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StadtLandRegion...2020/06/23  · Lebensqualität in der Schweiz beitragen können. Die Schweiz...

Date post: 28-Jun-2020
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17 Dienstag, 23. Juni 2020 Basel Stadt Land Region Basel Stadt Land Region Thomas Dähler Die Herausforderung einer Lan- desausstellung ist gross. Der Umweltpionier Bertrand Piccard hat es am Montag vor den Medien auf den Punkt gebracht: «Stellt euch etwas vor, das un- möglich ist.» Im Salzdom von Möhlin haben zahlreiche Promi- nente den Ideenwettbewerb für eine Landesausstellung unter dem Namen Svizra27 lanciert. Eine Jury unter dem Präsidium von Alt-Bundesrätin Doris Leuthard, Architekt Pierre de Meuron und Uni-Professor Ma- nuel Herz wird sich mit solch «unmöglichen» Ideen für eine Landesausstellung in der Nord- westschweiz befassen. «Mensch – Arbeit – Zusam- menhalt»: Das sind die Themen, mit denen sich die Schweiz 25 Jah- re nach der Expo.02 in der Nord- westschweiz auseinandersetzen soll – «zu neuen Perspektiven an- regen, in Debatten verwickeln und nach Lösungen suchen lassen». Der Aargauer Ständerat Thierry Burkart (FDP) ist überzeugt, dass dies für «die Willensnation Schweiz» nötig ist. Svizra27 soll ein Ideenlabor dafür werden. Der rätoromanische Name Svizra27 sei eine Hommage an die Minder- heiten in der Schweiz. Kreativität und Erfindungen Eine neue «Qualité humaine» solle an der Svizra27 kreiert wer- den, sagte Piccard, Abenteurer und Wissenschafter. Kreativität und Erfindungen müssten zur Lebensqualität in der Schweiz beitragen können. Die Schweiz sei einst arm gewesen, doch der Wille, die Arbeit und die Kohä- sion hätten der Schweiz zum heutigen Wohlstand verholfen. Die Svizra27 könne jetzt dazu beitragen, einen neuen Enthusi- asmus zu vermitteln. Konkreter formulierte es der Basler Architekt Pierre de Meu- ron: Es müsse der Zusammenhalt von Stadt und Land gesucht wer- den. Dabei könne die Nordwest- schweiz identitätsstiftend sein. Der Architekt sieht sich nicht nur als Designer. Es gehe ihm auch darum, darüber nachzudenken, wo wir lebten – Siedlung und Landschaft in Einklang zu brin- gen. Sam Keller, Direktor der Fon- dation Beyeler in Riehen, sagte, die Expo.02 habe neue Erfahrun- gen aufgezeigt und Lust auf die Zukunft gemacht. Er hoffe jetzt, dass die Svizra27 neue Ambitio- nen wecke und neue Freiräume öffne. Sie müsse den Fokus auch auf das richten, was unerwartet sei und über bestehende Ideen hinausgehe. Das Projekt einer Landesaus- stellung wird von den Kantonen Basel-Stadt, Baselland, Aargau, Solothurn und Jura getragen. Der Bund unterstütze einen solchen Grossanlass, ist Alt-Bundesrätin Leuthard überzeugt. Der Zeit- punkt sei richtig, denn in nächs- ter Zeit stünden der Schweiz ein paar schwierige Jahre bevor. «Wir sind stolz, viele Persön- lichkeiten für die Wettbewerbs- jury gewonnen zu haben», sagte Kurt Schmid, Präsident des Ver- eins Svizra27. Mit dabei sind neben den bereits Genannten unter anderen auch Anita Hugi, Direktorin der Solothurner Film- tage, Nationalrat Pierre-Yves Maillard, Präsident des Gewerk- schaftsbunds, Gabriel Barell, Direktor des Gewerbeverbands Basel, die Ständeräte Eva Herzog (BS) und Charles Juillard (JU) so- wie die Nationalrätinnen Elisa- beth Schneider-Schneiter (BL) und Daniela Schneeberger (BL). Kosten von einer Milliarde Der Ideenwettbewerb lanciert der Verein Svizra27 nach einer sechsmonatigen Vorbereitungs- zeit. Vorgesehen ist ein dreistu- figes Verfahren, wobei in Stufe zwei und drei jeweils die Ideen der vorangehenden Stufe offen für eine Weiterentwicklung zur Verfügung stehen sollen. Dieses Open-Source-Verfahren macht es möglich, dass ein Potenzial von vielen kreativen Ideen zusam- menkommt. In der ersten Stufe ist die Ein- gabe von Projektideen bis zum 2. Oktober möglich. «Wir erhof- fen uns für die Stufe 1 viele span- nende Ideen von kreativen Pro- jektteams», sagte Jost Huwyler, Gesamtprojektleiter der Svizra27. Die inhaltlichen Schwerpunkte müssten die aktuelle und zukünf- tige Rolle der Schweiz in einen re- gionalen, nationalen und interna- tionalen Kontext stellen. Die besten zehn Vorschläge kommen in die zweite Runde. In der Stufe 2 würden fünf der zehn Projekte für die Endrunde aus- erkoren. Für das Siegerprojekt in Stufe 3 würden die inhaltlichen Schwerpunkte, die Darstellung im Raum, die Nachhaltigkeit und die wichtigsten logistischen Elemen- te bewertet. Der Zeitplan sieht vor, dass das Siegerprojekt im Herbst 2021 feststeht. Die Promotoren der Svizra27 möchten, dass das Projekt nur halb so viel wie die Expo.02 kos- tet. Das Kostendach beläuft sich auf eine Milliarde Franken. Ge- mäss den Plänen des Vereins müsste der Bund die Hälfte davon übernehmen, die fünf Kantone weitere 100’000 Franken. Bertrand Piccard: «Stellt euch etwas vor, das unmöglich ist» Wettbewerb zur Landesausstellung 25 Jahre nach der Expo.02 im Dreiseenland soll es 2027 die Svizra27 in der Nordwestschweiz geben. Bertrand Piccard, Umweltpionier und Jury-Mitglied, bei der Vorstellung des Ideenwettbewerbs für die Landesausstellung Svizra27 im Saldome der Saline Riburg in Möhlin. Foto: Keystone Basel Stadt Land Region
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Page 1: StadtLandRegion...2020/06/23  · Lebensqualität in der Schweiz beitragen können. Die Schweiz seieinstarmgewesen,dochder Wille,dieArbeitunddieKohä-sion hätten der Schweiz zum heutigen

