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Skriptum zur Vorlesung von Prof. H. Mensching im...

Date post: 11-Sep-2019
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Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 1 Skriptum zur Vorlesung von Prof. H. Mensching im Wintersemester 98/99 erstellt von Wlf H bi hl
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Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 1

Skriptum zur Vorlesung von Prof. H. Mensching

im Wintersemester 98/99 erstellt

von

W lf H bi hl

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 2

Inhaltsverzeichnis

Seite

1. Einführung 3

2. Pflanzengeografische Gliederung 5

2.1 Gliederung der Vegetation 6

2.2 Sieben Zonen die in Afrika vorkommen 7

2.3 Die klimatische Situation in Afrika 8

3. Das Großrelief Afrikas 9

3.1 Relieftypen in Afrika 10

3.2 Böden in Afrika 12

3.3 Zusammenfassung in Landschaftszonen 13

4. Humangeografische Betrachtung Afrikas 14

4.1 Sprachgruppen 16

4.2 Religionen 16

4.3 Andere Faktoren und Länder mit Sonderstellungen 17

5. Die Kolonialzeit in Afrika 19

5.1 Die Bedeutung von Städten 21

6. Die Zonale Gliederung Afrikas 24

6.1 Nord Afrika 24

6.2 Ägypten – eine Region, ein Land 29

6.3 Die afrikanische Wüstenzone und der Übergang zu den Tropen 35

6.4 Äthiopien und die angrenzenden Regionen 39

6.5 Zusammenfassung von Ostafrika 42

6.6 Westafrika und die Guineastaaten 43

6.7 Der Übergang zum tropischen Regenwald am Beispiel Kongo 49

6.8 Das südliche Afrika 52

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 3

1. Einführung

Die zentrale Frage der Lehrveranstaltung ist: Was ist Afrika?

Fast ganz Afrika ist von Europa beherrscht, z. B: Algerien.

Afrika ist sehr stark strukturell gegliedert, woraus sich unterschiedliche Lebensgrund-

lagen ableiten lassen.

Der Name Afrika stammt aus der Römerzeit, als ein Raum im heutigen Tunesien von

den Römern besiedelt, und IFRIQUIA genannt wurde.

Generell läßt sich Afrika in Nord und Süd Afrika teilen.

Eine unterschiedliche Entwicklung machte die Wirtschaft der einzelnen Länder durch,

wodurch wiederum eine große Variation an Verschiedenheiten resultierte.

Afrika ist kein großer, einziger Kulturteil!.

Um über den Kontinent Afrika sprechen zu können muss man zuerst definieren, was

ein Kontinent ist.

Als Kontinent bezeichnet man einen Teil der Erde, der aber „willkürlich“ abgegrenzt

wird.

Die afrikanische Platte oder der afrikanische Block

Der Ausgangspunkt der Entwicklung muss nicht immer mit der heutigen Form über-

einstimmen. Die Platten haben sich im Laufe der Zeit verschoben. Teile von Afrika

„passen“ zu Teilen von Südamerika, oder zur Arabischen Halbinsel.

Vor der Landmasse Gondwana gab es eine noch größere Landmasse.

Ozeane stellten immer schon eine Trennlinie da, so unterschied man in nördlichen

und südlichen Uratlantik. In jener riesigen Landmasse bildeten sich große Senkungs-

felder im Norden (Geosynklinalen) und legten so den Grundstein für neue Kontinen-

te. So entstand der „Vorläufer“ von Afrika.

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 4

Im Paläozoikum, genauer im Algonkium, begannen die Platten sich zu trennen. Die

südamerikanische Tafel löste sich vom afrikanischen Block.

Der afrikanische Block ist eigentlich südlich

der Sahara gelegen. Es handelt sich dabei

um ein Grundgebirge mit alten Gesteinen,

die zum Teil kristallin sind. Über dem

Grundgebirge liegen Deckschichten (Sand-

stein, Kalk), die bis in die jüngere Erdge-

schichte datieren.

Während der Kreidezeit reichte das Meer

nur bis zur Sahel - Zone. Die Kontinente

verschoben sich, so driftete die afrikanische Platte nach Norden und ließ die Alpen

„entstehen“. Diese Bewegungen sind bis heute nicht abgeschlossen, Erdbeben in

Italien sind etwa auf sie zurückzuführen.

Mount Katherine Ägypten

Nordafrika (Atlas) gehört zur alpidischen Zone, der Rest Afrikas hat eine Blockstruk-

tur mit Sedimentbedeckung.

• Bei der Kontinentaldrift entstehen „Schwellenstrukturen“, die typisch für den Kon-

tinent sind. Alte Schwellen werden neben Senken zu finden sein. Die Senken

werden mit Sedimenten aufgefüllt.

• Neben den Schwellen gibt es auch Zerrungen, die große Gräben entstehen las-

sen, in denen Flüsse, Meere und Seen liegen.

• Als dritte große Einheit findet man in Afrika große Becken, in denen Flüsse liegen

(Niger, Kongo, Nil, Sambesi). Entlang dieser Flüsse bildeten sich große Kultur-

landschaften.

Afrika ist durch das Mittel- und Rote Meer von Eurasien getrennt. Der Bruch erfolgte

nicht zur Zeit des Gondwanalandes, nur der Einbruch datiert in jene Zeit. Das Mittel-

meer ist viel jünger als die Gondwanalandmasse. Es entstand aus einer Ursenke, der

Tethys, die in der Folge zerbrach.

Afrika ist in vielen Bereichen gleich wie Europa, z. B. Atlas Gebirge und Pyrenäen.

Die oben angeführten Brüche gehen so tief, dass Magma aufsteigen kann, wodurch

vulkanische Serien oft mit großen Bewegungen verbunden sind, und Gebirge entste-

hen lassen. Z.B: Kilimandscharo. Die vulkanischen Ablagerungen bilden gute Vor-

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 5

aussetzungen für Böden. Große Plateaus sind von Basalt bedeckt, der von sehr

dünnflüssiger Lava stammte. Bei der Verwitterung werden viele Mineralien frei, die

gute Böden entstehen lassen.

Ein zentrales Problem Afrikas ist die staatliche Gliederung, die über Stammesgren-

zen und Religion hinweg, aufgezwungen wurde. Es ist dies der Nährboden für afrika-

nischen Nationalismus.

Zusammenfassung:

• Das Klima spielt eine große Rolle für Afrika. Der Kontinent ist zonal gegliedert wie

kein anderer Erdteil.

• In Abhängigkeit des Klimas bilden sich verschiedene Böden und Vegetationsfor-

men.

• Große Reliefeinheiten gliedern den Kontinent.

• Viele verschiedene Kulturen prägen den Kontinent.

2. Pflanzengeografische Gliederung

Norden

mediterrane Vegetation

Wüste – Trockengebiet

Savanne trocken

feucht

Äquator Regenwald

Savanne feucht

trocken

Trockengebiet

Süden

Das zentrale, paläotropische Florenreich wird nach Norden durch ein holarktisches

Florenreich ersetzt (gehört zu Mittelmeerraum). Die Capensis , siehe unten, ist ähn-

lich, aber mit Australien und Indien vergleichbar.

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 6

2.1 Gliederung der Vegetation

Norden:

• mediterrane Pflanzen: Hartlaubgehölze wie Oliven, Eichen, Aleppokie-

fer, Zeder.

Man findet mediterranen Wald, Macchie (Buschwerk), Garrigue und

verschiedene Gräserarten wie: Halfa Gras, Artistida Gras, Artemisia Ar-

ten.

• Mischgebiet zwischen tropischen Arten und mediterranen Arten. Ist

häufig ein Trockengebiet, wie etwa südlich der Sahara, wo das Cram

Cram Gras vorkommt.

• Paläotropis: Sie ist nicht scharf abgegrenzt. Dum Palmen, Ölpalmen

(z. B. Guineaküste) kommen vor. Im Westen der Zone findet man

Feuchtwälder, im Osten Trockenwälder (=Miombo)

• Capensis: Hartlaubgewächse, Ericazäken (Heide) und Kapolive kom-

men vor. Eine Verwandtschaft ist eher mit der australischen, als mit der

afrikanischen Flora gegeben.

Süden

Entscheidend für die afrikanische Flora ist das Phänomen der ITC (Inner tropische

Konvergenz). Die ITC bringt monsunale Niederschlags- Jahreszeiten.

Im Regenwald herrschen Zenitalregen vor. Wenn die Sonne im Zenit steht ist die

Verdunstung am größten → Niederschläge. Für die inneren Tropen ist dies sehr

wichtig. Man unterscheidet N-ITC und S-ITC. Ersterer tritt nördlich des Äquator auf

und bringt Sommerregen, der andere südlich und bringt Winterregen. Von diesem

Regime hängen Mensch und Wirtschaft

unmittelbar ab, insbesondere die Land-

wirtschaft.

Von Kamerun bis Kongo haben wir

Feuchtsavannen- und Regenwaldklima

und feuchte Tropen, die 100 bis 200 Ta-

ge im Jahr eine sehr hohe Gewitterwahr-

scheinlichkeit haben. Serengeti als Beispiel einer Feuchtsavanne

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 7

Der Niederschlag in den inneren Tropen beträgt von 1500 bis zu 3000 mm im Jahr.

Bedingt durch das große Wasserangebot ist eine hohe Schwüle gegeben.

In diesem Klimabereich überwiegen Bäume.

Dem gegenüber steht das wechselfeuchte Klima. Es ist dies ein warmes Savannen-

klima, in dem sich ein Grasland ausbildet.

Der Gegensatz zur zonalen Gliederung

Hypsometrischer Wandel des Klimas

(mit der Höhe). Der Kilimandscharo ist

vergletschert! Der Temperaturwandel

mit der Höhe bringt einen Wandel der

Niederschläge und damit der Vegeta-

tion mit sich. Jene Veränderung ist

aber nicht unmittelbar auf die zonale

Gliederung der Erde zu beziehen.

2.2 Sieben Zonen die in Afrika vorkommen Kilimandscharo

Norden

1. Mediterrane Zone mit Winterregen

2. Trockenzone: Sahara –Trockenzone (größte Trockenzone der Erde). Step-

pen und Wüsten sind zu finden.

3. Übergang zu den Randtropen: sahelisch- randtropische Savannenzone. Es

ist dies die Zone der Sommerregen.

4. Tropische Savannenklimate mit 4 bis 7 humiden Monaten, sprich Nieder-

schlag > Verdunstung.

5. Ostafrikanische tropische Trockenzone: Kenia, Somalia

6. Innertropische Feuchtsavannen und Regenwaldklimate. Mehr als 7 humide

Monate pro Jahr. Z. B: Kongo

7. Südafrikanische Trockenzone:

• Südafrikanische semihumide Zone: Simbabwe und Nord Namibia

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 8

• Südafrikanische semiaride Zone: Botswana, Teile von Namibia. Dorn-

buschsavannen sind vorhanden. Die Verdunstung wird durch Vegetati-

on reduziert.

• Südafrikanische Wüstenklimate im Westen: Wüste Namib. Durch den

kalten Benguela – Strom wird Regen ferngehalten.

Süden

Bedingt durch diese landschaftsökologische Gliederung richten sich die Pflanzen

nach humid und arid.

Die zonale Gliederung Afrikas ist auch abhängig von der ungleichen Verteilung der

Landmasse. Im Norden ist mehr Land vorhanden als im Süden.

Die Tageslängenschwankung beträgt in den Tropen zwischen Sommer und Winter

nur 3 Stunden, im Vergleich dazu in der mediterranen Zone beträgt sie 7 Stunden.

Im inneren des Kontinents finden wir Tropen, am Rand Subtropen. Die ITC bestimmt

die Verteilung der Niederschläge, die sich wiederum nach der Tageslängenschwan-

kung gliedert.

Monsune wirken in allen Tropenzonen der Erde. Es sind jahreszeitliche Winde, die

Niederschläge bringen. Es besteht ein großer Unterschied zwischen NS reichen Mo-

naten (humid) und trockenen Monaten (arid). Strahlungsysteme nehmen NS und

verdunsten sie → die Ausstrahlung beeinflusst also auch die NS Systeme. Ein weite-

rer Punkt ist die Evapotranspiration über die Pflanzen, die Feuchtigkeit wieder abge-

ben. Ausgehend davon unterscheidet man also humide, also NS > Verdunstung, und

aride, NS < Verdunstung, Regionen. Das Übergangsgebiet zwischen den Extremen

nennt man semihumid und semiarid.

2.3 Die klimatische Situation in Afrika

Eine klare Gliederung ist möglich. Die Klimazonen sind leicht unterscheidbar und

auch als Lebensräume zu identifizieren. Als Grundlage für das Vorhandensein der

Lebensräume und der dortigen Bevölkerung ist die zonale Gliederung des tropisch-

subtropischen Kontinents zwischen Mittelmeer und Kap zu sehen.

Die Gliederung des Planeten ist eine Folge des Strahlungsklimas, dass alles andere

beeinflusst.

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 9

Die zonale Einstrahlung und Ausstrahlung beeinflusst das Klima durch die Schiefe

der Ekliptik, die wiederum Wanderungen des planetarischen Gürtels nach sich zieht.

So ist er einmal weiter im Norden abgelenkt und ein andermal mehr nach Süden.

Das Klima wird auch überlagert durch den Gegensatz maritim und kontinental, sowie

dem Ost – West Gegensatz.

Diese Gegensätze rufen Ausgleichsbewegungen hervor, die Winde, wie etwa Passa-

te und Monsune. Sie wirken übergeordnet auf das Klima ein und reichen bis in eine

Höhe von 10 bis15 km über der Erde. Man spricht dann von Jets oder Höhenströ-

mungen. Sie haben eine bestimmte Richtung und liegen in bestimmten Zonen. Diese

Höhenströmungen spielen eine gewaltige Rolle. Große Trockengebiete resultieren

etwa von den Strömungen, die entweder ein Hoch oder Tief in der Höhe bilden und

zusätzlich die auf und absteigenden Bewegungen steuern. Die Zirkulationssysteme

(Winde) sind selbst den Strahlungssystemen übergeordnet.

