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St.u.P.i.D. 3/2011

Date post: 22-Mar-2016
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Studierende und Professoren in Diskussion Studienrichtungszeitschrift der RaumplanerInnen
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3 Liebe Leserinnen und Leser! 4 Verpasst? 6 Nicht verpassen! 7 Einleitende Worte von Anni Roc 11 27.Jänner - der letzte WKR Ball in der Hofburg 14 Wohin mit dem Master? 16 PlanerInnentreffen Wien - ein Rück- und Ausblick 26 Stadt 3.0 - Kongress der Stadtmarketing Austria 29 Hella California 35 Erdgeschoße als die Hörsäle der Zukunft? 38 Momentaufnahme: Hauptbahnhof 46 Leseplanung: Was ist besser: Stadt oder Zwischenstadt? 52 Stadterforschung Kaisermühlen 68 Die Raumplanung - oder wie ich lerne den Zweifel zu lieben 70 Advocatus Diaboli 72 Gute Früchte und schlechte Lösungen 77 Ein Interview mit Georg Hauger 93 Impressum 94 Die letzte Seite: Luftbildrätsel INHALT EDITORIAL Studierende und Professoren in Diskussion 3/2011 St.u.P.i.D. angeschnitten Frage nach dem Sinn des Berufs- standes der RaumplanerInnen beschäftigt sich in dieser Ausgabe auch der Advocatus Diaboli, der sogar schon von einer Abschaffung spricht. Viel- leicht ganz passend, dass -ebenfalls aus der Ver- kehrsplanung- noch eine Stimme einer anderen Richtung zu Wort kommt: Tadej Brezina von der Fakultät für Bauingenieurwesen stellt die „Plattmo- bil“ und die „Verkehrshimbeere“ vor. Markus Karner hat sich die Frage nach dem Wesen der Raumplanung in mehr theoretischer Weise genä- hert. Mit seinem Aufsatz möchte er eine Serie über Begriffe der Raumplanung starten. Es ist damit eine von mehreren neue Rubriken, die Einzug in die- se Ausgabe gefunden haben. Die Idee eine „Bau- stellenserie“ zu machen wurde unter dem Namen Momentaufnahme“ realisiert. Unter dem Titel Verpasst?/Nicht Verpassen!“ werden vergan- gene und künftige Veranstaltungen erwähnt und beschrieben. Und „Leseplanung“ wird euch künf- tig mit Literaturtipps(oder –warnungen) versorgen und eine Rezension gleich mitliefern. Viel Spaß mit dem neuen Ausgabe des St.u.P.i.D. wünscht euch Roland Department für Raumentwicklung, Infrastruk- tur- und Umweltplanung – ihr alle kennt den holprigen Namen von dem, was man üblicher- weise einfach nur „das Department“ nennt. Dass das ganze einmal beinahe(?) das Label „Department Orange“, bekommen hätte (wie Prof.Hauger im Interview ab Seite 77 ver- rät), hat mich zu der Coverfarbe des aktuel- len St.u.P.i.D.s inspiriert. Mit der im Interview Seite 38 Seite 77 Seite 52 Seite 29
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Liebe Leserinnen und Leser!

4 Verpasst?

6 Nicht verpassen!

7 Einleitende Worte von Anni Roc

11 27.Jänner - der letzte WKR Ball in der Hofburg

14 Wohin mit dem Master?

16 PlanerInnentreffen Wien - ein Rück- und Ausblick

26 Stadt 3.0 - Kongress der Stadtmarketing Austria

29 Hella California

35 Erdgeschoße als die Hörsäle der Zukunft?

38 Momentaufnahme: Hauptbahnhof

46 Leseplanung: Was ist besser: Stadt oder Zwischenstadt?

52 Stadterforschung Kaisermühlen

68 Die Raumplanung - oder wie ich lerne den Zweifel zu lieben

70 Advocatus Diaboli

72 Gute Früchte und schlechte Lösungen

77 Ein Interview mit Georg Hauger

93 Impressum

94 Die letzte Seite: Luftbildrätsel

INHALT

EDIT

OR

IAL

Studierende und Professoren in Diskussion

3/2011

St.u.P.i.D.

angeschnitten Frage nach dem Sinn des Berufs-standes der RaumplanerInnen beschäftigt sich in dieser Ausgabe auch der Advocatus Diaboli, der sogar schon von einer Abschaffung spricht. Viel-leicht ganz passend, dass -ebenfalls aus der Ver-kehrsplanung- noch eine Stimme einer anderen Richtung zu Wort kommt: Tadej Brezina von der Fakultät für Bauingenieurwesen stellt die „Plattmo-bil“ und die „Verkehrshimbeere“ vor. Markus Karner hat sich die Frage nach dem Wesen der Raumplanung in mehr theoretischer Weise genä-hert. Mit seinem Aufsatz möchte er eine Serie über Begriffe der Raumplanung starten. Es ist damit eine von mehreren neue Rubriken, die Einzug in die-se Ausgabe gefunden haben. Die Idee eine „Bau-stellenserie“ zu machen wurde unter dem Namen „Momentaufnahme“ realisiert. Unter dem Titel „Verpasst?/Nicht Verpassen!“ werden vergan-gene und künftige Veranstaltungen erwähnt und beschrieben. Und „Leseplanung“ wird euch künf-tig mit Literaturtipps(oder –warnungen) versorgen und eine Rezension gleich mitliefern. Viel Spaß mit dem neuen Ausgabe des St.u.P.i.D. wünscht euch

Roland

Department für Raumentwicklung, Infrastruk-tur- und Umweltplanung – ihr alle kennt den holprigen Namen von dem, was man üblicher-weise einfach nur „das Department“ nennt. Dass das ganze einmal beinahe(?) das Label „Department Orange“, bekommen hätte (wie Prof.Hauger im Interview ab Seite 77 ver-rät), hat mich zu der Coverfarbe des aktuel-len St.u.P.i.D.s inspiriert. Mit der im Interview

Seite 38

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Seite 52

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Verpasst?

6.10: P2-vorbei-Fest(„Oktoberfest“) und Erscheinungsdatum des Stupid 2/201122.9.-14.12: „Die Stadt ist uns nicht egal“ in der Wiener Planungs werkstatt – Thema der Ausstellung und von mehreren Podiumsdiskussionen waren partizipative Prozesse.5.10.-16.11: „Platz für die Stadt. Schwedenplatz/Morzinplatz“ im Wien Museum Karlsplatz – In dieser Ausstellung wurden Projekte und Perspektiven des Stadtraumes Schwedenplatz thematisiert. Wer wusste beispielsweise davor schon, dass der Schwedenplatz erst durch Bombardierungen im zweiten Weltkrieg „entstand“? Auch zwei ersprießliche Diskussionsrunden mit u.a. Ursula Stenzel und Maria Vassilakou fanden statt. 7.-16.10: Urbanize! – Das Internationale Festival für urbane Erkundungen fand nach 2010 das zweite Mal statt. Veranstaltet wurde es von dérive, der Zeitschrift für Stadtforschung. Es gab Vorträge, Diskussionen, Spaziergänge, Filme u.v.m. Die Forschung wurde also sowohl indoor als auch auf der Straße betrieben. Spannend war vor allem eine Podiumsdiskussion zum Thema „Sexarbeit und Stadt“ am 14.10 in der IG-Architektur – Ein Thema, dass nach wie vor tabuisiert ist, mit dem neuen Prostitutionsgesetz diesen Herbst aber etwas Aufmerksamkeit bekommen hat.27.10: Aspern Seestadt Citylab „Wie entsteht Stadt? Wie Urbanität?“ – Nach einer Podiumsdiskussion mit u.a. Rudolf Scheuvens und Reinhard Seiß wurde die zweite Auflage des aspern Seestadt Citylab Reports „Die Instrumente des Städtebaus“ präsentiert.29.10.-2.11.:Das PIT war in Wien! Marielis Fischer hat dazu einen Artikel geschrieben: „PlanerInnentreffen Wien - ein Rück- und Ausblick oder: Das Monster und wir“.30.10.-5.11.: Auch die LASKO war in Wien! Die Studierendenkonferenz Landschaft ist so etwas wie das landschaftsplanerische Pendant zum PIT. Schade nur, dass „bei uns“ –auch aufgrund des zeitgleichen PIT- kaum jemand Notiz davon genommen hat.8.11: Erste offene Stuko-Sitzung zur Masterreform. Es wird weitere geben, Infos zu der Sache gibt Sebastian Raho in seinem Artikel „Wohin mit dem Master?“10.11: Jubiläumsfeier der IG Architektur und Verleihung des Planlos 2011-Awards im Gartenbaukino.17., 22., 24.11: Dialogveranstaltungen zur Zukunft der Mariahilferstraße:

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An 3 Tagen im November gab es die Möglichkeiten für alle Interessierten, sich am Dialog zu Umgestaltung der Mariahilferstraße (Stichwort: „FUZO MAHÜ“) zu beteiligen. Interessant waren vor allem die existierenden 3 Vorschläge: ein Teil der MAHÜ Fußgängerzone mit oder ohne Querungen, sowie ganze Innere Mariahilferstraße Shared-Space. Man konnte seine Meinungen deponieren, und sich überlegen inwieweit man dadurch am Prozess beteiligt war. http://www.dialog-mariahilferstrasse.at18.-20.11.: Experiment Days 2011: In der IG-Architektur ging es um „selbstinitiierte Wohn- und Gemeinschaftsprojekte, neue Modelle für Arbeiten und Wohnen sowie Erfahrung aus gemeinschaftlichen Wohnformen wie Baugruppen und innovativen WGs.“ (Auszug HP) Unter anderem stellten sich die 5 Baugruppen der Seestadt Aspern vor, die schon auf einem Baufeld ihre Projekte koordinieren, und auch noch Interessierte suchen. Interessanter Weise die ersten Projekte überhaupt im neuen Stadtteil... Zum Nachschauen und -lesen folgender Link: http://experimentdays-wien.at/ 23.11: Raumpunsch - Da Studenten die Vorweihnachtszeit am liebsten mit Punschtrinken verbringen, und dieser auf den Christkindlmärkten nicht gerade den studentischen Gehältern entspricht, und ich(Maylin) gerne einmal zu einem Raumcafé kommen wollte - kam ich auf die Idee das zu kombinieren - ein Raumpunsch sollte es werden. Der Andrang war erstaunlich groß - 20 Liter Punsch wurden getrunken und gegen Ende war die Stimmung schon sehr heiter.26.11 Stadterforschung 23 – Kaisermühlen: Am 26. November fand eine Stadterforschung im 21. und 22. Wiener Gemeindebezirk statt. Dabei wurden in Kaisermühlen, einer Insel zwischen Neuer und Alter Donau, einige raumplanerisch und stadtgeschichtlich interessante Gebiete und Orte entdeckt. Neben angeregten Diskussionen rund um das Thema Biber konnte auch so einiges Wissenswerte rund um Kaisermühlen, Donau City und Wiener Stadtentwicklung gelernt werden. Optische Eindrücke dieser Stadterforschung sind unter „Stadterforschung Kaisermühlen“ in diesem St.u.P.i.D. zu finden.16.12 Weihnachtsfest und Erscheinungsdatum des Stupid 3/2011

Diese drei Seiten(4-6) leben wie das gesamte St.u.P.i.D(und doch noch viel mehr) von dem Engagement der LeserInnen. Damit diese Rubrik also weiter bestehen kann bitte ich inständigst um Partizipation!

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Nicht Verpassen!19.12.2011, 18:30, Kuppelsaal: „Wien von hinten - Wo die Stadt endet oder beginnt, je nach Blickwinkel.“ Vortrag von Tex Rubinowitz im Rahmen des „Zukunft Stadt“-Kolloquiums

20.12., 19:00, Fachschaft Raumplanung: Nach der vielen positiven Rück-meldung wollen wir den Raumpunsch wiederholen! Und zwar am 20.12. - als letztes vorweihnachtliches Zusammenkommen - und auch vor dem nächsten Jahr.

23.12., 18:00 und jeden weiteren Freitag: Fachschaftsvolleyball ist wieder da! Nähere Informationen auf http://volleyball.boehmnet.at

12.1. 19:30, Kontaktraum: Vorstellung der Publikation zum PIT Wien. Näheres im Artikel „PlanerInnentreffen Wien - ein Rück- und Ausblick oder: Das Monster und wir“ von Marielis Fischer.

18.1.2012, 19:00, HS7: „Was heißt Urbanität“ – Vortrag von Walter Siebel(Universität Oldenburg) im Rahmen des „Zukunft Stadt“-Kolloquiums.

20.01.2012, 16:30, Schwarzenbergplatz: Critical Mass - Diese „Rad-fahrdemo“ ist seit Jahren ein monatlicher Klassiker bei dem sich immer wie-der RaumplanerInnen einfinden. Treffpunkt ist jeden 3. Freitag im Monat um 16:30 am Schwarzenbergplatz, Abfahrt 17:00 – das nächste Mal am 16.12., dem Erscheinungstag dieses Heftes, das übernächste Mal am 20.1. http://www.criticalmass.at

24.1. ca.18:00, Planungswerkstatt Wien: Eröffnung der Ausstellung „Stadt bauen. Beispiele für und aus Wien.“ Ab 25.1. sind dort jeden Donners-tag ab 17:00 Führungen und ab 18:00 Diskussionsveranstaltungen. Felix Sternath, ein ehemaliger Wiener Raumplanungsstudent (sowie Fachschaf und Stupid-Autor) wirkt bei der Konzeption der Ausstellung mit.

27.1: WKR-Ball verhindern! Näheres dazu im Artikel „27. Jänner – der letzte WKR Ball in der Hofburg“ von A.k.o.

März/April: Anfang des Sommersemesters wird es wieder zwei Stadterfor-schungen geben. Eine wird in etwa der PIT-Exkursion „Erinnerungskultur in Wien – Wien erinnert sich (nicht)“ entsprechen, eine zweite wird wieder zur Seestadt Aspern führen.Stadterforschungen verfolgen das Ziel der Selbstaneignung von (Stadt-)Ge-schichte und regen dazu an Altbekanntes aus neuen Perspektiven zu entdecken und zu hinterfragen. Weitere Wiener Stadterforschungen werden auf no-racism.net, aber auch per Mailingliste Raumplanung der Fachschaft Raumplanung angekündigt. Jeder, der Interesse hat, ist eingeladen an Stadterforschungen teilzunehmen und kann auch eigene Exkursionen veranstalten.

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Es ist Weihnachten. Heiligabend. Das Prozedere ist jedes Jahr das Selbe, die Glöckchen klingeln, alles kommt herein, „Uhh…wow…wie toll der Baum nicht ist“, man hat ihn gemeinsam auf-geschmückt versteht sich, die Korken knallen, denn Weihnachten ist saufen, der Fisch wird in die Pfanne gehauen. War da nicht noch etwas? Geschenke teilen sich nicht von selbst aus, denn auch große Kinder können auf ihre weißen, rechteckigen, nicht mal einen Millimeter dicke „Packerln“; jegliche Versuche sich wie früher gezielt etwas zu wünschen sind mit dem Satz „Wieviel brauchst?“ an einer steinernen Mauer namens XY abgeprallt; verzichten, schließlich braucht man wieder Geld für den Urlaub und die nächste Beisltour und außerdem ist jetzt ja auch Sale bei H&M. Tradition nennt man so was. Wir Kinder freuen uns wenigstens über unsere Kuverts. Was meine Leute angeht; mit manchen von ihnen, alle darf ich sie auch nicht in einen Topf werfen; ist diese Schenksache schon wesentlich schwieriger. Manch Weihnacht hab ich‘s ja aufgegeben ihnen was zu schenken. Wir leben mittlerweile in zu unterschiedlichen Welten. Einfach ist’s nicht, mit der konservativen Kremser Sippschaft; Kleinstadtpubli-kum halt. Nix schenken geht aber dann wohl auch nicht. Irgendwie. Vielleicht sollte ich einfach aufhören sie mit Geschenken bekehren zu wollen. Na geh, Hallo?! Ich bin immer noch ich! Mit einem besonderen Geschenk lass ich die Bagasch quasi auch ein bisserl an meinem Leben teilhaben und im Ide-alfall kickt sie das in eine andere, offenere, flexiblere; Gott…hab ich Ansprüche; Richtung. Die hochsemestrige Zeit gab meinem IdealistenIch bis jetzt einfach viel zu viel Stoff um zu Wachsen. Wobei es auch durchaus möglich sein kann dass es die verrückten Gewürze sind; die ich mir momentan in den Kaffe hau; die mich so durchdrehn lassen. Oder die steigende Punschvernichtungszahl. Ja. Hui. Wo waren wir? Ach ja. Mein Idealistenich und Geschenke. Also.Ich versuche es also heuer wieder und suche mir dazu nicht irgendeine Gruppe von Menschen in meiner Family aus, nein, ICH geh aufs Ganze: Ich will denje-nigen was schenken, die mir mitunter am schwersten zugänglich sind; so tiefsin-nig zumindest; denjenigen, deren Leben am Wenigsten dem meinem entspricht, denjenigen, die Neuerungen, obwohl sie theoretisch eigentlich der „Landbe-völkerung Light“ angehören, am Meisten aus dem Weg gehen, denjenigen, die nicht wirklich fähig sind über den eigenen Tellerrand hinauszudenken, typische Österreicher halt. Gerade das letzte Gsatzl sollte man fett markieren. Juhu. Das wird ein riesen Spaß. Los geht’s.Und was wird’s?Für den Einen; Firmeninhaber; relativ erfolgreich: „Die Gemeinwohl-Ökonomie, Das Wirtschaftsmodell der Zukunft“Für die Andere; Pädagogin;…: „Nachhaltig leben: 25 Vorschläge für einen ver-antwortungsvollen Lebensstil“

