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SELBSTVERTEIDIGUNG SELBSTVERTEIDIGUNG Sicher statt …

Date post: 04-Oct-2021
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s’Magazin s’Magazin 4 5 SELBSTVERTEIDIGUNG SELBSTVERTEIDIGUNG Angst machen möchte sie freilich niemandem. Ihre Leidenschaft für die Kampfkunst begründet sich vielmehr in einem ausge- prägten Beschützerinstinkt: „Schon in der Volksschule habe ich immer die schwächeren Kin- der vor Ungerechtigkeit be- schützt. Und noch heute macht es mich glücklich, wenn ich an- deren in der Not helfen kann. Das ist ein tolles Gefühl.“ dem auch wirklich wehtun, aber das ist nicht mein Ziel.“ Doch Vorsicht: So einfach trai- nierte Kampfsportler die zur Selbst- verteidigung nötigen Handgriffe auch aussehen lassen, mit einem Crashkurs allein ist es längst nicht getan. Für alle, die sich des Nächtens auch in dunklen Gassen sicher fühlen möchten, gilt: Nur die Übung macht den Meister. „Erst wenn die Bewe- gungen zur Routine geworden sind, sitzt der Schlag mit hoher Wahr- scheinlichkeit.“ Innere Stärke Barbara Müller selbst weiß sich auf viele Arten zu verteidigen. Nach Karate, Taekwondo und Aikido ent- deckte sie durch Mario Janisch, bis heute ihr Lehrer, die aus China stam- mende Kampfkunst Wing Tsun für sich. Das Besondere daran: „Mithil- fe von Wing Tsun erlernt man eine innere Stärke, die sich auch nach au- ßen manifestiert. Es erstaunt mich selbst immer wieder, wenn mir etwa eine auf dem Gehsteig entgegenkom- mende Gruppe freiwillig ausweicht.“ situation wiederfinden? „Als Erstes sollte versucht werden, den Gegner mit erhobenen Händen, einem Schritt zurück und einem entschlos- senen „Stopp“ auf Abstand zu hal- ten.“ Selbstbewusstes Auftreten mag zwar viele Angreifer verunsichern, doch nicht jeder lässt sich von einer starken Persönlichkeit allein ab- schrecken. „Im Ernstfall würde ich immer dazu raten zu laufen, durch lautes Schreien Aufmerksamkeit zu erregen und einer Konfrontation zu entgehen. Erst wenn das alles nichts nutzt, wäre es von Vorteil, jene Tech- niken einzusetzen, die man im Selbstverteidigungskurs erlernt hat.“ Einfache Handgriffe Generell folgt die Gewalt einer brutalen Logik: Der Stärkere greift den vermeintlich Schwächeren an. Umso wichtiger sind also Techni- ken, deren Effizienz nicht auf Kraft beruht. „Einfache Schlagtechniken mit großer Wirkung halten den An- greifer auf Distanz. Ich kann jeman- U nlängst wurde die Kölner Oberbürger- meisterin Henriette Reker gefragt, wie sich Frauen am besten vor Übergriffen schützen können. Für ihre Antwort erntete sie einen ve- ritablen „Shitstorm“: „Am besten ist es, man hält einfach eine Armlänge Distanz zum Angreifer.“ So beißend zynisch dieser Rat für jene Frauen, die in der Silvesternacht dem wild ge- wordenen Mob zum Opfer fielen, auch klingen mag, ganz unrecht hat die Dame nicht – die beste Prophyla- xe vor Gewalt ist, ihr aus dem Weg zu gehen. Damit dies gelingt, heißt’s mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Leichter gesagt als getan, wie Barbara Müller, Leiterin der Wing Tsun-Schule Bludenz, weiß: „Im Laufe der Zeit haben wir die Acht- samkeit verlernt. In der Steinzeit bei- spielsweise mussten die Menschen noch ihre Sinne nutzen, um zu über- leben. Sie waren immer auf den An- griff eines wilden Tieres gefasst.“ Doch wie sollen sich Frauen verhal- ten, wenn sie sich in einer Gefahren- Nach den Vorfällen in der Silvesternacht in Köln stieg auch im Ländle die Nachfrage nach Selbstverteidigungskursen merklich. „Krone“-Redakteurin Sandra Nemetschke ließ sich von Kampfsporttrainerin Barbara Müller in die Grundlagen der Selbstverteidigung einführen. Sicher statt ängstlich Fotos: Dietmar Mathis Diese Frau ist nicht zu unterschätzen: Barbara Müllers Begeisterung für die Kampfkunst färbt ab. Sie nutzt ihre Fähigkeiten, um anderen zu helfen. Wing-Tsun-Lehrerin Barbara Müller zeigt „Krone“-Redakteurin Sandra Nemetschke Techniken der Selbstverteidigung. Die einfachen Handgriffe sind sehr effektiv.
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SELBSTVERTEIDIGUNG SELBSTVERTEIDIGUNG

