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Tanja Zimmermann: Sommerschnee - kantiolten.ch · Aufnahmeprüfung MAR 2011, Sprachbogen Textblatt...

Date post: 04-Jun-2018
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Aufnahmeprüfung MAR 2011, Sprachbogen Textblatt Tanja Zimmermann: Sommerschnee Mir ist alles so egal, ich fühle mich gut. Der Regen macht mir nichts aus, meine Stiefel sind durchweicht, die Bahn kommt nicht. Neben mir hält ein Mercedes: „Engelchen, ich fahre dich nach Hause.“ Ich hab keine Angst, setze mich einfach neben eine alte Frau, fühle mich sicher, mir kann nichts passieren! In der Bahn stehe ich eingequetscht zwischen nass- 5 stinkenden Persianermänteln und grauen Anzugmännern. Die Bahn bremst, eine dicke Frau fällt gegen mich, drückt mich an die Fensterscheibe. Die Leute fluchen, beschimpfen den Fahrer. Ich lache. Beim Aussteigen drängt jeder den anderen, ich lasse mich treiben, bin glücklich, denke nur an dich! 10 An der Ampel merke ich, dass ich zu laut singe. Eine Mutter mit Kinderwagen lacht mich an, eine aufgetakelte Blondine mustert mich von oben bis unten. Ich weiss, ich bin klitschnass, meine weisse Hose ist nach 5 Tagen eher dunkelgrau, doch ich weiss, dass sie dir gefällt. Meine Haare hängen nass und strähnig auf meiner Schulter. Du hast gesagt, du hast dich schon am ersten Tag in mich ver- 15 liebt, und da hatte ich auch nasse Haare. Ich laufe schnell über die Strasse, leiste mir eine Packung Filterzigaretten, kaufe welche, die mir zu leicht sind, die du am liebsten magst. Ein grelles Quietschen. Ein wütender Autofahrer brüllt, ob ich Tomaten auf den Augen hätte. Ich lache und beruhige ihn mit einem „kommt nicht noch mal vor“. 20 An einem Schaufenster bleibe ich trotzdem stehen, zupfe an meinen Haaren her- um, ziehe die Hose über meine Stiefel, will dir ja gefallen. Ich will dir ja sogar sehr gefallen! Auf der Apothekenuhr ist es fünf. Ich laufe quer über die nasse Wiese. Schliddere mehr, als dass ich laufe. Aber ich will dich nicht warten lassen, ich kann das auch 25 nicht. Ich werde dann von Minute zu Minute nervöser, also laufe ich. Bevor ich schelle, atme ich erst ein paarmal tief durch, dann klingel ich, fünfmal hast du ge- sagt. Und meine Freude, dich zu sehen, ist endgültig Sieger über meine Angst. Erst dann bemerke ich den kleinen zusammengefalteten Zettel an der Wand. Ja, es tut dir leid, wirklich leid, dass du Vera wiedergetroffen hast! Ich soll es mir gutge- 30 hen lassen. Richtig gutgehen lassen soll ich es mir! Die brennende Zigarette hin- terlässt Wunden auf meiner Hand. Das Rattern der vorbeifahrenden Laster, das Kindergeschrei, Hundegebell und das laut aufgedrehte Radio von gegenüber ver- schwimmen zu einem nervtötenden, Angst einjagenden Einheitsgeräusch, meine Augen nehmen nur noch die gröbsten Umrisse wahr. Wie eine alte Frau gehe ich 35 den endlos langen Weg zur Haltestelle, meine Füsse sind nass und kalt in den durchweichten Stiefeln. Ein glatzköpfiger Mann pfeift hinter mir her, bietet mir sein Zimmer und sich an. Verschüchtert stehe ich in der Ecke neben dem Fahrplan, mein Gesicht spiegelt sich in der Scheibe. Wann kommt endlich diese elende Strassenbahn? 40
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Page 1: Tanja Zimmermann: Sommerschnee - kantiolten.ch · Aufnahmeprüfung MAR 2011, Sprachbogen Textblatt Tanja Zimmermann: Sommerschnee Mir ist alles so egal, ich fühle mich gut. Der Regen

