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Date post: 14-Feb-2016
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Das bfu-Magazin für Präventionspartner
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Das bfu-Magazin für Präventionspartner 1/2013 UNFALLPRÄVENTION IM SPORT Ein Balanceakt zwischen Eigenverantwortung und Vorschriften ZUCKERFABRIK AARBERG Erfolgreicher Besuchstag – Sicherheit inklusive VERWAISTE ARBEITSPLÄTZE Handbuch für sichere Arbeitsfahrten
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Page 1: sicher leben

Das bfu-Magazin für Präventionspartner 1/2013

UNFALLPRÄVENTION IM SPORT

Ein Balanceakt zwischen Eigenverantwortung und Vorschriften

ZUCKERFABRIK AARBERG

Erfolgreicher Besuchstag – Sicherheit inklusive

VERWAISTE ARBEITSPLÄTZE

Handbuch für sichere Arbeitsfahrten

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Sport lässt kaum jemanden kaltLetzten Sommer: Die Olympischen Spiele in London sowie die Fussball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine zogen die Zuschauer in ih-ren Bann. Diesen Winter: Die Krise im Schweizer Ski-Alpin-Männerteam und die Präsenz der NHL-Superstars in den hiesigen Eishockey-Stadien bewegten die Fans. Spitzensport fasziniert und motiviert im Idealfall dazu, sich selber sportlich zu betätigen.

Wenn wir Breitensportler allerdings unseren Vorbildern aus dem Profi-sport übermotiviert nacheifern, kann es schnell einmal zu Unfällen kommen. Der Spass ist dann arg getrübt und wir stellen uns kritische Fragen. Ähnliche Fragen, wie sie sich auch die bfu-Unfall-forscher stellen: «Was passiert?», «Wie und warum passiert es?» und «Wie kann es verhindert werden?». Das bfu-Sicher-heitsdossier «Unfallforschung Sport»1 gibt darauf Antworten. Es analysierte erstmals in der Schweiz wissenschaftlich das Unfallgeschehen, die Risikofaktoren sowie erfolgversprechende Präventions-möglichkeiten für die 5 unfallrelevan-testen Sportarten-Gruppen.

Die bfu wird sich künftig noch stär-ker für die Sicherheit im Sport engagie-ren, wie im «Fokus» dieser Ausgabe zu lesen ist. Jährlich verletzen sich näm-lich rund 300 000 in der Schweiz wohn-hafte Personen bei Sportunfällen so schwer, dass sie ärztliche Behandlung benötigen; rund 140 werden getötet. Es gibt also bedeutendes Potenzial, um den unbestrittenen Nutzen des Sports noch zu erhöhen.

Rolf Moning

1 Sie finden das bfu-Sicherheitsdossier auf www.bfu.ch/bestellen (Art.-Nr. 2.106).

Inhalt EDITORIAL

IMPRESSUM

Herausgeberin: bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung, Hodlerstrasse 5a, CH-3011 Bern, [email protected], www.bfu.ch, Tel. + 41 31 390 22 22

Adressänderungen: [email protected]

Redaktion: Ursula Marti (wortreich gmbh), Magali Dubois (bfu), Rolf Moning (bfu), Tom Glanzmann (bfu)

Redaktionsadresse: Ursula Marti, wortreich gmbh, Maulbeerstrasse 14, 3011 Bern, [email protected], Tel. + 41 31 305 55 66

Korrektorat: Hedy Rudolf (bfu)

Bildnachweise: Seiten 1, 15: Simone Wälti; Seiten 2, 4, 6, 9, 12: Iris Andermatt; Seiten 7, 11: zvg; Seite 8: BASPO/Ulrich Känzig; Seite 10: Keystone; Seite 13: Museumsnacht Bern; Seite 14: Giovanni Antonelli; Seite 16: Die Post

Layout: SRT Kurth & Partner AG, Ittigen Druck: UD Print AG, Luzern, klimaneutral gedruckt

Auflage: Deutsch: 9200, Französisch: 3300, Italienisch: 1100. Das Magazin erscheint vierteljährlich.

ISSN 2235-8846 (Print) / ISSN 2235-8854 (PDF)

© Wiedergabe von Artikeln nur mit Genehmigung der Redaktion und unter vollständiger Quellenangabe.

DIE ZAHLKurze Schlafpause zwischen Konzert und Heimreise 3

FOKUS UNFALLPRÄVENTION IM SPORT Mit der richtigen Balance gegen Sportunfälle: Interview mit Hansjürg Thüler 4

Der Hallenboden ist das A und O 6

Standpunkt von Nationalrat Christian Lohr zum neuen Sportförderungsgesetz 7

J+S und bfu machen gemeinsame Sache 8

NETZWERK BETRIEBE Verwaiste Arbeitsplätze wegen Verkehrsunfällen: Die bfu reagiert! 10

Besuchstag bei der Zuckerfabrik Aarberg: «Wir haben uns minutiös vorbereitet» 12

NETZWERK KANTONEMit dem Qualitätslabel «Fiesta» wird das Fest ein Erfolg 14

KAMPAGNEDie bfu auf 33 x 28 mm 16

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Aus der Unfallforschung geht klar her-vor, dass die 18- bis 24-jährigen Män-ner ein besonders hohes Unfallrisiko aufweisen, vor allem in den Nacht-stunden des Wochenendes. Deshalb konzentriert sich die diesjährige Mü-digkeitskampagne auf diese Zielgruppe. Im Vordergrund steht das Bekanntma-chen des 15-minütigen Turboschlafs, des einzig wirksamen Mittels gegen Müdigkeit am Steuer – auch nach dem Ausgang.

Die jungen Leute sollen nicht nur über die bewährten Einsatzmittel (Pla-kate, Kino-, Web- und TV-Spots, On-line-Banner, Inserate), sondern auch ganz direkt angesprochen werden, er-läutert Kampagnenleiterin Nathalie Wirtner: «Wir werden mit einem Tur-

boschlaf-Bus an diversen Musikfesti-vals in der West- und Deutschschweiz präsent sein, um die jungen Fahrzeug-

lenkenden vor Ort auf die Problematik der Übermüdung am Steuer aufmerk-sam zu machen. Wer möchte, kann bei uns einen Kaffee trinken, sich in-formieren oder auch gleich einen Tur-boschlaf von 15 Minuten machen.»

An Musikfestivals können junge Leute auf sympathische und emotionale Weise angesprochen werden. Die bfu erhofft sich davon eine stärkere Sen-sibilisierung. Nathalie Wirtner: «Der erste Schritt besteht darin, den Leuten bewusst zu machen, dass bei Müdig-keit am Steuer nur genügend Schlaf das Unfallrisiko wesentlich senken kann und unterwegs einzig der Turboschlaf wirkt.» Weiter gehe es darum, Alter-nativen aufzuzeigen, also den ÖV oder ein Taxi zu nutzen oder vor Ort eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen.