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Nachhaltig zu leben soll schließlich nicht bedeuten, auf etwas verzichten zu müs-sen.Juhu. Na Prost Mahlzeit. Warum sowas?Wie gesagt, gibt es nichts Schöneres für die Eltern, als am Leben der Kinder teil-haben zu können? Zu wissen womit sie sich beschäftigen? Was sie beigebracht bekommen? Wie sie leben und nach welchen Vorsätzen sie das tun? Was sie bewegt und zu neuen Ufern aufbrechen lässt? So. Jetzt reicht’s aber. Man kann schließlich nicht ganz Ungarn fluten. Ok. Geschenk.Das Semester ist irgendwie verhext. Das Thema rennt mir nach. Es verfolgt mich, sogar bis in die Südsteiermark. Ich schenke ihnen also nicht nur ein Buch, sondern auch ein Stück von mir. Quasi. Trauen tu ich mir da schon was. Muss man wissen. Obwohl ich mich da jetzt auch nicht in den Himmel heben will mit meinem Pseudo-Mut, so ist‘s dann auch nicht.Aber schwierig werden wird’s schon. Nachhaltigkeit, was ist das eigentlich?„In räumlicher Hinsicht bedeutet eine nachhaltige Entwicklung die langfristige Sicherung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Lebens- bzw. Über-lebensbedingungen von Städten und Regionen.“ „Die Nachhaltige Entwicklung („sustainable development“) steht unter dem Grundsatz den ökonomischen, ökologischen und sozialen Bedürfnissen der heutigen Gesellschaft gerecht zu werden, ohne dadurch zukünftigen Generationen die Möglichkeit der freien Ent-wicklung zu nehmen, bzw. zu riskieren diese nicht befriedigen zu können.“ „Die Vision einer nachhaltigen Wirtschaftsweise umfasst eine konsequente Orientie-rung am Bedürfnis der Kunden (Dienstleistungsorientierung), die Konzentration auf effektiven und effizienten Umgang mit Ressourcen und die Verantwortung für die Mitwelt als Basis der Steigerung der Lebensqualität.“Das ist jetzt alles nicht von mir. Welch Wunder. Quellen gibt’s auf Anfrage, ich will mir schließlich meinen Text nicht versauen; wenn’s nicht schon zu spät ist. Außerdem wisst ihr ja alle drüber Bescheid. Die Definitionen find ich ganz nett. Meine Sippschaft würde allerdings nichts da-mit anfangen können. Vielleicht einer, ein anderer wenn er sich anstrengt, naja ein weiterer vielleicht noch. Aber dann ist auch schon Schluss. Worum geht’s also? Folgendermaßen würd ich‘s meiner Bagasch erklären:„Nimm Stoff- statt Plastiksackerl, kauf Bio- statt normaler Milch, fahr im Som-mer mehr mit dem Radl in die Arbeit (dann brauch ich mir das Gesudere von wegen Zunehmen auch nicht mehr anhören), kauf nur das was ihr wirklich braucht (du regst dich ja selber auf dass ihr so viel wegschmeißt), kauf generell mehr von Bauern und regionalem Zeugs (schließlich willst du ja auch gerne wis-sen von wo‘s kommt), bemüh dich mal mehr Strom zu sparen (nimm die Dinger mit dem roten Aus- und Einschaltknopf), informiert euch generell mal was So-laranlagen angeht (wozu hat man ein Dach?), nimm jeden Teebeutel 2-mal (der schmeckt dann noch immer nicht wie Kaffee aber sicher auch nicht schlimmer als vorher), schau beim Einkaufen drauf woher das Zeug kommt dass ihr esst, fliegt

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nicht jedes Jahr auf eine Insel, versucht mal weiterzudenken.“Da ich das studier was ich studier; mal mehr mal weniger und ich mit den Leuten zusammen bin mit denen ich zusammen bin, fühl ich mich verpflichtet Mister X und Frau Y zu konfrontieren und ein bisserl zu schockieren. Wenigstens zu Weihnachten. von Anni Roc

Errata 2/2011:* Marielis hat das „ie“ vorne.* Die Botschaft besorgter BürgerInnen existierte bereits 2000 als Reaktion auf Schwarz-Blau.* Auf der Seite „Hier könnte dein Artikel...“ ist irrtümlich die Pluralform eines Verbes stehen geblieben. Das war der Rest einer Überlegung von mir, dass das „StuPiD“ doch eigentlich ein Pluralwort ist. Da ist doch was dran, oder?

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27. Jänner – der letzte WKR Ball in der Hofburg

von A.k.o. Am 27. Jänner 2012 findet zum letzten Mal der Ball des Wiener Korporati-onsringes in der Hofburg statt. „WKR Ball fliegt aus der Hofburg – Mob Jubelt“ so titelte eine rechtsextreme FPÖ-nahe Internetplattform und der FPÖ Wien Klubobmann Johann Gudenus ortet in der Entscheidung der Betreibergesellschaft der Hofburg gar eine Täter-Opfer Umkehr – eine Figur, die der der „Arbeits-gemeinschaft demokratischer Politik“ (eine Organisation, der vom Verfassungs-schutz eine „ausgesprochene Affinität zum Nationalsozialismus“ zugeschrieben wird) nahe stehenden FPÖ Nachwuchshoffnung ferner sicherlich nicht liegen könnte.

Einige werden sich womöglich fragen, um was es sich bei dem WKR Ball handelt. Während es für den fasanviertler FPÖ Chef Strache ein Ball „der Leistungsträ-ger“ ist, handelt es sich bei nicht mal allzu genauerem hinsehen um eine Veran-staltung, die zumindest an diesem Ort wohl nirgends sonst in Westeuropa statt-finden könnte. Neben dem ausrichtenden deutschnationalen burschenschaftlichen Milieu, dessen Grad an Rechtsextremismus hierzulande ein Ausmaß erreicht, dass reihenweise ähnliche Organisationen aus Deutschland sich von der gemeinsamen Dachorganisation „“Deutsche“ Burschenschaft“ abwenden1, nehmen Rechts-extremisten und Holocaustleugner (z.B. David Irving, rechtskräftig verurteilt) aus ganz Europa (so z.B. Marine Le Pen vom französischen Front National, Filipp de Winter der zum belgischen Vlaams Belang gehört u.v.a.m.) an diesem Vernet-zungstreffen des europäischen Rechtsextremismus teil.2 Tatsächlich durfte diese Veranstaltung seit 1952 jährlich in der Hofburg, dem Amtssitz des österreichi-schen Bundespräsidenten stattfinden.

Widerstand gegen dieses nicht nur grausliche sondern vor dem Hintergrund der sozialen Krise zunehmend gefährlichere Feiern wird in Wien nicht gerne gesehen. 2010 wurde eine Demonstration im letzten Moment untersagt und bloß eine Kundgebung genehmigt, die nach zahlreichen Provokationen seitens der Polizei eingekesselten DemonstrantInnen mussten teils Stunden in der Kälte ausharren

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und wurden mit hohen Geldstrafen belegt. Die Repression wiederholte sich im Jänner 2011. Damals wurde jedoch nicht einmal eine Standkundgebung „er-laubt“3. Gerechtfertigt wurde dieses undemokratische, rechtsextreme Strukturen schützende Vorgehen mit vereinzelten Ausschreitungen in den Jahren davor, die sich im Wesentlichen auf einige geworfene Steine und demolierte Fensterschei-ben beschränkten und die Notwendigkeit entschlossenen Einschreitens nur noch weiter verdeutlichen. Denn der Umgang mit dem städtischen und dem repräsen-tativen Raum zeigt eindeutig, was hierzulande ins Recht (eine offen rechtsextre-me Veranstaltung) und was ins Unrecht (antifaschistischer Protest) gesetzt wird.

Repräsentation und NormalisierungNicht nur wird die Veranstaltung von Rechtsextremisten und Nazis (traditioneller Teilnehmer Otto Scrinzi, 83: „Ich war schon immer rechts, auch innerhalb der NSDAP.“) erlaubt, während andererseits die staatliche Erlaubnis dazu einher-geht mit polizeilicher Repression der Gegendemonstrationen. Es positionieren sich damit auch jene Kräfte, die diese Veranstaltung nicht nur nicht verhindern, sondern dadurch bisher auch Räume der Repräsentation konstruierten: Eine sich als elitär verstehende, radikal antiegalitäre und antidemokratische Versammlung im Amtssitz des Bundespräsidenten, womit eines der repräsentativsten Gebäude der Republik Schauplatz einer spezifischen Öffentlichkeit wird. Der „öffentlichs-te“ Raum wiederum wird jenen verwehrt, die sich dagegen zur Wehr zu setzen versuchen.

Nun geht es zwar nicht nur um den spezifischen Raum, in dem derartige Ver-anstaltungen stattfinden, schlimm sind sie in den Häusern der deutschen Bur-schenschaften ebenso wie in der nur einen Steinwurf entfernten Hofburg, dem

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1Erst Ende dieses (2011) Sommers sorgten diese Burschenschaften für Aufregung, weil ernsthaft die Frage nach der Gültigkeit eines „Deutschenparagrafen“ gestellt wurde. Nach-dem man wohl oder übel (?) akzeptieren musste, dass es keine Arier gibt, wollte man zu-mindest festgestellt wissen, dass ein Student dessen Eltern aus Asien stammen, kein Deut-scher sein könne. Vgl. http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,767788,00.html2http://www.offensivegegenrechts.net/?p=4563Das österreichische Versammlungsgesetz sieht nur die Möglichkeit vor, Demonstrationen zu untersagen. Versammlungen sind prinzipiell erlaubt. Auch Geldstrafen bei Nichtbefol-gung einer Untersagung einer Versammlung sind nicht vorgesehen, weshalb die Polizei regelmäßig Geldstrafen für reichlich absurde Vergehen verhängt. Das Vorgehen der Polizei war in den letzten Jahren also eindeutig auch rechtlich „bedenklich“. Vgl. http://www.offensivegegenrechts.net/?p=564#_ftn5

repräsentativen Gebäude einer Republik, die ohnedies im Umgang mit derartigen Umtrieben an Distanz vermissen ließ. Doch der WKR Ball trägt zur Normalisie-rung der absurden und menschenverachtenden Ideologien dieser Organisationen bei und das eben umso effektiver, wenn er in der Hofburg stattfindet.

Dies dürfte nun bald der Vergangenheit angehören, seit die Betreibergesellschaft der Hofburg den Ball für 2013 ausgeladen hat. Am 27. Jänner 2012, dem Tag der Auschwitzbefreiung, findet er jedoch ein letztes Mal in der Hofburg statt.

Auch und besonders dieses Mal sicherlich nicht unbehelligt, gibt es doch für den WKR Ball 2012 mit mehreren Bündnissen bestehend aus zahlreichen Parteien, Gewerkschaften und Vereinen die breiteste Mobilisierung bisher.

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Wohin mit dem Master?von Sebastian Raho

Es scheint schon fast ein Fixpunkt im Studienjahr zu sein; so wie die Blätter beginnen zu fallen und die Temperaturen sich langsam gegen Null neigen, setzt sich die STUKO zusammen und startet eine Studienplanreform. Diesmal ist der Master dran. Das Rektorat hat beschlossen, dass alle Masterstudien bis zum WS 2012 neu zu sein haben und fleißig, fleißig machen wir uns ans Werk. Doch birgt dieser Fingerzeig, den wir befolgen sollen und natürlich auch eifrig, eifrig befolgen, auch Chancen. Einerseits weist der bisherige Master einige strukturelle Defizite auf: ein zu großes, unflexibles Projekt 3, einen massigen, redundanten Pflichtteil, Module die nur alle zwei Jahre angeboten werden, kaum Platz für Forschung und ein fehlendes Masterseminar. Die Fachschaft Raumplanung sieht in folgenden Punkten Ausbaubedarf beim Master:

1) RaumplanerInnen suchen sich ProjekteRaumplanung ist nicht bloße Projektdurchführung. Ein Raumplaner, eine Raum-planerin muss Projekte überhaupt erst auf die Beine stellen, Handlungsbedarf er-kennen und Unterstützung erarbeiten. Dies kann nicht in einer Vorlesung doziert werden. Das muss draußen in der großen, bösen, weiten Welt selbst erfahren werden. Studierenden muss im Master Raum und Unterstützung gegeben werden eigene Ideen und Interventionen, von der ersten Themenformulierung, über die Umsetzung im Detail, bis zur Abschlusspräsentation selbst in der Hand zu haben und durchzuführen.

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2) RaumplanerInnen verbessern die WeltWie zynisch wäre es anzunehmen, dass ein Planer, eine Planerin einfach un-kritisch umsetzt, stumm Weisungen folgt. Wir PlanerInnen sind verantwortlich für unser tun, verantwortlich für den Raum den wir schaffen, verantwortlich für die Werte die wir verräumlichen. Und so muss im Master Ethik und Politik eine Rolle spielen. Was darf ein Planer, eine Planerin überhaupt? Welche Rolle sollen wir einnehmen? So muss das kritische Denken geschärft werden und immer die Frage im Hinterkopf stehen: Wer profitiert letztendlich von dem was ich hier umsetze? Das fehlt bis jetzt fast gänzlich.

3) RaumplanerInnen verstehen allesRaumplanung ist als eine berühmt-berüchtigte Querschnittsmaterie bekannt. Wenn ich Geographie studiere werde ich also immer mehr Ahnung von Re-gionalanalytik haben als jeder Raumplaner und jede Raumplanerin zusammen und wenn ich Soziologie studiere werde ich wahrscheinlich mehr Ahnung von Segregationsprozessen haben. Aber der springende Punkt ist, dass ich nach dem Studium genug Ahnung von beidem habe um darüber zu sprechen und für die spätere Planung in einen Kontext zu setzen oder mich als Forscher darauf zu spezialisieren. Dafür ist auch ein ausgeprägtes Verständnis von Raum notwendig. Im Master ist leider nicht Platz um jedes Thema der Welt unterzubringen und im Master weiß ich bereits ob mich das Eine oder das Andere interessiert. So muss auch im Master eine breite Wahlmöglichkeit angeboten werden um bestimmte Schwerpunkte individuell zu setzen und ein schlanker Pflichtteil z.B. Ethik, Politik, wissenschaftliches Arbeiten, Planungstechniken usw. vermitteln.

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„Wir haben ein Monster erschaffen“ Dieser Spruch wurde im Laufe der Orga-nisation des PlanerInnentreffens zum geflügelten Wort. Nicht nur dass wir, also die Fachschaft Raumplanung, über 160 Gäste aus Deutschland, der Schweiz, Schweden und Luxemburg in Wien zu Gast hatten, nein, wir wollten auch noch unsere und die Gedanken anderer zum Thema Citybranding sammeln und in eine Publikation verpacken. Aber alles der Reihe nach.

Nachdem Anfang Jänner der Startschuss für das PIT gegeben wurde, begannen wir uns intensiv mit der logistischen Organisation und der inhaltlichen Konzepti-on zu beschäftigen. Was genau das alles beinhaltete kann man in der letzten Aus-gabe des St.u.P.i.D.s nachlesen. Richtig spannend wurde es dann in den letzten

PlanerInnentreffen Wien - ein Rück- und Ausblick

oder: Das Monster und wirvon Marielis Fischer

Erhitzte Gemüter beim Wuzzelfinalepaar Wochen vor dem PIT. Wir hatten da unter anderem un-sere Publikation fertigzustellen. Die meisten Beiträge hatten wir bereits im Sommer gesammelt, jedoch waren einige unserer ei-genen Beiträge noch ausständig. Spätestens eineinhalb Wochen vor dem PIT mussten sowohl der erste Teil „branded city“ als auch der zweite Teil „lonely branding“ (das Programmheft, eine An-spielung auf die allseits belieb-ten Reiseführer lonely planet) in Druck gehen. Ein letztes Texte-produzieren und Korrekturlesen in den frühen Morgenstunden ließen bei so manchen von uns Erinnerungen an das P2 hochle-ben. Die Publikation selbst wurde in Schubern herausgegeben, die erst mit unserem Logo beklebt werden mussten – an dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an den Fachbereich Region für die finanzielle Un-terstützung. Pünktlich zwei Tage vor Beginn des PIT war dann

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aber alles geliefert. Zu diesem Zeitpunkt waren auch schon andere lebenswich-tige Dinge geschehen: Die selbstbedruckten Sackerl waren mit Inhalt gefüllt, das Programm stand soweit und die Fachschaft selbst verwandelte sich immer mehr zu einem Essens- und Getränkelager. Aber was wäre eine Großveranstaltung ohne Zwischenfälle. Freitag Abend, als auch bereits die ersten Gäste eingetroffen waren, sagte und einer unserer Key-note-Speaker per Mail für die Auftaktveranstaltung am Samstag ab. Tief durch-atmen, kurz schreiend im Kreis laufen, und schon war ein Ersatz gefunden (vielen Dank an Prof. Wiegand für die kurzfristige Zusage!). Die Fachschaft war bereits vollständig umgebaut, die ersten Sackerl verteilt und auf das beste PIT aller Zeiten wurde angestoßen.

