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Stabilisierungspolitik

Date post: 31-Dec-2016
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79
0 Stabilitäts- und Wachstumspolitik Stabilitätspolitik (Konjunkturpolitik) - Grundlagen – wp. Ziele, Definitionen, Konzepte - Empirische Befunde zur Konjunktur - Konjunkturtheorien - Das AD-AS-Modell - Streit der ökonomischen Denkrichtungen - Probleme diskretionärer Konjunkturpolitik
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Page 1: Stabilisierungspolitik

0

Stabilitäts-

und Wachstumspolitik

Stabilitätspolitik (Konjunkturpolitik)

-

Grundlagen –

wp. Ziele, Definitionen, Konzepte-

Empirische Befunde zur Konjunktur

-

Konjunkturtheorien-

Das AD-AS-Modell

-

Streit der ökonomischen Denkrichtungen-

Probleme diskretionärer

Konjunkturpolitik

Page 2: Stabilisierungspolitik

1

Stabilitäts-

und Wachstumspolitik

Grundlagen

Page 3: Stabilisierungspolitik

2

Stabilitäts-

und Wachstumspolitik

Ziele der Wirtschaftspolitik – „Magisches Vieleck“

Wirtschaftswachstum (Wachstum des BIP)

Vollbeschäftigung

(niedrige Arbeitslosenquote, hohe Erwerbsquoten)

Preisstabilität

(niedrige Inflation)

Außenwirtschaftliches Gleichgewicht

(ausgeglichene Leistungsbilanz)

Page 4: Stabilisierungspolitik

3

Stabilitäts-

und Wachstumspolitik

Ziele der Wirtschaftspolitik – „Magisches Vieleck“

„Gerechte“

Einkommensverteilung

(zwischen Arbeit und Kapital, zwischen Personen)

Nachhaltigkeit

in der Finanzierbarkeit der öffentlichen Haushalte

(ausgeglichener Staatshaushalt über den

Konjunkturzyklus)

Nachhaltigkeit

in Bezug auf die Umweltsituation (Ressourcenverbrauch, Kyoto-Ziele)

Page 5: Stabilisierungspolitik

4

Stabilitäts-

und Wachstumspolitik

Artikel 2 des Unionsvertrages definiert die Ziele der Europäischen Union:

„…

durch die Errichtung eines Gemeinsamen Marktes und einer Wirtschafts-

und Währungsunion …. eine

harmonische und ausgewogene Entwicklung des Wirtschaftslebens, ein beständiges, nicht inflationäres und umweltverträgliches Wachstum, einen hohen Grad an Konvergenz

der Wirtschaftsleistungen, ein hohes

Beschäftigungsniveau, ein hohes Maß

an sozialem Schutz, die Hebung der Lebenshaltung und der Lebensqualität, den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt und die Solidarität

zwischen den

Mitgliedstaaten zu fördern“.

In den „Grundzügen der Wirtschaftspolitik“

stehen „price stability

and sound

public

finance“

im Mittelpunkt.

Page 6: Stabilisierungspolitik

5

Stabilitäts-

und Wachstumspolitik

Zielkonformitäten und Zielkonflikte

-

Wachstum und Beschäftigung konform

-

Vollbeschäftigung und Inflation in Konflikt?

Unterschiedliche Gewichtungen der beiden vorherrschenden Denkschulen

-

Neoklassik:

Preisstabilität, nachhaltige öffentliche Finanzen

-

Keynesianismus:

Wachstum, Beschäftigung, Verteilung

Page 7: Stabilisierungspolitik

6

Stabilitäts-

und Wachstumspolitik

Dauerhaftes Wirtschaftswachstum = dauerhafter Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Produktion von Gütern und Dienstleistungen

Ursachen:

stetige Zunahme von

Arbeitspotential

und Kapitalstock

in Verbindung mit technischem Fortschritt

und fortwährendem (sektoralem und regionalem) Strukturwandel

Das Produktionspotential (engl. „potential output“):

-

entspricht dem realen BSP bei voller Auslastung der Kapazitäten (Vollbeschäftigungsoutput)

ist nicht leicht messbar; wird geschätzt durch Umfragen zur Kapazitätsauslastung oder durch Schätzung einer gesamtwirtschaftlichen Produktionsfunktion

Page 8: Stabilisierungspolitik

7

Stabilitäts-

und Wachstumspolitik

Privater Konsum, real

Öffentlicher Konsum, real

Bruttoanlageinvestitionen gesamt, real

Nettoexporte Güter und Dienstleistungen, real

0,0

50,0

100,0

150,0

200,0

250,0

Mrd

. €

Zusammensetzung des österreichischen BIP, real, zu Preisen von 1996

Privater Konsum, real Öffentlicher Konsum, real

Bruttoanlageinvestitionen gesamt, real Lagerveränderung und statistische Differenz, real

Nettoexporte Güter und Dienstleistungen, real

Page 9: Stabilisierungspolitik

8

Stabilitäts-

und Wachstumspolitik

Jährliche Wachstumsraten des BIP (real) – Österreich (Ø

1976-2009: 2,2%)

Quelle: Statistik Austria

5,05,5

4,23,7 3,7

‐3,9

‐6,0

‐4,0

‐2,0

0,0

2,0

4,0

6,0

Page 10: Stabilisierungspolitik

9

Folgen der Konjunkturschwankungen – Arbeitslosigkeit und Inflation

Unfreiwillige Arbeitslosigkeit:-

Ist gesamtwirtschaftlich gesehen eine Verschwendung von Erwerbspotential

-

Stellt individuell betrachtet eine erhebliche Belastung finanzieller, psychischer und sozialer Art dar

Verlust an Humankapital:-

Langzeitarbeitslosigkeit führt zu Verlust an Humankapital (persönliches Wissen) und verstärkt die oben erwähnten Effekte

Direkte Folgen beim Staat:-

Mehrausgaben wie z.B. Arbeitslosengeld, -hilfe und Sozialhilfe

-

Mindereinnahmen durch Steuerausfälle und dem Rückgang der Beitragseinnahmen zur Sozialversicherung.