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LetzteDienstag, 23. Juni 2020

Cadenazzo TI ImTessin ist gesternder erste offizielle Hitzetag die-ses Jahres verzeichnet worden.In Cadenazzo war es schon amMittag über 30 Grad heiss, wiederWetterdienst SRF Meteo aufTwittermeldete. Die Höchsttem-peraturen von 31,3 Gradwurdennach Angaben von MeteoSchweiz am Nachmittag in Lo-carno und in Cadenazzo gemes-sen. In Luganowurde es 31,1 Gradheiss. Die Temperaturen lagengenerell in derMagadino-Ebeneund im Südtessin deutlich überder Hitze-Schwelle von 30 Grad.ImWalliswurde die Höchsttem-peratur mit 29,2 Grad in Sittengemessen, in Visp wurde es28,4 Grad warm. Im Norden be-scherte eine schwache Störungeinige Wolken und lokal etwasRegen. Die Temperaturen lagenum 17 Uhr bei 24,1 Grad in Bern,25,4 Grad in Lausanne und25,2 Grad in Basel.

In den kommenden Tagenbleibt es laut Prognosen warmbis heiss. Die Temperaturen er-reichen voraussichtlich auch imNorden der Schweiz die Hitze-marke von 30 Grad. (sda)

Erster Hitzetagdes Jahres imKanton Tessin

New York Regisseur und Dreh-buchautor Joel Schumacher, derunter anderemdurch «Batman»-Filme bekanntwurde, ist gesternin NewYork nach einem einjäh-rigen Kampf gegen den Krebsgestorben. Schumacher wurde80 Jahre alt. Er drehte Filmewie«Falling Down», «St. Elmo’s Fire»sowie die Comic-Verfilmungen«Batman Forever» (1995) und«Batman&Robin» (1997). In den90er-Jahren inszenierte er dieJohn-Grisham-Bestseller «DieJury» und «Der Klient». (sda)