„Ich glaub das Monster hat uns schon gefressen“

Das Bild des „Ungeheuers“ PIT wurde weiterentwickelt; und das noch vor dem offiziellen Beginn Samstag Mittag. Die Stimmung war dennoch ungebrochen positiv. Um 16 Uhr war der Kuppelsaal zwar noch nicht brechend voll, doch spätestens nach der obligatorischen akademischen Viertelstunde wurde endlich mit der Auftaktveranstaltung begonnen. Im ersten Teil wurden organisatorische Dinge wie die Anmeldung zum Wuzzelturnier oder allgemeine Informationen zum

Angeregte Diskussionen im Werk

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Programm geklärt. In der Pause wurde schon den ersten von uns bewusst, dass das Trennende zwischen Österreich und Deutschland die gemeinsame Spra-che ist. Die Bedeutung von Grundvokabular wie Stiegen (=Treppen), „wuzzeln“ (=tischkickern) und „urleiwand“ (eine Übersetzung ins Hochdeutsch wäre unse-riös) wurde von einigen unserer deutschen Mitmenschen schüchtern erfragt. Im zweiten Teil des Auftaktes hielten unsere vier Keynotespeaker Antonia Dika, Sa-bine Knierbein, Johannes Suitner und Dietmar Wiegand einen kurzen inhaltlichen Input und versuchten sich in der anschließenden Podiumsdiskussion an einer Annäherung an das Thema. Gestärkt durch ein reichhaltiges Abendessen ging das Wuzzelturnier, dessen Bedeutung mittlerweile für alle geklärt war, in seine erste Runde. Knapp aber doch konnte sich in einem nervenaufreibenden Finale schlussendlich der FC Helfer Wien gegen den FC Kassel durchsetzen.

Der Sonntag stand ganz im Zeichen der Hochschulpolitik und des Wiener Schnit-zels. Vormittags wurden Themen wie Masterstudiengänge, Erasmusaufenthalte oder die Vernetzung des Bundesfachschaftsrats diskutiert. In der Zeit zwischen den HoPo Workshops und der Abendveranstaltung im Werk im 16. Bezirk sollten die TeilnehmerInnen im Zuge einer Schnitzeljagd die Stadt eigenständig erobern. Es gab drei Aufgaben zu erfüllen: Unter den Überschriften „Klischee-Wien“, „Anderes Wien“ und „Neues Wien“ sollten jeweils ein Klischee im Glas bzw. ein Zitat mitgenommen und ein brand entworfen werden. Insgesamt 14 Gruppen zogen durch die Stadt und der Rücklauf war bemerkenswert hoch! Die Ergebnisse können derzeit in der Fachschaft bewundert werden. Ebenfalls be-staunt werden können die kreativen Resultate der Stadtaufgabe: Jede Fachschaft

Interessierte Gesichter beim Bahnhofs-Workshop

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hat Wiener Begriffe und Klischees in ihrer Stadt gefunden und fotografiert. Diese Fotos hängen im Gang der Fachschaft. Nach der Abendveranstaltung im Werk mit vorzüglichem Essen kehrte ein Teil unserer Gästeschaft dann zurück in die Fachschaft (man munkelt die Bierpreise in Wien seien heillos überteuert). Dort ergab sich dann eine Spontanparty, bei der zu Eurodance, Bravohits 8 bis 16, aktuellem deutschen Hip-Hop und schlussendlich 80er Jahre Musik bis in die frühen Morgenstunden getanzt und gefeiert wurde. Für mich einer der schönsten Momente, weil er zeigt, was sich ergeben kann, wenn man Freiräume zulässt.

„Ich glaub das Monster hat uns schon verdaut“

Spätestens am Montag wurde uns allen bewusst, dass man eine Veranstaltung noch so gut organisieren und vorbereiten kann. Wirklich beeinflussen kann man sie aber ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr. Montag und Dienstag wurden Workshops bzw. Exkursionen in Wien abgehalten. Thematisiert wurden unter anderem das Stadtentwicklungsprojekt Aspern, die Wiener Fahrradkultur, Märk-te, der Hauptbahnhof, der Wurstel- bzw. Böhmische Prater, Wien im Film, das Rote Wien oder Wien von oben. Montag Abend starteten dann die Beisltouren, die (fast) alle in verschiedene bekannte und weniger bekannte Lokale in Wien

Ausgelassene Stimmung bei der Abschlussveranstaltung

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führten. Dienstag Abend wurde dann über die Workshops im Rahmen der Ab-schlussveranstaltung Revue passiert. Auch Bierpokal und Bierzepter wurden ver-liehen und das Orga-Team aus Cottbus stellte das kommende PIT im Mai vor. Die anschließende Abschlussparty in der Fachschaft war ein voller Erfolg und ein rauschendes Fest.

Den Rückmeldungen unserer Gäste nach zu schließen hat nicht nur uns das PIT in Wien großen Spaß gemacht. Ich glaube, dass man unsere Begeisterung für das Thema und für die Veranstaltung vor allem an der Liebe zum Detail spüren konnte. Dass nach so langer Planungsphase so ein „Monster“, das die längste Zeit nur in unseren Köpfen existierte, real wird und unsere Ideen der Reihe nach aufgehen und geschätzt werden gibt unglaubliche Motivation und Aufschwung. Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung kann man in diesem vergleichsweise geschützten Rahmen auch einiges über Projektmanagement lernen, besonders anhand von Fehlern und Dingen, die schief gelaufen sind. Und ohne unsere Hel-ferInnen hätte so eine Großveranstaltung natürlich auch nie stattfinden können – danke nochmals an alle Beteiligten. Nicht zuletzt sind wir, das Orga-Team, bestehend aus elf Personen, uns ein ganzes Stück näher gekommen, haben un-sere Macken und Liebenswürdigkeiten aneinander kennengelernt, sind Freunde geworden, hatten gemeinsam jede Menge Spaß und können uns trotz dieser intensiven Zeit noch sehr gut leiden – dafür bin ich euch sehr dankbar, friends of the sun!

Das Monster ist tot, es lebe das Monster

Was bleibt also noch zu sagen zum PIT? Einerseits fehlt von unserer Publikati-on noch der dritte Teil, der das PIT selbst zum Thema macht und ausgewählte Aspekte und Anekdoten aufarbeitet. Vorstellen werden wir unsere Publikation inklusive Teil drei dann am 12. Jänner um 19:30 im Kontaktraum – dazu möchten wir euch alle herzlich einladen!

Andererseits soll dieser Termin aber auch dazu dienen, unseren Arbeitsprozess zu präsentieren. Die Organisation des PIT selbst und das Herausgeben unserer Publikation geschahen im Rahmen eines selbstorganisierten P3. Dafür brauchten wir in erster Linie Unterstützung von Seiten der Lehrenden: Vielen Dank für das Vertrauen in uns an Arthur Kanonier und Sibylla Zech!

Aus diesem Grund steht dieses PIT aber für mehr als „nur“ das Veranstalten einer studentischen Konferenz. Es steht auch für ein gewisses Verständnis von Studium und universitärer Lehre. Es steht für das eigenständige Organisieren von Ver-anstaltungen und Beschäftigen mit aktuellen Themen. Es steht für studentischen Einsatz, Eigeninitiative und Engagement; für eine Auffassung, was Studieren an einer Universität bedeuten kann. In diesem Sinne wollen wir euch ermutigen, euer Studium selbst mitzugestalten! Das PIT soll erst der Anfang gewesen sein in einer Reihe von Ideen, die ihr im Rahmen eurer Hochschulbildung umsetzen könnt. Nehmt euch euren Raum, formuliert eure Einfälle, gestaltet euer Studium, kurz: Schafft euch euer eigenes Monster!

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FS Raumgalerie

Der FC Helfer Wien gewinnt das Wuzzeltunier

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Kreative Schlafplätze in der Turnhalle

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Vielversprechender Titel – durchwachsenes Fazit.

Aber starten wir am Anfang: Es begann mit dem vielversprechenden Titel an ei-nem regnerischen Nachmittag in der Fachschaft, als Franz, Julia und Pia ziemlich spontan auserkoren wurden (das nennt man wohl zur richtigen Zeit am richtigen Ort), als Ersatzbesetzung zum Kongress Stadt 3.0 – Ist eine Stadt reale Insze-nierung oder inszenierte Realität? am 20. Oktober 2011 nach Salzburg zu fahren. Die Begeisterung seitens der Auserwählten war groß trotz der Tatsache, dass man sich am nächsten Tag um 05:44 im Zug befinden sollte. Hätte sollen. Da waren‘s nur noch zwei von vormals drei.

Tatsächlich pünktlich am Bestimmungsort in der Universität Mozarteum in Salz-burg angekommen, wurden wir nach Abschluss der Anmeldeprozedur („Die ur-sprünglich genannten Personen kommen ganz bestimmt nicht mehr??“) nach vorsichtigem Nachfragen dezent (oder doch auch etwas peinlich berührt?) darauf hingewiesen, dass nein, die Gutscheine für das Mittagessen im Carpe Diem (ge-gessen wird Finest Fingerfood aus knusprigen Cones1) nur für zahlende Tagungs-teilnehmerInnen bestimmt sind. Schließlich würde ja sonst alles gezahlt. Schönen Dank auch. Detail am Rande: Abgesehen von den insgesamt fünf eingeladenen Studierenden zahlte man für die Teilnahme 345 € exkl. USt. (Mitglieder der Stadtmarketing Austria hatten noch immer 245 € exkl. USt. zu berappen).

Stadt 3.0 – Ist eine Stadt reale Inszenierung oder inszenierte Realität?

Kongress der Stadtmarketing Austriavon Pia Kaiser und Franz Musil

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Gut, etwas holpriger Start, aber das soll uns nicht davon abhalten, motiviert einer Veranstaltung mit erhoffend erhellenden Beiträgen und spannenden Diskussio-nen entgegen zu blicken. Es spannte sich ein Potpourri an Vorträgen auf: Von Ausführungen über romantische Candle-Light-Dinner auf dem Millstättersee (Bei Interesse bitte sich so bald wie möglich mit dem örtlichen Tourismusbüro

Begrüßung durch den Salzburger Bürgermeister. Quelle: cityfoto. DAVID, Johannes (2011).2

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1 http://www.carpediemfinestfingerfood.com/index2.php?lang=de2 Bitte sich die schöne Aussicht auf den Mirabellgarten und den Mönchsberg ohne Lein-wand vorzustellen.3 Den AutorInnen dieses Artikels ist leider nicht bekannt, ob Gelsenspray auch im Paket-preis inkludiert ist.

in Verbindung setzen. Die zwei Inseln sind so gut wie immer ausgebucht!3 ) und Museen in Mürzzuschlag, über Möglichkeiten partizipativer Planungsprozesse bis hin zur philosophischen Betrachtung urbaner Agrikultur und Gärtnern in der Stadt. Beeindruckt hat der Beitrag von Helmuth Berking, dessen Ausführungen zur Eigenlogik von Städten und der Zusammenhang mit Stadtmarketing inter-essante Aha-Effekte auslösten (aus den Gesichtern der Anwesenden ließ sich jedoch ablesen, dass das wohl nur jenen Personenkreis betraf, der davor schon mit Raumtheorie in Berührung kam). Der Vortrag des Keynote Speakers Greg Clark am späten Nachmittag über Stadtmanagement und im Besonderen über City Branding provozierte vor allem heftige Fragezeichen und kritische (Wei-ter-)Denkanstöße über die tatsächliche Praxis neoliberal geprägter Stadtent-wicklungsstrategien. Nichtsdestotrotz blieben spannenden Diskussionen leider auf einige spärlich gesäte Wortmeldungen (der Studierenden) beschränkt, die aller-dings teilweise durch sehr amüsante Situationskomik begeisterten.

Kommen wir zum Ende: Was bleibt ist ein durchwachsenes Fazit eines intensiven Tages. Unter einem vielversprechenden Titel hat sich eine Vielzahl unterschied-licher Vorträge verborgen, denen trotz einiger Lichtblicke größtenteils schwer zu folgen war bzw. die wenig Neues zu Tage förderten. Das Zielpublikum, das damit eigentlich hätte erreicht werden sollen, blieb ebenso im Dunkeln wie ein roter Faden durch das Programm. Was lernen wir daraus? Auch eine teure Verpa-ckung muss nicht viel über den Inhalt aussagen.

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Amerika. Kalifornien. Das Land bietet für Studenten scheinbar unendliche Mög-lichkeiten in der individuellen Selbstentfaltung mit einem perfekten Image von strahlendem Sonnenschein, traumhaften Stränden und coolen Surfspots. Und alles dreht sich um Entertainment…

Bei meiner Ankunft in San Jose an der State University wurde ich zwangsläu-fig an Szenen erinnert, wie man sie beispielsweise aus Teenagerkomödien wie American Pie kennt. Alles scheint übertrieben, kitschig aber dennoch vollkom-men durchorganisiert zu sein. Die Heroen der verschiedenen Disziplinen glänzen im Kreise ihrer Cheerleader mit ihren sportlichen Leistungen in der Universitäts-Zeitung, während abends eher die Performance der Partytauglichkeit mit diversen Integrationsspielchen ausgetestet wird. Wer bei all diesen außerordentlichen Akti-vitäten noch immer keine Freunde gefunden hat, kann sich bei den in zahlreicher Anzahl vorhandenen Verbindungen bewerben. Kappa, Alpha und Gamma sorgen für deine Integration in den Studienalltag!

Hella California - Mein Auslandssemester an der San Jose State University

von Bernhard Lachmann

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Pizza, Burger und Quesadilla stillen deinen Hunger ebenso wie ein Liter Cola, welche auf Wunsch kostenlos nachgefüllt wird. Studentische Bewegungspro-gramm, die im Rahmen einer Lehrveranstaltung („class“) belegt werden können, helfen deinen BMI zu halten. Wer sich dann immer noch nicht fit fühlt, kann sich im Campus eigenen Fitnessstudio oder Pool austoben.

Wer sich für ein Wohnen auf dem San Jose University Campus mit den entspre-chenden Vorzügen entscheidet, kann für ca. 880 Dollar ein möbliertes Einzel-zimmer in einer 4er WG mit Badezimmer und Küche erhalten. Als Graduate und dem nötigem Kleingeld ist es möglich, in den Campus eigenen Luxuswohnheim-komplex CVA umzuziehen. Ich selbst kann dazu nur raten, denn der Altersdurch-schnitt ist dort für österreichische Verhältnisse angemessen.

Doch auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist nicht alles so leicht, wie es anfangs scheinen mag. An der SJSU wird nach einem sehr verschulten System unterrichtet. Anders als in Österreich fließen hier in die Gesamtnote die Anwesenheit, die Teilnahme an der Vorlesung, regelmäßige Hausaufgaben und natürlich die Abschlusspräsentation mit ein. Insgesamt ist der gefühlte zeitliche Aufwand für Lehrveranstaltungen höher als an einer österreichischen Universität. Interessant ist auch, dass im Vergleich zu der TU Wien die Teilnahme an Projek-

Die Stadthalle

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ten der SJSU mehr nach dem Arbeitsaufwand, dem persönlich Engagement und nach Potential der eigenen erbrachten Leistung innerhalb eines Teams bewertet wird. Hart aber fair! Positive Ergebnisse werden dafür in Form von Scholarships oder Auszeichnungen gewürdigt.

Bei der Betreuung herrschen ein sehr familiäres Klima und ein eher partner-schaftliches Verhältnis zwischen Studierenden und Professoren. Aus eigenen Er-fahrungen während meines Forschungsaufenthaltes am Department für „Urban and Regional Planning“ kann ich behaupten, dass ein äußerst kooperativer, hilfs-bereiter und sehr professioneller Umgang für eine entspannte Arbeitsatmosphäre und damit auch für bedeutend mehr Motivation sorgen.

Als engagierter Gaststudent gewinnt man innerhalb Kürze professionelle Kon-takte, die sich im Rahmen der Forschungstätigkeit als äußerst nützlich erweisen. Teilweise entstehen auch aus den neuen Bekanntschaften auch Freundschaften, die über das Fachliche hinaus tiefere Einblicke in die amerikanische Lebensweise bringen.

San Jose ist zwar nicht gerade eine pulsierende Metropole. Dennoch kann ich diesen Studienort, nicht zuletzt wegen den guten Bedingungen an der Universität,

Der Campus

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sehr empfehlen. Er ist ein idealer Ausgangspunkt für Exkursionen, um den Wes-ten der USA kennenzulernen. Man gelangt einfach und schnell in die Bay Area, nach San Francisco, Santa Cruz, Yosemite oder auch LA und Las Vegas.

Finanziert wurde mein Studienaufenthalt von der Marshall Plan Foundation Aust-ria. Ihren Ursprung findet die Foundation in dem „European Recovery Program“, welches nach dem Zweiten Weltkrieg zum Wiederaufbau Europas verwendet wurde. Heute trägt der Fond zum Aufbau und Erhalt internationaler Universitäts-kooperationen zwischen Österreich und Amerika bei und fördert den bilateralen Wissenstransfer.

Meine Forschungstätigkeit bestand darin, ein Mixed Use Development in Bezug auf die Stadtentwicklung in San Jose zu untersuchen. Die Santana Row, eine Art Shopping Center mit luxuriösen Wohneinheiten, Hotel, Büros und Eventflächen bietet den Konsumenten und Besuchern auf fast 80.000 m² Verkaufsfläche

Die Wohnheime

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sämtliche Güter und Dienstleistungen des gehobenen Bedarfs. Die Entwicklung dieses Mixed Use Developments steht nach wie vor einer scharfen Kritik von Stadtplanern und Experten gegenüber. Während die Innenstadt an der Konjunk-tur und dem Strukturwandel leidet, profiliert sich die Santana Row als exzellente Adresse in San Jose. Es bleibt unbestritten, dass die Innenstadt in einer starken Konkurrenz zu der künstlichen Einkaufs- und Erlebniswelt steht. Dennoch hat sich diese hervorragend etabliert und findet zu Werbezwecken im „Envision 2040“ (General Plan) Anerkennung. Nicht zu letzt blickt man seitens der Stadtplanung ein bisschen neidisch auf die perfekte Umsetzung von Konsumentenbedürfnissen nach marktwirtschaftlichen Kriterien.

Santana Row wirkt wie ein Fremdkörper in der amerikanischen suburbanen Stadtlandschaft. Jedes Gebäude birgt ein kleines Detail, das es zu entdecken gilt. Rustikale Tore, Wandmalereien, antik aussehende Tonkrüge oder die un-terschiedliche Gestaltung einer jeden Fassade machen diesen Ort so interessant.

