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Selsingen 2030 Kapitel 1 2

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Bevölkerungs- und Gemeinbedarfsentwicklung Bevölkerungs- und Gemeinbedarfsentwicklung der der Samtgemeinde Selsingen Samtgemeinde Selsingen von 2010 bis 2030 von 2010 bis 2030 Dipl.-Ing. Peter H. Kramer Büro für angewandte Systemwissenschaften in der Stadt- und Gemeindeentwicklungsplanung Mittelstraße 1 www.kramergutachten.de 31073 Grünenplan Tel. 0 51 87 - 30 00 87 August 2012 Gutachten im Auftrag der Region
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  • Bevlkerungs- und GemeinbedarfsentwicklungBevlkerungs- und Gemeinbedarfsentwicklung

    derder Samtgemeinde SelsingenSamtgemeinde Selsingen

    von 2010 bis 2030von 2010 bis 2030

    Dipl.-Ing. Peter H. KramerBro fr angewandte Systemwissenschaften inder Stadt- und Gemeindeentwicklungsplanung

    Mittelstrae 1 www.kramergutachten.de31073 Grnenplan Tel. 0 51 87 - 30 00 87

    August 2012 Gutachten im Auftrag der Region

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    InhaltSeite

    1. Vorwort_________________________________________________________4

    1.1 Anlass und Problemstellung..................................................................................4

    1.2 Methode - Systemanalyse und Computersimulation............................................6

    1.3 Relevanz vorliegender Prognosen zur Bevlkerungsentwicklung......................10

    2. B isherige Entw icklung, Ausgangslage und

    Standortbestim m ung_________________________________________12

    2.1 Entwicklung und Altersstruktur der Bevlkerung................................................13

    2.1.1 Wanderungen.....................................................................................................22

    2.1.1.1 Herkunfts- und Zielgebiete der Wanderungen....................................................22

    2.1.1.2 Altersstruktur der wandernden Bevlkerung.......................................................33

    2.1.2 Natrliche Bevlkerungsbewegungen................................................................36

    2.1.3 Altersstruktur der derzeitigen Bevlkerung.........................................................40

    2.2 Entwicklung und Struktur des Wohnungsbestandes .........................................48

    2.3 Bevlkerungs- und Wohnungsbestandsentwicklung im Umfeld.........................75

    2.3.1 Bevlkerungsentwicklung....................................................................................76

    2.3.2 Wohnungsbestandsentwicklung ......................................................................104

    2.3.3 Wanderungen und Wohnungsbau....................................................................120

    2.4 Entwicklung und Struktur der Beschftigung....................................................130

    2.5 Abschtzung des Wohnungs- und Baulandnachfragepotentials......................146

    2.6 Binnenstruktur und -entwicklung der Samtgemeinde.......................................163

    2.7 Kennzeichen der bisherigen Entwicklung.........................................................177

    3. Entw icklung der Szenarien__________________________________179

    3.1 Wohnraum- und Baulandangebotspotential.....................................................180

    3.2 Konzeption und Entwicklung der Szenarien......................................................189

    3.3 Wohnung- und Wohnflchenzugang in den Szenarien....................................206

    3.3.1 Zusammenfassung der Szenariovariablen und Ausgangsgren....................218

    4 . Resultierende Bevlkerungs- und W ohnraum entw icklung___225

    4.1 Wohnraumentwicklung.....................................................................................226

    4.2 Rumliche Bevlkerungsbewegungen..............................................................234

    4.3 Natrliche Bevlkerungsbewegungen..............................................................238

    4.4 Zusammengefasste Salden der Jahre 2011 bis einschlielich 2030...............246

    4.5 Bevlkerungsentwicklung..................................................................................252

    4.5.1 Die Bevlkerungsentwicklung in den Teilgebieten............................................255

    4.6 Altersstruktur der Bevlkerung im Jahr 2030....................................................286

    4.7 Entwicklung der Wohnflche je Einwohner.......................................................316

    Dipl.-Ing. Peter H. Kramer - Bevlkerungs- und Gemeinbedarfsentwicklung der Samtgemeinde Selsingen von 2010 bis 2030

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    5. G em einbedarfsentw icklung__________________________________319

    5.1 Kinderbetreuung................................................................................................320

    5.1.1 Betreuung von Kindern im Alter von 3 Jahren bis zur Einschulung..................321

    5.1.2 Betreuung von Kindern unter 3 Jahren.............................................................350

    5.1.3 Betreuung von schulpflichtigen Kindern............................................................364

    5.2 Bedarfsentwicklung im Bereich der Schulen....................................................368

    5.2.1 Primarstufe........................................................................................................370

    5.2.2 Sekundarstufe I.................................................................................................381

    5.2.3 Sekundarstufe II - Berufsausbildung.................................................................388

    5.3 Bedarfsentwicklung im Bereich Spiel, Jugend und Sport.................................391

    5.3.1 Spielpltze.........................................................................................................392

    5.3.2 Bedarfsentwicklung im Bereich der Jugendeinrichtungen................................409

    5.3.3 Sportsttten.......................................................................................................412

    5.4 Erwachsenenbildung/Erwerbsbevlkerung.......................................................417

    18 bis unter 25 Jahre - Haushaltsgrnder.........................................................421

    25 bis unter 45 Jahre - Huslebauer.................................................................423

    45 bis unter 65 Jahre - Erben und Vorruhestand..............................................426

    5.5 Bedarfsentwicklung im Bereich der lteren Bevlkerung.................................428

    5.5.1 Junge Alte - 65 bis unter 75 Jahre..................................................................429

    5.5.2 Senioren und Altenpflege..................................................................................432

    5.6 Bedarfsentwicklung im Bereich Friedhof..........................................................439

    5.7 Ausblick auf die Entwicklung nach 2030...........................................................443

    6. Kurzzusammenfassung....................................................................................447

    Anhang____________________________________________________A 1 ff.

    Dipl.-Ing. Peter H. Kramer - Bevlkerungs- und Gemeinbedarfsentwicklung der Samtgemeinde Selsingen von 2010 bis 2030

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    1. Vorwort

    1.2 Anlass und Problemstellung

    Dieses Gutachten entstand im Rahmen der Integrierten lndlichen Entwicklung der Region BrdeOste-Wrpe. Die Region hatte im August 2011 das Bro fr angewandte Systemwissenschaften inder Stadt- und Gemeindeentwicklungsplanung von Dipl.-Ing. Peter H. Kramer mit der Erstellung diesesGutachtens beauftragt. Das Gutachten soll die zuknftige kleinrumige Bevlkerungs- und Gemein-bedarfsentwicklung der Samtgemeinden Selsingen, Sittensen, Tarmstedt und Zeven sowiezusammenfasend fr die Region aufzeigen. Das hier vorliegende Gutachten umfasst die Aussagen zurBevlkerungs- und Gemeinbedarfsentwicklung der Samtgemeinde Selsingen mit ihren Mitglieds-gemeinden Anderlingen, Deinstedt, Farven, Ostereistedt, Rhade, Sandbostel, Seedorf und Selsingen.

    Erstellte Gutachten:

    Bevlkerungs- und Gemeinbedarfsentwicklung der Samtgemeinde Selsingen von 2010 bis 2030vorgelegt im Juli 2012, 448 Seiten + AnhangBevlkerungs- und Gemeinbedarfsentwicklung der Samtgemeinde Sittensen von 2010 bis 2030vorgelegt im August 2012, 419 Seiten + AnhangBevlkerungs- und Gemeinbedarfsentwicklung der Samtgemeinde Tarmstedt von 2010 bis 2030vorgelegt im August 2012, 439 Seiten + AnhangBevlkerungs- und Gemeinbedarfsentwicklung der Samtgemeinde Zeven von 2010 bis 2030vorgelegt im August 2012, 508 Seiten + Anhang

    sowie jeweils eine etwa 40 Seiten umfassende Kurzfassung

    Bevlkerungs- und Gemeinbedarfsentwicklung in der Region Brde Oste-Wrpe bis zum Jahr 2030- Kooperation, Ausgleich und Interessenwahrnehmungvorgelegt im August 2012 (etwa 75 Seiten)

    Dipl.-Ing. Peter H. Kramer - Bevlkerungs- und Gemeinbedarfsentwicklung der Samtgemeinde Selsingen von 2010 bis 2030

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    Bei komplexen, dynamischen Systemen, wie dem der Bevlkerung einer Kommune, ist eine Einscht-zung der mglichen Entwicklungen nur mit Hilfe eines verhaltenserklrenden, strukturgltigen,computerisierten Simulationsmodells mglich. Die Bevlkerungsentwicklung wird zudem durch dieBauland- und Wohnungsbaupolitik und durch andere Manahmen derSamtgemeinde bzw. ihrerMitgliedsgemeinden beeinflusst. Daher werden zur Bestimmung der Wohnraum- und Wohnbauland-nachfrage sowie der Bevlkerungs- und Gemeinbedarfsentwicklung verschiedene Szenarien auf Basiseines eigenen Computersimulationsmodells erarbeitet.

    Die Simulation der Bevlkerungs- und Wohnungsbestandsentwicklung ermglicht eine zeitliche undrumliche Abstimmung der Baulandausweisung mit den Aufnahmekapazitten der Gemeinbedarfsein-richtungen. Bei einem unabwendbaren Bevlkerungsrckgang werden auf dieser Grundlage Strate-gien und Manahmen zur Konsolidierung entwickelt. Bestehen die Mglichkeiten fr ein Bevlkerungs-wachstum werden Strategien und Manahmen entwickelt, die ein Wachstum unter optimalerAusnutzung der vorhandenen Ressourcen gewhrleisten. Die Computersimulation ermglicht es, dasWohnraum- und Baulandnachfragepotential am Standort Samtgemeinde Selsingen zu bestimmen.Auerdem wird auf Grundlage der Situationsanalyse die Nachfragestruktur nach Wohnraum undBauland der zuziehenden bzw. anzuwerbenden Bevlkerung bestimmt. Zur Neuaufstellung, nderungoder Ergnzung eines Flchennutzungsplanes werden wesentliche Grundlagen erarbeitet. Mit Hilfe derComputersimulation werden Vernderungsprozesse identifiziert, die mglicherweise erst mittel- oderlangfristig virulent werden. Probleme werden so frhzeitig erkannt, Handlungsschwerpunkte knnengesetzt und rechtzeitig geeignete Manahmen eingeleitet werden. Allen Gruppen, Brgerinnen undBrgern werden die unweigerlich eintretenden tiefgreifenden demographischen Vernderungen in ihrereigenen Gemeinde aufgezeigt. Erst so werden die Voraussetzungen fr nachhaltige Problemlsungengeschaffen, einschlielich der Haushaltskonsolidierung. Das Gutachten versteht sich als ein Beitragzur Gemeindeentwicklung, es soll und will keine Vorgaben treffen. Wichtig ist es, sich ber die Hand-lungsmglichkeiten und deren Konsequenzen im Klaren zu werden. Ziel ist es, eine mglichst breiteund fundierte Informationsbasis zu schaffen, auf der dann die Verantwortlichen der Samtgemeindebzw. ihrer Mitgliedsgemeinden eine qualifizierte Entscheidung ber die Zukunft ihrer Kommune treffenknnen. In diesem Gutachten werden stets die Handlungsmglichkeiten und die daraus resultierendenKonsequenzen aufgezeigt.

    Die Bearbeitung erfolgt in mehreren Arbeitsschritten. In der Analyse wird die Bevlkerungs- undWohnungsbestandsentwicklung in der Samtgemeinde bzw. ihrer Mitgliedsgemeinden und in denTeilgebieten sowie im nheren Umfeld untersucht. Dies schliet mgliche Einflussfaktoren auf dieBevlkerungs- und Wohnungsbestandsentwicklung ein. Ziel dieser Analyse ist es, die auflaufendenEntwicklungsprozesse und die aktuelle Ausgangslage zu erfassen. Auerdem ist zu klren, wie sichdie Samtgemeinde bzw. ihrer Mitgliedsgemeinden gegenwrtig im nheren Umfeld positioniert, welcheBesonderheiten vorliegen und zu beachten sind. Ebenso werden die Vernderungsprozesse innerhalbder Samtgemeinde und ihren Mitgliedsgemeinden analysiert. Auf Basis der Situationsanalyse erfolgteine Ermittlung der realistischen Entwicklungsmglichkeiten der Samtgemeinde und ihren Mitglieds-gemeinden. Dabei ist auch zu klren, welche derzeitigen und zuknftigen Rahmenbedingungenvorliegen, die einen Einfluss auf die Entwicklungsmglichkeiten nehmen. Zur Einschtzung derrealistischen Entwicklungsmglichkeiten ist die Entwicklung mglicher Konkurrenten von Bedeutung.Unter Bercksichtigung der Entwicklungsziele der Samtgemeinde bzw. ihrer Mitgliedsgemeinden.werden hierauf aufbauend verschiedene Szenarien einer mglichen, realistischen Entwicklungformuliert. Sie umschreiben gleichzeitig die Handlungsoptionen. Zur Bestimmung der darausresultierenden Bevlkerungs- und Wohnungsbestandsentwicklung erfolgt eine Computersimulationkleinrumig bis zum Jahre 2030. Damit wird eine genaue Folgenabschtzung mglich. DieFolgenabschtzung konzentriert sich zunchst auf die Handlungsfelder und insbesondere denPflichtaufgaben einer Kommune, also Kinderbetreuung (Krippe, Kindergarten, Hort), allgemeinbildendeSchulen, Spiel und Sport, Altenpflege sowie Tod und Bestattung. Hier wird der Bedarf nach Art,Umfang und Zeitpunkt bestimmt. Es wird geklrt, ob zum Beispiel der Neubau oder die Erweiterungeiner Einrichtung erforderlich wird, ob nur eine vorbergehende Bedarfsspitze abzufangen ist oderEinrichtungen zusammengelegt, ganz oder teilweise geschlossen werden knnen. Dazu gehrt aberauch die fachbergreifende Abstimmung der Siedlungsentwicklung mit der Gemeinbedarfsent-wicklung. Auch hier wird geklrt, welche derzeitigen und zuknftigen Rahmenbedingungen vorliegen,die einen Einfluss auf den Gemeinbedarf nehmen. Basierend auf dieser Informationsgrundlage werdenHandlungsstrategien und u.a. mgliche Manahmen zur effizienteren Auslastung der vorhandenenoder geplanten Gemeinbedarfseinrichtungen aufgezeigt. Darber hinaus werden neue Handlungs-felder identifiziert und konkretisiert, die derzeit in der Regel noch nicht Gegenstand kommunalenHandelns sind. (Hinweis: Einige Forderungen auch gegenber der Samtgemeinde bzw. ihrerMitgliedsgemeinden werden mit dem demographischen Wandel begrndet. Auch hier wird klargestellt, ob dies im vorliegenden Fall berhaupt zutrifft.)

