen Fertigungsabläufe undMaterialfluss simulieren und opti-mieren, ohne dass bereits in Hard-ware gegangen werden muss. Der

    Erlanger Maschinenbau verfügt seitwenigen Jahren über ein eigenes Vir-tual-Reality-Labor am Lehrstuhl un-seres Prorektors Prof. Meerkamm.In Bild 16 links sehen Sie einen jun-gen Ingenieur bei der Arbeit. Sogardie Haptik, also das „Fühlen“ einesBauteils, lässt sich mit modernen„Force-Feedback“-Technologien si-mulieren. Im rechten Bildteil sehenSie beispielhaft einen solchen virtu-ellen Spaziergang durch die For-schungsfabrik meines KollegenProf. Feldmann in Nürnberg. Die Si-mulation spannt den ganzen Bogen

    22 Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Bild 16: Virtual Reality (Video)

    Inhalt 23.03.2005 12:34 Uhr Seite 22

  • 23Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    vom kompletten Gebäude bis hin zueinzelnen Roboterbewegungen undFertigungsschritten. Welch geistigeErrungenschaft stellen solche neuenWerkzeuge der Technik heute be-reits dar! Vielleicht plant Ihr Architektin Zukunft auch Ihr neues Haus unddie Gartengestaltung in ähnlicherWeise und Sie können das zukünfti-ge Leben in dieser neuen Umgebungvirtuell erfahren und erfühlen.

    Mikrotechniken und Mikroelektronikverändern bereits heute ganz erheb-lich unsere Produkte, für deren Her-stellung Produktionsingenieure dann

    verantwortlich sind. Lassen Sie michdiesen Wandel in den Inhalten unse-rer Produkte kurz am Beispiel des Au-tos aufzeigen (Bild 17). Früher war einAuto ein mechanisches Wunder imästhetischen Blechkleid. Mikrotech-nische mechatronische Baugruppenhaben es heute zu einer fahrendenKommunikationsplattform werdenlassen, die den Fahrer über dynami-sche Navigationssysteme mit derAußenwelt vernetzt, seine Fahrfehlerüber elektronische Sicherheitssyste-me korrigiert oder - falls dies nichtmehr möglich ist - in Bruchteilen vonSekunden im ganzen Innenraum Air-

    Bild 17: Wandel in der Produkttechnik

    BMW 1929 BMW 2002

    Inhalt 23.03.2005 12:35 Uhr Seite 23

  • bags aufbläst, um jeden Aufprall sanftabzupolstern. Etwa 30 % der Wert-schöpfung eines Oberklassefahr-zeugs finden mittlerweile in der Elek-tronik und in der Software statt. Die-ser Anteil wird zukünftig noch weiterzunehmen.

    Kein Wunder also, dass sich die Pro-duktionsabläufe in den letzten Jahrendeutlich verändert haben. Elektronikist nicht nur immer wichtiger gewor-den, elektronische Systeme werdenauch immer stärker mit mechani-

    schen Elementen kombiniert. Es istabsehbar, dass die Mechatronik alsTechnologie der Integration von Me-chanik, Elektronik und Software inZukunft zunehmend Funktionenübernehmen wird, die in der Vergan-genheit allein durch mechanischeElemente geleistet wurden.

    Für die Produktionstechnik ergebensich dadurch neue Herausforderun-gen, die keineswegs schon alle gelöstsind, und diese neuen Technologienmachen eine wissenschaftliche Be-

    24 Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Bild 18: Räumliche spritzgegossene Schaltungsträger (3D-MID)

    Inhalt 23.03.2005 12:35 Uhr Seite 24

  • 25Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    gleitung zwingend erforderlich. AlsParadebeispiel mag hier die so ge-nannte „Molded Interconnect Devi-ces“-Technologie, abgekürzt MID,mit ihrer Integration von elektroni-scher Funktionalität in dreidimensio-nale Spritzgussteile dienen (Bild 18).Sie macht neue polymere Träger-werkstoffe und deren Verarbeitungs-technologien, neue Oberflächenbe-schichtungs- und -strukturierungs-techniken, aber auch neue räumlicheBestückungsstrategien erforderlich,ganz abgesehen von neuen Überle-gungen zum elektromechanischenProduktdesign. Diese Thematik wirdan unserer Universität wissenschaft-lich bearbeitet. Meine Kollegen Feld-mann und Ehrenstein sind hier feder-führend. Zwar überzeugt diese MID-Technologie durch faszinierendeProdukte, und sie sehen ja hier eines,sie ist jedoch immer noch von einerbreiten Markteinführung entfernt. Esgibt also hier noch Vieles zu tun, auchfür die Wissenschaft.