Santana Row

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Man freut sich schon auf die nächste Entdeckung und wird nicht satt vom ständi-gen Suchen nach ausgefallenen Details. Es ist auch nicht auf dem direkten Blick erkennbar, was sich in 100m Entfernung zeigen könnte. Das verstärkt nochmals das Interesse und die Neugierde.

Der Autoverkehr wird auf 27,36 Km/h pro Stunde beschränkt. Die tatsächliche Geschwindigkeit ist jedoch geringer. Hierfür sorgen diverse Fußgängerüberwege. Eigentlich regelt sich die Geschwindigkeit von selbst. Denn wer mit dem Auto durch die Santana Row zu fährt, heisst sich selbst zu präsentieren. Durch die ge-ringe Geschwindigkeit, durch breite Gehwege und durch die bevorzugte Stellung der Fußgänger im Straßenverkehr gilt die Santana Row als besonders fußgän-gerfreundlich.

All die oben aufgezählten Assets sind Ergebnisse einer Studie des Investors, der europäische Städte (vor allem Italien) auf die Einkaufsatmosphäre hin analysieren ließ.

Ich fand meinen Aufenthalt in Kalifornien und die damit verbundenen For-schungstätigkeit sehr spannend. Es hat mich überrascht, dass die für uns ei-gentlich so bekannte amerikanische Hollywood- Kultur dennoch so anders ist. Überrascht hat mich auch, dass amerikanische Stadtplaner und Investoren sich an unseren Städten ein Beispiel nehmen. Ich selbst wurde von dem privaten Stadtteil Santana Row inspiriert. Es wäre interessant zu überprüfen, ob im Bestand von europäischen Städten ein derartiges privates Mixed Use Development wie San-tana Row als Instrument zur Bekämpfungvon Leerständen in Erdgeschosszonen oder die Aufwertung abgewirtschafteter Stadtteile eingesetzt werden könnte.

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Die Publikation Perspektive Erdgeschoß entstand in Zusammenarbeit der Magistratsab-teilung 18 – Stadtentwicklung und Stadtplanung mit der TU Wien, Fachbereich Örtliche Raumplanung. Sie versteht sich als Sammlung von Beiträgen und als Diskussionsgrundlage für zukünftige Handlungsoptionen hinsichtlich der Herausforderungen und Entwicklungsten-denzen der Erdgeschoßzone in Wien. In der Fachschaftsbibliothek Raumplanung ist bereits ein Vorabruck der Publikation einseh-bar. In der Publikation findet sich auch der folgende von der Fachschaft Raumplanung verfasste Beitrag:

Raumplanung und Architektur ist per definitionem etwas praktisches, aktivieren-des, gestaltendes und öffentliches. So werden auch in der Lehre die Studierenden so oft wie möglich aus dem Hörsaal genommen und in den Raum, in die Stadt, in das Viertel hinaus geschickt um mit eigenen Augen zu lernen Prozesse und Strukturen wahrzunehmen oder diese auch schon zu beeinflussen. Das Verständ-nis für Raum entsteht nur bedingt im Hörsaal und die Bereitschaft Raum selbst zu gestalten entsteht nicht durch Vorträge, sondern durch die Interaktion mit dem Raum und den Menschen vor Ort. Der Untersuchungsgegenstand „Raum“ kann nicht nur abstrakt behandelt werden, sondern er muss gesehen, gehört, gero-chen, gefühlt und geschmeckt werden, sonst kann er nicht verstanden werden. Das Verständnis für die Notwendigkeit dieses Praxisbezugs ist zweifelsohne in der Raumplanung und Architektur vorhanden und besitzt eine hohe Priorität. Den-noch stellt sich die Frage wieso von der Universität „raus“ in die Stadt, ins Viertel oder zum Projektort gefahren werden muss? Wäre es nicht möglich die Lehre näher zum Untersuchungsgegenstand „Raum“ zu rücken und die vermeintliche Sicherheit der Universität zu verlassen? Könnten etwa Erdgeschosslokale die Hörsäle der Zukunft werden?

Die Erdgeschosszone mit ihren Geschäften und den Menschen, die darin leben und arbeiten, ist ein Abbild gesellschaftlichen Lebens und Handelns. Das Erdge-schosslokal ist eine Schnittstelle zwischen privaten Unternehmungen - das Um-setzen von Ideen - und öffentlichen Interessen – der Nachfrage. Dazu gehören nicht nur Handel, Gewerbe und Service, sondern auch Soziales, Kultur und eben Bildung, Bürgerlokale und Treffpunkte zum alltäglichen Ideenaustausch. Orte der Vernetzung, wie es Erdgeschosslokale sind, sind integraler Bestandteil der Ent-wicklung von zivil-gesellschaftlichen Denkens und Handelns.

Eine guter Teil der Lehre in der Raumplanung aber auch der Architektur wird praktisch über Projekte und Entwürfe vermittelt, genau diese Projekte könnten in Zukunft vor Ort stattfinden. Erdgeschosslokale könnten hierbei als Arbeitsraum für die Studierenden verwendet werden. Anstatt von der Universität, mit all den Unterlagen und Arbeitsmaterialien zum Projektort zu pendeln, könnte auch die Arbeit direkt beim Projektgebiet stattfinden. Dadurch wird die Zeit die am Pro-jektort verbracht wird vervielfacht; die Studierenden sind nicht mehr unbeteiligte Planer oder Architekten, sondern werden sukzessive ein Teil des Raumes den sie bearbeiten. Die objektive Position des außen Stehenden wird durch die subjektive

Erdgeschoße als die Hörsäle der Zukunft?

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Sicht der Raumnutzer erweitert. Dadurch entsteht ein Feingefühl für den Raum und für die Bedürfnisse der Menschen vor Ort, das durch bloßes Besichtigen nicht entstehen würde. Doch dieser Gestaltungswille der Studierenden würde nicht nur die universitäre Lehre beleben, sondern auch Stadtteile mit Leerstand oder ge-wissen Strukturschwächen. Die Studierenden würden durch ihre Präsenz und ihre Arbeit vor Ort den Raum mitgestalten.

Ein sich Ausprobieren bei Projekten vor Ort, als inkrementalistischer Planungs-ansatz, ist ein wichtiger Bestandteil für einen praktischen Lehransatz für Raum-planungsstudierende. Hier können RaumplanerInnen lernen, wie sie mit der Arbeit in der Öffentlichkeit, mit Bürgern ihrer Umwelt umgehen können. Die universitären Erdgeschoßlokale können als Plattform für interdisziplinäre, uni-versitätsübergreifende Projektarbeit gesehen werden. Ein Erdgeschosslokal als Arbeitsraum wäre für diese Art von Projektarbeit ideal, bei dem man ein Büro hat, welches nicht weit weg ist vom Projektort. Solche innovativen Formen von Lehre werden jetzt schon zum Teil umgesetzt. Für ein Erstsemesterprojekt wird eine Projektwerkstatt in einem Erdgeschoßlokal der Sechshauserstraße (1150, Wien) errichtet, direkt in ihrem Projektgebiet. Einerseits kann die Nutzung durch Studierende von temporärer Natur sein. Über eine gewisse Projektzeit besetzt eine Projektgruppe ein leer stehendes Erdgeschosslokal. Dort agiert sie eventuell als Initiator für eine Wiederbelebung des Quartiers. Danach kann das Lokal wie-der anderen Nutzungen zur Verfügung gestellt werden. Für ein weiteres Studie-rendenprojekt wird ein anderes Erdgeschosslokal in einem anderen Stadtquartier besetzt. Diese mobile Projektwerkstatt wandert also durch das Stadtgebiet und stößt immer wieder auf neue Raumsituationen. Auf der anderen Seite kann ein Erdgeschosslokal längerfristig besetzt sein. Durch die längerfristige Etablierung an einem Ort kann der Raum für die Bespielung von immer wechselnden Projekt-gruppen genutzt werden. Er kann aber auch für Studierendengruppen als For-schungs- und Arbeitsraum von Nutzen sein. Durch diese Erweiterung und De-zentralisierung der Räumlichkeiten der Universitäten kann die universitäre Lehre ein Stadtleben durchdringendes Netzwerk bilden.

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Jede Universitäre Lehre muss so nah wie möglich an der Realität stattfinden die sie behandelt. Vor allem die Raumplanung und die Architektur würde von einer Präsenz in der Stadt, bei den Menschen für die letztendlich entworfen und geplant wird, profitieren. Es wäre auch ein Aufbruch in eine neues Bildungsparadigma, in der Universitäten nicht „nur“ Lehre und Forschung betreiben, sondern sich als aktivierendes Moment begreifen, um gesellschaftliche Ziele voranzutreiben und humanistische Ideale vor-Ort umzusetzen.

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Momentaufnahme: Hauptbahnhofvon Isabella Noll und Tatiana Murashko

Was ist eine Momentaufnahme? Was drückt sie aus? In dieser neuen Kolumne sollen die Leser unter dem Titel „Momentaufnahmen“ visuell angeregt werden um sich mit aktuellen Themen zur Stadt-/ Raumplanung zu beschäftigen.

Nur zum Aufwärmen zwei Zitate/ Aphorismen:

„Ein Foto ist eine trügerische Momentaufnahme, die ausblendet, was vorher an-ders war und nachher sicherlich ganz anders erscheinen wird.“Quelle: „In Anbetracht der Situationen“ von Bülent Kacan

„Momentaufnahmen beinhalten sehr viel an Ewigkeit.“Quelle: „Memoiren“ von Martin Gerhard Reisenberg

In dieser Ausgabe gibt es Fotos zum Baustellenareal (109 ha) des ehemaligen Süd- und Ostbahnhofs. Weitere Informationen unter www.hauptbahnhof-wien.at

Viel Spaß!

Seite 40: Ausblick vom Schweizergarten.Seite 41-45: Blick auf die Baustelle von Bahnorama-Turm.

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Ausstellungsstück im Infozentrum des Bahnoramas.

Ausstellung im Erdgeschoß des Infozentrums Bahnorama.

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Mit dem Begriff Zwischenstadt hat Thomas Sieverts einen prägnanten Begriff geformt, der dennoch so oft nicht verstanden und falsch verwendet wird. Ich werde versuchen, meine studentische Perspektive auf diesen Begriff zu erläutern und hoffe damit einen winzigen Beitrag zu einer - im besten Fall - vorurteils-freien, sich von starren Stadtbildern mit immanenten Eigenschaften lösenden Diskussion zu leisten. Gleichzeitig möchte ich jenen, die Sievert´s Buch „Zwi-schenstadt: Zwischen Ort und Welt, Raum und Zeit, Stadt und Land“ noch nicht gelesen haben, die Lektüre unbedingt empfehlen.

Als erstes möchte ich hinterfragen, wie wir Qualitäten formulieren und Über-begriffe als Träger derselben verwenden: Der Begriff Zwischenstadt wird meist negativ konnotiert, wenn wir von Stadt sprechen, leuchten unsere Augen. Als Bild im Kopf hält das romantisierte Bild der historischen europäischen Stadt her. So attraktiv und tauglich das sogenannte Wesen der europäischen Stadt als visionäres Leitbild ist - Hartmut Häußermann umschrieb es mit „Ungleichheit, Ungleichwertigkeit, Ungleichzeitigkeit“ -, so müssen wir doch die rosarote Brille ablegen für einen genauen Blick. Hierzu ein Auszug aus dem Roman „Das Par-füm“ von Patrick Süskind:

„Zu der Zeit, von der wir reden [das 18. Jhdt., Anm. des Autors], herrschte in den Städten ein für uns moderne Menschen kaum vorstellbarer Gestank. Es stanken die Straßen nach Mist, es stanken die Hinterhöfe nach Urin, es stanken die Treppenhäuser nach fauligem Holz und nach Rattendreck, die Küchen nach

Was ist besser: Stadt oder Zwischenstadt?von Andreas Bernögger

Anmerkung des Chefredakteurs:Schon bald nach meinem Artikel „Trandanubien erzählt....“ im St.u.P.i.D. 1/2011 begann ich „Zwischenstadt“ von Thomas Sie-verts zu lesen. Ich realisierte, dass Sieverts entgegen meiner Erwar-tung den Begriff nicht mit „mahnendem Unterton“ gebraucht. Er tat genau das Gegenteil, denn er rechnete mit der üblichen Lobhudelei auf die romantische europäische Erdgeschossstadt ab: „Die Faszina-tion des Mythos der Alten Stadt verstellt uns den Blick auf die Rea-lität der Peripherie“.(Seite 23) Ich wollte mich ausführlicher diesem Thema widmen, so ist aber dieser Absatz bloß als Entschuldigung für unrichtige Verwendung eines Begriffes zu verstehen. Es ist deswe-gen nicht mehr geworden, weil mir Andreas Bernögger mit seiner scharfsinnigen Analyse zuvorkam. Leseempfehlung!

Sieverts, Thomas: Zwischenstadt. Zwischen Ort und Welt, Raum und Zeit, Stadt und Land. Braunschweig: Vieweg 1997

Leseplanung

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verdorbenem Kohl und Hammelfett; die ungelüfteten Stuben stanken nach muf-figem Staub, die Schlafzimmer nach fettigen Laken, nach feuchten Federbetten und nach dem stechend süßen Duft der Nachttöpfe. Aus den Kaminen stank der Schwefel, aus den Gerbereien stanken die ätzenden Laugen, aus den Schlacht-höfen stank das geronnene Blut. Die Menschen stanken nach Schweiß und nach ungewaschenen Kleider; aus dem Mund stanken sie nach verrotteten Zähnen, aus ihren Mägen nach Zwiebelsaft und an den Körpern, wenn sie nicht mehr ganz jung waren, nach altem Käse und nach saurer Milch und nach Geschwulstkrank-heiten. Es stanken die Flüsse, es stanken die Plätze, es stanken die Kirchen, es stank unter den Brücken und in den Palästen. Der Bauer stank wie der Priester, der Handwerksgeselle wie die Meistersfrau, es stank der gesamte Adel, ja so-gar der König stank, wie ein Raubtier stank er, und die Königin wie eine alte Ziege, sommers wie winters. Denn der zersetzenden Aktivität der Bakterien war im achtzehnten Jahrhundert noch keine Grenze gesetzt, und so gab es keine menschliche Tätigkeit, keine aufbauende und keine zerstörende, keine Äußerung des aufkeimenden oder verfallenden Lebens, die nicht von Gestank begleitet ge-wesen wäre. Und natürlich war in Paris der Gestank am größten, denn Paris war die größte Stadt Frankreichs.“

So hängt auch die so oft und sehnsüchtig beschriebene Belebtheit des öffentli-chen Raums in unseren mittelalterlichen Städten weniger mit dessen Qualität als mit einem Mangel an privatem Raum, an Raum insgesamt, zusammen. Die Woh-nungen waren überfüllt, die Betten rund um die Uhr überbelegt. Heute haben die meisten diese privaten Flächen zur Verfügung. Die intensive Nutzung des öffent-lichen Raums wird daher vermehrt eine Sache der Wahl, und nicht der Pflicht.

Eine Abkehr von diesem Typ Stadt, so viele Vorzüge er auch haben mag, er-

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scheint in der geschichtlichen Betrachtung nur logisch. Dass die darauf folgenden Leitbilder einige Verbesserungen brachten, dafür neue Probleme schufen (wie z.B. die durch die Funktionstrennung stark gestiegene Verkehrsbelastung), wissen wir heute. Ein ideeller Sprung zurück ist dennoch nicht möglich. Denn es wa-ren nicht nur städtebauliche Vorstellungen, die zur gegenwärtigen Ausformung unserer gebauten Umwelt führten, es waren auch immer schon gesellschaftliche, sozio-ökonomische Bedingungen. Und diese sind es nun mehr denn je, die unsere Städte formen (oder unsere Zwischenstädte oder wie auch immer wir sie nennen: bei der Pluralisierung der Siedlungsformen eignet sich kein einziger Begriff mehr für eine treffende Umschreibung). Die Zunft der Planer kann auf diese Bedingungen nur bedingt Einfluss nehmen, muss sie akzeptieren, verstehen und mit ihnen arbeiten. Der strukturelle Wandel der Wirtschaft, weg von Industrie und Gewerbe, hin zur Dienstleistung, ermöglicht es uns beispielsweise, wieder einfacher die angestrebte Mischung von Wohnen und Arbeiten zu realisieren. Doch viele zögern, sich der Aufgabe der Zwischenstadt unvoreingenommen an-zunehmen, die Einflussmöglichkeiten waren auch selten so gering. Außerdem wird es nötig sein, viel mit dem baulichen Bestand zu arbeiten – egal, wie gut er uns gefällt. Denn die Wachstumspotentiale, die Finanzkraft und der politische Einfluss, um die bestehenden Strukturen grundlegend umkrempeln zu können, sind nicht in Sicht.

So beschreibt Sieverts nicht nur den sich auflösenden Gegensatz von kompakter Stadt und freier Landschaft (zwischen Stadt und Land). Dies geschieht, ob es uns gefällt oder nicht. Er beschreibt auch den Spagat zwischen den örtlichen Wirt-schaftskreisläufen und der Abhängigkeit vom globalisierten Weltmarkt (zwischen

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Ort und Welt) sowie den Unterschied und die Gleichzeitigkeit von Orten als Lebensraum und Nicht-Orten der Raumüberwindung (zwischen Raum und Zeit). So sind die zunehmenden Entfernungen nicht nur Ergebnisse funktional ent-mischter Städte, sondern unter anderem Ergebnis einer globalisierten, im höchs-ten Maße arbeitsteiligen Wirtschaftsstruktur. Diese Rahmenbedingungen und ihre Auswirkungen auf den Städtebau müssen wir verstehen und einbeziehen. Unser Idealbild der Stadt ist jedenfalls nicht beliebig reproduzierbar in seinen Stärken und auch Schwächen, wie dem Mangel an - vor allem grünen - Freiflächen. Wir müssen die Zwischenstadt als Gestaltungsaufgabe annehmen, und nicht als etwas Unvollkommenes begreifen - auch wenn sie das oft ist, jedoch nicht per se! Ge-nauso wenig wie „Stadt“ per Definition schön ist. Bei Verwendung der Begriffe ist Vorsicht geboten und exakte Formulierung nötig.

