+ All Categories
Home > Documents > Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik...

Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik...

Date post: 16-Jul-2020
Category:
Upload: others
View: 1 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
30
SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft der Deutschen Marine Herausforderungen für die maritime Komponente der Bundeswehr S 17 Mai 2004 Berlin
Transcript
Page 1: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

SWP-StudieStiftung Wissenschaft und PolitikDeutsches Institut für InternationalePolitik und Sicherheit

Thomas Papenroth

Die Zukunft derDeutschen MarineHerausforderungen für diemaritime Komponente der Bundeswehr

S 17Mai 2004Berlin

Page 2: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Alle Rechte vorbehalten.Abdruck oder vergleichbareVerwendung von Arbeitender Stiftung Wissenschaftund Politik ist auch in Aus-zügen nur mit vorherigerschriftlicher Genehmigunggestattet.

© Stiftung Wissenschaft undPolitik, 2004

SWPStiftung Wissenschaft undPolitikDeutsches Institut fürInternationale Politik undSicherheit

Ludwigkirchplatz 3−410719 BerlinTelefon +49 30 880 07-0Fax +49 30 880 [email protected]

ISSN 1611-6372

Page 3: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Inhalt

Problemstellung und Empfehlungen 5

Die neuen verteidigungspolitischenHerausforderungen für die maritime Komponente der Bundeswehr 7Krisenmanagement 7Terrorismus auf See 8Piraterie 9Eindämmung von Proliferation 10Komplementärer Küstenschutz 11

Welche maritimen Fähigkeitenbraucht die Bundeswehr? 13Multinational und teilstreitkräftegemeinsam 14Einsatzräume und Fähigkeitsprofil 15Führungsfähigkeit 16Nachrichtengewinnung und Aufklärung 16Mobilität 17Wirksamkeit im Einsatz 18Unterstützung und Durchhaltefähigkeit 19Überlebensfähigkeit und Schutz 20Modularität 21Werftenkooperation und monetäre Zwänge 22Implikationen für diekonzeptionelle Weiterentwicklung 22

Deutsche maritime Kräfte in europäischermilitärischer Kooperation/Integration 24Drei mögliche Kooperations-/Integrationsmodelle 24Rollenspezialisierung (Modell I) 24Rollenteilung (Modell II) 25Gemeinsame Aufgabenwahrnehmung (Modell III) 25

Fazit und Perspektive 27

Anhang 29Übersicht: Bestandsentwicklung dermaritimen Komponente der Bundeswehr 29Abkürzungen 30

Page 4: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft
Page 5: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

SWP-BerlinDie Zukunft der Deutschen Marine

Mai 2004

5

Problemstellung und Empfehlungen

Die Zukunft der Deutschen Marine.Herausforderungen für die maritime Komponenteder Bundeswehr

Deutschlands Streitkräfte werden künftig nicht mehrprimär zur Landesverteidigung eingesetzt. Sie sollenvielmehr im Rahmen des Krisenmanagements inunterschiedlichen Koalitionen ihren Beitrag leisten.Verteidigung findet nicht mehr an den Landesgrenzenoder im Küstenvorfeld statt, sondern im Kontext einesumfassenden Sicherheitsverständnisses auch jenseitsnationaler und europäischer Territorien. Dieser Para-digmenwechsel deutscher Verteidigungspolitik, derin einigen Bereichen von Politik und Gesellschaft nochnicht realisiert worden ist, bedingt Veränderungenin der Neuausrichtung der Bundeswehr und damitauch der Deutschen Marine.

Nach den jüngst vorgelegten Verteidigungs-politischen Richtlinien (VPR) schließt Verteidigungim Sinne von Artikel 87a des Grundgesetzes die Ver-hütung sowie die gemeinsame Bewältigung von Kon-flikten und Krisen ohne geographische Begrenzungein. Deutschlands Sicherheit wird dort verteidigt, woimmer sie gefährdet ist. Dies impliziert eine gewach-sene Bedeutung maritimer Streitkräftefähigkeiten,unter anderem durch die Tatsache bedingt, daß An-marsch-, Aufmarsch- und Versorgungswege für Krisen-operationen in erster Linie über See verlaufen.

Die Deutsche Marine, eingebettet in den Reform-und Transformationsprozeß der Streitkräfte, steht vormannigfaltigen Herausforderungen. Es gilt, Basis-fertigkeiten zu erhalten, um auch künftig überlebens-fähig operieren zu können. Im Krisenmanagement,der neuen Hauptaufgabe für die deutschen Streit-kräfte, kommt es darauf an, interoperabel mit ande-ren Marinen zu bleiben, da transnationale Heraus-forderungen heute nur multinational gemeistertwerden können. Des weiteren gilt es, den gemein-samen Einsatz mit Land- und Luftstreitkräften zuentwickeln und umzusetzen. Der streitkräftegemein-same Einsatz militärischer Mittel (Joint-Ansatz) istzwar als Leitgedanke formuliert, die Umsetzungnimmt aber erst langsam Konturen an.

Die Studie befaßt sich im Kern mit der Frage,wie die deutschen Seestreitkräfte auf die neuen ver-teidigungspolitischen Herausforderungen reagierensollen. Der Schwerpunkt liegt auf konzeptionellenÜberlegungen, wie diesen Herausforderungen im

Page 6: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Problemstellung und Empfehlungen

SWP-BerlinDie Zukunft der Deutschen MarineMai 2004

6

nationalen oder multinationalen Rahmen begegnetwerden kann. In einem dritten Schritt wird die mög-liche fortschreitende Kooperation und Integrationinnerhalb europäischer Marinestreitkräfte modellhaftskizziert. Die Analyse ist in ihrem Zeithorizont auf dienächsten 15 Jahre angelegt. Dieser Zeitraum erlaubteinerseits den Blick auf die Gestaltung des Übergangsin die Zukunft, denn heute getroffene Entscheidungenwirken sich teilweise bei ihrer Umsetzung erst nachmehr als einer Dekade aus. Andererseits ist ein Zeit-raum von 15 Jahren noch überschaubar. Ein zeitlichnoch weitreichenderer Blick auf den Prozeß derNeuausrichtung der Marine hätte rein spekulativenCharakter.

Die Studie kommt zu folgenden Ergebnissen:! Deutschlands Marinekräfte besitzen herausragende

Fähigkeiten in der Randmeerkriegführung, insbe-sondere beim Einsatz von Fregatten und konven-tionellen, das heißt nichtnuklearen U-Booten so-wie Minensuch- bzw. -jagdeinheiten. Da diese Fähig-keiten auch zukünftig bedeutsam bleiben, solltensie konsolidiert und um die Fähigkeit zu streit-kräftegemeinsamen Operationen erweitert werden.Dies betrifft insbesondere Unterstützungsleistun-gen für Landstreitkräfte, so den strategischen See-transport, die Fähigkeit zur Führung gemeinsamerOperationen und den Waffeneinsatz von See anLand. Diese Aussage behält auch bei verstärkterKooperation und Integration von europäischenMarinestreitkräften ihre Gültigkeit. Eine Schwer-punktsetzung in diesen Bereichen sichert derBundeswehr besondere verteidigungspolitischeFähigkeiten und Deutschlands maritimen Kräftenihre Bedeutung auch in der internationalen Zusam-menarbeit.

! Die besonderen Fähigkeiten der Deutschen Marinesollten in einem gemeinsamen Kräfteansatz mitden anderen Organisationsbereichen der Bundes-wehr synergetisch gebündelt und in gemeinsamentwickelte Strategien und Konzepte eingebrachtwerden. Insbesondere die Zusammenarbeit mit denFührungsstäben der Streitkräfte, des Heeres undder Luftwaffe bedarf einer Intensivierung. Dabeisollte es primär um die Frage gehen, welchen Bei-trag die maritime Komponente der Bundeswehrzum streitkräftegemeinsamen Ansatz leisten kann.Als Vehikel für diese Ausrichtung bietet sich dasKonzept der vernetzten Operationsführung (Net-work Enabled Capabilities, NEC) an.

! Es wird empfohlen, die maritime Komponenteder Bundeswehr in eine Gesamtschau maritimerSicherheitsinstrumente einzubeziehen. Wo sichmilitärische und polizeiliche Aufgaben überlagern,müßte Rechtssicherheit für alle Akteure hergestelltwerden. Analog zum Luftsicherheitsgesetz sollteein Sicherheitskonzept für den Seeraum erstelltwerden. Zudem sollten die Fragen geklärt werden,ob maritime Kräfte in den Verbund Küstenwacheeinbezogen werden sollen und wie eine Integrationoder Kooperation mit anderen Sicherheitsinstru-menten aussehen könnte.Auch wenn Forderungen nach einer europäischen

Marine laut werden, ist dies eine eher langfristige Per-spektive. Um Ressourcen zu sparen und mittelfristigSynergien im europäischen Kontext zu erreichen,erscheint bei den gegebenen politischen und recht-lichen Rahmenbedingungen zunächst eine vertiefteKooperation angeraten. Hierbei bietet sich eine Auf-gabenteilung innerhalb europäischer Marinestreit-kräfte mit zum Teil weiterreichenden integrativenAnsätzen als vermutlich beste Option an. Als Beispielekönnen eine gemeinsam gestaltete Ausbildung undBeschaffung genannt werden. Bei dieser Form derZusammenarbeit bleibt die Handlungsfähigkeit derStaaten erhalten, deren nationaler Beitrag bei allenAktivitäten sichtbar und ihre Souveränität (noch)unbeeinträchtigt.

Page 7: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Krisenmanagement

SWP-BerlinDie Zukunft der Deutschen Marine

Mai 2004

7

Die neuen verteidigungspolitischen Herausforderungenfür die maritime Komponente der Bundeswehr

Krisenmanagement

Deutschland ist vom freien Seehandel abhängig. Deruneingeschränkte Zugang zu den weltweiten See-verkehrsadern sichert Deutschland Prosperität undWirtschaftskraft. Der Anteil der Weltbevölkerung inKüstennähe nimmt ständig zu. Dies hat unmittel-baren Einfluß auf den Welthandel, zugleich aber auchauf das Spektrum vorstellbarer Krisen und Konflikte.80% der möglichen Konfliktregionen liegt nicht weiterals 200 Seemeilen (sm) landeinwärts von den Küstenentfernt. Sicherheitspolitische Herausforderungen wieEntstaatlichung von Gewalt, internationaler Terroris-mus und Piraterie, Verbreitung von Massenvernich-tungswaffen und deren Trägersystemen sowie asym-metrische Formen von Gewalt erfordern umfassendeAnsätze für Gegenmaßnahmen, die oft in weiter Ent-fernung vom eigenen Territorium zu treffen sind.

Das sicherheitspolitische Umfeld gestaltet sichkomplexer und ist schwerer überschaubar. NeueRisiken zeichnen sich durch geringe Vorwarnzeitenaus, wenn es um die Einschätzung von Größe, Ort undIntensität eines Konfliktes geht. Risikopotentiale undKrisen bilden sich in Regionen aus, in denen ihnen inerster Linie mit mobilen, flexibel einsetzbaren mili-tärischen Kontingenten, unter anderem auch mit See-und Seeluftstreitkräften1 begegnet werden muß. Die

1 Der Begriff Seestreitkräfte umfaßt im Rahmen dieserStudie alle schwimmenden und tauchenden Einheiten derDeutschen Marine (Schiffe, Boote und U-Boote). Der BegriffSeeluftstreitkräfte umfaßt zum einen maritime fliegendeSysteme, die als organische Komponente, wie z.B. bord-gestützte Hubschrauber, in einen schwimmenden Verbandintegriert sind, zum anderen maritime fliegende Systeme,die autark operieren oder einem Verband in See zeitweiligbzw. teilweise angegliedert sind, beispielsweise maritimeFernaufklärer (MPA) wie auch maritime Jagdbomber (z.B.PA200). Hingegen werden im Rahmen dieser Studie un-bemannte schwimmende, tauchende und fliegende Systeme(USV, USSV, UAV) nicht als See-/Seeluftstreitkräfte verstanden;sie werden an entsprechender Stelle expliziert als solcheangesprochen.Der Begriff Seeluftstreitkräfte präjudiziert im übrigen nicht,daß die zugeordneten Systeme sämtlich dem Organisations-bereich der Marine angehören müssen. Fliegende Systemekönnen organisatorisch auch der Luftwaffe angehören. In

besondere Ausprägung dieser Bedrohungen ergibtsich aus ihrer inhärenten Unberechenbarkeit. Es wirdzunehmend schwieriger, risikobehaftete Trends zuerkennen und deren Auswirkungen vorherzusagen.Die Unberechenbarkeit manifestiert sich auch darin,daß die Bedrohung durch nichtstaatliche Akteurezunimmt und diese wesentlich schwerer aufzuklärenund zu identifizieren sind als vormals staatliche. Ins-besondere nichtstaatliche Akteure werden bewußt dieVerteidigungseinrichtungen eines Staates umgehenund ihre Aktionen auf Schwachstellen des Regimesoder der Gesellschaft richten.2 Hierbei profitierendiese Akteure oft von Waffentechnologie und Internetnicht weniger als entwickelte Gesellschaften.

Die Wahrscheinlichkeit, daß Deutschland oderseine Bündnispartner Ziel eines konventionellen mili-tärischen Angriffs werden, kann als sehr gering ein-gestuft werden. Ebenso ist eine ernst zu nehmendemaritime Bedrohung in der traditionellen Form einesSeekrieges auf der Hohen See3 kaum noch vorstellbar,gleichwohl können derartige Bedrohungen nicht voll-ständig ausgeschlossen werden.

Im Kielwasser der Globalisierung haben sich jedochKonflikte herausgebildet, die sich über alle Kontinenteerstrecken. Diese eher innerstaatlichen und regio-nalen Konflikte haben mittelbare, teilweise unmittel-bare Auswirkungen auf die deutsche und die euro-päische Sicherheitspolitik.

Nur durch umfassende Konfliktprävention undinternationales Krisenmanagement kann diesenRisiken effektiv begegnet werden. Als beste verteidi-gungspolitische Antwort gilt hierbei die Bekämpfungder Bedrohung an deren Entstehungsort, wie in denVPR postuliert wird. Landes- und Bündnisgebiet sollendemnach möglichst weit entfernt von den eigenenGrenzen geschützt werden. Dies setzt den Wandel derdeutschen Streitkräfte von klassischen Landesverteidi-gungskräften zu einer mobilen und flexibel einsetz-baren Interventionsarmee voraus. Gleichzeitig

dieser Definition geht es vielmehr um die Fähigkeit, �Seekriegaus der Luft� zu führen.2 Holger Mey, Deutsche Sicherheitspolitik 2030, Frankfurta.M. 2001, S. 83f.3 Unter »Seekrieg auf der Hohen See« ist eine symmetrischeDuellsituation maritimer Opponenten zu verstehen.

Page 8: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Die neuen verteidigungspolitischen Herausforderungen für die maritime Komponente der Bundeswehr

SWP-BerlinDie Zukunft der Deutschen MarineMai 2004

8

untermauert diese Tatsache aber auch die zuneh-mende Bedeutung der entfernten Randmeere für dasKrisenmanagement und die Konfliktprävention.

Das Randmeer ist als Nebenmeer am Rande einesOzeans anzusehen, mit eigentümlichen geographi-schen und hydrographischen Bedingungen. Zu deneuropäischen Randmeeren gehören Nord- und Ostseesowie das Mittelmeer. Kriegführung im Bereich einesRandmeers (littoral warfare) bezeichnet hierbei dasWirken in einem Umfeld von etwa 100 Seemeilen see-wärts bis zu einer Linie an Land, die der Wirkreich-weite von Marinekräften entspricht (derzeit ca. 10 sm).Streitkräftegemeinsame Aspekte wie Führungsfähig-keit, Seetransport, erweiterte Luftverteidigung, Nach-richtengewinnung und Aufklärung gewinnen imRandmeer zusehends an Bedeutung.

