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Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen...

Date post: 27-Jul-2015
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author: Andreas G. Heiss; published in: Hubert Steiner (ed.), Alpine Brandopferplätze. Archäologische und naturwissenschaftliche Untersuchungen / Roghi votivi alpini. Archeologia e scienze naturali. Forschungen zur Denkmalpflege in Südtirol / Beni culturali in Alto Adige : studi e ricerche 5. Editrice Temi, Trento (2010): 787-825Abstract:Archaeobotanical analysis of charred plant maroremains from the La Tène cult site at St. Valburga in Val Ultimo resulted in the largest spectrum of cultivated and wild plants ever documented for an Alpine burnt-offering site (Brandopferplatz; rogo votivo). Apart from cereals (mainly hulled wheat species, hulled barley and broom corn millet) also legumes/pulses and oilseeds are part of the offerings. The plant material is however dominated by fragments of a cereal product (porridge/bread). From its components, wheat and foxtail millet could be identified. Fruits gathered in the wild are of minor importance in the offerings. Numerous finds of disturbance-indicator plants can be interpreted as resulting from their local occurrence and thus indicating phases during which the offering site was not in use. A find of juniper may represent incense remains. Despite of the complexity of the site the botanical finds show no clear differentiation between the different areas of the sanctuary. The charcoal remains point to indiscriminate gathering of fuelwood from the surrounding mixed spruce woods. A major part of this fuelwood consists of deadwood and/or twigs. The synopsis of archaeobotanical investigations at Bronze Age and Iron Age Alpine burnt-offering sites demonstrates the representation of everyday foodstuff in the offerings. Domesticated plants outweigh fruits gathered in the wild, and processed food outweights "raw" crops. The species composition of firewood seems not to have played any significant role in the Alpine burnt-offering rites, as in most cases wood was randomly gathered from the surrounding forests, with high proportions of deadwood.
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St. Walburg, im Vergleich mit weiteren alpinen Brandopferplätzen

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Speisen, Holz und RäucherwerkDie verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg

Die Biologie hat sich, wie auch andere Naturwissenschaften, in den letzten Jahrzehnten als wichtige Hilfs- und Schwesterdisziplin der Archäologie etab-liert. Botanische und zoologische Untersuchungen begleiten heute meist als Selbstverständlichkeit die archäologische Forschungsarbeit, um ergänzende Informationen zu Kultur und Umwelt vergangener Epochen zu gewinnen. Die für naturwissenschaftliche Analysen am Brandopferplatz von St. Walburg op-timalen Rahmenbedingungen wurden maßgeblich vom Amt für Bodendenk-mäler in Bozen gestaltet, wofür insbesondere Dr. Hans Nothdurfter und Mag. Dr. Hubert Steiner sehr zu danken ist. Die Durchführung der botanischen Un-tersuchungen erfolgte im Rahmen eines durch Prof. Dr. Walter Leitner (Uni-versität Innsbruck) geleiteten Projekts, finanziert durch den Österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)1.

Zu Beginn der archäobotanischen Analysen in St. Walburg stand die Frage im Vordergrund, welche Bedeutung pflanzlichen Materialien im Brandopferri-tus zugekommen war. Eine Vielzahl von Materialien und Verwendungsmöglich-keiten war zunächst denkbar. Für alpine Brandopferplätze wurden etwa, unter anderem unter Heranziehung schriftlicher und ikonographischer Quellen der griechischen Antike, folgende mögliche Opfergaben zur Diskussion gestellt: Getreide (in Form von Garben, Körnern oder Gebäck), Öle, vergorene Geträn-ke, Obst und Nüsse, Blüten, oder auch vegetative Pflanzenteile wie Blätter und Wurzeln2. Auch der Gebrauch hölzerner Kultgegenstände und das Darbringen von Räucherwerk, Heil- oder Schmuckpflanzen war anzudenken.

Neben dem eigentlichen Opfergut stand auch die Frage nach einer dauern-den oder einer saisonalen Nutzung alpiner Brandopferplätze im Mittelpunkt der Untersuchungen. Dies konnte von archäologischer Seite bisher nur teilwei-se beantwortet werden3. Es war zu überprüfen, ob die pflanzlichen Opfergaben (oder auch deren zufällige Beimischungen) zur Klärung einer ggf. periodi-schen Nutzung beitragen könnten.

Besonderes Augenmerk wurde auch auf die zum Befeuern der Altäre ver-wendeten Hölzer gelegt. Denn in anderen (außeralpinen) kultischen Kontex-ten ist die Selektion von Brennholz ein durchaus bekanntes Phänomen. So berichtet etwa Pausanias in seiner „Beschreibung Griechenlands”4, dass der

1 FWF Proj.-Nr. P16714: „Der Brandopferplatz von Ulten/St. Walburg (Südtirol)“2 Vergleiche hierzu die Texte zu alpinen Brandopferplätzen von Zanier (1999), Metzger (2002)

und Walde (2002) sowie Steiner in diesem Band, die grundsätzlichen Überlegungen zu Brand-opfern bei Braun (1995), Brumfield (1997), Eberhart (2004), McClymond (2004), Naiden (2006) und Watts (2006), ebenso aber auch die entsprechenden Passagen bei Pausanias (Jones & Ormerod 1926).

3 Siehe dazu Steiner (2005), bzw. Steiner in diesem Band.4 ‘Eλλάδος Περιήγησις: Jones & Ormerod (1926)

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Abb. 1 Lage von St.Walburg (U)im Gebiet der Gesamtuntersu-chung.

: archäobotanisch neu bearbeitete alpine Brandopfer-plätze (s. Heiss 2008). : bereits früher publizierte Funde pflanzlicher Opfergaben aus alpinen Brandopferplätzen und zirkumalpinen Kultstätten mit Brandopferungen (letztere werden im aktuellen Artikel nicht behan-delt).

Abkürzungen: s. Tab. 1.

Farbsignaturen

Rot: KupferzeitOrange: SpätbronzezeitGelb: La Tène- bis Römische Kaiserzeit..

Literaturangaben zu den Kultstät-ten s. Tab. 7 und Tab. 8 sowie in Heiss (2008, S. 7). Kartengrundla-ge: Google (2007), verändert.

olympische Zeusaltar ausschließlich mit Holz der Silberpappel beschickt wer-den durfte. Für Leichenkremationen der römischen Kaiserzeit ist durch ar-chäobotanische Daten dokumentiert, dass fast ausschließlich Eichen- Buchen- und Hainbuchenholz zur Befeuerung der Scheiterhaufen verwendet wurde5. Auch in den vorrömischen alpinen Brandopferplätzen musste deshalb damit gerechnet werden, dass selektive Vorgänge stattgefunden haben könnten. Die Holzkohlenspektren wurden daraufhin überprüft.

Eine umfassende Bearbeitung dieser Fragestellungen wurde im Rahmen einer Dissertation an der Universität Innsbruck6 durchgeführt und liegt in-zwischen vor7. Neben der Kultstätte von Ulten, St. Walburg wurden darin acht weitere alpine Brandopferplätze archäobotanisch untersucht und ausgewertet, unter Einbeziehung bereits veröffentlichter Analysen inner- und zirkumalpi-ner Kultstätten mit Brandopferungen |Abb. 1|. Der vorliegende Bericht stellt einen Auszug dieser Arbeit dar.

Rezente Umweltbedingungen am Opferplatz von St. Walburg

Die Lage des Ultentals8 in den Zentralalpen spiegelt sich zunächst in der aussschließlich kristallin geprägten Geologie wider. Die nördlich liegenden Ausläufer des Ortlermassivs setzten sich überwiegend aus Quarzphylliten und Orthogneisen zusammen, während die Nonsberggruppe im Süden von Paragneisen und Glimmerschiefern dominiert wird9 |Abb. 2 |. Dies schafft die Ausgangsbedingungen für die Bildung „saurer“ Bodentypen im Untersu-chungsgebiet, je nach Bodenentwicklung und Lage etwa Ranker, karbonatfreie Braunerden oder Podsole10.

5 Kreuz (2000), Heiss et alii (2008)6 Betreuer: Prof. Mag. Dr. Klaus Oeggl, Institut für Botanik7 Heiss (2008)8 Zur Topographie des Kultplatzes von St. Walburg siehe Steiner in diesem Band.9 Beck-Mannagetta & Braumüller (1986), Autonome Provinz Bozen-Südtirol (2006)10 vgl. Nestroy et alii (2000)

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Abb. 2 Geologie im Bereich des Ultentals. Die Positionen des Brandopferplatzes (St. Walburg) und des zur Rekonstruktion der Vegetationsgeschichte genutzten Pollenprofils (Totenmoos, siehe Oeggl & Kofler in diesem Band). Kartengrundlage: Autonome Provinz Bozen-Südtirol (2006), verändert.

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Die mittleren monatlichen Temperaturen in St. Walburg |Abb. 3 | unter-schreiten trotz der Höhenlage auch in den Wintermonaten nur selten die 0°C-Grenze und bezeugen dadurch die klimatische Nähe zum Vinschgau. Ganz anders die Niederschlagsverhältnisse: die Summe der Jahresniederschläge fällt in St. Walburg deutlich höher aus als in den nördlich angrenzenden Trocken-gebieten des Eisacktals. Zwei Niederschlagsmaxima in Mai und Oktober stehen einem Minimum im Januar gegenüber, bei einer Niederschlagssumme von 848 mm11. Aus historischer Zeit sind häufige Überschwemmungen aufgrund som-merlicher Gewitterregen dokumentiert12.

Der Talboden des Ultentals wird heute von landwirtschaftlichen Flächen eingenommen, während die umgebenden Hänge fast ausschließlich von mon-tanen Fichten- und Fichtenmischwäldern dominiert sind13 |Abb. 4 |. Diese sind in den niedrigeren Lagen vor allem der orographisch rechten Talseite stel-lenweise als Fichten-Tannenwälder ausgeprägt. Die in die Falschauer entwäs-sernden Bäche werden von Grauerlenbeständen begleitet. Im subalpinen Be-reich geht der Fichtenwald schließlich in Grünerlenbestände und subalpine Fichten-Zirben- sowie Lärchen-Zirbenwälder über. Oberhalb der Waldgrenzen sind silikatisch geprägte Zwergstrauchheiden vorherrschend. Das Areal des Brandopferplatzes ist heute teils durch Wohngebäude überbaut, teils anthro-pogen überprägte Sukzessions- bzw. Brachfläche14. Entsprechend den Angaben zur potenziellen natürlichen Vegetation würden auf der Höhe des Kirchhügels (1.190 m ü. NN) heute montane Fichten- und Fichten-Lärchenwälder dominie-ren, unterbrochen durch die erwähnten gewässerbegleitenden Erlengehölze15. Die potenzielle Vegetation der oberhalb anschließenden Höhenstufen deckt sich im Wesentlichen mit den aktuellen Verhältnissen (s.o.).