Ich finde, wir müssen zu einem neuen Typ (nicht Bild) der Stadt finden. Dabei können positive Aspekte vorangegangener Epochen Bausteine sein, jedoch nicht unreflektiert übernommen werden. In diesem Bild der Zwischenstadt kann die Landschaft eine elementare Rolle spielen. So sensibel der Grünraum ist (frucht-barer Boden benötigt lange Regenerationszeiten), so wichtig ist er auch für unser Leben. Allein zur Nahrungsmittelproduktion werden wegen weltweitem Bevöl-kerungszuwachs immer mehr Flächen benötigt, die verbauten Flächen wachsen jedoch weiter, und die Summe bleibt gleich. Landschaft muss also innerhalb der (Zwischen-)Städte sichergestellt werden. Denn sie muss nicht nur ökologische

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Ausgleichsfunktionen erfüllen und für die Produktion von Lebensmitteln sorgen, die örtliche Nähe zur Natur ist für die Funktionen Freizeit und Erholung wichtig. Die „Stadt der kurzen Wege“ bedeutet für mich die soweit als mögliche Mischung aller nötigen Funktionen mit sinnvoller Dichte. Kurz gesagt: Landschaft ist ein städtischer Funktionsträger und nicht das Gegenteil der Stadt. Wir sollten daher auch davon abkommen, agrarische Flächen in der Stadt als ungenutzten Raum zu sehen. Denn wenn man sich´s genau überlegt, dann suchen sehr viele Menschen in ihrem Leben genau diese Schnittstellen. Bis jetzt hat dies leider oft zur Bildung von Speckgürteln ohne die erhoffte Qualität geführt. Dabei könnten in Zeiten, in denen der Kapitalismus an seine Grenzen stößt, städtebauliche Strukturen, die eine (zumindest teilweise) Selbstversorgung möglich machen, eine Antwort sein.

Ich finde die Auseinandersetzung mit der Thematik jedenfalls sehr spannend. Ge-rade das P1, bei dem wir gerade ein Stück der Donaustadt (22. Bezirk) bepla-nen, gab mir den Ansporn, mich intensiver mit dieser Stadtform zu beschäftigen. Ich würde mir eine unvoreingenommene Diskussion wünschen, die tiefer geht als zur Feststellung, dass Stadt besser ist als Zwischenstadt – oder umgekehrt. Denn die Begriffe sehe ich nicht als Bewertungsmaßstab oder Qualitätskriterium, son-dern als verschiedene Formen der Besiedlung, die in ihrer jeweiligen Zeit unter entsprechenden Bedingungen entstanden sind. Nicht mehr. Nicht weniger.

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Stadterforschung KaisermühlenFotos von Frederik Sommer

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Social network

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Die Raumplanung ist schon ein eigenartiges Gebilde. So eigenartig, dass ich mich dazu entschlossen habe, dieser Eigenartigkeit auf den Grund gehen zu wollen. Mittlerweile bin ich zwar im Studium ziemlich weit fortgeschritten, die Irritation gegenüber der Raumplanung ist aber nicht verflogen. Es gibt wohl wenige Studi-enprogramme, bei denen man sich derart schwer tut, sich selbst darüber Auskunft zu geben, was man eigentlich tut.

Damit soll jetzt Schluss sein. Ich möchte mich auf die Suche nach den Grundfes-ten der Raumplanung machen. Der Zweifel soll verfliegen, der mich Tag ein und Tag aus begleitet. Denn wenn ich Medizin studiere, dann kann ich mir ungefähr ausmalen, wie mein Beruf später aussieht. Mit den meisten anderen Studien ist es auch so, klammert man einmal die Geisteswissenschaften aus. Die Raumpla-nung ist ja an der technischen Universität angesiedelt, wo das Berufsbild sehr viel konkreter aussieht als bei den Theaterwissenschaftlern an der Uni Wien. Das führt mich zu der ersten Frage mit der ich mich in dieser Ausgabe beschäftigen möchte:

Ist die Raumplanung die „Theaterwissenschaft“ unter den technischen Studien?

Hinter dem Begriff der Raumplanung verstecken sich mehrere unterschiedliche Spezialdisziplinen, die man auch selbstständig studieren kann. Die Raumplanung hat sich nichts anderes zur Aufgabe gemacht, als alle raumplanungsrelevanten Aktivitäten zu erfassen und zu einem Ganzen zusammenzufügen. Aber, wenn dem so ist, dann ist die Raumplanung eine Wissenschaft verschiedener Wissen-schaften – eine Grundlagendisziplin. In einer Welt voller Spezialisten lebt es sich nicht leicht, wenn man nicht selbst ein Spezialgebiet anführen kann. Was kann

Die Raumplanung – oder wie ich lerne den Zweifel zu lieben

von Markus Karner

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der Raumplaner zu architektonischen, zu sozialen oder zu sozioökonomischen Problemstellungen beitragen? Da gibt es die Architekten, die Soziologen und die Ökonomen, die darüber besser Bescheid wissen. Vielleicht wurde die Raumpla-nung aus der Architektur ausgelagert, damit man sich dort lästige administrative Aufgaben vom Hals schafft, um „frei“ im Kopf zu sein für gestalterische Aspekte. Die notwendigen Rahmenbedingungen zur Umsetzung sollten dann von Raum-planern erledigt werden. Von irgendwelchen Ausführungsgehilfen also, die im Idealfall keine dummen Fragen stellen.

Bleibt ihr nur die Aufgabe zwischen den Bereichen zu vermitteln, ist die Raum-planung bloß Übersetzer, ohne selbst inhaltlich etwas beitragen zu können? Der Beruf des Übersetzers ist unterschätzt, denn immerhin muss man mindestens zwei Sprachen beherrschen, um von einer in die andere Sprache zu übersetzen. Die Übersetzung setzt ein Verständnis für die unterschiedlichen Sprachen voraus.

Die Raumplanung muss mehrere verschiedene Spezialsprachen der Einzelwis-senschaften gleichzeitig in eine allgemein verständliche Sprache übersetzen, da-mit man sich darüber über Fachgrenzen hinaus auch unterhalten kann.

Es lassen sich hier Parallelen zu einer anderen Wissenschaft ziehen, die heute unter einer ähnlichen Legitimationskrise leidet wie die Raumplanung: die Philo-sophie (wie es mit den Theaterwissenschaftlern aussieht, kann ich nicht sagen). Beide wollen sich nicht auf Spezialgebiete konzentrieren.

Über die Aufgabe des Übersetzens hinaus müssen und sollen sie sich aber auch für jenen Rest stark machen, der sich eines spezialwissenschaftlichen Interesses noch nicht zugänglich gemacht hat. Ihre Existenzkrise hat mit dem Übermut und der Dominanz der harten Einzelwissenschaften zu tun, die oftmals ihre eigenen Grenzen übersehen. Umso wichtiger ist es, dass es die Raumplanung gibt, die immer wieder die Frage stellen soll: Moment, und was ist mit dem unausgespro-chenen Anderen?“

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Advocatus Diaboli:Schafft euch doch (endlich) ab!

Reden wir nicht lange um den heißen Brei herum. Was leistet denn die Raumpla-nung in Österreich oder sonst wo auf der Welt? Bitte kommt mir jetzt nicht mit irgendwelchen Floskeln wie „Gemeinwohl“ oder „planerische Vorgänge unter Berücksichtigung von naturräumlichen, ökonomischen, kulturellen und sozialen Gesichtspunkten“. Wenn du etwas gutes für die Gesellschaft tun willst, dann breche dein Studium ab und gehe in die Wohlfahrt. Dort können wir dich besser brauchen als hier an der TU Wien.

Was macht ihr nun wirklich? Gärten planen, Diskussionen moderieren, Karten zeichnen, Excel rechnen, Kurvenradien aufmalen, Gesetze studieren? Das klingt für mich wie eine Person, die sich nicht entscheiden konnte, was sie studieren möchte und daraufhin die Einführungsvorlesung jeder Studienrichtung macht. Überlasst das doch den Leuten, die das besser können! Es gibt einen Grund, warum, es gut ausgebildete ArchitektInnen, MathematikerInnen, ÖkonomInnen, JuristInnen,... gibt. Da braucht man euer Halbwissen nicht! Mir ist bewusst, dass ihr das nicht hören wollt, aber ihr seid nichts anderes als ein konzeptverliebtes orientierungsloses Völkchen mit einem übertriebenen Gerechtigkeitssinn.

Es ist kein Zufall, dass jedeR ArchitektIn ohne weiteres nach dem Bakkalaureat den Raumplanung-Master machen kann, aber niemand nur auf die Idee kommen würde, einen Raumplanung-Bachelor für einen Architektur-Master zuzulassen. Das wäre auch Irrsinn. Was würdet ihr denn tun, wenn ihr plötzlich mit handfes-ten Fachwissen konfrontiert werdet? - Ach ja... wahrscheinlich würdet ihr euch zuerst in einer Bestandsanalyse verkriechen, um anschließend ein nichtsaussa-gendes, jederzeit austauschbares Konzept zu verfassen. Aber ich muss schon zugeben, ich mag euch auch. Denn nichts amüsiert mich mehr, als an einem verregnetem Sonntag ein Örtliches Entwicklungskonzept (oder wie auch sonst all eure Fabrikate betitelt sind) herzunehmen und darin zu blättern. Es macht richtig Spaß, wie in diesen Texten einfach mit Modewörtern um sich geschmissen wird ohne dabei auf etwas genauer einzugehen. Was soll ich sagen – selbst etablierte RaumplanerInnen geben zu, dass die größte Herausforderung an ihrer Arbeit jene

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In der Rolle des Advocatus Diaboli bringt die Autorin oder der Autor nicht Ar-gumente, die die eigene Haltung unterstützen, sondern solche einer Gegen-position. Dadurch kann die eigene Position überdacht, kontrolliert, verbes-sert und eventuell gefestigt werden. JedeR darf den Advocatus Diaboli spielen.

ist, dass sie nicht vergessen den Ortsnamen für ein Konzept auszutauschen, bevor sie es einreichen.

Nehmt euch doch ein Herz und seid einmal ehrlich zu euch selbst. Wozu das ganze? Überlasst es doch den Disziplinen, von denen ihr es euch abschaut und halbherzig versucht nachzumachen. Aber wenn ihr noch immer nicht überzeugt seid, dann habe ich auch einen kleinen Selbstversuch für euch. Geht einmal raus auf die Straße (das macht ihr doch ohnehin so gern) und fragt Menschen auf der Straße, was Raumplanung denn sei und ob sie es für wichtig erachten. Danach kann man sich ganz gut ein Bild machen, wie sehr Raumplanung die Menschen bewegt. Falls ihr zu feig seid, euch dieser Offenbarung zu stellen, könnt ihr auch einfach auf YouTube gehen und dort eingeben „Was ist Raumplanung?“. Die-sen Selbstversuch haben nämlich schon einmal Studierende (der Studienrichtung Raumplanung wohlgemerkt) getan. Allerdings fehlt auch hier die anschließende Selbstreflexion, um daraus etwas zu lernen. Denn sie scheinen sich mehr darüber zu amüsieren, statt nachdenklich zu werden und ihre Disziplin zu hinterfragen.

Mit diesem Text möchte ich nichts anderes tun, als euch (erneut) zu ermutigen, über die Abschaffung der Raumplanung nachzudenken. Ich hege wenig Hoff-nung, dass ihr es dieses Mal tun werdet. Aber wenn nach diesem Text auch nur zwei Menschen exmatrikulieren, so habe ich zumindest das Leben zweier Menschen nachhaltig (um eines eurer Lieblingsworte verwendet zu haben) zum Positiven gewendet. Ihr anderen tut mir zumindest den Gefallen und denkt ein bisschen öfter darüber nach, was ihr denn eigentlich wirklich wollt. Denn Raum-planung ist nichts, als eine Konstruktion einer eierlegenden Wollmilchsau, die weder Eier, Wolle, Milch, noch Fleisch bietet. Ein Fabelwesen, das zu nichts gut ist. Aber im Gegensatz zur Raumplanung, würden Fabelwesen zumindest nicht auf die wahnwitzige Idee kommen, eine eigene Disziplin zu begründen.

Kommt doch bitte zur Vernunft! Schafft euch endlich ab!

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Gute Früchte und schlechte Lösungenvon Tadej Brezina

Infrastrukturmegaprojekte, Finanzierungsbürden, Bahntunnelbauten, Autobahnen durch und unter Nationalparks, Pflichtparkplatzvorschreibungen, CO2-Emis-sionen, Verkehrsunfälle, Feinstaub, Parkgebühren, Fußgängerzonen, Regional-bahnen, U-Bahnbauten, Radhelmpflichten, Schilderwälder vs. Shared Spaces, Barrieren, …Raumplanung gestaltet die Nutzung des Raumes. Sie ist somit eine wesentliche Einflußgröße darauf wie Mobilität von Gütern und Personen stattfindet, welche Funktionen im Raum wie ge- oder entmischt sind, welche Vielfalt ermöglicht wird und welche Entfernungen der externen Mobilität mit welchen Verkehrs-mitteln zurückgelegt werden.Große Teile der Wissenschafts- und Fachwelt sind der Meinung, dass Mobilität wie sie sich heute in der westlichen und industrialisierten Welt abspielt nicht nachhaltig ist – vom ökologischen als auch vom Standpunkt der gesellschaftli-chen Kohäsion aus. Doch das bisherige System der dominierenden Automobi-lisierung, der daraufhin ausgelegten Strukturen und der sich daraus ergebenden Abhängigkeiten hat eine Eigendynamik, die großflächig noch nicht in Griff bekommen worden ist.

Nachhaltige Mobilität?Aber wie stellen wir uns nachhaltige Mobilität und Siedlungsplanung vor, wie sieht ein zukunftsfähiges Verkehrssystem aus?Ein Vermehren von Schuldenbelastungen? Noch mehr Megaprojekte für ir-gendwo unterwegs, statt bei der Verkehrsmittelwahl an Quelle und Ziel anzuset-zen? Mehr Autobahnen und Umfahrungsstraßen auf denen dann (gedachter-weise) weniger Autoverkehr stattfinden soll? Ortsumfahrung an der Perlenkette statt ein Bruchteil des Geldes davon für Regionalbahn-Attraktivierungen? Das Autofahren dominiert wie bisher, baulich zementiert, lediglich mit ausgetausch-ten Energieformen? Kindern bleiben vom öffentlichen Raum abgezäunte Spiel-bereiche – „zu deren Schutz“?Aber nicht nur in ihrer physischen Ausprägung durch Bauwerke, sondern auch in Form von Gesetzen und Geldzuweisungen materialisiert sich die Nicht-Nachhaltigkeit im Verkehr.

VerkehrshimbeereUnd hier hakt die Verkehrshimbeere von PlattMobil ein. In der Filmwelt haben die Golden Raspberries, kurz auch Razzies genannt, bereits einen fixen Platz als Antagonist zu den Oscars und Golden Globes. Wer Mist produziert, der holt sich eine Razzie ab. Bei den Verkehrshimbeeren ist’s ähnlich: für geplanten, finanzierten, gesetzgewordenen oder auch nur konzipierten Mist holt man sich seine seine „Transport Razzies“ ab. Lediglich mit dem noch kleinen Unter-schied, dass viele B- & C-Movie-Schauspieler erpicht drauf sind, Razzies auch publicitywirksam entgegen zu nehmen. Besser schlechte Schlagzeilen als gar keine!

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PlattMobilDie Plattform für nachhaltige Mobilität – PlattMobil hat die Verkehrshimbeere in’s Leben gerufen, um Sachverhalt, die gegen eine nachhaltige Entwicklung im Verkehr wirken aufzuzeigen. PlattMobil ist die Vereinigung von umfassend und querschnittlich ausgebildeten und agierenden Ingenieuren und Planern. Aber auch Repräsentanten anderer verkehrsrelevanter Disziplinen und Interes-sen sind vertreten. Neben der Verkehrshimbeere haben wir bislang Wirkungs-mechanismen und Zusammenhänge im Verkehr aus filmischen Inputs und in Diskussionsrunden erörtert, um ein besseres Bild des weitreichenden und von so manchem sinnentfremdeten Begriffes der Nachhaltigkeit zu erhalten. Mit dem Start der S1-Watch vor acht Jahren, einem langfristig angelegten Fotodoku-mentationsprojekt, wollen wir die Auswirkungen des hochrangigen Straßenbaus auf siedlungsstrukturelle Veränderungen festhalten.

