6 Subjekt, Objekt und Fotografie stehen in einer kuriosen Dreiecks- beziehung, wenn sie einander nachahmen und die Phänomenolo- gien tauschen. In den Arbeiten von Kerstin von Gabain tritt die Mimikry in vier verschiedenen Formen auf: ALS PERSONIFIZIERUNG VON OBJEKTEN, ALS VERDINGLICHUNG DER KÜNSTLERIN, ALS OBJEKTE, DIE FOTOGRAFIEN SIND, UND ALS FOTOGRAFIEN, DIE OBJEKTE SIND. PERSONIFIZIERUNG VON OBJEKTEN. Man kann die Frage des Eigenlebens von Objekten und ihrer Beziehung zu einem Subjekt nicht erörtern, ohne auf Immanuel Kant zu rekurrieren. Kant zufolge entzieht sich der Erkenntnis alles – Phänomene und Metaphysik –, was außerhalb bzw. jenseits der sinnlichen Wahrnehmung liegt; mit dieser Behauptung sollte er die Empathie zwischen Subjekt und Ob- jekt grundlegend verändern. 200 Jahre nach Kant ist die Alterität von Objekten der westlichen Mentalität so fest eingeschrieben, dass wir gar nicht anders können, als ein Objekt als reglose, im Raum exis- tierende Einheit wahrzunehmen. Kerstin von Gabain wagt daher eine heikle Gratwanderung zwischen dem Ironischen und dem Lächerli- chen, wenn sie Objekten ein Eigenleben zugesteht und damit eines der Dogmen der geltenden Weltsicht hinterfragt. In ihrer Ausstellung City of broken furniture im Österreichischen Museum für angewandte Kunst ( MAK ) zeigte die Künstlerin 2013 eine Reihe von Möbelstücken, die sie – da nicht Teil der Museumssammlung – nach gusto bearbeiten konnte. Diese Objekte – Stühle, ein Tisch, Garderobe und Hutständer – waren gleichsam ein ironisches Understatement, denn als eingeschmuggelte Fremde wirkten sie wie die arme Verwandtschaft auf einer Feier der „aristokratischen“ Bewohner des MAK. Die Objekte hatten unterschiedliche Grade der Personifizierung er- fahren. Einige hatte Kerstin von Gabain bewusst verstümmelt , andere hat sie wohl schon zerbrochen irgendwo aufgelesen, doch alle be- handelte sie wie Verwundete, Verletzte oder Patienten mit Gehirner- schütterung. Das bloße Anlegen eines Verbands reicht bereits aus, um Humanisierung anzudeuten. Da die Funktion von Möbeln darin besteht, einen Raum für Menschen und ihre Habseligkeiten zu schaf- fen, tritt das Menschliche umso deutlicher hervor, wenn Möbel zwar ihre Struktur wahren, aber gerade keinen Zweck erfüllen. Verstärkt wurde diese Personifizierung durch eine intensive Auseinandersetzung mit dem Charakter des Ausstellungsraums. Kerstin von Gabain betonte alle Elemente, die möglicherweise heikel hätten sein können: die lange und schmale Form des Raums, die Fremdartigkeit der Heizkörper und die kleinen Kellerfenster mit den imposanten Fensterläden hoch darüber. Jed- er der insgesamt fünf Stühle war neben einem Heizkörper oder Fenster aufgestellt; nur bei einem der Fenster waren die Läden geöffnet, so dass die Inszenierung an die klassischen Bilder von psychisch Kranken erinnerte, die Wärme und Kontakt mit der Außenwelt suchen. STELL DICH TOT VON ALESSIO DELLI CASTELLI 1 2
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Subjek t, Objek t und Fotograf ie s tehen in e iner kur iosen Dre iecks-bez iehung, wenn s ie e inander nachahmen und d ie Phänomenolo -g ien tauschen. In den A rbe i ten von Kerst in von Gaba in t r i t t d ie Mimik r y in v ier versch iedenen Formen auf: AlS PerSOnIFIz IerunG vOn ObjeK ten, AlS verDInGlIchunG Der KünStlerIn, AlS ObjeK te, DIe FOtOGr AFIen SInD, unD AlS FOtOGr AFIen, DIe ObjeK te SInD.