Die Vegetationsgeschichte des Ultentals im Raum St. Walburg wurde an-hand des Pollenprofils aus dem nahe gelegenen Moor Totenmoos (46°38‘08“N,

11 Institut für Geographie (2007)12 etwa bei Fischer (1985)13 Peer (1991)14 Vergleiche hierzu die Abbildungen bei Steiner (2003) sowie in diesem Band.15 Schiechtl (1987)

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Abb. 3 Klimadiagramm vom Zoggler Stausee bei St. Walburg. Daten aus Institut für Geographie 2007; Diagrammerstellung mittels GeoKLIMA 2.1 (Hanisch & Schulz 1998).

Abb. 4 Die aktuelle Vegetation im Bereich des Ultentals. Karte: Peer (1991), verändert.

Zoggler St ua see, Ultental / Val d’Ultimo (I)

46°32'N/10°59‘E (1144 m)

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11°01‘37“O; 1.718 m ü. NN) detailliert erarbeitet16. Kurz zusammengefasst zei-gen sich in den Ergebnissen erste Hinweise zur menschlichen Einflussnahme auf die Vegetation um ca. 4.000 cal. BC, die stetig zunimmt. Brandrodungen zeichnen sich vor allem während des Bestehens des St. Walburger Heiligtums in der jüngeren Eisenzeit ab. Nach einer Erholungsphase während der Römi-schen Kaiserzeit liegen Hinweise auf intensive landwirtschaftliche Nutzung wie-der ab dem Mittelalter vor.

Material und Methoden

ErhaltungsbedingungenPflanzliche Gewebe können bei unvollständigen Verbrennungsvorgängen verkohlt erhalten bleiben17. Diese Erhaltung fällt umso besser aus, je weniger Luftsauerstoff verfügbar ist und je niedriger und konstanter die Temperaturen sind. Bei optimalen Bedingungen bleibt die Gestalt der Zellwände trotz dras-tischer chemischer Veränderungen nahezu unverändert erhalten und erlaubt die Identifizierug von Pflanzenresten anhand ihrere Mikroanatomie. Bei zu hohen Temperaturen kann es hingegen zu destruktiven Gewebeveränderun-gen kommen, eine zu hohe Sauerstoffzufuhr führt zur vollständigen Verbren-nung zu Asche.

Eines der Grundprinzipien eines Brandopfers liegt nun aber in der Zerstö-rung der Opfergaben18, weshalb die Opfernden vermutlich für optimale Ver-brennungsbedingungen (s.o.) sorgten. Archäozoologische Untersuchungen konnten aus dem Erhaltungszustand von Knochenfunden zumindest punktu-ell sehr hohe Temperaturen (bis 1.000°C und darüber) und wiederholte Ver-brennungsvorgänge ableiten19. Es war somit bereits von konzeptioneller Seite mit schlechten Ausgangsbedingungen für die Erhaltung verkohlter Reste zu rechnen, bzw. nur mit der Erhaltung einzelner „verunglückter“ Opfergaben, die z.B. durch den Scheiterhaufen fielen und somit unterhalb des Feuers zu lie-gen kamen. Die Ergebnisse der Voruntersuchungen am Brandopferplatz von St. Walburg20 bestätigten bereits das Vorliegen dieser ungünstigen Rahmenbe-dingungen.

Probenentnahme und -aufbereitungAufgrund der klimatischen und bodenbedingten Erhaltungsbedingungen21, sowie unter dem Aspekt der Auswertung pflanzlicher Bestandteile der Brand-opferungen, wurden an allen untersuchten Kultstätten ausschließlich verkohl-te Pflanzengroßreste ausgewertet. Zum Zeitpunkt der botanischen Analysen waren die jeweiligen Ausgrabungen bereits abgeschlossen, der archäobotani-sche Bearbeiter hatte deshalb keinen Einfluss auf die Strategie der Probenent-nahme.

Die Erdproben von St. Walburg wurden in den ersten Grabungskampagnen überwiegend aus den Brandschichten im Bereich der Altäre e und f entnom-men |Abb. 5 |. Weitere Proben stammen aus dem Nord-Süd-Schnitt, der im Jahr 2000 quer durch den Opferplatz angelegt wurde, und der auch die übrigen Strukturen erfasst |Abb. 6 |. 31 Erdproben im Umfang von knapp 100 kg bzw. 45,83 l wurden archäobotanisch untersucht. Von einigen der umfangreicheren Erdproben wurden Teilproben gezogen |Tab. 4 |. Mit Hilfe eines Riffelteilers (Retsch RT 25, Rasterweite 25 mm) wurden jeweils etwa ¼ des Materials für botanische und zoologische Untersuchungen abgetrennt, 50% wurden als Re-

16 Heiss et alii (2005), sowie ausführlich bei Oeggl & Kofler in diesem Band17 Zu den Rahmenbedingungen der hier stattfindenden Pyrolyse siehe etwa Jacomet & Kreuz

(1999), aber auch Heiss (2008, S. 15f).18 Vergleiche hierzu die ausführlichen Diskussionen bei Gleirscher (2002), Lang (2002), Schwa-

ger (2002) und Walde (2002), außerdem auch Steiner in diesem Band.19 Becker et alii (2005), Zohmann (2006) sowie Zohmann in diesem Band; vergleiche dazu auch

die Experimente bei Mäder (2002)20 durch Oeggl (1992) und Rösch (2002)21 siehe hierzu Heiss (2008, S. 15f)

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Abb. 5 Beprobungsschema des Brandopferplatzes von St. Walburg (Teil 1: Flächenplan). I-X Lehmtennen, a-f gemauerte Altäre, S Steinkreis. Quadrate: Probennahmen für 14C-Datierungen. Nummerierte Kreise: Entnahme von Erdproben für die botanische Bearbeitung (1: U-000C, 2: U-M001, 3: U-N39a, U-N39b, 4: U-N43a, 5: U-N46a, U-N46b, 6: U-000R, 7: U-000B, U-1244, U-1250, 8: U-1225, U-1226, U-1235, U-1251, 9: U-S20a, 10: U-000A). Grabungsskizze: Steiner (unpubl.), verändert.

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ferenzproben an den archäologischen Bearbeiter Mag. Dr. Hubert Steiner re-tourniert. Im Rahmen der Gesamtuntersuchung wurden zusätzlich 60 Proben aus weiteren acht alpinen Brandopferplätzen analysiert |Tab. 2, Tab. 3 |.

Gewicht und Verdrängungsvolumen der lufttrockenen Bodenproben wur-den erfasst, die enthaltenen verkohlten Pflanzenreste mittels Dichtetrennung (Flotation) vom mineralischen Bodenmaterial abgetrennt und mittels gestaf-felter Siebsätze in mehrere Fraktionen (2 mm, 1 mm, 500 µm, 250 µm) geteilt. Sowohl die leichten (v. a. verkohltes organisches Material) als auch die schwe-ren Fraktionen (v. a. Steine, Knochen) wurden getrocknet und vollständig ver-lesen22. Holzkohlen sowie die AOV23 wurden nur aus der Fraktion > 2 mm ent-nommen und analysiert, da beide Materialgruppen sehr leicht fragmentieren und keine sinnvollen Zähldaten für die kleineren Fraktionen erwarten ließen. Von den Holzkohlenfragmenten der 2 mm-Fraktion wurden je untersuchter Probe 50 Stück zufällig entnommen und bestimmt.

Bestimmung der PflanzenresteDie Identifikation der verkohlten pflanzlichen Großreste wurde überwiegend am Auflichtmikroskop bei Vergrößerungen bis zu 40 x durchgeführt, unter Nutzung von Bestimmungsliteratur24 sowie der Rezentsammlung am Institut für Botanik der Universität Innsbruck.

Im Fundgut sowohl von St. Walburg als auch der anderen untersuchten Brandopferplätze trat eine große Zahl von amorphen Klumpen verkohlten organischen Materials auf 25. Solche Funde werden in der archäobotanischen Literatur oft als Fruchtfleisch/Gebäck oder allgemein als AOV („Amorphe Ob-jekte verkohlt“)26 angesprochen. Zu deren näherer Analyse wurden chemische Aufschlüsse27 sowie rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen (am Philips XL 20) eingesetzt, außerdem Spezialliteratur zur Analyse von Getreidegewe-ben28.

Taxonomie und Nomenklatur der nachgewiesenen Pflanzen richten sich nach der 2. Auflage der Exkursionsflora von Österreich, Südtirol und Liech-tenstein29.

Fotos wurden am Wild Photomakroskop M400 mittels angeschlossener Ka-mera (Canon Powershot A95 sowie A540) angefertigt30. Zur Umgehung der begrenzten Tiefenschärfe am Mikroskop wurden bei Bedarf mehrere Einzel-aufnahmen (image stack) zu einem durchgehend scharfen Bild kombiniert31.

Holzkohlen wurden am Zeiss Axioskop unter Nutzung von Standardlitera-tur32 und eines interaktiven Bestimmungsschlüssels33 identifiziert. Zusätzlich wurden mehrere dendrologische und taphonomische Kenndaten erhoben, um Rückschlüsse auf die genutzten Holzqualitäten zu ziehen34.

22 Die Erdproben aus der Grabung Feldkirch, Altenstadt, gelangten bereits vorverarbeitet zur Be-arbeitung (sie waren bereits vom archäologischen Bearbeiter B. Heeb nass gesiebt worden).

23 AOV = „Amorphe Objekte verkohlt“; siehe „Bestimmung der Pflanzenreste“, sowie bei Heiss (2008, S. 26 -30 und S. 131-137)

24 Bei der Bestimmung der Samen und Früchte wurden vor allem die Bücher von Anderberg (1994) bzw. Berggren (1969, 1981) verwendet, zur Identifikation der Getreidekörner und Druschreste wurden hauptsächlich die Arbeiten von Jacomet (1987, 2006) und Knörzer (1971) herangezogen.

25 Alleine am Fundplatz St. Walburg erbrachte die Fraktion > 2mm 4.025 Stück; zu den übrigen Opferplätzen siehe Tab. 2 sowie Heiss (2008, S. 131).

