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Stillleben Stille Leben - Stille können meine bewusst konzipierten Stillleben in ihrer...

Date post: 17-Sep-2018
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1 Stillleben – Stille Leben - Stille Ausstellung im Ursulinenkloster zu Duderstadt Zur Fastenzeit laden wir Sie ein, in Ruhe und Besinnlichkeit die Schü- lerarbeiten zu betrachten. Ein altes Bildmotiv erscheint im neuen Gewand. Auch in den aktuellen Schülerarbeiten zum Thema Stillle- ben wird die Vergänglichkeit alles Irdischen erfahrbar. Wir sind SchülerInnen der Marienschule Hildesheim aus dem Leis- tungskurs Kunst Q 1 und SchülerInnen der Klasse 8 b. Sie sehen einen Querschnitt unserer Arbeiten, welche die Dinge des Lebens in ganz besonderer Weise vor Augen führen. Wir wünschen Ihnen eine besinnliche Fastenzeit.
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Stillleben – Stille Leben - Stille

Ausstellung im Ursulinenkloster zu Duderstadt Zur Fastenzeit laden wir Sie ein, in Ruhe und Besinnlichkeit die Schü-lerarbeiten zu betrachten. Ein altes Bildmotiv erscheint im neuen Gewand. Auch in den aktuellen Schülerarbeiten zum Thema Stillle-ben wird die Vergänglichkeit alles Irdischen erfahrbar. Wir sind SchülerInnen der Marienschule Hildesheim aus dem Leis-tungskurs Kunst Q 1 und SchülerInnen der Klasse 8 b. Sie sehen einen Querschnitt unserer Arbeiten, welche die Dinge des Lebens in ganz besonderer Weise vor Augen führen. Wir wünschen Ihnen eine besinnliche Fastenzeit.

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„Stillleben – Stille Leben – Stille“ Ausstellung im Ursulinenkloster Duderstadt 14.2. bis 30.3.2018 Stillleben sind seit Jahrhunderten bis in die Moderne hinein als Bild-motive immer wieder eine Herausforderung für Künstler und zu-gleich beliebte Sujets in unseren Wohnzimmern. Insbesondere in der Zeit des Barock (etwa 1575 bis 1770) war die Beliebtheit dieser Motive außerordentlich hoch. Der schöne Schein der Blumen- oder auch Früchtestillleben ist aber trügerisch. Das Aufdecken der vielfältigen symbolischen Bedeutungen sollte den Betrachter zu Erkenntnissen über den sinnentleerten Schein der weltlichen Dinge und über die eigene Vergänglichkeit führen. Diese Stillleben mahnten die Menschen, sich auf das Eigentliche zu besinnen und forderten den Blick auf die göttlichen Dimensionen und den wahrhaftigen Glauben. So gilt der gemalte Totenschädel klassisch als Meditationsgegen-stand, ist halb Mensch- halb Ding, und ist ein Zeichen für die Todes-verfallenheit alles Irdischen und damit für Vanitas. Aber auch die Blumen, die vergehen und verwelken reihen sich in diese Bedeutun-gen ein. Kein Ding auf barocken Stillleben bleibt ohne Symbolik, die es je-weils zu kennen gilt. Die Jahrhunderte nach dem Barock weisen eine Entwicklung auf, welche die Dinge des Lebens zunehmend als das sehen, was sie sind: Ein Apfel bleibt ein Apfel, eine Tulpe bleibt eine Tulpe. In der Moderne spielen Gegenstände noch vielfältiger künstlerische Rollen. Dinge bleiben nicht nur im Bild sondern wandern in den drei-dimensionalen Raum. So werden sie in Objekten, Installationen oder gar Land Art zu Protagonisten verwandelt.

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Der Leistungskurs der Marienschule Hildesheim hat sich im 11. Jahr-gang intensiv mit dem schillernden Bereich der Dinge und konkret der Stillleben kreativ auseinandergesetzt. In selbst komponierten Stillleben entstanden fotografische Dialoge zwischen klassischen und modernen Variationen. Vom Rosenstrauß bis zum Toaster zeigt sich die dingliche Vielfalt unseres Alltags.

