Date post: | 14-Jun-2018 |
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Sportstättenmanagement:
Planung, Betrieb, Vermarktung und Facility-Management
Prof. Dr. Dirk Mazurkiewicz Dr. Alexander Kiel
Friedhelm Lange (Dipl. Bw. FH)
Hochschule Koblenz
RheinAhrCampus Remagen
Einleitung
I
Einleitung
Generell kann in vielen Nachfragesituationen des Sportmanagements zwischen aktiv Sporttreibenden und passiven Zuschauern unterschieden werden. Beide Nachfragegruppen setzen unterschiedliche Impulse für die Entwicklung von Sporträumen. Der weite Begriff der Sporträume erscheint dabei geeignet, die verschiedenen Facetten der für Sport notwendigen Infrastruktur – vom Wanderweg über öffentliche Flächen in Siedlungsräumen, über gebaute Infrastruktur in Form von Sport- und Eventhallen, Schwimmhallen, Freibädern und Stadien bis hin zu spezifischen Bauten wie Rennschlitten- und Bobbahnen, Motorsportstrecken oder Skihallen, einschließlich der damit verbundenen Zubringer-, Dienstleistungs- und Übernachtungsinfrastruktur – abzubilden. Die Aufzählung dieser ausgewählten Sportgelegenheiten und -stätten veranschaulicht auch die Vielzahl von Facilitys bzw. Flächen für das Sporttreiben und damit auch die Vielzahl managementspezifischer Fragestellungen. Bei der Planung von Sporträumen sind eine Reihe von raumplanerischen, baurechtlichen und ökologischen Aspekten zu beachten, die mit Konzepten des Facility-Management zu einem ökonomisch attraktiven Lebenszyklus der Sportstätte kombiniert werden müssen. Die Finanzierung der Investitionen und des laufenden Betriebs stellt die wichtigste Herausforderung für die Besitzer und Betreiber von Sportstätten dar. Diese reagieren mit oftmals ähnlichen aber auch unterschiedlichen Geschäftsmodellen. Noch immer sind dabei Zuflüsse der öffentlichen Hand bzw. der komplette Betrieb durch Kommunen eine oftmals nicht hinwegzudenkende Komponente. Sich wandelnde Verhaltensmuster und Interessen der Konsumenten haben weitreichende Auswirkungen auf den Bau, die Finanzierung und den Unterhalt von Sportstätten (Betreibersicht) sowie auf die Sicherung von Sporträumen innerhalb von Stadtentwicklungsprozessen (politische Perspektive). Hierbei spielen neue Vermarktungsmöglichkeiten (z. B. Hospitality, Naming-Right) sowie die Konstitution von neuen stadiongebundenen Rechten eine große Rolle. Erschwerend für die Erstellung von Betreiberkonzepten kommen jedoch die große Dichte kommerziell orientierter Sport- und Eventstätten sowie die Konzentration der Nachfrage auf relativ kleine Zeitfenster hinzu. Neben dem Personal stellt die Sportstätte die wesentliche Ressource dar, die Sportanbieter finanzieren müssen. Insofern berührt das Sportstättenmanagement alle Bereiche der Führung und Organisation von Sportinstitutionen.
Lernziele
III
Lernziele
Die Studierenden sind sensibilisiert für Fragen des Planungs-, Bau- und Umweltrechts und können den im Facility-Management angelegten Gedanken eines Lebenszyklus auf konkrete Planungsvorhaben und deren Umsetzung im Sport anwenden. Vor dem Hintergrund der Analyse möglicher Nachfrageszenarien sind die Studierenden in der Lage, alternative Geschäftsmodelle einschließlich der Fragen von Rechtesituationen, Vermarktung und Betreibung zu entwerfen und das Gesamtkonzept auf seine Finanzierbarkeit zu prüfen. Dazu übernehmen sie auch die unterschiedlichen Rollenverständnisse der Vertreter der öffentlichen Hand im Beziehungsgefüge der Sportstättenentwicklungsplanung. Es werden folgende Lernziele verfolgt: Die Studierenden können die zentralen Begriffe der Sportentwicklungsplanung einsetzen. Sie unterscheiden die Rollen der Besitzer und/oder Betreiber von Sportstätten. Relevante planungs-, bau- und umweltrechtliche Aspekte werden erfasst und zielgerichtet auf Problemstellungen angewandt. Unterschiedliche Finanzierungskonzepte können verglichen und abgewogen werden. Das Facility-Management von Sportstätten kann strukturiert und ggf. angepasst werden. Betreiberkonzepte werden selbstständig entwickelt. Vermarktungsmöglichkeiten werden analysiert und weiter entwickelt. Plausibilitätsprüfungen von Finanzierungskonzepten können von den Studierenden nachvollzogen und kritisch beurteilt werden. Wesentliche Prozesse von Bauphasen werden strukturiert und die Situation einzelner Akteure nachvollzogen.
