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Seit 3.5 Mio Jahren auf dem Speiseplan: Gras

Date post: 11-Jan-2017
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exterior IUNR Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen – neugierig auf Natur GR ä SER LAND express DAS grüne GOLD Sommer 2013 Seit 3.5 Mio Jahren auf dem Speiseplan: Gras Vor rund acht Millionen Jahren haben unsere Vorfahren noch auf Bäumen gelebt und sich vor allem von Blättern und Früchten ernährt – so ähnlich wie das Affen heute noch tun. Seither hat sich unsere Diät ziemlich verändert. Seite 2 Ernährung ab Seite 2 Foodwaste – Nahrungsmittelverluste und wie man diese vermeiden kann Ein Fussballfeld pro Familie! Golden Rice – eine gentechnisch verän- derte Pflanze gegen Vitamin-A-Mangel Es wird eng Vegetarisch Essen ist gesünder für die Umwelt Wie wird Weizen gezüchtet? Getreide soweit das Auge reicht Energie und Rohstoffe ab Seite 10 Biotreibstoffe – Nahrung im Tank Was tanke ich heute – Benzin oder Bioethanol? Biogas – die nächste Generation Biotreibstoff Mikroalgen: Biotreibstoffe ohne Land produzieren Kulturgeschichte ab Seite 14 Papyrus − wichtigster Beschreibstoff der Antike Vom Urmais zum Hybridmais Zuckerrohr − süsses Gras und unsere neuste Droge Bambus – Superfaser aus der Natur Weizen hat die Menschen sesshaft gemacht Gerste − wertvoller Rohstoff für Bier und Whisky Grünraumgestaltung ab Seite 21 iPhone App «iGräser» – Gräserbestimmen leicht gemacht Experimentelle Drifts «Transparenz oder Dichte?» Gestalten mit Gräsern Wie viele Gräser hat ein Fussballplatz? «Gras oder nicht Gras?» – Gras als Gestaltungselement im Grünraum Die Entwicklung des Grüns Von der Schweizerischen UNESCO- Kommission als «Aktivität der Weltdekade Bildung für nachhaltige Entwicklung» anerkanntes Projekt. http://www.dekade.ch Bambus – Superfaser aus der Natur Hart wie Eichenholz, reissfest wie Stahl und doch elastisch – Bambus «Öko-Baustoff» der Zukunft? Bis vor kurzem wurde Bambus in Europa als Baustoff kaum wahrgenom- men. Seite 17 Getreide soweit das Auge reicht Seit Beginn des Ackerbaus gehört Getreide zu den Grundnahrungsmitteln und noch heute liefern Weizen, Mais, Reis und Hirse fast die Hälfte aller Kalorien, welche weltweit konsu- miert werden. Seite 8
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Page 1: Seit 3.5 Mio Jahren auf dem Speiseplan: Gras

exterior

IUNR Institut für Umweltund Natürliche Ressourcen

– neugierig auf Natur

GräserlandexpressDas grüne GolD

Sommer 2013

Seit 3.5 Mio Jahren auf dem Speiseplan: GrasVor rund acht Millionen Jahren haben unsere Vorfahren noch auf Bäumen gelebt und sich vor allem von Blättern und Früchten ernährt – so ähnlich wie das Affen heute noch tun. Seither hat sich unsere Diät ziemlich verändert. Seite 2

Ernährung ab Seite 2

• Foodwaste – Nahrungsmittelverluste und wie man diese vermeiden kann

• Ein Fussballfeld pro Familie! • Golden Rice – eine gentechnisch verän-

derte Pflanze gegen Vitamin-A-Mangel• Es wird eng • Vegetarisch Essen ist gesünder für die

Umwelt • Wie wird Weizen gezüchtet? • Getreide soweit das Auge reicht

Energie und Rohstoffe ab Seite 10

• Biotreibstoffe – Nahrung im Tank• Was tanke ich heute – Benzin oder

Bioethanol? • Biogas – die nächste Generation

Biotreibstoff • Mikroalgen: Biotreibstoffe ohne Land

produzieren

Kulturgeschichte ab Seite 14

• Papyrus − wichtigster Beschreibstoff der Antike

• Vom Urmais zum Hybridmais • Zuckerrohr − süsses Gras und

unsere neuste Droge • Bambus – Superfaser aus der Natur • Weizen hat die Menschen sesshaft

gemacht • Gerste − wertvoller Rohstoff für

Bier und Whisky

Grünraumgestaltung ab Seite 21

• iPhone App «iGräser» – Gräserbestimmen leicht gemacht

• Experimentelle Drifts • «Transparenz oder Dichte?» • Gestalten mit Gräsern • Wie viele Gräser hat ein Fussballplatz?• «Gras oder nicht Gras?» – Gras als

Gestaltungselement im Grünraum • Die Entwicklung des Grüns

Von der Schweizerischen UNESCO-Kommission als «Aktivität der Welt dekade Bildung für nach haltige Entwicklung» anerkanntes Projekt. ht

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Bambus – Superfaser aus der Natur Hart wie Eichenholz, reissfest wie Stahl und doch elastisch – Bambus «Öko-Baustoff» der Zukunft? Bis vor kurzem wurde Bambus in Europa als Baustoff kaum wahrgenom-men. Seite 17

Getreide soweit das Auge reichtSeit Beginn des Ackerbaus gehört Getreide zu den Grundnahrungsmitteln und noch heute liefern Weizen, Mais, Reis und Hirse fast die Hälfte aller Kalorien, welche weltweit konsu-miert werden. Seite 8

Page 2: Seit 3.5 Mio Jahren auf dem Speiseplan: Gras

2 Sommer 2013 / GräserLandexpressErnährung

Editorial

Wiesenknaulgras schmeckt viel bitterer als Goldhafer

Unser Bundes-präsident und Verteidigungs-minister Ueli Maurer ist in der Lage, vier-zig Gräser am

Geschmack zu erkennen – ohne sie zu sehen, nur durch Kauen. «Wenn die Gräser frisch sind, weiss ich schon nach wenigen Sekunden, um welches es sich handelt», er-klärte der Bundesrat auf TeleZüri und stellte sein Können live unter Beweis. Durch jahrelanges Trai-ning hat der Naturfreund gelernt, die geschmacklichen Finessen einzelner heimischer Gräser zu unterscheiden. Maurer: «Wiesen-knaulgras etwa schmeckt viel bit-terer als Goldhafer.»Mein Bezug zu Gräsern, obwohl ich ebenfalls in einer Gegend mit ausschliesslicher Graswirtschaft aufgewachsen bin, fand eine völ-lig andere Prägung. Er bildete sich in den Jugendjahren mit der Lek-türe dutzender Abenteuerbücher, daraus prägten sich klare Bilder ausgedehnter Steppen und Savan-nen, Bilder unendlicher Prärien, den Great Plains, die sich im Re-genschatten der Rocky Moun-tains über 4 Mio km2 ausgebreitet haben sollen. Noch heute meine ich das dumpfe Grollen der rie-sigen Bisonherden zu hören, die über die weiten Ebenen stürm-ten. Die heimatlichen Wiesen und Kuhweiden mit ihren Knaul-, Rispen- und Kammgräsern ver-mochten diesen fernen Bildern natürlich nicht standhalten; als Jugendliche waren wir uns einig, in einer selten langweiligen Ecke der Welt unsere Jahre verbringen zu müssen.

Nun also ein Gräsergarten, ein Gräserland im Grüental. Ein Gar-ten der, wenn nicht alle, doch vie-le und vor allem überraschende Aspekte von Gräsern vermittelt; ein Garten der zeigt, dass Gräser die Kraft haben, nicht nur indivi-duelle Wahrnehmungen, sondern auch die Welt zu verändern. Sie dürfen gespannt sein!

Jean-Bernard Bächtiger, Institutsleiter

Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen

Irgendwann, wohl vor etwa 2.5 Milli-onen Jahren, haben wir angefangen Fleisch zu essen. Etwas später haben wir gelernt ein Feuer zu machen und unser Essen zu kochen. So wurden viele Nahrungsmittel nahrhafter und leichter verdaulich und gleichzeitig wurden lästige Parasiten und krank-machende Bakterien abgetötet. Doch neue Studien zeigen, dass nicht Feuer und auch nicht Fleisch der wesentli-che Unterschied in der Evolutionsge-schichte zwischen Affen und Men-schen ist − sondern das Essen von Gras!

Forschende haben Jahre damit ver-

bracht, die Zähne unserer ersten Vor-fahren zu untersuchen. Nun konnten sie zeigen, dass diese Vorfahren vor rund 3.5 Millionen Jahren von Blättern und Früchten auf Gräser umgestiegen sind. Allerdings lässt sich heute nicht feststellen, ob die frühen Menschen tatsächlich Gras gegessen haben oder einfach neu Antilopen auf dem Teller landeten, die sich von Gras ernährt haben. Ob direkt Gras oder Fleisch von Grasfressern gegessen wurde, lässt sich also noch nicht klar sagen. Trotz-dem ist die neue Erkenntnis interes-sant, denn mit dem neuen Menüplan

erschlossen sich neue Lebensräume: Von den Bäumen gelangten unsere Vorfahren in die weite Savanne. In die-sem Umfeld war aufrechter Gang ein Vorteil. Gras ist somit auch für den auf-rechten Gang mitverantwortlich und vielleicht gar für unser grösseres Ge-hirn. ‹Ins Gras beissen› bedeutete vor 3.5 Millionen Jahren das Ende für das Leben auf den Bäumen. bape

Quelle der Originalstudien: Proceedings of the

National Academy of Sciences, Mai 2013.

Foodwaste – Nahrungsmittelverluste und wie man diese vermeiden kannRund ein Drittel der in der Schweiz produzierten Lebens-mittel landet nie auf unseren Tellern. Eine Studie der ETH Zürich schätzt, dass fast die Hälfte dieser Verluste bei uns zu Hause entsteht, weil wir das Essen nicht richtig gelagert ha-ben oder zu viel eingekauft und gekocht haben.

Pro Jahr werden so in der Schweiz rund 2 Millionen Tonnen Nahrungs-mittel weggeworfen. Oder anders ausgedrückt: Pro Tag landet für jeden Schweizer und jede Schweizerin eine Mahlzeit im Abfall. Der Überfluss in den Läden, die allzeit verfügbaren frischen Früchte und Gemüse, prak-tische Fertigmenüs, ‹zwei- für-eins› Angebote ... all dies verleitet dazu, die Kühlschränke zu füllen.

Auch weltweit wird viel weggeworfen!Nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit wird ungefähr ein Drittel aller produzierten Lebensmittel nicht gegessen. Dies obwohl bereits heute 925 Millionen Menschen unter Hun-ger leiden und pro Jahr sechs Milli-onen Kinder an Hunger sterben. In Ländern, wo Nahrungsmittel knapp sind, wie zum Beispiel Indien oder Ecuador, wird kaum Essen entsorgt oder bereits auf dem Feld aussortiert. Reiche Länder sind viel sorgloser im Umgang mit Lebensmitteln: Fast die Hälfte des Essens geht vom Acker bis zum Teller verloren. Mit den wegge-

Vom Acker bis zum Mund: Ein Drittel geht verloren

Tipps, um Essensabfälle zu vermeiden

Machen Sie einen Menüplan – kaufen Sie gezielt ein. Verwerten Sie Resten – drei Ideen für Resten-Menüs finden Sie in dieser Zeitung!Vertrauen Sie Ihrer Nase – viele Lebensmittel sind auch nach dem Ablaufdatum noch essbar.Sorgen Sie vor – frieren Sie zu viel eingekaufte Lebensmittel wie Brot oder Fleisch rechtzeitig ein.

Viele weitere Tipps finden Sie auf www.foodwaste.ch

worfenen Nahrungsmitteln könnte man leicht 3 Milliarden Menschen ernähren. Natürlich ist das in der Pra-xis nicht ganz so einfach, doch wenn wir weniger Essen wegwerfen, muss weniger produziert werden und müs-sen weniger Ressourcen verschwen-det werden. Zum Beispiel könnten so weltweit 200 Liter Wasser pro Person und Tag gespart werden! bape

C. Beretta et al., Quantifying food losses and

the potential for reduction in Switzerland, Waste

Management, Volume 33, Issue 3, March 2013,

Pages 764–773

Waste – undercovering the global foo scandal.

Tristram Stuart, 2009. Penguin Books.

50 %

KoNSUM

Abgelaufene Ware

Überschussproduktion (Reste vom Salatbuffet, Reisreste usw.)

Speisereste

Kochüberschüsse

HANDEL UND VERARBEITUNG

30 %

Verarbeitungsverluste (nicht normgerechtes Getreide, Molke als Nebenprodukt der Käse herstellung, Teig-reste usw.)

Zu lange gelagerte Produkte (Joghurts über dem Verkaufsda-tum usw.)

Transportverluste (Eierpackung mit einem beschädigten Ei)

LANDWIRTScHAFT

20 %

Ernteverluste auf dem Feld

Aussortierte Waren (Fingerige Karotten, missförmige Kartoffeln, Jumboäpfel usw.)

seit 3.5 Millionen Jahren auf dem speiseplan: Gras (Fortsetzung)

▲ Etwa ein Drittel der in der Schweiz produzierten Lebensmittel werden weggeworfen. (Quelle: www.foodwaste.ch)

Page 3: Seit 3.5 Mio Jahren auf dem Speiseplan: Gras

Ernährung 3Sommer 2013 / GräserLandexpress

Ein Fussballfeld pro Familie!Es wird immer enger auf unse-rem Planeten. Aktuell werden zwar theoretisch genügend Kalorien produziert, um alle Menschen zu ernähren, doch dies wird mit steigenden Bevöl-kerungszahlen immer schwieri-ger. Erschwerend kommt hinzu, dass immer mehr Menschen Fleisch essen.

Aktuell leben gut sieben Milliarden Menschen hier, doch bis 2030 sollen es bereits 8.3 Milliarden sein. Und all diese Menschen müssen ernährt werden. Heute wird etwas weniger als die Hälfte der vorhandenen Land-fläche auf der Erde landwirtschaftlich genutzt. Fast zwei Drittel davon sind Weideland und nur knapp ein Drittel wird als Ackerland genutzt, um Ge-treide, Kartoffeln oder Gemüse und Früchte anzubauen.

Nahrung ist ungleich verteiltWeltweit werden durchschnittlich 2800 kcal pro Person produziert, also genug für jeden. Doch sind diese Ka-lorien sehr ungleich verteilt, so dass heute noch immer jeder siebte Mensch chronisch unterernährt ist. In Europa merken wir kaum etwas davon, denn hier gibt es Nahrung im Überfluss: 3362 kcal stehen pro Person täglich zur Verfügung! Wenn man davon aus-geht, dass etwas weniger als die Hälf-te der Kalorien in Europa in Form von tierischen Lebensmitteln gegessen werden, so benötigt eine vierköpfige

Familie pro Jahr die Fläche eines Fuss-ballfeldes, um ihr Essen anzubauen. Auf dem grössten Teil dieser Fläche, nämlich auf fast der Hälfte davon, wächst Futter für Nutztiere, also für Fleisch und für Milchprodukte.

Fleischkonsum belastet die UmweltNutztiere sind willkommene Protein- und Düngerlieferanten und stellen vor allem in Entwicklungsländern einen wichtigen Puffer bei Getreideknapp-heit dar. Doch je höher der Fleischan-teil unseres Essens ist, desto mehr Fläche braucht es, um genügend Nah-

rung herzustellen. Ein Kilogramm Brot (ca. 2000 kcal) wird auf lediglich 4 m2 produziert, für ein Kilogramm Rindfleisch dagegen (ca. 1500 kcal) sind 27 m2 nötig. Natürlich nutzen Tiere oft Weideland, welches schlecht zugänglich ist und stehen damit nicht in Konkurrenz zur Produktion von Getreide oder Gemüse. Doch obwohl weltweit nur 13 % aller konsumierten Kalorien aus tierischen Produkten stammen, wird fast die Hälfte der weltweiten Getreideernte an Tiere verfüttert. Zudem ist Nutztierhaltung im Amazonasgebiet heute der Haupt-grund für die Abholzung des Waldes. Der steigende Fleischkonsum ist aber nicht nur eine Belastung für den knap-per werdenden Boden, sondern auch für die Umwelt: Schätzungsweise ein Fünftel der Treibhausgase wird von Nutztieren generiert. Besorgniserre-gend ist dies vor allem deshalb, weil der Fleischkonsum in Europa zwar stagniert, doch in fast allen anderen Gebieten steigt. Bis 2050 soll sich die Nachfrage nach tierischen Produkten verdoppelt haben. Mehr Gemüse und weniger Fleisch ist deshalb vor allem gesund für die Umwelt. bape

Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen,

Forschungsgruppe Geography of Food: Dr. Deborah

Scharfy, [email protected]

▲ Prozentualer Pro Kopf-Konsum nach Produktekategorie. Die Nachfrage je nach Produktekategorie unterscheidet sich zwischen industrialisierten Ländern und Entwicklungsländern stark. Während in den Industrienationen der grösste Anteil des menschlichen Konsums durch Kalorien tierischer Herkunft gedeckt wird, ernährt sich die Bevölkerung Burkina Fasos hauptsächlich von Getreide und Gemüse (darunter auch Wurzel- und Hülsenfrüchte). (Quelle: FAO 2009)

▲ Pro Jahr isst eine vierköpfige Familie in Europa Lebensmittel, welche auf der Fläche eines Fussballfeldes produziert wird. Auf rund einem Zehntel der Fläche wird Gemüse, obst, Kartoffeln und Brot angebaut. Ein weiterer Zehntel wird in Form von Bier, Wein, Kaffee und Tee kon-sumiert, ein Drittel braucht es für Snacks wie Schokolade, Guetzli und Junkfood, und fast die Hälfte des Fussballfeldes braucht es zur Produktion von Fleisch und Milchprodukten.

Gemüse, obst, Brot, Kartoffeln

Bier, Wein, Kaffee, Tee

Schokolade, Guetzli, Junkfood

Fleisch, Milch-produkte

Tierische Produkte

Getreide

Zucker, Süssungsmittel

Milchprodukte

Pflanzenöl

Alkohol

Früchte, Gemüse und Anderes

Sch

wei

z

Chi

na

Bur

kina

Fas

o

Alltagstipps

«Machen Sie einen Ein-kaufszettel. So kaufen Sie nur, was Sie wirklich brauchen und helfen mit, Abfälle zu vermeiden.»

«Kreieren Sie ein neu-es Restengericht. oder wie wär’s wieder einmal mit Vogelheu? So tra-gen Sie dazu bei, dass in der Schweiz nicht weiter 17.5 kg Brot pro Person im Abfall landen.

Zitat im Abfalleimer

Die 1.3 Milliarden Tonnen Lebensmittel, welche wir weltweit wegwerfen, würden kalorienmässig ausreichen, um rund 3.5 Milliarden Menschen zu ernähren.

Wachsende Weltbevölkerung

Die aktuelle Zunahme der Welt-bevölkerung kann hier mitverfolgt werden: www.worldometers.info

Page 4: Seit 3.5 Mio Jahren auf dem Speiseplan: Gras

4 Sommer 2013 / GräserLandexpressErnährung

Golden Rice – eine gentechnisch veränderte Pflanze gegen Vitamin-A-MangelGolden Rice enthält Vitamin A im Korn und soll helfen, den Vitamin-A-Mangel, eines der weltweit am weitesten verbrei-teten Gesundheitsprobleme, zu bekämpfen. Die neue Pflanze soll im kommenden Jahr erst-mals auf den Philippinen ange-baut werden. Doch die goldenen Körner sind umstritten, denn der Reis wurde mit Hilfe der Gen-technik gezüchtet.

In sanften Wellen durchziehen die grünen Reisterrassen die Landschaft. Soweit das Auge reicht wird nichts als Reis angebaut. Für mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ist Reis das Hauptnahrungsmittel und für viele Menschen in Asien steht oft aus-schliesslich Reis auf dem Speisezet-tel. Eine solche einseitige Ernährung kann zu Vitamin-A-Mangel und wei-teren Mangelerscheinungen führen.

Vitamin-A-MangelGemäss der Weltgesundheitsorgani-sation sind 2012 mehr als 250 Millio-nen Vorschulkinder von Vitamin-A-Mangel betroffen. Sie schätzt, dass sich mit einer genügenden Vitamin-A-Versorgung pro Jahr das unnöti-ge Sterben von rund 2.7 Millionen Kindern unter fünf Jahren verhin-dern liesse. Denn unbehandelt führt Vitamin-A-Mangel nicht nur zu Seh-schwäche oder gar Blindheit, sondern vermindert auch die Abwehrkräfte. So können bereits einfache Kinder-krankheiten zum Tod führen. Am weitesten verbreitet ist Vitamin-A-Mangel in Südostasien und in Afrika.