Die tropisch und subtropischen Klimate haben eine Grenze, die im Sommer nach

Norden und im Winter nach Süden wandert. Grund ist wiederum die ITC. Sie bringt

im Sommer feuchte Luftmassen in die Süd – Sahara, schwankt aber sehr stark,

sprich nicht jedes Jahr müssen Niederschläge fallen. Es ergeben sich Feucht und

Trockenzeiten. Bei länger ausbleibender Verschiebung der ITC nach Norden kommt

es zur Dürre, z. B: Sahel – Dürre.

3. Das Großrelief Afrikas

Afrika besteht aus einer großen Platte hohen Alters. Das Relief ist bestimmend für

den Kontinent.

Ein Grundgebirge bildet den Untergrund, darüber liegt ein Deckgebirge, welches das

Relief großteils bestimmt.

Von entscheidender Bedeutung für den Aufbau des Landes ist das oberflächenbil-

dende Gestein. Zusätzlich wirkt das unterschiedliche Klima, modifizierend auf das

Relief.

In Afrika sind auf Grund des hohen Alters des Blocks, und der damit verbundenen

Erosionswirkung, riesige Ebenen entstanden.

Der Bildungszeitraum des Reliefs erstreckt sich vom Erdmittelalter ins Altertum.

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3.1 Relieftypen in Afrika

Norden

Mediterrane Zone und mediterranes Gebirgsrelief. Es ist ein sehr junges Relief,

dass aus der Kreide stammte. Aus diesem Grund ist auch noch ein Gebirge vor-

handen (Atlas Gebirge). In jener Zone findet man aber auch ein Synklinalrelief,

welches so typisch für Afrika ist, mit Becken und Depressionen, manchmal auch

Salzbecken.

Sahara Relief: Der wichtigste Re-

lieftyp der Zone ist das Tafelre-

lief, mit seiner Stufenbildung

(HAMMADA). Außerdem ist ein

Beckenrelief vorhanden. Die Be-

cken werden mit Verwitterungs-

material aufgefüllt. 1/7 der Saha-

ra ist ein Dünenrelief aus äoli-

schen Sedimenten (äolisches

Relief), daneben findet man auch

ein fluviatiles Relief, die Wadis, die wegen der Trockenheit auftreten.

Tafelrelief in der Sahara

Punktuell findet man ein vulkanisches Relief, welches ebenfalls typisch für Afrika

ist, dass verschiedenste Formen aufweist. So sind etwa starke Erhebungen und

weite Tafelreliefs zu finden.

Tropisches Relief: In Afrika findet man ein tropisches Flächenelief und Rumpfflä-

chen. Es handelt sich dabei um sehr alte Formen (alt-mesozoisch).

Das tropische Grundgebirgsrelief, welches kristallin ist, kann Berge und Flächen

bilden, wodurch sich ein typisches afrikanisches Relief ergibt:

Weite Flächen mit einer plötzlichen Erhebung.

Inselberg ++++++ Rumpffläche +++++++++ +++++++ ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Das Bergrelief kann vulkanisch oder auch nicht vulkanisch sein. Hebungen (tek-

tonische Hebungen) können vorkommen, wie etwa in Äthiopien. Tief

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 11

eingeschnittene Hänge mit großen Plateaus an der

Spitze sind zu finden, meist unweit der Grabenzone.

Süden

Das tropische Beckenrelief ist ein Sedimentationsrelief.

Zusammenfassend: Man findet Rumpfflächen, Gebirgsrelief, vulkanische (nicht~)

Bergrelief mit Bruchstufen, Senkungen

Das Relief kommt nie zur Ruhe, Abtragung tritt immer auf. Für die Abtragung sind die

klimatischen Abtragungsbedingungen von entscheidender Bedeutung. Es besteht ein

gravierender Unterschied, ob man sich in der mediterranen oder der tropischen Zone

befindet. Die Verwitterungsbedingungen änderten sich ständig innerhalb der letzten

Million Jahre. Die Bodenbildung ist unmittelbar ableitbar aus den Klimabedingungen

(tropischer Boden, Wüstenboden). Eine Folge aus der Bodenbildung ist die Ausbil-

dung einer Vegetationsschicht, welche wiederum regulierend auf die Verwitterung

wirkt.

Durch das unterschiedliche Wasserangebot in den einzelnen Klimaregionen ist ein

unterschiedliches Wasserangebot an der Oberfläche gegeben. Jene verschiedenen

Bedingungen werden hydrologisch – fluviatile Bedingungen genannt.

Die verbreitetste Talform in Afrika ist das Flachmuldental. Eine Unterscheidung in

Bezug auf den Abfluss ist insofern zu treffen, ob er exoräisch, sprich vom inneren

des Kontinents nach außen, oder endoräisch, also in den Kontinent, erfolgt.

In trockenen Regionen überwiegt die physikalische Verwitterung, in feuchten hinge-

gen die chemische, die sehr tief reichen kann. Zusätzlich wird in humiden Regionen

Eisen im Boden oxidiert, wodurch tropische Roterden entstehen.

Der Bildungszeitraum, abgesehen vom mediterranen Relief, entspricht im alten Block

einer alten Epirogenese, daher das charakteristische Relief, welches nur von Bruch-

zonen unterbrochen ist.

Das Klima in Afrika ist erst dem heutigen gleich, als die afrikanische Platte an ihrem

heutigen Platz zu liegen kam (30 – 40 Mio. Jahre). Man findet daher paläoklimatische

Formen wie etwa Vegetationsreste in Südafrika, welche darauf schließen lassen,

dass der Block früher weiter im Süden gelegen war.

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 12

In den europäischen Eiszeiten waren Temperaturschwankungen in Afrika kaum aus-

schlaggebend, vielmehr Trocken und Feuchtzeiten → nur graduelle Klimaschwan-

kungen traten auf, d. h. die Klimazonen blieben erhalten.

3.2 Böden in Afrika

Das Wissen über die Beschaffenheit der Böden Afrikas ist von eminenter Bedeutung,

um die Inkulturnahme verstehen zu können.

Norden

Nahe dem Mittelmeer bei den Gebirgen, wenn genügend Feuchtigkeit (300 – 400

mm pro Jahr), genügend Eisenanteile und Kalke verfügbar waren, findet man

TERRA ROSSA, also eine Roterde mit geringem Tonanteil. Zwei Ausbildungsar-

ten der Terra Rossa, die je nach Temperatur und Wasserangebot entstanden

sind, werden unterschieden:

Bei einer Tendenz nach Europa: mediterrane Braunerden

Bei Kalk und mediterranem Klima: mediterrane Roterden

Die Terra Rossa ist oberflächlich meist hart (Kalkkrusten) CaCO3→CaO wodurch

der Boden schwer zu bearbeiten ist.

Tropische Böden: Tropische Roterden: Sie enthalten Eisen, wenn das Aus-

gangsgestein Eisen enthält. Ausfällungen des Eisens sind zu finden →

LATERITE. Sie sind sehr weit verbreitet und sind sehr bestimmend. Wenn Lateri-

te in kleine Gesteinsbrocken zerfallen, nennt man sie PISOLITE.

Markant für die Landnutzung ist der Humusanteil, welche häufig sehr gering ist,

da er zuerst zersetzt wird. In den Tropen können sogar Silikate gelöst werden

und verwittern. Dadurch dringen sie in Becken ein wo sie schließlich wieder aus-

gefällt werden. Es kommt zur Krustenbildung und zur Bildung von SILICRETEN,

die aber nicht so weit verbreitet sind.

Bei falscher Bewirtschaftung der tropischen Böden kommt es zu:

1. rascher Nährstoffverarmung

2. großer Erosionsanfälligkeit

3. geringer Humusneubildung

Viel Wissen ist also nötig um den Boden zu bewirtschaften.

Süden

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 13

Tropische Böden des Regenwaldes sind nährstoffarm und sauer (4,5 bis 5,5 pH).

Eine nährstoffreiche Oberschicht ist vorhanden, die durch pflanzlichen Abfall (Phyto-

masse) ergänzt wird. Wenn der Mensch Rodungen vornimmt kommt es zur raschen

Auswaschung und der Nachschub an

Phytomasse geht verloren, und mit ihr

die Nährstoffe. Die Böden werden da-

durch kaum ertragreich um müssen bald

aufgegeben werden. Ein Regenwald

kann sich nicht wieder bilden, an seine

Stelle treten Gräser und nur vereinzelt

Bäume, eine Savanne ist entstanden. In

Savannen ist nur noch Tierhaltung mög-

lich und kein Landbau. Es kommt zur

weiteren Verschlechterung des Bodens und das Gebiet muß gänzlich aufgegeben

werden. Neue Rodungen sind die Folge und der Kreislauf beginnt von neuem. Jene

Landwirtschaftsform wird Wanderfeldwirtschaft genannt. Der Mensch greift also mas-

siv in die Vegetation ein. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Savannen den ü-

berwiegenden Landschaftstyp der Tropen darstellen.

Typische Trockensavanne mit Inselberg

3.3 Zusammenfassung in Landschaftszonen

Es ist immer ein Faktorenkomplex zu betrachten, der sich aus der Geologie, dem

Klima, der Vegetation und der Nutzung zusammensetzt.

• Regenwaldzone: Tropischer Regenwald mit hoher Feuchtigkeit und großen

Becken ist vorhanden. Sehr beschränkte Nutzung, kaum dauerhafte Bewirt-

schaftung ist möglich. Die Holzwirtschaft ist sehr wichtig. Savannenwirtschaft

= Tierwirtschaft

• Feuchtsavanne: Galeriewälder an Flusstälern sind zu finden. Ganzjährig sind

Niederschläge und Vegetation vorhanden, eine ganzjährige Nutzung ist also

möglich. In dem Bereich ist die Brandrodung verbreitet in der Landwirtschaft

und lange Brachezeiten sind gegeben. Beschränkte Tierhaltung ist möglich

• Trockene Savanne: Ein starker anthropogener Einfluss ist feststellbar. Tier-

haltung macht eine hohe Mobilität nötig. 6 bis 9 aride Monate sind vorhanden.

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 14

• Dornbuschsavanne: Bis zu 10 aride Monate im Jahr. Die Regenzeit muß nicht

feucht sein! Es gibt keine Regengarantie.

• Wüsten und Halbwüsten

→es ergeben sich also drei Hauptlandschaftszonen: Regenwald, Savanne, Wüste.

4. Humangeografische Betrachtung Afrikas

Die Frage, ob es den Afrikaner gibt, ist leicht zu beantworten, es gibt ihn nicht!. Unter

den Völkern auf dem Kontinent existiert eine große Diversität.

Grundsätzlich kann eine Unterscheidung in Weiß- und Schwarzafrika getroffen wer-

den, wobei die Bevölkerungskonzentration in Schwarzafrika zumeist höher ist als in

Weißafrika (z.B. Niger 100 Mio. EW)

Schwarzafrika ist ein Kulturerdteil. Zwischen Nord - West und Südafrika liegt die Sa-

hara, die eine große Barriere zwischen den Kulturerdteilen darstellt(e).

Im 8 – 15Jh. drangen mediterranisch – arabische Bevölkerungsteile durch die Sahara

in den Süden vor. Gleichzeitig wurden Schwarzafrikaner als Sklaven nach Norden

verfrachtet, wodurch eine Vermischung zwischen Weiß- und Schwarzafrikanern er-

folgte.

Im Norden Afrikas liegt der arabische Kulturerdteil, der wiederum aufgeteilt wird in

einen osmanischen Osten und einen berberischen Westen.

Auch die Sahara stellt keine einheitliche

Zone dar, vielmehr sind große Unter-

schiede zwischen dem Ost und Westteil

gegeben. Im Westen sind die Mauretanier

(Mauren) zu finden, im Westen die Nu-

bier. Die Berber sind die Urbevölkerung

des Raums, die im 7. Jh. von den Arabern

„erobert“ wurden und somit unter orienta-

lischen Einfluss gelangten. Man spricht

deshalb von Orientaliden (Berberiden

und Ägypter).

Berberhäuser

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 15

Die Bewohner der Niltales bildeten immer eine Ausnahme, sie sind nicht, laut eigener

Definition, orientalisch. Auch auf Grund der entwickelten Bewässerungskultur stellt

das Niltal eine Sonderkulturlandschaft dar.

Eine eigene Entwicklung nahm Äthiopien. Die Bevölkerung ist hauptsächlich

schwarz, unterscheidet sich von einem typischen Schwarzafrikaner aber deutlich, sie

ist also nicht als negrid zu bezeichnen. Äthiopien ist ein altchristliches Land, dass mit

Eritrea vereinigt war, was zu Kriegen führte, da die Eritreaer islamisch sind. Den Ä-

thiopier gibt es also nicht.

Die Amharen gründeten den Bevölkerungsblock in Äthiopien und führten ein König-

reich ein, welches bis vor kurzem noch bestand. Neben den Amharen sind auch Gal-

la Völker zu finden, die mehr nach Afrika tendieren.

In Schwarzafrika sind viele Volks-

gruppen vorhanden. Negride sind die

Hauptbevölkerung. Darunter sind

Sudanvölker (nicht der Staat!) und

Bantus (Sammelbegriff für Afrikaner

südlich der Sahara, die nach Süden

gewandert sind) zu finden. Von Nord

nach Süd wanderte eine große

Gruppe, die Massai. Sie gehören

aber nicht zu den Negriden, sondern zu den

Hamiten oder Niloten, die das Niltal nach

Süden durchwanderten. Sie wurden sehr

früh sesshaft, und führten den Ackerbau ein.

Es war ihnen dadurch möglich eine Grund-

kultur zu prägen (Kultur im Sinne von Land

kultivieren), und daneben auch Tierhaltung.

Die erste sesshafte Tierhaltung wurde von

dieser Volksgruppe vollzogen. Ziegen, Rin-

der und örtlich vorkommende Arten wurden

gezüchtet.