Informationen auf www.turbo schlaf.ch mit Wettbewerb (Tickets für Musikfes-tivals zu gewinnen), Einsatzorten des Buses, Tipps und Videoanleitung für den Turboschlaf. um

DIE ZAHL

TURBOSCHLAF 2013 steht die mehrjährige Müdigkeitskampagne der bfu und ihrer Partner ganz im Zeichen der jungen Fahrzeuglenkenden. An Musikfestivals werden die jungen Leute direkt angesprochen. Sie werden eingeladen, in einem speziellen Bus einen Turboschlaf von 15 Minuten zu machen, bevor sie sich für die Heimreise ans Steuer setzen.

Kurze Schlafpause zwischen Konzert und Heimreise

15

«Warum fahren die Jungen so, als würde

ihnen ein Teil des Gehirns fehlen? Ganz

einfach: Weil es genau so ist!» Dieser

scherzhafte Spruch enthält ein Stück

Wahrheit, wie Divera Twisk, Forscherin

beim niederländischen Institut für Ver-

kehrssicherheit SWOV am 14. bfu-Forum

vom 27.11.2012 in Bern ausführte. Sie

erläuterte die Ergebnisse eines OECD-

Forschungsprojekts zur Unfallhäufigkeit

und den Risikofaktoren von Junglenkern

in Europa. Die Studie zeigt, dass junge

Männer weit weniger von der zuneh-

menden Verkehrssicherheit profitieren

als junge Frauen. Dies unter anderem,

weil ihnen aus physiologischen Gründen

häufig die nötige Reife noch fehlt, um

der komplexen und gefährlichen

Aufgabe des Autofahrens gewachsen

zu sein.

Müsste deshalb das Mindestalter für

den Erwerb des Fahrausweises herauf-

gesetzt werden? Eine knifflige Frage,

die Vertreter aus Forschung, Politik und

Verwaltung am bfu-Forum diskutierten.

Ebenfalls genauer unter die Lupe genom-

men wurde die 2005 in der Schweiz ein-

geführte Zweiphasenausbildung. Auch

wenn diese ihre Wirkung langsam zu

entfalten beginnt, müssen die Ausbil-

dungskurse dringend optimiert werden,

wie ein vom ASTRA in Auftrag gegebe-

ner Bericht der bfu zeigt. md

bfu-Forum 2012 zur Sicherheit von Junglenkern

ZOOM

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4 sicher leben 1 / 2013

FOKUS UNFALLPRÄVENTION IM SPORT

Mit der richtigen Balance gegen SportunfälleAUSBLICK Neben technischen und organisatorischen Massnahmen stehen in der Sportunfallprävention vermehrt auch rechtliche Fragen im Zentrum. Hansjürg Thüler erläutert, wie die bfu in den nächsten Jahren Sportunfälle verhindern will.

Herr Thüler, Sie leiten seit gut einem Jahr die bfu-Sportabteilung. Welches ist Ihr wichtigster Leitsatz für die Unfallprävention im Sport?Besser werden kann man im Sport nur, wenn man auch mit Risiken richtig umgehen kann.

Was heisst für Sie, richtig mit Risiken umzugehen? Praktisch jede Sportart birgt spezifische Risiken. Sportlerinnen und Sportler

müssen diese zuerst kennen, das heisst wahrnehmen und richtig beurteilen. Ohne realistische Selbsteinschätzung geht das nicht. Anschliessend müssen sie die richtigen Entscheide treffen und umsetzen. Das kann auch heissen, ein Risiko als zu gross zu beurteilen und die geplante Handlung nicht auszuführen.

Die bfu ist daran, die Sportunfall-verhütung weiterzuentwickeln. Sagen wir es so: Wir sind in einem Pro-

zess, wir passen die bestehenden Inst-rumente den aktuellen Begebenheiten an. Es gibt neue oder exaktere Erkennt-nisse zum Unfallgeschehen und zu Prä-ventionsmassnahmen, die wir – zusam-men mit unseren Partnern – umsetzen wollen.

Welches sind die heutigen Heraus forderungen?Verschiedene. In einigen Sportarten, vor allem im Outdoor-Bereich, tum-

Auf der Suche nach einer guten Balance zwischen Sicherheit und Risiko: Hansjürg Thüler, Leiter der bfu-Sportabteilung.

Er ist dipl. Turn- und Sportlehrer, Erwachsenenbildner, Eishockeytrainer und passionierter Spiel-, Winter- und Kraftsportler.

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meln sich viele Ungeübte. Ihnen sind die bestehenden Gefahren oft gar nicht bewusst. Häufig findet auch keine Vor-bereitung und keine mentale Auseinan-dersetzung mit der Sportart statt. Fest-zustellen ist das beispielsweise beim Bergwandern oder Schlitteln. Eine an-dere aktuelle Herausforderung sind die rechtlichen Fragen.

Inwiefern?Mit dem neuen Sportförderungsgesetz (siehe S. 7) ist es gelungen, die Unfall-prävention in die Sportpolitik einzu-bringen und gesetzlich zu verankern. Nun wird sich zeigen, wie sich das aus-wirkt.

Was erhofft sich die bfu davon?Dass sich nun die Stellen des Bundes, aber auch der Kantone und Gemein-den, die mit Sport zu tun haben, ver-mehrt überlegen und darlegen, wie sie die Unfallprävention umsetzen wol-len. Es betrifft Organisationen wie Jugend+Sport (siehe S. 8/9), aber auch die Sportverbände oder Schulen. Wir unterstützen sie dabei.

In der Sportunfallprävention haben technische Massnahmen ein grosses Gewicht. Was ist darunter zu verstehen?Darunter versteht man, zum Beispiel durch bauliche Vorkehrungen eine Anlage – sei es eine Piste, eine Moun-tainbike-Anlage, ein Hallenbad –, ein Sportgerät oder die Schutzausrüstung sicherer zu machen. Man spricht dabei von Verhältnisprävention.

Was sind organisatorische Massnahmen?Diese verändern das Sportsetting durch gezielte Informationen und An-weisungen. Dazu gehört beispielsweise, eine Gruppe so zusammenzusetzen, dass niemand überfordert ist, oder der Einsatz von Checklisten. Klare orga-nisatorische Massnahmen verbessern

auch die Verhältnisse – wie gut das wirkt, hängt nicht zuletzt von der kon-sequenten Anwendung der Sporttrei-benden ab.