US-Regisseur JoelSchumacher ist tot

Brig Ein ehemaligerWalliserCVP-Lokalpolitiker ist gestern vomKreisgericht in Brig wegen ver-suchten und vollendetenMordeszu einer Freiheitsstrafe von 18Jahren verurteilt worden. Der56-jährige Mann hatte im März2018 seine 39-jährige Partnerinvor denAugen der gemeinsamenTochtermit 15 Hammerschlägenumgebracht. Das Gericht folgtedamit dem Staatsanwalt. In des-sen Augen hatte der Mann skru-pellos und aus besonders niedri-gemBeweggrundgehandelt. (sda)

Ex-Politiker wegenMordes verurteilt

Frankfurt a. M. Mehr als ein Jahrnach demAuffliegen desweltweitzweitgrössten Onlinemarktplat-zes für illegaleWaren imDarknetist in DeutschlandAnklage gegendrei Verdächtige erhoben wor-den.DieMänner sollen zwischenMärz 2016 und April 2019 den«Wallstreet Market» aufgebautund betrieben haben,wie die Ge-neralstaatsanwaltschaft im hes-sischen Frankfurt am Main ges-ternmitteilte.Über die kriminel-le Handelsplattform wurdeninsbesondere Drogen, ausge-

spähte Daten, gefälschte Doku-mente und Schadsoftware ver-trieben. Die Angeklagten sollenals BetreiberderPlattformandenVerkäufen illegaler Güter Provi-sionenverdient haben.Den Fest-nahmen imFrühjahr 2019warenaufwendigeverdeckte Ermittlun-gen vorausgegangen. US-ameri-kanische und niederländischeBehördenwaren ebenso beteiligtgewesen wie die europäischePolizeibehörde Europol.

Das Darknet ist ein abge-schirmterTeil des Internets. (sda)

Anklage gegen drei Männer nachSchlag gegen riesige Darknet-Plattform

Christoph Gurk, Buenos Aires

Ocean Bay war geboren, um einSieger zu sein. Der hellbrauneHengst wurde schon als Fohlenals Star gehandelt, später ge-wann er dann die wichtigstenRennen in seiner Heimat Vene-zuela. Nun, im Ruhestand, soll-te er sein Talent noch als Deck-hengst vererben. Doch so glanz-voll Ocean Bays Leben langewar,so tragisch endete es vermutlich:in einem Kochtopf.

Etwasmehr als eineWoche istvergangen, seit ein Angestellterdes GestütsAlegría, etwa 130 Ki-lometer südwestlich der Haupt-stadt Caracas, an einemMontag-morgen die leere Box des Hengs-tes fand.WerOcean Bay entführthat, ist bis heute nicht geklärt.Sicher ist nur, dass derChampionnicht mehr lebt. Ein paar Stun-den nach seinem Verschwindenfandman den abgehackten Kopfdes Pferdes mit der charakteris-tischen, diamantförmigenweis-sen Stelle auf der Stirn, dazunoch sein Skelett.Mehrwarnichtmehr übrig. Den Dieben ging es

nicht um das Renntalent desHengstes, sondern um seinFleisch. Der Hunger, ermacht inVenezuela auch vor dessen Hel-den nicht halt.

Es fehlt an allemDer einst so reiche Karibikstaatsteckt seit mehr als einem hal-ben Jahrzehnt in einer schweren

Krise. In der Politik tobt einMachtkampf zwischen Regie-rung und Opposition. Kritikerwerden unterdrückt, vergange-nes Jahr legte ein Bericht derVereinten Nationen schwereMenschenrechtsverbrechen of-fen. Dazu ist dieWirtschaft kol-labiert, schuld sei das Wirt-schaftsembargo der USA, sagt

Präsident Nicolás Maduro. An-dere machen dagegen Korrup-tion und Missmanagement ver-antwortlich für die Misere.

Die Inflation jedenfalls ist diehöchste derWelt, die Ölproduk-tion ist eingebrochen, Fabrikenstehen still, Felder liegen brach.Fünf MillionenVenezolaner sindbereits geflohen, und denen, diegeblieben sind, fehlt es an so gutwie allem: Strom,Wasser,Medi-kamente, Benzin und eben auchan Essen.