26 Jacomet et alii (2006)27 nach Hansson & Isaksson (1994)28 Körber-Grohne & Piening (1980), Dickson (1987), Gassner et alii (1989), Hansson (1994),

Hahn & Michaelsen (1996)29 Fischer et alii (2005)30 Großer Dank ergeht an dieser Stelle an Herrn Rainer Mehnert, Weil der Stadt, für die Anferti-

gung des verwendeten Okularadapters!31 mittels der Software Helicon Focus (Kozub et alii 2003-2007)32 Grosser (1977), Schweingruber (1978, 1990)33 Heiss (2000-2006)34 Siehe hierzu etwa die Zusammenfassung bei Marguerie & Hunot (2007) bzw. den Methodikteil

bei Heiss (2008, S. 20-26). Es wurden Parameter wie Durchmesser und Breite der Jahreszu-wächse (vgl. Ludemann 1996), die durch das Verkohlen teils aufgetretenen Gewebsschädi-gungen, das Auftreten von Druckholz bei Nadelhölzern sowie Spuren holzzersetzender Pilze festgehalten.

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Abb. 6 Beprobungsschema des Brandopferplatzes von St. Walburg (Teil 2: Ostprofil). Brandhorizonte sind dunkel dargestellt, darin liegende Steinsetzungen weiß hervorgehoben. Quadrate: Probennahmen für 14C-Datierungen. Nummerierte Kreise: Entnahme von Erdproben für die botanische Bearbeitung (1: U-C002, 2: U-B002, 3: U-A002, 4: U-000D, 5: U-000E, 6: U-U-000G, 7: U-000F, 8: U-000I, U-000K, U-K002, 9: U-000H, 10: U-000L). Grabungsskizze: Steiner (unpubl.), verändert.

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Ergebnisse

Pflanzliche Großreste (ohne Holzkohlen)In den untersuchten Proben aus dem Opferplatz von St. Walburg wurden insge-samt 90 Körner und ein Spelzenfragment von Kulturgetreiden nachgewiesen, die sich auf insgesamt 14 Taxa/Sippen35 verteilen |vgl. Tab. 5 |. Diese scheinbar hohe Diversität resultiert aus der Schwierigkeit, einige der schlechter erhalte-nen Funde eindeutig einer Gattung oder Art von Getreide zuzuweisen36. Bei den identifizierten Getreidekörnern (Karyopsen) handelt es sich vor allem um Rispenhirse (Panicum miliaceum), Spelzweizenarten (Einkorn, Triticum monococ-cum, und Emmer, T. dicoccon) und Spelzgerste (Hordeum vulgare). Vereinzelt wurden auch Kolbenhirse (Setaria italica) und Nacktweizen (Triticum aestivum/durum/turgidum) nachgewiesen. Aus den übrigen archäobotanisch untersuch-ten Brandopferplätzen sind vergleichsweise geringere Mengen an Getreiden belegt |Tab. 7, Tab. 8 |.

Die in St. Walburg sehr häufige Materialgruppe der AOV (amorphen Ob-jekte verkohlt) konnte als Reste eines Getreideerzeugnisses bestimmt werden. Dessen nähere Klassifizierung war nicht eindeutig möglich37, doch es fanden sich einige Hinweise sowohl auf Brei38 als auch auf Brot39. Für die Zutaten des Getreideprodukts konnten nur wenige direkte Nachweise erbracht werden: ne-ben Kleieresten von Weizen (Triticum sp.) wurden in der Brei-/Brotmasse von St. Walburg auch Spelzenreste und Aleuronzellen eines nicht näher differen-zierbaren Getreides nachgewiesen, darüber hinaus auch ein vollständiges Korn der Kolbenhirse (Setaria italica). Aus acht weiteren untersuchten Kultstätten liegen Fragmente von Brei/Brot vor40 |Tab. 7, Tab. 8 |, in den meisten Fällen ist Weizen als Zutat belegt. Am Brandopferplatz in Altenstadt bei Feldkirch konn-te Gerste als Komponente nachgewiesen werden41.

In Ulten sind die Funde von Getreidekörnern und -erzeugnis über die ein-zelnen Grabungsbereiche hinweg annähernd gleichmäßig verteilt. Die deut-lich geringeren Fundmengen aus dem Ostprofil im Bereich der Altarreihe sind wohl am ehesten durch das geringere von dort entnommene Probenvolumen zu erklären. Getreidespreu ist nur anhand einer einzelnen Hüllspelzenbasis von Emmer (Triticum dicoccon) belegt. Sie stammt aus Probe U- N46a, die nörd-lich der Altäre e und f entnommen wurde |Abb. 5, Kreis Nr. 5|. Spreureste fin-den sich auch an den übrigen Brandopferplätzen nur sehr spärlich. Einzige Ausnahme ist eine Einzelprobe aus dem Brandopferplatz Feldkirch, Altenstadt, die mehrere Dutzend Ährchengabeln von Emmer und Einkorn enthielt42.

An Hülsenfrüchten konnten in geringer Zahl Erbse (Pisum sativum), Acker-bohne (Vicia faba) und Linse (Lens culinaris) nachgewiesen werden |Tab. 5 |. Mehrere Samen (bzw. deren Fragmente) kultivierter Leguminosen waren nicht näher bestimmbar43, es handelt sich aber aufgrund von Größe und äu-ßerem Umriss vermutlich ebenfalls um Erbse oder Ackerbohne. Die größten

35 entsprechend mindestens 8 verschiedenen Arten36 Einige Körner mussten erhaltungsbedingt unbestimmt bleiben.37 Es existieren mehrere unterschiedliche Klassifizierungssysteme für Getreideerzeugnisse, die

auch für archäologische Funde angewandt werden (etwa: roher Brei – gekochter Brei – Fladen-brot – gegangenes Brot – Bier); siehe hierzu etwa Hansson (1994) oder Lannoy et alii (2002).

38 In viele der Brei-/Brot-Fragmente vom Brandopferplatz St. Walburg sind kleine Ästchen ein-geschlossen, während die AOV vom Burgstall am Schlern fast durchgehend eine große Anzahl kleiner Knochensplitter enthalten; beides wird als Hinweis auf eine ursprünglich flüssige bis halbflüssige Konsistenz gewertet, da dadurch die Vermischung der Getreidemasse mit auf dem Altar befindlichem Knochengrus (Burgstall am Schlern) bzw. Reisig (St. Walburg) möglich war; siehe hierzu auch die entsprechenden Abschnitte bei Heiss (2008).

39 Ein einzelnes Fragment zeigte die Differenzierung in (dichte) Kruste und (lockere) Krume, was für gegangenes Brot spricht; vergleiche hierzu etwa die Kriterien von Lannoy et alii (2002) sowie die Diskussion bei Heiss (2008, S. 137).

40 Die pro Fundplatz nachgewiesene Menge reicht von Einzelfunden bis zu mehreren Hundert Fragmenten.

41 Der Nachweis der Gerste (Hordeum vulgare) erfolgte dort anhand des charakteristischen mehr-schichtigen Aleurongewebes (s. Heiss 2008, S. 131f.).

42 Heiss (2008, S. 44, 47)43 Sie sind in den Fundtabellen als „Fabaceae cultae“ bezeichnet, entsprechend dem Typ „Legu-

minosae sativae indeterminatae“ bei Kroll (1997) sowie Pasternak (2005).

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Fundzahlen stammen unmittelbar aus dem Bereich der Altäre. Neben St. Wal-burg konnten Samen von Hülsenfrüchten auch an einigen anderen alpinen Brandopferplätzen nachgewiesen werden |s. Tab. 7, Tab. 8 |.

Als bislang erst zweiter der bisher bekannten alpinen Brandopferplätze er-brachte der Kultplatz von St. Walburg Belege für Ölsaaten. Sowohl Lein (Linum usitatissimum) als auch Schlafmohn (Papaver somniferum) wurden im Proben-material gefunden. Der bislang einzige weitere existierende Nachweis einer Ölpflanze (Lein) aus einem alpinen Brandopferplatz stammt aus der kupfer-zeitlichen Kultstätte am Pigloner Kopf bei Pfatten44.

Verkohlte Belege von Pflanzen, die möglicherweise als wild gesammeltes Obst den Speiseplan bereicherten, sind nur in geringer Anzahl vorhanden. Insgesamt erbrachten die Erdproben aus St. Walburg nur 12 Reste von essba-ren Wildfrüchten: Hasel (Corylus avellana), Wald-Erdbeere (cf. Fragaria vesca), Rose/Hagebutte (Rosa sp.), Himbeere (Rubus idaeus) und Holunder (Sambucus sp. und S. nigra) sind anhand einzelner Funde belegt. Mit Ausnahme von Ulten und des Pigloner Kopfes bei Pfatten sind wild gesammelte Früchte an alpinen Brandopferplätzen generell nur in geringen Mengen und niedriger Diversität nachgewiesen |s. Tab. 7, Tab. 8 |.

Sogenannte Störungszeigerpflanzen stellen mit insgesamt 97 Belegen aus 12 Taxa die in St. Walburg am häufigsten nachgewiesene Gruppe von Wild-pflanzen dar. Diese Gewächse kommen an nährstoffreichen Standorten vor, an denen Pflanzen häufiger Störung45 ausgesetzt sind, wie etwa an Wegrändern (= Ruderalstandorte) oder in Äckern (= Segetalstandorte). Beide Gruppen von Lebensräumen sind eng mit dem Wirken des Menschen verknüpft. In St. Wal-burg wurden Störungszeigerpflanzen vor allem der Familien der Gänsefußge-wächse (Amaranthaceae s.lat.), der Knöterichgewächse (Polygonaceae) und der Rötegewächse (Rubiaceae) nachgewiesen. Die Belege stammen aus sämtli-chen beprobten Bereichen des Brandopferplatzes und lassen keine auffälligen Konzentrationen erkennen. Im Vergleich zu Ulten erbrachten die übrigen al-pinen Brandopferplätze entweder gar keine Nachweise von Störungszeigern oder zumindest weit geringere Mengen, so etwa die Kultstätte von Feldkirch Altenstadt mit 16 Belegen aus 8 Taxa46 oder die Pillerhöhe bei Fließ mit einem Einzelfund von Weiß-Gänsefuß (Chenopodium album)47.

Nur wenige der an der Kultstätte von St. Walburg nachgewiesenen Pflan-zenreste stammen weder von Nahrungspflanzen noch von Vertretern der o. g. Segetal- und Ruderalflora. Zu nennen ist etwa ein kurzes Sprossfragment von Wacholder (Juniperus communis) aus Probe U-N46a nördlich der östlichen Altarreihe (Altäre e und f). In derselben Probe wurde Furchen-Feldsalat (Va-lerianella rimosa) anhand eines Nüsschens nachgewiesen. Unmittelbar aus der Verfüllung von Altar f stammt die Frucht einer Seggenart aus der Artengruppe der Stachel-Seggen (Carex muricata agg.). Im Ostprofil der Grabung sind Fin-gerkraut (Potentilla sp.), Hahnenfuß (cf. Ranunculus sp.), Borstenhirse (Setaria non glauca) und Klee (Trifolium sp.) anhand schlecht erhaltener Einzelfunde belegt. Unbestimmt blieben einige Sämereien von Schmetterlingsblütlern (Fabaceae) und Süßgräsern (Poaceae), die aus mehreren Bereichen des Kult-platzes stammen. Häufig finden sich auch Sprossabschnitte von Süßgräsern. Diese bis zu 3 cm langen Fragmente des Rhizoms48 wurden in mehreren Berei-chen des Brandopferplatzes nachgewiesen, gehäuft jedoch außerhalb der Altä-re. Einzelne Belege für verkohlte Kriechsprosse von Gräsern liegen auch von den Brandopferplätzen Pillerhöhe (bei Fließ im Kaunertal)49 und Grubensee (Maneidtal) vor50.

