Date post: | 25-Dec-2015 |
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Philosophische Fakultät Zagreb
Abteilung für Germanistik
Seminar: Sprache und Gesellschaft
Seminarleiter: dr. sc. Zrinjka Glovacki-Bernardi
Studentin: Gabrijela Kelemen
25 Januar 2015
Code-Switching in der deutschen und kroatischen Frauenpresse
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Inhalt
1. Einleitung.................................................................................................................1
2. Frauenzeitschriften, ihre Sprache, ihr Diskurs als Gegenstand der Soziolinguistik..............................................................................................................2
3. Code-Switching........................................................................................................5
4. Korpus und Methode..............................................................................................6
5. Analyse der Ergebnisse...........................................................................................7
6. Schlussfolgerung....................................................................................................14
7. Literaturangaben...................................................................................................15
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1. Einleitung
Die Aufgabe dieser Seminararbeit ist es, das Vorkommen von Code-Switching, als eine
Tendenz, neben anderen multilingualen Phänomenen, in Rahmen der gegenwärtigen
deutschen und kroatischen Frauen- und Modezeitschriften zu untersuchen. Die gegenwärtige
Frauenpresse in den beiden Sprachen ist nicht nur auf eine Sprache begrenzt, sondern in
einem gewissen Maße mehrsprachig; sie ist voll von fremden Wörtern, Lehnwörtern,
Zitaten, Redensarten in fremden Sprachen und Anderen. Aber auch die Frauenzeitschriften
in anderen Sprachen sind es, da es ein globaler Trend in der Sprache überhaupt ist. Wegen
der Entwicklung der Medien und Kommunikation wird der Kontakt zwischen verschiedenen
Sprachen immer größer und daraus folgen viele Sprachkontaktphänomene. Neben Lehn-
und Fremdwörtern ist in den letzten Jahren ebenfalls das Auftauchen von Code-Switching
zu bemerken. Code-Switching ist das Wechseln von zwei oder mehreren Sprachen, oder die
Einbindung von lexikalischen Einheiten einer fremden Sprache (die für eine vollkommene
Äußerung genügen) in die eigene Sprache. Es ist ein Sprachkontaktphänomen, das bisher
hauptsächlich mit multilingualen Sprachgemeinschaften und der mündlichen
Kommunikation in Verbindung gebracht worden ist und in Rahmen dieser Kontexte auch
erforscht worden ist. In neueren Untersuchungen wird aber der Durchbruch von Code-
Switching in die geschriebene Sprache der einsprachigen Gemeinschaften beachtet. In dieser
Analyse wird von der Annahme ausgegangen, dass die deutsche und kroatische
Frauenpresse die allgemeine Omnipräsenz des Code-Switchings in der einsprachigen Presse
illustrieren. Sie versucht zu erklären, um welche Fremdsprachen es bei Code-Switching
handelt und warum gerade diese, wie häufig es vorkommt, in welchen Kontexten,
Themenbereichen, Umständen, was seine Funktionen sind, welche Effekte sie bei den
Lesern bewirken, wie sie morphosyntaktisch aussehen. Es ist zu erwarten, dass am
häufigsten in Englisch und Französisch umgeschaltet wird. In Englisch, weil es die Lingua
franca der Gegenwart ist und in Französisch, weil es traditionell mit Themen, die in
Frauenzeitschriften vorkommen (Mode, Luxus, Savoir-vivre...) assoziiert wird.
