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Sympathikustherapie

Date post: 31-Mar-2016
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Die Wirbelsäule im Zentrum der Medizin
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Dieter Heesch, Heiner Steinrücken Sympathikustherapie Die Wirbelsäule im Zentrum der Medizin Marcel Proust: 1
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Dieter Heesch, Heiner Steinrücken

SympathikustherapieDie Wirbelsäule im Zentrum der Medizin

Marcel Proust:Die besten Entdeckungen macht man nicht in fremden Ländern, sondern indem man die Welt mit anderen Augen betrachtet

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Inhalt

A EinleitungB Das Modell der vertebro-vegetativen KoppelungC Therapie

1. Mikropressur 2. Chirotherapie 3. Neuraltherapie4. Mikrosysteme5. Störfeldtherapie6. Akuperm7. Osteopathische Statikbehandlung mit Manufit nach Hack8. Statikaufbau durch Balanceübungen mit Hanteln

D: DiskussionE: Schluss

Sympathikus-TherapieDie Wirbelsäule im Zentrum der Medizin

1. Einleitung

Nicht nur „Sympathikus-Therapie – Die Wirbelsäule im Zentrum der Medizin“ sondern auch mit „Die Revolution der Orthopädie“ oder „Die Renaissance der Chirotherapie“ hätten wir das Buch gerne betitelt.

Die Chirotherapie fristet wahrscheinlich wegen ihrer relativen Gewalttätigkeit in der Medizin immer nur ein kümmerliches Dasein am Rand zwischen Schul- und Alternativmedizin. Die sanfte Osteopathie ist dagegen trotz ihres erheblichen Aufwandes an Diagnostik und Therapie und damit Kostenintensität augenblicklich auf dem Siegeszug. Die Sympathikus-Therapie nun beschreibt Kombinationen von Reflextherapie und sanften Formen der Chirotherapie, die ohne viel Aufwand zu erlernen, sanft und ungefährlich sind. Die Anamnese wird hier auf drei Fragen reduziert, die Diagnostik auf die Detektion eines Tenderpoints in einem schon durch die Anamnese eingegrenzten engen Areal. Dadurch istdie Chirotherapie überaus effektiv und kann damit die ihr zustehende Wertigkeit erhalten in einer Medizin, in der die Wirbelsäule im Zentrum steht. #

Die Option einer Revolution der Orthopädie wird eröffnet durch das Verlassen alt eingefahrener Bahnen. Die bisher in der Orthopädie bevorzugten Objekte – HWS

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und LWS – sind für die Sympathikus-Therapie fast völlig irrelevant. Wie aus den späteren Ausführungen hervorgehen wird, kann es zum Beispiel kein Cervicobrachialsyndrom geben. Damit erübrigt sich auch die bisher von Seiten der Patienten gewünschte und den Therapeuten forcierte Imagomanie. Damit ist die fast weltanschauliche Überzeugung gemeint, allein Röntgen, CT und MRT würden Wesentliches über Pathomechanismen des muskuloskeletalen Systems aussagen können. Die Sympathikus-Therapie behandelt jedoch fast ausschließlich Kopfgelenke, BWS und ISG. Hier können bildgebende Verfahren jedoch kaum Aussagen erbringen, aus denen therapeutischen Konsequenzen ableitbar sind, so dass sie damit überflüssig sind.

Die mit der Sympathikus-Therapie behandelten pathologischen Substrate sind ausschließlich Blockierungen, die durch bildgebende Verfahren kaum erfassbar sind. Die Diagnostik der Blockierung ist jedoch eine Domäne der Palpation und der Funktionsprüfung. Sie wird also chiral (mit der Hand) durchgeführt. Damit sind Diagnostik und Therapie (Chirotherapie) in einer Hand. Es wird zur Diagnosefindung also kein teurer, umständlicher, mit Interpretationsfehlern behafteter Weg über Surrogatparameter (bildgebende Verfahren) gegangen. Der Erfolg der Therapie ist sofort durch Palpation und Funktionsprüfung am selben Ort der zuvor erfolgten Diagnostik zu validieren. #

Aber auch eine „Revolution der Medizin“ wäre als Titel nicht unangebracht. Denn es gilt nun ein Paradigmenwechsel: Fort von der Dominanz der Afferenz des somatischen Nervensystems hin zur Efferenz des vegetativen Nervensystems. Zuvor waren alle Zusammenhänge bei vertebragenen Erkrankungen über die Vermittlung des sensiblen Nervensystems mit Rückkopplungsmechanismen des ZNS erklärt worden. Diese Mechanismen konnten jedoch nie genau beschrieben werden und verliefen sich im „Irgendwie“ oder einer „black box“.

