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Suizidprävention im Justizvollzug

Date post: 28-Nov-2021
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Suizidprävention im Justizvollzug Eine evidenz-basierte Darstellung der Risikofaktoren und Risikopopulationen. Marian ten Hövel, Franziska Stöber, Katharina Bennefeld-Kersten, Daniel Radeloff Gefördert vom
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Page 1: Suizidprävention im Justizvollzug

Suizidprävention im Justizvollzug

Eine evidenz-basierte Darstellung der Risikofaktoren und Risikopopulationen.

Marian ten Hövel, Franziska Stöber, Katharina Bennefeld-Kersten, Daniel Radeloff

Gefördert vom

Page 2: Suizidprävention im Justizvollzug

Impressum:V. i. S. d. P. Dr. Daniel Radeloff, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters, Liebigstraße 20a, 04229 Leipzig. Kontakt: [email protected]

Diese Broschüre kann im pdf-Format unterhttps://www.researchgate.net/profile/Daniel_Radeloff abgerufen werden.

Wir bedanken uns für die Unterstützung durch das Bundesministerium für Gesundheit.

Page 3: Suizidprävention im Justizvollzug

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Vorwort 3

1 Prävalenzen 5

2 Risikofaktoren 6

3 Psychische Gesundheit 8

4 Besonderheiten von U-Haftund Strafhaft 10

5 Suizid zu Beginn der Haftstrafe und im weiteren Verlauf 11

6 Haftabschnitte mit hohem Suizidrisiko 12

7 Haftbedingungen mit hohem Suizidrisiko 13

8 Genderaspekte 14

9 Altersunterschiede 16

10 Suizidmethoden in Haft 17

11 Delikt-bezogenes Suizidrisiko 18

12 Suizidrisiko nach dem Vollzug 19

Literaturverzeichnis 20

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mit dieser Handreichung wenden wir uns an Bediens-tete des Justizvollzugs und alle diejenigen, die sich zumThema Suizidalität in Haftanstalten informieren möch-ten. Sie ist als Ergänzung bereits bestehender Informa-tionsmaterialien gedacht. So finden Sie auf der Home-page der „Bundesarbeitsgruppe Suizidprävention imJustizvollzug“* ausführliche Informationsschriften zuThemen der Suizidprävention, etwa zum Umgang mitsuizidalen Gefangenen, zum Aufnahmeprozedere oderzur Nachsorge.

Mit dieser Handreichung soll der Fokus auf Risikofak-toren und Risikopopulationen für Suizid im Justizvoll-zug gelegt werden. Die Identifikation von suizidgefähr-deten Gefangenen ist beispielsweise beim Risk-Assessment während der Inhaftnahme von besondererBedeutung. Bei der Erstellung der Studie war es unswichtig, die wissenschaftliche Datenlage zusammen-zutragen und darzustellen, welche Erkenntnisse wis-senschaftlich belegt sind.

Auf den nächsten Seiten werden wir anhand von zwölfFragen die internationale (Int) und nationale (D) Daten-lage vorstellen und für jede Fragestellung ein Fazit fürden Vollzugsalltag ziehen. Im Anhang finden Sie einLiteraturverzeichnis der Studien, die in die Erstellungder Handreichung eingegangen sind. Dort sind miteinem Häkchen diejenigen Referenzen markiert, dieonline frei zugänglich sind.

Wir hoffen, Ihre wichtige Arbeit in der Suizidpräventionvor Ort mit dieser Broschüre unterstützen zu können.

Ihr/e

Marian ten Hövel,Franziska Stöber,Katharina Bennefeld-Kersten,Daniel Radeloff

* https://www.bag-suizidpraevention.de/materialien/

Liebe Leserin, lieber Leser,

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Page 7: Suizidprävention im Justizvollzug

Wie häufig kommen Suizide in Haftanstalten vor?