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2. Frauenzeitschriften, ihre Sprache, ihr Diskurs als Gegenstand der
Soziolinguistik
Die Soziolinguistik ist eine Varietätenlinguistik. Sie geht von der Voraussetzung aus, dass es
keine einzige, homogene (deutsche, kroatische... ) Sprache gibt, sondern, dass eine Sprache
eine Ansammlung vieler verschiedener Sprachvarietäten ist. Sprache ist laut Humboldt kein
Ergon (Werk, Resultat, Etwas fixiertes), sondern eine Energeia; sie ist ein nie
abschließender Prozess der Transformation. Diachronisch können verschiedene Phasen in
der Entwicklung einer Sprache in der Zeitgeschichte als selbstständige Sprachen betrachtet
werden. Synchronisch gliedert sich die Sprache in unzählige Varietäten; nach Raum
(Mundarten, Stadtsprachen, Regiolekte sind unterschiedliche Realisationen einer Sprache
und somit Sprachvarietäten) oder nach verschiedenen sozialen Gruppen, die eigene
gruppenspezifische Varietäten entwickeln (größere und kleinere Gruppensprachen:
Jugendsprache, Schülersprache, Technolekte...). Der Gegenstand soziolinguistischer
Untersuchungen sind diese Varietäten, Gruppensprachen und ihr Verhältnis zu
gesellschaftlichen Faktoren. All diese Varietäten entstehen und sind in der Regel von
sozialen Umständen abhängig. Die Sprache widerspiegelt die Gesellschaft. Die
journalistische Sprache an sich ist eigenartig und die Sprache der Freizeitzeitungen noch
interessanter, weil diese Zeitschriften, im Unterschied zu „seriösen“ Zeitungen, nicht nur die
Funktion des Informierens und, mit dem verbunden, ein Anspruch auf Objektivität haben.
Ihre Funktionen, Ziele, Themen sind vielfältiger und ihr Verhältnis zum Leser subjektiver
und persönlicher. Zu einem solchen „wärmeren“ Verhältnis tragen auch ein besonderer Stil
und eine informelle, oft ungewöhnliche Sprache bei. Die Merkmale dieser Sprache sind,
außer Elementen fremder Sprachen, auch Neologismen, Phraseologismen verschiedene
Arten von Wortspiel, Anspielungen und Referenzen auf die Populärkultur, Elemente der
Umgangsprache und manchmal absichtliche Verstöße gegen die grammatischen Regeln. Der
Schwerpunkt in den Frauenzeitschriften ist vorwiegend Mode, also kann man die Wörter
„Frauenzeitschrift“ und „Modezeitschrift“ teilweise synonym benutzen. Die Hauptfunktion
der Zeitschriften ist also nicht der Informations- und Nachrichtenangebot, sondern Beratung,
Orientation, Hilfe in allerlei Sachen. Die Leser müssen sich in der Zeitschrift in einem
gewissen Sinne wiedererkennen, sich mit ihr identifizieren. Dazu trägt eine besondere,
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immer aktuelle, dem modernen Leser nahe Sprache bei. Die Zeitungen wählen ihre Themen
nach Aktualität, Wichtigkeit (Themen, die von der Mehrheit als wichtig empfunden werden,
wie Politik, Wirtschaft... ) und manchmal nach Ort (lokale Zeitungen). Die Zeitschriften
dagegen richten ihre Themen nach den angenommenen Interessen der Leserschaft, an die sie
sich wenden, die eine bestimmte soziale Gruppe (bestimmtes Alter, Geschlecht... ) ist. Das
macht die Zeitschriften und ihren sprachlichen Ausdruck interessant für soziolinguistische
Forschungen. Die Frauenzeitschriften sind eine Art von Freizeitzeitschrift, die sich an
Frauen im bestimmten Alter (meistens junge Frauen) wenden und sie in Sachen Mode,
Kosmetik, Beziehungen, Gesundheit, Kultur, Haushalt, Freizeit usw. beraten. Auch visuell
unterscheiden sich Zeitungen und Zeitschriften auf dem ersten Blick. In den Zeitschriften ist
viel Platz für das Bild- und Fotomaterial reserviert. Der Anteil davon ist oft größer als der
verbale Anteil. Die visuelle und grafische Gestaltung, schöne Bilder und Illustrationen sind
von großer Wichtigkeit. Wie schon erwähnt, ist Mode ein wichtiger Aspekt der
Frauenzeitschriften und Mode wird unausweichlich mit Bildlichkeit, Fotografien,
Illustrationen vermittelt. Aber Bilder und Gestaltung sind auch in Zeitschriften, die sich
nicht überwiegend mit Mode beschäftigen, wichtig. Deswegen, dass es viele Bilder gibt,
dass Vieles schon veranschaulicht ist, dass Informationen schon explizit dargestellt sind, ist
die Funktion des verbalen Ausdrucks auch anders, als in den Zeitungen, wo es nicht so viele
Bilder gibt, wo Bilder von geringer Wichtigkeit und Qualität sind. Sowie der visuelle, als
auch der verbale Teil der Frauenzeitschriften haben eine ästhetische Funktion. Sie wollen
dem Publikum einen ästhetischen Reiz anbieten, sowie Literatur und Kunst überhaupt.
