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Südwesttext April 2012

Date post: 12-Mar-2016
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Die Mitgliederzeitung von Südwesttextil.
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www.suedwesttextil.de SÜDWEST TEXT Zeitung für die Textil- und Bekleidungsindustrie Nr. 55 April 2012 Seit Mitte März zahlt die Spinnweberei Uhingen (SWU) keine EEG-Um- lage mehr. Bereits zwei Mahnungen hat das mit- telständische Unterneh- men vom Energieversor- ger EnBW erhalten. „Wir sind bereit zu kämpfen und die Sache bis vor das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe zu bringen“, sagt Dieter Dörrmann, ge- schäftsführender Gesell- schafter bei SWU. „In den letzten zwei Jahren war die EEG-Abgabe höher als unser Gewinn und sie steigt weiter. Energiein- tensive Unternehmen wie wir haben überhaupt keine Planungssicherheit mehr.“ Dabei gehe es nicht um eine Auseinanderset- zung mit dem Energiever- sorger, betont Dörrmann. Er beruft sich auf ein Gutachten, das der Ge- samtverband textil+mode beim Verfassungsrechtler Prof. Gerrit Manssen von der Universität Regens- burg in Auftrag gegeben hat. Manssen stellt darin fest, dass es sich bei der EEG-Umlage um eine unzulässige Sonderabga- be handelt und verweist auf die sogenannte Koh- lepfennig-Entscheidung des Bundesverfassungs- gerichts von 1994. Darin haben die Verfassungs- richter die Verpflich- tung der Stromkunden, mit dem Strompreis eine Subvention für die Fortsetzung Seite 2 Die neuen Wutunternehmer Spinnweberei Uhingen verweigert ab sofort die Zahlung der EEG-Umlage Aktuell Georg Saint-Denis ist der neue Präsident von Südwesttextil. Der Chef der Global Safety Textiles GmbH, Maulburg wurde am 24. April auf der Jahresversammlung im Meilenwerk in Böblingen einstimmig von den Mit- gliedern gewählt. „Ich freue mich auf diese spannende Aufgabe“, erklärte der Südbadener seinen Wählern. Eine ausführliche Bericht- erstattung über die Ver- anstaltung gibt es in der Mai-Ausgabe. Service Recht + Steuern, Seite 9 Aktuelle Steuer-Nachrichten THEMEN Die Sache mit dem Etikett Verband + Industrie, Seite 3 In Facebook gefun- den Bildung + Soziales, Seite 7 Von Shitstorms und böhmischen Dörfern Recht + Steuern, Seite 8 Farbige Kabinen gegen Jetlageffekte Technik + Umwelt, Seite 10 Brasilien bremst Ausland aus Regierung von Dilma Rousseff moniert „Währungsdumping“ Die brasilianischen Be- hörden haben ein Maß- nahmenpaket zum Schutz der heimischen Industrie angekündigt, von dem die Textil- und Bekleidungs- industrie des Landes be- sonders profitieren soll. Begründet wird der neue Protektionismus mit dem Abflauen der Exporte: Die Wettbewerbsfähigkeit brasilianischer Firmen auf dem Weltmarkt wer- de durch das „Währungs- dumping“ der EU, der USA und Japans beeinträchti- gt, wirft die Regierung von Dilma Rousseff den Handelspartnern vor. Tat- sächlich hat der immense Zufluss ausländischen Kapitals in das boomende Schwellenland dem brasi- lianischen Real einen Hö- henflug beschert, der Im- porte billig macht und die eigene Ausfuhr verteuert. Zu den geplanten Maß- nahmen gehören Steuerer- leichterungen und gün- stige Kredite, aber auch die bewusste Stärkung der Importbürokratie und die Einführung spezifischer Bekleidungszölle. Auslän- dische Lieferanten haben es ohnehin nicht leicht: Heute unterliegen textile Fertigwaren in Brasilien bereits einem Wertzoll von 35 Prozent. Spezifische Zölle legen Mindestzoll- beträge pro Teil fest und richten sich vor allem ge- gen Billigeinfuhren. Doch parallel bereitet die bra- silianische Industrie ein Schutzklauselverfahren vor. Daraus könnten Sa- feguards resultieren, die auf Zusatzzölle à la Türkei hinauslaufen und auch eu- ropäische Qualitäts- und Markenware empfindlich treffen. Daneben sollen bran- chenspezifische Subven- tionen fließen, Sozial- abgaben gekappt sowie günstige Darlehen für Innovations- und Export- vorhaben gewährt werden. Bei öffentlichen Ausschrei- bungen wird die heimische Bekleidungsindustrie ge- zielt bevorzugt. Auch die Androhung verschärfter Zollkontrollen hat es in sich. Schon seit dem ver- gangenen Jahr ist vorge- schrieben, dass Beklei- dungseinfuhren lückenlos zu kontrollieren sind, und nicht etwa, wie sonst im internationalen Handel üblich, durch Stichproben. Silvia Jungbauer Geschäftsführer Dieter Dörrmann (r.) und kaufmännischer Leiter Anrdeas Munding (l.) wollen Zeichen setzten: „Wir sind bereit zu kämpfen und die Sache bis vor das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe zu bringen.“ Brasilien plant hö- here Importhürden
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Page 1: Südwesttext April 2012

www.suedwesttextil.de

SÜDWESTTEXTZeitung für die Textil- und BekleidungsindustrieNr. 55 April 2012

Seit Mitte März zahlt die Spinnweberei Uhingen (SWU) keine EEG-Um-lage mehr. Bereits zwei Mahnungen hat das mit-telständische Unterneh-men vom Energieversor-ger EnBW erhalten. „Wir sind bereit zu kämpfen und die Sache bis vor das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe zu bringen“, sagt Dieter Dörrmann, ge-schäftsführender Gesell-schafter bei SWU. „In den letzten zwei Jahren war die EEG-Abgabe höher als unser Gewinn und sie steigt weiter. Energiein-tensive Unternehmen wie wir haben überhaupt keine Planungssicherheit mehr.“

Dabei gehe es nicht um eine Auseinanderset-zung mit dem Energiever-sorger, betont Dörrmann. Er beruft sich auf ein

Gutachten, das der Ge-samtverband textil+mode beim Verfassungsrechtler Prof. Gerrit Manssen von der Universität Regens-burg in Auftrag gegeben hat. Manssen stellt darin

fest, dass es sich bei der EEG-Umlage um eine unzulässige Sonderabga-be handelt und verweist auf die sogenannte Koh-lepfennig-Entscheidung des Bundesverfassungs-

gerichts von 1994. Darin haben die Verfassungs-richter die Verpflich-tung der Stromkunden, mit dem Strompreis eine Subvention für die Fortsetzung Seite 2

Die neuen WutunternehmerSpinnweberei Uhingen verweigert ab sofort die Zahlung der EEG-Umlage

AktuellGeorg Saint-Denis ist der neue Präsident von Südwesttextil. Der Chef der Global Safety Textiles GmbH, Maulburg wurde am 24. April auf der Jahresversammlung im Meilenwerk in Böblingen einstimmig von den Mit-gliedern gewählt. „Ich freue mich auf diese spannende Aufgabe“, erklärte der Südbadener seinen Wählern. Eine ausführliche Bericht-erstattung über die Ver-anstaltung gibt es in der Mai-Ausgabe.

Service

Recht + Steuern, Seite 9

Aktuelle Steuer-Nachrichten

THEMEN

Die Sache mit dem EtikettVerband + Industrie, Seite 3

In Facebook gefun-denBildung + Soziales, Seite 7

Von Shitstorms und böhmischen DörfernRecht + Steuern, Seite 8

Farbige Kabinen gegen Jetlageffekte Technik + Umwelt, Seite 10

Brasilien bremst Ausland ausRegierung von Dilma Rousseff moniert „Währungsdumping“

Die brasilianischen Be-hörden haben ein Maß-nahmenpaket zum Schutz der heimischen Industrie angekündigt, von dem die Textil- und Bekleidungs-industrie des Landes be-sonders profitieren soll. Begründet wird der neue Protektionismus mit dem Abflauen der Exporte: Die Wettbewerbsfähigkeit brasilianischer Firmen auf dem Weltmarkt wer-de durch das „Währungs-dumping“ der EU, der USA und Japans beeinträchti-gt, wirft die Regierung von Dilma Rousseff den Handelspartnern vor. Tat-sächlich hat der immense

Zufluss ausländischen Kapitals in das boomende Schwellenland dem brasi-lianischen Real einen Hö-henflug beschert, der Im-porte billig macht und die eigene Ausfuhr verteuert.