20092009 haben wir sie das erste Mal ausgeschrieben. Wir hatten uns nicht geirrt, das Bedürfnis in der Fach- und Laienwelt war groß, falsch laufende Entwick-lungen der Verkehrspolitik und singuläre Manifestationen davon aufzuzeigen.Und die Jury verlieh den Preis an die Gemeinde Mödling für die Öffnung einer Wohnsiedlung für den Durchzugsverkehr durch Maßnahmen der Verkehrsbe-UNruhigung gegen die betroffenen Bürger.Bereits 2009 hatte die ÖVP NÖ die gloriose Idee, die konservative Vorstel-lung von Verkehrssicherheitsmaßnahmen in ihrem Wirkungsbereich umzusetzen – Radfahrer mit Helm ausstatten statt die Risiken für Zusammenstöße mit dem Unfallgrund Nr. 1 „Auto“ zu reduzieren. So wurde im Rahmen des Lan-dessportgesetzes eine Kinderhelmpflicht erlassen (für abseits von Straßen) und das Lobbying auf Bundesebene für weitreichendere Regelungen aufgenommen. Auf Ebene des Bundesgesetzes StVO sollte es aber noch ca. 2 Jahre brauchen,

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bis die Verkehrsministerin auch hier eine Radhelmpflicht für Kinder dem Natio-nalrat vorlegte.Beide Initiatoren dieser falsch priorisierten Scheinmaßnahmen wurden von der Jury jeweils mit einem Verkehrshimbeerensonderpreis „belohnt“ – 2009 als auch 2011.Der Erkenntnisstand aus anderen Ländern, dass Radhelmpflichten zu einer Verringerung des Radverkehrs und der relativen Sicherheit beitragen, wird von der Politik ignoriert. In Ländern wo bereits ähnliche Maßnahmen umgesetzt wurden (z.B. Australien, Neuseeland), kam es zu einer Reduktion der Radfah-renden und damit auch zur Verringerung der individuellen Verkehrssicherheit. Der so genannte Effekt der „safety in numbers“, wo die steigende Anzahl der Radfahrer eine bessere Rücksichtnahme durch KFZ-Fahrer bedingt, verringert das Risiko des Zusammenstoßes. Hier muss angesetzt werden. Die StVO-No-velle wird somit höchstwahrscheinlich kontraproduktiv wirken und verhöhnt die Zielsetzungen auf Bundes- und Landesebene zur Steigerung und Attraktivierung des Radfahrens.

Die JuryWie setzt sich nun die Jury zusammen? Sie besteht aus dem Vorstand (bis zu 6 Personen) und ca. ebenso vielen eingeladenen Fachleuten aus den PlattMobil-Reihen als auch von außerhalb, aus dem In- und Ausland. Die Jury berücksichtigt für ihre Entscheidung Kriterien wie schlechtes Vorbild, Lang-fristigkeit der Maßnahme, schlechte Wirtschaftlichkeit, Förderung eines hohen Ressourcenverbrauches und die Verringerung von Chancengleichheit. Diese Kriterien sind in der Charta (siehe Homepage) festgehalten. 2011 gestalte sich die Bewertung und Diskussion ganz besonders lebendig und facettenreich. So waren neben der Radhelmpflicht für Jugendliche auch noch eine große Zahl an vielschichtigen „Projekten“ eingereicht worden. Von der bundeslandweiten Welle der Regionalbahneinstellungen und -abtragungen über Grundtendenzen in der Radwegplanung bis zu exemplarischen Umsetzungen im Straßenraum.

2011Schlussendlich setzte sich die Übernahme der Regionalbahnen durch das Land NÖ durch: Das Holz fährt doch nicht Rad!Am Beispiel der Thayatalbahn wurde der Widerspruch zu anders lautenden, großspurigen Behauptungen im Vorfeld von Serviceverbesserungen, die Nicht-einhaltung von internationalen Vereinbarungen mit Tschechien, das Ausspielen

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der beiden ökologischen Verkehrsmittel Radverkehr und Bahn, sowie das For-cieren von parallelen, millionenschweren Straßenaus- und Neubauten aufge-zeigt. Mit der Umstellung auf Busverkehre statt eines modernen Bahnbetriebes, wie man ihn z.B. in Deutschland und der Schweiz genießen kann, wurde vom Land NÖ ein weiterer, schwergewichtiger Schritt in der Abwärtsspirale zur Ausdünnung des regionalen öffentlichen Verkehrs gesetzt. Zusätzlich werden durch das geplante Abtragen von Gleisen langfristig wirkende Fakten geschaf-fen, die angesichts der zukünftigen Energiesituation (z.B. Erdölverknappung durch Peak Oil) grob fahrlässig erscheinen.

Lobenswerte ErwähnungenAber weil die Palette an Finalisten so groß und vielfältig war, sprach die Jury auch „lobenswerte Erwähnungen“ aus:- Für den neuen Radweg in der Donaustraße in Klosterneuburg. Er stellt eine verpasste Chance für zeitgemäße Verkehrsplanung im Rahmen des von sehr vielen Menschen befahrenen Donauradweges dar.- Für die mangelnde Berücksichtigung von Radinfrastruktur auf den neu ge-bauten Straßenbrücken im Rahmen der so genannten Güterzugumfahrung St. Pölten.- Für die „Aktion Scharf“ gegen Radfahrer sowie das kurzfristige, temporäre Untersagen von „Rasen am Ring“ durch die Wiener Polizei im Sommer 2011.- Für die Radfahrstreifen und Radwege von kurzer Länge in ganz Österreich, die Radfahrern eine Wartepflicht gegenüber abbiegenden Autos verpassen. Beispielhaft in Wien: Die Margaretenstraße auf Höhe Ziegelofengasse und die Brückengasse von der Linken Wienzeile bis zur Mollardgasse.- Für den Kreuzungsbereich Castellezgasse - Obere Augartenstraße - Kleine Pfarrgasse - Taborstraße in Wien. Statt eine, die Verkehrsteilnehmer verei-nigende Planung gibt es eine trennende Reglementierungs- und Verkehrszei-chenorgie.

Die Verkehrshimbeeren 2009 und 2011 haben gezeigt, dass interessier-ten und aufmerksamen Bürgern Barrieren zu nachhaltiger Mobilität auf allen Maßstabsebenen unterkommen. Es gibt trotz vieler, auch ausgezeichneter Best Practice Beispiele nach wie vor ein nahezu unübersehbares Meer an Worst Practice Umständen, die einer Entwicklung zu einem nachhaltigen Verkehrssys-tem im Wege stehen.

Kontakt:Plattform für nachhaltige Mobilität – PlattMobilwww.plattmobil.orgwww.xing.com/net/pri3965cfx/plattmobil/[email protected]

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Hier könnte

dein Artikel stehen.

Hast du ein etwas, das dir am Herzen liegt, und du deinen KollegInnen mitteilen willst? Gibt es ein Thema, worüber du gerne etwas schreiben willst? Bilder, die du teilen möchtest? Absolvierte Lehrveranstaltungen, Projekte oder Prüfungen über die du etwas loswerden willst? Hast du von Reisen, PITs oder Auslandssemestern zu be-richten? Hast du etwas am Laufen, wofür du Menschen anwerben willst? Kennst du Literatur oder Veranstaltungen, die du empfehlen oder rezensieren möchtest? Gibt es etwas zum Unileben oder zur Hochschulpolitik, worüber du etwas sagen willst?Gibt es etwas an Wien, anderen Städten, Orten und Räumen, das du bemerkenswert und vielleicht sehenswert findest? Ist im Themenspektrum Raum, Stadt, Region, Land, Planung und Entwicklung etwas für dich dabei? Ja? Ich freue mich auf deinen Beitrag!

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Natürlich sind auch insbesondere ProfessorInnen und AssistentInnen (per Sie) an-gesprochen! Geben Sie sich einen Ruck und tragen Sie dazu bei, dass das St.u.P.i.D. als Plattform für alle an der Lehre beteiligten ihrem Namen wieder gerecht wird!

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Am frühen Nachmittag empfängt Ao. Univ.Prof. DI. Dr. Georg Hauger meinen Kollegen Roland Bauer und mich in einem Besprechungszim-mer am Institut für Verkehrssystemplanung. Er bat uns direkt an einem Tisch Platz zu nehmen, an dem er gerade einen Kollegen bei dessen Di-plomarbeit betreute. Nach dem Lauschen einer spannenden Diskussion wandte sich Prof. Hauger zu uns. Er hatte sein Handy in beiden Händen und hantierte damit herum. Ein Zeichen der Unsicherheit oder Nervosi-tät? Er fragte nach der eingeplanten Zeit, weil er in der nächsten halben Stunde einen Termin wahrnehmen musste. Vielleicht war es doch eher der Zeitdruck und Stress.

Was uns interessiert sind aktuelle Themen: Maria Vassilakou ist für die Ausweitung des Radverkehrs, eine Verbesserung des öffentlichen Ver-kehrs, Kurzparkzonen, etc. Was halten sie davon? Sind diese Maßnahmen sinnvoll?Das ist eine sehr pauschale Frage, bei der man vorsichtig sein muss, was man antwortet. Grundsätzlich halte ich es für eine Großstadt, wie Wien, mit dieser Lebensqualität durchaus für sinnvoll, den an sich schon sehr guten öffentlichen Verkehr nicht zu benachteiligen, sondern zu fördern. Wobei mit Fördern ich nicht unbedingt finanziell fördern meine. Im Sinne der Kostenwahrheit bin ich eher dafür, dass jeder seine Kosten selber tragen sollte. Also ich hätte kein Problem damit, wenn der öffentliche Verkehr teurer wird, wenn auch der MIV entspre-chend teurer wird. Es geht immer um den relativen Vergleich der Verkehrsmittel. Ich hätte auch kein Problem damit, wenn die Parkraumsituation insbesondere im Stadtkern im Sinne von teurer gemacht - noch deutlich verschärft wird, weil dort tatsächlich private PKW eher weniger verloren haben. Dafür wird der Platz für Fußgänger, Radfahrer und Beschleunigung des ÖV frei gemacht. Das finde ich gut. Was ich nicht so gut finde: Es ist immer der böse MIV und der gute ÖV. Das gefällt mir nicht so. Als Verkehrssystemplaner sehe ich grundsätzlich alle Verkehrsmittel gleichberechtigt und alle haben ihre Berechtigungen und spezifi-schen Einsatzgebiete. Es wäre geradezu sinnlos, den ÖV in den Zeiten und Orten schwacher Nachfrage in den Außenbezirken zwischen den Hauptverkehrsachsen fördern zu wollen. Da ist die Nachfrage einfach zu gering, das wäre einfach völlig unökonomisch. Dort wird nach wie vor der PKW- Verkehr und möglicherweise der Fahrradverkehr, Taxisysteme oder was auch immer die Zukunft sein.

Was halten Sie von einer City-Maut?Von einer City-Maut halte ich prinzipiell sehr viel. Für Wien sehe ich es eher nicht so sinnvoll, weil es soll ja das bemautet werden, was ein Problem erzeugt.

Ein Interview mit Professor Georg Hauger

„Ich akzeptiere überhaupt keine Autoritäten, sondern nur Argumente“

von Isabella Noll, Fotos von Roland Bauer

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St.u.P.i.D. 3/2011In Wien ist der fließende Verkehr eigentlich kein Problem. Die City-Maut zielt ja auf den fließenden Verkehr ab. Da haben wir im Grunde genommen keinen Engpass. Also sehe ich nicht unbedingt ein, warum wir den mit relativ teuren Maßnahmen bemauten müssen. Da sehe ich alternativ für Wien wirklich eher eine Steuerung über die Parkraumbewirtschaftung. Die Parkraumbewirtschaftung zeitlich und örtlich eventuell staffeln, auch mit unterschiedlichen Tarifen usw. Da sehe ich eher als Lösung des Problems beispielsweise die Pendlerproblematik in den Griff zu kommen. Aber City-Maut für Wien würde ich eher skeptisch sehen.

Finden Sie, dass sich die Aufgaben der Verkehrsplaner durch den Kli-mawandel geändert haben? Dazu zwei Aussagen. Die erste Aussage: Ich bin relativ skeptisch, was die Grö-ßenordnung des menschengemachten Klimawandels betrifft. Skeptisch in dem Sinn, dass ich gute Studien kenne, die genau das Gegenteil des derzeitigen Main-streams behaupten. Also nicht wärmer durch mehr CO2, sondern genau um-gekehrt: Weil wärmer (warum auch immer) mehr CO2. Durch das wärmer werdende Klima, das scheint unstrittig, kann sich mehr CO₂ in der Atmosphäre lösen. Also die Kausalität ist für mich nicht geklärt. Gleichzeitig sag ich aber: Im Verkehrsbereich ist es egal, weil jede eingesparte Tonne CO₂ derzeit einge-sparter fossiler Treibstoff ist. Jeder fossile Treibstoff, den man einspart, ist gut, weil wir von fossilen Energieträgern wegkommen. Man muss sich aber dann Fragen, woher die Energie kommt. Es gibt für die nächsten 50 bis 100 Jahre noch ausreichend Kohle. Wenn jetzt Elektromobilität die mögliche Alternative

„Was ich nicht so gut finde: Es ist immer der böse MIV

und der gute ÖV.“

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wäre, dann muss ich mich fragen, woher der Strom kommt. Die regenerierbaren Energien reichen noch lange nicht für Strom, für Elektromobilität aus. Daher wird man weiter auf fossile Energie durch eben Kohlekraftwerke, Gaskraftwerke setzen müssen und das ist eben ein Problem. Da muss die Verkehrsplanung natürlich auch ihren Beitrag dazu leisten. Bestes Stichwort noch einmal: Kostenwahrheit. Es beginnt langsam im Verkehrsbereich. Ab 01.01.2012 beginnt die Einbe-ziehung des Flugverkehrs in den Handel mit den Klimazertifikaten. Ich könnte mir vorstellen, dass das schrittweise auch in anderen Bereichen des Verkehrs weiter geht, mit dem Anreiz, möglichst wenig CO2 zu produzieren, im Sinne von möglichst sparsame Motoren zu verwenden. Also von daher ist der Anreiz schon da. Es gibt aber noch zu wenig Anreize auf den ÖV umzusteigen, solange das wegen verschiedenen Faktoren, wie Kosten, Bequemlichkeit, Verfügbarkeit, nicht attraktiv ist. Aber nichtsdestotrotz sind die Verkehrsplanung und die Raum-planung gemeinsam gefordert, Lösungen zu zeigen, wie es gehen könnte. Also kontraproduktive Anreize wie Pendlerpauschale, Wohnbauförderung im Grünen, sind nicht gerade förderlich. Da kann ich keinen Hebel erzeugen, sodass Ver-kehrsteilnehmer umsteigen. Raumplaner hätten viele Methoden in der Hand, um zu sagen: Einkaufszentren werden nur gewidmet, wenn sie entlang einer ÖV-Achse liegen, wenn die Parkräume dort auch bewirtschaftet werden müssen, wenn pro Quadratmeter Verkaufsfläche ein maximaler Energieverbauch festge-schrieben ist etc.

Denken Sie, dass sich Wien in eine Radstadt, wie Kopenhagen, entwi-ckeln könnte?Absolut! Es wird noch dauern. Ich hoffe, dass es schnell geht. Ich hoffe deswe-gen, weil wir jetzt in einer gefährlichen Phase sind. Man darf nämlich auch nicht verschweigen: Wenn sich Wien jetzt weiter entwickelt Richtung Radverkehr und noch keine nennenswerte Größe von sagen wir mal 12- 15 Prozent Wege-Mo-dal-Split hat, dann ist der Radverkehr immer noch sozusagen eine kleine Größe und damit sinkt - das beweisen verschiedene Studien - die Verkehrssicherheit. Also mit jedem Radverkehr, der jetzt stärker gefördert wird, wird der Verkehr eine Zeit lang unsicherer. Erst wenn der Radverkehr eine magische Schwelle von 15- 20 Prozent hat, wie Kopenhagen, Amsterdam, Paris-Zentrum, dann ist er so allgegenwärtig, dass die Verkehrssicherheit wieder deutlich steigt. Aber von einem sicheren Verkehrsmittel wie dem PKW, oder dem ÖV kommend, steigen nun etliche auf einen potentiell unsichereren Verkehrsträger um. Die Radfahrer, die jetzt Radfahren, kommen eher nicht vom PKW, sondern das sind ehemalige ÖV-Nutzer, die plötzlich merken, dass es besser mit dem Fahrrad ist.

Weil sie gerade die Verkehrssicherheit angesprochen haben: Ist nicht die Sicherheit der Radfahrer durch den PKW gefährdet?Da gibt es mehrere Potentiale: In erster Linie sind sie selbst gefährdet durch den PKW, natürlich. Keine Frage. Durch die Geschwindigkeitsunterschiede, durch derzeit noch nicht so ausgereifte Regelungen, die es vielleicht bald geben wird. Es gibt österreich-, schweiz-, deutschlandweit Bestrebungen, ein System einzu-führen, das sich Gemeinschaftsstraße nennt, in dem sich Fußgänger, Radfahrer und PKW’s die gleiche Fläche teilen werden, in dem viel mehr gegenseitige

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Rücksichtnahme stattfinden wird. Wenn das dann soweit sein wird, dann wird es diese Unsicherheit nicht mehr geben. Solange man dieses Trennungsprinzip hat, wie wir es haben, ist jeder in seinem System unterwegs und entsprechend schnell. Sowie der Fahrradfahrer durch den PKW-Fahrer gefährdet ist, so ist der Fußgänger durch den Fahrradfahrer gefährdet. Das ist auch der Grund, warum in vielen Fußgängerzonen in Österreich das Fahrradfahren verboten ist, weil die Fahrradfahrer die Fußgänger gefährden. Quasi Verkehrsökologie: Der Stärkere frisst den Schwächeren. Das ist sicher ein Thema. Andere Themen sind auch Sichtbarkeitsthemen. Die waren vor ein paar Jahren aktuell. Müssen Autos bei Tag mit Licht fahren? Wenn ja, sagen Sicherheitsexperten, dass der Fußgänger noch weniger sichtbar ist. Die Autos werden auch immer höher. Das heißt, viele Unfälle, die früher glimpflich ausgegangen sind, weil man sich „gemütlich elegant über die Motorhaube abgerollt hat“, enden jetzt schwerwiegend unter dem Fahr-zeug. Frage: Helmpflicht für Fahrradfahrer? Also da gibt es einige Themen, die in nächster Zeit auf uns zukommen werden. Ich glaube auch, dass die Helmpflicht früher oder später kommen wird, schon alleine wegen den Versicherungen. So wie jetzt beim Motorrad das keiner mehr in Frage stellt und auch auf Schipisten viele freiwillig Helme tragen, weil sie es einsehen, dass es gefährlich ist. So wird es vermutlich auch beim Radverkehr sein: Irgendwann einmal ist es kein Schön-heitsargument mehr, ob die Frisur zusammen geklatscht ist oder nicht.

