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Systemsteuerung in techniksoziologischer Perspektive Vortrag Chemnitz, 28. September 2004 Stephan...

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Systemsteuerung in techniksoziologischer Perspektive Vortrag Chemnitz, 28. September 2004 Stephan Cramer Fachgebiet Techniksoziologie, Universität Dortmund SFB 559 Teilprojekt M14 Mensch und Technik in der Logistik
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Systemsteuerung in techniksoziologischer Perspektive

Vortrag Chemnitz, 28. September 2004

Stephan Cramer

Fachgebiet Techniksoziologie, Universität Dortmund

SFB 559 Teilprojekt M14

Mensch und Technik in der Logistik

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Stephan Cramer 28. September 2004

Mensch und Technik in der Logistik

1. Die Steuerung logistischer Netzwerke und soziotechnischer Systeme

These I: Die Steuerungsproblematik in der Logistikund der Steuerungsdiskurs in der Techniksoziologie (TS) sind partiell kompatibel.

These II: Diese Übereinstimmungen ermöglichen es, allg. Vorstellungen der TS über Systemsteuerun-gen zu übertragen und daraus spezifische Konse-quenzen abzuleiten.

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Stephan Cramer 28. September 2004

Mensch und Technik in der Logistik

2. Möglichkeiten des soziotechnischen Systemansatzes

• Reflexion der Vorraussetzungen und Folgen von strategischen Planungen

• Betonung der Bedeutung von Interdependenzen zwischen Menschen und Maschinen in Systemen

• Grenzen technische Problemlösungen: Systemsteuerung erfordert immer den Umgang mit soziotechnischen Kontingenzen

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Stephan Cramer 28. September 2004

Mensch und Technik in der Logistik

3. Technischer und sozialer Determinismus

• zunächst technische Sachzwänge (Von Marx bis Schelsky)

• dann SCOT („Social Construction of Technology“): die Auslegung und Bedeutung des Technischen ist ausgehandelt

• damit entsteht die Steuerungsdebatte in der TS

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Mensch und Technik in der Logistik

4. Soziotechnische Systeme und die Bewältigung von Anomalien

• Hughes und Mayntz: - „Systembuilders“ gestalten Systeme- Systeme entwickeln technisches Momentum

• Perrow: - Komplexität in Systemen lässt Systemfehler emergieren- Entkopplungen reduzieren Komplexität

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Stephan Cramer 28. September 2004

Mensch und Technik in der Logistik

• Rochlin/LaPorte: HRO („High Reliability Organisations“) können in Notfallmodus wechseln

• Weyer:Der Wechsel von automatisierten Routinen zum plötzlichen Umgang mit Anomalien ist problematisch

• Verlust der „context-awareness“

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Mensch und Technik in der Logistik

5. Konsequenzen/Begründung

• Systemsicherheit und -funktionalität erfordern die Auseinandersetzung mit diesem Diskurs in der TS. Warum?

• Reflexionspotential zur Identifikation kontraproduktiver Effekte

• Tendenz zur Kopplung von Information und physischen Abläufen

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Mensch und Technik in der Logistik

6. Beispiel: kurzfristige und kleinräumige Routenoptimierung in der Küstenschifffahrt

• ANRIS („Automated Navigation Risk Information System“) hat sich Anfang der 90er Jahre nicht durchgesetzt

- optimiertes Routing führte zu gefährlichen Annäherungen

- Gleichwohl: Neuauflage dieser Technik zur Zeitersparnis im Kurzstreckenverkehr

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7. Risikopotentiale von Experten- und Assistenzsystemen: - engere Kopplung von Bewegungsmustern- verkleinerte Zeitfenster- Komplexitätssteigerung der situativen Kontexte- höheres Risiko des Verlustes der context-awareness- fraglich: ob organisationaler Modus-Wechsel wirklich trainiert wurde

• Die zunehmende logistische Integration der Küstenschifffahrt führt zu einem komplexeren System größerer Riskanz

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Mensch und Technik in der Logistik

8. Problemstruktur/Lösungsvarianten

• Die Grenze der Optimierung liegt dort, wo die Chance der Operateure sinkt, sich Kontexte zu vergegenwärtigen

• Die Vergegenwärtigung von Kontexten ist eine Bedeutungsinterpretation, die Zeit braucht.

• Bedeutungsinterpretation basiert auf sozialer Interaktion. Vereinzelung in Leitständen (die Ein-Mann-Brücke) verhindern dies.

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Mensch und Technik in der Logistik

• Unterschiedliche Betriebszustände erfordern angepasste Kontroll- und Steuerungsmodi (siehe HRO): - Auslegung soziotechnischer Systeme - Training der Operateure (Notfallmodus)

• Komplexitätsreduktion durch Entkopplungen:- Entscheidungsmodule in Automatiken- Notstoppeinrichtungen- Kontextabbildungen

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Mensch und Technik in der Logistik

• KI und fuzzy-logic-software vergrößern Flexibilität und vermehren potentielle Kontexte

• Neue Systemfunktionen und Mensch-Maschine-Schnittstellen sollten partizipativ gestaltet werden: Ausgleich der Rationalitäten von Ingenieuren und Operateuren

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Mensch und Technik in der Logistik

9. Zusammenfassung

• Der techniksoziologische Diskurs über Steuerungsprobleme in Systemen kann auf logistische Netze reflektierend angewandt werden.

• Zu überprüfen ist, inwieweit sich daraus praktikable Ansätze zum Umgang mit Steuerungsproblemen in logistischen Systeme ableiten lassen.


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