Das führte dann zu neuen Krankheitbildern wie der „Schmerzkrankheit“, die sich zum Beispiel nach einer Verletzung verselbständigt. Nach unseren langjährigen Erfahrungen und denen anderer Manualtherapeuten gibt es dieses Syndrom nicht. Jeder Schmerz hat sein anatomisches Substrat. Wird dieses beseitigt, verschwindet auch der Schmerz sofort. Es mögen zwar neuroplastische Veränderungen im Gehirn nachweisbar sein, diese sind jedoch wahrscheinlich niemals “autonom“.

Die direkte Auswirkung der sympathischen Efferenz ist im Gegensatz zu den oben erwähnten anderen Hypothesen überwiegend sehr eindeutig definiert. Das führt zu einem derart realitätstüchtigen Modell, dass man fast den Eindruck, gewinnt, die Natur hätte sich nach dem Modell gebildet. Dem MvvK wird oft vorgeworfen, es sei zu mechanistisch, um die Erfahrung sehr komplexer Syndrome zu erklären. Wer in den Kategorien der Schmerzkrankheit denkt, wird nicht umhin können, diesen Vorwurf zu erheben. Dann ergibt sich jedoch die Frage: Relativ zu was? Die Mechanik des MvvK mag zwar sehr einfach sein, fast schon banal. Aber die

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Komplexität der Erkrankungen, wie wir sie täglich erfahren, kommt im Gegensatz zu den bisherigen Vorstellungen der Neurophysiologen in der Peripherie und nicht im ZNS zustande.

Eine chronische Dysfunktionalität des Sympathikus, des Generalisten der Steuerung vegetativer Vorgänge, wird zwangsläufig zu einer pathologischen Veränderung führen. Das kann neben tachykarden Herzrhythmusstörungen, Gallenwegsdyskinesien bis hin zu Gallensteinen, auch Störungen der Funktion von Spinktern (Refluxösophagitis) etc. zur Folge haben. Eine durch einen erhöhten Sympathikotonus erzeugte dystrophische Störung in dem von ihm versorgten Gebiet kann den Ausbruch anderer Erkrankungen an diesem Ort triggern, wie zum Beispiel Restless legs Syndrom, Wadenkrämpfe, chronische Ekzeme, Pustulosis plantaris, die idiopathische Facialisparese oder den rezidivierenden Herpes. Die trophische Störung kann jedoch auch einen Heilungsprozess stören, zum Beispiel bei einem chronischen Schulter-Arm-Syndrom nach einer Schulterzerrung oder einem Morbus Sudeck nach einer peripheren Verletzung. Überschreitet die sympathogene Störung einen gewissen Schwellenwert, kann sie auch direkt eine Erkrankung wie eine Heberdenarthrose oder ein Karpaltunnelsyndrom generieren.Überschreitet sie den Schwellenwert nicht und keine weitere Störung kommt appositionell hinzu, wird die Irritation des Grenzstrangs folgenlos und subjektiv unbemerkt bleiben. Objektiv wären jedoch Veränderungen beispielsweise durch eine Thermographie oder eine algesiometrische Untersuchung fetstellbar.

Wenn die Orthopädie sich von ihrer Fixierung auf statische Befunde lösen und ihren Focus auf den von der Wirbelsäule irritierten Sympathikus werfen würde, könnte sie einen ganz wesentlichen und auch integrativen Stellenwert in der Medizin gewinnen.

