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Sommer 2021 - NABU

Date post: 25-Oct-2021
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Sommer 2021 Themenheft Wasser
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Page 1: Sommer 2021 - NABU

Sommer 2021

Themenheft

Wasser

Page 2: Sommer 2021 - NABU

SEE THE UNSEEN

CL COMPANIONDIE FREIHEIT,MEHR ZU ERLEBEN

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Page 3: Sommer 2021 - NABU

Naturschutz heute 2.21 · Übersicht Rubriken · Farben & Formen �Naturschutz heute 2.21 · Übersicht Rubriken · Farben & Formen �

3Sommer 2021

i N H A lT

Der kurze Draht zum NABU

Liebe Mitglieder, liebe Freund*innen des NABU,

wer heute zu wenig für den Klimaschutz tut, belastet da-mit im Übermaß künftige Generationen. So sieht es nichtnur der NABU, so sieht es auch das Bundesverfassungs -gericht. Und deshalb hat dessen erster Senat Ende Aprildas bisherige Klimaschutzgesetz der Großen Koalition inTeilen für verfassungswidrig erklärt. Mit den natürlichenLebensgrundlagen müsse sorgsam umgegangen werden,heißt es im Urteil. Sie müssten der Nachwelt in einemZustand hinterlassen werden, „dass nachfolgende Genera-tionen diese nicht nur um den Preis radikaler eigenerEnthaltsamkeit weiter bewahren können“.

Die Reaktion der Politik war fast so überraschend wiedas Urteil selbst. Plötzlich entdeckten Politiker*innen fastaller Parteien ihr Herz für den Klimaschutz. In nur zweiWochen passierte eine verschärfte Neufassung des Gesetzesdas Kabinett. Bis 2030 soll nun der Ausstoß von Klimagasenum 65 Prozent gesenkt werden, bis 2045 soll Deutschlandklimaneutral werden. Ganz im Sinne des NABU betont derGesetzesentwurf dabei den Beitrag natürlicher Ökosystemewie Wälder und Moore. Über die Maßnahmen auf dem Wegzu Klimaneutralität und dem Schutz klimarelevanter Öko-systeme wird noch intensiv diskutiert werden, aber dieRichtung stimmt schon mal.

Das rasche Handeln der Politik hat natürlich mit der an-stehenden Bundestagswahl zu tun. Klimaschutz wird immermehr zu einem wahlentscheidenden Thema. Eine großeAktion in einem Bündnis von NABU, BUND und WWF bis zuFridays for Future und Campact soll den Wettbewerb umdie beste Umweltpolitik weiter befeuern. Dabei versprechenBürger*innen, ihre Entscheidung im September am Schutzvon Klima und Artenvielfalt auszurichten. In nur einerWoche kamen bereits 250.000 Unterschriften zustande.Ich bitte Sie herzlich: Schauen Sie es sich an und machenSie die Wahl zu einer Klima- und Naturschutzwahl – onlineoder mit der diesem Heft beigelegten Unterschriftenliste.

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8

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W A s s e r - P r o B l e m e

8 Auf dem TrockenenKlimawandel und normierte Natur

14 Wenn das Meer ertrinktHerausforderung Küstenschutz

16 Auch Bäume haben DurstWald-entwässerung endlich stoppen

18 Aufgestaut und zugebautWarum Wasserenergie selten grün ist

W A s s e r - l ö s U N g e N

20 Artenreiche Klimaspeichermoorrenaturierung im Baltikum

22 Bei Ahlenläufer und RegenpfeiferDie ostsee-lagune riedensee

24 Ein Fluss findet AnschlussDas NABU-großprojekt Untere Havel

28 Naturparadies aus zweiter HandDie liebenauer Kiesgruben

W A s s e r - T i e r e

36 Muschelriffe vor BorkumWiederansiedlung der Nordsee-Auster

38 Viele neue Pfützen und TümpelHilfe für die gelbbauchunke

42 Aus dem Wasser in die LuftNeuer lebensraum für Flusslibellen

46 Nahrhafte BaumsäfteAus dem leben unserer spechte

A r g U m e N T e

30 Das ÜberlebensmittelWie wir Wasser nutzen und verbrauchen

r U B r i K e N 4 leserbriefe 6 NABU-Welt30 Kleinanzeigenbörse48 service50 Ausblick

Ihr Jörg-Andreas KrügerNABU-Präsident

NAB

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Postanschrift: NABU, 10108 Berlin; Hausanschrift: Charitéstraße 3, 10117 Berlin. Mitglieder-service: Tel. 030-28 49 84-40 00, [email protected]; Spenden: Rena Zawal, Tel. 030-28 49 84-15 60,[email protected]; Patenschaften: Begüm Tus, Tel. 030-28 49 84-15 74, [email protected], Info-service: Julian Heiermann, Tel. 030-28 49 84-60 00, [email protected]. Spendenkonto bei der Bankfür Sozialwirtschaft Köln, IBAN: DE83 3702 0500 0000 1001 00, BIC: BFSWDE33XXX.

Sommer 2021

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B r i e F K A s T e N

4 NATURSCHUTZ heute

Singen ist riskantBetr. Risiken beim Einsatz der Klangattrappe (1.21)

Die Info zum Artikel von Hans Heiner Berg-mann „Hingeschaut und hingehört“ be-leuchtet die Risiken des Singens für den Sän-ger. Genannt werden Auffälligkeit für Beu-tegreifer und Aufwendung von Zeit undEnergie. Dem Verfasser der Info bin ich dank-bar, dass er diesen Aspekt des Vogelgesangeserläutert.

Die moderne Technik hat es leicht ge-macht, die Vögel durch Vorspiel ihres artei-genen Gesanges zum Singen zu animieren.

Dieser oft gedankenlose Einsatz einer Klan-gattrappe erhöht diese Risiken zusätzlich,wenn bereits die Phase der Jungenaufzuchtbegonnen hat. Die Nachteile für die Versor-gung des Nachwuchses können gravierendsein. In Naturschutzgesetzen früherer Jahrewar daher der Einsatz von Klangattrappenausdrücklich verboten und für wissen-schaftliche Zwecke als genehmigungspflich-tig deklariert. Die Maßgabe hat sich nichtgeändert, auch wenn heute in den Natur-schutzgesetzen die Umschreibung gewähltwird, dass Tiere während der Brut- und Setz-zeit nicht gestört werden dürfen.

Maria und Hans Hoffmann66538 Neunkirchen

Hier könnte Ihr Leserbrief stehen. Anschrift der Redaktion: Naturschutz heute,10108 Berlin, [email protected]. Bitte vergessen Sie nicht, auchbei E-Mails Ihre Nachricht mit Namen und Anschrift zu versehen.

Preisausschreibenmit dem NABU gewinnen!

Im letzten Heft hatten wir gefragt, wen dieBevölkerung zum Vogel des Jahres 2021 ge-wählt hat. Die richtige Antwort war das Rot-kehlchen. Die zehn Bücher „Entdecke die Del-fine“ von Kim Cornelius Detloff aus dem NTVNatur und Tier-Verlag gewonnen haben NeleBrixius, 56743 Mendig, Peter Futter, 79822 Ti-tisee-Neustadt, Elke Jakubowsky, 23879 Mölln,Marlo und Vincent Kochan, 14542 Werder, To-bias Koehn, 45665 Recklinghausen, CarmenPlatzeck, 23879 Mölln, Helga und Gerold Seg-horn, 26135 Oldenburg, Udo Seifert, 35287Amöneburg, Hildegard Stukenbrock, 37671Höxter und Georg Sutter, 88353 Kißlegg.

Für unser aktuelles Preisausschreibenmöchten wir wissen: Wie viel regnet es in ei-nem „Durchschnittsjahr“ in Deutschland:rund 800, 1100 oder 1500 Liter pro Quadrat-meter? Zu gewinnen gibt es fünf Bücher „Undan den Rändern nagt das Meer“ von Anne deWalmont aus dem Knesebeck Verlag und fünfBücher „Mikroorgasmen überall“ von Domi-nik Eulberg aus dem Eichborn Verlag. Schrei-ben Sie die Lösung bitte auf eine Postkarte anNaturschutz heute, Charitéstraße 3, 10117 Ber-lin. Einsendeschluss ist der 5. Juli. ◀ (nic)

Erfrischender Maikäfer

Herzlichen Glückwunsch zu dem gelunge-nen Titelbild, eine fröhliche, erfrischende,faszinierende Augenweide!

Sylvia Endler, 74343 Sachsenheim

Wir haben uns über das Maikäferfoto aufder Vorderseite sehr gefreut, da bei uns derMaikäfer sehr rar geworden ist. Wir hoffen,dass es ihn bald wieder häufiger gibt.

Marianne Ade, 71034 Böblingen

Schritt in die richtige RichtungBetr.: Eine Regel ohne Müll (1/21)

Ich wollte euch gerne einmal rückmelden,dass ich mich von eurer letzten Ausgabe,sehr abgeholt gefühlt habe. Erst mal ist esgroße Klasse, das ihr gendert. Mir bedeutetdas sehr viel und es ist ein wichtiger Schritt,in die richtige Richtung.

Toll ist außerdem der Artikel zu Peri-oden-Produkten. Wir müssen die Menstrua-tion endlich entabuisieren und gleichzeitigerkennen, dass sie mehr als ein biologischerProzess ist. Über die Menstruation könnenwichtige gesamtgesellschaftliche Themenverhandelt werden, die schlussendlich auchzu mehr Gleichberechtigung führen undsoziale Gerechtigkeit herleiten.

Lynn Benda, 30159 Hannover

Neoliberale WortwahlBetr.: So reißen wir das Steuer herum

Klar ist, dass unsere neoliberal gesteuerteWirtschafts- und Lebensweise Schuld an derArten- und Klimakrise hat. Aber dann soll-ten wir uns nicht einer Wortwahl bedienen,die genau diesem Denken entspringt. Schongleich zu Beginn des Artikels ist von „Schad-insekten“ die Rede. Ich dachte, dass die Ka-tegorien Nützlinge / Schädlinge von uns Na-turschützern längst ad acta gelegt wurden.

Und dann heißt es, dass Landschaftenihre „Ökosystemleistungen erbringen“ sol-len. Die Natur als Dienstleister, wieder soein Konstrukt der neoliberalen Marktver-fechter. Die „wilde“ Natur darf nicht nochkäuf licher werden als es schon der Fall ist.Der Mensch bleibt Teil der Natur, sie istkein Marktplatz.

Kurt Kuhnen48431 Rheine

Gewinn-spiel

Page 5: Sommer 2021 - NABU

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Page 6: Sommer 2021 - NABU

Umfrage

N A B U - W e lT

6 NATURSCHUTZ heute

Fragen an die mitglieder

Wie zufrieden sind die Mitglie-der mit der Arbeit des NABU?Um welche Themen sollte sichder NABU vor allem kümmern?Wie werden Mitmachangebotevor Ort oder die NABU-Medienbewertet? Um das herauszufin-den, führt der NABU in den kom-menden Wochen zusammen mitdem Meinungsforschungsinsti-tut 2HMforum eine bundesweite,repräsentative Mitgliederbefra-gung durch. Eine ähnliche Um-frage hatte es zuletzt 2012 gege-ben. Mitglieder, die nach demZufallsprinzip für die telefoni-sche Befragung ausgewählt wur-den, erhalten vorab einen Info-brief. Die Teilnahme ist natür-lich freiwillig und anonym. ◀

▶ Weitere Infos: www.NABU-Netz.de/Mitgliederbefragung

Giftige Zigarettenkippen:Seit zehn Jahren kämpftder NABU mit dem Projekt„Meere ohne Plastik“ ge-gen die zunehmende Müll-f lut in Nord- und Ostsee. Miteiner Aktionswoche feierteder NABU das Jubiläum und riefdazu auf, mehr für müllfreie Meerezu tun. Besonders giftig für Wasserorganis-men sind Zigaretten. An der deutschen Ost-seeküste machen Zigarettenkippen fast einZehntel aller Müllfunde aus. Der Plastikan-teil einer Zigarette ist jedoch nur ein Teildes Verschmutzungsproblems. Tabak-Pro-dukte enthalten bis zu 7.000 giftige Stoffe,die in die Umwelt entlassen werden, darun-ter auch Blei und Arsen. ◀

▶ Mehr Infos: www.NABU.de/Zigaretten schweinswal

FEHMARNBELTQUERUNG

munitionssprengungen abgesagt

Auf der dänischen Trasse des geplanten Fehmarnbelttunnels solltenim März Munitionssprengungen stattfinden, um Wasserbomben undweitere Altlasten unschädlich zu machen. Nach massiven Protestendes NABU und einer Intervention des Bundesumweltministeriumssagte das dänische Verkehrsministerium das Vorhaben dann aber ab.

Der NABU hatte unter anderem kritisiert, dass kein Schallschutzmithilfe eines Blasenschleiers vorgesehen war, der eigentlich zumSchutz der streng geschützten Schweinswale genutzt wird. Jetzt giltes, am Beispiel des Fehmarnbelts ein Konzept zu erarbeiten, umKriegsaltlasten im Meer sprengungsfrei zu bergen. Für den Fall un-vermeidbarer Sprengungen müssen Schallschutzmaßnahmen ver-bindlich werden. ◀

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FLUGHAFENSEE

10.000 Unterschriften für Tegel

Mehr als 10.000 Menschen haben die Peti-tion „Schützt das Naturparadies am Flug-hafen Tegel!“ des NABU Berlin unterzeich-net. Seit über 30 Jahren betreut der NABUdas „Vogelschutzreservat am Flughafensee“.Dieses Gebiet und die angrenzende TegelerStadtheide sind Heimat vieler seltener Tiereund Pf lanzen, darunter Zwergdommel,Wendehals und Acker-Filzkraut.

Die Senatsverwaltung verspricht zwarschon seit Jahren, die wertvollen Flächenals Naturschutzgebiet auszuweisen, bliebbisher aber untätig. Bei der Entgegennahme

der Petition gestand Umweltsenatorin Re-gine Günther einen „Umsetzungsstau“ beider Ausweisung von Naturschutzgebietenund versprach Besserung.

Nach der endgültigen Außerdienststel-lung des Flughafens Anfang Mai drängt dieZeit, denn nun beginnt die Umnutzung desAreals. Erst kürzlich wurde etwa der Vor-schlag laut, eine Badestelle am südlichenSeeufer anzulegen – in genau jenem unge-störten Bereich, wohin sich Vögel zurück-ziehen können. ◀

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Page 7: Sommer 2021 - NABU

N A B U - W e lT

7Sommer 2021

ELBVERTIEFUNG

Wenig Fracht, viel schlickAnfang Mai haben die Behördender vertieften Elbe bei Hamburgoffiziell eine Teilfreigabe erteilt.Aus Sicht von BUND, NABU undWWF ist das allerdings nicht mehrals ein Verzweiflungsakt, der ge-sichtswahrend als Erfolg gefeiertwird. Tatsächlich gelang es näm-lich nicht, die komplette Fahrrin-nentiefe herzustellen.

Ursache sind massive Schwie-rigkeiten insbesondere im Ham-burger Hafen, mit dem hohen Se-dimenteintrag fertig zu werden.Weil der Ausbau des Flussbetts denSedimenttransport nachhaltig ver-ändert, ist absehbar, dass die Fahr-wassertiefen im Hamburger Ha-fen nicht aufrechtzuerhalten sind.

Von den zu Planungsbeginn er-warteten 25 Millionen Frachtcon-tainern pro Jahr ist nicht viel üb-riggeblieben. 2020 hat der Ham-burger Hafen lediglich 8,5 Millio-nen Container umgeschlagen. Oh -ne absehbaren wirtschaftlichenNutzen wird das Flussökosystemmassiv und dauerhaft geschädigt.

Als Folge des Ausbaus verliertdie Elbe wertvolle Flachwasserzo-nen durch Verlandung und verän-derte Tidewasserstände. Der Sau-erstoffmangel im Fluss nimmt zu,die Brut gefährdeter Vogelartenwird vernichtet und europaweitgeschützte Lebensräume wie derTide-Auwald an den Elbufern wer-den zerstört. ◀

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VOGEL DES JAHRES 2021

start-Ziel-sieg für das rotkehlchen

Das Rotkehlchen ist der erste öffentlich ge-wählte Vogel des Jahres und trägt nach 1992nun zum zweiten Mal den Titel. Es ging be-reits kurz nach Stichwahlstart in Führungund gab diese nicht mehr ab. Mit 59.267Stimmen siegte das Rotkehlchen vor Rauch-schwalbe (52.410) und Kiebitz (43.227). DieStadttaube, die am Ende der Vorwahl nochweit vorne lag, kam lediglich auf Rang 5.Der Goldregenpfeifer als zweite große Vor-wahl-Überraschung schaffte es immerhinauf Rang 7. In Island gewann er kurze Zeitspäter sogar die Jahresvogelwahl. Auf derInsel im Nordmeer brütet ein Drittel desGoldregenpfeifer-Weltbestandes.

In Deutschland beteiligten sich in beidenWahlphasen 456.000 Menschen an der Wahl.Aufgrund des großen Zuspruchs wird derVogel des Jahres auch künftig vom Publikumgewählt werden. Das Verfahren wird abervereinfacht und verkürzt. Der Bund-Länder-Rat des NABU nominiert fünf Arten, die fürverschiedene Lebensräume und Naturschutz-aufgaben stehen. Im Herbst stellen sich danndie fünf Arten zur Wahl. ◀

▶ Infos zum Rotkehlchen und sämtlichen Vor-gängern: www.vogeldesjahres.de

Rotkehlchen

WINDPARK BUTENDIEK

revision des NABU erfolgreich

Das Bundesverwaltungsgericht hat am 29. April im Rechtsstreit des NABU um den vorSylt gelegenen Offshore-Windpark Butendiek das Urteil des OberverwaltungsgerichtsHamburg aufgehoben und das Verfahren an die Vorinstanz zurückverwiesen. Das Urteilist ein wichtiger Etappensieg in einem komplizierten Rechtsstreit um einen Windparkam falschen Ort. Die Auffassung des Bundesverwaltungsgerichts hilft, das andauerndeSchwarze-Peter-Spiel um Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten zu beenden.