Zu den geplanten Maß-nahmen gehören Steuerer-leichterungen und gün-stige Kredite, aber auch die bewusste Stärkung der Importbürokratie und die Einführung spezifischer Bekleidungszölle. Auslän-

dische Lieferanten haben es ohnehin nicht leicht: Heute unterliegen textile Fertigwaren in Brasilien bereits einem Wertzoll von 35 Prozent. Spezifische Zölle legen Mindestzoll-beträge pro Teil fest und richten sich vor allem ge-gen Billigeinfuhren. Doch parallel bereitet die bra-silianische Industrie ein Schutzklauselverfahren vor. Daraus könnten Sa-feguards resultieren, die auf Zusatzzölle à la Türkei hinauslaufen und auch eu-ropäische Qualitäts- und Markenware empfindlich treffen.

Daneben sollen bran-

chenspezifische Subven-tionen fließen, Sozial-abgaben gekappt sowie günstige Darlehen für Innovations- und Export-vorhaben gewährt werden. Bei öffentlichen Ausschrei-bungen wird die heimische Bekleidungsindustrie ge-zielt bevorzugt. Auch die Androhung verschärfter Zollkontrollen hat es in sich. Schon seit dem ver-gangenen Jahr ist vorge-schrieben, dass Beklei-dungseinfuhren lückenlos zu kontrollieren sind, und nicht etwa, wie sonst im internationalen Handel üblich, durch Stichproben.Silvia Jungbauer

Geschäftsführer Dieter Dörrmann (r.) und kaufmännischer Leiter Anrdeas Munding (l.) wollen Zeichen setzten: „Wir sind bereit zu kämpfen und die Sache bis vor das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe zu bringen.“

Brasilien plant hö-here Importhürden

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2 April 2012 Südwesttext

deutsche Steinkohle-förderung zu zahlen, als unzulässig eingeordnet und für verfassungswidrig erklärt.

„Wir sind ein mittel-ständisches Unternehmen mit langer Tradition. Wir haben einen erfolgreichen Strukturwandel vom Her-steller von Schuhfutter zu Technischen Textilien ge-meistert. Wir unterneh-men alle Anstrengungen, um unsere Effizienz zu verbessern. Aber die EEG-Umlage frisst mittlerweile die notwendigen Inve-stitionstätigkeiten auf“, sagt Dieter Dörrmann.

Weitere Unterneh-men der Textilindustrie werden seinem Beispiel folgen und die Zahlung der EEG-Umlage einstel-len. Unterstützung finden sie beim Gesamtverband textil+mode in Berlin. „Die Energiewende ist eine gesamtstaatliche Aufgabe und deshalb aus dem Bundeshaushalt zu finanzieren. Die Finanz-verfassung des Grundge-setzes sieht vor, dass der Haushaltsgesetzgeber die finanzielle Wirkung der Förderung erneuer-barer Energien im EEG-System verantworten muss“, sagt Hauptge-schäftsführer Dr. Wolf-

Rüdiger Baumann. „Wir hoffen sehr, dass sich die Bundesregierung schnell

vom EEG verabschie-det. Am besten bevor die Spinnweberei Uhingen in

Karlsruhe gewonnen hat.“

Gesamtverband textil+mode

Verband + Industrie

In Kürze

In der Leitung der Hoch-schule Reutlingen steht ein Stabwechsel bevor: Präsident Professor Dr. Peter Nieß geht Ende August mit 66 Jahren in den Ruhestand. Sein Nachfolger steht bereits fest: Der bisherige Vi-zepräsident Professor Dr. Hendrik Brumme rückt auf. Der 52-Jährige wurde von Hochschulrat im Oktober 2011 gewählt und anschließend von Se-nat bestätigt. Er tritt sein Amt am 1. September an. Brumme gehört der Hochschule seit 2004 an, zuerst als Professor der damaligen Fakultät Pro-duktionsmanagement und seit 2006 als Pro-dekan. Seit 2007 ist er Vizepräsident und damit bereits Mitglied der Hoch-schulleitung.

Ab Juli werden die letz-ten Aufrufe im 7. For-schungsrahmenpro-gramm der Europäischen Kommission veröffent-licht. Dies ist vorerst die letzte Chance für Unter-nehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen, Anträge einzureichen und EU-Fördergelder für Forschungs- und In-novationsprojekte ab-zurufen. Mit der nächsten Runde ist erst ab dem Jahr 2014 zu rechnen. Im Rahmen der Europawo-che bietet das Steinbeis-Europa-Zentrum vom 07. bis 11. Mai kosten-freie Intensivberatungen für Antragstellende aus Baden-Württemberg an. Interessierte Antragsteller sind aufgefordert, im Vor-feld einen Termin für eine Beratung zu vereinbaren. (Kontakt: Heike Fischer, [email protected]). Wer seinen Antrag in Brüssel direkt einreichen möchte, ist eingeladen, an der Reise zur Landesver-tretung Baden-Württem-berg in Brüssel vom 28. bis 29. Juni teilzunehmen.

Fortsetzung von Seite 1

Die neuen Wutunternehmer

Die neuen StromrebellenKommentar von Helmut Schneider, Südwest Presse 13. April 2012

Über die Aussicht der Verfassungsklage, welche Deutschlands Textilbranche gegen das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) jetzt anstrebt, kann naturgemäß nicht spe-kuliert werden. Allein die verschiedenen Bestandteile der Stromrechnung, ihre Aus-nahmen und die Unterscheidung zwischen Privatverbraucher und Industriekunde sind kaum mehr verständlich zu vermitteln. Ob das Ganze auch noch verfassungs-konform ist, können selbst Juristen nicht abschätzen. Dennoch erscheint die Parallele zwischen dem Kohlepfennig früher und dem EEG heute dem schlichten Verständnis eingängig. Das Signal, welches die neuen Stromrebellen der Textilbranche hier set-zen, ist politisch ernst zu nehmen. Wer es als Interessensarbeit für die Wirtschaft abtut, gleichzeitig aber jede Klage von Gaskunden gegen ihre Stromrechnung als verbrieftes Recht des kleinen Mannes gegen die Energiekonzerne beklatscht, misst mit zweierlei Maß. Der einfache Zusammenhang ist dieser: Die Energiewende kostet viel Geld, das der Bürger zusammen mit den Betrieben aufbringen muss. Die mittel-ständische Textilbranche macht dies jetzt mit ihrem Boykott und der angepeilten Ver-fassungsklage nur öffentlichkeitswirksam deutlich. Was dem privaten Rebell Recht ist, gilt für Firmen gleichermaßen.

Seit Anfang April ver-stärkt Matthias Rentsch-ler das Ausbilderteam der Gatex, das überbe-triebliche Aus- und Wei-terbildungszentrum der Textilindustrie in Bad Säckingen. Der gebürtige Nagolder blickt auf eine klassische Textilausbil-dung und Berufskarriere zurück: Nach seiner Aus-bildung zum Textilme-chaniker und ersten Jah-ren der Berufserfahrung

bei der Calwer Decken-und Tuchfabrik in Na-gold machte der heute 42-jährige seine Techni-kerausbildung am Otto-Johannsen-Technikum in Reutlingen. Parallel dazu absolvierte Matthias Rentschler auch die Aus-bildereignungsprüfung bei der IHK Reutlingen.

Im Anschluss führte ihn seine Arbeit nach Thüringen zur Kamm-garnspinnerei an der

Werra und dann weiter Richtung Norden ins nie-dersächsische Wagenfeld zu der dort ansässigen gleichnamigen Spinnerei.

Jetzt kehrt der Spin-nereifachmann wieder zurück in den Südwesten der Republik, wo seine Aufgaben in der Ausbil-dung der Jugendlichen und im Seminarbetrieb der Gatex liegen werden.

Christine Schneider

Die Gatex bekommt VerstärkungMatthias Rentschler ist neuer Ausbilder in der Spinnerei

Das neue Gesicht in der Gatex: Matthias Rentschler

Südwesttextil organisierte in Uhingen ein Pressegespräch mit Wirtschaftsredakteuren der regionalen Tagespresse: Dieter Dörrmann, Andreas Muning und Dr. Christoph Schäfer, t+m Berlin, stellen sich den Fragen.

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3Südwesttext April 2012

Ab dem 8. Mai 2012 gilt die EU-Textilkennzeich-nungsverordnung. Seit ihrer Veröffentlichung im vergangenen Herbst werden die neuen Bestim-mungen in der Branche heiß diskutiert. Vierzig Unernehmensvertreter kamen am 19. April ins Stuttgarter Haus der Wirtschaft, um sich beim Workshop Textilkenn-zeichnung von Südwest-textil und Gesamtmasche vor Fristablauf nochmals umfassend zu informie-ren und auszutauschen.