44 Gattringer (2006)45 „Störung” ist im pflanzenökologischen Sprachgebrauch gleichbedeutend mit „Zerstörung“

(von Biomasse). 46 Heiss (2008, S. 44f., 141)47 Heiss (2008, S. 55, 141)48 Rhizom = der unterirdisch wachsende horizontale Kriechspross vieler mehrjähriger krautiger

Pflanzen49 Heiss (2008, S. 55)50 Heiss (2008, S. 87f)

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Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg

HolzkohlenAus vier Bereichen des Brandopferplatzes von St. Walburg wurden Holzkoh-len analysiert: zum einen die Verfüllungen der Altäre c (Probe U-000C), e (U-1244) und f (U-1235, U-1251), zum anderen der Bereich südwestlich von Altar e (U-000R). Die Ergebnisse zeigen eine klare Dominanz von Nadelhölzern (je 97%). Der Hauptanteil liegt insgesamt beim Fichte-Lärche-Typ (Picea/Larix, 79-85%51) und Lärche (cf. Larix, 6-10%). Die übrigen Holzarten wie Tanne (Abies), Birke (Betula alba agg.), Hasel (Corylus) und Holunder (Sambucus) sind nur in geringen Prozentwerten vorhanden. Aus weiteren 13 alpinen Brandopf-erplätzen |Tab. 7, Tab. 8 | liegen ebenso Holzkohlenananylsen vor.

Der Erhaltungszustand der Holzkohlen aus St. Walburg ist durch starke Fragmentierung (mittleres Fragmentgewicht bei nur 0,024 g) und das häufi-ge Vorkommen von Verkohlungsschäden wie Schwelrissen oder kollabierten Gewebspartien52 gekennzeichnet. Trotzdem bleibt der Anteil unbestimmter Fragmente mit unter 5% sehr niedrig. Die ermittelten maximalen Durchmes-ser der Holzkohlenfragmente liegen in 86% der Fälle unter 10 cm, mit einem Schwerpunkt (33%) bei Hölzern mittlerer Stärke |5-10 cm; Abb. 7 |. Die mittle-ren gemessenen Zuwachszonenbreiten bleiben ebenfalls deutlich im unteren Bereich, etwa 68% der gemessenen Fragmente weisen mittlere jährliche Zu-wächse von unter 1 mm auf. Reaktionsholz (Druckholz) wurde in etwas we-niger als der der Hälfte (44%) der untersuchten Fälle beobachtet. 59% der untersuchten Holzkohlenfragmente zeigten Spuren von Pilzgewebe |Abb. 8 |, was als Indikator für Zersetzung gewertet wird53.

Die Daten aus den übrigen alpinen Brandopferplätzen entsprechen dem Bild in Ulten insofern, als geringe Durchmesser und Zuwachszonenbreiten im Allgemeinen überwiegen. Spuren holzzersetzender Pilze wurden ebenfalls häufig nachgewiesen54.

Diskussion

NahrungspflanzenDas bisher für den zentralen Teil der Ostalpen während der Eisenzeit belegte Spektrum an Getreiden und Hülsenfrüchten55 konnte nahezu vollständig auch im Brandopferplatz von St. Walburg nachgewiesen werden. Unter den Getrei-den sind Spelzgerste (Hordeum vulgare) und Rispenhirse (Panicum miliaceum) die am häufigsten vertretenen Arten. Geringere Mengen von Spelz- und Nackt-weizen sowie von Kolbenhirse wurden ebenso nachgewiesen. Unter Berück-sichtigung der bekannt schlechten Erhaltungsfähigkeit von Hirsen56 kann ver-mutet werden, dass sowohl Rispen- als auch Kolbenhirse im Verhältnis zu den übrigen Getreiden stärker in den Opfergaben vertreten gewesen sein könnten. Ein lokaler Anbau im Ultental ist für alle nachgewiesenen Kulturgetreide prin-zipiell möglich. Jedoch stellen die beiden nachgewiesenen Hirsen, dabei insbe-sondere Setaria italica, höhere Ansprüche an das Klima als die übrigen Getrei-dearten. Sie sind aufgrund ihrer Frostempfindlichkeit nur als Sommergetreide kultivierbar57 und reagieren auf kühle Sommer schnell mit Ernteausfällen. Ob also der Hirseanbau trotz unsicherer Erträge im eisenzeitlichen Ultental tatsächlich praktiziert wurde, wäre zumindest zu diskutieren, vor allem unter Berücksichtigung der eisenzeitlichen Klimaverschlechterung58. Bei Gerste und

51 Die Mengenverhältnisse der Holzkohlen wurden sowohl nach Stückzahl als auch nach Gewicht ermittelt, die Prozentwerte der Taxa weisen durch diese doppelte Quantifizierung meist eine gewisse Schwankungsbreite auf.

52 Vergleiche dazu etwa Marguerie & Hunot (2007).53 Siehe hierzu Schweingruber (1976) und den Methodikteil bei Heiss (2008, S. 20-26).54 Der Anteil untersuchter Holzkohlen mit Pilzspuren reicht von 40% (Wartau, Ochsenberg) bis

78% (Hahnehütterbödele, Ganglegg).55 Schmidl et alii (2007)56 dazu etwa Jacomet & Kreuz (1999), Märkle & Rösch (2004)57 Franke (1997)58 Die Veränderung des Klimas in Mitteleuropa am Übergang der Spätbronzezeit zur frühen

Eisenzeit hin zu feuchteren und kühleren Bedingungen wird u. a. bei Haas et alii (1998), Berg-

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Andreas G. Heiss

Abb. 7 Ermittelte Holzstärken der verfeuerten Hölzer (gruppiert in Durchmesserklassen nach Ludemann 1996). N=84.

den nachgewiesenen Weizenarten kann mit großer Sicherheit vom Anbau im Ultental ausgegangen werden.

In der Gesamtbetrachtung botanischer Analysen alpiner Brandopferplät-ze zeigt sich, dass das Fundgut nur an den spätbronzezeitlichen Kultstätten Abweichungen vom aus Siedlungsbefunden bekannten regionalen Nahrungs-pflanzenspektrum59 zeigt: die Gerste als eigentliches Hauptgetreide liegt an Opferplätzen dieser Epoche nur in wenigen Einzelfunden vor, während Hirsen überwiegen60.

Knapp 98% der Getreidefunde in St. Walburg entfallen auf die als Getreide-erzeugnis identifizieren AOV (Amorphen Objekte verkohlt), also auf Brei oder Brot. Der Schluss liegt deshalb nahe, dass der Großteil der pflanzlichen Opfer-gaben nicht von „rohem“ Erntegut stammt (das beispielsweise direkt vom Feld oder aus Vorräten zu den Altären gebracht wurde) sondern vielmehr aus ver-arbeiteten Nahrungsmitteln bestand. Dieses Bild konnte inzwischen auch für weitere alpine Brandopferplätze bestätigt werden61 |vgl. auch Tab. 7, Tab. 8 |.

Der Nachweis von Hülsenfrüchten stellt den Brandopferplatz von St. Wal-burg in die Nähe weiterer norditalienischer Kultstätten, wie dem Hahnehüt-terbödele (Ganglegg bei Schluderns), dem Grubensee (Maneidtal), Prati del Putia und dem Monte S. Martino62. Es besteht die Möglichkeit, dass die Opfe-rung von Hülsenfrüchten ein lokales Spezifikum darstellt, das diese Kultstätten verbindet63.

Der ungewöhnliche Nachweis der Ölsaaten Schlafmohn (Papaver somnife-rum) und Lein (Linum usitatissimum) steht vermutlich in Zusammenhang mit der großen Probenmenge, die aus dem Opferplatzareal von St. Walburg analy-siert wurde. Denn die Samen beider Arten werden bei starker Hitzeeinwirkung sehr schnell zerstört und bleiben deshalb in archäologischen Kontexten nur selten verkohlt erhalten64. Ein lokaler eisenzeitlicher Anbau von Flachs und Schlafmohn ist im Ultental denkbar, zumindest für die Neuzeit ist er dokumen-tiert65.

Die Fundzahlen von als Wildobst nutzbaren Pflanzen sind generell sehr ge-ring. In St. Walburg etwa liegen außer der Hasel (Corylus avellana) sämtliche

lund (2003), Tinner et alii (2003) sowie Zolitschka et alii (2003) anhand umfangreicher Daten dokumentiert.

59 Swidrak & Oeggl (1996), Jacomet et alii (1999), Schmidl & Oeggl (2007)60 Heiss (2008, S. 158)61 Heiss (2008)62 siehe Tab. 7, Tab. 863 Heiss (2008, S. 138, 158, 161)64 Jacomet & Kreuz (1999)65 Fischer (1985)

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Taxa nur als Einzelfunde in den einzelnen Fundbereichen vor. Das Überwiegen kultivierter Pflanzen über wild gesammelte Früchte kann auch an den meisten anderen botanisch analysierten Brandopferplätzen beobachtet werden, mit Ausnahme der kupferzeitlichen Kultstätte am Pigloner Kopf |Tab. 7, Tab. 8 |. Anders als etwa bei Ölsaaten ist seltenes Auftreten der Belege von Wildfrüch-ten nicht durch deren mangelnde Erhaltungswahrscheinlichkeit begründbar66. Wildobst spielte im Ritus alpiner Brandopferplätze folglich wohl nur eine Ne-benrolle. Gemeinsam mit den umfangreichen archäozoologischen Daten, die die Dominanz domestizierter Tiere über gejagtes Wild dokumentieren, stellt das Nahrungspflanzenspektrum alpiner Brandopferplätze somit einen deutli-chen Hinweis auf „agrarische Tendenzen“ des Opferkultes dar. Diese waren bereits mehrmals postuliert worden, Belege dafür fehlten jedoch lange67.