Massai

Überall wurde Hirse angebaut, es ist bis

Wanderungen in Afrika

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 16

heute das wichtigste Getreide, Mais wurde aus Mexiko eingeführt, Manjok und Kakao

sind ebenfalls keine typisch afrikanischen Früchte.

4.1 Sprachgruppen:

Die semitische und hamitische Sprachgruppe wird unterschieden.

Bis Phönizien zu finden In Berbergebieten

Dies sind heute die maghrebinischen

Sprachen

Niloten

südlicher

Bantu- Sprachgruppen (z.B.: Zulu, Herero)

Daneben sind Lokalsprachgruppen in Afrika zu finden, wie etwa in Nigeria

Die Volksgruppen verbreiten sich durch Wanderung sehr stark. Jene Wanderungs-

bewegungen gingen von den großen Königreichen aus. Einige Beispiele sind: aus

West Sudan nach Ghana, vom Nigerbogen → Songhai, Burkina Faso → Mossi

4.2 Religionen

Den frühesten Einfluss übte das Christentum aus, welches vom Ost – Mittelmeer-

raum ausgehend vor allem den Norden beeinflusste, und dann nach Süden wander-

te. Entlang des Niltales bis nach Äthiopien, reichte der Wirkungsbereich.

Nach den Christen bekehrten die Araber ab dem 11. Jh. den Norden, wodurch der

islamisch – arabische Einfluss, unter anderem im Maghreb entstand, der auch weit in

den Süden reicht. In Dakar ist etwa die größte Moschee Afrikas zu finden.

Die Verschiedenheit und scheinbare Unvereinbarkeit der Religionen stellt den Konti-

nent vor enorme Probleme. Häufig sind zwei Religionen in einem Staat zu finden,

z. B: Sudan; der Norden ist islamisch und der Süden christlich. Ein, seit 15 Jahren

andauernder Bürgerkrieg, lähmt das Land.

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 17

4.3 Andere Faktoren und Länder mit Sonderstellungen

Äthiopien hatte wiederum eine Sonderstellung. Der Bevölkerung war es möglich den

Islam abzuwehren und daher das Christentum zu erhalten. Das von den Amharen

gegründete Königreich wurde bis vor kurzem ständig von ihnen kontrolliert. Äthiopien

stand praktisch nie unter einer Kolonialherrschaft eines europäischen Landes, abge-

sehen von einer kurzen italienischen Besetzung.

In Äthiopien blieben durchwegs die alten Bevölkerungsschichten erhalten: Adel, An-

bauer, Sklaven, wodurch eine Selbständigkeit gewahrt wurde.

Die Bevölkerungskonzentration in Afrika läßt sich auf wenige Bereiche einschränken.

Eine hohe Dichte weist die Nordküste Afrikas, das Niltal und sein Delta, die Guinea-

staaten, Ostafrika um die großen Seen und das nördliche Südafrika auf.

Das Bevölkerungswachstum pro Jahr liegt bei 2 – 3%.

Das somit vorhandene Problem der Überbevölkerung führt zu Armut und Entwick-

lungsrückstand. Viele Staaten haben eine schwache industrielle Entwicklung und

eine geringe landwirtschaftliche Produktivität.

Das Bevölkerungsproblem hat natürliche und kulturelle Ursachen. Etwa das Klima; in

Gebieten mit hohen Niederschlagsmengen sind mehr Leute ansässig. Kulturhistori-

sche Ursachen sind Abgeschiedenheit von Gebieten, Verkehrs und Erschließungs-

techniken, Hindernisse wie Wüsten, tropische Krankheiten..

Jene Faktoren werden pauschal als Unterentwicklung bezeichnet. Hier liegt aber ein

gravierender Fehler in der Entwicklungspolitik.

Die soziale Ordnung folgt anderen Gesetzten als in Europa, ein Beispiel ist die Al-

tersvorsorge. In Afrika sind dies die Kinder, die zu Überbevölkerung führen, wodurch

ein Teufelskreis initiiert wird. Auch ist das Nationalbewustsein in Afrika kaum vorhan-

den. Die Stammesorganisation steht über der Staatsorganisation, der Staat wird nur

als Verwaltungsorganisation angesehen. Die Hierarchie lautet durchwegs: Familie –

Sippe – Stamm .

Der oftmalig gebraucht Slogan „für Entwicklung ist Bildung allein ausschlaggebend“

trifft in keiner Weise zu. Im Gegenteil bessere Bildung trägt zur Migration innerhalb

Afrikas noch zusätzlich bei.

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 18

Gründe für Wanderungen sind:

• Tierhalter wandern wegen Ressourcen

• Agrarbevölkerung, die neue Anbaugebiete sucht, insbesondere nach Missernten

und Dürreperioden

• Religiöse Gründe besonders im Islam

• Politische Gründe (Militärstaaten)

• Wirtschaftliche Gründe

• Wanderung zu verstädterten Regionen

Die größte Auswanderungswelle war aber der Sklavenhandel mit Amerika.

Die am schnellsten wachsenden Staaten in Afrika sind:

Botswana 3%

Elfenbeinküste 3,4%

Ghana 3%

Kongo (Zäire) 3,2

Niger 3,2

Viele andere Staaten, hauptsächlich schwarzafrikanische befinden sich an der Gren-

ze zu den 3%. Weniger Bevölkerungswachstum haben nur die Staaten im Mittel-

meerraum und Südafrika.

Die traditionellen Landnutzungsformen

• Sesshaftwerdung wegen Regen → Familienbetriebe

• Wanderfeldbau in den Savannengebieten, Brachewirtschaft

• Tierhaltung (mobil) ist Anpassungsform in semiariden- und Savannengebieten.

Sie ist teilweise geregelt.

• Tierhaltung (stationär) im Sahel und Sudan. Weideflächen müssen regenerieren

können, sonst ist keine dauerhafte Bewirtschaftung möglich. Eine zu hohe Kon-

zentration an Tieren führt aber zu Überweidung in den Gebieten

• Bewässerungswirtschaft

Die Subsistenzwirtschaft ist weit verbreitet neben der Marktwirtschaft. Erstere ist nur

für die Familie gedacht, die andere zum Verkauf.

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 19

Plantagenwirtschaft ist, meist staatlich oder kooperativ geregelt, nur teilweise sinn-

voll.

Der (tropische) Wald war ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Eine nachhaltige Waldwirt-

schaft ist nötig und auf wenige Gebiet beschränkt. Die Pygmäen sind Völker im Wald.

Der Wald wird häufig nicht durch die Abholzung von Tropenhölzern zerstört, sondern

weil das Holz als Brennstoff benötigt wird. Der Export ist nur ein Sekundärproblem.

Die Elfenbeinküste, Ghana, Benin im Westen, Kamerun, Kongo, Angola und Zim-

babwe besitzen große Waldzentren.

5. Die Kolonialzeit in Afrika

Die führenden Kolonialmächte Europas auf dem afrikanischen Kontinent waren: Eng-

land, Frankreich, Deutschland, Belgien und Portugal. Jedes dieser Länder prägte

den besetzten Abschnitt und ließ deutliche Spuren zurück. In vielen Ländern wird

immer noch die ehemalige Kolonialsprache als Amtssprache oder als 2. Sprache

praktiziert. Die Nachwirkungen der Kolonialzeit sind bis heute spürbar.

Im 15.- 16. Jh. beginnen die europäi-

schen Mächte wie Portugal und Spanien

in Afrika Fuss zu fassen. Sie errichteten

Stützpunkte entlang der Küste, die ihren

Seefahrern Schutz boten.

Erste Erschließungsgebiete waren aber

bereits die Küstengebiete, die schon zur

Römerzeit besiedelt wurden. Von der

Küste aus drang man ins Landesinnere

ein und gründete damit den transsaharischen Handel. Die Osmanen aus dem Osten

kolonisierten später ausschließlich die Küsten. Jene türkischen Eroberungen stellten

vorkoloniale Eroberungen dar.

Ruinen der Römer in Nord Afrika

Die wirkliche Kolonialisierung begann im 19. Jh., besonders in den 70er Jahren. Der

wohl markanteste Eingriff der Europäer erfolgte in Südafrika, wo die Buren sich nie-

derließen. Zu jener Zeit wurden Handelsstationen und Missionsstationen gegründet,

die bis heute bestehen.

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 20

Die Mächte verfolgten eine verschiedene Kolonialpolitik, wie gleich gezeigt wird.

Britische Kolonialpolitik

Die eigene Machtsituation wurde eingeführt, aber es wurde niemals versucht, das

Land ins Mutterland (England) einzuverleiben. Die britischen Kolonien fanden ei-

nen Zusammenschluss im Commonwealth.

Der Beginn der britischen Koloniesierung war von Schwierigkeiten gekennzeich-

net, da man keine Siedler aus England in das neue Land brachte, und daher die

Machtbasis der neuen Herren nicht gefestigt war. Erst später erfolgte ein Zuzug

von Siedlern aus Europa.

Französische Kolonialpolitik

Alle neuen Länder wurden dem Mutterland einverleibt und als Protektorate aus-

gewiesen. Man führte die französischen Sprache ebenso ein, wie die französische

Zivilisation, die bis heute eine große Rolle spielt. Die Verbindung mit dem Mutter-

land war bei den Franzosen viel stärker als bei den Briten.

Portugiesische Kolonialpolitik

Die älteste Kolonialmacht Europas versuchte ebenfalls die Kolonien dem Mutter-

land einzuverleiben, und die portugiesische Sprache einzuführen. Bei der Entkolo-

nialiesierung traten mas-

sive Probleme auf.

Belgische Kolonialpolitik

Die Belgier leistete gute

Pionierarbeit in den Kolo-

nien, etwa auf dem medi-

zinischen oder landwirt-

schaftlichen Sektor. Bel-

gische Kolonien waren

dadurch besser entwi-

ckelt als alle anderen Be-

sitzungen, aber den Be-

wohnern der Kolonien

war der Weg zur Bildung

versperrt geblieben (Ver-

bot an Hochschulen etc.)

Besitzungen der Europäer

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 21

Eine Stabilisierung der Länder nach der Kolonialzeit erfolgte durch Söldner (Frank-

reich: Fremdenlegion)

Das Resultat nach Ende der Kolonialzeit war, dass soziale Gegensätze zum Namen

Entwicklungsland führten.

Die Grenzen die heute bestehen stammen aus der Kolonialzeit und wurden bei der

Unabhängigkeit belassen. Postkolonial gab es kaum Führungsschichten und Eliten,

die das neue Land hätten lenken können außer dem Militär. Es entstanden daher in

der Übergangsphase (50er und 60er Jahre) zur Selbständigkeit, Militärdiktaturen. Es

ist dies auch die Zeit der Entwicklungslandtheorie (Länder müssen entwickelt wer-

den).

Unterschiede in Rasse, Kultur, Religion.. führten durch die willkürliche Grenzziehung

zum Zusammenschluss von Ländern der aber schnell scheiterte.

Äthiopien bildete wieder eine Sonderstellung. Das Land war nie wirklich kolonisiert

worden, und versuchte daher seinerseits Macht auszuüben. So wurde etwa Eritrea

besetzt und mit Äthiopien vereinigt.

Trotz aller willkürlichen Grenzziehungen blieben 2 Hauptgrenzen erhalten, die medi-

terrane Zone und die Religionsgrenze. Sie teilen Nord Afrika vom Kontinent ab, wo-

durch sich ein eigener Kulturerdteil entwickeln konnte.

Stammesgrenzen sind bis heute nicht überwunden. Den gegründeten Staaten fehlt

es an Nationalbewußtsein. Um dennoch eine Vereinigung zu ermöglichen bleiben

zwei Wege offen: 1. Militär 2. Gründung einer Staatspartei. Eine andere Auffassung

von Demokratie war die Folge, die nur deshalb eingeführt wurde, um an Entwick-

lungshilfe zu gelangen. Man spricht auch von Pseudodemokratien.

In Schwarzafrika übernahmen mächtige Stämme die Staatsführung.

5.1 Die Bedeutung von Städten

Erst in der Kolonialzeit erlangten die Städte eine große Bedeutung. Die Urbanisie-

rung, also die Wanderung vom Land in die Stadt, wuchs ab nun stetig an. Die Städte

wuchsen an aber die alten Strukturen blieben.

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 22

Historisch gesehen hat die Stadt im Maghreb alte Vorläufer. Zur Römerzeit, etwa die

Stadt Karthago, spielte die Stadt eine große Rolle, ebenso als phönizische Handels-

zentren.

Ägypten hat noch ältere Wurzeln, die

spezifisch für Ägypten waren. Die erste

Kolonialmacht waren die Araber, die

dann auch die Stadt geprägt haben.

Während der europäischen Kolonialzeit

erfuhr, abgesehen von Ägypten, die

Stadt einen starken Wandel. Zwei Stadt-

typen blieben erhalten, die alte Stadt und

die daneben neu erreichte Kolonialstadt.

Die Portugiesen gründeten nur Hafenstädte, die sie als Handelszentren nutzten und

stark befestigten.

Alte Stadt vor westlichem großen Erg

In Schwarzafrika verlief die Stadtentwicklung total anders. Es gibt keine Neustädte,

die Stadt wurde europäisiert, wobei jede Kolonialmacht ihren spezifischen Stil hinter-

ließ.

Die Südafrikanische Stadt ist eine Burenstadt, die etwa das Erscheinungsbild von

Kapstadt hat.

Überall auf dem Kontinent findet man Kolonialstädte, die entsprechend stark über-

prägt wurden.

Einige demografische Daten zu ausgewählten Ländern:

1995 Marokko 49% städtische Bevölkerung

Casablanca ~ 3 Mio. EW und ständiger Zuzug führten zur Slum-

bildung.