Angst machen möchte sie freilichniemandem. Ihre Leidenschaftfür die Kampfkunst begründetsich vielmehr in einem ausge-prägten Beschützerinstinkt:„Schon in der Volksschule habeich immer die schwächeren Kin-der vor Ungerechtigkeit be-schützt. Und noch heute machtes mich glücklich, wenn ich an-deren in der Not helfen kann.Das ist ein tolles Gefühl.“

dem auch wirklich wehtun, aber dasist nicht mein Ziel.“

Doch Vorsicht: So einfach trai-nierte Kampfsportler die zur Selbst-verteidigung nötigen Handgriffeauch aussehen lassen, mit einemCrashkurs allein ist es längst nichtgetan. Für alle, die sich des Nächtensauch in dunklen Gassen sicher fühlenmöchten, gilt: Nur die Übung machtden Meister. „Erst wenn die Bewe-gungen zur Routine geworden sind,sitzt der Schlag mit hoher Wahr-scheinlichkeit.“

Innere StärkeBarbara Müller selbst weiß sich

auf viele Arten zu verteidigen. NachKarate, Taekwondo und Aikido ent-deckte sie durch Mario Janisch, bisheute ihr Lehrer, die aus China stam-mende Kampfkunst Wing Tsun fürsich. Das Besondere daran: „Mithil-fe von Wing Tsun erlernt man eineinnere Stärke, die sich auch nach au-ßen manifestiert. Es erstaunt michselbst immer wieder, wenn mir etwaeine auf dem Gehsteig entgegenkom-mende Gruppe freiwillig ausweicht.“

situation wiederfinden? „Als Erstessollte versucht werden, den Gegnermit erhobenen Händen, einemSchritt zurück und einem entschlos-senen „Stopp“ auf Abstand zu hal-ten.“

Selbstbewusstes Auftreten magzwar viele Angreifer verunsichern,doch nicht jeder lässt sich von einerstarken Persönlichkeit allein ab-schrecken. „Im Ernstfall würde ichimmer dazu raten zu laufen, durchlautes Schreien Aufmerksamkeit zuerregen und einer Konfrontation zuentgehen. Erst wenn das alles nichtsnutzt, wäre es von Vorteil, jene Tech-niken einzusetzen, die man imSelbstverteidigungskurs erlernthat.“

Einfache HandgriffeGenerell folgt die Gewalt einer

brutalen Logik: Der Stärkere greiftden vermeintlich Schwächeren an.Umso wichtiger sind also Techni-ken, deren Effizienz nicht auf Kraftberuht. „Einfache Schlagtechnikenmit großer Wirkung halten den An-greifer auf Distanz. Ich kann jeman-

Unlängst wurde dieKölner Oberbürger-meisterin HenrietteReker gefragt, wiesich Frauen am besten

vor Übergriffen schützen können.Für ihre Antwort erntete sie einen ve-ritablen „Shitstorm“: „Am besten istes, man hält einfach eine ArmlängeDistanz zum Angreifer.“ So beißendzynisch dieser Rat für jene Frauen,die in der Silvesternacht dem wild ge-wordenen Mob zum Opfer fielen,auch klingen mag, ganz unrecht hatdie Dame nicht – die beste Prophyla-xe vor Gewalt ist, ihr aus dem Weg zugehen. Damit dies gelingt, heißt’smit offenen Augen durch die Welt zugehen. Leichter gesagt als getan, wieBarbara Müller, Leiterin der WingTsun-Schule Bludenz, weiß: „ImLaufe der Zeit haben wir die Acht-samkeit verlernt. In der Steinzeit bei-spielsweise mussten die Menschennoch ihre Sinne nutzen, um zu über-leben. Sie waren immer auf den An-griff eines wilden Tieres gefasst.“Doch wie sollen sich Frauen verhal-ten, wenn sie sich in einer Gefahren-

Nach den Vorfällen in der Silvesternacht in Köln stieg auch im Ländle dieNachfrage nach Selbstverteidigungskursen merklich. „Krone“-RedakteurinSandra Nemetschke ließ sich von Kampfsporttrainerin Barbara Müllerin die Grundlagen der Selbstverteidigung einführen.

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Diese Frau ist nicht zuunterschätzen:Barbara MüllersBegeisterung für dieKampfkunst färbt ab.Sie nutzt ihreFähigkeiten, umanderen zu helfen.

Wing-Tsun-LehrerinBarbara Müller zeigt„Krone“-RedakteurinSandra NemetschkeTechniken derSelbstverteidigung.Die einfachenHandgriffe sindsehr effektiv.

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