Was halten Sie von Critical Mass? Waren Sie schon dabei?Ich war noch nicht dabei. Ich kenne es nur aus den Medien, weiß aber ehrlich gesagt zu wenig darüber, um eine Meinung abgeben zu können.

Eigentlich geht es um das gemeinschaftliche Fahrrad fahren im öffent-lichen Raum. An sich ist es ein gemeinschaftliches Fahrraderlebnis und keine Demonstration.Ich halte es für eine gute Sache, sich zu artikulieren und Ansprüche anzumelden, egal ob sie berechtigt sind, oder nicht. Wenn sie nicht berechtigt sind, wird man das mehr oder weniger sowieso sehen und entsprechend demokratisch ignorie-ren. Und wenn das plötzlich zu einer Bewegung wird bei der man sagt: Wow, wir erobern uns den Stadtraum wieder zurück. Warum nicht?

Derzeit gibt es diese Bewegung in jeder größeren Stadt weltweit, al-lerdings ist es meistens nicht so wie in Wien, dass die Polizei mitspielt.Man muss nur eines bedenken, da sehe ich das ganze insofern ein bisschen skep-tisch: Gerade Radfahrer sind auch Individualisten. Also ich selbst bin auch unter anderem Radfahrer. Ich nutze jedes Verkehrsmittel. Ich selber würde das nicht machen, weil ich mich auch keinen Verein oder Gruppe anschließen möchte. Wenn ich was zu sagen habe, sage ich das selber. Ich sehe es aber teilweise auch im Sinne der Ohnmacht, dass nichts weiter geht, dass man irgendwas bewegen möchte, und dass das ein Event und Zusammenhalt ist. Finde ich auch im Sinne der Vorbildwirkung eine gute Sache.

Heutzutage wird Raumplanung sehr oft über die Disziplin der Verkehrs-planung wahrgenommen. Warum glauben Sie ist das so?

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Ja, das ist doch schön. Das ist ein Zeichen, dass wir Verkehrsplaner in aller Munde sind. Es ist ein Zeichen, dass es uns gelungen ist die Disziplin von den Bauingenieuren, Kulturtechnikern, Maschinenbauern und Elektrotechnikern hin zu den Raumplanern zu bewegen. Ich schätze so ca. 20 bis 25 Prozent der Absolventen landen schlussendlich auch in der Verkehrsplanung, was ich auch für eine Erfolgsgeschichte halte. Ich sehe es eigentlich überhaupt nicht problematisch und im Gegenteil, als besonders toll. Die Leute, die eine Raumplanungsausbildung machen, haben auch von Verkehr eine Ahnung, egal wo sie nachher hin ge-hen, egal ob sie in die Immobilienbewertung gehen oder irgendwelche Verfahren moderieren. Ich finde es eine gute Sache, weil von daher auch automatisch das räumliche Denken, das bei uns im Institut auch im Vordergrund steht, immer mit bedacht wird. Also Sie haben es jetzt gerade mitbekommen, wie ich den Studen-ten bei seiner Diplomarbeit betreut habe. Da geht es immer auch darum, dass man eine Raumstruktur mit überlegt. Das Verkehrssystem ist ja von der Raum-struktur nie losgelöst. Also Raumplanung und Verkehrsplanung sind zwei Seiten ein und derselben Medaille. Das finde ich gut. Was ich nicht gut finde, und das muss ich selbst sehr kritisch sagen - auch in Richtung Studienplan oder Studium hier - Verkehrsplanung ist natürlich eines von sehr vielen Themen. Daher sind auch ganz offen gesagt die Kenntnisse der Raumplanungsstudierenden im Ver-kehrsbereich nicht besonders hoch. Das bedeutet, ihnen droht Konkurrenz am Arbeitsmarkt von deutlich besser Ausgebildeten in dem Bereich, die von anderen

„Ich wollte als kleines Kind Bauer werden“

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Ausbildungsstätten, wie z.B. auch von Fachhochschulen kommen. Was klar ist, weil man dort ein enges Thema hat, das vertieft angegangen wird.

Wir haben uns die ganze Zeit über das Studium unterhalten. Wie sind Sie eigentlich zur Verkehrsplanung gekommen?Das ist eine sehr gute Frage. Ich bin gelernter Landschaftsökologe. Ich habe Landschaftsökologie auf der BOKU studiert. Ich wollte als kleines Kind Bauer werden. Meine Eltern meinten, ich kann nicht Bauer werden, weil wir keinen Bauernhof hatten. Daraufhin sagte ich: Gut, werde ich Förster. Und dann hatte ich irgendwann einmal Biologie in der 3. Klasse Mittelschule und hörte dort zum ersten Mal etwas von Ökologie. Das hat mir total „getaugt“ und dann habe ich gewusst, dass ich Ökologie studieren möchte. Das gab es damals in Wien noch nicht, aber es gab Landschaftsökologie. Das war ein super spannendes Studium auf der BOKU. Dort hat ein Professor zu mir gesagt, wenn du im Umweltbereich oder in der Ökologie was bewegen willst, dann musst du eine Disziplin gut kön-nen, um es von dort heraus zu ändern. Du musst Landwirtschaft, Verkehrspla-nung und Raumplanung gut können. Dann kannst du ökologisches Gedankengut und Umweltschutz verbinden und in die tägliche Arbeit einbauen. Das habe ich mir zu Herzen genommen und bin meinen Interessen nachgegangen. An der TU gab es das Studium Raumplanung. Ich habe mir aus dem damaligen 2. Studien-abschnitt sämtliche Verkehrsfächer ausgewählt. Das Studium hat mir total Spaß gemacht. Anschließend habe ich bei einem Verkehrsplaner gearbeitet. Dann war

„Was ein Politiker mit meinen Expertisen macht, ist mir ganz egal. Als Wissenschaftler. Nicht als Steuerzahler.

Ich habe keine Heilsbotschaft.“

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an der TU plötzlich die Stelle eines Assistenten frei und es hat mich total gereizt bei dem Professor, bei dem ich einst die Fächer besucht hatte, selber Assistent zu sein. So bin ich eigentlich zur Verkehrsplanung gekommen.

Also haben Sie sich nicht schon immer vorgestellt Professor an einer Universität zu sein?Nein. Ich wollte ja Bauer werden :)

Lieben Sie Ihren Job?Sehr!

Sehr?Ja, sehr!

Das wäre jetzt eine 1 von einer Schulnotenskala von 1 bis 5?Römisch 1, weil es unglaublich spannend ist. Allein der Arbeitstag heute: In der Früh halte ich eine Vorlesung, in der man 20 Jahre nicht das Gleiche bringt, wie möglicherweise in Mathematik. Sondern in der man aktuelle Entwicklungen einbindet. Selbst wenn am Wochenende etwas in Durban bei der Klimakonferenz passiert, kann man das gleich in die Vorlesung einbauen. Man kann permanent neue Dinge einbringen. Man sitzt mit jungen Leuten zusammen, die engagiert sind, und ihr ganzes Leben noch vor sich haben. Das ist unglaublich spannend, egal ob bei Lehrveranstaltungen oder Diplomarbeiten. Nicht zu vergessen das zweite Standbein: Bei uns besteht mindestens die Hälfte aus Forschung. Wir sind in aktuellen Forschungsprojekten weltweit vertreten. Das ist auch unglaublich spannend. Jeder Tag ist anders. Als Wissenschaftler, der von Berufswegen her neugierig ist, ist es das Beste, das mir passieren konnte.

Wir haben auch im Laufe unserer Recherche in Erfahrung gebracht, dass sie den Rudolf-Wurzer Preis erhalten haben. Sind Sie stolz darauf?Das ist auch eine schwierige Frage. Grundsätzlich ja, weil Rudolf Wurzer sehr viel für die Raumplanung getan hat. Nein, weil Rudolf Wurzer nicht uneingeschränkt eine Lichtfigur war - Nummer Eins. Nummer Zwei - ich glaube es gab nicht viele Einreichungen. Es gab beim Rudolf-Wurzer Preis damals vielleicht fünf Einrei-chungen und ich habe einen Preis bekommen. Das war nicht sowie beim Lite-raturnobelpreis, bei dem es 500 mögliche Kandidaten gab. Da war die Auswahl relativ gering. Grundsätzlich finde ich es aus der damaligen Sicht wichtig, weil die Verkehrsplanung mit der Raumplanung dieses Gewicht bekommen hat. Aber mittlerweile würde ich sowas nicht mehr machen. Ich würde bei keinem Preis mehr einreichen. Für einen Wissenschaftler zählen im Wesentlichen die Kritik der Scientific Community und der Fachkollegen. Das, was du bereits publiziert hast, ist toll oder nicht toll weil... Das ist eigentlich das Spannende. Eine Jury entscheiden zu lassen, was gut oder nicht gut ist, würde ich nicht mehr machen.

Derzeit gibt es eine nicht besetzte Professur am IVS. Wie sehen Sie die Zukunft des Instituts?Die Zukunft des Instituts sehe ich sehr positiv. Im Sinne von: Hoffentlich wird

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diese leere Stelle, mindestens eine leere Stelle, bald besetzt. Wir benötigen drin-gend einen weiteren Professor, der dann auch noch einen Mitarbeiter mitbringen kann, also eine zweite Stelle, die dann von der Uni bezahlt wird. Das würde uns sehr die Arbeit erleichtern. Wir sind das Institut mit der höchsten Lehrbelastung pro Person auf unserer Fakultät. Ich hoffe, dass bei den Bewerbungen interes-sante Kandidatinnen und Kandidaten dabei sind, die unser Portfolio ausweiten.Ich weiß nicht, Sie werden es mitbekommen haben. Die Budgetsituation der TU ist furchtbar. Es gibt nur Negativschlagzeilen. Ich sehe die Zukunft insofern sehr positiv, weil es uns eigentlich seit 2003 gelungen ist, seitdem ich das Institut lei-te, so viele Forschungsprojekte zu akquirieren, dass wir uns etliche Dritt-Mittel-Angestellte leisten können und nicht betteln gehen müssen, weder zum Rektor noch sonst wohin. Sondern wir können unsere Infrastruktur, Laptops und Reisen weitgehend selbst finanzieren, weil wir so viele Projekte in der Forschung haben, die aber wirkliche Forschungsprojekte sind. Wir nehmen zum Beispiel den Zivi-lingenieuren nicht das Geld weg, indem wir etwas machen, was jeder niederge-lassene Zivilingenieur macht. Sondern wir machen wirklich Forschungsprojekte, die etwas heikel sind, für die ASFINAG, die ÖBB und verschiedenste Landes-regierungen und andere Auftraggeber. Das bringt Geld. Dieses Geld stecke ich mir nicht ein, sondern finanziere junge Mitarbeiterinnen (derzeit 3, Anm.), die bei uns hier arbeiten. Das macht uns weitgehend unabhängig von irgendwelchen Budgetzwängen. Das ist auch ein Stück weit ein Vorteil, weil wir einfach sagen können, was wir uns denken. Das kann man auch nicht überall.

Wie sehen Sie Ihre Rolle in der Besetzung der Professur?Ich habe mich nicht beworben. Ich bin voraussichtlich, wenn der Senat zustimmt, ein Teil der Berufungskommission, und bin daher ein Teil derjenigen, die die neue Professorin oder den neuen Professor mitbestimmen können. Also Sie wissen in einer Berufungskommission gibt es Mehrheitsverhältnisse. Ich bin von Seiten der TU Wien der einzige Fachmann im Bereich der Verkehrssystempla-nung in der Kommission. Das heißt ich hoffe, dass meine Argumente Gewicht haben und gehört werden. Aber dafür gibt es keine Garantie.

Sie haben vorher den Arbeitsbereich der Zivilingenieure angesprochen. Gibt es eine Diskrepanz zwischen dem IVV (Forschungsbereich für Ver-kehrsplanung und Verkehrstechnik am Institut für Verkehrswissenschaf-ten der Fakultät für Bauingenieurwesen, TU Wien, Anm.) und Ihrem?Die Diskrepanz die es gibt ist einerseits die Fakultätsgrenze. Zweitens gibt es Vorgeschichten mit ehemaligen Vorständen Cerwenka und Knoflacher. Das ist sozusagen die Historie. Die aktuelle Situation ist die, dass wir eigentlich kei-ne Berührungspunkte haben. Wir hoffen sehr, dass es zu Berührungspunkten kommen wird – im positiven Sinne. Wir planen gerade den Verkehrscluster Wien. Das soll eine fakultäts- und universitätsübergreifende Vereinigung von al-len Verkehrslehrstühlen in Wien sein. Also nicht nur wir (das IVS, Anm.) und das Institut für Verkehrswissenschaften. Aber auch Kummer von der WU (Sebastian Kummer ist Vorstand des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik, Anm.) und auch Sammer von der BOKU (Gerd Sammer ist Vorstand des Instituts für Verkehrswesen, Anm.) sind in diesem geplanten Cluster dabei. Wir wollen ein ei-

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genes Verkehrs-Master-Studium anbieten, das speziell für Raumplaner, BOKU-Leute und Wirtschaftler als eigenes zusätzliches Masterstudium interessant wäre. In der zweiten Stufe wollen wir auch für alle gemeinsam ein Doktorandencollege anbieten.Und in weiterer Folge sogar größere Forschungsprojekte akquirieren. Sie haben Critical Mass angesprochen. Das ist bei uns das Thema: Die kritische Masse. Wir sind zu klein um sehr große Projekte zu machen. Wenn jetzt ein großes Pro-jekt kommt, dann hätten wir innerhalb von Wien die kritische Masse, um diese Projekte abwickeln zu können. Von daher gibt es die Idee in Zukunft stärker zusammenzuarbeiten.

Also sehen Sie in Zukunft eine Kooperation. Ja.

In welchem Zeitraum sollte sich das abspielen?Der Verkehrscluster hängt von den Leistungsvereinbarungen ab, die die Unis mit dem Ministerium machen. Auf der BOKU ist das in den Leistungsvereinba-rungen 11-13 bereits drinnen. Die nächsten Leistungsvereinbarungen fangen kommenden Frühling an. Da hoffen wir, dass wir es reinreklamieren können. Wir hoffen, dass wir die Rektorin auf unserer Seite haben. Ich sag aber gleich ganz offen und mit aller Deutlichkeit dazu: Die Kooperationsbereitschaft von den Bau-ingenieuren ist enden wollend. Die sind da nicht so bedingungslos positiv wie wir.

„Musik: Alles was in meinem i-Phone ist. Da ist alles drin von

Klassik bis zu Hannah Montana und so Zeug

für die Kinder.“

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Es wird davon abhängen, ob wir das Rektorat davon überzeugen können, damit da Geld für diesen Cluster kommt. Ich sag aber auch: Der Cluster wird kommen, mit oder ohne TU. Und ich denke mir: Ich würde gerne dabei sein.

Die Konkurrenzsituation zwischen dem IVS und IVV wird oft von Stu-dierenden als ideologischer Unterschied wahrgenommen. Gibt es Ihrer Meinung nach einen ideologischen Unterschied?Das ist tatsächlich ein bisschen der Fall. Das liegt im Wort Ideologie. Wir haben keine Ideologie. Mir ist das Fahrrad genauso lieb wie das Flugzeug und das zu Fuß gehen. Ich habe keine Heilsbotschaft die sagt: Ihr müsst mehr mit dem Rad fahren! Ihr müsst CO2 sparen! Ich bin Wissenschaftler und kein Politiker. Ich bin nicht gewählt für irgendwelche Ideologien. Ich untersuche Dinge. Sicherlich untersuche ich Dinge, die mich interessieren und mir kann niemand vorwerfen – was gerne gemacht wird – ich sei unökologisch. Ich habe immerhin Ökolo-gie studiert. Ich bin auf der umweltbewussten Seite. Aber ich möchte die Dinge so darstellen, wie sie sind. Wenn man jetzt draufkommt, dass der Apfel aus der Steiermark, den ich jetzt kaufe, einen schlimmeren CO2-Fußabdruck hat, als ein australischer, dann möchte ich das sagen können. Und nicht ideologisch sagen: Der heimische Apfel ist der Gute und der Andere ist der Böse. Da werden Dinge ausgeblendet. Ich möchte als Wissenschaftler nichts ausblenden. Ich möchte von dem Apfel, der bei uns gelagert ist, damit er frisch ist, wissen, wie viel Energie der eigentlich braucht. Und das ist um ein Vielfaches mehr als das Schiff von

„Liebste Fortbewegungsart: Fahrradfahren in Wien?

