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Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Date post: 01-Dec-2021
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Selbst-Wahrnehmung Konstruktivistische Theorie der Sozialen Spiegelung: Das Selbstbild ist eine soziale Konstruktion! Identität, Selbstbild und Ichbewusstheit befinden sich in einem gemeinsamen Begriffsraum. Ich- Bewusstheit wäre eher die Bewusstheit darüber, dass es der eigene Körper (oder Teile davon wie Hände und Mundraum) ist, den und über den man sinnlich wahrnimmt und dass es eine eigene Urheberschaft der eigenen Wahrnehmungen und Handlungen gibt, dass es also mich als ein Ich gibt ( möglich etwa nach dem zweiten Lebensjahr). Identität wäre eher die auch von außen wahrnehmbare stabile Unverwechselbarkeit einer Person, also die auch äußerlich definierbaren Kennzeichen, wodurch sich ein Mensch von einem anderen unterscheidet; wesentlich sind hier auch (selbst- und fremdbestimmt) zugewiesene Zugehörigkeiten wie z.B. Gruppenzugehörigkeiten Das Selbstbild wäre eher eine über eine gewisse Zeit beständige, aber änderbare Selbstwahrnehmung der eigenen Einschätzungen, Bewertungen, Erwartungen, Ethik, Moral, Werthaltungen, Überzeugungen, Gefühlen hinsichtlich der eigenen körperlichen, psychischen und sozialen Eigenschaften und Merkmale. Das Selbstbild entwickelt sich im Verlauf der Sozialisation durch die kognitive Auseinandersetzung mit dem Bild, das sich andere von einem machen, dem Fremdbild. Anfänglich wird keine Grenze erlebt zwischen Innen und Außen, zwischen Körper und Welt, zwischen Ich und Du. Das eigene Ich, also die Ich-Bewusstheit sowie später dann das Selbstkonzept bauen sich auf in der Wahrnehmung eigener Körperreize sowie der Wahrnehmung des anderen, auch durch die Differenz zum anderen; durch Nachahmung, Imitation, Mimetik und Zeigefunktionen lernt man: Es gibt den anderen als ein relativ konstantes mentalisierungsfähiges (also mit Absichten versehenes) Ich, das auf mich reagiert, als wäre ich ebenfalls ein mentalisierungsfähiges Ich und bei dem ich mir auch für mich ein mentalisierungsfähiges Ich abschauen kann... Dr. Fox, 2021 1
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Page 1: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Selbst-WahrnehmungKonstruktivistische Theorie der Sozialen Spiegelung: Das Selbstbild ist eine soziale Konstruktion!

• Identität, Selbstbild und Ichbewusstheit befinden sich in einem gemeinsamen Begriffsraum. Ich- Bewusstheit wäre eher die Bewusstheit darüber, dass es der eigene Körper (oder Teile davon wie Hände und Mundraum) ist, den und über den man sinnlich wahrnimmt und dass es eine eigene Urheberschaft der eigenen Wahrnehmungen und Handlungen gibt, dass es also mich als ein Ich gibt ( möglich etwa nach dem zweiten Lebensjahr).

• Identität wäre eher die auch von außen wahrnehmbare stabile Unverwechselbarkeit einer Person, also die auch äußerlich definierbaren Kennzeichen, wodurch sich ein Mensch von einem anderen unterscheidet; wesentlich sind hier auch (selbst- und fremdbestimmt) zugewiesene Zugehörigkeiten wie z.B. Gruppenzugehörigkeiten

• Das Selbstbild wäre eher eine über eine gewisse Zeit beständige, aber änderbare Selbstwahrnehmung der eigenen Einschätzungen, Bewertungen, Erwartungen, Ethik, Moral, Werthaltungen, Überzeugungen, Gefühlen hinsichtlich der eigenen körperlichen, psychischen und sozialen Eigenschaften und Merkmale. Das Selbstbild entwickelt sich im Verlauf der Sozialisation durch die kognitive Auseinandersetzung mit dem Bild, das sich andere von einem machen, dem Fremdbild.

• Anfänglich wird keine Grenze erlebt zwischen Innen und Außen, zwischen Körper und Welt, zwischen Ich und Du. Das eigene Ich, also die Ich-Bewusstheit sowie später dann das Selbstkonzept bauen sich auf in der Wahrnehmung eigener Körperreize sowie der Wahrnehmung des anderen, auch durch die Differenz zum anderen; durch Nachahmung, Imitation, Mimetik und Zeigefunktionen lernt man: Es gibt den anderen als ein relativ konstantes mentalisierungsfähiges (also mit Absichten versehenes) Ich, das auf mich reagiert, als wäre ich ebenfalls ein mentalisierungsfähiges Ich und bei dem ich mir auch für mich ein mentalisierungsfähiges Ich abschauen kann...

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Selbst - KonzeptSelbst als soziale Konstruktion

• Zunächst entwickelt sich eine Ich-Bewusstheit dadurch, dass der Säugling allmählich lernt, dass er es ist, der das sinnlich wahrnimmt, was er beispielsweise im Mundraum exploriert, dass er also eine Urheberschaft besitzt über die „eigenen“ Sinneswahrnehmungen und Handlungen; und dass es sein Körper (oder Teile davon, wie beispielsweise Hände, Mund- oder Genitalbereich ) ist, an dem diese Sinneswahrnehmungen erlebbar werden; „das Ich ist ein körperliches“ (S. Freud)

• Der andere löst Emotionen bei mir aus, die ich körperlich spüre; Körpererfahrungen als Quelle des Aufbaus einer Ich-Bewusstheit, die als Basis dient für die spätere und lebenslang modifizierbare Konstruktion eines Selbstkonzepts (=eine erzählerische, biografische Beschreibung und Bewertung des Ichs)

• Der andere löst durch Berührungen, durch Körperkontakt an der Haut, also an der Grenze zwischen Innen und Außen, Ich und Du, ein Spüren der eigenen körperlichen Identität als Basis für eine Selbstkonzept aus

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Selbst - KonzeptSelbst als soziale Spiegelung

• Der andere löst durch seine Kommunikation und Interaktion mit mir, durch seine Spiegelung meiner Person, erste Vorstellungen (z. B. Bewertung meiner Person durch andere; emotionale Konditionierungen; Rollen-Konzept, etc.) über mein Ich aus; diese Narrationen bilden die Grundlage der Konstruktion des Selbstkonzepts; das Selbst ist also eine narrative Konstruktion

• Die Beziehung zum Du ist für das Ich konstitutiv; aus der Ich-Bewusstheit entsteht durch Kommunikation mit dem anderen das Selbstkonzept: So wie niemand sein Gesicht ohne Spiegel wahrnehmen kann, kann sich auch niemand selber wahrnehmen ohne die Spiegelung durch den anderen

• In der Kommunikation und Interaktion in bedeutsamen (Liebes-) Beziehungen wird permanent über die Konstruktion der Selbstkonzepte verhandelt, meist nichtbewusst

• Der andere bietet mir über Beziehung und die Kommunikation, wie er mich wahrnimmt, eine geistvolle oder mentalisierungsfähige Identität an; diese Identität wird bei Trennungen intimer Beziehungen stets beschädigt, daher ist jede Trennung vom relevanten anderen auch eine Trennung von meinem bisherigen Selbst

• Kommunikation ist selten ein direkter Austausch von Information, sondern eher eine wechselseitige Anregung zur Konstruktion von Bedeutungen, Bedeutungen des Kommunizierten, wobei diese Bedeutungen/ Deutungen/ Bewertungen immer aus der jeweiligen individuellen Biografie (emotionale Konditionierungen) generiert werden und oft auf das Selbstkonzept einwirken.