Rabat (alte Königsstadt) ~1,4 Mio. EW ist Hauptstadt

1993 Ägypten 45% städtische Bevölkerung

Kairo ~ 15Mio EW

Alexandria ~ 3 Mio. EW

Sudan 24% städtische Bevölkerung (geringste Zahl in Afrika)

Südafrika 51% städtische Bevölkerung

Kapstadt ~ 2,3 Mio. EW mit Umland

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 23

Johannesburg ~ 2 Mio. EW mit Umland

In der postkolonialen Phase meinten viele Herrscher, die europäische Stadt sei dem

Land nicht angemessen und gründeten neue Hauptstädte allerdings ohne die nötige

Infrastruktur zu schaffen.

Die Stadt war ursprünglich von einer Stadtmauer umgeben.

Im Norden hat die Stadt das Erscheinungsbild einer europäischen Stadt im Kern und

am Rand, den Zuwanderungsgebieten also, sind Wellblechhütten vorhanden →

Slums.

Die afrikanische Stadt war ursprünglich ein Markt und Handelszentrum, die Kolonial-

stadt hingegen ein Verwaltungszentrum.

Die Postkolonialzeit wird oft als das Resultat der europäischen Zurücklassung be-

zeichnet. Die alleinige Schuldzuweisung zu den Europäern ist so nicht richtig. In vie-

len Gebieten wird ein europäischer Massstab angewandt, der für Afrika nicht pas-

send ist. Die Folge ist, dass die meisten Bereiche als unterentwickelt angesehen

werden. Afrikanische Länder haben aber andere Entwicklungsvorstellungen, wo-

durch die ersten Entwicklungshilfen zu keinem Ergebnis führten.

Die Industrialisierung lief weitgehend an

den Kolonien vorbei. Am Besten ausge-

baut und entwickelt wurde auf dem sekun-

dären Sektor der Bergbau.

Dürrewahrscheinlichkeit

Afrika ist unmittelbar mit Katastrophen ins-

besondere Dürrekatastrophen verbunden.

Diese Ereignisse treten oft an den selben

Stellen auf. Aber eine Dürre ist nicht gleich

einer Katastrophe, bei richtigem Verhalten.

Die Europäer sehen diesen Zusammen-

hang aber kaum und tragen somit zur Mi-

sere bei. Während der Kolonialzeit ging

das alte Wissen zur Bewältigung von Dür-

ren und die Vorratswirtschaft verloren.

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 24

Die FAO berechnete, dass 150 Mio. Menschen in Afrika hungern. Zu einer Hungerka-

tastrophe kommt es dann, wenn der innerstaatliche Austausch nicht funktioniert. In

diesem Fall tritt sofort die weltweite Nahrungsmittellieferung in Aktion, was zeitweise

nicht zur Verbesserung der Lage beiträgt, da die Verteilung vielfach nicht richtig ge-

schult wurde. Z. B. Bei einer Hungerkatastrophe in Nord Afrika schickte die französi-

sche Regierung als Soforthilfe Weizenmehl, um Brot für die hungernde Bevölkerung

zu erzeugen, mit dem Erfolg, dass die ansässige Bevölkerung auf den Geschmack

des Weißbrotes kam, und das regionale Brot nicht mehr essen wollte. Das Problem

bestand aber darin, dass in der Region kein Weizen wuchs und das Verlangen nach

dem französischen Brot nicht gestillt werden konnte.

Die oftmals genannte Bevölkerungsexplosion ist auf die „afrikanische“ Altersversor-

gung zurückzuführen. Dieser Aspekt wird oft übersehen und muss daher verstärkt in

die Entwicklungshilfe inkludiert werden.

Auch die Alfabetisierung ist kein Allheilmittel, da ein höherer Bildungsgrad wieder die

Migration verstärkt.

Ein Einbezug all dieser Faktoren ist nötig um effiziente Entwicklungshilfe zu leisten.

6. Die zonale Gliederung Afrikas

7.1 Nord Afrika

Karte des nördlichen Afrikas mit Atlasländern

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 25

Nord Afrika ist ein sehr schwammiger Begriff. Er ist als Regionalbezug verwendbar,

jedoch wäre das nördliche Afrika noch besser.

Afrika stammte aus der Römerzeit, als eine große Provinz im nördlichen Afrika Ifri-

quia hieß. Schon zu dieser Zeit wurde zwischen Ifriquia und Ägypten unterschieden.

In der Folgezeit erfolgte von Osten her die Islamisierung, wodurch eine große Einheit

geschaffen wurde. (Maghreb – Maschrik Unterteilung). Heute gilt eine weitere Unter-

teilung in Maghreb – Mauretanien – Ägypten.

Nord Afrika war ursprünglich von einer mediterranen Bevölkerung besiedelt worden,

die von den Griechen und Römern „Barbaren“ genannt wurden. Aus dem Wort Bar-

baren leitete sich in den Folge das Wort „Berber“ ab. Vom Atlas bis Libyen war das

Gebiet berberisch. Daher die Unterscheidung in West und Ost, innerhalb des nördli-

chen Afrikas. Nord Afrika ist also nicht einheitlich.

Das mediterrane Klima wird von West nach Ost immer weniger. Nord Afrika ist also

nicht tropisch, daher gibt es eine eigene Kulturlandschaft und Nutzung. Das mediter-

rane Gebiet in Afrika ist eigentlich der Maghreb bis Libyen. Der klimatische Einfluss

ist kulturbestimmend. Das mediterrane Klima endet am Südrand des Atlas und in

Ägypten ist praktisch keine mediterrane Beeinflussung mehr vorhanden.

Politisch:

Der Westen war (ist) französisch beeinflusst

Die Mitte (Libyen) ist instabil (italienisch beeinflusst)

Der Osten wird von Ägypten beherrscht, früher unter englischer Verwaltung

Im Maghreb blieb die Kolonialzeit bis

1962 aufrecht. Algerien, Marokko und

Tunesien nahmen alle einen unterschied-

lichen Weg in die Unabhängigkeit, was

sich auf die gegenwärtige politische Lage

auswirkt. Das nördliche Afrika und insbe-

sondere der Maghreb ist nicht westlich!

Algerien wurde, wie alle Kolonien dem

Mutterland einverleibt, alle Algerier hatten

also einen französischen Pass. Eine Einreise nach Frankreich war also möglich und

Feuchte Ebene vor dem Atlasgebirge

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 26

die Algerier fühlten sich als Franzosen. Jene

enge Verflechtung führt heute zu Kämpfen,

da die Abhängigkeit von Frankreich zu lange

gedauert hat, und sich eine fundamentalisti-

sche Gegenbewegung bilden konnte.

In Nord Afrika wird zwischen Atlas- Ländern,

Sahara- Ländern und Nil- Ländern unter-

schieden. Jene Unterscheidung ist auf Kar-

ten sichtbar, etwa auf einer Niederschlags-

karte von Nord Afrika. Außerhalb der Gebir-

ge sind, trotz der höheren Niederschläge,

weite Teile Nord Afrikas dürregefährdet.

Niederschlagskarte Afrikas Nutzungsmöglichkeiten in Nord Afrika

Das Geoökosystem im Maghreb sieht folgendermaßen aus:

Es ist ein Gebirgsland (Riff- ,Tell, Mittlerer

Atlas, Hoher Atlas, Sahara- und Anti At-

las) mit großen Ebenen zwischen den

Erhebungen. Teile der Berge, wie das Riff

und Tell Gebirge sind kein Gunstraum,

jedoch bewirkte der vorhandene hydrolo-

gische Gunstraum die Ausbildung eines

Waldbestandes. Die wenigen Gunsträume

drängen sich in den Ebene zusammen und

lassen dort große Kulturen entstehen. Es ist genügend Wasser vorhanden, sodass

alte Kulturen und Kolonialkulturen gedeihen. Daher ergibt sich das größte Anbauge-

biet des gesamten Raumes.

Atlas im Westen von Tunesien

Das Gebiet ist von den Römern geprägt worden. Während der ersten Kolonialzeit

wichen Bevölkerungsteile in die Berge aus. Die Araber waren an dem Bergland nicht

interessiert. In der Folge kam es in den Bergen zu einer Übernutzung im Anbau und

der Tierhaltung, was eine Rodung des Waldbestandes notwendig machte. Durch die-

sen Schritt wurde der Erosion der Weg geebnet. Starke Abtragung und Zerstörungs-

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 27

formen waren und sind die Folge. Fast alle Böden sind verschwunden und daher

auch der Anbau auf ihnen.

Siedlungen wurden ins Vorland gebaut, wodurch auch hier Übernutzung einsetzte.

Bis zur Kolonialzeit waren die Berge nicht erschlossen. Dann führte der Straßenbau,

insbesondere mit Asfalt dazu, dass entlegene Gebiete nun leichter erreichbar waren.

Hier liegt die Wurzel des genannnten Problems der Entholzung der Gebirge.

Zusammenfassend läßt sich also sagen, dass trotz hoher Niederschläge nur eine

beschränkte Nutzbarkeit des Gebirges möglich ist. Das Gebiet ist anfällig für einen

unkontrollierten anthropogenen Eingriff.

Das Vorland ist nutzbar durch Abflüsse aus dem Gebirge. Die ansässige Bevölke-

rung ist sehr engagiert im Aufhalten der Zerstörung, bis auf wenige Ausnahmen.

Ein sehr starker technischer Eingriff in die Landschaft erfolgte während der Kolonial-

zeit, durch den Bau von Straßen und Wasserwegen. Der Wasserhaushalt ist mittels

großen Stauwerken reguliert, so hat Marokko die meisten Stauwerke von ganz Nord

Afrika. Große Monokulturen können durch die gesicherte Bewässerung gedeihen,

wie etwa Wein, Artischocken... Die alte Subsistenzwirtschaft ist weitgehend ver-

schwunden, und von der Marktwirtschaft abgelöst worden.

Traditionell sind folgende Nutzungssysteme in den Talebenen vorhanden:

• Regenfeldbau aus der Römerzeit mit Getreide

• Tierhaltung (Schafe, Ziegen) oft ohne richtiger Grundlage. Die Tiere werden ins

Gebirge getrieben → Transhumans ist eine Besonderheit des Maghreb.

Auf flachen Stellen im Gebirge entstanden Siedlungen, die „Kbüla“.

Die stärksten menschlichen Eingriffe waren aber die Rodungen, deren Auswirkungen

bis heute spürbar sind.

Die Unabhängigkeitswege der Maghrebstaaten

Von 1956 – 1963 erfolgte die Enteignung des Kolonialbesitzes

Algerien: 1962 lebten 1,2 Mio. Franzosen im Land, nach der Kolonialzeit erfolgte die

totale Enteignung und die Ausweisung binnen weniger Wochen. In der Folge

versuchte man den „algerischen Sozialismus“ einzuführen, was unter anderem

bedeutete alle vorhanden Farmen zu verstaatlichen, wodurch große Misswirt-

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 28

schaft folgte. Der profitable Export von Agrarprodukte wurde unterbunden, wo-

durch dem Land große Geldmittel verloren gingen.

Marokko: Ist heute noch ein Königreich. Die Unabhängigkeit wurde über Jahre hin-

weg erreicht, und nicht über Nacht wie in Algerien. In Marokko lebende Franzo-

sen, die Land besaßen wurde allmählich durch Marokkaner ersetzt, die Entschä-

digungszahlungen leisteten. Die Kolonialstrukturen sind bis heute vorhanden.

Tunesien: Es existierte viel kolonialer Kleinbesitz, große Besitzungen gab es nur ent-

lang des einzigen Flusses, der Medjerda, an der Italiener, Franzosen und Spa-

nier ansässig waren. Eine langsame Überführung von der ausländischen in die

einheimische Bevölkerung erfolgte in einem Zeitraum von 10 Jahren. Nach der

Kolonialzeit wurde kein Sozialismus gestartet und auch kein agrarischer Zusam-

menbruch folgte, vielmehr wurde der Anbau fortgeführt, was Tunesien zu einem

wichtigen Exportland für Agrarprodukte machte.

In den Steppen Nord Afrikas war logi-

scherweise kein Wald, aber 300- 400

mm Niederschlag pro Jahr vorhanden,

sodass Getreide angebaut werden

konnte. Die alte Kulturlandschaft war

die „Getreidekammer Roms“, und jene

alten Felder sind heute noch sichtbar.

Die Kultivierung erfolgte mittels Pflug-

kultur, scheiterte aber schließlich auf

Grund der Erosion. Heute stehen an jenen Plätzen Bäume, insbesondere Oliven-

bäume, die aus dem Getreideland ein Olivenland machten.

Olivenland statt Getreideland

Agronomische Trockengrenze:

In Nord Afrika liegt sie bei 5- 6 ariden Monaten. Dies ist ein willkürlicher Wert, der

heute kaum noch Bedeutung hat. An seine Stelle ist eine Unterscheidung nach Re-

lieflage und Boden getreten. Z. B: in Mulden ist mehr Wasser vorhanden als im Um-

land → Es werden Wälle errichtet, die das Wasser in die Mulden leiten. Man be-

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 29

zeichnet diesen Vorgang als „Water

harvesting“. In den Mulden werden

dann Getreide und Bäume gepflanzt, es

entsteht eine Doppelkultur.

Die agronomische Trockengrenze ist

also nicht generalisierbar, vielmehr wird

diese Grenze nach der Rentabilität ge-

zogen. Sie liegt bei 10 – 15 Doppel-

zentnern pro Jahr, darunter ist nur

Subsistenzwirtschaft möglich.

Bei Trockenheit bilden sich große Salz-

pfannen aus, die im Maghreb im Süden

vorkommen und den Namen „Schott“

tragen.

Doppelkultur in einer Mulde

6.2 Ägypten – Eine Region, ein Land

Karte von Ägypten

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 30

Ägypten ist eine eigenständige Kulturregion. Die Kultur ist sehr alt, bereits 4000 vor

Chr. wurde das Nilland besiedelt. Während den Jahrhunderten war Ägypten immer

ein Durchwanderungsland.

Der Nil durchfließt die große Nubische Wüste in Ägypten, daher ist Ägypten auch ein

Wüstenland. Ägypten wird stets mit Pharao, Pyramiden, Sphinx assoziiert, fragt man

allerdings nach Assoziationen mit Afrika, so sind oben genannte Beispiele nur selten

zu hören.

Der Orient nahm einen starken Einfluss auf Ägypten, ist das Land doch nur durch

das Rote Meer von der Arabischen Halbinsel getrennt, aber auch das Christentum,

welches vor den Arabern Fuss fassen konnte, hinterließ seine Spuren, wie etwa die

Kopten als Restgruppe des Christentums.

Ägypten spielte eine große Rolle im Osmanischen Reich. Über das Land kamen die

Türken nach Afrika und gingen bis in den Maghreb.

Auch die britische Kolonialherrschaft hinterließ Elemente, die bis heute sichtbar sind.

Das größte Problem Ägyptens, und damit des gesamten Nilraumes ist die Verteilung

des Nilwassers. Die gerechte Teilung ist immer wieder Grund für Kriege in der Regi-

on.

Ägypten als Problemregion

Wie schon gesagt, ist das Wasserprob-

lem das vordringlichste des Landes.

1996 lebten 61,5 Mio. Menschen in Ä-

gypten, die sich alle um den Nil kon-

zentrieren. Durch diese Konzentration

und das ständige Bevölkerungswachs-

tum wird das Verhältnis Bevölkerungs-

wachstum zu Landnutzungsmöglichkeit

immer schlechter. Durch große An-

strengungen gelang es aber das Wachstum auf 2,2% zu reduzieren, was für Afrika

(∅ 3,3%) ein sehr niedriger Wert ist.

Blick auf Kairo

Entlang des Nil ist die Bevölkerungskonzentration in Städten am größten. Kairo

hat ~15 Mio. EW, Alexandria ~3,4 Mio. EW und andere Städte zwischen 300 000 -

400 000 EW. Daraus ergibt sich ein Verstädterungsprozentsatz von 45-50%.

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 31

Sofort drängt sich die Frage auf, wovon leben die Leute?:

• 20% von der Landwirtschaft (ist sehr wenig für Afrika)

• 21% von der Industrie

• 10% Arbeitslose

Ägypten lebt: zu 50% vom Erdöl, zu 14% von Textilien und Baumwolle und zu 5%

von Agrarprodukten.

Die Käufer der Waren sind: Italien zu 18%, USA zu 11%, Deutschland zu 7% und

Großbritannien zu 6%

Der Tourismus wird stark gefördert um zusätzliche Einnahmen zu bekommen, jüngs-

te Terroranschläge wirken sich aber stark negativ auf diese Bestrebungen aus.

Durchschnittlich besuchen 3 Mio. Touristen pro Jahr das Land um die alte Kultur zu

sehen.

Die Entwicklung Ägyptens

Es besteht ein Mißverhältnis zwischen Bevölkerungswachstum, Bevölkerungszahl

und Potential des Landes. In Europa leben ca. 300 Personen je km², in einer Oase

am Nil bis zu 1000 Personen pro km².

Von 1897 bis in die 70er Jahre des

Jahrhunderts sank die durchschnittliche

Landnutzungsfläche von 0,52 fedan auf

0,17 das heißt, dass mehr als die Hälfte

pro Person verschwunden ist. Die Ernte-

fläche blieb aber bei 0,3 fedan, also

wurde nicht das Land weniger, sondern

die Bevölkerung ist stark gewachsen. Anbau in einer Oase

Der Nil ist ein tropischer Fluss. In Ägypten ist er ein Fremdlingsfluss, das heißt in Ä-

gypten wird nichts zu seinem Fortbestand beigetragen, da kein Niederschlag oder

anderer Zufluss vorhanden ist. Im Oberlauf tritt das Maximum der Wasserführung im

August auf, aber erst im Oktober erreicht die Flut Kairo. Das Hauptwasser stammt

aus Äthiopien und zwar zu mehr als 80%. Der Fluss, welche die monsunalen Nieder-

schläge zum Nil führt ist der Blaue Nil.

Das Niltal hat einen besonderen geologisch- morphologischen Aufbau.

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 32

Hammada

Sedimente Überschwemmungsmaterial

Schutt, alte Nilschotter

Niltal

Wüstental des Nil

Hammada

Früher änderte sich die Breite des Flusses schlagar-

tig, dieses Problem musste daher gelöst werden,

aber wieder drängte sich die Frage auf, wie das

Wasser verteilt werden sollte.

Ägypten ist in puncto Wassernutzung das am Bes-

ten erschlossene Land in Afrika. Alle Brunnensys-

teme kamen über Ägypten nach Afrika.

Im Mündungsbereich des Nil existiert ein riesiges

Delta, welches durch die große Sedimentfracht auf-

geschüttet wurde. Es beginnt im Norden von Kairo

und wird von da an, intensiv genutzt. Die Aufschüt-

tung begann im Quartär und wurde erst durch die

Errichtung von diversen Stauwerken gestoppt. Seit

dem erfolgt ein Abbau des Deltas. von Tieren betriebener Brunnen

Da Ägypten vom Wasser lebt, wurden im Laufe der Zeit diverse

Wassernutzungsmaßnahmen gesetzt.

1843: erstes Stauwerk vor Kairo wird errichtet → eine Bewässerungsfläche von

250 000 ha wird möglich.

1902: die ursprüngliche hydrologische Kurve soll ausgeglichen werden, daher wird

der 1. Assuandamm errichtet. Er befand sich hinter dem ersten Katarakt. Ziel

war es den Durchlauf der Flut abzufangen und besser zu verteilen.

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 33

1912: Erhöhung des Assuandammes um mehr Wasser zu speichern. Zu jener Zeit

lagern bereits 2,7 Mrd. m³ Wasser im Stausee.

1933: Zusätzliche Erhöhung

1939: ein neues Wehr, das Mohammed Ali Wehr wird errichtet, es bringt einen An-

stieg des Grundwassers im Niltal bis auf wenige dm unter der Oberfläche mit

sich.

Landwirtschaft

1813: Mohammed Ali war der „Gründer“ der Nation. Er versuchte den Ackerbau neu

zu organisieren. Die erste Landreform Ägyptens erfolgte also schon im 19. Jh.

3-5 fedan pro Person wurden zur Bewirtschaftung vergeben und jedes Jahr

neu verteilt.

1880: 1. Eigentumsrechte am Land nach dem großen Kanalbau mit Privilegien wur-

den erteilt. Landeigner durften ihr Land verkaufen, was zur Bildung von Groß-

grundbesitz führte.

1952: 6% aller Grundeigentümer besaßen 65% des Kulturlandes, der Rest waren

Kleinbauern. 2 Mio. der Ägypter besaßen weniger als 0,4 ha im Bewässe-

rungsland.

Abdel Nasser wurde in diesem Jahr Staatspräsident und führte umgehend ei-

ne Bodenreform durch. Privatbesitz wurde auf 84 ha reduziert, eine Familie

durfte maximal 126 ha ihr Eigen nennen.

1962: Halbierung der Werte.

1973 1/3 des BIP aus der Landwirtschaft.

1995: 20% des BIP aus der Landwirtschaft.

Die Ägypter arbeiten heute im Bergbau, der Industrie, im Handel, in Banken und 22%

im 3. Sektor.

Landwirtschaftsgebiete liegen zum Beispiel im Delta. Man versuchte das Delta zu

erweitern, was nur dort möglich war, wo Sedimente vorhanden waren. Auf diese

Weise wurde eine neue Provinz geschaffen, die Tatir Provinz. Sie sollte ursprünglich

20 000 ha Land bringen. Die gesamte Erweiterung sollte 210 000 ha einbringen, wo-

bei auch Neuland in der Wüste erschlossen wurde (Neues Tal 60 000 ha). Die Rekul-

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 34

tivierung aller Flächen wurde forciert und Grundwasser wurde erschlossen.

11 neue Dörfer entstanden auf den gewonnenen Flächen mit 100 000 EW.

Das Projekt fand ein jähes Ende als der Krieg mit Israel ausbrach.

Problem der landwirtschaftlichen Produktion und des Einkommens der Bevölkerung. Für Pflanzen ist eine ganzjährige Wasserzufuhr nötig. Um diese zu erlangen stehen

zwei Wege offen:

1. Steigerung der Flächenutzungsintensität

2. Landreformen

3. (Neulandgewinnung)

Außerdem sind die technischen Möglichkeiten der Wasserverteilung gegeben, wobei

man aber auf die Versalzung des Bodens achten muss.

In den letzten 1000 Jahren existierte immer Landwirtschaft in Ägypten, enorme Ver-

besserungen waren aber nötig, um den heutigen Standard zu erreichen. Insbesonde-

re die Wasserverteilung verlangte ein hohes, fachspezifisches Wissen, um keine Bo-

denversalzung zu erfahren. Länger als 50 Tage darf nicht bewässert werden, sonst

kommt es zur Salzausfällung.

Der Nasserdamm

Um auch in den Sommermonaten Wasser zu haben wurde schließlich ein weiterer,

neuer Assuandamm, der Nasserstaudamm, errichtet. Er wurde gebaut um die Unsi-

cherheit der Fluthäufigkeit und der Schwankungen auszugleichen. Vor dem Damm-

bau schwankte der Wasserspiegel des Nils um 8m im Jahr, danach nur noch um

30cm.

Der Damm wurde von Deutschen Inge-

nieuren konstruiert und von Russen ge-

baut. Er ist 3,6 km breit und sperrt das

Niltal somit vollkommen ab. Seine Höhe

beträgt 111m. Es handelt sich um einen

Erddamm, der nicht gemauert ist. Der

Damm steht auf Granit und staut den Nil

bis in den Sudan; der Nassersee hat

Nassersee in der Wüste

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 35

eine Länge von 480 km. Er nimmt eine Fläche von 6200 km² ein, und ist somit 10mal

größer als der Bodensee. Im Rückstau finden 158 Mrd. m³ Wasser Platz, die alle in

der Wüste liegen. Die Tiefe des Beckens beträgt 25m. Der Nassersee ist eine riesige

Verdunstungsfläche in der Wüste. Am Grund des See lagert sich der Nilschlamm ab,

der früher das Niltal überschwemmte und für gute Böden sorgte. Die ursprüngliche

Idee, der Schlamm könnte durch einmaliges Öffnen der Schleusen aus dem See ge-

rissen werden, ließ sich nicht in die Tat umsetzten, da der Schlamm zu 80% aus To-

nen besteht und daher sehr fest ist, und das Wasser ihn nicht verfrachten mag. Ein

Ausbaggern des Sees wäre die einzige Möglichkeit den Schlamm aus dem Becken

zu entfernen. Vor dem Dammbau enthielt das Nilwasser 4kg an Schlamm pro m³,

heute sind es 100g. Durch diese Verminderung geht die Düngefunktion verloren und

Kunstdünger kommt zum Einsatz.

Der Damm beherbergt auch ein riesiges

Kraftwerk, welches ursprünglich Teile

Ägyptens und seiner Nachbarn versor-

gen sollte, jedoch fand die Energie au-

ßerhalb Ägyptens keinen Abnehmer,

sodass ein Großteil ungenutzt bleibt.

Pro Jahr fließen 8,3 Mrd. m³ Wasser in

den Damm und 6 Mrd. m³ verdunsten

wieder. Um der Verdunstung vorzubeu-

gen, versuchte man neue Gebiete zur Wasserstauung zu finden, etwa das Neue Tal,

aber auch diese Projekte verliefen im Sand, sodass abschließend gesagt werden

kann, das der Damm seine Erwartungen nie erreicht hat.

Kraftwerk bei Assuan

6.3 Die afrikanische Wüstenzone und der Übergang zu den Tropen

Die Wüste reicht bis ans Mittelmeer und stellt eine große Zone in Afrika dar. Es han-

delt sich bei ihr um die größte zonale Wüstenzone der Erde.

Die Sahara ist eine Passatwüste, die durch absteigende, trockene Luft der Jets ent-

steht. Die absteigenden Winde wehen ganzjährig. Durch die Erdrotation handelt es

sich um NO Passate.

Sie ist die trockenste Wüste der Erde, weist also die höchste Aridität auf. Einem Jah-

resniederschlag von 50mm steht ein Verdunstungspotential von 6000mm pro Jahr

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 36

gegenüber. Hohe Sommertemperaturen von bis zu 50°C machen die Sahara zu ei-

ner hyperariden, auch perariden Region. Die trockensten Bereiche finden wir um den

Wendekreis, er begrenzt die Wüste aber nicht.

Im Norden dringen zwar feuchte mediterrane Luftmassen ein, sie haben aber kaum

Einfluss auf die Sahara.

Die nördliche Grenze ist subtropisch, das heißt, es ist trocken aber zeitweise kom-

men Winterregen vor.

Die südliche Grenze hingegen ist randtropisch, das heißt im Sommer dringen tropi-

sche Luftmassen ein, die von der nach Norden wandernden ITC gebracht werden,

und sorgen so für eine Regenzeit im Sommer (Starkregen). Die hier vorkommenden

Winde sind nun die Monsune.

Es besteht also ein großer Gegensatz zwischen Nord und Süd.

Auch der Westen ist feuchter als der Osten, da die Winde aus Westen kommen.

Tiefdruckgebiete vom Atlantik erreichen den Norden fast nie.

Neben dem Klima spielt auch das Relief

eine große Rolle. In der Wüste existieren

keine jungen Gebirge, vulkanische Er-

hebungen und Flachlandschaften mit

großen Wellungen sind statt dessen zu

finden. Durch diese Reliefformen bilden

sich die typischen Schwellen und Be-

cken. Sie spielen eine enorme Rolle für

das Wasservorkommen in der Trocken-

zone. Ahaggargebirge in der Sahara

Die Becken sind mit feinen, tonhaltigen Sedimenten aufgefüllt, und wirken, dank des

Tones, als Wasserspeicher. Vegetation ist deshalb in den Becken möglich.

Eine eigene Vegetation entwickelte sich in der Sahara. Von West nach Ost rückten

Bäume vor, jedoch war die Sahara nie grün! Die Vegetation bildet sich nur in den

Abflusswegen und Becken aus, und keine Klimaschwankungen könnten dies ändern.

In der Mitte der Sahara befindet sich die Wüstenkernzone, in der kein mediterraner

Einfluss und auch kein ITC wirken kann.

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 37

Am Südrand befindet sich die Sahelzone.

Sahel stammt aus dem arabischen und be-

deutet Rand, Ufer. Es handelt sich um eine

Randzone der Wüste, die meist eine Dorn-

buschsavanne mit Akazien ist.

Ein typischer Indikator für eine Wüsten-

randzone ist die Dattelpalme. Sowohl im

Norden als auch im Süden ist eine Grenz-

zone mit Dattelpalmen vorhanden. Neben

der Dattelpalme dienen auch Gräser zur Abgrenzung der Wüste. Im Norden findet

man das Halfa Gras und im Süden das Cram Cram Gras.

Ein Teil der Sahara hat Dünen, genauer

gesagt 1/7 der Gesamtfläche. Diese

werden als Erg bezeichnet und liegen in

den Becken. Die Korngröße ist meist ein

Mittelsand, der vom Wind transportiert

wird. Dünengebiete sind das Endziel der

Abflussgebiete, deshalb bestehen Dü-

nen aus fluviatil – äolischen Sanden.

Sahelzone

Dünen in der Sahara

In der ariden Zone existieren Grundwasservorräte, die mit den richtigen Hilfsmitteln

nutzbar gemacht werden können. Die tiefen Vorkommen sind oft fossile Vorkommen,

das heißt, als einst aus dem Atlas, Flüsse ins Landesinnere flossen, versickerten sie

in der heutigen Trockenzone und wurden in einer Tiefe von ca. 1500m gespeichert.

Bei der Entdeckung dieser Vorkommen glaubte man erst, es existiere ein „Meer unter

der Wüste“, was sämtliche Bewässerungsprobleme gelöst hätte, aber es stellte sich

heraus, dass das Wasser 20 bis 25 000 Jahre alt ist, was in etwa dem Ende der letz-

ten Eiszeit in Europa entspricht, die ja auch in Afrika stärkere Regenfälle gebracht

hat. Man spricht deshalb auch von der Pluvialzeit. In noch größeren Tiefen existieren

noch ältere Wässer. Es gibt auch den Fall des Infiltrationswassers, welches vom

Rand unterirdisch der Wüste ins Zentrum fließt.

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 38

In Libyen wird das fossile Wasser gefördert, was dazu führte, dass in den letzten 15

Jahren der Grundwasserspiegel um 20 Meter sank, da kein Wasser mehr nachflie-

ßen konnte.

Menschen in Nord Afrika

In der Weidewirtschaft existieren von der Mittelmeerzone bis zu den Tropen 3 Zonen,

die unterschieden werden:

1. mediterrane Nord Afrikazone. Es ist dies die Zone der mobilen Weidewirtschaft.

Bei Regen treiben die Pflanzensamen sofort aus und bilden so die Grundlage für

die Weiden der Tiere.

2. Vollaride saharische Zone: Sie wird durchwandert mit kleinen Tierherden. Die

oftmals zitierten Karawanenwege gehen nicht von Nord nach Süd, sondern von

Markt zu Markt, da der Handel in Nord Afrika eine zentrale Rolle spielt.

Es waren Nomaden aus dem Maghreb und Libyen, die nach Süden zogen und

ihre Tierherden mitbrachten. Sie stießen bis in den Sahel vor, wo sie sehr unge-

liebt sind.

3. Semiaride Trockenzone des Sahel: Hier werden die Nomaden sesshaft. Der

Raum ist durch eine hohe Dürrewahrscheinlichkeit gekennzeichnet. Die Hunger-

katastrophen sind verschuldet durch

die Abschaffung der Vorratswirt-

schaft, die die Menschen früher diese

Situation überstehen ließ.

Weidewirtschaft in einer Oase

Nomadische Weidewirtschaft ist typisch

für den Raum. Ganz bestimmte Regeln

gewährleisten das Überleben in diesem

Trockenraum.

Das Land der Sahara besaß niemand, aber Stämme haben traditionelle Nutzungs-

rechte. Bei der Neuverteilung nach der Kolonialzeit wurden diese Rechte ignoriert,

was zu Problemen führte.

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 39

Große Wasserknappheit durch Überweidung und Bevölkerungswachstum erschwe-

ren das Leben in dem Raum noch zusätzlich. Der scheinbare Ausweg, neue Brunnen

zu schlagen ist nicht realisierbar, da die Wasservorräte fossil sind.

Die Randzone ist eine Übergangszone der Seminomaden und der Semisesshaftig-

keit, hin zur gänzlichen Sesshaftigkeit.

6.4 Äthiopien und die angrenzenden Regionen

Karte von Äthiopien

Der Fall des Atbara

Der Atbara ist ein Zubringerfluss zum Nil. Beim Bau des Nasser Staudammes wur-

den 50 000 Nubier in den Sudan umgesiedelt. Für sie musste ein neues Bewässe-

rungsgebiet erschlossen werden, das Kash’m Guirba am Atbara. Zu diesem Zweck

wurde ein Staudamm im sudanesischen Bereich errichtet, der die Wasserverteilung

der gesamten Region empfindlich störte.

Der Atbara durchfließt in seinem Unterlauf ein Trockengebiet, das ein Grenzgebiet

darstellt zwischen Oasen und Nomaden. Der Niederschlag pro Jahr beträgt in dem

Bereich 60mm. Durch den Eingriff des Menschen in das Ökosystem hat der Atbara

heute praktisch keinen Abfluss mehr im Unterlauf, unter dem Staudamm. Der Fluss

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 40

fiel somit trocken und mit ihm das Umland. Auf diese Weise entstanden Dünen, wo

nie zuvor welche gewesen waren.

Wegen der Wasserknappheit verließen die Bauern den betroffenen Bereich, und an

ihre Stelle traten die Nomaden. Mit ihnen kam ein Wandel in der kulturgeografischen

Situation. Einst lebten 90% der Bevölkerung vom Oasenfeldbau, jetzt nur noch 20%,

der Rest sind Nomaden.

Heute führt der Atbara nur noch 2 Monate im Jahr Wasser, wenn der Stausee geöff-

net wird.

Ein weiterer Zuzug von Nomaden und Bauern führte zu weiteren Konflikten, so dass

die Versorgung mit Lebensmitteln nicht mehr gesichert war.

Äthiopien

Äthiopien war immer ein Sonderfall in Af-

rika, sowohl physisch als auch

kulturgeografisch. Äthiopien hat eine 3-

dimensionale Gliederung. Es ist ein ex-

tremes, tropisches Hochland mit 3 Stufen:

1. Die Umgebung der Hochlandes mit den Staaten Eritrea, Somalia und Kenia. Kolla

ist der Name der Region, bei der es sich um eine aride Fußregion handelt

das äthiopische Hochland

2. Die mittlere Stufe. Hier dominiert das gemäßigte Klima. Der Name des Bereichs

ist Woina Dega und sie reicht von 1600 bis 2000m Seehöhe, wo auch der Anbau

(von Kaffee) vor sich geht. Diese Stufe versorgt das ganze Land.

3. Eine kühle, brache Region, bei der die Getreidegrenze im Norden bei 3400m und

im Süden bei 3900m Seehöhe liegt, stellt die letzte Stufe dar. Die untere Getrei-

degrenze liegt bei 1500 bis 1600m , darunter ist nur mit Bewässerung ein Anbau

möglich.

Die Einflüsse auf Äthiopien wurden immer von Norden oder Osten ausgeübt, nie von

Süden her. Die Bevölkerung und die Religion kamen durch die Nilvölker in den

Raum, daher findet man ein altchristliches Land vor. Äthiopien versteht sich als Puf-

fer gegen den Islam, der nur im Süden des Landes vertreten ist.

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 41

Die Bevölkerung setzt sich aus Amha-

ren und Galla Völkern zusammen, die

innerhalb Äthiopiens eigene Zonen bil-

den.

Die erst kürzlich erreichte Unabhängig-

keit Eritreas ist nur unter großen Kämp-

fen erreicht worden, die religiösen Ur-

sprungs waren, da Eritrea ein islami-

sches Land ist. Felsenkirche in Äthiopien

Der Aufstieg Äthiopiens als Einheit begann im 19. Jh. Wie eingangs erwähnt ist Äthi-

opien nicht wie das übrige Afrika. Die Bevölkerung ist zwar schwarz aber ihr Ausse-

hen ist von den übrigen „Afrikanern“ total verschieden.

Die Sahelzone umfließt das Land, hin zum Horn von Afrika (Somalia) und berührt das

Hochland nicht. Somalia ist ein Übergangsland von der Trockenzone hin zur Savan-

ne. Dieser Gegensatz führt zu Konflikten der beiden Seiten, da im Norden noch No-

maden die Mehrheit bilden, im Süden aber schon die sesshaften überwiegen. Jener

Gegensatz wurde beim Somaliakrieg 1990 nicht beachtet, was schließlich zum

Scheitern des Einsatzes führte.

Der Nordkenia – Bereich ist ebenfalls ein Trockengebiet, welches zu einem UNESCO

Entwicklungshilfsland für 12 Jahre erklärt wurde.

Der Norden Äthiopiens ist dicht besiedelt, entwaldet und durch Getreideanbau ge-

kennzeichnet. Durch die Entwaldung sind starke Erosionserscheinungen aufgetreten.

Äthiopien lebt von der Tierhaltung und dem Ackerbau der sesshaften Bauern, die

amharischer Abstammung sind. Zum Teil wird das Feld noch mit Tieren bestellt. Hier

findet man das südliche Ende des Pflugbaues in Afrika, dann ist nur noch Hackbau

vertreten. Der Süden Äthiopiens ist eine Savanne, meist eine Dornbuschsavanne,

die wesentlich trockener ist als der Norden, mit Tierhaltung. Es ist dies die Zone der

Galla Völker.

Äthiopien liegt in der Grabezone und hat daher einen starken Vulkanismus. Im

Grenzgebiet zu Kenia hört das Hochland auf. Die Vegetation in dem Bereich ist sehr

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 42

reduziert, einzelne Wadis in Nord Kenia bleiben grün. Das Land ist immer noch ein

vulkanisches mit Nomaden darauf, die Tierhaltung betreiben. Es ist kaum Wasser

vorhanden, aber eine große Salzwüste, die Chalbi –Wüste .

Das Gebiet ist stärkstens überweidet und durch Kämpfe gegen die Nomaden ge-

kennzeichnet. Es ist dies die Region der Rendillen, die ebenfalls Niloten sind.

6.5 Zusammenfassung von Ostafrika

Es ist ein Hochland mit Vulkanen vorhanden,

genauso wie Dornbusch- und Trocken- bis hin

zu Feuchtsavannen im Süden. Nicht mehr

eine einzige Regenzeit im Jahr tritt auf, son-

dern bereits eine doppelte. Eine große von

Oktober bis Dezember und eine kleine von

März bis April. Die große Variabiliät der Nie-

derschläge bleibt aber erhalten. Der Durch-

schnitt liegt bei 500mm pro Jahr, das absolu-

te Minimum aber bei 270. Die Böden haben einen unünstigen Mineralstoffhaushalt

und sind stark erodierbar, was zu Unfruchtbarkeit führt und die Menschen zwingt, zur

Wanderwirtschaft über zu gehen. Die ursprüngliche Anbaumethode ist der Hackbau

und nicht der Pflugbau. Die Böden sind sehr eisenreich, was zur Ausfällung führt,

und Laterite entstehen läßt. Die Böden sind sehr wichtig, insbesondere ihre Ertrags-

fähigkeit, die an den Hängen von Vulkanen, wie dem Kilimandscharo, besonders gut

ist.

Äthiopisches Hochland mit Äthiopiern

Die Bewässerung spielt eine entscheidende

Rolle um die Bevölkerung zu ernähren. Man

findet Reis, Baumwolle und Knollenfrüchte

wie Manjok, Yams und Tago. Für den Export

werden Bohnen und Erdnüsse angebaut,

genauso wie Hirse, Bananen und für die

Tierhaltung Mais.

Yamsernte

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 43

Die Zentren für den Anbau in Afrika liegen folgendermaßen:

• Familie ist der wichtigste Faktor, deshalb sind Großfamilien wichtig

• Stamm steht über dem Staat

• Staat erst seit der Kolonialzeit, er ist also noch sehr jung.

Im Osten Afrikas gab es große Einwanderungen. Über die Arabische Halbinsel ka-

men die Araber in den Sahel, außerdem die Inder, die eine außenstehende Gruppe

in Afrika sind.

6.6 Westafrika und die Guineastaaten

Es ist dies ein sehr großes G

den, wobei die gewählten Be

hen. Als Beispiele werden di

kas, und Elfenbeinküste, auch

Afrika ist stark zonal gegliede

al stützt, sprich die vorhand

schlagsreicher als der Norden

die einen tropischen Regenw

bietet gute Voraussetzungen

Karte der Guineastaaten

ebiet und kann daher nur exemplarisch betrachtet wer-

ispiele stellvertretend für alle Staaten des Raumes ste-

e Staaten Nigeria, das bevölkerungsreichste Land Afri-

Cote d’Ivoire genannt, herangezogen.

rt, wobei sich die Gliederung auf das natürliche Potenti-

enen Niederschläge. Westafrika ist generell nieder-

Afrikas, es tritt hier bereits die doppelte Regenzeit auf,

ald entstehen läßt. Das Fehlen einer Dürrezeit im Jahr

für die landwirtschaftliche Nutzung des Raumes.

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 44

Der West – Ost Gegensatz, wie wir ihn überall am Kontinent finden, löst sich in die-

ser Zone auf, einzig und allein in der Region um Äthiopien, hin zum Horn von Afrika

ist ein Trockenraum zu finden, wie man auf einen Blick bei Betrachtung der Nieder-

schlagskarte (Seite 26) sehen kann. Der Grund für diese Einheit sind die Jets.

Dennoch besteht der Raum nicht nur aus einer einzigen Klimazone, ein Nord – Süd-

profil ist weiterhin gegeben. Von der Sahelzone über die Sudanzone hin zur

Guineaküste, die immerfeucht ist, sind die Zonen vorhanden, und prägen den Raum.

Auf Grund der nicht vorhanden Dürrewahrscheinlichkeit entlang der Guineaküste ist

es möglich die Agrarproduktion so zu steigern, dass mehrere Ernten im Jahr möglich

sind.

Die gesamte physiogeografische Zonierung Afrikas ist auf die agrarische Nutzung

des Raumes eins zu eins umzulegen, überlagert wird sie aber durch den ethnischen

Faktor und die historische Entwicklung.

Schwierige Voraussetzungen für die agrarische Nutzung machten den Küstenbereich

früher unattraktiv, sodass die Urbevölkerung den trockeneren, semihumiden Raum

im Landesinneren zuerst kultivierte. Jene schwierigen Voraussetzungen wirkten sich

auch auf die Tierhaltung aus, da die Gefahr von Tropenkrankheiten ein zu großes

Risiko darstellte. Es bildete sich also der Nutzungsursprung in den Savannen, in de-

nen sich auch die alten Königreiche befan-

den.

Heute ist das genaue Gegenteil zu sehen,

an der Küste geschieht der Hauptanbau in

riesigen Plantagen für tropische Früchte. Der

Wandel kam mit der Kolonisierung des

Raumes durch die Europäer, die die nötige

Technik mit brachten, insbesondere das

Wissen um Häfen zu errichten. Hafen von Lagos

Der Norden der Guineastaaten hatte eine größere Bindung zum Norden als nach

Süden. Dadurch kamen die alten Karawanenwege zu Stande, welche den transsaha-

rischen Handel ermöglichten, der aber mit der Kolonisierung immer mehr an Bedeu-

tung verlor.

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 45

Durch die Aufwertung der Küste, in Folge des Aufschlusses der Raumes für die agra-

rische Nutzung, entstanden Handelszentren, die sich rasch zu riesigen Ballungszent-

ren der Bevölkerung entwickelten. Die innerstaatliche Migration ist dadurch zu erklä-

ren, als die Küste der Entwicklungsraum während der Kolonialzeit war, allerdings

wurden die alten Strukturen nicht vollkommen überwunden, im Norden der Staaten

blieben Zentren bestehen.

Die Guineastaaten liegen südlich der agronomischen Trockengrenze, Dürre bleibt

daher aus. Zu allen Jahreszeiten bewirken tropisch feuchte Luftmassen die Ausbil-

dung eines volltropischen Klimas.

Regenwald in Nigeria

Die Länder gehören zu den tropischen

Tiefländern, im Gegensatz zum Norden.

Große Becken wie etwa das Nigerbecken

prägen die Landschaft, ebenso wie die

darin wachsende Vegetation, der dichte

Regenwald. Es ist dies auch die Zone, wo

alte Böden auftreten, die Latersole mit ei-

ner Lateritauflage.

Nigeria und die Elfenbeinküste als Beispielregionen

Nigeria

Nigeria ist das bevölkerungsreichste Land Afrikas (100 Mio. EW). Während der Kolo-

nialzeit stand das Land unter britischer Herrschaft. Auf Grund seiner hohen Bevölke-

rungsdichte hat das Land große Probleme seine Bevölkerung zu ernähren und zu

verwalten. Deshalb hält sich immer noch eine Militärdiktatur in Nigeria, die das Land

lenkt.

Im Norden befindet sich ein Übergangsstreifen von der Trocken- hin zur Feuchtsa-

vanne und den Regenwald – Bergländern. Große Unterschiede in der Nieder-

schlagsverteilung sind gegeben, so beträgt sie im Norden 200mm pro Jahr, an den

Hängen der Bergregenwälder aber bis zu 10 000mm.

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 46

Nigeria setzt sich aus vielen Stämmen zusammen, die sich unterschiedlich auf das

vorhandene Land verteilen. Entlang der Küste findet man eine Bevölkerungsdichte

von 350 EW pro km², was einem durchschnittlichen europäischen Wert entspricht.

Ein Entwicklungsziel Nigerias ist es darum, die Ungleichverteilung zu mildern oder

auszugleichen. Die potentiellen agrarischen Entwicklungsräume weisen eine etwas

geringere Dichte von 250 EW pro km² auf.

In Nigeria wird eine permanente Bodennutzung praktiziert und kein Wanderfeldbau,

was zu Problemen führt. Alte Brachesysteme werden aufgegeben und die unbebau-

ten Zeiten werden immer kürzer, wodurch die Böden nicht regenerieren können und

sich rapide verschlechtern. Um dem

vorzubeugen mussten andere Frucht-

folgen eingeführt werden. Es sind

Dauerkulturen vorhanden, in denen

Kakao, Kaffee, Ölpalmen, Gummi-

bäume, Bananen, etc. angebaut wer-

den.

Die schlechteren Voraussetzungen

der agrarischen Nutzung im Norden

bewirken eine zusätzliche Migration in den Süden, der schon überbevölkert ist, was

zu enormen Problemen führt. Nigeria ist also keine große Einheit, vielmehr existiert

eine Diversität zwischen Nord und Süd.

Kakaotrocknung

Die Agrargürtel müssen an die klimati-

schen Vegetationszonen angepasst

werden. Die Küsten sind Mangroven-

küsten, weiter im inneren des Landes

wird Kakao angebaut, nördlich davon

alte afrikanische Produkte wie Yams

und Hirse, und am nördlichsten die

Erdnuss.

Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für den

Süden ist die Holzwirtschaft, insbe-Mangrovenküste

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 47

sondere die Nutzholzgewinnung, die für den Export bestimmt ist. Daraus resultiert die

Gefahr am Raubbau des Waldes, allerdings macht der Nutzholzexport nur 5% der

Holzwirtschaft aus, der Rest wird selbst verbraucht.

Der tropische Wald kannte bis vor kurzem keine Wiederaufforstung, eine nachhaltige

Waldwirtschaft existiert erst seit kurzem. Ein abgeholzter Regenwald wächst von

selbst nicht wieder nach!

Elfenbeinküste

Sie war französisch kolonisiert und nahm daher eine andere Entwicklung als bei-

spielsweise Nigeria. Die Elfenbeinküste zählt zu den am Besten entwickelten Gui-

neastaaten. Auf dem landwirtschaftlichen Sektor ist Kleinbesitz ebenso verbreitet wie

Plantagen mit bis zu 200 ha Größe. Die alte Dorfstruktur ist immer noch erhalten und

die Agrarstruktur ist französisch beein-

flusst. Große Kakao und Kaffeeplanta-

gen besitzt das Land, die zur Erntezeit

Fremdarbeiter aus den umliegenden

Ländern (Mali, Niger,..) benötigen (wäre

in Nigeria nie der Fall!). Die Grundstruk-

tur war der Wanderhackbau auf Famili-

enbasis, der heute oft verschwunden ist.

An seine Stelle traten die Plantagen; die

meisten Bananen kommen aus den El-

fenbeinküste.

Dorf in der Elfenbeinküste

Entwicklungsprobleme der Guinealänder

• Tropische Böden erschöpfen leicht, daher müssen Regenerationsmassnahmen

gesetzt werden.

• Kapitalmangel für Entwicklungsprojekte ist im gesamten Raum zu finden, wobei

die Elfenbeinküste noch am Besten abschneidet.

• Arbeitsintensität muss sich am Markt orientieren. Es bestehen große Anpas-

sungsschwierigkeiten beim Umstieg von Subsistenz- auf Marktwirtschaft.

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 48

• Erschließung und Aufbau einer Infrastruktur. Nur wenige durchgehende Strassen

sind von West nach Ost vorhanden, ein Großteil verläuft von Nord nach Süd, also

im Landesinneren.

• Managementprobleme, wie Organisation, Termineinhaltung...

Nord – Südgliederung Nigerias

Norden

• Tierhaltung und der Anbau von

Mais, Hirse und Erdnuss in der Tro-

ckensavanne. Die Abholzung in dem

Raum führt zur Entwaldung, die wie-

derum der Erosion den Weg ebnet,

wodurch der Bereich unter einer

starken Versandung leidet. Bei ein-

setzender Regenzeit erfolgt ein ra-

scher Oberflächenabfluss, der zu Überschwemmungen führt, und dabei die

oberen Bodenschichten zerstört.

• Der tropische Wald wird dichter. Flüsse fließen über Schwellen, wodurch

kleine Wasserfälle entstehen. Die fluviatile Erosion vermag jene Hindernisse

nicht auszuräumen, und somit kann kein einheitliches Flussbett entstehen,

wie wir es aus unseren Breiten kennen. Laterite sind hier weit verbreitet und

gestalten den Anbau schwierig. Der Bereich ist gekennzeichnet durch viele

Brände (Rodungen), Feuerwalzen ziehen kilometerweit über das Land. Neue

Mineralstoffe sollen dem Boden auf diese Weise zugeführt werden, was aber

wissenschaftlich nicht gesichert ist. Aus dem abgeholzten Regenwald wird

ein trockener Sekundärwald.

• Der permanente Anbau nimmt zu,

gleichzeitig wird er flächenhafter.

Der Regenwald verschwindet, an

seine Stelle treten Bananen, Reis,

Ölpalmen und Baumwollkulturen. Es

wird in der Dorfstruktur angebaut.

• Plantagen bilden die Hauptanbau-

form entlang der Küsten. Der Regenwald ist heute zu einem Acker umfunkti-

Erdnusslager

Dorf in Nigeria

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 49

oniert, auf dem Kakao und Kaffee, neben tropischen Früchten angebaut wird.

Es existiert eine starke Orientierung am Markt. Die großen Häfen bringen die

Früchte und Edelhölze an die Absatzmärkte.

Küste

6.7 Der Übergang zum tropischen Regenwald am Beispiel Kongo

Heute existieren zwei Kongoländer, die Republik Kongo, und die demokratische Re-

publik Kongo, das ehemalige Zäire, das

gegenwärtig vom Bürgerkrieg heimge-

sucht wird. Die Betrachtung richtet sich

auf das eben genannte Land. Es hat 45

Mio. EW. und ist somit das zweitbevöl-

kerungsreichste Land am Kontinent.

Ein Bevölkerungswachstum von 3,2%

machen es zu einem rasch wachsen-

den Staat. Die Bevölkerung besteht zu

80% aus Bantustämmen, die haupt-

Karte der Kongoländer

Der Kongo im Kongobecken

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 50

sächlich im Kongobecken in Nutzungsinseln ansässig ist. Der ganze Kongo ist nicht

erschlossen!

Die Bevölkerung lebt zu 2/3 von der Landwirtschaft, in den Randgebieten des Staa-

tes ist daneben auch ein starker Bergbauzweig entwickelt. Es werden Zink, Mangan,

Uran, Kupfer etc. gefördert. Die Bergwerkshauptstadt des Landes liegt im Süden an

der ehemaligen Katangaschwelle die heute

Shabaschwelle heißt. Es ist dies Lubum-

bashi. 15% des Umsatzes wird in dieser

Region erwirtschaftet, dennoch hat der

Raum mit enormen Problemen zu kämpfen.

Erstens ergibt sich das Problem des tropi-

schen Regenwaldes, der eine Nutzung ein-

schränkt und zweitens, durch die extreme

Randlage der Region (1500 km Luftlinie

bis zur Hauptstadt Kinshasa) ist eine Lenkung des Staates äußerst schwierig, da der

Einfluss von Nachbarstaaten größer ist als jener aus der Hauptstadt selbst.

Manganabbau

Der Kongo hat drei zentrale Orte, die im Land verstreut liegen, es sind dies Kinshasa,

die Hauptstadt, Kisangani und Lubumbashi.

Savannenbrände sind weit verbreitet, um Anbauflächen zu erhalten, außerdem wird

der Regenwald abgeholzt, um Energie zu gewinnen. Es erfolgt also eine Degradation

des Regenwaldes zu einem Brennholzspender. Termiten wandeln die Landschaft

um, die bei der Abholzung übrig bleibt. Etwa alle paar Meter sind bis zu 5 Meter hohe

Termitenhügel zu finden, die den Rodungen folgen.

Probleme des Raumes

Die tropischen Böden sind sehr alt,

meist stammen sie aus dem Tertiär.

Seit ihrer Entstehung erfolgten nur Kli-

maschwankungen, und keine Änderun-

gen, dadurch wurden sie sehr stark

ausgewaschen, insbesondere die Ba-

sen und Kieselsäuren gingen verloren,

sodass Sesquioxide übrig blieben, die

Im Inneren des Kongo

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 51

Laterite entstehen ließen. Rotbraune Lehme mit sichtbaren Horizonten entstehen, die

extrem nährstoffarm und sauer sind. Dies bleibt natürlich nicht ohne Folgen für die

Nutzungsmöglichkeiten.

Abgeholzte tropische Böden sind sehr schwer zu erhalten. Die Waldvegetation lebt

von den oberen Schichten, die sich selbst erneuern, solange der Wald besteht. Bei

Vernichtung der Vegetation kann die obere Schicht nicht mehr erneuert werden, die

eintretende Störung führt zur Abtragung der Schicht, die nun den sauren,

nährstoffarmen Boden freilegt. Das Muttergestein, welches in unseren Breiten für

einen Nährstoffnachschub sorgt, liegt in

jenem Bereich in 4 – 6 m Tiefe und hat

keine Wirkung auf die Humusschicht. Für

den Anbau bleibt der erhoffte ertragreiche

Boden nicht über, die oberflächennahe

Schicht wurde ja durch Flächenspülung

entfernt, der schlechte Boden hat ein nur

geringes Ertragspotential und muss bald

gegen einen Neugerodeten ersetzt wer-

den. Regenwald im Kongo

Bei einer Rodung des Waldes muss sofort eine Wiederaufforstung erfolgen!

