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Stadt - Arbeiterkammer Wien...kurz – die Beachtung weicher Faktoren wie Freiräume,...

Date post: 13-Aug-2020
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Stadt ARBEITNEHMERINNEN INTERESSEN IM URBANEN RAUM Nr 03/2012 ARBEITSPLATZ WIEN: ERFOLGSFAKTOR MENSCH Weiche Standortfaktoren: Wichtig für Zufriedenheit und Produktivität SEITE 4 Arbeitswege: Neue Chancen durch bessere Planung SEITE 10
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Stadt ArbeitNehmeriNNeNiNteresseN im UrbANeN rAUm

Nr 03/2012

ArbeitsplAtz WieN: Erfolgsfaktor MEnsch

Weiche Standortfaktoren: Wichtig für Zufriedenheit und Produktivität seite 4

Arbeitswege: Neue Chancen durch bessere Planung seite 10

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Bemerkenswert: Herbert Tumpel, AK Präsident

„Die bahn muss in öffentlicher hand bleiben. Nur dann kann eine gute Versorgung gesichert und ausgebaut werden. Und

wir brauchen mehr und bessere bahnverbindungen für die pendlerinnen.”In einer Umfrage des Instituts Sora im Auftrag der AK haben 80 Prozent der Befragten erklärt, es sei „wichtig“ oder „sehr wichtig“, dass der Verkehr in der öffentlichen Hand bleibt. Aus gutem Grund: Die Ausgaben für die Mobilität sind in Regionen, in denen die Bahn nicht ausgebaut ist und es auch sonst an einem dichten Öffinetz fehlt, um bis zu 160 Euro im Monat höher.

Die Erwartung: Höhere Effizienz, niedrigere Preise, qualitativ höherstehende Leistungen und bessere

KundInnenbeziehungen durch Liberalisierung und Pri-vatisierung öffentlicher Leistungen. Wegfallende Kosten und Verkaufserlöse sollten helfen, marode Gemeinde-budgets zu sanieren. Ernüchterndes Ergebnis: Die Verteuerung führte zur Ausdünnung der Infrastruktur und zu qualitativ schlech-terer Versorgung. Jetzt kaufen die Metropolen Paris und

Berlin ihre Wasserversorgung wieder zurück. Das zentrale Anliegen der AK Fachtagung „Kommunaler Ausverkauf – Von der Krise der Privatisierung“ am Montag, 15. Oktober, ist die kritische Analyse von Liberalisierungs- und Priva-tisierungsmaßnahmen in diversen Bereichen der kommunalen Leistun-gen (u.a. Wohnen, Wasser-, Energie- und Gesundheitsversorgung) und deren Folgen. Dabei soll sowohl auf wissenschaftlicher als auch auf politi-scher Ebene angesetzt werden. Weiter Infos und Anmeldung per

E-Mail: [email protected]

AK tAgUNg zUr priVAtisierUNgWohin der Ausverkauf kommunaler Leis tungen führen kann, analysiert eine Veranstaltung im AK Bildungszentrum am 15. Oktober.

Impressum: Medieninhaber und Herausgeber AK-Wien, Prinz-Eugen-Straße 20–22, 1040 Wien E-Mail [email protected] Telefon 01/501 65-DW Redak tion Mag. Thomas Ritt (Leitung), Mag. Christian Resei, Jakob Fielhauer MitarbeiterInnen dieser Ausgabe Mag.a Susanne Graaf, DI Gregor Lahounik, Mag. Peter Prenner, DI Christian Pichler, DI Dr. Gisa Ruland Sekre tariat Inge Lipsky (DW 3047) Konzept und Produktion Jakob Fielhauer, www.fielhauer.at Coverfoto shootandgo Druck und Herstellung R12 Fockygasse 29, 1120 Wien/AV+Astoria Druckzentrum GmbH; ISSN 2227-9415

Bestellen Sie ein Gratis-Abo von AK Stadt unter [email protected] oder Telefon: 01/50165-3047

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Öffis auf der Überholspur

Mit der Einführung des 365-Euro-Jahrestickets im Mai konnten die Wiener Linien ein Plus von 20,6 Prozent im Verkauf erwirtschaften. Das neue Ticket zahlt sich beson-ders für Berufstätige aus. Bei einem fünf Kilometer langen Arbeitsweg verursacht ein Auto über 370 Euro allein an Benzin-kosten pro Jahr. Das Öffi- Fahren liegt schon länger im Trend: Zwischen 2001 und 2010 stieg die Zahl der U-Bahn-Fahrgäste von 413 Millio-nen um fast 30 Prozent auf 534 Millionen. Ein deutliches Zei-chen, mehr Geld in den öffentli-chen Verkehr zu investieren.

Wenn frank die lok befeuert Die ÖVP will die Österreichischen Bundesbahnen an den austro-ka-nadischen Milliardär Frank Stro-nach verkaufen. Angesichts der wenig erfolgreichen Privatisierung der britischen Bahn, könnte das schwarze Anbot seine Tücken haben. Denn die teuersten Bahn-tickets Europas und vervielfachte Subventionen – zumeist direkt in die Taschen der Aktionäre – sor-gen in Großbritannien für katast-rophale Anschlüsse, sprunghaft gestiegene Unfälle und teure Wie-derverstaatlichung der Infrastruk-tur. Herzlich willkommen, Uncle Frank, mind the gap!

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)In der AK Stadt ver öffentlichte Artikel müssen nicht notwendi-gerweise die Meinung der AK Wien wiedergeben.