Das kommt für mich nicht in Frage. Das ist mir zu

kompliziert.“

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Australien nach Europa braucht. Das sind so wissenschaftliche Wahrheiten. Mir geht es um mögliche wissenschaftliche Wahrheiten (Klarheiten) und nicht darum, den Leuten zu sagen, wie sie zu leben haben. Und das hören wir sehr oft von einzelnen Vertretern des IVV. Da gibt es Patentrezepte, wie die Leute zu leben haben. Dass die Shopping Center auf der grünen Wiese grundsätzlich schlecht sind, so einen Satz werde ich nie über die Lippen bringen. Ich werde mir das anschauen, und sagen: Aha, dieses Shoppingcenter hat diese und jene Auswir-kungen, liebe Politiker, das ist so. Vielleicht ist es viel CO2, vielleicht ist es wenig CO2, vielleicht ist es viel Dreck, wenig Dreck, laut-leise. So ist es. Wenn ihr es nicht wollt, ändert es. Macht damit was ihr wollt. Aber ich bin leidenschaftslos, was das betrifft. Ich schaue die Dinge an und wiege sie auf. Wenn ich beim Semmeringbasistunnel drauf komme: Die Nachteile überwiegen, dann werde ich sagen: Die Nachteile überwiegen. Wenn die Vorteile überwiegen, überwiegen die Vorteile. Was ein Politiker mit meinen Expertisen macht, ist mir ganz egal. Als Wissenschaftler. Nicht als Steuerzahler. Ich habe keine Heilsbotschaft. Ich als Person habe da jedenfalls keine Berührungsängste mit den Kollegen vom IVV. Ich kenne alle, arbeite allerdings derzeit bei keinen Projekten mit ihnen zusammen. Das hat sich nicht wirklich ergeben. Wir stellen uns auch jeder Diskussion. Vor drei Wochen hat eine Tagung stattgefunden, die vom IVV organisiert wurde, wo ich sozusagen als Schaf bei den Wölfen war oder als Wolf bei den Schafen - ich weiß es nicht. Ich vertrete dort meine Meinung. Ich diskutiere und ich muss auch ganz ehrlich sagen, ich akzeptiere ohnehin überhaupt keine Autoritäten, sondern nur Argumente. Der, der die besseren Argumente hat, hat für mich Recht. Und wenn ich ein nicht so gutes Argument habe, dann lasse ich mich von einem 5-jährigen Kind überzeugen, das ein besseres Argument hat.

Die meisten Studierenden kennen Sie aus der LVA „Grundlagen der Verkehrsplanung“. Was war denn das witzigste oder interessanteste Er-lebnis, das Ihnen in einer Vorlesung oder Übung präsentiert wurde?Ich kann nur von witzigen Inhalten sprechen. Vorkommnisse fallen mir jetzt keine witzigen ein. Aktuell hat eine Studentengruppe vorgeschlagen ein Projekt zu ma-chen, bei dem sie die U6 im Bereich des Gürtels in den Keller verlegen wollten. Ganz runter. Um oben einen Fahrradhighway zu machen. Das war das schrägste Argument. Da musste ich argumentieren. Einerseits möchte ich die Kreativität der Studenten natürlich nicht behindern, andererseits muss ich sie wieder erden und sagen: Das ist so sinnlos! Sowas von sinnlos! Da lernt man gar nichts da-bei. Klar, wenn man in New York eine stillgelegte Güterbahn reaktiviert, ist das eine super Sache. Aber die U6 ist eine Hauptverkehrsader für uns. Da habe ich gesagt: Wenn Sie das machen, dann müssen Sie das wirklich durchargumentie-ren: Wie geht das? Was kostet das? Das war vielleicht das witzigste. Da war ich fassungslos. Ansonsten gibt es wenig witziges, aber viel Interessantes. Mein Ziel ist es einfach die Guten noch mehr zu fördern. Ich sehe meine Rolle nicht dar-in – was einige Kollegen von mir schon machen – alle mitzunehmen. Ich sehe meine Aufgabe nicht darin, Leute für das Fach zu begeistern. Ich gehe davon aus. Raumplanung studiert man nicht sowie Jus, Medizin und Architektur, weil es alle machen. Sondern man denkt sich dabei was dazu. Sprich: Eine Grundmotivation ist schon da. Für die, die kommen und sagen: Verkehr, was gibt’s da alles, be-

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geistere mich! - mache ich das gern. Aber wenn jemand kein Interesse hat, dann hat er halt einfach kein Interesse. Das ist dann halt so.

Sie haben vorher gesagt, Sie bewegen sich gerne mit dem Fahrrad fort. Wie bewegen Sie sich am liebsten fort?Zu Fuß. Am liebsten, aber nicht am häufigsten. Also am häufigsten bewege ich mich bei meinen Arbeitswegen mit dem öffentlichen Verkehr in Kombination mit zu Fuß. Also ich hab jetzt auch im Zusammenhang mit dem Rad-P3, das wir gerade haben, versucht umzudenken: Wie wäre es mit dem Fahrradfahren in Wien? Das kommt für mich nicht in Frage. Das ist mir zu kompliziert. Ich müsste das Rad hier herauftragen, weil es mir unten gestohlen wird. Wien ist in der In-nenstadt ÖV-mäßig so super angebunden. Da ist mir der ÖV in Kombination mit zu Fuß das Liebste. Ich nutze das Fahrrad nur für sportliche Zwecke, nicht für Er-ledigungszwecke. Ansonsten ist ohnehin meine Lieblingsbeschäftigung alles, was mit zu Fuß zu tun hat, also: Gehen, Laufen, Klettern. Da bin ich am flexibelsten. Ich hatte jetzt leider die letzten drei Monate eine Sportverletzung und durfte nur eingeschränkt laufen. Da bin ich auf das Rad als Sportgerät umgestiegen. Das ist mir schon zu kompliziert. Man braucht Radschuhe. Man braucht das Rad. Man muss das Rad irgendwohin bringen. Laufen ist super: Man zieht sich Schuhe an und geht laufen. Man braucht nur sich selber.

Können Sie uns eine Stadt oder eine Region nennen, die die Verkehrs-planungsfrage gut gemeistert hat?Da könnte ich Ihnen viele nennen, jede auf eine andere Weise.

Haben Sie in diesem Bezug eine Lieblingsstadt/-region? Ich bin eher ein Outdoor-Naturtyp. Ich könnte Ihnen viele schöne Flecken in der Natur und in den Bergen sagen. Ich bin nicht so gerne in Städten, aber es gibt unterschiedliche Städte. In Amerika ist Pittsburgh sicher eine Vorreiterstadt der kurzen Wege. Jetzt erst lese ich, dass die grüne Stadt Chicago – ich weiß nicht – 600.000 Quadratmeter Grünfläche auf den Dächern hat. Also da gibt es verschiedene Ansätze. Ich selbst finde Paris eine hervorragende Stadt, weil man super gut zu Fuß gehen kann und super toll Rad fahren kann. Und in jeder kleinen Quergasse gibt es einen Gemüsehändler, ein Bistro und so weiter, ver-gleichsweise jetzt mit einem 15. Bezirk, in dem Gassen-weise nichts ist, in dem es auch fad ist zu Fuß zu gehen. Mir gefallen alle Städte gut, in denen die Kom-bination zwischen Raumplanung und Verkehrsplanung gelungen ist - und zwar auf organischem Weg. Wo ich jetzt nicht Shared Space installieren muss, sondern das schon gelebt wird. Aber ansonsten ist Wien eine hervorragende Stadt mit einer irren Lebensqualität. Man darf das nie vergessen. Die Wiener selber sehen das gar nicht mehr so. Aber alle, die von außen kommen, sagen: Wien ist eine Wahnsinns-Stadt!

Interessieren Sie sich für Kunst, Literatur, Musik, Kultur?Literatur! Ich lese sehr viel, ein Buch am Tag. Also ich liebe Literatur. Auch ins Theater gehe ich. Musik: Alles was in meinem i-Phone ist. Da ist alles drin von Klassik bis zu Hannah Montana und so Zeug für die Kinder. Da höre ich also

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alles. Aber ich gehe zum Beispiel selten in Opern. Das höre ich mir ab und zu gerne an, aber ich gehe nicht hin.

Haben Sie eine Lebensphilosophie?Das ist gemein, da hab ich mich nicht vorbereitet. Also offenbar: nein!

Oder ein Lieblingszitat, woran Sie sich halten?Das schicke ich Ihnen. Da muss ich jetzt nachdenken. Habe ich so eigentlich nicht, aber es gibt einige. Ich sammle auch Aphorismen. Da gibt es viele, zu jeder Situation eines, das ganz gut passt. Aktuell fällt mir jetzt nichts ein.

„Es ist alles lächerlich, wenn man an den Tod denkt.“ von Thomas Bernhard(Professor Hauger schickte uns nach dem Interview eines Seiner Lieblingszitate, Anm.)

Carpe Diem oder so?Nein. Das gefällt mir nicht. Es gibt ein Zitat, das wird oft falsch gesagt: Nütze den Tag, als ob es dein letzter wäre. Und richtig geht es glaub ich: Nütze den Tag, als ob es dein erster oder dein letzter wäre. Wenn es der letzte wäre, dann würde es das Konsumdenken ein bisschen ankurbeln: Und noch was, und noch

„Ein Architekt kann zumindest schnell etwas hinzeichnen. Was kann

ein Raumplaner?“

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was, und hinter mir die Sintflut! Aber wenn es der erste Tag ist, dann würde es bedeuten: Ich möchte es bewahren für weitere Generationen und natürlich für mich selbst. Und das ist mir schon wichtig, dieses Bewahrende. Und Dinge weiter geben können.

Wie versuchen Sie das in Ihr Leben einzubringen?Wenn es heißt, ein Mann ist ein Mann, wenn er ein Buch geschrieben, einen Baum gepflanzt, ein Kind gezeugt und ein Haus gebaut hat, dann habe ich alles gemacht, nur kein Haus gebaut. Ich versuche den Raum nicht künstlich durch meine Tätigkeit weiter auszudehnen. Ich glaube, dass ich einen relativ beschei-denen ökologischen Fußabdruck habe. Ich liebe die Berge, ich liebe die Heimat, sprich ich mache sehr viel Urlaub zu Hause. Aber nicht, damit ich CO2 ausstoße, sondern weil es mir Spaß macht. Meine Lieblingssportart ist eben Laufen. Das ist außer Schwitzen und so weiter auch weitgehend CO2-neutral - würde ich sagen. Ich bringe meinen Kindern bei, auf einfache Dinge im Leben zu achten: Dass es super ist, wenn man von der Berghütte kommt und einfach Durst auf Wasser hat, Hunger hat und müde ist. Dann braucht man plötzlich keinen MP3-Player und keinen Nintendo mehr. Der Sonnenuntergang ist auch schön. Also das versuche ich sozusagen so weiter zu geben. Aber auch ohne jede Religion oder andere Ideologie, sondern einfach nur so, wie es ist.

Haben Sie ein Lieblingsbuch?Das hat mich meine Tochter vorgestern gefragt, weil sie sich nicht erklären konnte, dass es nicht Twilight ist. Ich lese so viel, dass es schwer ist, ein Lieb-lingsbuch zu benennen. Derzeit stehe ich sehr auf Thomas Bernhard. Ich habe mittlerweile, glaube ich, alle Bücher von ihm gelesen. Der hat so eine typisch herrliche schwarze Sicht der Dinge. Aber im Grunde genommen ist er ein großer Optimist.

Wie hieß Ihre erste Schallplatte?Ich glaube die erste Schallplatte, die ich mir selbst gekauft habe, war „Super-tramp – Breakfast In Amerika“. Die letzte kaufte ich mir gestern: „50 Words for Snow“ von Kate Bush. Die ist neu herausgekommen. Gibt es seit den 80er Jahren. Eine britische Sängerin, die früher sehr pop-artig war und jetzt so ein bisschen experimentiert, Jazz und so.

Erzählen Sie gerne Witze?Gar nicht.

Sie wollen uns keinen erzählen?Ich kenne keinen. Ich höre gerne zu, aber ….sorry. Ich bin sehr lustig und hab irrsinnig gerne Humor, aber nicht jedermanns Humor. Mir gefällt z.B. sehr gut Gunkl, den viele nicht mögen. Diese Wortwitze und auf hohem intellektuellen Niveau Späße machen finde ich sehr witzig. Aber ich kenne keine Witze, auch keine Verkehrsplanerwitze.

Welche Farbe beim Twinny-Eis bevorzugen Sie?

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Orange. Vor 10 Jahren, als es die Department-Diskussion gab und man sich nicht auf den Namen einigen konnte – letztendlich ist dann dieser spröde Name über geblieben – habe ich ernsthaft vorgeschlagen: Nennen wir uns einfach „Vienna Planners“! Wiener Planer! Da hätten wir eine USP (= engl. unique selling proposition, Anm.), weil wir aus Wien sind. Darauf meinten einige, dass man in Vorarlberg dann keinen Auftrag bekommt, und so weiter. Dann habe ich gesagt: „Department Orange“. Das war aber vor Taxi Orange. Ich dachte mir, das ist schon so schräg, da weiß dann keiner, was es ist. Es klingt eigentlich wie eine Werbeagentur. Das war auch noch vor dem BZÖ. Jetzt würde ich das nicht mehr machen.

Und bevor „One“ zu „Orange“ wurde. Ja, genau, lange davor.

Kommen wir jetzt zu den Entweder-Oder-Fragen. Sind Sie ein Hund- oder Katzenmensch?Katze.

Land oder Wasser?Land.

Sehen Sie das Glas halbleer oder halbvoll?Halbvoll.

Stadt oder Land?Land.

Huhn oder Ei, was war zuerst da?Ei.

Berg oder Tal?Berg.

Auto oder Fahrrad?Fahrrad.

U-Bahn oder Straßenbahn.Straßenbahn.

Milch oder Joghurt zum Müsli?Joghurt.

Wald oder Wiese?Wald.

Haben Sie sonst noch ein Anliegen oder etwas, das Sie uns erzählen möchten?

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Ja, an die Fachschaft habe ich ein Anliegen. Sind Sie von der Fachschaft?

Nein.Ich habe das Anliegen, dass sich die Studierenden immer an der Spitze messen und nicht am Schwächsten. Und ich habe die leidvolle Erfahrung als Studienkom-missionsvorsitzender gemacht: Die Fachschaft und Studierenden schauen, dass es möglichst leicht und easy ist, damit es möglichst alle schaffen. Das schadet der Studienrichtung enorm. Das Gegenteil muss der Fall sein. Man muss schauen, dass man die Trittbrettfahrer und die Schlechten in den ersten Semestern raus-bekommt, damit Spitzenplaner übrig bleiben. Eine Studienrichtung macht sich kaputt, wenn drei oder vier Schlechte in die Praxis in ein großes Büro gehen, und die fragen dort: Was haben Sie studiert? Raumplanung? Na super! Und dann ist eine ganze Studienrichtung diskreditiert oder wie die junge Generation sagt: Ge-disst. Da wäre meine Bitte, sich an der Spitze zu orientieren und die Schwächeren mitzuziehen, aber nicht die Guten zu bremsen. Ich hab schon einige wirklich Gute gehört, die gesagt haben, sie müssen zwingend schon ein zweites Masterstudium machen, um am Arbeitsmarkt ernst genommen zu werden. Und die Zeiten sind vorbei, als man gesagt hat: Raumplaner? Super, stellen wir ein, weil das steht für etwas! Da wusste man, ein Raumplaner kann das und das. Mittlerweile sind die Fächer so weit aufgesplittert, dass man als Arbeitgeber nicht mehr davon ausge-hen kann, dass ein Raumplaner für etwas steht. Der kann zum Beispiel ganz viel Dangschat und Stiles gemacht haben, also ein gut ausgebildeter Soziologe oder Grünraumplaner sein, aber von Ökonomie und Verkehr überhaupt keine Ahnung haben. Das ist mittlerweile durch Wahlfächer, Module und so weiter möglich. Also ein Raumplaner steht jetzt nicht mehr unbedingt für etwas, was früher der Fall war. Daher würde ich ganz dringend plädieren, die Leistung eher nach oben zu heben, durch sämtliche Aktivitäten. Und stolz auf das zu sein, was verlangt wird und eher nicht zu sagen: Das ist zu viel und das machen wir nicht. Aber das ist wie gesagt Fachschaftsthematik von vor drei/ vier Jahren.

Finden Sie nicht, dass die Änderungen des Studienplans eher vom Ar-beitsmarkt verlangt werden? Dass man flexibler sein sollte?Der Arbeitsmarkt ist schizophren. Er verlangt auf der einen Seite Generalisten, die von überall ein bisschen können. Da haben Sie recht. Er verlangt aber gleich-zeitig auch Spezialisten und die Raumplaner von heute sind keine Spezialisten mehr. Nämlich in gar nichts! Das ist das Arge. Das muss Ihnen klar sein. Mir fehlt irgendwie noch ein Kern, bei dem man sagt: Das kann er auf alle Fälle. Selbst das P2 ist jetzt schon praktisch fort, irgendwie. Also dass man sagt: Das kann er auf alle Fälle und vielleicht das und das mehr. Von einem Architekten erwartet man, dass der zumindest schnell irgendwas hinzeichnen kann. Das kann er, egal was er gemacht hat. Was kann ein Raumplaner? Kann er einen Bericht sch-reiben? Vielleicht, oder vielleicht nicht? Vielleicht mit Photoshop was machen, oder vielleicht nicht? Das fehlt mir, eine Corecompetence, bei der man sagt: Das kann ein österreichischer Raumplaner. Dann kann er halt das auch noch. Er kann moderieren. Er kann das. Er kann vielleicht zeichnen. Er kann was am Computer. Er kann GIS. Aber mir fehlt der Kern. Wofür steht Raumplanung?

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Die letzte Seite: Luftbildrätsel

Welche Stadt ist hier zu sehen? Es handelt sich um eine europäische Mittel-stadt, das Luftbild ist genordet.Die Lösung kann

von 17.12., 15:00 Uhr bis 31.12.2011, 23:59 Uhr an [email protected] geschickt werden. Das erste Mail mit der richtigen Lösung wird mit einem stupenden Preis belohnt. Sollte sich unter den Einsendungen keine richtige Lösung befinden, gewinnt die geographisch am nächsten liegen-de. Es empfiehlt sich also mitzuspielen, auch wenn man nur raten kann!Die Auflösung wird an dieser Stelle im nächsten St.u.P.i.D. bekannt gegeben.


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