Der Schaden im Vogelschutzgebiet ist heute unstrittig. Die Entscheidung macht denWeg für effektive Maßnahmen zum Schutz der Seetaucher frei. Dringend notwendigist eine Teilabschaltung der Windenergieanlagen in den Monaten März und April, umjährlich wiederkehrende Lebensraumverluste im Vogelschutzgebiet zu verringern. ◀

▶ Weitere Infos unter: www.NABU.de/Butendiek pa/b

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immer noch wird land trockengelegt, um es „urbar“ zu machen.Für die Artenvielfalt ist das verheerend. Die entwässerung muss gestoppt und umgekehrt werden.

öfter mal nasse Füße

U nzählige Bewohner feuchterWiesen und Moore leidenunter dem fortschreitendenVerlust ihres Lebensraumes,

darunter Braunkehlchen, Brachvogel, Ufer-schnepfe und Bekassine. So steht es schwarzauf weiß im offiziellen „Bericht zur Lageder Natur in Deutschland“. Den traurigenNegativrekord hält in der aktuellen Aus-wertung der Kiebitz, sein Bestand ist seit1980 um 93 Prozent eingebrochen.

Kein „kiewitt“ mehr? · Einst leiteten dietypischen „Kiewitt“-Rufe des Kiebitzes denFrühling ein. Noch vor wenigen Jahrzehn-ten war der schwarz-weiße Vogel mit seinerauffälligen Federtolle und den imposantenBalzflügen weit verbreitet. Doch mehr undmehr Feuchtwiesen wurden und werdentrockengelegt, die verbliebenen Wiesenimmer intensiver genutzt. Dem Kiebitzsetzt das schwer zu, bei der heute üblichenfrühen Mahd werden viele Nester zerstörtoder die Jungen getötet.

Sind keine Wiesen mehr da, versuchenKiebitze auf Äcker auszuweichen. Dochdurch den hohen Anteil an Winterfrüch-ten ist im Frühjahr der Boden oft bereitszu dicht und hoch bewachsen. Und wennKiebitze auf Maisflächen brüten – die blei-ben immerhin lange offen –, werden ihreNester häufig durch die Bodenbearbeitungzerstört.

Überleben auf der Insel · Dabei gibt es er-probte Möglichkeiten, den Vögeln zu helfen.Die Expert*innen des Michael-Otto-Institutim NABU (MOIN) haben dazu ein ganzesHandbuch verfasst. Am liebsten mögenKiebitze kurzrasiges Grünland, idealer-weise mit schlammigen oder sehr niedrigunter Wasser stehenden Bereichen. SolcheStrukturen können etwa durch die Anlagevon Blänken, die Aufweitung oder denAnstau von Gräben und das Verschließeneinzelner Drainagen gewonnen werden. >

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Wasseramsel

Auszug aus dem NABU-Kompass 2030

Flüsse, Bäche und Auen„gesunde Fließgewässer mit ihren Auen und den sie beglei-tenden grundwasserkörpern halten das Wasser besser in derlandschaft und speichern dieses bei starkregen. in Trocken-zeiten wird das gespeicherte Wasser über einen längerenZeitraum wieder an die Umgebung abgegeben. Dies gewähr-leistet die Wasserversorgung für angrenzende Wälder undlandwirtschaftliche Flächen. Darüber hinaus bilden dieseFließgewässer die zentralen Achsen eines landesweitenNetzes von lebensräumen für Tiere und Pflanzen.

seit vielen Jahrzehnten befinden sich die hiesigen Flüsseund Bäche in einem schlechten ökologischen gesamtzustand.Auen sind in ihrem Flächenausmaß dramatisch zurückgegan-gen. Die Belastung mit siedlungs- und industrieabwässernsank zwar dank funktionierender Klärtechnik, aber die Nähr-stoff- und Pestizideinträge aus der landwirtschaft nahmenzu. mit mikroplastik und weiteren synthetischen Polymerensind neue störungen hinzugekommen. Begradigungen undbefestigte Böschungen taten ein Übriges und haben aus vie-len hochdynamischen lebensräumen reine entwässerungs-kanäle werden lassen. Querbauwerke wie Wehre oder stau-stufen unterbrechen die Durchgängigkeit für Wasserlebe-wesen.

rund 90 Prozent der oberflächengewässer Deutschlandsbefinden sich nach wie vor nicht im angestrebten ‚guten öko-logischen Zustand‘. Die spürbaren Klimaveränderungen, diemal zu Dürren, mal zu sintflutartigem starkregen führen, er-höhen den dringlichen Handlungs- und Veränderungsbedarfzusätzlich.

Ziel des NABU ist, dass der ‚gute ökologische Zustand‘keine Utopie bleibt, sondern im nächsten Jahrzehnt spürbarerealität wird. Dazu müssen Fließgewässer über gewässer-entwicklungsstreifen den raum für mehr Dynamik erhalten.Der NABU treibt die renaturierung von Fließgewässern voran.“

▶ Es liegt in der Hand von uns Menschen, wie wir mit der Erdeumgehen. In seinem „ Kompass 2030“ zeigt der NABU auf, wiesich der Verband den Weg in eine Zukunft vorstellt, in der dieKlimakrise und der rasante Verlust an Biodiversität gestopptsein werden. Der NABU-Kompass 2030 beschreibt die Richtungund gibt Orientierung. Zugleich ist er ein lebendiges Diskussi-onspapier. Den NABU-Kompass gibt es unter www.NABU.de/Kompass und als kostenlose Broschüre im NABU-Shop. ◀

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wörtlichen Portokasse zu bezahlen. Hierist ein deutliches Umlenken von Geldflüs-sen innerhalb der Agrarförderung nötig.

Naturschutz sei doch meistens Klein-kram, der Naturzerstörung dagegen könneman „eine geniale Großzügigkeit“ nicht ab-sprechen, meinte der Schriftsteller Her-mann Löns vor hundert Jahren sarkastisch.Inzwischen beginnt der Naturschutz zwaraufzuholen. Aber die Verhältnisse sind im-mer noch ungleich, wie der erweiterteBlick auf unsere Landschaften zeigt.

Normierte Landschaft · Vor allem in denFlussniederungen und in den eiszeitlich ge-prägten Moorlandschaften hat der Menschjahrhundertelang gegen ein Übermaß anWasser gekämpft. Wasser abzuleiten, be-deutete Urbarmachung von Land, weniger

> Es hilft aber auch bereits, kleinere nas-se Senken oder Feuchtflächen auf Ackerflä-chen nicht zu bearbeiten. Noch besser sind„Kiebitzinseln“, etwas größere Brachflä-chen innerhalb eines Ackers, die von derBearbeitung ausgenommen werden. Hierfinden die Altvögel günstige Brutmöglich-keiten, die Nester sind geschützt und auchdie Jungvögel haben genügend Nahrungund Deckung.

Geld umlenken · Wenn es gelänge, die För-derinstrumente und das Gebietsmanage-ment optimal aufeinander abzustimmen,so das MOIN, würden für den Kiebitz-schutz 10 bis 20 Millionen Euro pro Jahrbenötigt. Das käme natürlich noch weite-ren Arten zugute. Aber schon diese geziel-ten Maßnahmen sind nicht aus der sprich-

Hunger und wachsenden Wohlstand. Mitdem Einsatz von Maschinen gelang esschließlich, Böden und Landschaften im-mer mehr zu normieren. Und auch wenndie Flurbereinigung heute etwas freundli-cher Flurneuordnung heißt, ist die Hal-tung in vielen Köpfen gleich geblieben. Ei-nen „Sumpf trockenzulegen“ gilt im wört-lichen wie im übertragenen Sinne als guteSache.

Nicht zu feucht und nicht zu trocken,strukturarm und nährstoffreich: Für dieArtenvielfalt sind die Normlandschaftenverheerend. Nun kommt der Klimawandelals neuer großer Störfaktor. Dessen Auswir-kungen sind so groß, dass darin gleichzei-tig eine Chance zum Umdenken liegt.

Vor der Revolution? · Im seenreichen, abersandigen Brandenburg haben sich die letz-ten Trockenjahre besonders bemerkbar ge-macht. „In 1,80 Meter Tiefe, wo die meis-ten Bäume wurzeln, ist der Boden inzwi-schen knochentrocken. Wir haben nichtnur abgängige Einzelbäume, sondern gan-ze abgängige Waldstücke“, schildert Lan-desumweltminister Axel Vogel gegenüberdem rbb.

„Wir merken, dass wir uns nicht nurkleinräumig bewegen können, wir müssendas gesamte Land betrachten. Ich glaube,es haben inzwischen alle begriffen, dasssich etwas ändern muss. Wir stehen in ei-ner vorrevolutionären Situation.“ >

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Der seerose geht esnoch vergleichsweisegut. Kiebitz und Kuckucks-lichtnelkesind dagegen auf demrückzug.

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Immer noch gilt „einen Sumpf trockenlegen“ im wörtlichen wie im übertragenen Sinne als gute Sache.

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Wie Pflanzen uns gesund und glücklich machen: Burkhard Bohne über die heilenden Kräfte der Natur.

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Land der Möglichkeitenob moore, Flussauen, Wälder oder grünland: intakte ökosystemebieten lebensräume für viele Arten, können langfristig Kohlenstoffbinden und extremwetter-ereignisse wie Dürren oder Hochwasserabmildern. Auf mehr als 20 Prozent Bundesfläche – verteilt in ganzDeutschland – ist eine Aufwertung möglich und sinnvoll, über dieHälfte davon sind Wälder. Das hat eine studie im Auftrag des NABUergeben.

eine grundsätzlich gute eignung zur renaturierung bestehtdemnach auf rund 370.000 Hektar in Auen größerer Flüsse – 1 Pro-zent der landfläche Deutschlands –, 930.000 Hektar moorböden(2,6 Prozent) sowie auf 2,5 millionen Hektar grünland (6,9 Prozent)und 4 millionen Hektar Wald (11,1 Prozent)

Natur wiederherstellen · Das ist ein enormer Hebel, um Klima-krise und Artensterben gemeinsam zu adressieren, stellt NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger fest: „Die künftige Bundesregierungsollte die Wiederherstellung der Natur zur Priorität machen – nichtnur wegen der angekündigten verbindlichen eU-renaturierungs-ziele. es gilt jetzt zügig einen renaturierungsplan zu entwickeln,ihn ab dem nächsten Jahr mit ausreichender Finanzierung zu hin-terlegen und umzusetzen. mindestens 15 Prozent der landes- undmeeresfläche müssen für renaturierungsprojekte vorgesehen werden. mit der studie liegt nun auch ein erster Vorschlag für einemögliche Auswahl von besonders geeigneten Flächen auf dem Tisch.Die renaturierungsmethoden an sich sind bekannt. Notwendig istvor allem der Wille der Politik und Behörden.“

Aus sicht der Artenvielfalt kommt der Wiederherstellung vonartenreichem grünland eine herausragende rolle zu. Bei moorenund Flussauen lässt sich schon auf relativ kleinen Flächen viel fürBiodiversität und Klima bewirken. Wichtig ist, die wiederher -gestellten lebensräume dauerhaft zu sichern und die Fortschritteüber ein begleitendes monitoring zu erfassen.

Mit öffentlichen Flächen beginnen · sowohl die künftigen eU-renaturierungsziele als auch die vom Bundesverfassungsgerichteingeforderten höheren Klimaschutzziele nehmen Bund und länderin die Pflicht, sich rasch mit dem Thema zu befassen. Die in derstudie identifizierten Potenzialräume können als entscheidungs-hilfe zur Flächenauswahl genutzt und weiter konkretisiert werden.

Der NABU empfiehlt, in einem nächsten schritt zu analysieren,wie viele der besonders geeigneten Flächen bereits in staatlicherHand liegen. Hier könnte vergleichsweise schnell mit der Umsetzungvon maßnahmen begonnen werden. ◀

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lagen, Förderprogramme zur Wiederver-nässung und vollständigen hydrologischenWiederherstellung von Moorflächen sowieden Rückbau von Gräben insbesondere inWäldern.

Auf dem Weg der Besserung? · Das Ver-ständnis für die Probleme wächst, vielerortsgeloben Politik und Verwaltung Besserung.Bis zur Umsetzung ist es ein beschwerlicherWeg. Das zeigt beispielhaft eine Analyseder bereits 2013 verabschiedeten Biodiver-sitätsstrategie des Landes Hessen. Darausfolgend wurde das Programm „100 wildeBäche“ gestartet, bei dem Kommunen vomLand stark unterstützt werden. Auch wur-de den Kommunen im Wassergesetz einVorkaufsrecht für Uferflächen eingeräumt.Ein Förderprogramm finanziert Flächen-käufe und Renaturierungen mit bis zu 95 Prozent.

Dennoch gibt es weiter große Defizite.Die chemische Verschmutzung der Gewäs-ser hat sogar eher zu- als abgenommen,stellt der NABU Hessen fest, und das Grund-wasser wird immer stärker belastet. Bei

> Amphibien auf dem Trockenen · Branden-burgs Stillgewässer sind fast alle grund-wassergespeist. Sinkt das Grundwasser,folgt Trockenheit. „Ohnmächtig sehen wirzu, wie die Amphibien in unserer Regionaussterben – und nicht nur die, beispiels-weise fehlen auch den Kranichen die Brut-plätze“, beklagt Thorsten Schönbrodt vomNABU Müncheberg im Kreis MärkischOderland. Besserung ist nicht in Sicht. BeiBegehungen waren dieses Jahr bereits EndeMärz von 446 Söllen und anderen Klein -gewässern 317 ausgetrocknet.

Auch in anderen Regionen sieht es fürdie Lurche nicht gut aus. „Im Vergleich zuBrandenburg haben wir an der Elbe zwarden Vorteil, dass der Fluss auch mal Nieder-schläge von woanders mitbringt und zu-mindest die auennahen Gewässer wiederauffüllt“, bilanziert AmphibienexperteChristian Fischer für das nordöstliche Nie-dersachsen. „Dies passiert aber auch nurunregelmäßig und in den letzten Jahreneher zu schwach. Es hat wohl fast alle Am-phibienarten hart getroffen, ganz besondersdie Gras- und Moorfrösche.“

Halten statt loswerden · „Brandenburgweist seit Jahren eine negative Bilanz beider Grundwasserneubildung auf“, betontder NABU-Landesvorsitzende FriedhelmSchmitz-Jersch. Es werde immer wichtiger,Wasserüberschüsse gezielt zurückzuhalten,um einerseits Hochwasserspitzen zu puf-fern und andererseits die Wasserversor-gung sicherzustellen.

Hauptaufgabe bleibt die konsequenteAbflussreduzierung und bessere Wasser-speicherung. Dazu fordert der NABU Bran-denburg unter anderem ein Moratoriumbei der Genehmigung neuer Beregnungsan-

nur elf Prozent der Fließgewässer ist ein„guter ökologischer Zustand“ erreicht, 65 Prozent sind in ihrer Struktur stark bisvollständig verändert.

In der Pflicht · Einen Grund sieht derNABU im verbreiteten Freiwilligkeitsprin-zip, obwohl es unter anderem gilt, europa-rechtliche Verpflichtungen zu erfüllen. Inden Worten der EU-Kommission: „Nahezualle Bewirtschaftungspläne sehen ein Mini-mum von Maßnahmen vor, die jedoch oftzu allgemein sind, keine Schwerpunktesetzen und in keinerlei direktem Zusam-menhang zu den bestehenden Belastungenoder erwarteten Auswirkungen stehen.“Das ist deutlich. ◀

Helge May

In diesem Themenheft „Wasser“ lassensich nur exemplarisch Lebensräume,

Arten und NABU-Projekte vorstellen. EinenÜberblick mit zahlreichen weiterführendenInhalten gibt es unter www.NABU.de/Wasservielfalt.

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sumpfschrecken be-nötigen durchgängigfeuchte Böden für dieentwicklung ihrerempfindlichen eier.Bergmolche undsumpfschildkrötenleben zeitweise direkt im Wasser.

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So erfahren Sie auch, wie Sie Ihr Erbe in tatkrä� ige Hände legen können: für die lebendige Pflanzen- und Tierwelt. Sie fi nden alle Informationen auch online unter www.NABU.de/testament

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14 NATURSCHUTZ heute

Altmunition: Zeitbombe im Meer

Über zwei millionen Tonnen alte munition aus dem erstenund Zweiten Weltkrieg befinden sich auf dem Boden derdeutschen Nord- und ostsee. Dies ist eine ernste gefahr fürTiere, Pflanzen und menschen. Der NABU fordert deshalbvon der zukünftigen Bundesregierung die sprengungsfreieräumung aller munitionsreste in unseren meeren. Dies wäreein wichtiger Beitrag zum schutz des heimischen schweins-wals, aber auch der maritimen Artenvielfalt insgesamt – undfür den schutz von Anwohner*innen und Tourist*innen.

▶ Mehr Infos: www.NABU.de/Bundestagswahl

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grasbewachsene Deiche und steinerne Buhnen,die ins meer ragen: An Nord- und ostsee gehörensie heute wie selbstverständlich zum landschafts-bild. seit langem schon befestigen menschen dieKüste – und verändern damit auch die Natur.

Küstenschutz – aber natürlich!

Acker- oder Weideland urbar. Watt undSalzwiesen wurden trockengelegt, fürhochspezialisierte Arten gingen Lebens-räume verloren. „Auf den eingedeichtenFlächen fehlen die Überschwemmungen,die etwa Landraubtiere wie den Fuchsfernhalten“, so Ludwichowski.

Wattenmeer ertrinkt · Der Interessenkon-flikt zwischen dem Schutz des Hinterlandesund dem Erhalt natürlicher Lebensräumekönnte sich mit dem Klimawandel nochzuspitzen. Machen wir weiter wie bisher,wird der Meeresspiegel im Jahr 2100 um0,6 bis 1,1 Meter höher liegen als heute,prognostiziert der Weltklimarat. Die Küsten-regionen wappnen sich bereits mit massivverstärkten Deichen gegen Hochwasserund Sturmfluten. Der steigende Meeres-spiegel könnte auch die Natur im Küsten-bereich stark verändern. „Viele der Schutz-gebiete vor den Deichen werden verlorengehen, insbesondere an der Ostsee“, sagtLudwichowski. Auch für das Wattenmeerhätte ein höherer Meeresspiegel vermutlichfatale Folgen. Weite Flächen würden dauer-haft unter Wasser stehen, typische Lebens-räume ersatzlos verschwinden.