Pia Nora Flohr, Leistungskurs Jahrgang 11 Stillleben mit Madonna, Säbel und Früchten & Stillleben mit Kitchen Aid; Fotos, 2018 Ganz klassisch fand anschließend eine malerische Auseinanderset-zung statt, die zu facettenreichen Stillleben-Variationen führte. Kristallgläser, Schmuckkästchen, Taschenuhren, Obstschalen, Zitro-nen, Silbergeschirr, Rosen, Brot und Wein finden sich in der gemal-ten Welt der Dinge wieder. Anspielungen auf barocke Symbolik sind nicht rein zufällig.

Corinna Schneider, Leistungskurs Jahrgang 11, Stillleben mit Schmuckdose, Kerze und Zitrone, Acryl auf Leinwand, 2018

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Einen farbenprächtigen Diskurs bieten ergänzend Schülerarbeiten der 8b an, die mit dem Thema Frühstücksstillleben eine klassische Stilllebenart aufgreifen. Sie haben fröhliche Frühstücksstillleben entworfen mit Blütenhonig, Orangensaft, Toast und natürlich Nutella. So wird fantasievoll neben dem Augensinn auch der Ge-schmacksinn angeregt.

Elise Lenschow, Klasse 8b, Frühstück mit Nutella Deckfarben, 2018

Die Ausstellung im Ursulinenkloster zeigt ausgewählte Schülerar-beiten rund um den schillernden Bereich von Stillleben. Diese kön-nen das Auge erfreuen und als Gedankenanstoß dienen, sich mit den Dingen des Lebens und damit mit dem Sinn des Lebens ausei-nanderzusetzen. Carmen Veith-Denecke Lehrerin für das Fach Kunst an der Marienschule Hildesheim

alle Fotos: Rüdiger Geisler

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Galeriespaziergang

1 Ilayda Acet

Stillleben mit Maus und Rosen Acryl auf Leinwand 2018 Marienschule Hildesheim 11 Jahrgang

2 Angelina Damm

Früchtestillleben mit Blumenstrauß Deckfarben auf Papier 2018 Marienschule Hildesheim 11 Jahrgang

Barocke und moderne Stillleben (Fotoarbeiten)

3 Angelina Damm Stillleben mit Toaster und Pfeffermühle Früchtestillleben mit Blu-menstrauß Fotos 2017 Marienschule Hildesheim 11 Jahrgang

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4 Tessa Kuhrmeyer

Stillleben mit Kochbuch und Taschenuhr Stillleben mit Smartphone und Küchenmaschine Fotos 2017 Marienschule Hildesheim 11 Jahrgang

5 Tessa Lüdke

Stillleben mit Obstschale, Brot und Wein Küchenstillleben mit Radio Fotos 2017 Marienschule Hildesheim 11 Jahrgang

6 Pia Nora Flohr

Stillleben mit Madonna und Säbel Stillleben mit Kitchenaid Fotos 2017 Marienschule Hildesheim 11 Jahrgang

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21 Corinna Schneider

Stillleben mit Schmuckdose, Kerze und Zitrone Stillleben mit Basilikum, Korkenzieher und Früchten Fotos 2017 Marienschule Hildesheim 11 Jahrgang

7 Jessica Gloger

Stillleben mit Wein und Rosmarin Stillleben mit E-Gitarre Fotos 2017 Marienschule Hildesheim 11 Jahrgang

Erläuterungen zu den Stillleben-Fotos von Jessica Gloger Foto 1:

Barockes Stillleben mit Wein und Rosmarin

Zu sehen sind Lebensmittel, Kräuter und Ge-

würze so wie Brot und Wein. Die Symboliken

dieser Gegenstände sind vielgestaltig. Sie ste-

hen ganz im Zeichen des Barock. Dies bedeu-

tet, dass Stillleben samt ihrer Gegenstände

und Kompositionen ein Bild von Vergänglich-

keit vermitteln.

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So habe ich ein Gefäß umgekippt, um die Symbolik von entleertem Leben

deutlich zu machen. Die angeschnittene Zitrone steht für das äußerlich

Schöne, dessen Inneres sauer ist und weist dadurch auf die Fragwürdigkeit

des Genusses hin. Der Käse steht für die Speise der Unsterblichkeit, als

Fastenspeise und als Alltagsspeise einfacher Leute. Brot und Wein sind

christliche Sinnbilder, welche auf die Eucharistie, die Abendmahls-Symbo-

lik anspielen und sie symbolisieren somit Leib und Brot Christi. Kostbare

Gewürze, hier durch Rosmarin dargestellt, gelten als Mahnung zur Be-

scheidenheit. Silbergeschirr ist ein Zeichen für eitlen Tand und überflüssi-

gen Luxus.