Bereits heute gibt es verschiedene Programme, welche versuchen, die Bevölkerung mit genügend Vitamin A zu versorgen. Zum Beispiel werden in verschiedenen Grossstädten wie Jakarta Tabletten mit hohen Vitamin-A-Dosen an Frauen und Kinder abge-

▲ Reisterrassen in Bali. (Bild: Stefanie Jakob)

▲ Links herkömmlicher Reis, rechts Golden Rice, welcher ß-carotin enthält. (Quelle: www.goldenrice.org)

geben. In anderen Projekten werden Nahrungsmittel vitaminisiert. Un-sere Margarine enthält zum Beispiel zusätzliches Vitamin A oder in Guate-mala wurde der Zucker angereichert. Leider lassen sich damit längst nicht alle Betroffenen erreichen und eine langfristige Finanzierung ist nicht immer gewährleistet. Nachhaltiger wäre es, den Menschen eine ausge-wogene Ernährungsweise zu ermög-lichen. Mit dem Fördern von kleinen Gärten in ländlicheren Gebieten oder am Stadtrand wird genau dies ver-sucht.

Goldener ReisEinen weiteren Ansatz hat Professor Ingo Potrykus gewählt. Ausgehend von der Überlegung, dass Reis in Süd-ostasien als Grundnahrungsmittel konsumiert wird, hat er einen Reis entwickelt, welcher ß-Carotin, die Vorstufe von Vitamin A, enthält. Die Körner dieses Reis sind somit nicht mehr weiss, sondern bekommen eine goldene Farbe.

Der erste goldene Reis wurde im Jahr 2000 mit Hilfe von gentechni-schen Methoden entwickelt und war ein wissenschaftlicher Durchbruch. Denn erstmals gelang es nicht nur ein einzelnes Gen, sondern mehre-re Gene, deren Produkte gemeinsam ß-Carotin produzieren, neu in eine Pflanze einzubringen. Eine einzige Tasse dieses Reises soll die Hälfte des täglichen Vitamin-A-Bedarfs eines Erwachsenen decken. Mit Golden Rice steht somit eine weitere Möglichkeit

zur Vitamin-A-Mangel-Bekämpfung zur Verfügung − ein Ansatz, welcher bereits bestehende Programme ergän-zen soll. Freude und FrustDie Freude der Forschenden über die-sen Durchbruch war gross. Ihnen war klar, dass dieser Reis den Bauern in Entwicklungsländern unentgelt-lich zur Verfügung gestellt werden soll. In den USA wurde Ingo Potry-kus als Held gefeiert, doch in Europa war und ist die Skepsis gross. Etliche Nicht-Regierungsorganisationen wie zum Beispiel Greenpeace sind gene-rell gegen gentechnisch veränderte Pflanzen und möchten Geld, welches in die Entwicklung von Golden Rice gesteckt wird lieber für andere Pro-gramme ausgeben wie die Verteilung von Vitamin-A-Tabletten oder die För-derung von Kleingärten.

Zum Frust über die unerwartete öffentliche Kritik kamen Schwierig-keiten mit Patenten, welche zur Ent-wicklung dieser Pflanze genutzt wur-den. Die Forschenden suchten sich deshalb mit Syngenta einen erfahre-nen Industriepartner für die weitere Entwicklung. Mit dessen Hilfe wur-den die rechtlichen Schwierigkeiten gelöst und ausführliche Sicherheits-abklärungen durchgeführt. Diese wa-ren nötig, weil der Reis mit Hilfe der Gentechnik entwickelt worden war.

Wann kommt Golden Rice aufs Feld?In den Philippinen, in Bangladesch,

Indonesien, Vietnam, Indien und in China wird Golden Rice in lokale Sorten eingekreuzt und getestet. Am weitesten fortgeschritten ist die Ent-wicklung in den Philippinen. Dort wird das ‹grüne Licht› der Behörden für den Konsum des goldenen Reis ab Mitte dieses Jahres erwartet. Mit dem Anbau könnte im kommenden Früh-jahr gestartet werden. Wenn der An-

Ingo Potrykus

Ingo Potrykus ist ein deutscher Biologe, welcher seit mehr als 30 Jahren in der Schweiz lebt und arbeitet. Er hat den Golden Rice während seiner Zeit als Professor am Institut für Pflanzen-wissenschaften der ETH Zürich entwickelt. Der Schwerpunkt seiner Arbeit galt der Ernährungs-sicherung in Entwicklungsländern. Seine Forschung hat sich mit Reis, Weizen, Hirse und Maniok befasst. Seit seiner Emeritierung 1999 ist er als Präsident des ‹Humani-tarian Boards› der Organisation Golden Rice tätig und treibt die Arbeit am Golden Rice weiter an. 2006 wurde Ingo Potrykus von der Zeitschrift ‹Nature› zum einflussreichsten Wissenschaftler des Jahrzehnts 1995 bis 2005 im Bereich der Agrar-Industrie- und Umwelt-Biotechnologie gewählt. Sein grosses Hobby ist das Beob-achten von Vögeln.

Page 5: Seit 3.5 Mio Jahren auf dem Speiseplan: Gras

Ernährung 5Sommer 2013 / GräserLandexpress

Es wird engImmer mehr Menschen brau-chen Land, um zu wohnen, sich fortzubewegen, zu arbeiten und um Nahrung zu produzieren. Die Fläche, die uns dafür zu Verfü-gung steht, ist begrenzt. Land ist eine kostbare Ressource.

Wir verfügen auf dieser Welt über 148 000 000 km2 Land, wovon etwa ein Zehntel landwirtschaftlich genutzt werden kann. Davon gehen jährlich 5 bis 10 Millionen ha wegen Verstädte-rung, Bodenerosion und Verwüstung verloren.

Auch in der Schweiz geht gemäss dem Bundesamt für Statistik pro Se-

kunde 1.27 Quadratmeter Land- und Alpwirtschaftsfläche verloren. Mehr als die Hälfte davon geht auf Grund der sich ausbreitenden Siedlungsflä-chen verloren, denn die wachsen-de Bevölkerung muss wohnen und Wohnflächen pro Person nehmen im-mer noch zu. Doch auch Einkaufszen-tren und Sportanlagen oder Gewerbe-betriebe und neue Strassen brauchen Fläche. Im Talgebiet sind dies die Hauptgründe für den Kulturlandver-lust. Im Berggebiet ist es dagegen der Wald, welcher sich auf aufgegebenen Wiesen und Weiden ausbreitet.

Auch weltweit ist die Abnahme von landwirtschaftlichem Land oft auf die Ausbreitung der Wohnfläche zu-rückzuführen. So gingen in den ver-gangenen zehn Jahren allein in Chi-na 2 Millionen Hektaren Kulturland durch Städtewachstum verloren. Auf Grund solcher Zahlen kann man sich fragen, wie im Jahr 2050 die erwarte-ten 9 Milliarden Menschen ernährt werden sollen. Die FAO gibt sich in einem neuen Bericht allerdings zu-versichtlich. Trotz dieser Verluste gebe es wenige Hinweise, dass land-wirtschaftliches Land in Zukunft rar werde. Zwischen 1960 und 1990 sei die Fläche an Kulturland um lediglich 11 % gestiegen. Im selben Zeitraum habe sich die Bevölkerung verdop-pelt. Pro Person stand so plötzlich nur noch etwa halb so viel Land zur Ver-fügung, nämlich nur noch 0.27 Hekt-aren. Doch gleichzeitig sei die Ernäh-rung besser geworden und die Preise für Lebensmittel gesunken. Grund dafür sind die höhere Produktivität:

▲ Bodennutzungswandel in m2 pro Sekunde 1979 / 85 – 1992 / 97. (Quelle: http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/the-men/02/03/blank/data/gemeindedaten.html)

Zitat im Abfalleimer

Die Menge Wasser, welche zur Produktion der weggeworfenen Nahrungsmittel eingesetzt worden ist, würde ausreichen, um den täglichen Wasserbedarf (rund 200 Liter pro Person) von 9 Milliarden Menschen zu decken. Dies entspricht der Weltbevölkerung, welche erwar-tungsgemäss im Jahr 2050 auf unserem Planeten leben wird.

– 1 m2

0.86

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– 0.04

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1 m2

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auf weniger Fläche konnten höhere Ernten erzielt werden. Noch bleibt unklar, ob diese höheren Erträge auch in Zukunft gewährleistet sind, wenn klimatische Veränderungen die Be-dingungen für die Landwirtschaft zusätzlich erschweren.

Auf lokaler Ebene besteht das Pro-blem von zu wenig Land pro Person bereits heute. Und bereits heute pro-duzieren wir weltweit eigentlich genügend Nahrung für die Bevölke-rung, doch wegen der ungleichen Verteilung sind trotzdem viele Men-schen unterernährt. Diese Probleme können sich in Zukunft noch ver-schärfen. bape

Bericht der FAO (englisch):

http://www.fao.org/docrep/004/y3557e/y3557e08.

htm#TopOfPage

Zahlen des Bundesamtes für Statistik zur regelmäs-

sig durchgeführten Arealstatistik:

http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/the-

men/02/03/blank/data/gemeindedaten.html!

bau zugelassen ist, sollen Kleinbauern in Entwicklungsländern, welche we-niger als USD 10 000 pro Jahr verdie-nen, das Saatgut kostenlos erhalten. Eine Nachzüchtung und Weiterver-wendung in den Folgejahren ist er-laubt, jedoch nur zum Eigengebrauch und nicht für den Export oder Ag-rarhandel. Doch ob der neue Reis im Frühjahr wirklich angebaut wird, ist gemäss Ingo Potrykus, welcher sich auch nach seiner Pensionierung für den Golden Rice einsetzt, noch un-klar: «Greenpeace setzt inzwischen in diesen Ländern alles daran, einen Erfolg von Golden Rice zu verhindern.

Golden rice – eine gentechnisch veränderte Pflanze gegen Vitamin-a-Mangel (Fortsetzung)

Diese politische Situation ist die gros-se Unbekannte bei der Frage wie es mit Golden Rice weiter geht.»

Ingo Potrykus zieht deshalb eine gemischte Bilanz über seine Arbeit. Einerseits sei es eine grosse Befrie-digung gewesen, etwas geschafft zu haben, was als wissenschaftlich un-lösbar galt und dazu noch Millionen von Kindern vor dem Erblinden und Tod bewahren könnte. Andererseits seien die vergangenen 13 Jahre wegen der «absolut unsinnigen Regulation» und der ständig heftiger werdenden Opposition sehr, sehr ermüdend ge-wesen. Unter den heutigen Umstän-

den würde er einem Jüngeren nicht raten, mit gentechnisch veränderten Pflanzen zu arbeiten. «Der Golden Rice macht es überdeutlich: Man lässt lieber hunderttausende von Kindern erblinden und sterben, als gentech-nisch veränderte Pflanzen zu akzep-tieren, selbst wenn es sich um eine absolut humanitäre Anwendung mit nicht dem minimalsten Risiko han-delt. Gentechnisch veränderte Pflan-zen sind einfach tabu». bape

Aktuelle Informationen zum Golden Rice-Projekt

finden Sie unter www.goldenrice.org

Gräser fürs Büchergestell

Kraftort Küche Gesund und vital mit Spirulina, Chlorella und Gräsern

Alfons Roth und cerina Thon

Fona Verlag 2007

ISBN 978-3-0378-0223-6

CHF 28.70

Kurznachrichten

Rekordernten erwartetDie UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft, FAO, sieht eine Entspannung bei den weltweiten Nahrungsmittelmärkten. Angesichts einer Rekordproduktion im Jahr 2013 erwartet die FAO für den Weizen-Markt «stabilere Bedingungen bei allgemein niedrigeren Preisen». Die halten die Fachleute in Rom in ihrem Halbjahresbericht ‹Food Outlook› fest.www.fao.org, Juni 2013

Alltagstipp

«Essen Sie öfters vegetarisch. Fleisch essen belastet die Umwelt.»

Zitat im Abfalleimer

Weltweit leiden eine Milliarde Menschen an Mangel ernährung. Mit weniger als einem Viertel, der in Euro pa und den USA weggeworfenen Nahrungs-mittel, könnten diese Menschen ernährt werden.

Page 6: Seit 3.5 Mio Jahren auf dem Speiseplan: Gras

6 Sommer 2013 / GräserLandexpressErnährung

Vegetarisch Essen ist gesünder für die UmweltSoll ich lieber den Rindsschmorbra-ten mit Pommes oder die Gemüsela-sagne bestellen? Mein Mittagessen hat einen Einfluss auf die Umwelt, denn Essen verursacht fast einen Drittel der Gesamtumweltbelastung einer durchschnittlichen Privatper-son in der Schweiz. Bis die Gemüsela-sagne auf dem Tisch steht, muss ein Bauer Gemüse und Getreide anbauen, muss düngen und die Pflanzen vor Insekten und Krankheiten schützen. Die Ernte wird transportiert, zu Teig-waren verarbeitet oder direkt in den Laden gebracht. Und dann muss die Lasagne noch gekocht werden. Wenn man alle diese verschiedenen Fak-toren einrechnet, so ist die Gesamt-umweltbelastung des Menüs mit Rindsschmorbraten (ca. 10 000 Um-weltbelastungspunkte (Abkürzung: UBP, siehe Box) fast viermal so hoch, wie die der Gemüselasagne (ca. 2 700 Umweltbelastungspunkte). Auch die Pouletschenkel mit Zucchetti und Pommes belasten die Umwelt fast dreimal mehr als das Gemüsecurry mit Reis. Ganz allgemein kann man sagen, dass Fleisch- und Fischmenüs die Umwelt deutlich stärker belasten als vegetarische Menüs. Die wichtigs-ten Faktoren sind dabei die stärkere Überdüngung in der Landwirtschaft, die Pflanzenschutzmittel und Treib-hausgase.

Umweltbelastungspunkte

In einer Ökobilanz werden alle Stoff- und Energieflüsse und damit die Belastungen für Boden, Wasser und Luft bestimmt. Diese ver-schiedenen Auswirkungen auf die Umwelt und den Menschen müs-sen entsprechend ihrer Bedeutung gewichtet werden, damit sie direkt miteinander verglichen werden können. Alle diese gewichteten Belastungen zusammen werden in der vom Bundesamt für Umwelt veröffentlichten Methode der ökologischen Knappheit 2006 als «Umweltbelastungspunkte» (UBP) bezeichnet. Dank dieser einzelnen Kennzahl, können die verschie-denen ganz unterschiedlichen Umweltbelastungen miteinander verglichen werden.

Die Einsparungen, welche mit ei-ner vegetarischen Ernährung erzielt werden können, sind sehr gross, da die Ernährung am meisten, nämlich rund einen Drittel, zur gesamten Um-weltbelastung von Privatpersonen beiträgt. Erst an zweiter und dritter Stelle kommen Wohnen und Mobi-lität. Somit lassen sich im Bereich Ernährung auch die grössten Einspa-rungen erzielen.

Und wenn Sie nun nächstes Mal ratlos im Supermarkt stehen − ver-meiden Sie ab und zu Fleisch und verzichten Sie auf Produkte, welche mit dem Flugzeug in die Schweiz transportiert werden. Damit errei-chen Sie die grössten Einsparungen, alle anderen Faktoren fallen viel we-niger ins Gewicht. So müssen Sie sich auch nicht über die aufwändige Verpackung ärgern, denn diese spielt für die Ökobilanz oftmals kaum eine Rolle. Der Inhalt und die Herkunft machen’s aus! bape

Die Studie wurde mit Unterstützung des WWF Schweiz von der Firma ESU-services Ltd. durchgeführt. Ge-nauere Details dieser Untersuchung, weitere Ökobilanzen und Studien dieser Firma finden Sie hier: •Stucki M., Jungbluth N. und Flury

K. (2012): Ökobilanz von Mahl-zeiten: Fleisch- & Fischmenüs versus vegetarische Menüs. In: 6. Ökobilanzplattform Landwirt-schaft: Ökologische Bewertung von Fleisch. ESU-services GmbH, Uster.

Wie stark belastet mein privates Kon-sumverhalten die Umwelt und wie kann ich die Belastung verringern? Eine weitere Studie derselben Firma beantwortet diese Fragen:•Jungbluth N., Itten R. und Stucki

M. (2012): Umweltbelastungen des privaten Konsums und Redukti-onspotenziale. ESU-services Ltd. im Auftrag des BAFU, Uster.

Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen,

Forschungsgruppe Erneuerbare Energien: Matthias

Stucki, [email protected]

Rindsschmorbraten Burgunderart mit Pommes FritesBodenschadstoffeLuftschadstoffeWasserschadstoffeRessourcen

443029166501840

Andere 27010106

0

2750

5500

8250

11000

Bodenschadstoffe LuftschadstoffeWasserschadstoffe RessourcenAndere

Rindsschmorbraten Burgunderart mit Pommes Frites

Treibhausgasemission: 5.1 kg co 2 -Äquivalent (entspricht einer Fahrt mit dem Auto von Zürich nach Bern, 127 km)

Lachsfilet mit Salzkartoffeln und Gurkensalat

Treibhausgasemission: 3.2 kg co 2 -Äquivalent (entspricht einer Fahrt mit dem Auto von Zürich nach Basel, 84 km)

◀ Ökobilanz verschiedener Gerichte in Umweltbelastungspunkten (UBP) (blau = Bodenschadstoffe, Grün = Luftschadstoffe, gelb = Wasserschadstoffe, rot = Ressourcen, violett = Andere. Illustrationen: Lars Baggenstos)

Pouletschenkel mit Zucchetti und PommesBodenschadstoffeLuftschadstoffeWasserschadstoffeRessourcen

400016207602760

Andere 2209360

0

2750

5500

8250

11000

Bodenschadstoffe LuftschadstoffeWasserschadstoffe RessourcenAndere

Pouletschenkel mit Zucchetti und Pommes

Treibhausgasemission: 2.9 kg co 2 -Äquivalent (entspricht einer Fahrt mit dem Auto von Zürich nach Glarus, 72 km)

Gemüsecurry mit ReisBodenschadstoffeLuftschadstoffeWasserschadstoffeRessourcen

1510650320490

Andere 1303100

0

2750

5500

8250

11000

Bodenschadstoffe LuftschadstoffeWasserschadstoffe RessourcenAndere

Gemüsecurry mit Reis

Treibhausgasemission: 1.7 kg co 2 -Äquivalent (entspricht einer Fahrt mit dem Auto von Zürich nach Frauenfeld, 40 km)

GemüselasagneBodenschadstoffeLuftschadstoffeWasserschadstoffeRessourcen

1570430320430

Andere 1102860

0

2750

5500

8250

11000

Bodenschadstoffe LuftschadstoffeWasserschadstoffe RessourcenAndere

Gemüselasagne

Treibhausgasemission: 1.3 kg co 2 -Äquivalent (entspricht einer Fahrt mit dem Auto von Zürich nach Zug, 30 km)

RisottoBodenschadstoffeLuftschadstoffeWasserschadstoffeRessourcen

1620650320270

Andere 1302990

0

2750

5500

8250

11000

Bodenschadstoffe LuftschadstoffeWasserschadstoffe RessourcenAndere

Risotto mit Parmesan

Treibhausgasemission: 1.6 kg co 2 -Äquivalent (entspricht einer Fahrt mit dem Auto von Zürich nach Frauenfeld, 40 km)

Ökobilanz von Mahlzeiten:Fleisch- und Fischmenüs versus vegetarische Menüs

Lachsfilet mit Salzkartoffeln und GurkensalatBodenschadstoffeLuftschadstoffeWasserschadstoffeRessourcen

68101300920970

Andere 24010240

0

2750

5500

8250

11000

Bodenschadstoffe LuftschadstoffeWasserschadstoffe RessourcenAndere

Page 7: Seit 3.5 Mio Jahren auf dem Speiseplan: Gras

Ernährung 7Sommer 2013 / GräserLandexpress

Die Schweizer Weizenzüchtung an der Eidgenössischen For-schungsanstalt Agroscope in changins entwickelt mit Hilfe von klassischer Züchtung lau-fend neue Weizensorten. Diese liefern einen hohen Ertrag, sind gut geschützt vor Krankheiten und eignen sich zum Backen von feinen Brotwaren.

Die Schweizer Weizenzüchter verfol-gen heute noch dieselben Ziele wie zu Beginn der Weizenzüchtung Ende des 19. Jahrhunderts: hoher und sta-biler Ertrag, Resistenz vor Krankhei-ten und eine gute Backqualität. Dank dieser kontinuierlichen Züchtung, ist der Durchschnittsertrag von Brotwei-zen in der Schweiz laufend gestiegen. Waren es im Jahr 1850 noch 1 300 kg pro Hektare, so sind es heute mehr als 6 000 kg Weizen pro Hektare. Aller-dings ist nicht nur die Züchtung von besseren Sorten für diesen Ertragsan-stieg verantwortlich, auch verbesserte Anbaumethoden und der Einsatz von Dünger spielen eine wichtige Rolle.