Abkürzungsverzeichnis
V
Abkürzungsverzeichnis
Abb. Abbildung
bzw. beziehungsweise
bspw. Beispielsweise
bzgl. bezüglich
ca. circa = etwa
DFB Deutscher Fußballbund
DFL Deutsche Fußball-Liga
d. h. das heißt
ebd. ebenda
et al. et alies = und andere
evtl. eventuell
€ Euro
ff. folgende
ggf. gegebenenfalls
Hrsg. Herausgeber
http Hypertext Transfer Protocol
i. d. R. in der Regel
LSB-NRW Landessportbund Nordrhein-Westfalen
s. siehe
o. V. ohne Verfasser
S. Seite
s. o. siehe oben
Tab. Tabelle
sog. sogenannt
UEFA Union of European Football Associations
u. a. unter anderem
vgl. vergleiche
z. B. zum Beispiel
z. T. zum Teil
Inhaltsverzeichnis
VII
Inhaltsverzeichnis
Einleitung .................................................................................................................. I
1 Sportstätten, -‐anlagen und -‐räume ......................................................... 1 1.1 Entwicklungstendenzen im Sportstättenbau ........................................ 1 1.2 System der Sportstätten .................... Fehler! Textmarke nicht definiert. 1.3 Grundzüge des Facility-‐Managements ........... Fehler! Textmarke nicht definiert. 1.4 Zusammenfassung ............................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
2 Sportstätten und die öffentliche Hand .................................................. 5 2.1 (Sport-‐)politische Aspekte .......................................................................... 5 2.2 Sportentwicklungsplanung ......................................................................... 7 2.3 Die Kommune als Besitzer und Betreiber .............................................. 8 2.4 Private-‐Public-‐Partnership .............. Fehler! Textmarke nicht definiert. 2.5 Zusammenfassung ............................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
3 Finanzierung von Sportstätten ................................................................ 9 3.1 Grundzüge der Finanzierungsalternativen ........................................... 9 3.2 Finanzierungsinstrumente ........................................................................ 10 3.2.1 Eigenfinanzierung durch Eigenkapital/eigene Mittel ............................. 12 3.2.2 Mezzanine-‐Kapital und Wandelanleihen ...................................................... 13 3.2.3 Nachrangdarlehen / Stille Beteiligungen ..... Fehler! Textmarke nicht definiert. 3.2.4 Kreditfinanzierung .......................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
3.3 Kombination der Finanzierungsinstrumente ........ Fehler! Textmarke nicht definiert. 3.4 Rechtsform für Finanzierung und Betrieb .... Fehler! Textmarke nicht definiert. 3.5 Zusammenfassung ............................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
4 Planung und Bau ............................... Fehler! Textmarke nicht definiert. 4.1 Phasen der Planung ............................ Fehler! Textmarke nicht definiert. 4.1.1 Projektentwicklung ......................... Fehler! Textmarke nicht definiert. 4.1.2 Projekt und Bauplanung ............... Fehler! Textmarke nicht definiert. 4.1.3 Stadtplanung und Bebauungspläne ............... Fehler! Textmarke nicht definiert. 4.1.4 Sportverbandliche und kommunale Vorgaben ...... Fehler! Textmarke nicht definiert.
4.2 Bau von Sportstätten .......................... Fehler! Textmarke nicht definiert. 4.2.1 Baurecht ............................................... Fehler! Textmarke nicht definiert. 4.2.2 Baumängel und Sicherheiten ...... Fehler! Textmarke nicht definiert.
4.3 Zusammenfassung ............................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Inhaltsverzeichnis
VIII
5 Betrieb von Sportstätten ................ Fehler! Textmarke nicht definiert. 5.1 Energie-‐ und Umweltmanagement Fehler! Textmarke nicht definiert. 5.1.1 Umweltemissionen .......................... Fehler! Textmarke nicht definiert. 5.1.2 Energieverbrauch ............................. Fehler! Textmarke nicht definiert. 5.1.3 Amortisationsrechnung ................. Fehler! Textmarke nicht definiert.
5.2 Personalplanung und Administration ........... Fehler! Textmarke nicht definiert. 5.2.1 Personalplanung und Administration ........... Fehler! Textmarke nicht definiert. 5.2.2 Organisatorische Sicherheitsvorkehrungen .. Fehler! Textmarke nicht definiert.
5.3 Haftung .................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert. 5.4 Bezahlsysteme ...................................... Fehler! Textmarke nicht definiert. 5.5 Sicherheitskonzept ............................. Fehler! Textmarke nicht definiert. 5.6 Zusammenfassung ............................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
6 Vermarktung von Sportstätten ..... Fehler! Textmarke nicht definiert. 6.1 Wesentliche Nutzungsbereiche ...... Fehler! Textmarke nicht definiert. 6.1.1 Vermietung an externe Veranstalter .............. Fehler! Textmarke nicht definiert. 6.1.2 Vermietung an beteiligte Unternehmen ....... Fehler! Textmarke nicht definiert. 6.1.3 Eigene Veranstaltungen ................. Fehler! Textmarke nicht definiert.
6.2 Vermarktung von Namensrechten Fehler! Textmarke nicht definiert. 6.3 Vermarktung im Zuschauersport ... Fehler! Textmarke nicht definiert. 6.3.1 Ticketing ............................................... Fehler! Textmarke nicht definiert. 6.3.2 Hospitality (Logen und Seats) ..... Fehler! Textmarke nicht definiert.
6.4 Vermarktung im Breitensport ........ Fehler! Textmarke nicht definiert. 6.4.1 Abgrenzung des Begriffs „Breitensport“ ....... Fehler! Textmarke nicht definiert. 6.4.2 Sportstättenspezifische Entwicklungen im „Breitensport“ ........ Fehler! Textmarke nicht definiert. 6.4.3 Vermarktungsbedarf und Vermarktungsmöglichkeiten ............. Fehler! Textmarke nicht definiert.