Die Änderungen, die sich gegenüber dem bis-her gültigen Textilkenn-zeichnungsgesetz erge-ben, sind in ihrer Zahl überschaubar. Wer nicht genau hinschaut, könnte sie für Belanglosigkeiten halten. „Doch der Teu-fel steckt im Detail“, meint Silvia Jungbauer, die beim Workshop die wichtigsten Neuerungen präsentierte. „Mit dem Ausbau des Online-Ge-schäfts wird das Internet dabei zunehmend zur Abmahn-Falle – selbst bei scheinbar lässlichen Sünden.“

Für Unmut sorgt unter anderem die Ver-pflichtung, stets mit einem umständlichen Satz auf Materialien tie-rischen Ursprungs hin-zuweisen. Gemeint sind damit keineswegs nur Pelz und Leder, sondern auch Perlmutt, Horn oder Federn. Außerdem sorgen sich viele Hersteller we-gen Vorgaben ihrer Kun-den zur Vielsprachigkeit und zur Anbringung des Etiketts. Die EU-Verord-nung stellt zwar gleichar-tige Anforderungen wie bisher. Doch durch das kurzfristige Aufflammen strenger Interpretationen sind viele Händler vor-sichtig geworden. Daher werden häufig Angaben in allen EU-Sprachen

verlangt, selbst wenn letzten Endes nur in aus-gewählte Länder geliefert wird. Man kann sich vor-stellen, dass ein oder auch zwei Etiketten dafür nicht ausreichen. Darüber hi-naus bestehen viele Kun-den seit Neuestem darauf, dass das vielsprachige Etikettenbündel angenäht wird, obwohl es andere, oft praktischere Arten der sicheren Anbringung gibt. Besonders skeptisch sieht das die Bodywear-Branche: Hier werden zarte Dessous und Wohl-fühl-Produkte, die direkt auf der Haut getragen werden, durch die Eti-kettierungswut optisch verunstaltet, Stoff und Funktion beschädigt. Da-bei entstehen auch noch

erhebliche Mehrkosten pro Teil, die niemandem einen Vorteil bringen. Der Endkunde soll sich seinerseits mit unschön verdickten, kratzenden Nähten abfinden und wird den lästigen Schil-derwald kurzerhand ab-schneiden.

Rechtsanwältin Ga-briele Bernhardt, Mitglied der Geschäftsführung bei der Wettbewerbszentra-le Stuttgart, klärte über die möglichen Rechtsfol-gen fehlerhafter Kenn-zeichnung auf und wies auf die wachsende Ge-fahr von Abmahnungen hin: „Durch den zuneh-menden Online-Handel wird alles schnell und ein-fach überprüfbar“, mahnt die erfahrene Juristin, die

auch vor Verharmlosung warnt: „Laut UWG ist jeder Verstoß gegen die einschlägige europäische Verordnung als wesent-

lich anzusehen. Dadurch werden auch geringfügige Fehler gefährlich“. Die Betreiber von Online-Shops wies sie außerdem auf die neue „Button-Lö-sung“ hin: Schaltflächen für Bestellungen müssen künftig mit einem klaren Hinweis zur Zahlungs-verpflichtung versehen werden. Außerdem müs-sen wesentliche Informa-tionen – zu denen auch die Textilkennzeichnung gehört – vor Abgabe der Bestellung für den Ver-braucher nochmals zur Verfügung gestellt wer-den.

Silvia Jungbauer

Verband + Industrie

Die Sache mit dem EtikettWorkshop zur Textilkennzeichnung stößt auf große Resonanz

Rechtsanwältin Gabriele Bernhardt warnt vor Abmahnungen: „Durch den zunehmenden Online-Handel wird alles schnell und einfach überprüfbar“.

Referentin Silvia Jungbauer überreicht der Gastreferentin das traditionelle Südwesttextilhandtuch und einen guten Württemberger Tropfen.

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4 April 2012 SüdwesttextVerband + Industrie

Geplante Steuerbürokratie wird zurückgestutztKompromiss bei umstrittener „Gelangensbestätigung“ für EU-Lieferungen in Sicht

Seit Ende 2011 sorgen Pläne des Bundesfinanz-ministeriums (BMF) für Aufregung: Die Umsatz-steuerbefreiung von Lie-ferungen ins EU-Ausland soll nur noch bei Vorlage einer so genannten Gelan-gensbestätigung gewährt werden. Nach heftigen Protesten der Wirtschaft

hat das BMF zunächst eine Schonfrist bis Ende Juni eingeräumt und Ende März neue Vorschläge un-terbreitet.

Die ursprüngliche Planung sah vor, dass sich deutsche Exporteure künftig jede Lieferung vom Kunden im EU-Ausland quittieren lassen müssen – mit Originalun-terschrift und auf Papier. Das BMF ist bereits so-weit zurückgerudert, eine Steuerbefreiung auch aufgrund der „objektiven Beweislage“ zu gestatten, also mittels der bislang üblichen Belege. Diese Lockerung würde aller-dings nicht ohne weiteres bei Abholung durch den Kunden funktionieren.

Vor allem gibt es bei die-ser Variante ein entschei-denden Unterschied zur alten Rechtslage: Die Ge-langensbestätigung bliebe der grundsätzlich gefor-derte Standardnachweis, alles andere wäre also nur ein Ersatz. Bei Prüfungen der Finanzbehörden be-stände dabei ein höheres Risiko, dass Belege nicht anerkannt werden, denn die Anwendungsvorschrif-ten des BMF-Entwurfs werden kaum mehr vom strengen Wortlaut der Umsatzsteuer-Durchfüh-rungsverordnung gedeckt. Wegen derlei Rechtsun-sicherheit helfen auch die weiteren Schritte des Entgegenkommens kaum weiter. So hat das BMF

vorgeschlagen, dass auch quartalsweise Sammelan-meldungen abgegeben werden können. Zudem soll die elektronische Übermittlung ohne Un-terschrift gestattet sein, außerdem ein vereinfach-ter Nachweis bei Post- und Kuriersendungen.

Der einzig sinnvolle Weg aus der Misere bleibt daher die Änderung der Durchführungsverord-nung selbst. Die Bundes-finanzverwaltung hat be-reits signalisiert, dass dies im Rahmen einer Mantel-verordnung zum 1. Januar 2013 geschehen könnte. Entsprechend müsste die Übergangsfrist für die Wirtschaft um ein halbes Jahr ausgedehnt werden.

In der Praxis würde sich dann am Status quo kaum etwas ändern. Bei einer Bund-Länder-Sitzung zu Umsatzsteuerfragen Mitte Mai sollen die Möglichkeit einer Gesetzesänderung und einer Verlängerung der Schonfrist erörtert werden. Es besteht also noch Hoffnung, dass die Gelangensbestätigung im Jahresrückblick 2012 wo-möglich nicht mehr sein wird als viel Lärm um nichts. Kommt sie doch in der geplanten Form, wäre dies ein immenser fi-nanzieller Schaden für die betroffenen Unternehmen ohne erkennbare Vorteile für den Fiskus.

Silvia Jungbauer

Jetzt digital – Geschäftsklimaindex umgestellt

Mit der aktuellen Befragung hat Südwesttextil die Online-Umfrage zum Geschäfts-klimaindex nun vollständig digitalisiert. Künftig werden die Mitgliedsunternehmen vierteljährlich mit einem personalisierten E-Mail-Anschreiben auf die Umfrage auf-merksam gemacht. Damit die wirtschaftliche Entwicklung der Branche mit repräsen-tativen Zahlen dargestellt werden kann, ist eine rege Teilnahme erforderlich. Um die Erhebung der Daten einfach und unkompliziert zu gestalten, kann die E-Mail an einen zuständigen Mitarbeiter weitergeleitet werden. Dieser erhält von Südwesttextil einen eigenen Zugang. Kontakt: Christine Schneider, [email protected].

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Arbeitsrecht am Praxisfall21. Mai (Modul 1), 12. Juni (Modul 2), 03. Juli (Modul 3)

Modul 1 21. Mai

Modul 2 12. Juni

Modul 3 03. Juli

Arbeitsvertragsgestaltung, Teilzeit- und Befristungsrecht, Elterngeld-Elternzeit,Arbeitszeitgesetz

Beendigung von Arbeitsverhältnissen

Fragen zum Urlaub, Entgeltfortzahlungsgesetz, Schwerbehindertenschutz, Betriebsverfassungsrecht

Fachvereinigung Wirkerei-Strickerei

Die drei Ganztagesmodule können unabhängig voneinander besucht werden.

Hinweis

Anmeldung: www.suedwesttextil.de/veranstaltungen

Foto: © WoGi - Fotolia.com

Sehr geehrte Damen und Herren,

wieder möchten wir Sie bitten, sich an unserer Online-Befragung zum Geschäftsklimaindex zu beteiligen. Die aktuelle Erhebung wurde um Fragen zur Zertifizierung der Produkte und den Einsatz von Managementsystemen erweitert.

Gleichzeitig werden wir die vierteljährliche Bitte zur Teilnahme zukünftig nur noch in elektronischer zukünftig nur noch in elektronischer Form versenden.

Sollten Sie Ihre Zugangsdaten für die geschlossenen Mitgliederbereiche von Südwesttextil oder Gesamtmasche nicht zur Hand haben, so können Sie mit dem untenstehenden Link umgehend neue beantragen und mit der Umfrage fortfahren.

Bei weiteren Fragen stehe ich Ihnen ([email protected]) gerne zur Verfügung.

VVielen Dank für Ihre Mitwirkung.

Freundliche Grüße

zur Online-Befragung beteiligen

Geschäftsklimaindex Online Befragung

Page 5: Südwesttext April 2012

5Südwesttext April 2012Verband + IndustrieVerband + Industrie

Flexible Modelle der Beschäftigung

Aus unterschiedlichsten Gründen müssen sich Unternehmen bei ihrer Personalplanung ein gesundes Maß an Flexibilität und Entschei-dungsspielraum erhalten. Personalentscheider sind immer wieder auf der Suche nach geeigneten Beschäftigungsmodellen, die einerseits kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in das eigene Unternehmen integrieren und dort halten, die ihnen andererseits jedoch auch eine gewisse Flexibilität gewähren. Ob zum Ausgleich konjunktureller Zyklen, zur Unterstützung des Beschäftigungsaufbaus oder anstehender Restrukturierungsprozesse: Viele verschiedene Faktoren sprechen für flexible Beschäftigungsmodelle.

Für diese Belange bietet die Apontis GmbH, ein Tochterunternehmen des Bildungswerks der Baden-Württembergischen Wirtschaft e. V., Modelle der Arbeitnehmerüberlassung an, die für befristete Beschäftigungen und Neueinstellungen gleichermaßen geeignet sind. Diese Beschäftigungsmodelle orientieren sich an den Belangen von Unternehmen, die sich mit auslaufenden Befristungen und/oder Neueinstellungen, aber auch Veränderungsprozessen wie Werksschließungen oder Geschäftsübernahmen auseinandersetzen müssen.

Leistungen: Apontis übernimmt die befristet Beschäftigten oder die zur Neubeschäftigung vorgesehenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ein Arbeitsverhältnis auf der Basis des iGZ/DGB-Tarifwerks, dem Apontis als Personaldienstleister verpflichtet ist, und stellt sie dem Unternehmen im Rahmen eines Arbeitnehmerüberlassungsvertrags zur Verfügung. Die Einsatzkonditionen einschließ lich der Vergütung des Mitarbeitenden werden eng mit dem Unternehmen abgestimmt. Die Gehaltsabrechnung und -auszah lung erfolgt durch Apontis.

Vorteile für Unternehmen: Die Beschäftigungsmodelle ermöglichen eine mittelfristige, bedarfsgerechte Personalplanung. Im Rahmen der tarifrechtlichen Vorgaben bietet das Modell folgende Abrechnungsmodalitäten an:

•KontinuierlicheGehaltszahlungmitmoderaterVerwaltungspauschale,wobeiFehlzeitenwieUrlaub,KrankheitundFeiertage vomKundenunternehmengetragenwerden;dieZeiterfassungbleibtausGründenderTransparenzundIntegrationderMitar beitendenimKundenbetrieb.

•StundenweiseAbrechnungdererbrachtenArbeitsleistungzueinemimVorfeldvereinbartenVerrechnungssatz,wobeidem KundenunternehmenausschließlichdietatsächlichgeleistetenArbeitsstundenzzgl.eventuellerfreiwilligerbetrieblicherLeistun gen in Rechnung gestellt werden.

Darüber hinaus bietet Apontis bedarfsgerechte Beschäftigungsmodelle für spezielle Personengruppen, mit dem Ziel, Unterneh men bei der Fachkräftesicherung nachhaltig zu unterstützen, z. B.: • StudierendeinpraxisintegriertenStudiengängen • Trainees • SeniorExpertsUnternehmen verschiedener Branchen nutzen bereits das Flexibilisierungsangebot von Apontis entsprechend ihren spezifischen betrieb-lichen Erfordernissen. Flexibilität und Handlungsspielraum bleiben erhalten, auf Marktveränderungen kann zeitnah und effizient reagiert werden.

Leistungen:Apontis übernimmt die befristet Beschäftigten oder die zur Neubeschäftigung vorgesehenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ein Arbeitsverhältnis auf der Basis des iGZ/DGB-Tarifwerks, dem Apontis als Personaldienstleister verpflichtet ist, und stellt sie dem Unternehmen im Rahmen eines Arbeitnehmerüberlassungsvertrags zur Verfügung. Die Einsatzkonditionen einschließlich der Vergü-tung des Mitarbeitenden werden eng mit dem Unternehmen abgestimmt. Die Gehaltsabrechnung und -auszahlung erfolgt durch Apontis.

Vorteile für Unternehmen:Die Beschäftigungsmodelle ermöglichen eine mittelfristige, bedarfsgerechte Personalplanung. Im Rahmen der tarifrechtlichen Vorga-ben bietet das Modell folgende Abrechnungsmodalitäten an:

•KontinuierlicheGehaltszahlungmitmoderaterVerwaltungspauschale,wobeiFehlzeitenwieUrlaub,KrankheitundFeiertagevomKundenunternehmengetragenwerden;dieZeiterfassungbleibtausGründenderTransparenzundIntegrationderMitarbeitendenimKundenbetrieb.

•StundenweiseAbrechnungdererbrachtenArbeitsleistungzueinemimVorfeldvereinbartenVerrechnungssatz,wobeidemKunden-unternehmen ausschließlich die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden zzgl. eventueller freiwilliger betrieblicher Leistungen in Rechnung gestellt werden.

Darüber hinaus bietet Apontis bedarfsgerechte Beschäftigungsmodelle für spezielle Personengruppen, mit dem Ziel, Unternehmen bei der Fachkräftesicherung nachhaltig zu unterstützen, z. B.:

- Studierende in praxisintegrierten Studiengängen - Trainees - Senior Experts

Kontakt: Isabelle Schiller Projektleitung I Apontis GmbH I Telefon 07131 20391-81 I [email protected] I Weitere Informationen unter www.apontis.de

Page 6: Südwesttext April 2012

6 April 2012 SüdwesttextBildung + Soziales

www.go-textile.de

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News

Die Bewerberzahlen bei Auszubildenden sinken. Der Wettbewerb wird schärfer. Was müssen Unternehmen also heute bedenken, damit Sie morgen noch gute Fachkräfte haben?

1) Differenzierte Ansprache der JugendlichenLeistungsschwächere Jugendliche noch stärker fördern und die betriebliche Ausbildung für Abi-turienten noch attraktiver gestalten. Individuelle Förderung anbieten z.B. Nachhilfeunterricht für Leistungsschwächere. Leistungsstarke Jugend-liche entscheiden sich eher für eine betriebliche Berufsausbildung, wenn die Firma ihnen Zu-satzqualifikationen ermöglicht.

2) Social MediaUnabhängig von der persönlichen Meinung zu Sozialen Netzen oder Web 2.0 − die Jugend-lichen kommunizieren darüber. 84 Prozent der 15 bis 24-Jährigen haben ein eigenes Profil in einem Sozialen Netzwerk, d.h. wer die Ju-gendlichen erreichen will, sollte über einen Einstieg nachdenken.

Folgende Fragen sollten Unternehmen vor einem Einstieg klären:

Ziel: Was soll erreicht werden?

Organisation: Wer ist für den Bereich Social Media verantwortlich und wer steuert die Aktivitäten?

Zielgruppe: Auf welcher Plattform bewegt sich die Zielgruppe, und welche soll genutzt wer-den? Es gilt zu bedenken: „Die“ Jugend gibt es nicht. Sprache, Bilder und Musik sind milieu-spezifisch völlig unterschiedlich.

Inhalte: Nicht drauf los schreiben, sondern über-legt. Dabei sind folgende Punkte zu beachten: • Authenzität • Regelmäßigkeit – Status Updates • Erfolge teilen • Nutzerkommentare beantworten • Bilder und Filme posten • Interessante und aktuelle Infos liefern

Richtlinien: Mitarbeitern Hilfestellungen an die Hand geben, wie sie sich bezüglich Social Me-dia verhalten sollen.

Es gibt nichts umsonst: Ein Engagement in Sozialen Netzen kostet Geld. Der Dialog auf Twitter, Facebook, Xing und Co. bean-prucht viel Zeit und damit personelle und finan- zielle Ressourcen.

3) Go Textile!Die Nachwuchskampagne des Gesamtver-bands textil+mode hat das Ziel, die Attraktivi-tät der Branche nach außen zu tragen, um so das Interesse von Schulabgängern zu wecken. Dies erfolgt über die moderne Internetplattform www.go-textile.de, auf der jedes Unterneh-men kostenlos ein eigenes Profil anlegen und

von der Verlinkung der Kampagne profitieren kann. Die Internetseite wird so zur zentralen Anlaufstelle für die Ausbildung in der Textil- und Bekleidungsindustrie.

