Seminarmaterial zum Abschnitt 12.5 Version vom 23.01.2014
Deutsche Grammatik verstehen und unterrichten erarbeitet von
Matthias Granzow-Emden Die Seminarmaterialien werden sukzessive ergänzt.
Kommentar zum Material:
Auf den folgenden Seiten 1 und 2 finden Sie Arbeitsblätter für Studierende; anschließend im Querformat auf den Seiten 0 bis 3 [sic!] den Lösungsvorschlag für eine pdf- Projektion. Die Querformatsseiten 4 bis 15 enthalten die weiteren Beispiele aus Abschnitt 12.5. Auf den Arbeitsblättern geht es darum, einen angemessenen Kasusbegriff zu entwickeln (vgl. die Abschnit-te 12.5/12.5.1). In besonderer Weise eignen sich hierzu die Personalpronomen der ersten und zweiten Person: Die Einheiten ich und du können sich in ihrer Form verändern zu mich/mir bzw. dich/dir, ohne dass sich ihre Bedeutung – der Verweis auf sich selbst als Sprecher oder auf die „zweite Person“ als Hörer – ändert. Deshalb beginnt das Arbeitsblatt mit dem funktionalen Aspekt der Deixis. Mit operativen Verfah-ren werden im Anschluss Nominalgruppen untersucht, in denen sich ebenfalls Deixis und Kasus überla-gern. Mit den Kasusformen kommt zur situativen Orientierung, die die Deixis ermöglicht, eine strukturelle Orientierung, die grammatische Bezüge in Sätzen herstellt.
Deutsche Grammatik verstehen und unterrichten Seminarmaterial zum Abschnitt 12.5 Seite 1
Was ist Deixis? In allen Sprachen der Welt gibt es Wörter, mit denen man wie mit einem ausgestreckten Zeigefinger situa-
tionsgebunden auf Menschen, Dinge, die Zeit, den Ort usw. zeigen kann. Im Deutschen können Wörter wie
ich und du; das, der, dieses; da, dort, hier; jetzt, bald, heute oder auch so für sprachliches Zeigen (= Deixis;
zeigende Einheit: Deiktikon, Pl. Deiktika; Adj.: deiktisch) verwendet werden. Deiktische Einheiten dienen
(wie beim gestischen Zeigen der ausgestreckte Zeigefinger) der Orientierung.
In flektierenden Sprachen kann ein Teil der Deiktika im Zusammenspiel mit anderen sprachlichen Einheiten
grammatisch verändert werden. Die äußere Veränderung sorgt für strukturelle Verbindungen innerhalb der
Sprache. Dabei kommt zur funktionalen Orientierung, die das Zeigen ermöglicht, eine strukturelle Orientie-
rung hinzu, die sich zwar in sprachlichen Formen zeigen kann, die aber nicht mit einer unmittelbaren Be-
deutung verknüpft sind. Eine wichtige Größe bei der grammatischen Veränderung von Deiktika ist der Ka-
sus.
Was sind Kasus? Zur Einführung des Kasusphänomens eignet sich die Betrachtung der Personenzeigwörter ich und du. Dabei
lassen sich deren Veränderungsmöglichkeiten im Sprachvergleich Englisch – Deutsch beobachten.
Aufgabe 1:
a) Vergleichen Sie in den folgenden Sätzen die Personenzeigwörter der ersten und zweiten Person:
You have to know: I can’t live with or without you.
Du musst wissen: Ich kann nicht mit dir und nicht ohne dich leben.
I think you can’t live with or without me.
Ich denke, du kannst nicht mit mir und nicht ohne mich leben.
b) Tragen Sie die Formen in die folgende Tabelle ein:
Ausgangsform I you
veränderte Form: with or without…
Ausgangsform ich du
veränderte Form 1: ohne …
veränderte Form 2: mit …
Deutsche Grammatik verstehen und unterrichten Seminarmaterial zum Abschnitt 12.5 Seite 2 Aufgabe 2:
a) Ergänzen Sie die Paradigmen um die (angemessen veränderten) Einheiten du/der Hund/das
Schaf/die Katze:
Ich kann nicht
mit dir_
_____________
_____________
_____________
und nicht
ohne ____
_____________
_____________
_____________
leben.
b) Ergänzen Sie die Paradigmen um die (angemessen veränderten) Einheiten du/der Hund/das
Schaf/die Katze:
Ich helfe dir_
_____________
_____________
_____________
Ich unterstütze ____
_____________
_____________
_____________
c) Wie kommen bei a) bzw. bei b) die Veränderungen zustande?