6.5 Zusammenfassung ............................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
7 Fallbeispiele ........................................ Fehler! Textmarke nicht definiert. 7.1 Fallbeispiel Breitensport: Frischzellenkur für den TSC Eintracht Dortmund – energetische Optimierungen in einem Breitensportverein Fehler! Textmarke nicht definiert. 7.2 Fallbeispiel Zuschauersport ............ Fehler! Textmarke nicht definiert.
8 Zusammenfassung ............................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
9 Literaturverzeichnis ........................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Inhaltsverzeichnis
IX
10 Lösungshinweise zu den Aufgaben ........... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Anlage ............................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildungsverzeichnis
IX
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: System von Sportstätten nach Bach (Quelle: Bach, 2004, S. 9) ............................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 2: Kernelemente eines PPP-Modells (Quelle: Pfnür, 2010, S. 7) ............................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 3: Argumente für PPP-Modelle (Quelle: Grabow & Schneider, 2009, S. 17) ........................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 4: Modelle des Public-Private-Partnership (Quelle: Vornholz, 2005, S. 42) .................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 5: Exemplarische Finanzierungs- und Organisationsstruktur in einem PPP-Modell (Quelle: Rebeggiani & Witte, 2007, S. 9) ........ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 6: Identifikation und Bewertung von Finanzierungsmodellen für Sportstätten (Quelle: Hovemann & Fuhrmann, 2011, 57) ....................... 11
Abbildung 7: Ausgewählte Finanzierungsmöglichkeiten für einen Stadionbau, -umbau (eigene Darstellung, in Anlehnung an Leki, 2004, S. 172) ......... 12
Abbildung 8: Abwicklungsmodell der Projektsteuerung (Quelle. Molter, 2004, S. 9) .................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 9: Eigen- und Fremdleistungen in Stadien (Quelle: SPORT+MARKT AG, 2011, International Stadia Operators Survey) ............................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 10: Aufbauorganisation einer Rennstrecke (eigene Darstellung) ............................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 11: Gestaltung der Commerzbank-Arena (Quelle: Ruhnau, 2011, Vortrag Sponsors Venue) ................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 12: Einnahmequellen einer Arena (Quelle: SPORT+MARKT AG, 2011, International Stadia Operators Survey)Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 13: Geschichte der Vermarktung von Namensrechten (Quelle: REPUCOM AG, 2013, European Football Naming Rights Report) Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 14: TOP 10 Märke nach Umsatzgröße (Quelle: REPUCOM AG, 2013, European Football Naming Rights Report)Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 15: Herkunft der Naming-Right-Partner (Quelle: REPUCOM AG, 2013, European Football Naming Rights Report)Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 16: Entwicklung der Anzahl an Hospitality-Plätzen bei Erstligisten (Quelle: SPORT+MARKT AG, 2013, Sponsorglobe)Fehler! Textmarke nicht definiert.
Inhaltsverzeichnis
X
Abbildung 17: Hospitalityrechte bei Secondary Events (Quelle: SPORT+MARKT AG, 2011, International Stadia Operators Survey) ........................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 18: Fließschema Heizung TSC Eintracht Dortmund (Quelle: Kohl, Alexander 2009) ................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 19: Einzugsgebiet des Nürburgrings mit ausgewählten Entfernungszone (eigene Schätzung) (eigene Darstellung) .............. Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 20: Einzugsgebiet nach Fahrtminuten (Quelle: Wenzel Consulting, 2005) .................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 21: Masterplan Erlebnisregion (Quelle: Nürburgring GmbH, 2008) ........................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Tabellenverzeichnis
XI
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Daten ausgewählter deutscher Fußballstadien (eigene Darstellung) . 3 Tabelle 2: Entwicklungen der Sitz-, Steh- und Hospitality-Plätze in 23 Stadien
mit über 23.000 Zuschauern der beiden ersten Fußballligen im Jahr 2010 (eigene Darstellung) ................................................................................... 4
Tabelle 3: Kosten der Neu-/Umbauten der Fußballstadien der FIFA-Weltmeisterschaft 2006 (Quelle: Sponsors, 2006, S. 34) ................. Fehler! Textmarke nicht definiert.
Tabelle 4: Zahl der Sportstätten laut Sportministerkonferenz. (Quelle: DOSB, 2002, S. 12) ........................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Tabelle 5: Beispielhafte Finanzbausteine zum Bau einer Tanzsporthalle (eigene Darstellung) ........................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Tabelle 6: Baukosten ausgewählter Hallenformate anhand der Kostenrichtwerte des Innenministeriums RLP (Quelle: Innenministerium Rheinland-Pfalz, 2009) ................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Tabelle 7: Baukosten pro Sitzplatz ausgewählter europäischer Stadien (eigene Darstellung) ........................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Tabelle 8: Vertragsbestandteile Bauvorhaben „Kunstrasen“ (eigene Darstellung) ........................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Tabelle 9: Immissionsrichtwerte gem. § 18 BImSchV (eigene Darstellung) ............................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Tabelle 10: Umweltbereiche und Ziele (eigene Darstellung) .................. Fehler! Textmarke nicht definiert.
Tabelle 11: Exemplarische Amortisationsrechnung einer energetischen Sanierung in Euro (eigene Darstellung, in Anlehnung an Bock, 2011, S. 13) ....................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Tabelle 12: Aufgabenbereiche und Anforderungen (eigene Darstellung) Fehler! Textmarke nicht definiert.
Tabelle 13: Bezahlsysteme in deutschen Fußballstadien (Quelle: F.A.Z., 2011, Die vergessenen Millionen des Fußballs)Fehler! Textmarke nicht definiert.
