+ All Categories
Home > Documents > Strom für die Schweiz - Akademien der …€¦ · 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010...

Strom für die Schweiz - Akademien der …€¦ · 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010...

Date post: 18-Sep-2018
Category:
Upload: dangdieu
View: 219 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
6
www.akademien-schweiz.ch www.akademien-schweiz.ch Null-Emissionen gibt es nicht N° 3 2012 Als Wissenschaftler ver- lieren wir alles, wenn wir unsere Glaubwürdigkeit verlieren. Und die Glaub- würdigkeit wird nicht pri- mär dadurch gefährdet, dass wir teilweise wider- sprüchliche Erkenntnisse liefern; der Wettstreit unterschiedlicher Erklärun- gen gehört zum Wesen der Wissen- schaft. Wir verlieren jedoch unsere Glaubwürdigkeit, wenn wir das ak- tuelle Marketing-Gerede einer Ener- giewende unter der Label-Wolke von «Null CO 2 -Emissionen» stillschwei- gend tolerieren oder sogar selber nutzen. Es wimmelt gegenwärtig von wundersamen Dingen wie «Zero- Emissions-Architektur», «Zero-Emis- sions-Festivals»,«Zero-Emissions-Au- tos». Viele Produkte laufen unter dem Label «Clean-Tech» und kommen scheinbar ohne Verwendung proble- matischer Stoffe aus. Die Wahrheit ist leider, dass jede Form der Ener- giegewinnung und damit auch jedes erwerbliche Produkt einen kleineren oder auch grösseren Rucksack von Emissionen trägt. Zur Erinnerung nachfolgend die Zahlen laut «Ener- giespiegel» Nr. 20 des Paul-Scherrer- Institutes (http://gabe.web.psi.ch). Die Treibhausgas-Emissionen betragen heute in Gramm CO 2 -Äquivalent pro kWh für die verschiedenen Technolo- gien der Stromerzeugung: Wasser 4, Nuklear 8, Wind 17, Fotovoltaik 62, Erd- gas 426, Steinkohle 912. Wir Wissen- schaftler tun also gut daran, be- scheidener von «Low-Emissions» an- stelle von «Zero-Emissions» bei den neuen Techniken zu reden. Gestehen wir uns ein: Wir werden auch in ab- sehbarer Zukunft mehr Emissionen produzieren und mehr kostbare Res- sourcen verbrauchen als die Einwoh- ner der meisten anderen Länder der Welt. Auch wenn wir Abfall trennen, einen Hybridmotor fahren und die Fassaden isolieren: das auf diese Wei- se geäufnete moralische Konto gibt uns noch keine Lizenz, klimabelas- tend zu konsumieren oder Ferienflug- reisen zu buchen. Prof. Dr. Heinz Gutscher, Präsident Die Energieversorgung und besonders die Stromversorgung sind eine der grossen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte. In einer neuen Studie entwickeln die Akademien der Wissenschaften Schweiz in Zusam- menarbeit mit über 50 Expertinnen und Experten eine mögliche Zukunft der schweizerischen Stromversorgung. Die Schweiz hat ein Stromversorgungsproblem. Der Verbrauch nimmt konti- nuierlich zu und ist heute 2,4 Mal so hoch wie vor 40 Jahren. Die inländische Stromproduktion nimmt jedoch nicht in gleicher Weise zu, und die Schweiz ent- wickelt sich immer mehr zum Stromimporteur. Die Wasserkraft steuert gegen- wärtig 56 Prozent zur inländischen Stromproduktion bei, die Kernkraft knapp 40 Prozent. Das Potenzial der Wasserkraft ist aber weitgehend ausgeschöpft. Die Havarie des Kernkraftwerkes Fukushima Dai-ichi in Japan hat die Situa- tion verschärft: Der Ausstieg aus der Kernenergie scheint beschlossene Sache. Der damit zu erwartende Ausfall eines erheblichen Teils der schweizerischen Stromversorgung zwingt Regierung, Politik und Stromindustrie, sich auf eine Gesamtstrategie zu einigen, um die Versorgungssicherheit langfristig zu ge- währleisten. Da der Umbau der Stromversorgung erhebliche Konsequenzen für die Bevölkerung haben wird, sind umfassende Information und demokratische Meinungsbildung unerlässlich. Die Akademien der Wissenschaften Schweiz nehmen ihre Aufgabe als unab- hängige Wissensvermittler wahr und legen eine Studie zur Zukunft der Strom- versorgung vor. Die Publikation behandelt die inländische Stromerzeugung ebenso wie die Beschaffung aus dem Ausland, den Stromtransport, die Spei- cherung, den Verbrauch, und schliesslich den Einbezug der Bevölkerung bei der gewünschten Reduktion des Strombedarfs. Im Folgenden sind einige Posi- tionen der Akademien der Wissenschaften kurz umrissen, die zusammen mit grundlegenden Informationen über die schweizerische Stromversorgung aus- führlich dargestellt werden in: «Zukunft Stromversorgung Schweiz», erhältlich unter www.akademien-schweiz.ch. Strom für die Schweiz
Transcript
Page 1: Strom für die Schweiz - Akademien der …€¦ · 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Entwicklung des Energieverbrauchs in der Schweiz (Quelle: BFE). Daten zwischen 1970