Das wäre dann der Appell an das sichere Verhalten jedes Einzelnen? Richtig, hier sprechen wir von Ver-haltensprävention. Sie ist wichtig und wird von der bfu ebenfalls gefördert. Trotzdem darf man nicht zu eupho-risch sein: Die Wirkung von verhalten-sorientierten Massnahmen ist leider oft nicht sehr gross, da das Verhalten der Menschen bisweilen auch fehleranfällig ist. Zudem sind Sicherheitsempfehlun-gen nicht allen bekannt – und nicht alle wollen sie befolgen.

Welche Rolle spielen Gesetze und Sanktionen für die Sportunfall-verhütung? Die meisten Sportaktivitäten finden in der Freizeit statt und sind freiwil-lig. Daher spielen hier Gesetze und Sanktionen eine kleinere Rolle als im Strassenverkehr oder in der Ar-beitssicherheit. Zudem ist die Fremd-gefährdung im Sport häufig kleiner. Hier gehen wir stärker von der Eigen-verantwortung aus. Wird diese aller-dings nur unzureichend gelebt, sind vermehrt Regeln und letztlich Gesetze nötig.

An welche denken Sie?Anzustreben sind solche besonders in kommerziellen Settings und dort, wo es um den Schutz von Kindern und Ju-gendlichen geht. Wer im Ferienhotel eine Flussfahrt oder einen Tauchkurs bucht, soll sich darauf verlassen können, dass verbindliche Sicherheitsregeln gel-ten. Genauso soll es im geleiteten Sport-unterricht klare Regeln geben. Weder bei Feriengästen noch bei Kindern dür-fen wir von einem ausreichenden eige-nen Gefahrenbewusstsein ausgehen.

Wo steht die Sportunfallverhütung in 5 Jahren?Wenn die zur Verfügung stehende (Frei-)Zeit weiter wächst und die Aktivitäten von Ungeübten weiter zunehmen, kann leider nicht von weniger Sportunfällen ausgegangen werden. Gezielte Präven-tionsmassnahmen werden sicher nötig sein. Wenn es gelingt, die als wirksam eingestuften Massnahmen umzusetzen, können wir die Verhältnisse verbessern und einige Risikofaktoren positiv be-einflussen – und zwar ohne uns durch übertriebene und unnötige Präventi-onsvorschriften die Freude am Sport nehmen zu lassen. Ich bin selber Sport-ler und will ganz und gar nicht alles ver-bieten!

Interview: Ursula Marti

Neues bfu-Forum Sport

Unter dem Titel «Wie viel Unfallprä-

vention erträgt der Sport?» führt die

bfu erstmals das Forum Sport durch.

Der Anlass thematisiert die Gratwan-

derung zwischen Freiheit und Verbo-

ten. Diskutiert werden der heutige

Umgang mit den Risiken sowie wirk-

same, der Praxis angepasste Präven-

tionsmassnahmen.

Der Anlass für Fachpersonen und

Interessierte findet am 22. Mai 2013,

15.00 Uhr, im Haus des Sports in

Ittigen BE statt. Informationen und

Anmeldung auf www.bfu.ch.

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6 sicher leben 1 / 2013

Beim Bau oder bei Sanierungen von Sportanlagen wird der Unfallverhütung heute eine wichtige Rolle beigemessen. Die bfu stellt dafür Fachdokumentati-onen zur Verfügung, anhand derer die verantwortlichen Planerinnen und Pla-ner alle sicherheitsrelevanten Faktoren berücksichtigen können. Zudem führt bfu-Berater Markus Buchser zahlreiche Beratungen vor Ort durch: Pro Jahr be-sichtigt er etwa 30 Sportanlagen, meist Hallen oder Bäderanlagen. Zusammen mit den Auskünften am Telefon und per Mail kommt er auf fast 1000 Bera-tungen. «Eines der häufigsten Themen ist die Wahl des geeigneten Hallenbo-dens. Ein zu glatter Belag macht koor-dinierte Bewegungen auf dem Boden unmöglich. Aber auch ein zu stump-fer Boden kann zu Verletzungen füh-ren», sagt Buchser. Zudem sei in Sport-hallen besonders darauf zu achten, dass keine Elemente – Sportgeräte, Heizkör-per, Fenster oder Türgriffe – hervorste-hen. Es gelte das «Prinzip der glatten Wand».

Aufwändige Reinigung leicht gemachtAlleine mit dem Bau einer Anlage ist es jedoch nicht getan. Auch der Unterhalt und die Reinigung spielen eine Rolle. «Ein grosses Problem ist Staub auf dem Hallenboden. Er vermindert die Stand-sicherheit, man rutscht darauf leicht aus, was je nach Sportart äusserst ge-fährlich sein kann», weiss Buchser.

Sporthallen sind gesucht und stark be-legt. Oft haben die Hauswarte zwischen Schullektionen und Vereinstrainings kaum noch Zeit für das aufwändige Put-zen. Bei der Stadt Basel entstand deshalb die Idee, für grosse Mehrfachhallen ein programmierbares Reinigungsgerät zu entwickeln, das Hallenböden selbststän-dig reinigt. Die eigens dafür gegründete Firma Infrasport nahm sich dieses An-liegens an und entwickelte den «Boden-wart 240». Das neuartige Gerät kann in 15 Minuten eine Nassreinigung durch-führen, indem es mit zwei Walzenbürs-ten, Wasser und Reinigungsmittel den gesamten Hallenboden abfährt. Etwas mehr Zeit benötigt die Grundreinigung oder das spezielle Programm zum Ent-fernen von Harzrückständen auf dem Boden. Der Hauswart setzt den Roboter in Betrieb und versorgt ihn am Schluss wieder an seinen Platz im Geräteraum – dazwischen kann er sich anderen Arbei-ten widmen.

Markus Buchser ist überzeugt, dass sich bei grossen Hallenflächen die In-vestition in ein solches Gerät lohnt und wird künftig bei seinen Beratungen von Planern und Betreibern von Sportanla-gen darauf hinweisen. «Der Hallenbo-den ist das A und O. Richtig ausgewählt, gepflegt und sauber ist er die Basis für sicheres Sporttreiben in der Halle».

Ursula Marti

Bezugsquelle: www.infrasport.ch

SICHERE SPORTHALLEN Sportanlagen so bauen und pflegen, dass die Unfallgefahr möglichst gering gehalten werden kann – dafür engagiert sich bfu-Berater Markus Buchser seit langem. Er weist auf die Wichtigkeit von sauberen Böden hin.

«Der Hallenboden ist das A und O»

FOKUS UNFALLPRÄVENTION IM SPORT

bfu-Berater Markus Buchser freut sich über

die neu entwickelte Reinigungsmaschine,

die den Hallenboden schnell und gründlich

säubert.

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«Die Freude am Sport soll ungetrübt sein»STANDPUNKT von Nationalrat Christian Lohr (CVP) zum neu eingeführten Sportförderungsgesetz.

Sport zu treiben, sich regelmässig zu bewegen, das macht der eigenen Ge-

sundheit zuliebe viel Sinn. Die Freude am Sport soll aber nicht durch Verlet-zungen beeinträchtigt werden. Im neuen Sportförderungsgesetz SpoFöG ist des-halb die nachhaltige Unfallverhütung ein wichtiges Aktionsfeld. Gesamtgesell-schaftlich betrachtet ist auch an eine Sen-kung der direkten Behandlungskosten so-wie des hohen Produktivitätsausfalls für die Wirtschaft zu denken.

Die Förderung von Sport und Bewe-gung ist in der Schweiz seit dem 1. Ok-tober 2012 in einem eigenen Bundesge-setz geregelt. Die inhaltliche Basis für das neue Sportförderungsgesetz gründet auf «dem Interesse an der körperlichen Leis-tungsfähigkeit und der Gesundheit der Bevölkerung, der ganzheitlichen Bildung und des gesellschaftlichen Zusammen-halts» (Art. 1). Als eines der 5 Hauptziele wird die Verhinderung von Unfällen bei Sport und Bewegung genannt. Expli-zite Erwähnung findet dieses wichtige Thema auch in der Sportförderungsver-ordnung SpoFöV in den Artikeln 11, 15 und 35, die die Pflichten und Aufgaben der Organisatoren von J+S-Angeboten, der J+S-Kadermitglieder sowie der ver-antwortlichen Personen im Bereich des Erwachsenensports festhalten.

War es denn überhaupt nötig, in un-serem Land ein solches Sportförderungs-gesetz zu schaffen? Vieles hat schon vor-her bestens funktioniert, nicht wenige der im Gesetz und in der Verordnung aufge-

führten Punkte haben sich als Selbstver-ständlichkeiten bewährt. Dennoch war es für mich ein vernünftiger Schritt, ver-schiedene überaus wertvolle Aspekte der Sportförderung neu einzuführen bzw. klarer zu formulieren. Damit wird der gesellschaftlichen Bedeutung von Sport und Bewegung für die Gesundheit ver-stärkt Rechnung getragen. Die Samm-lung von sinnvollen und auch umsetzba-ren Vorschriften ist meiner Einschätzung nach knapp gehalten, genau so wie es dem freiheitlichen und fairen Geist ent-spricht, der im Sport steckt.

Es ist gut, wenn sich immer mehr Menschen sportlich bewegen. Die Anzahl der Sportunfälle muss – ja darf – deswe-gen aber nicht weiter ansteigen. «Clever-

ness im Sport» bedeutet für mich, auch den Erhalt der Gesundheit bei der Aus-übung der rund 70 vom Bund geförder-ten Sportarten als eines der erstrebens-werten Resultate zu betrachten. Die Freude am Sport soll dabei jederzeit un-getrübt bleiben. Das Sportförderungsge-setz erlaubt es, die Rahmenbedingungen dafür zu verbessern. Da und dort Spiel-regeln zu definieren ist nicht eine Ein-schränkung von individuellen Bedürfnis-sen. Sicherheitsstandards beispielsweise bieten Gewähr, dass die Risiken für jeden Einzelnen deutlich gesenkt werden kön-nen. Für mich geht es auch darum, ein gutes Gleichgewicht zwischen Eigenver-antwortung und Solidarität – auch im Sport – zu erreichen. •

Nationalrat Christian Lohr will ein Gleichgewicht zwischen

Eigenverantwortung und Solidarität.

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8 sicher leben 1 / 2013

JUGENDSPORT Die Zusammenarbeit zwischen dem Bundesamt für Sport BASPO und der bfu hat Tradition. Nun wurde ein neues Kooperationsprojekt zwischen dem Bereich Jugend+Sport und der bfu lanciert. Es hat zum Ziel, die Sicherheit bei allen 70 J+S-Sportarten zu verstärken.

J+S und bfu machen gemeinsame Sache

FOKUS UNFALLPRÄVENTION IM SPORT

«Das gemeinsame Projekt mit der bfu ist gerade gestartet», sagt Matthias Ru-din, Verantwortlicher für den Fachbe-reich Sicherheit – Integration – Präven-tion von Jugend+Sport (J+S). «In einer ersten Sitzung haben wir die Strate-gie besprochen, mit der wir die Sicher-heit bei den einzelnen Sportarten noch verbessern können.» J+S bietet Kurse für über 70 verschiedene Sportarten an. Diese werden nun im Rahmen des Projekts zusammen mit den jeweili-gen J+S-Fachleitungen hinsichtlich der Unfallprävention überprüft.

Sicherheits anforderungen«Bei dem breiten Angebot an Sport-arten gibt es keine allgemeingültige

Lösung», erklärt Rudin, «denn alle haben ein ganz unterschiedliches Ge-fahrenprofil. Ein Tischtennis-Leiter wird nicht so viel Zeit in die Sicherheit investieren müssen wie beispielsweise ein Kanusport-Leiter.» Aus diesem Grund werden alle Sportarten einzeln betrachtet und analysiert. J+S unter-scheidet dabei zwischen A-Sportarten (ohne besondere Sicherheitsbestim-mungen) und B-Sportarten (mit be-sonderen Sicherheitsbestimmungen).

In einer ersten Phase des Projekts werden die Bedürfnisse definiert. «Wir fangen voraussichtlich mit 3 Sportar-ten an. Wir werden beispielsweise mit den Fussball-Experten zusammensit-zen und gemeinsam erörtern, welche

Sicherheitsmassnahmen sinnvoll sind und auf welcher Stufe was kommuni-ziert werden muss.» Es ist zu klären, ob sich Informationen an die Kurslei-terinnen und Kursleiter oder eher an die Teilnehmenden richten. Je nach-dem werden zusätzliche Kurs- und Modulinhalte für die Grundausbil-dung oder die Weiterbildung geschaf-fen oder Informationsbroschüren für die Kinder und Jugendlichen bereitge-stellt.

Gefahren richtig einschätzen«Unser Ziel ist, dass wir die Unfälle und Verletzungen in den einzelnen Sportarten verringern können», be-tont Rudin. Zum einen gehört da die

Jugendliche trainieren mit dem Kanu Slalom auf dem Schüsskanal in Biel.