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Selbst - KonzeptSelbst als soziale Konstruktion

• Empathie ist die Fähigkeit, sich in das subjektive Erleben des anderen hineinzuversetzen; damit ist Empathie die Grundvoraussetzung für jedes soziale Miteinander; für dieses Miteinander ist unverzichtbar die Fähigkeit, nicht nur die eigenen Wahrnehmungen und Erlebnisse zu erkennen, sondern auch die der anderen

• Empathie kann sich erst mit einem Ich-Bewusstsein ausbilden, also erst ab zirka zwei Lebensjahren; mitfühlende Handlungen sind bewusst möglich ab zirka drei Lebensjahren, erfolgen aber nichtbewusst schon im ersten Lebensjahr

• Spiegelneurone (vornehmlich im prämotorischen und präfrontalen Kortex) simulieren nicht die geistigen, aber die motorischen und expressiven Aktivitäten des anderen und ermöglichen dadurch das Nachempfinden der Empfindungen und Absichten des anderen

• Spiegelneurone bilden im Verbund mit den Systemen für Gestik, Mimik und Zeigen den biologischen Ort für das Imitationslernen (theory of mind, Mentalisieren, kommunikative Absicht, Kooperationsabsicht, prosoziales Verhalten, Modelllernen, Unterricht)

• Empathie ermöglicht sogar eine Resonanz für Empfindungen des anderen, die für diesen noch nicht bewusstseinsfähig sind (z. B. in Beratung und Therapie)

• Empathie ist die notwendige, wenngleich nicht hinreichende Voraussetzung für Mitgefühl und Kooperation

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Selbst - KonzeptSelbst als soziale Konstruktion

• Das Imitationslernen ist für die Konstruktion eines Selbst-Konzepts unerlässlich

• Selbst-Bewusstsein hängt eng zusammen mit Empathie: Das Selbst-Konzept konstruiert sich darüber, den anderen als ein Selbst wahrzunehmen sowie vom anderen als ein Selbst wahrgenommen zu werden; das gewonnene Selbstverständnis erlaubt dann wieder eine komplettere Wahrnehmung der Person des anderen; es gibt hier eine wechselseitige Abhängigkeit.

• überlebensnotwendig ist die Fähigkeit der Empathie, die Absichten und die Kooperationswürdigkeit der anderen zu erkennen (wesentliche Informationsquelle ist die nonverbale Kommunikation, speziell die Mimik als Expression der die Handlung motivierenden Emotionen); Empathie ist die Voraussetzung für Strategiebildung, Handlungsplanung und Kooperation

• Empathie ist die Voraussetzung für Mitgefühl und prosoziales Handeln, was die Konstruktion von Gruppen ermöglicht und damit die Überlebenswahrscheinlichkeit drastisch verbessert

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Wesentliche Ebenen des Selbst-Konzepts

Das Selbst (oder die personale Identität) wird definiert über

• die autobiografischen Erinnerungen

• den Kern der eigenen Werthaltungen, Moral, ethischen und lebensphilosophischen Überzeugungen (umgangssprachlich „Charakter“ genannt)

• die Gruppenzugehörigkeit (Familie, Freunde, Beruf, Verein, Heimat….)

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Aspekte des Selbst - Konzepts

Was ist das Selbst? Drei erforschbare Teilaspekte:• Urheberschaft: „Ich-Bewusstheit“, d.h.: Ich bin überzeugt, auf Grund meiner

eigenen Wahrnehmungen, Einstellungen, Erinnerungen zu handeln; Überzeugung von der Selbsterzeugung meiner Wahrnehmungen, Handlungen und Gedanken (anders z. B. bei Schizophrenie, beim Stimmenhören).

• Transtemporale Einheit, Zeit-Identität: konstante Reizinformationen; „Ich-Bewusstheit“, die über längere Zeit weiter besteht; als konstant und konsistent wahrgenommene biografische Erfahrungen und Erinnerungen konstituieren die Identität (anders bei Amnesien, keine Identität des Ichs in der Zeit)

und das Selbst-Konzept.

• Perspektivität: alle Informationen aus dem eigenen Erlebens- und Handlungsraum werden um den eigenen Körper herum zentriert; Wahrnehmungen und Handlungen stets aus der Ich-Perspektive; das Ich ist in der Welt zentriert, der eigene Körper als Weltmitte (anders beim Neglect-Syndrom: die eigene Mitte ist verloren, die meist linke Hälfte von Objekten, Raum und eigenem Körper wird nicht mehr wahrgenommen).

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Selbst-Wahrnehmung

• das Selbstbild ist ein machtolles Motivationssystem; es bedingt und erklärt das Verhalten, auch das Verhalten anderen gegenüber

• es ist abhängig von Beziehungserfahrungen, von der Wahrnehmung der eigenen Person durch den anderen („Fremdbild“ und „Selbstbild hängen wechselseitig von einander ab)

• vornehmlich Fürsorgeerfahrungen durch andere in eigenen vulnerablen Lebensphasen lassen ein stabiles Selbstbild, Vertrauen und Selbstvertrauen aufbauen

• die Selbstwahrnehmung erfolgt auch durch Bewertungen des eigenen Verhaltens, die in Abhängigkeit von den Konsequenzen in sozialen Situation interpretiert werden

• unmittelbar wahrgenommen werden innere Zustände dann, wenn sie stark und eindeutig sind; insbesondere als Erfolg erlebte innere Zustände werden eher eigenen vermeintlich stabilen Persönlichkeitsmerkmalen als situativen Bedingungen zugeschrieben

• Als Dunning-Kruger-Effekt wird eine Verzerrung der Selbstwahrnehmung bei eher inkompetenten Personen bezeichnet, das eigene Können zu überschätzen und die Kompetenz anderer zu unterschätzen.

Weniger kompetente Personen neigen unter diesem Effekt dazu, ihre eigenen Fähigkeiten zu überschätzen und die überlegenen Fähigkeiten bei anderen nicht zu erkennen; sie sind nicht fähig, das Ausmaß ihrer tatsächlichen Inkompetenz zu erkennen. Kurz gesagt, sie sind zu dumm, ihre eigene Dummheit zu erkennen….