Ökologen hoffen, dass die Natur sichzumindest teilweise selbst hilft, wenn mansie lässt. „Sand und Schlick, die mit jederFlut angeschwemmt werden, könnten dazuführen, dass Wattbereiche mit dem Meeres-spiegel mitwachsen“, sagt Jutta Leyrer vomMichael-Otto-Institut des NABU. „Momen-tan hat der technisch orientierte, starreKüstenschutz noch Vorrang“, beobachtetLeyrer. „Aber es gibt durchaus Bemühun-gen, naturverträglichere Ansätze mit ein-zubinden.“

W o Meer und Festland aufei-nandertreffen, ist alles in Be-wegung. „Natürlicherweisewandelt sich die Küstenlinie

ständig. Diese Dynamik ist Teil der Lebens-räume“, sagt Christian Buschbaum, Meeres-ökologe am Alfred-Wegener-Institut aufSylt. Das lässt sich überall dort beobachten,wo die Natur noch etwas Platz hat. An derOstsee beispielsweise brechen Wind undWellen große Placken von den Steilküsten.Material wird fortgeschwemmt und lagertsich an anderer Stelle wieder an. „Die un-bewachsenen Hänge sind Lebensraum fürzahlreiche Insektenarten und für Ufer-schwalben, die hier ihre Niströhren in denSand graben“, erklärt Ingo Ludwichowski,Geschäftsführer des NABU Schleswig- Holstein. Diese Küstenbereiche sind daherbesonders schutzwürdig.

Bewegte Küste · Noch deutlicher zeigt sichder ständige Wandel im Wattenmeer, woPriele ihren Lauf ändern, Sandbänke ge-formt werden und wieder verschwinden.Im Übergangsbereich zum Festland sind dieSalzwiesen entstanden, krautige Flächen,die regelmäßig überschwemmt werden. Dieangespülten Schwebeteilchen bilden eineSchlickschicht, die stetig anwächst. Hierleben Pflanzen, die perfekt an die Überflu-tungen angepasst sind, rund 50 Vogel- undfast 2000 Insektenarten. Zugvögel nutzendas Wattenmeer als Rastplatz und fressensich Energiereserven für ihre lange Reise indie Brut- und Überwinterungsgebiete an.Bodenbrüter wie Rotschenkel oder Austern-fischer ziehen hier ihren Nachwuchs auf.

Als Nationalpark und UNESCO-Welt-naturerbe steht das Wattenmeer heute un-ter strengem Schutz. Doch über die Jahrehaben Deiche und Küstenbefestigungen inder sensiblen Natur ihre Spuren hinterlas-sen. „Die gesamte Küstenzone an der Nord-see ist im Prinzip in ein Korsett gedrängt,das hat die natürlichen Landschaften ver-ändert“, so Buschbaum. Bis ins 20. Jahr-hundert hinein deichte man an der Nord-see neue Flächen ein und machte sie als

Salzwiesen als Pufferzonen · So ist die Be-deutung der Salzwiesen längst unbestritten.Die Flächen beherbergen nicht nur vieleArten, sie schaffen auch eine natürlichePufferzone vor dem Deich, die dem Wasserdie Wucht nimmt. „Naturschutz und Küs-tenschutz sind sich einig, dass wachsendeSalzwiesen unbedingt notwendig sind“,so Ludwichowski. Dafür sei es wichtig, dieFlächen naturverträglich zu beweiden.

Künstliche Sandriffe sollen ebenfallshelfen, Inseln und Festland zu stabilisieren.An der Westküste der Insel Sylt beispiels-weise werden jährlich bis zu eine MillionKubikmeter Sand auf die Strände gespült.Die Niederlande experimentieren in demProjekt Zandmotor mit riesigen Sandvor-spülungen im südlichen Küstenbereich.Hier ragt eine künstliche Halbinsel insMeer, die Wind und Wellen im Laufe dernächsten 20 Jahre an der Küste verteilensollen.

Bisher ist allerdings wenig darüber be-kannt, wie sich solche Sandeinträge aufTiere und Pflanzen auswirken. „Man musssich genau anschauen, wo man die Sedi-mente entnimmt und wo sie später lan-den“, gibt Ludwichowski zu bedenken. Pi-lotprojekte, die wissenschaftlich begleitetwerden, können wichtige Impulse geben.„Sie sollten aber in eine langfristige Strate-gie münden, die auch neue Lebensräumeentstehen lässt“, so Ludwichowski weiter.Um die Küstenlandschaft zu erhalten,müssen viele Fachrichtungen zusammen-arbeiten, von der Geologie und der Öko -logie bis zu Ingenieurwesen und Deich-bau. ◀

Ann-Kathrin Marr

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15Sommer 2021

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„Wald und Offenland stehen in enger Wechselwirkung.“

etwa 250.000 Hektar Wald in Deutschland sind massiv geschädigt.eine wesentliche Ursache ist Trockenstress. Naturschützer*innenund Forstleuten ist längst klar: Um die Wälder im Klimanotstandwiderstandsfähiger zu machen, muss Wasser zurück in die Wälder.Doch vielerorts geschieht noch genau das gegenteil.

Wohin fließt das Wasser – und welchen Wert hat ein Wald?

Die Gräben alter Zeiten · Indessen wirktim Boden der Geist der Vergangenheit wei-ter: Entwässerungsgräben, die Landschaf-ten für den Acker- und Waldbau nutzbarmachten. Ein Großteil entstand etwa zuLebzeiten Storms. Doch noch bis in die1990er Jahre war es üblich, Wälder undWiesen zu ent- oder bewässern, um sie zubewirtschaften. Sensibilisierte Naturschutz-behörden sowie Wasser- und Bodenverbän-de bemühen sich, den Landschaftswasser-haushalt wieder zu stabilisieren. Gräbenwerden geschlossen, Moore und ehemalsfeuchte Waldgebiete wieder vernässt.

NABU-Vizepräsidentin Nicole Spund-flasch engagiert sich in der Arbeitsgemein-schaft Wasser im NABU Brandenburg undkennt solche Wiedervernässungen aus derPraxis. „Der Landschaftswasserhaushalt istein komplexes System“, sagt die Natur-schützerin. Vermehrte Trockenheit, länge-re Vegetationsperioden, die Art, wie dasUmland genutzt und bewässert werde, ge-wisse Monokulturen ‒ dies alles wirke sichauch auf die Bodenfeuchte in den Wäldernaus. Gräben zu verschließen sei ausgespro-chen wichtig, reiche alleine aber oft nichtmehr aus.

Auf keinen Fall aber dürften Entwässe-rungen heute noch leichtfertig genehmigtoder subventioniert werden, kritisiertSpundflasch: „Grundwasserentnahmen ineinem Riesenumfang werden für die Land-wirtschaft weiterhin erlaubt. In den zu-grunde liegenden Gutachten werdengroßräumige Zusammenhänge oft nichtbeachtet.“

T heodor Storm hat den Waldeinst so bedichtet: „Dann warein Bach, ein Wall zu übersprin-gen; / Dann noch ein Steg, und

vor mir lag der Wald (…). / Und dort imWalle schimmerte der Bruch, / Durch denich meinen Pfad nahm ins Gehege. / Schonstreckten dort gleich Säulen der Kapelle /Ans Laubgewölb die Tannenstämme sich; /Dann war‘s erreicht, und wie an Kirchen-schwelle / Umschauerte die Schattenkühlemich.“

Jetzt, 170 Jahre später, bliebe dem Dich-ter wohl ein weniger erhabener Eindruck.Er würde trockenen Fußes durch Bachbet-ten schlurfen und fände Schatten oft nurnoch zwischen haushohen Stapeln von„Schadholz“. Allerdings war schon das Bildin Storms Gedicht romantisiert. Auch zuseiner Zeit glichen Wälder eher Wüsten,geplündert für den Energiebedarf derwachsenden Industrie. Damals etabliertesich die „nachhaltige“ Bewirtschaftung.Der Forst sollte dauerhaft stabil sein, umproduktiv zu bleiben. Großflächig wurdevielerorts mit Fichten und Kiefern aufge-forstet.

Zurzeit lichten sich diese Forstgebietedramatisch. Nur noch jeder fünfte Baum inDeutschland ist in einem guten Zustand.Der Dürremonitor warnt vor dem viertenDürrejahr in Folge. Trockenstress machtBäume anfälliger für Insekten- und Pilzbe-fall und erhöht die Gefahr von Bränden. Soerleben wir zurzeit ein Waldsterben imTeufelskreis von Klimastress und Wasser-mangel.

Vernetztes Denken für vernetzte Systeme ·Andreas Bolte, der das Thünen-Institut fürWaldökologie in Eberswalde leitet, erklärt:„Das Bewusstsein dafür, dass Wasser auchaußerhalb von Schutzgebieten im Wald ge-halten werden muss, hat sich erst inner-halb der letzten 20 bis 30 Jahre entwickelt.“Die bundesweit fast überall sinkendenGrundwasserstände betrachtet er mit Sor-ge. Vernetztes Denken sei jetzt nötig. „Waldund Offenland stehen in enger Wechsel-wirkung. Die Waldbewirtschaftung undder Waldbau im Klimawandel könnennicht mit denselben Maßstäben betriebenwerden wie vorher. Wir stehen vor neuenHerausforderungen, und es braucht neueAntworten“, sagt er. Diese Antworten sindletztlich nicht nur für den Wald wichtig,sondern auch für sauberes Trinkwasser.Denn auf etwa einem Drittel aller bewal-deten Flächen befinden sich Wasserschutz-gebiete und unter mehr als der Hälfte lagern bedeutende Trinkwasserreserven.

Wälder als Quelle von Wassersicherheit ·„Die Zukunft der Wälder hängt eng mit un-serer Wassersicherheit zusammen“, sagtDiana Nenz, Gewässerexpertin beim NABU-Bundesverband. In der Politik sei das nochnicht angekommen. „Wälder sind die Hoch-leistungsflächen für den Naturhaushaltund eben auch für den Wasserkreislauf“,so Nenz. Um den Landschaftswasserhaus-halt zu stabilisieren, müssten sie ebensowie Feuchtgebiete und naturnahe Fließge-wässer gestärkt werden. „Der derzeitigeWaldumbau berücksichtigt zu wenig denWasserhaushalt. Als Teil der Auenstrukturan Flüssen ist die Waldrenaturierung vonübergeordneter Bedeutung, auch um dieZiele der Wasserrahmenrichtlinie zu errei-chen“, sagt die Gewässerexpertin. Die Zeitdrängt. Denn Schäden an der Landschaftund am Naturhaushalt können nur sehrlangsam behoben werden. „Leider scheintdie Politik noch davon auszugehen, dass wirkein Wasserproblem haben“, sagt Nenz. ◀

Text: Annika NatusFotos: Sebastian Hennigs

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Wasser im WaldDer NABU fordert den konsequenten Waldumbau

Deutschlands Wälder sind ineinem schlechten Zustand.Die sich verschlimmerndeKlimakrise sorgt für immermehr Trockenheit und extrem-wetterlagen. Die zukünftigeBundesregierung muss sichder Herausforderung stellenund durch gezielte Förderungund Vorgaben unsere Wälderwiderstandsfähiger und na-turnäher machen. Dazubrauchen wir einen neuenrechtlichen rahmen undeine neue Förderpolitik.

▶ Mehr Infos: www.NABU.de/Bundestagswahl

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Page 18: Sommer 2021 - NABU

dem unter anderem der LFV und derNABU-Partner Landesbund für Vogelschutz(LBV) angehören, einer der Hauptgründefür den dramatischen Artenschwund inbayerischen Gewässern. „Querbauwerke be-einträchtigen das gesamte Ökosystem derFließgewässer“, argumentiert JohannesSchnell, Gewässerbiologe beim LFV. Fischewürden beim Aufstieg in ihre Laichgründebehindert. Zudem gehe den Flüssen die na-türliche Strömungsdynamik und damit dieSelbstreinigungskraft verloren.

Keine Zukunft für die Nase? · Insbesonde-re die Turbinen der Wasserkraftwerkesind Schnell ein Dorn im Auge: „Die Todes-rate von Fischen liegt bei bis zu 30 Prozentpro Kraftwerk“, berichtet er. Das sum -miere sich, denn an einem längeren Flussliege meist eine ganze Serie von Kraft-werken.

Tatsächlich gelten von den 75 in Bayernheimischen Fischarten 33 als gefährdet,stark gefährdet oder vom Aussterben be-droht. Sieben Arten sind bereits ausgestor-ben, 17 stehen auf der Vorwarnliste. Dasbedeutet, dass sie zwar noch nicht gefähr-det, ihre Bestände jedoch lokal dramatischeingebrochen sind. Sogar ein Allerwelts-fisch wie die Nase, ein 25 bis 40 Zentimeterlanger Karpfenfisch, der in der Donau undihren Nebenflüssen einst in riesigen Schwär-men vorkam, wird inzwischen als stark ge-fährdet geführt. Dafür ist nicht allein dieStromerzeugung verantwortlich. WeitereUrsachen sind etwa die Trockenlegung vonFlussauen oder Schadstoffeinleitungen ausder Landwirtschaft.

D ie Mitternacher Ohe ist einBeispiel für die Selbstheilungs-kräfte der Natur. Jahrzehnte-lang war das Flüsschen im

Bayerischen Wald ein verbautes, regulier-tes und aufgestautes Gewässer, das vondrei Wasserkraftwerken zur Stromerzeu-gung genutzt wurde. Seit dem Abriss desletzten Wehrs im Oktober 2013 folgt eswieder seinem angestammten Lauf – mitnatürlichem Geschiebe und voller Wasser-führung. Rund 500.000 Euro hat der Lan-desfischereiverband Bayern (LFV) inves-tiert, damit der Fluss auf seiner gesamtenLänge von 17 Kilometern wieder frei flie-ßen kann. Gut angelegtes Geld, denn mitÄsche, Neunauge und Flussperlmuschel istheute das Leben zurückgekehrt in die Mit-ternacher Ohe.

Fischen ist der Weg versperrt · Das vomBetonkorsett befreite Naturjuwel ist eineRarität. Denn wie eine Analyse der Umwelt -stiftung WWF ergab, wird der Lauf bayeri-scher Flüsse von rund 57.000 Querbauwer-ken wie Abstürzen, Sohlrampen oder Stau-mauern fragmentiert – rein rechnerischhemmt alle 500 Meter eine Barriere denWasserfluss. Zu den Hindernissen zählenauch die Wehre der über 4.200 Wasser-kraftwerke im Freistaat, denn Bayern istWasserkraft-Land. Die Flüsse, von denenviele in den Alpen entspringen, haben einfür die Stromproduktion günstiges Gefälle.Über die Hälfte aller deutschen Wasser-kraftwerke liegt an bayerischen Flüssen.

Der hohe Verbauungsgrad ist für einbreites Bündnis von Naturschutzverbänden,

Unzählige Kleinkraftwerke · Mithilfe derWasserkraft erzeugt Bayern im langjähri-gen Mittel 12,5 Milliarden Kilowattstun-den Strom. Damit stammen über zwei Drit-tel des in Deutschland produzierten Was-serkraftstroms aus bayerischen Werken.Am bundesweiten Strommix hat die Was-serkraft jedoch lediglich einen Anteil von3,5 Prozent. Anders in Bayern: Dort stelltsie etwa 14 Prozent des gesamten erzeug-ten Stroms.

Die Spreizung zwischen den Kraftwer-ken ist allerdings gewaltig: Über zwei Drit-tel des gesamten Wasserstroms stammenvon nur 67 Großanlagen mit Leistungenvon 10.000 Kilowatt und größer. Mehr als90 Prozent aller Kraftwerke sind dagegenKlein- und Kleinstanlagen bis 500 Kilowatt.Zusammen liefern sie nur sieben Prozentdes Wasserstroms.

Direkt in die Turbine · Der Kleinwasser-kraftverband VWB beteuert, es werde allesgetan, um die Anlagen für Fische durch-gängiger zu machen. Der VWB-Vorsitzen-de Fritz Schweiger verweist darauf, dassdie meisten Betriebe Fischtreppen und Re-chen nachgerüstet hätten, um Fische da-ran zu hindern, durch die Turbinen zuschwimmen. Doch wie eine aktuelle Stu-die der Technischen Universität Münchenzeigt, nutzen absteigende Fische die ange-legten Bypässe meist nicht. Auch Rechen,die nur große Fische schützen, sind dem-nach oft nutzlos, denn das Gros der Klein-und Jungfische folgt der Hauptströmung,die durch den Rechen direkt in die rotie-rende Turbine führt.

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Wasserkraft gilt als grüne energie. Doch ihr ökologischer Preis isthoch. insbesondere kleine Kraftwerke zerstören unverhältnis -mäßig viel Natur. Umweltver bände in Bayern fordern den rückbau maroder Kleinstanlagen.

Aufgestaut und zugebaut

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W A s s e r K r A F T

19Sommer 2021

Das Flüsschen Mitter nacher Ohe im Bayerischen Waldwurde auf seiner gesamten Länge von 17 Kilometern von seinen Wehren befreit —mit Äsche, Neunaugeund Flussperlmuschelist heute das Leben zurückgekehrt.

Vielfalt unter Wasser: Die Nase (oben links) istein typischer schwarmfisch der Flussoberläufe,dort lebt auch die Äsche (rechts). Das urtümlicheFlussneunauge (unten) parasitiert an Fischen;wie die Aale wandert es zwischen Fluss und meer.

Die gebirgsstelzesucht ihre insekten-nahrung an kleinen,schnell fließendengewässern.

Die Flussperlmuschelist eine absolute rarität.

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Fazit der Studie: Moderne Anlagen sindnicht fischschonender als alte. Das Ausmaßder Schäden hängt einzig von Rahmen -bedingungen wie Drehzahl, Fallhöhe undden vor Ort vorkommenden Fischarten ab.

Falsche Förderpolitik · Dessen ungeachtetplant die bayerische Staatsregierung, fürdie kleine Wasserkraft ein Förderpro-gramm aufzulegen. Zudem erhalten Was-serkraftwerke bis 500 Kilowatt Leistungmit der kürzlich beschlossenen Neufas-sung des Erneuerbare-Energien-Gesetzesdrei Cent mehr pro Kilowattstunde Strom.Auch die Genehmigung von Neuanlagenwurde erleichtert. „Wir sind gegen denBau neuer Wasserkraftwerke“, sagt dage-gen Michael Schödl vom LBV. „Die Kapazi-tät ist ausgeschöpft.“ Stattdessen solleman marode Altanlagen wo immer mög-lich aufkaufen und abreißen.