Aufnahmeprüfung MAR 2011, Sprachbogen Textblatt

Tanja Zimmermann: Sommerschnee

Mir ist alles so egal, ich fühle mich gut. Der Regen macht mir nichts aus, meine Stiefel sind durchweicht, die Bahn kommt nicht. Neben mir hält ein Mercedes: „Engelchen, ich fahre dich nach Hause.“ Ich hab keine Angst, setze mich einfach neben eine alte Frau, fühle mich sicher, mir kann nichts passieren! In der Bahn stehe ich eingequetscht zwischen nass-5

stinkenden Persianermänteln und grauen Anzugmännern. Die Bahn bremst, eine dicke Frau fällt gegen mich, drückt mich an die Fensterscheibe. Die Leute fluchen, beschimpfen den Fahrer. Ich lache. Beim Aussteigen drängt jeder den anderen, ich lasse mich treiben, bin glücklich, denke nur an dich! 10

An der Ampel merke ich, dass ich zu laut singe. Eine Mutter mit Kinderwagen lacht mich an, eine aufgetakelte Blondine mustert mich von oben bis unten. Ich weiss, ich bin klitschnass, meine weisse Hose ist nach 5 Tagen eher dunkelgrau, doch ich weiss, dass sie dir gefällt. Meine Haare hängen nass und strähnig auf meiner Schulter. Du hast gesagt, du hast dich schon am ersten Tag in mich ver-15

liebt, und da hatte ich auch nasse Haare. Ich laufe schnell über die Strasse, leiste mir eine Packung Filterzigaretten, kaufe welche, die mir zu leicht sind, die du am liebsten magst. Ein grelles Quietschen. Ein wütender Autofahrer brüllt, ob ich Tomaten auf den Augen hätte. Ich lache und beruhige ihn mit einem „kommt nicht noch mal vor“. 20

An einem Schaufenster bleibe ich trotzdem stehen, zupfe an meinen Haaren her-um, ziehe die Hose über meine Stiefel, will dir ja gefallen. Ich will dir ja sogar sehr gefallen! Auf der Apothekenuhr ist es fünf. Ich laufe quer über die nasse Wiese. Schliddere mehr, als dass ich laufe. Aber ich will dich nicht warten lassen, ich kann das auch 25

nicht. Ich werde dann von Minute zu Minute nervöser, also laufe ich. Bevor ich schelle, atme ich erst ein paarmal tief durch, dann klingel ich, fünfmal hast du ge-sagt. Und meine Freude, dich zu sehen, ist endgültig Sieger über meine Angst. Erst dann bemerke ich den kleinen zusammengefalteten Zettel an der Wand. Ja, es tut dir leid, wirklich leid, dass du Vera wiedergetroffen hast! Ich soll es mir gutge-30

hen lassen. Richtig gutgehen lassen soll ich es mir! Die brennende Zigarette hin-terlässt Wunden auf meiner Hand. Das Rattern der vorbeifahrenden Laster, das Kindergeschrei, Hundegebell und das laut aufgedrehte Radio von gegenüber ver-schwimmen zu einem nervtötenden, Angst einjagenden Einheitsgeräusch, meine Augen nehmen nur noch die gröbsten Umrisse wahr. Wie eine alte Frau gehe ich 35

den endlos langen Weg zur Haltestelle, meine Füsse sind nass und kalt in den durchweichten Stiefeln. Ein glatzköpfiger Mann pfeift hinter mir her, bietet mir sein Zimmer und sich an. Verschüchtert stehe ich in der Ecke neben dem Fahrplan, mein Gesicht spiegelt sich in der Scheibe. Wann kommt endlich diese elende Strassenbahn? 40

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Aufnahmeprüfung MAR 2011, Sprachbogen Seite 1

Kantonsschulen Olten und Solothurn Aufnahmeprüfung 2011 für alle Profile des MAR-Gymnasiums

Deutsch: Sprachbogen

Maximale Punktzahl

Erreichte Punktzahl

Teil I 37

Teil II 43

Total 80

NOTE

Beachte

Trage deine Merknummer oben rechts im Kästchen ein.

Achte auf sorgfältige Formulierungen. Antworte dort, wo es verlangt wird, in ganzen Sätzen. Sprachlicher Ausdruck und Rechtschreibung werden bei der Korrektur stets mitberücksichtigt.

Schreibe mit Tinte oder Kugelschreiber.

Lies die Aufgabenstellungen genau.

Die jeweils erreichbare Punktzahl steht nach der Frage in Klammern.