Int

D

Fazit

Selbsttötungen in Gefangenschaft sind keineSeltenheit. Suizid ist weltweit TodesursacheNummer eins in Gefängnissen, etwa die Hälftealler Todesfälle in Haft sind darauf zurückzu-führen1. In den westlichen Industrieländern sinddie Suizidraten in Vollzugsanstalten meist umein Vielfaches höher als in der Allgemeinbe-völkerung2. Dies reflektieren Befunde einer epi-demiologischen Studie, die zwölf Länder inBezug auf die Häufigkeit von Selbsttötungenhinter Gittern miteinander verglichen hat3.Demnach ist das Risiko, in Haft an Suizid zuversterben, in den untersuchten Ländern zwi-schen drei- und achtmal so hoch wie in derAllgemeinbevölkerung. Dabei ist zu berück-sichtigen, dass viele Gefangene aufgrund ihrerPersönlichkeit und Situation ein erhöhtes Risikofür die Entwicklung von Suizidalität mitbringen.Für den europäischen Raum bedeutet dies, inrelativen Zahlen ausgedrückt, dass sich ca. 100bis 150 von 100.000 Häftlingen pro Jahr dasLeben nehmen4. 35,6 % aller Todesfälle ineuropäischen Vollzugsanstalten zwischen 1997und 2008 sind auf Suizid zurückzuführen5.

In Deutschland starben im Zeitraum von 2000bis 2011 insgesamt 960 Inhaftierte, davon 934Männer und 26 Frauen, durch Suizid. Für diesenZeitraum ergibt sich eine Suizidrate von 103 To-desfällen pro 100.000 Gefangene im Jahr. Dabeiwaren die Suizidraten für männliche Gefangenefast doppelt so hoch wie für weibliche6. Eine ak-tuellere Studie untersuchte den Zeitraum 2011bis 2014. Mit ca. 80 Suiziden pro 100.000 Ge-fangene im Jahr liegt Deutschland im interna-tionalen Vergleich im mittleren Bereich2.

Suizid in Gefängnissen ist ein häufiges undhochrelevantes Phänomen. Neben Psychiatriensind Gefängnisse diejenigen Institutionen, dieam häufigsten mit Suizid konfrontiert sind, wes-halb der Suizidprävention in Haftanstalten einehohe gesellschaftliche Aufmerksamkeit zukom-men muss7.

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Welche Risikofaktoren tragen zu den hohen Suizidraten in Gefängnissen bei?

Int

D

Man geht davon aus, dass Straftäter bereits vordem Haftantritt vielfältige Risikofaktoren fürSuizid aufweisen, wie männliches Geschlecht,psychische Erkrankung, Drogenmissbrauch undfrühere Suizidversuche. Zum Zeitpunkt des Haft-antritts werden die Risikofaktoren in die Justiz-vollzugsanstalten "importiert" und kommendort in deutlich höherer Konzentration vor als inder Allgemeinbevölkerung8,9. Größere epide-miologische Studien geben an, dass unterGefangenen ca. 11 % bis 24 % schon einmaleinen Suizidversuch unternommen haben10,11,12,13,14. Etwa 60 % der Gefangenen leiden untermindestens einer psychischen Erkrankung undungefähr jeder zweite Gefangene betreibt einenklinisch relevanten Suchtmittelkonsum10,15. Fastjeder fünfte Gefangene befand sich schon ein-mal wegen suchtmittelbezogener Störungen inBehandlung14. Mit dem Antritt der Haft werdendie Gefangenen mit zusätzlichen, haftbezo-genen Faktoren konfrontiert, die die Entwick-lung von Suizidalität begünstigen können. Diessind zum Beispiel der Entzug psychotroperSubstanzen, Scham und Schuldgefühle aufgrundder Straftat, der Verlust stabilisierender Re-ssourcen und wichtiger sozialer Bezugspersonensowie die Konfrontation mit Gewalt unter Ge-fangen sein16.