    Ich hoffe, Ihnen ist deutlich gewor-den: Produktion hat heute eine eige-ne Intelligenz, sie ist ohne Wissen-schaft nicht zukunftsfähig und dieseWissenschaft fasziniert uns alle, diewir uns tagtäglich damit auseinan-dersetzen.

    4. Resümee und Ausblick

    Lassen Sie mich damit zum Schlusskommen.

    Ich habe sicher das mir selbst ge-stellte Thema heute nur anreißen kön-nen und mich dabei im Wesentlichenauf meine Erfahrungswelt beschrän-ken müssen.

    Wäre ich Informationswissenschaft-ler, hätte ich meinen Vortrag auch al-lein dem Internet widmen können,das unzweifelhaft eine besonderegeistige Errungenschaft unserer Zeitund natürlich auch ein technischesProdukt ist. Heute kommuniziert be-reits die Oma mit ihrem Enkel überdieses Netz und im Geschäftslebenwerden wir genötigt, viel Geist daraufzu verwenden, den ganzen Informa-tionsmüll, den wir tagtäglich darübererhalten, schnell auszusondern. Ichhätte auch von Nanotechnologiesprechen können, mit deren Hilfe unsvielleicht in Zukunft eine leistungs-fähige Brennstoffzelle für unsereFahrzeuge möglich sein wird oderauch nur eine Oberflächentechnolo-gie, die uns den Lotuseffekt nach-stellen lässt: sie brauchen dann kei-ne Fenster mehr zu putzen und Flug-zeuge müssten im Winter nicht mehrenteist werden. Auch über neueWerkstoffe, z.B. für die Solarbranche,

    Inhalt 23.03.2005 12:35 Uhr Seite 25

  • hätte ich sprechen können, eineBranche mit jährlichen Wachstums-raten von 30 - 50 %, und das inDeutschland, doch auch dafür gibt esBerufenere, als ich es bin. Letztend-lich habe ich auch Life-Science-Technologien nur gestreift: So lassensich heute bereits auch Knorpelver-letzungen im Kniegelenk mit körp-ereigenem, im Labor gezüchtetenGewebe reparieren, und auch das istTechnik, nämlich Tissue Engineering,mit einer besonderen geistigen An-forderung (VDI).

    Ich hoffe, Sie gehen mit mir einver-standen, wenn ich zusammenfas-send feststelle, dass Technik schonimmer eine geistige Herausforde-rung war, heute aber mit ihrer Ver-bindung mit der Informationstechnikund mit ihrem wieder engeren Be-zug zu den Naturwissenschaften ei-ne besondere geistige Errungen-schaft darstellt. Man kann darüberstreiten, ob Technik heute auch auf-geklärter ist als zu früheren Zeiten,nur weil sie sich mit den Folgen ih-res Tuns viel intensiver auseinander-

    26 Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Bild 19: Resümee und Ausblick

    Technik ist die geistigeErrungenschaft gerade unserer Zeit.

    Inhalt 23.03.2005 12:35 Uhr Seite 26

  • setzt als zuvor. Zumindest der Phi-losoph Walther ZIMMERLI, in Erlan-gen bestens bekannt, vertritt dieseMeinung, wenn er sagt: „…wir be-finden uns am Anfang einer aufge-klärten Moderne, die die Folgen ih-res Handelns wohl bedenkt“. Doch„der Ingenieur kann Energie wan-deln, er kann Material gestalten, dieInhalte mit Wissen erfüllen, abernicht mit einem Gedankengut, daszu einer besseren Welt führt, dazubraucht er den intellektuellen Part-ner,… die Vertreter der Geistes- undSozialwissenschaften“, so GünterSpur und er setzt fort… „warum sinddiese noch darauf stolz, dass sie vonTechnik nichts verstehen?“ (WE-SEL/SPUR)

    Eine Zwei-Kulturen-Vorstellung, dievon einer Trennung zwischen Gei-steswissenschaften und „geistlosen“Natur- und Technikwissenschaftenausgeht, ist damit falsch, und sie wares immer schon. Unsere Welt ist nachJürgen MITTELSTRAß „zum Werkdes wissenschaftlichen und techni-schen Verstandes geworden und hateine eigene kulturelle Form ent-wickelt“. Mittelstraß nennt eine solcheWelt eine „Leonardo Welt“. Ich zitie-re ihn weiter: „Lass Dich leiten von derLust auf das Neue und dem Willen zuerkennen, was die Welt im Innersten

    zusammenhält, aber achte darauf,dass es kein minderes Ziel ist, die Weltmit dem, was Du forschend und ent-wickelnd tust, zusammenzuhalten!“und letzteres betrifft die Technik. Indieser Welt muss auch der Philosophetwas von der Technik verstehen,und der Techniker etwas von der Phi-losophie. Ansonsten lebten wir in ei-ner halbierten Kultur, die ihre eigenekulturelle Form selbst nicht mehr ver-stünde (Bild 19).