Go Textile! vernetzt: virtuell durch Facebook, YouTube, Flickr usw., real durch Aktionen, Ge-winnspiele und Veranstaltungen.

4) Mund-zu-Mund-Propaganda bedenken Mitarbeiter und Auszubildende reden auch im Bekanntenkreis und in der Freizeit über ihre Ar-beit. Deshalb sollten Unternehmen sich immer von ihrer besten Seite zeigen, denn der Erfolg einer Empfehlung Mund-zu-Mund ist nicht zu unterschätzen. Außerdem findet diese Kom-munikation auch im Netz statt, z. B. auf Seiten wie „kununu – Arbeitgeber anonym bewertet durch Arbeitnehmer, Azubis und Bewerber“ (www.kununu.de).

5) Bewährtes fortsetztenErfolgreich umgesetzte Konzepte und Aktionen sollten beibehalten werden, wie z.B. der Besuch von lokalen Azubimessen oder Ausbildungs-tagen. Außerdem sollten regelmäßig Praktika angeboten und Kooperationen mit den Schulen vor Ort gepflegt werden. Ein Engagement bei Veranstaltungen wie Girls Day (www.girls-day.de) oder die Mitarbeit in den lokalen Arbeitskrei-sen von SCHULEWIRTSCHAFT (www.schule-wirtschaft.de) lohnt sich.

CHECKLISTE FüR AUSBILDUNGSMARKETING 2.0

Ausgabe 2 / Mai 2012

Page 7: Südwesttext April 2012

7Südwesttext April 2012

Seminarangebot der Akademie für Personal- und Organisationsentwicklung im Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft in Kooperation mit Südwesttextil

Basistraining VerhandlungsführungTermin:15. und 16. Mai 2012Ort: Haus Steinheim

KompetenzmanagementTermin:24. bis 26. Mai 2012Ort: Haus Steinheim

Einstellungsinterviews professionell führenTermin:11. bis 12. Juni 2012Ort: Haus Bleibach

Weitere Informationen unter www.biwe-akademie.de

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Tech-nologie (BMWi) hat Ende März eine vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln erarbeitete Studie vorgelegt, wonach am Arbeitsmarkt nicht nur Hochqualifizierte feh-len, sondern auch viele Engpässe in gewerblich-technischen Berufen be-stehen. Die Studie zeigt, dass die Schwierigkeiten bei den beruflich Qualifi-zierten liegen, und zwar in 46 Berufsfeldern, die eine abgeschlossene Be-rufsausbildung voraus-setzen. Im akademischen Bereich gibt es Mangelsi-tuationen in acht Berufen,

vor allem in gewerblich-technischen Berufen wie z. B. Elektroinstallateur und -monteur.

Die Studie zeigt darüber hinaus, dass kleine und mittlere Un-ternehmen von dieser Situation bei beruflich Qualifizierten besonders

betroffen sind, da hier die Mehrzahl der Beschäf-tigten in den gewerblich-technischen Engpassbe-rufen tätig ist.

Um vor allem KMU Unterstützung zur Lösung der aktuellen Probleme insbesondere bei der Ent-wicklung einer bedarfs-gerechten strategischen Personalpolitik anzu-bieten, hat das BMWi das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung ein-gerichtet (www.kompe-tenzzentrum-fachkraef-tesicherung.de).

Heruntergeladen wer-den kann die Studie auf www.suedwesttextil.deChristine Schneider

Social-Media-Plattformen werden zu einem wich-tigen Faktor für die Un-ternehmen bei der Azubi-suche. Dies zeigt eine Stu-die von Kienbaum Com-munications. Hier wurden rund 1 200 Schüler aus unterschiedlichen Schul-typen zwischen 12 und 14 Jahren befragt, ob und wie sie die sozialen Netzwerke zur Ausbildungsplatz-suche nutzen.

Dabei haben bereits 60 Prozent der Schüler eine Karrierepage eines Unternehmens in einem sozialen Netzwerk be-sucht. Als nützlich und hilfreich empfinden zwei Drittel solche Seiten.

Hauptsächlich die direkte Ansprache und die Schnelligkeit des Me-diums machen den Vor-teil für die Jugendlichen aus. So versprechen sich 73 Prozent der Nutzer eine schnelle Kontakt-aufnahme mit dem Un-ternehmen. 69 Prozent sehen den Vorteil in den direkten Informationen, die sie erhalten.

Ein weiterer interes-santer Punkt der Studie ist, dass die Mehrzahl der Jugendlichen Erfahrungs-

berichte von Auszubilden-den in Chats, Blogs oder Foren lesen.

Trotz der wachsen-den Beliebtheit von Social Media nutzen die Schüler hauptsächlich klassische

Online-Kommunikati-onskanäle zur Information über potenzielle Berufs-felder und Arbeitgeber:

Von den fast 90 Prozent der Jugendlichen, die sich im Internet über einen Ausbildungsplatz oder ein Duales Studium infor-mieren, nutzen 80 Pro-zent Suchmaschinen. 55

Prozent informieren sich direkt auf der Website des Unternehmens und 44 Prozent suchen in Job-

börsen nach geeigneten Stellenangeboten. Als zweitwichtigste Informati-onsquelle nach dem Inter-net nennen die befragten Schüler ihre Freunde ge-folgt von der Familie.

Eine von Microsoft und Unicum bei über 1 000 Studenten und Hochschulabsolventen durchgeführte Umfrage kommt zu einem ähn-lichen Ergebnis. Viele Nachwuchstalente nutzen Soziale Netzwerke nicht nur ausschließlich für pri-vate Zwecke, sondern set-zen Social-Media-Kanäle gezielt als Sprungbrett ein. Demnach nutzen 73 Prozent der Befragten das Internet, um sich über mögliche Arbeitgeber zu informieren. Bewerber suchen auf Plattformen wie Facebook oder Be-wertungsportalen gezielt nach Erfahrungsberich-ten (58 Prozent) und In-formationen zum Arbeits-klima (32 Prozent). Die Mehrheit der Befragten (62 Prozent) vernetzt sich über Online-Netzwerke bereits bei der Arbeitge-bersuche aktiv mit den Unternehmen.

Christine Schneider

Bildung + Soziales

Seminare Bildungswerk

Bereits 60 Prozent der Schüler besuchen eine Karrierepage eines Unternehmens in einem sozialen Netzwerk. Foto: © shootingankauf - Fotolia.com

Innovationskraft gefährdet

In Facebook gefunden

Studie zeigt Fachkräfteengpass in vielen Unternehmen

Deutsche Schüler suchen ihren Ausbildungsplatz immer häufiger über Social Media

Fachkräfte sichern Engpassanalyse

Page 8: Südwesttext April 2012

8 April 2012 SüdwesttextRecht + Steuern

Facebook, Xing und Twitter – was für die ei-nen bereits zum festen Bestandteil des privaten und beruflichen Lebens geworden ist, klingt für an-dere nur nach böhmischen Dörfern.

Der Personalleiterkreis von Südwesttextil widmete sich am 17. April der Frage, welche Bedeutung soziale Netzwerke für moderne Unternehmen haben kön-nen. Mit Unterstützung der Stuttgarter Kreativ-agentur die wegmeister wurden Praxisbeispiele von Großkonzernen erör-tert, um so von den Großen zu lernen. Nach aktuellen Studien sind momentan bereits 100 Prozent der Jugendlichen im Inter-net präsent. Insbesondere in der Altersstufe zwischen 40 und 60 Jahren erfahren das Internet sowie die sozi-alen Netzwerke gerade die größten Zuwächse.

Vor diesem Hinter-grund wurde das Fazit ge-zogen, dass soziale Netz-werke ein wichtiger Kanal sein können, den es zu be-spielen gilt, um Unterneh-men zu präsentieren und insbesondere Personal zu rekrutieren. Ebenfalls an prominenten Beispielen wird jedoch deutlich, dass es bei weitem nicht damit getan ist, einen Einstieg in diese Medien zu finden. Es ist vielmehr absolut not-wendig, Verantwortlich-keiten im Unternehmen zu schaffen und dadurch zu gewährleisten, dass sich Auftritte in sozialen Netz-werken nicht verselbstän-digen können. Gerade die große Chance, unmittelbar eine unüberschaubare Menge an Usern zu errei-chen, stellt auch gleichzei-tig das größte Risiko dar.