www.akademien-schweiz.ch

www.akademien-schweiz.ch

Null-Emissionen gibt es nicht

N° 3 2012

Als Wissenschaftler ver- lieren wir alles, wenn wir unsere Glaubwürdigkeit verlieren. Und die Glaub-würdigkeit wird nicht pri- mär dadurch gefährdet, dass wir teilweise wider-

sprüchliche Erkenntnisse liefern; der Wettstreit unterschiedlicher Erklärun- gen gehört zum Wesen der Wissen-schaft. Wir verlieren jedoch unsere Glaubwürdigkeit, wenn wir das ak-tuelle Marketing-Gerede einer Ener-giewende unter der Label-Wolke von «Null CO2-Emissionen» stillschwei-gend tolerieren oder sogar selber nutzen. Es wimmelt gegenwärtig von wundersamen Dingen wie «Zero-Emissions-Architektur», «Zero-Emis-sions-Festivals», «Zero-Emissions-Au- tos». Viele Produkte laufen unter dem Label «Clean-Tech» und kommen scheinbar ohne Verwendung proble-matischer Stoffe aus. Die Wahrheit ist leider, dass jede Form der Ener-giegewinnung und damit auch jedes erwerbliche Produkt einen kleineren oder auch grösseren Rucksack von Emissionen trägt. Zur Erinnerung nachfolgend die Zahlen laut «Ener-giespiegel» Nr. 20 des Paul-Scherrer-Institutes (http://gabe.web.psi.ch). Die Treibhausgas-Emissionen betragen heute in Gramm CO2-Äquivalent pro kWh für die verschiedenen Technolo-gien der Stromerzeugung: Wasser 4, Nuklear 8, Wind 17, Fotovoltaik 62, Erd- gas 426, Steinkohle 912. Wir Wissen- schaftler tun also gut daran, be-scheidener von «Low-Emissions» an- stelle von «Zero-Emissions» bei den neuen Techniken zu reden. Gestehen wir uns ein: Wir werden auch in ab-sehbarer Zukunft mehr Emissionen produzieren und mehr kostbare Res-sourcen verbrauchen als die Einwoh-ner der meisten anderen Länder der Welt. Auch wenn wir Abfall trennen, einen Hybridmotor fahren und die Fassaden isolieren: das auf diese Wei-se geäufnete moralische Konto gibt uns noch keine Lizenz, klimabelas-tend zu konsumieren oder Ferienflug-reisen zu buchen.

Prof. Dr. Heinz Gutscher, Präsident

Die Energieversorgung und besonders die Stromversorgung sind eine der grossen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte. In einer neuen Studie entwickeln die Akademien der Wissenschaften Schweiz in Zusam-menarbeit mit über 50 Expertinnen und Experten eine mögliche Zukunft der schweizerischen Stromversorgung.

Die Schweiz hat ein Stromversorgungsproblem. Der Verbrauch nimmt konti-nuierlich zu und ist heute 2,4 Mal so hoch wie vor 40 Jahren. Die inländische Stromproduktion nimmt jedoch nicht in gleicher Weise zu, und die Schweiz ent-wickelt sich immer mehr zum Stromimporteur. Die Wasserkraft steuert gegen-wärtig 56 Prozent zur inländischen Stromproduktion bei, die Kernkraft knapp 40 Prozent. Das Potenzial der Wasserkraft ist aber weitgehend ausgeschöpft. Die Havarie des Kernkraftwerkes Fukushima Dai-ichi in Japan hat die Situa-tion verschärft: Der Ausstieg aus der Kernenergie scheint beschlossene Sache. Der damit zu erwartende Ausfall eines erheblichen Teils der schweizerischen Stromversorgung zwingt Regierung, Politik und Stromindustrie, sich auf eine Gesamtstrategie zu einigen, um die Versorgungssicherheit langfristig zu ge-währleisten. Da der Umbau der Stromversorgung erhebliche Konsequenzen für die Bevölkerung haben wird, sind umfassende Information und demokratische Meinungsbildung unerlässlich.