Sagen Sie uns Ihre Meinung.So erreichen Sie uns: [email protected]

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PLATZHAL-TER UM-WELTZEI-CHEN

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AK Stadt · Seite 3 wien.arbeiterkammer.at/meinestadt

Thomas Ritt, Leiter Abteilung Kommunal-politik der AK Wien

Das gute ist planbar

Mit der„Land(e)karte“ liegt jetzt ein Bezirksplan über die Donau-stadt vor, der sich besonders auf nachhaltige Projekte spezialisiert. Dieses Gemeinschafts projekt der AK Wien mit der MA 22 (Wiener Umweltschutz-abteilung) und der Bezirksvorste-hung Donaustadt führt vom Ge-meinschaftsgarten zur Öko-parzelle und an die Esslinger Furt genau wie zum sozialökonomi-schen Kunsthandwerk. Donau stadt – ein Nachhaltigkeits-pilotbezirk – schafft Chancen für morgen. Gut gelandet ist dort auch das neue Beratungszentrum der AK. Bestellung unter: [email protected]

Die Welt verbessern und dabei im Gemeindebau ums Eck anfangen: Michael Klug hat das immer

versucht und oft ist es ihm gelungen, in der Grätzlarbeit in der Brigittenau oder seit 2004 in der Arbeiterkammer Wien. Schwierigkeiten begegnete er mit viel Beharrlich-keit, aber auch mit seinem ganz eigenen jugendlichen Charme. So konnte er auf die leichte Art seinen Gegnern das Leben ganz schön schwer machen. Er suchte als AK Experte neue Wege in der Verkehrspolitik. „Wien radelt zur Arbeit“ war sein bekanntestes Projekt. Seine Visionen gingen weiter: Er wollte eine soziale Stadt, bei der alle, gerade auch die Schwachen, mitreden. Wir werden in seinem Sinne da weitermachen, wo er aufhö-ren musste. Michael Klug, unser liebenswerter Kollege und unser Freund ist am 17. August bei einem Unfall ums Leben gekommen.

Thomas Ritt Melitta Aschauer NaglLeiter Abt. Kommunalpolitik Bereichsleitung Bildung

Techniker mit Herz

DI Michael Klug

Von allem Üblen ist gerne die Rede. Die Ausweitung der Wiener Parkraumbewirtschaftung ab 1. Okto-ber regt allerorts verärgerte Diskussionen über die entstehenden Belastungen an, doch kaum jemand berichtet über die positiven Auswirkungen des Parkpickerls. Allein die Stellplatzauslastung im öffentlichen Straßenraum des 1. Bezirks ist von 121% auf 82% gesunken. Werte über 100% werden durch Falsch-parkerInnen verursacht. In den Innenbezirken hat sich die Auslastung im Durchschnitt von 100 auf 70% reduziert, an den Abenden zeigen sich Auslastungsverminderungen von 99 auf 88%. Einen besonders starken Rückgang konnten die Bezirke 7., 8. und 9. verbuchen – dort sank die Auslastung um starke 20%. Trotzdem ist die Stellplatzauslastung in der Josefstadt mit 94% noch immer viel zu hoch. Höchste Zeit für ein größeres Angebot an Park & Ride Möglichkeiten und ein entsprechendes Kombi-Ticket.

pArKpicKerl Auf seinen Nutzen wird gerne vergessen, wenn es gilt, das Parkpickerl schlecht zu reden. Eine Ehrenrettung.

Quelle www.wien.gv.at

Editorial

FAserschmeichler Für FAKtoreN

Günstige Steuern und Abga-ben, ausreichend Subventio-nen, gute Infrastruktur, hervor-ragendes Arbeitskräftepotenzial und leichte Ressourcenver-fügbarkeit – Zutaten für einen erfolgreichen Wirtschafts-standort? So ein erfolgreicher Standort kann dann durchaus ein lager-hallengleiches Etwas, irgendwo im „Nirgendwo“ mit Schnell-bahnanschluss sein – ohne Einkaufsmöglichkeit, Grün-raum, Restaurant oder Apothe-ke in der Nähe. Dafür aber mit Büros und Werkstätten, die an Lege batterien mit angeschlos-sener repräsentativer Ein-gangshalle erinnern. Falls es stimmt, dass motivierte und zufriedene ArbeitnehmerIn-nen das wesentliche Kapital eines erfolgreichen Unterneh-mens darstellen, scheint hier etwas schief zu laufen. Das alles dominierende Schielen nach den vermeintlich harten und direkt pekuniär messbaren Standortfaktoren greift viel zu kurz – die Beachtung weicher Faktoren wie Freiräume, Kom-munikationsmöglichkeiten, Grünraum, Erholungs- und Be-wegungsflächen oder Einkaufs-möglichkeiten, steigert die Zu-friedenheit und nicht zuletzt auch die Lust aufs Arbeiten.Es gibt Branchen und Bereiche in denen das schon erkannt wurde. Für alle anderen bietet sich in der Politik die Möglich-keit im Prozess zum Stadtent-wicklungsplan 2014 Regelun-gen und Anreize zu entwickeln, die die harten Standortfaktoren deutlich aufweichen.

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Reduktion der Stellplatzauslastung am Vormittag9–11 Uhr n vorher n nacher

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Mindestens fünf Tage die Woche der gleiche Tisch plus Sessel, Büroutensi-

lien und PC, dazu mit Glück eine Aussicht und freundliche KollegInnen. Die meiste Lebenszeit wird am Arbeitsplatz verbracht. Die Studie „Qualität im Arbeitsumfeld, Standortfaktor Zufriedenheit“ wurde im Frühjahr 2012 von der Arbeiterkammer Wien in Auftrag gegeben. Untersucht wurde das Arbeitsumfeld in Industrie-, Gewerbe- und Betriebsgebieten – qualitativ bedeutsame Aspekte im Außenraum der Betriebsgebiete werden ebenso präsentiert wie Strategien, die zur Optimierung des Arbeitsumfeldes und zum Wohlbefinden der ArbeitnehmerIn-nen beitragen können. Die Studie analysiert österreichische wie europäische Städte und vergleicht neben der Industrie- und Betriebs-gebietsplanung auch Organisation und Gestaltung der öffentlichen und privaten Freiräume. MultiplikatorInnen-Interviews geben Einblick in die Situation der Arbeit-nehmerInnen, machen Probleme sichtbar und offenbaren Veränderungswünsche an die Arbeitsumgebung – insbesondere bei der Außenraumgestaltung.