(Langen, 2012) Um einen ästhetischen Reiz zu bewirken, muss an der Sprache Etwas
besonderes sein. Sie muss anders und eigenartig sein, um effektvoll zu sein. Die
Besonderheit der Sprache der Modezeitschriften setzt sich durch die schon vorher genannten
sprachlichen Mittel; Neologismen, Wortspiel, Fremdwörtern zusammen. Das Thema der
Zeitschriften sind oft Neuigkeiten. Sie müssen immer Etwas neues, spanendes anbieten,
neue Perspektiven eröffnen, Interesse wecken. Ihr Stil und Sprache müssen auch dazu
beitragen, sie müssen Neuigkeiten enthalten und Aufmerksamkeit an sich ziehen.
Zeitschriften sind Waren, die sich verkaufen müssen. Die Leser soll das, was auf der
Titelseite steht, zum Kaufen und Weiterlesen anregen. Die Interesse weckende Sprache der
Zeitschriften, inklusive der Fremdwörter, hat als Endziel schließlich den Verkauf.
Fremdwörte, die auch Teil des Modejargons sind haben noch eine andere Funktion, als
Anziehung; sie sind nicht neutral, sondern emotional markiert. Sie berühren die Emotionen
der Leser und vermitteln ihnen die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe (Modefans,
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Modeexperten...). Wer einen bestimmten Jargon kennt, gehört auch zu der entsprechenden
sozialen Gruppe. So identifizieren sich die Leser mit einer Zeitschrift. (Pavić Pintarić, 2012)
Fremdwörter haben also in der journalistischen Sprache mehrfache Funktionen: Sie lösen
bestimmte Assoziationen aus (z.B. Französisch- Eleganz), sind ungewöhnlich und klingen
deswegen anziehend, exotisch, sie bieten dem Leser eine Möglichkeit der Identifikation mit
einem bestimmten sozialen Kreis und bieten ihm zusätzlich die Illusion, er sei gebildet,
indem sie ihm einem bestimmten Grad des kulturellen Wissens und der Multilingualität
zutrauen. Daneben bleibt eine der Hauptfunktionen der Frauenzeitschriften die
ökonomische. Sie schlagen den Frauen vor, was, wann, warum zu kaufen. Modezeitschriften
bestehen ohnehin im großen Anteil aus Werbungen und sind von Firmen (Mode-, Schmuck-,
Kosmetikhersteller) gesponsert. Die Sprache der Modezeitschriften ähnelt oft der
Werbesprache, die global zu sein versucht und die viele Fremdwörter und Beispiele des
Code-Switching enthält. Das Bild der idealen Frau, die Frauenzeitschriften promovieren,
wird zum Bild der idealen Konsumentin.
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3. Code-Switching
Die Mehrsprachigkeit und Sprachkontakt sind in dem letzten Jahrzehnt zu einem der
interessantesten und wichtigsten Gebiete der linguistischen Forschungen geworden, was zu
verschiedenen Definitionen, Klassifikationen von Code-Switching und der Diskussion über
seine immer problematische Abgrenzung von anderen Sprachkontaktphänomenen (Pidgin,
Lehnwörter... ) geführt hat. Verschiedene Linguisten definieren Code-Switching
unterschiedlich, wobei sie unterschiedliche Kriterien benutzen. Eine eindeutige Definition
gibt es nicht, obwohl es manchmal scheint, dass man Code-Switching intuitiv und
unbewusst erkennen kann. Im erweitertem Sinne kann Code-Switching auch stabile
Sprachmischungen, wie Spanglish (eine Mischform von Englisch und Spanisch, die von der
spanischsprachigen Bevölkerung in den USA gesprochen wird) und das Wechseln zwischen
Standardsprache und Dialekt, zwischen verschiedenen Sprachregistern umfassen.