Diebstähle in StreichelzoosDer Hunger ist so gross, dassWilderer zunehmend Jagd ma-chen auf Delfine,Wildesel oderSchildkröten. Und schon in denletzten Jahren kam es immerwieder zu Viehdiebstählen:Kühe und Pferde verschwandenaus einer tierärztlichen Fakul-tät. Schafe und Ziegen wurdenaus Streichelzoos geklaut, undim Tierpark von Maracaibo zer-legten die Übeltäter einen Büf-fel noch vor Ort. Dazu nahmensie auch gleich noch Tapire undNabelschweine mit.

Nun hat das Coronavirus die Si-tuation noch einmal verschärft.Die Vereinten Nationenwarnensogar vor einer Hungersnot. Sowerden auch Pferde immer häu-figer zur Beute. Ein paar Mona-te bevor Ocean Bay verschwand,waren von dem gleichen Gestütschon einmal ein halbes Dut-zend Pferde gestohlen worden,darunter auch die Mutter desberühmten Hengstes. Im gan-zen Land seien ihm mehrereHundert Fälle von Diebstählenauf Gestüten bekannt, sagtChristian Hurtado, der Besitzervon Ocean Bay.

Wegen der Berühmtheit desRennpferdes löste sein Tod den-noch einenAufschrei der Empö-rung aus. Polizei und Staatsan-waltschaft haben Untersuchun-gen eingeleitet. Die Diebe,glauben Ermittler, könnten auseiner kriminellen Bande stam-men. Sie hätten Ocean Bay amEnde vielleicht gar nicht selbstgegessen, sondern sein Fleischvermutlich verkauft – getarnt alsRindfleisch. Geboren als Sieger,geendet als Steak.

Geboren als Sieger, geendet als SteakMundraub in der Krise Der Hunger in Venezuela führt dazu, dass wertvolle Tiere gestohlen und gegessen werden.Nunmusste auch ein berühmtes Rennpferd sterben.

Da war Ocean Bay noch lebendig und fit. Foto: Twitter @harasalegria

Gemeinsameinsam ImkanadischenTorontokannman jetztYogaunterseinereigenenPlexiglas-Kuppelpraktizieren.UndalleTeilnehmendensinddabei gut gegendasCoronavirusgeschützt. Foto: CarlosOsorio (Reuters)

Corona-Yoga in der Blase

Derkanadische Popsänger JustinBieber (26) hat rechtliche Schrit-te gegen eine Frau angekündigt,die behauptet, im Jahr 2014 vonihm in einem Hotel in Texas be-drängt worden zu sein. Wie US-Medienwie «People» und «Pitch-fork» berichten, habe die Frauihn auf Twitter beschuldigt, ihrnähergekommen zu sein. Bieberbehauptete – auch auf Twitter –,er sei nie in dem Hotel gewesen.In der besagten Nacht sei seinedamalige Freundin, die Schau-

spielerin Selena Gomez, bei ihmgewesen. Der Musiker folgerte:«DieseGeschichte ist faktisch un-möglich.»

Der peruanische Coiffeur JosuéYacahuanca (21) verschenktHaarschnitte in der Corona-Kri-se. Nachdem er seinen Job in derHauptstadt Lima durch die Co-rona-bedingten Schliessungenverloren hat, reist er jetztmit Kof-fer und Kämmen in entlegeneDörfer und bietet dort kostenlosseine Dienstleistungen an. «Ichwill, dass die Menschen in denSpiegel schauen und ein wenigHoffnung sehen», sagte er derNachrichtenagentur AP.