    Dipl.-Ing. Peter H. Kramer - Bevlkerungs- und Gemeinbedarfsentwicklung der Samtgemeinde Selsingen von 2010 bis 2030

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    1.2 Methode - Systemanalyse und Computersimulation

    Wenn sich wiederholende Phnomene ber einen sehr langen Zeitraum und an verschiedenenStandorten beobachten lassen, knnen die Regeln nach dem diese Ablaufen beschrieben werden.Diese beobachteten Phnomene knnen dann in mathematische Regeln den so genannten Algorith-men gefasst werden. Damit kann dann die weitere Entwicklung prognostiziert werden. Im Falle derBevlkerung einer Stadt oder Gemeinde lassen sich aber keine stetigen, sich an allen Standortenwiederholende Phnomene beobachten. Kennzeichen einer jeden Bevlkerungsentwicklung ist ihreKomplexitt und die daraus resultierende zeitliche Dynamik. Daher mssen in diesem Fall dieWirkungszusammenhnge und die ablaufenden Prozesse untersucht und beschrieben werden.Daraus ist dann ein Modell zu entwickeln, mit dem die weitere Entwicklung abgeschtzt werden kann.

    Ein anpassungsfhiges komplexes System ist ein offenes System, das aus zahlreichen Einzel-elementen besteht, die nichtlinear durch Wechselwirkungen miteinander verbunden sind und eineeinzige, organisierte und dynamische Einheit bilden, die fhig ist, sich zu entwickeln und an die Umweltanzupassen. Nichtlinear bedeutet, dass, auch wenn sich der Input regelmig verndert, der Outputsich unregelmig und nicht proportional zur Vernderung des Input verhalten kann. In einemkomplexen System sind die Beziehungen zwischen den Elementen wichtiger als die Natur derElemente selber. Bei komplexen Systemen (mit nicht linearen Zusammenhngen, Speichereffekten,Rckkoppelungen usw.), wie dem der Bevlkerungsentwicklung ist eine Einschtzung der mglichenEntwicklungen nur mit Hilfe eines verhaltenserklrendem, strukturgltigem, computerisiertenSimulationsmodells mglich.

    Ausgang fr jede Simulation ist die Formulierung eines Modells der zu betrachtenden Wirklichkeit.Diese Modelle werden zunchst nur verbal umschrieben, dann in mathematische Regeln gefasst undin eine Programmiersprache bersetzt. Anschlieend wird die Gltigkeit des Modells anhand derbisherigen Entwicklung berprft.

    Um eine realistische Beschreibung des wahrscheinlichen Systemverhaltens zu bekommen, mssenauch ber die externen Einflsse oder internen Strukturverschiebungen Annahmen gemacht werden.Diese Annahmen betreffen die Art, den Zeitpunkt (oder die zeitliche Verteilung) und die Strke vonueren Einwirkungen oder Ereignissen. Im Allgemeinen wird es sich um eine Vielzahl von mglichenEinflssen handeln, die zunchst in beliebiger Kombination eintreten knnen. Die vollstndige Unter-suchung beliebiger Kombinationen ist offensichtlich aussichtslos. In der Praxis der Bedarfs- undFolgenabschtzung wird die Vielfalt der mglichen Kombinationen externer Einwirkungen inSzenarienzusammengefasst. Ein Szenario steht dabei unter einer bestimmten Leitidee, an der sichdie Auswahl der Art und Strke der ueren Einwirkungen orientiert. Diese Leitidee bestimmt dieGrundzge der externen Entwicklung und wird benutzt, um einen im Rahmen dieser Grundannahmenplausiblen und in sich konsistenten Satz von externen Parametern abzuleiten. Die Annahmen desSzenarios sollten relativ bruchlos an die historische Entwicklung anknpfen.

    Mit der strukturgetreuen Beschreibung des Systems, den Daten fr seinen Anfangszustand und derVorgabe externer Einwirkungen ber den interessierenden Zeitraum in Form von Szenarien ist es imPrinzip mglich, die zu erwartende Entwicklung zu beschreiben. Bei komplexen Systemen, wie demder Bevlkerungsentwicklung, ist die Ableitung der zu erwartenden Entwicklung nur mit Hilfe einescomputerisierten Simulationsmodells mglich.

    Simulationsmodell

    Schon Anfang der 90er Jahre hat Peter H. Kramer ein Computerprogramm entwickelt, mit dem dieBevlkerungsentwicklung einer Stadt oder Gemeinde kleinrumig und fr einen lngeren Zeitraumsimuliert werden kann. In den letzten Jahren sind etliche Stdte und Gemeinden in Norddeutschland1mit Hilfe dieser Methode und dieses Instrumentes begutachtet worden. Nachfolgend wird diesesystemwissenschaftliche Methode und die Vorgehensweise beschrieben.

    Die Bevlkerungsentwicklung ergibt sich aus der Ausgangslage, der Wirkungszusammenhnge undProzesse sowie den externen Eingriffen, d.h. den Aktivitten der Samtgemeinde bzw. seinerhandelnden Akteure (Rat, Verwaltung, private Wirtschaft usw.). Einer jeden Modellentwicklung geht

    1U.a.: Stadt Bad Bramstedt, Stadt Bad Mnder, Stadt Bad Oldesloe, Stadt Bassum, Stadt Buchholz in der Nordheide, StadtDelmenhorst, Gemeinde Dtlingen, Samtgemeinde Esens, Stadt Friesoythe, Gemeinde Grasberg, Gemeinde Heek, StadtHessisch Oldendorf, Gemeinde Hude (Oldb.), Gemeinde Ihlow, Kiel-Suchsdorf, Kiel-Meimersdorf, Stadt Lohne (Oldb.),Gemeinde Lilienthal, Gemeinde Loxstedt, Stadt Nienburg (Weser), Stadt Osterholz-Scharmbeck, Gemeinde Rastede, StadtRatzeburg, Stadt Stadthagen, Stadt Vechta, Gemeinde Visbek, Stadt Wedel, Stadt Winsen (Luhe), Gemeinde Worpswede

    Dipl.-Ing. Peter H. Kramer - Bevlkerungs- und Gemeinbedarfsentwicklung der Samtgemeinde Selsingen von 2010 bis 2030

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    eine umfassende Systemanalyse voraus. Die Systemabgrenzung oder Umfang des Modells orientiertsich dabei an den Einflussfaktoren und der jeweiligen Aufgaben- bzw. Fragestellung.

    Ausgangsgren wie Bevlkerung nach Alter und Geschlecht, Sterbe- und Geburtenhufigkeit, Alters-struktur der zu- und abwandernden Gruppen, Standortattraktivitt aus Sicht der jeweiligen Gruppe,Wohnungsbestand u.v.m.. werden fr die Samtgemeinde und ihre Mitgliedsgemeinden und jedesTeilgebiet ermittelt und gehen als Anfangsbedingungen in die Simulation ein. Die Wirkungszusammen-hnge und ablaufenden Prozesse (Alterung, Bevlkerungsbewegungen und Wohnungsbestandsent-wicklung) werden im Simulationsmodell strukturgltig nachgebildet, d.h. so wie sie in der Realitttatschlich ablaufen. Variablen werden nicht vorgegeben oder fortgeschrieben. So wird (stark verein-facht) whrend der Computersimulation laufend die jeweils aktuelle Wohnraumnachfrage auf Basis derBevlkerungsentwicklung und das Wohnraumangebot auf Basis der Wohnungsbestandsentwicklung(Neubau, Abbruch, Umnutzung) festgestellt. Das Wohnraumangebot wird unterteilt nach Ein- undMehrfamilienhusern und deren Bauweise. Wohnraumabhngige Wanderungen ergeben sichinsbesondere durch das Verhltnis von Wohnraumnachfrage und -angebot und der Attraktivitt desjeweiligen Standortes bzw. des Teilgebietes aus Sicht der jeweiligen sozialen Gruppe. Wohnraum-unabhngige Wanderungen, etwa bei Wohneinrichtungen fr ltere Einwohner oder der Abwanderungjunger Leute an ihre Ausbildungssttten, werden ebenfalls simuliert. Die Wanderungsbewegungenverndern die Geburtenhufigkeit und Sterbewahrscheinlichkeit, die zusammen mit dem Alterungs-prozess die Wohnraumnachfrage verndert, die wiederum die Wanderungen beeinflusst usw.. DasSimulationsmodell wird anhand einer Testsimulation der zurckliegenden Jahre berprft. Dabeiwerden nur die externen Eingriffe in das System vorgegeben.

    Das Simulationsprogramm wurde auf Basis einer gelufigen, allgemein einsetzbaren Programmier-sprache entwickelt. Diese flexible einsetzbare Programmiersprache ermglicht es, das Simulations-programm ohne Einschrnkungen ganz nach den Anforderungen des Modells entwickeln zu knnen.Der Programmieraufwand und der damit verbundene Test- und Evaluierungsaufwand ist sehrumfangreich. Das Simulationsprogramm wird seit Jahren fortwhrend aktualisiert, verifiziert undweiterentwickelt.

    Szenarien (Systemsteuerung)

    Die Bevlkerungs- und Wohnungsbestandsentwicklung ergibt sich aus der Ausgangslage, derEntwicklungsdynamik und den externen Eingriffen in das System (Systemsteuerung), d.h. denAktivitten der Kommune. Die Kommunen haben keine Mglichkeit (mehr) die Ausgangslage zubeeinflussen. Ebenso ist es nicht mglich, die elementaren, grundlegenden Wirkungszusammenhngedes Systems zu beeinflussen (junge Frauen bekommen Kinder, Bevlkerung lebt in Wohnungenusw.). Allerdings greift die Kommune immer steuernd in den Entwicklungsprozess ein. LiegenEntwicklungsziele vor, so knnen hieraus geeignete Manahmen abgeleitet werden. Jede Zielsetzungund jede Manahme muss sich allerdings an dem Machbaren orientieren. Die Grundlage fr dieseEinschtzung wird u.a. in der umfassenden Systemanalyse erarbeitet (einschlielich das gesamteUmfeld, Beschftigung, gesellschaftliche Trends usw.). Die verschiedenen Steuerungsmglichkeitenwerden in Szenarien zusammengefasst. Auf Basis der Szenarien erfolgt dann eine Computer-simulation der Bevlkerungs- und der Wohnungsbauttigkeit. Anhand der Simulationsergebnisseerfolgt eine Folgenabschtzung u.a. auf die Gemeinbedarfsentwicklung. D.h. es wird aufgezeigt, wasgeschieht, wenn die Kommune, wie in den Szenarien dargestellt, in das System eingreift.

    Grundstzlich werden immer mehrere Szenarien entwickelt. Der Arbeitstitel "Passiv-Szenario"beschreibt bereits die Grundintension dieses Szenarios. Hier wird zunchst nicht mehr in dieablaufenden Prozesse eingegriffen. Im Laufe der Bearbeitung kann dieses Szenario zu einemeigenstndigen Konzept weiterentwickelt werden, sobald die daraus resultierenden Folgen ersichtlichsind, mit dem Ziel, das bislang Erreichte zu bewahren oder um die, infolge des starken Wachstums-prozesses aufgetretenen Probleme zu beheben, den stdtebaulichen und landschaftlichen Charakterder Kommune und ihrer Orts- bzw. Stadtteile zu bewahren usw.. Als realisierbares Wohnraumpotentialgehen hier in der Regel alle noch nicht bebauten Baugrundstcke und die Umnutzung bestehenderGebude ein, soweit fr sie eine realistische Bebauungsmglichkeit besteht. Auerdem wird dasBauland bercksichtigt, bei dem die Planungen bereits abgeschlossen wurden und die Realisierungunmittelbar bevorsteht. Zur Realisierung des Passiv-Szenarios sind ggf. weitere Manahmenerforderlich. Mit dem Passiv-Szenario wird die niedrigste zu erwartende Gemeinbedarfsentwicklungermittelt. Es ist jedoch keine "untere Variante". Es zeigt was geschieht, wenn seitens der Kommunekein weiteres Bauland mehr zur Verfgung gestellt wird.