Allerdings entwickeln diese Personen unter diesem Effekt ein höheres Selbstvertrauen; aber es zeigt sich auch, dass das die eigenen tatsächlichen Leistungen eher schmälert, während die Leistungen derjenigen, die diesem Effekt nicht unterliegen, deutlich besser ausfallen.

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Selbstkonzept

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• Nichtbewusste Anteile des Selbst

• Privates Selbstbild

• Blinder Fleck• Öffentliches Selbstbild

Was ich und die anderen über mich

wissen

Was nur die anderen über mich wissen

Was niemand von mir weiß, auch ich nicht

Was nur ich über mich

weiß

Feedback

Se

lbst

öffn

ung

JOHARI-Fenster: Analyseschema nach Luft und InghamLuft, Joseph: Klett, Stuttgart, 1971

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Selbst-WahrnehmungSelbst- Bewertung

• positive Selbstbewertung und Selbstvertrauen sind abhängig von Fürsorgeerfahrung und positiver Bewertung der eigenen Person durch eine Person, die man selbst positiv bewertet

• negative Selbstbewertung wird wesentlich verursacht durch negative Bewertungen der eigenen Person durch geschätzte Personen

• negativ bewertete Personen haben kaum Einfluss auf das eigene Selbstwertgefühl; Ausnahme: negativ bewertete Personen, die Macht (über Belohnungs-und Bestrafungsreize) ausüben

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Selbst-Wahrnehmung

Kriterien der Selbstbewertung• positive Selbstbewertung ist lerntheoretisch abhängig davon, dass

man sich selbst oft in positiven Situationen erlebt:

– eigene Beliebtheit bei anderen

– Fürsorglichkeit durch andere, dann auch Fürsorge für andere

– dass man sich moralisch integer erlebt

– eigene Fähigkeit der Lebensbewältigung (Selbstvertrauen, internale Kontrollüberzeugung, Kohärenzsinn; Selbstständigkeit)

• negatives Selbstbild:

– Ablehnung durch andere

– Mangelnde Fürsorge durch andere

– eigene Unfähigkeit der Lebensbewältigung (externale Kontrollüberzeugung, Abhängigkeit)

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Selbstwahrnehmung

Selbstwahrnehmung auch abhängig von

Verhaltenskonsequenzen:

bei hoher materieller Belohnung wird das eigene Verhalten eher der Belohnung zugeschrieben und nicht mehr der eigenen Einstellung, d. h.: stabile Einstellungen werden intrinsisch erworben, nicht extrinsisch durch Belohnungen oder Lobhudeleien!

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Selbstbewertung - Selbstkonzept

Wirkungen des negativen Selbstwerts• leichter zu beeinflussen, subalternes Verhalten

• stärkeres Zuwendungs- und Bestätigungsbedürfnis, leicht kränkbar

• Ablehnung und Abwendung wird als besonders beeinträchtigend erlebt, als Bestätigung des negativen Selbstwerts

• Selbstunsicherheit, Mutlosigkeit, Resignation, Erschöpfbarkeit

• bei niedrigem Selbstwert bewirkt sozialer Druck (Macht über Belohnung und Bestrafung) erwünschtes und konformes Verhalten

• hohes Risiko für stressbedingte Erkrankungen

• gesundheitsschädigendes Verhalten, Drogenanfälligkeit

• wenig Impulskontrolle, Gewaltbereitschaft

• hohe emotionale Durchlässigkeit, mangelnde Emotionskontrolle

• rigides, ideologieanfälliges, autoritäres Verhalten

• externales Kontrollbedürfnis, passiv, den anderen als Führer suchend

• wenig beziehungsfähig, egozentrisch, schnell beleidigt, kränkbar

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Page 14: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Selbstbewertung - Selbstkonzept

Wirkungen des positiven Selbstwerts• schwerer zu beeinflussen, eher nonkonformes Verhalten

• Selbstvertrauen: unabhängiger, selbstständiger, selbstverantwortlicher

• höhere Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen

• weniger ängstlich, misstrauisch oder aggressiv, kooperativer

• intrinsische Lernbereitschaft

• höhere Kreativität, Gestaltungskraft, Problemlösefähigkeit

• höhere Frustrationstoleranz, kritikfähiger (auch gegenüber sich selbst)

• bessere Empathiefähigkeit, bessere Bindungs- und Liebesfähigkeit

• größere Fürsorglichkeit anderen gegenüber

• Erwiderung von Sympathie (und Ablehnung)

• erfolgreichere Lebensbewältigung, Durchsetzungsfähigkeit

• höhere Lebenszufriedenheit

• mehr psychische und körperliche Gesundheit, weniger stressbelastet

• weniger drogenanfällig, weniger gesundheitsschädigendes Verhalten

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Page 15: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

AttributionstendenzenUrsachenzuschreibungen für Verhalten

• Bei der Selbstwahrnehmung wird das alltägliche eigene Verhalten eher als abhängig von situativen Bedingungen (externale Attribution) interpretiert, also als situationsangepasst, variabel und zielgerichtet: Ich reagiere flexibel auf jeweilige Situationsbedingungen!

• Bei der Fremdwahrnehmung wird das Verhalten des anderen eher auf innere Faktoren wie Persönlichkeitsmerkmale (internale Attribution) zurückgeführt: Der ist immer so!

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AttributionstendenzenUrsachenzuschreibungen für eigenes Verhalten

Tendenz zu selbstwerterhaltenden Attributionen

– eigene Erfolge werden internal attribuiert und zwar auf stabile und globale Persönlichkeitsmerkmale

– eigene Misserfolge werden external attribuiert und internal auf instabile und spezifische Merkmale

– Personen, die mit eigenen Bewertungen übereinstimmen, werden als intelligenter eingeschätzt als solche, die nicht übereinstimmen

Funktion: Durch Selbstwerterhalt wenig Entmutigung bei Misserfolgen. Man bleibt eher dran...

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Page 17: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

AttributionstendenzenUrsachenzuschreibungen für fremdes Verhalten

• die situativen Einflüsse auf den anderen werden systematisch unterschätzt

• Ursachen werden auf vermeintlich stabile persönliche Eigenschaften und Einstellungen attribuiert

Gründe: dem Beurteiler sind situative Kontexte beim anderen wenig bekannt

Abhilfe: um das Verhalten des anderen besser beurteilen zu können, bedarf es Kompetenz, Bewusstheit der prinzipiellen Fehleranfälligkeit von Personenbeurteilungen, Selbstbewusstheit, Empathie und die Beschränkung der Beurteilung auf das Verhalten der Person: nicht die Persönlichkeit beurteilen, sondern das Verhalten in einem bestimmten situativen Kontext!