2. Modell

2.1. Historie (zurück zur Gliederung)

Manualtherapeuten machen oft die Erfahrung, dass nach einer erfolgreichen Manipulation an der Wirbelsäule internistische Erkrankungen gelindert werden. Aber auch regelmäßig auftretende Wirbelblockierungen in definierten Segmenten waren bei bestimmten internistischen Grunderkrankungen anzutreffen. Aus diesen Erfahrungen heraus kristallisierte sich der in der manualmedizinischen Ausbildung gelehrte Satz: „Die Wirbelsäule ist Ursache und Wirkung in sich.“

Auffällig ist nun, dass der Versuch, die genannten Erfahrungen in Kartographien zu systematisieren, je nach Schule zum Teil sehr genaue Übereinstimmungen und dann aber auch wieder sehr differente Zuordnungen erbringt. Lassen sich Erfahrungen nicht deckungsgleich reproduzieren, hat ihre Vermittlung wenig Sinn und vermindert ihre Glaubwürdigkeit.

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Uns (Dr. Heesch) ist es vor 25 Jahren gelungen, eine Kartographie zu entwickeln, die jedoch nur für die Extremitäten anwendbar ist. Ihren Ursprung fand die Kartographie in der Feststellung, dass immer eine ipsilaterale ISG- Blockierung vorlag, wenn der Patient morgens mit einem einseitigen Schmerz im Bereich des Gesäßes oder entlang des Generalstreifens erwachte. Diese einseitigen morgendlichen Schmerzen waren so pathognomonisch für die schmerzhafte ISG-Blockierung, dass zur Differentialdiagnose des einseitigen Kreuzschmerzes immer sofort die Frage nach der nächtlichen Verschlechterung gestellt wurde. Wurde diese bejaht, war fast ausnahmslos das ISG zu behandeln und der Schmerz sicher zu lindern.

Da auch das Schulter-Arm-Syndrom sowie das Karpaltunnel-Syndrom eine Verschlechterung besonders in der Nacht erfuhr, war auch hier eine Wirbelgelenksblockierung zu vermuten. Die fand sich auch regelmäßig beim Karpaltunnel-Syndrom bei Th 2, beim Schulter-Arm-Syndrom bei Th 5 und immer ipsilateral.

Es folgte dann eine Überprüfung der Zusammenhänge anderer chronischer Syndrome der Extremitäten. Diese wurden auch gefunden und folgende Kartographie erstellt:

Abb 1

Die Skizze muss nochmals verändert werden, da die Finger nicht Dornfortsatz C7 sondern Th 1 sind und es noch weiter geht > Th 8 = Trapezius bei 3E15Th 10 bei Blockierung von Th3.

Von dieser Kartographie gab es seit ihrer Entdeckung so gut wie niemals eine Abweichung. Niemals meint hier fünf Ausnahmen in 26 Jahren bei über zehntausend chirotherapeutisch behandelten Patienten.

Auffällig war, dass die obigen Syndrome nur über die BWS und das ISG (außer die Gonalgie auch über L3) zu behandeln waren. An HWS und LWS konnte nie die oben beschriebene konstante Zuordnung einer Wirbelgelenksblockierung gefunden worden. Es wurden besonders an der HWS immer wieder Blockierungen mit wechselnder Lokalisation gefunden. Die chirotherapeutische Lösung dieser Blockierung# erbrachte jedoch nicht die sofortige, mindestens 70%-ige Erleichterung, die zum Beispiel durch das Lösen der Blockierung von Th 5 beim Schulter-Arm-Syndrom zu erzielen ist.

Wir müssen weiterhin zwischen Blockierung ohne und mit peripherer chronischer Symptomatik unterscheiden. Im Gegensatz zu Obigem steht ein blockierungsbedingtes Krankheitsbild, das seine Symptomatik mit Schmerz fast ausschließlich bei Bewegung auslöst. Dieses generiert jedoch keine chronischen peripheren Syndrome. Dazu gehören jedoch auch Symptome, die in Ruhe sich nicht bessern sondern konstant bleiben. Hier sei beispielhaft die periostale Irritationen, die durch einen dauerhaften Muskelzug zwischen zwei Rippen verursacht werden. Diese wird fälschlicherweise als “Intercostalneuralgie” bezeichnet. Eine Reposition der durch eine Wirbelfehlstellung kranialisierten oder kaudalisierten Rippe bringt die “Neuralgie” rasch zum Verschwinden.