    Dipl.-Ing. Peter H. Kramer - Bevlkerungs- und Gemeinbedarfsentwicklung der Samtgemeinde Selsingen von 2010 bis 2030

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    Auf Grundlage der Erkenntnisse aus der Analyse, ggf. vorhandener Entwicklungskonzepte und derlaufenden Planungen der Kommune wird ein "Aktiv-Szenario" formuliert. Der Arbeitstitel Aktiv-Szenariosoll darauf hinweisen, dass dieses Szenario nur durch entsprechende Manahmen bzw. Aktivittenaktiv eingeleitet werden kann. Neben der Bauleitplanung, dem Grundstckserwerb und -verkauf undder Erschlieung knnen auch Manahmen im Wohnumfeld, Freizeitbereich und insbesondere auchim pdagogischen Bereich (Kinderbetreuung) zur Realisierung erforderlich werden. Hier werden dievorliegenden Ziele zur Gemeindeentwicklung und die geplanten Neubaugebiete bercksichtigt. MitKenntnis der hieraus resultierenden Bevlkerungs- und Gemeinbedarfsentwicklung knnen qualifizier-te Entscheidungen bei Investitionen, Baugebietsausweisungen usw. getroffen werden. Dies kann auchdazu fhren, dass das angestrebte Ziel nicht mit den vorgesehen Manahmen erreicht wird. In diesemFall oder sollte sich das Zielkonzept u.a. infolge der hier dargestellten Entwicklung der Szenarienndern, knnten neue Szenarien entwickelt, simuliert und ausgewertet werden. Der Vergleich derEntwicklung im Passiv- und im Aktiv-Szenario macht die Steuerungsmglichkeiten der Kommune aufdie Bevlkerungs- und Gemeinbedarfsentwicklung deutlich. Aufgrund des gegebenen Instrumenta-riums werden die Szenarien stark durch die Bauleitplanung geprgt.

    Betrachtungszeitraum

    Die Simulation erfolgt kleinrumig und in kleinen Zeitschritten bis zum Jahre 2030. Dieser Simulations-zeitraum wurde gewhlt, da sich in einigen Fllen in etwa 15 Jahren die Zahl der Einwohner in denAltersgruppen erheblich verndern wird. Es ist grundstzlich auch mglich einen lngeren Zeitraum zusimulieren. Da sich jedoch voraussichtlich die Rahmenbedingungen grundlegend ndern werden,entsteht dadurch eine hohe Unsicherheit. Der Zeitschritt liegt bei 0,02 Jahre.

    Dipl.-Ing. Peter H. Kramer - Bevlkerungs- und Gemeinbedarfsentwicklung der Samtgemeinde Selsingen von 2010 bis 2030

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    Rumliche Gliederung

    Aussagen zur zuknftigen Bevlkerungsentwicklung sind nur mglich, wenn das unterschiedlichedemographische Verhalten der sozialen Gruppen beachtet wird. Eine Abschtzung der Bevlkerungs-entwicklung auf Basis einer sozialen Differenzierung ist derzeit aufgrund der Datenlage nicht mglich.Bei einer kleinrumigen Vorgehensweise werden diese Unterschiede aufgrund der fortschreitendenSegregation ausreichend bercksichtigt. Dazu muss die Betrachtung kleinrumig erfolgen.

    Das Gebiet der Samtgemeinde wurde in 15 Teilgebiete untergliedert. Grundlage fr diese Untergliede-rung waren die Gemeindgrenzen, stdtebauliche Strukturen und die Ortslagen.

    Folgenabschtzung

    Als Zeitreihen ber den gesamten Simulationszeitraum werden Geborene, Gestorbene, Wanderungen,Wohnflche, Bevlkerung in den 'Standard'-Altersgruppen und Bevlkerung im typischen Nutzeralterverschiedener Gemeinbedarfseinrichtungen in der Samtgemeinde und ihrer Teilgebiete dargestellt.

    Es wird der Gemeinbedarf bestimmt, der sich bei Realisierung der Szenarien ergibt und mit demBestand an Gemeinbedarfseinrichtungen verglichen. Das Passiv-Szenario dient hier u.a. zur Bestim-mung des zustzlichen, durch die neuen Baugebiete des Aktiv-Szenarios ausgelsten Bedarfes. DieBedarfsentwicklung umfasst u.a. Aussagen zu den Bereichen: Krippe, Kindergarten, Hort, alleallgemein bildenden Schulen in den Gemeinden, Spielpltze, Jugendeinrichtungen, Haushaltsgrnder,Erwachsenenbildung, Erwerbsbevlkerung, Altenpflege, Sportsttten und Friedhofsbedarf.

    Soweit erforderlich werden Vorschlge und Strategien zur effizienteren Auslastung der vorhandenenoder geplanten Gemeinbedarfseinrichtungen entwickelt. Ggf. erfolgt eine Spezifizierung neuerGemeinbedarfseinrichtungen. Die Gemeinbedarfssituation wird stets fr jedes Teilgebiet dargestellt.Dies gilt insbesondere fr den Kindergartenbereich. Dargestellt wird die Entwicklung der Anzahlmglicher Kindergartenkinder in den Teilgebieten bis zum Jahre 2030, der Versorgungsgrad undmgliche Handlungsalternativen. Bei den allgemein bildenden Schulen wird die Situation an jederSchule einzeln betrachtet. Dargestellt wird die Entwicklung der Schlerzahlen in den Teilgebieten undEinzugsbereichen. Auch hier werden die verschiedenen Handlungsoptionen dargestellt (nderung derEinzugsbereiche, Wohngebietsentwicklung, Neubau und Schlieung, Umwidmung usw.).

    Dipl.-Ing. Peter H. Kramer - Bevlkerungs- und Gemeinbedarfsentwicklung der Samtgemeinde Selsingen von 2010 bis 2030

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    1.3 Relevanz vorliegender Prognosen zur Bevlkerungsentwicklung

    Die statistischen Landesmter haben fr die Kreise und in der Regel auch fr die greren Stdte sogenannte regionale Bevlkerungsvorausberechnungen erstellt. Die Bertelsmannstiftung2 hat eineBevlkerungsvorausberechnung fr den Zeitraum bis zum Jahr 2025 fr alle Kommunen in Deutsch-land mit mindestens 5.000 Einwohner verffentlicht. Die Datenaufbereitung wurde vom IES3 durch-gefhrt, die Berechnungen vom Berechnungsteam der Bertelsmannstiftung (ohne weitere Angaben).

    Bei der Bevlkerungsvorausberechnung der Bertelsmannstiftung und der statistischen Landesmterwird die zuknftige Bevlkerungsentwicklung auf Basis der jngsten Vergangenheit fortgeschrieben.Es wird davon ausgegangen, dass sich alle Ereignisse dieser zufllig ausgewhlten Jahre in dennachfolgenden fast 20 Jahren leicht modifiziert fortwhrend wiederholen. Fortschreibungen auf Basisvon Durchschnittswerten sind bei komplexen, dynamischen Systemen grundstzlich nicht zulssig. Sokann z.B. der gleiche Durchschnittswert eine Folge einer ansteigenden, rcklufigen oder schwingen-den Entwicklung sein. Die Entwicklung im Referenzzeitraum kann durch ein singulres Ereignishervorgerufen worden sein, sie kann eine zeitlich begrenzte Ursache haben, Wirkungszusammenhn-ge knnen nicht linear sein usw.. Bei diesen Rechenvorgngen werden die Bevlkerungsbewegungennicht ausreichend dynamisiert. Beispielsweise verndern die Wanderungsbewegungen die Geburten-hufigkeit. Wesentliche Determinanten der Bevlkerungsbewegungen werden gar nicht beachtet. Soerfolgen Wanderungen unabhngig vom Wohnraum und unabhngig von der Entwicklung im Ziel-bzw. Herkunftsgebiet. Auerdem wird unterstellt, dass sich die Bevlkerung in der jeweiligen Stadt,Gemeinde oder Region demographisch identisch verhlt. Tatschlich gibt es je nach sozialer Gruppesehr unterschiedliche Verhaltensweisen. Infolge der zunehmenden Segregation werden diese Unter-schiede grer je kleiner der Betrachtungsraum gewhlt wird. Gleichzeitig nimmt der Einfluss politi-scher Entscheidungen zu. Ein Runterbrechen dieser Prognosen auf die Ebene von Stadtquartierenoder Ortsteilen ist daher grundstzlich nicht zulssig. Werden auf dieser Basis Entwicklungsplanungen(z.B. Kinderbetreuung oder Schulen) erstellt, sind massive Schden am Gemeinwohl unweigerlichvorprogrammiert. Den Ursachen fr die bisherige Bevlkerungsentwicklung wird nicht nachgegangen.Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zum demographischen Verhalten werden nicht eingearbeitet.Auch die sich stark verndernden Rahmenbedingungen bleiben unbeachtet. Hinzu kommt noch dasBesondere einer jeden Stadt oder Ortes als Folge seiner Lage, Ausstattung und frheren Entwicklung.Damit sind Aussagen oder Einschtzungen der weiteren Entwicklung nicht mglich.

    Es ist fraglich, ob man im Fall der Berechnungen der Bertelsmannstiftung und der statistischenLandesmter berhaupt von einem Modell der Wirklichkeit sprechen kann. Jedes Modell muss in derLage sein, die bisherige Entwicklung genau nachbilden zu knnen. Als variable Gren bzw. Einfluss-faktoren gelten dabei lediglich die Eingriffe in das System (die politischen Entscheidungen undManahmen). Da wir es hier mit einem sehr trgen System zu tun haben, drfen die Abweichungender Prognosen nur gering sein. Das knnen die Berechnungen der Bertelsmannstiftung und derstatistischen Landesmter auch nicht ansatzweise leisten. Dies erklrt auch, warum immer neuePrognosen erstellt werden. Da die jngste Vergangenheit fortgeschrieben wird, sind die Abweichungenin den nchstfolgenden Jahren noch gering. Sobald die Abweichung offensichtlich wird, erfolgt eineerneute Berechnung.

    Diese extrem rudimentren Modelle der Wirklichkeit haben dann auch zur Folge, dassdie Einfluss-mglichkeiten und die Folgen politischen Handelns nicht erkannt und beschrieben werden. Damit wirdauch unterstellt, dass ein Wechsel der politischen Mehrheiten ohne Folgen auf die weitere Entwicklungeiner Kommune bleibt. Den Verantwortlichen bleibt so nur die Mglichkeit, auf die Aussagen derPrognosen zu reagieren. Tatschlich sind die Einflussmglichkeiten auf die Bevlkerungsentwicklungvor allem auf kommunaler Ebene erheblich. Die Prognosen bzw. Vorausberechnungen sind offensicht-lich falsch. Sie sind methodisch bei weitem nicht Stand der Technik. Die Prognosen und Vorausbe-rechnungen dienen zur Legitimation und Durchsetzung der vorher getroffenen politischen Entscheidun-gen und Manahmen. Sie dienen auch zur Verschleierung der tatschlichen Verhltnisse und zurVerhinderung einer inhaltlichen, politischen und wissenschaftlichen Diskussion. Die Forderungen, wiedie Kommunen auf den demographischen Wandel zu reagieren haben, werden von auen an sieheran getragen. Sie basieren nicht auf einer Analyse der tatschlichen, individuellen Lage undeigenstndigen Einschtzung der jeweiligen Kommune und ihrer legitimen Vertreter. Fr eine Entwick-

    21977 grndete der Unternehmer Reinhard Mohn die Bertelsmann-Stiftung.1993 bertrug er der Stiftung die Majoritt desGrundkapitals der Bertelsmann AG. 77% der Aktien der Bertelsmann AG hlt die Stiftung, die brigen sind im Besitz derFamilie Mohn. Die Stimmrechte der Aktien blieb bei der Familie Mohn. Die Stiftung ermglicht eine ungehinderte politischeArbeit und hohe Steuereinsparungen. Der Bertelsmannkonzern erwirtschaftete 2006 einen Umsatz von etwa 20 Mrd.. DerKonzern gliedert sich in die Unternehmensbereiche RTL Group, Random House, Gruner+Jahr, Sony BMG MusicEntertainment, Arvato AG, Direkt Group.3Institut fr Entwicklungsplanung und Strukturforschung, Hannover

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    lungsplanung (Kinderbetreuungsbedarf, Schulentwicklung, Kreis- oder Stadtentwicklung usw.) sind dieVorausberechnungen der Bertelsmannstiftung und er statistischen Landesmter nicht geeignet. Siefhren auerdem dazu, dass individuelle Probleme der Kommune nicht rechtzeitig erkannt werden undsie zeigen auch keine Steuerungsmglichkeiten auf.