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J+S gestaltet und fördert jugendge-

rechten Sport. Die Kurse und Lager er-

möglichen Kindern und Jugendlichen,

Sport ganzheitlich zu erleben und

mitzugestalten. Zusätzlich werden

unter pädagogischen, sozialen und

gesundheitlichen Gesichtspunkten die

Entwicklung und Entfaltung junger

Menschen unterstützt. Einige Zahlen:• mehr als 70 Sportarten und Disziplinen• jährlich 55 000 Kurse und Lager mit

rund 700 000 Teilnehmenden (5- bis

20-jährig)• mehr als 65 000 tätige Leiterinnen

und Leiter (jährlich werden 12 000

neu ausgebildet)

• fast 9000 aktive Coaches• über 3500 Expertinnen und Experten• über 3000 Aus- und Weiterbildungs-

module pro Jahr

Der Bund und die Kantone führen die

Institution in partnerschaftlicher Zu-

sammenarbeit mit den Sportverbän-

den. Der Bund unterstützt die Vereine,

Verbände und Kantone bei ihrer Ju-

gendarbeit mit jährlich rund 60 Mil-

lionen Franken. Neben der direkten

finanziellen Unterstützung werden

Aus- und Weiterbildungsangebote,

Lehrunterlagen und Leihmaterial zur

Verfügung gestellt. Die Kantone sind

mit ihren J+S-Amtsstellen die engs-

ten Partner für J+S Magglingen. Sie

nehmen vielfältige Aufgaben in der

Kaderbildung wahr, erledigen die Ad-

ministration der Jugendausbildung und

sorgen für die Einhaltung der Regeln.

Die Verbände stellen Fachpersonen für

die Entwicklung ihrer Sportart und die

J+S-Aus- und Weiterbildungsmodule

zur Verfügung. Die Vereine sorgen für

altersgerechte und nachhaltige Ange-

bote und setzen die J+S-Gelder ziel-

gerichtet für den Jugendsport ein.

www.jugendundsport.ch,

www.baspo.ch

richtige Ausrüstung dazu. «Eine J+S-Leiterin oder ein J+S-Leiter Inline-hockey weiss, dass die Kinder und Jugendlichen diverse Schoner und ei-nen Helm tragen müssen. Diese Si-cherheitsvorkehrungen können mit einer einfachen Check-up-Liste ab-gefragt werden.» Es gehe zum andern aber auch darum, dass Gefahren rich-tig eingeschätzt würden, zum Beispiel beim Lagersport / Trekking. «Kann ich hier eine Seilbahn bauen? Wo-rauf muss ich achten? Welches sind die Entscheidungsgrundlagen?» Solche und ähnliche Fragen müssen sich die Kursleiterinnen und -leiter gemäss Rudin stellen. Die Ansprüche an diese Personen sind sehr hoch.

Breiter InformationskanalDas erste Augenmerk im Projekt gilt den beliebten, aber auch heiklen Sport-arten wie Fussball oder Schwimmen. Anschliessend sind weitere Sportar-ten mit kleinerem Unfallrisiko an der Reihe. Bei der bfu existiert für ein-zelne Sportarten bereits umfassendes

Informationsmaterial, wie zum Bei-spiel zum Berg- oder Schneesport. Die-ses Know-how wird in den Prozess von J+S miteinbezogen, wie Rudin betont: «Die Zusammenarbeit beider Institu-tionen funktioniert sehr gut und wir stossen mit unseren Inputs auf offene Ohren. Wir streben eine Win-Win-Si-tuation an. Einerseits können wir von der Erfahrung der bfu profitieren. Auf

der anderen Seite haben wir ein brei-tes Netzwerk, um diese Informationen weiterzugeben.» Beim BASPO und bei der bfu geht man davon aus, dass bis Ende 2014 für alle Sportarten ein aus-gereiftes Konzept zur Gefahrenvermin-derung ausgearbeitet und kommuni-ziert sein wird.

Vanessa Kuhn

Matthias Rudin, Verantwortlicher Fachbereich Sicherheit – Integration – Prävention von J+S

vor der Eidgenössischen Hochschule für Sport in Magglingen

Zahlen und Fakten von Jugend+Sport

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10 sicher leben 1 / 2013

NETZWERK BETRIEBE

Verwaiste Arbeitsplätze wegen Verkehrsunfällen: die bfu reagiert!HANDBUCH ZU ARBEITSFAHRTEN Ein Drittel der Verkehrsunfälle in der Schweiz ereignet sich auf Dienstfahrten oder dem Arbeitsweg. Die bfu geht deshalb in die Offensive und bietet den Unternehmen ein neues Handbuch an mit dem Titel «Sicher ankommen im Strassenverkehr».

Mit welchen Massnahmen kann ein Un-ternehmen zur Vermeidung von Ver-kehrsunfällen bei Dienstfahrten bei-tragen? Auf europäischer Ebene wurde diese Frage vom «European Transport

Safety Council» (ETSC) gestellt und das Projekt PRAISE lanciert: Preven-ting Road Accidents and Injuries for the Safety of Employees. Die bfu machte sich daran, das internationale Projekt

an Schweizer Verhältnisse anzupassen. Sie erarbeitete daraufhin ein Handbuch für Verantwortliche von Fahrzeugflot-ten und für Gesundheits- und Sicher-heitsfachleute in Unternehmen.

Zwei Monate weg von der ArbeitAuf Dienstfahrten verunfallte Perso-nen mit Anrecht auf Lohnfortzahlung bleiben dem Arbeitsplatz im Durch-schnitt während 60 Tagen fern. Das sind mehr als 2 Monate Arbeitsausfall. Es ist deshalb klar, dass ein Verkehrs-unfall nicht nur viel Leid verursacht, sondern auch bedeutende wirtschaft-liche Folgen für den Betrieb nach sich zieht. Um dem entgegenzuwirken, the-matisiert das bfu-Handbuch zent-rale Fragen wie Alkohol, Drogen und Medikamente, Müdigkeit am Steuer, Ablenkung, Geschwindigkeit oder auch Ladungssicherung. Mit Vorlagen, Checklisten, Schulungsangeboten und individuellen Beratungen stellt die bfu den Betrieben Instrumente und Wis-sen zur Verfügung, um sie in ihren Anstrengungen für die Unfallpräven-tion zu unterstützen. Zu beachten ist, dass sich das Handbuch in erster Li-nie an Unternehmen mit einer relativ grossen Fahrzeugflotte von mindestens 50 Fahrzeugen richtet. Es wurde denn auch in enger Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Fahrzeugf lot-tenbesitzerverband erarbeitet.

Magali Dubois

Mit dem Projekt PRAISE sollen Unfälle auf Arbeitsfahrten verhindert werden.