PerSOnIFIz IerunG vOn ObjeK ten. Man kann d ie Frage des eigenlebens von Objek ten und ihrer bez iehung zu e inem Subjek t n icht erör tern, ohne auf Immanuel Kant zu rekur r ie ren. Kant zufo lge ent z ieht s ich der erkenntn is a l les – Phänomene und Metaphys ik –, was außerha lb bzw. jense i ts der s inn l ichen Wahrnehmung l ieg t; mi t d ieser behauptung so l l te er d ie empath ie zw ischen Subjek t und Ob-jek t grundlegend verändern. 200 jahre nach Kant is t d ie A l ter i tä t von Objek ten der west l ichen Menta l i tä t so fest e ingeschr ieben, dass w i r gar n icht anders können, a ls e in Objek t a ls reg lose, im raum ex is-t ie rende einhe i t wahr zunehmen. Kerst in von Gaba in wagt daher e ine he ik le Grat wanderung zw ischen dem I ron ischen und dem lächer l i -chen, wenn s ie Objek ten e in eigenleben zugesteht und dami t e ines der Dogmen der ge l tenden Wel ts icht h inter f ragt.In ihrer Ausste l lung c i t y o f b r o k e n f u r n i t u r e im Öster re ich ischen Museum für angewandte Kunst (MAK) ze ig te d ie Künst ler in 2013 e ine reihe von Möbels tücken, d ie s ie – da n icht te i l der Museumssammlung – nach gusto bearbe i ten konnte. D iese Objek te – Stüh le, e in t isch, Garderobe und hutständer – waren g le ichsam e in i ron isches understatement, denn a ls e ingeschmuggel te Fremde w i rk ten s ie w ie d ie a rme ver wandtschaf t auf e iner Fe ier der „a r is tok rat ischen“ bewohner des MAK.Die Objek te hat ten untersch ied l iche Grade der Personi f i z ie rung er-fahren. e in ige hat te Kerst in von Gaba in bewusst vers tümmel t , andere hat s ie wohl schon zerbrochen i rgendwo aufge lesen, doch a l le be -
handel te s ie w ie ver wundete, ver let z te oder Pat ienten mi t Gehi rner-schüt terung. Das b loße Anlegen e ines verbands re icht bere i ts aus, um humanis ierung anzudeuten. Da d ie Funk t ion von Möbeln dar in besteht, e inen raum für Menschen und ihre habsel igke i ten zu schaf-fen, t r i t t das Menschl iche umso deut l icher her vor, wenn Möbel zwar ihre St ruk tur wahren, aber gerade ke inen zweck er fü l len.vers tä rk t wurde d iese Personi f i z ie rung durch e ine intens ive Ause inanderset zung mi t dem charak ter des Ausste l lungsraums. Kers t in von Gaba in betonte a l le e lemente, d ie mögl icher weise he ike l hät ten se in können: d ie lange und schmale Form des raums, d ie Fremdar t igke i t der heizkörper und d ie k le inen Ke l le r fenster mi t den imposanten Fenster läden hoch darüber. jed-er der insgesamt fünf Stüh le war neben e inem heizkörper oder Fenster aufgeste l l t ; nur be i e inem der Fenster waren d ie läden g e ö f f n e t , s o d a s s d i e I n s z e n i e r u n g a n d i e k l a s s i s c h e n b i l d e r von psychisch Kranken er inner te, d ie Wärme und Kontak t mi t der Außenwel t suchen.
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Durch t i te l w ie z w i l l i n g e , h e r r M . , F r ä u l e i n r o s a , F r a u n . gab d ie Künst ler in d iesen Pat ienten sch l ieß l ich namen – e in wei terer be leg ihrer Persönl ichke i t , wenn auch ke iner komplexen oder facet tenre ichen Persönl ichke i t , sondern eher der k l in ischen und zweid imensiona len verkür zung auf e ine Krankenak te, e inen kur zen Museumstex t oder e ine kaum menschl iche nummer in e inem roman von Kafka. Mi t dem Pat ienten bzw. der nummer ver weis t d ie Künst ler in auf das Museum und auf restaur ierung. Das Museum is t n icht länger abwer tend e ine weiß getünchte Grabkammer, sondern e ine s ter i l is ie r te Ansta l t . Für Kerst in von Gaba in is t der zustand e ines Museumsobjek ts der e ines Pat ienten in e inem hospi ta l . und dami t s te l len s ich e in ige Fragen: Sterben Objek te so w ie Menschen? Sterben bücher, wenn ihre Metapher n icht mehr vers tändl ich is t ? St i rbt e in Kunst werk, wenn d ie bez iehung zw ischen Form und Inha l t n icht länger of fens icht l ich is t ?ein f rüheres beisp ie l der Personi f i z ie rung von Objek ten is t Kers t in
von Gaba ins F u t o n -Ser ie aus der Ausste l lung O u t g e t t i n g r i b s in der Gabr ie le Senn Ga ler ie (2011), be i der Futons nach A r t der japanischen bondage-Fotograf ie verschnür t waren.Was in be iden Ser ien kur ioser weise e ine über zeugend vermensch-l ichende Wirkung ent fa l tet , is t d ie jewei ls unt yp ische A r t und Weise, F le isch l ichke i t anzudeuten – kur ios desha lb, wei l s ie k lass iz is t isch daherkommt und der K lass iz ismus nun w i rk l ich d ie let z te bewegung is t , d ie heute üb l icher weise a ls be isp ie l herangezogen w i rd. es is t bemerkenswer t , dass Anton io canova es n icht nur ab lehnte, Or ig ina lsku lpturen von Phid ias zu restaur ieren, sondern s ich auch in se iner Annahme bestät ig t sah, dass F le isch l ichke i t forma l der Kern der besten gr iech ischen b i ldhauere ien war. Ähnl ich w i rken in Kerst in von Gaba ins F u t o n -Ser ie d ie Fa l ten von verschnür tem F le isch und d ie Andeutung von F le isch unter Schnüren gerade eben naturget reu genug, um den bet rachter zu täuschen.