    Voraussetzung fr eine erfolgreiche nachhaltige Entwicklungsplanung, Kommunal- und Landespolitikist die Kenntnis ber die Wirkungszusammenhnge, die ablaufenden Prozesse und der Steuerungs-mglichkeiten. Mit der Szenariotechnik und der Computersimulation kann dann die weitere Entwick-lung abgeschtzt werden. Dies schliet die Folgenabschtzung neuer Regelungen, Manahmen undEingriffe ein. Dieses Wissen befhigt die politischen Gestaltungsmglichkeiten zu erkennen und zunutzen. Die weitere Entwicklung eines Landes oder einer Kommune kann so demokratisch, flexibler,przisier und nachhaltiger gesteuert werden.

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    2. Bisherige Entwicklung, Ausgangslage und Standort-bestimmung

    Um fr das Simulationsmodell und fr die Entwicklung der Szenarien die richtigen Annahmen treffenzu knnen, ist es zunchst erforderlich die Entwicklungsdynamik, das Umfeld (Systemumwelt) und dieBesonderheiten der Samtgemeinde bzw. ihrer Mitgliedsgemeinden hinsichtlich der Bevlkerungs-,Beschftigungs- und Wohnungsbestandsentwicklung festzustellen1.

    Zunchst wird die Entwicklung rein phnomenologisch und in ihren groben Zgen dargestellt, wie diesim Zusammenhang mit dem so genannten demographischen Wandel blicherweise und dort dannauch abschlieend erfolgt, um hier dem Leser u.a. eine Vergleichsmglichkeit zu bieten (Kapitel 2.1).Danach werden themenbezogen die Ursachen, Wirkungszusammenhnge und Prozesse nach undnach analysiert und beschrieben. Die einzelnen Kapitel sind nach Mglichkeit zudem so geschriebenworden, dass sie eigenstndig lesbar sind. Daher kommt es gelegentlich zu Wiederholungen.Insgesamt ist der Text jedoch so konzipiert, dass er aufbauend und vertiefend in das Thema einfhrt.

    Whrend der Bearbeitung des Gutachtens wurden die Daten fr das Jahr 2010 vom LSKN verffent-licht. Soweit mglich und vorliegend wurden diese Daten eingearbeitet.

    1 Bildlich gesprochen: Bevor man ein Fahrzeug sicher steuern kann, muss man zunchst erst einmal verstehen wie esfunktioniert und wie man es steuert, d.h. man muss beobachten und analysieren. Ein unbedachtes Eingreifen oder etwa dasBefolgen einer falsch bersetzten oder vllig berholten Bedienungsanleitung (etwa das Befolgen der sog. anerkanntenGrundstze des Stdtebaues) fhrt sonst zu einem schwerwiegenden Unfall. Man kann das System nur entsprechend seinerFunktionsweise und innerhalb seiner Grenzen sicher und erfolgreich steuern. Entscheidend ist, dass es gesteuert werdenmuss. D.h. der Fahrer entscheidet, wohin die Fahrt gehen soll und wird. Daher werden hier auch keine Prognosen erstellt. Dieswrde bedeuten, dass der Gutachter dem Fahrer das Ziel und den Weg der Reise bestimmen wrde.

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    2.1 Entwicklung und Altersstruktur der Bevlkerung

    berblick zur bisherigen Bevlkerungsentwicklung

    In den 30er Jahren wohnten im heutigen Gebiet der Samtgemeinde Selsingen etwa 6.000 Einwohner.Die Gemeinde Selsingen hatte etwa 1.700 Einwohner, danach folgte Anderlingen mit etwas mehr als800 und Rhade mit knapp 800 Einwohnern. Nach dem Krieg erlebten die Gemeinden Niedersachsenseinen starken Bevlkerungsanstieg durch die zahlreichen Flchtlinge. Im Jahre 1946 wurden im Gebietder heutigen Samtgemeinde Selsingen 10.200 Einwohner gezhlt. Im Vergleich zu anderenGemeinden war dies ein hoher Anstieg. In allen Mitgliedsgemeinden stieg die Zahl der Einwohnerdeutlich an, in Farven, Rhade, Sandbostel und Seedorf und das Doppelte.1961 waren es in derSamtgemeinde mit 8.500 Einwohnern wieder deutlich weniger. Vor allem in den 70er und auch noch inden 80er Jahren sank die Zahl der Einwohner (Abbildung 2.1.1). 1979 wurde mit 7.932 der Tiefstanderreicht. Im Jahr der Deutschen Einheit stiegen die Zuwanderungen nach Niedersachsen sprunghaftan. Das reichte in der Samtgemeinde Selsingen immerhin zu einer positiven Wanderungsbilanz. Mittebis Ende der 90er Jahre stieg die Zahl der Einwohner weitaus strker an, 1994 und 1995 um 175 bzw.150 Einwohner. In den letzten 10 Jahren schwankte die Entwicklung der Zahl der Einwohner jhrlichzwischen -50 und +120. Im Jahr 2008 verlor die Samtgemeinde Selsingen Einwohner2. Im Jahr 2009stieg die Zahl der Einwohner um 49 und ein Jahr spter um 118 an. In den Jahren 2002 bis 2004 und2005 bis 2007 fand eine hnliche Entwicklung satt.

    Nach Angaben des Landesbetriebes fr Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen(LSKN) hatten am 31.12.2010 insgesamt 9.577 Einwohner ihren alleinigen oder Hauptwohnsitz in derSamtgemeinde Selsingen. Das waren 118 mehr als noch zu Jahresbeginn.

    Im Durchschnitt3 der Jahre 2008 bis einschlielich 2010 ging die Zahl der Einwohner des LandesNiedersachsen jhrlich um 0,23% zurck. In der Samtgemeinde Selsingen nahm die Zahl derEinwohner in diesen drei Jahren um durchschnittlich 0,47% zu. Von den zu diesem Zeitpunkt noch 426kreisfreien Stdten, Einheits- und Samtgemeinden des Landes Niedersachsen (einschlielich denbeiden bewohnten gemeindefreien Bezirken) nimmt die Samtgemeinde Selsingen den 21. Rang ein.Im Landkreis Rotenburg nahm die Zahl der Einwohner in diesem Zeitraum um durchschnittlich 0,25%ab.

    Zum 31.12.2010 zhlte die Samtgemeinde Selsingen 9.648 Einwohner, die den einzigen oder Haupt-wohnsitz in der Samtgemeinde hatten. Der Landesbetrieb fr Statistik und KommunikationstechnologieNiedersachsen (LSKN) gleicht die von den Gemeinden gemeldeten Daten untereinander ab.Auerdem basieren diese beiden Fortschreibungen auf unterschiedlichen Ausgangsdatenbestnden.Daher kommt es hier zu unterschiedlichen Angaben. Die Abweichung ist im Vergleich zu anderenGemeinden relativ gering.

    Bezogen auf alle 10.265 Einwohner mit einen Haupt- oder Nebenwohnsitz, auf Basis der Fortschrei-bung der Samtgemeinde, hatten 6,0% lediglich einen Nebenwohnsitz in der Samtgemeinde Selsingen.Im Jahr 2005 waren es nur 4,3%. Es sind weit berwiegend Mnner, davon sind knapp die Hlfte 20bis unter 30 Jahre alt. Bei den Frauen ist die Altersgruppe der 20- bis unter 30-Jhrigen kaum geringerals die der 35- bis unter 45-Jhrigen. Der Anteil unter 18-Jhriger und 65-Jhrigen und lterenEinwohner mit lediglich einem Nebenwohnsitz ist verschwindend gering.

    2 Die den Wanderungsdaten zugrunde liegenden Meldungen der Meldebehrden fr das Jahr 2008 enthalten zahlreicheMelderegisterbereinigungen, die infolge der Einfhrung der persnlichen Steuer-Identifikationsnummer durchgefhrt wordensind.3 Bei der Analyse der jngsten Entwicklung werden die letzten drei Jahre bercksichtigt, um so die Aussagen vonZufallsschwankungen unabhngig zu machen und um so die grundlegenden Tendenzen aufzeigen zu knnen.

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    Abbildung 2.1.1: Bevlkerungsentwicklung der Samtgemeinde Selsingen seit 1968Quelle: LSKN, eigene Berechnungen

    Abbildung 2.1.2: Geborene, Gestorbene und Wanderungen der Samtgemeinde Selsingen seit 1968Quelle: LSKN, eigene Berechnungen

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    Tabelle 2.1.1: Einwohner am Jahresende und Bevlkerungsbewegungen im gleichen Jahr sowieVernderung seit 1990 (Index 1990=1) Quelle: LSKN, eigene Berechnungen

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    Samtgemeinde Bevlkerung Bevlkerungsbewegungen BevlkerungsbewegungenSelsingen am 31.12. natrliche rumliche insgesamt357404 Geborene Gestorbene Saldo Zuzge Fortzge Saldo Saldo

    Ew Ew Ew Ew Ew Ew Ew Ew

    1968 8328 179 95 84 281 404 -123 -391969 8300 167 85 82 300 410 -110 -281970 8124 133 71 62 309 361 -52 101971 8137 123 94 29 366 382 -16 131972 8087 122 101 21 260 331 -71 -501973 8114 106 72 34 311 318 -7 271974 8085 83 109 -26 284 287 -3 -291975 8056 102 88 14 207 250 -43 -291976 8053 89 76 13 274 290 -16 -31977 8016 85 88 -3 261 295 -34 -371978 7927 87 103 -16 259 332 -73 -891979 7932 96 92 4 312 311 1 51980 7993 91 86 5 337 281 56 611981 7948 98 89 9 277 331 -54 -451982 7946 90 84 6 306 314 -8 -21983 7993 94 73 21 388 362 26 471984 7996 72 66 6 303 306 -3 31985 7996 94 86 8 309 317 -8 01986 7993 84 77 7 274 284 -10 -31987 8154 106 86 20 254 296 -42 -221988 8124 96 82 14 227 271 -44 -301989 8153 81 75 6 299 276 23 291990 8222 124 77 47 379 357 22 691991 8267 96 69 27 370 352 18 451992 8318 134 77 57 399 405 -6 511993 8375 104 97 7 408 370 38 451994 8550 103 80 23 526 374 152 1751995 8700 106 110 -4 546 392 154 1501996 8776 118 91 27 505 456 49 761997 8889 99 88 11 542 440 102 1131998 9001 109 108 1 553 442 111 1121999 9119 114 110 4 576 462 114 1182000 9121 110 84 26 492 516 -24 22001 9136 131 103 28 478 491 -13 152002 9088 86 114 -28 423 443 -20 -482003 9147 88 88 0 499 440 59 592004 9247 95 87 8 513 420 93 1012005 9231 79 91 -12 505 511 -6 -182006 9321 73 80 -7 564 466 98 912007 9445 88 98 -10 629 496 133 1232008 9410 80 89 -9 528 554 -26 -352009 9459 84 80 4 612 567 45 492010 9577 81 85 -4 686 564 122 118

    1990 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,0001991 1,005 0,774 0,896 0,574 0,976 0,986 0,818 0,6521992 1,012 1,081 1,000 1,213 1,053 1,134 -0,273 0,7391993 1,019 0,839 1,260 0,149 1,077 1,036 1,727 0,6521994 1,040 0,831 1,039 0,489 1,388 1,048 6,909 2,5361995 1,058 0,855 1,429 -0,085 1,441 1,098 7,000 2,1741996 1,067 0,952 1,182 0,574 1,332 1,277 2,227 1,1011997 1,081 0,798 1,143 0,234 1,430 1,232 4,636 1,6381998 1,095 0,879 1,403 0,021 1,459 1,238 5,045 1,6231999 1,109 0,919 1,429 0,085 1,520 1,294 5,182 1,7102000 1,109 0,887 1,091 0,553 1,298 1,445 -1,091 0,0292001 1,111 1,056 1,338 0,596 1,261 1,375 -0,591 0,2172002 1,105 0,694 1,481 -0,596 1,116 1,241 -0,909 -0,6962003 1,113 0,710 1,143 0,000 1,317 1,232 2,682 0,8552004 1,125 0,766 1,130 0,170 1,354 1,176 4,227 1,4642005 1,123 0,637 1,182 -0,255 1,332 1,431 -0,273 -0,2612006 1,134 0,589 1,039 -0,149 1,488 1,305 4,455 1,3192007 1,149 0,710 1,273 -0,213 1,660 1,389 6,045 1,7832008 1,144 0,645 1,156 -0,191 1,393 1,552 -1,182 -0,5072009 1,150 0,677 1,039 0,085 1,615 1,588 2,045 0,7102010 1,165 0,653 1,104 -0,085 1,810 1,580 5,545 1,710

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    berblick zu den bisherigen Bevlkerungsbewegungen

    Der Bevlkerungsanstieg der Samtgemeinde Selsingen in den 90er Jahren ist im Wesentlichen eineFolge der positiven Bilanz der rumlichen Bevlkerungsbewegungen (Abbildung 2.1.2). RumlicheBevlkerungsbewegungen sind die Zu- und Fortzge ber die Gemeindegrenze. Ende der 80er Jahrewar diese Bilanz noch negativ. Im Jahr der Deutschen Einheit wurde sie dann positiv. 1994 und 1995zogen etwa 150 Personen mehr zu als ab. 1996 gingen der Wanderungsgewinne wieder auf 49zurck. In den nachfolgenden drei Jahren 1997 bis 1999 waren es dann wieder etwa 100 Einwohner.Danach folgten drei Jahre mit Wanderungsverlusten und weitere zwei Jahre mit relativ hohenWanderungsgewinnen. 2007 zogen die niederlndischen Streitkrfte aus dem Standort Seedorf abund die Bundeswehr zog ein. Die Angehrigen der Natostreitkrfte und ihr ziviles Gefolge wurdemelderechtlich nicht erfasst. 2007 stiegen die Wanderungsgewinne auf 133 Einwohner an. 2008 wardie Wanderungsbilanz wieder negativ. Seit 2008 nahmen die Zuwanderungen zu und die Abwande-rungen vernderten sich kaum noch. 2010 stiegen die Wanderungsgewinne wieder auf 122 an.