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sicher leben 1 / 2013 11

Nestlé als Vor reiterin2008 lancierte Nestlé das Projekt «Safe Driving», das die gleichen Ziele verfolgt wie PRAISE. Eine Zusammenarbeit zwischen Nestlé und bfu war die Folge. Olivier Flury vom Komitee für Verkehrssicherheit, das für das Programm «Safe Driving» verantwortlich ist, gibt Auskunft.

sicher leben: Herr Flury, was genau be-inhaltet das Programm «Safe Driving» von Nestlé?Olivier Flury: Das Projekt befasst sich mit der weltweiten Umsetzung von Ver-kehrssicherheitsprogrammen in den verschiedenen Niederlassungen unseres multinationalen Unternehmens. Wir haben eine Risikomanagement-Strate-gie festgelegt, die auf bekannten Metho-den beruht, um Risiken und Gefahren

im Strassenverkehr zu erkennen und zu analysieren. Diese können sich in unse-rem Unternehmen von Land zu Land unterscheiden. Wir haben eine Kon-trollliste mit 10 Punkten verfasst, die verschiedene Themen abdeckt wie die Erarbeitung einer Verkehrssicherheits-politik, die Risikoanalyse, die Kommu-nikation usw. Unser «Safe Driving Tool Kit» beinhaltet all diese verschiedenen Elemente und unterstützt unsere Nie-

derlassungen bei der Umsetzung der Programme sowie beim Reporting von Unfalldaten, gefahrenen Kilometern und Benzinverbrauch.

Was bringt Ihnen die Unterstützung durch die bfu?Die bfu bringt ihre Erfahrung in der Unfallverhütung sowie eine Aussen-sicht ein. Und da die Ziele ihres Hand-buchs die gleichen sind wie unsere, schien es uns naheliegend, ihren Bera-ter für Nichtbetriebsunfälle in Betrie-ben, Christian Wyssmüller, als exter-nen Experten beizuziehen. Er hat uns geholfen, die Module des bfu-Hand-buchs in unser Programm zu integrie-ren. Somit wir auch das erste Schweizer Unternehmen, das diese Zusammenar-beit realisiert hat.

Ihr Programm stammt von 2008, Sie haben sicher bereits erste Ergebnisse?Über alle Nestlé-Betriebe gesehen sind Verkehrsunfälle trotz hervorragender lokaler Programme nach wie vor der Hauptgrund für Todesfälle. In der Schweiz hingegen hatten wir seit über 10 Jahren keine Todesfälle oder Un-fälle mit Schwerverletzten mehr. Wir führen das zurück auf unsere Anstren-gungen im Bereich der Prävention, der Ausbildung und der Anwendung der geltenden Sicherheitsregeln. Zudem haben wir festgestellt, dass bei so gros-sen Fahrzeugflotten wie den unsrigen sich die Einhaltung der Geschwindig-keitslimiten und ein zurückhaltender Fahrstil positiv auf die Benzinkosten auswirken – ein für das Unternehmen nicht zu vernachlässigender Faktor.

Interview: Magali Dubois

Schulung

Der Einsatz des Handbuchs ist ver-

bunden mit der Teilnahme an einem

bfu-Ausbildungskurs zur Sicherheit

auf Arbeitsfahrten. Der Kurs findet

für die Deutschschweiz am 5. und

6. Juni 2013 in Bern statt, für die

Westschweiz am 26. und 27. Juni

2013 in Bussigny. Im Tessin wird die

Schulung gemäss Nachfrage orga ni-

siert. Interessierte Personen können

via www.sicherankommen.bfu.ch

Kontakt aufnehmen.

Olivier Flury ist Mitglied des Komitees für Verkehrssicherheit von Nestlé.

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12 sicher leben 1 / 2013

NETZWERK BETRIEBE

«Wir haben uns minutiös vorbereitet»BESUCHSTAG Zu ihrem 100-jährigen Jubiläum öffnete die Zuckerfabrik Aarberg 3 Tage lang ihre Tore für die Bevölkerung. Tausende von Personen liessen sich diese Gelegenheit nicht entgehen und verfolgten die Zuckerproduktion von nahem. Eine Herausforderung für Logistik und Sicherheit.

Ein herb-süsser Duft liegt in der Luft, gedämpfter Lärm dringt aus den ver-schiedenen Fabrikationshallen. Werk-leiter Thomas Frankenfeld und bfu-Chef-Sicherheitsdelegierter Markus Nobs überblicken das Gelände der Zuckerfa-brik Aarberg und lassen den Tag der offenen Türe vom Oktober 2012, an-lässlich des 100-jährigen Bestehens des Unternehmens, Revue passieren.

«Das Interesse war riesig», berich-tet Thomas Frankenfeld, «verteilt auf

3 Tage empfingen wir rund 14 000 Be-sucherinnen und Besucher.» Es zeigt, wie stark die Fabrik in Aarberg und Umgebung verankert ist – als Arbeitge-berin und als Abnehmerin von Zucker-rüben aus vielen Seeländer Bauernbe-trieben.

Anspruchsvoller RundgangDie Bewältigung dieser Besuchermenge war eine grosse Herausforderung. «Es war machbar, indem wir einen klaren

Rundgang vorgegeben und diesen mi-nutiös vorbereitet haben», erklärt Fran-kenfeld.

Die Sicherheit war ein zentrales An-liegen, weshalb der Werkleiter früh-zeitg den bfu-Chef-Sicherheitsdelegier-ten Markus Nobs mit ins Boot holte. Zusammen wurden im Vorfeld sämt-liche organisatorischen und techni-schen Fragen besprochen und vor Ort angeschaut. Sehr zur Zufriedenheit des Werkleiters: «Wenn man selber täglich

Thomas Frankenfeld (links), Werkleiter, und Markus Nobs, bfu-Chef-Sicherheitsdelegierter,

auf dem Areal der Zuckerfabrik Aarberg.

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sicher leben 1 / 2013 13

im Betrieb ist, übersieht man vieles. Der externe Blick des Sicherheitsspe-zialisten und seine kritischen Fragen waren deshalb sehr hilfreich.» Und der bfu-Fachmann Markus Nobs gibt das Kompliment gleich zurück: «Die An-lage war aus Sicht der Arbeitssicherheit bereits auf einem guten Stand. Durch die Öffnung des Werks für Besuchende kam eine zusätzliche Dimension dazu. Diese Wechselwirkung war spannend.»