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Page 18: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Attributionstendenzenweitere dysfunktionale Attributionsstile

• depressiver AS: eigene Erfolge werden situativen,

glücklichen Umstände attribuiert; eigene Misserfolge werden stabilen und globalen Persönlichkeitsmerkmalen zugeschrieben

Funktion: Abschiebung von Eigenverantwortlichkeit; legitimiert mangelndes Engagement

• feindseliger AS: misstrauisch, anderen feindselige oder

egoistische Absichten unterstellen

Funktion: dient der Rechtfertigung eigener Aggressionen; stabilisiert Aggressionen; legitimiert Ab- und Ausgrenzungen sowie mangelnde Kooperationsbereitschaft; erhält die Gruppenkohäsion in Bedrohungssituationen

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Page 19: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Attributionsmusterin beschädigten Beziehungen

• positives Verhalten des anderen wird instabilen zufälligen Umstände zugeschrieben, seiner eigentlichen Nichtabsicht, egoistischen oder anderen vermeintlich negativen Motivationen

• negatives Verhalten wird stabilen und globalen persönliche Eigenschaften des anderen zugeschrieben, einer Absicht sowie egoistischen oder anderen negativen Motivationen

Dieses Attributionsmuster ist nicht nur Folge negativer Beziehungen, sondern ist zugleich Prognose und Risikofaktor!

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Page 20: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Attributionen von Verantwortlichkeit

Personen werden für negative Folgen ihres

Verhaltens umso mehr persönlich verantwortlich (und nicht als situationsabhängig) beurteilt,

• je größer der Schaden

• je fremder und entfernter sie dem Beurteiler erscheinen

• je weniger attraktiv

Funktion: die eigene Bedrohtheit zu beschwichtigen sowie der

Erhalt des Glaubens an eine „gerechte Welt“ erklärt das Phänomen, z. B. Gewaltopfern eine Mitschuld zuzuschreiben

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Page 21: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Gehorsamkeit und AutoritätsgläubigkeitErgebnisse aus dem Milgram-Experiment

• zwei Drittel der VPn gehorchten dem Versuchsleiter als Autoritätsperson, indem sie - eigene moralische Werte negierend - höchst körperschädigende Bestrafungen an „Opfern“ vollstreckten, allerdings besonders häufig erst dann, wenn sie ihr Handeln im Dienste einer guten Sache ansahen, hier also im Dienste der Wissenschaft

• fühlen sich die „Bestrafer“ als „Rädchen im Getriebe“ erhöht sich die Gehorsamsrate auf 92,5%

• diese Gehorsamsrate reduziert sich drastisch auf 10%, wenn zwei Vorbilder inhumanen Gehorsam verweigern

• mit zunehmender Nähe zum Opfer fällt die Gehorsamsrate kontinuierlich ab

Fazit: Personen werden in ihrem Verhalten von situativen Einflüssen geleitet; sie verlieren ihre moralischen Motivationen, wenn sie die Eigenverantwortlichkeit für ihr Handeln an eine Autorität oder an die Loyalität gegenüber einer Gruppe, der man sich zugehörig fühlt, abschieben

Beachte: Dieses Experiment, das nach dem zweiten Weltkrieg ursprünglich die Autoritätsgläubigkeit der Deutschen erkunden wollte, wurde über Jahrzehnte in immer wieder neu aufgelegten Studien in verschiedensten Ländern und Kontinenten in seinen Ergebnissen bestätigt: kulturübergreifend zeigen etwa 65% der Vpn autoritätsgläubigen Gehorsam und eine den anderen beschädigende Selbstverantwortungsaufgabe

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Page 22: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Stanford-Gefängnis- Experimentnach Philip Zimbardo (1971)

• Anfangs unauffällige Personen wurden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt, in die Gruppe der Wärter und in die Gruppe der Insassen; das auf zwei Wochen angelegte Experiment wurde bereits nach 6 Tagen abgebrochen, weil sich die Wärter völlig dehumanisiert hatten und die Insassen, die als Versuchsanordnung keine Namen , sondern lediglich Nummern als Kennzeichen führen durften und in sackähnliche „Kleidung“ ohne Unterwäsche gesteckt wurden, zunehmend brutaler quälten und misshandelten, insbesondere dann, wenn sie zu strengem Handeln aufgefordert wurden.

• (situative) Kontexte, die Böses in uns fördern können: rigide Gruppenzugehörigkeit, Outgroup-Entwertungen, sozialer Druck, repressives Klima, Rassismus, Sexismus, Faschismus, Beschämungen, Minderwertigkeitsgefühle, Überlegenheitsgefühle, Narzissmus, drastische Verteilungsungerechtigkeiten, mangelnde Überwachung, keine persönliche Verantwortung, keine ethischen Leitlinien, kognitive Dissonanzen, Vorurteile.

• Diese (situationsbedingten) Faktoren sind keinesfalls Entschuldigungen für Gewalt. Sie lassen Gewaltentstehung aber verstehen im Sinne von Kapieren. Ebenso kann das Verständnis der psychologischen Mechanismen, die bei der Ausübung und Rechtfertigung von Gewalt wirken, die Prävention von Gewalt befördern.

• Merke: Bei der Reflexion unserer eigenen bösen Taten tragen wir nun mal eine sehr trübe Brille

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Schlussfolgerungen aus den Milgram- und Zimbardo- Studien

• Böse Taten verüben auch ganz normale Menschen.

• Wir identifizieren uns bereits an Hand banaler Merkmale mit unserer Eigengruppe (Ingroup), was zur Entwertung von Fremdgruppen (Outgroup) und dadurch auch zu Gewalt führen kann, da der körperlichen Gewalt stets die verbale vorausgeht.

• Nimmt man den anderen nicht mehr als Menschen wahr, sondern beispielsweise als Tier oder nur eine Nummer, dehumanisiert man ihn, was die Hemmschwelle absenkt, ihm Böses anzutun, wodurch man sich dann auch selber dehumanisiert.

• Besteht ein Konflikt zwischen Handeln und Selbstkonzept, zwischen Gedanken und Taten, zwischen eigener Moral und der der Gruppe, der man sich zugehörig fühlt, tritt häufig eine kognitive Dissonanz auf: Man rationalisiert, indem man seine Bewertungen und Einstellungen den Taten anpasst, um die Tat oder sich selbst zu rechtfertigen; beispielsweise: Der Zweck heiligt die Mittel

• Bestimmte situative Bedingungen, insbesondere die Aufforderung zu Gewalttaten durch als Autoritäten anerkannte Personen, können einen starken sozialen Druck aufbauen, der fast alle Menschen veranlasst, Taten zu tun, die unter normalen Bedingungen nicht getätigt würden und die man von sich selber auch nie erwartet hätte!