Untergeordnete rolle des freiraumsGrundsätzlich sind Industrie-, Gewerbe- und Betriebsgebiete Areale mit unterschied-lichsten städtebaulichen Ausprägungen, die planerische Gestaltung der Freiräume ist deshalb verschieden. Meist sind diese Are-ale durch diverse Betriebe und Branchen und deren Anforderungen an die Umgebung gekennzeichnet. Eine bunte Mischung von Strukturen, Gebäuden und Flächen, die von ständigen Veränderungen – wie etwa Stand-ortwechsel, Betriebsschließungen, Neuer-öffnungen und Erweiterungen – geprägt ist. Städte wie München, Linz oder etwa Graz verankern die Grünflächenplanung in eige-nen so genannten Planwerken oder mit ein-zelnen, im Bebauungsplan zu verordnenden, grünen Aspekten. Möglich für die Bauland-

stANDortFAKtor zUFrieDeNheit

mehr chancen für weiche standortfaktorenDas Arbeitsumfeld ist ein wichtiges Kriterium für die Arbeitszufriedenheit und wesentlicher Standortfaktor für Betriebe. Doch nur selten werden diese weichen Standortfaktoren berücksichtigt. Von Gisa ruland

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DI Dr. Gisa Ruland, Landschaftsarchitektin, Lehrbeauftragte am In-stitut für Landschafts-planung an der TU Wien, ist Verfasserin der Studie „Qualität im Arbeitsumfeld, Stand-ortfaktor Zufriedenheit“

gestaltung sind aber auch generelle freiraum-planerische Standards, die in den Rechtsins-trumenten zur Stadtentwicklung verankert sind. Diese Vorgaben gelten jeweils auch für Industrie- und Betriebsgebiete – sie haben damit positive Auswirkungen auf das All-tagsumfeld der ArbeitnehmerInnen. Aller-dings fehlen derartige Rechtsinstrumente in der Hauptstadt Wien. Hier gibt es tatsächlich nur wenige rechtliche Möglichkeiten grün-planerische Vorgaben in den Flächenwid-mungs- und Bebauungsplänen bei der Betriebsgebietsentwicklung zu verankern. Die „grüne“ Arbeitsumgebung für Mitarbei-terInnen spielt derzeit eine höchst unterge-ordnete Rolle bei Institutionen, die steuernd oder beratend eingreifen können – wie etwa die Stadt Wien, Wirtschaftskammer Wien, Wirtschaftsagentur Wien und Quartiersma-nagement Liesing. Wichtiger bei Entschei-dungen sind die „harten“ Standortfaktoren. Dazu zählen u.a.: Steuern, Abgaben, Sub-ventionen, Infrastruktur, Arbeitskräftepoten-zial und Ressourcenverfügbarkeit. Diese à

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Zusammengefasst

Die Studie „Qualität im Arbeitsum-feld, Standortfaktor Zufriedenheit“ im Auftrag der AK untersuchte die Bedingungen in Industrie-, Gewer-be- und Betriebsgebieten (Bestel-lung [email protected]). Das Ergeb-nis: Oft wird bei der Planung den weichen Faktoren wie Grünflächen oder Freiräumen in Betrieben zu wenig Aufmerksamkeit ge schenkt. Nun besteht die Chance, diese Bedürfnisse der ArbeitnehmerInnen in den STEP (Stadtentwicklungs-plan) 2014 einzubringen.

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arbeiterInnen berücksichtigt. Wichtig ist den Entscheidungsträgern die Annäherungs-qualität zu den Betrieben, also der Arbeits-weg und die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz. Interessen der Arbeitneh-merInnen werden bei der Entwicklung neuer Standorte teilweise anerkannt, die Realisie-rung geschieht jedoch überwiegend ohne ihre Einbindung.

Wünsche der arbeitnehmerInnenWenn ArbeitnehmerInnen ihren Arbeitsplatz gestalten können, haben Kommunikation und Erholungsmöglichkeiten einen zentralen Platz. Dabei spielen auch betriebseigene Freiräume eine wichtige Rolle. In der Studie sind die ArbeitnehmerInnen mehrheitlich der Ansicht, dass dem Arbeitsumfeld und des-sen Auswirkung auf die Arbeitszufriedenheit immer noch viel zu wenig Beachtung geschenkt wird.

kommentar

DeN brANDherD löscheN

Schnell, langsam, ausge-bremst. „Ein Burn-out-Syn-drom (englisch (to) burn out: „ausbrennen“)...ist ein Zustand ausgesprochener emotionaler Erschöpfung mit reduzierter Leistungsfähigkeit...“, fasst es Wikipedia in Worte. Im Verhal-ten sind Rückzug, Gleichgültig-keit, Antriebsverlust bis Zynis-mus typisch. Einerlei, ob be-rufstätig oder arbeitslos: Burn-out kann jeden Menschen tref-fen und ist eine Reaktion auf lang andauernde Belastungen. Doch Warnzeichen werden meist ignoriert, erst der seeli-sche und körperliche Zusam-menbruch rüttelt wach. Mitver-antwortlich für Burn-out sind die Belastungsfaktoren der Arbeitswelt: von gesteigertem Leistungsdruck, Restrukturie-rungen, Arbeitsplatzun-sicherheit bis hin zu Personal-abbau und sinnentleerten Tätigkeiten. Eine Umfrage von ÖGB, Karmasin Motivfor-schung und Business Doctors stufte 19% der Befragten als burn-out-gefährdet ein. Grund genug, das Thema Burn-out-Prävention in das Arbeitneh-merInnenschutzgesetz und das Arbeitsverfassungsgesetz zu integrieren. Denn Arbeit-geberInnen sind auch umfas-send für die Gesundheit und Sicherheit ihrer Belegschaft verantwortlich. Wer das Aus-brennen spürt, findet bei Betriebsrat, Arbeitsmedizine-rInnen und -psychologInnen schnellen Rat. Mit „Burn-out an der Wurzel packen“ hat der ÖGB eine hilfreiche Broschüre veröffentlicht.