Klassische ZüchtungWährend Jahrhunderten hatten die Bauern jeweils die Samen der Pflanzen mit den besten Eigenschaften ausge-wählt und für die Aussaat im kommen-den Jahr aufgehoben. So entstanden langsam verschiedene Sorten, welche an die lokalen Bedingungen angepasst waren. Grosse Veränderungen waren jedoch selten und eher zufällig. Doch im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde erkannt, dass sich die Eigenschaften von zwei Pflanzen durch Kreuzung gezielt kombinieren lassen. Da bei Or-ganismen, die sich geschlechtlich ver-mehren jedes Elternteil nur die Hälfte seines Erbguts weitergibt, entsteht bei deren Nachkommen eine neue Kombi-nation von Eigenschaften.

Wenn beispielsweise eine neue Pilz-resistente Sorte benötigt wird, dann su-chen die Züchter gezielt nach Pflanzen, welche diese Eigenschaft aufweisen. Diese Pflanze kann möglicherweise von weit her kommen, vom Mittleren Osten zum Beispiel, und ist somit nicht an unsere klimatischen Bedingungen angepasst. Kreuzt man diese Pflanze mit einer Schweizer Kultursorte, findet man in den Nachkommen nicht nur

die gewünschte Pilzresistenz, sondern auch eine Reihe anderer, unerwünsch-ter Eigenschaften der Pflanze aus dem Mittleren Osten. Diese unerwünschten Eigenschaften müssen anschliessend gezielt durch sogenannte Rückkreu-zungen wieder entfernt werden. Dazu werden die Nachkommen einer Kreu-zung jeweils wiederholte Male mit der Schweizer Kultursorte gekreuzt. Die Eigenschaften der Schweizersorte werden in diesem Prozess immer wei-ter ‹angereichert›, bis im Idealfall eine Pflanze wächst, die alle Eigenschaften der Schweizer Sorte und nur noch die Pilzresistenz aus der eingekreuzten Sorte enthält.

Neue SortenDie Entwicklung einer neuen Sorte ist sehr aufwändig und kann je nach Merkmal zehn bis fünfzehn Jahre dauern. Denn nach den ersten Züch-tungsschritten müssen tausende von Nachkommen unter lokalen Bedin-gungen und durch künstliche Infekti-onen mit verschiedenen Krankheiten

getestet werden. Nur die kräftigsten Pflanzen werden jeweils weiter un-tersucht und angebaut. Zudem ist es den Züchtern wichtig, dass die Wei-zen möglichst uniform wachsen. Alle Pflanzen sollen möglichst gleich aus-sehen und auch über Jahre hinweg einen stabilen Ertrag und einen siche-ren Schutz vor Krankheiten liefern.

Weil sich die Bedürfnisse der Bau-ern immer wieder ändern und weil Resistenzen irgendwann doch von den Pilzen durchbrochen werden, müssen laufend neue Pflanzen gezüchtet wer-den. Pro Jahr werden an der Eidgenös-sischen Forschungsanstalt Agroscope in Changins jeweils hunderte neue Kreuzungen untersucht. Die besten davon, das sind pro Jahr weniger als zehn verschiedene Kreuzungen, wer-den später in offiziellen Sortenver-suchen getestet und bei Erfolg den Bauern zur Verfügung gestellt. Diese Sorten finden auch im Ausland An-klang. So wurden während den letzten acht Jahren zwölf Schweizersorten auch im Ausland registriert. bape

Erfolgsbeispiele aus der Schweizer Weizenzüchtung

• Verbesserter Schutz vor Krankheiten: Dank dem verbesserten Schutz vor Krankheiten müssen weniger Pestizide eingesetzt werden und es konnte die Qualität der Weizenkörner verbessert werden.

• Bessere Anpassung an die Umwelt: Durch eine gezielte Auswahl können heute und in Zukunft Sorten gefunden werden, welche an neue klimati-sche Bedingungen angepasst sind.

• Verbesserung von Triticale: Mit kürzeren Stängeln konnte die Stand-festigkeit von Triticale erhöht werden. Gleichzeitig wurde das Korngewicht verbessert.

• Verbesserte Backqualität: Das Getreide wird laufend an die hohen Bedürfnisse der Müller und der Konsumenten angepasst und verbessert.

Wie wird Weizen gezüchtet?

Ziel: Möglichst viele Eigenschaften der Schweizer Sorte und die Eigenschaft «Pilzresistent».

E1: pilzresistenter Weizen, schlechter Ertrag, nicht angepasste Sorte

E2: pilzanfälliger Weizen, hoher ErtragSchweizer Sorte

2. Rückkreuzung mit Schweizer

Sorte

1. Rückkreuzung mit Schweizer

Sorte

nach x-Rückkreuzungen

Kreuzungszüchtung bei Weizen

Page 8: Seit 3.5 Mio Jahren auf dem Speiseplan: Gras

8 Sommer 2013 / GräserLandexpressErnährung

Getreide soweit das Auge reichtSeit Beginn des Ackerbaus gehört Getreide zu den Grund-nahrungsmitteln und noch heute liefern Weizen, Mais, Reis und Hirse fast die Hälfte aller Kalorien, welche weltweit kon-sumiert werden. Weizen, Reis und Hirse werden hauptsächlich als Nahrungsmittel angebaut. Mais hingegen liefert nicht nur Nahrung, denn er ist auch ein wichtiges Futtermittel und Roh-stoff für viele weitere Produkte wie Verpackungsmaterial oder Energietreibstoffe.

In der Schweiz werden verschiedene Brot- und Futtergetreide angebaut nämlich Weizen, Roggen, Dinkel, Gerste, Hafer, Triticale (eine Kreu-zung zwischen Weizen und Roggen) und Mais. Weizen ist das wichtigste Getreide in der Schweiz und wird auf 88 000 Hektaren angebaut, was unge-fähr der Fläche des halben Kantons Zürich entspricht.

Schweine und Hühner fressen viel Getreide. Kühe fressen zwar vorwie-gend Gras, doch Milchkühe benöti-gen pro Tag rund zwei bis drei Kilo-gramm Kraftfutter. Darin enthalt sind Futtermittel mit einer hohen Konzentration an Nährstoffen und wenig Rohfasern wie Mais, Gerste, Hirse oder Soja.

Auch weltweit steht Weizen mit 217 Mio Hektaren an der Spitze. Dies entspricht etwa der doppelten Fläche von Europa! Und auch Mais und Reis werden auf riesigen Flächen von je rund 160 Millionen Hektaren ange-baut.

Schätzungen gehen davon aus, dass auf der Erde rund 400 000 verschiedene Pflanzenarten vorkommen. Obwohl seit Beginn der Landwirtschaft ganz verschiedene Pflanzen kultiviert wur-den, produzieren heute nur dreissig Pflanzen 95 Prozent aller Nahrungs- und Futtermittel. Eine Gefahr ist diese geringe Vielfalt vor allem für die Ge-sundheit der Pflanzen, weil sich neue Krankheitserreger rasch auf grosse Flächen ausbreiten können. Werden viele verschiedene Pflanzen oder Sor-

ten angebaut, ist die Wahrscheinlich-keit grösser, dass eine davon resistent wird gegen den Krankheitserreger und so eine natürliche Barriere für die weitere Verbreitung darstellt.

Dem Verlust der Sortenvielfalt versucht man seit einigen Jahren auch mit grossen Saatgutbanken zu begegnen. Die Genbank der Schwei-zerischen Forschungsanstalt Ag-roscope ist mehr als hundert Jahre alt. Damals wurden lokale Weizen und Gersten ausgewählt, welche die

besten Leistungen zeigten. So sind dort aktuell über 5 000 Weizensorten gelagert, welche heute nicht mehr alle angebaut werden, aber so immer noch für die Züchtung zur Verfügung stehen. Vielleicht lassen sich in dort später Samen finden, welche an ein neues trockeneres Klima angepasst sind oder resistent sind gegen eine neue Krankheit. Die Gefahr für die zukünftige Forschung, dass nur noch wenige Pflanzen und damit wenige Eigenschaften für die Züchtung neu-

Sortenschwund im Eiltempo

In den vergangenen Jahren ist nicht nur die Vielfalt der Kultur-pflanzen zurückgegangen, sondern auch die Vielfalt innerhalb der ver-schiedenen Arten hat beängstigend abgenommen. Immer grössere Flächen werden mit nur einer einzi-gen modernen Kultursorte bestellt. Zum Beispiel wurde die Reissorte «IR 36» im Jahr 1982 in Asien auf 11 Millionen Hektaren (rund 2,5-mal die Fläche der Schweiz) angepflanzt. Auch in Europa ist die Situation nicht besser, so werden zum Beispiel in Irland nur sechs verschiedene Sorten Weizen genutzt.

▲ Weizen ist das wichtigste Getreide der Schweiz und wird auf einer Fläche angebaut, die ungefähr der Hälfte des Kantons Zürich entspricht. Zwei Drittel der angebauten Getreide werden an Tiere verfüttert, ein Drittel dient der Ernährung. (Quelle: FAO, 2011)

Die wichtigsten Getreide im Vergleich

Getreide Ursprungsort Ertrag Inhaltsstoffe Verwendung

Weizen Vorderasien 8 t/ha Kohlenhydrate: ca. 60 %Eiweiss: 10 – 16 %Wasser: ca. 13 %Fett: ca. 2 %

Brotgetreide, Futter, Rohstoff für Bioethanol

Mais Mexiko 8 –12 t/ha Kohlenhydrate: ca. 65 %Fett: ca. 3,8 %Eiweiss: ca. 8.5 %Wasser: ca. 12 %

Futter, Nahrung, industrielle Verwertung, Bioethanol

Reis China 4.3 t/ha Kohlenhydrate: 78 %Eiweiss: 7 %Wasser: 13 %Fett: 0.6 %

Fast ausschliesslich für menschliche Ernährung

Hirse (Sorghum, Millet)

Ost-Afrika 1.2 t/ha Kohlenhydrate: 70 – 80 %Eiweiss: 11 – 12 %Wasser: 14 %Fett: 3 – 5 %

Nahrung, Futtermittel, traditionelle asiatische und afrikanische Biere

Hafer

88 000 ha

Weizen

28 379 ha

Gerste

15 597 ha

MaisTriticale

9719 ha

Roggen

1932 ha1682 ha

1/32 /3

Schweizer Getreide

Mehl für Brot etc. v. a. Weizen, Roggen und Dinkel

Tierfutterv. a. Mais, Gerste und Triticale

Page 9: Seit 3.5 Mio Jahren auf dem Speiseplan: Gras

Ernährung 9Sommer 2013 / GräserLandexpress

Anbau der wichtigsten Getreide weltweit in Hektaren (ha)

Weizen 217 312 408 ha 53 ∆ Fläche der Schweiz

Mais 164 069 689 ha 40 ∆ Fläche der Schweiz

Reis 161 761 947 ha 39 ∆ Fläche der Schweiz

Hirse 44 630 919 ha 11 ∆ Fläche der Schweiz

▲ Damit auch in Zukunft genügend verschiedene Sorten für die Züchtung vorhanden sind, werden Samen von ganz vielen Pflanzen in changins fein säuberlich katalogisiert und aufbewahrt. (Bild © ACW)

▲ Die Samen werden einzeln verpackt und gekühlt aufbewahrt. So sind heute fast 12 000 Getreidesorten gelagert. (Bild © ACW)

▲ Reis, Weizen und Mais liefern fast die Hälfte aller konsumierten Kalorien welt-weit. (Quellen: FAO, 2013)

3%

Weizen20%

Wurzeln +Knollen

5%

Fette + Öle12%

Fleisch8%

Milch5%

Früchte3%

Gemüse

Anderes9%

Zucker8%

Reis20%

Mais5%

Hirse2%

er Sorten vorhanden sind, kann da-mit etwas gemindert werden, doch die Bedrohung für die Gesundheit unserer Kulturpflanzen lässt sich mit Saatgutbanken kaum stoppen. Dazu braucht es eine grössere Vielfalt auf den Feldern. bape

Zahlen für den Anbau von Getreide in der Schweiz:

• www.landwirtschaft.ch/de/wissen/pflanzen/ getreidebau/allgemeines/ • www.faostat.org • www.lid.ch Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen,

Forschungsgruppe Hortikultur: Prof. Jürg Boos,

[email protected]

▲ Weltweit ernähren wir uns heute fast ausschliesslich von nur 30 Pflanzen! (Quelle: http://www.fao.org/biodiversity/components/plants/en/)

150 wichtige Pflanzen auf Landesebene

30 Pflanzen produzieren heute rund 95 % aller Nahrungs- und Futtermittel

7000 gezüchtete Pflanzen seit Einführung der Landwirtschaft

Alltagstipps

«Vermeiden Sie Produk-te, die mit dem Flugzeug in die Schweiz kommen. Diese belasten die Umwelt viel stärker, als alle ande-ren Produkte!»

«Konsumieren Sie Kaffee, Tee und Alkohol bewusst. Es braucht viel Land und Wasser, um diese Genuss-mittel zu produzieren.»

Zitat im Abfalleimer

Für die Produktion der Lebensmittel, die vom Feld bis zum Teller verloren gehen, wird mit Schweizer Produktionsverhältnis-sen eine Fläche von rund 3500 km2 benötigt, was zwei Mal die Fläche des Kantons Zürich ausmacht.

Mit Resten ein feines Menü zaubern …

MINESTRoNEFür 4 Personen

etwas Olivenölca. 600 g Gemüse wie Karotten, Fenchel, Lauch, Bohnen, Zucchetti oder Peperoni 2 Zwiebeln250 g Tomaten200 g rote Bohnen (aus Büchse eingelegt)

150 g Speck150 g Nudeln oder Reis100 g Parmesan

Zwiebel und Speck klein schneiden und im Olivenöl anbraten, Gemüse (ohne Tomaten) rüsten und in Würfel schneiden, kurz mitbraten, mit 2 Liter Bouil-lon und evtl. etwas Wein ablöschen. 1 Stunde köcheln lassen.

Tomaten und Bohnen zugeben und nochmals 20 Minuten kochen lassen.

Nudeln oder Reis zugeben, nochmals 20 Minuten kochen lassen. Mit frischen Kräutern und Pfeffer abschmecken, servieren und mit frisch gehobeltem Parmesan bestreuen.

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Page 10: Seit 3.5 Mio Jahren auf dem Speiseplan: Gras

Energie und Rohstoffe10 Sommer 2013 / GräserLandexpress

Biotreibstoffe – Nahrung im TankDer Einsatz von Biotreibstoffen sollte helfen, die hoch gesteck-ten Klimaziele zu erreichen. Doch neue Studien zeigen nicht nur, dass Biotreibstoffe weniger nachhaltig sind als erwartet. Sie zeigen auch, dass Biotreibstoffe mitverantwortlich sind für die steigenden Preise von Grund-nahrungsmitteln.

Unser ganzes Leben basiert auf fos-silen Treibstoffen. Nicht nur Trans-port und Mobilität sondern auch die Landwirtschaft und grosse Teile der Industrie nutzen Erdöl und Erdgas als Hauptquelle für Energie. Gleichzeitig geht man davon aus, dass die Haup-tursache der globalen Klimaverän-derung die Verwendung von fossilen Brennstoffen ist, welche zu hohen Treibhausgasemissionen beitragen. Der Ruf nach biologischer Energie aus nachwachsenden Rohstoffen wie Ge-treide, Zuckerrohr oder Holz hat des-halb stark zugenommen.

Immer mehr Mais im TankDoch Biotreibstoffe sind nicht unum-stritten. Zwar sind sie aus nachwach-senden Rohstoffen produziert, doch gibt es in Bezug auf die Umweltbe-lastung grosse Unterschiede je nach Ausgangsmaterial und Verwendung. Zudem stehen diese Treibstoffe in direkter Konkurrenz zu unserer Er-nährung. Bereits heute werden 7 %

der globalen Getreideproduktion für Biotreibstoffe eingesetzt und man geht davon aus, dass sich dieser An-teil bis 2020 verdoppeln wird. Je nach Pflanze liegen die Zahlen aber sehr viel höher. So landet in den USA fast die Hälfte der gesamten Maisernte im Tank, welche deshalb nicht als Futter oder Nahrung zur Verfügung stehen. Auch dieser Anteil soll in Zukunft steigen.

Biotreibstoffe verteuern LebensmittelDass sich der hohe Verbrauch für Biotreibstoffe auf den Preis der Nah-rungsmittel auswirkt, ist heute un-umstritten. Der Preis von Mais zum Beispiel ist von 2001 bis 2011 um das eineinhalbfache gestiegen. Verschie-dene Studien gehen davon aus, dass bis zu einem Viertel dieser Steigerung auf die hohe Nutzung von Mais als Biotreibstoff zurückzuführen ist.

Diese Preissteigerung bekommen vor allem diejenigen zu spüren, die fast ihren gesamten Lohn für Nah-rungsmittel ausgeben müssen. Be-sorgniserregend ist zudem, dass die steigende Nachfrage nach Energie aus Biomasse, den Landerwerb in armen

▲ 7 % der weltweiten Getreideproduktion wird für Biotreibstoffe eingesetzt. (Quelle:

OECD FAO Agricultural Outlook 2011 – 2020)

▲ Biotreibstoffe tragen zu Preiserhöhungen bei Nahrungsmitteln bei. Zahlenbeispiel: Hätten wir im 2001 einen Stapel Tortillas noch für 80 Rappen kau-fen können, so kostet dieser im 2011 bereits 2 Franken. ohne den Verbrauch von Mais als Biotreibstoff müssten wir nur 1.60 Franken für die Tortillas bezahlen.

2001: cHF 0.80

2011: cHF 2.00

2011: cHF 1.60

Ländern, sogenanntes land-grabbing, antreiben könnte.

Biotreibstoffe in der EU und in der Schweiz Trotzdem hält die EU an ihrem Ziel, bis 2020 zehn Prozent der Energie im Verkehrssektor aus erneuerbaren Quellen zu verwenden, fest. Doch neu schlägt die EU-Kommission vor, dass nur die Hälfte davon auf Biokraftstof-fe aus Nahrungsmittel zurückgehen darf. Die anderen fünf Prozent sollen aus Abfällen wie beispielsweise Stroh, gewonnen werden. Die Schweiz kennt keine derartige Zielvorgabe. Zwar wer-den in der Schweiz seit 2008 Biotreib-stoffe von der Mineralölsteuer befreit, doch nur wenn sie ökologische und soziale Mindestanforderungen er-füllen. So müssen Biotreibstoffe in der Schweiz vom Anbau bis zum Ver-brauch mindestens 40 Prozent weniger Treibhausgasemissionen erzeugen als fossiles Benzin, sie dürfen die Umwelt nicht erheblich mehr belasten als fos-siles Benzin und der Anbau der erneu-erbaren Rohstoffe darf die Erhaltung der Regenwälder und der biologischen Vielfalt nicht gefährden. Die Beimi-schung von Biotreibstoffen zu Benzin

Definition Biotreibstoffe

Biotreibstoffe sind nicht-fossile Brennstoffe, welche Energie aus organischem Material speichern. Biotreibstoffe können flüssig oder gasförmig sein und kommen in Verbrennungsmotoren zum Einsatz. Ausgangsstoffe sind nachwach-sende Rohstoffe wie Ölpflanzen, Getreide, Zuckerrüben oder Holz.

Quellen angepasst: Green Facts und Wikipedia

oder Diesel soll nicht zusätzlich geför-dert werden. bape

Bericht des Bundesrates zu Biotreibstoffen:

http://biblio.parlament.ch/e-docs/366095.pdf

FAO Food Outlook, November 2012:

http://www.fao.org/docrep/016/al993e/al993e00.pdf

L. Cotula et al., The global land rush, 2011:

http://pubs.iied.org/pdfs/17098IIED.pdf

Biofuel and Food-Commodity Prices, Agriculture

2012, 2, 272 – 281.

Ernährung48 %

Futter36 %

Biotreibstoff7 %

Anderes9 %

Sprichwörter und Volksmund

Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. (aus Afrika)

Page 11: Seit 3.5 Mio Jahren auf dem Speiseplan: Gras

Energie und Rohstoffe 11Sommer 2013 / GräserLandexpress

Was tanke ich heute – Benzin oder Bioethanol?Der Verkehr verursacht in der Schweiz 44 % der co2-Emissio-nen. Deshalb ist die Idee, nach-wachsende Rohstoffe im Tank zu verbrennen, auf den ersten Blick attraktiv. Schliesslich könnte man damit bis zu 50 % der Treibhausgase aus fossilen Rohstoffen sparen. Doch heute geraten Biotreibstoffe immer mehr in Verruf. Zu Recht?

Neue Studien zeigen, dass Biotreibstof-fe der ersten Generation, also solche, die aus Nahrungsmitteln wie Raps, Mais oder Zuckerrüben stammen, ge-samtheitlich betrachtet selten besser sind als konventioneller Treibstoff. Zwar sind wie erwartet die Treibhaus-gas-Emissionen bei Biotreibstoffen

zum Teil deutlich geringer, betrach-tet man jedoch die gesamte Umwelt-belastung, so wird deutlich, dass die Biotreibstoffe vom Feld keine Vorteile für die Umwelt haben. Die negativen Folgen des Biotreibstoff-Anbaus sind zum Beispiel die Überdüngung und Versauerung des landwirtschaftli-chen Bodens oder der Biodiversitäts-verlust wegen der Brandrodung von Regenwaldflächen, um freie Flächen für den Anbau von Zuckerrohr zu ge-winnen. Im Vergleich mit den not-wendigen riesigen Flächen, scheinen sich Biotreibstoffe kaum zu lohnen.