Künftige militärische Beiträge zum internationalenKrisenmanagement besitzen eine maritime und einemultinationale Dimension. See- und Seeluftstreit-kräfte sind für Aufgaben der Konfliktprävention undKrisenbeherrschung besonders befähigt, wie auch dieaktuelle Nato-Strategie unterstreicht. Sie operierenautark von internationalen Gewässern aus in eineKrisenregion hinein und sind in der Lage, mit relativkurzer Reaktionszeit von passiver Präsenz zu inten-siven Krisenoperationen überzuwechseln. Unter pas-siver Präsenz wird insbesondere die Demonstrationdes politischen Willens zum Handeln verstanden.Intensive Krisenoperationen zielen unter anderemdarauf ab, die Kontrolle über den Seeraum vor einemInterventionsgebiet zu erlangen, An- und Abmarsch-wege zu sichern und eine mögliche Anlandung vonStreitkräften vorzubereiten. See- und Seeluftstreit-kräfte sind flexibel und weiträumig einsetzbar undkönnen je nach politischer Maßgabe eskalierend oderdeeskalierend instrumentiert werden.4

Terrorismus auf See

Eine verstärkt auftretende neue Bedrohungsform istdie asymmetrische Kriegführung. Hierunter fallen inerster Linie terroristische Anschläge auf oder von Seeund kriminelle Überfälle, darunter auch Akte vonPiraterie. Nicht erst seit den Anschlägen vom 11. Sep-tember 2001 in Washington und New York sind Pira-terie und Terrorismus (auf See) im Fokus von Sicher-

4 Axel Schimpf, In die Zukunft gerichtete Vorstellungeneiner maritimen Konzeption für die deutschen Streitkräfte,in: Marineforum, (2003) 5, S. 10.

heitsexperten und politischen Entscheidungsträgern.In den Monaten Oktober und November 2000 ereig-neten sich drei seegestützte terroristische Angriffe,wobei der Anschlag auf das amerikanische KriegsschiffUSS Cole am 12. Oktober im Hafen von Aden wohl ammeisten Aufsehen erregte. Am 23. Oktober zerstörtedie Terrororganisation Liberation Tigers of TamilEelam (LTTE) eine Personenfähre und beschädigte eineweitere mit Sprengstoff auf Booten. Die terroristischeOrganisation Hamas versuchte am 7. November eineisraelische Marineeinheit mit einem Sprengboot zuversenken. Da das Boot jedoch vorzeitig explodierte,wurde das israelische Schiff nur leicht beschädigt.5 Diedrei Vorfälle illustrieren beispielhaft den seegestütz-ten internationalen Terrorismus als eine der Heraus-forderungen für die maritime Sicherheit.

Die Sicherheit im Luftverkehr wurde nach den An-schlägen in Washington und New York im September2001 erheblich verstärkt. Flughäfen werden geschützt,jeder Passagier wird untersucht und kontrolliert, jedesGepäckstück wird durchleuchtet, alles mit dem über-geordneten Ziel, größtmöglichen Schutz zu gewähren.Der verbesserte Schutz von Luftfahrzeugen und Flug-häfen ist natürlich zu begrüßen, regt terroristischeVereinigungen jedoch andererseits zur Suche nachleichter verwundbaren Zielen an, die ihrerseits mitbeträchtlichen Schadensausmaßen angegriffenwerden könnten. Hier bieten sich neben stationärenZielen (z.B. Regierungseinrichtungen) vor allem poten-tielle Schwachpunkte im Seeverkehr an.6 Im Gegen-satz zur Luftfahrt sind die Sicherheitsmaßnahmenim Seetransport, inklusive der Hafenanlagen, bisherweniger stark ausgeprägt. Der ökonomische und öko-logische Schaden, der durch seegestützte Terrorattak-ken hervorgerufen werden könnte, dürfte mindestensvergleichbare Ausmaße wie terroristische Anschlägemit Luftfahrzeugen annehmen können.

Der Seeverkehr bietet mannigfaltige Möglichkeitenfür terroristisch geprägte Anschläge. Die häufigste An-griffsart ist ein mit Sprengstoff beladenes Boot, dasmit Selbstmordkommandos besetzt ist (USS Cole). Hier-bei wird das Boot als schwimmende Waffe eingesetzt.Die notwendige Technologie ist auf dem Weltmarktverfügbar, die Angriffstaktik erfordert keine beson-deren Kenntnisse. Terroristische Angriffe könnenauch auf große Kreuzfahrtschiffe oder Tankschiffe in

5 Vgl. Dieter Stockfisch, Bedrohungen auf See: Terrorismusund Piraterie, in: Truppendienst, (2003) 2, S. 136.6 Vgl. Michael Stehr, Terrorismus auf See. Die neue asymme-trische Bedrohung, in: Schiff & Hafen, (2002) 10, S. 27.

Page 9: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Krisenmanagement

SWP-BerlinDie Zukunft der Deutschen Marine

Mai 2004

9

Küstennähe (MV Limburg vor der Küste des Jemen imOktober 2002) gerichtet sein. Anschläge dieser Artkönnten Unfälle bzw. Zwischenfälle mit extremenökonomischen und/oder ökologischen Auswirkungenhervorrufen. Eine geradezu apokalyptische Vorstel-lung wäre ein Schiff, das mit nuklearen, biologischenoder chemischen Stoffen sowie mit Sprengstoffbeladen wäre und im Hafen, in Küstennähe oder inder Nähe einer Stadt zur Explosion gebracht würde.

Ein terroristischer Angriff kann sich gegen militäri-sche Einheiten und Einrichtungen oder gegen zivileZiele richten. Militärische Einheiten und Einrichtun-gen sind naturgemäß besser geschützt. Zivile Einrich-tungen sind überhaupt nicht oder nur sehr schlechtgegen seegestützte Anschläge geschützt. Es ist injedem Falle extrem schwierig, eine Hafenanlagekomplett gegen Anschläge zu sichern. Auch hier giltder Grundsatz, die Gefährdung soweit möglich aufDistanz zu halten. Für schwimmende Einheiten istgenerell die Gefährdung in Küstennähe und besondersim Hafen hoch. Der sicherste Ort für ein Schiff ist diefreie See.

Piraterie

Die Piraterie ist heute keinesfalls mehr ein Relikt aushistorischen Seekriegsfilmen. Sie stellt noch immereine Form asymmetrischer maritimer Bedrohung dar,die vorwiegend und zunehmend im südostasiatischenRaum auftritt. Dort hat sie einen solchen Umfangangenommen, daß inzwischen auch Marineschiffe ausIndonesien, Singapur und Malaysia im Kampf gegendie Piraten eingesetzt werden.

In den letzten Jahren ist eine alarmierende Zunah-me der Piraterie zu verzeichnen, insbesondere in derStraße von Malakka und am Eingang zum PersischenGolf. Im vergangenen Jahr hat die Piraterie auf hoherSee nach Beobachtungen des internationalen Schiff-fahrtsbüros (IMB) um über 50% zugenommen. Derwirtschaftliche Schaden wird mit ca. 15 Mrd. Europro Jahr beziffert. Der Jahresbericht 2003 weist445 Zwischenfälle auf, 2002 waren es lediglich 370gewesen. Hiervon ereigneten sich 121 Übergriffe inden indonesischen Gewässern, 58 in den Regionenvor Bangladesch und 27 vor Indien. Als für die Schiff-fahrt gefährlichstes Gewässer gilt die Küste vor Soma-

lia.7 Aufgrund der Anwesenheit des multinationalenMarineverbandes am Horn von Afrika im Rahmen derOperation Enduring Freedom (OEF) sank die Zahl derÜberfälle dort im vergangenen Jahr um 50%.

Die Statistiken des IMB sind insofern nicht ganzeindeutig, da die Seerechtskonvention Piraterie alsHandlung zu illegalen privaten Zwecken an Bordvon Schiffen oder Flugzeugen nur auf der Hohen Seeoder in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ)definiert, nicht aber in den Küstengewässern einesStaates. Entscheidend ist jedoch, daß Piraterieals internationales Verbrechen angesehen wird undjeder Staat das Recht und die Pflicht hat, sie zu be-kämpfen.

Kriegsschiffe haben nach der Seerechtskonventiongenerell das Recht, anderen Schiffen bei einem Pira-tenüberfall auf der Hohen See und in der AWZ zuHilfe zu eilen, nicht aber in den Küstengewässerneines fremden Staates, es sei denn, es handelt sich umein Schiff gleicher, das heißt eigener Nationalität. Einezweite rechtliche Möglichkeit ist die Hilfeleistung inSee. Das Kriegsschiff muß in dem Moment zur Stellesein, in dem die Piraten, sofern man sie als solcheerkennt, versuchen, an Bord des anderen Schiffes zugelangen. Soweit die völkerrechtliche Auslegung. DasBMVg schränkt diese Möglichkeit durch einen Erlaßein, der deutschen Kriegsschiffen zwar zugesteht,allen Schiffen, nicht nur deutschen, im Sinne derHilfeleistung in See zu helfen, der es aber den eigenenSchiffen untersagt, Piratenschiffe zu verfolgen, selbstwenn sich diese in internationalen Gewässern befin-den. Der Erlaß schränkt die Handlungsoptionendeutscher Marineschiffe noch weiter ein, indem erfestlegt, daß keine Handelsschiffe zu befreien sind, diesich bereits in Piratenhand befinden.8 Diese Einschrän-kungen werden zweifach begründet: Erstens, die Be-kämpfung der Piraterie, wie zum Beispiel das Ver-folgen eines von Piraten gekaperten Schiffes, wirdals originär polizeiliche Aufgabe verstanden, undzweitens, deutsche Marineschiffe verfügten de factoüber eingeschränkte operative Handlungsoptionen fürdie Befreiung einer Schiffsbesatzung aus den Händenvon Piraten. Damit ist gemeint, daß die Schiffsbesat-zungen für derartige Einsätze nicht ausgebildet sind.

7 Peter O. Walter, Piraterie auf hoher See nimmt weiterzu, <http://www.esys.org/piraterie.html> (eingesehen am11.7.2003).8 Rüdiger Wolfrum, Terrorismus-Bekämpfung auf See, in:HANSA International Maritime Journal, (2003) 4, S. 1ff,<http://www.hansa-online.de/print.asp?artikelID=299>(eingesehen am 11.7.2003).

Page 10: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Die neuen verteidigungspolitischen Herausforderungen für die maritime Komponente der Bundeswehr

SWP-BerlinDie Zukunft der Deutschen MarineMai 2004

10

Gleichwohl waren Marineschiffe an Vorfällen mitPiraten in der jüngsten Vergangenheit beteiligt. Vorder Küste von Somalia hat zum Beispiel eine deutscheFregatte im Rahmen des Anti-Terroreinsatzes (OEF)zwischen den Piraten und der Reederei eines gekaper-ten Schiffes erfolgreich vermittelt, das heißt ohneVerlust von Menschenleben, wenn auch Lösegeld zuzahlen war.

Eindämmung von Proliferation

Neben dem Einsatz als Waffe werden Schiffe undBoote auch als Transportmittel für terroristische undkriminelle Güter verwendet, um Anschläge vorzu-bereiten bzw. zu unterstützen. Terrorismusexpertenvermuten, daß das Al-Qaida-Netzwerk eine »Flotte« vonbis zu 300 Schiffen und Booten unter seinem Einflußhat.9 In Verbindung mit einem terroristischen Hinter-grund wird die Proliferation von Massenvernichtungs-waffen zunehmend zu einer zentralen sicherheits-relevanten Herausforderung für Politik, Gesellschaftund Militär.

Gerade einmal zwei Prozent aller im Seetransportbefindlichen Schiffscontainer werden derzeit unter-sucht. Dies geschieht auch häufig erst am Bestim-mungsort, nachdem sie den Verladehafen unkontrol-liert verlassen und in vielen Fällen Zwischenhäfen,über mehrere Kontinente verteilt, passiert haben. Eineumfassende Untersuchung von Schiffscontainernzu erreichen, ohne den Seeverkehr zu beeinträch-tigen, erscheint angesichts der 232 Millionen Con-tainer, die jährlich auf etwa 46 000 Handelsschiffenüber weltweit 4000 Häfen10 verfrachtet werden, alsnahezu unlösbare Aufgabe.

Bisher existiert noch kein Kontrollsystem, das Waf-fentransporte auf See regelt. Das wollen UN, EU undinsbesondere die USA ändern. Die USA haben eine In-itiative zur Unterbindung der Proliferation gestartet,in der sie unter anderem ein Gesetz zum Durchsuchenvon suspekten Schiffen auf der Hohen See fordern, dieMöglichkeit zur Gewaltandrohung und -anwendungeingeschlossen.11 Nach dem Verständnis der USA hebtsich die Proliferation Security Initiative (PSI), deutlich von

9 Maki Becker, Terror Lurks on High Seas, in: New York DailyNews, 21.9.2003, <http://www.globalsecurity.org/org/news/2003/030921-terror1.htm> (eingesehen am 2.10.2003).10 Peril on the Sea, in: The Economist, 4.10.2003, S. 62.11 Vgl. Michael Levi/Michael O�Hanlon, A Global SolutionIs Needed for Illicit Weapons, in: The Financial Times,11.7.2003, S. 11.

den vorhandenen Kontrollmaßnahmen ab. Im Kerngeht es darum, See-, Land- und Lufttransporte gege-benenfalls mit militärischen Mitteln zu stoppen undillegale Frachtgüter zu beschlagnahmen. Die Wirk-samkeit dieses Instruments hängt insbesondere vonfrühzeitiger und präziser Aufklärung, von verfüg-baren Kräften und vor allem von einer hinreichendenRechtsgrundlage ab. An PSI beteiligen sich neben denUSA bisher zwölf weitere Nationen,12 unter ihnenauch Deutschland. Die Aufgabe für See- und Seeluft-streitkräfte besteht insbesondere im Anhalten vonHandelsschiffen und deren Kontrolle durch Unter-suchungsteams (Boarding). Deutsche Marinekräfte sindhierzu grundsätzlich befähigt. Angewandt wurdenBordkontrollen bereits in vorangegangenen Einsätzen,zum Beispiel bei der Operation SHARP GUARD in derAdria. Mit der Aufstellung des Sondereinsatzkomman-dos Marine (SEK Marine) im Juni 2003 sind die See-und Seeluftstreitkräfte nun in der Lage, nicht nur ko-operative Bordkontrollen durchzuführen, sondernauch solche, bei denen sich der Kapitän eines Schiffunkooperativ verhält, den erteilten Anweisungenalso nicht Folge leistet.

Die zentrale Frage bei PSI ist weniger eine operativeals vielmehr eine rechtliche. Einsätze der deutschenMarinekräfte, die ihrem Charakter nach InterdictionOperations sind, können nicht ohne weiteres bei alltäg-lichen Kontrollen erfolgen. Derartige Einsätze sinderst dann möglich, wenn ein entsprechender Beschlußdes UN-Sicherheitsrates das militärische Eingreifenautorisiert und zudem der Deutsche Bundestag einMandat hierzu erteilt hat.

Neben PSI existieren weitere Initiativen, die eineVerbreitung von Massenvernichtungswaffen verhin-dern sollen. Exemplarisch ist das Programm ContainerSecurity Initiative (CSI) zu nennen, das dem amerikani-schen Zoll in Zusammenarbeit mit ausländischenHafenbehörden die Untersuchung von Schiffscon-tainern bereits im Verschiffungshafen ermöglicht.Hinzu kommt das Programm Customs-Trade PartnershipAgainst Terrorism (C-TPAT), bei dem es um die Zusam-menarbeit zwischen den amerikanischen Zollbehör-den und weltweit agierenden privaten Unternehmengeht. Hierbei werden maritime Verbindungswege

12 USA, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Nieder-lande, Polen, Portugal, Australien, Japan, Kanada, Norwegenund Singapur; U.S. House of Representatives, Committee on Inter-national Relations, <http://wwwc.house.gov/international_relations/108/bolt033004.htm> (eingesehen am 2.4.2004).