Das statistische Bundesamt bezifferte den Anteilmännlicher Gefangener in Deutschland zwi-schen 2000 und 2011 auf 96 %17. Auch inDeutschland sind Gefangene häufig durch psy-chische Symptome belastet18. In der JVABielefeld Brackwede I wurden 2005 im Rahmeneiner Untersuchung bei 88,2 % der 139 unter-suchten Inhaftierten eine oder mehrere psychi-sche Störungen diagnostiziert19. Für den Zeit-raum 2005 bis 2010 konnte für Deutschlandfestgestellt werden, dass 21 % der Frauen und10 % der Männer in den sechs Monaten vordem Suizid Drogen- bzw. Alkoholentzugser-scheinungen zeigten20. Von allen Suizidenten indeutschen Gefängnissen zwischen 2000 und2011 hatten 26 % der Gefangenen einen voran-gehenden Suizidversuch unternommen6.

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Fazit Durch den „Import“ vielfältiger Risikofaktorenbenennt die WHO Gefangene als eine Hochrisi-kopopulation für Suizid8. Die relevantesten Risi-kofaktoren sind männliches Geschlecht, psychi-sche Störungen, suchtmittelbezogene Störun-gen sowie Suizidversuche in der Vorgeschichte.Dies betont die Wichtigkeit valider Screening-verfahren, die jede/r Inhaftierte zum Haftantrittdurchlaufen sollte. Zudem ist eine gute psychia-trische Versorgung im Vollzug eine wichtigeSäule der Suizidprävention.

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Wie steht es um die psychische Gesundheit von Inhaftierten?

Int Gefangene im Justizvollzug sind überdurch-schnittlich häufig von psychischen Störungenbetroffen1. Eine große Übersichtsarbeit hat Prä-valenzraten für adoleszente Gefangene auf derGrundlage mehrerer epidemiologischer Studienbestimmt. Jugendliche weibliche Gefangene lei-den demnach im Vergleich zu jugendlichenmännlichen Gefangenen häufiger an einer De-pression (29 % vs. 11 %) und ADHS (19 % vs. 12%). Psychosen sind unter den Geschlechtern mitungefähr 3 % und Verhaltensstörungen mit ca.53 % nahezu gleich verteilt. Psychotische Stö-rungen kommen damit unter jugendlichen Ge-fangenen fast zehnmal so häufig vor wie in dergleichaltrigen Allgemeinbevölkerung45.

Zu erwachsenen Gefangenen liegen aus einergroßen Metaanalyse Befunde zu psychotischenStörungen und Depressionen vor. So treten psy-chotische Störungen bei knapp 4 % der erwach-senen Gefangenen auf, während ca. 14 % derweiblichen und ca. 10 % der männlichen Gefan-genen eine Depression haben46. In der deut-schen Allgemeinbevölkerung leiden zumVergleich ca. 8 % der Frauen und ca. 3 % derMänner unter einer diagnostizierten Major-Depression und ca. 2,6 % an einer psycho-tischen Störung (12-Monats-Prävalenzen)48. Daswiederum bedeutet, dass bei einem von siebenGefangenen eine Psychose oder Depression dia-gnostiziert werden kann4.

Eine andere Übersichtsarbeit schätzt den Anteilder Gefangenen, bei denen eine Posttraumati-sche Belastungsstörung vorliegt, auf ca. 20 %1.Die Prävalenz von Persönlichkeitsstörungenwird auf 40 – 70 % geschätzt, wovon ca. dieHälfte antisoziale Persönlichkeitsstörungen dar-stellen1,49. Abhängigkeitserkrankungen sind un-ter Gefangenen ebenfalls häufig vertreten (s.auch Kapitel 2). In England und Wales wurdenDepressionen und Abhängigkeitserkrankungenin der Vergangenheit als Risikofaktoren für Sui-zid erkannt21. Diesen Befund bestätigt eine sys-tematische Übersichtsarbeit internationaler Stu-dien11. Weiterhin wurden Psychosen, Posttrau-matische Belastungsstörungen und Angststö-rungen mit schwerwiegenden Suizidversuchenin Zusammenhang gebracht47.

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D

Fazit

In Deutschland wurde in einer kleineren Studiebei über der Hälfte der untersuchten Gefan-genen mit hohen Ausprägungen der Skalen De-pressivität und Psychotizismus18 eine erhöhtepsychische Gesamtbelastung festgestellt. In ei-ner weiteren, ebenfalls vergleichsweise kleinenUntersuchung von 139 Gefangenen wurden beica. 8 % der Gefangenen eine psychotische Stö-rung, bei ca. 13 % eine Depression und bei ca.21 % eine Posttraumatische Belastungsstö-rung19 gefunden.