Page 11: Stabilisierungspolitik

10

Folgen der Konjunkturschwankungen – Arbeitslosigkeit und Inflation

Inflation:-

negative Konsequenzen für Wachstum und Beschäftigung sowie bei der Verteilung von Einkommen und Vermögen. Stichworte:

Flucht in Sachwerte, weniger Sparen, geringere

Investitionen, geringeres Wachstum und sinkende Beschäftigung;

-

Wohlstandsminderung: Realwert des Gesamteinkommens und des Geldvermögens sinkt

-

Fehlallokation der Ressourcen: Die Preise fallen als Knappheitsindikatoren aus, Fehlentscheidungen der Wirtschaftssubjekte = > Fehlallokation der Ressourcen

-

Minderung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit: steigende Produktionskosten verringern internationale Wettbewerbsfähigkeit

Page 12: Stabilisierungspolitik

11

Konjunkturpolitik

4 Phasen der Konjunkturschwankungen

1.

Phase: Aufschwungphase2.

Phase: Hochkonjunktur (Boom)

3.

Phase: Abschwung4.

Phase: Rezession

Page 13: Stabilisierungspolitik

12

Stabilitäts-

und Wachstumspolitik

Konjunkturschwankungen –

4 Phasen

BIPPP

T (Zeit)

Veränderung des PP Hochkonjunktur (Boom)

Abschwung

Rezession

Aufschwung

BSP

Aufschwung

Abschwung

Page 14: Stabilisierungspolitik

13

Konjunkturphasen

1. Phase: Aufschwungphase

Allgemeine Charakteristik:

-

Abbau von Angebotsüberhängen (Lagerabbau);

Symptome:

-

Rückgang der Arbeitslosenzahlen; -

Produktivitätszuwächse;

-

Ansteigen der Güterproduktion bei noch relativ stabilen Preisen; -

Lohnsteigerungen unterhalb der Produktivitäts-

zuwächse, steigende Gewinne der Unternehmen;

Page 15: Stabilisierungspolitik

14

Konjunkturphasen

2. Phase: Hochkonjunktur (Boom)

• Allgemeine Charakteristik:

-

Bildung von Nachfrageüberhängen;

Symptome:

-

(zunehmend) mehr offene Stellen als Arbeitslose; -

Lohnforderungen der Gewerkschaften steigen an;

-

es gibt übertarifliche Lohnzuschläge;-

bei anhaltend hohen Aufträgen kommt es generell zu Preissteigerungen;

-

Zinssteigerungen aufgrund einer Geldverknappung;

Page 16: Stabilisierungspolitik

15

Konjunkturphasen

3. Phase: Abschwungphase

• Allgemeine Charakteristik:

-

Abbau der Nachfrageüberhänge

;

Symptome:

-

zunächst noch anhaltend hohe Lohnforderungen; -

Verringerung der Preissteigerungsrate;

-

die Auftragseingänge gehen zurück und mit ihnen die Zahl der offenen Stellen; -

aufgrund zunehmenden Wettbewerbs kommt es zu

einer Zunahme von Insolvenzen;

Page 17: Stabilisierungspolitik

16

Konjunkturphasen

4. Phase: Rezession

• Allgemeine Charakteristik:

-

Bildung von Angebotsüberhängen (Lageraufbau);

Symptome:-

Ansteigen der Arbeitslosenzahlen;

-

Stagnation in den Aufträgen und in der Güterproduktion; eventuell sogar negative Wachstumsraten der Güterproduktion;

-

relativ geringe Preissteigerungen; -

geringe Lohnsteigerungen, Abbau der „wage drift“,

-

niedrige Zinsen, hohe Liquidität;

„wage drift“

= Differenz aus Effektivlohn und Tariflohn (Bonuszahlungen, Gewinnbeteiligungen etc.)

Page 18: Stabilisierungspolitik

17

Konjunkturindikatoren

-> werden verwendet, um einerseits die gegenwärtige Situation abzuschätzen (Präsensindikatoren), aber auch um die zukünftige Entwicklung zu prognostizieren (Frühindikatoren). Spätindikatoren

werden zur

Erfolgskontrolle wirtschaftspolitischer Maßnahmen eingesetzt.

Präsensindikatoren

sind die Kapazitätsauslastung, die industrielle Produktion, und die Produktionslücke

(„output

gap“). Die Produktionslücke misst die Abweichung des tatsächlichen BIP vom Produktionspotenzial.

Frühindikatoren

sind die Auftragseingänge

und die Geschäftserwartungen

der Unternehmen. Diese werden

regelmäßig durch Befragungen erhoben.

Spätindikatoren

sind die Arbeitslosenzahlen

und der Anteil von Kurzarbeit.

Page 19: Stabilisierungspolitik

18

Stabilitäts-

und Wachstumspolitik

Empirische Befunde

Page 20: Stabilisierungspolitik

19

Konjunktur –

empirische Befunde

Produktionslücken in den USA, UK und Eurozone (1970 –

2010)

Page 21: Stabilisierungspolitik

20

Konjunktur –

empirische Befunde

Die Produktionslücken

sind seit Anfang der 1980er Jahre bis 2008 (aktuelle Krise) zurückgegangen.

Die sinkende Volatilität der Konjunktur wird oft mit der wachsenden Bedeutung des

Servicesektors

in Verbindung

gebracht. Dieser sei weniger starken Konjunktur- schwankungen

ausgesetzt. Seit der Krise obsolet?