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Diese Erfahrungen waren zwar generell wiederholbar, blieben jedoch mangels Erklärbarkeit durch einen Pathomechanismus anekdotisch und damit im Bereich der Erfahrungsheilkunde. Ein Blick in den Anatomieatlas vor acht Jahren brachte dann endlich das „Heureka“. Wir kannten zwar den Grenzstrang als der Wirbelsäule ventral und mit seinen Ganglien direkt den Rippenköpfen aufliegend , die Bedeutung einer möglichen Irritation durch die Rippe war jedoch unbekannt und wurde uns erst durch das Verständnis manualtherapeutischer Zusammenhänge bewusst.

Abb. 2: Lage des Grenzstrangs vor den Rippenköpfen

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Abb. 3 : Darstellung des Grenzstrangs nach Entfernung der Membrana vertebralisBild 2 und 3

(zurück zur Gliederung)

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2.2. Mechanik

Schon bei einer geringen Rotationsblockierung eines Wirbels im Bereich der BWS (hier Rotation des Dornfortsatzes nach rechts) wird die recht anliegende Rippe durch die Hebelwirkung des Querfortsatzes kranialisiert, die linksseitige kaudalisiert. Dabei wird der Rippenkopf auf der linken Seite retrahiert und in das Gelenk gepresst. Der Kopf der kranialisierten Rippe wird ventralisiert und tendenziell aus seinem Gelenk luxiert. Die erhebliche Hebelwirkung wird erzielt durch die Fixierung der Rippe am Wirbelkörper. Schon eine geringe Ventralbewegung des Querfortsatzes lässt die Rippe im Bereich des proximalen Ansatzes ebenfalls nach ventral, lateral und auch kranial wandern. Je nach Intensität der Rotation wird die an Korpus und Querfortsatz des zugehörigen Wirbels, Bandscheibe und Wirbelkörper des darüber liegenden Wirbels fixierte Rippe tendenziell aus dem proximalen Gelenk gehebelt.

Eine Schwellung der Gelenkkapsel ist aus anatomischen Gründen in der Tiefe nicht palpabel, jedoch in Analogie zur Schwellung des perikapsulären Bindegewebes bei Blockierungen der kleinen Wirbelgelenke anzunehmen. Eine Bedrängung der davor liegenden Strukturen durch das Rippenköpfchen ist dabei wahrscheinlich. Die vor dem Rippenkopf liegende Struktur (siehe Abb. 2 und 3) ist, wie oben gesagt, das vor dem Rippenköpfchen liegende Grenzstrangganglion des Sympathikus. Dieses wird durch die Membrana vertebralis auf der Wirbelsäule fixiert und kann deswegen der Bedrängung nicht ausweichen. #

Aus diesen Erkenntnissen ist das Modell der vertebro-vegetativen Koppelung entstanden. Es hypothetisiert nun eine chronische Irritation eines sympathischen Grenzstrangganglions durch eine im Rahmen der oben beschriebenen Rotationsblockierung entstandenen dauerhaften tendenziellen Subluxation des zugehörigen Rippenköpfchens.

Der Grenzstrang ist durch die feste bindegewebige Membrana vertebralis an die Wirbelsäule fixiert. Eine „Subluxation“ der Rippenköpfchen mit begleitendem Ödem der Gelenkkapsel erzeugt eine Raumforderung nach ventral und lateral in Richtung Grenzstrang. Dieser wird dann – analog der Einwirkung eines Bandscheibenprolapses auf das somatische Nervensystem – chronisch irritiert. (Zur Mechanik: siehe Video auf Homepage Sympathikus-Therapie.de)

Was wird das für Folgen haben?