Page 11: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Komplementärer Küstenschutz

SWP-BerlinDie Zukunft der Deutschen Marine

Mai 2004

11

sowie Sicherheitssysteme auf Schiffen überprüft undentsprechend verbessert.13

Komplementärer Küstenschutz

Freie Seeschiffahrt und ungehinderter Waren-austausch sowie die Versorgung mit Rohstoffensind für Deutschland als einem von künftig 20 Küsten-anrainerstaaten der EU von existentieller Bedeutung.Zwar besitzt Deutschland mit einer Küstenlänge von1100 Kilometern nur Zugang zu den RandmeerenNord- und Ostsee, jedoch ermöglicht der freie Zugangzum Meer den weiterreichenden Transport von Warenjeglicher Art auf allen internationalen Seeverkehrs-adern. Nahezu 70% des Außenhandels werden überSeetransporte abgewickelt, ob innerhalb oder außer-halb des europäischen Kontinents.

Für eine hochentwickelte Industrienation wieDeutschland ist die durchgehende Versorgung mitRohstoffen von immenser Bedeutung. Deutschlandmuß Mangan, Titan, Chrom, Nickel, Zinn, Aluminiumund Eisenerz zu nahezu 100% importieren. Der Rohöl-import liegt bei 97%, zu 29% erfolgt er über See.14 EineUnterbrechung im weltweiten Warenaustausch würdedie Funktionsfähigkeit der Wirtschaft erheblich be-einträchtigen und hätte drastische ökonomische Kon-sequenzen für Deutschland.

Es wird immer schwieriger, eine klare Trennliniezwischen äußerer und innerer Sicherheit zu ziehen.Wo endet ein Militäreinsatz, wo beginnt die Polizei-arbeit? Dies gilt gleichermaßen für den Kampf gegenden internationalen Terrorismus in entfernten Regio-nen und für den Schutz deutscher Küsten. Hier ist einstärkeres Zusammenwirken von Marinekräften mitBundesgrenzschutz, Polizei und weiteren geeignetenInstitutionen zu empfehlen. Dabei sollte das Prinzipder jeweiligen Fähigkeiten und nicht die traditionelleFrage nach der Zuständigkeit Ausgangspunkt sein. Essollte eine Gesamtsichtung aller vorhandenen Kräfteund Mittel mit dem Ziel vorgenommen werden, effi-zientere sicherheitspolitische Instrumente für den

13 United States General Accounting Office, Report to Congres-sional Requesters, Container Security Expansion of KeyCustoms Programs Will Require Greater Attention to CriticalSuccess Factors, S. 5, <http://www.gao.gov/new.items/d03770.pdf> (eingesehen am 29.7.2003).14 Zur Frage der Importabhängigkeit vgl. <http://www.deutschemarine.de/80256B100061BA9B/Docname/themen_struktur_Flotte_Flotten kdo_OP42_fuz.htm/$FILE/fuz2000.pdf> (eingesehen am 12.5.2003).

Schutz der deutschen Küsten zu erhalten. Dies würdeauch zu einer Harmonisierung auf europäischerEbene beitragen. In vielen EU-Ländern ist die Marinein den unmittelbaren Küstenschutz einbezogen.

In Deutschland existiert seit dem 1. Juli 1994 eineKüstenwache des Bundes. Die Küstenwache ist keineBehörde mit zugewiesenen Befugnissen und klar defi-niertem Verantwortungsbereich. Es handelt sich viel-mehr um eine Form der koordinierten Zusammen-arbeit zwischen verschiedenen Bundesministerienund deren nachgeordneten Behörden. An dieser Ko-operation sind die Bundesministerien der Finanzen,des Innern, für Verbraucherschutz, für Verkehr undfür Umwelt und Natur beteiligt, nicht aber das BMVg.Zielsetzung des Koordinierungsverbundes Küsten-wache soll es sein, Synergien zu schaffen sowie vor-handene Kräfte schneller und wirkungsvoller ein-zusetzen.

Die Realität zeigt, daß die Einheiten der Küsten-wache durch die zwei Küstenwachzentren Nord- undOstsee zwar koordiniert eingesetzt werden könnenund sich somit Mehrfachkontrollen suspekter Schiffeund Boote vermeiden lassen, daß ansonsten aber dasgesteckte Ziel nicht erreicht wurde. Zudem existiertbereits eine Küstenwache des Landes Schleswig-Holstein quasi als Parallelorganisation, die insbeson-dere für die Seeschiffahrtstraßen und das Küstenmeerdes Landes zuständig ist. Zur Küstenwache des Bundesgibt es keinerlei Verbindungen; beide Organisationenbestehen autonom nebeneinander.15

Die Paradoxie der Situation wird durch die Tat-sache verschärft, daß die polizeilichen Behörden desBundes und der Länder zwar für die Abwehr vonGefahren zuständig sind (Grundgesetz, Artikel 30),jedoch weder die Boote der Küstenwache des Bundesnoch die des Landes Schleswig-Holstein über eineeffektive Bewaffnung verfügen, um terroristischeAngriffe abzuwehren. Deutsche See- und Seeluftstreit-kräfte wurden bei den Vorbereitungen zum Anti-Terroreinsatz der Operation Enduring Freedom mitentsprechender Bewaffnung ausgerüstet und werdensukzessive weiter ausgestattet. Sie sind jedoch bishernicht befugt, die Waffen entsprechend anzuwenden.

Wie andere Länder auch benötigt Deutschlandeine der veränderten Bedrohungslage angepaßteKüstenwache mit einheitlicher Struktur und eindeu-tig zugewiesenem Verantwortungsbereich. In die neue

15 Siehe hierzu Matthias Schütte, Küstenwache des Bundes.Organisation zwischen hohem Anspruch und ernüchternderWirklichkeit, in: Marineforum, (2003) 6, S. 14f.

Page 12: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Die neuen verteidigungspolitischen Herausforderungen für die maritime Komponente der Bundeswehr

SWP-BerlinDie Zukunft der Deutschen MarineMai 2004

12

Küstenwache könnte die Bundeswehr mit ihren mari-timen Fähigkeiten integriert werden. Da davon aus-zugehen ist, daß eine integrierte Partnerschaft aufrechtlichen Widerstand stößt, sollte zumindest unterBerücksichtigung vorhandener Fähigkeiten ein koope-rativer Ansatz gewählt werden. Ein wechselseitigerAustausch der Lagebilder zwischen den beiden Küsten-wachzentren Nord- und Ostsee und dem Flottenkom-mando der Marine zur Verringerung von Reaktions-zeiten sollte bereits heute ohne Debatte über einenEinsatz der Bundeswehr im Innern möglich sein. Alsrechtliche Grundlage für die Zusammenarbeit sollteein entsprechendes Seesicherheitsgesetz, in Anleh-nung an das Sicherheitsgesetz für den deutschen Luft-raum, erarbeitet werden.

Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß derSchutz deutscher Küsten und des davor liegenden See-raumes weniger eine militärische, sondern eher einepolizeiliche Aufgabe ist. In diesem Raum kann esnicht Sache der Marine sein, polizeiliche Defizite aus-zugleichen oder polizeiliche Aufgaben komplett über-nehmen. Jedoch besitzt die Marine Fähigkeiten, die ineinem zumindest kooperativen Ansatz den Schutzdeutscher Küsten komplementär verbessern könnten.Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund einer effi-zienteren, dem Sparzwang unterliegenden Ressour-cenaufteilung.

Krisenmanagement und Konfliktprävention als neudefinierte Hauptaufgabe für die deutschen Streitkräfteerfordern einen veränderten Ansatz von Kräften undMitteln. Die kürzlich entschiedene dreidimensionaleEinteilung in Eingreif-, Stabilisierungs- und Unter-stützungskräfte wird die Struktur der Bundeswehrnachhaltig verändern. Analog zu diesen institutio-nellen Problemen für die Bundeswehr insgesamt istfestzustellen, daß die Herausforderungen für diedeutschen See- und Seeluftstreitkräfte komplexer undvielschichtiger geworden sind. Die traditionelle mili-tärische Rolle ist zwar noch vorhanden, sie wird künf-tig aber weniger stark ausgeprägt sein. Einsätze beiKrisenoperationen verlangen einen abgestimmtenDreiklang der Teilstreitkräfte (TSK) sowie eine deutlichverstärkte Koordination mit nichtmilitärischen Kräf-ten, insbesondere bei der Konfliktprävention. Die Her-ausforderung für die maritime Komponente liegt inder Frage, auf welche Weise sie sich mit ihren vorhan-denen und projektierten Fähigkeiten einbringenkann, um insbesondere Landstreitkräfte bei deren Auf-tragserfüllung zu unterstützen.

Diese neuen Fähigkeitsspektren müssen konzep-tionell erst entwickelt und anschließend in die Tatumgesetzt werden. Im folgenden werden Überlegun-gen angestellt, wie die Deutsche Marine konzeptionellentwickelt werden sollte, um vor allem den Anforde-rungen bei Krisenmanagement und Konfliktpräven-tion zu entsprechen.

Page 13: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Welche maritimen Fähigkeiten braucht die Bundeswehr?

SWP-BerlinDie Zukunft der Deutschen Marine

Mai 2004

13

Welche maritimen Fähigkeiten braucht die Bundeswehr?

Die Deutsche Marine will sich künftig als Träger dermaritimen Fähigkeiten der Bundeswehr verstandenwissen. In ihrem neuen Selbstverständnis ist sie Teileines größeren Ganzen und folgt auf diese Weise kon-sequent dem Paradigmenwechsel deutscher Sicher-heitspolitik � Krisenmanagement als Hauptaufgabe.Die Optimierung des Gesamtsystems für die künftigenAufgaben steht im Vordergrund. Redundanz undsinguläre Ansätze sollen vermieden und statt dessengemeinsame Ansätze sowie Synergien mit den Land-und Luftstreitkräften gefunden werden. Die mari-timen Streitkräfte können dabei grundsätzlich voneiner gestärkten Position ausgehen. Ihnen kommt imregionalen, vielleicht sogar im globalen Einsatzzunehmende Bedeutung zu. Es geht allerdings nichtdarum, für eine der Teilstreitkräfte Vorteile gegenüberden anderen zu erreichen, auch wenn dieser Eindruckbeim Kampf um knappe Ressourcen manchmal vor-herrscht. Es geht vielmehr um die aufgabenorientierteAusgestaltung maritimer Fähigkeiten der Bundes-wehr. Hierfür bedarf es eines strategischen Gesamt-konzeptes (vergleichbar der US Joint Vision), das denTSK vorgegeben wird. Voraussetzung ist der Konsensüber die Notwendigkeit eines TSK-gemeinsamenDenkens und Handelns. Für die Deutsche Marinebedeutet dies die Umorientierung von den primärenAufgaben einer Escort-Navy (Verbandsschutz, Schutzvon Seegebieten und Verbindungswegen) zu einermaritimen Expeditionsstreitkraft, die möglicherweiseein Erzwingungspotential gegenüber Landzielen benö-tigen wird.

Ein Erzwingungspotential (power projection), bei-spielsweise mit Hilfe von Marschflugkörpern, ist bis-her nicht vorhanden. Die Entwicklung derartigerneuer Fähigkeiten wäre kostenintensiv, könnte aller-dings multinational wahrgenommen werden, sofernmaritim potente Partner gefunden werden. Es scheintzudem eher angeraten, maritime Fähigkeiten für Auf-gaben als unterstützende Komponente bei Operatio-nen an Land deutlicher auszubilden. Derartige Unter-stützungsleistungen wären keineswegs als zweit-rangig oder weniger bedeutsam zu betrachten. DasAufgabenspektrum beginnt mit der Kontrolle desSeeraums vor einem möglichen Interventionsgebiet,führt über den Transport und die Anlandung der zu

verlegenden Einheiten sowie eine begrenzte see-gestützte Führungsfähigkeit und Waffenunterstüt-zung für diese Landstreitkräfte bis zum Rücktrans-port. Kontrolle des Seeraumes im Randmeer bedeutethier in erster Linie, Informationen über den potentiel-len Gegner zu erlangen, seinen Zugriff auf diesesGebiet zu verhindern und den Seeraum für eine even-tuell nachfolgende Intervention abzusichern. Trans-port und Anlandung der Einheiten müssen nichtzwangsläufig durch Marinekräfte geleistet werden,sofern die Risikoabschätzung ergibt, daß zivile Schiffeohne größere Gefährdung eingesetzt werden können.Im Falle einer ausgeprägten Gefährdung muß abermilitärischer Seetransportraum verfügbar sein. Untereiner begrenzten seegestützten Führungsfähigkeitund Waffenunterstützung ist zu verstehen, daßbesonders in der Anfangs- und Endphase eines Kon-flikts nicht nur die seewärtigen Operationen, sondernauch die Operationen an Land von einer Führungs-einheit auf See kontrolliert und koordiniert werdenkönnen. Sobald ein gesicherter Stützpunkt mit dererforderlichen Führungsstruktur an Land eingerichtetworden ist, kann der Kommandoführer im Einsatz-gebiet sein Hauptquartier dorthin verlegen. Die Phaseder Anlandung von Truppen sollte durch Waffen-einsatz von See aus unterstützt werden können.

Integriert in den Reformprozeß der Streitkräfte,steht die Deutsche Marine bei ihrer Neuausrichtungauf das Konzept maritimer Fähigkeiten der Bundes-wehr vor drei Hauptanforderungen:1. Die Erhaltung der Kernfähigkeiten in der klassi-

schen Seekriegführung16 und deren Fortentwick-lung. Auch wenn die verteidigungspolitische Lage-beurteilung die Fähigkeiten in der konventionellenSeekriegführung nicht oder nur rudimentär bean-sprucht, sollten diese doch als Basisfertigkeiten erhal-ten werden. Erst durch deren sichere Beherrschungkann eine Marine überlebens- und durchhaltefähigin weiterführenden Aufgabenfeldern operieren.

2. Die Einbeziehung neuer Aufgaben und Fähigkeitenim Sinne der erweiterten Sicherheit. Um einer um-

16 Die klassische oder auch konventionelle Seekriegführungmeint das Agieren auf drei Ebenen (warfare areas): Unter- undÜberwasserseekrieg sowie Seekrieg aus der Luft.

Page 14: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Welche maritimen Fähigkeiten braucht die Bundeswehr?

SWP-BerlinDie Zukunft der Deutschen MarineMai 2004

14

fassenderen Sicherheitsanforderung gerecht zuwerden, müssen Fähigkeiten und Fertigkeiten dermaritimen Streitkräfte erweitert bzw. angepaßtwerden. Einsätze mit defensivem Charakter imRahmen eines komplementären Küstenschutzesoder auch offensive und regional unbeschränkteKrisenoperationen in Randmeeren erfordern einneues Verständnis und neue Mittel.

3. Die verstärkte streitkräftegemeinsame Ausrich-tung der maritimen Fähigkeiten der Bundeswehr.Maritime Kräfte müssen in einer breit angelegtenStrategie integrations- und netzwerkfähig sein (Net-work Centric Warfare) sein. Künftige Krisenopera-tionen bedingen ein hohes Maß an Interoperabili-tät. Auf multinationaler Ebene müssen deutscheSee- und Seeluftstreitkräfte befähigt sein, mit Streit-kräften anderer Nationen gemeinsam zu operieren.National muß die Zusammenarbeit mit Heer undLuftwaffe vertieft und unter dem Leitgedanken teil-streitkräftegemeinsam forciert werden.