verDInGlIchunG Ihrer SelbSt. e inze ln bet rachtet schüren Werke w ie d ie b r o k e n f u r n i t u r e - oder F u t o n -Ser ie Spekulat ionen über das Wesen von Objek ten. Im bre i teren Kontex t ihrer bez iehung zu den G ipsabgüssen von menschl ichen Körper te i len, d ie Kerst in von Gaba in im let z ten jahr anfer t ig te, schüren d iese Ser ien jedoch auch Spekulat ionen über d ie von der Künst ler in konst ru ier te e igenar t ige bez iehung zw ischen Subjek t und Objek t; darüber h inaus deuten s ie auf mögl icher weise t iefer l iegende persönl iche Mot i ve für d iese A rbe i ten h in.So besteht Kerst in von Gaba ins A rbe i t S c h a u s a m m l u n g (2013) aus v ier Querschni t ten von G ipsabgüssen ihrer e igenen G l iedmaßen. In der Ausste l lung im MAK insta l l ie r te s ie d iese auf dem K le iderschrank h e r r M . (2013) und gr i f f dami t sowohl t i te l a ls auch h iera rch ischen Aufbau der „a r is tok rat ischen“ s tändigen Sammlung auf, d ie in den oberen Stock werken des MAK zu sehen is t . nur vordergründig w i rken d iese Körper te i le w ie Fragmente e iner Statue. D ie Querschni t te s ind zu k l in isch und ähneln insgesamt eher Maschinen- oder ersat z te i len. F le isch l ichke i t wurde h ier auf e in Min imum reduz ier t ,
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indem die Abgüsse po l ie r t oder umgekehr t d ie raue Ober f läche der be im eingipsen ver wendeten b inden be ibeha l ten wurde, besonders jedoch durch d ie betonung knochiger G l ieder w ie el lenbogen, Knie, unterarme. D iese vorgehensweise verkehr t Kers t in von Gaba ins einw irken auf d ie Möbel in das genaue Gegente i l , und man dar f d ie be iden Ak t ionen vermut l ich a ls ursache und Wirkung bet rachten. Ihr vorgehen er laubt e in gewisses Maß an Sp ie lere i , d ie der Kant ’schen beschränk the i t gegenüber Objek ten mi t f reundl ichem Spot t begegnet – e ine A r t eskap ismus, w ie man ihn heute v ie l le icht ähnl ich in engl ischen comedies f indet.D iese vorgehensweise deutet auf e in l i te ra r isches Werk h in, das das eigenleben von Objek ten auf ähnl iche Weise theoret isch fasst . In t o t h e l i g h t h o u s e (z u m l e u c h t t u r m ) beschre ibt v i rg in ia Wool f d ie n icht mi te inander kommuniz ierenden bere iche der A rbe i t e iner Künst ler in und e ines Phi losophen. D ie Künst ler in l i l y br iscoe f ragt nach den A rbe i ten des – v ie l le icht neukant ian ischen – Phi losophen Mr. ramsay, und s ie tu t d ies in e iner Küche vor e inem t isch. Mr. ramsays Sohn fasst das Werk se ines vaters fo lgendermaßen zusammen: „Dann s te l len S ie s ich e inen Küchent isch vor, wenn S ie n icht da s ind.“1 Wann immer Miss br iscoe for tan über den Phi losophen und se in lebenswerk nachdenk t, s ieht s ie e inen a l ten gescheuer ten Küchent isch vor s ich, der in der Astgabel e ines b i rnbaums hängt. D ies is t e in be isp ie l für d ie unmögl ichke i t , moderne Phi losophie und künst ler ische Pra x is unter e inen hut zu br ingen und erk lä r t v ie l le icht , wenn auch n icht wor t wör t l ich, dann doch zumindest in forma ler hins icht, we lche ge is t igen Prozesse d iesen Werken zugrunde l iegen.In e inem anderen te i l des buches ref lek t ie r t Mrs. ramsay über „e inen k le in l ichen zug [...] der menschl ichen bez iehungen [...], w ie feh ler-haf t s ie s ind, w ie verachtenswer t , w ie se lbstsücht ig.