Schödl verweist auf den Klimawandel,der viele Kleinstanlagen unrentabel ma-chen werde. In der Tat klagt die Branchebereits jetzt über zu hohe Mindestwasser-mengen. Das ist die Wassermenge, die imFluss bleiben muss, damit das Leben dortnicht vollends austrocknet. Wenn im Zugehäufigerer und länger anhaltender Dürrenmehr Wasser verdunstet, könnte es engwerden für die kleine Wasserkraft. ◀

Hartmut Netz

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echter Klimaschutz? Das geht nur mit nassen mooren. Zum startder UN-Dekade „Wiederherstellung von ökosystemen“ tauchenwir mit zwei expert*innen aus lettland in diesen besonderen lebensraum ein.

moore sind superhelden

Sonnentau erzählen. Sie hat stets auch dienatürliche Funktion dieses Ökosystems alsextrem effektiven Kohlenstoffspeicher imBlick. „Wir wissen es ja alle: Bis spätestens2050 müssen wir Klimaneutralität erreichthaben“, sagt Pakalne. Das wurde mit demPariser Klimaabkommen 2015 vertraglichvereinbart. Moore werden im Kampf gegendie Klimakrise oft unterschätzt, dabei sindsie echte Superhelden: Sie bedecken nurdrei Prozent der Erdoberfläche, speichernaber doppelt so viel Kohlenstoff wie alleWälder der Welt zusammen. Die Crux: Nurin intakten, also feuchten Mooren kanneine stetig wachsende Torfschicht Kohlen-stoff langfristig binden. Und intakt ist inEuropa nur noch weniger als die Hälfte al-ler Moore.

In Deutschland sind durch die land-und forstwirtschaftliche Nutzung heute so-gar über 95 Prozent der Moore degradiert,sie funktionieren also nicht mehr als Koh-lenstoffsenken. Während hierzulande weit-

E in frühes, noch schlaftrunkenesMorgenlicht. Leichter Nebelhängt über der Wasseroberflä-che, hier und dort sind Kiefern

zu sehen. Und was war das? Haben wir füreinen Augenblick die Libellenflügel einerHochmoor-Mosaikjungfer aufblitzen sehen?Kann ja gar nicht sein. Denn in Wirklichkeitblicken wir auf einen Zoom-Hintergrund,den sich Mara Pakalne für das Gesprächmit uns heute eingestellt hat. Die Moorex-pertin sitzt in ihrem Wohnzimmer unddeutet auf das Bild hinter sich: „Die Auf-nahme zeigt ein Hochmoor im Naturschutz-gebiet Ziemeļu Purvi, es liegt auf der lettisch-estnischen Grenze“. Mara Pakalne arbeitetfür die Latvijas Universitāte, seit 1987forscht sie in ihrem Heimatland zu Mooren.Das Thema hat sie nicht mehr losgelassen.Wir verstehen schnell, warum das so ist.

Die promovierte Wissenschaftlerin kannnicht nur leidenschaftlich von seltenenPflanzen wie dem Rostroten Kopfried oder

läufige Moorlandschaften fast verschwun-den sind, kann man sie in Lettland nochfinden. „Ein Besuch unserer Nationalparksmit ihren Naturpfaden lohnt sich. Aberauch bei uns gibt es durch Menschen tro-ckengelegte Moore“, so Pakalne. Tatsäch-lich ist selbst in Lettland nur rund ein Drit-tel der Moore im natürlichen Zustand.Was ist in ihrem Heimatland die größte Be-drohung für das Ökosystem? Mara Pakal-nes Antwort kommt prompt: „Torfabbau!“Denn dafür werden heute noch Moore zer-stört.

Lettland baut Torf ab, Deutschland impor-tiert · Mara Pakalne war noch ein Kind,als der Torfabbau in Lettland seinen Höhe-punkt erreichte. Über sieben MillionenTonnen wurden 1965 abgebaut. Erst mitder Unabhängigkeit von der Sowjetunion1990 gingen Torfnachfrage und das Ab-bauvolumen rapide zurück, erklärt JurisNusbaums. Er lebt in dem kleinen Ort

20 NATURSCHUTZ heute

Page 21: Sommer 2021 - NABU

Tipp

Mit dem Finger auf die baltischen Staa-ten zu zeigen, wäre aber zu kurz gegriffen.Lettland hat einen eher geringen Torfver-brauch, dafür importieren Länder wieDeutschland oder Dänemark, die ihre Torf-vorkommen weitgehend erschöpft haben,„fleißig“ vor sich hin. Am Ende findet sichder Torf im Erwerbsgartenbau oder in derBlumenerde von Kleingärtner*innen wie-der – also in unserem Salat und unserenTomaten. Dabei gibt es längst torffreie Al-ternativen, etwa mit Kompost.

Wiederherstellung jetzt – nicht übermor-gen · Zurück zur Moor-Landschaft auf demBildschirm und Mara Pakalne: Gemeinsammit NABU-Kolleg*innen aus Deutschlandund Partner*innen aus Estland, Litauenund Polen arbeitet sie aktuell für das Moor-schutzprojekt LIFE Peat Restore. Auf einerFläche von etwa 5.300 Hektar werden ent-wässerte Moore in naturnahe Lebensräumezurückverwandelt – beispielsweise indem

Ikšķile bei Riga und gehört zu den ältestenTorfexpert*innen Lettlands. „BedeutendeAnfänge der Torfgewinnung gehen aufden Beginn des 18. Jahrhunderts zurück“,sagt er. „Zunächst wurde Torf als Heizma-terial verwendet, später aber auch zumEinstreuen auf großen Rinderfarmen.“

Nusbaums hat in den vergangenen Jah-ren für EU-LIFE-Projekte zur Wiederher-stellung degradierter Moore gearbeitetund für die Umweltinspektion Torfgewin-nungsanlagen kontrolliert. Aber er kenntauch die andere Seite. „Ich habe zu Moorengeforscht, Standorte für Torfabbau ermit-telt und Torfgewinnungsprojekte entwi-ckelt“, erzählt er. Seit der UnabhängigkeitLettlands sei dem Schutz von Mooren vielmehr Aufmerksamkeit gewidmet worden.Aber reicht diese Aufmerksamkeit? Istnicht jeder Tag, an dem wir noch Torf ab-bauen und ehemalige Moorflächen inten-siv bewirtschaften, aus Klimaschutzsichtein Tag zu viel?

Entwässerungsgräben verschlossen oderDämme gebaut werden. Der gestörte Was-serhaushalt kann sich stabilisieren undtorfbildende Vegetation wieder wachsen.Als Koordinatorin für die drei Flächen inLettland konnte Mara Pakalne nun die Um-setzung der Projektziele verkünden.

Es gibt sie also wirklich, Superhelden imKampf gegen die Klimakrise: wiederherge-stellte Moore. „Mit dem EU-LIFE-Programmhaben wir ein wirksames Instrument inder Hand. Aber es braucht noch deutlichmehr Investitionen und Projekte wie LIFEPeat Restore“, sagt Mara Pakalne. WeilMoore nach abgeschlossenen Naturschutz-maßnahmen viele Jahre brauchen, damitsich Torf langfristig bilden und Kohlenstoffspeichern kann, haben Politik, Wirtschaftund Naturschutz in dieser wichtigen UN-Dekade keine Zeit zu verlieren. ◀

Laura-Sophia SchulzMitarbeit: Anna Wenzel

Fotos: Mara Pakalne

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21Sommer 2021

Am 5. Juni 2021 startet die UN-Dekade „Wiederher-stellung von ökosystemen“: Wir setzen uns dafürein, ökosysteme weltweit zu erhalten und – da, woihr natürlicher Zustand gestört ist – sie durch Projek-te wie LIFE Peat Restore wiederherzustellen. Dennjedes ökosystem ist relevant. Und jede*r kann sichfür moore, Wälder, Flüsse & Co. stark machen.

▶ Mehr Infos: www.NABU.de/Oekosystem-Relevant

Für das EU-Moorschutz -projekt LIFE Peat Restorewerden auf einer Flächevon etwa 5.300 Hektar entwässerte Moore in naturnahe Lebensräume zurückverwandelt.

Hochmoor im Natur-schutzgebiet ZiemeļuPurvi.

moorflora: langblättriger sonnentau, moosbeere und mehl-primel – die mehlprimel ist in Deutschland fast ausgestorben,in lettischen mooren ist die Art noch häufig zu finden.

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Der Kontrast könnte nicht größersein: Auf der einen seite peitschendie Wellen der ostsee an denstrand, gischt spritzt in die luft.Auf der anderen seite liegt ruhigder see, allenfalls ein paar Fält-chen hinterlässt darauf der Wind.ein Besuch am riedensee.

lagune der ostsee

Seit 2018 betreut er das LEADER-Projekt„Aktiv für den Riedensee“, dessen Ziel esist, auf die besondere Schutzwürdigkeitdieser Umgebung aufmerksam zu machen.Seit 1993 steht der Riedensee unter Natur-schutz, zählt als FFH-Gebiet zu den europäi-schen Schutzgebieten mit internationalemRang. Gleich sechs FFH-Lebensraumtypenfinden sich hier: Weißdünen mit Strand-hafer, Atlantische Salzwiesen, natürlicheund naturnahe nährstoffreiche Stillgewäs-ser mit Laichkraut- oder Froschbiss-Gesell-schaften, Lagunen. Als letztere wird derStrandsee bezeichnet, einer der letzten aktiven seiner Art in der südlichen Ostseeund damit sogar als prioritärer Lebens-raum gekennzeichnet, der nur in Europavorkommt und vom Verschwinden bedrohtist. Aber auch die Lebensraumtypen „Ein-jährige Spülsäume“ und „Riffe“ gehörenzum 113 Hektar großen Gebiet, das damitauch Teile der Ostsee umfasst.

Besucher*innen abschirmen · „Leider istdiese Weitläufigkeit des Schutzgebiets fürdie Strandbesucher*innen nicht sichtbar“,sagt Joachim Springer. Zwar befinde sichein Zaun nach oben zu den Dünen hin,aber wo genau der geschützte Bereich be-ginne und eben den gesamten Strand um-fasse, sei nicht gekennzeichnet. Als Pro-jektverantwortlicher erarbeitet er geradeein Konzept zur Besucherlenkung vor Ort.

S eit Jahrtausenden formt derWind diese Landschaft, entstan-den ist sie nach der letzten Eis-zeit. Die riesigen Gletscher

haben meterhohe Hügel in diesem Gebiethinterlassen, aber auch Senken, wie an die-sem Ort an der mecklenburgischen Ostsee-küste bei Kühlungsborn.

Erste Schmelzwasser sammelten sich,durch den Anstieg des Meeresspiegels wur-de die Senke dauerhaft überflutet. EinStrandsee entstand, getrennt von der Ost-see durch einen Strandwall. In den flache-ren Bereichen des Sees bildete sich ein so-genanntes Küstenüberflutungsmoor. Nurbei starkem Sturm und Hochwasser wer-den der See und die umliegenden Flach-wasserbereiche geflutet. Der dadurch ange-schwemmte Sand lagert sich als Landzun-gen und Inseln im See ab. Immer wiederverändert sich dadurch sein Bild. Was ineinem Jahr angeschwemmt wird, kann imfolgenden Jahr schon wieder verschwun-den sein.

Faszinierendes Gebiet · Joachim Springerbeobachtet diese Küstendynamik am Rie-densee seit einigen Jahren sehr intensiv.„Jedes Mal, wenn ich herkomme, hat sichetwas verändert. Diese natürlichen Prozes-se sind sehr spannend“, erzählt der Natur-schutzwart, der für den NABU hier aktivist.

Eine optische Kennzeichnung mit Infos beiEintritt ins Gebiet liege ihm dabei sehr amHerzen, genauso wie eine Verlagerung desZaunes an einigen Strandabschnitten hinzur Ostsee. Damit würden sich zwar dieLaufwege für die Besucher*innen verrin-gern, jedoch würde es mehr Platz für dieseltenen Tiere im Gebiet schaffen. Dass diesunbedingt nötig ist, hat Joachim Springerbereits mehrfach festgestellt. „Immerwieder versucht ein Sandregenpfeiferpaarhier am Strand zu brüten, aber immerwieder werden die potenziellen Nistberei-che betreten und die Vögel gestört.“ AuchBlaukehlchen, Rohrammer und Bartmeisebrüten am Riedensee.

Heimat eines seltenen Laufkäfers · Eineweitere Besonderheit birgt die Insekten-welt vor Ort: Der Meerstrand-Ahlenläuferlebt am Riedensee. Nur sehr wenige Strän-de in Europa werden überhaupt noch vondieser seltenen Laufkäferart besiedelt, dieglobal stark gefährdet und vom Ausster-ben bedroht ist. In Mecklenburg ist es ei-nes der letzten bekannten Vorkommen.Nur wenige Millimeter groß sind dieseStrandlaufkäfer, deren Larven sich imfeuchten, salzigen Sand an den Randberei-chen und auf den Inseln und Landzungenim See entwickeln. Dies ist nur möglich,weil die Brutröhren dort wegen des Betre-tungsverbots nicht zerstört werden.

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große Torfbrockenam strand zeugenvon der einstigenAusdehnung desKüstenüberflutungs-moores – und vonden dynamischenProzessen, die hierstattfinden.

Natürliche Prozesse · Welche Bedeutungihr Naturschatz vor der Tür tatsächlichhat, ist auch den umliegenden Gemeindenbewusst geworden. „Wir erhalten viel Un-terstützung und Zuspruch und hoffen, dasProjekt auch über den aktuellen Förder-zeitraum hinaus gemeinsam mit ihnenweiterführen zu können“, sagt Springer.Viele Menschen, Einheimische wie Tou-rist*innen, interessieren sich für das Ge-biet, besuchen die Führungen, die er undseine Kollegin, Rangerin Rebecca Kain, re-gelmäßig durchführen.

Auch ein anderes Thema kommt dabeiimmer wieder zur Sprache: die natürlichenProzesse selbst. Denn Natur steht nie still.„Es gibt alte Luftbilder aus den 1950er Jah-ren, da ist ein deutlicher Unterschied zu

heute erkennbar. Die Küste ist seitdem si-cher an die 25 Meter zurückgegangen, undStrand und Dünen sind ins Landesinneregewandert“, erklärt Joachim Springer.Auch die großen angeschwemmten Torf-brocken, die stellenweise am Strand he-rumliegen, liefern Beweise dafür, dass dort,wo heute die Ostsee ist, vor JahrhundertenTeile der vermoorten Riedensee-Senke ge-wesen sein müssen. „Wo gibt es das sonstnoch in Deutschland, dass man der Naturbei ihrer eigenen natürlichen Entwicklungso unmittelbar zuschauen kann?“ ◀

Manuela Heberer

„ Jedes Mal, wenn ich an den Riedensee komme, hat sich etwas verändert.“

Der NABU-Aktive und NaturschutzwartJoachim springer beobachtet die Küsten-dynamik am riedensee seit einigen Jahren sehr intensiv.

meerstrand-Ahlenläufer,stranddistel und

sandregenpfeifer

Page 24: Sommer 2021 - NABU

Vor 16 Jahren hat der NABU das größte renaturierungsprojekteuropas gestartet. Das rund 9.000 Hektar große Kerngebiet an der Unteren Havel bleibt ein Naturparadies und somit refugium für viele Tier- und Pflanzenarten. mittlerweile giltes als Vorbildprojekt für andere maßnahmen.

mit voller Kraft voraus

Projektleiter Rocco Buchta. Auch die Reak-tivierung von vier Flutrinnen und niedri-gen Auenflächen war 2020 möglich, womitdie Zahl der fertiggestellten Maßnahmendieser Art auf 43 anstieg. Der Anschlussvon Flutrinnen sowie der Rückbau vonUferverwallungen und Dämmen schaffeneine natürliche Verbindung zwischen Flussund Aue, bei Hochwasser kann das sauer-und nährstoffreiche Wasser der Havel wie-der durch die Wiesen und Röhrichte ihrerAue fließen. Je nach Überflutungsdauerbilden sich auf diesen Flächen Lebensräu-me für die stark gefährdeten Flutrasen-und Auenwiesengesellschaften.

Auwald, zurückgewonnene Aue und ent-siegelte Ufer · Insgesamt 58 Hektar Auwald,darunter auch sechs Hektar auf der Möge-liner Insel bei Premnitz, konnten gepflanztwerden. „Der Auwald leistet einen wichti-gen Beitrag zur diversen Lebensraumstruk-tur. Zudem spenden die Bäume Schatten.Das kühlere Wasser kann mehr Sauerstoffbinden und verbessert dadurch die Lebens-bedingungen für Fische und Insekten“, soBuchta. Außerdem sind weitere rund3.000 Meter Deckwerk an mehreren Stellen

R und zwei Drittel der Auenflä-che in Deutschland sind nichtmehr an die Gewässer ange-schlossen. Vom verbliebenen

Drittel weisen mehr als 50 Prozent einenstark oder sehr stark veränderten Charak-ter auf. Das zeigte der in diesem Frühjahrveröffentlichte Auenzustandsbericht desBundesumweltministeriums und des Bun-desamtes für Naturschutz (BfN). IntakteAuen dienen als Kohlenstoffsenken undleisten somit einen wichtigen Beitrag zumKlimaschutz. Als Überflutungsflächen sindsie eine wichtige Hilfe zur Milderung derFolgen der Klimakrise.

Das NABU-Leuchtturmprojekt ist seit2005 die Renaturierung der Unteren Havel.16 Jahre dauert das größte Renaturierungs-projekt eines Flusses in Europa also schonund setzt Maßstäbe für andere Projekte die-ser Art. Das rund 9.000 Hektar große vieleJahre bedrohte Kerngebiet bleibt damit einNaturparadies und Refugium für viele Tier-und Pflanzenarten. Die bisherigen Gesamt-kosten für das Hauptvorhaben, das Gewäs-serrandstreifenprojekt Untere Havelniede-rung, in Höhe von rund 41 Millionen Eurotragen der Bund (75 Prozent), die LänderBrandenburg und Sachsen-Anhalt (11 und7 Prozent) sowie der NABU (7 Prozent). Da-rüber hinaus gibt es mittlerweile zahlrei-che flankierende Maßnahmen aus anderenFinanzierungsquellen, darunter Landesför-derungen, Mitteln der Ausgleichsabgabeund natürlich Spenden.