    In den 20 Jahren von 1991 bis einschlielich 2010 hat die Samtgemeinde Selsingen insgesamt 1.193Einwohner durch die rumlichen Bevlkerungsbewegungen gewonnen. Die Wanderungsgewinnekonzentrieren sich auf die 90er Jahre.

    Schon in den 90er Jahren war die Bilanz der natrlichen Bevlkerungsbewegungen (Abbildung2.1.2) in der Samtgemeinde Selsingen immer wieder annhernd ausgeglichen. Fr gewhnlichgewannen in diesen Jahren lndliche Gemeinden dadurch deutlich Einwohner. Als natrlicheBevlkerungsbewegung werden die Entwicklungen bei der Zahl der Geborenen und der Gestorbenenbezeichnet. Anfang der 90er Jahre bekamen die Kinder der 'Babyboomgeneration' ihre Kinder.Allerdings bekommen die Frauen dieser Generation wesentlich weniger Kinder als noch ihre Mtter. Inder Samtgemeinde Selsingen reichte der rein quantitative Anstieg etwa 30-jhriger Frauen4 aus, um inden 90er Jahren einen deutlichen Anstieg der Zahl der Geborenen zu verursachen. Die Zahl derGeborenen stieg aber nur von etwa 90 Ende der 80er Jahre bis auf 110 Mitte der 90er Jahre an. Derhchste Wert wurde erst 2001 mit 131 erreicht. Anschlieend ging ihre Anzahl wieder zurck. In denletzten Jahren schwankt ihre Anzahl zwischen 75 und 85. 2010 wurden 81 Geborene statistisch in derSamtgemeinde Selsingen erfasst. 2011 werden es deutlich weniger sein5.Die Zahl der Gestorbenen nimmt stark schwankend seit den 80er Jahren zu. Im Jahr 2010 stieg sie bisauf 85 an. Die Gewinne aus den natrlichen Bevlkerungsbewegungen gehen seit Ende der 90erJahre relativ stetig zurck. Seit dem Jahr 2005 ist die Bilanz aus Geborenen und Gestorbenen fastdurchgngig negativ. Im Jahre 2010 verlor die Samtgemeinde Selsingen 4 Einwohner infolge dernatrlichen Bevlkerungsbewegungen. In den 20 Jahren von 1991 bis einschlielich 2010 hat dieSamtgemeinde Selsingen insgesamt 149 Einwohner durch die natrlichen Bevlkerungsbewegungengewonnen.

    Der Anstieg der Zahl der Einwohner der Samtgemeinde Selsingen war in den zurckliegenden 20Jahren weit berwiegend eine Folge der rumlichen Bevlkerungsbewegungen. Auch die Gewinne ausden natrlichen Bevlkerungsbewegungen wurden von den Wanderungsgewinnen der spten 90erJahre positiv beeinflusst. Im Jahr 2008 war die Bilanz der natrlichen und der rumlichenBevlkerungsbewegungen negativ. 2010 konnten die leichten Verluste aus den natrlichenBevlkerungsbewegungen durch die hohen Wanderungsgewinne problemlos kompensiert werden.

    4 siehe Kapitel 2.1.2, Abbildung 2.1.2.1, Seite 365 Bis zum 19.10.2011 waren 46 unter 1-Jhrige melderechtlich in der Samtgemeinde erfasst. Hochgerechnet werden das imJahr 2011, einschlielich Wanderungen, kaum mehr als 60 Geborene sein.

    Dipl.-Ing. Peter H. Kramer - Bevlkerungs- und Gemeinbedarfsentwicklung der Samtgemeinde Selsingen von 2010 bis 2030

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    Die Bevlkerungsentwicklung in den Mitgliedsgemeinden

    In dem Mitgliedsgemeinden entwickelte sich die Zahl der Einwohner unterschiedlich. In den 90erJahren stieg die Zahl der Einwohner in Selsingen rasant von 2.750 Ende 1988 bis auf 3.271 Ende2000. Danach nahm ihre Anzahl kaum noch zu. Auch in Seedorf und Rhade stieg die Zahl derEinwohner in den 90er Jahren stetig an. Relativ betrachtet nicht ganz so stark wie in Selsingen. InRhade setzte sich diese Entwicklung bis etwa 2004 fort. Insbesondere in Deinstedt sowie in Farvenund Anderlingen nahm die Zahl der Einwohner in den 90er Jahren kaum zu. Erst Anfang der 2000erJahre kam es in diesen drei Gemeinden im Nordosten der Samtgemeinde zu einem deutlichen Anstiegder Zahl der Einwohner. In den letzten Jahren stieg die Zahl der Einwohner nur noch in Seedorf an unddies in erheblichem Umfang. In den brigen Gemeinden stagniert die Zahl der Einwohner oder sie gehtbereits leicht zurck. Nur noch in Ostereistedt nahm die Bevlkerungszahl in der jngster Vergangen-heit zu.

    Die Gemeinde Selsingen hatte schon in der ersten Hlfte der 90er Jahre hohe Wanderungsgewinneerzielt, danach folgten die Gemeinden Seedorf und Rhade. Ungewhnlich fr diese Jahre, verlordagegen Deinstedt etliche Einwohner durch die Wanderungsbewegungen. In der zweiten Hlfte verlordann nur Ostereistedt Einwohner durch eine negative Bilanz der rumlichen Bevlkerungsbewegun-gen. Relativ betrachtet, gab es in diesen Jahren in Rhade die hchsten Wanderungsgewinne, danachfolgte Selsingen. In dem Gemeinden Anderlingen, Deinstedt, Farven und Ostereistedt stieg in diesemZeitabschnitt die Zahl der Einwohner infolge der natrlichen Bevlkerungsbewegungen um 3% bis 4%an. Nur in Selsingen war die Bilanz der natrlichen Bevlkerungsbewegungen schon in diesen Jahrennegativ, eine Folge der dortigen Wohneinrichtung fr Senioren. In den Jahren von 2001 bis einschlie-lich 2005 war die Bilanz der Bevlkerungsbewegungen in den Gemeinden annhernd ausgeglichen.Neben Selsingen konnte nur noch Sandbostel deutlich Wanderungsgewinne erzielen. In den letztenfnf Jahren, von 2006 bis einschlielich 2010, war die Bilanz der natrlichen Bevlkerungsbewegun-gen neben Selsingen auch in Deinstedt und Ostereistedt negativ. Nur noch Seedorf gewann etlicheEinwohner durch die natrlichen Bevlkerungsbewegungen. Bemerkenswerterweise waren es sogarmehr als in den fnf Jahren zuvor. In den letzten fnf Jahren 2006 bis einschlielich 2010 verlorenOstereistedt, Farven und Anderlingen anteilig etwa ebenso viele Einwohner durch Wanderungen, wieSelsingen, Sandbostel und Rhade gewannen. In Seedorf stieg die Zahl der melderechtlich erfasstenEinwohner von 2005 bis 2010 um beachtliche 45%. Das ist Landesrekord.

    Selsingen ist nach wie vor die grte Gemeinde in der Samtgemeinde. Dort wohnten Ende 2010 3.423bzw. 35,8%. Das ist ein Zuwachs um 1,7%-Punkte seit 1990. Danach folgt mit 1.168 bzw. 12,2%Rhade. Das waren anteilig ebenso viele wie 20 Jahre zuvor. Anteilig die wenigsten Einwohner hattenEnde 2010 Deinstedt und Farven mit 694 bzw. 698 Einwohner, je etwa 7,2%. Vor 20 Jahren war diesnoch Seedorf mit 6,8%. Hier waren es Ende 2010 894 Einwohner. Das waren 9,3% aller Einwohnerder Samtgemeinde. Ende 1990 wohnen in Anderlingen, Deinstedt, Farven und Ostereistedt etwa1%-Punkt mehr Einwohner der Samtgemeinde. Selsingen und Seedorf halten heute deutlich mehrEinwohner als noch vor 20 Jahren. An der grundstzlichen Grenkonstellation hat sich aber nichtsWesentliches verndert.

    Im Nachfolgenden werden zunchst die rumlichen Bevlkerungsbewegungen nach Herkunft- undZielgebiet und dem Alter der Zu- und Abwandernden und anschlieend die natrlichen Bevlkerungs-bewegungen eingehend untersucht. Spter wird dann der Bezug zum Wohnungsbau und zurBeschftigung hergestellt und es werden die Wirkungszusammenhnge und ablaufenden Prozessebeschrieben.

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    Abbildung 2.1.3.1: Bevlkerungsbewegungen in den Mitgliedsgemeinden der SamtgemeindeSelsingen in den Jahren 1991 bis einschlielich 1995 (oben) und 1996 bis einschlielich 2000 (unten)Quelle: LSKN, eigene Berechnungen

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    Abbildung 2.1.3.2: Bevlkerungsbewegungen in den Mitgliedsgemeinden der SamtgemeindeSelsingen in den Jahren 2001 bis einschlielich 2005 (oben) und 2006 bis einschlielich 2010 (unten)Quelle: LSKN, eigene Berechnungen

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    Abbildung 2.1.4: Bevlkerungsentwicklung in den Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Selsingenseit 1990 (Index 1990 = 1)Quelle: LSKN, eigene Berechnungen

    Abbildung 2.1.5: Zahl der Einwohner in den Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Selsingen Ende1990, 1995, 2000, 2005 und 2010Quelle: LSKN, eigene Berechnungen

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    Tabelle 2.1.2: Bevlkerungsentwicklung den Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde SelsingenQuelle: LSKN, eigene Berechnungen

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    Samtgemeinde Bevlkerung Bevlkerungsbewegung in den Jahren ... BevlkerungSelsingen am ... natrliche rumliche insgesamt am ...357404 Ew Ew % Ew % Ew % Ew

    31.12.1990 1991 bis einschlielich 1995 31.12.1995357404 SG 4 Selsingen 8222 110 1,3 356 4,3 466 5,8 8700357003 Gemeinde Anderlingen 868 5 0,6 5 0,6 10 1,2 878357011 Gemeinde Deinstedt 670 10 1,5 -22 -3,3 -12 -1,8 658357014 Gemeinde Farven 678 9 1,3 4 0,6 13 1,9 691357036 Gemeinde Ostereistedt 931 21 2,3 12 1,3 33 3,5 964357038 Gemeinde Rhade 1006 -9 -0,9 48 4,8 39 3,9 1045357040 Gemeinde Sandbostel 708 8 1,1 11 1,6 19 4,4 739357042 Gemeinde Seedorf 556 24 4,3 29 5,2 53 9,5 609357043 Gemeinde Selsingen 2805 42 1,5 269 9,6 311 11,1 3116

    31.12.1995 1996 bis einschlielich 2000 31.12.2000357404 SG 4 Selsingen 8700 69 0,8 352 4,0 421 4,8 9121357003 Gemeinde Anderlingen 878 23 2,6 40 4,6 63 7,2 941357011 Gemeinde Deinstedt 658 14 2,1 22 3,3 36 5,5 694357014 Gemeinde Farven 691 26 3,8 9 1,3 35 5,1 726357036 Gemeinde Ostereistedt 964 35 3,6 -41 -4,3 -6 -0,6 958357038 Gemeinde Rhade 1045 18 1,7 74 7,1 92 8,8 1137357040 Gemeinde Sandbostel 739 1 0,1 24 3,2 25 3,4 764357042 Gemeinde Seedorf 609 1 0,2 20 3,3 21 3,4 630357043 Gemeinde Selsingen 3116 -49 -1,6 204 6,5 155 5,0 3271

    31.12.2000 2001 bis einschlielich 2005 31.12.2005357404 SG 4 Selsingen 9121 -4 0,0 113 1,2 109 1,2 9231357003 Gemeinde Anderlingen 941 8 0,9 -17 -1,8 -9 -1,0 932357011 Gemeinde Deinstedt 694 0 0,0 3 0,4 3 0,6 698357014 Gemeinde Farven 726 -6 -0,8 -7 -1,0 -13 -1,9 712357036 Gemeinde Ostereistedt 958 13 1,4 12 1,3 25 2,6 983357038 Gemeinde Rhade 1137 11 1,0 -19 -1,7 -8 -0,6 1130357040 Gemeinde Sandbostel 764 -2 -0,3 44 5,8 42 5,5 806357042 Gemeinde Seedorf 630 0 0,0 -14 -2,2 -14 -2,2 616357043 Gemeinde Selsingen 3271 -28 -0,9 111 3,4 83 2,5 3354