Eine andere Erklärung ist der Rückgang von ausgeprägten negativen Angebotsschocks

(wie beispielsweise der

Ölpreisschock in den 1970er Jahren) sowie eine zunehmend an mittelfristiger Stabilität orientierte Wirtschaftspolitik.

Diese Erklärungen gelten allerdings nur für den Durchschnitt der Länder. In Sonderfällen, wie in Deutschland in den 1990er Jahren kann man sogar einen Anstieg der Produktionslücke beobachten

Page 22: Stabilisierungspolitik

21

Konjunktur –

empirische Befunde

Produktionslücke in Deutschland (1974 –

1998)

Page 23: Stabilisierungspolitik

22

Exkurs: Weltwirtschaftskrisen

Die große Weltwirtschaftskrise von 1929 in den USA

Jahr AL-Quote Reales BIP

Privater Konsum

Private Investitionen

Staats-konsum

1929 3,2 203,6 139,6 40,4 22,01930 8,9 183,5 130,4 27,4 24,31931 16,3 169,5 126,1 16,8 25,41932 24,1 144,2 114,8 4,7 24,21933 25,2 141,5 112,8 5,3 23,31934 22,0 154,3 118,1 9,4 26,61935 20,3 169,5 125,5 18,0 27,01936 17,0 193,2 138,4 24,0 31,81937 14,3 203,2 143,1 29,9 30,81938 19,1 192,9 140,2 17,0 33,91939 17,2 209,4 148,2 24,7 35,21940 14,6 227,2 155,7 33,0 36,4

Anmerkungen: BIP, Privater Konsum, Private Investitionen, Staatskonsum und Geldangebot in Mrd. US$ zu Preisen von 1958. Zinssatz ist 4-6 Monatszins

Page 24: Stabilisierungspolitik

23

Exkurs: Weltwirtschaftskrisen

Die große Weltwirtschaftskrise von 1929 in den USA

Jahr Nominaler Zinssatz

Nominelle Geldmenge

BIP-Deflator Inflation Reales

Geldangebot

1929 5,9 26,6 50,6 - 52,61930 3,6 25,8 49,3 -2,6 52,31931 2,6 24,1 44,8 -10,1 54,51932 2,7 21,1 40,2 -9,3 52,51933 1,7 19,9 39,3 -2,2 50,71934 1,0 21,9 42,2 7,4 51,81935 0,8 25,9 42,6 0,9 60,81936 0,8 29,6 42,7 0,2 62,91937 0,9 30,9 44,5 4,2 69,51938 0,8 30,5 43,9 -1,3 69,51939 0,6 34,2 43,2 -1,6 79,11940 0,6 39,7 43,9 1,6 90,3

Anmerkungen: BIP, Privater Konsum, Private Investitionen, Staatskonsum und Geldangebot in Mrd. US$ zu Preisen von 1958. Zinssatz ist 4-6 Monatszins

Page 25: Stabilisierungspolitik

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Exkurs: Weltwirtschaftskrisen

Die große Weltwirtschaftskrise von 1929 –

Erklärungsansätze

Ausgabenhypothese

-

(1) Aktiencrash von 1929 verringert private Vermögen und führt zu Konsumenthaltung

-

(2) Dramatischer Rückgang der privaten Wohnbauinvestitionen infolge des Hypes

in den 1920er

Jahren und/oder wegen geringerer Zuwanderung-

(3) Viele Bankenpleiten zu Beginn der 1930er Jahre erschweren den Zugang zu Krediten = > Investitionen gehen zurück

-

(4) Der Staat reduziert Ausgaben und erhöht Steuern für Klein-

und Mittelverdiener

Page 26: Stabilisierungspolitik

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Exkurs: Weltwirtschaftskrisen

Die große Weltwirtschaftskrise von 1929 –

Erklärungsansätze

Geldhypothese

-

(1) Schuld war Zentralbank, die das nominelle Geldangebot erheblich reduziert hat.

-

(2) Rückgang des nominellen Geldangebots hat Preise sinken lassen (Deflation)

-

(3) Anstatt stabilisierender Deflation hat destabilisierende Deflation eingesetzt (Gläubiger vs. Schuldner; Rückzahlung der Kredite in höherwertigerem Geld)

Kritik:

reale nicht nominelle Geldmenge relevant; Zinsen sind gefallen!

Page 27: Stabilisierungspolitik

26

Exkurs: Weltwirtschaftskrisen

Die große Weltwirtschaftskrise von 1929 –

Vergleich zu heute?

Die Optimisten

1. Zentralbanken haben gelernt 2. Wirtschaftspolitiker haben gelernt3. Ökonomen haben gelernt

Die Pessimisten

verweisen auf Parallelen der Entwicklungen(-> Eichengreen

und O‘Rourke, „A tale

of two

depressions“

www.voxeu.org/index.php?q=node/3421)

Page 28: Stabilisierungspolitik

27

Exkurs: Weltwirtschaftskrisen

Weltindustrieproduktion

aktuelle Krise vs. WWK 1929; Stand: März 2010

Page 29: Stabilisierungspolitik

28

Exkurs: Weltwirtschaftskrisen

Weltaktienmärkte

aktuelle Krise vs. WWK 1929; Stand: März 2010

Page 30: Stabilisierungspolitik

29

Exkurs: Weltwirtschaftskrisen

Welthandelsvolumen

aktuelle Krise vs. WWK 1929; Stand: März 2010

Page 31: Stabilisierungspolitik

30

Stabilitäts-

und Wachstumspolitik

Konjunkturtheorien

Page 32: Stabilisierungspolitik

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Konjunkturtheorien

Warum kommt es zu Konjunkturschwankungen? Wie kommt es zu Krisen? -

> Konjunkturtheorien

Bis zum Beginn der großen Weltwirtschaftskrise 1929

waren Wirtschaftswissenschafter weitgehend gegen stabilisierende Eingriffe des Staates.