Tabelle 14: Anforderungen an ein Ticketingsystem (eigene Darstellung) ............................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Tabelle 15: Qualitative Ausprägungen für die Ausstattung von Logen (eigene Darstellung) ........................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Tabelle 16: Qualitatitve Ausprägungen der Ausstattung von Business-Seats (eigene Darstellung) ........................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Tabelle 17: Prozentuale Pro-Kopf-Einnahmen von Sportvereinen (Quelle: Eigene Darstellung unter Bezug auf Breuer, 2011, S. 81f. allerdings ohne Kreditaufnahme) ................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.
Inhaltsverzeichnis
XII
Tabelle 18: Energiepreisentwicklung TSC Eintracht Dortmund (eigene Darstellung) ....................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Tabelle 19: Finanzierungsplan Energieprojekt TSC Eintracht (eigene Darstellung) ....................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Tabelle 20: Auswertung TSC Eintracht Energieprojekt Phase 1 (eigene Darstellung) ....................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Sportstätten- anlagen und -räume
1
1 Sportstätten, -anlagen und -räume
Lernziel Im folgenden Kapitel erhält der Leser einen Überblick über zentrale Merkmale der historischen Entwicklung des Sportstättenbaus in Deutschland und die aktuelle Situation. Damit verbunden werden unterschiedliche Typen von Sportstätten gegliedert. Ausgewählte Gruppen und deren Merkmale werden genauer gekennzeichnet.
1.1 Entwicklungstendenzen im Sportstättenbau
Mit dem Einzug der Leibesübungen und des Turnens in das Deutsche Reich zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurden auch erste Forderungen nach einer flächendeckenden Versorgung durch Sportstätten laut. In dieser Zeit und noch lange darüber hinaus war Sport als öffentliches Gut deklariert. Im Sinne des Subsidiaritätsprinzips erfüllte Sport öffentlich/sozial gewünschte Leistungen. Sport wurde Teil der schulischen Erziehung und genoss einen hohen Stellenwert in der allgemeinen Wehrertüchtigung. 1917 entwarf Carl Diem erstmals ein Sportstättengesetz und fundierte damit die Entwicklung von Bewegungsräumen durch den Staat. In den 1960 bis 70er Jahren galt der „Goldene Plan“ der Sportstättenversorgung in der Bundesrepublik Deutschland als Meilenstein für die Sportorganisationen. Das Prinzip der nahezu kostenfreien und flächendeckenden Zurverfügungstellung von Sportinfrastruktur durch die öffentliche Hand sicherte vielen Sportvereinen Möglichkeiten zu, ihre Sportarten und -angebote weiten Teilen der Gesellschaft zu niedrigen Preisen anzubieten. Prinzipiell betraf und betrifft dies noch heute sowohl breitensportliche als auch zuschauerorientierte Vereine, denn ohne Unterstützung der öffentlichen Hand wären auch beispielhaft die Stadien zur FIFA Fußballweltmeisterschaften weder 1974 noch 2006 in dieser Form gebaut worden. Doch gilt dies 2006 im Gegensatz zu 1974 nicht für alle Stadien. In den vergangenen Jahren übernahmen mehr und mehr Profivereine die Betriebsführung ihrer Sportstätten und auch die Zahl der Besitzer von Stadien und Trainingsanlagen unter den Vereinen steigt. Auch breitensportliche Sportorganisationen, die bisher keine Sportstätten besitzen und betreiben, folgen diesen Vorreitern, insbesondere in Sportarten
Startschuss für die Sportstätten-entwicklung
Sportstätten- anlagen und -räume
2
wie Tennis, Reiten oder Golf, die traditionell nicht auf die Unterstützung der Kommune bauen können. Unter diesen Vorzeichen entstehen neue Formen von Kooperationen zum Bau und Betrieb von Sportstätten. Seit Ende des 20. Jahrhunderts treten verstärkt private/institutionelle Geldgeber, Vereine und die öffentliche Hand gemeinsam als Bauherren und Planer in Erscheinung. Wenn diese unterschiedlichen Akteure nicht alleine sondern gemeinsam tätig werden, entstehen auch im Bereich der Sportstätteninfrastruktur PPPs (Private-Public-Partnership). Hier baut die öffentliche Hand auf die Unterstützung privatwirtschaftlicher und/oder vereinsbasierter Organisationen, damit Sportstätten auch weiterhin flächendeckend den Nachfragern zur Verfügung gestellt werden können. Spätestens seit Beginn der 1990er Jahre hat der Begriff der Multifunktionalität in den Sportstättenbau Einzug gehalten. Die Möglichkeit mehrere Sport- sowie Show-Events in einer einzigen Location anbieten zu können, kennzeichnet Multifunktionssportstätten. Typisch ist die ganzjährige und wetterunabhängige Durchführung von Veranstaltungen. Den Besuchern dieser Arenen kann somit ein umfangreiches Programm für die unterschiedlichsten Bedürfnisse angeboten werden. Amerikanische „Arenen“ und „Superdomes“ waren die Vorbilder dieser Entwicklung. Beispielsweise konnten im 1965 erbauten Houstoner „Astrodome“ schon früh Großsportveranstaltungen unabhängig vom Wetter durchgeführt werden. Dank der Überdachung dieses Stadions konnten neben der hauptsächlichen Nutzung für Sportveranstaltungen auch weitere Events durchgeführt werden. So wurde der Weg zum Bau von weiteren multifunktionalen Sportanlagen geebnet (vgl. auch Bielzer, 2011, S. 15). Es entstanden in den folgenden Jahren Arenen, die neben Restaurants, Imbissen, Getränkeständen, Suiten, Merchandising-Geschäften und einem großen Video-Display noch weitere Elemente wie Hotels, Fitness-Clubs, Filmtheater oder Büroflächen beinhalteten. Im Zuschauersport hat insbesondere die Ausstattung mit Business-Seats und Logen (auch Hospitality genannt) zu deutlich höheren Einnahmen aus dem Zuschauerbereich geführt. Die folgende Tabelle zeigt, dass der Anteil dieser Kategorien etwa 7 bis 10 Prozent der Platzkapazität ausmacht. Hingegen beträgt der Anteil der Zuschauereinnahmen aus diesem Segment bis zu 35 Prozent.