Der Rundgang war anspruchsvoll. Da es von der Rübe bis zum fertigen Zu-cker zahlreiche Verarbeitungsschritte braucht, führte der Weg an mehreren Produktionsanlagen im Freien und in Hallen vorbei. Sie Besuchenden gin-gen über steile Treppen und Passerellen in luftiger Höhe. Die waren dabei von wechselnden Gerüchen und Tempera-turen und zuweilen ohrenbetäuben-dem Lärm umgeben. Die Tour dauerte 1 bis 1 ½ Stunden, je nach persönli-chem Gehtempo.

Umsichtige Vorbereitung Die allererste Sicherheitsmassnahme bestand darin, die Gäste zu infor-mieren, dass sich der Rundgang nur für körperlich fitte und schwindel-

freie Personen eignet und dass sie die Gehörschutzpfropfen, die gratis ab-gegeben wurden, verwenden sollen.

Die grösste Herausforderung aber war die Absicherung des Rundgangs. Der gesamte Besucherbereich war mit rot-weissen Bändern und Ketten ab-gegrenzt, Geländer und Abdeckun-gen schützten vor dem Herunterfal-len. Der bfu-Chef-Sicherheitsdelegierte hatte auf einige versteckte Gefahren aufmerksam gemacht wie schlecht er-kennbare Sockel und Absätze oder her-vorstehende Elemente im Kopfbereich. Diese konnten alle eleminiert wer-den. «Wir haben vieles bedacht», sagt Nobs. «Wir waren uns bewusst, dass es auch Kinder auf dem Rundgang haben würde und die Eltern – und überhaupt alle Besuchenden – durch das Beobach-ten der Maschinen abgelenkt sein wür-den.» Umso grösser mussten die Vor-sichtsmassnahmen sein.

An gewissen Stellen musste man für grössere Menschenansammlun-gen gewappnet sein, obwohl die Per-sonen zeitlich gestaffelt eingelassen wurden und der Rundgang grund-sätzlich nur in einer Richtung geführt wurde. «Wir haben zudem darauf ge-

achtet, dass sich die Besuchenden gut orientieren konnten. Sie haben im-mer zum Voraus gesehen, wo der Weg als nächstes hinführen wird, und wir haben entlang der Strecke rund 30 Aufsichtspersonen eingesetzt und Notausgänge vorgesehen», ergänzt Thomas Frankenfeld.

Kein einziger Unfall Der Einsatz hat sich gelohnt, sind beide Männer rückblickend überzeugt. «Es war eine tolle Stimmung», schwärmt Thomas Frankenfeld. «Unser Ziel, die Zuckerfabrik möglichst vielen Men-schen zugänglich zu machen, haben wir erreicht.» Am Ende des Rundgangs erwarteten die Besuchenden ein Fest-zelt und verschiedene Attraktionen für Jung und Alt. Ein Dokumentarfilm zur Geschichte des Schweizer Zuckers so-wie eine Live-Demonstration zur Rü-benernte von einst und jetzt rundeten das Programm ab.

Auch der bfu-Chef-Sicherheitsdele-gierte blickt zufrieden zurück: «Es gab keine Unfälle. Die Sanität musste bloss ein Nasenbluten behandeln.»

Ursula Marti

Magisches Licht, glückliche Nacht-

schwärmer und offene Museumstüren …

die Berner Museumsnacht lädt auch

2013 wieder zum Entdecken ein. Für die

bfu ist die Museumsnacht am 22. März

etwas ganz Besonderes: Als Gastteil-

nehmerin öffnet sie ebenfalls ihre Türen.

Unter dem Motto « ... des Lebens» zeigt

die bfu Fotos und Plakate aus vergange-

nen Zeiten, die Präventionsausstellung,

verborgene unterirdische Gänge und

verwöhnt die Besuchenden mit Klängen,

Kulinarischem und vielem mehr. Das

ganze Programm der Museumsnacht fin-

den Sie auf www.museumsnacht-bern.ch.

Der 19. Juni 2013 ist eher für Tag-

schwärmer. Die bfu lädt Sicherheitsde-

legierte, Verkehrsinstruktoren und

Sicherheitsbeauftragte von Betrieben

zu einem Präventionsanlass im Berner

Kursaal ein. Hierbei steht das Gestern,

Heute und Morgen der Unfallverhütung

im Zentrum.

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Berner Museumsnacht vom 22. März:

Schreiben Sie ein E-Mail mit Ihrer Ad-

resse an [email protected]. Verlosung und

Versand am 19. März. Viel Glück! tg

Eine Nacht und ein Tag

ANGESAGT

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14 sicher leben 1 / 2013

Mit «Fiesta» wird das Fest ein ErfolgQUALITÄTSLABEL Seit bald 10 Jahren hat das Wallis ein Qualitätslabel für Veranstaltungen. Das neue Instrument hat im Kanton zu einem Umdenken geführt.

NETZWERK KANTONE

Das Label «Fiesta» wird im Wallis im-mer beliebter. Seit bald 10 Jahren wer-den damit Veranstaltungen ausgezeich-net, Tendenz steigend: Letztes Jahr haben rund 100 Veranstalter das Zer-tifikat erhalten, 2005 waren es noch 15.

Die Einführung des Labels im Wal-lis entsprach einem grossen Bedürfnis. «Zu Beginn des neuen Jahrtausends mussten kommunale und kantonale Präventions- und Sicherheitsakteure bei Veranstaltungen immer wieder eingreifen und dabei feststellen, dass

es mehr und mehr zu Gewalt oder Unfällen kam. Zwar gab es verschie-dene Initiativen, um dem entgegen-zuwirken, doch jeder Akteur arbei-tete für sich allein. Die Einführung der 0,5-Promillegrenze war deshalb der ideale Moment, um ein neues ge-meinsames Instrument zu erarbeiten», erläutert Patrick Suard. Als Präventi-onsverantwortlicher bei der Stiftung «Sucht Wallis» war er bis Ende 2012 während vieler Jahre für das Fiesta-Label zuständig.

Die Organisatoren von Veranstaltun-gen wussten oft nicht, wie die Ver-fahren für die nötigen Bewilligungen abliefen. Zudem gab es grosse Un-terschiede zwischen solchen, die sich darum bemühten, die Risiken ihres Fests im Griff zu haben und andern, die dies vernachlässigten. Grund ge-nug für die beteiligten Partner, einen Massnahmenkatalog zu erarbeiten, mit dem man Feste jeder Grössen-ordnung ohne Zwischenfälle über die Bühne bringen kann.

Patrick Suard, bis Ende 2012 Präventionsverantwortlicher bei der Stiftung «Sucht Wallis».

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Um das Label zu erhalten, müssen sich die Organisatoren verpf lichten, auf dem Festgelände bestimmte Sicher-heitsregeln einzuhalten, wie beispiels-weise einen Ordnungsdienst oder eine adäquate Beleuchtung einzurichten. Sie haben auch dafür zu sorgen, dass kein Alkohol und Tabak an unter 16-Jährige verkauft wird, und müssen Massnah-men ergreifen, damit Festbesucher si-cher nach Hause gelangen.