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Page 24: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Wahrnehmung

Was ist Wahrnehmung?• eine aktiv gestaltete Rekonstruktion der Welt mit dem Ziel der

Verhaltensanpassung an die Umwelt

• durch Selektion wird eine drastische Reduktion der Datenmenge erreicht, wodurch Wahrnehmung erst möglich wird

• Sinnesreizen werden durch Informationsverarbeitungsprozesse subjektive Bedeutungen abgerungen

• diese Bedeutungsverleihung von Sinneseindrücken gelingt im Abgleich mit bereits abgespeicherten Erfahrungsbeständen

• Wahrnehmung als Motivation für Erleben und Verhalten ist abhängig von der Biografie; Vergangenheit erklärt Gegenwart

• das Gehirn entwirft bei der Wahrnehmung in der Gegenwart Modelle und Prognosen aus der Vergangenheit für die Zukunft

• Wahrnehmung ist also eine interne Modellbildung auf Grund von Input aus der Welt zum Zwecke einer Verhaltensempfehlung, die prognostisch für das Überleben günstig erscheint

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Page 25: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Wahrnehmung

• die Selektion der Wahrnehmung ist abhängig von den Fähigkeiten der Sinnesorgane, den neurophysiologischen Reizweiterleitungen (Transmitterprozesse) und der aktiv interpretierenden, deutenden Informationsverarbeitung

• diese Informationsherstellung verläuft eher datengesteuert (bottom-up) in unbekannten und uneindeutigen Situationen

• sie verläuft eher konzeptgesteuert (top-down) in bekannten Situationen: Erwartungshaltungen lenken durch bereits vorhandene Konzepte die aktuelle Wahrnehmung (z. B. in bekannten Räumen, in

langjährigen Beziehungen das Bild vom anderen, etc.) und erschweren Detailwahrnehmungen

• je stärker die Erwartungshaltung, desto geringer die differenziertere Wahrnehmung, desto stärker die rigide Vorurteilsbildung

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Page 26: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Einstellungen

• Einstellung: Bewertung (negativ, positiv, neutral) von Verhaltensweisen, Begriffssystemen, Personen, Reizen, Erfahrungen...

• Kognitive Dissonanz: widersprüchliche Einstellungen gegenüber einem Einstellungsobjekt erzeugen innere Spannungszustände; vor allem die Dissonanz zwischen eigenem Handeln und Selbstbild erzeugt innere Spannungen; die darauf üblichen Reaktion sind Dissonanzreduktionsstrategien:

• Rationalisierungen, Verharmlosungen missliebiger Argumente, Anpassung der Einstellung an das Verhalten

• Aufnahme neuer Informationen, die den missliebigen entgegengesetzt sind, bis zur Dissonanzauflösung

Merke

Der Mensch ist nicht ein rationales, sondern ein rationalisierendes Wesen !

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Page 27: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Soziale Wahrnehmung

Untersuchung sozialer Einflussfaktoren auf die

Wahrnehmung des Einzelnen

Asch-Experimentdurch soziale Vergleichsprozesse passen Individuen ihre zunächst individuellen Wahrnehmungen der majoren Gruppenwahrnehmung an und entwickeln eine Gruppenkonformität in Wahrnehmung und Bewertung

– Die Länge einer dargebotenen Linie wird bei drei Referenzlinien (eine genauso lang, eine länger, eine kürzer) zunächst korrekt bewertet, wenn aber 5-7 eingeweihte Vpn bewusst falsche Urteile abgeben, sinkt die Rate der korrekten Bewertungen auf ca. 25%

Fazit: es gibt eine soziale Konformität, eine Beurteilungstendenz in Richtung Mehrheitsmeinung

Grund: Beseitigung kognitiver Dissonanzen, Zugehörigkeitsbedürfnis

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Page 28: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

VorurteileVorurteile sind rasche Urteile aufgrund weniger Kriterien; es sind emotional gefärbte, irrationale negative Einstellungen meist gegenüber Angehörigen anderer, vor allem fremder Gruppen

• Vorurteile sind Rückschlüsse von einem oder mehrerer Mitglieder einer Gruppe auf die Gesamtheit der Gruppe und von der Gruppe auch wieder zurück auf einzelne Mitglieder- es ist also ein Beurteilungssystem zweier sich wechselseitig aufschaukelnder Fehlschlüsse

• Stereotypen sind dann die Verfestigungen der behaupteten Gemeinsamkeit dieser beiden Fehlschlüsse; Stereotypen sind dann die kognitiven Komponenten

• Emotionalität äußert sich dann oft in Feindseligkeit und entzieht sich rationaler Argumentationen

• die entsprechende Handlungsebene zeigt sich in Diskriminierungen, ungerechten Behandlungen bis hin zu Gettoisierungen, Ausgrenzungen und Gewalthandlungen

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Page 29: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Vorurteile

Funktionen der Vorurteile

• schnelles selbstschutzwahrendes Handeln in bedrohlich wirkenden Situationen

• Selbstwerterhöhung bei geringem Selbstwert

• Gruppenkohäsion, Wir-Gefühl

• Sicherung von Macht und Dominanz

• Aggressionsbereitschaft im Kampf um begrenzte Ressourcen

• Reaktion auf Frustration von Bedürfnissen

• Der Selbsthass wird als Hass auf die vermeintlich Hassenswerteren projiziert

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Page 30: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Vorurteilsbildung

• Stereotypisierungen sind Urteilssimplifizierungen (dienen der Ökonomisierung von Beurteilungen, der Reduktion von komplexen Phänomenen auf wenige, selektive Signalreize) oder Wahrnehmungsverzerrungen:

– Kategorisierung/ Typisierung: Einordnung von Menschen in Typen, Geschlecht, Gruppen, Berufsgruppen, Nationen, Organisationen

– Stereotyp: auf alle Gruppenmitglieder werden ungeprüft zugeordnete und verfestigte Merkmalskomplexe übertragen: Die sind alle so!

– Stereotypisierung: Übertragung des Stereotyps auf Personen

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Page 31: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Vorurteilsbildung: FremdenfeindlichkeitFremdenfeindlichkeit, Rassismus und Rechtsextremismus sind ethnische

Vorurteile, die durch abwertende Kommunikation vervielfältigt wird und sich pseudomäßig auf biologische Unterschiede beruft; abwertende stereotype Einstellungen gegenüber einer Ethnie sind abhängig von:

• Ethnozentrismus (eigene Gruppe gilt als höherwertig)

• wenig tatsächliche intergruppale persönliche Kontakte

• niedriger Sozialstatus, soziale Benachteiligungen, keine Bildungsteilhabe, Opfer elterlicher Misshandlungen, autoritäres Familienklima

• niedriges Selbstwertgefühl, niedrige Intelligenz, Intoleranz gegenüber der Mehrdeutigkeit und Wechselhaftigkeit des Daseins, wenig Selbstreflexion

• Der autoritäre Charakter, der Fromm (1932) und Adorno (1950) als Nährboden der Vorurteilsbildung gilt, ist zugleich autoritär und autoritätshörig; er gibt die Repression, die er durch andere erfahren hat, an die weiter, die er mittels Vorurteile unter sich gestellt wahrnimmt; in einer verteilungsungerechten Gesellschaft kämpfen die Verlierer gegen die Verlierer und werden so zu den Stabilisatoren des Systems, das sie zu Verlieren gemacht hat

• Angst der „Satten“, etwas zu verlieren bei Erhöhung der Verteilungsgerechtigkeit

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Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit. (Ebner-Eschenbach, um 1860)

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RassismusRassismus ist eine menschenfeindliche Herrschaftsideologie, die Menschen aufgrund äußerlicher Merkmale- hauptsächlich Hautfarbe- als minderwertiger ansieht als die eigene Ethnie und daraus eine Rechtfertigung ihrer Ausbeutung dieser abgewerteten Menschen bezieht.