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harten Faktoren sind quantifizierbar und können direkt in die Markt- und Standort-analyse einbezogen werden. Sie werden zur Ermittlung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit genutzt, da sie engere betriebswirtschaftli-che Kosten- und Umsatzrelationen beinhal-ten. „Weiche“ Standortfaktoren wie bei-spielsweise die Umweltqualität eines Betriebsstandortes, sind nur schwer in die Kostenrechnung eines Unternehmens zu integrieren. Ihr Nutzen ist oft nicht messbar – spürbar für ArbeitnehmerInnen sind sie freilich sehr wohl. Für die Arbeitgeber sind infrastrukturelle Angebote – wie Einkaufs-möglichkeiten, Restaurants, Freizeitaktivitä-ten und Naherholung – von eher geringer Bedeutung. Die Gestaltung der Außenräume wird überwiegend den Repräsentationszwe-cken untergeordnet. Weiche Standortfakto-ren werden meist nur im Zusammenhang mit der betrieblichen Bindung qualifizierter Mit-

Mag.a Susanne Graaf ist aus -ge bildete Psy chologin und Mit- arbeiterin im „ÖGB Chancen Nutzen Büro“.

Zeitaufwand von PendlerInnen in Prozent (%)

Die „grüne“ arbeitsumgebung für arbeitnehmerInnen ist arbeitgebern oft nicht so wichtig. harte faktoren sind, da sie quantifizierbarer sind, interessanter.

Bis 5 min 6 bis 10 11 bis 15 16 bis 30 31 bis 45 46 bis 60 über 60

Wiener 2,6 7 9,6 41 22,7 11,3 5,8Niederösterreicher 9,4 17,4 14,8 26,4 11,6 9,9 10,5Österreicher 8,8 17,3 16 32,6 12,7 7,5 5,6

am auffälligsten ist, dass 41 Prozent der Wiener PendlerInnen zwischen 16 und 30 Minuten und 34 Prozent zwischen 31 und 60 Minuten in die arbeit benötigen. Über 10 Prozent der niederösterreicherInnen fahren länger als eine stunde in ihre arbeit.

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Innerhalb der Betriebsgebäude werden deutlich abgetrennte Arbeitsbereiche, die ein ruhiges und konzentriertes Arbeiten ermögli-chen sowie eine gewisse Privatsphäre zulas-sen, klar bevorzugt. Doch auf die Kommuni-kation will niemand verzichten. Erwünscht sind separate, abgeschlossene Teeküchen und andere Kommunikationsorte. „Es gehört nicht nur der Arbeitsplatz dazu, sondern auch ein bisschen ein lebenswertes Umfeld. Wenn ich ins Büro hineinkomme und wie in einer Legebatterie da drinnen sitze – und nicht einmal die Möglichkeit habe, zu Mittag draußen zu sein oder Mal einen Spaziergang

zu machen – wäre das nicht so gut“, sagt ein Mitarbeiter im Betriebsgebiet Leberstraße-Geiselbergstraße.

Bedarf nach freiräumen Die Menschen wünschen sich keine Beton-wüsten, weder vor der Haustür noch vor dem Betriebsgebäude. Bei der Gestaltung des Außenraums sind Parkanlagen in der näheren Umgebung des Betriebs freilich beliebt, freundlich mit Bänken, Tischen und Schattenplätzen gestaltet. „Wenn es eine kleine Grünanlage geben könnte, würde ich mich wohler fühlen“, erklärt eine Mitarbei-terin im Industriegebiet Liesing. Ebenso sind attraktiv gestaltete Straßenräume, die Aufenthaltsqualität und die Möglichkeit bieten, in der Mittagspause eine kleine Entspannungsrunde in der Nähe des Betriebs zu drehen, eine begehrte Alterna-tive. Doch vor allem wächst der Bedarf nach Freiräumen auf dem Betriebsgelände: Erholungsflächen ausgestattet mit Sitz-möglichkeiten, Tischen und Bewegungs- wie Fitness-Geräten, damit auch in der Pause etwas für die Gesundheit getan werden kann. Zur Erholungsfläche gehören aber auch Mistkübel und Aschenbecher. Von Bedeutung sind hierbei auch großzü-gige Dachflächen, die oft brach liegen und bei entsprechender Gestaltung für Pausen und gemeinsame Veranstaltungen genutzt werden können. Ihre Begrünung ist ein entscheidender Faktor. In Einzelfällen wird auch die Nutzung von Gartenflächen durch MitarbeiterInnen begrüßt: Das Anpflanzen von Kräutern, Gemüse und Blumen kann eine lustvolle Tätigkeit für alle Menschen sein und dient der Regeneration. Doch abgesehen von Arbeitsplatz und Freiräumen ist die Anbin-dung an den öffentlichen Verkehr und eine

Eine anbindung an den öffentlichen Verkehr und kürzere Intervalle sind den arbeitnehmerInnen beson­ders wichtig.

attraktIV gEstaltEtE frEIräUME, UM In DEr MIttagsPaUsE EInE klEInE EntsPannUngsrUnDE ZU DrEhEn, gEhÖrEn ZU DEn haUPtanlIEgEn DEr WIEnEr arBEItnEhMErInnEn.

Der stEP 2014 gibt die leitlinien für die Planung Wiens vor. schwer­punkte sind u.a. Wirtschaftsstandorte und Erholungsräume.

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strategien für Wiens zukunftBis 2014 wird ein neuer Stadt-entwicklungsplan (STEP) für Wien erarbeitet. Er legt die Ent-wicklungsschwerpunkte und Leitlinien für die mittel- bis lang-fristige Planung einer Stadt fest. Er gibt Strategien, Prinzipien und Schwerpunkte vor, die eine künftige Entwicklung der Stadt maßgeblich mitbestimmen. Etwa, wo und wie in den nächs-ten Jahren der Wohnbedarf abgedeckt, Arbeitsplätze geschaffen, Schulen und

Kinder gärten errichtet, überge-ordnete Grün- und Freiräume gesichert sowie die Verkehrsinf-rastruktur weiterentwickelt wer-den sollen. Schwerpunkte sind die Siedlungsentwicklung, die Entwicklung wichtiger Zent-rums- und Wirtschaftsstand-orte, der öffentliche Raum, Grün- und Erholungsräume, städtische Versorgungssysteme und die Frage der Steuerung räumlicher Prozesse. Der STEP 2014 startet jetzt im Herbst.

