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Stud-ip
Behinderungsformen 2
Förderschwerpunkt – Hören
(Gehörlosigkeit und Schwerhörigkeit)
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Lärmometer
„Blindheit trennt von den Sachen, Taubheit von den Menschen.“
Helen Keller
Gehörlosigkeit und Schwerhörigkeit
Hörschädigung
gehörlos (hörrestig) schwerhörig
praelingual postlingual spätertaubt
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Schwerhörigkeit (Hypakusis)
„Als schwerhörig gelten Personen, die infolge eines vorübergehenden oder dauerhaften Defekts des Gehörs eine verminderte Hörfähigkeit besitzen, aber noch im Stande sind, akustische Signale und Sprache (evtl. mit Hilfe von Hörge-räten) über das Ohr wahrzunehmen. Sie sind infolge ihrer hörbedingten Sprach-schädigung in ihrer psychosozialen Entwicklung stark beeinträchtigt.“
(Jussen, 1973, S.187)
Schwerhörigkeit
„Von einer Schwerhörigkeit spricht man, wenn der entstehende Höreindruck im üblichen, vom Hörschall durchsetzten Umfeld – insbesondere in Gruppenge-sprächen – nur ungenügendes auditives Verstehen von Sprache zuläßt (sic).“
(Claussen, 1995, S. 10)
Schallleitungs- Schallempfindungs-schwerhörigkeit schwerhörigkeit
Kombination aus beiden
Schwerhörigkeit
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(http://www.onmeda.de/krankheiten/schwerhoerigkeit, 22.11.2011)
(Vgl. Günther in Borchert, 2007, S. 84)
an Taubheit grenzende Schwerhörigkeitoder praktische Taubheit
Resthörigkeit
hochgradige Schwerhörigkeit
mittelgradige Schwerhörigkeit
leichtgradige Schwerhörigkeit
Hörverlust in Dezibel (dB)
Hörgrad
Ursachen für Schallleitungsschwerhörigkeit
• vermehrte Bildung von Ohrschmalz (Cerumen) • Wasser • eine Entzündung der Haut des Gehörgangs
(Otitis externa) oder eine lokal begrenzte Entzündung
• Durchstechen oder Zerreißen des Trommelfells, • einen Verschluss oder eine Verletzung der
Ohrtrompete (Tube) • Verletzungen im Mittelohr oder Schädelbruch
(Luxation),• eine Mittelohrentzündung (Otitis media)
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Ursachen für Schallleitungsschwerhörigkeit mit chronischem Charakter
• Angeborene Schalleitungsstörungen, • Vermehrtes Knochenwachstum im
Gehörgang (Exostosen) • Verengungen (Stenosen)• Chronische Mittelohrentzündung • Chronische Belüftungsstörung der
Ohrtrompete• Otosklerose• Geschwulste
Akute Ursachen für Schallempfindungs-schwerhörigkeit• Hörsturz• Starker Lärm über 140 dB• Akute Infektionen, • Nebenwirkungen von Medikamenten• Akute und chronische Vergiftungen• Gewalteinwirkung auf den Schädel• Schädelbruch• Riss der Membranen zwischen Mittelohr und
Innenohr (Fensterruptur) • Stresssituationen (psychogene Schwerhörigkeit)
Ursachen: chronische Schallempfindungsstörung
• Angeborene anatomische Fehlbildungen • Tägliche mehrstündige Lärmbelastung über 80
dB • Verschiedene Alterungsprozesse im fünften bis
sechsten Lebensjahrzehnt• Erkrankungen • Akustikusneurinom• Druckerhöhung und damit Schädigung der
Sinneszellen im Innenohr (Morbus Menière)• Schwerhörigkeit aufgrund autoimmuner
Antikörper• zentrale Hörstörungen,
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Gehörlosigkeit und Schwerhörigkeit
Hörschädigung
gehörlos hörrestig schwerhörig
praelingual postlingual spätertaubt
Gehörlosigkeit
Als gehörlos gelten Personen, die taub, d.h. taub oder taub mit geringen Hörresten sind und die wegen dieser Taubheit als Kleinkinder die Laut-sprache auf normalem Wege nicht entwickeln konnten oder die im Jugend- oder Erwachsenen-alter ertauben und dadurch einen Verfall ihrer Lautsprache erleiden.