Die Jenaer Erklärung vom 10.September 2019 (112. Jahrestagung der Deutschen Zoologischen Gesellschaft) stellt fest:

Das Konzept der Rasse ist das Ergebnis von Rassismus…

Eine irgendwie geartete Rasse unter Menschen gibt es also gar nicht, es ist lediglich ein Konstrukt von Rassisten!

Dazu Johannes Krause (2019):

Es gibt im menschlichen Genom unter den 3,2 Milliarden Basenpaaren keinen einzigen fixierten Unterschied, der z.B. Afrikaner von Nicht-Afrikanern trennt, erst recht kein einziges Gen. 99,9% der Genome aller Menschen sind gleich.

Vor zirka 5000- 7000 Jahren waren alle (!) Menschen dunkelhäutig; erst mit der veränderten Nahrungsaufnahme in der neolithischen Revolution veränderten sich Hautfarben

Die angeblich biologische und dadurch angeblich wissenschaftlich begründete Rassentheorie entbehrt jeglicher wissenschaftlicher Evidenz, ist also lediglich Propaganda von Rassisten und eine pseudoanthropologische Konstruktion, die sich stützt auf willkürlich gewählte Eigenschaften wie z.B. Haar- , Augen- oder Hautfarbe.

Die zweifellos beobachtbaren Unterschiede zwischen Menschen sind eher unterschiedliche Ausprägungen auf einem Kontinuum von jeweiligen Eigenschaften und eben nicht diskrete Kategorien; Taxonomien dieser Art wären also willkürlich und nicht wissenschaftlich begründbar.

Vgl. Krause: ein eingeborener Thüringer kann sich genetisch mehr von einem anderen Thüringer unterscheiden als von einem nordafrikanischen Migranten.

(siehe: Johannes Krause: Die Reise unserer Gene, Propyläen, 2019)

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Page 33: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Rassismus• Prozess des Rassismus: Eine Ethnie wird aufgrund eines meist einfachen

Merkmals (Hautfarbe) markiert und wegen dieses Merkmals als „biologisch“ bedingt minderwertig und andersartig bewertet; dieses eine Merkmal soll angeblich eine Vielzahl anderer Eigenschaften erklären (Intelligenz, Kultiviertheit, Zivilisiertheit, Bös- oder Gutartigkeit, tier- oder menschengleich, etc.); diese angebliche Andersartigkeit wird als Bedrohung der eigenen Ethnie/ Gruppe propagiert.

• Folgen des Rassismus: Ausgrenzung (Othering) der als andersartig markierten Gruppen; die Homogenität der

eigenen Ethnie/ Gruppe wird gefördert (mit den bekannten negativen Folgen wie z. B. drastische

Schwächung der Gesundheit durch Schwächung der Immunabwehr, u.a.)

die Diversität genetischer Anlagen und erworbener Expressionen wird geschwächt

Andersartigkeiten werden bekämpft; verbale und in Folge physische Gewalt sowie Demokratiefeindlichkeit werden provoziert

die Entwertung durch andere fördert auch die Selbstentwertung der durch Rassismus markierten „Andersartigen“

• Funktionen des Rassismus: Abwehrmechanismus der Bedrohungsängste, die durch angebliche oder tatsächliche

Andersartigkeit provoziert werden

Machterhalt, eine Hauptfunktion besteht auch im Machterhalt durch solcherlei Entwertungen, die die Ausbeutung der als minderwertig deklarierten Ethnien/ Gruppen rechtfertigen sollen.

Dr. Fox, 2021 33

Page 34: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Reduktion von Vorurteilen: Kontakthypothese

• Der Sozialpsychologe Gordon Allport entwickelte bereits 1954 in einer Art Metastudie seine Kontakthypothese, die besagt, dass sich Vorurteile dann auflösen würden, wenn sich Personen, die einander in Vorurteilen verstrickt hassen, sich persönlich begegnen würden. Allports Kontakthypothese wurde mittlerweile in Tausenden (!) von Nachfolgestudien bestätigt: Wenn sich Gruppen, die sich zunächst einander vorurteilungsbefangen feindlich gegenüberstehen, persönlich begegnen, lösen sich vorurteilsbedingter Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Sexismus, Antisemitismus auf (bei einer Felduntersuchung von Juliana Schroeder sogar die Feindschaften zwischen israelischen

und palästinensischen Jugendlichen). Das effektivste Mittel, Vorurteile und dadurch bedingte intergruppale Feindseligkeiten und Hass aufzulösen, wäre also die Ermöglichung von persönlichen Kontakten zwischen diesen Gruppen. Umgekehrt ließen sich Vorurteile chronifizieren durch Kontaktsperren (vgl. hierzu Berbner, 2019).

• Vorurteile entwickeln sich meistens eben nicht aus persönlichen Beziehungen, sondern aus einer gewissen Ferne und kommen dann deshalb zustande, weil man ein entsprechend vorurteilungsbeladene Gerücht, das von interessegeleiteten Populisten in die Welt gesetzt wird, unreflektiert übernimmt, also weil man einem Konformitätsdruck erliegt.

• Der Sozialpsychologe Solomon Asch konnte bereits 1951 nachweisen, dass man eigenen Wahrnehmungen und Einstellungen nicht mehr traut, wenn man von genügend Gruppenmitgliedern konträre Einschätzungen hört; dann nehmen Personen nicht mehr wahr, was sie eigentlich unabhängig wahrnehmen würden, sondern das, was ihnen von anderen suggeriert wird; Menschen sind, wenn ein Konformitätsdruck vorherrscht, sehr anfällig für Ideologien, auch weil das Imitationslernen eine sehr effektive Lernform darstellt.

Dr. Fox, 2021 34

Page 35: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Gewaltprovozierende Ideologien

• Fremdenfeindlichkeit und Rassismus provozieren intergruppale Gewaltbereitschaften

• Gewaltaffine Ideologien werden begünstigt durch:• Verteilungsungerechtigkeiten

• Frustration menschlicher Grundbedürfnisse nach Zugehörigkeit, Geborgenheit, positiver Selbst-Bestätigung, Selbstachtung, Sicherheit

• Mangel an interner Kontrollüberzeugung und Selbstwirksamkeit sowie freien Entfaltungsmöglichkeiten

• Gruppen-Loyalität und Konformitätsdruck

• Kollektive chronische Beschämungen und Entwertungen

• Beschämte hassen vor allem jene, die anders als sie selbst erscheinen

• Verletzungen der Menschenrechte

(vgl. dazu auch Forschungen von Ervin Staub, The Roots of Goodness and Resistance to Evil, 2015)

Dr. Fox, 2021 35

Page 36: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

ErwartungshaltungenSelbsterfüllende Prophezeiung

Pygmalion Effekt oder Rosenthal- Experiment

• Der Pygmalion Effekt zeigt die Macht, die eine Erwartung an den anderen über dessen Selbstbild-Konstruktion hat; in Folgeexperimenten des klassischen Rosenthal Experiment (mit Studenten, die die Lernleistungen genetisch vergleichbarer Ratten nichtbewusst beeinflussten in

Abhängigkeit ihrer positiven bzw. negativen Leistungserwartung) zeigte sich, wie sich die (unbegründete) vorweggenommene positive Einschätzung einer Person (Schüler) durch einen Beurteiler (Lehrer) im späteren Verlauf bestätigt.