    31.12.2005 2006 bis einschlielich 2010 31.12.2010357404 SG 4 Selsingen 9231 -26 -0,3 372 4,0 346 3,7 9577357003 Gemeinde Anderlingen 932 6 0,6 -32 -3,4 -26 -2,8 906357011 Gemeinde Deinstedt 698 -5 -0,7 1 0,1 -4 -0,6 694357014 Gemeinde Farven 712 3 0,4 -17 -2,4 -14 -2,0 698357036 Gemeinde Ostereistedt 983 -6 -0,6 -18 -1,8 -24 -2,4 959357038 Gemeinde Rhade 1130 -1 -0,1 39 3,5 38 3,4 1168357040 Gemeinde Sandbostel 806 1 0,1 27 3,3 28 3,5 834357042 Gemeinde Seedorf 616 15 2,4 263 42,7 278 45,1 894357043 Gemeinde Selsingen 3354 -39 -1,2 109 3,2 70 2,1 3424

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    2.1.1 Wanderungen

    2.1.1.1 Herkunfts- und Zielgebiete der Wanderungen

    Statistisch wird bei jedem Wanderungsfall die Herkunfts- und Zielgemeinde erfasst. Bei Landesbinnen-wanderungen werden fr jede Verwaltungseinheit die Zu- und Fortzge aus bzw. in eine andereVerwaltungseinheit ermittelt. Analog hierzu werden auch die Wanderungen von Kreis zu Kreis bzw.von Regierungsbezirk zu Regierungsbezirk ermittelt. Darber hinaus werden auch die Wanderungenber die niederschsische Landesgrenze in andere Bundeslnder festgestellt.

    In den nachfolgenden Abbildungen 2.1.1.1.1-4 und den Tabellen 2.1.1.1.1-4 werden die Wanderungs-bewegungen nach den Herkunfts- bzw. Zielgebieten aufgeschlsselt. Fr die SamtgemeindeSelsingen werden die Wanderungsbewegungen mit den brigen Stdten, Samt- und Einheitsgemein-den im Landkreis Rotenburg, mit den anderen kreisfreien Stdten und Landkreisen im Regierungs-bezirk Lneburg, mit den anderen drei Regierungsbezirken des Landes Niedersachsen, mit denanderen Bundeslndern (auer Niedersachsen) und mit dem Ausland dargestellt. Nach Auflsung derRegierungsbezirke wird dieses Merkmal mit der gleichen rumlichen Abgrenzung unter der Bezeich-nung statistische Region weiterhin erfasst und dargestellt.

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    Zuwanderungen

    Abbildung 2.1.1.1.1: Zuzge in die Samtgemeinde Selsingen seit 1987 aus anderen Gemeinden desLandkreises Rotenburg, aus anderen Landkreisen der statistischen Region Lneburg, aus denanderen drei statistischen Regionen des Landes Niedersachsen, aus anderen Bundeslndern und ausdem Ausland (a.a. = aus anderen, LK = Landkreis, stat.Reg. = statistische Region)Quelle: LSKN, eigene Berechnungen

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    Tabelle 2.1.1.1.1: Zuzge in die Samtgemeinde Selsingen aus anderen Gemeinden des LandkreisesRotenburg, aus den Landkreisen der statistischen Region Lneburg, aus den anderen drei statisti-schen Regionen des Landes Niedersachsen, aus anderen Bundeslndern und aus dem Ausland(LK = Landkreis, stat. Reg. = statistische Region, L = Land)Quelle: LSKN, eigene Berechnungen

    Seit Jahren wird am hufigsten aus den anderen Gemeinden im Landkreis Rotenburg in die Samt-gemeinde Selsingen zugezogen, in den letzten Jahren zudem aus anderen Bundeslndern.

    1989 und 1990 wanderten nur 27 bzw. 66 Einwohner aus dem Ausland zu. Hierin sind auch dieZuwanderungen aus der DDR enthalten. 1992 stieg ihre Anzahl kurzzeitig bis auf 87 an. In den letzten15 Jahren waren es jhrlich durchschnittlich 30 bis 40 Personen die aus dem Ausland zuwanderten.Fr die Gre der Samtgemeinde sind das relativ viele. Im Jahre 2010 waren es 37 Personen, die ausdem Ausland zuwanderten.

    Von 1987 bis 1995 stiegen die Zuzge aus den anderen Bundeslndern in die SamtgemeindeSelsingen von 33 bis auf 118 betrchtlich an. Anschlieend gingen sie bis auf 75 im Jahr 1998 zurck.Anfang der 2000er Jahre zogen jedes Jahr zwischen 50 und 120 Einwohner aus anderen Bundes-lndern zu. Im Jahr 2007 stieg ihre Anzahl sprunghaft auf 238 an, ging im nachfolgenden Jahr auf 132zurck und stieg danach bis 2010 wieder auf 266 an. Dabei handelt es sich weit berwiegend umZuwanderungen von Bundeswehrsoldaten und ihren Angehrigen.

    In der Regel werden Sptaussiedler, nachdem sie in Deutschland eingereist sind, melderechtlichzunchst in an den Standorten der Erstaufnahmeeinichtungen erfasst. Von Oktober 1992 biseinschlielich Mrz 1994 wurden die Sptaussiedler abweichend melderechtlich nicht in den nieder-schsischen Aufnahmeeinrichtungen (Friedland im Landkreis Gttingen und Bramsche im LandkreisOsnabrck) in Deutschland erfasst sondern in den ggf. nachfolgend aufgesuchten Gemeinden. ImJahre 1993 gingen die Zuwanderungen aus den brigen drei Regierungsbezirken in Niedersachsengegenber dem Vorjahr nicht zurck. Sie stiegen von 1992 bis 1996 stetig an. Dieser Umstand lsstdarauf schlieen, dass, zumindest in diesen Jahren, kaum Sptaussiedler via Friedland in dieSamtgemeinde Selsingen kamen. In den letzten Jahren wurde wieder vermehrt aus den anderen dreistatistischen Regionen in die Samtgemeinde Selsingen zugewandert. Im Jahr 2010 waren es 70Zuzge, etwa so viele wie schon 2007. Auch diese Zuwanderungen stehen im Zusammenhang mitdem Bundeswehrstandort Seedorf.

    Die Zahl der Zuwanderungen aus den brigen Landkreisen des ehemaligen RegierungsbezirkesLneburg stiegen Anfang der 90er Jahre bis auf 76 an, gingen anschlieend zurck und stiegen von42 im Jahr 2002 bis auf 83 im Jahr 2010 an.

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    Samtgemeinde Zuwanderungen aus anderen ...Selsingen Gemeinden Landkreisen stat. Reg. Lnder dem357404 des LK d. stat. Reg. d. L Nds d. BRD Ausland insgesamt

    Ew Ew Ew Ew Ew Ew

    1991 124 46 19 85 43 3171992 125 38 10 82 87 3421993 175 49 22 76 23 3451994 217 63 30 106 31 4471995 197 76 36 118 61 4881996 196 68 43 98 34 4391997 249 74 23 85 40 4711998 241 74 46 75 30 4661999 238 59 52 111 38 4982000 169 53 44 120 18 4042001 182 92 47 49 36 4062002 189 42 34 66 25 3562003 201 57 48 99 28 4332004 231 61 42 63 27 4242005 180 69 44 72 30 3952006 235 64 25 105 47 4762007 158 60 70 238 26 5522008 181 65 42 132 30 4502009 184 77 51 181 28 5212010 157 83 70 266 37 613

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    Anfang der 90er Jahre stieg die Zahl der Zuwanderungen aus den brigen Gemeinden des Land-kreises Rotenburg in die Samtgemeinde Selsingen erheblich von 125 im Jahr 1992 bis auf 250 in denJahren 1997 bis 1999 an. Im Jahr 2000 waren es nur noch 169, die aus den brigen Gemeinden imLandkreis zuzogen. Danach stieg ihre Anzahl wieder bis auf 230 am. In den letzten Jahren waren es160 bis 180 Zuwanderer aus den brigen Gemeinden im Landkreis.

    In den 20 Jahren von 1991 bis einschlielich 2010 zogen 8.843 Personen in die SamtgemeindeSelsingen. Davon kamen 3.829 bzw. 43% aus einer anderen Gemeinde des Landkreises, 2.227 bzw.25% aus anderen Bundeslnden, 1.270 bzw. 14% aus den brigen Landkreisen des ehemaligenRegierungsbezirkes Lneburg. Die brigen kamen in etwa gleichen Anteilen aus dem Ausland odereinem der drei anderen ehemaligen Regierungsbezirke.

    In den fnf Jahren von 2006 bis einschlielich 2010 zogen nur noch 2.612 Einwohner in die Samt-gemeinde Selsingen, etwa 30% mehr als in den fnf Jahren zuvor. 922 bzw. 35% kamen aus einemanderen Bundesland, fast ebenso viele aus einer anderen Gemeinde im Landkreis Rotenburg. DerZuwachs resultiert aus den Zuwanderungen aus den weiter entfernten Gebieten. Sie haben erheblichan Bedeutung gewonnen. Die Zuwanderungen aus den umliegenden Gemeinden ging leicht zurck.

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    Abwanderungen

    Abbildung 2.1.1.1.2: Fortzge aus der Samtgemeinde Selsingen seit 1987 in andere Gemeinden desLandkreises Rotenburg, in andere Landkreise der statistischen Region Lneburg, in die anderen dreistatistischen Regionen des Landes Niedersachsen, in andere Bundeslnder und in das Ausland(i.a. = in andere, LK = Landkreis, stat.Reg. = statistische Region)Quelle: LSKN, eigene Berechnungen

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    Tabelle 2.1.1.1.2: Fortzge aus der Samtgemeinde Selsingen in andere Gemeinden des LandkreisesRotenburg, in andere Landkreise der statistischen Region Lneburg, in die anderen drei statistischenRegionen des Landes Niedersachsen, in andere Bundeslnder und in das Ausland(LK = Landkreis, stat.Reg. = statistische Region, L = Land)Quelle: LSKN, eigene Berechnungen

    Weit berwiegend wurde in den letzten Jahren in die brigen Gemeinden im Landkreis Rotenburgabgewandert. In den letzten Jahren zudem, stark zunehmend, auch in andere Bundeslnder.

    Die Abwanderungen in das Ausland stiegen im Jahr 1992 und 2001 kurzzeitig bis auf 60 an. In denletzten Jahren wanderten jhrlich 20 bis 30 Einwohner in das Ausland ab. In den Jahren 2009 und2010 waren es 34 Einwohner.

    Von 1987 bis 2002 stieg die Zahl der Abwanderungen in andere Bundeslnder nur leicht von 50 bisauf 80 an. Seit 2003 nahm ihre Anzahl stetig zu. Neben der Abwanderung junger Leute zum Studium6,umfasst dies auch rckwandernde Soldaten und ihre Angehrigen .

    In den letzten Jahren stieg die Zahl der Einwohner, die in eine der drei ehemaligen Regierungs-bezirke des Landes Niedersachsen abgewandert sind, von 20 bis auf 50 an. Im Jahr 2010 waren es53 Einwohner. Auch hier handelt es sich hufig, neben den abwandernde Studenten, auch um(ehemalige) Soldaten und ihre Angehrigen.

    Von 1995 bis 2007 wanderten jhrlich etwa 50 Einwohner der Samtgemeinde in einen anderenLandkreis der statistischen Region Lneburg. In den letzten beiden Jahren waren es jeweils etwa 80Abwanderungen in diese Gebiete.

    Von 1987 bis 2000 stieg die Zahl der Abwanderungen in die brigen Gemeinden des LandkreisesRotenburg von 108 bis auf 256 deutlich an. Danach sank ihre Anzahl bis 2002 auf etwas weniger als200 ab. In den Jahren 2007 bis einschlielich 2010 wanderten jhrlich 190 Einwohner dorthin ab.

    In den 20 Jahren von 1991 bis einschlielich 2010 zogen 7.650 Einwohner aus der SamtgemeindeSelsingen fort. Davon wanderten 3.668 bzw. 48% in eine andere Einheits- oder Samtgemeinde desLandkreises Rotenburg ab, 1.714 bzw. 22% in ein anderes Bundesland und 1.030 bzw. knapp 14% ineinen anderen Landkreis des ehemaligen Regierungsbezirkes Lneburg.

    In den fnf Jahren 2006 bis einschlielich 2010 zogen 2.240 Einwohner aus der SamtgemeindeSelsingen, 18% mehr als in den fnf Jahren zuvor. Davon zogen 940 bzw. 42% in eine andereGemeinde des Landkreises Rotenburg, 646 bzw. 29% in ein anderes Bundesland und 320 bzw. knapp14% in einen anderen Landkreis der statistischen Region Lneburg. Die Abwanderungen in die weiterentfernten Gebieten stiegen in den letzten Jahren an.