2.3. Sympathischer Grenzstrang

2.3.1. Efferenz und Minor Sudeck (zurück zur Gliederung)

Der Sympathikus reagiert auf die mechanische Bedrängung im Bereich efferenter Fasern mit einer dauerhaften Stimulierung. Barop beschreibt, die Relationspathologie von Ricker zitierend [xxx], eine anhaltende Stimulierung des perivasalen Sympathikus führe zu einer nach proximal zunehmenden Vasokonstriktion und weiterhin zu einer engrammatischen Sensibilisierung des Sympathikus. [xxx] Eine Störung der Trophik im Versorgungsgebiet mit einer Minorform des Morbus Sudeck ist die Folge. Der Morbus Sudeck wird heutzutage als komplexes regionales Schmerzsyndrom ( CRPS = complex regional pain syndrom) bezeichnet, wobei beim so genannten Minor Sudeck überwiegend die Efferenz betroffen ist. Wesentlich ist

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besonders der Begriff regional, eine conditio sine qua non für die Anwendbarkeit des MVVK. **)

Beim Lichen amyloideus oder dem Carpaltunnelsyndrom entwickeln sich im Bereich der dauerhaft stimulierten Efferenzen amyloide Eiweißdegenerationen. Andererseits entstehen im Bereich der Schulter im Rahmen der gestörten Trophik Kalkablagerungen. Im internistischen Bereich wird die Reizleitung oder die Motorik beeinflusst oder eine Dauerstase im Gefäßsystem zum Beispiel des Magens erzeugt. Herzrhythmusstörungen (die nur in Ruhe auftreten), Refluxösophagitis, Gastritis oder Gallensteinbildung können die Folge sein. Bei lang bestehender sympathikogener Hyperämie beschreibt Riecker [3] die Ausbildung von Adenomen als Ausdruck einer “paratypischen” Hyperplasie (LITERATURANGABEN).. So wird die Entstehung von Heberdenknoten durch Bedrängung des sympathischen Grenzstrangs durch einen Rundrücken („Witwenbuckel“) verständlich. Die Hyperkyphose führt zu einer im Allgemeinen beidseitigen Anhebung der Rippen, die dann zu der oben beschriebenen tendenziellen Luxation des Rippenkopfes mit Irritation des Sympathikus führen.

Das MVVK unterstützt die sogenannte „Zweitschlagtheorie“ der Neuraltherapie. Nur wenn ein Gewebe durch eine Sympathikusirritation trophisch unterversorgt ist, kann ein Trauma chronifizieren. Beim chronischen, durch einen Sturz entstandenen Schulter-Arm-Syndrom wäre also eine schon vorbestehende Blockierung von Th 5 die Ursache für die Chronifizierung. Ohne die Sympathikusirritation würde die Verletzung je nach Alter und Schweregrad, normalerweise innerhalb weniger Wochen ausheilen.

2.3.2. Afferenz (zurück zur Gliederung)

Wie aus der nachfolgenden Skizze ersichtlich, durchzieht ein sensibler Nerv aus dem Hinterhorn kommend den Grenzstrang und begleitet sympathische Fasern zu deren Erfolgsorganen. Er wird von mancher Seite als „sympathische Afferenz“ bezeichnet (BAROP nachlesen). Jaenig hingegen definiert ihn als eindeutig dem somatisches Nervensystem zugehörig (LITERATURANGABEN). Es gäbe keine sympathischen Afferenzen. #

Auch hier kann es bei der oben beschriebenen Bedrängung des Grenzstrangs zu chronischen Irritationen kommen. Sie lösen im Versorgungsgebiet sensible Sensationen wie Schmerzen, Parästhesien, Brenngefühl und Juckreiz aus.

Und so ist auch bei der Afferenz die Verschlechterung in Ruhe pathognomisch. Typisch sind die Parästhesien in der Hand bei längerer angehobenen Lagerung des Arms zum Beispiel beim Autofahren oder beim Fernsehen, oder der nächtliche Juckreiz auf dem Rücken.

Auch die Verschlechterung neuropathischer Syndrome in der Nacht wie zum Beispiel beim Zoster weist auf die Mechanik des MvvK hin. Zu dieser Erkrankung, die den wesentlichen Beleg für die Realitätsnähe des MvvK darstellt, werden später noch ausführlichere Darstellungen folgen.