StörungszeigerDie für den Brandopferplatz von St. Walburg nachgewiesenen Störungszeiger stammen aus unterschiedlichen ökologischen Gruppen. Gegliedert nach den Kriterien der Pflanzensoziologie68 sind „Unkräuter“ aus den Klassen der Cheno-podietea (Hackfrucht- und Ruderalgesellschaften), der Secalietea (Halmfrucht-gesellschaften) und der Plantaginetea (Trittpflanzengesellschaften) vertreten. Ihr Einbringen in die Brandschichten des eisenzeitlichen Brandopferplatzes ist nicht zufriedenstellend erklärbar, wenn sie rein als Getreideunkräuter ge-sehen werden. Denn wie schon bei den Nahrungspflanzen erwähnt (s.o.) liegt am Opferplatz von St. Walburg der Großteil des Getreides in verarbeitetem Zu-stand vor. Durch die hierzu notwendigen Verarbeitungsschritte69 sollten Verun-reinigungen durch Sämereien der Ackerbegleitflora entweder fast vollständig entfernt oder stark zerkleinert worden sein.

Eine alternative Hypothese für die Herkunft der Störungszeiger im Brand-opferplatz von St. Walburg ist, dass diese Pflanzen als Teil der Ruderalflora in situ wuchsen. Der Nachweis über ihre Sämereien erfordert dabei eine ausrei-chende Zeitspanne70, um den Lebenszyklus der Einjährigen bis zur Fruchtreife ablaufen zu lassen. Ein Brachliegen des Opferplatzes über mehrere Monate hinweg wäre demnach erforderlich. Nach Ablauf dieser Frist wären die Pflan-zen dann entweder durch die Nähe zu den Opferfeuern unabsichtlich verkohlt

66 Deren Sämereien sind vorwiegend hartschalige Nüsse/Nüsschen oder Steinkerne, die sehr gut verkohlt erhaltungsfähig sind (dazu etwa Jacomet & Kreuz 1999).

67 vgl. die Kritik bei Weiss (1997)68 Oberdorfer (1994)69 Dreschen, (bei Spelzgetreide ggf. zusätzliches Darren und Entspelzen), Worfeln, Sieben, Mah-

len, erneutes Sieben – etwa bei Hillman (1984a, b)70 zumindest zwischen Spätfrühling und Spätsommer , s. Heiss (2008, S. 143-145)

Abb. 8 Spuren von Pilzgewebe in den verkohlten Hölzern als Indikator für den Zersetzungsgrad. N=247.

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Andreas G. Heiss

oder im Zuge der Vorbereitungen des Platzes absichtlich verbrannt worden. Dies würde die Hypothese stützen, dass der Opferplatz nur während punktuel-ler Ereignisse im Jahr genutzt wurde, wie etwa zu Herbstbeginn71.

Zwei weitere Erklärungsmodelle für die Herkunft der Sämereien von Stö-rungszeigerpflanzen werden vom Autor an anderer Stelle vorgeschlagen: zum einen die intentionelle Opferung der entsprechenden Unkräuter72 sowie zum anderen deren Eintrag durch die Opfertiere73.

Weitere WildpflanzenUnter den weiteren Funden aus Ulten ist eine einzelne Sprossspitze des Wa-cholders (Juniperus communis) hervorzuheben, die nördlich der Altarreihe e/f gefunden wurde. Der Strauch konnte in den Holzkohlen (s. dort) nicht nach-gewiesen werden, weshalb er wohl keine wesentliche Rolle als Feuerholz für die Brandopfer gespielt hat. Er könnte aber auch im Rahmen des Ritus in die Opferfeuer gelangt sein. Denn als Pflanze von medizinischer und mythologi-scher Bedeutung sind Wacholderarten seit der Antike dokumentiert74, unter anderem auch für Räucherzwecke. In Mitteleuropa hat sich die Bedeutung von Juniperus in Volksglauben und -medizin bis in die Neuzeit erhalten75. Die Ver-wendung als Räucherwerk in vorrömischer Zeit im Ultental erscheint dadurch vorstellbar. Funde verkohlter Wacholdernadeln liegen auch vom Brandopfer-platz Grubensee (Maneidtal) vor76.

Weitere nachgewiesene Pflanzenreste sind nur von begrenzter Aussagekraft: Furchen-Feldsalat (Valerianella rimosa) kommt sowohl in Trockenrasen als auch an Ruderalstellen vor und könnte deshalb bei den Störungszeigern genannt werden. Weitere, nicht näher bestimmbare Einzelfunde aus Ulten (cf. Ranun-culus, Potentilla sp., Polygonum sp. s.lat. und Carex muricata agg.) können zur sinnvollen Charakterisierung ihrer Standorte nicht herangezogen werden. Die meisten Arten, die diesen Gruppen zuordenbar sind, kommen jedoch an offe-nen bis gestörten Standorten vor. Auch hier besteht also zumindest die Mög-lichkeit, dass es sich um Reste lokal am Opferplatz wachsender Pflanzen han-delt. Den vereinzelten Sämereien unbestimmter Gräser (Poaceae indet.) und Schmetterlingsblütler (Fabaceae indet.) kommt keinerlei Aussagekraft zu. Aus den übrigen archäobotanisch untersuchten alpinen Brandopferplätzen liegen Wildpflanzen in ähnlich geringen Mengen vor. Daraus hervorzuheben sind die vergleichsweise großen Mengen vegetativer Reste der Gämsheide (Loiseleuria procumbens), die aus einer latènezeitlichen Probe am Grubensee (Maneidtal) geborgen wurden77, gemeinsam mit der Sporenkapsel (Sporogon) eines Stern-mooses (cf. Polytrichaceae). Die verkohlte Erhaltung solcher Pflanzenteile ist an sich selten, ihr Vorhandensein deutet deshalb auf zumindest punktuell sehr gute Erhaltungsbedingungen hin, wie sie beispielsweise unterhalb eines Feuers herrschen. Dort konnten Vertreter der lokalen Vegetation verkohlt erhalten bleiben78.

Die Interpretation der in Ulten häufig nachgewiesenen Rhizomabschnitte von Süßgräsern bietet einige interessante Aspekte, vor allem unter Einbezie-hung A. von den Drieschs Hypothese zur Selektion von Köpfen und Füßen79. Die dort beschriebene Praxis des Ausstopfens der Tiere mit Stroh würde ne-ben einzelnen Getreidekörnern wohl auch massenweise vegetative Getreide-

71 Steiner (2005) sowie in diesem Band72 Heiss (2008, S. 145f)73 Heiss (2008, S. 146) 74 etwa bei Hippokrates (Adams 1886), Dioskurides (Berendes 1902) oder Plinius dem Älteren

(naturalis historia, liber XXIV, Von Jan & Mayhoff 1859)75 vgl. Grimm (1844), Zoller (1981)76 Heiss (2008, S. 87)77 Insgesamt liegen aus dem Steinkreis 85 Blätter und 8 Sprossfragmente vor.78 Vergleiche dazu die Diskussion bei Heiss (2008, S. 91).79 Diese nicht unumstrittene Hypothese erklärt die an alpinen Brandopferplätzen häufig beob-

achtete Selektion der Tierteile dadurch, dass diese Körperteile (Köpfe und Füße) für die Op-ferung im Fellverband belassen worden wären. Das gesamte Gebilde wäre anschließend mit Stroh ausgestopft worden, um im Ritus das vollständige Tier zu repräsentieren. Siehe dazu von den Driesch (1993), bzw. später Riedel & Tecchiati (2005).

800

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Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg

reste im Fundmaterial erbringen. Eine Ernteweise vorausgesetzt, bei der die gesamte Pflanze aus der Erde gerissen wird80, wären dann wohl auch Sprossstü-cke zu finden. Gegen dieses Erklärungsmodell sprechen allerdings zwei Grün-de: a) außer den Rhizomfragmenten liegen vegetative Reste von Gräsern in St. Walburg nur ausgesprochen spärlich vor 81 – selbst unter den gegebenen schlechten Erhaltungsbedingungen eines Brandopferplatzes82 wäre ein deut-licher Nachweis dieser Pflanzenteile zu erwarten. Und b) sind Kulturgetreide annuell und bilden keine Kriechsprosse (Rhizome) aus, sondern nur ein ein-faches Wurzelsystem. Die nachgewiesenen Sprossstücke stellen somit keinen Nachweis für Getreide dar.

Eine zweite Hypothese stützt sich auf Schriftquellen, die die römische Opf-erpraxis beschreiben. Darin wird zum einen die Errichtung von Altären aus Steinen erwähnt (arae temporales, arae gramineae) und zum anderen das Abde-cken gemauerter Altäre mit Grassoden oder Lehmpackungen83. Sinn dieser Abdeckung war der Schutz der Steine vor allzu großer Hitzeeinwirkung. Eine vergleichbare Vorgangsweise an vorrömischen Kultstätten wäre durchaus nach-vollziehbar. Denn bei den erreichten Temperaturen von teils über 1.000°C84 kommt es zur Fragmentierung und auch chemischen Veränderung von Ge-steinen85, die beide die Haltbarkeit der Opferaltäre beeinträchtigen können. Das Aufbringen einer schützenden Schicht aus Rasensoden kann diese Aus-wirkungen verhindern. Innerhalb der Soden würden dann auch – zumindest punktuell – optimale Verkohlungsbedingungen für die Rhizome der darin ge-wachsenen Gräser herrschen.

FeuerholzWie sich bereits in Vorberichten als vorläufiges Ergebnis abzeichnete86 wird das Holzkohlenspektrum des Opferplatzes von St. Walburg klar vom Fichte/Lärche-Typ dominiert |Tab. 6 |. Dies entspricht sowohl der heutigen Situation innerhalb der Waldbestände rund um Ulten als auch dem Bild, das sich im Pollenprofil vom Totenmoos87 für die jüngere Eisenzeit abzeichnet, nämlich dem Vorherrschen von Fichtenwäldern bzw. Fichtenmischwäldern, unter Bei-mischung von Tanne und Lärche. Dies deckt sich ebenso mit den Literaturan-gaben zur potenziellen88 und zur aktuellen89 Vegetation. Geringe Anteile der Holzkohlen (insgesamt nur knapp 2-3%) entfallen auf Lichtzeiger bzw. Gehöl-ze von Sukzessionsstandorten, die an Waldrändern stets zu erwarten sind. Sie können auf punktuelle Auflichtungen des Waldes hindeuten, die aber für das gesamte prähistorische Waldbild wohl keine Bedeutung haben. Die Artenzu-sammensetzung der Holzkohlen in Ulten repräsentiert somit im Wesentlichen das Bild eines Klimaxwaldes der oberen montanen Stufe und lässt keine spezi-fische Selektion des genutzten Brennholzes erkennen.