Allerdings gibt es grosse Unterschie-

Beispiele von Biotreibstoffen

Biodiesel ist ein Treibstoff, welcher aus dem Öl von Raps, Sonnenblu-men oder Soja oder in Südostasien aus Palmöl in einer chemischen Reaktion hergestellt wird. Dabei entsteht so genannter Methylester. In geeigneten Motoren kann gar di-rekt Pflanzenöl verwendet werden. Bioethanol entsteht aus von Hefen vergorenen Zuckern. Dieser wird vorwiegend aus stärke- oder zuckerhaltigen Pflanzen wie Mais, Getreide, Zuckerrüben, Kartoffeln oder Zuckerrohr hergestellt. Der gewonnene Alkohol wird anschlies-send in einer Destillation gereinigt. BTL-Kraftstoff (biomass to liquid) werden im Gegensatz zu Biodiesel und Bioethanol aus Biomasse, zum Beispiel aus Holz oder Stroh, und nicht aus Lebens-mitteln hergestellt. Sie sind somit Biotreibstoffe der ‹2. Generation›. Allerdings sind diese Verfahren heute noch nicht konkurrenzfähig und müssen noch weiter entwickelt werden. Biogase sind alle energetisch nutz-baren Gase, welche aus Biomasse hergestellt werden. Diese entste-hen bei der Vergärung von organi-schem Material wie Pflanzen, Gülle, Siedlungsabfälle, Klärschlamm oder Speisereste.

de in Bezug auf den Landverbrauch von verschiedenen Biotreibstoffen. Mit einer Hektare Gras kommt man 72 000 Kilometer weit, doch mit Mais sind es nur 45 000 Kilometer. Dies ist immer noch wenig im Vergleich zum Elektroauto, welches mit dem Strom von Photovoltaikanlagen auf einer Hektaren Land 1 326 000 Kilometer weit fährt.

Auch wenn man alle Faktoren, wel-che eine Auswirkung auf die Umwelt haben, in Form einer Ökobilanz ein-rechnet, also zum Beispiel auch mit-berücksichtigt, dass Mais mehr Dün-ger benötigt als Gras, so ergibt sich

ein ähnliches Bild. Auch so schneiden Elektroautos mit Solarstrom deutlich besser ab. Und mit Gras fahren ist noch sinnvoller als eine Benzinfahrt, während Ethanol aus Mais im Tank die Umwelt gut dreimal mehr belastet als Benzin. Eine allgemeine Aussa-ge zu den Biotreibstoffen ist deshalb schwierig zu machen.

Fakt ist heute, dass Biotreibstoffe in der Schweiz, im Gegensatz zur EU oder den USA, kaum eine Rolle spielen. Da Boden in der Schweiz immer knapper wird, ist auch in Zukunft nicht mit ei-ner Zunahme der Biotreibstoffproduk-tion zu rechnen. bape

20 000 km/ha

40 000km/ha

60 000km/ha

80 000km/ha

100 000km/ha

120 000km/ha

200 UBP/km

400UBP/km

600UBP/km

800UBP/km

1000UBP/km

1200UBP/km

Elektro-Auto (Photovoltaik)

1 326 000 km/ha

208 UBP/km

Bio-Ethanol, Gras

72 000 km/ha

235 UBP/km

Bio-Ethanol, Mais

45 000 km/ha

757 UBP/km

282 UBP/kmBenzin

Bio-Gas, Silagemais

62 000 km/ha

416 UBP/km

Veresterung(mit Methanol)

Pressung, Extraktion Pflanzenöl

Bio-Diesel

Bio-Ethanol

Biogenes Methan

Kohlenwasserstoff/Ethanol

Alkoholische Vergärung Destillation

Reinigung/ co2-Abtrennung

a) Vergasungb) Synthesegas- verflüssigung

BTL-Verfahren

Vergärung

Pflanzliche Öle

Zucker

Ligno-Zellulose

▲ Biotreibstoffe werden aus verschiedenen Rohstoffen und mit unterschiedlichen Verfahren hergestellt.

◀ Energiebilanz: Kilo meter Leistung pro Umweltbelastungs- punkte (UBP) und Kilometer pro Hektare mit Biotreibstoffen im Vergleich zu konventionellem Treibstoff.

Page 12: Seit 3.5 Mio Jahren auf dem Speiseplan: Gras

Energie und Rohstoffe12 Sommer 2013 / GräserLandexpress

Biogas – die nächste Generation BiotreibstoffBiogas, gewonnen aus orga-nischen Abfällen, wird in der Schweiz immer beliebter. Was früher nur im Magen-Darm-Trakt von Wiederkäuern ent-stand, wird heute in immer grösserem Stil genutzt und liefert Treibstoff und Wärme für Schweizer Haushalte.

Biogas entsteht, wenn Mikroorga-nismen organische Stoffe ohne Luft abbauen. Es ist das, was wir norma-lerweise unter ‹Gärung› verstehen. Dabei werden komplexe Stoffe in ein-fache Verbindungen wie Zucker und Fettsäuren zerlegt. Diese wiederum werden von anderen Organismen, den so genannten Methan-bildenden Bakterien, in die noch einfacheren Verbindungen des Biogases zerlegt. Ausgangsmaterial kann jedes orga-nische Material sein – Pflanzen als nachwachsende Rohstoffe, organi-sche Haushaltsabfälle, Tiergülle oder Reststoffe aus der Industrie.

Wie funktioniert eine Biogas-anlage?In einer Vorgrube werden die orga-nischen Stoffe zwischengelagert, bis sie im Faulbehälter oder Fermenter vergärt werden. Dieser grosse Be-hälter ist das Kernstück einer Bio-gasanlage, denn darin wird das Gas produziert. Der organische Brei wird

dort luftdicht abgeschlossen, beheizt, damit die Mikroorganismen optimal arbeiten können und regelmässig gut durchgerührt. Das so entstehende Bio-gas wird in einem Gasspeicher bis zum Verbrauch gelagert. Die fertig vergärte Masse kommt anschliessend in das Gärrückstandslager, bevor es als Dün-ger auf dem Feld verwertet werden kann. Denn vergärt werden vorwie-gend die Kohlenhydrate. Andere Stoffe, wie Stickstoff und weitere Nährstoffe, welche zum Pflanzenwachstum nötig sind, bleiben erhalten.

VerwertungBiogas kann mit Hilfe eines Verbren-nungsmotors in elektrische Energie umgewandelt werden. Die Abwärme kann zudem zum Heizen von Gebäu-den genutzt werden. Gereinigtes und aufgearbeitetes Biogas kann aber auch wie Erdgas eingesetzt werden. Das Gas kann so über das bestehende Gas-netz über beliebige Strecken trans-portiert werden und wird erst dort genutzt, wo die Energie benötigt wird. Als Biomethan kann es dann getankt werden. Aus einer Tonne Abfall wer-den rund 150 000 Liter Biogas produ-

ziert. Dies entspricht etwa 80 Litern Benzin.

Ökologie von BiogasBiogas ist eine Form von erneuerbarer Energie. Im Vergleich zur Verbren-nung von fossilen Rohstoffen, ist die Nutzung von Energie aus Biogas weit-gehend CO2-neutral. Da der Gärrück-stand zudem noch alle Nährstoffe ent-hält, welche für die Pflanze wichtig sind, kann der natürliche Kreislauf geschlossen werden, indem der Gär-rückstand als Dünger wieder auf das Feld ausgebracht wird. Die Qualität dieses Düngers ist hoch, weil viele Krankheitserreger und Unkrautsa-men abgetötet werden. Und weil wäh-rend der Gärung die Geruchsstoffe der Gülle abgebaut und neutralisiert wer-den, stinkt dieser Dünger weniger als herkömmliche Gülle.

Solange organische Abfälle und Ab-wässer verwendet werden um Biogas zu produzieren, sind die Ökobilanzen sehr positiv. Denn dabei entstehen nicht nur erneuerbare Energien, son-dern auch umweltfreundliche Dünger und Abwärme für Wohnungen – oder Gewächshäuser.

Zusammensetzung von Biogas

Biogas ist ein Gasgemisch und besteht aus: 50 – 75 % Methan (CH4)25 – 45 % Kohlendioxid (CO2)2 – 5 % Wasserdampf (H2O)< 1 % Schwefelwasserstoff (H2S)< 2 % Spurengase

Andererseits ist es heute noch so, dass in Biogasanlagen nicht nur Ab-fälle verwertet werden, sondern auch ganze Pflanzen wie Mais oder Raps vergärt werden. In diesem Falle bleibt netto nicht viel Energie übrig und die Energieproduktion tritt in Konkur-renz zur Nahrungsmittelproduktion. Im Gegensatz zu anderen europäi-schen Ländern wird der Anbau von Energiepflanzen in der Schweiz des-halb nicht gefördert und die Verwen-dung von Energiepflanzen in Biogas-anlagen beschränkt.

Insgesamt waren in der Schweiz 2010 fast neunzig Biogasanlagen in Betrieb. Gemeinsam lieferten diese Anlagen Strom für 14 000 Haushal-te, Wärme für 1 700 Wohnungen und Treibstoff für Gasfahrzeuge für rund 22 Millionen Kilometer. Im Jahr 2012 wurde fast ein Viertel mehr Biogas verwendet als im Vorjahr. Die Hälfte des Biogases wurde für Heizzwecke, der Rest für Treibstoff verwendet. bape

Institut für Biotechnologie, Fachstelle Umweltbio-

technologie: Dr. Rolf Warthmann, rolf.warthmann@

zhaw.ch

◀ Produktion und Nutzung von Biogas. Fermenter

Kernstück

Gülle

Vorgrube

Gärungsrückstand

Dünger

Gasmotor

Biogas

Elektrizität

Abwärme für Gebäude

Gasaufbereitung

Ausgangsmaterial

Treibstoff

Bachelor-Studium UmweltingenieurwesenMit der globalen Herausforderung zur nachhaltigen Entwicklung entstehen neue und spannende Berufsfelder, auf die das Studium Umweltingenieurwesen vorbereitet. Im Zentrum stehen dabei der schonende Umgang und die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen, der Respekt sowie die ganzheitliche Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt. Das Studium kombiniert naturwissenschaftliche Fächer mit ingenieur-, sozial- und wirtschaftswissenschaftli-chen Disziplinen. Nebst grundsätzlichem Interesse für Pflanzen, Natur und Umwelt sind Kommunikationsfähigkeiten, Technikverständnis, wissenschaftliches Arbeiten, Kreativität und vernetztes Denken gefragt.

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Page 13: Seit 3.5 Mio Jahren auf dem Speiseplan: Gras

Energie und Rohstoffe 13Sommer 2013 / GräserLandexpress

▲ Algenreaktor am Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen. (Bild: ZHAW)

Mikroalgen: Biotreibstoffe ohne Land produzierenDie Produktion der heutigen Biotreibstoffe aus Mais oder Zuckerrohr steht in direkter Konkurrenz mit der Nahrungs-mittelproduktion. Mikroalgen, welche nicht auf wertvolle land-wirtschaftliche Böden angewie-sen sind und nur von Licht, Luft und Wasser leben, könnten in Zukunft nachhaltige Treibstoffe liefern.

Winzig kleine grüne Algen, welche im Wasser wie Pflanzen von Son-nenlicht und dem CO2 aus der Luft le-ben, könnten die nächste Generation Biotreibstoffe einläuten. Mikroalgen, mit weit über 100 000 Arten, die noch kaum erforscht sind, liefern zudem eine Vielfalt von wertvollen Stoffen, welche in der Ernährung, Pharmazie, Kosmetik oder auch für technische Zwecke eingesetzt werden können. Da diese Algen in Grossanlagen fern-ab von fruchtbaren Böden kultiviert werden und neben Licht und CO2 nur Wasser und Mineralsalze benötigen, stellen sie – im Gegensatz zu den heu-tigen Biotreibstoffen aus der Land-wirtschaft − keine Konkurrenz für die Nahrungsmittelproduktion dar.

In Grossanlagen werden 40 bis 60 Tonnen Algen-Biomasse pro Hekta-re und Jahr produziert. In Zukunft soll diese Produktion noch verdoppelt werden, so dass gut 30 Tonnen Biodie-sel pro Hektare und Jahr produziert

werden könnten. Damit könnten in der Schweiz rund 50 Personen ein Jahr lang Auto fahren. Gemäss diesen Be-rechnungen liesse sich auf nur 10 % der Fläche der weltweiten Trockengebiete der vollständige Bedarf an Treibstof-fen mit Mikroalgen decken. Fände die-se Produktion in der Wüste statt, wäre der Wasserverbrauch immer noch tie-fer, als für die Bewässerung von Mais für Bioethanol benötigt würde.

Diese Schätzungen sind allerdings umstritten und Forschung und Ent-wicklung sind noch weit von dieser Vision entfernt. Heute findet die Pro-

duktion von Mikroalgen vorwiegend im Labor statt und ist dort sehr teuer und fehleranfällig. Da zur gleichmäs-sigen Belichtung und Belüftung noch einiges an Energie nötig ist, lohnt sich die Biotreibstoff-Produktion aus Mik-roalgen in naher Zukunft nur, wenn zuerst wertvolle Inhaltsstoffe für die Industrie wie Vitamine, Proteine oder Fettsäuren isoliert werden und erst die restliche Masse für die Biodie-sel- oder Biogasproduktion verwen-det wird. Lohnend wäre es vielleicht auch, wenn mit Algen zusätzlich un-ser Abwasser gereinigt wird und dabei

wertvolle Nährstoffe zurückgewon-nen werden.

Nachhaltige Treibstoffe aus Mik-roalgen, wertvolle Rohstoffe zurück-gewonnen aus Abwasser und das alles auf Flächen, die landwirtschaftlich keine Rolle spielen? An dieser Vision wird auch an der ZHAW gearbeitet. Verschiedene Forschungsgruppen ver-suchen gemeinsam die technischen Voraussetzungen zur Kultivierung von Mikroalgen an der ZHAW zu etab-lieren. Sobald dieses System optimiert ist, wollen die Forschenden untersu-chen, welche Inhaltsstoffe sich darin produzieren lassen und wie deren Aus-beute verbessert werden könnte. Ab wann es sich lohnt, Biotreibstoffe aus Algen zu produzieren hängt neben den Inhaltsstoffen natürlich auch davon ab, wie teuer Treibstoffe sind, wie viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt wird und vor allem, wie energie-effizient die Algen mit Licht und Luft versorgt werden können. Die Forschenden ha-ben noch viel Arbeit vor sich − und auch die Algen in ihren Röhren arbei-ten an der ZHAW fleissig weiter.

Nährstoffe, welche zum Pflanzen-wachstum nötig sind, bleiben erhal-ten. bape

Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen,

Forschungsgruppe Ökotechnologie: Dr. Dominik

Refardt, [email protected]

Institut für Biotechnologie, Fachstelle Biopro-

zesstechnologie: Dr. Gunther Steinfeld, gunther.

[email protected]

mit Aluminium abgedeckte Lampenstücke

Rückführung des oberen

Schlauchendes

Gewundener SchlauchCO2-Ausström-

schlauch

Drahtgestell

CO2-Zufuhr

Entgaser und Auffangbehälter

pH-Sonde

TASTE THE WASTE

Rezepte und Ideen für Essensretter

Valentin Thurn, Gundula christiane oertel

ISBN: 978-3-462-04483-6

256 Seiten, cHF 26.80

Rezepte für den kulinarischen Widerstand – von

Mülltauchern und Spitzenköchen: ein Kochbuch

zum Dokumentarfilm «Taste the Waste» und

dem Band «Die Essensvernichter» – von Es-

sensrettern für alle, die sich dem Kampf gegen

Verschwendung und Geringschätzung von Le-

bensmitteln genüsslich anschliessen wollen. Die

Köche und Köchinnen, die an diesem Buch

mitwirken, sind für verantwortungsvollen Genuss

bis zum letzten Krümel und halten Verschwen-

dung für eine der schlimmsten Unsitten der

Wegwerfgesellschaft. Irgendwann ist deshalb

jeder von ihnen auf seine Art zum »Essensretter«

geworden. Da ist der Aktionskoch Wam Kat, der

rettet, was die Bauern sonst liegen lassen, die

Fernsehköchin Sarah Wiener, die in ihren Koch-

kursen Kinder den Wert der Lebensmittel sinnlich

erfahren lässt. Die Mülltaucherin Talley Hoban, die

eine Tauschbörse für Lebensmittel aufbaut. Die

»Mundräuber«, die zur Ernte von herrenlosem Obst

aufrufen. Der österreichische Spitzenkoch Tom Rie-

derer, der Delikatessen aus dem macht, was andere

für Abfall halten. Der Kräuterkoch Peter Becker,

der seine Zutaten auf Wiesen und Bäumen in der

Stadt sammelt. Dazu als Fotograf der Künstler Uli

Westphal, der den kosmetischen Perfektionswahn

im Supermarkt mit seiner Fotoserie «Mutatoes»

konterkariert und uns dadurch die Obst- und

Gemüsevielfalt wieder nahebringt. Und schliesslich

unsere Grossmütter, die uns ihre Kunst weiterge-

geben haben, selbst aus Resten wunderbare, neue

Köstlichkeiten zu erfinden! trrr

Page 14: Seit 3.5 Mio Jahren auf dem Speiseplan: Gras

14 Sommer 2013 / GräserLandexpressKulturgeschichte

Papyrus − wichtigster Beschreibstoff der AntikeVor rund 5 000 Jahren begannen die Ägypter eine Art Papier aus der Papyruspflanze herzustellen. cyperus papyrus wuchs damals in den Sumpfgebieten an den Ufern des Nils meterhoch. Für die Produktion von Papyrus schnitt man das Mark der Pflanzenstän-gel zurecht, legte sie kreuzwei-se übereinander und presste sie. Durch den stärkehaltigen Pflanzensaft hielten die einzel-nen Streifen fest zusammen und mussten nur noch getrocknet werden, bevor man sie beschrei-ben konnte. Die Entdeckung von Papyrus als Beschreibstoff ermöglichte den Übergang von der Vorgeschichte zur schriftlich überlieferten Geschichte.

Felsmalereien, die Tausende von Jah-ren alt sind, geben zwar einige Hin-weise über das Leben der damaligen Menschen, aber erst das Erfinden der Schrift um 3 000 v. Chr. und das Fin-den eines passenden Beschreibstof-fes ermöglichten den Übergang zur schriftlich überlieferten Geschichte.

Erfindung der SchriftWährend die Sumerer die Keilschrift entwickelten und in Tontafeln ritzten, entstand im alten Ägypten die Hiero-glyphenschrift. Die altägyptische Bil-derschrift war aber schwer handhab-bar und wurde deshalb vor allem für Inschriften in Stein verwendet. Für die alltägliche, umfangreiche Verwal-tungsarbeit des ägyptischen Staates wurde eine Kursivschrift entwickelt. Deren massenhafte Anwendung er-forderte eine leichte, gut beschreibba-re, in der Herstellung preiswerte und in grossen Mengen zur Verfügung stehende Schreibgrundlage. Alle diese Anforderungen erfüllte der Papyrus.

Die Herstellung von PapyrusUm Papyrus herzustellen, schnitt man Streifen aus dem Mark der Papy-

russtängel und legte sie kreuzweise übereinander. Die beiden Streifen-lagen deckte man mit einem Tuch ab und hämmerte mit einem Schle-gel darauf. Der dadurch austretende Stärkesaft verklebte die Schichten. Nach dem Trocknen konnte man den Papyrus aufs gewünschte Format zu-schneiden und mit geeigneten Stei-nen glattschmirgeln.

PapyrusbücherUm längere Texte schreiben zu kön-nen, wurden mehrere Papyrusblätter mit dem Pflanzensaft zusammenge-klebt und zu Papyrusrollen aufgewi-ckelt. Weil Papyrus sehr strapazier-fähig und biegsam war, hielten die Buchrollen auch der häufigen Benut-zung stand. Sie wurden seitenweise mit schwarzer Tinte beschrieben und von rechts nach links und von oben nach unten gelesen. Zum Lesen wurde immer eine Seite von links abgerollt und nach rechts aufgerollt.

‹Haus der Buchrollen›Viele Privatleute besassen eine klei-ne Sammlung von Papierrollen, die in Krügen aufbewahrt wurde. In vielen ägyptischen Tempeln befand sich eine Bibliothek, die man ‚Haus der Buchrollen’ nannte. Die grösste Sammlung von Papyrus-Buchrollen befand sich jedoch in der berühmten königlichen Bibliothek von Alexand-ria. In den über 700 000 Papyrusrollen war ein Grossteil des gesamten Wis-sens der Welt der griechischen und ägyptischen Antike aufgeschrieben.