“ 2 Man dar f an-nehmen, dass der Waf fenst i l ls tand, der h ier zw ischen Subjek t und Objek t geschlossen wurde, auf dem Wesen menschl icher bez iehun-gen beruht. Man kann s ich e in Objek t le icht a ls et was vors te l len, das es le id is t , ke ine Persönl ichke i t zu haben und immer nur benut z t zu werden. noch le ichter kann man s ich e ine Person vors te l len, der d ie bedingungen des menschl ichen Daseins so zuset zen, dass s ie ihre empf indungsfäh igke i t aufgeben möchte. In den A rbe i ten von Kerst in von Gaba in spür t man d ie Sehnsucht der Objek te, jene be lebende Macht zurück zuer langen, d ie s ie a ls sent imenta le, magische oder re l ig iöse Objek te e inst ausze ichnete; ebenso spür t man d ie Sehnsucht der Menschen, d ie Facke l der erkenntn is zu te i len.Kerst in von Gaba ins G ipsabgüsse führen konsequent ihre Fotoser ien wei ter, in denen n icht k la r is t , ob d ie Künst ler in a ls Schaufensterpuppe pos ier t oder ob e ine Schaufensterpuppe so tu t , a ls se i s ie Kerst in von Gaba in (O u t g e t t i n g r i b s ; c u t i e n u r s e , c a p s u l e h o t e l , a l le 2012). O u t g e t t i n g r i b s kann a l s e r s t e P h a s e i m P r o z e s s d e r e n t p e r s ö n l i c h u n g g e d e u t e t w e r d e n . Wenn h i e r noch e in hauch von empath i sche r verb indung zu spüren is t , so w i rd d iese in den G ipsabgüssen fast vo l ls tändig bese i t ig t , da d ie Künst ler in ihre verd ing l ichung h ier noch wei ter t re ibt .
ObjeK te AlS FOtOGr AFIe. D ie bez iehung zw ischen Objek t und Subjek t ver rät e in iges über d ie themen, d ie Kerst in von Gaba in in ihren A rbe i ten verhandel t , sagt jedoch nur wenig über ihre forma len entsche idungen und vor l ieben aus. e ine wei tere Form der Mimik r y in ihren A rbe i ten is t das zweideut ige verhä l tn is von Fotograf ie und der ver wendung von Objek ten.Objek te le i ten s ich in Kerst in von Gaba ins A rbe i ten – w ie et wa im Fa l le der G ipsabgüsse und der Ser ie O u t g e t t i n g r i b s – aus ihrer Fotograf ie ab. umgekehr t sche inen Objek te s ich danach zu sehnen, fotograf ie r t zu werden, und w ie im Fa l le der Futon- Ser ie sche inen Fotose r i en m i t un te r zu ve r l angen, Ob jek te zu se in . Ob Kerst in von Gaba in dabei immer auf d ie Wünsche ihrer A rbe i ten e ingeht, is t nebensächl ich. In der Ausste l lung im MAK wähl te s ie Stücke aus der Sammlung, anstat t ih re e igenen A rbe i ten zu fotograf ie ren, obwohl d iese mögl icher weise gute Model le und Objek te gewesen wären. In 6 v e r b r e c h e r (2013) verknüpf t s ie den ve r t r au ten komischen ef fek t , de r en t s teh t , wenn man i n D ingen Gesichter zu erkennen vermeint , mi t Phys iognomie - Studien, d ie durch e ine japanische Ästhet ik gef i l te r t wurden.japan is t ungeachtet der untersch ied l ichen Anpassungen, d ie jede
1. v irginia Woolf, zum leucht tu rm, übers. von Kar in Kersten, Frank fur t am Main: Fischer ver lag, 2009, S. 29. 2. ebd. S. 48..
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Ausste l lung er forder t , d ie beständigste Insp i rat ionsquel le in Kerst in von Gaba ins A rbe i ten. A ls Schwar z-Weiß -Fotograf in is t d ie Künst ler in in besonderem Maße der unpersönl ichen St i l is ie rung und Komposi t ion japanischer Fotografen und F i lmemacher verpf l ichtet . 6 v e r b r e c h e r knüpf t an d ie mediz in ische und k r imino logische Phys iognomie -Forschung des 19. jahrhunder ts an, or ient ie r t s ich forma l jedoch eher an e leganten or ienta l ischen Por t räts tud ien a ls an den bru ta len, d iagnost isch beschr i f teten und über t r ieben ana ly t ischen Fotos von Pat ienten und verbrechern, w ie s ie in der Mediz in und Kr imino logie zw ischen dem späten 19. und f rühen 20. jahrhunder t vorkommen.