Der damalige starke Einbruch der Industrieproduktion und die daraus folgende Massenarbeitslosigkeit

haben das

Problem von Konjunkturschwankungen und Wirtschaftskrisen zum zentralen Gegenstand der VWL gemacht.

Bereits vorher gab es schon eine Reihe von Erklärungsversuchen (ältere Konjunkturtheorien)

Page 33: Stabilisierungspolitik

32

Konjunkturtheorien

Ältere Konjunkturtheorien:

Unterkonsumtionstheorien: •

Nichtmonetäre Überinvestitionstheorien

Die Konjunkturtheorie von Schumpeter•

Monetäre Überinvestitionstheorien

Page 34: Stabilisierungspolitik

33

Ältere Konjunkturtheorien

Unterkonsumtionstheorien: das „Umkippen der Konjunktur“

am oberen Wendepunkt

wird auf eine zu geringe Konsumneigung zurückgeführt. Es folgen Preisverfall, Gewinneinbußen, Produktionseinschränkungen und Kapazitätsabbau.

Zentrale Annahmen:-

Im Aufschwung steigen zunächst Investitionen, dann das

Preisniveau. Weil die Löhne zunächst konstant

bleiben steigen auch die Gewinne. -

Weil die Sparquoten der Gewinnbezieher größer

sind als

die Sparquoten der Lohnbezieher kommt es zu Absatzproblemen und damit zum Abschwung

Kritik: Im späten Aufschwung steigen auch die Löhne und die Kaufkraft nimmt insgesamt wegen mehr Beschäftigung zu. Außerdem generieren auch die Investitionen und die Exporte Kaufkraft.

Page 35: Stabilisierungspolitik

34

Ältere Konjunkturtheorien

Monetäre Überinvestitionstheorien (Hayek, Mises, Fisher, Wicksell):

Zentrale Annahmen und Ablauf:-

Giralgeldschöpfung

privater Banken

drückt den

Geldzinssatz auf dem Kreditmarkt unter den „natürlichen Zins“

=> es werden vermehrt Investitionen angeregt.

-

Geldillusion und institutionelle Faktoren

verhindern, dass sich Preisniveauänderungen

sofort in den Zinsen

niederschlagen => Es entsteht eine Überinvestition, bei welcher sich die Produktionsstruktur verändert. -

Schließlich führt die unvermeidliche aber „verspätete“

Zinsanpassung der Banken

zur Wende.•

Kritik:

(1)

Da wir den natürlichen Zins nicht beobachten

können, sondern nur den nominellen (und den realen) Geldzins, bleibt unklar, woher die Zinsspanne kommt. (2) Reale Konjunktureffekte werden vernachlässigt. (3) Lern-

und Erfahrungseffekte werden vernachlässigt.

Page 36: Stabilisierungspolitik

35

Ältere Konjunkturtheorien

Schätzungen des natürlichen Zinses für den Euroraum

Page 37: Stabilisierungspolitik

36

Konjunkturtheorien

Moderne Konjunkturtheorien:

Politische Konjunkturtheorien•

Neue Klassische Makrotheorien

Real Business Cycle

Theory•

Neukeynesianische

Theorie

Page 38: Stabilisierungspolitik

37

Moderne Konjunkturtheorien

Politische Konjunkturtheorien

Pro-zyklisch wirkende Maßnahmen

der Wirtschaftspolitik

wegen

Orientierung an nachlaufenden Indikatoren (Arbeitsmarkt, Preise)

fehlender Berücksichtigung der Wirkungsverzögerungen (Brunner 1973; Monetarismus)

Wahlzyklentheorie

(Nordhaus 1975): Politiker produzieren zum Wahltermin durch expansive Maßnahmen Vollbeschäftigung; nach der Wahl werden wegen Inflation Einschnitte nötig; Bürger sind vergesslich.

Page 39: Stabilisierungspolitik

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Moderne Konjunkturtheorien

Neue Klassische Makrotheorie (NCM):

Unterscheidung von erwarteten und unerwarteten Maßnahmen der Wirtschaftspolitik;

nur unerwartete können reale Folgen auslösen, erstere

nicht (Politikineffektivitäts-Hypothese)

Page 40: Stabilisierungspolitik

39

Stabilitäts-

und Wachstumspolitik

Das AD-AS-Modell

Page 41: Stabilisierungspolitik

40

Das AD-AS Modell

Volkswirtschaftliche Angebots-

und Nachfragegrößen

C (privater Konsum) + I (private Investitionen) + G (Staatsausgaben) + (Exporte-Importe)

verfügbare Einkommender privaten Haushalte

Gewinnerwartungen derprivaten Unternehmen

gesamtwirtschaftliche Nachfrage

BeschäftigungsstandPreisniveaureales BIP

gesamtwirtschaftliches Angebot

Produktionsmenge Produktionspreis

Arbeits-volumen

Kapital-stock

TechnischerFortschritt

Kosten (Löhne, Zinsen,indirekte Steuern) Gewinne

Page 42: Stabilisierungspolitik

41

Das AD-AS Modell

AD-AS Modell bzw. Preis-Einkommensniveau-Diagramm

P

Y

ASlfr

ASkfr

AD

Y vollb.

Page 43: Stabilisierungspolitik

42

Das AD-AS Modell

Drei Begründungen für die negative Steigung der AD-Linie:

-

Bei Rückgang des Preisniveaus fühlen sich Konsumenten wohlhabender; dies ermutigt zu höheren Ausgaben und erhöht somit die nachgefragte Gütermenge (Pigou-

Vermögenseffekt).