Psychische Störungen sind unter Gefangenenvergleichsweise weit verbreitet. Eine engepsychiatrisch-psychologische Versorgung dieserMenschen ist ein wichtiger Baustein der Suizid-prävention. Dazu gehört eine niederschwelligepsychiatrische Versorgung vor Ort, die idealer-weise mit stationär-psychiatrischen Behand-lungseinheiten gekoppelt ist. Eine pharmako-logische Behandlung wird durch illegale Nut-zung der Medikamente als Suchtersatzstoff vonpsychisch Kranken erschwert.

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Unterscheidet sich das Suizidrisiko für Häftlinge in Untersuchungshaft und Strafhaft?

Int

D

Fazit

In England und Wales starben im Zeitraum zwi-schen 1999 und 2007 766 Gefangene durchSuizid, 38 % davon in Untersuchungshaft. In Re-lation zur Gesamtgruppe der Inhaftierten sindSuizide unter Untersuchungsgefangenen damitdeutlich überrepräsentiert21. Die Autoren einerÜbersichtsarbeit internationaler Studien kom-men auf ein Risikoverhältnis von 4:1 Suiziden inUntersuchungshaft zu Suiziden in Strafhaft11.

Deutsche Untersuchungen kommen zu einemähnlichen Ergebnis: zwischen 2000 und 2010betrugen die Suizidraten sowohl der männ-lichen als auch der weiblichen Häftlinge dasFünffache der Suizidraten in Strafhaft20. Hier istjedoch ein Unterschied zwischen erwachsenenund adoleszenten Häftlingen zu vermerken. VonSuizidraten pro 100.000 Gefangenen im Jahrausgehend, liegen diese für Erwachsene in Un-tersuchungshaft bei ca. 320 und in Strafhaft beica. 65. Unter den jüngeren Gefangenen ist dasVerhältnis ausgeglichener: hier liegen dieSuizidraten bei 144 in Untersuchungshaft ca. 96in Strafhaft39.

Das Suizidrisiko ist für Untersuchungshäftlingedeutlich höher als für Gefangene in Strafhaft.Der Unterschied ist bei erwachsenen Gefange-nen deutlicher ausgeprägt als bei adoleszentenGefangenen. Die Untersuchungshaft ist häufigdurch Umbrüche, kritische Ereignisse und Unge-wissheit eine besonders belastende Haftphase,die entsprechend eng begleitet werden muss.

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Page 13: Suizidprävention im Justizvollzug

Werden Suizide vermehrt in der Zeit nach dem Haftantritt durchgeführt – oder im späteren Haftverlauf?

Int

D

Fazit

In England und Wales wurden 766 Fälle vonHaftsuizid zwischen 1999 und 2007 untersucht.Davon wurde fast die Hälfte innerhalb der ers-ten 28 Tage im Vollzug begangen, 26 % inner-halb der ersten Woche. Untersuchungshaft undSubstanzabhängigkeiten wurden als Einflüsseidentifiziert, die die Wahrscheinlichkeit für ei-nen Suizid innerhalb der ersten sieben Tageerhöhen21. Analoge Befunde kommen aus denUSA: Aus einer kleinen Stichprobe von 37 Sui-zidfällen in Haft zwischen 1967 und 1992 ent-fielen 73 % auf den ersten Haftmonat22. Einesystematische Übersichtsarbeit internationalerStudien untersuchte beinahe-tödliche Suizidver-suche. Inhaftierte, die einen Suizidversuch un-ternommen hatten, befanden sich zum Zeit-punkt des Suizidversuchs durchschnittlich nochnicht so lange in Haft wie ihre Mitgefangenenohne Suizidversuch23.