Nicht umsonst wird mit Shitstorm, dem An-glizismus des Jahres 2011, ein Phänomen bezeichnet, wonach eine völlig uner-wartete und plötzliche Flut

an unerwünschten Beiträ-gen und Kommentaren über eine Seite und damit ihren Betreiber herein-bricht. Nur wer hier mit

der nötigen Vernunft und Professionalität reagiert, kann tatsächlich von der Öffentlichkeit profitieren und größeren Schaden von

sich und seinem Unter-nehmen abwenden. Auch aus arbeitsrechtlicher Sicht empfiehlt es sich, Guidelines im Unterneh-

men zu erlassen, die die Spielregeln für die Benut-zung sozialer Netzwerke in beherrschbare Bahnen lenken.

Daneben tauschten sich die Personalleiter in gewohnter und geschätz-ter Manier unter Anlei-tung der Referenten von Südwesttextil über pra-xisrelevante Neuerungen im Befristungsrecht und aktuelle Entwicklungen in Rechtsprechung und Gesetzgebung aus.

Die abschließend von Rechtsanwältin Susanne Wicht, Gesamtverband textil+mode, Berlin vor-gestellte Ausgleichsver-einigung zur Künstlerso-zialabgabe stellt für viele Unternehmen sicherlich eine sinnvolle Institution zur Verminderung des bürokratischen Aufwands und damit zur Kostenre-duzierung dar.

Alle Unterlagen zum Personalleiterkreis ste-hen wie gewohnt im Mit-gliederbereich von www.suedwesttextil.de zum Download zur Verfügung.

Boris Behringer

Personalleiterkreis von Südwesttextil zu Social Media

Erfahrungsaustausch in der Pause: Jörg Melchert, Ferdinand Gröber Tübingen, mit Henry Wurm, Johnson Con-trols Rastatt, und Dietmar Heck, zue Zwirnerei Untereggingen, mit Südwesttextil-Rechtsanwalt Emil Schelb.

Social Media leicht gemacht: Die Wegmeister Oliver Woye und Markus Brendel geben wertvolle Tipps.

Der Personalleiterkreis – wie immer gut besucht.

Von Shitstorms und böhmischen Dörfern

Page 9: Südwesttext April 2012

9Südwesttext April 2012Recht + Steuern

An innovativen Ideen zum Thema „demografischer Wandel“ mangelt es den Firmen nicht. Auch ein Gesundheitstag kann at-traktiv verpackt werden: Man stelle Bierbänke und antialkoholische Getränke, miete zwei Erdbeerfelder und teile an die Beleg-schaft leere 5 kg-Eimer zusammen mit einem Gutschein zum Erdbeer-sammeln aus. Die Firma Gienanth GmbH konnte damit fast die gesamte Belegschaft zusammen mit Ehegatten und Kin-dern auf den Acker locken − und das am Wochen-ende! Die Begeisterung der Belegschaft an dieser Aktion hat sich zudem auf sämtliche an diesem Tag durchgeführten Gesund-heitsangebote der BKK als auch der langfristigen Teilnahme an Sportgrup-pen übertragen.

Solche und ähn-liche Erfahrungsberichte zum Thema Demografie konnten Unternehmens-vertreter und Betriebs-ratsmitglieder in der von den Tarifvertragsparteien gemeinsam organisierten Veranstaltung „Zukunft oder Kollaps – Die tex-tilen Branchen im Wan-del“ austauschen. Schon in der Eröffnungsrede wiesen der stellvertretende Ge-schäftsführer des Gesamt-verbandes textil+mode, Hans-Joachim Blömeke, und der Tarifsekretär der IG Metall, Michael Jung, darauf hin, dass das The-ma als „Langstreckenlauf“ bearbeitet werden müsse und einen strategischen Ansatz erfordere.

Die Grundlagen zu den Schwerpunktthemen Alter, Qualifizierung und Gefährdungen wurden praxisnah vermittelt. In einem ersten Workshop machte Verbandsingeni-eur Michael Zimmermann als Basis einer jeden demo-grafiebewussten Personal-

arbeit das Wissen um die tatsächlichen Altersstruk-turen und Qualifikationen im Betrieb aus. Demogra-fie dürfe für Unternehmen nicht nur eine Worthülse sein. Die in den nächsten 20 Jahren altershalber

ausscheidenden Mitarbei-ter könnten schon heute ermittelt werden. Auch der Nachwuchs der näch-sten 20 Jahre sei schon auf der Welt, so dass Un-ternehmen unter Berück-sichtigung der regionalen Gegebenheiten Aussagen über die Bedarfsdeckung

treffen könnten, betonte der Verbandsingenieur. Tools zur Altersstruktur-analyse unterstützten die Personalarbeit wesent-lich, vorausgesetzt, sie er-möglichen eine jährliche, abteilungsbezoge, auf Kostenstellen und einzel-nen Mitarbeiter herun-tergebroche Simulation. Die Fluktuationsquote im Unternehmen solle dabei mit einbezogen werden. Nach der Entscheidung welche Mitarbeiter wann ausscheiden, fange die ei-

gentliche Arbeit erst an: So müsse festgestellt werden, welche Qualifizierungen und Zertifizierungen zu ersetzen seien und durch welche Maßnahmen das geschehen könne. In der abschließenden Diskussi-

on waren sich die Teilneh-mer einig − immer mehr Mitarbeiter müssten im eigenen Haus nachquali-fiziert werden, da sie von außerhalb immer schwerer zu bekommen seien.

Auch die Arbeitskraft der älteren Arbeitnehmer muss länger als bisher für den Betrieb nutzbar gemacht werden. Wie al-ternsgerechtes Arbeiten umgesetzt werden kann, stellten Hans Szymanski vom Berufsforschungs- und Beratungsinstitut für interdisziplinäre Tech-nikgestaltung und der Betriebsratsvorsitzende der Spinnerei Neuhof GmbH & Co. KG vor. Aufgrund einer dort er-stellten ausführlichen Gefährdungsanalyse, die unter Inanspruchnahme von ESF-Fördergeldern finanziert wurde, konnten viele technische Möglich-keiten gefunden werden, Arbeiten belastungsfreier zu gestalten. Diese wur-den in jeder Abteilung in Steuerkreisen erarbeitet, die sich aus Technikern,

Demographie-Workshop IVom Erdbeerensammeln und der Mülleimeranalyse

Analyse: Altersstruk-turen und Qualifika-tionen im Betrieb

Aktuelle Steuer-Nachrichten

Der Bundesfinanzhof hat im Februar diesen Jahres entschieden, dass eine Holdinggesellschaft, deren Hauptzweck das Halten von Beteiligungen ist und die entgeltliche- Leistungen nur als Nebenzweck erbringt, höchstens zum hälftigen Vorsteuerabzug aus den Gemeinkosten berechtigt sein kann.

Neben diesem Urteil zur Umsatzsteuer findet sich in der aktuellen Ausgabe der Steuernachrichten eine Übersicht zum Stand geplanter Steuergesetze. So wird damit gerechnet, dass der Entwurf eines Gesetzes zum Abbau der kalten Progression erst 2013 oder 2014 Inkrafttreten wird. Das Gesetz zur steuerlichen Förderung von energetischen Sanie-rungsmaßnahmen an Wohngebäuden hängt derzeit noch im Vermittlungsausschuss fest, wohingegen das Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanie-rung von Unternehmen verkündet ist und in diesem oder im nächsten Jahr Inkrafttreten wird.

Die Aprilausgabe findet sich im geschlossenen Mit-gliederbereich der Internetseite von Südwesttextil und kann dort als pdf-Datei heruntergeladen wer-den.

Betriebsleitern, Meistern, Betriebsratsvorsitzen-den, Sicherheitsfachkräf-ten und Arbeitsmedizi-nern zusammensetzten. In Bereichen, in denen Belastungen nicht ver-meidbar waren, wurden

Rotationsmaßnahmen, Belastungswechsel und zeitliche Begrenzungen eingeführt. Komplizierter in der Umsetzung der Maßnahmen waren gera-

de die belasteten älteren Mitarbeiter. Sie mussten in vielen Gesprächen über-zeugt werden, dass es für ihre Gesundheit und Er-haltung der Arbeitskraft notwendig ist, „ihre Ma-schine“ zu verlassen, um sich an anderen Maschi-nen einzuarbeiten.

Aufgrund der vielen Erfahrungsberichte aus überwiegend textilen Be-trieben des Mittelstandes konnten die Teilnehmer vielfältige, sofort einleit-bare Anregungen für das eigene Unternehmen ge-winnen. Auch wenn das Thema Arbeit und Ge-sundheit erst im nächsten Workshop der Tarifver-tragsparteien am 27. Juni vertieft behandelt wird, gab ein Betriebsrat schon Auskunft darüber, wie man Suchtprobleme im Betrieb einfach erkennen könne: „Da mach ich nach Schichtende einfach eine Mülleimeranalyse − dann kenn ich die Probleme im Betrieb“. Kai-Uwe Götz

Foto: © Cpro - Fotolia.com

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10 April 2012 SüdwesttextTechnik + Umwelt

Termine

Denkendorfer MaschenkolloquiumAm 24. Mai veranstaltet das ITV Denkendorf ein Maschenkolloquium mit dem Leitthema „Neue Verfahren, Strukturen und Materialien in der Maschentechnologie“. Namhafte Referenten aus Forschung und Industrie geben einen Überblick über laufende Entwick-lungen und präsentieren verfahrenstechnische Lö-sungen und Fertigungs-technologien wie z. B. das neue Strickverfahren Spinnstricken. Vorgestellt werden auch neue Mate-rialien. Programm und Anmeldung unter www.itv-denkendorf.de/ma-schenkolloquium.