Wichtige Grabbeigabe In der trockenen Wüstenluft Ägyp-

tens blieben die Papyrusblätter gut erhalten. Papyrusblätter zählten zu den wichtigsten Grabbeigaben der Ägypter und deshalb ist eine grosse Menge schriftlicher Quellen aus altä-gyptischer Zeit erhalten.

ExportgutDie Herstellung des hochwertigen, unter dem Einfluss des Sonnenlichts nicht vergilbenden Papyrus erfolgte in Spezialwerkstätten. Da Papyrus auch ausserhalb Ägyptens sehr beliebt war, wurde es neben dem Getreide zu ei-nem wichtigen Exportgut Ägyptens. Produktion und Handel zählten zu den Monopolen des königlichen Schatz-hauses. Obwohl man Papyrus in gros-sen Mengen herstellte, wurden bereits beschriebene Papyri von den Schrei-bern abgewaschen oder abgeschabt und neu beschrieben. Das deutet auf hohe Preise und gelegentliche Knapp-heit auf dem Papyrusmarkt hin.

Konkurrenz durch Pergament Lange Zeit war Papyrus der wichtigste Beschreibstoff der Antike und gleich-zeitig Grundlage für die Entwicklung der ägyptischen Hochkultur. Konkur-renz bekam Papyrus im 2. Jh. v. Chr. vom Pergament. Dieses nach seinem Ursprungsort Pergamon benannte Pro - dukt bestand aus dünner Tierhaut.

Wussten Sie, dass ... ... die längste heute noch erhaltene Pa-pyrusrolle 41 m misst und sich im Briti-schen Museum in London befindet? gmue

www.schuelerlexikon.de

Zwiebel, Safran, Fingerhut − 50 Pflanzen, die unsere

Welt verändert haben, Bill Laws

Papyrus (Cyperus papyrus) gehört zur Gattung der Zypergräser. Das Sumpfgras wird etwa 2 bis 5 m hoch. Die heute in Ägypten fast ausgerottete Art prägte das Bild der altägyptischen Flusslandschaft von der Südgrenze bis zur Nilmündung.

▲ Papyrus (cyperus papyrus) am Naturstandort. (Quelle: www.intermountainbiota.org)

Kurznachrichten

Papyrus zur WasserreinigungIn vielen Entwicklungs- und Schwel-lenländern gelangen Gifte und Abwäs-ser ungefiltert in Flüsse und Seen. So auch in Uganda, was das Ufer des Vik-toriasees stark verschmutzt ist. Felder aus Papyrus-Pflanzen bieten sich als kostengünstige Alternative zu Klär-anlagen an, wie ugandische Forscher schreiben. Die Pflanzen können über ihre Wurzeln Giftstoffe und organi-sche Rückstände aus Abwässern fil-tern. natürlich 7/2013

Redewendungen und Metaphern

«Ins Gras beissen»Mit dem Soldatentod auf dem Schlachtfeld hat die heute salopp für «sterben» gebrauchte Redensart ins Gras beissen zu tun. Sie findet sich auch in anderen Sprachen, allerdings ersetzt hier das jeweilige Wort für Staub oder Erde das im Deutschen vorhandene Gras: im Französischen heisst es mordre la poussière, im Itali-enischen bzw. Spanischen ist mordere la terra bzw. morder la tierra gebräuch-lich. Nur im Englischen heisst es so-wohl to go to grass als auch to bite the dust. Ursprünglich – im 13. Jahrhun-dert – galt die deutsche Redensart harmlosen Schafen, die Gras frassen; erst im 17. Jahrhundert ist die über-tragene Bedeutung «sterben» belegt. Die Herkunft ist nicht vollständig zu klären, aber neben Ansätzen, die von einer Verwandtschaft des Wor-tes beissen mit dem mhd. beizen aus-gehen, das so viel wie «(vom Pferd) absteigen» und damit auch «unter-liegen» bedeutet, gibt es auch Deu-tungen, die die Bedeutung der Wen-dung mit dem Verhalten sterbender Soldaten erklären, die im Todeskampf Erde oder Gras mit dem Mund berüh-ren und quasi hineinbeissen. trrr

Herkunftswörterbuch wissen.de

Gras?Das deutsche Wort Gras geht auf die sehr alte indogermanische Silbe ghr zurück, deren Bedeutung wachsen sich noch heute im englischen to grow wiederfindet. Auch lateinische gramen und altgriechisch grastis – Futterkraut sowie die Bezeichnung der Farbe Grün sind darauf zurückzuführen. trrr

Page 15: Seit 3.5 Mio Jahren auf dem Speiseplan: Gras

15Sommer 2013 / GräserLandexpress Kulturgeschichte

Vom Urmais zum HybridmaisGeschenk der GötterDer Ursprung von Mais liegt im Sü-den von Mexiko, im Balsas-Tal. Dort wurde Mais schon vor mehr als 7 000 Jahren angebaut. Gemäss dem heili-gen Buch der Mayas war Mais ein Ge-schenk der Götter, dem die Menschen ihre Existenz verdanken. Denn als die Erde noch menschenleer war, nah-men die Götter den Mais und formten aus ihm den Menschen. Menschen aus Mais – so nennen sich die Mayas noch heute.

Doch der damals angebaute Mais sah noch ganz anders aus als wir ihn heute kennen: Die Kolben waren nur gerade Fingerlang und auch nur so breit wie ein Finger. Doch das war schon ein grosser Fortschritt im Ver-gleich zum Wildgras ‹Teosinte›, dem wilden Vorfahren von Mais.

Teosinte: der Ursprung von MaisLange Zeit war unklar, welche Pflan-ze der direkte Vorfahre von Mais war, denn Teosinte, der wahrscheinlichste Kandidat, und heutiger Mais sehen völlig verschieden aus. Teosinte ist ein Gras mit wenigen harten Körnern in einer dicken Schale. Diese Kör-ner sind so widerstandsfähig, dass sie sogar nach dem Gang durch den Verdauungstrakt eines Vogels noch keimen können. Es sieht wie ein nor-

▲ Links: Teosinte reif (links) und unreif (rechts); Rechts: Teosinte (Zea mays subsp. parviglumis) im Balsas Tal in Mexiko. (Bild: Hugh Iltis, University of Wisconsin)

males Gras aus. Und trotzdem lassen sich Mais und Teosinte kreuzen. Erst die Untersuchung der Gene konnte wirklich bestätigen, dass sich Mais aus dieser kümmerlichen Wildpflan-ze entwickelt hat. Heute geht man davon aus, dass die Veränderung von nur fünf Genen für diese grossen Un-terschiede in der Erscheinung von Mais und Teosinte verantwortlich ist. Indem die Menschen im Süden von Mexiko immer wieder die besten Körner gesammelt und gepflanzt ha-ben, ist aus einem einfachen Gras ein Geschenk der Götter entstanden. Als Kolumbus in Südamerika gelandet ist, hatten die Menschen den Mais bereits mehr als jede andere Pflanze verän-dert und schon damals gab es speziel-len Mais für Maismehl, Süssmais oder Popcorn.

Hybridmais Als die weissen Siedler nach Nord-Amerika kamen, war dort der indi-anische Mais weit verbreitet. Auch die neuen Bauern haben den Mais geschätzt und angefangen, den Mais gezielt weiterzuentwickeln und neue Kreuzungen auszuprobieren. Doch der grosse Durchbruch kam erst durch eine Mischung aus Wissenschaft und herkömmlicher Zucht durch Maisbau-ern zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Auf verschiedenen Maisshows wur-den die schönsten und grössten Mais-kolben prämiert. Doch zum grossen Erstaunen einiger Bauern, lieferten diese grossen Kolben im kommenden Jahr oft nicht mehr gleich grosse Er-träge. Nach dreijähriger Inzucht war der Ertrag gar nur noch halb so gross,

wie zu Beginn. Die Maispflanzen sind dann nur noch klein und liefern im-mer weniger Körner. Doch wenn man solche Inzuchtlinien mit anderen In-zuchtlinien, mit ganz anderen Eigen-schaften kreuzt, bekommt man plötz-lich traumhafte Erträge von grossen, gesunden Pflanzen. Neben hohen Er-trägen hatten die Pflanzen noch einen weiteren Vorteil: Da alle Körner genau den gleichen Vater und die gleiche Mutter hatten, wuchsen alle Pflanzen gleich hoch und lieferten gleich viele grosse Körner!

Diesen Effekt haben Züchter in den USA erstmals um 1917 entdeckt. Ob-wohl man diesen Effekt genetisch er-klären konnte (siehe Box), schien das Konzept fast zu unglaublich. So hat es ziemlich lange gedauert, bis die-se Pflanzen breit angebaut wurden. Noch 1934 waren nur 0.4 % der Mais-fläche in den USA mit Hybridmais bebaut, doch zehn Jahre später wurde bereits auf mehr als der Hälfte der Flä-che Hybridmais angebaut.

… und die KehrseiteDie gleichmässigen hohen Erträge entstehen nur in der ersten Gene-ration. Wenn der Bauer Saatgut von seinen Hybridpflanzen zurückbehält und dieses wieder anbaut, dann muss er mit bis zu einem Drittel weniger Ertrag rechnen. Zudem sind die Pflan-zen wieder völlig uneinheitlich und können ähnlich klein wie ihre Gross-eltern aussehen. Hybridsaatgut muss deshalb jedes Jahr neu produziert werden.

Zu Beginn der Hybridzüchtung ging man davon aus, dass Bauern wei-

terhin selbstständig Hybridsaatgut aus ihren Inzuchtlinien herstellen würde. Doch wurden die Züchtungs-prozesse immer komplexer und auf-wändiger, so dass schon bald die ge-samte Zucht unter der Kontrolle der Spezialisten aus der Saatgutindustrie stattfand. Hybridpflanzen sind zwar nicht patentiert, doch da der posi-tive Effekt des gleichmässig hohen Ertrags nur eine Generation anhält, sind die Bauern faktisch gezwungen jedes Jahr neues Saatgut zu kaufen. Da damit eben höhere Erträge erzielt werden, lohnt sich das für die Bauern. Trotzdem ging damit wohl etwas Ei-genständigkeit verloren.

Unbestritten ist, dass die Hybrid-zucht ein grosser kommerzieller Er-folg ist und die Landwirtschaft welt-weit revolutioniert hat. Heute wird nicht nur Hybridmais angebaut, son-dern auch fast alle anderen Kultur-sorten als Hybridsorten angeboten. So waren 1995 bereits über 80 % der Sorten von Brokkoli oder Tomaten Hy-bridsorten und in China war bereits mehr als die Hälfte des angebauten Reises ein Hybridreis. bape

Mais normalerweise fremdbestäubt

Mais macht normalerweise keine Inzucht. Im Gegenteil, jedes ein-zelne Korn kann von irgendeiner Nachbarspflanze bestäubt werden. Allein der Wind entscheidet, wer als Vater wirkt. Um zu Inzuchtlinien zu kommen, werden deshalb die männlichen Blütenstände entfernt und die weiblichen Blüten von Hand künstlich mit einer einzel-nen auserwählten Blüte bestäubt. Durch diese Inzucht werden die Pflanzen genetisch immer einheitlicher. Positive wie auch negative Merkmale sind so jeweils in doppelter Ausführung vorhan-den. Oftmals sind die positiven Eigenschaften dominanter. Folglich werden bei der Kreuzung von zwei Inzuchtlinien, welche ganz unter-schiedliche Merkmale mitbringen, fast alle negativen Merkmale von den positiven Merkmalen über-deckt. Deshalb sind Hybriden viel vitaler und leistungsfähiger.

▲ Die Kreuzung von zwei reinerbigen In- zuchtlinien führt zu einer kräftigen Hyb-ridpflanze.

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Page 16: Seit 3.5 Mio Jahren auf dem Speiseplan: Gras

16 Sommer 2013 / GräserLandexpressKulturgeschichte

Zuckerrohr − süsses Gras und unsere neuste DrogeDas Zuckerrohr wurde ursprüng-lich im ostasiatischen Raum genutzt und gelangte Ende des 15. Jahrhunderts durch Kolum-bus in die Karibik. Der Anbau von Zuckerrohr setzte dort eine gros-se Nachfrage an Arbeitssklaven in Gang, die unter ausseror-dentlich harten Bedingungen für die Zuckerproduktion arbeiten mussten. Bis zur Züchtung derw Zuckerrübe aus der Runkelrübe Mitte des 18. Jahrhunderts blieb das Zuckerrohr die einzige Roh-stoffquelle zur Zuckergewinnung und war als teure Kolonialware den wohlhabenden Gesell-schaftsschichten vorbehalten. In den letzten 150 Jahren hat sich der Zuckerkonsum bei uns auf das Zwanzigfache gesteigert und der Zucker steht mittlerweile als ‹Volksdroge› unserer moder-nen Welt in der Kritik.

Wenn man heute eine Literflasche Cola vor sich hat, denkt man kaum daran, dass darin 35 Würfelzucker enthalten sind und auch einem 180 g-Becher Fruchtjoghurt sieht man die darin ver-steckten acht Würfelzucker nicht an. Zucker ist für uns ein Grundnahrungs-mittel. Das war nicht immer so, wie uns die Geschichte des Zuckers zeigt.

Herkunft des Zuckerrohrs Während Jahrtausenden kannte man nur den Zucker aus dem Zuckerrohr. Das ursprünglich aus Neuguinea stammende Zuckerrohr gelangte zu-erst nach Indien und im 5. Jahrhun-dert nach Christus verbreitete sich der Anbau in Persien. Den Arabern gelang es, ein dem heutigen Zucker ähneln-

des Produkt herzustellen. Sie brachten die Zuckerproduktion um 600 n. Chr. in den Mittelmeerraum und zwar von Ägypten nach Syrien und Zypern, später nach Sizilien und Spanien.

Verwendung im Mittelalter Der erste Zucker, der um 1 000 n. Chr. über die Handelsstadt Venedig nach Mitteleuropa kam, diente vorerst als Gewürz und Medikament. Er wurde in die Haut gerieben, in die Augen geträufelt und auf offene Wunden ge-streut und als eine Art Allerheilmittel eingenommen. In den Königs- und Fürstenhäuser verwendete man ihn als Gewürz für Fleisch, Fisch und Gemüse, während die normale Be-völkerung die Speisen weiterhin nur mit Honig süsste. Im Spätmittelalter hatte 1 kg Zucker den Wert von 100 kg Weizen.

Zuckerrohr und SklavenhandelEnde des 15. Jahrhunderts brachte Christoph Kolumbus das profitträch-tige Zuckerrohr auf die Karibischen Inseln, da der Zuckerrohranbau im Mittelmeerraum zum Erliegen ge-kommen war und in Europa gleich-zeitig die Nachfrage stieg. Im feucht-warmen, tropischen Klima fand die schilfartige Pflanze optimale Bedin-gungen. In der Folge wurde Zucker-rohr in riesigen Plantagen angebaut und jeweils nach 9 bis 13 Monaten in strenger Handarbeit mit der Mache-te kurz über dem Boden geschlagen. Der Zucker, der im Mark der Pflanze sitzt, musste so schnell wie möglich noch auf der Plantage in Mühlen als Saft herausgepresst und über grossen Feuerstellen eingedickt werden. Hun-derttausende afrikanische Sklaven schufteten im 17. und 18. Jh. unter un-menschlichen Bedingungen rund um die Uhr auf den Zuckerplantagen Mit-tel- und Südamerikas, die in der Hand von Spaniern, Franzosen, Briten, Dä-

nen oder Holländern waren. So wurde Zucker zu einer gut erhältlichen, aber teuren Kolonialware, die sich nur rei-chere Gesellschaftsschichten leisten konnten. In Europa machte sich die Mode breit, die ebenfalls aus den Ko-lonien bezogenen, eher bitteren Ge-tränke wie Kakao, Kaffee und Tee mit Zucker zu süssen. Dies führte zu einer völlig neuen Geschmackskultur, die bis heute unseren Alltag bestimmt.

Entdeckung der ZuckerrübeDass der Zucker zum günstigen täg-lichen Bedarfsgut für jedermann wurde, ist dem Berliner Chemiker und Apotheker Andreas Sigismund Marggraf zu verdanken. Er entdeckte 1747 den Zuckergehalt der Runkelrübe. Seinem Schüler Achard gelang es, die ‹Runkelrübe› durch gezielte Züchtung in eine ‹Zuckerrübe› zu verwandeln und um 1800 wurde die erste Zucker-rübenfabrik in Schlesien errichtet.

Und heute?Heutzutage stammen vier Fünftel der

Viele Jahrtausende kam die Menschheit ohne Zucker aus

Mittlerweile nehmen Schweizerinnen und Schweizer im Durchschnitt 44 kg puren Zucker pro Jahr zu sich. Das ist 20 mal mehr als vor 150 Jahren und weit mehr als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt. Der hohe Zuckerkonsum trägt bei zur immer mehr verbreiteten Fettleibigkeit und zu den damit verbun-denen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ausserdem können Diabetes und Gicht durch einen hohen Zuckerkonsum begünstigt werden. Aus all diesen Gründen empfiehlt die WHO, für eine gesunde Ernährung pro Tag nur 10 % des täglichen Energiebedarfs mit Zucker zu decken, das entspricht etwa einer Menge von 50 g Zucker pro Tag. Die täglichen durchschnittlich 120 g Zucker pro Schweizer bzw. Schweizerin liegen da eindeutig über der Empfehlung. Ein Stück Kuchen geniessen, ein Eis schlecken, etwas Schokolade naschen ... − ganz auf Zucker verzichten, ist bestimmt nicht nötig, aber es macht Sinn, den Zuckerkonsum etwas bewusster zu gestalten. Vielleicht helfen dabei die folgenden Ideen:• Zuckerangaben auf den Packungen konsultieren.• Zuckerfreie Wochen einplanen, um zu merken, wo sich Zucker überall versteckt.• Früchte, Dörrobst, Gemüse als Zwischenverpflegung.• Wenig Säfte und Süssgetränke trinken.

Zuckerrohr (Saccharum officina-rum) gehört zur Familie der Süss-gräser, wird bis zu 6 m hoch und kann durch Stecklinge vermehrt werden. Im Halminnern der Pflanze sind 9 bis 16 % kristallisations-fähiger Zucker gespeichert. Die Pflanze gedeiht in subtropischen und tropischen Gebieten bei einer gleichmässigen Wärme von 25 bis 28 °C. Nach dem Abschneiden der Rohre wächst die Pflanze nach und kann so mehrmals geerntet werden.

▲ Arbeit in einem Zuckerrohrfeld in Mauritius. (Bild: Hannes Grobe, Creative Commons)

Weltzuckerproduktion vom Zucker-rohr und ein Fünftel aus der Zuckerrü-be. Beide Zuckersorten sind chemisch identisch. Die Weltzuckerproduktion betrug 2012 rund 180 Millionen Ton-nen. Das aktuell mit Abstand füh-rende Anbauland ist Brasilien. Nach-dem der Zuckersaft aus den Stängeln gepresst und zu Zucker kristallisiert und raffiniert wurde, bleibt als Rest-produkt die ‹Bargasse› übrig. Sie wird vielfältig genutzt: z. B. als Brennstoff zur Gewinnung von Elektrizität, als Brennstoff im Haushalt, als spanplat-tenähnlicher Werkstoff, als Grund-stoff zur Herstellung von Papier oder als Viehfutter. Aus Zuckerrohr ge-wonnener Alkohol dient heute auch als Kraftstoff für Autos und wird als Bioethanol gehandelt, was wiederum soziale und ökologische Folgen hat.

Wussten Sie, dass ... Zuckerrohr zahnpflegende Eigenschaf-ten hat. In alten Reiseberichten aus dem 19. Jahrhundert kann man lesen, dass Plantagenarbeiter oft ausgezeich-nete Zähne hatten. Die Arbeiter kau-ten während der Arbeit Zuckerrohr und die rauen Pflanzenteile bürsteten die Zähne. gmue

Die Weltgeschichte der Pflanzen, Wolfgang Seidel

Genussmittel, ein kulturgeschichtliches Handbuch,

Th. Hengartner, Ch. M. Merki

Zwiebel, Safran, Fingerhut − 50 Pflanzen, die unsere

Welt verändert haben, Bill Laws

TERRA WZG-Online, Ernst Klett-Verlag

www.isosugar.org

Page 17: Seit 3.5 Mio Jahren auf dem Speiseplan: Gras

17Sommer 2013 / GräserLandexpress Kulturgeschichte

Bambusgewächse (Bambusoideae) zählen zur Familie der Süssgräser (Poaceae). Weltweit gibt es mehr als 1300 Bambusarten. Mit Ausnahme der Antarktis und Europas kommt Bambus auf allen Kontinenten natürlich vor. Die Pflanze gedeiht auf Meereshöhe im feuchtheissen Klima der Tropen und Subtropen wie auch an den Hängen der Anden. Sichtbar sind die Halme, Zweige, Blätter und sporadisch die Blüten der Bambuspflanzen. Die Halme bestehen aus Internodien und Nodien, die mit dünnen Scheidenwänden (Diaphragma) versehen sind. Die Zellen der Halme enthalten eine grosse Menge Lignin und sind entsprechend hart. Aus diesem Grund weisst Bambus Materialeigenschaften auf, die denen von Holz in vie-lerlei Hinsicht entsprechen. Unterirdisch bildet Bambus ein dichtes Wurzelge-flecht (Rhizom), das sich schnell und unbegrenzt verbreitet. Aus einem Rhizom kann schnell ein Bambushain oder gar Wald wachsen. Von allen Landpflanzen wächst Bambus am schnellsten, was ihn zu einer der nachhaltigsten Nutz-pflanzen der Welt macht. Dementsprechend ist das verholzende Riesengras seit Jahrhunderten ein wichtiger Rohstofflieferant. Die Anwendungsvielfalt von Bambus reicht dabei von der Verwendung als Nahrungsmittel über die Nut-zung als Baumaterial für Möbel und Häuser, für die Produktion von Textilien bis hin zur Nutzung von Pflanzenauszügen bei der Herstellung von Kosmetik- und Pflegeprodukten um nur einige zu nennen. Einer Schätzung zufolge gibt es mehr als 1500 Anwendungsmöglichkeiten für Bambus.