Überhaupt weichen die Ergebnisse der Holzkohlenanalysen nur bei zwei von insgesamt 13 alpinen Brandopferplätzen deutlich von der rekonstruierten umgebenden Waldvegetation ab |Tab. 7, Tab. 8 |. Zum einen das mittel- bis spät-bronzezeitliche Hahnehütterbödele am Ganglegg bei Schluderns: während dort die Ergebnisse aus dem Gebäudebereich auf Überreste von Bauholz hin-deuten90, geben die Holzkohlen aus der Brandschuttdeponie des Opferplatzes

80 Beispiele finden sich bei Hillman (1984a, b) sowie bei Hillman & Davies (1990).81 Sie sind dort durch den singulären Fund einer Deckspelze repräsentiert. Ährchengabeln, Rha-

chis- oder Halmstücke fehlen vollständig.82 Vergleiche die Anmerkungen zu den Erhaltungsbedingungen im Methodikteil.83 Dräger (1994), zitiert in Siebert (1999)84 Experimentalarchäologisch konnte dies beispielsweise durch Becker et alii (2005) und Mäder

(2002) dokumentiert werden.85 Tropper et alii (2006)86 Steiner & Heiss (2005)87 Heiss et alii (2005), dazu ausführlich auch Oeggl & Kofler in diesem Band88 Schiechtl (1987)89 Peer (1991)90 Die großen Ähnlichkeiten in Artenzusammensetzung (vorwiegend Fichte und Lärche) und

Holzqualitäten (mächtige Äste oder Stämme) zwischen dem Gebäudebereich des Opferplatzes und der Siedlung am Ganglegg (Oberhuber & Swidrak 2002, 2007) stützen diese Hypothese.

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Andreas G. Heiss

Hinweise auf starke Walddegradation91. Zum anderen die latènezeitliche Kult-stätte Trappeleacker (in Pfaffenhofen im Inntal): obwohl die lokale Waldve-getation mit einiger Gewissheit zahlreiche Laubgehölze enthielt, wurden am Opferplatz ausschließlich Holzkohlen von Nadelgehölzen nachgewiesen92.

Allgemein scheint der Art des Feuerholzes im alpinen Brandopferritus also keine große Wichtigkeit zugekommen zu sein. Dies stellt eine scharfe Abgren-zung alpiner Brandopferplätze beispielsweise vom Ritus der griechischen An-tike dar93.

Interessant auch das Bild der untersuchten Holzqualitäten: Anhand der re-lativ häufig beobachteten Abdrücke von Pilzhyphen in den Zellwänden scheint an der Kultstätte von St. Walburg ein Großteil des Feuerholzbedarfes mit (be-reits in Zersetzung begriffenem) Leseholz gedeckt worden zu sein. Die ermit-telten Holzstärken weisen darauf hin, dass die Opferfeuer wohl überwiegend mit Astholz beschickt wurden. Ähnliche Ergebnisse zeigen sich auch an ande-ren alpinen Brandopferplätzen: zwar schwankt die Dominanz der genutzten Holzstärken (Astholz gegenüber Stammholz) zwischen den einzelnen Fund-stellen, doch für die meisten der alpinen Brandopferplätze zeichnet sich eine überwiegende Nutzung von Lese- bzw. Totholz ab94 |Tab. 7, Tab. 8 |.

91 Im untersuchten Material überwiegen dünne Äste lichtliebender Folgegehölze wie Hasel, Wei-de und Birke. Dies ist in Anbetracht der unmittelbaren Nähe des Heiligtums am Hahnehüt-terbödele zur Siedlung am Ganglegg wohl weniger auf Artenselektion als vielmehr auf die im Siedlungsbereich zu erwartenden Rodungen zurückzuführen, vgl. dazu auch Heiss (2008, S. 79f, 149).

92 In den Proben sind Lärche (cf. Larix), Fichte/Lärche (Picea/Larix) und Kiefer (Pinus Subsect. Pinus) belegt, während die vegetationsgeschichtlichen Daten das Vorliegen montaner Misch-wälder mit Buche, Fichte und Tanne während der jüngeren Eisenzeit dokumentieren. Es ist deshalb von einer intentionellen Auswahl der zur Befeuerung verwendeten Gehölze auszuge-hen.

93 Vergleiche hierzu auch die Anmerkungen in der Einleitung.94 Heiss (2008, S. 148-150).

802

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Andreas G. Heiss

Kartensignatur Lokalität Land, Seehöhe Zeitstellung(Abb. 1) Region/Provinz [m ü. NN]

Alpine Brandopferplätze

F Feldkirch, Altenstadt A, Vorarlberg 444/445

FoS Schwangau, Forggensee D, Bayern 773

Ganglegg, Hahnehütter-G I, Bozen/Bolzano 1.100bödele

L St. Nikolai, Sölkpass A, Steiermark 1.788

Seeberg, Schwarzsee/LaN I, Bozen/Bolzano 2.035Lago Nero

M-G Maneidtal, Grubensee I, Bozen/Bolzano 2.435

MSM Campi, Monte S. Martino I, Veneto 1.450

O Wartau, Ochsenberg CH, St. Gallen 660

P Fließ, Pillerhöhe A, Tirol 1.559

Prati del Putia bei St. PdP I, Bozen/Bolzano 2.170Martin/S. MartinoPigloner Kopf bei Pfatten/PiK I, Bozen/Bolzano 1.200Vadena

S Schlern, Burgstall I, Bozen/Bolzano 2.510

Pfaffenhofen, Trappelea-T A, Tirol 700cker

U Ulten, St. Walburg I, Bozen/Bolzano 1.200

Zirkumalpine Kultstättenmit Brandopferungen (im aktuellen Artikel nicht behandelt)

Custoza,VCS I, Verona 124 Sommacampagna

EM Este, Meggiaro I, Padova 15

EFB Este, Fondo Baratella I, Padova 15

RoS Roseldorf, Sandberg A, Niederösterreich 340

VdV Cordignano, Villa di Villa I, Treviso 160

FB Leibnitz, Frauenberg A, Steiermark 380

SBZ

LT-RKZ

MBZ-SBZ

SBZ

SBZ

SBZ-LT; LT-RKZ

LT

LT

SBZ-LT; RKZ

LT

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SBZ; RKZ

LT

LT

SBZ

LT

LT

LT

LT-RKZ

LT-RKZ

KuZ… Kupferzeit, MBZ… Mittlere Bronzezeit, SBZ… SpätbronzezeitLT… La Tène-Zeit, RKZ… Römische Kaiserzeit

Tab. 1 Alpine Brandopferplätze sowie zirkumalpine Kultstätten mit Brandopferungen im Untersuchungsgebiet (entsprechend Abb. 1).

804

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Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg

Tab. 2 Aufstellung der aktuell archäobotanisch untersuchten Proben aus alpinen Brandopferplätzen (vgl. auch Heiss 2008).

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Anzahl Proben 2 18 2 7 17 10 31 1 3

Gesamtgewicht [g] 4.956 – * 3.447 12.417 36.666 26.379 100.191 7.448 – *

Gesamtvolumen [ml] 2.250 96.933** 1.720 6.830 17.530 15.000 45.830 3.920 – *

Gehalt karpolog. Reste [Stück/l]

48,44 10,37** 249,42 1,32 23,84 29,00 95,61 61,73 – *

Gehalt Holzkohle > 2mm [Gew.%]

< 0,01% – * 0,58% 1,04% 0,04% 1,05% 0,45% 0,04% – *

Gehalt AOV*** > 2mm [Gew.%]

Gehalt AOV*** > 2mm [Stück]

0,02%

105

– *

898

0,10%

418

< 0,01%

1

< 0,01%

395

0,02%

311

0,04%

4.025

0,06%

237

– *

2

Summe Taxa (Summe Arten) 15 (3) 33 (14) 17 (6) 10 (4) 27 (9) 16 (5) 61 (31) 7 (1) 4 (2)

* Umfang der ursprünglichen Probe(n) unbekannt** Volumen wurde anhand der Angaben des archäol. Bearbeiters näherungsweise abgeschätzt - siehe Heiss (2008), Abschnitt „Material und Methoden“ auf S. 16f*** Amorphe Objekte verkohlt (Jacomet et al. 2006)

805

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Andreas G. Heiss

Probe

Position Beschreibung Datum Gewicht [g] Volumen [ml]

Altar c

U-000CAltar e

Altar c (von Nothdurfter zuvor als Altar D beschriftet) 17.04.1997 4.170 1.500

U-000B Altar e 19.07.1989 8.547 3.620

U-1244 Westaltar; oberstes Füllgut Altar im W-Sektor (Altar e), 104-1, Fl. S 01.09.1989 5.736 2.100

U-1250 Westaltar; allerunterste Füllung auf Steinen im W-Sektor (Altar e), 104-1, Fl. S 01.08.1989 4.310 1.800

Altar fU-1225 aus Ostteil des Altars (Altar f), 104-1, Fl. S – 5.048 2.030

Altar Ost; schwarze Erde Ostteil obenauf (Altar f), U-1226 104-1, Fl. S – 3.819 1.670

U-1235 aus Ostteil des Altars (Altar f), 104-1, Fl. S – 2.763 1.300

Altar Ost; Knochen/Erde Ostteil; U-1251 oberster Altarbereich Südseite (Altar f) 04.09.1989 4.446 1.900

Altarreihe (Profil)U-000I Ostprofil 2000, Probe I 09.03.2000 470 220

U-000K Ostprofil 2000, Umfeld Lehmtennen, Probe K 09.03.2000 5.476 2.600

U-K002 Ostprofil 2000, Umfeld Lehmtennen, Probe K (Teil 2)nördl. v. Altar e, f

09.03.2000 4.530 1.900

U-M001 Quadrant M, nördl. Altar e, Steg Abbau 30.09.1996 3.331 1.710

U-N39a 104-1, Quadrant N, Sektor 39, unter Planum 2 – 3.640 1.730

U-N39b 104-1, Quadrant N, Sektor 39, unter Planum 2 – 4.736 2.280

U-N43a 104-1, Quadrant N, Sektor 43, unter Planum 2 – 5.906 2.440

U-N46a 104-1, Quadrant N, Sektor 46 (Inhalt Plastikwanne) – 2.544 1.460

U-N46b 104-1, Quadrant N, Sektor 46, unter Planum 2 – 5.052 2.390südll. v. Altar e, f

U-000R Quadrant R, Abbau Steg oberhalb von ? 30.09.1996 2.669 1.590

104-1, Quadrant S, Sektor 20, unter Planum 2, U-S20a dicht an der südl. Altarmauer (etwa 30-50 cm entfernt) 13.07.1989 626 260

Knochen südseitig Altar f, entlang Ost-Profil - U-000A älter als Kieswall (unterhalb der Mauer) 28.07.1989 7.160 3.050

nördl. v. Altarreihe (Profil)U-000L Ostprofil 2000, Probe L

südl. v. Altarreihe (Profil)09.03.2000 3.954 2.460

U-A002 Ostprofil 2000, Probe A 09.03.2000 170 80

U-B002 Ostprofil 2000, Probe B 09.03.2000 334 240

U-C002 Ostprofil 2000, Probe C 09.03.2000 346 190

U-000D Ostprofil 2000, Probe D 09.03.2000 280 210

U-000E Ostprofil 2000, Probe E 09.03.2000 362 180

U-000F Ostprofil 2000, Probe F 09.03.2000 295 160

U-000G Ostprofil 2000, Probe G 09.03.2000 355 160

U-000H Ostprofil 2000, Probe H 09.03.2000 413 250

U-000J Ostprofil 2000, Probe J, Steg Abbau, Ausläufer, keine Opferplatzstruktur 09.03.2000 4.315 2.080

U-J002 Ostprofil 2000, Probe J 09.03.2000 4.388 2.270

SUMME 100.191 45.830

Tab. 3 Archäobotanisch untersuchte Proben vom Brandopferplatz St. Walburg, gegliedert nach Grabungsbereichen (vgl. die Beprobungsschemata in Abb. 5 und Abb. 6).