Auch in Deutschland zeigte sich eine Häufungder absoluten Suizidzahlen in der frühen Phaseder Haft: 18 % der Suizide im Strafvollzug und38 % der Suizide in Untersuchungshaft, diezwischen 2000 und 2010 erfasst wurden,ereigneten sich innerhalb des ersten Haftmo-nats. Fast die Hälfte der Suizidenten starben biszum Ende des dritten Haftmonats (48 %) 20.

Insbesondere im ersten Haftmonat ist dieWahrscheinlichkeit für Suizide unter Gefange-nen besonders hoch. Dies gilt vornehmlich fürUntersuchungsgefangene und Menschen mitAbhängigkeitserkrankungen. Risikoassessmentssollten daher am Tag der Inhaftnahme erfolgen.Eine suizidpräventive Maßnahme in der frühenHaftphase sind beispielsweise sogenannteListener-Programme. Dabei wird dem latentsuizidalen Gefangenen ein hafterfahrener Zel-lennachbar zugeordnet, der mit seinem Einver-ständnis entsprechend ausgewählt, vorbereitetund begleitet wird. Im peer-Kontakt soll es Ge-fangenen leichter gelingen, sich anzuvertrauenund über den Listener vermittelte Unterstüt-zung anzunehmen.

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Page 14: Suizidprävention im Justizvollzug

Gibt es zeitlich abgrenzbare Abschnitte, in denen Suizide häufiger vorkommen?

Int

D

Fazit

Die Autoren einer Studie, die Suizide in U.S.-amerikanischen Gefängnissen untersuchten, ge-hen davon aus, dass der Eintritt in die Haftan-stalt, die Erwartung des Gerichtsverfahrens, dieVerurteilung zu besonders langen Haftstrafensowie die Entlassung und Reintegration in dieGesellschaft ein hohes Maß an psychischer An-passung erfordern. Diese Phasen müssen mögli-cherweise als Risikoabschnitte betrachtet wer-den29. Von 464 in den USA untersuchten Su-iziden in Haft wurden ca. ein Drittel in unmit-telbarer zeitlicher Nähe vor oder nach einergerichtlichen Anhörung durchgeführt30.

Untersuchungen zu deutschen Haftsuiziden zwi-schen 2000 und 2011 identifizierten den Januarals den Monat im Jahr, in dem sich die meistenInhaftierten das Leben nahmen. Im Dezemberhingegen waren Suizide am seltensten. Beson-ders erhöht war das Suizidrisiko an Sonn- undFeiertagen6,20. Bezüglich der Uhrzeit muss zwi-schen Einzelunterbringung und gemeinschaftli-cher Unterbringung unterschieden werden: InErsterer ereignen sich Suizide meist in derNacht, während bei letztgenannter Unterbrin-gung die meisten Selbsttötungen tagsüber zwi-schen 13 und 17 Uhr durchgeführt wurden20.

Wegen geringer empirischer Evidenz könnennur mutmaßliche Aussagen zu problematischenHaftabschnitten gemacht werden. Die Ergeb-nisse zu Jahres- und Tageszeiten sind durch ab-solute Suizidzahlen belegt und belastbarer. DieDaten legen nahe, dass das Suizidrisiko in Tages-zeiten geringer Personaldichte oder Abwesen-heit des Zellennachbarn steigt, weil die Suizid-absicht im Wissen, unbeobachtet zu bleiben,besser umgesetzt werden kann.

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Page 15: Suizidprävention im Justizvollzug

Gibt es Haftbedingungen, die mit erhöhten Suizidraten einhergehen?