Daraus folgen: Sprachbehinderung, Kontaktprobleme, häufig soziale Isolation
„Als gehörlos gelten hörgeschädigte Menschen, die infolge einer hochgradigen Schädigung ihres Gehörs vollständig taub sind oder nur über geringe Hörreste verfügen.“
(vgl. Jussen, 1994)
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Gehörlosigkeit
„Gehörlosigkeit bezeichnet das Fehlen der Hörfähigkeit. Sie liegt bei Menschen vor, bei denen im frühen Kindesalter (prä-, peri- oder postnatal) vor Abschluss des Lautspracherwerbs (also prälingual) eine so schwere Schädigung des Gehörs vorliegt, dass seine Funktionstüchtigkeit hochgradig bis total beeinträchtigt ist.“(Leonhardt, 2003, S. 310)
Ertaubung
„Ertaubung bezeichnet den Verlust der Hörfähigkeit, d.h., die Taubheit ist nach Abschluss des natürlichen Spracherwerbs (also postlingual) eingetreten. Ertaubte können Sprache und andere Schallereignisse nicht mehr auditiv wahrnehmen, weshalb Taubheit oft funktionell durch den vollständigen Verlust des Sprachverstehens definiert wird.“
(Leonhardt, 2003, S. 310)
Häufigkeit: Gehörlosigkeit 0,05 % pro JahrgangSchwerhörigkeit 0,3 % pro Jahrgang
• Gehörlosigkeit ist eine der seltensten Behinderungen in Europa
• Zahl der Hörgeschädigten nimmt mit zunehmenden Alter zu
• Jungen leicht überpräsentiert (m:w=5:4)• 90 % der Gehörlosen aus Familien, wo bisher
Gehörlosigkeit nicht auftrat• 90 % der gehörlosen Erwachsenen haben
gehörlosen Ehepartner• 90 % der Kinder aus gehörlosem Elternhaus
sind nicht gehörlos
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Ursachen
Organisch bedingte:• praenatal
Virusinfektionen, Stoffwechselstörungen, Mangelernährung und DiabetesMedikamenteneinnahme, Alkohol
• perinatal hochgradiger Sauerstoffmangel, Blutgruppenunverträglichkeit, Frühgeburt
• postnatalInfektionskrankheiten, mit nachfolgenden Komplikationen, Hirnhautentzündungen, Schädel-Hirn-Verletzungen, schwere Virusinfektionen, Knallschäden, Medikamente
Ursachen
Umweltbedingte Ursachen:• Dauerhafte Belastungen• Knallereignisse• Lärmbelästigung in Wohn- und Arbeitswelt
Andere Ursachen:• erblich bedingte Hörschäden• natürliche Abnutzung
Ursachen
• Missbildungen des Gehörgangs,
• Verletzungen des Trommelfells,
• entzündliche Erkrankungen des Mittelohrs (z.B. Schallleitungsstörung durch Otitis media, Otosklerose) und
• des Innenohrs mit Schallempfindungsstörung (z.B. durch Schalltrauma, Hörsturz, Entzündung der Hörnerven oder des Zentralnervensystems, Tumorbildungen)
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Diagnostik - Testverfahren• Ein Hörgutachten besteht aus:• Otoskopie
Eine Otoskopie ist eine optische Untersuchung zur Begutachtung des Gehörgangs und des Trommelfells.
• ReintonaudiogrammEin Reintonaudiogramm wird mit Ohrhörern oder Kopfhörern in einem schallgedämpften Raum durchgeführt. Die Testperson wird angewiesen ein vereinbartes Signal zu geben, sobald er oder sie einen bestimmten Ton hört.
• SprachtestBei Sprachtests werden Worte immer leiser wiederholt, um den niedrigsten Lautstärkepegel zu ermitteln, bei dem Sie diese Worte verstehen können, oder Sie hören ganze Sätze, um den angenehmsten Lautstärkepegel für Sie zu bestimmen.
http://www.regierung.oberbayern.bayern.de/imperia/md/content/regob/internet/dokumente/bereich4/aufgaben/foerderschule/beratung/testverfahren/testempfehlungen.pdf
Empfohlene Testszur Schulaufnahme - eine Auswahl• ARS• DES• OTZ• SLD III• MSS• BiSC• FEW 2• MSVK• DP 1• BUEVA• PB-LRS• Ostermannhttp://www.regierung.oberbayern.bayern.de/imperia/md/con
tent/regob/internet/dokumente/bereich4/aufgaben/foerderschule/beratung/testverfahren/testempfehlungen.pdf
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Medizinische Rehabilitation:
• gehörverbessernde Operationen
• hörprothetische Versorgung (z. B. Cochlear-Implantat, Hörgeräte)
Technische Hilfen
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Cochlear-Implantat
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Problembereiche in der Kommunikation
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Gebärdensprachen
GebärdensprachenDGS: Deutsche Gebärdensprache
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GebärdensprachenLBG: lautsprachbegleitende Gebärden
Fingeralphabet
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Lorm-Alphabet
8 pädagogische Prinzipien
• gut artikuliert sprechen• nicht schreien• dem hörgeschädigten Schüler das Gesicht zu-
wenden• vor dem Gespräch Blickkontakt aufnehmen• kurze und klare Sätze formulieren• Unverstandenes seitens des hörgeschädigten
Schülers geduldig wiederholen• bei Unverständnis um Wiederholung bitten• besonders wichtige Mitteilungen schriftlich
niederlegen
Förderorte
<16000< 30000Alle 0 – 20 Jährigen
4500~ 15000Integrative Beschulung
< 9000< 9000Schulen für Hörgeschädigte
2300< 5000Früherziehung und Kiga
Empirische Daten
GeschätztFörderstufe und -ort
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Gehörlosigkeit90 - 100Resthörigkeit
Gehörlosigkeit> 100an Taubheit grenzende Schwer-hörigkeit o. praktische Taubheit
Hochgradige Schwerhörigkeit
60 - 90Hochgradige Schwerhörigkeit
MittelgradigeSchwerhörigkeit
30 - 60 MittelgradigeSchwerhörigkeit
LeichtgradigeSchwerhörigkeit
< 30 LeichtgradigeSchwerhörigkeit
Hörgrad (päd.)øHörverlust in dB
Hörgrad (med.-audiologisch)
Sprachdidaktische Ansätze für die Sprachan-bahnung Gehörloser
1. Hörgerichteter Spracherwerb
2. Interaktionaler Spracherwerb
3. Verfahren der „lautsprachlich begleitenden Gebärde“
4. Konzept des Bilingualismus