-

Ein niedrigeres Preisniveau senkt das Zinsniveau und regt dadurch höhere Investitionen an, was wiederum zu einer Erhöhung der Gütermenge führt (Keynes-Zinssatzeffekt).

-

Durch die Preisniveausenkung kommt es zu einer Zinssatzsenkung auf dem Devisenmarkt und zur Abwertung der Inlandswährung; dies wirkt positiv auf die Nettoexporte und die Güternachfrage (Mundell-Fleming-

Wechselkurseffekt).

Page 44: Stabilisierungspolitik

43

Das AD-AS Modell

Die Steigung der AS-Linie

hängt ab von:

-

der Flexibilität der Löhne und Preise

-

sowie der Abweichung zwischen der erwarteten und tatsächlichen Inflationsrate.

Löhne u. Preise vollkommen flexibel ⇒

senkrechter Verlauf

Löhne u. Preise inflexibel ⇒

positive Steigung

Wichtig:

Bei senkrechtem Verlauf der Angebots-Linie ist Ausgabensteigerung durch den Staat nicht effektiv; BIP erhöht sich nicht, private Ausgaben werden verdrängt („crowding

out“)

Page 45: Stabilisierungspolitik

44

Das AD-AS Modell

Nachfrage-

und Angebotsschocks –

Beispiele

Nachfrageschocks:

-

Einführung der Kreditkarten (pos), plötzlich stark nach- lassendes

Konsumentenvertrauen (neg), plötzlich stark

nachlassende Investitionsbereitschaft der Unternehmen (neg)

Angebotsschocks:

-

Ausfall von Getreideernten (neg), neue Umweltvorschriften (neg), aggressivere Gewerkschaften (neg), internationales Ölkartell (neg); -

> alle diese negativen Schocks erhöhen die

Kosten der Unternehmen-

Neue Erfindungen und Technologien (pos), Entdeckung

neuer großer Ölfelder (pos), überdurchschnittlich gute Ernten (pos)

Page 46: Stabilisierungspolitik

45

Das AD-AS Modell

Nachfragerückgang (negativer Nachfrageschock)

P

Y

ASlfrASkfr

AD

Yvollb.

A

B

C

AS´kfr

AD´

PP´P``

Aufgrund des Rückgangs der aggregierten

Nachfrage von AD auf AD’

bewegt sich die Volkswirtschaft auf der kurzfristigen AS-Linie von A nach B

das Produktionsniveau fällt von Yvollb

auf Y’

das Preisniveau sinkt von P auf P’

Das rückläufige Produktionsniveau ist ein Indikator dafür, dass sich die Wirtschaft in einer Rezession befindet.

Aufgrund niedrigerer Absätze und Produktionsmengen entsteht unfreiwillige Arbeitslosigkeit

Page 47: Stabilisierungspolitik

46

Das AD-AS Modell

Angebotsrückgang (negativer Angebotsschock)

P

Y

ASlfr

ASkfr

AD

Yvollb.

C

B

A

AS´kfr

AD´

PP´P``

Angebotsrückgang ⇒

Linksverschiebung der kurzfristigen AS-Linie.

Volkswirtschaft wandert kurzfristig von A nach B.

Produktionsniveau fällt von Yvollb

auf Y´

(Stagnation)

Preisniveau steigt von P auf P` (Inflation)

Die Volkswirtschaft befindet sich in einer Stagflation

= Stagnation und Inflation

Page 48: Stabilisierungspolitik

47

Stabilitäts-

und Wachstumspolitik

Streit der ökonomischen Denkschulen

Page 49: Stabilisierungspolitik

48

Streit der SchulenKeynesianische

Stabilisierung

Basishypothese:

privater Sektor einer Marktwirtschaft neigt zur Instabilität; Begründungen:

-

Investitionsverhalten ist geprägt durch irrationale Wellen des Optimismus und Pessimismus (sog „animal

spirits“)-

Konsumausgaben

hängen vom laufenden

verfügbaren Einkommen ab => auch kurzfristige Änderungen des Einkommens bewirken Konsumveränderungen-Lohn-

und Preisstarrheiten

verhindern kurzfristige

Anpassungsprozesse, die zum Gleichgewicht zurück führen

-Folgerungen:Staat kann und muss eingreifen; diskretionäre

Stabilisierungspolitik, ausgerichtet auf Nachfrageseite

Page 50: Stabilisierungspolitik

49

Streit der Schulen

Neoklassische Sicht

Basishypothese:

privater Sektor ist grundsätzlich stabil

Begründungen:-

Löhne und Preise sind hinreichend flexibel

-

Es gilt das „Sayssche

Theorem“: „Das Angebot schafft sich seine eigene Nachfrage“

Folgerungen:Die Eigenkräfte des Marktes reichen aus, um Konjunkturschwankungen und Arbeitslosigkeit zu bewältigen

Page 51: Stabilisierungspolitik

50

Streit der Schulen

1.