Multinational und teilstreitkräftegemeinsam

Seit jeher war Multinationalität einer der Leitgedan-ken der Deutschen Marine. Sie wurde als Bündnis-marine konzipiert. Entsprechend war und ist das inhä-rente maritime Denken auf Combined Operations, aufgemeinsame Operationen mit anderen Marinen aus-gerichtet. Angesichts langjähriger gemeinsamer Dok-trinenentwicklung, Ausbildung und Kooperation imEinsatz können maritime Kräfte von Nato und EUheute ohne langwierige Vorausbildung oder spezielleAbstimmung in handlungsfähigen multinationalenEinsatzgruppen flexibel zusammengefaßt werden.Ihre Zusammensetzung kann im Verlauf einer Ope-ration verändert und den jeweiligen politischen Vor-gaben angepaßt werden.

Multinationalität wird in Zukunft auch aufgrundknapper Ressourcen für nahezu alle Marinen bedeut-samer. Zudem könnte der multinationale Ansatzinnerhalb europäischer Marinestreitkräfte den Weg zuvertiefter politischer Kooperation, vielleicht auch Inte-gration auf dem europäischen Kontinent ebnen. DieFähigkeit zur Interoperabilität unter europäischenMarinen wird durch fortschreitende Harmonisierungder Rüstungsprojekte sowie durch weitere Anpas-sungsschritte, zum Beispiel im Bereich der Ausbil-dung, sichergestellt werden müssen. Hierbei gilt es,die US-Marine einzubeziehen, da sie auf vielen Gebie-

ten die Standards setzt. Zu nennen ist hier insbeson-dere die Abwehr von ballistischen Flugkörpern.

Die maritime Komponente der Bundeswehr bleibtin ihrer multinationalen Orientierung zweifellos zu-kunftsfähig. Anlaß zur Sorge besteht jedoch bezüglichder Fähigkeit, den Prozeß der Neuausrichtung auf-grund begrenzter Finanzmittel in voller Breite zubewältigen. Bereits heute sind Interoperabilität unddie Fähigkeit zu multinationalen Einsätzen in Teil-bereichen des Sprech- und Datenfunks nicht gegeben.Fehlende Investitionen werden die Lücken größerwerden lassen.

Im Rahmen der jüngst entschiedenen Personal-reduzierung der Bundeswehr � von der derzeitigenZielgröße von 285 000 auf rund 250 000 Soldaten imJahre 2010 � gibt die Marine als kleinste TSK nur etwa1150 Stellen auf. Dies entspricht absolut und relativder geringsten Reduzierung im Vergleich zu Heer undLuftwaffe.17

Die Betrachtung der allgemeinen Bestandsentwick-lung von Schiffen, Booten und Luftfahrzeugen dermaritimen Komponente für den Zeitraum der kom-menden 15 Jahre (siehe Anhang, S. 29) offenbart mitAusnahme der U-Boote einen nur leichten Abnahme-trend. Dieser Blick trügt jedoch, da einige Einheiten inBetrieb gehalten werden, obwohl sie überaltert sindbzw. es in nächster Zeit sein werden. Die Inbetrieb-haltung ist erforderlich, da ihre spezifischen Fähig-keiten weiterhin gefordert werden, während Nach-folgeeinheiten noch nicht zur Verfügung stehen. Diesgilt beispielsweise für die Fregatte Klasse 122. ZuBeginn des neuen Jahrzehnts werden die meistenSchiffe dieses Typs mehr als 30 Jahre im Seebetriebgewesen sein. Der darauf zurückzuführende konti-nuierliche Verschleiß und die Materialermüdungkönnen nur durch kostenintensive Maßnahmen aus-geglichen werden. Die aufgezeigten Zahlen in derBestandsentwicklung basieren auf der derzeitigenBundeswehr- und Finanzplanung. Wenn der progno-stizierte Finanzplafond nach unten korrigiert werdensollte, hat dies sicherlich Auswirkungen nicht nurauf die Bestandszahlen, sondern auch auf die ange-strebten Fähigkeiten.

17 Vorgesehen ist eine Reduzierung der Marine von 26 345auf 25 200 (�4,3%), der Luftwaffe von 68 863 auf 63 400(�7,9%) und des Heeres von 189 792 auf 163 900 (�13,6%).Im Jahr 2010 sollen im Organisationsbereich Marine 19 179Soldaten ihren Dienst verrichten. Der stärkste Stellenabbauerfolgt bei den Grundwehrdienstleistenden (�20,0%), der ge-ringste bei den Berufs- und Zeitsoldaten (�2,3%).

Page 15: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Einsatzräume und Fähigkeitsprofil

SWP-BerlinDie Zukunft der Deutschen Marine

Mai 2004

15

Das Konzept des streitkräftegemeinsamen Denkensund Handelns ist zwar nicht grundlegend neu, wurdeaber bisher nicht besonders stark betont. Es ist wäh-rend der militärpolitischen Neuausrichtung deut-licher in den Vordergrund getreten. Die VPR weisenauf die Notwendigkeit uneingeschränkten streit-kräftegemeinsamen Denkens und Handelns in multi-nationalen Einsätzen und gemeinsamen Operationenhin.18 Zunächst und in erster Linie wird dies mit Blickauf die hohen Kosten begründet und weniger aus derErkanntnis, daß komplexe Herausforderungen einenganzheitlichen und synergetischen Mittelansatzerfordern. Die Kostenfrage ist eine wesentliche Stell-größe beim Aufbau streitkräftegemeinsamer Struk-turen. Noch entscheidender aber ist die Verankerungvon Sinn und Notwendigkeit eines verstärkten inte-grierten Ansatzes (Joint-Ansatz) im Bewußtsein allerBeteiligten, wenn höhere Effektivität erreicht werdensoll. Die Bündelung der Fähigkeiten der TSK sowie diegemeinsame Entwicklung neuer Fertigkeiten ver-spricht also einerseits finanzielles Einsparpotentialund unterstützt andererseits die gemeinsame Neu-ausrichtung auf allen Ebenen. Bei der Verankerungvon künftigen maritimen Fähigkeiten der Bundeswehrmuß es außerdem darum gehen, Fähigkeiten zu be-rücksichtigen, die bei Einsätzen höchstwahrscheinlichbenötigt werden bzw. synergetisch zu streitkräfte-gemeinsamen Operationen beitragen können.

Konflikte werden vorwiegend an Land ausgetragen.Landstreitkräfte werden weiterhin die Hauptlast vonInterventionen tragen. Für erfolgreiche Operationenist jedoch das Zusammenwirken von See-, Luft- undLandstreitkräften erforderlich. Strategische und ope-rative Planungen müssen dies deutlich widerspiegelnund stärker als bisher betonen. Ein gemeinsamesStreitkräftedispositiv in einer Krisenoperation istkeineswegs ein Militärkräftekonglomerat. Nur durchdas gezielte Zusammenwirken aller TSK sowie weite-rer Organisationsbereiche lassen sich Synergienerreichen und Vorteile gegenüber einem potentiellenGegner erzielen. Hierfür ist ein gewisses Grund-verständnis der jeweiligen Möglichkeiten und Befä-higungen bei allen Beteiligten Voraussetzung. DieseVoraussetzungen gelten für kleinere nationale Ein-sätze wie auch für größere multinationale Operatio-nen gleichermaßen.

18 Verteidigungspolitische Richtlinien (VPR), Teil II, Nr. 65,S. 15, <http://www.bmvg.de/sicherheit/vpr.php> (eingesehenam 22.5.2003).

Die Ausrichtung auf einen TSK-gemeinsamen An-satz der Bundeswehr ist in Grundzügen schon zuerkennen. Auslandseinsätze werden gemeinsam durchdas Einsatzführungskommando (EFK) geführt, gemein-same Nachrichtengewinnung und Aufklärung erfolgtorganisatorisch über das Kommando Strategische Auf-klärung, Unterstützung und Erhaltung der Durch-haltefähigkeit sind Aufgaben der Einsatzlogistik derStreitkräftebasis. Mit der Einführung des CustomerProduct Management 2001 (CPM)19 wurde darüber hinausder Grundstein für eine TSK-gemeinsame Bundeswehr-materialplanung und -beschaffung gelegt. Künftigsollte der gemeinsame Ansatz in militärischer undbetriebswirtschaftlicher Hinsicht aber noch stärkerberücksichtigt werden und auch in TSK-gemeinsamestrategische Konzepte münden.

Herausforderungen ergeben sich in diesem Kontextfür Marine, Luftwaffe und Heer gleichermaßen. Sieentstehen im Spannungsfeld zwischen der WahrungTSK-spezifischer Interessen und der Ausrichtung aufden Leitgedanken, Denken und Handeln sowie dieFührungsstruktur uneingeschränkt streitkräfte-gemeinsam auszurichten. Kein Organisationsbereichwird ohne weiteres bereit sein, von seinem Besitzstandetwas aufzugeben, jeder wird vermutlich zunächstmehr oder weniger auf hergebrachten Positionenbeharren und sich auf Änderungen nur zögerlicheinstellen.

Für die maritimen Streitkräfte gibt es in diesemKontext spezifische Herausforderungen, insbesondereim Personalbereich. Die maritime Komponente mußals kleinste TSK einerseits Expertise für ihren eigenenBereich erhalten und anderseits Expertise für dengemeinsamen Bereich abstellen. Dies fällt angesichtsder knappen Ressourcen besonders schwer. Gerade dieAbstellung in den gemeinsamen Bereich ist aber zu-kunftsweisend für die aktive Mitgestaltung von Streit-kräftefähigkeiten.

Einsatzräume und Fähigkeitsprofil

Der Einsatz der maritimen Komponente der Bundes-wehr wird künftig vornehmlich in drei Operations-räumen bzw. auf drei Ebenen stattfinden:

19 In der Analysephase werden die Systemfähigkeitsforde-rungen (SFF) der jeweiligen TSK in ein TSK-übergreifendesEntscheidungsgremium überführt, die Integrierte Arbeits-gruppe Fähigkeitsanalyse (IAGFA). Hier werden die Forderun-gen bewertet, anschließend wird über die weitere Abwick-lung entschieden.

Page 16: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Welche maritimen Fähigkeiten braucht die Bundeswehr?

SWP-BerlinDie Zukunft der Deutschen MarineMai 2004

16

1. Der defensive Einsatz zum Schutz deutscherKüsten in heimischen Küstengewässern bzw. imheimischen Randmeer. Beiträge zur Überwachungdes Seeraumes und zur Wahrung staatlicher Souve-ränität sind in diesem Rahmen zu leisten.

2. Der Einsatz auf der Hohen See. Hier muß derSchutz von Personal und Material, das im Kontextvon Krisenoperationen verlegt und positioniertwird, sichergestellt werden. Des weiteren gilt es,einen Beitrag zur Sicherung des freien weltweitenWarenaustausches in Seeräumen und auf See-verbindungswegen zu leisten.

3. Der offensive Einsatz in fremden Küstengewässernund Randmeeren als Beitrag zu multinationalenund streitkräftegemeinsamen Operationen imRahmen des Krisenmanagements. Hier dürfte derSchwerpunkt künftigen maritimen Wirkens ineiner präventiv angelegten Sicherheits- und Vertei-digungspolitik liegen.Es ist nicht Zweck dieser Studie, sich an der Kontro-

verse zu beteiligen, ob deutsche Streitkräfte sich anhigh intensity conflicts beteiligen sollten oder das Haupt-gewicht eher bei low intensity conflicts, das heißt frie-denserhaltenden Operationen liegen müßte. Dies istletztlich nicht maßgeblich, da die Grenzen zwischenden unterschiedlichen Einsatzarten fließend sind. Einfriedenserhaltender Einsatz kann in kürzester Zeit ineinen Einsatz höherer Intensität eskalieren.20 Die Auf-gaben der maritimen Komponente der Bundeswehrsind, unabhängig von der qualitativen Ausprägung ineinem Fähigkeitsprofil, durch sechs wesentlich mit-einander verzahnte Kategorien zu erfüllen:! Führungsfähigkeit;! Nachrichtengewinnung und Aufklärung;! Mobilität;! Wirksamkeit im Einsatz;! Unterstützung und Durchhaltefähigkeit;! Überlebensfähigkeit und Schutz.21

Was bedeutet dies für die konzeptionelle Neuaus-richtung im einzelnen?

Führungsfähigkeit

Die Einsätze in entfernten Regionen erfordern einegesicherte und weitreichende Führungsfähigkeit. Diein der Regel multinationale Zusammensetzung einesMarineverbandes hat Auswirkungen auf dessen Füh-

20 VPR [wie Fn. 18], Nr. 58, S. 13.21 Ebd., Nr. 91, S. 22.

rungsfähigkeit, die ihrerseits von den permanentweiterentwickelten Führungsmitteln der maßgeb-lichen Marinen bestimmt wird. Die hierfür notwendi-ge Interoperabilität setzt die Fähigkeit zur Teilhabe anden Führungssystemen anderer Teilstreitkräfte voraus.

Multinationale streitkräftegemeinsame Operatio-nen werden künftig besonders in der Anfangs- undEndphase verstärkt von See aus geführt. Für Einsatz-verbände größeren Umfangs ist eine seegestützte Com-bined-Joint-Taskforce-Headquarter-Plattform (CJTF-HQ)notwendig. Führungsaufgaben könnten hierbei nachdem Verfahrensprinzip der Lead Nation erfolgen. Imnationalen Rahmen muß die Führungsfähigkeit fürstreitkräftegemeinsame Operationen, etwa für Ret-tungs- und Evakuierungseinsätze und zur Leistunghumanitärer Hilfe, sowie für maritime Operationenin kleinerer bis mittlerer Verbandsstärke (Task GroupLevel) hergestellt werden. Hierbei wird ein Konsensder Teilstreitkräfte hinsichtlich der operativen Füh-rung von Einsatztruppen unumgänglich.

Der in Zukunft vermutlich anstehende verstärktegemeinsame Einsatz von zivilen, nichtstaatlichenOrganisationen (NGO) und militärischen Sicherheits-instrumenten erfordert unter anderem Interoperabili-tät zwischen diesen Institutionen. Dies gilt nicht nurfür die Kommunikation und den Datenaustausch,sondern auch für die Entwicklung gemeinsamerGrundsätze und Einsatzverfahren.

Nachrichtengewinnung und Aufklärung

Zur Sicherstellung der Informationsüberlegenheitüber einen potenziellen Gegner sind Nachrichten-gewinnung und Aufklärung von zentraler Bedeutung.Der maritime Beitrag hierzu wird zur Zeit hauptsäch-lich durch die Flottendienstboote und die Signal Intel-ligence-Variante (SigInt) des Flugzeugs Breguet Atlantiqueerbracht. Maritime Verbände müssen künftig stärkerzur Informationsgewinnung im Einsatzgebiet befähigtsein, aber auch stärker an gewonnenen Informationenteilhaben können. In einer modularen Konzeptionkönnten Einheiten bei Bedarf mit einem Nachrichten-gewinnungs- und Aufklärungsmodul ausgestattetwerden. Das Lagebild wird mit Hilfe von luft- und see-gestützten Sensoren sowie weiteren Aufklärungs-mitteln aufgebaut. Hierzu zählen auch UnmannedAerial Vehicles (UAV), Unmanned Surface Vehicles(USV) und Unmanned Subsurface Vehicles (USSV). Um-fassend gestaltet wird das Lagebild durch die Anbin-

Page 17: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Einsatzräume und Fähigkeitsprofil

SWP-BerlinDie Zukunft der Deutschen Marine

Mai 2004

17

dung an vernetzte Informationsstrukturen. Auf dieFlottendienstboote könnte verzichtet werden, so daßeine organische Aufklärungskomponente in einer Ein-satzgruppe verfügbar wäre. Gemeinsame Verfahrensollten in Abstimmung mit der zentralen Dienststelle,dem Kommando Strategische Aufklärung, erarbeitetwerden.