806

Page 24: Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg, im Vergleich mit weiteren alpinen Brandopferplätzen

Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg

Probe Nr.Gesamtgewicht bot. Teilprobe zool. Teilprobe Referenzprobe

100% [g] ca. 25% [g] ca. 25% [g] ca. 50% [g]

U-000A 28.252 6.820 7.035 14.397

U-000B 33.847 8.547 8.449 16.851

U-1225 20.468 5.048 4.939 10.481

U-1226 15.959 3.819 4.277 7.863

U-1235 11.076 2.763 2.826 5.487

U-1244 23.731 5.736 5.841 12.154

U-1250 17.107 4.310 4.520 8.277

U-1251 18.108 4.446 4.240 9.422

U-N46a 10.964 2.544 3.068 5.352

Summe 179.512 44.033 45.195 90.284

Tab. 4 Mittels Probenteiler hergestellte Teilproben.

807

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Andreas G. Heiss

Tab. 5 Verkohlte Pflanzengroßreste aus den Brandschichten von Ulten, St. Walburg (ohne Holzkohlen), gegliedert nach Grabungsbereichen.

Taxon / Beleg

Grabungsbereich

Anzahl Proben

Altar c

1

Altar e

3

19–1––1––

6627

–2–11

1–

1––––

–1–613–––1––

–––1

709

Kultivierte Pflanzen

GetreideSpelzgerste (Hordeum vulgare)Rispenhirse (Panicum [cf.] miliaceum)Kolbenhirse (Setaria italica)Emmer (Triticum [cf.] dicoccon)

Einkorn (Triticum cf. monococcum)Spelzweizen, unbest. (Triticum monococcum/dicoccon/spelta)Nacktweizen, unbest. (Triticum aestivum/durum/turgidum)Weizen, unbest. (Triticum sp.)Getreide, unbest. (Cerealia indet.)

HülsenfrüchteLinse (Lens culinaris)Saat-Erbse ( [cf.] Pisum sativum)Ackerbohne ( [cf.] Vicia faba)kultivierte Hülsenfrüchte, unbest. (Fabaceae cultae indet.)ÖlsaatenEchter Lein (Linum usitatissimum)Schlaf-Mohn (Papaver somniferum)

WildobstHaselnuss (Corylus avellana)Erdbeere (cf. Fragaria sp.)Rose (Rosa sp.)Himbeere (Rubus idaeus)Holunder (Sambucus nigra, Sambucus sp.)

StörungszeigerpflanzenAcker-Meier (Asperula arvensis)Melde (Atriplex sp.)Roggen-Trespe (Bromus secalinus)Gänsefuß-Arten (Chenopodium spp.)Hühnerhirse ( [cf.] Echinochloa crus-galli)Großer Windenknöterich (Fallopia convolvulus)Großes Kletten-Labkraut (Galium aparine)Rundblatt-Storchschnabel (Geranium rotundifolium)Mäuse-Gerste (Hordeum cf. murinum)Vogelknöterich (Polygonum aviculare s.lat.)Acker-Röte (Sherardia arvensis)Vogel-Sternmiere (Stellaria media agg.)

Weitere ausgewählte PflanzenStachel-Segge i.w.S. (Carex muricata agg.)Echter Wacholder (Juniperus communis)Furchen-Feldsalat (Valerianella rimosa)Poaceae indet.

SUMME

KörnerKörnerKörnerKörnerHüllspelzenbasenKörnerKörnerKörnerKörnerAOV (Brei/Brot)Körner

SameSamenSamenSamen

SamenSame

NüsseNüsschenNüsschenSteinkerneSteinkerne

NüsschenNüsschenKörnerNüsschenKörnerNüsschenNüsschenSamenKörnerNüsschenNüsschenSamen

NüsschenSprossfragmenteNüsschenSprossfragmente

–3–1––––1

2351

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––

–––11

–––2––––––––

––––

247

Altar f Altarreihe nördlich v. nördl. v. südlich v. südl. v.

SUMME(Profil) Altar e, f Altarreihe Altar e, f Altarreihe

(Profil) (Profil)

4 3 6 1 3 10 31

– 6 1 – – – 817 1 6 2 1 6 451 – – – – – 11 – 2 – – 1 6– – 1 – – – 11 1 – – – – 22 – – – – – 32 – – – – – 23 – – – – 1 5

952 29 501 89 506 1.051 4.0252 3 4 – – 1 18

– – 1 – – – 1– – – – – 1 54 – – – – – 413 – 7 – 4 2 37

4 1 – – – – 6– – 1 – – – 1

1 – 2 – – 1 5– – 1 – – – 11 – – – – – 1– – 1 – – – 2– – – – – 2 3

– – 1 – 1 1 3– – – – – – 1– 1 – – – – 18 4 8 – 4 29 61– – 4 – – 4 92 – 4 1 – 1 11– – 1 – – – 1– – – – 1 – 1– – – – 1 – 11 1 1 – – – 41 – – – – – 11 – 2 – – – 3

1 – – – – – 1– – 1 – – – 1– – 1 – – – 11 1 17 – 2 22

44

1.019 48 568 92 520 1.123 4.326

808

Page 26: Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg, im Vergleich mit weiteren alpinen Brandopferplätzen

Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg

Taxon / Beleg

Grabungsbereich Altar c Altar e Altar f Altarreihe nördlich v. nördl. v. südlich v. südl. v.

(Profil) Altar e, f Altarreihe Altar e, f Altarreihe SUMME

(Profil) (Profil)

4 3 6 1 3 10 31

– 6 1 – – – 817 1 6 2 1 6 451 – – – – – 11 – 2 – – 1 6– – 1 – – – 11 1 – – – – 22 – – – – – 32 – – – – – 23 – – – – 1 5

952 29 501 89 506 1.051 4.0252 3 4 – – 1 18

– – 1 – – – 1– – – – – 1 54 – – – – – 413 – 7 – 4 2 37

4 1 – – – – 6– – 1 – – – 1

1 – 2 – – 1 5– – 1 – – – 11 – – – – – 1– – 1 – – – 2– – – – – 2 3

– – 1 – 1 1 3– – – – – – 1– 1 – – – – 18 4 8 – 4 29 61– – 4 – – 4 92 – 4 1 – 1 11– – 1 – – – 1– – – – 1 – 1– – – – 1 – 11 1 1 – – – 41 – – – – – 11 – 2 – – – 3

1 – – – – – 1– – 1 – – – 1– – 1 – – – 11 1 17 – 2 22

1.019 48 568 92 520 1.123

44

4.326

Anzahl Proben 1 3

Kultivierte Pflanzen

GetreideSpelzgerste (Hordeum vulgare) Körner – 1Rispenhirse (Panicum [cf.] miliaceum) Körner 3 9Kolbenhirse (Setaria italica) Körner – –Emmer (Triticum [cf.] dicoccon) Körner 1 1

Hüllspelzenbasen – –Einkorn (Triticum cf. monococcum) Körner – –Spelzweizen, unbest. (Triticum monococcum/dicoccon/spelta) Körner – 1Nacktweizen, unbest. (Triticum aestivum/durum/turgidum) Körner – –Weizen, unbest. (Triticum sp.) Körner 1 –Getreide, unbest. (Cerealia indet.) AOV (Brei/Brot) 235 662

Körner 1 7HülsenfrüchteLinse (Lens culinaris) Same – –Saat-Erbse ( [cf.] Pisum sativum) Samen 2 2Ackerbohne ( [cf.] Vicia faba) Samen – –kultivierte Hülsenfrüchte, unbest. (Fabaceae cultae indet.) Samen – 11ÖlsaatenEchter Lein (Linum usitatissimum) Samen – 1Schlaf-Mohn (Papaver somniferum) Same – –

WildobstHaselnuss (Corylus avellana) Nüsse – 1Erdbeere (cf. Fragaria sp.) Nüsschen – –Rose (Rosa sp.) Nüsschen – –Himbeere (Rubus idaeus) Steinkerne 1 –Holunder (Sambucus nigra, Sambucus sp.) Steinkerne 1 –

StörungszeigerpflanzenAcker-Meier (Asperula arvensis) Nüsschen – –Melde (Atriplex sp.) Nüsschen – 1Roggen-Trespe (Bromus secalinus) Körner – –Gänsefuß-Arten (Chenopodium spp.) Nüsschen 2 6Hühnerhirse ( [cf.] Echinochloa crus-galli) Körner – 1Großer Windenknöterich (Fallopia convolvulus) Nüsschen – 3Großes Kletten-Labkraut (Galium aparine) Nüsschen – –Rundblatt-Storchschnabel (Geranium rotundifolium) Samen – –Mäuse-Gerste (Hordeum cf. murinum) Körner – –Vogelknöterich (Polygonum aviculare s.lat.) Nüsschen – 1Acker-Röte (Sherardia arvensis) Nüsschen – –Vogel-Sternmiere (Stellaria media agg.) Samen – –

Weitere ausgewählte PflanzenStachel-Segge i.w.S. (Carex muricata agg.) Nüsschen – –Echter Wacholder (Juniperus communis) Sprossfragmente – –Furchen-Feldsalat (Valerianella rimosa) Nüsschen – –Poaceae indet. Sprossfragmente – 1

SUMME 247 709

809

Page 27: Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg, im Vergleich mit weiteren alpinen Brandopferplätzen

Andreas G. Heiss

Stückzahl Gewicht [g]Taxon

absolut Prozent absolut Prozent

Nadelhölzer

Tanne (Abies) 5 2% 0,05 1%

Lärche (cf. Larix) 15 6% 0,58 10%

Fichte/Lärche (Picea/Larix) 212 85% 4,67 79%

Nadelholz, unbestimmt 10 4% 0,43 7%

Laubhölzer

baumförmige Birken (Betula alba agg.) 2 1% 0,05 1%

Hasel (Corylus) 2 1% 0,04 1%

Holunder (Sambucus) 1 <1% 0,07 1%

Laubholz, unbestimmt 2 1% 0,04 1%

Summe 249 100% 5,92 100%

Tab. 6 Holzkohlen aus den Brandschichten von Ulten, St. Walburg.

810

Page 28: Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg, im Vergleich mit weiteren alpinen Brandopferplätzen

Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg

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Page 29: Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg, im Vergleich mit weiteren alpinen Brandopferplätzen

Andreas G. Heiss

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Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg

Taf. 1 Verkohlte Pflanzenfunde aus Ulten, St. Walburg (jüngere Eisenzeit). Maßstabslänge: 1 mm. (a) Korn der Spelzgerste (Hordeum vulgare), (b) Korn der Rispenhirse (Panicum miliaceum), (c) Korn des Emmer (Triticum dicoccon), (d) Amorphe Objekte verkohlt (AOV) bzw. Getreideerzeugnis, (e) REM-Aufnahme von d (Querzellenfelder einer Weizenart, Triticum sp.), (f) REM-Aufnahme von d (einschichtige Aleuronzellen eines unbestimmten Getreides, Cerealia indet.), (g) Same der Linse (Lens culinaris), (h) Same der Erbse (Pisum sativum), (i) Same der Ackerbohne (Vicia faba), (j) Lein (Linum usitatissimum), (k) Same des Schlaf-Mohns (Papaver somniferum), (l) Steinkern der Himbeere (Rubus idaeus), (m) Steinkern des Schwarz-Holunders (Sambucus nigra), (n) Nüsschen des Sautod-Gänsefußes (Chenopodium hybridum), (o) Nüsschen des Großen Kletten-Labkrauts (Galium aparine), (p) Nüsschen der Ackerröte (Sherardia arvensis), (q) Same der Vogel-Sternmiere i.w.S. (Stellaria media agg.), (r) Sprossspitze des Gewöhnlichen Wacholders (Juniperus communis), (s) Nüsschen des Furchen-Feldsalats (Valerianella rimosa).

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Andreas G. Heiss

Taf. 2 Verkohlte Pflanzenfunde aus Feldkirch, Altenstadt (Spätbronzezeit). Maßstabslänge: 1 mm. (a) Amorphe Objekte verkohlt (AOV) bzw. Getreideerzeugnis, (b) REM-Aufnahme von a (Querzellenfelder einer Weizenart, Triticum sp.), (c) REM-Aufnahme von a (mehrschichtige Aleuronzellen der Gerste, Hordeum vulgare), (d, e, f) Ährchengabeln des Emmer (Triticum cf. dicoccon), (g) Ährchengabel des Einkorn (Triticum cf. monococcum), (h) Grannenfragmente einer Haferart (Avena sp.), (i) Nüsschen des Feigenblatt-Gänsefußes (Chenopodium ficifolium), (j) Same des Schwarz-Nachtschattens (Solanum Sect. Solanum), (k) Steinkern des Schwarz-Holunders (Sambucus nigra), (l) Steinkern einer Brombeer-/Himbeerart (Rubus sp.).

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Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg

Taf. 3 Oben: verkohlte Pflanzenfunde aus Maneidtal, Grubensee (Spätbronzezeit bis jüngere Eisenzeit). Maßstabslänge: 1 mm. (a) Amorphe Objekte verkohlt (AOV) bzw. Getreideerzeugnis, (b) REM-Aufnahme von a (Querzellenfelder einer Weizenart, Triticum sp.), (c) REM-Aufnahme von a (einschichtige Aleuronzellen eines unbestimmten Getreides, Cerealia indet.), (d) Same der Ackerbohne (Vicia faba), (e) Blätter der Gämsheide (Loiseleuria procumbens), (f) Nadeln des Gewöhnlichen Wacholder (Juniperus communis), (g) Kurztriebe der Zirbel-Kiefer (Pinus cf. cembra), (h) Sporogon eines Sternmooses (cf. Polytrichaceae). Mitte: verkohlte Pflanzenreste aus Wartau, Ochsenberg (jüngere Eisenzeit): (i) Amorphes Objekt verkohlt (AOV) bzw. Getreideerzeugnis, (j) REM-Aufnahme von i (Querzellenfelder einer Weizenart, Triticum sp.), (k) REM-Aufnahme von i (einschichtige Aleuronzellen eines unbestimmten Getreides, Cerealia indet.), (l) Korn der Spelzgerste (Hordeum vulgare). Unten: verkohlte Pflanzenreste vom Burgstall, Schlern (Spätbronzezeit): (m) Amorphes Objekt verkohlt (AOV) bzw. Getreideerzeugnis, (n) REM-Aufnahme von m (Querzellenfelder einer Weizenart, Triticum sp.), (o) Same einer Kiefernart (Pinus Subsect. Pinus), (p) Nüsschen der Erdbeere (Fragaria vesca).

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Zusammenfassung

Die archäobotanische Analyse verkohlter Pflanzengroßreste aus der latenezeit­lichen Kultstätte von St. Walburg im Ultental erbrachte das größte Spektrum an Nutz- und Wildpflanzen, das bislang für alpine Brandopferplätze (roghi votivi) vorliegt. Neben Getreiden (vornehmlich Spelzweizenarten, Spelzgers­te und Rispenhirse) sind Hülsenfrüchte und Ölsaaten Teil der Opfergaben. Dominiert wird das pflanzliche Fundmaterial von Fragmenten eines Getrei­deerzeugnisses (Brei/Brot). Von dessen Bestandteilen konnten Weizen und Kolbenhirse nachgewiesen werden. Wild gesammelte Früchte sind im Opfer­gut von untergeordneter Bedeutung. Zahlreiche Belege von Störungszeiger­pflanzen können als Hinweis auf deren lokales Vorkommen interpretiert wer­den und können somit auf Phasen hindeuten, in denen der Opferplatz nicht genutzt wurde. Mit Wacholder wurde ein möglicher Hinweis auf Räucherwerk gefunden. Trotz der komplexen baulichen Struktur der Kultstätte zeigen die botanischen Funde keine klare räumliche Differenzierung zwischen den ein­zelnen Bereichen. Die analysierten Holzkohlen deuten darauf hin, dass das Feuerholz für die Opferaltäre wahllos den umgebenden Fichtenmischwäldern entnommen wurde. Aufgelesenes Totholz, darunter vor allem dünne Zweige, bildet einen Großteil des Brennmaterials.

Die Synopsis bisheriger archäobotanischer Untersuchungen an alpinen Brandopferplätzen der Bronze- und 'Eisenzeit zeigt, dass Elemente der tägli­chen Ernährung in den Opfergaben repräsentiert sind. Kultivierte Pflanzen dominieren dabei über wild gesammelte Früchte, und verarbeitete Lebensmit­tel über "rohes" Erntegut. Der Artenzusammensetzung des Feuerholzes kam im alpinen Brandopferritus wohl keine besondere Bedeutung zu, denn über­wiegend wurde wahllos den Wäldern entnommenes Holz genutzt, mit einem hohen Anteil an Totholz.

Riassunto

Le analisi archeobotaniche condotte su resti vegetali carbonizzati rinvenuti nelluogo di culto lateniano di Santa Valpurga in Val d 'Ultimo hanno restitui­to il piu vasto spettro di piante alimentari eselvatiehe sinora nota in un rogo votivo alpino. Accanto ai cereali (principalmente varieta di farro, orzo selva­tico e miglio) sono parte delle offerte votive legumi e semi di piante oleose. 11 materiale botanico piu significativo e eostituito dai resti di un impasto di cereali (zuppa/ pane). Tra gli ingredienti principali di tale alimento sono stati riconoseiuti frumento e panieo. Nel repertorio delle offerte i frutti selvatiei hanno un significato solo secondario. Numerose testimonianze di infestanti possono venire interpretate eome prova di una presenza di tale speeie in situ eindieare fasi in cui il rogo votivo non veniva utilizzato. 11 ginepro e un possi­bile indieatore di pi an ta per suffumigi. Nonostante la eomplessa struttura eo­struttiva delluogo di eulto i reperti botanici non mostrano una distribuzione spaziale ehiaramente differenziata. I carboni analizzati indieano ehe la legna da ardere per gli altar i votivi veniva reeuperata easualmente nei eireostanti bosehi di aghifoglie. Caseami 0 legnami di risulta, tra eui in primo luogo tenui germogli, formano la parte prineipale"del eombustibile.

La totalita delle indagini areheobotaniehe sinora eondotte nei roghi votivi alpini dell'eta del bronzo e deI ferro mostra ehe nelle offerte sono rappresen­tati elementi delI 'alimentazione quotidiana. Le piante coltivate dominano sui frutti selvatiei e le vivande elaborate sui cibi "grezzi". La eomposizione delle specie impiegate eome legna da ardere non ha aIcun signifieato partieolare nel rituale visto ehe domina legna raeeolta easualmente dai bosehi eon un'alta pereentuale di easeame 0 materiale di risulta.

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Summary

Archaeobotanical analysis of charred plant maroremains from the La Tene cult site at St. Valburga in Val Ultimo resulted in the largest spectrum of cul­tivated and wild plants ever documented for an Alpine burnt-offering site (BrandopJerplatz; rogo votivo). Apart from cereals (mainly hulled wheat species, hulled barley and broom corn millet) also legumes/ pulses and oilseeds are part of the offerings. The plant material is however dominated by fragments of a cereal product (porridge/ bread). From its components, wheat and foxtail millet could be identified. Fruits gathered in the wild are of minor impor­tance in the offerings. Numerous finds of disturbance-indicator plants can be interpreted as resulting from their local occurrence and thus indicating phases during which the offering site was not in use. A find of juniper may represent incense remains. Despite of the complexity of the site the botanical finds show no clear differentiation between the different areas of the sanctu­ary. The charcoal remains point to indiscriminate gathering of fuelwood from the surrounding mixed spruce woods. A major part of this fuelwood consists of deadwood and/ or twigs.

The synopsis of archaeobotanical investigations at Bronze Age and Iron Age Alpine burnt-offering sites demonstrates the representation of everyday foodstuff in the offerings. Domesticated plants outweigh fruits gathered in the wild, and processed food outweights "raw" crops. The species composi­tion of firewood seems not to have played any significant role in the Alpine burnt-offering rites, as in most cases wood was randomly gathered from the surrounding forests, with high proportions of deadwood.

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Andreas G. Heiss

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Hrsg./A cura di Hubert Steiner

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