Riesenspross Fälschlich als «Bambus» bezeichnet

Die Bambus-Blüte

Bambus – Superfaser aus der Natur

Haben sie Bambus schon beim Wachsen zugesehen?

Der schnellwüchsige Bambus kann in einem Tag unter optimalen Bedin-gungen bis zu 1.20 Meter wachsen. Dies entsprich einem Wachstum von 1 Millimeter pro Minute! daco

Knackiges, hellgelbes Fleisch, meist in dünnen Scheiben geschnitten und ungewürzt ziemlich fade! Die Rede ist von jungen Bambussprossen, die als gekochtes Gemüse in der fernöst-lichen Küche besonders beliebt sind. Mit schuppig überlappenden, dunkel-braunen Blättern bedeckt, schiessen sie aus dem Boden, bevor sie zum Ver-zehr gestochen werden. Geniessbar

Wer kennt ihn nicht – den exotischen Glücksbringer? Als süsses Geschenk schmückt er anfangs das Wohnzim-mer – grün und vital – bis er kümmer-lich vergilbt und schliesslich im Abfall landet. Die beiden Drachenbaumarten Dracaena sanderiana und Dracaena fra-grans werden mittlerweile in vielen Möbelhäusern, Gartencentern und Blu-mengeschäften als Glücksbambus an-geboten. Dabei ist der Name «Glücks-bambus» lediglich ein irreführendes Warenzeichen und aus botanischer Sicht völlig abwegig. daco

Wussten Sie, dass manche Bambus-arten höchst selten blühen. Einige Arten blühen im Abstand von 60, 90 oder gar 120 Jahren. Wodurch die Blüte gesteuert wird und wieso man-che Arten so selten blühen, ist bisher noch nicht ausreichend erforscht. Es wird angenommen, dass die selte-ne Blüte dazu beiträgt, die Samen zu schützen, da sich auf diese Weise kei-ne Tiere auf ihren Verzehr spezialisie-ren können. daco

Hart wie Eichenholz, reissfest wie Stahl und doch elastisch – Bambus «Öko-Baustoff» der Zukunft? Bis vor kurzem wurde Bambus in Europa als Baustoff kaum wahrgenommen. Dabei wurden in Süd-, Südost- und Ostasien jahrhun-dertelang Häuser, Brücken und ganze Städte aus Bambus errichtet. In Burma und Bangladesh sollen rund 50 Prozent der Häuser nur aus Bambus errichtet sein. Durch den Einfluss westlichen Fortschritts wurde er jedoch verdrängt und durch moderne Baustoffe wie Stahl und Beton ersetzt. Bambus degradierte zum Baustoff für arme Leute. Nun wer-den die vielen Vorzüge von Bambus als Baumaterial wiederentdeckt. In Sachen Nachhaltigkeit und Umwelt-verträglichkeit ist Bambus geradezu ein Musterkind. Keine andere Pflan-ze produziert in so kurzer Zeit so viel Biomasse wie der Bambus. In zwanzig Jahren kann eine einzige Pflanze bis zu 10 000 Laufmeter Halme hervor-bringen. Bambusbestände können je-des Jahr um zehn Prozent ausgelichtet

Triebe von Dracaena fragrans (Quelle: www.luckybamboo.de)

sind die Schösslinge jedoch erst nach-dem sie geschält und in Salzwasser gekocht wurden, da sie giftige Blau-säureglykoside enthalten, die durch den Kochvorgang hydrolysieren und schliesslich verdampfen.

Haben Sie schon Bambusschösslinge gesehen? Im Bambusgarten am Wald-rand auf dem ZHAW Campus Grüntal spriessen sie aus dem Boden. daco

werden, ohne damit den Bestand zu ge-fährden. Demnach vermag der schnell nachwachsende Rohstoff grosse Men-gen CO2 zu binden und erzeugt mehr Sauerstoff, als die meisten anderen Pflanzen. Als Baustoff besticht Bambus nicht nur durch seine schlichte Schön-heit, sondern auch durch seine ausser-gewöhnlichen Materialeigenschaften. Der Härtegrad vom Bambus entspricht dem von Eichenholz, er «arbeitet» nicht so stark wie andere Hölzer und neigt weniger zum Quellen. Durch die Hohl-kammern (Internodien) und die har-te Rindenschicht sind Bambushalme besonders zug- und druckfest. Ferner besitzt Bambus aufgrund der Nodien (feste Knoten) eine besonders hohe Bie-gefestigkeit. Deshalb wird er gerne als Baustoff in Erdbebengebieten einge-setzt, da Bambusgebäude bei Erdbeben viel beständiger sind als Backsteinhäu-ser. Und durch seine feine Faserstruk-tur eignet sich Bambus zur Herstellung von allem Denkbaren und Undenkba-ren. daco▲ Baugerüst aus Bambus. (Quelle: www.20min.ch)

Page 18: Seit 3.5 Mio Jahren auf dem Speiseplan: Gras

18 Sommer 2013 / GräserLandexpressKulturgeschichte

Weizen hat die Menschen sesshaft gemachtEnde der letzten Eiszeit wurden im Nahen osten die Wildweizen-gräser Einkorn und Emmer zu Kulturpflanzen. Die Menschen begannen Gräser zu kultivieren und wurden dabei sesshaft. Damit setzte die Neolithische Revolution ein, d. h. die Men-schen wurden von nomadisie-renden Jägern und Sammlern zu sesshaften Ackerbauern und Viehzüchtern. Heute ist Wei-zen weltweit das dominierende Brotgetreide.

Wenn man die Geschichte des Wei-zens bis zu ihrem Ursprung verfolgt, wird einem bewusst, wie wichtig Grä-ser für die kulturhistorische Entwick-lung der Menschheit waren. Vor rund 12 000 Jahren kamen im Nahen Osten die ersten Menschen auf die Idee, die grössten gesammelten Körner von Wildgräsern aufzubewahren und im nächsten Jahr auszusäen. Das war ein sehr folgenreicher Schritt für die Menschheit. Bisher zogen die Men-schen nämlich umher, um zu jagen und sammelten dabei auch Früchte, Beeren, Wurzeln, Knollen und Sa-

men, damit sie überleben konnten. Um Getreide ansäen und ernten zu können, mussten sie roden, jäten, Steine auflesen, pflügen und wässern. All das band sie an ein Stück Land − sie wurden sesshaft. Wildpflanzen wurden nun zu Kulturpflanzen. Frühe AuswahlzüchtungReife Wildgräsersamen fallen leicht von den Halmen, dabei vermehren sie sich über grosse Flächen. Weil die Menschen zur Gewinnung von Saat-gut vor allem die Körner auswählten, die am Stängel blieben und daher einfacher zu sammeln waren, ver-breitete sich diese Eigenschaft beim Wiederaussäen sehr schnell. Durch Auswahlzüchtung veränderten die Menschen die Gräser dadurch so, dass man anstatt jedes einzelne Korn mühsam vom Acker aufzulesen die Garben nach Hause nehmen konnte, um sie dort auszudreschen.

Gräser – Motor der Kultur- entwicklungDer oben beschriebene Wandel in der Lebensweise der Menschen vollzog sich über Tausende von Jahren und zog immer grössere Kreise − nach Mittelasien, Nordafrika, nach Europa. Er beinhaltete natürlich auch die Do-mestizierung anderer Pflanzen und der Nutztiere. Ausserdem stellte man mit der Zeit immer mehr Werkzeuge her; Tongefässe zum Aufbewahren von Lebensmittel wurden getöpfert; es wurde geflochten, gewoben und immer mehr Kulturtechniken er-worben. Die Ausbreitung des Acker-baus schuf die Voraussetzung, mehr Menschen zu ernähren. Aus kleinen Siedlungen wurden Dörfer, Städte mit Arbeitsteilung und Herrschaftssyste-men − und für all das waren die Gräser der eigentliche Auslöser.

Einkorn und Emmer − die ersten kultivierten GräserDie ersten kultivierten Gräser waren Einkorn und Emmer. Letzterer ent-stand aus dem wilden Einkorn und ei-nem anderen Wildgras . Aus dem Em-mer entwickelte sich der Hartweizen, der die Grundlage für Italiens Pasta wie auch des Couscous der orientali-schen Küche bildet. Durch eine nächs-te spontane Kombination von Emmer mit einer weiteren Wildgrasart ent-stand später der Weichweizen, der für unser Weissbrot verwendet wird, weil

er sich mit seinem hohen Kleberanteil gut fürs Backen eignet. Weizen ist so-mit eine Mischung, oder ein ‹Bastard� aus drei Wildgrassorten und enthält je das komplette Genom, also alle Eigen-schaften, von drei Gräsern. Weichwei-zen liefert das weisse Mehl, worauf der Namen (Weizen = weiss) hindeutet. Weissbrot aus Weizenmehl wurde schon von den alten Ägyptern in Öfen gebacken, was man aus den 5 000 Jah-re alten Broten, die man in Gräbern gefunden hat, schliessen kann. Von den Ägyptern lernten die Römer das Weissbrot kennen. Deshalb forcierten sie den Weizenanbau.

Immer weniger Leute in der LandwirtschaftNach dem Untergang des römischen Reiches wurden die vielen Weizen-felder von den Leibeigenen und den Bauern der Feudalherren des Mittel-alters bestellt. Wegen der technischen Entwicklung waren die Weizenerträ-ge um 1750 bereits zweieinhalb mal so gross wie im Mittelalter und die sich in Europa ausbreitenden Weizenfel-der veränderten nachhaltig das Ge-sicht der Landschaft. Durch die Erfin-dung des Mineraldüngers wurde die Weizenproduktion abermals um ein Vielfaches gesteigert. Dadurch konn-ten viel mehr Leute ernährt werden und immer weniger Menschen muss-ten in der Landwirtschaft arbeiten.

Der Weizen erobert die Neue WeltIm 19. Jahrhundert gab es nochmals eine grosse geografische Ausdeh-nung des Weizenanbaus mit der eu-ropäischen Besiedlung der Vereinigten Staaten. Die europäischen Kolonisten brachten den Weizen in die Neue Welt und mit der Ausdehnung der jungen Vereinigten Staaten nach Westen ent-standen in den ehemaligen Prärien und Plains riesige Weizenflächen, die den USA eine enorme Basis zur Ernäh-rung der eigenen Bevölkerung und für den Export erschlossen.

Rituale Rund um den Weizen entstanden viele Rituale, denn wenn eine Wei-zenernte missriet, drohte eine Hun-gersnot. Kleine Ernteglückgarben wurden im Winter über dem Herd aufgehängt, um die Aussaat vom kom-menden Frühjahr positiv zu beeinflus-sen. Das Verschenken von Weizen an

Weizen ist der Oberbegriff für verschiedene Süssgräserarten der Gattung Triticum. Am häufigsten wird Weichweizen (Triticum aes-tivum) angebaut, dessen Decks-pelzen an den Ähren keine oder nur kurze Grannen haben. Auch Dinkel, Hartweizen, Einkorn und Emmer sind bekannte Weizenar-ten. Die beiden letzteren gelten als die ältesten Arten des kultivierten Weizens. Sie kommen aus dem Vorderen Orient.

die Armen verbesserte die Ernte und ein Fremder, der an einem Weizenfeld vorbeikam, wurde mit einem Strauss Wildblumen beschenkt.

Die Weizengarbe wurde auch zum Symbol des Ackerbaus, der Fruchtbar-keit, der Ernte und des Erntedanks.

Und heute?2011 wurden laut FAO weltweit etwa 704 Millionen Tonnen Weizen geern-tet und er stellt nach Mais und Reis das am dritthäufigsten angebaute Getreide der Welt dar. Der grösste Weizenproduzent ist zur Zeit China mit 117 Mio. Tonnen vor Indien, Russ-land und den Vereinigten Staaten. Die Schweiz produziert 553 000 Tonnen.

Wussten Sie, dass . . . die in der europäischen Küche verwen-deten Nudeln vor allem aus Weizen hergestellt werden? Im Süden braucht man zur Herstellung der Teigwa-ren den Hartweizen, der viel Wärme braucht. In den nördlichen Gegenden stellt man Nudeln aus Weichweizen mit Eiern her. gmue

Die Weltgeschichte der Pflanzen, Wolfgang Seidel

Zwiebel, Safran, Fingerhut − 50 Pflanzen, die unsere

Welt verändert haben, Bill Laws

FAO Statistik

Kulturgeschichte des Brotes

Schon früh konnte man aus zähem Getreidebrei auf heissen Steinen Fladenbrot backen. Doch für das Herstellen von gebackenem Brot brauchte es die Erfindung des Ofens, der in den bronzezeitlichen Hochkulturen, zu denen auch Ägypten zählt, entwickelt wurde. Der Verzehr von gebackenem Brot war vorerst der wohlhabenden Oberschicht vorbehalten und damit ein wichtiges soziales Unterschei-dungsmerkmal. So blieb es bis in die frühe Neuzeit: Der grosse Teil der Bevölkerung ass bis ins 18. Jahrhundert Getreide vor allem als Brei, während die Herrschaften die Luxusspeise Brot kosteten. Das Brotbacken wurde in Europa erst Mitte des 17. Jahrhunderts üblich. Kuchen kamen erst im 18. Jahr-hundert auf, als allmählich Zucker zu erschwinglichen Preisen auf den Markt kam.  

Page 19: Seit 3.5 Mio Jahren auf dem Speiseplan: Gras

19Sommer 2013 / GräserLandexpress Kulturgeschichte

Weizen hat die Menschen sesshaft gemacht

Öffentliche Führungen im Gräserland

Möchten Sie das Gräser-land unter kundiger Führung unserer Expertinnen und Experten entdecken?Wir führen regelmässig öffentliche Führungen und Vorträge durch. Für Gruppen machen wir auf Anfrage Spezialführungen, auf Wunsch im ganzen Gräser-land oder mit Fokus auf ein einzelnes Gebiet. Zudem bieten wir Führungen für Schulklassen an.

Melden Sie sich bei uns unter [email protected] oder über die Website www.iunr.zhaw.ch/graeser-land

Wir freuen uns über Ihr Interesse!

Zuchtformen Ährenspindel fest

WildformenÄhrenspindel brüchig

T. monococcumEinkornSpelzweizen

T. dicoccumEmmerSpelzweizen

T. ae. vulgareBrotweizenSpelzweizen T. ae.

compactumNacktform T. ae.spelta

DinkelSpelzweizen T. ae. sphaerococcum

Spelzweizen

Triticum boeoticumWildes Einkorn(A Genom)

Triticum searsiiUnkraut(B Genom)

Triticum dicoccoides(AB Genom)

Triticum tavschiiUnkraut(D Genom)

T. durumHartweizenNacktform

Gezielte Züchtung durch Menschen

Spontanes Ereignishexa

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n=7)

T. aestivum(ABD Genom)

IMPRESSUM

HERAUSGEBERIN AG Gräserland, Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen, ZHAW Wä-denswil; Projektleitung: Regula TreichlerTExTE Petra Bättig (bape), Céline Baumgartner (celi), Flavia da Costa (daco), Marianne Gmür (gmue), Daniel Hepenstrick (hepe), Thomas Kimmich (kimm), Felix Rusterholz (rush), Regula Treichler (trrr), Kinderseite: Nina GmürKoRREKToRAT Dominik LötscherGRAFIKEN Daniel Burkart, Stefanie Jakob, Erich StutzLAyoUT Erich StutzDRUcK CO2-kompensiert auf 100 %-Recyclingpapier, Theiler Druck AGAUFLAGE 1000

GRASWELTEN

BBc-Dokumentarfilme

Planet Erde Staffel 2

von Alastair Fothergill

Die Grasflächen der Erde ernähren

mehr Wildtiere als jede andere

Pflanze: seien es riesige Karibuher-

den, die durch die arktische Tundra

streifen, mongolische Gazellen

oder Blutschnabelweber, die wie

ein Heuschreckenschwarm über

die afrikanische Savanne herfallen.

Der Film folgt ausserdem Yaks über

die tibetische Hochebene und zieht

mit Tausenden von Bisons durch

die nordamerikanische Prärie. Zu

den Höhepunkten der Dokumen-

tation gehört die Beobachtung

eines grossen Löwenrudels in der

afrikanischen Savanne. trrr

Zitate im Abfalleimer

Würde auf der Fläche, auf der heute überschüssige Lebensmittel für den Abfall produziert werden, Bäume angepflanzt, so könnten diese theoretisch alle aus fossilen Energiequellen stammenden Treibhausgase kompensieren.

In der Schweiz gehen ein Drittel aller verfügbaren Le-bensmittel verloren. Allein die Schweizer Haushalte werfen pro Kopf und Jahr 117 Kilo-gramm Lebensmittel weg − beinahe eine ganze Mahlzeit pro Tag.

Alltagstipp

«Fahren Sie wieder einmal mit dem Velo zum Einkaufen. So sparen Sie Energie und tun erst noch etwas für Ihre Gesundheit.»

Die Entwicklung des Weizens aus drei Wildgräsern

Page 20: Seit 3.5 Mio Jahren auf dem Speiseplan: Gras

20 Sommer 2013 / GräserLandexpressKulturgeschichte

Gerste − wertvoller Rohstoff für Bier und WhiskyDie aus ostasien stammende Gerste wird seit Jahrtausenden kultiviert und ist wahrscheinlich das älteste angebaute Ge-treide. Sie gedeiht auch unter sehr kargen Bedingungen und ist deshalb geografisch weit verbreitet. Vor allem aber hat die Gerste als Grundzutat für die Bierherstellung schon seit über 10 000 Jahren eine wichtige Be-deutung. Im angelsächsischen Raum ist Gerste zudem Grund-stoff für die Herstellung von Whisky. Zum Brotbacken wurde sie jedoch von anderen Getrei-dearten, die mehr Kleber enthal-ten, nach und nach verdrängt. In der Schweiz ist Gerste heute das wichtigste Futtergetreide.

Gerste, ursprünglich ein Wildgras mit kleinen Samen, ist das älteste nachweislich von Menschenhand angebaute Getreide. Aber schon be-vor die Menschen Ackerbau betrie-ben, als sie vor mehr als 10 000 Jahren

noch als Sammler und Jäger herum-zogen, kannten sie wahrscheinlich die Technik der Vergärung von müh-sam gesammelten Wildgraskörnern wie Gerste. Getreidekörner vergären, wenn sie feucht sind, dank der in der Luft vorhandenen Hefepilze. Diesen Vorgang nutzte man schon damals, um eine Art ‹Bier› herzustellen. Das Bierbrauen wurde bereits in den Hochkulturen der Sumerer und der Ägypter praktiziert und hatte eine sehr wichtige Funktion: Es war eine Kulturtechnik, um Wasser länger geniessbar zu machen, weil frisches Trinkwasser bis Ende des 19. Jahrhun-derts kaum verfügbar war. Durch den Vergärungsprozess wurde das Was-ser konserviert. Auch die Vergärung von Honig zu Met und von Trauben zu Wein war bereits in der Frühanti-ke bekannt, doch war Gerste leichter verfügbar und Getreidebier daher all-täglicher.

Der Aufstieg der Gerste Während der Bronze- und Eisen-zeit, in der Epoche der frühantiken Hochkulturen im Mittelmeerraum und Vorderen Orient, war Gerste das wichtigste Getreide. Gemäss der Epen von Homer (700 v. Chr.) war Gerste damals nicht nur Futternahrung, sondern auch Brei- und Brotnahrung der Menschen und erlangte schon da-mals grosse Bedeutung als Braugers-te. Auch die Römer brauten Cervisia (benannt nach der Getreidegöttin Ceres), doch in den Mittelmeerkultu-ren blieb immer der Wein wichtiger. Bier war in diesen Ländern eher ein Armeleute-Getränk. Die Kunst des Gerstenanbaus verbreitete sich spä-ter wellenartig über Europa, Asien und Nordafrika. Bis in die jüngere Geschichte blieb Gerste als Brot- oder Breigetreide auch dort wichtig, wo sonst aus klimatischen Gründen kein anderes Getreide gedeiht, so zum Bei-spiel im Norden Europas. In anderen Gegenden verdrängte der Weizen die Gerste, da aus ihr wegen ihres gerin-gen Glutengehalts nur kleine Brotlai-be hergestellt werden konnten.