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ThemastANDortFAKtor zUFrieDeNheit

Erhebung

der WienerInnen wollen aus Wien in Zukunft wegziehen. Fast die Hälfte davon (45%) will ins Wiener Umland siedeln. Dieser Wunsch hängt im hohen Maß mit der familiären Situati-on und dem Alter zusammen. Übrigens 96% der WienerInnen leben gerne in Wien.

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AK Stadt · Seite 7 wien.arbeiterkammer.at/meinestadt

gute Infrastruktur den ArbeitnehmerInnen selbstverständlich besonders wichtig. Kür-zere Intervalle und bessere Anbindungen einzelner Betriebe in den großflächigeren Betriebsgebieten, die Einrichtung von Rad-verleih-Stationen sind vorrangig, genau wie gute Einkaufsmöglichkeiten, ausreichende Versorgung mit Gaststätten, Bankfilialen und Apotheken.

Beispiele aus der PraxisBetriebsansiedlung Viertel Zwei, 2. BezirkDurch seine Lage beim Grünen Prater ist der Standort in Wien Leopoldstadt privile-giert und punktet mit einem kleinen See inmitten der Betriebsansiedlung. Die Mitar-beiterInnen sind sich dessen bewusst und nutzen den Grünraum für die kurze Erholung zwischendurch, aber sehr wohl auch nach der Arbeit – der Platz hat sich bereits als Lauftreff etabliert. Ein Großteil der Arbeit-

nehmerInnen nutzt das Fahrrad für den Weg zur Arbeit und im Sommer wird der kleine See als Erholungsstätte wahrgenommen. Vom bloßen Sitzen bis zum Füße und Seele im Wasser baumeln lassen: „Das ist wie ein Kurzurlaub und sehr angenehm“, weiß ein Mitarbeiter im Viertel Zwei.

Siemens-Allissen, 21. BezirkBei der Entwicklung der Siemens City kam ein eigenes Grünkonzept zum Tragen. Auch hier wurde ein See angelegt, der direkt ans MitarbeiterInnen-Restaurant grenzt – für den Mittagstisch ist eine Seeterrasse inkludiert. Der alte Baumbestand wurde teilweise belassen und begrünt das Areal – ein Fuß-wegenetz bietet außerdem gute Möglichkei-ten, in der Mittagspause kleine Spaziergänge zu machen und ruhige Entspannungsorte zu entdecken. Zum See gehören freilich auch Bänke und im Süden findet sich angren-

Größter regionaler Arbeitsmarkt Von den insgesamt 4,15 Mio. österreichischen Er-werbstätigen arbeiten ca. ein Fünftel oder knapp über 800.000 Personen in Wien. Damit ist die Bundeshauptstadt der größte regionale Arbeitsmarkt in Österreich. Die Erwerbsquote (=Verhältnis von Erwerbstätigen zu erwerbsfä-higer Bevölkerung) liegt hier bei 73,1%.Arbeitsmarkt für Frauen Von den über 800.000 in Wien Beschäftigten sind 385.000 Frauen. Wien ist somit auch und gerade für Frauen ein wichtiger Arbeitsmarkt.Internationaler Arbeitsmarkt Der Wiener Arbeitsmarkt ist nicht nur für inländische sondern auch für ausländische Arbeitskräfte sehr attraktiv. Etwa jede/r fünfte in Wien Beschäftigte ist nicht in Österreich geboren. Von allen in Österreich arbeitenden aus-ländischen Arbeitskräften entfallen etwa 40% auf Wien.

Pendeln ist angesagt Fast ein Drittel aller in Wien Beschäftigten wohnt nicht in der Bun-deshauptstadt, sondern pendelt zur Arbeits-stelle ein. Umgekehrt sind etwa 10% der in Wien Lebenden außerhalb der Stadtgrenze (zumeist im nahe gelegenen Umland) be-schäftigt.Wien – Stadt der Dienstleistungen Der Wie-ner Arbeitsmarkt ist stark auf die Erbringung von Dienstleistungen orientiert. Vier von fünf Erwerbstätigen sind im öffentlichen oder pri-vaten Dienstleistungsbereich beschäftigt, eine/r von fünf arbeitet in Industrie und Ge-werbe. Land- und Forstwirtschaft spielen in der Hauptstadt so gut wie keine Rolle.Gute Ausbildung ist gefragt… Je höher die Ausbildung, desto größer sind die Chancen am Wiener Arbeitsmarkt. Beinahe jede vierte Person verfügt über einen Hochschulab-schluss und über 60% haben eine abge-

schlossene Lehre oder Matura vorzuweisen.…und macht sich auch bezahlt Die gute Ausbildung der Arbeitskräfte schlägt sich auch im Einkommen nieder. Das so genannte „Netto-Medianmonatseinkommen“ (= 50% verdienen weniger oder gleichviel als) liegt in Wien bei € 1.761 und damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Trotz hoher Ein-kommen ist die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen aber auch in Wien sehr groß. Männer verdienen in der Bundeshaupt-stadt im Durchschnitt mit € 1.963 um etwa ein Viertel mehr als Frauen (€ 1.556).Ein-Personen-Unternehmen Neun von zehn Erwerbstätigen in Wien sind unselbstständig und nur etwa ein Zehntel ist selbstständig beschäftigt. Von den Selbstständigen arbeiten mehr als zwei Drittel in so genannten „Ein-Personen-Unternehmen“, also in der kleinsten Form eines Unternehmens.

gute ausbildung zahlt sich aus. Die WienerInnen ver­dienen deutlich mehr als der Bundesdurchschnitt.