Neue Konzepte zur Finanzierung
Sportstätten- anlagen und -räume
3
Stadion
Stadt
Gesamt
Schnitt 09/10
Anteil Logen-‐seats
Anteil Business-‐seats
Anteil Stehplätz
e
Weser-‐Stadion Bremen 42.100 36.015 1,7% 5,1% 23,0%
Coface Arena Mainz 34.034 32.990 2,5% 7,2% 40,5%
Neuer Tivoli Aachen 32.960 22.252 1,0% 4,0% 35,4%
Schauinsland-‐Reisen-‐Arena Duisburg 31.500 14.070 1,3% 4,9% 22,3%
SGL Arena Augsburg 30.660 30.000 1,7% 5,8% 37,5%
BayArena Leverkusen 30.500 29.307 1,3% 6,6% 14,1%
Volkswagen Arena Wolfsburg 30.000 29.232 1,1% 4,3% 26,7%
Rhein-‐Neckar-‐Arena Sinsheim 30.000 29.688 1,7% 4,7% 16,9%
Tabelle 1: Daten ausgewählter deutscher Fußballstadien (eigene Darstellung)
Neben dem Zuwachs der Hospitality-Sitze kann man im Vergleich aller Stadien der Fußballbundesligisten (Referenzsaison 2009/10) erkennen, dass insgesamt die Zahl der Zuschauerplätze gesunken, der Anteil aller Stehplätze aber gestiegen ist (vgl. Tab. 2).
Sportstätten- anlagen und -räume
4
Tabelle 2: Entwicklungen der Sitz-, Steh- und Hospitality-Plätze in 23 Stadien mit
über 23.000 Zuschauern der beiden ersten Fußballligen im Jahr 2010 (eigene Darstellung)
Während damit die Funktionalität in der Nutzung außerhalb von Sportereignissen wuchs, sank die Funktionalität hinsichtlich einiger Sportarten. So bietet sich beispielsweise in Deutschland nur noch das Berliner Olympiastadion an, um dort große Leichtathletikveranstaltungen durchzuführen. Mit der multifunktionaleren Gestaltung und zusätzlichen technischen und sicherheitsrelevanten Anforderungen stiegen unweigerlich die Kosten für den Bau und Betrieb (vgl. Tabelle 3). Zudem ist in vielen Regionen der Marktdruck sehr hoch. Im kommunalen Wettbewerb mit anderen Großveranstaltungsstätten, Messen, Veranstaltungshallen oder kongressorientierten Hotels stoßen Nachfrager auf ein breites Angebot für kleine oder große Veranstaltungsanbieter (vgl. auch Rebeggiani & Witte, 2007, S. 6). AUSZUG::::: AUSZUG::::::AUSZUG:::::AUSZUG:::::: COPYRIGHT ZFH
Konkurrenz-situation der Veranstal-tungsfacilitys
Sportstätten und die öffentliche Hand
5
2 Sportstätten und die öffentliche Hand
Lernziel Das zweite Kapitel veranschaulicht die unterschiedlichen Rollen der öffentlichen Hand bei der Sicherung der Sportstätteninfrastruktur. Der Leser soll die Situation und den Handlungsraum insbesondere der Kommunen nachvollziehen. Maßgebliche Gestaltungsmöglichkeiten wie die Sportstättenentwicklungsplanung und PPP-Modelle werden dargestellt und können so diskutiert und abgewogen werden.