Traditionell war Code-Switching als ein vorwiegend mündliches Phänomen in
mehrsprachigen Gesellschaften und als Defizit angesehen. Heute betrachtet man es als einen
Vorteil und Fähigkeit eines multilinigualen Sprechers, sowie in der mündlichen, als auch in
der schriftlichen Kommunikation. Im Gegensatz zum Pidgin setzt Code-Switching
Bilingualität, beziehungsweise Multilingualität aller beteiligten Sprecher voraus. Allgemein
bedeutet Code- Switching das Wechseln von Sprachen, indem man Elemente (Wörter,
Syntagmen, Satzteile, Sätze... ) der einen Sprache in den Kontext der anderen einfügt. Dabei
ist am schwierigsten die Abgrenzung des Code-Switching auf der Ebene des Wortes von
Lehn- und Fremdwörtern. Am häufigsten nimmt am als Kriterium ihre Frequenz und
Anpassung an die jeweilige Sprache, was in der geschriebenen Sprache nicht immer
funktioniert, wenn man annimmt, dass Lehnwörter durch verschiedene Phasen der
Anpassung durchlaufen. Der Linguist Alexander Onysko hat sich für ein syntaktisches
Kriterium entschieden und diese Analyse basiert auf seiner Klassifikation. Er hält nur
diejenigen linguistischen Einheiten für Code-Switching, die größer als ein Wort sind, mit
Ausnahme von Interjektionen („wow“), Titeln und Grüßen („Hello“), aus dem Grund, dass
diese Wörter für eine vollkommene Äußerung, für einen Sprechakt genüngen. Syntagmen,
die ein einziges Konzept („rock and roll“) ausdrücken zählt er nicht zum Code-Switching.
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4. Korpus und Methode
Diese Analyse basiert auf einem Korpus, der aus der kroatischen und deutschen Ausgabe der
Frauenzeitschrift Cosmopolitan zusammentgesetzt ist. Eine parallele Analyse mehrerer
Zeitschriften würde viel mehr Zeit benötigen und viel komplexer sein (weil jede Zeitschrift
spezifisch ist, eine andere Zielgruppe hat und man müsste auch diese Faktoren und ihr
Verhältnis zur Sprache beachten). Cosmopolitan ist eine internationale monatliche
Zeitschrift mit langer Tradition, die in den 1890er eine Familienzeitschrift, später eine
literarische Zeitschrift war und sich erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts als eine
Frauenzeitschrift etablierte. Es ist die weltweit meistverkaufte Frauenzeitschrift mit 64
Ausgaben in 34 Sprachen. Cosmopolitans Zielgruppe sind Frauen im Alter zwischen 18 und
50. Der Themenbereich umfasst Mode, Schönheit, Karriere und Beruf, Liebe, Erotik,
Gesundheit und anderes.
In dieser Analyse würden 8 Nummern der kroatischen Ausgabe von Cosmopolitan (erschien
in der Zeitspanne von Februar 2012 bis April 2014) und die vergleichende Menge der
Artikel aus der Internet-Ausgabe der deutschen Zeitschrift untersucht.
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5. Analyse der Ergebnisse
In dem kroatischen Teil des Korpus wurden 69 Beispiele und in dem deutschen Teil 49
Beispiele von Code Switching gefunden. Als dominante Sprache hat sich, wie erwartet, in
beiden Fällen Englisch erwiesen, was besonders im deutschen Teil auffällt. Das lässt sich
einfach erklären, wenn man die Rolle des Englischen in der internationalen Kommunikation,
Medien, Wissenschaft, aber auch im alltäglichen Leben heute berücksichtigt. In dem
kroatischen Teil ist neben Englisch der Anteil des Französischen auffällig. Das ist ebenfalls
erklärbar, denn Französisch ist eine Sprache, mit der man traditionell Eleganz und Kultur
verbindet und die im Diskurs der Mode und Werbung weltweit präsent ist. Was die anderen
Sprachen anbelang, wurden zwei Beispiele von Latein im kroatischen Teil („ ...penso
positivo“, „In vino veritas“) und ein im deutschen Teil („ ...in pluralis matris sprechen“)
gefunden, zwei Beispiele des Spanischen („Buenos Dias“, „Mi abuela hat mich und meine
Schwester...“) und ein des Italienischen („Porca miseria!“) im deutschen Teil und ein
Beispiel des Deutschen („Herrlich!“) im kroatischen Teil. (Tabelle 1)
Tabelle 1
Sprache Deutsche Ausgabe Kroatische Ausgabe
Englisch 46 52
Deutsch / 1
Französich - 14
Italienisch 1 -
Latein 1 2
Spanisch 2 -