FOtOGr AFIe AlS ObjeK t. Angesichts ihrer a l lgemeinen unzu-f r iedenhei t mi t der e igenen ex is tenz wo l len Subjek te Objek te se in, und Objek te Subjek te; Objek te wo l len Fotograf ien se in, und Fotograf ien Objek te. Formal bewirk t d ieser Sog, dass immer mehr Fotograf ien der Künst ler in s ich im Spannungsfe ld zw ischen der sku lptura len und foto -graf ischen ver wendung von D imension bewegen. Auf der Kunstmesse abc ber l in ze ig te Kerst in von Gaba in 2012 e ine reihe von Fotograf ien, in d ie s ich d ie Künst ler in unter fotograf ischer Frageste l lung aus e iner Perspek t i ve e inbrachte, d ie das endresul tat sku lptura l ersche inen l ieß. D iese b i lderser ie beruhte auf a l ten gefundenen Fotograf ien, d ie schwer zu dat ieren und in ihren technischen eigenschaf ten schwer zu best immen s ind. D ie Or ig ina le dür f ten b i lder von b i ldern gewesen se in. Fotos von ta x idermisch behandel ten t ieren waren an e ine Wand
gehef tet und dann in großem Diaformat erneut abfotograf ie r t worden; s ie ze ig ten e in G i t ternet z ähnl ich dem e iner vergrößer ten typograf ie. Durch das Medium des S iebdrucks wurde d ieses gröbere G i t ternet z ver fe iner t und mi t der tex tur des b i ldes sowie dem Schat ten e ines an der Wand hängenden Pap iers ver woben. So ents tand e in nüchternes und fe in abgest immtes monochromes P ixe l -Sp ie l . D ie versch iedenen Schichten – d ie an d ie Wand gep innten Fotos und d ie G i t ternet ze – verschmelzen fast , aber n icht ganz, zu e inem b i ld, in dem das zwei - und das Dre id imensiona le um vorher rschaf t r ingen.
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Object, subjec t , and photography form a cur ious t r iangle when they mimic one another and bor row each other ’s phenomenology. In Kerst in von Gaba in’s work, mimicr y appears in four d i f ferent gu is-es: the PerSOnIFIcAtIOn OF ObjectS, the ObjectIFIcAtIOn OF herSelF, ObjectS AS PhOtOGr APhy, PhOtOGr APhS AS ObjectS.
PerSOnIFIcAtIOn OF ObjectS. the prob lem of the inner l i fe of objec ts and the i r re lat ion to a subjec t cannot be d iscussed w i th -out cons ider ing the legacy of Immanuel Kant. he deemed any th ing – phenomena or metaphys ics – outs ide or beyond sensor ia l percep-t ion non-cognizab le, which substant ia l l y a l ters the empathy bet ween subjec t and objec t . two hundred years la ter, the a l ter i t y of objec ts is so int r ins ic to western menta l i t y that we are denied the exper ience of any objec t as any th ing other than an iner t ent i t y ex is t ing forma l l y in space. Kerst in von Gaba in bo ld ly t reads the th in l ine bet ween the i ron ic and the r id icu lous when she endows objec ts w i th independent ex is tence as she cha l lenges one of the most immovable po ints in the rece ived understanding of the wor ld.In her exh ib i t ion c i t y o f b r o k e n f u r n i t u r e (2013) at the MAK (Öster re ich isches Museum für angewandte Kunst – Aust r ian Museum for App l ied A r ts), Kers t in von Gaba in presented a ser ies of furn i ture p ieces
which, s ince they do not be long to the museum co l lec t ion, she had been ab le to manipu late to her l ik ing. these cha i rs, tab le, wardrobe and hat-s tand understated a w i t t ic ism: the inf i l t ra ted furn i ture s tood for middle -c lass re lat ions at a par t y thrown for the a r is tocrat ic res i -dents of the MAK.the p ieces had undergone var y ing degrees of personi f icat ion. Kers t in von Gaba in had e i ther de l iberate ly ma imed them or s imply co l lec ted broken-down furn i ture that she t reated as wounded, in jured or concussed pat ients. the mere ac t of put t ing someth ing in s l ings is enough to ach ieve humanizat ion. S ince the funct ion of furn i ture cons is ts in prov id ing a ho l low space for peop le and the i r be longings, the de let ion of u t i l i t y and the retent ion of s t ruc ture a l low the human impr int to come to the fore.