Auf ein bemanntes SigInt-Flugzeug sollte ausKostengründen zugunsten einer unbemanntenVersion verzichtet werden, sofern die luftrechtlichenFragen hinsichtlich des Betriebs von unbemanntenFlugzeugen geklärt werden können. Bemannte Auf-klärungsflugzeuge sind aber weiterhin erforderlich.Sie werden insbesondere in Szenarien benötigt, fürdie ein UAV nicht geeignet ist oder die das durch UAVerstellte Lagebild ergänzen und komplettierenkönnen. Diese Flugzeuge sollten über See und überLand gleichermaßen eingesetzt werden können.

Signaturreduzierte U-Boote der Klasse 212A sindbefähigt zur verdeckten Aufklärung, unter anderemauch durch das Verbringen von Spezialkräften inKüstennähe, und sollten in den künftigen Aufklä-rungsverbund einbezogen werden. Voraussetzunghierfür ist allerdings ihre Teilhabe an den vernetztenInformationsstrukturen. Die neue U-Boot-Klasse 212Abesitzt einen außenluftunabhängigen Hybridantrieb(Brennstoffzelle und Dieselgenerator/Batterie), womitdie Einsatzdauer unter Wasser gegenüber konventio-nellen U-Booten erheblich verlängert wird. Diese revo-lutionäre Technik prädestiniert diese U-Boot-Klassefür verdeckte Operationen im Küstenvorfeld.

Mobilität

Mit der Schwerpunktverlagerung der Aufgaben derStreitkräfte zu internationaler Konfliktverhütung undKrisenbewältigung gewinnt die Fähigkeit, militärischeVerbände zu verlegen, zunehmend an Bedeutung. ImInteresse ausreichender strategischer und taktisch-operativer Mobilität müssen die logistischen Voraus-setzungen verbessert werden. Die Kapazitäten müssenden Transport innerhalb von Tagen anstelle vonWochen gewährleisten, um beispielsweise die derNato Response Force (NRF) assignierten Einheitenzeitgerecht zu verlegen.

Strategischer militärischer Seetransport, komple-mentär zum strategischen Lufttransport und begleitetvom strategischen gewerblichen Seetransport, ist fürdie Mobilität der Bundeswehr unverzichtbar. Hier-

durch wird die Verlegung von Einsatzkräften, auchmit größeren Materialmengen, und deren Voraussta-tionierung über See erst möglich. Im Gegensatz zumLuft- und gewerblichen Seetransport benötigt strate-gischer militärischer Seetransport keine nutzbareInfrastruktur in einem gesicherten Umfeld. Einsatz-kontingente können zur Demonstration militärischerMacht vorausstationiert und mittels amphibischerFähigkeiten oder verfügbarer Bordhubschrauber anden Einsatzort verbracht werden.

Die Notwendigkeit des strategischen militärischenSeetransports wurde auch im Prague CapabilitiesCommitment (PCC) 2002 ausdrücklich festgeschrie-ben. Da das Projekt Einsatztruppenunterstützungs-schiff (ETRUS)22 jedoch aufgrund fehlender Finanz-mittel nicht mehr realisiert werden kann, mußDeutschland Kooperationspartner finden, die in derLage sind, deutsche Kontingente zu transportierenund sie von Bord aus einzusetzen. Eine militärischeSeetransportkomponente mit begrenzter Führungs-fähigkeit ist in jedem Fall für das künftige Aufgaben-spektrum der Bundeswehr unerläßlich.

Andere Marinen entwickeln Schiffe bzw. verfügenüber Einheiten mit diesem Fähigkeitsspektrum.23

Sofern die Bundeswehr Kompensationsprojekteanbieten kann, lassen sich sicherlich kooperativePartnerschaften bilden.

Bei der Debatte über das künftige Fähigkeitsprofilder maritimen Komponente der Bundeswehr ist auchdie Frage nach einer amphibischen Komponente zustellen. Deutsche amphibische Kräfte könnten einenBeitrag zu Sicherungs- und Schutzaufgaben im Kon-text des Krisenmanagements bei Randmeereinsätzenleisten. Als künftig wahrscheinlichstes Einsatzgebieterfordert das Randmeer eindeutig eine amphibischeKomponente, jedoch besitzt die Bundeswehr im Ge-gensatz zu Streitkräften anderer Nationen die Fähig-keit zu amphibischen Operationen nicht. Der Auf-stellungs- und Erhaltungsaufwand eines deutschenamphibischen Einsatzkontingents wäre erheblich undjedenfalls im derzeitigen Finanzrahmen nicht zuleisten. Es erübrigt sich entsprechend, die Frage zustellen, ob eine amphibische Komponente besser denLand- oder Seestreitkräften zuzuordnen wäre. Momen-

22 Die operative Notwendigkeit des Projekts wird gleichwohlgesehen.23 Hierzu zählen die Niederlande (Rotterdam-Klasse), Groß-britannien (Bay-Klasse, 4 Einheiten, 2005 in Dienst), Frank-reich (Mistral-Klasse, 2 Einheiten, 2005 in Dienst) undSpanien (1 Hubschrauberträger/Mehrzweckschiff, 2008 inDienst).

Page 18: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Welche maritimen Fähigkeiten braucht die Bundeswehr?

SWP-BerlinDie Zukunft der Deutschen MarineMai 2004

18

tan könnte allenfalls eine amphibische Basisbefähi-gung in einem streitkräftegemeinsamen Ansatz auf-gebaut werden. Eine amphibische Komponente, dieüber die nationale Aufgabe von Rettung und Eva-kuierung deutscher Bürger hinausgeht, sollte eherim europäischen Kontext realisiert werden.

Wirksamkeit im Einsatz

Maritime Kräfte sind per se zu langanhaltendenOperationen in internationalen Gewässern undmithin in räumlicher Nähe zu einem potentiellenEinsatzgebiet befähigt. Die Wirkung von See- undSeeluftstreitkräften in Krisenoperationen ist hierbeinicht auf die reine Waffenwirkung begrenzt. Bereitsihre demonstrative Präsenz im hoheitsfreien Seeraumkann den politischen Willen zum Handeln verdeut-lichen. Eine Vorausstationierung von See- und See-luftstreitkräften, die ohne diplomatische Anmeldungerfolgen kann, befähigt diese zu schneller Reaktionim Falle der Eskalation eines Konflikts.

Im Randmeereinsatz gilt unverändert die Befähi-gung zur verbundenen Seekriegführung als Basis see-gestützter Militäroperationen. Verbundene Seekrieg-führung bedeutet das interaktive Zusammenwirkender Ebenen Über- und Unterwasserseekrieg wie auchSeekrieg aus der Luft. Erst die professionelle Beherr-schung dieser grundlegenden Kriegführungsbereichesichert Durchsetzungs- und Überlebensfähigkeit fürweiterführende Aufgaben. Bei der künftigen Schwer-punktbildung zu streitkräftegemeinsamen Operatio-nen dürfen diese Basisfertigkeiten nicht verloren-gehen, sollten also weiterhin im Ausbildungsplander Marine verankert werden.

See- und Seeluftstreitkräfte ermöglichen den Zu-gang zu Landoperationen, unterstützen streitkräfte-gemeinsame Operationen von See aus und sichernsomit einen wesentlichen Anteil bei Planung undDurchführung derartiger Operationen. Das künftigeBedrohungsszenario für See- und Seeluftstreitkräftegestaltet sich im Randmeer vielfältiger und wirdbesonders in den Bereichen Flug- und Unterwasser-abwehr nach Einbeziehung unbemannter Systemeauch komplexer. Eine spezifische asymmetrischeBedrohung stellen immer öfter sehr schnelle undkleine Überwasserfahrzeuge dar, die im gewöhnlichenSeeverkehr schwer detektierbar sind.

Die Wirksamkeit im Einsatz erfordert im Rand-meerbereich insbesondere eine abgestufte nachhaltige

Waffenwirkung an Land. Dies beinhaltet die Befähi-gung zur präzisen Bekämpfung von stationären undmobilen Landzielen in unterschiedlicher Entfernungzur Küste. Die Feuerunterstützung sichert zudemauch die Operationsfreiheit der eingesetzten See-kriegsmittel im unmittelbaren Küstenvorfeld. DiesesErfordernis läßt sich primär entweder durch den Ein-satz von Flugkörpern oder durch weitreichende Artil-leriesysteme erzielen.

Momentan ist die Bundeswehr nicht zu einereffektiven seegestützten Bekämpfung von Landzielenbefähigt. Erst mit dem Zulauf der Korvette Klasse 130erhält die Bundeswehr eine Einheit, die hierzu grund-sätzlich in der Lage wäre. Die in der Militärisch-Tech-nisch-Wirtschaftlichen Forderung (MTWF) postulierteFähigkeit zur Landzielbekämpfung sollte ursprünglichdurch den Flugkörper Polyphem abgedeckt werden. DasVorhaben Polyphem wird jedoch nach dem Ausstieg deritalienischen und französischen Seite als deutscherAlleingang nicht zu realisieren sein. Die Forderungsoll nun zumindest partiell durch den an Bord instal-lierten Schiff-Schiff-Flugkörper (FK) RBS 15 MK3 erfülltwerden. Dieser FK kann mit einem Landzielbekämp-fungsmodul auf der Basis von GPS-Daten ausgerüstetwerden, das Ziele in mehr als 200 km Entfernungbekämpfen kann.

Für die Fregatte der Klasse 124, die für die Ver-bandsflugabwehr konzipiert ist, bieten sich zweiOptionen hinsichtlich der Fähigkeit zur Landzielbe-kämpfung an: Erstens die Einrüstung eines Marsch-flugkörpers. Für mittlere Reichweiten könnte es dervertikal startende FK Harpoon Block II und für weit-reichende Landziele könnte es der FK TomahawkBlock IV (T-LAM-E) sein. Zweitens die Einrüstung eines155 mm-Geschützes anstelle des vorhandenen76 mm-Systems. Das heute verwendete 76 mm-Ge-schütz erzielt keine Reichweiten über 15 km, reichtalso nicht aus, um Landziele effektiv zu bekämpfen.Ein 155 mm-Artilleriesystem hingegen deckt gefor-derte Reichweiten von bis zu 40 km ab, mit reichwei-tengesteigerter Munition sogar darüber hinaus. DasProjekt MONARC (Modular Naval Artillery Concept)24

zum Beispiel führt Heeres- und Marinetechnologiezusammen. Mit reichweitengesteigerter, endstabili-

24 MONARC ist ein Gemeinschaftsprojekt der UnternehmenHDW, Rheinmetall W&M und Krauss-Maffei Wegmann. DasProjekt ist ein bautechnischer Vorschlag zur Integration desTurmes der Panzerhaubitze PzH 2000 auf der Fregatte Klasse124. Erfolgreich erprobt wurde dies im statischen Versuch anBord der Fregatte Hamburg. Vgl. Thomas Meuter, Heerestechno-logie für die Marine, in: Behörden Spiegel, März 2003, S. 31.

Page 19: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Einsatzräume und Fähigkeitsprofil

SWP-BerlinDie Zukunft der Deutschen Marine

Mai 2004

19

sierter und GPS-gesteuerter Munition können Land-ziele künftig punktgenau bekämpft werden, im Ver-gleich zu teuren Lenkflugkörpern sogar relativkostengünstig. Moderne Artilleriesysteme genügendarüber hinaus auch dem in Krisenoperationengeltenden moralischen Imperativ, Verluste zu ver-meiden.25 Hiermit ist gemeint, daß nicht nur eigenes,sondern auch gegnerisches Personal soweit wie mög-lich zu schützen ist, um gesteckte politische Zielenicht zu konterkarieren. Bisherige Artilleriesystemeerfüllen die Anforderungen an ein Waffensystem mitpräziser Trefferwirkung nicht.

Wirksamkeit im Einsatz wird nicht allein durchschwimmende Systeme erzielt. Hubschrauber gewin-nen heute für Operationen von Überwasserstreitkräf-ten weiter an Bedeutung. Alle gegenwärtigen undkünftigen mittleren und großen Einheiten müssenbzw. werden zum Einsatz von Hubschraubern befähigtsein. Der künftige Hubschraubereinsatz beschränktsich nicht auf Marinehubschrauber, sondern umfaßtauch marinefremde Hubschrauber. Als Sensor- undWaffenträger ist der Hubschrauber eine essentielleorganische Komponente für die Einsatzgruppe. Zudemdient er dem Personal-, Material- und Verwundeten-transport. Als Waffensystem gegenüber einer asym-metrischen Bedrohung ist der Hubschrauber miteinem leichten FK und/oder mit Maschinengewehr(MG) ausgerüstet. Der halb-automatische FK (zur ZeitSEA SKUA) erlaubt eine exakte Zieleingrenzung, umKollateralschäden im Küstenvorfeld zu vermeiden. ZurBekämpfung von schnellen kleinen Überwasserfahr-zeugen ist das MG besonders gut geeignet. Durch Ver-wendung eines entsprechend großen Kalibers (Kaliber50 mm) erlangt der Hubschrauber mit MG einenReichweitenvorteil gegenüber gewöhnlichen Hand-feuerwaffen. Parallel zum Hubschraubereinsatz soll-ten alle künftigen mittleren und großen Einheitenzum Einsatz unbemannter Systeme (UAV) befähigtsein. Komplementär zum Hubschrauber könnten Flug-roboter Aufklärungs- und Überwachungsaufgabenübernehmen. Des weiteren könnten derartige Systemeauch als Waffenträger eingesetzt werden. In der kon-zeptionellen Entwicklung künftiger Flugroboter(UAV) sollte auf eine streitkräftegemeinsame Ver-wendung geachtet werden. Unbemannte Systemesollten gleichermaßen von Bord und von Land auseinsetzbar sein.

25 Schimpf, In die Zukunft gerichtete Vorstellungen[wie Fn. 4], S. 10.

Nachdem U-Boote seit Beginn der neunziger Jahrefür den herkömmlichen Einsatz an Relevanz verlorenhaben, gewinnen sie gegenwärtig für Nachrichten-gewinnung, Aufklärung und Spezialoperationen imRandmeereinsatz wieder an Bedeutung. Das verdeckteVerbringen von Spezialkräften an Land ist mit außen-luftunabhängigen U-Booten leichter möglich. Nebendiesen Einsatzoptionen, verbleibt als eine ihrer Auf-gaben die Beteiligung an der verbundenen U-Boot-jagd in küstennahen Gewässern. Hierbei bekämpfenU-Boote gemeinsam mit Überwassereinheiten undU-Bootjagdflugzeugen in einem gestaffelten Abwehr-verband gegnerische Unterwassersysteme. Für dieDurchhaltefähigkeit von U-Booten wird allerdings eineHubschrauberabwehrkomponente erforderlich, da derU-Jagd-Hubschrauber noch immer die größte Bedro-hung für U-Boote darstellt.

Im Kontext der power projection erzielt der Jagdbom-ber in der verbundenen Seekriegführung einen sehrhohen Wirkungsgrad. Unabhängig von der Frageseiner Zugehörigkeit zur Marine oder zu einer ande-ren Teilstreitkraft muß der Jagdbomber zum umfas-senden Seekrieg aus der Luft befähigt sein. Zu seinenVorteilen zählt, daß er hochgradig mobil ist undbedarfsgerecht zur schnellen Schwerpunktbildungherangezogen werden kann. Seine Fähigkeit, Ziele aufgroße Entfernung zu bekämpfen, verhindert Duell-situationen auf See. Außerdem ist er im Randmeer-einsatz befähigt, auch weiter im Landesinnern gele-gene Ziele präzise zu bekämpfen. Voraussetzung fürden Einsatz des Jagdbombers ist eine Infrastruktur amRande des Einsatzgebietes bzw. eine seewärtigeAbstützung. Ein Jagdbomber, der zu Operationen vomFlugzeugträger befähigt ist, wäre für die Bundeswehreine Neuerung, die den sicherheitspolitischen Heraus-forderungen entspräche. Im Verbund künftigerintegrierter europäischer maritimer Streitkräftekönnten deutsche Jagdbomber von Flugzeugträgernanderer europäischer Nationen aus operieren.