    6 Der Umstand, dass Studierende mit Wohnort Bremen keine Studiengebhren zahlen mssen, untersttzt diesen allgemeinenTrend. Dabei ist es zunchst unerheblich, ob diese Regelung rechtlich bestand hat oder nicht. Entscheidend ist die eingebteneue Meldepraxis bei den Studenten.

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    Samtgemeinde Abwanderungen in andere ...Selsingen Gemeinden Landkreise stat. Reg. Lnder das357404 des LK d. stat. Reg. d. L Nds d. BRD Ausland insgesamt

    Ew Ew Ew Ew Ew Ew

    1991 143 48 31 62 15 2991992 151 39 27 69 62 3481993 142 41 22 64 38 3071994 148 23 23 63 38 2951995 162 56 24 64 28 3341996 204 47 18 85 36 3901997 186 68 29 54 32 3691998 187 46 17 71 34 3551999 214 38 26 75 31 3842000 256 46 22 67 37 4282001 210 60 16 74 59 4192002 184 50 24 85 33 3762003 197 47 36 59 35 3742004 173 38 25 68 27 3312005 171 63 36 108 23 4012006 167 49 32 97 33 3782007 201 47 28 123 20 4192008 187 80 41 141 27 4762009 193 86 32 131 34 4762010 192 58 53 154 34 491

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    Wanderungssaldo

    Abbildung 2.1.1.1.3: Wanderungssaldo der Samtgemeinde Selsingen mit anderen Gemeinden desLandkreises Rotenburg, mit den anderen Landkreisen der statistischen Region Lneburg, mit denanderen drei statistischen Regionen des Landes Niedersachsen, mit anderen Bundeslndern und mitdem Ausland (m.a. = mit anderen, LK = Landkreis, stat. Reg. = statistische Region)Quelle: LSKN, eigene Berechnungen

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    Tabelle 2.1.1.1.3: Wanderungssaldo der Samtgemeinde Selsingen mit anderen Gemeinden des Land-kreises Rotenburg, mit den anderen Landkreisen der statistischen Region Lneburg, mit den anderendrei statistischen Regionen des Landes Niedersachsen, mit anderen Bundeslndern und mit demAusland(LK = Landkreis, stat.Reg. = statistische Region, L = Land)Quelle: LSKN, eigene Berechnungen

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    Samtgemeinde Wanderungssaldo mit anderen . . .Selsingen Gemeinden Landkreisen stat. Reg. Lnder dem357404 des LK d. stat. Reg. d. L Nds d. BRD Ausland insgesamt

    Ew Ew Ew Ew Ew Ew

    1991 -19 -2 -12 23 28 181992 -26 -1 -17 13 25 -61993 33 8 0 12 -15 381994 69 40 7 43 -7 1521995 35 20 12 54 33 1541996 -8 21 25 13 -2 491997 63 6 -6 31 8 1021998 54 28 29 4 -4 1111999 24 21 26 36 7 1142000 -87 7 22 53 -19 -242001 -28 32 31 -25 -23 -132002 5 -8 10 -19 -8 -202003 4 10 12 40 -7 592004 58 23 17 -5 0 932005 9 6 8 -36 7 -62006 68 15 -7 8 14 982007 -43 13 42 115 6 1332008 -6 -15 1 -9 3 -262009 -9 -9 19 50 -6 452010 -35 25 17 112 3 122

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    Abbildung 2.1.1.1.4: Zusammengefasster Wanderungssaldo der Samtgemeinde Selsingen mitanderen Gemeinden des Landkreises Rotenburg, mit den anderen Landkreisen der statistischenRegion Lneburg, mit den anderen drei statistischen Regionen des Landes Niedersachsen, mitanderen Bundeslndern und mit dem Ausland in Zeitabschnitten(m.a. = mit anderen, LK = Landkreis, stat.Reg. = statistische Region, b.e. = bis einschlielich)Quelle: LSKN, eigene Berechnungen

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    Tabelle 2.1.1.1.4: Zusammengefasster Wanderungssaldo der Samtgemeinde Selsingen mit anderenGemeinden des Landkreises Rotenburg, mit den anderen Landkreisen der statistischen RegionLneburg, mit anderen drei der statistischen Regionen des Landes Niedersachsen, mit anderenBundeslndern und mit dem Ausland in Zeitabschnitten(LK = Landkreis, stat.Reg. = statistische Region, b.e. = bis einschlielich)Quelle: LSKN, eigene Berechnungen

    Im Jahr der Grenzffnung und der deutschen Einheit stieg der Wanderungssaldo mit dem Auslandnur bis auf 42 Einwohner an. Anschlieend ging er wieder zurck. Schon in den 90er Jahren war dieWanderungsbilanz mit dem Ausland immer wieder negativ.

    Von 1987 bis 1995 stieg der Wanderungssaldo der Samtgemeinde Selsingen mit den anderenBundeslndern dabei stark schwankend von -17 bis +54 an. Seitdem schwankt diese Wanderungs-bilanz heftig zwischen -36 und +105 Einwohnern. 2007 und 2010 gewann die SamtgemeindeSelsingen 115 bzw. 112 Einwohner von den anderen Bundeslndern. 2008 war dieseWanderungsbilanz mit -9 Einwohner leicht negativ.

    Ende der 90er Jahre gewann die Samtgemeinde Selsingen von den anderen drei ehemaligenRegierungsbezirken des Landes Niedersachsen jhrlich etwa 20 bis 40 Einwohner. Anfang der2000er Jahr war diese Wanderungsbilanz weitgehend ausgeglichen. 2010 gewann sie 17 Einwohnervon diesen Gebieten.

    Ende der 90er Jahre konnte die Samtgemeinde Selsingen auch von den anderen Landkreisen imehemaligen Regierungsbezirk Lneburg Einwohner gewinnen, durchschnittlich jhrlich etwa 20Einwohner. 2008 und 2009 verlor die Samtgemeinde Selsingen einige Einwohner an diese Landkreise,2010 gewann sie wieder 25.

    Anfang der 90er Jahre verlor die Samtgemeinde Selsingen jhrlich bis zu 30 Einwohner an diebrigen Gemeinden im Landkreis Rotenburg. 1994, 1997 und 1998 gewann sie dann jedes Jahretwa 60 Einwohner von diesen Gebieten. Im Jahr 2000 verlor sie dann beachtliche 87 Einwohner andie brigen Gemeinden im Landkreis. Seit 2004 schwankt der Wanderungssaldo von den brigenGemeinden im Landkreis heftig zwischen -43 und +68. Im Jahr 2010 verlor die SamtgemeindeSelsingen wiederum 35 Einwohner an die brigen Gemeinden im Landkreis Rotenburg.

    In den 20 Jahren von 1991 bis einschlielich 2010 gewann die Samtgemeinde Selsingen 513 Einwoh-ner von den anderen Bundeslndern, je etwa 240 von den anderen Landkreisen in der statistischen

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    Samtgemeinde Rumliche Bevlkerungsbewegungen in den Jahren ...Selsingen 1991 b.e. 1995 1996 b .e. 2000 2001 b.e. 2005 2006 b.e. 2010 1991 b.e. 2010357404 Ew Ew Ew Ew Ew

    Zuwanderungen aus anderen ...Gemeinden d. LK 838 1093 983 915 3.829Kreisen d. stat. Reg. 272 328 321 349 1.270stat. Reg. d. Landes 117 208 215 258 798Bundeslndern 467 489 349 922 2.227Ausland 245 160 146 168 719insgesamt 1.939 2.278 2.014 2.612 8.843

    Abwanderungen in andere ...Gemeinden d. LK 746 1047 935 940 3.668Kreisen d. stat. Reg. 207 245 258 320 1.030stat. Reg. d. Landes 127 112 137 186 562Bundeslndern 322 352 394 646 1.714Ausland 181 170 177 148 676insgesamt 1.583 1.926 1.901 2.240 7.650

    Wanderungssaldo mit anderen ...Gemeinden d. LK 92 46 48 -25 161Kreisen d. stat. Reg. 65 83 63 29 240stat. Reg. d. Landes -10 96 78 72 236Bundeslndern 145 137 -45 276 513Ausland 64 -10 -31 20 43insgesamt 356 352 113 372 1.193

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    Region Lneburg und von den anderen drei statistischen Regionen in Niedersachsen. DieWanderungsbilanz mit dem Ausland war ausgeglichen. Die Samtgemeinde Selsingen gewann indiesen 20 Jahren 161 Einwohner an die brigen Gemeinden im Landkreis Rotenburg.

    In den fnf Jahren 2006 bis einschlielich 2010 war die Wanderungsbilanz der SamtgemeindeSelsingen mit den brigen Gemeinden im Landkreis Rotenburg negativ. Sie verlor in diesen Jahrenaber nur 25 Einwohner an die brigen Gemeinden im Landkreis Rotenburg. Von den anderenBundeslndern gewann sie 276 Einwohner und von den anderen drei statistischen Regionen inNiedersachsen immerhin noch 42.

    Die Wanderungen werden durch das Wohnraum- und Baulandangebot sowie die Arbeitsmarktentwick-lung unterschiedlich stark beeinflusst. Auf diesen Zusammenhang wird in den Kapiteln 2.3.3 und 2.4nher eingegangen.

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    2.1.1.2 Altersstruktur der wandernden Bevlkerung

    ber die Altersstruktur der wandernden Bevlkerung liegen keine detaillierten Daten vor. Um dieAltersstruktur der Wandernden bestimmen zu knnen, erfolgte zunchst eine Berechnung der natr-lichen Bevlkerungsbewegungen (Geborene und Gestorbene) von 2005 bis 2010. Aus der Differenzzwischen der so berechneten und der tatschlichen Bevlkerung, lassen sich erste Aussagen zurAltersstruktur und zum demographischen Verhalten der wandernden Bevlkerungsgruppen ableiten.Die Abbildung 2.1.1.2.1 zeigt die Differenz zwischen der Simulation der natrlichen Bevlkerungs-bewegungen der Jahre 2006 bis einschlielich 2010 und der tatschlichen Bevlkerung am31.12.2010. Dies entspricht in etwa der gegenwrtigen Altersstruktur der im Saldo in diesen fnfJahren zu- bzw. abgewanderten Bevlkerung und der daraus resultierenden Vernderung der natr-lichen Bevlkerungsbewegungen. Diese Abbildung ermglicht jedoch keinen direkten Rckschluss aufdie Altersstruktur der zu- bzw. abgewanderten Bevlkerung. Zum Beispiel: Sind vor fnf Jahren25-Jhrige zugezogen, so waren sie Ende 2010 folglich 30 Jahre alt. Sie sind in der o.g. Grafik als30-Jhrige erfasst. Aus der Abbildung ist nicht ersichtlich, ob sie vor fnf Jahren als 25-Jhrigezugewandert sind oder erst im letzten Jahr als 30-Jhrige.

    Um die Altersstruktur genauer bestimmen zu knnen und um die Wanderungsbewegungen zuerfassen, erfolgte anschlieend eine Simulation der Bevlkerungsbewegungen und der Wohnungs-bauttigkeit der Jahre 2006 bis einschlielich 2010, dem Startzeitpunkt der spteren Simulationeinschlielich aller relevanten Wanderungsbewegungen. Durch die exakte Validierung desComputermodells knnen die Wanderungsbewegungen nach Umfang und Alter festgestellt werden.Ausgehend von der Bevlkerungsstruktur des Jahres 2005, der damaligen Geburten- und Sterbe-wahrscheinlichkeit und der Wohnungsbestandsentwicklung der nachfolgenden Jahre, wurde die ausder Simulation der Bevlkerungsentwicklung und der Wohnungsbauttigkeit resultierende, demogra-phische Entwicklung aller Teilgebiete im Computermodell nachgebildet. Gleichzeitig wurde damit dieGltigkeit des Modells berprft. Analog erfolgte dies spter kleinrumig, siehe Kapitel 2.6 Seite 163.