Int/D

Fazit

Studien aus England und Wales nannten Isola-tion durch Einzelhaft, mangelnde mentale Sti-mulation und häufige Vorfälle körperlicherGewalt als Faktoren, die das Suizidrisiko unterGefangenen erhöhen können. Als protektiveEinflussgrößen fanden die Forscher hingegensinnhafte Tätigkeiten während der Haft41. Dassdie Unterbringung in Einzelzellen das Suizid-risiko erhöhen kann, bestätigten neben einerÜbersichtsarbeit internationaler Studien auchfranzösische, österreichische und deutscheUntersuchungen11,20,31,33,42. Italienische Forscherstellten einen Zusammenhang zwischen demGrad der Isolation und der Höhe der Suizidrateher: Demnach ist das Suizidrisiko in Kurz- undinsbesondere Langzeitisolationshaft um ein Viel-faches erhöht. Im Verlust persönlicher Autono-mie und in der reizarmen Umgebung durch dieIsolation sehen die Autoren der Studie Wirkme-chanismen, die zur Erhöhung des Suizidrisikos inIsolation beitragen43. Aus der Studie geht je-doch nicht hervor, bei wie vielen der Gefan-genen in Isolationshaft bereits vorher Hinweiseauf Suizidalität festgestellt wurden. Die Auswer-tung einer jährlichen Strafstatistik des Europa-rates ergab, dass besonders kurze und beson-ders lange Haftstrafen mit erhöhten Suizidratenin Verbindung stehen5.

Insbesondere Gefangene mit psychischen Stö-rungen in Isolation müssen eng begleitet wer-den. In gemeinschaftlicher Unterbringung be-stehen weniger Möglichkeiten, unbemerkt ei-nen Suizidversuch umzusetzen. Allerdings ist beiAbwesenheit der Mitgefangenen besondereAufmerksamkeit geboten. Eine Tagesstrukturmit Arbeit und anderweitiger Beschäftigung,kann das Suizidrisiko unter Gefangenen reduzie-ren.

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Page 16: Suizidprävention im Justizvollzug

Sind Geschlechterunterschiede feststellbar?

Int

D

Unter Gefangenen ist das männliche Geschlechtdeutlich überrepräsentiert. So befanden sich imdeutschen Strafvollzug in den Jahren 2000 -2011 beispielsweise 96 % Männer und nur 4 %Frauen17. In dieser Zeit starben 934 Männer und26 Frauen in Haft an Suizid6. Weil Männer einedeutlich größere Gruppe darstellen, sind dieAussagen über männliche Haftsuizide deutlichbelastbarer als die Aussagen über weiblicheHaftsuizide. In einigen Studien wurden fürweibliche Inhaftierte relativ zur Allgemeinbevöl-kerung höhere Suizidraten gefunden als fürmännliche Gefangene. In einer Untersuchung,die Gefängnissuizide in 24 Industriestaaten zwi-schen 2011 und 2014 untersuchte, lagen dieSuizidraten für Männer 3-mal und für Frauen 4-mal so hoch wie die auf das Geschlecht bezo-genen Suizidraten der Allgemeinbevölkerung2.In England und Wales fanden Wissenschaftlerim Zeitraum 1978 bis 2003 für Männer eine imVergleich zur Allgemeinbevölkerung ca. 5-malso hohe Suizidrate. Für Frauen betrug derFaktor fast 2135,36. Eine aktuellere Studie miteinem Untersuchungszeitraum zwischen 1999und 2007 fand ebenfalls höhere Suizidratenunter weiblichen Gefangenen21.

In Deutschland begehen in der Allgemeinbevöl-kerung Männer fast dreimal häufiger Suizid alsFrauen. Die Suizidraten in Haft waren in denJahren 2000 bis 2010 für Männer im Vergleichzur Allgemeinbevölkerung 6-mal und für Frauen9-mal höher20. Empirische Belege zu den Ursa-chen dieses Unterschieds stehen bisher nochaus. Suizide unter weiblichen Gefangenen wa-ren signifikant häufiger mit Entzugssymptomenassoziiert, während 37 ausschließlich männlicheInhaftierte, die sich zwischen 2000 und 2013das Leben nahmen, von Mobbing durch Mitge-fangene betroffen waren37.

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Page 17: Suizidprävention im Justizvollzug

Fazit Durch die deutlich höhere Anzahl männli-cher Suizidenten können Suizide von männli-chen Gefangenen besser untersucht werdenals Suizide von weiblichen Gefangenen. Ver-glichen mit der Allgemeinbevölkerung steigtjedoch das Suizidrisiko für Frauen bei Inhaf-tierung stärker an als das der Männer.

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Page 18: Suizidprävention im Justizvollzug

Gibt es Altersgruppen, die besonders suizidgefährdet sind?