Gerste und Hopfen gibt guten TropfenÜberall blieb aber das Brauen der Gers-te wichtig. Man versuchte, die Gers-tensäfte mit verschiedenen Zusätzen wie Rinden, Kräutern, Wurzeln und Honig zu würzen und so gleichzeitig eine längere Haltbarkeit des Getränks

zu erreichen. Der in Nordwesteu-ropa weit verbreitete Gagelstrauch war Jahrhunderte lang der gängigste Bierzusatz, doch auch Rauschmittel wie Bilsenkraut oder Stechapfel wur-den verwendet.

Erst im Hoch- und Spätmittelalter setzte sich Hopfen als Bierzusatz durch und erst seit dann kann man den Ge-schmack des Biers mit dem heutigen vergleichen. Im Jahre 1516 wurde im Reinheitsgebot 1516 festgelegt, dass Bier nur aus hophin, malcz und wasser bestehen darf, da man erkannt hatte, dass viele Todesfälle auf die Zusätze von Gagel und Bilsenkraut zurückzu-führen waren. In Deutschland besteht das Reinheitsgebot bis heute.

Da ist Hopfen und Malz verlorenUm Bier brauen zu können, müssen die Körner zuerst zu Malz verarbei-tet werden. Dabei entsteht ein sehr starker Geruch. Mälzer war früher ein eigener Beruf. Das Mälzen besteht aus drei Schritten: Zuerst werden die Körner eingeweicht, dann keimen diese einige Tage und danach wird das ‹Grünmalz› gedarrt (schonend ge-trocknet). Schliesslich setzt man das geschrotete Malz mit recht warmem Wasser zur so genannten Maische an. Dabei entsteht aus Getreidestär-ke Malzzucker, der bei der späteren Gärung durch Hefe in Alkohol um-gewandelt wird. Nach dem Filtern fügt man in der Pfanne den Hopfen bei. Der durch Aufkochen entstande-ne Sud wird geklärt, gekühlt und mit Hefe versetzt. Die tagelange Vergä-rung zu Alkohol beginnt. Beim Bier-brauen kann sehr vieles schief gehen: Dann ist eben ‹Hopfen und Malz› ver-loren, wie das Sprichwort sagt.

Gerste in ihrer höchstprozenti-gen FormEs gibt noch ein weiteres bedeutendes flüssiges Gerstenprodukt nämlich den schottischen Whisky. Schottland ist eine jener Gegenden, wo sonst kein anderes Getreide mehr gedeiht. Klas-sischerweise wird Whisky aus ge-mälzter Gerste, schottischem Quell-wasser und Hefe zubereitet. Zum Darren wird Torf verwendet, dessen Rauch wie die andern Zutaten eben-falls Geschmacksnoten hinterlässt. Nun wird zweimal destilliert. Es ent-steht ein sehr hochprozentiges ‹New Make›, das mit Wasser verdünnt wird. Dann folgt die jahrelange Lagerung in Eichenfässern.

Gerste (Hordeum vulgare) ist sehr vielgestaltig und formenreich. Es gibt Sommer- und Wintergerste und Übergangsformen. Auch wird zum Beispiel zwischen zweizei-ligen und sechszeiligen Formen unterschieden, d. h. auf jeder Ähre sitzen zwei bzw. sechs Körner pro Stufe. Die Gerstenähren haben fast immer lange Grannen, die sich im reifen Zustand neigen. Die eiweissreiche Wintergerste wird vor allem als Tierfutter verwendet, die eiweissarme Sommergerste braucht man auch als Braugerste zur Bierherstellung.

Und heute2011 wurden laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO welt-weit etwa 134 Millionen Tonnen Gerste geerntet, die damit nach Mais, Weizen und Reis das viertwichtigste Getreide ist. Russland ist mit rund 17 Millionen Tonnen der grösste Produzent. In der Schweiz werden heutzutage auf einer Fläche von ungefähr 28 000 ha rund 180 000 t Gerste jährlich produziert und vor allem als Futter verwendet.

Wussten Sie, dass ... • ... man Rollgerste durch Schleifen

der Gerstenkörner erhält. In einer Walze wird die Gerste gerollt, bis die Spelzen abgeschmirgelt sind.

• ... Gerste früher auch die Grund-lage für einige Längenmasse und Gewichte war, da das Gerstenkorn eine relativ konstante Grösse hat.

• ... der Gerste auch Heilwirkung zugesprochen wird. Gerstenwas-ser, auch Tisane genannt, war im 19. Jahrhundert ein beliebtes Getränk für Kranke. Schösslinge wirken fiebersenkend. gmue

Die Weltgeschichte der Pflanzen, Wolfgang Seidel

FAO Statistik

Kurznachrichten

Grasschutz auf der SkipisteDurch Kunstschnee und Pistenprä-parationen wird das Graswachstum im Frühling verzögert. Zudem wird ein Rückgang der Biodiversität fest-gestellt. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) prüft deshalb die Aufnahme von speziellen Richtlinien für Ski-pisten in die Anleitung ‹Bodenschutz beim Bauen›. Damit soll die Abnut-zung der Wiesen auf den Skipisten möglichst reduziert werden. NZZ, 21. Juni 2013

Sprichwörter und Volksmund Grässlich – ein Garten ohne Gräser!

Karl Förster

Page 21: Seit 3.5 Mio Jahren auf dem Speiseplan: Gras

21Sommer 2013 / GräserLandexpress Grünraumgestaltung

iPhone App «iGräser» – Gräserbestimmen leicht gemachtAlle, die beruflich oder in der Freizeit mit Gräsern (Poaceae) zu tun haben, das heisst Botaniker, Ökologen, Natur-schützer, Ingenieurbiologen, Begrü-nungsfachleute sowie natürlich Land-wirte und Förster, dürfen sich freuen. Das Bestimmen von Gräsern wird ab sofort einfacher. Die neue iPhone-App «iGräser» ist ein innovatives und be-nutzerfreundliches Bestimmungs- und Nachschlage-Werkzeug.

Die Funktionen im Überblick •Gräserlexikon A – Z: Die 111 häufigs-

ten Wald- und Freiland-Arten in Wort und Bild.

•Bestimmungs-Tool: Damit kann auch der interessierte Laie die 111 häufigsten einheimischen Grasar-ten der Schweiz im nicht-blühen-den und blühenden Zustand rasch und zuverlässig bestimmen.

•Sichtungs-Tool: zum Notieren eige-ner Funde (mit GPS-Ortung).

•Glossar als informationstechnische Ergänzung.

Gräserlexikon A – Z Im Gräserlexikon sind ausführliche Portraits zu den 111 häufigsten Gras-arten aus allen Lebensräumen und Höhenstufen der Schweiz zu finden. Es gibt detaillierte Informationen zu

Standort, Wuchsform, Blättern und Blüten, viele Fotos mit Legenden, Hinweisen auf ähnliche Arten (Ver-wechslungsmöglichkeiten), Verbrei-tungskarten (Schweiz) und Links zu Wikipedia.

Bestimmungs-ToolInnovativ an «iGräser» ist insbesonde-re das Bestimmungs-Tool. Mit den tra-ditionellen Bestimmungsbüchern sind auch viele Hochschul-Biologen über-fordert – vor allem wenn Blüten fehlen, was meistens der Fall ist. Ein kleiner Fehler, ein Merkmal, das man nicht richtig kennt, oder eines, das beim zu bestimmenden Exemplar schlecht ausgeprägt oder noch gar nicht zu se-hen ist, und man kommt nie mehr ans Ziel. Mit der iGräser-App ist das anders:•Man gibt die Merkmale ein, die

einem auffallen, und zwar in belie-biger Reihenfolge.

•Es lassen sich Merkmale aus den Bereichen «Standort», «Wuchs-form», «Wuchshöhe blühend », «vegetative Merkmale (Blätter)», «generative Merkmale (Blüten)» und «Gattung (Systematik) » frei kombinieren, z. B. 1.5 m hohes Waldgras mit grossen Öhrchen, unterseits glänzenden Blättern und langen Grannen.

•Auch das Fehlen eines Merkmals kann eingegeben werden, z. B. dass die Blattspreite keine Skispur hat.

•Wenn ein Merkmal eingegeben ist, sieht man sofort, wie viele Arten noch «im Rennen» sind.

•Via GPS-Ortung zeigt iGräser an, welche Arten dort, wo man sich gerade befindet, schon gefunden worden sind und welche nicht.

•Irren ist menschlich. iGräser ist Fehler-tolerant. Jedes eingegebene Merkmal kann jederzeit wieder ein-zeln entfernt werden. Falls keine Art alle eingegebenen Merkmale aufweist, zeigt «iGräser» jene Arten an, die am besten passen. Dabei werden einfache und stabile Merk-male stärker gewichtet als variable oder solche, die erfahrungsgemäss von vielen Nutzern nicht korrekt angesprochen werden. Schliesslich gibt es bei jeder Art eine direkte Verknüpfung zu ähnlichen Arten, mit welchen die Art verwechselt werden könnte. hepe

Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen,

Forschungsgruppe Vegetationsanalyse: Prof. Dr.

Bertil O. Krüsi, [email protected] und Daniel

Hepenstrick, [email protected]

7Newsletter TRANSFER | 3-2012 | www.lsfm.zhaw.ch

Institut für Umwelt und natürliche Ressourcenund Institut für Angewandte Simulation

iPhone App «iGräser» – Gräserbestimmen leicht gemacht

Alle, die beruflich oder in der Freizeit mit .h.d ,nebah nut uz )eaecaoP( nresärG

Botaniker, Ökologen, Naturschützer, In-genieurbiologen, Begrünungsfachleute sowie natürlich Landwirte und Förster, dürfen sich freuen. Das Bestimmen von Gräsern wird ab sofort einfacher. Die neue iPhone-App «iGräser» ist ein inno-vatives und benutzerfreundliches Be-stimmungs- und Nachschlage-Werkzeug.

Die Funktionen im Überblick – Gräserlexikon A – Z: Die 111 häufigsten Wald- und Freiland-Arten in Wort und Bild.

– Bestimmungs-Tool: Damit kann auch der interessierte Laie die 111 häufigsten einheimi-schen Grasarten der Schweiz im nicht-blü-henden und blühenden Zustand rasch und zuverlässig bestimmen.

– Sichtungs-Tool: zum Notieren eigener Funde (mit GPS-Ortung).

– Glossar als informationstechnische Ergän-zung.

Gräserlexikon A – ZIm Gräserlexikon sind ausführliche Portraits zu den 111 häufigsten Grasarten aus allen Lebens-räumen und Höhenstufen der Schweiz zu fin-den. Es gibt detaillierte Informationen zu Stand-ort, Wuchsform, Blättern und Blüten, viele Fotos mit Legenden, Hinweisen auf ähnliche Arten (Verwechslungsmöglichkeiten), Verbrei-tungskarten (Schweiz) und Links zu Wikipedia.

Bestimmungs-ToolInnovativ an «iGräser» ist insbesondere das Bestimmungs-Tool. Mit den traditionellen Be -stimmungsbüchern sind auch viele Hochschul-Biologen überfordert – vor allem wenn Blüten fehlen, was meistens der Fall ist. Ein kleiner Fehler, ein Merkmal, das man nicht richtig

kennt, oder eines, das beim zu bestimmenden Exemplar schlecht ausgeprägt oder noch gar nicht zu sehen ist, und man kommt nie mehr ans Ziel. Mit der iGräser-App ist das anders: – Man gibt die Merkmale ein, die einem auffal-

len, und zwar in beliebiger Reihenfolge. – Es lassen sich Merkmale aus den Bereichen «Standort», «Wuchsform», «Wuchshöhe blü-hend», «vegetative Merkmale (Blätter)», «gene-rative Merkmale (Blüten)» und «Gattung (Sys-tematik)» frei kombinieren, z. B. 1.5 m hohes Waldgras mit grossen Öhrchen, unterseits glänzenden Blättern und langen Grannen.

– Auch das Fehlen eines Merkmals kann einge-geben werden, z.B. dass die Blattspreite keine Skispur hat.

– Wenn ein Merkmal eingegeben ist, sieht man sofort, wie viele Arten noch «im Rennen» sind.

– Via GPS-Ortung zeigt iGräser an, welche Arten dort, wo man sich gerade befindet, schon gefunden worden sind und welche nicht.

– Irren ist menschlich. iGräser ist Fehler-tolerant. Jedes eingegebene Merkmal kann jederzeit wieder einzeln entfernt werden. Falls keine Art alle eingegebenen Merkmale aufweist, zeigt «iGräser» jene Arten an, die am besten pas-sen. Dabei werden einfache und stabile Merk-male stärker gewichtet als variable oder sol-che, die erfahrungsgemäss von vielen Nut-zern nicht korrekt angesprochen werden. Schliesslich gibt es bei jeder Art eine direkte Verknüpfung zu ähnlichen Arten, mit welchen die Art verwechselt werden könnte.

Im Rahmen des Projektes wurde auch ein nachhaltiges Software-Framework sowie ein effizienter Bestimmungs-Algorithmus erarbeitet, welche eine wertvolle Grundlage für die Ent-wicklung weiterer, ähnlich strukturierter Apps bieten.

Forschungsprojekt

iGräser – Gräserbestimmen mit dem iPhone

Leitung: Bertil O. Krüsi, Prof. Dr. sc. nat. ETH

Projektdauer: 2007 bis 2012

Partner: Info Flora (Verbreitungsdaten), huonder + elmer (Grafik)

Förderung: CSPC-eLearning der ZFH, Strategiefonds ZHAW, Anschubfinanzierung ZHAW

Projektvolumen: Gratis-Arbeit von B. O. Krüsi

Nicht alle Gräser sind so leicht zu erkennen wie das Federgras (Stipa pennata) mit seinen auffälligen, ca. 25 cm langen, federartig behaarten Grannen.

Prof. Dr. Bertil O. Krüsi, Dozent Vegetations-analyse, IUNR, [email protected]

M.Sc. Dipl. Inform. Petra I. Lustenberger, wissenschaft-liche Mitarbeiterin, IAS, [email protected]

Ab sofort im App StoreMit der Gratis-Version «iGräser Lite» können alle Funktionen der App in Ruhe getestet werden, sie enthält 20 Arten. Die Voll version «iGräser» mit aktuell 111 Arten ist zum Preis vonCHF 25 erhältlich.

Filigrane LeichtigkeitAussergewöhnliche Gräsergärten entdecken

Philippe Perdereau und Didier Willery

Ulmer Verlag 2012

ISBN 978-3-8001-7772-1

CHF 43.90

Graswurzelbewegung ist die wört-liche Übersetzung des englischen grass-roots movement, das eine politi-sche oder gesellschaftliche Initiati-ve bezeichnet, die aus der Basis der Bevölkerung entsteht. Anfang der 1970er Jahre trat in Deutschland im Umfeld der Neuen Linken ein loses Netzwerk verschiedener Basisinitia-tiven auf, das sich als «Graswurzelbe-wegung» bezeichnete. Später wurde «Graswurzelbewegung» auch als ge-neralisierende Bezeichnung für eine vom Anarchopazifismus beeinflusste Bewegung. Mitunter werden in ei-nem allgemeinen und übergeordne-ten Sinn auch «Bürgerinitiative» oder «Bürgerbewegung» unter der Begriff-lichkeit «Graswurzelbewegung» sub-sumiert. Ausserdem wird der Begriff heute metaphorisch für jegliche Art

von Bottom-up-Ansatz in Politik und Gesellschaft verwendet.

Graswurzelbewegungen haben typischerweise basisdemokratische und konsensorientierte Strukturen, da sie den gewöhnlichen lobbyisti-schen oder parteipolitischen Mei-nungsbildungsprozess umgehen wol-len. Der Wandel soll durch engagierte Artikulation von Bürgerinteressen gegenüber als starr empfundenen staatlichen Organisationen erreicht

werden. Das Internet hat eine gros-se Bedeutung für die «Graswurzel-organisierung» von Interessen, da es gerade für Ideen ausserhalb des Mainstreams eine kostengünstige Plattform bietet.

Das Ziel von einigen Graswurzel-Initiativen ist es, gesellschaftliche Alternativen zum Bestehenden auf-zubauen, bis hin zum revolutionären Anspruch, grundsätzliche System-veränderungen zu bewirken. Dabei wird sowohl auf den langfristigen Aufbau von Netzwerken gesetzt, als auch auf «spektakuläre» Einzelaktio-nen, die in erster Linie Öffentlichkeit schaffen sollen. Nicht selten bedient man sich hierbei der Methoden des zivilen Ungehorsams. trrr

Quelle: Wikipedia

GraswurzelbewegungGräser fürs Büchergestell

Page 22: Seit 3.5 Mio Jahren auf dem Speiseplan: Gras

22 Sommer 2013 / GräserLandexpressGrünraumgestaltung

Experimentelle DriftsInspiriert von den wunderbar na-türlich wirkenden Pflanzungen des weltberühmten holländischen Gar-tengestalters Piet Oudolf, loten wir in dieser Bepflanzung gestalterische Spielräume innerhalb eines homoge-nen Gesamtbildes aus. Die Bepflan-zung ist auf unterschiedlich langen und oft geschwungenen Bändern, sogenannten Drifts, aufgebaut. Inner-halb dieser Drifts experimentieren wir mit unterschiedlichen Pflanzen-kombinationen, Höhenstaffelungen, verschiedenen ausdrucksstarken Pflan zencharakteren und der Dichte der Bepflanzung.

Die Gräser übernehmen in der Be-pflanzung die Funktion von Leitstau-den, welche sich im Wechsel von Rhythmus und Auflösung durch die Drifts ziehen. Sie geben der Bepflan-zung die Ordnung, an der sich der Betrachter orientieren kann. Begleitet werden diese von robusten, für den Boden und das Klima von Wädenswil geeigneten Staudenarten und Sorten. Tendenziell werden eher Sorten aus-gewählt, die den Wildformen nahe stehen, so dass ein naturhaftes Bild entsteht. Das Farbspektrum der Blü-tenstauden reicht von weiss über rosa, violett bis blau. Auf grelle Blütenfar-ben wird verzichtet.

«Transparenz oder Dichte?»Hochwachsende Gräser wie Miscan-thus oder Calamagrostis können neben ihren ästhetischen Qualitäten in ei-ner Staudenpflanzung auch als Sicht-schutz, Abgrenzung und Raumbil-dungselement dienen und damit die Funktionen einer Hecke übernehmen. Dies wird am Beispiel der Staudenhe-cken exemplarisch gezeigt. Im expe-rimentellen Drift dienen die hohen Gräser ebenfalls als raumgliederndes Element. Ihre block- und reihenför-mige Anordnung soll zeigen, wann welche Gräser transparent erscheinen und wann sie blickdicht sind.

Zudem wird ihre Gesundheit, Standfestigkeit und ihre Konkurrenz-kraft untersucht.

Für mehr Staudenhecken, die dy-namische, blüten- und farbenreiche Alternative zu herkömmlichen Ge-hölzhecken! celi

Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen,

Forschungsgruppe Pflanzenverwendung: Céline

Baumgartner, [email protected]

Durch den Wechsel von Kont-rasten und Kombinationen, durch die Höhenstaffelungen und die ver-schiedenen Wuchsformen der Stau-den entsteht Spannung innerhalb der Bepflanzung. Die Gruppierung der verschiedenen Staudenarten be-stimmt, in welcher Weise und wel-chem Mengenverhältnis Pflanzen zueinander in Beziehung gesetzt werden. Anhand solcher Gruppie-rungsmuster mit bestimmten Pflan-zenarten lassen sich übrigens auch die Handschriften von Pflanzenge-

staltern, wie beispielsweise die von Piet Oudolf, ablesen.

Bei der Auswahl der Stauden ha-ben wir verschiedene Wuchsformen, unterschiedliche Formen von Blü-ten, aber auch zueinander passende Blütenfarben verwendet. Nebst auf-rechten Kerzen wie die der Duftnes-sel (Agastache), Blutweiderich oder die des Knöterichs kommen gleich-rangig verzweigte Blüten wie die des Sonnenhuts, Astern, Phlox oder der Fetthenne zum Einsatz. Vernetzende Funktion haben Stauden wie die Wie-

senraute, die filigranen Blüten der Prachtkerze (Gaura) oder die Blüten-dolden des Haarstrangs.

Bei der Zusammenstellung der Ar-ten muss auch an die Entwicklung der Bepflanzung gedacht werden. Vorbild dazu sind natürliche Pflan-zengesellschaften in der Natur mit ihren unterschiedlichen Wuchs- und Lebensformen. So werden schnell-wachsende Stauden wie Agastache oder Gaura schon im ersten Jahr die volle Grösse entwickeln, aber durch ihre Kurzlebigkeit mit der Zeit verschwin-den und Platz für langsamer wachsen-de Stauden machen. Deshalb ist der ausgewogene Mix aus unterschiedli-chen Strategietypen wie zum Beispiel aus standorttreuen und ausläuferbil-denden, von kurz- und langlebigen Ar-ten, konkurrenzstarken und stressan-fälligen, früh austreibenden und spät entwickelnden Stauden usw. wichtig.