Fortschritte im Jahr 2020 · „Fünf Altarmewurden 2020 wieder angeschlossen, damitsind nun bereits 14 Altarme mit der Havelverbunden. Das sorgt für lebendige Fließ-gewässer, und die entstehenden Inseln bie-ten wichtige Nahrungs- und Ansiedlungs-möglichkeiten für Vögel und Biber“, sagt

zwischen Rathenow und der Havelmün-dung zurückgebaut worden, insgesamtsind es bisher 17.000 Meter. Die entsiegel-ten Flächen ermöglichen wieder naturna-he Uferstrukturen und die Entwicklungvon Uferpflanzen. Zudem konnten insge-samt 4,25 Kilometer Deich rückgebautwerden, womit sich die Überflutungsaueder Havel um 745 Hektar erweiterte.

Begonnen wurde im letzten Sommerauch mit einem ersten Projekt im Rahmendes neuen Auen-Förderprogramms desBfN, der „Revitalisierung der Havelaue beiBölkershof“. Das südlich von Rathenow an-gesiedelte Vorhaben grenzt direkt an dasProjektgebiet des Gewässerrandstreifenpro-jektes Untere Havelniederung und erweitertdessen Maßnahmen sinnvoll. Es wird inden nächsten fünf Jahren durch den Rück-bau von Deichen auf einer Länge von 580Metern die überflutbare Havelaue erweitert,um die Artenvielfalt zu schützen sowieden Klima- und Hochwasserschutz zu ver-bessern. >

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rocco Buchta ist seit 2005Projektleiter des NABU-leucht-turmprojektes renaturierungder Unteren Havel.

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Die Havel ist ein typischer Tieflandfluss. sie hat einen 341 Kilo-meter langen Verlauf, zuerst in südlicher, dann in westlicherund schließlich in nordwestlicher richtung. Dabei überwindetder Fluss lediglich ein gefälle von rund 40 metern.

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> Forderungen an die Bundesregierung ·„Zum Ende des Jahres erwarten wir eineRenaturierungsgesetzgebung der EU, hiersollte Deutschland vorbereitet sein“, erläu-tert NABU-Biodiversitäts-Experte Till Hopfdie Notwendigkeit einer Renaturierungs-agenda. Das Auenförderprogramm für das„Blaue Band“ laufe gerade gut an, dabei al-lein dürfe es aber nicht bleiben. Deshalbfordert der NABU von der zukünftigenBundesregierung die Einrichtung eines Re-naturierungsfonds in Höhe von 500 Millio-nen Euro jährlich, um Projekte zur Wie-derherstellung von Artenvielfalt und Öko-systemen zu fördern – neben Flussauenauch Moore, Wälder und Wildnisgebiete.„Wir schlagen vor, einen Bundesraumord-nungsplan ‚Gewässerkorridore‘ aufzu-stellen. So können Grundsätze für die Ge-wässerentwicklung auf Bundesebene planerisch festgelegt werden“, so Hopf.Außerdem müsse zukünftig auf eine Pri-vatisierung von Bundesflächen verzichtet

werden, um diese unter anderem für denGewässer- und Auenschutz zur Verfügungzu stellen.

Auch Rocco Buchta hofft künftig auf we-sentlich stärkere Anstrengungen der Bun-desregierung in Sachen Flussrenaturierung.So übernimmt der NABU etwa Verantwor-tung beim bereits im Antragsverfahren be-findlichen Projekt „AllerVielfalt“, bei demer in Kooperation mit dem Landkreis Ver-den und der Wasserstraßenverwaltung desBundes Teile der Bundeswasserstraße Allerrenaturieren will. Solche Projekte werdenkünftig im ganzen Bundesgebiet gebraucht,wenn man die Ziele der EU-Wasserrahmen-richtlinie an den großen deutschen Flüssenerreichen will. ◀

Nicole Flöper

Mehr Infos zum Projekt aufwww.NABU.de/Unterehavel.

Info

Gemeinsam für eine lebendige Havel!möchten sie dabei helfen, dieHavel wieder zu einem Arten-paradies zu machen? Als Havel-Pate oder -Patin leisten sieeinen wichtigen Beitrag zur re-naturierung dieses faszinieren-den lebensraumes und setzensich gemeinsam mit dem NABUgezielt für den schutz der Un-teren Havel ein. Bei Fragenoder Anmerkungen erreichensie das NABU-Patenteam [email protected] oder telefo-nisch unter 030-28 49 84-1574.

▶ Mehr zur Havel-Patenschaftbeim NABU erfahren Sie natürlich auch online unter:www.NABU.de/Havel-Pate.

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Die Havel – für das größte Renaturierungs-projekt eines Flusses in Europa, braucht esnoch viel Anstrengung, um dieses Natur -paradies und Refugium für viele Tier- undPflanzenarten zu schützen.

Page 27: Sommer 2021 - NABU

Bitte Mitgliedsantrag ausgefüllt zurücksenden an: Fax 030.28 49 84-24 50 • NABU-Mitgliederservice • Charitéstraße 3 • 10117 BerlinSie haben Fragen? Wir sind für Sie da! Tel. 030.28 49 84-40 00 • [email protected] • www.NABU.de

Halbhöhlen-Nistkasten

Daten Neumitglied: Einzelmitgliedscha� für ____ Euro/Jahr (Jahresbeitrag mind. 48,00 Euro) Familienmitgliedscha� für ____ Euro/Jahr (Jahresbeitrag mind. 55,00 Euro)

Vogelfutterhaus

SEPA-MandatNABU – Naturschutzbund Deutschland e. V., Charitéstraße 3, 10117 Berlin Gläubiger-Identifikationsnummer DE03ZZZ00000185476 Die Mandatsreferenznummer wird separat mitgeteilt.

Hiermit ermächtige ich den NABU, ab den o. g. Jahresbeitrag von meinem Konto mittels Lastschri� einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die vom NABU auf mein Konto gezogenen Lastschri� en einzulösen.Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. Das Lastschri� mandat kann ich jederzeit widerrufen.

Weitere Familienmitglieder (bei Familienmitgliedscha� , mit gleicher Adresse):

Datenschutzhinweis: Der NABU (Naturschutzbund Deutschland) e. V. (NABU-Bundesverband, Chari-téstraße 3, 10117 Berlin; dort erreichen Sie auch unseren Datenschutzbeau� ragten) verarbeitet Ihre Daten gem. Art. 6 (1) b) DSGVO im Rahmen der satzungsgemäßen Vereinszwecke für die Betreuung Ihrer Mitgliedscha� . Die Nutzung Ihrer Adressdaten und ggf. Ihrer Interessen für postalische, werb-liche Zwecke erfolgt gem. Art. 6 (1) f) DSGVO. Einer zukün� igen, NABU-eigenen werblichen Nutzung Ihrer Daten können Sie jederzeit uns gegenüber widersprechen (Kontaktdaten s. o.). Weitere In-formationen u. a. zu Ihren Rechten auf Auskun� , Berichtigung und Beschwerde erhalten Sie unter www.NABU.de/datenschutz. Ein Verkauf Ihrer Daten an Dritte erfolgt generell nicht.

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Page 28: Sommer 2021 - NABU

im laufe von 13 Jahren entstand aus einem Kiesgrubengeländebei Nienburg ein neues NABU- Naturparadies, das wertvollen lebensraum für Biber und eine artenreiche Vogelwelt bietet.

Natur aus zweiter Hand

Die Chance hinter der Zerstörung · Nichtimmer war es in der Weserschleife östlichvon Liebenau so lebendig. Der ab 1969 lau-fende Kiesabbau zerstörte Wiesen undÄcker und ließ Abbauanlagen und tiefeAuskiesungsgewässer entstehen. Ein trau-riges Bild, das die örtlichen Naturschüt-zer*innen dennoch nicht davon abhielt,eine zweite Chance für die Natur zu erken-nen. „Über den Zufahrtskanal zur Weserunterliegen die Gruben den dynamischenWasserstandsschwankungen des Flusses“,erklärt Christian Unselt, Vorsitzender derNABU-Stiftung Nationales Naturerbe. „Da-mit besitzen sie sehr gute Voraussetzungen,dass sich an ihren Ufern wieder natürliche

E in vielstimmiges Geschnatterbegrüßt die Besucher*innenbeim Erklimmen des Beobach-tungsturms an den Liebenauer

Gruben bei Nienburg. Von der Plattformdes Turmes öffnet sich ein weiter Blicküber die Wasserflächen der ehemaligenKiesgruben. „Große Trupps nordischer Wild-gänse, Enten und Watvögel zu den Zugzei-ten, im Sommer brütende Schnatterenten,Flussregenpfeifer oder Flussseeschwalben –an den Liebenauer Gruben ist immer etwaslos“, erzählt Jens Rösler vom NABU Nien-burg erfreut. Das Highlight des rund 140Hektar großen Naturschutzgebietes ist un-zweifelhaft der seltene Fischadler, der hiereins seiner nur 17 Brut -reviere in Niedersachsen hat.Mit einem Fernglas lässt sichvom Turm sein Familien -leben am Horst gut beob-achten ‒ und mit etwasGlück auch die Jagd des See-adlers über den Gewässern.

Auwaldgesellschaften entwickeln. Wir ha-ben uns daher auf Anregung des NABUNienburg entschieden, das Abbaugeländezu erwerben und ein ganz neues NABU-Na-turparadies aus der Taufe zu heben.“ EineAusweisung als Naturschutzgebiet wurde2007 noch mit Hinweis auf mögliche Wi-derstände der Landeigentümer*innen vomNienburger Kreistag abgelehnt. Damitschwebte eine düstere Zukunft als Angel-und Badelandschaft über den Kiesgruben.

Beispielhafte Zusammenarbeit · Auchwenn die politischen Zeichen für das Na-turschutzgebiet erst einmal auf Rot stan-den, startete Klaus Gänsslen, Leiter der Na-turschutzbehörde, mit Einzelgesprächenund schaffte es auch durch finanzielle Zu-sagen des Landkreises Nienburg, dass sichalle maßgeblich Beteiligten an einen Tischsetzten. Stück für Stück gewann das heuti-ge NABU-Naturparadies über Vor- undKaufverträge mit der kiesabbauenden Fir-ma Rhein-Umschlag an Form – damit hat-te der NABU einen Verhandlungspartner,der auch von sich aus an einer naturför-dernden Entwicklung der Kiesgruben inte-

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Wildgänse, entenund Watvögel zu denZugzeiten aus demNorden, im sommerbrütende schnatte-renten (Foto oben),Flussregenpfeifer(Foto links) oderFlussseeschwalben –an den liebenauergruben ist immeretwas los.

Fischadler, seeadler, Biber – derAufbau einer 144 Hektar großen,im eigentum der NABU-stiftungfür immer gesicherten Heimatgelang auch durch die über 1.200spenden.

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Anders dagegen in den Liebenauer Gru-ben, die seit 2012 endlich auch als Natur-schutzgebiet ausgewiesen sind. Mit Zustim-mung der Naturschützer*innen durfte dieWasserschifffahrtsverwaltung in den Gru-ben unbelastetes Bodenmaterial einschütten,das bei Baggerarbeiten an den Flusskurvenentlang der Weser anfiel. Die Sohle derGruben wurde so angehoben, dass sie na-türlichen, flachen Auengewässern ähnlichwurden. Die Anlage von geschotterten In-seln als sichere Brutplätze für Flussuferläu-fer und Flussregenpfeifer war eine zusätz-liche Aufwertung, die der NABU und dieNaturschutzbehörde aushandeln konnten.

Die Natur kehrt zurück · Auch wenn sichdamit die eigentumsrechtliche Sicherungder Flächen um weitere Jahre verzögerteund der NABU Nienburg alle Hände voll zutun hatte, die einfahrenden Schuten imAuge zu behalten – das vielfältige Tierlebenin den neu geschaffenen Auengewässerndankt die viele Mühe. 127 Vogelarten wur-

ressiert war, sind sich Christian Unselt undJens Rösler einig. Für Deutschland beispiel-gebend war dabei das Wirken der Natur-schutzbehörde, die sich entscheidend indie Vertragsgestaltung und Sicherung derschützenswerten Lebensräume einbrachte.

Naturnahe Auengewässer · Wenn heuteWildgänse, Enten und Watvögel zwischenden kleinen Inseln der fünf Gewässer hin-und herwechseln, dann wird eine weitereBesonderheit der Liebenauer Kiesgrubendeutlich: dass es überhaupt Inseln gibt.„Üblicherweise hinterlässt der Abbau vonKies und Sand tiefe Gruben, die steil abfal-lende Ufer und keine Inseln besitzen. Ar-ten, die in Licht durchfluteten, sich schnellerwärmenden Flachwasserbereichen lebenwie Wasserpflanzen, Muscheln oder Fisch-nachwuchs, haben hier oft schlechte Kar-ten. Auch viele Wasservögel und Watvögelhaben es ohne Inseln und auf schmalenUferzonen schwer, Brutplätze, Ruhe undNahrung zu finden“, erläutert Jens Rösler.

den allein 2020 in den Liebenauer Kiesgru-ben gesichtet, darunter auch seltene Arten,die die trockeneren Wiesen des Gebietesbevorzugen wie Neuntöter, Dorngrasmücke,Braun- und Schwarzkehlchen. Als im Früh-jahr 2020 eine Biberburg entdeckt wurde,war die Besiedelung durch einen weiterenAuenbewohner offiziell. Mit der Endabnah-me der menschlichen Umbauarbeiten imAugust 2020 ist der Biber nun der einzigeLandschaftsarchitekt im Gebiet.

Fischadler, Seeadler, Biber – der Aufbaueiner 144 Hektar großen, im Eigentum derNABU-Stiftung für immer gesicherten Hei-mat gelang auch durch die über 1.200Spenden, die naturverbundene Menschenfür die Kiesgruben an die NABU-StiftungNationales Naturerbe überwiesen. „Ohnedieses Engagement wäre der Landkauf sonicht möglich gewesen“, bedankt sichChristian Unselt. ◀

Frauke Hennek

Mehr Infos zu den Liebenauer Kiesgrubenund der NABU-Stiftung Nationales Natur -

erbe: www.NABU.de/Liebenauer-Kiesgruben.

Info

K i e s g r U B e N

Das Tierleben der Liebenauer Kies gruben ist dank der aufgeschütteten Inseln einzigartig und vielfältig.

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A r g U m e N T e

D er Mensch besteht zu etwa 65Prozent aus Wasser. Als Be-standteil von Zellen und Ge-weben formt Wasser unseren

Körper. Als Kühlmittel verhindert es beimSchwitzen, dass die Körpertemperatur ge-fährlich ansteigt. Wasser ist zudem Trans-portmittel für Zucker, Salze und Mineral-stoffe, umgekehrt auch für Reinigungs-und Ausscheidungsprozesse. Da wir unteranderem über Schweiß und Urin ständigWasser abgeben, muss regelmäßig „nach-gefüllt“ werden.

Trinken, kochen, reinigen · Auch andereStoffe sind schwer verzichtbar, doch zwei-fellos ist Wasser das wichtigste Lebensmit-tel und seine Verfügbarkeit eine Frage desÜberlebens. In Deutschland sind wir inder glücklichen Lage, dass bisher Wasserim Prinzip im Überfluss vorhanden ist.Die Herausforderung ist, immer zum ge-wünschten Zeitpunkt und am gewünsch-ten Ort, in der gewünschten Güte ausrei-chend Wasser zu haben.

Die höchsten Qualitätsanforderungenstellt Trinkwasser – das wir nicht nur trin-ken, sondern auch zum Kochen oder Reini-gen und zur Körperpflege nutzen. Diese An-forderungen zu erfüllen, wird immer auf-wändiger.

„Trotz umfangreicher rechtlicher Vorga-ben ist eine gleichbleibend hohe oder stei-gende Belastung der Trinkwasserressourcen,zum Beispiel durch Nitrat oder Spuren-stoffe, zu beobachten“, stellt der Deutsche

NATURSCHUTZ heute

Wird auch in Deutschlanddas Wasser knapp? Zum Umgang mit einem Überlebens-mittel.

sauberes Wasser, schmutziges Wasser

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Info

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Schadstoffe im Abwasser dar“, warnt dasBundesumweltministerium. Dazu gehörenArzneimittelrückstände, Antibiotika ausder Tierzucht oder Chemikalien, die be-reits in kleinsten Mengen hormonähnlicheWirkungen zeigen. Die herkömmlicheKlärtechnik kommt diesen Spurenstoffennicht bei. Sie können sowohl im Klär-schlamm als auch im gereinigten Abwasserverbleiben, gelangen damit in den natürli-chen Wasserkreislauf und sind nicht nurein Problem für die Trinkwasserqualität,sondern auch für die Tier- und Pflanzen-welt.

Verschmutzung zu vermeiden und vor-handene Verschmutzungen zu entfernen,sind die Kernpunkte bei der Qualität.Doch langsam müssen wir uns auch umdie Quantität sorgen. Zwar sind die >

Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW)fest. „De facto wird der konventionellenLandwirtschaft derzeit ein höherer Stellen-wert eingeräumt als dem Schutz der Trink-wasserressourcen“, nennt der DVGW alseinen wesentlichen Grund.

Ein halber Cent je Liter · Auch der Bundes-verband der Energie- und Wasserwirtschaftbetont, dass ohne Änderung der landwirt-schaftlichen Düngepraxis die Aufbereitungimmer schwieriger werde. Der Einbau vonDenitrifikationsanlagen würde den Trink-wasserpreis um bis zu 60 Prozent verteuern.Noch ist Leitungswasser mit einem halbenCent je Liter – einschließlich Abwasserge-bühr – im Vergleich zu anderen Getränkenenorm günstig.

In Deutschland sind über 96 Prozent derBevölkerung an die öffentliche Kanalisationangeschlossen, das ist Europarekord. In-zwischen arbeiten fast alle der bundesweit10.000 Kläranlagen dreistufig, also mit bio-logischem Abbau von Stickstoff und Phos-phor.