Unterstützung und Durchhaltefähigkeit

Einsätze im Kontext des Krisenmanagements erfor-dern eine maritime Schwerpunktbildung in Richtungauf Operationen in entfernten Randmeeren. In diesemEinsatzraum müssen Marinekräfte langanhaltendinnerhalb eines breiten Aufgabenspektrums streit-kräftegemeinsam operieren können, auch unterBedrohung. Diese Vorgaben bestimmen entsprechend

Page 20: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Welche maritimen Fähigkeiten braucht die Bundeswehr?

SWP-BerlinDie Zukunft der Deutschen MarineMai 2004

20

die Anforderungen an die logistische Unterstützungder Einsatzkräfte, wobei es grundsätzlich keinenwesentlichen Unterschied bei Vorkehrungen zurLogistik macht, ob eine Einheit zu einem Einsatz oderzu einer Ausbildungsfahrt den Hafen verläßt.

Die Leistungen der Einsatzlogistik erfolgen bereitsheute zusammen mit der bundeswehrgemeinsamenBasislogistik sowie aufgrund weiterer Unterstützungaus dem militärischen und zivil-wirtschaftlichenBereich. Im Einsatz werden maritime Verbändeprimär durch die an Bord mitgeführten Vorräte sowiedie am Rande des Operationsgebietes gelegenen Stütz-punkte (Häfen und Flugplätze) versorgt. Die Voraus-stationierung streitkräftegemeinsamer Verbände imweltweiten Kriseneinsatz erfordert eine verstärkte undentsprechend umfangreichere Einsatzlogistik. Reali-sierbar ist dies durch Charter-Leasing-Verträge fürSchiffstransporte mit zivilen Reedereien zum einenund durch Schaffung zusätzlichen militärischenTransportraums zum anderen.

Für die Durchhaltefähigkeit maritimer Einsatz-verbände ist weniger die Anzahl an einzusetzendenMarinesoldaten, sondern nach wie vor die Anzahl anverfügbaren Einheiten entscheidend. Sie bestimmtmaßgeblich den Einsatz-Wechsel-Rhythmus. Das der-zeitige Regenerationssystem der Deutschen Marineerlaubt im Gegensatz zu weiten Teilen der Streitkräftekeinen Wechselrhythmus von sechs Monaten Einsatzund nachfolgenden 24 Monaten einsatzfreier Zeit inDeutschland. Die Belastungen der seegehenden undfliegenden Besatzungen liegen deutlich höher. DieBesatzungen der Fregatten zum Beispiel erreichennahezu jedes Jahr eine Einsatzdauer von sechs Mona-ten und mehr. Überdehnung und fortschreitendeAuszehrung des Personalkörpers müssen umgekehrtwerden, wenn die See- und Seeluftstreitkräfte per-sonell regenerationsfähig bleiben sollen. InnovativeLösungen sind gefragt. Kurzfristig könnte eine gewisseÜberplanung extrem belasteter Dienstposten an BordAbhilfe schaffen, sofern das hierfür notwendigePersonal verfügbar gemacht werden kann. Mittel-fristig könnte im Zuge einer gesetzlich festgelegtenDienstzeit eine Verbesserung durch Gleichstellung derSoldaten im Kontext einer Anpassung an Regelungenanderer staatlicher Institutionen erfolgen. Entschei-dend ist, daß eine Reduzierung der Belastung beigleichzeitigem Fähigkeitserhalt erreicht wird.

Realisierbar wäre dies zum Beispiel durch kleinereBesatzungsstärken, vorausgesetzt eine verringerteBesatzungszahl läßt sich in ein militärisches Einsatz-konzept einbinden, das den Aufgaben im geforderten

Einsatzprofil gerecht wird. Kleinere Besatzungen lie-ßen sich unter anderem durch verstärkte Automationan Bord erreichen. Zudem könnte über eine Erhöhungder Zahl der verfügbaren Besatzungen pro Einheit derMarine, analog zum Bundesgrenzschutz (BGS), nach-gedacht werden. Die Boote des BGS werden in derRegel von drei bis vier Besatzungen in wechselndemZyklus betrieben. Das Prinzip, mehrere Besatzungenfür ein Schiff oder Boot bereitzuhalten, könnte auf dieMarine übertragen werden.

Überlebensfähigkeit und Schutz

Der Randmeereinsatz mit seinem komplexen Bedro-hungsspektrum erfordert die verstärkte Überlebens-fähigkeit seegestützter Streitkräfte. Im bisherigenklassischen Seekrieg waren es vornehmlich maritimeOpponenten, gegen die es sich in den drei Dimensio-nen (Unter-/Überwasser und Luft) zu schützen galt.Künftig müssen Überlebensfähigkeit und Schutz ver-mehrt auch gegenüber feindlichen landgestütztenSystemen und einer asymmetrischen Bedrohung imKüstenvorfeld sichergestellt werden. Dies schließt dieMinenabwehr wie auch die Abwehr ballistischer Flug-körper ein. Der »Schutzschirm« für die Einsatzkräftesollte dabei nicht nur über Wasser, sondern soweitmöglich auch über Land aufgebaut werden.

Die Bedrohung durch ballistische Flugkörper wirdkünftig kurzfristig einsatzbereite Abwehrkapazitäten,vielleicht sogar permanente Präsenz erfordern. Eineballistische Raketenabwehr (Ballistic Missile Defense,BMD) kann nur im multinationalen Ansatz und inenger Kooperation mit den US-Streitkräften realisiertwerden. Seegestützte Elemente ermöglichen hierbeidie Bekämpfung feindlicher Flugkörper in deren frü-her Aufstiegsphase, mit dem Vorteil, relativ resistentgegenüber Täuschaktionen des aufsteigenden Flug-körpers zu sein. Die Möglichkeit einer deutschenBeteiligung an BMD böte unter anderem die FregatteKlasse 124, ausgerüstet mit dem Standard Missile 3(SM-3), der derzeit auf den amerikanischen AEGIS-Kreuzern eingerüstet wird. Dieser FK, eine Weiter-entwicklung des SM-2, Block IV, kann aus dem bereitsvorhandenem Startmodul VLS MK41 verschossenwerden und bekämpft aufsteigende ballistische Flug-körper im Übergang von der Boost- in die Mid course-Phase.

Die Sicherung der Operationsfreiheit von Einsatz-gruppen im Randmeer wird bei der Abwehr von See-

Page 21: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Modularität

SWP-BerlinDie Zukunft der Deutschen Marine

Mai 2004

21

minen zunehmend durch unbemannte Systemeerreicht. Das Minenjagdsystem 2000, vermutlich ab2006 verfügbar, besteht aus einer bemannten Füh-rungsplattform, dem Minenjagd-Boot-Klasse 334, zweiunbemannten Überwasserdrohnen mit jeweils tiefen-steuerbarem Sensorträger sowie Einwegbekämpfungs-drohnen. Der Vorteil gegenüber bisherigen Systemen:Erstens wird die Gefahr für die bemannte Führungs-plattform erheblich reduziert, da sie sich außerhalbdes minengefährdeten Bereiches positioniert. Zwei-tens können neben offenliegenden auch eingesunkeneMinen geortet, dokumentiert und bekämpft werden.26

Künftige mittlere und große Überwassereinheitenkönnten mit eigenen USSV ausgestattet werden, dieautonom Lokalisierung, Dokumentierung und Zerstö-rung von Seeminen durchführen.

Der aktive und passive Schutz von See- und Seeluft-streitkräften ist ein entscheidender Beitrag zum Erfolgmilitärischer Operationen. Der Schutz maritimer Ein-heiten umfaßt generell die technologische Ausstat-tung, die organisatorischen Maßnahmen sowie diebordspezifischen Betriebsabläufe. Neben den beschrie-benen aktiven Schutzfunktionen sind passive Schutz-maßnahmen für das wahrscheinlichste Einsatz-spektrum zu optimieren. Die ABC-Abwehr (Atomar,Biologisch, Chemisch) ist hierbei Grundvoraussetzungfür die Überlebensfähigkeit der Plattformen, sicher-gestellt insbesondere durch Schutzlufteinrichtungen.Entsprechend sollte jede Einheit zum Eigenschutzgegenüber potentiellen Luftbedrohungen befähigtwerden, was auch für die Abwehr von Torpedos gilt.Bei der Weiter- und Neuentwicklung maritimer Ein-heiten sollte man sich auf eine Minimierung derInfrarotsignatur und der akustischen und magne-tischen Unterwassersignatur (Stealth-Technologie)konzentrieren.

Modularität

Die sicherheitspolitischen Herausforderungen ver-langen ein hohes Maß an Flexibilität im operativenEinsatz. Der Wechsel von passiver Präsenz zumaktiven Einsatz in einem Seegebiet kann in relativkurzer Zeit notwendig werden. Personal, Ausbildungund Material müssen hierauf abgestimmt sein. Mari-time Plattformen der Zukunft werden ein noch

26 Rolf Killadt, Minenjagd 2000, in: Marinetechnologie undneue Schiffsgeneration. Wehrtechnischer Report, (2001) 2,S. 54f.

breiteres Aufgabenfeld abzudecken haben. Diese Auf-gaben und Leistungen sind nicht immer alle gleich-zeitig zu erbringen, können aber in kürzester Zeiterforderlich werden.

Das modulare Konzept schwimmender Einheitenist eine erfolgversprechende Antwort. Das Grund-element ist eine standardisierte Basisplattform, aufder je nach Anforderung (tailored to the mission) ent-sprechende Module in kurzer Zeit ein- und ausgerüstetwerden können. Das Konzept des modularen Aufbausstellt Vielseitigkeit vor Spezialisierung. Vor demHintergrund einer indifferenten Sicherheitslage mitMehrfachbedrohung werden Spezialisierungseinbu-ßen im statischen Systembereich zugunsten einer um-fangreicheren diversifizierten Fähigkeitspalette inKauf genommen. Bereits heute sind die Einheiten derDeutschen Marine vielseitig einsetzbar, wie aktuelleOperationen deutlich zeigen. Eine maritime Plattformbesitzt per se beträchtliche Anpassungsfähigkeit. Sen-soren und Effektoren sind multifunktional konzipiert,zum einem aus Kosteneffizienzgründen und zumanderen aus Raumsparerfordernissen. InnovativeTechnologien werden die Notwendigkeit einer hohenAnpassungsfähigkeit noch verstärken.

Modularität im Marineschiffbau ist keine neue Er-rungenschaft. Bereits die Fregatte der Klassen 123 und124 weist Elemente des Konzepts der Mehrzweck-Kombination (MEKO) auf. Die Korvette der Klasse 130wird nahezu komplett nach dem MEKO-Prinzipgebaut.27 Auf dieser Basis geht es darum, die breiteFähigkeitspalette fortzuentwickeln, die jeweiligeBedrohungslage anzupassen, Systeme über den mari-timen Rahmen hinaus zu standardisieren und Inter-operabilität mit Heer und Luftwaffe sowie anderenMarinen zu gewährleisten. Neue Technologien solltensich in diesem Kontext durch möglichst einfacheBedienung und flexible Anwendung auszeichnen, umRessourcen in den Bereichen Personal und Ausbildungfreizusetzen. Die modulare Konzeption weist auchhier Vorteile auf. Sie ist anpassungsfähiger als spezia-lisierte statische Konzeptionen. Änderungen undNeuerungen in einzelnen Modulen sind leichter undschneller in die Gesamtkonzeption zu integrieren.

Die konsequente Umsetzung einer modularen Kon-zeption erfordert ebenfalls eine Anpassung der jewei-ligen Besatzungsstrukturen an Bord. Eine Basisbesat-zung ist für den grundsätzlichen Betrieb des Bootesoder Schiffes notwendig. Weiteres, zusätzliches Perso-

27 Fritz Jacobi, Modular Ship Design: Economical Solution inTimes of Tight Budgets, in: Naval Forces, (2003) 1, S. 39.

Page 22: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Welche maritimen Fähigkeiten braucht die Bundeswehr?

SWP-BerlinDie Zukunft der Deutschen MarineMai 2004

22

nal wird je nach Erfordernis mit dem jeweiligenModul an Bord genommen bzw. von Bord gegeben.

Die modulare Konzeption wird künftig eine nochstärker prägende Größe für schiffbauliche Entwick-lungen werden. Die amerikanische Marine zum Bei-spiel wird ihr neues Littoral Combat Ship (LCS) inmodularer Bauweise erstellen lassen. In den Entschei-dungen für ein mögliches zweites Los der KorvetteKlasse 130 und ein Nachfolgemodell der FregatteKlasse 122 sollten die skizzierten Überlegungen zummodularen Design berücksichtigt werden. Es könntesogar konzeptionell möglich sein, die Nachfolge-projekte für diese beiden Schiffs(Boots)-Typen zu ver-einen und technisch kostengünstig zu realisieren.Die Industrie hat entsprechende Pläne bereits aus-gearbeitet.

Werftenkooperation und monetäre Zwänge

Im Prozeß der maritimen Neugestaltung spielt dieIndustrie eine bedeutsame Rolle. Sie sollte bereits inder Analysephase intensiv einbezogen werden, umerforderliche Investitionen kostengünstig zu ermög-lichen. Kommerzielle Produkte (Commercial Off theShelf, COTS) werden in größerem Umfang als bisherzur Anwendung kommen. Waffensysteme mit großenStückzahlen wird es im nationalen Rahmen künftignicht mehr geben. Ob internationale Abstimmungenzu Neubeschaffungen möglich sein werden, bleibtabzuwarten. Aber selbst in diesem Falle wäre eineleistungs- und wettbewerbsfähige Rüstungsindustrienotwendig, um eigene Interessen und Konzeptvorstel-lungen erfolgversprechend einbringen zu können.

Eine besondere Form von gegenseitiger Abhängig-keit ergibt sich aus der langjährigen Kooperation derDeutschen Marine mit den inländischen Schiffs-werften. Der deutsche Schiffbau ist durch die Inte-gration von Handels- und Marineschiffbau gekenn-zeichnet. Dies ist einer der Gründe für die heraus-ragende Position der deutschen Werften auf demWeltmarkt. Marine wie auch Werften profitieren vonden engen Kooperationsbeziehungen. Der Marine-schiffbau umfaßt 20 bis 25% des Schiffbaugesamt-umsatzes. Im Jahre 2001 machte dies immerhin rundeine Milliarde Euro aus.28 Durch den Marineschiffbauwerden außer der kontinuierlichen Auslastung vonWerftkapazitäten vor allem qualifizierte Ingenieurs-kunst wie auch Schiffbauinnovation gesichert. Ins-

28 GRIEPHAN Wehrdienst, 7.7.2003, 28/03, S. 1.

besondere der Erhalt dieser hochqualifiziertenArbeitskraft ist mittelfristig jedoch gefährdet, daFolgeaufträge für die Marinewerften gegenwärtignicht vorliegen.

Die öffentliche Wahrnehmung dieser Situationscheint sich demgegenüber auf den Umstand zu ver-engen, daß die Deutsche Marine in Zeiten leererKassen dennoch neue Einheiten erhält. Die Beschaf-fungsverträge für die im Zulauf befindlichen Einhei-ten, zum Beispiel Fregatte Klasse 124, Korvette Klasse130 und U-Boot-Klasse 212A, wurden bereits Mitte derneunziger Jahre geschlossen. Man mag hier von weiserVoraussicht im maritimen Beschaffungsplan spre-chen, da die erwähnten Neuerungen nicht nur derBundeswehr maritime Fähigkeiten sichern, sondernals Spitzenprodukte zugleich auch Exportschlagergeworden sind. Der Blick in die weitere Zukunft zeigtaber, daß die Aussichten alles andere als rosig sind.2008 wird der Zulauf der erwähnten Einheiten ab-geschlossen sein. Die Erhaltung technologischer undindustrieller Fähigkeiten in den Sektoren Forschung,Entwicklung und Innovation ist jedoch bereits heutekaum noch gewährleistet.