Bei den Behörden stiess die Check-liste von Anfang an auf offene Ohren. Gegenwärtig sind fast 40 Label-Verlei-her – zumeist Polizeikorps der Gemein-den – im Einsatz, die 86 Ortschaften abdecken. Bei der Stiftung «Sucht Wal-lis» zeigte sich mit der Zeit der Bedarf nach einem kantonalen Koordinator für das Fiesta-Label. Seit einigen Mona-ten ist ein solcher nun im ganzen Kan-ton unterwegs, um alle mit dem Label

versehenen Veranstaltungen systema-tisch zu kontrollieren. «Damit wird die Handhabung einheitlicher, was dem Label mehr Glaubwürdigkeit verleiht», ist Patrick Suard überzeugt.

Nach der Veranstaltung erhalten die jeweiligen Partner einen Bericht. Die-ser ist sehr hilfreich, um weitere Op-timierungen vorzunehmen. Sind bei Festen Probleme aufgetaucht, kann das Label künftig auch verweigert werden.

Gut fürs ImagePatrick Suard ist überzeugt, dass das Zertifikat den Organisatoren viele Vor-teile bringt: Einerseits erhalten neue Veranstalter Beratung und Unterstüt-zung und andererseits ist das Label gut fürs Image. «Es ist eine Sicherheitsga-rantie. Durch das Label haben Eltern weniger Bedenken, ihr Kind ans Fest gehen zu lassen», erläutert er.

Zudem freut sich Suard, dass das neue Label zu einer «positiven Dyna-mik» im Kanton geführt hat: «Heute gehören Fragen des Jugendschutzes und des Risikomanagements beim Or-ganisieren einer Veranstaltung automa-tisch dazu.» Organisatoren von grösse-ren Anlässen – wie etwa das Caprices Festival –, die dem Label beigetreten sind, gingen mit gutem Beispiel voran. Und sie haben auch bewirkt, dass klei-nere Feste das Qualitätslabel führen.

«Sucht Wallis» zieht eine positive Bi-lanz der ersten Jahre mit dem Fiesta-Label. Zahlenmässig ist die Wirkung schwer einzuschätzen, umso mehr, als das Programm Teil eines Gesamt-konzepts für das Risikomanagement von Festen ist, das verschiedene Ak-tionen und Partner umfasst. Immer-hin ist die Anzahl tödlicher Verkehrs-unfälle im Kanton Wallis in 10 Jahren um ein Drittel zurückgegangen, wäh-rend der Verkehr auf den Strassen wei-ter zunimmt. Zudem hat in der neuen Generation eine Bewusstseinsbildung stattgefunden: Immer mehr Junge ach-ten darauf, dass jemand dabei ist, der sie nüchtern heimfährt, oder sie benut-zen den öffentlichen Verkehr, um un-versehrt nach Hause zu gelangen.

Die guten Erfahrungen mit dem Fi-esta-Label haben auch das Interesse an-derer Kantone geweckt. «Sucht Wallis» ist offen für jede Zusammenarbeit au-sserhalb der Kantonsgrenzen, betont jedoch, dass das Label in der heutigen Form nicht einfach unbesehen über-nommen werden kann. Im Lauf dieses Jahres soll eine Studie erstellt werden, um die Bedürfnisse und die Möglich-keiten abzuklären, das Zertifikat bei Fachdiensten, Vereinigungen und Ge-meinden anderer Kantone einzuführen.

Sandrine Rovere

2012 haben rund 100 Veranstalter

das Fiesta-Label erhalten.

Was verbindet die Steuerung einer

Spielkonsole und die bfu? Antwort: die

Präventionsausstellung, die die bfu

anlässlich ihres 75-Jahr-Jubiläums ins

Leben gerufen hat. Sie zeigt Unfallprä-

vention ganz neu! Die Navigation durch

die Inhalte erfolgt durch Handbewe-

gungen. Diese werden von Kinect, ei-

ner neuartigen Steuerung der Video-

spielkonsole, registriert. So innovativ

die Steuerung, so spannend sind die

Inhalte. 6 Themen warten darauf, ent-

deckt zu werden: Alkohol und Übermü-

dung – Persönliche Schutzausrüstung

im Sport – Im Auto – Im Strassenver-

kehr – Stürze – Sicherheit im und ums

Haus. Die Präventionsausstellung ist ab

25. März an verschiedenen Orten in der

Schweiz zu sehen und durch Interessierte

hier buchbar: www.75.bfu.ch tg

EINFACH GENIAL

Spannende Infos im Handumdrehen

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16 sicher leben 1 / 2013

KAMPAGNE

Die bfu auf 33 x 28 mm

«Wir machen Menschen sicher» – eine Mis-sion, der die bfu seit 75 Jahren nachlebt. Wie veranschaulicht man diesen Leitspruch auf einer Fläche von nicht ganz 10 cm2? René Sager hat sich der Herausforderung gestellt. Der Inhaber des Grafikateliers Sputnik wurde von der Schweizerischen Post einge-laden, an einem Wettbewerb zur Gestaltung einer Sondermarke für die bfu teilzuneh-men. Er hat diese Herausforderung perfekt gemeistert.

«Freizeit, Sport, Strassenverkehr, alte Men-schen, Kinder, Erwachsene – die bfu vereint unglaublich vieles. Ich habe mich gefragt, wie ich das alles auf eine Marke bringe und in ei-nen Zusammenhang mit Unfällen stelle», sagt René Sager. Zwischen März und Juni 2012

hatte er dann die zündende Idee: Sinnbild-lich baut die bfu Brücken über Gräben, in die man hineinfallen könnte. Sie ist wie selbstver-ständlich für die Schweizer Bevölkerung da. Und zwar in allen Landesteilen, weshalb Sager die 3-sprachige Bezeichnung «bfu, bpa, upi» in die Gestaltung integriert hat.

«Ich hatte grosse Freude am Entscheid der Jury!», erinnert sich Sager. Für den Grafiker ist es nicht die erste Briefmarke, die er umset-zen durfte. Und das verbindet ihn mit der bfu, für die es auch bereits die dritte Briefmarke in ihrer Geschichte ist.

Die bfu-Marke ist solange Vorrat an al-len Poststellen erhältlich und kann auf www.philashop.ch oder mit dem beigelegten Flyer der Post bestellt werden. tg

Die bfu macht die Schweizer Bevölkerung sicher –

das Sujet der 85-Rappen-Briefmarke.

© Die Post


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