Beispiele: Die freiräume der Bürogemeinschaft kap horn­hannover vor (oben) und nach (unten) dem Umbau. à

ArbeitsplAtz WieN: zAhleN, DAteN UND FAKteN

Der größte regionale Arbeitsmarkt

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wien.arbeiterkammer.at/meinestadt AK Stadt · Seite 8

zend eine große Sportanlage. Doch auch hier gilt: Ein generelles, verbindendes Grün-konzept für das gesamte Gelände fehlt.

Industriegebiet Liesing, 23. BezirkEinzelne Betriebe im Industriegebiet Liesing, wie etwa die Firma Vela, nutzen bereits ihre Dachflächen. Die MitarbeiterInnen können ihre Mittagspause am Dach genießen oder auch Betriebsfeste feiern. Damit hebt sich Vela (pharmazeutische Entwicklung und Laboranalytik) von vielen Firmen des Indust-riegebiets ab, denn der Großteil hat wenige bis gar keine Freiräume für die Arbeitneh-merInnen anzubieten. Unter dem Thema „Ressourcenschonendes Industriegebiet Liesing“ werden derzeit aber neue Ideen entwickelt, um auch die Aufenthaltsqualität im restlichen Gebiet zu steigern.

anbindung an den öffentlichen VerkehrDie Anbindung der genannten Betriebs-standorte an das öffentliche Verkehrsnetz ist sehr unterschiedlich. Das Viertel Zwei ist durch eine U2-Station sehr gut an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden. In

den Industriegebieten Liesing, Siemens-Allissen oder Geiselbergstraße ist die Erreichbarkeit durch die Öffis aufgrund ihrer Größe wesentlich schwieriger und überwie-gend auch unzureichend. Neue Lösungs-ansätze für die Erschließung durch den Öffentlichen Verkehr werden derzeit im Rah-men des Masterplans für das Industriegebiet Liesing gesucht. Dabei wird ein Radverleih mit City-Bike-Stationen, verteilt im gesam-ten Gebiet, erwogen.

Wettbewerb mit VorbildwirkungMit Unterstützung eines Wettbewerbs zum Thema „FirmenGärten“ machen deutsche Städte wie Hannover, Bremen oder Osna-brück seit 2002 auf das Thema Grün in Betriebsgebieten –  speziell auf privatem Betriebsgelände – aufmerksam. Die Ergeb-nisse dieses Wettbewerbs wurden inzwi-schen von der deutschen, bundesweit tätigen Stiftung „Die grüne Stadt“ für alle deutschen Städte aufbereitet, damit er ohne weiteren hohen Mitteleinsatz umgesetzt werden kann. Eine ähnliche Initiative wurde in Oberöster-reich vom Naturschutzbund und der à

Die Möglichkeit, auch zwischendurch ins freie zu gehen, bietet für die arbeitnehmerInnen zumin­dest kurzzeitige Erholung. Das ist ein wichtiger aspekt, um sich in der arbeit besser zu fühlen.

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ThemastANDortFAKtor zUFrieDeNheit

Bevölkerungszuwachsgrüne stadt

Bis zum Jahr 2030 wird es einen großen Zuzug nach Wien und seinen Außenräumen geben. Die Einwohnerzahl der Stadt soll sich auf zwei Millionen erhöhen, zählt man das Umland dazu, werden es drei Millionen sein. Das sind 400.000 Menschen mehr als derzeit.

Grünfläche. Kaum eine andere Großstadt besitzt so viel „Öffentliches Grün“ wie Wien. Insgesamt sind es 18.912 ha, die sich wie folgt aufteilen: 5.958 Landwirtschafts fläche, 1.702 Parkanlagen, 8.073 Wälder, 2.388 Wiesen und 790 Sport und Freizeitanlagen.

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),ausgebranntEin gutes Arbeitsumfeld hilft Burn-out zu verringern. Für Betroffene und Interessierte gibt es beim ÖGB die Broschüre „Burn-out an der Wurzel packen“. Kostenloser Download unter: www.boku.ac.at/fileadmin/_/an-gesund/BURN-OUT.pdf

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oberösterreichischen Naturschutzabteilung zur naturnahen Gestaltung von Gewerbe- und Industrieflächen gestartet – „Der Kontakt zur Natur gibt Kraft, erhöht die Konzentrati-onsfähigkeit und steigert die Lust am Arbei-ten“ (Land Oberösterreich, 2006). Die Initiative stieß auf großes Interesse von Firmen, die das Umfeld ihres Betriebs für ihre Mitarbeite-rInnen optimieren wollten. Einerseits ging es darum, die Nahbereiche der Gebäude mit Sitzgelegenheiten und kleinen Terrassen auszustatten, andererseits um die Betrach-tung des gesamten Firmengeländes. Bei Letzterem wurden die Themen Gehen, Bewegung und Erholung durch Naturbe-trachtung berücksichtigt.

stEP 2014Die Stadt Wien knüpft ihrerseits besonders hohe Erwartungen an den STEP 2014 (Stadtentwicklungsplan). Der Plan soll Leit-prinzipien der räumlichen Entwicklung for-mulieren und Spielregeln für die Kooperation mit öffentlichen und privaten PartnerInnen festlegen. Doch es kommen einige Heraus-forderungen auf die Hauptstadt zu: 2030 sollen innerhalb der Grenzen bereits zwei Millionen Menschen leben, im gesamten Wiener Umland wird sich die Ein wohnerzahl sogar auf drei Millionen erhöhen. Ein Plus von rund 400.000 gegenüber dem aktuellen Stand. Gleichzeitig ändern sich Mobilitäts-verhalten und ökologische Anforderungen an die Stadt- und Verkehrsplanung.Das urbane Wachstum soll im Einklang mit dem Grünraum stehen, diesen schützen und bewahren.Vor diesem Hintergrund wird in den kommenden eineinhalb Jahren der STEP 2014 erarbeitet – erstmals wird dabei der Stadtentwicklungsplan mit dem Master-plan Verkehr zusammengeführt. Gleichzeitig wird es ein breitangelegtes Verfahren geben, um die WienerInnen in den Erstellungspro-zess einzubinden und sie auch zu Wort kommen zu lassen. Die Interessen der ArbeitnehmerInnen sollen dabei im Forum „Business and the City“ berücksichtigt wer-den. Die Wünsche an den STEP 2014: Auf-wertung der weichen Standortfaktoren, ins-besondere der Qualitäten von betriebseige-nen Freiräumen und Freiräumen im nahen öffentlichen Raum; die Verankerung der Grünplanung für Industrie- und Betriebsge-biete in die Wiener Bauordnung; Information und Unterstützung für BetriebsrätInnen und MitarbeiterInnen, die in ihren Betrieben Frei-räume auf dem Betriebsgelände entwickeln möchten. Nach dem deutschen und oberös-terreichischen Vorbild könnte ein Wettbe-werb zu Firmengärten durchgeführt werden. Es gilt: Hier darf Wien ruhig Linz werden.