    Diese faszinierende Welt der moder-nen Technik macht aber mehr jungeMenschen erforderlich, die sich mitihr zukünftig auseinandersetzen wol-len. Deshalb sehe ich mit Sorge denderzeitigen Rückgang der Erstseme-sterzahlen an unserer TechnischenFakultät. Wir müssen unser Bemühennoch verstärken, Technik als die geistige Errungenschaft unserer Zeitauch an junge Menschen sehr frühheranzutragen.

    Meine sehr geehrten Damen und Her-ren, ich danke Ihnen für Ihre Auf-merksamkeit -

    und Frau Gaus und Herrn Dr. Kreisfür ihre Unterstützung bei der Erstel-lung dieses Vortrags.

    27Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Inhalt 23.03.2005 12:35 Uhr Seite 27

  • Bildnachweis

    Bild 1, Bild 2: • Mit freundlicher Genehmigung der

    Siemens AG, Medical Solutions, Er-langen

    Bild 3: • „Pont du Gard“: Mit freundlicher Ge-

    nehmigung von Johannes Michalo-wsky, www.michalowski.de.vu

    Bild 4: • „Kutsche“ mit freundlicher Genehmi-

    gung der Touristik Initiative „Reisenin die Vergangenheit“, Lüneburg, www.luene-info.de/kutschfahrt/reise.html

    • „Wilhelmine von Bayreuth“: Mitfreundlicher Genehmigung der Er-langer Nachrichten

    • „BMW“: Mit freundlicher Genehmi-gung der BMW AG, München

    Bild 5: • Mit freundlicher Genehmigung der

    HumanOptics AG, Erlangen

    Bild 6: • „Fahrrad“: Entnommen aus dem

    freien Bildarchiv „Stock. xchng“,www.sxc.hu

    Bild 7:• „Johann Beckmann“: AKG Images,

    Berlin

    Bild 8: • „Leonardo da Vinci“ und „Leonar-

    dos Luftschraube“: AKG Images,Berlin

    • „Mountainbiker“: Entnommen ausdem freien Bildarchiv „Stock.xchng“, www.sxc.hu

    • „Leonardos Fahrrad“: Mit freundli-cher Genehmigung von Jörn Gruel,dampfmaschin.de

    • „Mona Lisa“: AKG Images, Berlin• „Hubschrauber“: Mit freundlicher

    Genehmigung der ADAC-Luftret-tung GmbH

    Bild 9:• „Vase“: Mit freundlicher Genehmi-

    gung entnommen aus SPUR. Quel-le: Blümner, H.: Technologie undTerminologie der Gewerbe undKünste bei Griechen und Römern. 4Bände, Leipzig: B.G. Teubner, 1879bis 1912

    • „Archimedische Schraube“: Mitfreundlicher Genehmigung von IvicaLitric, www.litric.de

    • „Archimedes“: Mit freundlicher Ge-nehmigung entnommen aus: Lexi-kon der Physik in sechs Bänden.Heidelberg: Elsevier GmbH, Spek-trum Akademischer Verlag, 1998

    Bild 10: • „Amun-Tempel“: Mit freundlicher

    Genehmigung von Hartmut Kür-

    28 Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Inhalt 23.03.2005 12:35 Uhr Seite 28

  • schner, www.hartmut-kuerschner.de;vgl. auch: Erwin Purucker,www.panoptikum.net

    • „Palladios Villen“: Mit freundlicherGenehmigung von Alois Kastenber-ger, informatik.diefenbach.at

    • „Dom zu Florenz“: Mit freundlicherGenehmigung von „Die versteckteToskana“, www.verstecktetoskana.com

    Bild 11:• „James Watt“, „Wattsche Nieder-

    druckdampfmaschine“, „LokomotiveThe Rocket“ und „George Stephen-son“: Entnommen aus der freien En-zyklopädie www.wikipedia.org

    • Zeichnung „The Rocket“: AKG Ima-ges, Berlin

    • „Kolbenmaschine“: Deutsches Mu-seum, München

    Bild 13:• „Audi A8“: Mit freundlicher Geneh-

    migung der Audi AG, Ingolstadt• „Die denkende Biegemaschine“:

    Fuchs Foto Design, Erlangen

    Bild 14: • Mit freundlicher Genehmigung der

    Volkswagen AG, Wolfsburg

    Bild 15: • Mit freundlicher Genehmigung der

    Thyssen Krupp Presta AG, Liech-tenstein

    Bild 16: • „Virtual Reality Labor“: Institut für

    Maschinenbau, Lehrstuhl für Kon-struktionstechnik, Erlangen

    • „Forschungsfabrik Nordostpark“:Institut für Maschinenbau, Lehrstuhlfür Fertigungsautomatisierung undProduktionssystematik, Erlangen/Nürnberg

    Bild 17: • Mit freundlicher Genehmigung der

    BMW AG, München

    Bild 18: • Fuchs Foto Design, Erlangen

    Bild 19: • „Der Denker“: AKG Images, Berlin

    29Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Inhalt 23.03.2005 12:35 Uhr Seite 29

  • Literatur

    • DUDDECK, Heinz: Jenseits unddiesseits von Technik. Texte undReden 1962-2002. Institut für Sta-tik. Braunschweig: TU Braun-schweig, 2002

    • DUDEN: Duden Deutsches Univer-salwörterbuch, CD-Rom. Mann-heim: Brockhaus, 1994

    • MITTELSTRAß, Jürgen: Leben in ei-ner technischen Welt - Technik undgesellschaftliche Verantwortung ineiner Leonardo-Welt. In: XI. Interna-tionales ProduktionstechnischesKolloquium „Innovative Vernunft -Ein kritischer Diskurs über die Zu-kunft der Produktionswirtschaft“.Berlin: TU Berlin, 2004

    • WESEL/SPUR: Im Gespräch: UweWesel und Günter Spur, Zwei Män-ner, zwei Welten, zwei Mythen. Ge-genworte, Heft 12. Berlin-Branden-burgische Akademie der Wissen-schaften, 2003, Seite 60-65

    • SEPOLD, Gerd; GEIGER, Manfred(Hrsg.): Strahl-Stoff-Wechselwir-kung bei der Laserstrahlbearbei-tung 2. Bremen: BIAS, 1998 [Strahl-technik Band 6]

    • SPRENGER, Axel: AdaptivesStreckbiegen von Aluminium-Strangpreßprofilen, Dissertation,Univ. Erlangen-Nürnberg. Bam-

    berg: Meisenbach, 1999 [Geiger,Manfred; Feldmann, Klaus (Hrsg.):Reihe Fertigungstechnik, Band 89]

    • SPUR, Günter: Vom Faustkeil zumdigitalen Produkt. Ein kulturge-schichtlicher Beitrag zur Entwick-lung der Berliner Produktionswis-senschaft. Herausgegeben vomIWF der TU Berlin zu seinem 100-jährigen Bestehen. München, Wien:Carl Hanser, 2004

    • VDI: Innovation in Deutschland. Bei-lage der VDI nachrichten, 29.10.2004, S. 4

    • WIKIPEDIA: Wikipedia. Die freie En-zyklopädie, www.wikipedia.org

    • ZIMMERLI, Walther Ch.: Technolo-gie als 'Kultur'. Veröffentlichungender TU Braunschweig, Band 4. Hil-desheim: Georg Olms, 1997

    30 Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Inhalt 23.03.2005 12:35 Uhr Seite 30

  • Zu den Autoren

    Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h.mult. Dr. h.c. Manfred Geiger

    Manfred Geiger, Jahrgang 1941, warnach dem Studium des AllgemeinenMaschinenbaus an der TechnischenHochschule Stuttgart, heute Univer-sität Stuttgart, wissenschaftlicher As-sistent und später Abteilungsleiter amInstitut für Umformtechnik dieserHochschule (Prof. Kurt Lange). Nachseiner Promotion 1974 erhielt er dorteinen Lehrauftrag über Plastomecha-nik. Von 1977 bis 1982 war er in lei-tenden Positionen in der Industrie(Werkzeugmaschinenbau und Fahr-zeugtechnik) tätig, zuletzt als Ge-schäftsführer einer Zulieferfirma derFahrzeugindustrie. Diese Funktionnahm er noch bis 1988 in Ne-bentätigkeit wahr, nachdem er 1982einem Ruf auf den neu eingerichteten

    Lehrstuhl für Fertigungstechnologieder Universität Erlangen-Nürnberggefolgt war. Seiner Hochschule blieber auch bei einem Ruf 1994 auf einenLehrstuhl an die Technische Univer-sität Wien treu.

    Professor Geiger ist Gründer undSprecher mehrerer Forschungsver-bünde an seiner Universität und inBayern: Forschungsverbund Laser-technologie Erlangen (FLE), Bayeri-sches Laserzentrum gGmbH Erlan-gen, DFG-Sonderforschungsbereich396 "Robuste verkürzte Prozessket-ten für flächige Leichtbauteile", DFG-Forschergruppe "Grundlagen derWarmblechumformung von höchst-festen Vergütungsstählen", Bayeri-sche Forschungsverbünde Laser-technik (FORLAS I und II) und Mikro-produktionstechnik (Forµprod).

    Er ist Mitglied der Berlin-Brandenbur-gischen Akademie der Wissen-schaften und des Konvents der Tech-nikwissenschaften der DeutschenAkademien der Wissenschaften (aka-tech) sowie in mehreren weiteren in-ternationalen und nationalen wissen-schaftlichen Gesellschaften. Seit2003 ist er z.B. der Präsident der re-nommierten Wissenschaftlichen Ge-sellschaft für Produktionstechnik inDeutschland (WGP).

    31Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Inhalt 23.03.2005 12:35 Uhr Seite 31

  • Von 1996 bis 2002 vertrat ProfessorGeiger die Ingenieurwissenschaftenim Senat, Kuratorium und Hauptaus-schuss der Deutschen Forschungs-gemeinschaft.

    Im Februar 2003 wurde er vom Bun-despräsidenten in den Wissen-schaftsrat berufen. Seit Ende 2003 ister Mitglied des Hochschulrats derUniversität Hannover, dessen Vorsitzihm im Juni 2004 übertragen wurde.

    Professor Geiger ist Ehrendoktormehrerer Universitäten (Budapest1993, Chemnitz 1999, Dortmund2000) sowie Träger weiterer nationa-ler und internationaler Auszeichnun-gen: Otto-Kienzle-Gedenkmünze derHochschulgruppe Fertigungstechnik(1977), BMW Scientific Award (2.Preis) zusammen mit Dr. Vollertsen(1991), Goldmedaille "Pro Universita-te Labacensi" der Universität Ljublja-na (1999), International Prize for Re-search and Development in Precisi-on Forging der Japan Society onTechnology of Plasticity (2002).

    32 Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Inhalt 23.03.2005 12:35 Uhr Seite 32

  • Dr.-Ing. Oliver KreisOliver Kreis, Jahrgang 1971, studier-te von 1992 bis 1998 Maschinenbau an der Universität Erlangen-Nürnberg.Anschließend war er wissenschaft-licher Mitarbeiter und seit 2001 ist erwissenschaftlicher Assistent am Lehr-stuhl für Fertigungstechnologie.

    2002 wurde er mit einer Arbeit überdie „Integrierte Fertigung“ im Rahmendes Sonderforschungsbereiches 396mit Auszeichnung promoviert. Seit2000 ist er Studienfachberater Ma-schinenbau und Wirtschaftsingenieur-wesen und Mitglied des Lehrstuhllei-tungskreises. Er vertritt das Institut fürMaschinenbau in der PR-Kommis-sion und im Benchmarking-Team derTechnischen Fakultät sowie im Ar-beitskreis Hochschullehre der Uni-versität. Im Bereich der Forschungbeschäftigt er sich mit innovativenEinsatzmöglichkeiten der Lasertech-nik, vor allem beim Schweißen undSchneiden im Makrobereich.

    Ingrid GausIngrid Gaus, geboren 1956, absol-vierte von 1971-1975 eine Lehre alstechnische Zeichnerin und studiertevier Semester an der freien Kunst-schule in Stuttgart. In der Industrie er-warb sie sich Kenntnisse in Grafik-Design und wechselte 1982 an denLehrstuhl für Fertigungstechnologie.Ihr Aufgabengebiet umfasst u. a. gra-fische Darstellungen von technischenVorgängen für Vorlesungen, Vorträgeund Veröffentlichungen sowie Bild-bearbeitung und Layout für diverseDruckschriften.

    33Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Inhalt 23.03.2005 12:35 Uhr Seite 33

  • 34 Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Inhalt 23.03.2005 12:35 Uhr Seite 34

  • 35Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Nr. 1/1978: Prof. Dr. theol. Walther v. Loewenich:„Johannes Christian Konrad von Hofmann - Lebenund Werk“(erschienen in: Uni-Kurier. Zeitschrift der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Nr.20/1978)

    Nr. 2/1979: Prof. Dr. rer. nat. Bernhard Ilschner:„Neue Aufgaben der Werkstoffentwicklung - wenigerRohstoffe, weniger Energie: Mehr Nachdenken!“(erschienen in: Uni-Kurier Nr. 23/24, 1979)

    Nr. 3/1979: Prof. Dr. phil. Kurt Kluxen:„Vom Beruf unserer Zeit für die Geschichtswissenschaft“

    Nr. 4/1979: Prof. Dr. phil. Alfred Wendehorst:„Aus der Geschichte der Friedrich-Alexander-Univer-sität“ (2. durchgesehene Auflage 1980)

    Nr. 5/1980: Prof. Dr. phil. Karl-Heinz Ruffmann:„Geschichte im geteilten Deutschland - Aufgaben undSchwierigkeiten“

    Nr. 6/1980: Prof. Dr. rer. nat. Walther Leonhard Fischer:„Fachdidaktik im Spannungsfeld zwischen For-schung und Lehre“

    Nr. 7/1980: Prof. Dr. theol. Gerhard Müller, D.D.:„Die Reformation und die gegenwärtige Christenheit“

    Nr. 8/1981: Prof. Dr. phil. Wolfgang Lippert: „Chinesisch - Sprache hinter einer Großen Mauer?“

    Nr. 9/1982: Prof. Dr.-Ing. Hans-Wilhelm Schüßler:„Die Technik der Nachrichtenübertragung gestern -heute - morgen“

    Nr. 10/1982 (= Nr. 4/1979): Prof. Dr. phil. Alfred Wendehorst:„Aus der Geschichte der Friedrich-Alexander-Univer-sität“ (3. durchgesehene Auflage 1982)

    Nr. 11/1983: Prof. Dr. phil. Ulrich Fülleborn:„Um einen Goethe von außen bittend oder Goetheals Lehrdichter“

    Nr. 12/1983: Prof. Dr. jur. Reinhold Zippelius, Prof. Dr. phil. Gotthard Jasper: „Geschwister-Scholl-Gedenkvorlesung zum Thema'Widerstand in Deutschland' „

    Nr. 13/1983: Prof. Dr. med. Bernhard Fleckenstein:„Was ist Gentechnologie und was können wir von ihrerwarten?“

    Nr. 14/1984: Prof. Dr. theol. Friedrich Mildenberger:„Der freie Wille ist offenkundig nur ein Gottesprädikat(Martin Luther): Eine notwendige Unterscheidung vonGott und Mensch?“

    Nr. 15/1984: Prof. Dr. jur. Klaus Obermayer: „Sozialstaatliche Herausforderung“

    Nr. 16/1984: Prof. Dr. phil. Max Liedtke: „Warum Schule Schule gemacht hat - Zum Zusam-menhang von Schule, Kultur und Gesellschaft“

    Nr. 17/1985: Prof. Dr. phil. Karl-Heinz Ruffmann: „Die deutscheTeilung - unvermeidlich?“

    Nr. 18/1986: Prof. Dr. med. Kay Brune: „Das Phänomen Schmerz in Gesellschaft, Forschungund Therapie“

    Bisher erschienene Folgen und Ausgaben der Erlanger Universitätsreden

    Die Erlanger Universitätsreden erschienen in einer ersten Folge von Nr. 1/1918 - Nr. 27/1941, in einer zwei-ten Folge von Nr. 1/1957 - Nr. 17/1972. Dies ist die 3. Folge.

    Inhalt 23.03.2005 12:35 Uhr Seite 35

  • 36 Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Nr. 19/1986: Prof. Dr. med. Dieter Platt: „Alter und Altern“

    Nr. 20/1986: Prof. Dr. phil. Eberhard Nürnberg:„Pillendreher oder Pharmazeutischer Technologe“.Bedeutung moderner Arzneiformen und die Wirk-samkeit von Medikamenten

    Nr. 21/1987: Prof. Dr. phil. Hubert Rumpel:„Die Friedensfrage am Ende des Ersten Weltkrieges“

    Nr. 22/1987: Prof. Dr. phil. Bernhard Rupprecht: „Das Bild an derDecke“

    Nr. 23/1988: Prof. Dr. phil. Joseph Schütz: „Prawda. Das Ringen um Gerechtigkeit. Die ethischeWurzel russischen Christentums“

    Nr. 24/1988: Prof. Dr. rer. nat. Wolfgang Haupt: „Umweltsignalesteuern das Verhalten der Organismen“

    Nr. 25/1988: Akademische Gedenkfeier zu Ehren von Prof. Dr. jur.Johannes Herrmann †

    Nr. 26/1988: Prof. Dr. phil. Karl-Heinz Ruffmann:„Zarenreich und Sowjetmacht. Zur Einheit der russi-schen Geschichte“

    Nr. 27/1989: Dr. med. h. c. Kurt Köhler:„Das Erlanger Modell für modernes Klinikmanage-ment“

    Nr. 28/1989: Prof. Dr. theol. Johannes Lähnemann:„Die Türkei als Partner? Zu Geschichte, Religion, Kul-tur und Politik eines Landes in zwei Kontinenten“

    Nr. 29/1990: Feier aus Anlaß des 70. Geburtstages von Prof. Dr.Dr. h.c. Karl Heinz Schwab

    Nr. 30/1990: Amtswechsel in der Friedrich-Alexander-Universitätam 18. Mai 1990: Verabschiedung des PräsidentenProf. Dr. rer. nat. Nikolaus Fiebiger und Amtsüber-gabe an den Rektor Prof. Dr. phil. Gotthard Jasper

    Nr. 31/1990: Akademische Feier zur Verleihung der Ehrendoktor-würde an Henry A.Kissinger am 19. März 1988

    Nr. 32/1990:Prof. Dr. med. Erich Rügheimer: „Klinische Forschung am Beispiel des akuten Lun-genversagens“

    Nr. 33/1990: Akademische Gedenkfeier zu Ehren von Prof. Dr. Dr.h. c. Heinrich Kuen †

    Nr. 34/1990: Prof. Dr. rer. pol. Manfred Neumann:„Der Aufbruch in Europa - ökonomische Herausfor-derungen und Chancen“

    Nr. 35/1991: Prof. Dr. phil. nat. Christian Toepffer: „Deterministische Chaos-Strukturen im Unvorher-sagbaren“

    Nr. 36/1991: Prof. Dr. phil. Helmut Altrichter:„Das Ende der Sowjetunion? Historische Anmerkun-gen zu Entstehung und Zukunft des russischen Viel-völkerstaates“

    Nr. 37/1992: Prof. Dr. phil. Dr. med. habil. Renate Wittern:„Natur kontra Naturwissenschaft. Zur Auseinander-setzung zwischen Naturheilkunde und Schulmedizinim späten 19. Jahrhundert

    Nr. 38/1992: Zur Verleihung des Karl Georg Christian von Staudt-Preises an Prof. Dr. Dr. hc. mult. Hans Grauert, Or-dinarius am Mathematischen Institut der Georg-Au-gust-Universität Göttingen

    Nr. 39/1992: Akademische Feier zur Verleihung der Ehrendoktor-würde an Dr. Wolfgang Schäuble, am 31. Januar 1992

    Nr. 40/1992: Prof. Dr. Gottfried Schiemann:„Spenden- und Stiftungswesen in rechtshistorischerSicht“

    Nr. 41/1993: Prof. Dr. Joachim Matthes:„Verständigung über kulturelle Grenzen hinweg: Ge-lingen und Scheitern“

    Inhalt 23.03.2005 12:35 Uhr Seite 36

  • Nr. 42/1993: Akademische Gedenkfeier zu Ehren von Prof. Dr.Walther von Loewenich †

    Nr. 43/1993: Prof. Dr.-Ing. Dieter Seitzer:„Digitalisierung - Neue Möglichkeiten der Musiküber-tragung“

    Nr. 44/1993: Prof. Dr. Hubert Markl:„Die Zukunft der Forschung an den Hochschulen“

    Nr. 45/1993:Prof. Dr. rer. nat. Nikolaus Fiebiger:„Wirtschaft, Wissenschaft und internationaler Wett-bewerb - Zur Diskussion um den Wirtschaftsstand-tort Deutschland“

    Nr. 46/1993:Prof. Dr. phil. Dr. med. habil. Renate Wittern:„Wilhelmine von Bayreuth und Daniel de Superville:Vorgeschichte und Frühzeit der Erlanger Universität“

    Nr. 47/1994:Reden und Ansprachen zum Universitätsjubiläum1993

    Nr. 48/1994:Verleihung des Karl Georg Christian von Staudt-Prei-ses an Prof. Dr. Stefan Hildebrandt

    Nr. 49/1995Prof. Dr. Günter ButtlerDemographischer Wandel - VerharmlosendesSchlagwort für ein brisantes Problem

    Nr. 50/1996Prof. Dr. Werner BuggischGeowisssenschaftliche Antarktisforschung aus Erlanger Sicht

    Nr. 51/199675 Jahre Hochschule und Fakultät für Wirtschafts-und Sozialwissenschaften in NürnbergReden und Ansprachen

    Nr. 52/1996Prof. Dr. Peter Kranz„Das Bild des Menschen in der antiken Kunst“

    Nr. 53/1996Ein Germanist und seine WissenschaftDer Fall Schneider/Schwerte - Vorträge

    Nr. 54/1996:Prof. Dr. Werner Goez:„Bayern in Deutschland, Deutschland in Europa.Mediävistische Überlegungen zur Integration in Eu-ropa“

    Nr. 55/1998Prof. Dr. Joachim Klaus:„Analyse eines wasserwirtschaftlichen Jahrhundert-projekts: Bayerisches Überleitungssystem und Frän-kisches Seenland“

    Nr. 56/1998Prof Dr. Alfred WendehorstAus der Geschichte der Friedrich-Alexander-Univer-sität

    Nr. 57/1998Prof. Dr. Franz StrengDas „broken windows“-Paradigma - KriminologischeAnmerkungen zu einem neuen Präventionsansatz

    Nr. 58/1999Dies academicus 1999Rede des Rektors Prof. Dr. Gotthard JasperFestvortag von Prof. Dr. Gerhard Emig„Katalyse - Schlüssel zum Erfolg in der TechnischenChemie“

    Nr. 59/2000Prof. Dr. Karl MösenederDeutschland nach dem Dreißigjährigen Krieg: „Kunsthat ihren Namen von Können“

    Nr. 60/2000Dies academicus 2000Rede des Rektors Prof. Dr. Gotthard JasperFestvortrag von Prof. Dr. Peter Horst NeumannJean Paul nach 200 Jahren - zur Aktualität histori-scher Texte

    Nr. 61/2001Festreden zum zehnjährigen Bestehen des Fakultä-ten-Clubs der Universität Erlangen-Nürnberg

    Nr. 62/2002RektorenwechselReden und Ansprachen

    Nr. 63/2003Augenheilkunde heute - auch eine Art AbschiedsvorlesungProf. Dr. Gottfried O.H. Naumann

    37Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Inhalt 23.03.2005 12:35 Uhr Seite 37

  • Nr. 64/2004Prof. Dr. Andrea Abele-Brehm100 Jahre akademische Frauenbildung in Bayern undErlangen - Rückblick und Perspektiven

    Nr. 65/2004Ich übergebe der Flamme ...Reden zur Gedenkwoche der Bücherverbrennung

    Nr. 66/2005Prof. Manfred GeigerDr. Oliver KreisIngrid GausTechnik - die prägende geistige Errungenschaft unserer Zeit

    38 Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Inhalt 23.03.2005 12:35 Uhr Seite 38

  • Impressum

    Herausgeber:Der Rektor der Friedrich-Alexander-UniversitätErlangen-Nürnberg,Schlossplatz 4, 91054 Erlangen

    Redaktion und Gestaltung:Sachgebiet für ÖffentlichkeitsarbeitHeidi KurthFriederike DebatinTel.: 09131/85 -24036Fax: 09131/85 -24806E-mail: [email protected]: http://www.uni.erlangen.de/

    Druck und Verarbeitung:Druckhaus MayerErlangen

    Die Veröffentlichung des Textes oder einzelnerTeile daraus sowie von Bildern und Videos istnur mit Genehmigung des Herausgebers bzw.des Autors gestattet.

    ISSN 0423-345 X

    Gedruckt auf umweltfreundlichem,chlorfrei gebleichtem Papier

    39Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Inhalt 23.03.2005 12:35 Uhr Seite 39

  • 40 Erlanger Universitätsreden 66/2005, 3. Folge

    Kurzanleitung zur CD „Dies 2004“Herzlich willkommen zum Vortrag„Technik - die prägende geistige Er-rungenschaft unserer Zeit“ von Prof.Manfred Geiger, Dr. Oliver Kreis und In-grid Gaus.

    Wenn die Präsentation nicht automa-tisch beginnt, doppelklicken Sie bitte imWindows Explorer auf die Datei„Dies2004_Vortrag.pdf“.

    Die Festschrift ist in elektronischerForm ebenfalls auf dieser CD enthalten(Datei „Dies2004_Festschrift.pdf“).

    Zum Betrachten der Präsentation undder Festschrift benötigen Sie den Ado-be Acrobat Reader (Full Version) Versi-on 6 oder höher. Falls dieser auf IhremSystem nicht installiert ist, können Sieihn unter www.adobe.de kostenlosherunterladen.

    Zum Betrachten der Videos in der Prä-sentation benötigen Sie zusätzlich denCodec DivX Version 5 oder höher. Fallsdieser auf Ihrem System nicht installiertist, können Sie ihn unter www.divx.comkostenlos herunterladen.

    Erlangen, März 2005 Dr. Oliver Kreis,Lehrstuhl für Fertigungstechnologie,www.lft.uni-erlangen.de

    Inhalt 23.03.2005 12:35 Uhr Seite 40


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