Lies den Text »Sommerschnee« auf dem Textblatt sorgfältig durch, bevor du mit der Arbeit beginnst.

Gutes Gelingen!

Merknummer:

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Aufnahmeprüfung MAR 2011 (Sprachbogen) Seite 2

Punkte pro Seite

Teil I: Aufgaben zum Text »Sommerschnee«

Beantworte alle Aufgaben gemäss Arbeitsanweisung.

1) Um welche Tageszeit spielt sich die Geschichte ab? [1 P.]

Umschreibung der Tageszeit:

Ungefähre Uhrzeit:

2) Ordne die Handlungsschritte in der Reihenfolge des Geschehens ein. Du bekommst je 3 „Portionen“ mit 4 Ereignissen. Dem ersten Ereignis in der Abfolge der Handlung gibst du jeweils die Nummer 1, dem zweiten die Nummer 2 usw.; bei den Portionen b) und c) beginnst du also wieder mit der Nummer 1 für das früheste Ereignis. Achtung: Es gibt auch Ereignisse, die im Text nicht belegt sind (d.h. die Aussage ist entweder falsch oder der Text macht keine Angabe dazu). Bezeichne diese nicht belegten Ereignisse vorgängig mit der Nummer 0 (Null). [Total 6 P.; ½ P. pro richtige Nummer, je ½ P. Abzug pro falsche Nummer.]

a) Ereignisse Nummer

Die Ich-Figur drängelt beim Aussteigen.

Die Ich-Figur fügt sich Schmerzen zu.

Eine Passantin lacht die Ich-Figur aus.

Die Ich-Figur beschwichtigt eine wütende Person.

b) Ereignisse Nummer

Die Ich-Figur richtet ihre Kleidung.

Passagiere im öffentlichen Verkehr äussern ihre Unzufriedenheit.

In der Bahn wird die Ich-Figur böswillig angerempelt.

Die Ich-Figur nimmt eine Abkürzung.

c) Ereignisse Nummer

Ein Fussgänger macht der Ich-Figur ein anzügliches Angebot.

Die Ich-Figur wird von einer auffälligen Frau ins Auge gefasst.

Die Ich-Figur findet eine Nachricht, die nur für sie bestimmt ist.

Die Ich-Figur verliert kurz die Fähigkeit, die Umgebung differenziert wahrzunehmen.

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Aufnahmeprüfung MAR 2011 (Sprachbogen) Seite 3

Punkte pro Seite

3) Kreuze an, ob die folgenden Aussagen – im Rahmen des Textes – richtig oder falsch sind oder ob sie nicht beurteilt werden können, weil es im Text keine Angaben dazu gibt. Wenn du dir nicht sicher bist, dann lass die Antwort lieber offen; falsch angekreuzte Felder geben je ½ Punkt Abzug! [7 P.; je ½ P. pro richtige Antwort, je ½ P. Abzug pro falsche Antwort.]

richtig

falsch oder keine

Angabe im Text

1. Die Ich-Figur hält inne, bevor sie den Klingelknopf drückt.

2. Die Erinnerung an die erste Begegnung mit dem Freund ist der Ich-Figur wichtig.

3. Der Freund der Ich-Figur ist ein Macho.

4. Die Ich-Figur ärgert sich über Kritik an ihrer Kleidung.

5. Die Ich-Figur kennt Vorlieben ihres Freundes.

6. Die Ich-Figur unterstützt ihren Freund in einem gesellschaftlich akzeptierten Suchtverhalten.

7. Die Ich-Figur wird von den Passantinnen ignoriert.

8. Die Ich-Figur trägt Gummistiefel.

9. Die Ich-Figur studiert eine Schaufensterauslage.

10. Die Ich-Figur bekommt eine Mitfahrgelegenheit angeboten.

11. Der Freund trennt sich von der Ich-Figur, weil sie ungepflegt ist.

12. Dank der Vorfreude kann die Ich-Figur ihre Angst bändigen.

13. Die Ich-Figur reagiert auf die Enttäuschung mit einem Racheplan.

14. Die Ich-Figur erlebt zwei Bremsmanöver.

4) Im Folgenden findest du Aussagen, welche die Erzählweise und die Deutung der Geschichte betreffen. Kreuze an, ob die Aussagen und Deutungen zutreffend (stichhaltig, nachvollziehbar) oder unzutreffend sind (z.B. Fehldeutungen, Pauschalurteile). [4 P.; je ½ P. pro richtige Antwort, je ½ P. Abzug pro falsche Antwort.]