Implikationen für diekonzeptionelle Weiterentwicklung

Welche Bedeutung hat die skizzierte Situation für dieWeiterentwicklung der maritimen Komponente derBundeswehr? Die Konkurrenzsituation bei den wesent-lichen Großvorhaben (WGV) der Bundeswehr läßt dieNeuentwicklung bzw. den Neubau des Nachfolgemo-dels der Fregatte Klasse 122 nicht zeitgerecht zu. DieHaushaltsmittel sind mit Priorität für andere Beschaf-fungen vorgesehen. Insbesondere Eurofighter (EFA)und Airbus A400M beanspruchen erhebliche finan-zielle Mittel. Das Großvorhaben Standardfregatte12529 als Nachfolgemodell der Fregatte Klasse 122wurde vom ursprünglichen Planungsjahr 2006 auf2012 verschoben; ein zweites Los U-Boot-Klasse 212Awie auch Korvette Klasse 130 steht in Frage. Die tech-nologische Anbindung der Standardfregatte 125 anFregatte Klasse 124 und Korvette 130 ist nicht mehr,

29 Standardfregatte 125 ist einer der verwendeten Arbeits-titel; andere Benennungen sind: Kampfschiff Neue Genera-tion (KNG), Fregatte der Zukunft, Littoral Combatant Ger-many (LCG). Die US-Marine plant ein Littoral Combat Ship(LCS); die britische Marine ein Future Surface Combatant(FSC). Im Grunde beschreiben alle das gleiche: optimierteKonzeptionen für den Randmeereinsatz.

Page 23: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Implikationen für die konzeptionelle Weiterentwicklung

SWP-BerlinDie Zukunft der Deutschen Marine

Mai 2004

23

wie ehemals geplant, gegeben. Nahezu eine Dekadespäter wird ein neues Schiffsdesign mit neuer Technikerforderlich sein. Deutschland koppelt sich somit füreinen Zeitraum von fast zehn Jahren von Entwicklun-gen und Planungen in den anderen Marinen ab.30 InZahlen ausgedrückt: die finanziellen Aufwendungenfür maritime Großprojekte sinken von einer Größen-ordnung von 612 Millionen Euro (2004) auf 19,7 Mil-lionen Euro im Jahr 2008.31 Negative Auswirkungenhat dies auf das Ingenieurs-Know-how, auf die Exper-tise in Bundesbehörden (z.B. beim Bundesamt fürWehrtechnik und Beschaffung, BWB) und insbeson-dere auf die Exportfähigkeit der Marineindustrie.

Weiterhin gilt, daß sicherheitspolitische Heraus-forderungen sich nicht an der jeweiligen Haushalts-lage orientieren. Deutschland hat eine internationalherausragende Spitzenposition im Schiff- und U-Boot-bau inne. Wenn diese Position über das kommendeJahrzehnt hinaus konsolidiert und zudem Innova-tionskraft und Know-how erhalten bleiben sollen, sindpolitische Entscheidungen zugunsten von Investitio-nen noch in der laufenden Legislaturperiode erforder-lich. Andernfalls würden monetäre Zwänge eine derverteidigungspolitischen Richtlinien konterkarieren,in der es heißt, Deutschland solle eine leistungs- undwettbewerbsfähige industrielle Basis in technologi-schen Kernbereichen aufrechterhalten, um auf dieEntwicklung entscheidender Waffensysteme Einflußnehmen zu können.32

Der deutsche Beitrag zu den Ständigen Einsatz-verbänden der Nato wird derzeit zu großen Teilen vonden acht Fregatten der Klasse 122 und den vier Ein-heiten der Klasse 123 geleistet. Sollte insbesondere dieNachfolge der Fregatte Klasse 122 nicht zeitgerechtund in ausreichendem Umfang zu realisieren sein,sind neben rüstungspolitischen Auswirkungen auchKonsequenzen für die maritime Teilhabe an Bündnis-sen unausweichlich. Ob Deutschland in diesem Fallenoch seinen internationalen Verpflichtungen nach-kommen könnte, bleibt durchaus fraglich.

30 USA, Großbritannien, Frankreich, Italien, Niederlande,Dänemark und Australien entwickeln und planen entspre-chende Einheiten; vgl. Karlheinz Lippitz, Marinerüstungheute, in: Marineforum, (2003) 5, S. 14.31 Vgl. Martin Agüera, ThyssenKrupp, DCN to Talk Coopera-tion, in: Defense News, 18.8.2003, <[email protected]>(eingesehen am 19.8.2003).32 VPR [wie Fn. 18], Nr. 69, S. 15.

Zusammenfassend läßt sich feststellen: Die Heraus-forderungen und Schwierigkeiten bei der konzeptio-nellen Neuausrichtung der maritimen Komponenteder Bundeswehr machen deutlich, daß anders gearteteFähigkeiten erforderlich sind. Das Randmeer mitseinen eigentümlichen hydrographischen Gegeben-heiten wie auch die unmittelbare Landnähe bedingenein anderes Fähigkeitsprofil als die Hohe See. InKrisen- und Konflikteinsätzen erhält das Zusammen-wirken mit Luft- und insbesondere Landstreitkräftenim Kontext der vernetzten Operationsführung einenbisher nicht gekannten Stellenwert.

Es wird künftig kaum möglich sein, ein komplettesmaritimes Fähigkeitsprofil in Gänze national heraus-zubilden. Das Leitprinzip deutscher See- und Seeluft-streitkräfte orientiert sich entsprechend weiterhinan der Multinationalität. Bereits heute suchen dieDeutsche Marine und ihre europäischen Partnerstärkere und vertiefte Kooperation auf vielen Ebenen.Diese Entwicklung geht mit immer weniger schwim-menden und fliegenden Einheiten einher. In nahezuallen Marinen sinkt die Anzahl an Booten, Schiffenund fliegenden Systemen, verursacht vor allem durchrückläufige Finanz- und Personalressourcen. Wie derkooperative oder auch der integrative Weg, der viel-leicht eines Tages in eine europäische Marine ein-mündet, verstärkt beschritten werden könnte, sollim folgenden Teil modellartig aufgezeigt werden.

Page 24: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Deutsche maritime Kräfte in europäischer militärischer Kooperation/Integration

SWP-BerlinDie Zukunft der Deutschen MarineMai 2004

24

Deutsche maritime Kräfte ineuropäischer militärischer Kooperation/Integration

Eine Integration von europäischen Streitkräften gingewesentlich über das bisher bekannte Maß an Multi-nationalität oder enger Kooperation hinaus. Sie erfor-dert erheblich mehr als die Zusammenlegung mili-tärischer Einheiten. Integrative Schritte jenseits desrein Militärischen wären insbesondere bei einer An-gleichung der Rechts- und Wehrrechtssysteme von-nöten, bei der Etablierung eines gemeinsam bewirt-schafteten Verteidigungsetats und konsensualerBeschaffungsvorhaben wie auch bei der Verlagerungnationaler Souveränität aus den Hauptstädten in dieeuropäische Zentrale. Bevor in derartigen Kategoriengedacht werden kann, sollte eine möglichst breiteÜbereinstimmung in zentralen Fragen und Hand-lungsfeldern sowie mit Blick auf Ausrichtung undZiele gemeinsamer europäischer Streitkräfte herr-schen. Das von Javier Solana entwickelte Strategie-papier33 bietet erste Anhaltspunkte. Die Zeit für eineeuropäische Armee ist aber noch lange nicht reif. Ins-besondere der Souveränitätsverzicht wäre eine dergroßen Hürden, die überwunden werden müßten.Auch wenn durch Sparzwänge motivierte Stimmenzugunsten europäischer Lösungen lauter werden, istdoch unbestreitbar, daß sich solche grundlegendenVeränderungen nicht ad hoc, schon gar nicht inrelativ kurzer Zeit vollziehen lassen.

Die Marinen Europas bieten sich generell als Koope-rations- und Integrationsobjekte an, da sie durch ihremultinationale Ausrichtung gute Ansätze für weiter-reichende integrative Schritte bieten. Maritime Ope-rationen werden größtenteils anhand einheitlicherNato-Standards durchgeführt. Die Sprache und der»Zeichenvorrat« sind nahezu identisch. In der deut-schen Öffentlichkeit sind entsprechend in diesem Kon-text Forderungen nach einer verstärkten Aufgaben-wahrnehmung im EU-Rahmen erhoben worden, dieVorschläge zur Spezialisierung deutscher Streitkräfteund Konzentration auf einige ausgewählte Aufgabenund Fähigkeiten einschließen. Gerade in der aktuellenFinanzlage entwickelt dieses Thema eine ganz eigenepolitische Dynamik. Ein deutscher Alleingang mit uni-

33 Javier Solana, A Secure Europe in a Better World, <http://ue.eu.int/pressData/en/reports/78367.pdf> (eingesehen am16.12.2003).

lateralem Verzicht auf Fähigkeiten wäre aber nichtanzuraten, da Abhängigkeiten zu anderen Staatenentstehen könnten, die nicht hinreichend abgesichertwären. Die Konzentration auf wenige Fähigkeits-bereiche könnte möglicherweise eine politisch ge-wünschte Beteiligung an internationalen Einsätzenverhindern, wenn die erforderlichen Fähigkeiten imRahmen einer nicht abgestimmten Rollenspezialisie-rung durch Deutschland nicht mehr bereitgehaltenwerden.

Drei mögliche Kooperations-/Integrations-modelle

Wie könnte der Prozeß in Richtung auf verstärkteKooperation und Integration mit anderen euro-päischen Marinen fortgeführt werden? Anhand vondrei möglichen Modellen soll dies im folgenden skiz-ziert werden. Die Modelle können als Etappenziel aufeinem Weg dienen, der in nicht abschätzbarer Zeitzu einer europäischen Marine führen könnte. DieModelle können aber auch als eigenständiges Zielverstanden werden, da sie die Ressourceneinsparungals vorherrschende Motivation für fortschreitendeKooperation ins Zentrum stellen.

Rollenspezialisierung (Modell I)

Rollenspezialisierung bezeichnet die Aufteilung vonAufgaben unter gleichberechtigten Partnern. Durchdie Verteilung von Zuständigkeiten soll eine effizienteAufgabenerfüllung unter einer gemeinsamen Ziel-setzung erreicht werden. Dabei werden einzelneFähigkeiten nur noch durch einen Partner des Ver-bundes wahrgenommen. Die Handlungsfähigkeit desGesamtverbundes setzt naturgemäß die uneinge-schränkte Verfügbarkeit aller Teilfähigkeiten voraus.

Rollenspezialisierung in den Marinen kann auf derstrategischen Ebene (strategische Ziele des betroffenenStaates), auf der operativen Ebene (vorhandene Exper-tise oder Bedeutung für die eigene Marine) oder vonrein wirtschaftlichen Gesichtspunkten (Unterstützung

Page 25: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Drei mögliche Kooperations-/Integrationsmodelle

SWP-BerlinDie Zukunft der Deutschen Marine

Mai 2004

25

der eigenen Rüstungsindustrie) geprägt sein. MaritimeMöglichkeiten zur Spezialisierung im europäischenRahmen bestehen in mehrfacher Hinsicht. Als Beispielsoll ein fiktiver europäischer Flugzeugträgerverbanddienen. Es wäre vorstellbar, daß Großbritannien oderFrankreich hierfür einen Flugzeugträger bereithielten,Spanien und Italien die darauf stationierten Luftfahr-zeuge stellten und Deutschland seine spezialisiertenKenntnisse beim Betrieb von Schnellbooten, Fregatten,Minenabwehreinheiten und nichtnuklearen U-Bootenin diesen Einsatzverbund einbrächte. Um aus demTrägerverband eine Expeditionsstreitkraft nach ame-rikanischem Muster zu machen, könnten die Benelux-Ländern und Großbritannien die dazugehörige am-phibische Komponente beisteuern.34

Dieser Ansatz ist ökonomisch reizvoll, da keinebreite Fähigkeitspalette auf nationaler Ebene vor-gehalten werden müßte, sondern nur einige aus-gewählte Fähigkeiten. Die Spezialisierung auf einzelneSeekriegsmittel bedeutet zugleich aber auch den Ver-zicht auf Elemente des maritimen Fähigkeitsspek-trums. Hier setzt jedoch die Forderung nach intensiverund kostenträchtiger Einsatzausbildung bei den betei-ligten Marinen an, da sie nur im Verbund wirken kön-nen. Jeder muß Fertigkeiten und Einsatzgrundsätzeund -verfahren des jeweils anderen kennen. Zudembedeutet Rollenspezialisierung einerseits Teilverlustvon staatlicher Souveränität und begründet anderer-seits Handlungsverpflichtungen im Bündnis. Dieeigenständige politische Entscheidung zur Teilnahmeoder Nicht-Teilnahme an Einsätzen ist dann nichtmehr gewährleistet, wenn man die Handlungs-fähigkeit des Gesamtverbundes nicht gefährden will.

Rollenteilung (Modell II)

Rollenteilung meint die Verteilung von Aufgabenunter teilnehmenden Partnern. Dabei verfügengrundsätzlich alle Partner über das gesamte Fähig-keitsspektrum, jedoch mit differenzierter und unter-schiedlicher Schwerpunktsetzung in den Fähigkeits-bereichen. Je nach operativer Anforderung bleibt dieHandlungsfähigkeit einzelner Partner erhalten, dernationale eigenständige Beitrag bei allen Aktivitäten

34 Die neue US-Marinestrategie SEA POWER 21 sieht neben12 Flugzeugträgergruppen die Aufstellung von 12 sogenann-ten Expeditionary Strike Groups (ESG) vor. Diese Expeditions-streitkräfte verdeutlichen die strategische Erwägungen derUS-Marine, ihre Schlagkraft in den Randmeeren zu erhöhen.

sichtbar und die Souveränität beteiligter Staaten un-beeinträchtigt. Eine Rollenteilung unter teilhabendenMarinen bietet sich für nahezu alle Fähigkeitsbereichean. Die größte Effizienz dieses Modells läßt sich dorterzielen, wo kostenintensive und komplexe Systemebzw. Fähigkeiten vorherrschen, die auch künftig ineinem Integrationsverbund (noch) national herausge-bildet werden sollen. Hierunter sind in erster HinsichtKampfschiffe ab mittlerer Größe, aber auch nicht-nukleare U-Boote zu verstehen. Die Teilnehmer andiesem Modell planen umfangreichere Operationen inden vereinbarten Fähigkeitsbereichen gemeinsam undführen diese in der Regel auch gemeinsam aus.

Finanzielles Einsparpotential ist auch in diesemModell vorhanden, wenn auch weniger ausgeprägt alsbei einer strikten Spezialisierung. Die Stückzahlen ineinzelnen Fähigkeitsbereichen könnten reduziertwerden, um Einsparungen zu erzielen. Hier mußkritisch geprüft werden, inwieweit die jeweilige An-zahl verringert werden kann, wenn politisch der sicht-bare nationale Beitrag an Bündnissen und/oder multi-nationalen Einsätzen weiterhin gefordert wird. Außer-dem sollten in die Bewertung Überlegungen darübereinfließen, welche Fähigkeiten für Aufgaben erhaltenwerden müssen, die auch in Zukunft in nationalerVerantwortung verbleiben.

Gemeinsame Aufgabenwahrnehmung (Modell III)

Gemeinsame Aufgabenwahrnehmung bezeichnet dasgemeinsame Handeln der Partner in einem Fähigkeits-bereich. Durch die Bereitstellung einzelner abge-stimmter Beiträge der Partner können Lasten geteilt,Ausbildungs- und Rüstungsprojekte zusammen gestal-tet werden. Darüber hinaus können auch dauerhafteintegrierte Strukturen geschaffen werden, die Hand-lungsfähigkeit nur im internationalen Rahmen zu-lassen. Für dieses Modell bieten sich vornehmlichBereiche wie Aufklärung und Nachrichtengewinnung,strategischer Lufttransport, strategischer militärischerund gewerblicher Seetransport, Führungskapazitätenbei Operationen mindestens mittlerer Größe und all-gemeine Logistik an.