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Syntaktisch gibt es zwei Arten von Code-Switching; intersententiales (zwischen zwei
Sätzen, als selbstständiger Satz) und intrasententionales (innerhalb eines Satzes). Die
Beispiele des intersententiellen oder, laut Onysko, autonomen Code-Switchings sind viel
häufiger, wie im kroatischen, als auch im deutschen Teil des Korpus:
- „In Italien betrifft das sogar jede zweite. Porca miseria!“ (cosmopolitan.de)
- „Za kulerski finiš dodati maksi pletivo i Nirvanu na plejlistu. Grunge is not dead.“
(Cosmopolitan, Oktober 2012)
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Hier zählen auch Satzreihen, in denen ein Teilsatz auf einer fremden Sprache ist. Dieser
Teilsatz kann auch eine Interjektion sein:
- „Prvo obojite sve nokte u boju vina, pustite da se osuši i zatim 2 mm do ruba stavite
običnu gumice kao matricu te nanaeste zlatnu i voilà.“ (Cosmopolitan, November
2012)
Intrasententionelles Code-Switching hat zumeist die Rolle eines Nebensatzes, besonders
eines Objektsatzes oder der direkten Rede:
- „... Hauchen Sie entsetzt: 'Oh my god' “(cosmopolitan.de)
- „ A ja pomislim: Check!“ (Cosmopolitan April 2014)
Morpholosyntaktisch sind Beispiele aus den beiden Teilen des Korpus in der Form der:
- Nominalsyntagmen: „Sweet sixteen“, „Underwater love“, „Wild child“, „Animal
print“ (Titel)
- Nichtverbaler Sätze: „Buenos dias“, „Hello again, Poncho“, „Sorry“
- Einfacher Sätze: „Oh my good, I'm marrying a model!“, „We love street and chic!“
- Interjektionen: „ Wow!“, „Oh-la-la“, „Voilà“
- Abkürzungen: YOLO (You only live once), WTF (What the fuck), LOL (Laughing
out loud), DIY (Do it yourself)
In den Titeln und Untertiteln, die die Mehrzahl der Beispiele des Code-Switchings
ausmachen, sind überwiegend Syntagmen präsent. In dem restlichen Text dominieren
Interjektionen, Grüße, Abkürzungen. Abkürzungen sind meistens aus dem Diskurs der
sozialen Netzwerke übernommen, in Rahmen dessen sie entstanden sind (Facebook...).
Einfache und elliptische Sätze („Respect!“, (Cosmopolitan, März 2013)) sind viel häufiger
als zusammengesetzte Sätze („Leder, Nieten, dicker Strick- Hauptsache, it looks like teen
spirit der 90er“, cosmopolitan.de ). Titel, Untertitel, Kommentare neben den Bilder, Namen
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der Rubriken und Angaben auf der Titelseite sind regelmäßig Beispiele von Code-
Switching. (Tabelle 2)
- Titel: „Yes, we can“, „Make love not porn“, „Go for red“
- Untertitel: „Oh-là-là“, „très chic“
- Titelseite: „Fashion summer feeling“, „Coctail happy hour“, „Happy holidays“
- Namen der Rubriken: „Maison et objet“, „Inside fashion“, „Cosmo Inbox“ „Beauty“
- Kommentare: „Hello?“, „Time out“
Tabelle 2
Sprache Deutsche Ausgabe Kroatische Ausgabe
Titelseite 10 4
Titeln 5 14
Untertiteln 4 15
Abkürzungen 5 7
Interjectionen 2 10
Namen von Rubriken 5 10
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Gerade diese Einheiten der Zeitschriften sind die wichtigsten, weil sie die Ersten sind, die ein Leser
beim Blättern bemerkt und sie entscheiden über den möglichen Kauf der Zeitschrift. Darum sollten
sie sein Interesse wecken. Es wundert also nicht, dass Code-Switching ein Teil der
Marketingstrategie ist. Äußerungen auf einer fremden Sprache ziehen mit einer außergewöhnlichen
Orthographie und ihren verschiedenen Konnotationen und symbolischen Werten an. Sie können
jeden Text für eine Nuance interessanter machen, wenigstens auf den ersten Blick. Die Namen der
Rubriken sind ein Sonderfall, weil sie zeigen wie präsent Code-Switchig im allgemeinen Diskurs
der Zeitschrift und in seiner Organisation ist. Die Namen der Rubriken, auch wie die Titel auf den
Titelseiten (Bild 1, Bild 2) sollen dem Leser bei der Orientierung helfen und deswegen sollten sie,
außer ungewöhnlich, gleichzeitig leicht verständlich sein. Daher sind die meisten Namen der
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Rubriken Syntagmen auf Englisch, der fremden Sprache, mit der ein durchschnittlicher Leser am
häufigsten in Kontakt ist.