Expansive Budgetpolitik

Keynesianer:

Ja, in Zeiten der Unterauslastung; erhöht Beschäftigung und BIP

Neoklassiker:

Nein, wegen flexibler Löhne und Preise bewältigt Wirtschaft von allein eine Rezession; Staatsausgaben führen zu „crowding

out“

privater Investitionen und

Konsumausgaben und wirken strukturkonservierend

Page 52: Stabilisierungspolitik

51

Streit der Schulen

2. Höhere Löhne

Keynesianer:

Ja, höhere Löhne stärken Kaufkraft und Konsum, BIP und Beschäftigung; allerdings Lohnerhöhungen nicht über Produktivitätssteigerung, weil ansonsten Verlust der Wettbewerbsfähigkeit

Neoklassiker:

Nein, denn dann wird Arbeit im Verhältnis zu Kapital teurer => Rationalisierungsmaßnahmen der Unternehmen, Substitution von Arbeit durch Kapital; weniger Gewinne, daher weniger Investitionen => weniger Beschäftigung

Page 53: Stabilisierungspolitik

52

Streit der Schulen

3. Zinssenkungen durch Zentralbank

Keynesianer:

Ja, Zinssenkungen erhöhen Investitionen, falls Absatzerwartungen gut; sind Absatzerwartungen schlecht, helfen auch niedrigere Zinsen nicht („Zinsenfalle“)

Neoklassiker:

Nein, wenn damit auch Geldmenge ausgeweitet wird und Gefahr der Inflation besteht; niedrige Zinsen könnten auch Ersparnisse reduzieren und damit am Ende Investitionen wieder verteuern

Page 54: Stabilisierungspolitik

53

Streit der Schulen

4. Erhöhung der privaten Ersparnisse

Keynesianer:

Nein, wenn Wirtschaft gerade schlecht läuft wird wegen Konsumreduktion auch das BIP und die Beschäftigung weiter sinken; könnte mittelfristig daher auch wieder Ersparnisse reduzieren

Neoklassiker:

Ja, reduziert Zinsen und erhöht damit Investitionen

Page 55: Stabilisierungspolitik

54

Streit der Schulen

5. Verlängerung der Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich

Keynesianer:

Nein, wird BIP nicht erhöhen, weil bessere Wettbewerbsfähigkeit und damit höhere Exporte durch geringeren Konsum kompensiert werden; außerdem wird Arbeit auf weniger Menschen aufgeteilt, d.h. weniger Beschäftigung und höhere Arbeitslosigkeit

Neoklassiker:

Ja, erhöht das Arbeitskräfteangebot und damit das potentielle BIP und auch das reale BIP; es gilt das „Saysche

Theorem“

Page 56: Stabilisierungspolitik

55

Streit der Schulen

6. Fiskalpolitik vs. Geldpolitik

Keynesianer:

Dominanz der Fiskalpolitik, da Geldpolitik unsicher wirkt (z.B. Investitionsfalle) und zu lange Transmissionsmechanismen hat;

Neoklassiker:

Dominanz der Geldpolitik, Fiskalpolitik nur angebotsorientiert zur Sicherung des Wachstums, d.h. nicht stabilitätsorientiert sondern Strukturpolitik und Allokationspolitik

Page 57: Stabilisierungspolitik

56

Streit der SchulenTabelle 1: Synopse der stabilitätspolitischen Konzeptionen

Keynesianische vs. Neoklassische Stabilitätskonzeption

Keynesianische (“Eingreifen”)

Neoklassische (“Nichtstun”)

Löhne und Preise nach unten nicht flexibel genug (starre Löhne) Flexibilität ist gegeben

Unterbeschäftigung Aufgrund der (relativ)

unflexiblen Löhne und Preise gegeben

freiwillig oder die Folge von Inflexibilität auf dem Arbeitsmarkt

Vollbeschäftigung eher die Ausnahme fast immer gegeben

Stabilisierungspolitik erforderlich kaum erforderlich

Existenz von Marktkräften kaum vorhanden vorhanden

Staat soll aktiv handeln passiv handeln

Orientierung Nachfrageorientiert Angebotsorientiert

Stabilität des privaten Sektors Nein Ja

Verstetigung diskretionäre Eingriffe, Verstetigung nicht notwendig

verstetigte Wirtschaftspolitik

Wachstum Konjunktur wichtig steht im Vordergrund

Langfristig/kurzfristig kurze Frist ist wichtig kein wesentlicher

Unterschied, da schnelle Anpassung

Page 58: Stabilisierungspolitik

57

Stabilitäts-

und Wachstumspolitik

Probleme diskretionärer

(aktiver ) Konjunkturpolitik

Page 59: Stabilisierungspolitik

58

Diskretionäre

Konjunkturpolitik

Keynesianische

Multiplikatoranalyse -

Geschlossene Volkswirtschaft

Gesamtwirtschaftliche Nachfrage: Y = C + I + GEinkommensabhängige Konsumfunktion: C=a+cYverf

a = autonome Konsumausgabenc = marginale Konsumquote (c < 1)Yverf

= verfügbares EinkommenYverf

= Y + Tr – TTr

= Transfers

T = SteuernEinsetzen ergibt:Y = a + c(Y

+ Tr

T) + I + G

Auflösen nach Y ergibt das Gleichgewichtseinkommen YE:YE

= (a + cTr

cT

+ I + G) /(1-c)

Page 60: Stabilisierungspolitik

59

Diskretionäre

Konjunkturpolitik

Keynesianische

Multiplikatoranalyse -

Geschlossene Volkswirtschaft

Partielles Differenzieren nach G ergibt den Staatsausgabenmultiplikator:dY/dG = 1/(1-c) bzw. ΔY = 1/(1-c) ΔG

Partielles Differenzieren nach TR ergibt den Transfermultiplikator:dY/dTr

= c/(1-c) bzw. ΔY = c/(1-c) ΔTr

Partielles Differenzieren nach T ergibt den Steuermultiplikator:dY/dT

= -c/(1-c) bzw. ΔY = -c/(1-c) ΔT

Page 61: Stabilisierungspolitik

60

Diskretionäre

Konjunkturpolitik

Keynesianische

Multiplikatoranalyse -

Geschlossene Volkswirtschaft

Annahme: marginale Konsumneigung c = 0,8 0,8Staat gibt zusätzlich einmalig 1000 für Investitionen aus