Aufgabe 3:
a) Ergänzen Sie die beiden Tabellen und vergleichen Sie die Formen:
Ausgangsform ich du der Hund das Schaf die Katze
Form 1: ohne…
Form 2: mit…
Ausgangsform ich du der Hund das Schaf die Katze
Form 1: Ich unterstütze …
Form 2: Ich helfe …
b) Formulieren Sie, wie Ihre Beobachtungen zu einem Verständnis der Kasusformen bei Schülerinnen und
Schülern beitragen können.
Deutsche Grammatik verstehen und unterrichten Seminarmaterial zum Abschnitt 12.5 Seite 0
Aufgabe 1
a)
You have to know: I can’t live with or without you.
Du musst wissen: Ich kann nicht mit dir und nicht ohne dich leben.
I think you can’t live with or without me.
Ich denke, du kannst nicht mit mir und nicht ohne mich leben.
b)
Ausgangsform I you
veränderte Form: with or without … me you
Ausgangsform ich du
veränderte Form 1: ohne … mich dich
veränderte Form 2: mit … mir dir
Deutsche Grammatik verstehen und unterrichten Seminarmaterial zum Abschnitt 12.5 Seite 1
Aufgabe 2 a/b)
Ich kann nicht
mit
dir
dem Hund
dem Schaf
der Katze
und nicht
ohne
dich
den Hund
das Schaf
die Katze
leben.
Ich helfe
dir.
dem Hund.
dem Schaf.
der Katze.
Ich unterstütze
dich.
den Hund.
das Schaf.
die Katze.
Deutsche Grammatik verstehen und unterrichten Seminarmaterial zum Abschnitt 12.5 Seite 2
Aufgabe 3a)
Ausgangsform ich du der Hund das Schaf die Katze
Form 1: ohne … mich dich den Hund das Schaf die Katze
Form 2: mit … mir dir dem Hund dem Schaf der Katze
Ausgangsform ich du der Hund das Schaf die Katze
Form 1: Ich unterstütze … mich dich den Hund das Schaf die Katze
Form 2: Ich helfe … mir dir dem Hund dem Schaf der Katze
Deutsche Grammatik verstehen und unterrichten Seminarmaterial zum Abschnitt 12.5 Seite 3
Aufgabe 3b)
Sowohl Personenzeigwörter als auch Nominalgruppen können verändert werden. Die Ur-
sache der Veränderung können Wörter wie ohne und mit sein, die gemeinsam mit dem
Personenzeigwort bzw. der Nominalgruppe eine Wortgruppe bilden. Grammatisch werden
so verwendete Einheiten als Präposition bezeichnet.
Die Ursache für die Veränderung können auch als Verben verwendete Einheiten wie un-
terstützen oder helfen sein.
Die (strukturell völlig verschiedenen) Einheiten ohne und unterstützen bewirken eine äu-
ßerlich identische Formveränderung (hier: „Form 1“). In der Grammatik versuchen wir ei-
ne solche Formveränderung mit dem Terminus Akkusativ zu fassen. Die durch die Einhei-
ten mit und helfen ausgelöste Formveränderung nominaler Einheiten („Form 2“) bezeich-
nen wir als Dativ.
Deutsche Grammatik verstehen und unterrichten Seminarmaterial zum Abschnitt 12.5 Seite 4
Orthografische Varianten: Eine Präposition oder Präposition + Nominalgruppe?
Hier entstehen neue Präpositionen
Deutsche Grammatik verstehen und unterrichten Seminarmaterial zum Abschnitt 12.5 Seite 5
Wechselpräpositionen
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Deutsche Grammatik verstehen und unterrichten Seminarmaterial zum Abschnitt 12.5 Seite 7
Rektion von Verben
Deutsche Grammatik verstehen und unterrichten Seminarmaterial zum Abschnitt 12.5 Seite 8
Deutsche Grammatik verstehen und unterrichten Seminarmaterial zum Abschnitt 12.5 Seite 9
Verben, die eine Präposition regieren:
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Rektion von Adjektiven
Deutsche Grammatik verstehen und unterrichten Seminarmaterial zum Abschnitt 12.5 Seite 11
Rektion von Nominalgruppen
Deutsche Grammatik verstehen und unterrichten Seminarmaterial zum Abschnitt 12.5 Seite 12
Einheiten, die den Kasus weiterleiten: als und wie
Deutsche Grammatik verstehen und unterrichten Seminarmaterial zum Abschnitt 12.5 Seite 13
Weitergabe des Kasus bei als und wie:
Deutsche Grammatik verstehen und unterrichten Seminarmaterial zum Abschnitt 12.5 Seite 14
Freie Kasus
Dativus commodi/incommodi:
Pertinenzdativ:
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Dativus judicantis:
Dativus ethicus: