19.03.13 12:22Christopher Thomas zeigt Gewalt gegen Frauen: Was Menschen tun - Ein Plädoyer gegen Unmenschlichkeit - Kulturvollzug
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Shobha, 26 Jahre alt(c) ChristopherThomas
Sunita, 35 Jahre alt (c)Christopher Thomas
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Neha (10) mit ihrerGroßmutter (c)Christopher Thomas
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Christopher Thomas zeigt Gewalt gegen Frauen
Was Menschen tun - Ein Plädoyer gegen Unmenschlichkeit
von Achim Manthey
Die Wohltätigkeitsausstellung "Verbrannte Frauen" bei Bernheimer zeigtzugunsten der Hilfsorganisation Women for Women Fotografien vonChristopher Thomas. Es ist ein bedrückendes Plädoyer gegenUnmenschlichkeit.
Shobha (26) kann den Kopf kaum mehr heben. Brust und Hals bis ins Gesicht hineinsind schwerst verbrannt. Die starken Vernarbungen haben Haut und Muskulatur sostark zusammengezogen, dass jegliche Elsatizität verloren ist, die Bewegung braucht.Tanvin ist erst 16 Monate alt. Seine linke Körperhälfte vom Gesicht bis zum Bein istnach Brandwunden vernarbt. Bei Neha (10) hat es Arm und Rücken aufs Schwerstegetroffen.
Gerade in der Dritten Welt sind Frauen immer wieder Opfer der unterschiedlichesten Formen von Gewalt.Allein in Indien, so heißt es in einem Text zur Ausstellung, wird in Indien täglich eine Braut verbrannt, sei es,weil die Mitgift dem Bräutigam zu gering ist, sei es, um dem Mann eine neue Heirat zu ermöglichen. Auch inPaktistan werden Frauen und Mädchen als "unwertes Leben" im Vergleich zu Jungen, zu Tausenden beilebendigem Leib verbrannt oder mit Säuren malträtiert. Die jüngsten Meldungen überMehrfachvergewaltigungen in Indien, die zu schwersten Verletzungen oder gar zum Tod der Frauen führten,sind jedem im Gedächtnis.
Hier greift die Hilfsorganisation Women for Women (WfW) ein, um den entstellten,geschundenen Frauen zu helfen. Seit 2008 operieren die Gründerinnen derOrganisation, Marita Eisenmann-Klein und Constance Neuhann-Lorenz, mehrmals imJahr Frauen, denen Gewalt angetan wurde. Andere plastische Chirurginnen sind imLauf der Jahre dazugekommen. Das alles geschieht auf karitativer Basis, die WfW istehrenamtlich tätig und finanziert sich ausschließlich über Spenden. Unter welchmedizinisch einfachen Bedingungen diese Operationen durchgeführt werden müssen,zeigen Fotografien in der Ausstellung ebenfalls.
Im September 2012 reiste der Fotokünstler mit einem Team von Ärztinnen nachIndien, um im Krankenhaus von Jalandhar Portraits der Frauen zu machen. Etwa 80
Aufnahmen entstanden dabei, von denen 26 in der Ausstellung zu sehen sind. Dass da nichts reißerisch,propagandahaft ist, dafür bürgt Christopher Thomas, von dem in München zuletzt die AusstellungenPassion und Venedig, die Unsichtbare zu sehen waren. Sehr sensibel ist der Fotograf auf die Opfereingegangen, die sich bereitwillig ablichten ließen. Entstanden sind kraftvolle und berührende Dokumenteeiner kaum fassbaren Unmenschlichkeit. Die Aufnahmen entstanden vor den Operationen. Das danach istnicht zu sehen. Und es können auch nur die sichtbaren Wunden und ihre Milderung sein, die gezeigtwerden. Die seelischen entziehen sich der bildlichen Darstellung.
Sunita (35) ist Opfer. Ebenso Shanti, mit 78 Jahren die älteste der portraitiertenFrauen. Sie stehen für die unendliche Vielzahl anonymer Frauen und Mädchen, dietagtäglich dasselbe Schicksal erleiden. Die 10-jährige Neha ist gemeinsam mit ihrerGroßmutter auf einem weiteren Foto zu sehen: Dass das Mädchen angesichts deskörperlichen und seelischen Leids ein Kinderlachen bewahrt hat, kann bei demGezeigten nicht trösten. Es erschüttert eher noch mehr.
Bis zum 23. Febraur 2013 bei Bernheimer Fine Art Photography, Brienner Straße 7 inMünchen, Do, Fr. 10-18 Uhr, Sa 11-16 Uhr, Eintritt frei. Nähere Informationen unterwww.womenforwomen-ipras.org
Veröffentlicht am: 21.02.2013
Über den AutorAchim MantheyRedakteurAchim Manthey ist seit 2010 beim Kulturvollzug.
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