Int

D

Fazit

Betrachtet man absolute Zahlen, so werden diemeisten Gefangenensuizide von Männern imAlter zwischen 20 und 40 Jahren began-gen6,20,30,32,35. Einige Studienergebnisse weisenjedoch darauf hin, dass insbesondere jüngereAlterskohorten einem erhöhten Suizidrisiko aus-gesetzt sein könnten. In England und Waleswurden in einer Studie Fälle männlicher Gefan-genensuizide zwischen 1978 und 2003 unter-sucht. Für die Jüngsten unter den Gefangenen,den 15 bis 17-jährigen, wurde eine um das ca.18-fache erhöhte Suizidrate festgestellt. Auchdie Zahlen in der Altersgruppe 18 bis 21 warenerhöht35. Adoleszente Gefangene im Erwachse-nenvollzug scheinen besonders gefährdet zusein38.

In Deutschland konnte ebenfalls ein erhöhtesSuizidrisiko für Inhaftierte in der Altersgruppe14 bis 21 belegt werden9,39. Es wurden aberauch in den höheren Altersgruppen ab 50 er-höhte Suizidraten beobachtet20. Eine aktuelleStudie stellte für Gefangene über 50 Jahren zwi-schen 2000 bis 2013 eine fast um das Doppelteerhöhte Gesamtsuizidrate im Vergleich zurGruppe der Gefangenen unter 50 Jahren fest(1.249 zu 2.042 Fällen pro 100.000 Gefangener),auch wenn in dieser Altersgruppe ein kontinu-ierlicher Abwärtstrend der Suizidrate für dengenannten Zeitraum festgestellt werden konnte(von 309 zu 116 Fällen pro 100.000 Gefangenerim Jahr)50.

Die bisherige Forschung weist auf eine beson-dere Vulnerabilität junger Gefangener hin. Diesund die in Deutschland gefundenen erhöhtenSuizidraten unter älteren Inhaftierten unter-streichen die Notwendigkeit von differenziertenPräventionsansätzen.

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Page 19: Suizidprävention im Justizvollzug

Welche Suizidmethoden werden von Gefangenen angewendet?

Int

D

Fazit

Die mit Abstand häufigste Suizidmethode inHaft ist Erhängen. Dies ist auf die geringe Ver-fügbarkeit alternativer Suizidmethoden zurück-zuführen. Circa 80 % bis 100 % der unter-suchten Suizidfälle in Haftanstalten wurdedurch Erhängen herbeigeführt. Meist wurde dasErhängen an Fenstergittern unter Nutzung vonBettwäsche oder anderen Stoffen durchge-führt20,21,22,32,40. Auch in einer systematischenÜbersichtsarbeit zu fast-tödlichen Suizidversu-chen wurde Erhängen als die am häufigstenverwendete Methode genannt, zumeist wennGefangene allein im Haftraum waren23.

In Deutschland lag der Anteil der Suizide durchErhängen zwischen 2000 und 2010 bei ca. 90 %.Weitere Suizidmethoden waren u.a. selbst-zugefügte Schnitte und Intoxikationen20.

Da die meisten Suizide durch Erhängen herbei-geführt werden, können bauliche Präventions-maßnahmen zum Einsatz kommen. Auch niedrigangebrachte Vorsprünge, etwa Bad-Armaturenoder der Türknauf, wurden zum Erhängen ge-nutzt. Dringend abgeraten wird von unge-schützten Zwischengittern in besonders ge-sicherten Hafträumen. Diese können für psy-chisch belastete Gefangene eine Art Auffor-derungscharakter haben. Vielfältige baulicheKomponenten können zur Sicherheit des Haft-raums beitragen, ohne dass dessen Funktio-nalität eingeschränkt wird.

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Page 20: Suizidprävention im Justizvollzug

Welche Straftaten sind mit besonders hohen Suizidraten verbunden?