In Äquatornähe hat der Wald eine geringe Jahresschwankung (0 – 5°C), bei den

Wendekreisen beträgt sie bereits 10 – 12°C. Viele Kulturpflanzen benötigen aber

eine Schwankung um optimal gedeihen zu können.

Die Zone ist frostfrei, was dazu führt, dass nur bestimmte Pflanzen anbaufähig sind.

Je nach Region werden unterschiedliche Pflanzen wachsen, die sich natürlich in ih-

ren Anbauperioden der Niederschlagsverteilung anpassen müssen.

Der tropische Regenwald

Bei einem Fehlen von Niederschlägen wird der Regenwald zu einem Trockenwald.

Der tropische Wald wird hauptsächlich als kleinbäuerlicher Besitz oder für Plantagen

genutzt, am Rand ist auch Tierhaltung möglich.

Der Wald muss nachhaltig bewirtschaftet werden, Bevölkerungswachstum und Nutz-

flächenbedarf machen aber immer mehr Land nötig. Es ist aber nicht richtig, dass

Argarnutzung und Regenwald nicht nebeneinander existieren können. Agrarstreifen,

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 52

unterbrochen von Regenwaldstreifen gewährleisten ein Auskommen der beiden

Landnutzungsformen.

Ein Problem ist die Nutzung des Waldes

als Brennholzlieferant, insbesondere für

ländliche Tropenbauern. 80% der Abhol-

zung gehen auf Energiegewinnung zu-

rück!. Bei der Gewinnung von Nutzholz ist

oft ein großer Einschlag vorhanden, um

einen einzigen Baum zu fällen. Eine sofor-

tige Aufforstung ist nötig, um zu verhin-

dern, dass an die Stelle des Regenwaldes

eine verarmte Waldökologie tritt.

Edelholz im Hafen

6.8 Das südliche Afrika

Die Region südliches Afrika um

babwe, Südafrikanische Republ

Der zonalen Gliederung Afrikas

den Subtropen, bis hin zum m

reichs noch eine 2-fache Regen

stehen läßt, so wird sie nach S

Karte des südlichen Afrikas

fasst die folgenden Länder: Namibia, Botswana, Sim-

ik und Mosambique.

folgend, ist ein Übergang von den Randtropen zu

editerranen Klima gegeben. Ist im Norden des Be-

zeit vorhanden, die einen tropischen Regenwald ent-

üden hin zu einer einfachen, um schließlich ganz zu

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 53

verschwinden; der südafrikanische Trockenraum tritt an ihre Stelle. Im SW des Ge-

bietes ist ein Teil unter mediterranem Klimaeinfluss zu finden.

Die Abgrenzung zwischen Rand- und Subtropen wird auf Grund der Tageslängen-

schwankung ermittelt. Sie beträgt in den inneren Tropen 3 Stunden im Vergleich

Sommer zu Winter, in der Subtropen aber 7 Stunden.

Die zonale Gliederung verläuft in Nord – Süd Richtung, Afrika weist aber auch eine

typische West – Ost Verteilung auf, die im südlichen Afrika besonders stark zu Tage

tritt. Auf Grund der Unterschiede innerhalb der Zonen, bildet sich eine pflanzengeo-

grafische Differenzierung aus. Im Westen sind Steppen und Wüsten vorhanden, im

Osten hingegen dominieren (semi-)humide Verhältnisse. Jene Diversität in Kombina-

tion mit der Nord – Südgliederung machen die Region zu einer klimatischen Son-

dereinheit, der sich die Vegetation anpassen muss.

Der Westen ist dominiert, wie es für ein Trockengebiet typisch ist, von Tierhaltung,

insbesondere Schafzucht zur Fellgewinnung, die aber in letzter Zeit große Verluste

hinnehmen musste.

Der Osten der generell feuchter ist bietet Möglichkeiten zum Anbau von Feldfrüchten.

Im Südosten ist bereits zu allen Jahreszeiten Regen möglich.

In allen Bereichen ist ein beschränkter Bewässerungsfeldbau vorhanden.

Als Folge des Übergangs von rand- zu subtropischen Verhältnissen, ist im Westteil

ein Übergang von Savannen in Steppen in Wüsten und schließlich in einen mediter-

ranen Bereich gegeben. Der Osten hatte eine Trockenwald aufzuweisen, der sich

über weite Bereiche erstreckte.

Charakteristisch ist die Form des Gebiets, dass das südliche Ende des afrikanischen

Blocks darstellt

O W Randstufe Kalahari Namib

Das Profil ist ein Querschnitt auf der Höhe des 20. Breitenkreises und schneidet die

Länder Namibia, Botswana, Simbabwe und Mosambique.

An der Atlantikküste schließt sich direkt die Wüste Namib an. Eine typische Dünen-

landschaft ist zu finden.

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 54

Weiter im Landesinneren trifft man auf die Randstufe, die die Hochfläche begrenzt.

Der kristalline Block wird hier von einem Deckgebirge überragt, welches aus Sedi-

mente (Sandsteinen etc.) besteht.

Die Hochfläche ist leicht gewölbt, wodurch eine

große Senke entsteht, in der sich früher eine

Wüste ausgebildet hat. Es ist dies die Kalahari,

die alte, heute nicht mehr aktive Dünen hat, und

somit als alte Wüste zu bezeichnen ist.

Der Westabschnitt ist wieder durch eine Rand-

stufe begrenzt, an die sich die Küste an-

schließt.

Nahe den Randtropen schließen sich die Savannen

an. Große endoräische Becken prägen die Land-

schaft, wie das Okawangobecken. Das Wasser trans-

portiert Sedimente ins Becken, verdunstet dort und

läßt Salze zurück. In jener Region sind verschiedenste

Reliefformen zu finden. Granitische Kuppen des

Grundgebirges treten immer wieder an die Oberfläche.

Die Randstufe schließt sich an. Sie ist gekennzeichnet

durch Sandeinwehungen, die durch den Westwind zu

Stande kommen.

Die Hochplateaus sind arid im Westen. Manchmal

kommt das Grundgebirge durch, sodass die Rundbu-

ckel wieder zu Tage treten. In jener Hochfläche sind Abflüsse vorhanden, wie der

Fish – River, der sogar einen Canyon bildet.

Die Randstufe

Okawangobecken

Die Ablagerung geht nach Westen vor sich,

es kommt zur Versandung, die gegen die

Atlantikküste zunimmt.

Die Fußebene sinkt langsam ab, was das

Gebiet trocken macht und nur Tierhaltung

zuläßt. Gegen die Küste nehmen die Dünen

immer größere Formen an, bis sie am Meer

die größten Ausmaße erreichen. Dünen der Namib

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 55

Der Unterschied zwischen arid und humid bedingt einen Wandel in der Landwirt-

schaft. In Namibia ist deshalb eine andere Form der Kultivierung zu finden als in

Simbabwe.

Bevölkerung

Im ganzen südlichen Afrika leben die Bantustämme

Namibia: Es ist dies das Gebiet der Ovambos, die erst vor kurzem die Macht im

Staat, auf kriegerischem Weg ,übernommen haben. Sie sind auch im Sü-

den Angolas anzutreffen, wo gegenwärtig ebenfalls Krieg herrscht.

Neben den Ovambos ist die Gruppe der San – Buschmänner ansässig und

die Gruppe der Hereros, die eine große Rolle spielen.

Botswana: Das Land ist durch die Kalahari, die Beckenlandschaft und die Tierhaltung

gekennzeichnet. 95% der Bevölkerung gehören den Bantu – Stämmen an.

Erwähnenswert davon sind die Schona, die auch in Simbabwe vertreten

sind. Sie zeichnen sich durch eine eigene Sprache aus. Buschmänner sind

auch in diesem Land als kleine Gruppe vertreten.

Simbabwe: Die größte Gruppe sind die Schona mit einem Anteil von 77%. Die ver-

bliebenen Weißen stellen eine kleine Gruppe und die Asiaten, vor allem die

Inder, findet man in der Region. Sie haben sich auf den Handel speziali-

siert.

Südafrikanische Republik: 76% der Bevölkerung gehören der Bantugruppe an und

nur 13% sind Weiße. Mischlinge spielen in diesem Land eine besondere

Rolle.

Im gesamten südafrikanischen Raum ist Englisch als Sprache verbreitet und vor al-

lem in Südafrika das Afrikaans.

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 56

Wirtschaft des südlichen Afrikas

Im Norden haben die alten Kolonialländer einen Verstädterungsanteil von 30%, der

gegen Süden zunimmt und schließlich in Südafrika einen Wert von 50% erreicht. Be-

dingt durch das natürliche Potential des Lan-

des wird ein menschliches benötigt, um es zu

fördern und zu nutzen, wodurch sich die un-

terschiedlichen Bevölkerungskonzentrationen

erklären lassen.

Auf die Landwirtschaft umgelegt heißt das,

dass in den Trockenräumen, die einen Jah-

resniederschlag von ca. 200 bis 300 mm

aufweisen nur Tierhaltung möglich ist. Gegen

Osten sind mehr Niederschläge vorhanden, die vor allem die Hochplateaus betreffen

und dort für die besten Anbaugebiete im ganzen südlichen Afrika sorgen. Der Be-

reich ist aber nicht nur durch seine landwirtschaftliche Gunst gekennzeichnet, reiche

Metallvorkommen (Gold, Mangan, Kupfer,

Uran), Kohlenlager und Diamantenminen

machen das Gebiet zur reichsten Bergbau-

region Afrikas. Durch die vorhandenen Bo-

denschätze erfolgt eine starke Einbindung in

den Weltmarkt. Das Wissen um den Bergbau

und die nötige Infrastruktur, die einen ge-

winnbringenden Abbau erst ermöglichte,

stammte aus der Kolonialzeit, zuvor hatte der Bergbau kaum Bedeutung.

Hochplateau mit Rundbuckeln

Diamantenmine

Aber nicht nur Bodenschätze werden aus dem Gebiet auf den Weltmarkt gebracht,

auch Früchte, die im mediterranen Klima an der Südspitze Afrikas gedeihen, werden

verkauft.

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Die wirtschaftliche Entwicklung der südafrikanischen Republik

Die Entdeckung des Landes erfolgte durch den Holländer Jan von Riebeeck. In der

Folge gründete die Holländisch – Ostindische Kompanie Stützpunkte, wie etwa Kap-

stadt um den Handel mit Indien zu erleichtern.

Das Territorium wurde für leer erklärt, obwohl es dünn besiedelt war. Erst später ka-

men die Bantu – Stämme aus dem Norden in das Land.

Um 1770 kam die erste Burengruppe (Buren = Bauern) nach Südafrika und besiedel-

ten das Land, in dem sie Kriege gegen die Bantus führten.

1795: endete die Herrschaft der Holländisch – Ostindischen Kompanie

1806: übernahm Großbritannien die Kolonie

1834: wurde die Sklaverei abgeschafft.

1835: erfolgte eine große Wanderung der Buren ins Landesinnere. Es ist dies der

„Große Buren Treck“ und die Teilnehmer werden heute noch als „Vortrecker“

bezeichnet. Zwei Burenstaaten, Oranje und Transvaal, wurde gegründet.

Die Kolonie wurde zu einem britischen

Protektorat erklärt und durch den auf-

kommenden Bergbau entstand die

dichtest besiedelte Region Afrikas.

1910: wurde die südafrikanische Union ge-

gründet.

1911 – 1913 wurden erste Rassentren-

nungsgesetzte erlassen, die zu einer

getrennten Entwicklung von Schwarzen und Weißen führte, was wir unter dem

Schlagwort Apartheid kennen.

Kupferbergbau obertags

1994: erfolgte das Ende der Apartheid in Südafrika und das heutige Südafrika wurde

geschaffen.

Während dem kolonialen Einfluss erreichte die Technisierung einen Stand, der die

Unterschiede zwischen den Bevölkerungsteilen welche die Technik beherrschten und

jenen, die sie nicht beherrschten, extrem förderte. Die Europäer konnten sich durch

das Wissen, welches sie mitbrachten von den Schwarzen abheben. Ein Beispiel für

diese Diversität ist etwa die Landwirtschaft, wo traditionelle Anbaumethoden, jenen

Erstellt von Wolfgang Henebichler Regionale Geografie Afrikas Seite 58

aus Europa gegenüber standen, oder der Bergbau, in den von europäischer Seite

enorm investiert wurde.

Heute erwirtschaftet die Landwirtschaft 5% des BIP (3% in Deutschland), allerdings

sind 13% der Bevölkerung im primären Sektor tätig, was auf eine typische afrikani-

sche, arbeitsintensive Nutzung schließen läßt.

31% des BIP wird in der Industrie verdient. 30% der Erwerbsfähigen arbeiten auch in

diesem Sektor.

Der Rest von 64% wird im Dienstleistungsbereich für das BIP erreicht, in dem auch

57% der Bevölkerung tätig sind.

Dennoch ist diese Entwicklung auf bestimmte Bevölkerungsteile konzentriert, da die

Arbeitslosigkeit bei 50% liegt. Dieses Problem gilt es zu entschärfen, und die Betrof-

fenen zu integrieren.

Südafrika zählt zu den wichtigsten Weltwirt-

schaftszonen. Die reichste Stadt des Landes

ist Johannesburg, dass durch seine Nähe zu

Goldminen auch zu den dichtest besiedelten

Gebieten zählt. Das Zentrum der Stadt hat

die Morphologie einer amerikanischen Stadt.

Die Westseite Südafrikas gehört dem mediterranen Einfluss an, was in Kombination

mit dem kalten Meeresstrom des Atlantiks zur Wolkenbildung führt, die vor allem auf

dem Tafelberg in Kapstadt auftritt.

Zentrum von Johannesburg


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