trifft zu trifft nicht

zu

1. Die Ich-Figur heisst Tanja Zimmermann.

2. Die Geschichte wird chronologisch erzählt.

3. Der Text wird aus der Perspektive der Hauptperson erzählt.

4. Der Leser erfährt die Stimmung der Hauptperson aus der Art, wie sie auf die Umwelt reagiert.

5. Der Text will zeigen, dass Liebe immer zu Leid führt.

6. Die Ich-Figur erlebt einen radikalen Gefühlsumschwung.

7. Der Freund hat sich vermutlich in Vera verliebt.

8. Die Autorin brandmarkt das Verhalten des Freundes.

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Aufnahmeprüfung MAR 2011 (Sprachbogen) Seite 4

Punkte pro Seite

5) Im Text gibt es eine Hinfahrt und eine Rückkehr. Zum Teil werden sehr ähnliche Situationen und Motive wieder aufgenommen, jedoch reagiert die Ich-Figur beim zweiten Mal unterschiedlich. Vervollständige die leeren Felder in der Tabelle, indem du die entsprechenden Passagen wörtlich herausschreibst (Spalte 2) und in der dritten Spalte den Unterschied in der Wahrnehmung durch die Ich-Figur mit eigenen Worten in einem ganzen Satz möglichst präzise umschreibst (Beachte dazu das Bsp.). [4 P.; je 1 P. pro korrekten Eintrag.]

Motiv/Situation auf Hinfahrt (Zitat)

Motiv/Situation bei Rückkehr (wörtliches Zitat herausschreiben, Zeilennummer angeben)

Unterschied in der Wahrnehmung durch die Ich-Figur

„meine Stiefel sind durchweicht“ (Z. 2)

„meine Füsse sind nass und kalt in den durchweichten Stiefeln“ (Z. 34-35)

„Ich hab keine Angst“ (Z. 4)

[Bsp.:]

Sie hat ihre Unbeschwertheit

völlig verloren.

„ich laufe schnell…“ (Z. 17)

6) Es gibt einen Satz, der klar den Wendepunkt der Geschichte markiert. In welcher Zeile befindet er sich? [1 P.]

Zeilennummer:

7) Der Titel „Sommerschnee“ ist nicht wörtlich, sondern im übertragenen Sinn zu verstehen. Deute ihn in maximal zwei ganzen Sätzen. [2 P.]

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Aufnahmeprüfung MAR 2011 (Sprachbogen) Seite 5

Punkte pro Seite

8) Unten findest du eine Liste mit Bezeichnungen für Gefühlsregungen oder Gefühlszustände. Wähle aus dieser Liste jeweils ein Wort aus, das zur Passage in der folgenden Tabelle passt. Schreibe stets nur das treffendste Wort hin; jedes Wort darf nur einmal vorkommen (beachte dazu das Beispiel). [4 P.; je ½ P. pro richtige Antwort]

Gleichgültigkeit Liebeskummer Verliebtheit Ungeduld

Demut Zuversicht Weinerlichkeit Lüsternheit

Nervosität Übermut Aggressivität Spontaneität

Sinnesverwirrung Depression Arroganz Wankelmut

Zeile Passage (Zitat) Gefühl

24 Schliddere mehr, als dass ich laufe. Übermut

1 …mir ist alles so egal

5 …mir kann nichts passieren!

10 …denke nur an dich!

19 Ein wütender Autofahrer brüllt…

21 …zupfe an meinen Haaren herum…

34 …meine Augen nehmen nur noch die gröbsten Umrisse wahr.

37 Ein glatzköpfiger Mann pfeift hinter mir her…

40 Wann kommt endlich diese elende Strassenbahn?

9) Für das Gefühl der Verliebtheit gibt es eine Reihe schöner sprachlicher Wendungen. Ergänze die Wendungen dem Beispiel entsprechend. [2 P.; je ½ P. pro richtige Ergänzung.]

Bsp. Den Frühling spüren.

a) auf Wolke ____________________ schweben

b) __________________________ jauchzend, zu Tode betrübt

c) die Welt durch eine ______________________ Brille betrachten

d) Schmetterlinge _______________________ haben

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Aufnahmeprüfung MAR 2011 (Sprachbogen) Seite 6

Punkte pro Seite

10) Stell dir Folgendes vor: Die Ich-Erzählerin möchte gern wissen, wie das Verhalten des Freundes zu deuten ist. Sie besucht deshalb im Internet ein Forum zum Thema Liebeskummer. Unter dem Nickname „Medea“ schildert sie zuerst ganz kurz, was sie erlebt hat, und fragt dann, wie andere das Vorgehen und die Botschaft des Freundes beurteilen. Darauf erhält sie zwei Antworten: Im ersten Eintrag wird das Verhalten des Freundes verurteilt, im zweiten stösst es auf Verständnis. In jedem Eintrag kommen zwei Begründungen vor. Ergänze diese zwei angefangenen Forumsbeiträge in eigenen Worten und korrekten, ganzen Sätzen. Achte auf stichhaltige Begründungen, beschränke dich auf die vorgegebenen Zeilen. [6 P.] a) Eintrag „Elvira“ (verurteilt das Verhalten des Freundes)

Liebe Medea

Das ist ja nun wirklich das Allerletzte!

b) Eintrag „Zeus“ (zeigt Verständnis für das Verhalten des Freundes)

Liebe Medea

Ich sehe das nicht so wie Elvira.

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Aufnahmeprüfung MAR 2011 (Sprachbogen) Seite 7

Punkte pro Seite

Teil II: Aufgaben zur Sprache

1) Wortschatz: Synonyme Folgende Wörter kommen im Text »Sommerschnee« vor (Zeilennummer jeweils beachten!). Ersetze jedes Wort durch einen sinnverwandten Ausdruck, so wie es im Beispiel gezeigt wird. Bitte stets nur ein Wort einsetzen! Achtung: Dein Vorschlag muss grammatisch ganz genau in den ursprünglichen Text passen und darf dessen Sinn nicht verändern. [5 P., ½ P. pro richtige Lösung]

Zeile Wort/Formulierung im

Original Sinnverwandtes Wort

1 egal einerlei

4 alte

7 dicke

11 Ampel

12 aufgetakelte

19 grelles

19 wütender

20 beruhige

35 Umrisse

36 endlos

40 Strassenbahn

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Aufnahmeprüfung MAR 2011 (Sprachbogen) Seite 8

Punkte pro Seite

2) Wortschatz: Redewendungen a) Im Text kommt die Redewendung vor: „Tomaten auf den Augen haben“ (Z. 19f.). Sie bedeutet so viel wie „etwas nicht sehen / bemerken“. Umschreibe die Bedeutung der folgenden Redewendungen rund um das Auge, indem du den Satz aus der linken Spalte jeweils neu formulierst. Das Wort „Auge(n)“ darf dabei nicht vorkommen, der Sinn muss unverändert bleiben. [4 P.; 1 P. für jede passende Neuformulierung.]

Satz mit Redewendung Umschreibung der Bedeutung in einem neuen, ganzen Satz

Sie schien Tomaten auf den Augen zu haben.

Sie schien etwas nicht zu sehen.

Die neue Freundin ist mir ein Dorn im Auge.

Das hätte aber arg ins Auge gehen können!

Er verschlang die Blondine förmlich mit den Augen.

Er hat mir Sand in die Augen gestreut.

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Aufnahmeprüfung MAR 2011 (Sprachbogen) Seite 9

Punkte pro Seite

b) Nun das Umgekehrte: In der linken Spalte steht jeweils eine Umschreibung einer geläufigen Redewendung, in der das Wort „Auge(n)“ vorkommt. Formuliere den Satz in der rechten Spalte neu und setze dabei die geläufige Redewendung ein. Nimm das Beispiel als Muster. [4 P.; 1 P. für jede passende Formulierung.]

Umschreibender Satz Ganzer Satz mit Redewendung aus dem Bereich „Auge(n)“

Ich möchte dir etwas deutlich machen.

Ich möchte dir etwas vor Augen führen.

Da können wir für einmal nachsichtig sein.

Wir müssen ohne Zeugen miteinander reden.

Da bist du aber glimpflich davongekommen!

Dieses Hemd passt überhaupt nicht dazu.

3) Nomen und Fälle a) Setze die Passage in Klammern jeweils in den Genitiv; beachte dazu das Beispiel. Zusätzliche Wörter dürfen nicht hinzugefügt werden. [2 P.; je ½ P. pro richtige Antwort]

Genitiv Singular

Bsp.: Der Brief (der gekränkte Geliebte)

Der Brief des gekränkten Geliebten

Das Buch (der gefeierte Autor)

Das Buch

Der Taktstock (der namhafte Dirigent)

Der Taktstock

Die Lage (der Kanton Solothurn)

Die Lage

Die Rede (Herr Professor Schröder)

Die Rede

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Aufnahmeprüfung MAR 2011 (Sprachbogen) Seite 10

Punkte pro Seite

b) Bestimme jeweils Geschlecht und Kasus des unterstrichenen Nomens. [2 P.; je ½ P. Abzug pro falsche oder fehlende Angabe.]

Geschlecht (m/w/s)

Kasus (Nom. / Gen./ Akk./ Dat.)

Er schlurfte bedächtig durch seines Hauses Flur.

Der Pfad verlief inmitten der blühenden Heide.

Wenn nur aller Mais so gut schmeckte wie deiner!

So unermesslich reich wurde noch kein Erbe in der Familie.

4) Verbformen a) Bestimme die Verbformen in der linken Spalte, so wie es im Beispiel gemacht wird. Wähle bei Modus entweder Indikativ (Ind.), Konjunktiv I (Konj. I), Konjunktiv II (Konj. II) oder Imperativ (Imp.). Lass die gesperrten Felder leer. [3 P.; je ½ P. Abzug pro falsche oder fehlende Angabe.]

Person / Numerus Tempus Modus Aktiv/Passiv

Bsp.: Sie kommt heute.

3. Singular

(Sg./ Einzahl)

Präsens Ind. Aktiv

Bis dann werdet ihr euch ausgeruht haben.

Für einen Liebesbrief nehme man edles Papier.

Du bist von deinem Freund enttäuscht worden.

Wo käme ich denn da hin?

Wir waren schon vor dem Regen zurückgekehrt.

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Punkte pro Seite

b) In die folgenden Sätzen sind ein paar schiefe bzw. grammatisch falsche Verbformen geraten. Streiche die falschen Formen durch und schreibe direkt darüber die richtige Form hin; beachte dazu das Beispiel. [2 P., je ½ P. Abzug für übersehene oder falsch verbesserte Formen.]

rief Bsp.: Die Frau im Persermantel rufte den Pudel zu sich.

1. Sie schwamm in einem Tränenmeer und war auch deshalb so verdrossen, weil sie einander

ewige Treue geschwört hatten.

2. Sie hatte ihm viele Briefe gesendet, aber auch dies bewegte ihn nicht dazu, sich noch einmal

zu melden.

3. Nachdem sie den langen Weg nach Hause geschafft hat, klaubte sie sein Foto von der

Pinnwand und hing stattdessen eine düstere Postkarte auf.

4. Eine Woche lang ringte sie mit sich selber und mied jede Gesellschaft.

5) Indirekte Rede Setze folgende Sätze sorgfältig in die indirekte Rede. Verwende dabei deutlich erkennbare Konjunktivformen; Verbformen mit »würde« sind nicht erlaubt. [3 P.; pro Fehler ½ P. Abzug.] a) Ein Freund mahnte uns: »Als Paar müsst ihr unbedingt gemeinsame Ziele haben. Sonst hält eure Beziehung nicht lange!«

Ein Freund mahnte uns,

b) Die Freundin fragte mich: »Warum lässt du dich so schnell von deinen Plänen abbringen?«

Die Freundin fragte mich,

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Punkte pro Seite

6) Rechtschreibung Internetforen sind häufig wahre Abgründe der deutschen Rechtschreibung. Auch im folgenden Eintrag in einem Forum für Liebeskummer haben sich ein paar Rechtschreibfehler eingenistet, insgesamt sind es 9 an der Zahl, einer ist als Beispiel bereits korrigiert. Streiche die weiteren 8 falsch geschriebenen Wörter durch und schreibe die korrekte Version in die Tabelle unter dem Text. Behalte die Reihenfolge bei. [4 P.; je ½ P. pro richtige Korrektur; fälschlicherweise Korrigiertes gibt je ½ P. Abzug.]

Wenn mann verliebt ist, spielen die Horrmone verrückt, man fühlt sich

dann wie in einer Achterbahn der Gefühle und um so schlimmer ist es,

wenn man enttäuscht wird. Ich hab einmal etwas ähnliches erlebt wie du:

Der Frust lag Meterhoch, ich hatte alle Männer für eine Weile satt.