• Der Grund für die faktische Leistungssteigerung (bis zu 20 IQ-Punkte Zugewinn innerhalb eines Schuljahres) bei etwa 40% der positiv etikettierten Schüler (in den unteren Schulklassen, in höheren verliert sich der Effekt) kann im Rosenthal Experiment nur in den Erwartungen der Lehrer gegenüber diesen Schülern gelegen haben.

• Hier zeigt sich die Macht der wechselseitigen Beeinflussung auf das Selbstkonzept und die Entwicklung von Persönlichkeitsmerkmalen (hier: Intelligenz) in Abhängigkeit von der Erwartung des anderen an die eigene Person

Dr. Fox, 2021 36

Page 37: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Effekte von Merkmalsreihenfolgen und zentralen Merkmalen bei der Personenwahrnehmung

Tests nach Asch

Reihenfolgeneffektintelligent-fleißig-impulsiv-kritisch-hartnäckig- neidisch

neidisch-hartnäckig-kritisch-impulsiv-fleißig-intelligent

zentrales Merkmalintelligent- geschickt-fleißig-warmherzig-entschlossen-praktisch-vorsichtig

intelligent- geschickt-fleißig-kalt-entschlossen-praktisch-vorsichtig

jeweils anschließend nach Sympathie einschätzen oder nach der Ausprägung anderer Merkmale beurteilen

Dr. Fox, 2021 37

Page 38: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Beurteilungsfehler Systematische Verzerrungen bei Personen-Wahrnehmung

• Konditionierungen, kontext- und rollenabhängige Bewertungen

• Assimilationseffekte/ projektive Ähnlichkeit: Einstellungen der anderen erscheinen den eigenen ähnlicher als tatsächlich

• Kontrasteffekte: verschiedener als tatsächlich

• implizite Persönlichkeitstheorien inferieren nach zentralen Merkmalen zum Beispiel: warm-kaltherzig, intelligent-dumm

• generelle Merkmal-Bewertungsmaßstäbe: soziale und intellektuelle Kriterien

• Halo-Effekt: Tendenz zur fälschlicherweise konsistenten Bewertung von unterschiedlichen Merkmale: generell positiv oder generell negativ

• Positionseffekt: Dominanz des ersten Eindrucks; Dominanz des letzten Eindrucks bei längerem Zeitabstand zwischen verschiedenen Eindrücken

• Rezenzeffekt: bei Performance-Wettbewerben (z.B. auch bei Bewerbungen) erhöhen sich die Gewinnchancen erheblich, wenn man erst gegen Ende auftritt

• Stimmungseffekt: negative Stimmung verstärkt negative Beurteilung v.v.

• Urteilsgenauigkeit unterliegt vielfältigen Fehlern:

– Unter-Überschätzung der interpersonalen Konstanz, Variabilität und Stereotypie von Merkmalen

Fazit: Der Mensch ist ein schlechter Menschenkenner!Dr. Fox, 2021 38

Page 39: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Änderung von Einstellungen durch Kommunikation

Sympathie des Senders als größter Einflussfaktor

• bewirkt Appetenzverhalten beim Empfänger

• Verhaltensänderungen beim Empfänger sind schneller, bedeutsamer und nachhaltiger

• Modell- und Imitationslernen effektiv

• auch Unterricht ist effektiver bei Begeisterung des Senders für sein Fach

• Kritik wird eher angenommen

Dr. Fox, 2021 39

Page 40: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Anzeichen von Sympathie

• Dauer des Blickkontakts länger

• Pupillendurchmesser größer

• geringere räumliche Distanz

• häufigeres Ansprechen

• häufigerer (beiläufiger) Körperkontakt

• Synchronizität der Körperbewegungen und Haltungen

Dr. Fox, 2021 40

Page 41: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Änderung von Einstellungen durch Kommunikation

Einflussfaktoren beim Empfänger

Beeinflussbarkeit

• unterschiedliche Suggestibilität, allerdings situations- und senderabhängig

• Geschlecht

• Selbstkonzept, Selbstwert: Menschen, die einem Sympathie entgegenbringen, werden ebenfalls sympathisch bewertet- aber nur bei positiven Selbstbild des Empfängers, bei negativen Selbstbild gegenläufig (Tendenz zur Bewertungskonsistenz)

Dr. Fox, 2021 41

Page 42: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Kooperation

Definition

kooperatives Verhalten zielt auf den gemeinsamen Nutzen der Interaktionspartner

altruistisches oder prosoziales Verhalten zielt auf den Nutzen des Partners (ist aber niemals

„selbstlos“, da soziale Anerkennung, evolutionäre Vorteile oder Erhabenheitsgefühle in der Folge belohnend wirken)

wettbewerb- oder konkurrenzorientiertes

Verhalten zielt vor allem auf Eigennutz

Dr. Fox, 2021 42

Page 43: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Kooperation

• Kooperation ist für den Menschen überlebensnotwendig

• Kooperation als Evolutionsvorteil, erhöht Effektivität und Schutz für die Gruppe

• Kooperatives Verhalten setzt Vertrauen voraus, dass sich auch der andere kooperativ verhält

• Kooperationswürdigkeit des anderen wird spontan im ersten Eindruck eingeschätzt

Dr. Fox, 2021 43

Page 44: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Kooperation

prosoziales und kooperatives Verhalten

• entspringt dem Bedürfnis nach Gruppenzugehörigkeit und Selbstwerterhöhung

• Reflexe, zu helfen, entwicklungspsychologisch schon sehr früh (Hinweis auf biopsychologische Grundlage): Schon einjährige Kleinkinder gehen mit Mitgefühl und fürsorglichen Aktivitäten auf Hilfsbedürftige zu (vgl. Forschungen von Carolyn Zahn-Waxler, University of Wisconsin)

• wird vermittelt über Lernen: Modelllernen, Nachahmung, Imitation, Erfolgslernen, Botschaften, Internalisierung von Normen sozialer Verantwortung

Aber: Erfolgslernen wird nicht durch materielle Belohnung gesichert, sondern wird verstärkt durch positive soziale Feedbacks!