Foto 2:

Modernes Stillleben mit E-Gitarre

Auf dem Foto sind sowohl Gegenstände zu

sehen, welche an ein Frühstück erinnern wie

z.B. die Müslischale und die Nektarine, als

aber auch ein Handy und eine E-Gitarre. Plat-

ziert sind alle Gegenstände auf einem Tisch. Somit bildet das moderne

Stillleben eine Art direktes Gegenüber zum barock konzipierten Stillleben.

Das Handy steht hierbei für einen sinnlosen Zeitvertreib, allerdings, da es

ja nicht eingeschaltet ist, birgt es lediglich eine Versuchung. Das ebenfalls

schwarze Plektrum bildet eine Art Verbindung von Handy und schwarzer

E-Gitarre, welche ebenfalls modern ist, jedoch keinesfalls einen sinnlosen

Zeitvertreib darstellt. Sie steht für die Musik samt ihrer Wichtigkeit und ist

somit auch ein Zeichen für die Musikalität. Die Blume, welche eine farbli-

che Verbindung zur Nektarine schafft, zeigt in Richtung der E-Gitarre um

ihren Wert noch einmal zu betonen. Die Brille und der Notizblock stehen

für eine sinnvolle Nutzung der Zeit in Form des sich Weiterbildens. Wobei

die Brille noch einmal speziell dafür dient, um den sogenannten sinnlosen

Zeitvertreib vom sinnvollen unterscheiden zu können.

So können meine bewusst konzipierten Stillleben in ihrer Gegenüberstel-

lung von Vergangenheit und Gegenwart zum genauen Betrachten von Din-

gen und zum Nachdenken anregen.

Jessica Gloger

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Klassische Stillleben

8 Bernadette Wahl

Stillleben mit Ananas Acryl auf Leinwand 2018 Marienschule Hildesheim 11 Jahrgang

9 Tessa Kuhrmeyer

Stillleben mit Taschenuhr, Obst und Gläsern Acryl auf Malkarton 2018 Marienschule Hildesheim 11 Jahrgang

10 Tessa Lüdke

Stillleben mit Obstschale Brot und Wein Acryl auf Leinwand 2018 Marienschule Hildesheim 11 Jahrgang

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11 Anna-May Alich

Stillleben „Ess-zelent“ Acryl auf Malkarton 2018 Marienschule Hildesheim 11 Jahr-gang

12 Laura Krause

Stillleben mit Gold-kugel und Trauben Acryl auf Leinwand 2018 Marienschule Hildesheim 11 Jahrgang

13 Pia Steinbrink

Früchtestillleben mit Weinflasche Mischtechnik auf Papier 2018 Marienschule Hildesheim 11 Jahrgang

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14 Christina Bellin

Stillleben mit Waage und Kaffeemühle Acryl auf Leinwand 2018 Marienschule Hildesheim 11 Jahr-gang

15 Corinna Schneider

Stillleben mit Schmuckdose, Kerze und Zitrone Acryl auf Malkarton 2018 Marienschule Hildesheim 11 Jahrgang

16 Pia Nora Flohr

Stillleben mit Schmetterling Acryl auf Leinwand 2018 Marienschule Hildesheim 11 Jahr-gang

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Erläuterungen zum Stillleben von Corinna Schneider: Stillleben mit Schmuckdose, Kerze und Zitrone

Im ersten Schritt habe ich ein Foto insze-niert, das dem barocken Verständnis entsprechen sollte. Mit einem schwar-zen Bettlaken erzeugte ich einen dunk-len Hintergrund, genauso wie es in baro-cken Stillleben üblich war. Anschließend

habe ich meine Gegenstände - einen roten Kissenüberzug als Decke, eine alte Klarinette meines Großvaters, ein alter schwarz-goldener Füller des Großvaters, zwei Zitronen, mit Gold verziertes Porzellan, einen Kerzenständer mit roter, brennender Kerze, eine Schmuck-schatulle, drei Perlenketten, einen Bernsteinring, eine große Mu-schel und einen alten Brief meiner Großmutter, geschrieben in der alten deutschen Sütterlin-Schrift - zu einem Stillleben angeordnet und fotografiert.