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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2.3.3. Indirekte Schmerzentstehung (zurück zur Gliederung)

Eine chronische Irritation des efferenten Sympathikus führt zu einer Schmerzinduktion. Laut Baron führt die dadurch ausgelöste Exprimierung von Noradrenalin an den sympathischen Endverzweigungen zur Stimulation der alpha α²- Rezeptoren des sensiblen Nervensystems. Ob durch dieses System oder andere - katabole - Ereignissse die nächtliche Schmerzgenese zum Beispiel beim chronischen Schulter-Arm-Syndrom entstehen, ist noch ungeklärt. (Barop und Baron Literatur nachschauen)

Jetzt kämen die Punkte, die ich in dem ersten Vorwort beschrieben habe:

Als Konsequenz aus obigen Ausführungen ist Folgendes zu konstatieren:

1. Es wird als wesentliches pathognomonisches Kriterium die „Verschlechterung in Ruhe“ in die medizinische Anamnese eingeführt.

2. Nur der vom irritierten Sympathikus versorgte Bereich kann erkranken. Dadurch ergibt sich als weiteres pathognomonisches Kriterium für den Gültigkeitsbereich des MvvK eine regionale Begrenzung.

3 Nur Rippen und rippenanaloge Gelenke der Wirbelsäule sind in der Lage, den Grenzstrang zu bedrängen. HWS und LWS sind, bis auf das Kopfgelenk, für die direkte Behandlung chronischer Syndrome daher völlig irrelevant. Das typische Zerviko-Brachial-Syndrom kommt also nicht aus der Halswirbelsäule ,da die HWS nur über eine Irritation des sNS auf den Arm einwirken kann. Dadurch können nur die von diesem vermittelten Symptome wie Lähmung, Schmerz oder Parästhesien von der HWS erzeugt werden. Die Behandlung von HWS und LWS sind im Falle chronischer, durch eine gestörte Trophik entstehender Leiden nur für die Korrektur der Gesamtstatik von Bedeutung.

3. Alternativvorschlag: : Die Spinalnerven der HWS können nur für somatische Nerven und Rezeptoren typische Symptome auslösen. Dazu gehören Schmerz, Berührung, Temperatur, Oberflächen- und Tiefensensibilität sowie Lähmung der Muskulatur. Kribbelparästhesie ist eine sympathikusgesteuerte Irritation des Nervensystems (???, ich glaube, es gibt keine Rezeptoren für Kribbeln! - nachlesen). Das sogenannte Cervico-Brachial-Syndrom mit Kribbelparästhesien und schmerzhaften Bewegungseinschränkungen kann also nicht mit den zervikalen Nervenwurzeln zusammenhängen. Dieses und andere nicht klar einem Spinalnerven zuzuordnende ausstrahlende Phänomene werden im Wesentlichen durch Rippen- und rippenanaloge Gelenke ausgelöst. Die Behandlung von HWS und LWS hilft in diesen Fällen nicht weiter, man kann auf sie im akuten Fall immer verzichten. Bei chronischen, durch eine gestörte Trophik enstandenen Leiden ist sie jedoch für die Korrektur der Gesamtstatik von Bedeutung

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4. Es wird nicht wie in anderen Kartographien der Manualtherapie jedem Wirbel eine spezifische Erkrankung zugeordnet.

5. Nur die Wirbelsäule mit ihrer Irritation des vNS kann Ursache peripherer chronischer Syndrome sein. Letztere können nicht über Kopplungsmechanismen eine Wirbelgelenksblockierung erzeugen. Auch wenn der Augenschein in der Chronologie (z. B. eine Verletzung) deutlich auf die periphere Erkrankung als ursächlich hinweist, ist die zuvor bestehende Wirbelgelenksblockierung die primäre Kausa für die Entstehung des chronischen Leidens.

5. Da die Wirbelgelenksblockierung nicht von endogenen Faktoren erzeugt werden kann, beruhen Rezidive bis auf wenige Ausnahmen in einer fehlerhaften Statik der gesamten Wirbelsäule (Die eventuell, jedoch heutzutage vernachlässigbar selten, durch Erkrankungen von Lunge (Thorakotomie mit Entfernung eines Lungenflügels) und Intestinum erzeugt werdenkönnen.)

6. Die bisher in der Manualtherapie beschriebene Komplexität der Zusammenhänge zwischen Wirbelgelenksblockierungen und chronischen Erkrankung hatte bisher zeitaufwändige Anamnese und Diagnostik zu Folge. Da letzteres so gut wie entfällt, kann rasch zur Behandlung übergegangen werden. Damit ist die Manualtherapie sehr gut auch in die kassenärztliche Praxis integrierbar.