Medikamente im Grundwasser · Doch dasreicht nicht mehr. „Eine der größtenSchwierigkeiten stellen bisher unbeachtete

Sommer 2021

Arzneimittelrückstände, Anti-biotika aus der Tierzucht oderChemikalien – die herkömmli-che Klärtechnik kommt diesenspurenstoffen nicht bei.

Wassermengenin Deutschland fallen pro Jahrzwischen 550 und 1.000 literregen pro Quadratmeter. imlangjährigen Durschnitt sindes rund 750 liter – bei starkenregionalen Unterschieden. ins-gesamt macht das die unvor-stellbare menge von 200 bis350 milliarden KubikmeternWasser (ein Kubikmeter =1.000 liter), von denen 150 bis200 milliarden wieder verduns-ten, ein weiterer Teil fließtüber die Flüsse ins meer, einanderer Teil reichert oberflä-chen- und grundwasser an.

Die verfügbaren Wasservor-räte betragen im langjährigenDurchschnitt 188 milliardenKubikmeter. Davon werden imJahr 24 milliarden Kubikmeterentnommen, also knapp 13Prozent (Zahlen von 2016).erst ab einer entnahmemengevon 20 Prozent sprechen Fach-leute von „Wasserstress“. Bis-her sind wir noch stets deutlichdarunter geblieben.

70 Prozent des Trinkwas-sers werden aus grund- undQuellwasser gewonnen, 15Prozent stammen aus Flüssen,seen und Talsperren, weitere15 Prozent aus Uferfiltrat oderangereichertem grundwasser.

Die Hälfte der gesamt-Was-serentnahme dient als Kühl-wasser, weitere 25 Prozentwerden für Prozesse in indus-trie und gewerbe genutzt, dieöffentliche Wasserversorgungmacht rund 20 Prozent aus.Zur Beregnung in der landwirt-schaft werden bisher jährlichweniger als zwei Prozent desentnommenen Wassers bean-sprucht. ◀

„ Ein ressourcenschonender, nachhaltiger Umgang mit Wasser sowie eine erhöhte Selbstschutz- und Selbsthilfefähigkeit in der Bevölkerung bei extremen Wetterlagen ist bereits heute sehr angezeigt.“

Armin Schuster, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK)

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Info

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> Wasserentnahmen über die letzten Jahr-zehnte deutlich zurückgegangen. Das liegtan verbesserten Wasserkreisläufen in derIndustrie, an der Kühlwasserreduzierungbei Kraftwerken und Einsparungen bei deröffentlichen Wasserversorgung. So ist derVerbrauch in den deutschen Privathaus-halten in den letzten 30 Jahren von 144Litern je Person und Tag auf 123 Liter zu-rückgegangen. Rechnet man den Wasser-verbrauch aller Sektoren auf die Einwoh-ner*innen um, ergibt sich allerdings einsogenannter Wasserfußabdruck von täglich 3.900 Litern.

Sorge um Engpässe · Die Trockenjahre2018 und 2019 haben gezeigt, dass schonjetzt regionale Engpässe bei der Wasserver-fügbarkeit drohen. Mancherorts wurde dieGartenbewässerung mit Trinkwasser ver-boten, ebenso die Entnahme aus Flüssen.Teils kam auch die Eigenversorgung zumErliegen, weil Hausbrunnen trockenfielen.Das kann sich mit dem Klimawandel wei-ter verschärfen. Laut Umweltbundesamt(UBA) hätten „weitere aufeinander folgen-de trockene Sommer mit zusätzlich wenigNiederschlag im Winter negative Auswir-kungen auf die Wasserverfügbarkeit. DieLandwirtschaft, die Wasserversorgung, dieWasserführung in Gewässern, Ökosystemewie Feuchtgebiete und Wälder und weiterewasserbezogene Nutzungen wie die Schiff-fahrt können betroffen sein.“ Umgekehrtist es möglich, dass Starkregenereignissezunehmen, dann läuft in vielen Fällen un-geklärtes Wasser direkt in die Bäche undFlüsse.

Beregnung mit Brauchwasser · „Zukünftigwerden mehr Nutzer als heute um eineknapper werdende Ressource konkurrie-ren“, sagt das Umweltbundesamt voraus.

Dazu gehört auch die Landwirtschaft. Bisher werden bei uns lediglich 450.000Hektar bewässert, das sind gerademal dreiProzent der Agrarfläche. Die Beregnungs-bedürftigkeit wird aber tendenziell zuneh-men. Wie schon in Südeuropa üblich, solldeshalb EU-weit Brauchwasser verwendetwerden dürfen, also in Kläranlagen gerei-nigtes Abwasser.

Auch in Grünanlagen könnte Brauch-wasser eine Rolle spielen. Schließlich müs-sen sich die Kommunen ebenfalls anpassen.Wasser soll zudem nicht mehr abgeführtwerden, sondern im Einzugsgebiet bleiben .„Die Kühlung und Verschattung von Ge-bäuden und öffentlichen Räumen durchFrischluftschneisen, Flächenentsiegelung,außerdem lokale grüne Infrastrukturen,wie Straßenbäume, Fassadenbegrünungenund Dachbegrünungen“, nennt das UBAals geeignete Maßnahmen. Das würde dieRegenwasserversickerung stärken und soBodenfeuchte und Grundwasserneubildungerhöhen.

Immer eine Wanne voll? · Wie der Ver-brauchsrückgang zeigt, ist das Bewusstseinfür einen sorgsamen Umgang mit Wasserin den Privathaushalten bereits gut entwi-ckelt. Doch auch hier gilt es, nicht nachzu-lassen. Dazu gehört, das Vollbad (rund 150

NATURSCHUTZ heute

Nachhaltig erfrischtstill aus dem Hahn oder sprudeligaus der mineralquelle? Wasser hatviele Formen und Namen. Aberwelches Wasser ist besser für dieUmwelt? schaut man auf die Kli-mabilanz, ist die Antwort schnellgefunden: Der Konsum von lei-tungswasser kommt ohne energie-intensive Transportwege aus undspart Verpackungen. so kommt mi-neralwasser durchschnittlich aufetwa 203 gramm Kohlendioxid-Be-lastung pro liter Flaschenwasser,im Vergleich zu nur 0,35 grammbeim leitungswasser.

leitungswasser ist bedenken-los trinkbar. es gibt zwar regionaleUnterschiede bei natürlichen mi-neralien und durch Umwelteinflüs-se zugeführte stoffe wie Nitrateoder sulfate, aber auch dieseWerte werden streng kontrolliert.Vor Blei durch alte rohre mussman sich ebenso nicht mehr fürch-ten. sie werden seit 1973 nichtmehr eingebaut. Fazit: leitungs-wasser ist gut für den Körper undauch für den eigenen geldbeutel,denn ein liter leitungswasser kos-tet weniger als einen Cent.

Wenn es doch nicht ohne Koh-lensäure geht, spart man sich miteinem sprudelgerät zu Hause dieTransportwege und das Kisten-schleppen. möchte man doch zumineralwasser greifen, sind regio-nale mineralwässer in der mehr-wegflasche am besten, um res-sourcen zu sparen. ◀

Melanie Meier

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Tipp

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A r g U m e N T e

Liter Verbrauch) durch eine Dusche (rund15 Liter) zu ersetzen sowie Waschmaschi-ne und Geschirrspüler nur anzuschalten,wenn sie voll beladen sind. Auf Wäschewa-schen und Geschirrspülen entfallen rund20 Prozent des Gesamtwasserverbrauchsim Haushalt. Da dieses Wasser auch nocherwärmt wird, spielt der Stromverbrauchzusätzlich eine große Rolle.

Mindestens genauso wichtig ist es,Wasserverschmutzung zu vermeiden. Dasheißt: alte Arzneimittel über die Toilettezu entsorgen, ist absolut tabu, Gifte habenim Garten nichts zu suchen und der Kaufvon Lebensmitteln aus Ökoanbau ist eben-falls ein wirksamer Beitrag.

Auch der Blick auf die Herkunft vonProdukten lohnt sich. Mehr als die Hälftedes Wassers für die von uns benötigten Gü-ter stammt nicht aus Deutschland selbst.Es wird also in fernen Ländern, mit teilsdeutlich schwierigerer Wasserversorgungals hierzulande, Wasser verbraucht, umunsere Bedürfnisse zu befriedigen. Dasmeiste Wasser führt Deutschland überAgrargüter aus Brasilien und der Elfen-beinküste ein. ◀

Helge May

Sommer 2021

Wasser marsch im Gartenein garten ist immer eine von menschen erzwungene lebens-gemeinschaft auf engem raum. Die meisten gartenpflanzenmüssen gleichmäßig bewässert werden, damit sie stark undgesund bleiben. ist es zu feucht, haben Pilze und Viren leich-tes spiel. ist es zu trocken, wird die Pflanze geschwächt undNährstoffe werden nicht mehr transportiert.

Direkt am Boden. Am besten ist es, wenn das Wasser direktan die Wurzeln geführt wird. Dazu kann man einen kleinenBlumentopf wurzelnah eingraben und als Trichter nutzen. DasWasser verdunstet so langsamer. Auch eine mulchschicht schütztgegen allzu schnelle Verdunstung. Besonders empfindlichePflanzen mögen das direkte Wasser von oben nicht so gerne –Tomaten und Kohlrabi beispielsweise platzen dann auf. Beisonne wirken Wassertropfen wie eine lupe, dann könnenBlätter verbrennen.

Auch Bäume brauchen Wasser; besonders zur Zeit derBlüte und während des Heranreifens der Früchte. obstgehölzehaben recht flache Wurzeln. man gießt sie nicht am stamm,sondern im randbereich der Krone. Dort können die Wurzelndas Wasser am besten aufnehmen.

Gießen, nicht fluten. Beim gießen sollte man sich Zeit lassen:wässern, eine halbe stunde Pause, dann noch einmal wässern.Die erde darf nicht zu nass werden. Verschlammt der Bodenbeim gießen, kommt es zu sauerstoffmangel.

mit der altmodischen gießkanne lässt sich gezielt wässernund dabei sehr gut dosieren. Wer gießkannen nicht schleppenkann oder will, sollte sich für die Tropfenbewässerung ent-scheiden. Dabei wird ein schlauch mit kleinen löchern direktan den Pflanzen verlegt. Daraus sprüht, je nach Wasserdruck,ein feiner strahl oder es quellen einige Tropfen heraus. DasWasser erreicht die Pflanzen ohne große Verluste. ◀

Künftig werden mehr Nutzer als heute um die knapper werdende Ressource Wasser konkurrieren.

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Page 35: Sommer 2021 - NABU

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Sommer 2021

Page 36: Sommer 2021 - NABU

Info

Überfischung führte zum Aussterben dereuropäischen Auster in der deutschen Nord-see. Derzeit soll die heimische muschelart wie-der angesiedelt werden. Wenn das gelingt, wäre eslaut expert*innen eine sensation für die marine Artenvielfalt.

Wertsteigerung des umliegenden Ökosys-tems. „In den vergangenen Jahren ist einglobaler Rückgang der Austernriffe ummehr als 85 Prozent zu verzeichnen“, sagtBernadette Pogoda, Projektleiterin am Al-fred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrumfür Polar- und Meeresforschung (AWI) desersten Wiederansiedlungsprojektes Euro-päischer Austern in einem Meeresschutz-gebiet in der offenen Nordsee.

Austern im Borkum Riffgrund · 2016 star-tete das Erprobungs- und Entwicklungs-vorhaben zur Wiederansiedlung der Euro-päischen Auster in der AusschließlichenWirtschaftszone (AWZ) der deutschen Nord-see zunächst mit Voruntersuchungen. Ini-tiiert und gefördert wird das Projekt vomBundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mit-teln des Bundesumweltministeriums. AlsStandort für ein erstes Pilotprojekt wurdedas Meeresschutzgebiet Borkum Riffgrundfestgelegt. Dies erfüllt die historischen,ökologischen und logistischen Auswahl-kriterien. „Die Europäische Auster ist ne-ben Krankheiten und Klimaveränderungenvor allem aufgrund der Austernfischereimit Bodenschleppnetzen ausgestorben“,so Pogoda.

Weibliche Austern strudeln die männli-chen Spermien ein. Die Larven siedeln sichauf den Austernschalen an. „Fehlen diese,da sie beispielsweise durch bodenzerstören-de Fangmethoden zerstört wurden, findensie keinen Halt oder es kann gar nichtmehr zur Befruchtung kommen, da weibli-che und männliche Austern zu weit vonei-nander entfernt sind“, erklärt die Meeres-biologin.

W oran denken Sie, wenn Siedas Wort „Auster“ hören?An Sylt? An Essen für rei-che Leute? Die Austern, die

bei uns auf dem Teller landen, sind Pazifi-sche Austern. Diese Art lässt sich einfachzüchten. Die Europäische Auster dagegen,die früher im nord- und ostfriesischenWattenmeer und in der Helgoländer Aus-ternbank bis zu den küstenfernen Austern-gründen der Deutschen Bucht vorkam, giltin den deutschen Gewässern seit 1950 alsausgestorben. Schon 1920 waren die Aus-ternbestände massiv überfischt und konn-ten trotz einiger Versuche nicht gerettetwerden. Austernbänke der EuropäischenAuster bestehen heute nur noch verein-zelt in Großbritannien, Irland, Frankreichund Dänemark. Diese Entwicklung gefähr-det die biologische Artenvielfalt in derNordsee.

Einmaliges Ökosystem · Austern bildenaufgrund ihres Schalenwachstums so ge-nannte biogene Riffe. Das sind Riffe, diesich im Laufe von Jahrhunderten durchden kontinuierlichen Aufwuchs jungerAustern auf vorhandenen Austernschalen,und durch Sedimentablagerungen inner-halb der Zwischenräume, entwickeln. Aus-ternriffe bieten Nahrung, Laichgrund, Kin-derstube, Versteck- und Schutzraum fürzahlreiche Arten: beispielsweise Seenelken,Meeresschnecken, Moostierchen, Schwäm-me, Krebse und viele Fischarten. Sie ver-bessern die Wasserqualität durch Filtration,verringern toxische Algenblüten, festigenlose Sedimente, dienen damit dem Küsten-schutz und sorgen insgesamt für eine

Ausbringung der Austern in der Nordsee ·Die Austernriffflächen wurden in etwa 30Meter Tiefe auf dem Meeresboden angelegt:Auf dem sandigen Untergrund wurdendurch das Tauchteam lebende Austern direkt oder auf Kalksteinen und Sandstein-blöcken ausgebracht. Zusammen mit derjeweiligen Unterlage bilden diese das Pilo-triff. „Weitere Flächen sollen zukünftig an-gelegt werden, wobei berücksichtigt wird,auf welchen Unterlagen sich die Austernim Offshore-Bereich am besten entwickeln.Solche Maßnahmen bilden einen wichtigenBeitrag für das Management und das Er-reichen der Schutzziele der küstenfernenMeeresschutzgebiete in der deutschen AWZ,für die das BfN zuständig ist“, so Pogoda.Zweimal im Jahr fährt das Team raus, umdas Riff zu kontrollieren, einmal mit Unter-wasserkameras und Sensorik, einmal fürTaucharbeiten.

Know-how zur Aufzucht ist verloren ge-gangen · Für die langfristige Wiederansied-lung ist auch der Aufbau einer Austernauf-zuchtanlage wichtig, der im Rahmen einesProjektes im Bundesprogramms Biologi-sche Vielfalt gefördert durch das BfN mitMitteln des BMU am AWI-Standort auf Hel-goland erfolgt. „Das Know-how zur Auf-zucht Europäischer Austern ist verlorengegangen. Früher wurde vor allem Wertdarauf gelegt, alle Austern gleich groß undschwer zu züchten, um sie besser verkau-fen zu können. Im Gegensatz zu wirtschaft-lichen Kriterien geht es im Naturschutzaber um genetische Vielfalt. Wir brauchendaher langsames Wachstum, schnellesWachstum, große, kleine und verschiede-ne Formen der Austern“, so Pogoda.

Erste Ergebnisse, ob sich die Austern gutentwickelt haben, sollen Ende Mai vorliegen.Das Team um Pogoda hofft, dass sich danndie im Juli 2020 ausgebrachten Austern inihrem neuen Zuhause eingerichtet haben. ◀

Text: Nicole FlöperFotos: Alfred-Wegener-Institut, Kubikfoto

A U s T e r N

36 NATURSCHUTZ heute

Die Austernriffe werden auchBestandteil der NABU-Vr-Welt„NordseeliFe“ sein. Diese sollim laufe des Jahres veröffent-licht werden und unter ande-rem als lernplattform dienen.

Austern zurück in der Nordsee

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37Sommer 2021

NABU-Forderungenim mai 2020 wurden die manage-mentpläne für die Umsetzungder Naturschutzvorgaben desBundes für die Nordseeschutz-gebiete veröffentlicht. sieschaffen unter anderem einenrahmen, um schifffahrt undrohstoffabbau in den entspre-chenden gebieten besser zuregulieren. Klimawandel undArtensterben sind seit Jahr-zehnten auch in der Nord- undostsee angekommen. Dochdamit schweinswale, seetau-cher und die artenreichen Kalt-wasserriffe sich von der Über-nutzung wirklich erholen kön-nen, müssen schnell wirksamemaßnahmen folgen. Der NABUfordert ungenutzte Zonen fürdie Natur in den schutzgebie-ten, eine Wiederherstellungs-offensive für zerstörte Biotopeund das ende schädlicher Fi-schereipraktiken. Die Bundes-regierung muss den meeresna-turschutz in Nord- und ostseekonsequent umsetzen unddafür auch finanziell und per-sonell die grundlagen schaffen.

Austernriffe bieten Nahrung,Laichgrund, Kinderstube, Versteck- und Schutzraum für zahlreiche Arten.

Junge euro-päische Aus-tern wurden2020 zum Pilot -riffaufbau immeeresschutz-gebiet Borkumriffgrund aus-gebracht. Zu -vor wurden diesaataustern inder Aufzucht-anlage aufHelgoland gehältert.

saataustern sindnur wenige milime-ter groß, können inder deutschen Nord-see dann aber mitder Zeit zu großenriffen am meeres-boden zusammenwachsen. Der grund-stein für ein erstesPilotriff in der deut-schen Nordseewurde dafür 2020gelegt.