2.1 (Sport-)politische Aspekte
Die Finanzlage der öffentlichen Haushalte verschlechtert sich z. T. bereits seit den 1950er Jahren, und die jährliche Verschuldung der vieler Gemeinden, vieler Länder und des Bundes nimmt zu. Die hohe Verschuldung der Kommunen erschwert zunehmend den Bau, den baulichen Unterhalt oder Betrieb von Sportstätten. Daher benötigen öffentliche Engagements z. B. bei der Stadionfinanzierung oder dem Bau neuer Schul- und Sporthallen eine besondere Rechtfertigung. Bei allen Ausgaben und insbesondere bei Investitionen in neue Facilitys steht die Prüfung des öffentlichen Interesses an (vgl. auch Nord/LB, 2001, S. 55). Die Aufgabenerledigung einer Kommune z. B. in NRW erfolgt nach der Gemeindeordnung NRW. Daraus leiten sich gesetzliche Verpflichtungen ab, welche Aufgaben zwingend zu erfüllen sind. Freiwillige Aufgaben stehen der Gemeinde zwar im Rahmen der Selbstbestimmung frei, aber nur in den Grenzen ihrer finanziellen Möglichkeiten. Viele Kommunen stellen den Betrieb einiger ihrer Sportstätten regelmäßig in Frage. Dass der Sparkurs der Gemeinden auch bzw. insbesondere Kosteneinsparungen im Sportbereich einschließt, wird an dem Haushaltssicherungskonzept (HSK) der Stadt Wuppertal aus dem Jahr 2009 deutlich. Dort wurden u. a. drei Frei- und zwei Hallenbäder geschlossen. Als Begründung wurde auf die hohen Investitions- und Betriebskosten der Bäder und die rückläufigen Besucherzahlen verwiesen (vgl. Jung & Slawig 2009, S. 7). Unter allen kommunalen Sportstätten stehen die Schwimmbäder aufgrund
kritische Ge-samtsituation der öffentli-chen Hand
Sportstätten und die öffentliche Hand
6
ihrer hohen Instandhaltungs- und Betriebskosten verstärkt im Blickpunkt (vgl. auch Schneider & Thieme, 2011). Angesichts der Verschuldung und teils anzunehmenden Überversorgung in einzelnen Regionen durch Bevölkerungsrückgänge ist es notwendig, die Stilllegung und Schließung von Sportstätten als Lösung zu prüfen. Dem Vorbild von Wuppertal werden in den nächsten Jahren weitere Kommunen und Städte folgen. Wenn die Nachfrage dem Angebot einer bestimmten Sportstätte nicht mehr annähernd entspricht, ist es sinnvoll, diese Sportstätte in der Zukunft stillzulegen. Der Sport steht im Wettbewerb mit den sozialen und kulturellen Lebensbereichen oder der Wirtschaftsförderung und Infrastrukturprojekten einer Stadt. Daher treffen, vereinfacht betrachtet, Kommunen auf drei Ebenen Entscheidungen bzgl. ihrer Sportstätten: 1. Müssen wir bestimmte Sportstätten erhalten/bauen? 2. Können und wollen wir Sportstätten erhalten/bauen? 3. Wenn wir Sportstätten erhalten/bauen, ist zu überlegen, in welcher Art und Weise die Sportstätte finanziert, gebaut und betrieben wird. Die Sportstättenplanung ist auch untrennbar mit den Schülerzahlen in den Städten verbunden. Dies schlägt sich bei der Nutzung von Schulturnhallen durch die Vereine nieder. Dort wo Schulhallen nicht mehr zwingend von den Städten benötigt werden, schwindet deren Wille, diese „nur“ für den Vereinssport zu erhalten. Den kommunal vorgehaltenen „Basis-Sportstätten“ wie Schulturnhallen fügt Wadsack (2011, S. 48) drei weitere Varianten kommunal getragener Sportanlagen hinzu. Die zweite Gruppe umfasst kommunal finanzierte Stadien und Mehrfachsporthallen in mittlerer Größe, die einer Mischnutzung unterliegen. Den dritten Typus der Großsportanlagen gliedert er in kommunal finanzierte und privat- bzw. mischfinanzierte Objekte (ebd.). Hier treten beispielsweise Dauermieter, wie Vereine im Bundesligaspielbetrieb, neben Einzelgroßveranstaltungen in Erscheinung. Das Instrument der Städte zur Analyse der Sportstättensituation ist die „Sport-(stätten)entwicklungsplanung“. Hier fließen die IST- als auch die zukünftige SOLL-Situation der Sportstättenplanung ein, demnach auch die möglichen Antworten auf die Fragen zu den Sportstätten, die erhalten werden müssen (Frage 1) oder zu der gewünschten Sportstättensituation (Frage 2).
Streben nach öffentlichen Mitteln
Merkmale von „Turnhallen“
Sportstätten und die öffentliche Hand
7
Im Rahmen der dritten Frage stehen zunehmend der Bau und Betrieb mittels Privatisierung von Angeboten im Fokus. Der Begriff der Privatisierung beschreibt in diesem Zusammenhang die Übernahme öffentlicher Angebote und Leistungen von nicht öffentlichen Organisationen. Vielfach lassen sich diese Kooperationen als Formen von Private-Public-Partnership (PPP) beschreiben (vgl. Kap. 2.3). Zwar ist festzustellen, dass private Betreiber zunehmend Sportstätten bauen und führen, allerdings scheint die dominante Rolle der Kommunen unangefochten zu sein. Der Grund dafür sind die hohen Kosten der Infrastruktur und vielfach zunächst überschätzte, aber dann nicht realisierte, „Nutzungsrückflüsse“ von Sportstätten (Dietl & Pauli, 1998, S. 36).
2.2 Sportentwicklungsplanung
Der öffentliche Sportstättenbau muss in die Sportentwicklungsplanung und in die Stadtentwicklungsplanung (Bauleitplanung) eingebettet werden.1 Sportstätten, zumal wenn es sich um Außensportanlagen handelt, haben aufgrund ihrer Größe und der dazugehörenden Infrastruktur (Zufahrten, Stellplätze, Abstandsflächen zur Nachbarbebauung) einen erheblichen Einfluss auf das Stadtbild und in eng bebauten Innenstädten einen nicht mehr realisierbaren Flächenbedarf. In weiten Teilen Deutschlands ähneln sich die Randbedingungen und auch die Prognosen für die zukünftigen Anforderungen an die breitensportlichen Sportstätten. Wetterich et al (vgl. 2009, S. 3 ff.) kommen zu folgenden Annahmen:
1 Die Raumordnung und die Landesentwicklungsplanung werden im Rahmen dieses Lehrheftes
nicht weiter berücksichtigt.