5. Hohenstein Inovati-onsbörseAm 20. und 21. Juni 2012 findet zum fünften Mal die Hohenstein In-novationsbörse statt. In Tandemvorträgen der Forscher und Entwickler werden die Synergien aus Forschung und Praxis eindrucksvoll vorgestellt. Zudem erhalten Unter-nehmen die Möglichkeit, erste aktuelle Produktent-wicklungen einem breiten Publikum bekannt zu ma-chen. Weitere Informatio-nen sowie die Anmeldung unter www.hohenstein.de

BildungskonferenzWie bringt man Hoch-schule und Wirtschaft er-folgreich zusammen? Das ist eine der Fragen, die am 11. Juni in der Konfe-renz „Quartäre Bildung – Hochschulen als Wei-terbildungspartner der Wirtschaft“ im Mövenpick-Hotel Stuttgart-Flughafen untersucht werden. Ver-anstaltet wird das Treffen von Südwestmetall und dem Bildungswerk in Ko-operation mit dem Mini-sterium für Wissenschaft, Forschung und Kunst und dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft.

Insbesondere im Bereich der Mobilität sind erheb-liche Potenziale für den Einsatz von Textilien nicht ausgeschöpft – das ist das Fazit des Anwenderforums Mobilitätstextilien. Am 22. März veranstaltete die Südwesttextilmitglieds-firma Ettlin dieses Tref-fen zusammen mit der AFBW und bereitete den Teilnehmern in Ettlingen einen gebührenden Emp-fang: Das großflächig an-gebrachte ETTLIN lux® Effektgewebe erzeugte durch hinterlegtes LED Licht in der umgebauten Lagerhalle dreidimensio-nale Raumstrukturen und Wirkungen. Dass das Ge-webe nicht nur im Mobili-tätsbereich eingesetzt wer-den kann sondern auch als Verbundmaterial, davon ist Dr. Frauke Hänsch, Lei-tung Entwicklung / QS des Unternehmens, überzeugt.

Einblicke an den An-spruch von Mobilitäts-textilien im Bereich des Flugzeug- und Automobil-baus gaben die Referenten direkt aus der Praxis. Dr. Dietmar Völkle, Head of Innovation bei Diehl Air-cabin GmbH, präsentierte die Anforderungen, die an eine Flugzeugkabine ge-stellt werden: Sicherheit, Ökologie und Komfort. Er zeichnete auf, dass je-des Kilogramm, das beim Flugzeugbau eingespart werden kann, etliche Li-ter Kerosin einspart. Hier könnten in Zukunft Tex-tilien eine noch größere Rolle spielen, denn sie passten ins Anforderungs-profil. Interessant sei die Überlegung, Jetlageffekte durch unterschiedliche Farbegestaltungen in der Kabine zu beeinflussen. So könne man z. B. die Passagiere durch ein mo-difiziertes Licht, nach und nach aufwachen lassen, um einen reibungsloseren Ablauf des Services zu ga-rantieren. Zu Funktions-

integration und Leichtbau meinte der Flugzeugexper-te: „Schön wäre es, wenn noch mehr Materialvielfalt da wäre.“

„Warum betrachten Autobauer eigentlich Smart Textiles?“ Diese Frage stellte Holger H. Meinel von der Daimler AG und antwortete mit der Präsentation von Automo-tive Trends und Zukunft-sentwicklungen, die den

Automobilbau verändern werden. Schlüsselbegriffe seien die Themen Licht, textile Bewegungsdeduk-toren im Sitz oder die

aktive Insassensicherheit durch intelligente tech-nische Textilien. Und interessant sei die Hei-zungsproblematik, die zu-künftig vielleicht nicht nur textilintegriert, sondern direkt in 3-D Webtech-nik, inklusive Physiologie

gelöst werden könne. Ein wichtiger Aspekt bei al-len Smart Textiles: Vieles könne miteinander kom-biniert werden.

Über die Bedeutung von Textilien beim Thema Mobilität referierte Chri-stoph Riethmüller vom ITV Denkendorf und wies im schienengebundenen Verkehr auf die Megaci-ties der Zukunft hin. Aber auch die E-Mobilität oder die Kabinen der LKW-Fahrer – die fahrenden Wohnzimmer – böten Potenziale, so Riethmül-ler. Energieeffizienz müsse ganz weit oben angesetzt werden und neue unter-schiedliche Gestaltungs-konzepte für Fahrer und Passagiere – der eine wün-sche Einblendung, der an-dere Komfort – entwickelt werden. Die Fahrzeuge der Zukunft würden kleiner, ohne an optischer Größe zu verlieren, denn diese könne durch Lichtstruk-turen erzeugt werden.

Und warum nicht gleich Wolle oder Wollmi-schungen im Innenraum? Wolle sei die Hightech Fa-ser schlechthin: perfekter Temperaturausgleich, sehr gutes Feuchtigkeitsma-nagement, sie verhindere Geruchsbildung, reguliere das Körperklima perfekt, sei umweltfreundlich und selbstreinigend, so Kurt Haselwander, CEO der Schoeller-Spinnereigrup-pe, in der Vorstellung seines Konzepts. Sein Ziel – Wolle wieder „sa-lonfähig“ machen. Erste Umsetzungen sind bereits da: iChange und Bamboo − Symbole für den fun-damentalen Umbruch, in dem sich die Automo-bilindustrie weltweit be-finde. „Mit innovativen Konzepten wollen wir den Anforderungen der neuen automobilen Zeit begeg-nen“, so der Experte.

Simone Diebold

Farbige Kabinen gegen JetlageffekteAFBW-Anwenderforum Mobilitätstextilien zu Besuch bei Ettlin

Referenten aus der Praxis: Dr. Dietmar Völkle, Head of Innovation bei Diehl Aircabin GmbH und Holger H. Meinel von der Daimler AG. Fotos: AFBW/Ettlin

Page 11: Südwesttext April 2012

11Südwesttext April 2012

Wissenschaftler der Ho-henstein Institute in Bönnigheim haben in Ko-operation mit dem Schutz-bekleidungsspezialisten und Südwesttextilmit-glied Tempex GmbH aus Heidenheim innovative Lösungen für Kälteschutz-kleidung erarbeitet. Die sogenannten Vollschutz-systeme, bestehenden aus Jacke und Hose, bieten bei deutlich vermindertem Gewicht eine optimale Wärmeisolation für tiefe Temperaturen.

Etwa 15 000 Men-schen arbeiten allein in Deutschland bei kalten Temperaturbedingungen in Kühl- und Tiefkühlhäu-sern. Acht Stunden am Tag, das ganze Jahr über, bei bis zu -28°C bedeuten harte Arbeitsbedingungen und gesundheitliche Bela-stung der Mitarbeiter. In einer solchen Arbeitsum-gebung ist eine leistungs-fähige, leichte und somit komfortable Kälteschutz-kleidung mit hervorra-gender Wärmeisolation unentbehrlich.

Kälte fühlt sich nicht nur unangenehm an,

sondern führt auf Dauer zu Unterkühlungen und Gesundheitsschäden mit vielfältigen negativen Kon-sequenzen. Die Abnahme

des Reaktionsvermögens sowie der Aufmerksamkeit erhöhen das Unfallrisiko bei der Arbeit beträchtlich. Zu den langfristigen Fol-gen der Kältebelastung ge-hören Rheuma sowie chro-

nische Erkrankungen von Atemwegen, Harnorganen oder Gefäßsystemen.

Das beträchtliche Ge-wicht der Schutzkleidung

schränkt die Beweglichkeit des Trägers ein und fördert die Schweißbildung, was zu einem unangenehmen Tragegefühl führt. Auch bei tiefen Temperaturen wird infolge der körperlichen

Anstrengung pro Stunde etwa 200 bis 220 g Schweiß produziert. Verschwitzte Kleidung ruft nicht nur ein unangenehmes Nässege-fühl hervor und reduziert das Wohlempfinden des Trägers erheblich. Durch Schweiß und Kondenswas-ser, das sich an der kühlen Oberfläche der Kleidung infolge von Temperatur-unterschieden bildet, ver-ringern sich insbesondere die Isolationseigenschaf-ten der Schutzkleidung und der Körper verliert an Wärme.