Page 38: Sommer 2021 - NABU

ihr gelb-schwarz gemuster-ter Bauch soll Feinde ab-schrecken. Doch dem Ver-lust ihres lebensraums ent-kommt die gelbbauchunkedamit nicht. ein Projekt desNABU Niedersachsenmöchte das verhindern.

In Tümpeln oder am schlammigen Uferübersieht man sie leicht: Die Gelbbauch-unke hat von oben betrachtet eine per-fekte Tarnfarbe. Aber der kleine Frosch-

lurch kann auch anders. Wenn Gefahrdroht, krümmt er den Rücken kahnartigund streckt Vorder- und Hinterbeine hoch.Die gelb-schwarze Unterseite wird sichtbarund signalisiert: Ich bin giftig, lass michbloß in Ruhe! Gegen die größte Bedro-hung, den Verlust ihres Lebensraums, hilftdas nicht. LIFE BOVAR, ein Schutzprojektdes NABU und seiner Partner*innen, willder kleinen Unke und anderen Amphibien-arten wieder auf die Sprünge helfen.

Sonnige Wasserlachen · Flussauen, Wasser-lachen oder eine tiefe Fahrspur: Um ihrenLaich abzulegen, bevorzugt die bis zu fünfZentimeter große Gelbbauchunke flache,von der Sonne beschienene Pfützen. DerNachwuchs entwickelt sich innerhalb vonvier bis zehn Wochen – wenn die Lachenvorher nicht austrocknen. Um seine Chan-cen zu verbessern, verteilt das Weibchenden Laich oft auf mehrere kleine Gewässer.

Lange Zeit war die Gelbbauchunke inbergigen und hügeligen Gegenden hierzu-lande weit verbreitet. Im Laufe des 20. Jahr-hunderts gingen ihre ursprünglichen Lebens-räume wie Auenbereiche aber zunehmendverloren. Flüsse wurden begradigt, Wiesenentwässert, temporäre Tümpel mussten zu-gunsten größerer Ackerflächen weichen.Die kleine Unke passte sich an. Sie fand eineneue Heimat in Steinbrüchen, Ton- undKiesgruben oder auf Truppenübungsplät-zen, beispielsweise in wassergefüllten Fahr-spuren. Heute sind auch diese Ersatzlebens-räume bedroht. „Wenn Abbaugebiete nachder Nutzung aufgeforstet werden oder dorteine Mülldeponie entsteht, ist das für dieGelbbauchunke und zahlreiche andere Of-fenlandarten fatal“, sagt Mirjam Nadjafza-deh, die das Projekt LIFE BOVAR leitet.

Lebensraum schwindet · Inzwischen giltdie kleine Unke als stark gefährdet. InDeutschland ist sie vor allem noch inBayern und Baden-Württemberg zu finden.Weiter nördlich, unter anderem im We-ser- oder Leinebergland, ist sie vom >

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38 NATURSCHUTZ heute

Neue Pfützen fürdie Unke

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Info

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Gewässern auf dem Gelände. Damit dieGelbbauchunke sich in dem Naturschutzge-biet so richtig wohlfühlt, wurden Tümpel-felder angelegt, teilweise Buschwerk undSträucher entfernt und Totholz angehäuft.„Ab Herbst sollen etwa neun Hektar bewei-det werden, vermutlich mit ‚Kowalskis‘ –einer Mischung aus Konik und Przewalski-Pferd“, so Nadjafzadeh. Die Tiere halten dieLandschaft offen und schaffen so einen per-fekten Lebensraum für die Unke.

Im kleinen Maßstab entstehen auf dieseWeise Landschaften, wie sie in den vergan-

> Aussterben bedroht, die verbliebenenPopulationen sind oft weit voneinanderentfernt. Straßen, Siedlungen und riesigeAckerflächen werden für die Gelbbauchun-ken zu unüberwindbaren Hindernissen.„So fehlt der genetische Austausch zwi-schen den Gebieten“, sagt Nadjafzadeh.Auch der Klimawandel setzt den kleinenFroschlurchen zu. In den vergangenenJahren waren die Laichgewässer oft schonfrüh im Jahr ausgetrocknet, den Kaul-quappen blieb nicht genug Zeit, sich zuentwickeln.

Wichtige Trittsteine · LIFE BOVAR will dieLebensbedingungen im nördlichen Ver-breitungsraum verbessern. Das Projekt mitinsgesamt 35 Gebieten in Niedersachsen,Nordrhein-Westfalen und Limburg zieltneben der Gelbbauchunke auf drei weitereheimische Amphibienarten: die Kreuzkröte,die Geburtshelferkröte und den Kamm-molch. „Wir schaffen strukturreiche Offen-landlebensräume mit zahlreichen Laichge-wässern unterschiedlicher Größe und Tiefe.Zusätzlich sorgen wir für Trittsteine zwi-schen den einzelnen Bereichen“, beschreibtNadjafzadeh die Hauptaufgaben des Pro-jekts. Trittsteine – das sind in diesem Fallkleine Biotope mit Tümpeln oder Wasser-lachen. Sie ermöglichen es den Tieren, voneinem Gebiet zum anderen zu wandern.

Mitunter sind die Entfernungen zwi-schen den weit versprengten Populationenaber zu groß für die kleine Unke. Dann hel-fen die Naturschützer*innen nach und sie-deln die Tiere in ausgewählten Bereichenwieder an. Einfach irgendwo Amphibieneinzusammeln und woanders auszusetzen,davor warnt Nadjafzadeh aber ausdrück-lich. Die Tiere sind genetisch womöglichnicht an die örtlichen Bedingungen ange-passt, können Krankheiten verbreiten undso mehr schaden als nützen. Die Expert*in-nen vom NABU arbeiten daher ausschließ-lich mit geeigneten Populationen aus derRegion und achten darauf, dass die Tieregesund sind.

Wieder angesiedelt · Auf diese Weise ge-lang es bereits im Vorgängerprojekt, dieGelbbauchunke in einer ehemaligen Sand-grube im nordrhein-westfälischen PortaWestfalica wieder anzusiedeln. Die Mitar-beiter*innen von LIFE BOVAR zählten dortim vergangenen Jahr 72 Tiere und entdeck-ten zahlreiche Kaulquappen in den flachen

genen Jahrhunderten überall in Deutsch-land verschwunden sind: Auf Brachflächenzwischen Büschen und Bäumen findensich Tümpel und Wassergräben. Davonprofitieren neben den Zielarten des LIFE-BOVAR-Projekts auch viele andere Tiere. Ineinem Mosaik aus offenen und bewachse-nen Flächen finden Vögel, Reptilien wieZaun eidechse oder Schlingnatter und na-türlich unzählige Insektenarten einen Lebensraum. ◀

Ann-Kathrin Marr

A m P H i B i e N s C H U TZ

Projektpartner und Förderhinweis

liFe BoVAr ist ein För-derprojekt der europäi-schen Union und Kofi-nanzierer sind unter an-derem die länderNiedersachsen undNordrhein-Westfalen.Träger ist der NABU Nie-dersachen, Projektpart-ner sind die Arbeitsge-meinschaft BiologischerUmweltschutz soest, dieNABU-Naturschutzstati-on Aachen, die stichtingiKl limburg, das schul-biologiezentrum Hildes-heim sowie das nieder-sächsische und nord-rhein-westfälischeUmweltministerium.

Das Projekt liFeBoVAr will kleineBiotope mit Tümpelnoder Wasserlachenfür die gelbbauchun-ke und den weiterenheimischen Amphi-bienarten Kreuzkröte(oben), geburtshel-ferkröte (mitte) undKammmolch (unten)schaffen.

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Page 42: Sommer 2021 - NABU

Aus dem Wasser in die luft

F ür die Große Moosjungfer ist dasEglinger Filz ein Paradies. DieHochmoorsenke im bayerischenLandkreis Bad Tölz-Wolfratshau-

sen bietet auf 200 Hektar alles, was eineMoorlibelle braucht, um sich wohlzufühlen:saure, nahezu fischfreie Weiher mit ver-landeten Zonen und besonnten Ufern; Torf-moose, die im Moor für das saure Milieusorgen und bei Regen um ein Mehrfachesaufquellen; sowie Schwingrasen, der vomUfer aus als dichter Pflanzenteppich aufder Wasseroberfläche ins Gewässer hinein-wächst. Das sind ideale Bedingungen fürdie etwa vier Zentimeter lange Libelle, derenErkennungsmerkmal einer oder mehreregelbe Flecken auf dem Hinterleib sind.

Altes Moor wird wieder nass · Das EglingerFilz, vor 100 Jahren trockengelegt, 2005nach Plänen des bayerischen NABU-Part-ners Landesbund für Vogelschutz (LBV)wiedervernässt, gilt als gelungene Rena-turierung eines Lebensraumtyps, der in

Deutschland kaum noch zu finden ist. Fastalle Moore wurden im Zuge des Torfab-baus entwässert. TrockenheitsliebendePflanzen verdrängten die moortypische Ve-getation, und mit dem Moorsterben gingauch den Moorlibellen die Lebensgrundla-ge verloren. Auf der Roten Liste bedrohterTierarten wird die Große Moosjungfer fürBayern als „stark gefährdet“ geführt.

Libellen sind Wesen der Luft · Alles, wasihr kurzes, nur wenige Wochen währendesLeben als erwachsene Libelle ausmacht,spielt sich in der Luft ab. Sie jagen, fressenund paaren sich im Flug und sind dabei biszu 50 Stundenkilometer schnell. Sie än-dern abrupt die Richtung, bleiben in derLuft stehen, und manche Arten fliegen so-gar rückwärts. Solche Flugakrobatik istnur möglich, weil Libellen ihre beiden Flü-gelpaare unabhängig voneinander bewe-gen können. Zudem stabilisieren sie denFlug mithilfe ihres langgestreckten, auszehn Segmenten bestehenden Hinterleibs.

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42 NATURSCHUTZ heute

Die libellenbestände inDeutschland haben sich stabilisiert. Dass die Zahl derheimischen libellenartensogar zunimmt, ist Zuwande-rern aus dem süden zu ver-danken. einigen Arten, vorallem den hochspezialisierten,geht es jedoch weniger gut.

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Fangmaske für die Jagd · Doch bevor Libel-len in die Lüfte aufsteigen, leben sie alsLarve im Wasser. Dort ernähren sie sichvon Mückenlarven, Kleinkrebsen und Kaul-quappen, die sie mit ihrem ausklappbarenUnterkiefer, der sogenannten Fangmaske,erbeuten. Die mit Klauen bewehrte Fang-maske schnellt in Sekundenbruchteilenvor, packt die Beute und zieht sie ins Maul.Je nach Libellenart dauert so ein Larvenle-ben wenige Monate bis mehrere Jahre. AmEnde kriecht die Larve ans Ufer, verankertsich auf einem Blatt, und der Panzer brichtauf. Heraus schlüpft die Libelle, spreiztihre durchscheinenden Flügel und hebt ab.Zurück bleibt die leere Hülle.

Libellen sind an verschiedensten Gewäs-sern zu finden. Am artenreichsten sindStillgewässer wie Tümpel, Weiher undSeen, wo die Larven in den flachen Ufer -zonen und zwischen Wasserpflanzen leben.„Diese Arten sind vergleichsweise anspruchs-los“, berichtet Jürgen Ott, Geschäftsführerder auf Öko-Gutachten spezialisierten LUPOGmbH und Mitautor der bundesweiten Ro-ten Liste der Libellen. „Passt der Sauerstoff-gehalt, kommen sie auch mit verschmutz-tem Wasser zurecht.“ Ähnliches gelte fürBäche und Flüsse, zumal sich vielerorts dieWasserqualität verbessert habe, führt derBiologe aus. „Typische Fließgewässerartenwie Prachtlibellen oder Flussjungfern ha-ben in den vergangenen Jahren zahlenmä-ßig zugelegt und sich in der Fläche ausge-breitet.“ >

Sommer 2021

Alles, was ihr kurzes, nur wenigeWochen währendesLeben als erwachseneLibelle ausmacht,spielt sich in der Luft ab.

Die Bestände der grünen Flussjungferhaben sich so gut erholt, dass sie von derroten liste gestrichen werden konnte.

Page 44: Sommer 2021 - NABU

Insekten-sommer2021

> Mehr Kies für die Flussjungfer · Dazu bei-getragen haben Flussrenaturierungen wieim Fränkischen Becken zwischen Erlangen,Nürnberg, Ansbach und Weißenburg. Dortließ der LBV im Jahre 2014 auf 35 Kilome-tern Länge die Ufer und Flussbetten vonAurach, Bibert, Rezat, Rednitz und Zenn soumgestalten, dass die Flüsse wieder freifließen. Man schüttete Kies ins Wasser, dendie Strömung mitriss und verteilte. Dadurchentstanden lichte Flachwasserzonen mitsandig-kiesigem Grund – so wie es dieGrüne Flussjungfer mag.

An Flachwasserzonen treffen sich Männ-chen und Weibchen der kräftig gebauten,etwa fünf Zentimeter langen Großlibellezum Paarungsrad. Dabei umklammert dasMännchen mit seiner Hinterleibszange denKopf des Weibchens, während dieses ihrenHinterleib nach vorne krümmt und damitdas Rad schließt. Nach dem Paarungsakt legtdas Weibchen die befruchteten Eier im Was-ser ab. Noch vor einigen Jahren galt die Grü-ne Flussjungfer als stark gefährdet – heuteist sie von der Roten Liste verschwunden.

Bereicherung durch Klimagewinner · Umden Lebensraum der Zweigestreiften Quell-jungfer, einer 85 Millimeter langen Groß-

libelle mit schwarzem, gelbgebändertemHinterleib, die an Quellen und schnellflie-ßende Oberläufe mit sauerstoffreichemWasser angepasst ist, steht es weniger gut.„Quellen sind Biotope, die stiefmütterlichbehandelt werden“, stellt Jürgen Ott fest:„Sie sind nur wenige Quadratmeter groß,und die dort lebenden Arten erscheinenauf den ersten Blick unspektakulär.“ Oftwürden sie in Stein gefasst oder mit einerKiesschüttung versehen, erläutert der Li-bellenexperte. „Aber die Larven der Zwei-gestreiften Quelljungfer leben mehrereJahre im Wasser und sind auf natürlichenGewässergrund angewiesen.“

Auch in kühlen Bergregionen lebendeLibellen wie die Alpen-Mosaikjungfer ste-hen unter Druck: „Im Zuge des Klima -wandels werden sie von wärmeliebendenArten verdrängt, können jedoch nur be-dingt nach oben in kühlere Lebensräumeausweichen“, sagt Ott. Die Sorge, der Klima-wandel führe zum generellen Artensterben,sei jedoch unbegründet: „Durch Zuwande-rer wie die Feuerlibelle aus dem Mittelmeer-raum hat sich die Artenzahl in Deutsch-land lebender Libellen sogar von 81 auf 83erhöht.“ ◀

Hartmut Netz

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44 NATURSCHUTZ heute

Um 1990 wurden die ersten leuchtend roten Feuer-libellen in Deutschland gesichtet. inzwischenkommen sie bis Dänemark und südschweden vor.

Die große moosjungfer besiedelt Kleingewässer mitvielfältiger, aber nicht zu dichter Pflanzenausstattung.

mitmachen beim insekten-sommer: Die bundesweite Zähl-aktion des NABU findet diesesJahr bereits zum vierten malstatt. Dabei werden jeweilseine stunde lang alle insektengezählt, die sich an einemFleck finden lassen. WennArten nicht genau bestimmbarsind, können sie auch „unscharf“als schmetterling, Fliege oderlibelle notiert werden. Dieerste etappe geht vom 4. bis13. Juni, die zweite findet vom6. bis 15. August statt.

▶ Weitere Infos und Online-Meldeportal unter www.insektensommer.de.

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Schäferstündchen für den Artenschutz Im Naturpark Altmühltal in Bayerns Mitte wartet einer der artenreichsten Lebensräume Europas auf Entdeckung: Die Altmühlleiten.

Die säulenartigen Wacholderbüsche, bizarre Fels-köpfe, dazwischen Magerrasen im Sonnenschein:Diese südländisch anmutende Landschaft ist mit-ten in Bayern zu finden. Wacholderheiden undMagerrasen prägen – zusammen mit der sich lang-sam schlängelnden Altmühl, zerklüfteten Felsenund lichten Mischwäldern – die Landschaft im Naturpark Altmühltal. Sie sind ein Paradies fürseltene Tier- und Pflanzenarten. Vor allem Insektenwie Schnarrschrecken, Ödlandschrecken oder derseltene und europaweit stark bedrohte Rote Apollotummeln sich hier zwischen Kräutern, Enzianenund Orchideen.

Dieser wertvolle Lebensraum – der durch den als„Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ zertifi-zierten Altmühltal-Panoramaweg erschlossen wird– entstand, als die Hänge vor Jahrhunderten ge -rodet und zu Schafweiden umgewandelt wurden.Naturschutzprojekte sorgen dafür, dass diese Land-schaftsbestandteile erhalten bleiben. So wurdenzum Beispiel für das Großprojekt „Altmühlleiten“

auf rund 4000 Hektar Fläche Wacholderheiden ge-pf legt und teilweise wiederhergestellt. Eine wich-tige Rolle spielen dabei vierbeinige Landschafts-pfleger: die Herden des „Altmühltaler Lamms“, dieden Sommer auf der Weide verbringen. Wer in dieSchäfertradition der Gegend eintauchen möchte,kann einen der gemütlichen Wagen im Schäfer-wagendorf Hammermühle mieten – übrigens nureine von vielen naturnahen Übernachtungsmög-lichkeiten in der Region. Oft liegen die komfort-ablen Campingangebote ganz in der Nähe der abwechslungsreichen Rad- und Wanderwege, fürdie der Naturpark Altmühltal bekannt ist.

Mehr Infos unter:www.naturpark-altmuehltal.org/pflegeprojekt-magerrasenwww.naturpark-altmuehltal.de/glampingwww.altmuehltal-panoramaweg.de

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spechte sind vielseitig:sie zapfen rindensaft ausBäumen, knacken Nüssein der selbstgebautenschmiede und zimmernNisthöhlen, in denen auchviele andere Tierarten Unterschlupf finden.