Die Akademien der Wissenschaften Schweiz nehmen ihre Aufgabe als unab-hängige Wissensvermittler wahr und legen eine Studie zur Zukunft der Strom-versorgung vor. Die Publikation behandelt die inländische Stromerzeugung ebenso wie die Beschaffung aus dem Ausland, den Stromtransport, die Spei-cherung, den Verbrauch, und schliesslich den Einbezug der Bevölkerung bei der gewünschten Reduktion des Strombedarfs. Im Folgenden sind einige Posi-tionen der Akademien der Wissenschaften kurz umrissen, die zusammen mit grundlegenden Informationen über die schweizerische Stromversorgung aus-führlich dargestellt werden in: «Zukunft Stromversorgung Schweiz», erhältlich unter www.akademien-schweiz.ch.

Strom für die Schweiz

Page 2: Strom für die Schweiz - Akademien der …€¦ · 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Entwicklung des Energieverbrauchs in der Schweiz (Quelle: BFE). Daten zwischen 1970

N° 3 2012

Nachfrageentwicklung

Grundsätzlich soll durch grössere Effizienz der Verbrauch verringert werden. Damit die Nachfrage nach Strom zu-rückgeht, müssen ausserdem die Strompreise steigen. Die neuen erneuerbaren Energien werden sich länger-fristig nur dann durchsetzen, wenn sie wettbewerbsfähig sind. Werden für die Zukunft keine höheren Strompreise erwartet, gibt es hier kaum Investitionsanreize. Es wäre volkswirtschaftlich nicht tragbar, die angestrebte Vollver-sorgung aus erneuerbaren Quellen durch Subventionen erzwingen zu wollen. Fossile Energieträger werden zu-künftig wohl teurer; dies dürfte sich auch auf den Strom-preis in der Schweiz auswirken. Sollte das nicht ausrei-chen, muss der Strompreis mit Hilfe von Steuern oder Abgaben zusätzlich erhöht werden.

Stromversorgung aus dem Ausland

Es ist abzusehen, dass die Schweiz noch längere Zeit Stromnettoimporteur bleiben wird. Der importierte Strom soll dabei möglichst aus erneuerbaren Quellen stammen. Investitionen in ausländische fossile Kraftwerke bedeuten eine Auslagerung der Klima- und Umweltverantwortung und sind daher abzulehnen. Das schweizerische Elektrizi-tätssystem soll im Interesse der sicheren und wirtschaft-lichen Versorgung des Landes im europäischen System integriert bleiben. Es ist alles daran zu setzen, dass die Schweiz an ein künftiges europäisches Höchstspannungs-netz angeschlossen wird. Dazu ist ein Stromabkommen mit der EU unverzichtbar.

Kernkraft

Damit die Schweizer Kernkraftwerke bis zu ihrer Abschal-tung sicher weiterbetrieben werden können, sollen die Sicherheitsforschung fortgeführt und die daraus resultie-renden Erkenntnisse umgesetzt werden. Dies gilt auch für die Forschung zur Endlagerung der radioaktiven Abfälle. Sollen alle Optionen aufrechterhalten werden, muss auch die nukleare Forschung weitergeführt werden, insbeson-dere hinsichtlich der Entwicklung neuer Reaktorkonzepte.

Stromnetz und Speicherung

Die Schweiz soll die erneuerbare Stromproduktion vor-antreiben und die ökologisch verantwortbaren Potenziale nutzen. Da mit Windkraft und Fotovoltaik fluktuierende Energiequellen an Bedeutung gewinnen werden, müssen auch die Speicherkapazitäten vergrössert werden. Im Vor-dergrund steht hier der Ausbau der Speicherseen und der Pumpspeicherung. Beim schweizerischen Stromnetz be-steht bereits heute ein grosser Ausbau- und Erneuerungs-bedarf.

Liberalisierung des Strommarktes

Die vollständige Öffnung des Strommarktes sollte so rasch wie möglich umgesetzt werden. Damit die Konsumenten ihre Stromproduzenten tatsächlich selber bestimmen kön-nen, muss das Verteil- und Übertragungsnetz unabhängig von den Stromproduzenten funktionieren; die Netzgesell-schaft Swissgrid sollte daher eine unabhängige Unter-nehmensstruktur erhalten. Die Versorgungsunternehmen sollen neue Strategien entwickeln, die Rendite und ver-kaufte Strommenge voneinander entkoppeln: Damit sich Stromsparen auch für die Versorgungsunternehmen lohnt, braucht es Geschäftsfelder und Dienstleistungen, die auf Effizienz ausgerichtet sind.