Rahmen der Sportstätten-planung
Sportstätten und die öffentliche Hand
8
„Zwar bleibt der Flächenbedarf eher gleich, aber das Spektrum der Sportarten erweitert den Bedarf nach unterschiedlichen Sportstättentypen. Es kommt zu einem Anstieg der witterungsgeschützten Anlagen. Der Bedarf nach regelkonformen Sportstätten bleibt hoch, aber er sinkt. Ökologische Aspekte werden wichtiger. Das Spektrum der Finanzierung und der Betriebsformen steigt. Der Bedarf nach dezentraleren Sportstätten steigt. Nutzer und Anbieter stimmen sich zukünftig enger ab.“ Die Sportstättenentwicklungsplanung der Kommunen basiert an vielen Stellen auf einem quantitatives Verfahren. Im Abgleich des vorhandenen Angebots, der aktuellen Nachfrage und des abgefragten zukünftigen Bedarfs der Bürger, soll ein Plan das jetzige und zukünftige SOLL definieren. Dies löst allerdings eine Reihe methodischer Probleme aus. Schon der verwendete Sportbegriff kann einen Ausgangspunkt für falsche Planungen bieten. „Die bilanzierende Erhebung des Sportbedarfs als Art und Umfang der ausgeübten Sportarten beinhaltet die Tendenz, das Sporttreiben auf bekannte Sportarten (Kern- und Sondersportarten) zu konzentrieren.“ (Wetterich et. al. 2002). Oftmals übersteigen die Erwartungen an die Sportstättenplanung die Hoffnungen der Vereine oder Nutzer nach mehr oder besseren Sportstätten.
2.3 Die Kommune als Besitzer und Betreiber
AUSZUG::::: AUSZUG::::::AUSZUG:::::AUSZUG:::::: COPYRIGHT ZFH AUSZUG::::: AUSZUG::::::AUSZUG:::::AUSZUG:::::: COPYRIGHT ZFH
Idee der Sport-stättenentwick-lungsplanung
Sportstätten und die öffentliche Hand
9
3 Finanzierung von Sportstätten
Lernziele Das dritte Kapitel informiert über ausgewählte Optionen, Sportstätten zu finanzieren. Der Leser erhält vor allem einen Einblick in die Bedeutung der wesentlichsten Bausteine für eine Investition in eine neue Sportstätte. Nach der Bearbeitung dieses Kapitels kann die Bedeutung von Eigen- und Fremdkapital nachvollzogen werden. Letztlich wird in der Praxis i. d. R. ein Mix unterschiedlicher Finanzbausteine gewählt, welche im Folgenden betrachtet und bewertet werden. So wird der Leser befähigt, die Finanzierungsalternativen nachzuvollziehen und selbstständig zu beurteilen.
3.1 Grundzüge der Finanzierungsalternativen
Das Ziel jeder Finanzierungssituation ist es, aus verschiedenen Optionen die beste Alternative auszuwählen, was auch in eine Kombination unterschiedlicher Finanzierungsinstrumente münden kann. Das Abwägen dieser Formen muss unter Berücksichtigung aller relevanten Randbedingungen, Zielstellungen und Riskioannahmen erfolgen, was nicht selten zu einem komplexen Finanzierungsmodell führt (vgl. auch Keller, 2008, S. 277). Wenngleich die Finanzierung einer Sportstätte also zahlreiche Bausteine umfassen kann, hat die Herkunft des Eigenkapitals zur Folge, dass vier wesentliche Finanzierungsalternativen betrachtet werden können (vgl. auch Nord/LB, 2001, S. 54). Die erste Alternative stellt die öffentliche Hand dar, welche in der Vergangenheit oft die Komplettfinanzierung übernahm (vgl. auch Keller, 2008, S. 277 und Kap. 2). Die zweite Alternative koppelt alle Aufgaben an die Nutzer, z. B. einen Verein. Die komplette Finanzierung durch einen Verein ermöglicht diesem einen großen Spielraum bei der Gestaltung und Vermarktung des Stadions oder der Sporthalle. Jedoch spiegelt das wirtschaftliche Leistungspotenzial der meisten Vereine kaum Möglichkeiten wider, durch Gewinnthesaurierung ausreichend hohe Finanzreserven aufzubauen oder notwendige Kredite zu
Akteure der Sportstätten-finanzierung
Sportstätten und die öffentliche Hand
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erhalten, um beispielsweise Stadien zu bauen (vgl. auch Keller, 2008, S. 277). Ein privater Investor könnte ein drittes Finanzierungsmodell eröffnen. Allerdings können diesem marktgerechte Renditeerwartungen unterstellt werden, die in den folgenden Perioden, zu Forderungen führen können, die für die Nutzer, wie z. B. Vereine, Belastungen zur Folge hätten. Zukünftige Einnahmen sind im Sport auch und oftmals vor allem an relativ hohe Auslastungen der Sportstätte gekoppelt. Allerdings unterliegt die Prognose der zukünftigen Einnahmen hohen Unsicherheiten, die z. B. mit schwankenden, sportlichen Entwicklungen einhergehen. Erfüllen sich die Erwartungen der Investoren aber nicht, haben diese kaum Möglichkeiten, das Geschäftsmodell zu verändern oder sogar die Immobilie zu veräußern. Diese Risiken erschweren ein privatwirtschaftliches Engagement z. B. bei der Stadionfinanzierung (vgl. Nord/LB, 2001, S. 54f). Im vierten Finanzierungsmodell kommen die Akteure der ersten drei Alternativen zusammen. Bei der Kombination öffentlicher und privater Partner (Public Privat Partnership, kurz „PPP“) handelt es sich um eine Kooperation zwischen mindestens einem privaten Investor und der öffentlichen Hand (vgl. 2.3).