Das Modell der gemeinsamen Aufgabenwahrneh-mung besitzt unter den drei beschriebenen Modellendas größte Integrationspotential. Der nationale Bei-trag zu einem Pool ist nicht mehr ohne weiteres alseigenständiger Beitrag erkennbar. Die eingebrachtenKapazitäten sind nicht mehr einseitig, das heißt ohne

Page 26: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Deutsche maritime Kräfte in europäischer militärischer Kooperation/Integration

SWP-BerlinDie Zukunft der Deutschen MarineMai 2004

26

Rücksichtnahme auf die Partner abrufbar. Planungund Betrieb erfolgen international. GemeinsameFinanzierung, gemeinsame Beschaffungsentscheidun-gen und gemeinsam gestaltete Ausbildung verstärkenden Leitgedanken der Integration. Grundvorausset-zung ist allerdings eine fortlaufende umfangreicheAbstimmung mit allen Partnern. Es muß eine funk-tionierende Organisations- und Entscheidungs-struktur vorhanden sein, mit deren Hilfe die geforder-ten Fähigkeiten umgehend zur Verfügung gestelltwerden können. Das dies problematisch sein kann,hat in Deutschland die Debatte über den AWACS-Einsatz im Luftraum der Türkei während des letztenIrakkrieges gezeigt. Falls Deutschland seine 25 bis 30%Anteil an den fliegenden Besatzungen abgerufenhätte, wäre der Einsatz der Luftfahrzeuge wohl kaummöglich gewesen.

Eine scharfe Trennung der drei skizzierten Integra-tionsmodelle ist nicht möglich und auch nicht sinn-voll. Die Grenzen sind fließend, Voraussetzungen undAuswirkungen oft identisch. Alle Modelle besitzenpolitische Signifikanz und könnten Anstöße zu ver-stärkter militärischer Kooperation und Integrationgeben. Eine Kombination der Modelle versprichtErfolg, wenn man die Integration vertiefen möchte.Zunächst könnte das Modell der Rollenteilung an-gewandt werden, in dem einerseits finanzielle Ein-sparmöglichkeiten angelegt sind und andererseitsder nationale Beitrag noch sichtbar bleibt und dienationale Entscheidungsgewalt noch nicht einge-schränkt wird. Für Deutschland bietet sich in diesemRahmen die Zusammenarbeit mit den Nachbarn imgemeinsamen Einsatz von nichtnuklearen U-Booten,im Betrieb eines MPA-Verbandes oder vielleicht sogarim Aufbau einer Überwasserseekriegsflotte an.

Im weiteren Verlauf könnten die beiden anderenModelle Spezialisierung und gemeinsame Aufgaben-wahrnehmung verstärkt zur Anwendung kommen.Da anzunehmen ist, daß vorwiegend wirtschaftlicheInteressen das Handeln bestimmen werden, ist daraufhinzuweisen, daß bei Neuausrichtung und möglicherSpezialisierung deutscher maritimer Kräfte das wahr-scheinlichste Einsatz- und Aufgabenfeld im Zentrumder Überlegungen stehen muß: Krisenmanagementund Konfliktprävention. Dabei sollte berücksichtigtwerden, daß ein signifikanter Verlust von Fähigkeitenim Gefolge von Rollenspezialisierung auch den Ver-zicht auf Souveränität und Mitspracherecht bedeutenkann. In weiterer Konsequenz könnte dies zu ver-minderter Mitgestaltung in Nato, EU und UN und

damit zu eingeschränkter politischer Handlungs-fähigkeit führen, zumal eine ausgeprägte Bereitschaftzur Spezialisierung bei anderen führenden maritimenStaaten in der europäischen Umgebung nicht zuerkennen ist. Eine einseitige deutsche Initiative müßtedurch Partner ausgeglichen werden und würde eherals Belastung denn als Integrationsvehikel verstandenwerden. Dieser Schritt ist weder militärisch sinnvollnoch politisch erstrebenswert.

Page 27: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Fazit und Perspektive

SWP-BerlinDie Zukunft der Deutschen Marine

Mai 2004

27

Fazit und Perspektive

Die Deutsche Marine hat sich sukzessive seit dem Endedes Kalten Krieges neuen Aufgaben im Rahmen desKrisenmanagements gestellt und ihre Einsatzausbil-dung auf veränderte Erfordernisse ausgerichtet. Mitden vorhandenen Fähigkeiten ist die maritime Kom-ponente der Bundeswehr im Prozeß ihrer Neuausrich-tung weitgehend vorjustiert. Insbesondere ihre Orien-tierung am multinationalen Leitprinzip befähigt siezu Aufgaben, die eine stärkere internationale Orien-tierung erfordern.

Der heute absehbare Finanzplafond wird es nichtzulassen, künftig geforderte maritime Aufgaben in dergesamten Fähigkeitspalette ausschließlich nationalwahrzunehmen. Stückzahlen für Nachfolgemodellewerden geringer ausfallen. Die Ausrichtung auf dieneuen Herausforderungen verlangt höhere investiveAusgaben. Die Teilhabe an einer vernetzten Opera-tionsführung ist finanziell aufwendig. Eine nationaleEntwicklung aller Fähigkeiten erscheint aber auchnicht erforderlich, da eines der Grundprinzipiendeutscher Sicherheits- und Verteidigungspolitik Multi-lateralität ist. Die See- und Seeluftstreitkräfte werdenweiterhin in enger Abstimmung mit ihren PartnernBeiträge zu multinationalen Einsätzen leisten.

Generell gilt es, mobile und flexible Einsatzkräftefür internationale Operationen bereitzustellen, die inkürzester Zeit verlegt werden können. Hierfür ist eineentsprechend schnelle und flexible Entscheidungs-findung notwendig. Dies gilt für die militärische undinsbesondere für die politische Ebene. Als konkretesund aktuelles Beispiel ist die Nato Response Force(NRF) zu nennen, die innerhalb von fünf Tagen ein-satzbereit sein soll. Neue Herausforderungen sowieneue Technologien erzwingen bzw. ermöglichen eineschnellere Planung und Entscheidung und eine ent-sprechend flachere Hierarchie. Für die maritimenKräfte kommt es darauf an, ihre spezifische Expertisedort einzubringen, wo Planungs- und Entscheidungs-prozesse stattfinden. Dafür ist gegebenenfalls aucheine Anpassung von Struktur und Organisationsforminnerhalb der Marine und der Wegfall von rein mari-tim ausgerichteten Organisationselementen zugun-sten einer TSK-gemeinsamen Struktur erforderlich.Dies gilt um so mehr vor dem Hintergrund der Erhö-hung der Kopfstärke der Einsatzkräfte der Bundes-

wehr auf etwa 35 000 Mann bei gleichzeitiger Redu-zierung der Gesamtzahl an Soldaten.

In überwiegend nationaler Verantwortung bleibenkünftig nur folgende Fähigkeiten: die Rettung undEvakuierung deutscher Bürger sowie Hilfeleistungenbei Naturkatastrophen und besonders schweren Un-glücksfällen. Dabei ist die Aufgabe Rettung und Eva-kuierung geographisch nicht eingegrenzt, was unteranderem bedeutet, daß die maritimen Kräfte derBundeswehr hierfür angemessene Transportfähig-keiten bereithalten müssen.

Die Neuentwicklung der Deutschen Marine ist eineAufgabe für die Bundeswehr in ihrer Gesamtheit. Esist nicht möglich, eine TSK an den neuen Herausforde-rungen und Aufgaben auszurichten und dabei andereRessorts auszusparen. Das Gesamtsystem Streitkräfte(Fähigkeit, Führung, Struktur, Ausrüstung) wirdzwangsläufig aufgaben- und fähigkeitsorientiert aufden Prüfstand gestellt werden müssen. Die besonderenund genuinen Fähigkeiten der Deutschen Marinesollten in einem gemeinsamen Kräfteansatz mit denanderen Organisationsbereichen der Bundeswehr syn-ergetisch gebündelt und in gemeinsam entwickeltenStrategien und Konzepten umgesetzt werden. Insbe-sondere die Zusammenarbeit mit den Führungsstäbender Streitkräfte, des Heeres und der Luftwaffe sollteintensiviert werden. Primär müßte im Hinblickauf die maritimen Fähigkeiten herausgearbeitetwerden, was diese zum streitkräftegemeinsamenAnsatz beitragen können.

Eine wesentliche Determinante, wenn nicht sogardie herausragende Größe bei der maritimen Neu-ausrichtung ist ein Verteidigungsetat auf mittelfristigniedrigem Niveau. Hier setzt neben der offenen Fragenach dem politischen Willen zur Transformation dieSkepsis gegenüber einer mittelfristig realisierbarenFinanzierung des Transformationsprozesses an. Ob tat-sächlich zusätzliche finanzielle Mittel und weiterebegrenzt verfügbare Ressourcen durch bereits ein-geleitete Sparmaßnahmen gewonnen werden können,erscheint zweifelhaft. Die derzeitige wie auch dieperspektivische Haushaltslage spricht eher für eineressourcenorientierte Anpassung der Streitkräfte.Sparmaßnahmen dominieren konzeptionelle Über-legungen und sicherheitspolitische Anforderungen.

Page 28: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Fazit und Perspektive

SWP-BerlinDie Zukunft der Deutschen MarineMai 2004

28

Um etwa die Teilhabe an globalen Informations- undKommunikationsnetzen zu sichern, muß investiertwerden. Für die maritime Komponente gilt es, in ver-stärktem Maße Kooperationen innerhalb, aber auchaußerhalb der Bundeswehr zu finden, zum BeispielRüstungskooperationen (Stichwort Parent Navy), umknapp verfügbare Ressourcen effektiv und synerge-tisch einzusetzen. Die betroffene Industrie sollte beiNeuentwicklungen und konzeptionellen Überlegun-gen ohnehin von Anfang an einbezogen werden.

See- und Seeluftstreitkräfte können unbestreitbarzum internationale Krisenmanagement und zur Kon-fliktprävention einen essentiellen Beitrag leisten. Aufder Ebene multinationaler Zusammenarbeit im euro-päischen Kontext sollte für die maritime Komponenteeine stärkere Kooperation und Integration innerhalbdes gegebenen politischen und rechtlichen Rahmensangestrebt werden. Hierbei fördert eine gemeinsameAufgabenwahrnehmung die Perspektive integrierterund dauerhafter Strukturen. Die derzeitige Finanzlagedes Bundes erfordert eine Prioritätensetzung zur Ver-besserung der Fähigkeiten in streitkräftegemeinsamenEinsätzen. Multinationalität und Bündnisfähigkeitsind Kriterien, die für alle laufenden und geplantenProjekte gelten. Die Schwerpunktsetzung der mari-timen Komponente sollte auf dem AufgabenkomplexUnterstützungsleistung liegen. Außerdem müßtendie noch verfügbaren hervorragenden Fähigkeitenkonsolidiert und zukunftsträchtig ausgebaut werden.Dadurch bleiben deutsche maritime Kräfte inter-national relevant, auch gegenüber einer Marinewie der US-Navy. Sie könnten durch ihren Beitragsicherstellen, daß Deutschland einen Hebel für dieinternationale Mitwirkung in verteidigungspoliti-schen Fragen behält.

Page 29: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Übersicht: Bestandsentwicklung der maritimen Komponente der Bundeswehr

SWP-BerlinDie Zukunft der Deutschen Marine

Mai 2004

29

Anhang

ÜbersichtBestandsentwicklung der maritimen Komponente der Bundeswehr

Schiffe/Boote

Lfd. Nr. Klasse/Typ 2004 2010 2015 2019 Bemerkungen

1 F 122 8 8 7 ca. 5 Reduzierung abhängig vom Zulauf F 125

2 F 123 4 4 4 4

3 F 124 2 3 3 3

4 F 125 0 0 1 2 Gesamtzahl noch offen

Bestand gr. Üw-Einheit 14 15 15 14 Bestand nach 2019 ca. 11 Einheiten

5 S 143 8 0 0 0

6 S 143A 10 10 8 ca. 6

7 K 130 0 5 5 5

8 Mittl. Üw-Einh. 0 0 0 ca. 2 noch keine Klassenbezeichnung festgelegt

Bestand mittl. ÜwEinh. 18 15 13 13 Bestand nach 2019 ca. 11 Einheiten

9 U 205 A/B 1 0 0 0

10 U 206A 11 4 0 0 kein Weiterbetrieb nach 2012; Ergänzung erforderlich

11 U 212 1 4 6 6

Bestand U-Boote 13 8 6 6 Reduzierung bedeutet eingeschränkte Aufgabenwahrnehmung

Bestand Minenjagdb. 22 22 22 22

Luftfahrzeuge

Lfd. Nr. Klasse/Typ 2004 2010 2015 2019 Bemerkungen

1 Tornado 26 0 0 0 Abgabe an Luftwaffe bis Ende 2005

2 ATL MPA 12 0 0 0

3 ATL SIGINT 3 0 0 0 Wahrnehmung durch UAV geplant

4 MPA-Nachf. 0 8 8 8 Endgültige Entscheidung zur Übernahme NL P3 Orion

steht noch aus

5 Do 228 4 4 4 4 u.a. 2 Luftfahrzeuge für Ölaufklärung Nord-/Ostsee

6 SEA KING 21 21 4 0 Reduzierung abhängig vom Zulauf MH 90

7 SEA LYNX 22 22 18 ca. 12 Reduzierung abhängig vom Zulauf MH 90 und F 125

(Außerdienststellung F 122)

8 MH 90 0 3 20 28 Gesamtbestand Hubschrauber nach 2019 ca. 30

Page 30: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) - Die …SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Thomas Papenroth Die Zukunft

Abkürzungen

SWP-BerlinDie Zukunft der Deutschen MarineMai 2004

30

Abkürzungen

ABC Atomar, Biologisch, ChemischAWACS Airborne Warning And Control SystemAWZ Ausschließliche WirtschaftszoneBGS BundesgrenzschutzBMD Ballistic Missile DefenseBMI Bundesministerium des InnernBMVg Bundesministerium der VerteidigungBWB Bundesamt für Wehrtechnik und BeschaffungCJTF-HQ Combined-Joint-Taskforce-HeadquarterCOTS Commercial Off The ShelfCPM Customer Product ManagementCSI Container Security InitiativeC-TPAT Customs-Trade Partnership Against TerrorismDCI Defense Capability InitiativeEFA European Fighter AircraftEFK EinsatzführungskommandoESG Expeditionary Strike GroupsETRUS EinsatztruppenunterstützungsschiffEU Europäische UnionFK FlugkörperFSC Future Surface CombatantGPS Global Positioning SatelliteIAGFA Integrierte Arbeitsgruppe FähigkeitsanalyseIMB International Maritime BureauLCG Littoral Combatant GermanyLCS Littoral Combat ShipLTTE Liberation Tigers of Tamil EelamMEKO Mehrzweck-KombinationMG MaschinengewehrMH MarinehubschrauberMONARC Modular Naval Artillery ConceptMPA Maritime Patrol AircraftMTWF Militärisch-Technisch-Wirtschaftliche ForderungNato North Atlantic Treaty OrganisationNEC Network Enabled CapabilitiesNGO Non-Governmental OrganisationNRF Nato Response ForceOEF Operation Enduring FreedomPCC Prague Capabilities CommitmentPSI Proliferation Security InitiativeSEK Marine Sondereinsatzkommando MarineSFF SystemfähigkeitsforderungSigInt Signal Intelligencesm SeemeileTSK TeilstreitkraftUAV Unmanned Aerial VehicleUN United NationsUSSV Unmanned Subsurface VehicleUSV Unmanned Surface VehicleVPR Verteidigungspolitische RichtlinienWGV Wesentliche Großvorhaben


Recommended