Das Gewicht des neu entwickelten Kälteschutz-anzugs, bestehend aus Latzhose und Jacke wurde bei gleich bleibender Wär-meisolation um 25 Prozent reduziert. Des Weiteren sorgt eine hohe Atmungs-aktivität der Kleidung, ins-besondere an Körperstellen mit vielen Schweißporen wie Brust, Rücken-, Ober- oder Unterarmen für eine konkurrenzlos niedrige Schwitzrate. Die Schweiß-produktion der Testper-sonen reduzierte sich hier um etwa 50 Prozent auf un-ter 100 Gramm pro Stunde.

Die Verbesserung ge-genüber der „alten“ Kon-struktion wurde durch den Einsatz eines speziellen, waschbaren Isolations-vlieses erreicht. Dieses Vlies wurde zusammen mit weiteren Konstruk-tionselementen je nach Körperzone ein- oder mehrlagig in die Kleidung eingearbeitet. Dieser vari-able und bedarfsgerechte Einsatz ermöglicht eine Verbesserung des Trage-komforts bei gleichzeitig guter Wärmeisolation und Luftdurchlässigkeit.

Durch das reduzierte Gewicht, die angepasste Wärmeisolation und op-timierte Atmungsaktivität erhöhen sich Schutzfunk-tion und Tragekomfort des neuen innovativen Kälte-schutzanzugs bedeutend.

Die im Projekt er-zielten Ergebnisse ermög-lichen die Entwicklung neuer innovativer Pro-dukte, welche das Wohl-befinden der Träger und den Tragekomfort deutlich verbessern und am Markt einen entsprechenden Zu-spruch erwarten lassen.www.hohenstein.de

Technik + Umwelt

Nur nicht frierenInnovative Kälteschutzanzüge bieten hervorragende Wärmeisolation bei reduziertem Gewicht

Ergänzend zu den Laboruntersuchungen kommen in den Klimakam-mern auch fallweise Probanden zum Einsatz. Foto: Hohenstein Institute

Neue Oeko-Tex-Prüfkriterien in Kraft

Nach Ablauf der dreimonatigen Übergangsfrist sind die von der Oeko-Tex-Gemeinschaft Anfang Januar veröffentlichten Kriterien und Grenzwerte für die textilen Schadstoffprüfungen nach Oeko-Tex-Standard 100 am 1. April nun für alle Zertifi-zierungsvorgänge endgültig in Kraft getreten. In den neuen Prüfungsanforderungen sind auch alle für die Textilproduktion relevanten Substanzen der ECHA-Kandidatenliste mit besonders besorgniser-regenden Stoffen aufgenommen.

Neu geregelt sind u. a. die Prüfung von n-Methyl-pyrrolidon und Dimethylacetat, die in synthetischen Fasern vorkommen können. Beide Substanzen dürfen einen Grenzwert von 0,1 Masseprozent nicht überschreiten. Relevante Prüfmuster wie beschichtete Artikel, Plastisoldrucke, flexible Schaumstoffe und Zubehörteile aus Kunststoff werden auf vier neue Weichmacher überprüft. Der Grenzwert für ex-trahierbares Chrom wird für Lederprodukte der Klasse IV auf 10 mg/kg festgelegt. Darüber hinaus wird der Umfang der weltweit durchgeführten Kontrollprüfungen von Öko-Tex zertifizierten Produkten von bisher mindestens 15 Prozent aller jährlich ausgestellten Zertifikate auf 20 Prozent ausgeweitet.

Nähere Informationen unter www.oekotex.com/institute

Nano-Dokumentation

Am 1. Dezember 2011 fand im Rahmen des Nano-Dialogs Baden-Württemberg der Kongress „Kleine Teil-chen, große Fragen! Verbraucheraspekte im Umgang mit Nanotechnologien“ in Stuttgart-Bad Cannstatt statt. Rund 200 Teilnehmer sind der Einladung gefolgt.

Jetzt gibt es die Dokumentation zum Kongress mit kurzen Zusammenfassungen der Vorträge und der Workshops zum Download unter www.nanoportal-bw.de.

FAIRNESS TRANSPARENZ VERTRAUEN

Nano-Dialog Baden-Württemberg –

kleine Teilchen, große Fragen!Verbraucheraspekte im Umgang mit Nanotechnologien

DOKUMENTATION

Kongress am 1. Dezember 2011im SpOrt, Stuttgart-Bad Cannstatt

Page 12: Südwesttext April 2012

12 April 2012 Südwesttext

Die drei besten Kollek-tionen des diesjährigen Hugo Boss Fashion Awards Kollektionen wurden von Kevin Lobo, Brand & Creative Direc-tor, Boss Black Menswear & Selection, ausgewählt und am 29. März im De-sign Center Stuttgart mit Geldpreisen und Prak-tika ausgezeichnet. Die Aufgabenstellung für die 21 Studierenden der Staatlichen Modeschule Stuttgart war die Ausar-beitung einer Kollektion mit kommerziellem As-pekt für das Label Boss Black – Thema „modern traveller“.

Nadine Ladig aus Stuttgart hat mit ihrer Kollektion „Coordinates New York City“ den ersten Preis gewonnen und er-hielt 1 500 Euro und ein zwölfmonatiges Prakti-kum bei Hugo Boss. Die Zweitplatzierte Kristina Herter aus Ellwangen wurde für ihre Arbeit „Travelling to Tokyo“ mit 1 000 Euro sowie einem sechsmonatigem Prakti-kum ausgezeichnet. Den dritten Platz mit 500 Euro und einem viermo-

natigen Praktikum be-legte Leonie Stetter aus Stuttgart mit ihrer Kol-lektion „Zöri“.

Die Auszeichnung beschert den drei jungen Produktentwicklerinnen (Mode) super Berufsaus-sichten und verhilft ihnen

zu ersten Praxiserfah-rungen und Referenzen – inklusive der Option, sich in dem erfolgreichen Modeunternehmen direkt im Anschluss an das Prak-tikum zu etablieren.

Simone Diebold

Zu guter Letzt

Impressum© Alle Rechte vorbehalten. Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers.

Verband der Südwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie – Südwesttextil e.V.Kernerstraße 5970182 Stuttgart

Postfach 10 50 2270044 Stuttgart

Telefon: +49 711 21050-0Telefax: +49 711 233718Internet: www.suedwesttextil.de

PräsidentGeorg Saint-Denis

HauptgeschäftsführerDr. Markus H. Ostrop

Verantwortlich für Inhalt und Layout:Simone Diebold

Gestaltung:www.die-wegmeister.comDruck: Gress-Druck GmbH, FellbachAuflage: 900

Zitat„Ungerecht ist auch, wenn ich Ungleiches gleich behandle.“

Prof. Dr. Kurt Bie-denkopf in seiner Rede zur Jahres-versammlung von Südwesttextil über den Umstand, dass in allen Bundesländern die gleichen Hartz IV Leistungen bezahlt werden.

Hugo Boss Fashion Award 2012Kreative Kollektionen zum Thema „modern traveller“ überzeugen

Kevin Lobo freut sich auf die kreative Verstärkung im Hause Boss. Fotos: Staatliche Modeschule Stuttgart

Die Preisträgerinnen: Leonie Stetter, Nadine Ladig und Kristina Herter (v. l.)

Lady in Red

Eine Frau in Rot bringt einen Mann in Wallung. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie aus Frankreich, die jüngst Eingang in das renommierte Journal of Social Psychology gefunden hat. Nicolas Guéguen, Verfasser des Aufsatzes und Professor für Verhaltenspsychologie an der Université de Bretagne-Sud will herausgefunden haben, dass Männer rote Kleidung bei einer Frau als Einladung zum Sex verstehen. 120 Studenten zwischen 18 und 21 Jahren nahmen an der Untersuchung teil. Die Probanden wurden in vier Gruppen eingeteilt und gebeten, sich das Foto ein und derselben Frau anzugucken – die allerdings viermal ein anderes T-Shirt trug: in Rot, Blau, Grün und Weiß. Anschließend mussten die jungen Männer einen Fragebogen ausfüllen, in dem sie unter anderem die Attraktivität und vermutete sexuelle Bereitschaft der Dame beim ersten Date einschätzen sollten. Ergebnis: Die Laborratte in Red bekam durchweg die höchsten Werte. Wenn Guéguens Ergebnis Bestand hätte, man müsste das Ende von Teilen der Bekleidungsindu-strie befürchten. Denn warum sollte Frau noch Geld für teure wie unbequeme Dessous ausgeben, wenn es auch ein Schlabbershirt in Signalfarbe tut? Aber auch Frauen fühlen sich zu rotgekleideten Männern hingezogen, weil sie diesen einen höheren Status zuordnen. Das wiederum dürfte zumindest einen Zweig der Bekleidungsindustrie freuen: die Hersteller von Weihnachtsmann-Kostümen. Quelle: www.sueddeutsche.de 24.04.2012


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