Herausforderungen

Auch die fossilen Brenn- und Treibstoffe, die heute den überwiegenden Teil des Energieverbrauchs decken, müs-sen langfristig durch erneuerbare Energiequellen ersetzt werden. Die Umstellung auf erneuerbare Energiequellen wird mehrere Jahrzehnte dauern und grosse Investitionen erfordern. Die Aufgabe ist umso schwieriger zu lösen, je länger mit der Umsetzung gewartet wird. Schweizerinnen und Schweizer werden einen Gesellschaftsvertrag für den Umbau der Energieversorgung erarbeiten müssen – so wie sie das beispielsweise beim Aufbau der Altersvorsorge, dem nationalen Finanzausgleich oder der Realisierung der grossen Bahnprojekte erfolgreich getan haben. Wir brau-chen nicht nur einen technologischen, sondern auch einen gesellschaftlichen Wandel.

Die Studie «Zukunft Stromversorgung Schweiz» ist in einer Kurzfassung (40 Seiten) und einer Langfassung (ca. 150 Seiten) erhältlich unter www.akademien-schweiz.ch.

100 000

90 000

80 000

70 000

60 000

50 000

40 000

30 000

20 000

10 000

0

Gesamtenergieverbrauch Stromverbrauch

1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010

Entwicklung des Energieverbrauchs in der Schweiz (Quelle: BFE).Daten zwischen 1970 und 1985 wurden teilweise extrapoliert.

Energieverbrauch (in Terajoule)

Page 3: Strom für die Schweiz - Akademien der …€¦ · 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Entwicklung des Energieverbrauchs in der Schweiz (Quelle: BFE). Daten zwischen 1970

5.4 bis 10.7

4.7 bis 5.4

4.0 bis 4.7

3.2 bis 4.0

2.5 bis 3.2

1.8 bis 2.5

1.1 bis 1.8

0.4 bis 1.0

Keine Daten

www.akademien-schweiz.ch

Wesentliche Voraussetzung für einen besseren Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen ist, dass wir wissen, wie es um sie steht. Die Akademien der Wissenschaften geben in einer neuen Broschüre einen Überblick über die Indikatoren zur Beurteilung der Nutzung natürlicher Ressourcen.

Natürliche Ressourcen sind für alles Leben essenziell – und sie sind endlich. Während ein Mensch in einer Jäger- und Sammlergesellschaft täglich etwa drei Kilogramm biotisches und abiotisches Material beanspruchte, liegt der Verbrauch in einem Industrieland heute bei mehr als 40 Kilogramm pro Mensch und Tag. Die Broschüre der Akademien erklärt ausgewählte Indikatoren zur Messung und Beschreibung der Nutzung von Ressourcen wie Ma-terial, Fläche, Wasser und Energie. Veranschaulicht wird die Anwendung der Indikatoren am Beispiel von vier Me-tallen, die für die Herstellung von High-Tech-Produkten von grosser Bedeutung sind: Kupfer, Platin, Lithium und Neodym.

Je grösser die verbrauchte Menge an Material, desto schwerwiegender der Einfluss auf die Ökosysteme. Dieser Gedanke liegt der Metapher des «ökologischen Ruck-sacks» zugrunde. Der ökologische Rucksack erfasst alle Stoffströme, die für die Herstellung eines Produktes not-wendig sind und bildet die Grundlage für eine Reihe von Indikatoren. Der Indikator «Material-Input pro Serviceein-heit» (MIPS) misst etwa den Verbrauch an Materialien für eine Dienstleistung. Gemäss MIPS verbraucht die Produk-

tion von 1 Kilogramm Kupfer 700 Kilogramm Material. Für 1 Kilogramm Platin liegt der Wert mit 530 Tonnen Material fast drei Grössenordnungen höher.