Int

D

Fazit

Die meisten internationalen Studien der letztenJahre kommen zu dem Ergebnis, dass für Straf-täter, die wegen eines schweren Gewaltdeliktsinhaftiert wurden, das Suizidrisiko im Vergleichzu anderen Gefangenen erhöht ist. Entspre-chende Daten wurden in U.S.-amerikanischenStudien ausgewertet22,29,30. Auch in Frankreich,England und Wales, in der Schweiz und in Öster-reich fanden Forscher entsprechende Zusam-menhänge21,28,31,32,33. Die Auswertung einerjährlichen Strafstatistik des Europarates nenntfür den gesamteuropäischen Raum Tötungs-delikte, Körperverletzung und Sexualdelikte alsStraftaten, unter dessen Tätern in Haft erhöhteSuizidraten zu finden sind5.

Eine Totalerhebung aller Suizide in Strafhaft derJahre 2000 bis 2016 aus Deutschland konntediese Befunde replizieren. Demnach sind dieSuizidraten für Gefangene besonders erhöht,die sich wegen eines Tötungsdelikts (Faktor:2,5), Körperverletzung (Faktor: 1,6) oder wegeneines Sexualdelikts (Faktor: 1,5) in Haft befin-den. Besonders gefährdet sind ältere Gefangene(≥ 60 Jahre), die nach einem Tötungsdelikt in-haftiert werden. Adoleszente Straftäter unter-scheiden sich von erwachsenen hinsichtlich de-liktbezogener Suizidrisiken: So ist die Suizid-wahrscheinlichkeit für adoleszente Diebe beina-he doppelt so hoch wie für Diebe höherenAlters34.

Das Suizidrisiko unter Gefangenen ist nichtgleichmäßig verteilt. Insassen, insbesondere äl-tere, die wegen einer Gewaltstraftat inhaftiertwurden, sind einer erhöhten Suizidgefahr aus-gesetzt. Diese Befunde können im Eingangs-screening genutzt werden, um gefährdete Per-sonengruppen zu identifizieren.

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Page 21: Suizidprävention im Justizvollzug

Sind aus dem Vollzug entlassene Häftlinge einem höheren Suizidrisiko ausgesetzt?

Int

D

Fazit

Studien aus den USA und Australien haben einca. 3,4 bis ca. 4,8-fach erhöhtes Suizidrisiko fürin jüngerer Vergangenheit aus der Haft entlas-sene Gefangene verglichen mit der Allgemein-bevölkerung errechnet24,25. In Schweden wardie Suizidrate von ehemals Inhaftierten im Ver-gleich mit der Allgemeinbevölkerung sogar umden Faktor 18,2 erhöht. Die meisten Suizideereignen sich innerhalb des ersten Jahres nachHaftentlassung; frühere Suizidversuche undSubstanzabhängigkeiten wurden als Risikofak-toren erkannt26. In England und Wales wurdenzwischen 2000 und 2002 382 Suizidfälle iden-tifiziert, die von Personen innerhalb eines Jahresnach der Entlassung aus dem Vollzug unternom-men wurden. Das entspricht, bezogen auf dieAllgemeinbevölkerung, einer um das 13,5-facherhöhten Suizidrate27. Ebenfalls in England undWales wurden 13 % der Suizide im Jahr 2005von Menschen durchgeführt, die im vorange-gangenen Jahr entweder verhaftet, inhaftiert,angeklagt oder verurteilt worden waren. Dabeiwar das Suizidrisiko für Personen erhöht, diekürzlich aus der Haft entlassen wurden28.

In Deutschland wurden Suizide in der Personen-gruppe der ehemaligen Häftlinge noch nichtgesondert untersucht.

Auch nach der Entlassung aus der Haft sind ehe-malige Gefangene einem weiterhin erhöhtenSuizidrisiko ausgesetzt. Die Vorbereitung vonInhaftierten auf die Herausforderungen der Ent-lassung und der Wiedereingliederung in dieGesellschaft ist von hoher Bedeutung. Aus derHaft Entlassene bzw. kurz vor der Entlassungstehende Inhaftierte bilden eine Zielgruppe fürPräventionsansätze.

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Page 22: Suizidprävention im Justizvollzug

Literaturverzeichnis

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