3.2 Finanzierungsinstrumente
Mit den verschiedenen Finanzierungsalternativen gehen nicht nur Fragen der Eigenkapitaleinlage einher, sondern es treten weitergehende Formen der Kapitalbeschaffung regelmäßig in Erscheinung, insbesondere bei der Gründungs- bzw. Neu- und Umbauinvestition. Es sind sowohl unterschiedliche Formen als auch Systematisierungen dieser Finanzierungsformen denkbar (vgl. auch Vornholz, 2005; Rebeggiani & Witte, 2007). Hovemann & Fuhrmann (2011) erläutern sechs Elemente in einem Finanzierungskontrakt anhand von vier ausgewählten Finanzierungsmodellen (vgl. Abbildung 6). Ausgangspunkt der Planungen ist oftmals die Rechtsstellung des Besitzers oder Betreibers einer Sportstätte (vgl. auch Kap. 3.4). Letztlich wird anhand des Finanzierungpreises und der daraus ableitbaren Amortisation der Investition ein passendes Modell entwickelt. Der Preis wiederum wird von den Fristen und der Besicherung der Investition beeinflusst.
Vielzahl der Instrumente
Risiken engen Engagement stark ein
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Abbildung 1: Identifikation und Bewertung von Finanzierungsmodellen für
Sportstätten (Quelle: Hovemann & Fuhrmann, 2011, 57)
Wie auch die nachstehende Tabelle und die folgenden Abschnitte aufzeigen, stehen Formen der Eigen- und Fremdfinanzierung grundsätzlich auf dem Prüfstand bei der Entwicklung des Finanzierungskonzeptes. Begrenzen die dadurch aufbringbaren Mittel die Bauoptionen, sind weitere Finanzbausteine (wie Leasing) oder weitere Finanzgeber bzw. Bauherren denkbar (wie z. B. Investoren). Weitere Finanzierungsmöglichkeiten gliedert die folgende Tabelle nach der Kapitalzufuhr von Eigen- oder Fremdkapital. Das Mezzanine-Kapital vermischt diese beiden Kapitalquellen (vgl. Lehrheft Finanzierung und Controlling).
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Finanzierungsmöglichkeiten z. B. für einen Stadionbau, -umbau Eigenkapital Mezzanine-
Kapital Fremdkapital
Gewinnthesaurierung Private Equity
stille Beteiligung Nachrangdarlehen Wandelanleihe Genussscheine
Kreditfinanzierung kommunale Bürgschaft Fan-Anleihen
Abbildung 2: Ausgewählte Finanzierungsmöglichkeiten für einen Stadionbau, -umbau (eigene Darstellung, in Anlehnung an Leki, 2004, S. 172)
3.2.1 Eigenfinanzierung durch Eigenkapital/eigene Mittel
Für den Bau von Sportstätten aus Eigenmitteln muss unterschieden werden, ob Vereine oder Kapitalgesellschaften tätig sind. Unternehmen können Kapital durch Beteiligungen oder Einlagen von bspw. privaten Investoren oder Gesellschaftern zur Verfügung gestellt bekommen und damit Formen der Finanzierung von außen aufgreifen. Daneben können diese ihr Eigenkapital durch den Einbehalt von Gewinnen (Thesaurierung) steigern und so eigenes Kapital für die Finanzierung einer Sportstätte aufbringen. Vereinen verschließt sich die Möglichkeit, Eigenkapital zur Finanzierung aufzubringen. Dennoch können, beispielsweise durch Gewinnrückstellung, eigenes Kapital bzw. Eigenmittel angespart werden (vgl. auch Kap. 1.5 Lehrheft Finanzierung und Controlling im Sport). Im Rahmen eines Finanzierungsmodells reduziert sich der Bedarf nach Krediten mit der Höhe eigener Mittel. Dies verbessert i. d. R. auch die Kreditwürdigkeit und damit die Kreditkonditionen (vgl. auch Kap. 3.3). Außerhalb der Beschaffung von Eigenkapital z. B. an der Börse, können Dritte Kapital als Eigenkapital zur Verfügung stellen. Damit stehen unterschiedliche Formen der Finanzierung offen. „Private Equity“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass z. B. institutionelle oder private Geldgeber nicht börsengehandeltes Beteiligungskapital für verschiedene Finanzierungsanlässe in die Organisation einbringen. Der Bau und die Finanzierung einer Sportstätte kann ein Anlass sein (vgl. Keller, 2008, S. 264).
Private Equity
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3.2.2 Mezzanine-Kapital und Wandelanleihen
Genussscheine weisen Merkmale einer Mischung von Eigen- und Fremdkapital auf und werden daher als mezzanines Finanzierungsinstrument bezeichnet (vgl. Lehrheft Finanzierung und Controlling). Die Emission von Genussscheinen ist außerhalb der Platzierung am Kapitalmarkt in der Rechtsform unabhängig. Im Gegensatz dazu müssen Wandelanleihen über den Börsenmarkt handelbar und in Aktien umwandelbar sein. AUSZUG::::: AUSZUG::::::AUSZUG:::::AUSZUG:::::: COPYRIGHT ZFH