Periode Aktion je Periode kumuliert1 Erhöhung der öffentlichen Käufe

für Güter und Dienstleistungen um 1000 1000 1000

2 private Verausgabung 1000 * 0,8 800 18003 private Verausgabung 800 * 0,8 640 24404 private Verausgabung 640 * 0,8 512 29525 private Verausgabung 512 * 0,8 410 33626 private Verausgabung 410 * 0,8 328 36897 private Verausgabung 328 * 0,8 262 39518 private Verausgabung 262 * 0,8 210 4161

168 4329bis zum Grenzwert von 0 5000

Wirkung auf Nachfrage

Page 62: Stabilisierungspolitik

61

Diskretionäre

KonjunkturpolitikKeynesianische

Multiplikatoranalyse -

Offene

Volkswirtschaft

Gesamtwirtschaftliche Nachfrage: Y = C + I + G + (Ex –

Im)Ex = ExporteIm = Importe = m.Y, wobei m = marginale Importquote

Einsetzen ergibt: Y = a + c(Y + Tr –

T) + I + G + (Ex –

m.Y)

Auflösen nach Y ergibt das Gleichgewichtseinkommen YE:YE

= (a + cTr

cT

+ I + G + Ex) /(1-c+m)

Partielles Differenzieren nach G ergibt den Staatsausgabenmultiplikator in einer offenen Volkswirtschaft:dY/dG = 1/(1-c+m) bzw. ΔY = 1/(1-c+m) ΔG

Da in der Regel 0 < m < 1 gilt, ist der Multiplikator kleiner als in einer geschlossenen Volkswirtschaft !!!!

Page 63: Stabilisierungspolitik

62

Diskretionäre

Konjunkturpolitik

Keynesianische

Multiplikatoranalyse –

Offene Volkswirtschaft

Annahme: marginale Konsumneigung c = 0,8 0,8Annahme: marginale Importneigung m = 0,2 0,2Staat gibt zusätzlich einmalig 1000 für Investitionen aus

Periode Aktion je Periode kumuliert1 Erhöhung der öffentlichen Käufe

für Güter und Dienstleistungen um 1000 1000 1000

2 private Verausgabung 1000 * 0,6 600 16003 private Verausgabung 600 * 0,6 360 19604 private Verausgabung 360 * 0,6 216 21765 private Verausgabung 216 * 0,6 130 23066 private Verausgabung 130 * 0,6 78 23837 private Verausgabung 78 * 0,6 47 24308 private Verausgabung 28 * 0,6 28 2458

17 2475bis zum Grenzwert von 0 2500

Wirkung auf Nachfrage

Page 64: Stabilisierungspolitik

63

Diskretionäre

KonjunkturpolitikKeynesianische

Multiplikatoranalyse –

proportionale

Steuern

ΔY = 1/(1-c(1-t)).ΔI

geschlossene VW

ΔY = 1/(1-c(1-t)+m).ΔI offene VW

Beispiel Österreich: c = 0,92, t = 0,40, m = 0,55ΔY = 1/(1-0,92(1-0,40)+0,55). ΔI ΔY = 1.ΔI, d.h. eine

Erhöhung der autonomen Ausgaben (Investitionen, Staatsausgaben, Exporte) um 1 Mrd. € erhöht das BIP um 1 Mrd. €. -> MULTIPLIKATOR = 1

Beispiel EU: c = 0,92, t = 0,40, m = 0,10ΔY = 1/(1-0,92(1-0,40)+0,10).ΔI ΔY = 1,8.ΔI, d.h. eine

Erhöhung der autonomen Ausgaben (Investitionen, Staatsausgaben, Exporte) um 1 Mrd. € erhöht das BIP um 1,8 Mrd. €. -> MULTIPLIKATOR = 1,8

Page 65: Stabilisierungspolitik

64

Diskretionäre

KonjunkturpolitikProbleme und Besonderheiten beim Multiplikator

-

Multiplikator ist keine Konstante; schwankt mit Konjunkturlage

-

Unterschiedliche Konsumneigungen nach Einkommensgruppen

(laut WIFO): Die kurzfristige

Konsumneigung im untersten Einkommensdrittel beträgt 0,8, im mittleren Einkommensdrittel 0,5 und im obersten Einkommensdrittel 0,4. Eine Umverteilung von oben nach unten hebt daher den Multiplikator und damit das BIP.

-

Kurzfristige Multiplikatoren (laut WIFO):Verkehrsinfrastruktur: 1,2 –1,8

(geringe Importneigung)

IKT: 0,9–1,1

(hohe Importneigung)Lohnsteuersenkung für das untere Einkommensdrittel: 0,9

(hohe Konsumneigung)

Page 66: Stabilisierungspolitik

65

Probleme diskretionärer

Konjunkturpolitik

1.

Zeitliche Verzögerungen beim Einsatz diskretionärer Fiskalpolitik

2. Verdrängung von privater Nachfrage (crowding-out- Effekt)

3.

Das Phillipskurven-Problem

4. Politischer Konjunkturzyklus

5. Das internationale Koordinationsproblem

6. Stabilisierung in einer offenen Volkswirtschaft

Page 67: Stabilisierungspolitik

66

Probleme diskretionärer

Konjunkturpolitik

1. Zeitliche Verzögerungen beim Einsatz diskretionärer Fiskalpolitik

-

Können zyklische Schwankungen verschärfen

-

Erkennungs-, Entscheidungs-, Durchführungs- und Wirkungslag

-

Instrumente zur Verkürzung der Lags

-

Systeme von Regeln (Neoklassiker); automatische Stabilisatoren;

Page 68: Stabilisierungspolitik

67

Probleme diskretionärer

Konjunkturpolitik

Zeitliche Verzögerungen beim Einsatz diskretionärer Fiskalpolitik

BIP

T (Zeit)