Der Ökologische Fussabdruck ist ein Indikator für den Flächenverbrauch. Er beschreibt, wie viele Hektaren bio-logisch produktiver Fläche erforderlich sind, um die Pro-dukte und Dienstleistungen zu erzeugen und wieder zu entsorgen, die ein Mensch während eines Jahres konsu-miert. Im Jahr 2007 betrug der Ökologische Fussabdruck pro Person weltweit 2,7 globale Hektaren (gha). Die Bio-kapazität, das heisst die Fähigkeit der weltweiten Ökosys-teme, biologisch nutzbringendes Material zu produzieren und den Abfall unter heutigen Bedingungen wieder auf-zunehmen, lag allerdings nur bei 1,8 gha pro Person. Die Menschen benutzen also heute nicht nur einen, sondern 1,5 Planeten. Den grössten Ökologischen Fussabdruck ver- zeichneten 2007 die Vereinigten Arabischen Emirate mit fast 11 gha pro Person und Jahr. Die Schweiz verbraucht pro Person 5 gha, China 2,2 gha und Indien etwa 1 gha.

Wie messen wir unseren Ressourcen-Verbrauch?

Die Broschüre «Indikatoren zur Beurteilung der Nutzung natürlicher Ressourcen» ist erhältlich unter www.akademien-schweiz.ch.

Ökologischer Fussabdruck pro Person im Jahr 2007 (in globalen Hektaren)

Page 4: Strom für die Schweiz - Akademien der …€¦ · 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Entwicklung des Energieverbrauchs in der Schweiz (Quelle: BFE). Daten zwischen 1970

Red

aktio

n: V

alen

tin A

mrh

ein

| F

oto:

Fot

olia

, KW

O R

. Bös

ch, W

ikip

edia

| D

ruck

: Kre

is D

ruck

, Bas

el |

Aufl

age:

150

0

N° 3 2012

Als schweizerische Naturforscher Anfang des 20. Jahrhun-derts im Unterengadin einen Nationalpark gründeten, hat-ten sie eine Vision: Abgeschottet von menschlichem Einfluss sollte die Natur ihre eigene Urnatur wiederherstellen. Für die Forscher, die in der Naturforschenden Gesellschaft (der heutigen Akademie der Naturwissenschaften) organisiert waren, begann damit ein gross angelegtes Experiment, das sie wissenschaftlich begleiten und auswerten wollten. Der Nationalpark war ihr «Freiland-Laboratorium». Damit setz-ten sie sich zugleich von der Nationalparkidee ab, wie sie die bereits damals weltbekannten US-amerikanischen Na-tionalparks verkörperten. Diese zielten nicht auf Forschung, sondern wollten grandiose Landschaften erhalten, damit sie den Bürgerinnen und Bürgern zur privaten Erholung und zur nationalen Erbauung offen standen.

In Europa gehörte der Schweizerische Nationalpark zu den ersten grossflächigen Naturschutzgebieten. Wegen seines neuen Konzeptes und der unermüdlichen Propagandatä-tigkeit der Parkgründer um den Basler Naturforscher und Naturschutzpionier Paul Sarasin erlangte der Park rasch internationale Bekanntheit. Um für die wissenschaftliche Forschung optimale Bedingungen zu schaffen, wurde ein «Totalschutz» der Natur angestrebt. Entsprechend erliess die Eidgenössische Nationalparkkommission, die seit 1914

Der Nationalpark als Freiland-Laboratorium

die Geschicke des Parks bestimmt, strenge Zugangsbe-stimmungen. Bis heute darf der Park nur auf den markierten Wegen begangen werden.

Solche Regulierungen, aber auch die Bestimmung und Ver-schiebung von Parkgrenzen gaben immer wieder Anlass zu Diskussionen. Die von der lokalen Bevölkerung betrie-bene Forst- und Weidewirtschaft sowie die Jagd mussten den neuen Tätigkeiten weichen, die zumeist von Akteuren ausgeübt wurden, die aus weiter entfernten städtischen Milieus kamen und sich nur temporär im Gebiet aufhiel-ten. Das galt sowohl für die Wissenschaftler als auch für die Touristen und schliesslich auch für jene Manager und Ingenieure, die die Wasserkräfte des Nationalparks nutzen wollten. Wildnis, schreibt Patrick Kupper im Schlusswort, sei «kein natürlicher Zustand, sondern ein historischer Prozess», der eine fortdauernde gesellschaftliche Aus-einandersetzung erfordere.

Patrick Kupper: Wildnis schaffen Eine transnationale Geschichte des Schweizerischen NationalparksHaupt Verlag, 376 Seiten, 110 Abb., CHF 49

Nicht um Erholung zu bieten, sondern um ursprüngliche Natur erforschen zu können, gründeten Naturwis-senschaftler vor 100 Jahren den Schweizerischen Nationalpark – das schreibt der Historiker Patrick Kupper in seinem soeben erschienen Buch «Wildnis schaffen».