Der australische SchauspielstarHugh Jackman (51) soll in einemSpielfilm über den legendärenAutobauer und Rennfahrer Enzo

Ferrari (1898–1988) die Haupt-rolle spielen. Der Film sei schonlange geplant und könnte 2021ins Rollen kommen, berichtetedasUS-Branchenblatt «Deadline.com». US-Regisseur MichaelMann werde sein neues Dreh-buch in den nächsten Tagen inCannes virtuell vorstellen. (red)

Foto: Vianney Le Caer (Invision, AP)

Foto: Etienne Laurent (EPA, Keystone)

Scheinwerfer

Mit Elektro-Rollstuhlin Bach gestürztAu SG Eine 87-jährige Frau ist amSonntag in Au mit ihrem Elekt-ro-Rollstuhl von einemWeg ab-gekommen und in den Litten-bach gestürzt. Sie zog sich dabeiunbestimmte Verletzungen zuund wurde von der Rettung insSpital gebracht.

Bei Rettungsversuchums Leben gekommenChongqing Im Südwesten Chinassind acht Primarschulkindernach einem fehlgeschlagenen

Rettungsversuch ertrunken. Alseines derKinder beimSpielen amFluss insWasser fiel, versuchtendie anderen sieben Kinder zuhelfen, ertranken aber ebenfalls.

Autoknacker klauenGeld und BankkartenHergiswil NW In der Nacht aufSamstag haben unbekannte Tä-ter in Hergiswil mehrere Autosaufgeknackt und daraus Bargeldund Bankkarten geklaut. DieAutos standen auf Parkplätzenoder in unverschlossenen Gara-genboxen, wie die Kantonspoli-zei gestern mitteilte. (sda)

Kurz notiert

17Dienstag, 23. Juni 2020

BaselStadt Land RegionBaselStadt Land Region

Thomas Dähler

Die Herausforderung einer Lan-desausstellung ist gross. DerUmweltpionier Bertrand Piccardhat es am Montag vor denMedien auf den Punkt gebracht:«Stellt euch etwas vor, das un-möglich ist.» Im Salzdom vonMöhlin haben zahlreiche Promi-nente den Ideenwettbewerb füreine Landesausstellung unterdem Namen Svizra27 lanciert.Eine Jury unter dem Präsidiumvon Alt-Bundesrätin DorisLeuthard, Architekt Pierre deMeuron und Uni-Professor Ma-nuel Herz wird sich mit solch«unmöglichen» Ideen für eineLandesausstellung in der Nord-westschweiz befassen.

«Mensch – Arbeit – Zusam-menhalt»: Das sind die Themen,mit denen sich die Schweiz 25 Jah-re nach der Expo.02 in der Nord-westschweiz auseinandersetzensoll – «zu neuen Perspektiven an-regen, in Debattenverwickeln undnach Lösungen suchen lassen».Der Aargauer Ständerat ThierryBurkart (FDP) ist überzeugt, dassdies für «die WillensnationSchweiz» nötig ist. Svizra27 sollein Ideenlabor dafürwerden. Derrätoromanische Name Svizra27sei eine Hommage an dieMinder-heiten in der Schweiz.

Kreativität und ErfindungenEine neue «Qualité humaine»solle an der Svizra27 kreiertwer-den, sagte Piccard, Abenteurerund Wissenschafter. Kreativitätund Erfindungen müssten zurLebensqualität in der Schweizbeitragen können. Die Schweizsei einst arm gewesen, doch derWille, die Arbeit und die Kohä-sion hätten der Schweiz zumheutigen Wohlstand verholfen.Die Svizra27 könne jetzt dazubeitragen, einen neuen Enthusi-asmus zu vermitteln.

Konkreter formulierte es derBasler Architekt Pierre de Meu-ron: Esmüsse derZusammenhaltvon Stadt und Land gesuchtwer-den. Dabei könne die Nordwest-schweiz identitätsstiftend sein.DerArchitekt sieht sich nicht nur

als Designer. Es gehe ihm auchdarum, darüber nachzudenken,wo wir lebten – Siedlung undLandschaft in Einklang zu brin-gen. SamKeller,Direktor der Fon-dation Beyeler in Riehen, sagte,die Expo.02 habe neue Erfahrun-gen aufgezeigt und Lust auf dieZukunft gemacht. Er hoffe jetzt,dass die Svizra27 neue Ambitio-nen wecke und neue Freiräumeöffne. Sie müsse den Fokus auchauf das richten, was unerwartetsei und über bestehende Ideenhinausgehe.