Dr. Fox, 2021 44

Page 45: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Kooperation

Einstellungen als Kooperationsbedingungen

• generelle Einstellungen (Bewertungen) zur Kooperation: konkurrenz- und statusorientierte Personen kooperieren generell seltener als kooperationseingestellte

• liberale versus autoritäre Einstellungen (familiär erworben):

liberale Personen sind überwiegend vertrauensvoll und vertrauenswürdig

deutlich autoritär eingestellte sind überwiegend misstrauisch und vertrauensunwürdig

• bei internaler Kontrollüberzeugung höhere Kooperation

Merke:

Kooperation ist nicht selbstverständlich. Kooperation wird über Erfolg stabilisiert

Dr. Fox, 2021 45

Page 46: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Kooperation

Kooperationsförderlich:

• kommunikativer Austausch vor der Kooperationssituation: erhöht deutlich die Kooperationsrate bei zunächst kooperationsunwilligen Interaktionspartnern

• selektive Belohnungen für kooperatives Verhalten

• konsekutives Kooperationsverhalten:

– konstruktiv ist ein bedingt kooperatives Verhalten: weitere Kooperation nur dann, wenn Partner kooperiert hat

– bedingungslose Kooperation oder Nichtkooperation senkt die Kooperationsrate des Partners

• erwartetes Kooperationsverhalten des Partners:

– erwartete Kooperation erhöht eigene K

– erwartete Nichtkooperation erhöht eigene NK

– kooperativ eingestellte Partner erwarten eher Kooperation

– konkurrenzorientierte erwarten eher Nichtkooperation

Dr. Fox, 2021 46

Page 47: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Kooperation

Situationsfaktoren als Kooperationsbedingungen

• möglicher Gewinn und Verlust:

– je höher der mögliche Gewinn für beide Interaktionspartner bei Kooperation beider, desto stärker die Kooperationsneigung

– je höher der mögliche Verlust für beide bei Egoismus beider, desto stärker die Kooperationsneigung

– je höher die mögliche Gewinnerwartung bei eigenem Egoismus und gleichzeitiger Kooperation des Partners, desto schwächer die KN

– je höher der mögliche Verlust bei eigener Kooperation und gleichzeitigem Egoismus des Partners, desto schwächer die KN

Merke:

Wenn nur ein Partner egoistisch handelt, senkt sich die Kooperationsneigung aller; sich als fair behandelt fühlende Personen handeln kooperativer!

Dr. Fox, 2021 47

Page 48: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Fairness• Der Mensch hat– ebenso die großen Menschenaffen (vgl.

Experimente von Frans de Waal an Primaten)- bereits frühkindlich- einen Sinn für Fairness: Der Mensch handelt nicht ökonomisch-rational, sondern auch moralisch oder nach einem Empfinden für Gerechtigkeit:Das Verhalten in entsprechenden Experimenten (in sog. Ultimatum-Spielen, Menschen spielen dabei meistens um Geld, vgl. Fehrs) zeigt, dass Menschen ihren Spielpartnern in der Regel fast die Hälfte der Belohnung zukommen lassen. Sie sichern sich allerdings einen größeren Anteil des Gewinns, wenn ihr Partner keine Möglichkeit des Einspruchs hat.

• Sinn für Fairness hat die Funktion der besseren Kooperation und der Reduktion von Egoismus

• Erleben von Unfairness zeigt sich hirnphysiologisch in den neuronalen Netzwerken (Insula), in denen auch Schmerzen erlebt werden

• Ein unbegrenztes Wachstum führt zu Krebsgeschwüren, ein unbegrenztes Wachstum von Egoisten würde das Verderben aller bedeuten

Dr. Fox, 2021 48

Page 49: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Kooperation

Situationsfaktoren als Kooperationsbedingungen

• Macht in asymmetrischen Beziehungen:– der machtvolle Partner zeigt weniger Kooperationsneigung als

der schwächere Partner

– der machtvolle Partner kann den schwachen Partner eher zur Kooperation veranlassen als umgekehrt

• Macht in symmetrischen Beziehungen:– bei zweiseitigen Drohungspotenzialen erhöht sich das Risiko für

Verluste bei beiden, vor allem dann, wenn die Drohungspotenziale nicht exakt gleichwertig sind

Dr. Fox, 2021 49

Page 50: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Altruismus

Altruismus wird verstärkt durch• selektive Belohnung

• soziale Normen

• Selbstverstärkung, Gefühl der Erhabenheit

• Lernen durch Beobachtung einer beliebten Modellperson

• Beobachtung anderer Hilfe leistender Personen

• gegenseitige Hilfeleistungen, Reziprozität des Altruismus

• Training von Empathie und Mitgefühl:

– Empathie ermöglicht Mitgefühl

– Mitgefühl ist die Motivation für fürsorgliches Handeln und Hilfeleistungen

– Empathie und Mitgefühl nehmen zu bei Ähnlichkeit und Nähe zum Hilfsbedürftigen

Dr. Fox, 2021 50

Page 51: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Altruismus

Altruismus wird geschwächt durch

• Partner verhält sich nicht ebenfalls hilfsbereit

• aversive Konsequenzen bei geleisteter Hilfe, Misserfolg, eigener Schaden, Stigmatisierungen, Ausgenutztwerden

• hoher Aufwand, Zeitdruck

• nichtreagierende Zuschauer:

die Wahrscheinlichkeit prosozialen Handelns nimmt mit der Anzahl anwesender Personen ab

Gründe: Abschiebung der Verantwortung; auch die fälschliche Annahme, man würde die Situation angesichts der Passivität der Interaktionspartner dramatisieren und sich bei Eingreifen blamieren

Abhilfe: Verantwortung laut ansprechen und verteilen, eigenes Eingreifen laut ankündigen und das der anderen einfordern!

Dr. Fox, 2021 51

Page 52: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Prosoziales Handeln

Prozessmodell prosozialen HandelnsStufe 1: Wahrnehmung, Aufmerksamkeit

Stufe 2: Bewusstheit eigener sozialer Verantwortung

Stufe 3: Kosten-Nutzen-Abwägung

Stufe 4: Konsequenz– überwiegt erwarteter Nutzen, tritt prosoziales Handel auf

– überwiegen erwartete Kosten, erfolgen zum Selbstwertschutz Rationalisierungen auf den Stufen 1-3

• Stufe1: „ich hab nichts gesehen“ „alles halb so schlimm“

• Stufe2: “warum gerade ich?“

• Stufe3: „ich schaff das nicht“ „man kann nichts dagegen tun“

Dr. Fox, 2021 52

Page 53: Selbst-Wahrnehmung - Mario Fox

Literatur

— Adorno, Theodor W./ Frenkel-Brunswik, Else/ Levinson, Daniel J./ Sanford, R. Nevitt (1950): The Authoritarian Personality. New York: Harper und Brothers.

— Fromm, Erich (1936): Sozialpsychologischer Teil. In: Horkheimer, Max/ Fromm, Erich/ Marcuse, Herbert (Hrsg.): Studien über Autorität und Familie. Forschungsberichte aus dem Institut für Sozialforschung. Paris: Alcan. S. 77–135.

— Berbner, Bastian (2019): 180 Grad- Geschichten gegen den Hass, C.H. Beck

Dr. Fox, 2021 53


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