Page 5: Strom für die Schweiz - Akademien der …€¦ · 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Entwicklung des Energieverbrauchs in der Schweiz (Quelle: BFE). Daten zwischen 1970

August VORTRAG

Fair Society, Healthy Lives

DATUM: 29. August 2012, 17 h – 19.30 h ORT: Aula, Universität Zürich

Die jährliche «Balzan Lecture» wird gegeben durch Sir Michael Marmot, University College London. Thema ist der Einfluss sozialer Ungleichheit auf Gesundheit und Lebenserwartung. www.akademien-schweiz.ch/agenda

TAGUNG

Urban Development and Public Transportation – Improved Understanding of the Interdependencies

DATUM: 30. August 2012, 9 h – 18 h ORT: Swissôtel Zürich

Auf dieser internationalen Konferenz sollen Lösungswege aufgezeigt und ange- regt werden, wie ein nachhaltiges Wachstum der Grossstädte durch effiziente öffentliche Verkehrssysteme unterstützt werden kann. www.satw.ch/caets2012

SeptemberTAGUNG

Gesellschaft und Krankheit: Medikalisierung im Spannungsfeld von Recht und Medizin

DATUM: 6. / 7. September 2012 ORT: Aula Magna, Universität Freiburg

Fachleute aus Soziologie, Recht, Medizin und Ökonomie nehmen das Phänomen der Medikalisierung nichtmedizinischer Probleme unter die Lupe. www.samw.ch/de/agenda

TAGUNG

ScienceComm’12

DATUM: 27. / 28. September 2012 ORT: Schloss Rapperswil

Der Kongress ScienceComm vernetzt die Akteure der Wissenschaftskommuni- kation der Schweiz. Auch der Prix Média wird auf diesem Kongress ver- liehen. www.sciencecomm.ch

www.akademien-schweiz.ch

N° 3 2012

EVENT

Annual Balzan Lecture 2012Professor Sir Michael G. Marmot, University CollegeLondon, UKWednesday, 29 August 2012, University of Zurich

Schweizer Kongress der WissenschaftskommunikationCongrès Suisse de la Communication ScientifiqueGesundheit und Medizin / Umwelt / Kinder und JugendlicheSanté et médicine / Environnement / Enfants et jeunes

Verleihung Remise de «Prix Média»www.sciencecomm.ch

ScienceComm ’12Rapperswil 27. / 28.09.2012

Page 6: Strom für die Schweiz - Akademien der …€¦ · 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Entwicklung des Energieverbrauchs in der Schweiz (Quelle: BFE). Daten zwischen 1970

www.akademien-schweiz.ch

N° 3 2012

Oktober TAGUNG

Förderung der MINT-Kompetenzen

DATUM: 23./24. Oktober 2012 ORT: Kongresszentrum der Messe Schweiz Basel

Der Mangel an Fachkräften mit naturwissenschaftlich-technischer Ausbildung gefährdet die Konkurrenzfähigkeit der Schweizer Volkswirtschaft. An dieser Ta-gung wird diskutiert, warum wir einen Fachkräftemangel haben, und wie wir ihn beheben können. www.akademien-schweiz.ch/agenda

TAGUNG

Forschung am geographischen Limit

DATUM: 25./26. Oktober 2012 ORT: Kongresszentrum Interlaken

Die Schweizerische Akademie der Naturwissenschaften stellt die Errungen-schaften der Polar- und Höhenforschung ins Zentrum ihres Jahreskongres-ses 2012. http://kongress12.scnat.ch

TAGUNG

Technikfolgenabschätzung im Dienst einer pluralistischen Politik

DATUM: 29. – 31. Oktober 2012 ORT: Bern

Die fünfte Konferenz des Netzwerks der deutschsprachigen Technikfolgenab-schätzungs-Community. Gleichzeitig feiert das Zentrum für Technologiefolgen-Abschätzung TA-SWISS sein 20. Jubiläum. www.netzwerk-ta.net

November TAGUNG

Nachhaltige Ressourcenverwendung und umweltgerechte Lebensstile

DATUM: 7. November 2012, 9 .15 h – 17.45 h ORT: Haus der Kantone, Bern

Die nachhaltige Verwendung von Ressourcen ist eine der zentralen Herausforde-rungen der Gegenwart. An der Tagung werden die dafür wichtigen sozialwissen-schaftlichen Ansätze diskutiert. www.sagw.ch/sagw/veranstaltungen


Recommended