ROLL OvER AnD PLAY DEADbY ALESSIO DELLI CASTELLI
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this personi f icat ion was augmented by Kerst in von Gaba in’s carefu l at tent ion to the nature of the exh ib i t ion room. She h igh l ighted a l l that might have been fast id ious – the long and nar row st ruc ture of the room, the ex t raneousness of the rad iators and the smal l basement w indows w i th the i r imposing shut ters h igh above. each one of a group of f i ve cha i rs sat near the rad iators or w indows, of which on ly the one had i ts shut ters open, echo ing c lass ic images of menta l pat ients seek ing warmth and contac t w i th the outs ide.F ina l l y, through the i r t i t les – zw i l l inge (tw ins), her r M., Fräu le in rosa, Frau n. – she gave these pat ients names, fur ther test imony of per-sona l i t y, a l though not a r ich and round persona l i t y but the c l in ica l and t wo-d imensiona l reduct ion of a hosp i ta l f i le, museum synopsis, or sub-human c ipher in a Kafka nove l. the pat ient /c ipher h ints at the museum and restorat ion. the museum is no longer, derogat i ve ly, a whi tened sepulchre but a s ter i l i zed asy lum. For Kerst in von Gaba in, the condi t ion of an objec t in a museum is that of a pat ient in a hos-
p i ta l . Quest ions a re ra ised: Do objec ts d ie the same as humans? Do books d ie when the i r metaphor is no longer in te l l ig ib le? Does an ar t work d ie when the re lat ion bet ween form and content is no longer apparent?the Futon ser ies f rom the exh ib i t ion Out get t ing r ibs at Gabr ie le Senn Ga ler ie (2011) is an ear l ie r example of the personi f icat ion of objec ts. Futons are t ied up in the fash ion of japanese erot ic bondage photographs.cur ious ly enough, what ach ieves a more cred i tab le humaniz ing ef fec t in both ser ies is a d i f ferent suggest ion of f lesh: cur ious because i t echoes neo-c lass ic ism – the least l ike ly movement to be instanced today. I t is wor thy of note that, bes ides refus ing to restore or ig ina l scu lptures by Phid ias, Anton io canova found conf i rmat ion of h is sup -posi t ion that f lesh was forma l l y at the root of the most successfu l Greek s tatuar y. S imi la r l y, here the fo lds of t ied-up f lesh and the sug-gest ion of f lesh beneath wreaths lend enough natura l ism for th is ruse to work.
ObjectIFIcAtIOn OF herSelF. considered separate ly, works such as the ser ies of broken furn i ture and Futon a l low speculat ion sur rounding the nature of objec ts. considered in the w ider scope of the i r re lat ion to the p laster casts of human par ts that Kerst in von Gaba in has been produc ing over the past year, they a l low specula-t ion on the pecul ia r re lat ion bet ween subjec t and objec t that she const ruc ts as wel l as ind icat ing what might have been her in i t ia l , persona l mot i ves for mak ing th is work.Mimick ing both t i t le and h iera rch ica l pos i t ion ing of the “a r is tocrat ic” permanent co l lec t ion exh ib i ted on the h igher f loors of the museum, at MAK Kerst in von Gaba in ins ta l led her work Schausammlung (Pub l ic co l lec t ion, 2013), cons is t ing of four sec t ions of human l imbs cast in p laster d i rec t l y f rom her own body, on top of the wardrobe in the ex-h ib i t ion, h e r r M . (2013). Only at f i rs t g lance might these body par ts be mis taken for f ragments of a s tatue. the cuts a re too c l in ica l and the overa l l ef fec t is rather one of mechanica l or exchangeable par ts. F lesh was here reduced to a min imum e i ther through po l ish ing or by
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preser v ing the gr i t t iness of the p laster bandages used in the cast ing, but espec ia l l y in the cho ice of par ts – most l y jo in ing bony par ts such as e lbows, knees, forearms. th is process is the exact opposi te of and specula r to that app l ied to the furn i ture and i t is natura l to cons ider the t wo t ypes of operat ion in terms of cause and ef fec t . A cer ta in degree of ch i ld’s p lay is invo lved which spor t ing ly r id icu les the Kant ian obtuseness towards objec ts, a s imi la r k ind of escap ism as might be found in engl ish comedy today.th is procedure bet rays an ana logica l reading of a theoret ica l t ru th about the l i fe of objec ts. In t o t h e l i g h t h o u s e v i rg in ia Wool f de -scr ibes the non-communicat ing rea lms of an a r t is t and a ph i loso -pher ’s work. the ar t is t l i l y br iscoe enqui res about the work of the – perhaps neo-Kant ian – ph i losopher Mr ramsay. I t a l l happens in a k i tchen, in f ront of a k i tchen tab le. Mr ramsay’s son cr ysta l l i zes h is father ’s work in the sentence th ink of th is tab le when you are not there. As a resu l t , whenever Miss br iscoe th inks about the ph i loso -pher and h is l i fe’s work, the a r t is t sees an o ld scratched tab le s tuck in t ree branches. th is is an example of the imposs ib i l i t y of recon-c i l