iNterVieWDie stadt kann nur den rahmen vorgeben Christian Korunka, Professor für Arbeitspsychologie, über den kommunalpolitischen Einfluss, den eine Stadt auf Arbeitsplätze ausüben kann.

Unser Arbeitspensum scheint stetig zu wachsen. Weil es immer schwieriger wird, sinn-volle Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit zu ziehen. Wenn ein Chef um 23 Uhr per Handy ein E-Mail einfordert, mag das praktisch für ihn sein, für die psychische Gesundheit des Arbeitnehmers ist es das nicht. Der Flexibilität müssen auch Grenzen gesetzt werden. Das Thema Stadt-Land-Unterschiede... In der Stadt sind die Pendelzeiten meist kürzer. Dadurch lassen sich Arbeit und Nichtarbeit besser abgrenzen. Könnte die Stadt den Betrie-ben Erholungsräume vor-schreiben? Nein, es kann nur im begrenzten Rahmen über das ArbeitnehmerInnenschutz-gesetz eingewirkt werden und diese Rahmen sind meist auch sehr formal.Sind diese Bestimmungen nicht verbesserungswürdig? Wenn es Erfahrungswerte über Gesundheitsschäden gibt, sind Vorschriften relativ einfach zu formulieren. Geht es aber um Punkte: „Wie kann Arbeit Freude machen?“ oder „Wie kann sich die Arbeit auf den Einzelnen positiver auswir-ken?“, wird es schwierig. Das ist schwer zu steuern. So sind etwa Grünflächen wichtig für die Mitarbeiter, aber das kann

man gesetzlich nicht regeln. Das ergibt keinen Sinn. Was kann dann Wien für ein gutes Arbeitsklima tun? Die Stadt hat die Möglichkeit, gute Netzwerke zu schaffen und Rahmenbedingungen anzu-bieten.Gerade Startups stellen hohe Ansprüche an ihre Mitarbei-ter und haben den Arbeitneh-merInnenschutz selten im Fokus. Statt kleine Firmen in adaptierten Wohnungen vor sich hin werkeln zu lassen, könnte die Stadt entspre-chende Räume zur Verfügung stellen und Zentren rund um die Universität aufbauen, die ein Anziehungspunkt sind. In Wien gibt es gute Beispiele dafür, etwa die Gründerzentren.Mehr kann die Stadt nicht bewirken? Die Lebensqualität einer Stadt ist eine Ressource, die nicht zu unterschätzen ist. Wien ist bei solchen Einstufun-gen weltweit führend: von Parks über saubere Luft bis Inf-rastruktur für gute Arbeit. Die Wiener Linien gehören zu den allerbesten Verkehrssystemen auf der Welt. Viele fahren mit der U-Bahn zur Arbeit und las-sen das Auto stehen – das schafft schon eine Qualität. Wien kann als größter Arbeitge-ber als Good Practice Beispiel voran gehen und das geschieht zum Teil auch.

Univ.-Prof. Dr. Christian Korunka,

53, ist Professor für Arbeitspsycholo-

gie an der Fakultät für Psychologie

der Universität Wien. Forschungs-

schwerpunkt: Entscheidungen in

Arbeit, Organisation und Wirtschaft.

AK Stadt · Seite 9 wien.arbeiterkammer.at/meinestadt

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wien.arbeiterkammer.at/meinestadt AK Stadt · Seite 10

Eine Stadt sollte bei der Planung und Entwicklung die Bedürfnisse der

ArbeitnehmerInnen berücksichtigen. Ins-besondere die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist wichtig. Dabei verschaffen zahlreiche Faktoren Erleichterung. Dazu gehören: Die Errichtung einer sozialen Inf-rastruktur und die Bereitstellung von Ver-sorgungseinrichtungen; die Erreichbarkeit der Arbeitsplätze und die Gewährleistung der Mobilität der Beschäftigten. Die Verein-fachung von Wegeketten und die Anpas-sung öffentlicher Verkehrsmittel an flexible Arbeitszeiten. Zugangsmöglichkeiten zu Bildung und Qualifikation (Aus- und Fortbil-dung) sind den ArbeitnehmerInnen ein Anliegen. Die weichen Standortfaktoren – wie etwa Wohnumfeldqualität, Bildungs-, Erholungs-, Kultur- und Freizeitangebot – sind erst in den letzten Jahren in das Blickfeld betrieblicher und kommunaler Entscheidungen gerückt. Denn die städti-sche Entwicklung ist behäbig: Entschei-dungen, die bei der Planung getroffen werden, bilden den Rahmen für Jahrzehnte. Werden bestimmte Anforderungen nicht bedacht, kann oft nur noch schwer nach-gerüstet werden. Notdürftige Adaptionen und Improvisationen sind die Folge.