Die Anamnese reduziert sich auf zwei Fragen: a) Wo sind die Beschwerden lokalisiert? – und b) Besteht eine Verschlechterung in Ruhe?

Die Diagnostik reduziert sich allein auf die Detektierung eines oder selten einiger Tenderpoints.

7. Das somatische Nervensystem ist bis auf die relativ seltenen Nervenkompressionssyndrome für die Entstehung vom wirbelsäuleninduzierten Erkrankungen irrelevant. Allein das sympathische Nervensystem ist hierfür verantwortlich. Auch von anderer Seite als „neuropathisch“ definierte Schmerzsyndrome hatten ihre primäre Kausa überwiegend in einer Wirbelgelenksblockierung. Durch Behebung dieser Ursache konnte auch der Schmerz beseitigt werden.

Es wird ein breites Spektrum bisher nur schlecht oder letztendlich nur operativ zu behandelnder Erkrankungen beschrieben. Gerade diejenigen Störungen, bei denen im Allgemeinen auch die Kausa Ursache der Entstehung im Unklaren ist, sind überwiegend jedoch manualtherapeutisch sehr schnell zu lindern, wenn nicht gar zu heilen. Damit sollte eine Renaissance der Manualtherapie, wenn nicht gar eine Verankerung im Lehrkatalog für Medizinstudenten möglich sein. Wir würden damit wieder zurückkehren zu alten ärztlichen Qualitäten wie Anamneseerhebung und körperlicher Untersuchung, die – wie wir am ersten Tag an der Uni gelernt haben – zu 95% diagnostisch zielführend sind.

neue Änderungen (Dieter)

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1. Gar nix2. Dystrophie unterhalb subjektiver Krankheitsschwelle (KHS)3 Dystrophie plus Noxe (Diabetes , Übersäuerung) = Überschreiten der KHS4. Zustand nach Verletzung > keine endgültige Heilung wegen der zugrunde liegenden Dystrophie (=Durchblutungsmangel)4. Dystrophie mit Degeneration (CTS, Lichen amyloidosus, Hebrdenarthrose, Rhizarthralgie)5. M. Sudeck6. Auswirkung auf Steuerungsfunktionen der inneren Organe (Herz > Tachykardie, Magen > Reflux, Galle > Steinbildung und Kolik, Darm > Motilität und Spasmen > Reizdarm)7. Irritation des sensiblen, den Grenzstrang passierenden Hinterhornnervs > Parästhesien in Armen und Beinen, Juckreiz (Nachlesen, ob identische Rezeptoren = kleiner Bruder von Schmerz, oder eigenständige sympathische Qualität,) Zitat aus PharmaWiki:Juckreiz entsteht durch Aktivierung spezialisierter afferenter unmyelinisierter C-Fasern in der Haut. Diese Fasern sind anatomisch identisch mit jenen, die Schmerz leiten, unterscheiden sich aber in der Funktion und Reizweiterleitung ins Gehirn. Sie enthalten eine Reihe von Rezeptoren wie zum Beispiel Histamin-Rezeptoren, PAR-2, Endothelin-Rezeptor und TRPV1. Bei der Auslösung und Verstärkung sind Mediatoren wie Histamin, Tryptase, Endothelin, Interleukine, Substanz P, Bradykinin und Prostaglandine beteiligt. Diese werden unter anderem aus Mastzellen freigesetzt. Wie Schmerz kann auch Juckreiz peripher oder zentral ausgelöst wird

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Verzeichnis der Abkürzungen

BWS BrustwirbelsäuleCT ComputertomografieDF DornfortsatzGS GrenzstrangHWS HalswirbelsäuleISG IliosakralgelenkLWS LendenwirbelsäuleMRT MagnetresonanztomografiePHS Periarthropathia humeroscapularisMvvK Modell der vertebro-vegetativen KopplungsNS somatisches NervensystemvNS vegetatives NervensystemSY SympathikusSYT Sympathikus-TherapieZNS Zentralnervensystem

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