ing modern ph i losophy and ar t is t ic prac t ice and i t might exp la in, i f not l i te ra l l y, then at least forma l l y, the menta l processes behind these works.In another sect ion of the book, Mrs ramsay is concerned w i th the pet t iness […] of human re lat ions, how f lawed they a re, how desp ic -ab le, how se l f-seek ing at the i r best. there is reason to be l ieve that the t ruce made here bet ween objec t and subjec t rests upon the na-ture of human re lat ions. I t is easy to imagine objec ts as be ing wear y of lack ing a persona l i t y and of be ing imposed upon. I t is eas ier s t i l l to imagine the condi t ion of ex is tence exasperat ing a person to such an ex tent as to make them want to abandon the capac i t y to fee l. A longing is fe l t in Kerst in von Gaba in’s work for objec ts to rega in the power that an imated them once, as sent imenta l , magica l, or re l ig ious objec ts, and for humans to share the torch of cognizance.Kerst in von Gaba in’s p laster casts a re the d i rec t consequence of her
photographic ser ies, in which i t is unc lear whether she is pos ing as a showroom dummy or a showroom dummy is pos ing in her p lace (Out get t ing r ibs; cut ie nurse, capsule hote l, a l l 2012). In Out get t ing r ibs i t is poss ib le to see Kerst in von Gaba in tak ing a f i rs t s tep away f rom herse l f. I f some empath ic connect ion is s t i l l recognisab le here, i t is a lmost complete ly de leted in the p laster casts w i th which she w idens the detachment f rom herse l f even fur ther.
ObjectS AS PhOtOGr APhy. the re lat ionship bet ween objec ts and subjec ts says someth ing about the issues addressed in Kerst in von Gaba in’s work but on ly touches upon her forma l dec is ions and in -c l inat ions. Another form of mimicr y her work presents is the ambigui t y bet ween photography and the use of objec ts.Objec ts in Kerst in von Gaba in’s work a re a consequence of her pho-tography, as is the case of the p laster casts and the ser ies O u t g e t t i n g r i b s . In turn, objec ts seem to des i re to be photographed. Somet imes photographic ser ies seem to demand to be objec ts, as in the case of the Futon ser ies. I t appears un impor tant whether Kerst in
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von Gaba in a lways responds to her work’s requests. In the exh ib i -t ion at MAK, ins tead of photographing her own works, which might have ser ved as good posers as wel l as objec ts, Kers t in von Gaba in chose p ieces f rom the co l lec t ion. 6 v e r b r e c h e r (6 c r i m i n a l s , 2013) combines the fami l ia r comica l ef fec t of see ing faces in th ings w i th phys iognomic s tud ies f i l te red through a japanese aesthet ic.japan is the most constant source of insp i rat ion in Kerst in von Gaba in’s work, not w i thstanding the var ious dec l inat ions each show commands. As a b lack-and-whi te photographer, Kers t in von Gaba in is par t icu la r l y indebted to the impersona l tendency of japanese photog-raphers and c inematographers to s t y l i ze and compose. 6 verbrecher draws on n ineteenth-centur y medica l and cr imina l research into phys-iognomy, but forma l l y i t is more indebted to e legant or ienta l por t ra i t s tud ies than to the bru ta l , scr ibb led, and over-ana ly t ic photographs of pat ients and cr imina ls used in medic ine and cr imino logy bet ween the end of the n ineteenth centur y and the f i rs t ha l f of the t went ieth.
PhOtOGr APhy AS Object. Wi th in a genera l fee l ing of d issat is-fac t ion towards the condi t ion of one’s ex is tence, subjec ts want to be objec ts, objec ts subjec ts, objec ts photographs, and photographs ob-jec ts. the forma l resu l t of such a pu l l is that more and more of Kerst in von Gaba in’s photography shows a tens ion bet ween the scu lptura l and photographic use of d imension. On the occas ion of the 2012 abc ber l in, Kers t in von Gaba in presented a ser ies of photographic works into which she inser ted herse l f w i th in the prob lem of photography f rom such a perspect i ve that the end resu l t was a scu lptura l one. th is ser ies of images der i ves f rom o ld, found photographs, rather d i f f icu l t to date and to def ine in the i r technica l charac ter is t ics. the or ig i -na ls were cer ta in ly images of images. Photographs of ta x idermica l l y t reated an ima ls had been p inned to a wa l l and then re -photographed in a la rge s l ide format present ing a ret icu le s imi la r to that of a b lown-up t ypographic pr int . through the medium of s i lkscreen, th is coarser
ret icu le was made f iner and incorporated into the tex ture of the im-age, together w i th the shadow of the paper that had been s tuck on the wa l l . thus a sober and ca l ib rated monochrome p lay on p ixe la-t ion emerges. the var ious s t rata, the p inned photographs and the ret icu les, a lmost – but not qu i te – merge into an image in which the t wo- and three-d imensiona l wrest le for predominance.