DaseinsgrundfunktionenGrundlegende menschliche Bedürfnisse und damit verbundene Ansprüche an den

stANDortFAKtor zUFrieDeNheit

Neue chancen in der stadtentwicklungWiener ArbeitnehmerInnen müssen immer längere Wege zurücklegen – sei es zur Arbeit oder um das Leben zu organisieren. Die Veränderung der Wirt-schaftsstruktur bietet neue Chancen für eine bessere Gestaltung. Von Christian Pichler

Lebensraum werden mit dem Modell der Daseinsgrundfunktionen beschrieben. Jede Daseinsgrundfunktion weist Raum-ansprüche auf und erfordert entspre-chende Einrichtungen: u.a. Arbeitsstätten, Schulen, Parks sowie eine Verbindung zwischen diesen (u.a. Straßen, U-Bahnen, Fußweg). Die letzten Entwicklungen zei-gen, dass in Wien die täglichen Wegeket-ten – etwa von Wohnung zu Schule, Arbeit, Einkauf, Freizeit und zurück zur Wohnung – bedingt durch anhaltende Sub- und Desurbanisierungsprozesse immer kom-plexer werden. Diese Prozesse führen dazu, dass die Agglomerationen unverän-dert wachsen. Besonders die Einwohner-zahlen der Gemeinden und Städte im Ein-zugsbereich von Wien sind zwischen 2001 und 2011 stark angewachsen (Gänserndorf +28,1%, Vösendorf +25,7%, Gerasdorf bei Wien +23,4%). Damit liegen die einzelnen Lebensbereiche immer weiter ausein- à

grundlegende menschliche Bedürf­nisse beanspruchen den städtischen raum. sie erfordern daher entsprechende Einrichtungen.

Zusammengefasst

Um ihr alltägliches Leben zu or-ganisieren, müssen die Wiener ArbeitnehmerInnen immer länge-re Wege zurücklegen. Durch das absehbare Bevölkerungswachs-tum in den nächsten Jahren, kann sich dieser Zustand noch verschlimmern. Die fortschreiten-de Tertiärisierung bietet aber bei geschickter Planung die Mög-lichkeit, diese Tendenz aufzu-halten. Es wäre daher sinnvoll, die Arbeitsstandorte mit weiterer Infra struktur zu beleben.

DI Christian Pichler ist Raumplaner und Mitarbeiter der Abtei-lung Kommunalpolitik der AK Wien. service

„Qualität im Arbeitsumfeld, Standortfaktor Zufriedenheit“ untersucht die Bedingungen unter denen ArbeitnehmerInnen beschäftigt sind. Ein Ergebnis: Die Bedeutung von Grün-flächen wird oft vernachlässigt. Kostenlos bestellen unter [email protected]

Die AK studie

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ander und die Wege dazwischen werden immer länger und zeitaufwändiger.

Von der stadt zum rand pendeln Doch auch die umgekehrte Situation – die Zahl der Menschen, die in der Stadt wohnen und im Stadtumland arbeiten – steigt mas-siv an. Das wiederum führt zu rapidem Wachstum der Stadtregionen nebst Ver-flechtungen. Komplexere Wegeketten, stei-gende PendlerInnenzahlen und die zuneh-mende Flexibilisierung in der Arbeitswelt machen die Lebenswelten der Bevölkerung immer komplizierter. Für viele – besonders aber für benachteiligte Bevölkerungsgrup-pen (u.a. Beschäftigte mit geringem Ein-kommen, ältere Menschen, Frauen und Kinder) – wird es also keineswegs leichter, denn die Reaktions- und Ausweichmöglich-keiten fehlen zunehmend.Neue Chancen bietet die fortschreitende Tertiärisierung ( Wandlung der Industriege-sellschaft hin zur Dienstleistungsgesell-schaft). Dort, wo früher Emissionen, Lärm oder Gestank die Funktionstrennung zwi-schen Wohngegenden und Betriebsstand-orten notwendig machten, steigt die Anzahl von mischfähigen – also mit anderen Nut-zungen kombinierbaren – Büro- und Dienst-leistungsarbeitsplätzen. Es ist sinnvoll,

diese Arbeitsstandorte mit Geschäften, Wohnungen, Sportmöglichkeiten und Kin-derbetreuungsstätten zu beleben. Chancen für die Stadt ergeben sich dort, wo die Stadtteilentwicklung in größerem Zusammenhang erfolgt. Ziel der Planung muss es sein, die gesellschaftlichen Ent-wicklungen in der Arbeitswelt stärker als bisher zu berücksichtigen. Die AK fordert daher: Die Erreichbarkeit des Arbeitsplat-zes, also der Standortfaktor, der die Lebensqualität der Beschäftigten am meisten beeinflusst, muss sicherge-stellt werden. Insbesondere muss die oft mangelnde öffentliche Ver-kehrsanbindung zu den Betriebsge-bieten verbessert werden. Betrieblich genutzte Gebiete müssen verstärkt mit ergänzenden Nutzungen ausgestattet wer-den, denn eine stärkere Durchmischung und die Versorgung mit Geschäften, Kinder-betreuungseinrichtungen etc. hilft mit, die Lebensqualität von ArbeitnehmerInnen zu erhöhen. Die Akteure der Betriebsgebiets-entwicklung – wie Unternehmen, Bezirks-politik, Entwicklungsgesellschaften und Stadtverwaltung – müssen stärker koope-rieren, um eine, auch aus Sicht der Arbeit-nehmerInnen, zukunftsfähige Stadtentwick-lung zu gewährleisten.

Wo frÜhEr lärM oDEr gEstank DIE trEnnUng ZWIschEn WohngEgEn­DEn UnD BEtrIEBsstanDortEn notWEnDIg MachtE, Ist Es nUn sInn­Voll, DEn PlatZ MIt gEschäftEn, sPortMÖglIchkEItEn Etc ZU BElEBEn.

steigende PendlerInnen­zahlen und die zuneh­mende flexibilisierung der arbeitswelt sorgen in Wien für immer mehr und längere Wege.

DIE WEgEkEttEn WErDEn koMPlExEr Die letzten Entwicklungen zeigen, dass die täglichen Wegeketten in Wien (z.B. Wohnung > schule > arbeit > Einkauf > freizeit > Wohnung) immer länger und komplizierter werden.

Quelle: Tafkas/Wikipedia.org

Schule Arbeit

WohnenGeschäft

Dienst

EinkaufenBesorgun-

gen

BesuchErholung

Sonstiges

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