Prost mahlzeit

„Jede Spechtart trommelt anders“, be-richtet Klaus Ruge, langjähriger Leiter derVogelschutzwarte Baden-Württemberg.Dauer und Rhythmus der Wirbel, aberauch Anzahl der Schläge und der zeitlicheAbstand dazwischen seien unterschiedlichund für jede Art charakteristisch. Die lautes-ten und längsten Trommelwirbel schlägtder etwa krähengroße Schwarzspecht, un-verwechselbar durch sein schwarzes Gefie-der und den Scheitel, der beim Männchendurchgängig, beim Weibchen nur am Hin-terkopf leuchtend rot ist.

Werkbank und Schlachtbank · Der Schwarz-specht ist die größte der neun bei uns heimi-schen Spechtarten. Der Mittelspecht dage-gen, leicht zu verwechseln mit dem Bunt-specht, macht sich lieber mit seinem mar -kant quäkenden Ruf bemerkbar als durchTrommeln. Auch der Grünspecht trommeltäußerst selten und wenn, dann nur schwach.

S pechte sind ein medizinischesWunder. Ein Mensch, der sei-nen Schädel mit vergleichbarerWucht gegen einen Baum schla-

gen würde, wäre auf der Stelle tot. EinSpecht, der dies bis zu 20-mal pro Sekundetut, trägt nicht einmal eine Gehirnerschüt-terung davon. Dass Spechte nicht kompletthirngeschädigt sind, liegt an der speziellenAnatomie ihres Schädels. Das Zungenbein,eine Knochen-Muskelstruktur, die sichvom Schnabel um den Schädel windet, federt die Wucht der Schläge ab wie einHelm. Zudem leitet der untere Teil desSchnabels, der minimal länger ist als derobere, die Aufprallenergie ab, was sichebenfalls hirnschonend auswirkt.

Alle mal herhören! · Spechte hämmern biszu 12.000-mal pro Tag. Ein Grund findetsich immer. Etwa weil sie in das morscheHolz eines toten Baumes eine Nisthöhlezimmern. Oder weil sie unter seiner Borkenach Käferlarven suchen. Zudem schlagensie einen Trommelwirbel, um kundzutun,dass dies ihr Revier ist. Im Frühling trom-meln sie jedoch hauptsächlich, um einWeibchen oder Männchen anzulocken –getrommelt wird nämlich von beiden Ge-schlechtern. Damit das Trommeln mög-lichst weit zu hören ist, braucht es einenResonanzkörper. Das kann ein dürrer Ast,ein hohler Baumstamm, aber auch eineDachrinne sein. Hat der Specht das Passen-de gefunden, setzt er sich in Positur, plus-tert das Gefieder und schlägt seinen Wirbel.

Mit Abstand am häufigsten sind bei unsdie kurzen Trommelwirbel des Buntspechtszu hören. Man erkennt den amselgroßenVogel, der sich in Laub- und Nadelwäldern,aber auch in Parks mit altem Baumbestandaufhält, am schwarz-weißen Federkleidmit rotgefärbtem Unterschwanz. Wie alleSpechtarten ernährt er sich hauptsächlichvon Insekten wie Käfern, Raupen undAmeisen. Er frisst aber auch Samen undNüsse und betätigt sich gelegentlich alsBruträuber.

Zum Nüsse knacken legen Buntspechtesogenannte Spechtschmieden an. Dafürmeißeln sie eine Kerbe ins Holz, die alsWerkbank dient. Wenn sie eine Nuss er-gattert haben, fliegen sie ihre Schmiedean, klemmen die Nuss in der Werkbankfest und hacken sie auf. Auf die gleicheWeise verfahren Buntspechte auch mitVogelbrut, die sie beispielsweise aus Meisen-höhlen räubern.

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Klaus Ruge. Aber auch Hainbuche und Rot-eiche seien beliebte Saftbäume. Am Fußder Hainbuchen bildeten sich oft regelrech-te Pfützen, führt der Spechtexperte aus:„Insbesondere Dreizehenspechte verbrin-gen viel Zeit mit Ringeln und Saftlecken.“Ansonsten decken Spechte ihren Flüssig-keitsbedarf mit dem Wasser aus Pfützen,Bächen oder Asthöhlungen.

Gute Chancen auf freie Wohnungen ·Spechte gelten als Indikatoren für lebendi-ge Wälder mit viel Totholz und unterschied-lichen Baumarten in allen Altersstadien.Insbesondere Kleinspechte, die man fürBuntspechte halten könnte, wären sie nichtnur spatzengroß, sind darauf angewiesen.Doch die Annahme, Spechte lebten aus-schließlich im Wald, sei falsch, stellt Rugeklar. Insbesondere Bunt- und Grünspechtesiedeln auch in der Stadt. Den Grünspecht,gelb-grünes Gefieder, schwarze Gesichts-

Baumsaft als Nahrungsergänzung · DasSpektrum fester Nahrung ergänzen Bunt-spechte, aber auch Mittel- und Dreizehen-spechte, insbesondere im Frühling durchden Rindensaft bestimmter Baumarten.Dafür krallt sich der Specht am Stammfest, schlägt seitlich ein Loch durch dieRinde, dann eines direkt vor sich, dann ei-nes auf der anderen Seite. Schließlichrückt er ein Stück weiter und wiederholtdie Prozedur. Auf diese Weise bearbeitet erdünnere Stämme rundum; dickere oft nurin Teilabschnitten, bevorzugt auf der son-nenbeschienenen Seite. Man spricht vomRingeln, denn die Löcher werden in waag-rechter Linie in die Rinde gehackt.

Der aus den Löchern rinnende Saft ent-hält im zeitigen Frühjahr, kurz vor demBlatttrieb, Eiweiß, Zucker und Aminosäu-ren; die Spechte nehmen ihn mit dem Un-terschnabel schöpfend auf. „Besonders be-gehrt sind Ahorn und Birke“, erläutert

maske, findet man dort häufig im Park, woer auf Wiesen nach Ameisen sucht.

Grünspechte nisten nach Möglichkeit inleerstehenden Höhlen anderer Spechte.Die Chancen auf eine freie Wohnung ste-hen meist gut, denn einen gewissen Leer-stand gibt es immer: „Manche Spechtartenzimmern sich jedes Jahr eine neue Nist-höhle“, erläutert Klaus Ruge. Und nichtjede werde fertiggestellt: „Manchmal bauensie nur so ein bisschen rum.“ Das kommtHöhlenbrütern wie Meise, Kleiber und Wald-kauz zugute; aber auch Wespen, Hummelnund Hornissen. Sogar Eichhörnchen su-chen Unterschlupf in Spechthöhlen. Indemsie ständig neuen Wohnraum für alle möglichen Tierarten schaffen, sind Spechteunermüdliche Baumeister im Dienste derArtenvielfalt. ◀

Hartmut Netz

P.S. der Redaktion: Klaus Ruge ist nichtnur Spechtexperte. Er ist auch vielseitiger

Buch- und Hörfunkautor, ist in der Umweltbil-dung aktiv, war vor 50 Jahren Miterfinder derVogel-des-Jahres-Aktion, war Gründungsre-dakteur unserer Zeitschrift und erster Bundesjugendsprecher im damaligen Bundfür Vogelschutz. Mehr NABU geht nicht.

s P e C H T e

47Sommer 2021

Buntspecht

in der schmiede festeingeklemmt, kann

der BuntspechtNüsse und eicheln

leichter öffnen.

ringelbaum mitunzähligen Zapf-stellen.

Kein regenwurm, keine schlange, sondern die spechtzunge ist hier zusehen. mit ihr dringt der grünspecht tief in Ameisennester ein.

Besonders Dreizehen-spechte verbringenviel Zeit mit ringelnund saftlecken.

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48 NATURSCHUTZ heute

B U C H T I P P S

sieben inselmonate

„Erleben Sie Ihren schönsten Inselsommer, denn aufkeiner anderen Insel leben Sie so allein. Allein, abernicht einsam, so drückte es mal Johannes Brahmsaus. Anne, bleiben Sie bis Mitte Oktober gesund undunverletzt, und danach bleiben Sie es ohnehin. Ab-gehärtet durch Wind und Wellen.“ Mit diesen Wün-schen begleitete Heinz-Lothar Heimbach, Trischen-Vogelwart 1970 in einem Brief die neue VogelwartinAnne de Walmot.

Aus ihren Erlebnissen undEindrücken hat de Walmotnun ein zauberhaftes Buchüber die NABU-Vogelinsel ge-schrieben – einem ganz be-sonderen Ort im deutschenWattenmeer. Selten hat maneine solche Entspannungbeim Lesen verspürt.

▶ Anne de Walmont: Und anden Rändern nagt das Meer.Sieben Monate auf der Vogel-insel Trischen. – 224 Seiten. 20Euro. Knesebeck 2021. ISBN 978-3-95728-431-0.

erfolgreiche rückkehr

Die Rettung der Seeadler vor dem Aussterben gehörtden großen Erfolgen des Naturschutzes. Rund 1.000Brutpaare leben inzwischen wieder allein in Deutsch-land und selbst dort, wo er Jahrzehnte nicht zu sehenwar, kann man heute auf den Seeadler treffen. Na-turfotograf Willi Rolfes hat den Jäger mit den breitenSchwingen in den Seenlandschaften Ostdeutschlandsund den norwegischen Fjorden porträtiert, seine küh-nen Flugmanöver mit der Kamera eingefangen undseine Überlebenstaktiken bei Eis und Schnee beob-achtet.

▶ Willi Rolfes & Tobias Böckermann: Seeadler. Begegnun-gen in der Natur. – 136 Seiten. 28,50 Euro. Tecklenborg2021. ISBN 13: 978-3-944327-92-1.

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Alle Jahresvögel im Bild:Zum neuen Vogel des Jahres gibt es im NABU-Shop zahlreiche Infomaterialien, darunter kostenlos Aufkleber undPlakat. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums zeigt das A1-Plakatneben der Vorderseite mit dem Rotkehlchen auf der Rückseite sämt-liche bisherigen Vögel des Jahres. ◀

▶ Info und Online-Bestellung: www.NABU-Shop.de.

APP „INSEKTENSOMMER“

sechsbeiner kennenlernen

Der NABU hat seine bisherige „Insektenwelt“-App außer Dienst gestellt und zusammen mitnaturgucker.de eine komplett neue Web-App„Insektensommer“ entwickelt. Die alte App funk-tioniert natürlich weiterhin, kann aber nichtmehr in den Shops heruntergeladen werden.Verbessert wurden die Bilderkennung, die Ar-tenporträts und die Meldefunktion für die In-sektensommer-Aktion.

Bei der Bilderkennung werden die Nutzer*in-nen bei der Bewertung der Ergebnisse mit einbe-zogen. Das fördert gezielt den Erwerb von Arten-kenntnis. Die Artenporträts wurden von 112 auf457 stark erweitert. Mehr als 20 Expert*innen ha-ben daran gearbeitet. Die Porträts enthalten aus-führliche Informationen zu Kennzeichen, Vor-kommen, Entwicklung und Verwechslungsarten,außerdem Bildergalerien einschließlich Larven. ◀

▶ Die kostenlose App ist abrufbar unter www.insektensommer.de.

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▶ Toralf Staud & Nick Reimer: Deutschland 2050. Wieder Klimawandel unser Leben verändern wird. – 384Seiten. 18 Euro. Kiepenheuer & Witsch 2021. ISBN 978-3-462-00068-9.

Betrachten und bestaunen

Dominik Eulberg ist international erfolg-reicher Techno-DJ, Biologe und Naturschüt-zer. In seinem neunen Buch begibt sich ersich in die Wunderwelt der Natur direktvor der Haustür. Er nimmt uns mit ins Fle-dermausland, zu Ameisenlöwen, Sommer-goldhähnchen und Neunaugen, erzähltvon Vögeln, die fast ihr gesamtes Leben in

der Luft verbringen (na, welche Art wohl?), Mini-Chamäleons und Käfern mit eingebauten Infrarot-sensoren. Ein Buch, das zum Staunen einlädt. Wohl-tuend und überraschend, wie ein Spaziergang durchdie Natur.

▶ Dominik Eulberg: Mikroorgasmen überall. Von derRaffinesse und Mannigfaltigkeit der Natur vor unsererHaustür. – 352 Seiten. 25 Euro. Eichborn 2021. ISBN978-3-8479-0065-8.

Wilder als gedacht

Der Lauf der mittleren Elbemit seinen Ufersäumen undÜberflutungsbereichen wirdumrahmt von weiten Auen-wäldern, ausgedehnten Wie-senlandschaften, Sandufernund Binnendünen. Hier warder letzte Rückzugsort dereinst fast ausgestorbenen Biber, von hier aus habensie sich in weiten Teilen Deutschlands wieder ange-siedelt.

Mal schmal und sanft, mal breit und wild – der Na-turfotograf Jürgen Borris hat die Elbe intensiv erkundetund zeigt in seinen Bildern Sehnsuchtsorte rechts undlinks von Deutschlands drittgrößtem Strom.

▶ Jürgen Borris & Johannes Prüter: einFlussReich.Unesco-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe. –184 Seiten, 28,50 Euro. Tecklenborg 2020. ISBN 13:978-3-944327-85-3.

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50 NATURSCHUTZ heute

G enauso wie andere Tiere müs-sen auch Vögel trinken. DerWasserbedarf ist bei den meis-ten Vögeln geringer als bei uns

Menschen, weil sie weniger davon ausschei-den, so urinieren Vögel zum Beispiel nicht.Viele insektenfressende Arten decken ihrenWasserbedarf weitgehend mit der Nahrungab, Körnerfresser müssen dagegen regelmä-ßig trinken – ist kein freies Wasser verfüg-bar, fressen sie im Winter auch Schnee.Einen besonders hohen Wasserbedarf habenTauben. Sie füttern ihre Jungen mit der so-genannten Kropfmilch, einem wässrigenGemisch aus vorverdauten Pflanzensamen,und müssen dafür täglich trinken.

Sommer besteht allerdings die Gefahr derInfektion der Vögel mit Krankheitserregernwie Trichomonaden, die in größerer Zahlinsbesondere Grünfinken befallen können.Gegen die tödliche Krankheit helfen selbstHygienemaßnahmen wenig. Wenn krankeoder tote Vögel zu sehen sind, sollte dieTränke sofort abgebaut werden. Auch soll-te das Vogelbad in mindestens anderthalbMetern Höhe angebracht werden, damitKatzen nicht herankommen.

Bad, Tränke und Biotop in einem sindGartenteiche. Ein Teichbau sollte allerdingssorgfältig vorbereitet und geplant sein. Da-bei ist auch zu prüfen, ob der Garten über-haupt genug Platz bietet. Möglichst ebensollte das Grundstück dort sein, auf jedenFall sonnig, idealerweise mit zwei bis dreiSchattenstunden täglich.

Flexible Miniteiche · Für eine hohe Vielfaltvon Kleinlebensräumen sollte der Teichüber unterschiedlich tiefe Zonen verfügen.Wie in der Natur außerhalb des Garten-zauns bietet sich im Anschluss zum Beispieleine vom regenbedingten Teichüberlaufgespeiste Sumpfzone an, eine kleine Feucht-wiese mit Schachbrettblumen, in einemgroßen Garten auch ein Weiden- oderFaulbaumgebüsch.

Wer es lieber kleiner mag: Aus einemFass oder einer Wanne lässt sich mit wenigAufwand ein wunderbarer Miniteich ge-stalten. Hier kann man die Wirkung vonPflanzenkombinationen ausprobieren undgleich an mehreren Stellen begrünte Vogel-tränken platzieren. ◀

Nicole Flöper

Anleitungen gibt es unter www.NABU.de/Vogeltraenke, /Teichbau und /Miniteich.

„Naturschutz heute“ ist das mitgliedermagazin desNABU (Naturschutzbund Deutschland) e.V. und erscheint vierteljährlich. Für mitglieder ist der Bezugim Jahresbeitrag enthalten.

Herausgeber: NABU, 10108 Berlin, Tel. 030-284984-0,Fax 030-284984-2000, [email protected], www.NABU.de,

www.facebook.com/Naturschutzbund, www.twitter.com/NABU_de, www.instagram.com/NABU, www.pinterest.de/NABUde.

Verlag: Naturschutz heute, 10108 Berlin, Tel. 030-284984-1958, Fax 030-284984-3958, [email protected]. Hausanschrift: Charitéstraße 3, 10117 Berlin.

Chefredaktion: Helge may (elg), stellv. Chefredaktion:Nicole Flöper (nic).

Weitere Autor*innen und Mitarbeiter*innen dieser Ausgabe: manuela Heberer, Frauke Hennek,Jörg-Andreas Krüger, Ann-Kathrin marr, melanie meier,Annika Natus, Hartmut Netz, laura-sophia schulz,Christine schmäl (lektorat) und Anna Wenzel.

Anzeigen: Anne schönhofen, NABU-media-Agentur undservice-gmbH, Wolfstraße 25, 53111 Bonn, [email protected], Tel. 0228-7667211, Fax 0228-7668280.seit 1. Januar 2021 gilt Anzeigenpreisliste Nr. 33.

Titelmotiv: Teichfrosch, fotografiert von Willi rolfes [m].Art-Direktion: mario Durst, Köln.

Druck und Versand: Dierichs Druck + media gmbH, Kassel.

Ausgabe sommer 2021 vom 5. Juni. Teilauflagen enthalten Beilagen und Beihefter des NABU und derNABU-landesverbände sowie von Arnold, Dämmerer& Partner. gedruckt auf recyclingpapier.

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Online-Ausgabe: www.naturschutz-heute.deApp: www.NABU.de/NH-App

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Vogeltränke anbieten · Eine Tränke imGarten ist daher ein willkommenes Ange-bot. Hier können sich die Tiere erfrischen,sich putzen und trinken. Vielen Gartenbe-sitzer*innen kann eine solche Vogeltränkeauch ganz eigennützige Vorteile bieten:Wenn die Vögel an der Wasserschale trinken, löschen sie ihren Durst wenigeran den Gartenfrüchten.

Um eine Vogeltränke einzurichten,braucht es nicht viel: Ein einfacher Blumen-topf-Untersetzer oder ein ausrangierterSuppenteller, gefüllt mit klarem Wasser,würde schon reichen. Wichtig ist, dass mandas Gefäß sauber hält und das Wasser jedenTag wechselt, damit sich keine Krankheitenausbreiten können.

Sauberkeit und Katzenschutz · Beim An-bieten von Trink- und Badewasser im

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