Zyklus mit staatlichen Eingriffen

Zyklus ohne staatliche Eingriffe

A B C D

Page 69: Stabilisierungspolitik

68

Probleme diskretionärer

Konjunkturpolitik

2. Verdrängung von privater Nachfrage (crowding-out- Effekt)

Formen:-

finanzieller (zinsbedingter) crowding-out

-

preisbedingter crowding-out-

wechselkursbedingter crowding-out

Bestimmungsfaktoren:-

Auslastungsgrad

-

Zinselastizität der Investitionen und der Geldnachfrage-

Geldpolitik

Page 70: Stabilisierungspolitik

69

Probleme diskretionärer

Konjunkturpolitik

Verdrängung von privater Nachfrage („crowding

out“

- Effekte)

zusätzliche Staatsausgaben

Y ↑↓

=

C + I + G + Ex-Im

kann sinken durch preisbedingten crowding-out

kann sinken durch zinsbedingten

crowding-out

kann sinken durch wechselkursbedingten

crowding-out

„crowding

out“

ist allerdings nur bei Vollbeschäftigung zu erwarten (in Zusammenhang mit Wirkungslags

aktiver Konjunkturpolitik)

Page 71: Stabilisierungspolitik

70

Probleme diskretionärer

Konjunkturpolitik

3. Das Phillipskurven-Problem:

-

Zusammenhang von Inflationsrate und Arbeitslosigkeit

-

Kurz-

und langfristige Perspektive

-

Natürliche Arbeitslosenrate

-

Geldillusion

-

„Strohfeuer-Effekt“

Page 72: Stabilisierungspolitik

71

Probleme diskretionärer

Konjunkturpolitik

Das Phillipskurven-Problem:

natürliche Arbeitslosigkeit (NAIRU)

Arbeitslosenquote

πInflationsrate langfristige

Phillipskurve

kurzfristigePhillipskurve

Page 73: Stabilisierungspolitik

72

Probleme diskretionärer

Konjunkturpolitik

Der „Strohfeuer-Effekt“

P

Y

ASkfr

AD´

ASlfr

Yvollb.

AD

P

P ´

A

B

C

Page 74: Stabilisierungspolitik

73

Probleme diskretionärer

Konjunkturpolitik

4. Politischer Konjunkturzyklus:

-

Annahme: Politiker verfolgen eigene Ziele, wie Stimmenmaximierung bzw. Erhöhung der

Wiederwahlwahrscheinlichkeit

-

Vergessliche Wähler oder rationale Erwartungen?

Page 75: Stabilisierungspolitik

74

Probleme diskretionärer

Konjunkturpolitik

Politischer Konjunkturzyklus: BIP-Wachstum unter demokratischen und republikanischen Regierungen

Präsident 1 2 3 4Demokraten

Truman -0,6 8,9 7,6 3,7Kennedy/Johnson 2,3 6,0 4,3 5,8Johnson 6,4 6,6 2,5 4,8Carter 4,6 5,5 3,2 -0,2Clinton I 2,7 4,0 2,7 3,6Clinton II 4,4 4,4 4,2 5,0

Durchschnitt 3,3 5,9 4,1 3,8Republikaner

Eisenhower I 4,6 -0,7 7,1 2,0Eisenhower II 2,0 -1,0 7,2 2,5Nixon 3,0 0,2 3,3 5,4Nixon/Ford 5,8 -0,6 -0,4 5,6Reagan I 2,5 -2,0 4,3 7,3Reagan II 3,8 3,4 3,4 4,2Bush (der ältere) 3,5 1,8 -0,5 3,0

Durchschnitt 3,6 0,2 3,5 4,3

Regierungsjahr

Page 76: Stabilisierungspolitik

75

Probleme diskretionärer

Konjunkturpolitik

5. Das internationale Koordinationsproblem:

-

Stabilisierungspolitik als öffentliches Gut

-

„Spillover

Effekte“

-

Kooperativer Föderalismus

-

Deutschland: Konzertierte AktionMittelfristige Finanzplanung

Page 77: Stabilisierungspolitik

76

Probleme diskretionärer

Konjunkturpolitik

6. Stabilisierung in einer offenen Volkswirtschaft

-

Sickerverluste im Multiplikatorprozess

-

Internationale Konjunkturübertragungen

-

Einflussfaktoren:-

Größe der Volkswirtschaft

-

Grad der Kapitalmobilität-

Wechselkurssystem

-

Parallel-

und Konträreffekte der Konjunkturübertragung

Page 78: Stabilisierungspolitik

77

Paralleleffekt der Konjunkturübertragung

Konjunktur USA verbessert

sich durch höhere

Staatsausgaben

Kapitalimport USA führt zu Abwertung des Euro

Exporte der EU verbilligen sich

Güter

Kapital

US-Import steigtEU-Export steigt

Staatsausgaben sind defizitär; US

Zinsen steigen

Konjunktur der EU würde sich

verbessern

Konjunktur in der EU verbessert sich durch:1. US-Konjunkturbelebung (Güterebene)2. Abwertung des Euro (Kapitalebene)

US-Zinsen höher als

Zinsen in der EU

Exporte der EU steigen

Page 79: Stabilisierungspolitik

78

Konträreffekte der Konjunkturübertragung

Konjunktur USA

verbessert sich durch Abbau des

Haushaltsdefi

zits und nachfolgender Zinssenkung

Exporte aus der EU sinken

Konjunktur in der EU abgeschwächt

Güter

Kapital

US-Import steigtEU-Export steigt

US Zinsen geringer als in der

EU

Konjunktur der EU

würde sich verbessern

Kapitalimport EU führt zur Aufwertung des Euro

Aufwertung des Euro verteuert Exporte

Kapital fließt in die EU

Voraussetzung: Exportrückgang durch Euro- Aufwertung ist größer als Exportanstieg durch US- Konjunkturbelebung


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