    Bei der Bestimmung der Altersstruktur der zuziehenden Bevlkerung sind zwei entscheidendeProzesse zu bercksichtigen. Zum einen wandern vornehmlich Personen einer bestimmten Alters-gruppe zu, zum anderen altert auch die Bevlkerung in den Herkunftsgebieten und damit verndertsich auch die Alterszusammensetzung dieser Gruppe im Laufe der Zeit. Um diese Vernderung zuerfassen, wird die Bevlkerungsentwicklung des Landkreises Rotenburg parallel als Referenz-bevlkerung simuliert. Die zuwandernde Bevlkerung entspricht zunchst dem Altersaufbau und derdemographischen Entwicklung dieser Referenzbevlkerung. Zustzlich wird die Altersstruktur derzuziehenden Bevlkerung mittels einer in einem langwierigen, iterativen Verfahren ermittelten Funktiongewichtet. D.h. in jedem Simulationsjahr werden die Altersgruppen der Wandernden aus der Referenz-oder Herkunftsbevlkerung immer wieder mit der gleichen Funktion hher bzw. niedriger gewichtet.Diese hochkomplexe Funktion ermglicht auch die zu- bzw. abgewanderten Gruppen nher zu bestim-men. Kann die Wohnraum- bzw. Baulandnachfrage nicht gedeckt werden, wird ggf. zeitverzgertabgewandert. Auch die Altersstruktur der wohnraum- bzw. baulandbedingten fortziehenden Bevlke-rung wird mittels einer in einem langwierigen, iterativen Verfahren ermittelten Funktion gewichtet.Neben diesen wohnraumabhngigen Wanderungen erfolgen noch eigenstndige Wanderungsbewe-gungen, die im Computermodell ebenfalls nachgebildet wurden. Da die Samtgemeinde Selsingeninsbesondere ber keine weiterfhrenden Schulen (Hochschulen usw.) verfgt, wandern stetig jungeLeute an die Sttten ihrer Ausbildung ab. Hier knnte es (frhestens) nach erfolgreichem Ausbildungs-abschluss, etwa bei der Familiengrndung, zu einer Rckwanderung kommen. Gleichzeitig wanderneinige wenige junge Leute im gleichen Alter wohnraumbedingt bzw. zur Haushaltsgrndung zu bzw.fort. Diese Wanderungsbewegungen der gleichen Altersgruppe werden eigenstndig nachgebildet undsimuliert, da sie unterschiedliche Ursachen haben. Wanderungen aufgrund von Alten- oder Pflege-heimen erfolgen zustzlich und unabhngig von der o.g. Gewichtung. Fr die Bevlkerungsentwick-lung im Rahmen der Wohneinrichtungen fr Alte, wurde daher ein eigenes Wanderungsmodellformuliert und die Bevlkerungsentwicklung in diesen Einrichtungen entsprechend simuliert. Fr jedenStandort wird die Zahl der Bewohner konstant gehalten. Sterben Bewohner, so werden sie durchJngere ersetzt. Neueinrichtungen werden ebenfalls bercksichtigt. Hier wandern bei 'Inbetriebnahme'Einwohner aus dem Gebiet und dem Umland in diese neuen Einrichtungen zu.

    Die so berechnete Zahl der Einwohner, differenziert nach Alter und Geschlecht, des Jahres 2010 mussmit der tatschlichen Altersstruktur der Bevlkerung und der Entwicklung der Bevlkerungsbewegun-gen der Jahre 2006 bis einschlielich 2010 bereinstimmen. Die Abweichung zwischen simulierter undtatschlicher Bevlkerungsentwicklung liegt nach fnf Jahren deutlich unter 1% in der jeweiligenAltersgruppe von 3 bis 5 Jahrgngen. Eine noch genauere Anpassung ist aufgrund der natrlichenSchwankungen der einzelnen Jahrgnge kaum noch mglich.

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    Abbildung 2.1.1.2.1: Vernderung der Zahl der Einwohner infolge der rumlichen Bevlkerungsbewe-gungen und der Entwicklung bzw. der daraus resultierenden Vernderungen der natrlichenBevlkerungsbewegungen in den Jahren 2006 bis einschlielich 2010 in der Samtgemeinde SelsingenDatenquelle: LSKN. Eigene Simulation und Auswertung. dicke Linien interpolierte Werte

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    Fr die fnf Jahre 2006 bis einschlielich 2010 beluft sich der Wanderungssaldo der SamtgemeindeSelsingen zusammengefasst auf 372 Einwohner. Der Saldo aus Geborenen und Gestorbenen liegt frden gleichen Zeitraum bei -26 Einwohnern. In der vorherigen Abbildung 2.1.1.2.1 sind die Zuwande-rungen in die Anfang 2006 bestehenden Altenheime nicht erfasst. Da sich die relative Geburten-hufigkeit und die Sterbewahrscheinlichkeit in der Samtgemeinde Selsingen in diesen Jahren kaumvernderte, sind in der Abbildung 2.1.1.2.1 im Saldo etwa ebenso viele Personen dargestellt.

    Die Abbildung 2.1.1.2.1 (oben) wird von den hohen Gewinnen junger Leute geprgt. Dadurch stieg dieZahl der Einwohner in der Altersgruppe der 17- bis unter 22-Jhrigen bis zum 31.12.2010 um etwa 90an. Noch hhere Zuwchse gab es in de Altersgruppe der 22- bis unter 28-Jhrigen. Sie stieg um fast100 Einwohner an. Danach folgt die Altersgruppe der 29- bis unter 36-Jhrigen. Hinzu kommen etwa80 Kinder der beiden zuvor genannten lteren Gruppe. Auch sie lassen sich in zwei Gruppenunterteilen. Aufgeschlsselt nach Mnnern und Frauen ergibt sich ein weitaus differenzierteres Bild.Hier wird ersichtlich, dass nur die Zahl der jungen Mnner durch die Wanderungsbewegungen derletzten Jahren angestiegen ist, insgesamt um etwas mehr als 200 17- bis unter 26-Jhrige. Dagegenging die Zahl junger 19- bis unter 24-jhriger Frauen um etwa 70 zurck. Die Abgrenzung dieserAltersgruppe lsst erkennen, dass sie nach dem Abitur abgewandert sind, in der Regel dann zumStudium. Es drften etwa gleich viele junger Mnner aus den gleichen Grnden abgewandert sein.Damit erhht sich die Zahl der im Zuge des Verlegungen nach Seedorf zugewanderten jungen Mnnerauf etwa 270. Auf Ebene der Samtgemeinde konzentrieren sich die Wanderungsverluste auf diejungen Leute7. Sie sind damit hnlich umfangreich wie in den anderen umliegenden Samtgemeinden.

    Leicht zurckgegangen ist die Zahl der Ende 2010 40- bis 50-Jhrigen, insbesondere Frauen. Hierkam es sporadisch zu Abwanderungen. Durch Wanderungen ist die Zahl der 55- bis 65-Jhrigenangestiegen. Dies ist relativ ungewhnlich, da in dieser Altersgruppe bislang kaum der Wohnortgewechselt wurde. Dabei handelt es sich auch um Angehrige der zuvor genannten jungen undlteren Familien (dem Grovater oder der Gromutter der Kinder). Es drften aber berwiegend Paaresein, wie aus der Abbildung 2.1.1.2.1 (unten) ersichtlich wird, mglicherweise auch rckwanderndeNiederlnder. Es gab auch einige Wanderungsverluste bei den Senioren. Die Rekonstruktion derWanderungsbewegungen der Ortschaften ergab, dass diese sich auf die nrdlichen Ortschaften derSamtgemeinde konzentrieren. Hier kam es offensichtlich zu Abwanderungen in die zahlreichenWohneinrichtungen fr Alte in Bremervrde.

    Je kleiner und lndlicher die Gemeinde ist, desto jnger werden die zuwandernden Familien. DieserZusammenhang ist schon in anderen Gemeinden beobachtet worden. Dabei ist der Baulandpreis nureiner unter vielen Faktoren, der Einfluss auf die Standortentscheidungen hat. Wesentlich bedeutenderist der Umstand, dass diese Standorte sehr unterschiedliche Qualitten aufweisen. Die Qualitt bzw.die Attraktivitt eines Standortes bemisst sich ausschlielich aus der Sicht der jeweiligen Zielgruppeoder Person, die ein Baugrundstck oder eine Wohnung nachfragt. Die Wanderungsgewinne jungerFamilien und die hohen Wanderungsverluste junger Leute ist fr eine Umlandgemeinde durchaustypisch.

    Durch die Rekonstruktion der Bevlkerungsbewegungen dieses Zeitraumes konnten die zu- oderabwandernde Gruppen nher eingegrenzt werden. Die abwandernden jungen Leute sind 17 bis unter23 Jahre alt. Der Schwerpunkt liegt hier relativ spt bei den etwa 20-Jhrigen8. Umgerechnet verlor dieSamtgemeinde Selsingen jhrlich etwas mehr als ein Viertel eines Jahrganges, absolut betrachtetetwa 30 junge Leute. Dies sind relativ hohe Verluste. Sie wurden durch die zuwandernden jungenMnner an den Bundeswehrstandort Seedorf berdeckt (siehe vorherige Abbildung). Nach Aufbau undEtablierung wird bereits die Rotation am Standort ersichtlich: ausscheidende, ltere Soldatenscheiden aus dem aktiven Dienst, wandern ab und werden von zuwandernden jngere Soldatenersetzt. Zugewandert wird auch von jungen und einigen wenigen lteren Familien. Hufig wird ein Kinddemnchst eingeschult oder es wechselt in die Sekundarstufe. Hinzu kommen noch einige etwa 45-,50- und 55-Jhrige, in der Regel Paare. Abgewandert wird neben den jungen Leuten zur Ausbildungauch von etwa 25-Jhrigen. Dabei handelt es sich auch um die zuvor genannten, ausscheidendenBundeswehrsoldaten. Hinzu kommen noch Wanderungsverluste etwa 40-Jhriger. Hierbei handelt essich insbesondere auch um Scheidungs- oder Trennungsflle, bei dem ein Partner ggf. mit denKindern dann in der Regel in die umliegenden Stdte fortziehen. Es gibt kaum Wanderungsverlustejunger Familien. In der Samtgemeinde Selsingen mssen sie nicht zum Eigenheimbau abwandern, daes in fast allen Ortschaften attraktives und erschwingliches Bauland gibt.

    7 Bezogen auf alle Einwohner mit einen Haupt- oder Nebenwohnsitz hatten 6,0% lediglich einen Nebenwohnsitz in derSamtgemeinde Selsingen. Dieser Anteil stieg in den letzten Jahren deutlich an. Dabei handelt es sich berwiegend um jungeMnner.8 Dabei ist zu beachten, dass in diesem Zeitraum in Bremen die Studiengebhren eingefhrt wurden. Ortsansssige warendavon befreit. Infolgedessen meldeten viele Studierende in Bremen ihren Erstwohnsitz an.

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    2.1.2 Natrliche Bevlkerungsbewegungen

    Geburtenhufigkeit

    Abbildung 2.1.2.1: Altersspezifische Geburtenziffer der Bevlkerung der Samtgemeinde SelsingenHochrechnung auf Basis der Computersimulation, der altersspezifischen Geburtenziffer des frherenBundesgebietes 2010 und der Bevlkerung der Samtgemeinde Selsingen am 31.12.2010Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen

    Die Geburtenhufigkeit ist sehr stark vom Alter der Frauen abhngig, wie in der obigen Abbildung2.1.2.1 zu erkennen ist. Unter 15 Jahren und ber 49 Jahren bekommen Frauen nur sehr selten einKind. Durchschnittlich bekamen im Jahr 2010 die 30- und 31-jhrigen Frauen in den alten Bundes-lndern am hufigsten ein Kind (100 Lebendgeborene je 1000 Frauen). Zur Beurteilung der Geburten-hufigkeit und bei einer Abschtzung der Entwicklung der Zahl der Geborenen, ist daher die Anzahlund das Alter der Frauen zu bercksichtigen9.

    Die durchschnittliche Kinderzahl je Frau lag im Jahr 2010 im frheren Bundesgebiete bei 1,38510. Siestieg gegenber dem Vorjahr (1,358) an. Allerdings ist hier zu beachten, dass 2009 aufgrund derRegulationskrise der Finanzwirtschaft etliche Eltern ihren Kinderwunsch zurck gestellt hatten. DerAnstieg der relativen wie auch der absoluten Zahl der Geborenen im Jahr 2010, ist weit berwiegendein Nachholeffekt. In den letzten zehn Jahren hat sich die Geburtenhufigkeit in den alten Bundes-lndern nicht verndert. Sie hat damit das Niveau Ende der 90er Jahre nicht mehr erreicht.

    In den Regionen, Stdten, Gemeinden, Ortschaften, Gemeindeteilen und Bezirken liegt eine sehrunterschiedliche Geburtenhufigkeit vor. Um diese Unterschiede feststellen zu knnen, wird hier dieAbweichung der Zahl der Geborenen auf Basis der altersspezifischen Geburtenziffern des frherenBundesgebietes in dem Gebiet von der tatschlichen Anzahl an Geborenen, einschlielich der zuge-zogenen Kinder berechnet. Das Alter der Mutter bei der Geburt ihres Kindes wird im Regelfall nur dannabweichen, wenn das Ausbildungsniveau der Frauen an dem Standort erheblich vom Durchschnitt deralten Lnder abweicht oder die ethnische Herkunft der Bevlkerung im Gebiet weit berwiegend nichteuropisch ist. Davon ist im vorliegenden Fall nicht auszugehen.

    9 Daher ist es nicht mglich auf Basis der Fruchtbarkeitsziffer (Geborene je Frauen im Alter von 15 bis 45 Jahren) o.. die Zahlder zuknftig Geborenen abzuleiten, wie u.a. in der Durchfhrungsverordnungen zur Schulentwicklung angeordnet wird.10 Diese durchschnittliche Kinderzahl je Frau oder auch als zusammengefasste Geburtenziffer bezeichnet, gibt an, wie vieleKinder eine Frau im Laufe ihres Lebens bekommen wrde, wenn ihr Geburtenverhalten so wre wie das aller Frauen zwischen15 und 49 Jahren im jeweils betrachteten Jahr.

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    Zu Zeiten des Babyboom bekam jede Frau in der Samtg


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