Bild 1 Bild 2
Was die Themenbereiche anbelangt, können einige Tendenzen bemerkt werden. Code- Switching
taucht in den beiden Teilen des Korpus in Artikeln und Rubriken auf, die über Mode, Kosmetik,
dem Leben der Prominenten und Musik berichten. In den „ernsteren“ Themenbereichen, wie
Gesundheit (Krankheiten), Politik (z.B. Feminismus), Karriere, sind keine Beispiele des Code-
Switchings gefunden worden. Daraus kann man den Schluss ziehen, dass Code-Switching
regelmäßig mit Themen verbunden ist, die Sorglosigkeit und Vergnügen implizieren und zu diesem
sorglosen, fröhlichen Ton auch beitragen. Code-Switching auf anderen Sprachen als Englisch
kommt üblich in Texten vor, die ein Thema aus dem Land, wo die jeweilige Sprache gesprochen
wird, behandeln. Italienisch kommt vor, wenn über Scheidungen in Italien gesprochen wird: „In
Italien betrifft das sogar jede zweite. Porca miseria!“ (cosmopolitan.de) Spanisch kommt in einem
Bericht über Schauspielerin Cameron Diaz, die spanischer Herkunft ist, vor: „Buenos Dias!“
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(cosmopolitan.de) Es ist gleichzeitig ein Wortspiel, dass auf ihren Nachnamen anspielt. Code-
Switching ist auch dadurch motiviert. Beispiele des Code-Switching auf Englisch sind anders. Sie
sind unabhängig von einem solchen Kontext. Englisch wird viel häufiger benutzt, als nur wenn die
Rede über englische und amerikanische Stars, Musik, Produkte ist. Für einen englischen Titel muss
kein Bezug auf die anglo-amerikanische Welt vorhanden sein. Der Gebrauch von Englisch, der
gegenwärtigen globalen Sprache impliziert, dass man modern und ausgebildet ist und mit neuesten
internationallen Trends bekannt ist. Die urbanen, jungen Leserinnen der Frauenzeitschriften wollen
„international“ sein. Dazu trägt auch der Gebrauch anderer Sprachen bei. Letztlich zeigt auch der
Name der Zeitschrift, Cosmopolitan, dass er sich als kosmopolitisch versteht und kosmopolitisch
sein will. Das deutsche Beispiel („Herrlich!“; Cosmopolitan, März 2014) zeigt auch eine
thematische Unabhängigkeit. Es ist in einem Artikel vorgekommen, der keinen Bezug auf Etwas
deutsches hat, aber sein Vorkommen kann man mit einem langen und starken Sprach- und
Kulturkontakt zwischen Deutschland und Kroatien, beziehungsweise den großen Einfluss des
Deutschen auf Kroatisch, erklären. Germanismen sind im Kroatischen einigermaßen üblich. Latein
ist in der Form eines Spruchs („in vino veritas“ , Cosmopolitan, November 2012), thematisch
unabhängig (mit einer Konnotation der Gelehrtheit), wie auch Beispiele auf Französisch, dessen
übliche Konnotationen (Mode, Eleganz, Hedonismus... ) seinen Gebrauch rechtfertigen.
Man muss aber betonnen, dass sich beim Code-Switching in der Frauenpresse um keine wirkliche
Mehrsprachigkeit und Kompetenz handelt, weder des Verfassesr, noch des Lesers. Die meisten
Beispiele sind Klischees. Es werden Phrasen, Grüße, Interjektionen und Syntagmen benutzt, die für
eine Sprache karakteristisch sind (Spanisch: „Buenos Dias“, Italienisch: „Porca miseria“,
Französisch: „très chic“, „Oh-là-là, madame“). Diese Phrasen zeigen die Reichweite der
mehrsprachigen Kompetenz eines durchschnittlichen Lesers. Das Code-Switching in den
Zeitschriften ist also mehr ein Indikator des Wunsches nach Multilingualität und Kosmopolitismus,
als ein Zeichen der wahrhaftigen Mehrsprachigkeit der Journalisten und der LeserInnen.
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6. Schlussfolgerung
Frauenzeitschriften sind eine journalistische Form, die viele Besonderheiten aufweist. Ihre
Gestaltung, Themenbereiche, Funktionen und Sprache unterscheiden sich in Vielem von denjenigen
der Zeitungen und anderer Arten von Zeitschriften. Sie wenden sich an eine junge, urbane
Leserschaft, die sich modern, ausgebildet, international will. Sie sind eng mit Mode und Trends
verbunden und ihre Sprache ist auch modisch. Es handelt sich um eine Sprache, die anders,
interessant, exotisch sein will und die zum Kauf der Zeitschrift bringen will. Es ist auch eine
Sprache, durch die die Zeitschrift eine persönliche Beziehung zur Leserin aufbauen will. Desweg ist
sie voll von Wortspielen, Neologismen, fremden Wörten und Code-Switching. Das Code-
Switching, Mischen der fremden Sprachen in die eigene, gibt der Leserschaft das Gefühl, dass sie
modern und kompetent sind. Die Analyse hat gezeigt, dass der neue Trend des Gebrauchs von
Code-Switchings in der einsprachigen Presse auch in der deutschen und kroatischen
Frauenzeitschrift präsent sind. Noch einmal hat sich die dominante Rolle des Englischen, der
wichtigsten Sprache der Medien heute, erwiesen. Wie erwartet spielt Französisch, die „modische“
Sprache, auch eine große Rolle in der Modezeitschrift, obwohl im deutschen Teil des Korpus keine
Beispiele dafür gefunden worden sind. Die gefundenen Beispiele des Code-Switchings sind aber
kein Zeichen einer wahren Mehrsprachigkeit der LeserInnen. Es handelt sich um Phrasen, meist in
Formen von Syntagmen, Interjektionen, Grüßen, die für eine Sprache karakteristisch sind und die in
Texten vorkommen, die einen Bezug auf das Land der jeweiligen fremden Sprache haben. Ihre
Position (Titel, Titelseite, Namen der Rubriken) zeigt, dass Code-Switching eine Strategie ist, die
die Journalisten bewusst einsetzen, um die Leserschaft zu begeistern und um die Zeitschrift zu
verkaufen.
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7. Literaturangaben
1. Langen, Gina. Mode in Frauenzeitschriften- eine kulturantropologische Analyse. 2012. In:
https://books.google.hr/books ?
id=aA7yMWJ4eRwC&pg=PA13&lpg=PA13&dq=modezeitschriften+analyse&source=bl&ots=9AQ
TmYuxtH&sig=ZaiguCumVtfL5wRIIBjZGaqGT-
w&hl=hr&sa=X&ei=4QG4VKCFB4LsUvGKhMgJ&ved=0CE4Q6AEwBg#v=onepage&q=modezei
tschriften%20analyse&f=false (zuletzt eingesehen am 31. Januar 2015)
2. Onysko, Alexander. Anglicisms in German. Borrowing, Lexical productivity and Written
Codeswitching, 2007. Berlin, New York: Walter de Gruyter. In: https://books.google.hr/books?
id=kbr2txEYSHAC&pg=PA89&lpg=PA89&dq=alexander+onysko+anglicisms&source=bl&ots=Ts
vO8QaZjj&sig=V1huKhK4RHyi2Y8hGedbGwZM5wM&hl=hr&sa=X&ei=UgzMVIauG8yrUbOng
vgM&ved=0CFYQ6AEwCA#v=onepage&q&f=false (zuletzt eingesehen am 31. Januar 2015)
3. Pavić Pintarić, Anita. Accessoires sind die Must-Haves dieser Saison! Der Modejargon in
kroatischen und deutschen Frauenzeitschriften. 2006. Wien: Peter Lang Verlag. In:
http://www.inst.at/trans/16Nr/01_4/pintaric16.htm (zuletzt eingesehen am 31. Januar 2015)
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