Zunächst bin ich in eine tiefe Kriese gestürtzt, hab mich dann aber Dank

einer guten Freundin wieder aufgerappelt, bin mit ihr am nächsten

Wochenende an ein Fest gefahren, wo ich gar niemanden kannte. Das

war die beste Medizin und vorallem eine wahrhaftige Reinigung: Ich

habe alles Gewesene hinter mir gelassen und eine ganze Reihe von

neuen Kontakten geknüpft.

1. man

2. 6.

3. 7.

4. 8.

5. 9.

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Aufnahmeprüfung MAR 2011 (Sprachbogen) Seite 13

Punkte pro Seite

7) Zeichensetzung Setze im untenstehenden Text die fehlenden Kommas, Fragezeichen, Doppelpunkte, Anführungs- und Schlusszeichen ein. [4 P.; falsch gesetzte oder fehlende Satzzeichen geben je ½ P. Abzug.]

Neben ihr hielt ein Auto dessen Bremsen laut quietschten. Der Fahrer

kurbelte das Fenster herunter streckte seinen grossen Kopf hinaus

räusperte sich und schrie mit heiserer Stimme Hast du eigentlich

Tomaten auf den Augen du Träumerin

Sie war zunächst sprachlos entgegnete dann aber Mögen Sie denn

keine Tomaten Ich würde Ihnen sonst gerne zwei schenken habe

nämlich gerade welche gekauft. Darauf schnitt der Fahrer ein Gesicht

als sei er eben auf einem Planeten gelandet der von lauter

Verrückten besiedelt ist.

Es verstrich ein Moment knisternder Stille. Danke aber ich muss das

Angebot leider ablehnen sagte der Mann schliesslich denn Tomaten

gefährden die Verkehrssicherheit wie Sie nun wissen.

Dann lächelte er warf ihr eine Kusshand zu und fuhr von dannen.

8) Wortarten a) Unterstreiche in der folgenden Passage alle Pronomen (ohne bestimmte und unbestimmte Artikel) und bestimme sie anschliessend, indem du den richtigen Buchstaben exakt über das Pronomen schreibst: A=Personalpronomen, B=Reflexivpronomen, C=Possessivpronomen, D=Demonstrativpronomen, E=Interrogativpronomen, F=Relativpronomen, G=Indefinitpronomen [4 P.; fehlende oder falsche Angaben geben je ½ P. Abzug.]

»Welchen Anzug ziehst du für dein heutiges Rendezvous an? Derjenige mit

den Rotweinflecken, den du das letzte Mal getragen hast, ist doch etwas

gar schäbig. Du darfst dich nicht lumpen lassen! Irgendeinen hast du doch

sicher noch im Schrank, oder?«

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Punkte pro Seite

b) Unterstreiche in der folgenden Passage alle Adverbien, ohne sie näher zu bestimmen. [2 P.; fehlende oder falsche Unterstreichungen geben je ½ P. Abzug.]

Sie war sehr enttäuscht, weil er sich gestern nicht gemeldet hatte. Aber

vielleicht hatte er inzwischen eine SMS geschrieben.

c) Unterstreiche in der folgenden Passage alle Konjunktionen, ohne sie näher zu bestimmen. [1 P.; fehlende oder falsche Unterstreichungen geben je ½ P. Abzug.]

Aufgrund seiner Funkstille beschloss sie, dass sie nun ebenfalls keine

Nachricht mehr senden würde. Falls er sich dann wieder meldete, würde sie

ihn zunächst etwas schmoren lassen und erst nach ein paar Tagen

zurückschreiben.

9) Satzglieder a) Erfinde einen sinnvollen und korrekten Satz mit einem Dativobjekt. Unterstreiche dieses. [1 P.]

b) Erfinde einen sinnvollen und korrekten Satz mit einem Präpositionalglied (Präpositionalgruppe/ Präpokasus). Unterstreiche dieses. [1 P.]

c) Trenne die Satzglieder im folgenden Satz mit einem Schrägstrich ab (/), ohne sie näher zu bestimmen. [1 P.; je ½ P. Abzug pro falsche oder fehlende Abtrennung.]

Der elegante neue Anzug meines früheren Kollegen

aus der Kanti gefällt mir ausserordentlich.


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