Das Projekt einer Landesaus-stellung wird von den KantonenBasel-Stadt, Baselland, Aargau,

Solothurn und Jura getragen.DerBund unterstütze einen solchenGrossanlass, ist Alt-BundesrätinLeuthard überzeugt. Der Zeit-punkt sei richtig, denn in nächs-ter Zeit stünden der Schweiz einpaar schwierige Jahre bevor.

«Wir sind stolz, viele Persön-lichkeiten für die Wettbewerbs-jury gewonnen zu haben», sagteKurt Schmid, Präsident des Ver-eins Svizra27. Mit dabei sindneben den bereits Genanntenunter anderen auch Anita Hugi,Direktorin der Solothurner Film-tage, Nationalrat Pierre-YvesMaillard, Präsident des Gewerk-schaftsbunds, Gabriel Barell,

Direktor des GewerbeverbandsBasel, die Ständeräte Eva Herzog(BS) und Charles Juillard (JU) so-wie die Nationalrätinnen Elisa-beth Schneider-Schneiter (BL)und Daniela Schneeberger (BL).

Kosten von einerMilliardeDer Ideenwettbewerb lanciertder Verein Svizra27 nach einersechsmonatigenVorbereitungs-zeit. Vorgesehen ist ein dreistu-figes Verfahren, wobei in Stufezwei und drei jeweils die Ideender vorangehenden Stufe offenfür eine Weiterentwicklung zurVerfügung stehen sollen. DiesesOpen-Source-Verfahrenmacht es

möglich, dass ein Potenzial vonvielen kreativen Ideen zusam-menkommt.

In der ersten Stufe ist die Ein-gabe von Projektideen bis zum2. Oktober möglich. «Wir erhof-fen uns für die Stufe 1 viele span-nende Ideen von kreativen Pro-jektteams», sagte Jost Huwyler,Gesamtprojektleiter der Svizra27.Die inhaltlichen Schwerpunktemüssten die aktuelle und zukünf-tige Rolle der Schweiz in einen re-gionalen,nationalen und interna-tionalen Kontext stellen.

Die besten zehn Vorschlägekommen in die zweite Runde. Inder Stufe 2würden fünf der zehn

Projekte für die Endrunde aus-erkoren. Für das Siegerprojekt inStufe 3 würden die inhaltlichenSchwerpunkte, die Darstellung imRaum,die Nachhaltigkeit und diewichtigsten logistischen Elemen-te bewertet.DerZeitplan sieht vor,dass das Siegerprojekt im Herbst2021 feststeht.

Die Promotoren der Svizra27möchten, dass das Projekt nurhalb so viel wie die Expo.02 kos-tet. Das Kostendach beläuft sichauf eine Milliarde Franken. Ge-mäss den Plänen des Vereinsmüsste derBund dieHälfte davonübernehmen, die fünf Kantoneweitere 100’000 Franken.

Bertrand Piccard: «Stellt euch etwas vor,das unmöglich ist»Wettbewerb zur Landesausstellung 25 Jahre nach der Expo.02 im Dreiseenland soll es 2027 die Svizra27 in der Nordwestschweiz geben.

Bertrand Piccard, Umweltpionier und Jury-Mitglied, bei der Vorstellung des Ideenwettbewerbs für die Landesausstellung Svizra27 im Saldome der Saline Riburg in Möhlin. Foto: Keystone

BaselStadt Land Region

Der 19-Jährige aus der RegionRheinfelden hat viel zu verlieren.Er befindet sich noch in der Leh-re und muss als italienischerStaatsangehöriger bei einemSchuldspruch gar mit einemLandesverweis rechnen, auchwenn er in der Schweiz geborenund aufgewachsen ist. DieStaatsanwaltschaft Basel-Stadtwirft ihm vor, bei einer heftigenKeilerei in derNacht vom 24. aufden 25. November 2018 einenjungen Eritreer mit der Faustheftig niedergeschlagen und da-bei in Kauf genommen zu haben,dass dieser schwere oder unheil-bare Verletzungen davonträgt.Oder dass er sogar stirbt.