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STELL D ICH TOTvOn ALESSIO DELL I CASTELL I | RO L L Ov ER A n D PL AY D E A DbY ALESSIO DELL I CASTELL I
2 Franc isco de Goyac a s a d e l o c o s , 1812-1819Öl au f ho l z | o i l on wood46 cm x 73 cm rea l Academia de be l la A r tes de San Fernando
S. | p. 7 3 Kers t in von Gaba inF u t o n # 8 , 2011s/w Fotograf ie | b&w photograph20 x 30 cm (ohne rahmen | w i thou t f rame)
S. | p. 8 4, 5 Auss te l lungsans icht | exh ib i t i on v iew: I f spor ts is the brother of labor, then ar t is the cousin of unemployment…, cAMP, Athen | A thensG r e e k n u r s e , 2014Mischtechn ik | mi xed med ia (G ips, P las t ikschuhe… | p las te r, p las t i c shoes…)30 x 30 x 25 cm
S. | p. 9 6 Kers t in von Gaba in6 v e r b r e c h e r # 1 , 2013s/w Fotograf ie | b&w photograph14 x 14 cm (ohne rahmen | w i thou t f rame)
7 I W a s b o r n , b u t … (u m a r e t e w a M i t a K e r e d o … ), 1932 F i lmst i l lreG Ie | D IrectOr: yasu j i ro Ozu, japan
8 Kers t in von Gaba in O b j e c t s o f c h i n a (r a t ), 2012S iebdruck au f Pap ie r | s i l ksc reen on paper70 x 10 0 cm (ohne rahmen | w i thou t f rame)
9 unbekannte r Fotograf | unknown photographerA u s t r a l i s c h e K r i m i n e l l e |A u s t r a l i a n c r i m i n a l , 1926s/w Fotograf ie mi t Schr i f t | b&w photograph and insc r ip t ionSydney Po l i ce a rch i ves
S. | p. 11 11 Kers t in von Gaba in F u t o n # 5 , 2011s/w Fotograf ie | b&w photograph20 x 30 cm (ohne rahmen | w i thou t f rame)
12 Auss te l lungsans icht | exh ib i t i on v iew: S I c h t W e c h S e l # 3 . KerSt In vOn G AbA In c i t y o f b r o k e n f u r n i t u r e , MAK, W ien | v ienna, 2013
S. | p. 12 13 Kers t in von Gaba inO u t g e t t i n g r i b s , 2012s/w Fotograf ie | b&w photograph20 x 30 cm (ohne rahmen | w i thou t f rame)
14 Kers t in von Gaba inG r e e k n u r s e , 2013Mischtechn ik | mi xed med ia (G ips, P las t ikschuhe… | p las te r, p las t i c shoes…) 30 x 30 x 25 cm
S. | p. 13 15 Kers t in von Gaba in 6 v e r b r e c h e r, 2013s/w Fotograf ie | b&w photograph15 x 15 cm (ohne rahmen | w i thou t f rame)
16 D o c t o r S a i t a m a (1851-1913)s/w Fotograf ie | b&w photograph20 x 27 cmnDl- OPAc nat iona l D ie t l ib ra r y ; On l ine Pub l i c Access cata log; japanese nat iona l b ib l iography
17 F r u i t F r i e n d s : G o r d o n , 20 0 9F i lmst i l l aus | f rom: M i r a n d a reGIe | D IrectOr: ju l ie t May, Gb/uK
18 c e s a r e l o m b r o s o . S t u d y i n c r i m i n a l p h y s i o g n o m y , um | c. 1870s/w Fotograf ie | b&w photographMuseo d i ant ropo log ia c r im ina le “cesa re lombroso”, tur in
19 Kers t in von Gaba inO b j e c t s o f c h i n a (b i r d ), 2012S iebdruck au f Pap ie r | s i l ksc reen on paper70 x 10 0 cm (ohne rahmen | w i thou t f rame)
A l le Werke von | a l l works by Kers t in von Gaba in cour tesy Gabr ie le Senn Ga le r ie, W ien | v ienna
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