Im zweiten Schritt orientierte ich mich an diesem Foto für mein gemaltes Still-leben. Zentrales Thema ist bei beiden Bildern der Vanitasgedanke. Vanitas bezieht sich auf Begriffe wie Eitelkeit, wertlos und auch vergänglich. Somit wird im Bild die Vergänglichkeit

des Lebens durch die Symbolik der Dinge dargestellt. Ich wollte ein Gegenspiel zwischen Leben und Vergänglichkeit verdeutlichen. Der dunkle Hintergrund steht für Todeserwartung und Ewigkeit. Das beschriebene Briefpapier ist - Büchern ähnlich- eine mehrdeu-tige Anspielung auf nutzlosen Zeitvertreib, zugleich können Worte auch der Belehrung und Erbauung dienen. Der Schmuck und das edle Geschirr verweisen auf Reichtum, der aber ebenso vergänglich ist. Das Brennen der Kerze soll in meinem Bild für das Leben stehen.

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Durch die Muschel und die Perlenketten beziehe ich mich außerdem auf das Meer, welches sowohl für die Vergänglichkeit als auch fürs Leben stehen kann. Die geschälte Zitrone ist klassisch ein Sinnbild für das äußerlich Schöne, das in sich einen sauren Kern birgt. Zugleich weist die Zit-rone auch auf den Geschmackssinn bei der Allegorie der fünf Sinne. Mein Stillleben soll gleichzeitig eine Art „Präsentieren und Wahr-nehmen der eigenen Schätze“ sein, welche nicht für immer bestän-dig sind. Im Ganzen möchte ich mit meinem Stillleben die Vergäng-lichkeit deutlich machen, jedoch eher als Denkanstoß. So kann sich der Betrachter dessen bewusstwerden, das Leben stärker wahrneh-men und sich die schönen – vergänglichen - Dinge vor Augen führen. Corinna Schneider

Frühstücksstillleben Arbeiten Klasse 8 b

17 Elise Lenschow

Frühstücksstillleben mit Nutella Deckfarben auf Papier 2018 Marienschule Hildesheim Klasse 8 b

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18 Paula Schütze

Frühstücksstillleben mit Himbeermarmelade Deckfarben auf Papier 2018 Marienschule Hildesheim Klasse 8 b

19 Hanna Voges

Frühstücksstillleben mit Holunderblütensaft Deckfarben auf Papier 2018 Marienschule Hildesheim Klasse 8 b

20 Sophie

Wucherpfennig

Frühstücksstillleben mit Blütenhonig Deckfarben auf Papier 2018 Marienschule Hildesheim Klasse 8 b

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Ein Gedicht aus der Zeit des Barock:

Es ist alles eitel Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden. Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein: Wo jetzt noch Städte stehn, wird eine Wiese sein, Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden. Was jetzt noch prächtig blüht, soll bald zertreten werden. Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch’ und Bein, Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein. Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden. Der hohen Taten Ruhm muss wie ein Traum vergehn. Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch, bestehn? Ach! Was ist alles dies, was wir für köstlich achten, Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind; Als eine Wiesenblum’, die man nicht wieder find’t. Noch will, was ewig ist, kein einzig Mensch betrachten! Modernisierte Fassung des barocken Gedichts von Andreas Gryphius (1637)

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Ein Gedicht aus der Gegenwart:

Stillleben Rechtskurvige Bananen schmiegen sich an Prachtmelone. Knallgelb, Zitronen wässern schon einmal den Mund. Der Birne Form zitiert perfekt die der Matrone. Süßsinnlich machen Feigen erst den Früchtekorb gesund. Ein überreifer Pfirsich neben Rotwangapfelglanz. Die Zwetschgen steuern blaue Töne reichlich bei. Doch erst die Trauben machen dies Stillleben ganz, als obs gemalt von einem Niederländer sei! Sieh, was noch fehlt, das ist der Schädel, als Zeichen, kahl und weiß uns der Vergänglichkeit. Statt dessen trällert auf der Straße dir ein Mädel ihr Lied von Freud und Leid und Liebe in der Zeit!

Von Heino Suess (2010)

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… und das sind wir:

Jahrgang 11 Leistungskurs Q1 - Fachlehrerin: Carmen Veith Denecke

Klasse 8 b – Fachlehrerin: Barbara Kellner


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