Der Jugendliche erzählte amMontag vorGericht seineVersionder Geschichte. Er sei unnötigvon einem stark betrunkenen

Eritreer und seinen eritreischenKollegen provoziert worden, alser sichmit einer Gruppe von Be-kannten beimTinguely-Brunnenaufgehalten habe, um zu feiern.Der Mann aus Afrika wollte ihmeinen Faustschlag verpassen, trafaber nicht, und da habe er denEritreer lediglich weggestossen.Dieser sei gestolpert und habeihn mitgerissen. Auf dem Trot-toir am Steinenberg sei es dannzu ringkampfartigen Szenengekommen. Er habe den Afrika-ner niemit der Faust geschlagen,sagte der Beschuldigte.

Die Staatsanwaltschaft fanddas arg verharmlosend. Dennunter den anderen Jugendlichenwar die Rede davon gewesen,dass der 19-Jährige dem Eritreer«eine fette Faust» verpasst habe.Zudem hatte der Jugendliche

einem Freund geschrieben: «Ichhätte den anderen töten sollen,Digge.»

Deshalbwaren die Darstellun-gen des Beschuldigten für denStaatsanwalt nichts weiter als«Schutzbehauptungen». Dennnur vom Wegstossen hätte dasOpfer nach der Auseinanderset-zung nicht so starke Verletzun-gen im Gesicht davongetragen.Ob dieWunden von einem Sturzoder von einem Schlag stamm-ten, war für den Staatsanwaltnicht so entscheidend, da derBeschuldigte für beides verant-wortlich sei.

Zweifel an ZeugenaussagenDer Verteidiger des 19-Jährigensah das anders. Für ihn warweder nachgewiesen, dass seinMandant tatsächlich in diese

Keilerei verwickelt gewesenwar,noch dass ihm die Verletzungendes Eritreers angelastet werdenkonnten. Der Verteidiger zogauch in Zweifel, dass jene Zeu-gen, die seinen Mandanten mitihren Aussagen belasteten, tat-sächlich das gesehen hatten,wassie gegenüber der Polizei ange-geben hatten.Vielleicht plapper-ten sie einfach nach, was sie ge-hört hatten, oderwollten sich amEnde durch Falschaussagen sel-ber aus der Affäre ziehen, so derVerteidiger.

Jedenfalls hatte der verprü-gelte Eritreer zu Protokoll gege-ben, er sei von einem Blondenmit Bart angegriffen worden,und der 19-Jährige aus der Re-gion Rheinfelden hat keine blon-den Haare. Weiter war in denPolizeiprotokollen davon die

Rede, dass mehrere Personenauf das Opfer eingetreten hatten– die Staatsanwaltschaft selberhatte in ihrer ersten Mitteilungnach der Gewaltnacht geschrie-ben, es sei «zwischen rund 20Personen zu einem heftigenStreit gekommen».

Der Verteidiger versuchteauch, den Satz «Ich hätte den an-deren töten sollen» zu relativie-ren.Dieser sei kein Bezeugen dereigenen Gewaltbereitschaft ge-wesen, sondern vielmehr einemassive jugendliche Überzeich-nung, um vor den Kollegen alsharter Typ dazustehen.

Richter Dominik Kiener tatsich schwer damit, den Beschul-digten nur aufgrund der Ankla-ge und der widersprüchlichenZeugenaussagen zu verurteilen.«Es ist heftig, was passiert ist.

Das kann man nicht einfachunter den Tisch kehren», sagteKiener. Aber es sei nicht eindeu-tig klar, wer tatsächlich für wel-che Taten verantwortlich ge-macht werden könne.

Das Gericht forderte denStaatsanwalt auf, nochmals überdie Bücher zu gehen und nichtnur versuchte schwere Körper-verletzung, sondern auchAngriffanzuklagen, was eine mildereStrafe nach sich zöge.DasGerichthatte Mühe, den 19-jährigenMann als Einzeltäter hinzustel-len. Denn es sei offensichtlich,dass es «einen Pulk» vonAngrei-fern gegeben habe. Die Prozessist vorerst unterbrochen. DieFortsetzung ist im Herbst zuerwarten.

Mischa Hauswirth

«Ich hätte den anderen töten sollen»Wegen Gewalt angeklagt Ein 19-Jähriger steht wegen versuchter schwerer Körperverletzung vor Gericht. Ihm droht der Landesverweis.

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