Alle diese Faktoren bestimmen zum Schluss die Dynamik, Langlebig-keit und nicht zuletzt die Wirkung ei-ner Bepflanzung. Mal sehen, wie sich unsere experimentellen Drifts über die Jahre entwickeln werden! trrr

Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen,

Forschungsgruppe Kuratorium Naturwissen, Regula

Treichler, [email protected]

▲ Piet oudolfs naturnaher Bepflanzungsstil mit ineinander verwobenen Stauden und Gräsern. (Quelle: www.flickr.com)

▲ Staudenhecken aus hochwachsenden Gräsern und Blütenstauden sind vielversprechende Alternativen zu herkömmlichen Gehölzhecken. (Bild: Céline Baumgartner)

Page 23: Seit 3.5 Mio Jahren auf dem Speiseplan: Gras

23Sommer 2013 / GräserLandexpress Grünraumgestaltung

Gestalten mit GräsernFiligrane Ähren die sanft durch den Wind streichen und das Sonnenlicht einfangen, um es dann in goldenen Strahlen zu reflektieren. Wer will schon auf diese harmonische Stimmung im eigenen Garten verzichten? Hinzu kommen ein linearer Aufbau und die schier endlos wirkende Wiederholung auf-rechter Halme die fast trans-parent im Wind wiegen. Diese einzigartigen Bilder und Textu-ren können nur Gräser erzeu-gen und machen sie deshalb unverzichtbar in jedem Garten ja sogar im kleinsten Beet oder Balkonkasten.

Gräser stehen im Garten dort am bes-ten, wo sich die Linearität gut abhebt oder Kontraste setzt − etwa vor Ge-bäudewänden, Skulpturen oder in der Nähe von Pflanzen mit grossen runden Blättern oder horizontal schwebenden Blütentellern. Kontrastreiche Pflan-zungen entstehen, wenn man Gräser zu Sommerblumen und opulenten Blü-tenstauden pflanzt. Die wirren, sich scheinbar auflösenden Blütenrispen vieler Gräser passen sehr gut zu den runden Blütentellern vieler Dolden-gewächse und Korbblütlern. Ihre ein-zigartige Schönheit erlangen Gräser, wenn ihre Blüten und Samenstände das Tageslicht einfangen und zu leuch-ten beginnen. Perfektioniert wird die Wirkung, wenn sie vor einem dunklen Hintergrund stehen. Zum Beispiel vor einer Gruppe von Nadelgehölzen oder einem dunklen Gebäude. Mit ihrem

hellen, luftigen Habitus wirken sie beruhigend in bunten Beeten. Mit Grä-sern lassen sich deshalb grössere Bee-te rhythmisieren oder man kann mit straff aufrecht wachsenden Arten Li-nien ziehen, ohne die Transparenz auf die bunten Blüten zu stören. Schwach-wüchsige Gräser sind hervorragende Bodendecker, die in grösseren oder kleineren Gruppen gepflanzt werden können. Markante Gräser können ein-zeln als Blickpunkt gepflanzt werden. Neben der Grösse kann auch die Farbe der Blätter oder der Habitus die Blicke auf sich ziehen. Gräser gehen mit ih-rer ganzen Schönheit in den Winter. Wenn Frost sie in Eisskulpturen ver-wandelt, entstehen zauberhafte Bilder im sonst so tristen Winter.

RückschnittDeshalb sollten Gräser erst im Spät-winter zurück geschnitten werden. Immergrüne Arten, häufig aus der Familie der Sauergräser, bringen will-kommene Abwechslung in die grauen Farben des Winters. Bei ihnen vergil-ben nur einzelne Blätter. Die braunen Blätter werden dann einzeln ausge-zupft oder mit einem Rechen vorsich-tig ausgekämmt, aber niemals ganz zurück geschnitten. Genauso behan-delt man die filigranen zarten Stipas und Nasellas, die leider immer wieder einem totalen Rückschnitt zum Opfer

fallen und sich danach kaum noch er-holen.

Gräser kommen in den unter-schiedlichsten Lebensräumen vor. Seggen und Simsen leben im Wald, andere Arten harren auf verdichteten und nassen Böden aus. Viele bläuliche Gräser wiederum stammen aus Step-pen oder wachsen im Sand auf Dünen und trotzen dem Wind und der sen-genden Sonne.

Am richtigen Standort gepflanzt können sie dann jahrelang, problem-los und mit minimaler Pflege wach-sen. Krankheiten oder Schädlinge spielen dann bei den Gräsern keine Rolle.

Vermehrung und VerjüngungBei beetstaudenähnlichen, hohen Gräsern verkahlen die Horste nach einigen Jahren im Zentrum und das Grössen- und Breitenverhältnis zu den Nachbarstauden ist nicht mehr ideal. Sie müssen dann im Frühjahr ausgegraben und geteilt werden. Die-se Arbeit erledigt man am besten mit stabilem Werkzeug. Mit einer Axt und einem Schlegel können die Hors-te erst einmal aufgehackt werden, danach kann man mit einem Spaten den Horst in mehrere kleiner Stücke zerteilen und anschliessend neu aus-pflanzen. Die alte Pflanzstelle sollte vorher mit frischer Erde aufgefüllt

werden. Im gleichen Stil werden Grä-ser vermehrt. Gräser können nur im Frühjahr geteilt und vermehrt wer-den, nur dann bilden sie neue Wur-zeln. Zu anderen Jahreszeiten reagie-ren sie empfindlich auf Störungen im Wurzelbereich. Deshalb sollte man auch nur im Frühjahr pflanzen.

Düngung und BodenvorbereitungDer Nährstoffbedarf der verschiede-nen Gräsergruppen ist sehr unter-schiedlich. Selbst die hohen beetstau-denähnlichen Gräser die einen hohen Nährstoffbedarf haben, brauchen auf unseren lehmigen, nährstoffreichen Böden keine zusätzliche Düngung. Hier ist eine Düngung sogar schäd-lich, da sie die Standfestigkeit stark be-einträchtigt und viele Gräser ihre ty-pische Farbe verlieren. Höchstens auf sehr mageren sandigen Böden sollten sie zum Austrieb mit 50 – 80 g / m2 einen organischen Dünger geben.

Bei sehr schweren Böden und bei allen Steppengräsern sollte grober Splitt und Sand eingearbeitet werden, um die Durchlüftung und Wasser-durchlässigkeit zu fördern. Ansons-ten verfaulen sie im Winter. kimm

Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen,

Forschungsgruppe Pflanzensammlungen Thomas

Kimmich, [email protected]

▲ Schier endlos wirkende Wiederholung linearer Strukturen des japanischen Blut-gras, Imperata cylindrica. (Bild: Thomas Kimmich)

▲ Wechselspiel von Stauden und Gräsern im vorsommerlichen Gräsergarten. (Bild: Thomas Kimmich)

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24 Sommer 2013 / GräserLandexpressGrünraumgestaltung

Wie viele Gräser hat ein Fussballplatz?Ein Sportrasen muss strapazierfähig, trittfest, hitze-, trockenheits- und krankheitsresistent sein. Ebenso soll er unter fussballerischer Höchstbelas-tung scherfest und regenerationsfähig bleiben und möglichst keine Uneben-heiten aufweisen. Hohe Ansprüche, die an eine Pflanzgesellschaft gestellt wird, die oft nicht mehr als zwei bis drei verschiedene Grasarten aufweist. In unserer Region handelt es sich bei diesen auserwählten und bewährten Arten ums Englische Raigras Lolium perenne, den Rotschwingel Festuca rub-ra und um die Wiesenrispe Poa praten-sis. Erstaunlich, doch bei optimalen Standortbedingungen und intensiver Pflege sind diese drei hochgezüchte-ten Arten in der Lage, die Rasenqua-lität über mehrere Jahre und für un-zählige Spiele zu erhalten.Es dienen jedoch nicht alle Grünflä-chen der Austragung von Länderspie-len. Die Vielfalt an Rasen- und Wie-sentypen ist wesentlich grösser. Dies ist sowohl von grosser gestalterischer wie auch ökologischer Bedeutung. Die Breite an Saatgutmischungen er-möglicht eine nutzungs- und stand-ortgerechte Begrünung und bildet

wertvolle Lebensräume für Flora und Fauna. Im Gegensatz zum Hochleis-tungsgrün weist eine Blumenrasen-mischung mehr als 12 verschiedene Grasarten und unzählige zusätzliche Wildblumen auf.Folgende Begrünungstypen sind im Gräsergarten der ZHAW Wädenswil vertreten: •Sportrasen •Gebrauchsrasen •Blumenrasen•Schotterrasen •Magerwiese

Die fünf angelegten Rasen- und Wie-sentypen repräsentieren Gestaltungs- und Funktionsmöglichkeiten, wie sie im urbanen Raum anzutreffen sind. Von der intensiv gepflegten und ge-nutzten Sport- und Spielfläche zum vielseitig benutzbaren und doch bun-ten Blumenrasen über einen Schotter-rasenweg, welcher z. B. für Notzufahr-ten oder Parkflächen erstellt wird, bis hin zur artenreichen Magerwiese. rush

Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen,

Forschungsgruppe Freiraummanagement: Felix

Rusterholz, [email protected]

Saatguttypen der Firma otto Hauenstein Samen AG, Rafz

Sportrasen OH-Sprint-Turbo (25 g/m2)

Gebrauchsrasen OH-Parc (25 g/m2)

Blumenrasen OH-ch Miniflora Myko (20 g/m2)*

Schotterrasen OH-ch Schotterflora Myko (20 g/m2)*

Magerwiese OH-ch Swissflora Myko (20 g/m2)*

* Ökotypensaatgut mit Mykorrhizapilze

«Gras oder nicht Gras?» – Gras als Gestaltungselement im GrünraumGräser übernehmen in einer Pflan-zung eine wichtige strukturgebende und verbindende Funktion. Wo aber keine Gräser gewünscht sind, kön-nen gewisse Blütenstauden als Ersatz dienen. Einige von ihnen haben gras-artige Blätter, mit denen ein «Gras-bild» erzeugt werden kann. Sie bieten über ihre Blüte einen zusätzlichen Akzent und sind deshalb interessant für die Verwendung. In einem Drift sind grasartige Stauden mit Gräsern in unterschiedlichen Anordnungen kombiniert worden. Aus dem grossen Sortiment von Stauden mit grasarti-

gem Laub wurden jene ausgewählt, die zum Standort passen und für die Verwendung spezielle Eigenschaften aufweisen.

Untersucht wird im direkten Ver-gleich mit den Gräsern ihre Entwick-lung, Gesundheit und ihre Eignung als Gras-Ergänzung oder allenfalls -ersatz. celi

Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen,

Forschungsgruppe Pflanzenverwendung: Céline

Baumgartner, [email protected]▲ Manchmal sind Gräser und grasartige Stauden kaum auseinanderzuhalten. (Bild: Regula Treichler)

Kurznachrichten

Bambus bricht aus!Wer in seinem Garten Bambus pflan-zen möchte, sollte sich die möglichen Folgen gut überlegen. Denn einmal freigelassen kann Bambus oft nur schwer im Zaun gehalten oder gar wie-der entfernt werden. Bambus bildet lange Ausläufer aus und kann so auch tiefe Bodensperren überwinden und ganze Gärten überwuchern. Den Bam-bus wieder zu entfernen, mit Herbizi-den oder im schlimmsten Fall mit dem Bagger, kann deshalb teuer werden. Schäden in der Höhe von 20 000 oder gar 250 000 Franken sind gemäss Lie-genschaftenverwaltung Zürich schon vorgekommen. Tagesanzeiger, 24. Juni 2013

Gräser fürs Büchergestell

Enzyklopädie der Gräser

Rick Darke

Ulmer Verlag 2010

ISBN 978-3-8001-5764-8

CHF 118.80

In wunderschönen Bildern behandelt dieses umfangreiche Grundlagenwerk sämtliche Süss- und Riedgräser sowie Binsen-, Restio- und Rohrkolbenge-wächse. Zahlreiche Anleitungen zu Auswahl, Pflanzung, Vermehrung und Pflege geben Hilfestellungen für die Praxis. Ausserdem wird die Rolle der Gräser in der Natur und in den künstlichen Landschaften unserer Umgebung beleuchtet.

Unser Tipp!

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25Sommer 2013 / GräserLandexpress Grünraumgestaltung

Die Entwicklung des GrünsRasen- und Wiesenflächen sind dyna-mische Pflanzengemeinschaften. Der natürlichen Sukzession ausgesetzt verlieren sie ihren ursprünglich ange-strebten Charakter, werden sie nicht ab und an von Gärtnerhand geleitet. Der Grundstein einer nachhaltigen Begrünung wird jedoch bereits bei der Wahl des standortgerechten Saatguts gesetzt. Um den erwünschten Bedürf-nissen standhalten zu können, muss die Saatgutzusammensetzung auf die vorherrschenden Bodenverhältnisse, die Exposition, die Höhenlage und die Nutzungsansprüche abgestimmt sein. Besonders erwünscht sind so genann-te Ökotypen, Pflanzenarten, die mit ihrem zukünftigen Standort bereits genetisch vertraut sind und selbst Ex-tremsituationen standhalten.

Magerwiesen, Blumen- und SchotterrasenEine Wiese soll blühen, in möglichst bunten Farben. Diese Wunschvor-stellung hat jede Gartenbesitzerin und jeder Gartenbesitzer und ent-scheidet daher gegen einen konven-tionellen Rasen und für eine Ma-gerwiese, einen Blumen- oder einen Schotterrasen. Je weniger Nährstoffe

im Boden verfügbar sind, desto blu-menreicher entfalten sich die Flä-chen. Nicht überall entsprechen die-se Bedürfnisse den vorherrschenden Gegebenheiten. Dies stellt besonders Blumenrasen und Magerwiesen vor gewisse Herausforderungen. Gräser entwickeln sich nach der Ansaat in der Regel schneller und sind domi-nanter als ihre bunten Nachbarn. Dank neusten Erkenntnissen aus Forschung und Entwicklung werden insbesondere blumenreichen Mi-schungen – anstelle von künstlichen Düngern – Mykorrhizapilze beigefügt. In einem symbiotischen Zusammen-leben stellen diese Kleinstorganismen den keimenden Jungpflanzen Nähr-salze und Wasser zur Verfügung, die zu einer rascheren Pflanzenentwick-lung sowie einer erhöhten Trocken-heitsresistenz verhelfen.

ZierrasenWährend blumenreiche Flächen in der Regel mit einem Nährstoffüber-schuss zu kämpfen haben – sie wach-sen am liebsten auf sehr kargen und nährstoffarmen Böden – müssen Zier-rasen regelmässig mit zusätzlichen Nährstoffen versorgt werden. Durch das häufige Mähen und Abführen des organischen Materials werden dem System lebensnotwendige Nährstof-fe entzogen. Mangelerscheinungen, Krankheitsanfälligkeit und vor allem fehlende Regenerationskraft können daraus resultieren. Die Zufuhr von Stickstoff, Phosphor und Kalium hel-fen diese Entwicklung zu verhindern und ein einheitliches Grün, rein von unwillkommenen Fremdgräsern und Kräutern wird besonders in Repräsen-tations- und Sportrasenflächen erhal-ten. Krankheiten wie Rotspitzigkeit,

Schneeschimmel oder der Dollarspot bringen ein Ungleichgewicht in die Pflanzgemeinschaft, was aufwändi-ge Behandlungsmethoden, oft unter Einsatz chemischer Produkte, her-vorruft. Regelmässige Pflege- und Re-generationsmassnahmen helfen die Gesundheit von Rasenflächen zu er-halten, so zum Beispiel Düngen, Aeri-fizieren, Tiefenlockern, Vertikutieren und Sanden.

Muskelkraft statt MotorengeheulBei der Pflege von Blumenrasen und Magerwiesen kann auf den Einsatz von Regenerationsmaschinen gut ver-zichtet werden. Das Ausbringen von Düngern und Pflanzenschutzmitteln ist ebenso tabu. Der maschinelle Auf-wand ist demnach wesentlich gerin-ger wie beim Hochleistungsrasen. So wird das Mähen vielerorts wieder von Hand ausgeführt, was sowohl von den mähenden Personen als auch von der Nachbarschaft sehr geschätzt wird.

Doch nicht nur die Menschen er-

freuen sich an dieser traditionellen Pflegemassnahme. Für die Tiere ist sie viel schonender und können von einer viel niedrigeren Mortalität pro-fitieren. Aber auch die Pflanzen wer-den weniger stark verletzt und haben zudem die Gelegenheit, sich nach dem Trocknen der Samenstände auf natür-liche Weise zu vermehren.

Sowohl grün als auch bunt braucht das Land…Die Vielfalt all dieser Rasen- und Wie-sentypen und die unterschiedliche Pflege zeigen auf, dass bereits bei der Planung von Aussenräumen wichtige Überlegungen gemacht werden soll-ten. Nutzung, Ästhetik, Pflege und Ökologie müssen einander gegenüber-gestellt werden, wenn es darum geht, ob eine Grün- oder eben doch eine Buntfläche angelegt werden soll. rush

Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen,

Forschungsgruppe Freiraummanagement: Felix

Rusterholz, [email protected]

CAS in Narrative Environments für Umwelt und Kultur

Möchten Sie spielerisch Natur- und Kulturwerte in ein neuartiges, kommunikatives Umfeld setzen? Narrative Environments sind gestaltete Umgebungen, welche zum individuellen Lernen und Erleben mit mehreren Sinnen motivieren und dadurch ein vertieftes Naturverständnis ermöglichen. Der neue berufsbegleitende Zertifikatslehrgang «Narrative Environments für Umwelt und Kultur» der ZHAW in Wädenswil ist modular aufgebaut und startet im August 2014. Im Kurs lernen Sie Konzepte und Methoden kennen, um Themen der nachhaltigen Entwicklung mit Ausstellungsge-staltung, Szenografie und Kommunikation zu verbinden und konkrete Projekte zu entwickeln und vermitteln.

Weitere Infos zum CAS finden Sie unter: www.iunr.zhaw.ch/nev und www.narrativeenvironments.ch

Am CAS Infoabend 8. Oktober 2013 in Wädenswil informieren wir Sie gerne in Kurzreferaten und persönlichen Gesprächen über den Lehrgang.

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▲ Artenreiche Bergwiese. (Bild: Friederike Kasten)

▲ Sensenmähen – die ökologische Alternative. (Quelle: www.flickr.com)

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26 Sommer 2013 / GräserLandexpressVermischtes

G R Ä S E R L A N D N R I G N

N E H F F E S E B B E K Ü R P

S S c o S T S I E D R E o A R

N E S A R R E T T o H c S S E

A I I U I R S o H R P A U W G

R W E H B R E S S o U R c E N

G R L Z E M T K P I y G G I U

I E F G E o A E c P N L G Z H

L M D A F H o B A U A T H E o

I M N F y D I P T o Z A E N P

F o I B M o I H R B W S S E F

S S R R G A c K N N R M S B E

P I R A R Ü I R S W B o D E N

D E S N Z M c S P N L D T I A

o R R S R N R S E I S B o L S

Papyrus

Gerste

Hirse

Schotterrasen

Züchtung

Rindfleisch

Gras

Boden

Popcorn

Hopfen

Bier

Bambus

Weizen

Teosinte

Mikroalge

Hybrid

Rohstoff

Gräserland

Erde

Hunger

Reis

Mais

Sommerwiese

Biogas

filigran

Zuckerrohr

ZHAW

Brot

Ressourcen

Mit Resten ein feines Menü zaubern …

VoGELHEU

250 g altes Brot, in grobe Stücke geschnitten 2 EL Butter2 Äpfel, eher säuerlich, gerüstet, in halbierten Schnitzen6 Eier2 dl Milch2 EL Zucker und evtl. Zimt

1. Brot in Butter hellbraun rösten. Äpfel dazugeben, kurz mitkochen.

2. Eier, Milch und Zucker verrühren, in die Pfanne giessen. Hitze reduzieren und langsam fest werden lassen.

3. Vogelheu anrichten und evtl. mit Zimt bestreuen

Mit Resten ein feines Menü zaubern …

BANANEN MUFFINSEin Blitzrezept für reife Bananen!

₃⁄ ₄ Tasse Zucker4 EL Yogurt, nature½ Tasse Öl1 Ei1 ½Tasse Mehl1 TL Backpulver1 TL Backsoda2 grosse Bananen (möglichst reif!)

Alle Zutaten in ein hohes Gefäss geben, mit dem Stabmixer nur so lange rühren, bis sich alle Zutaten vermischt haben. Den Teig in ein Muffinblech mit 12 Vertiefungen giessen.

20 Minuten bei 180°C backen.

Die Muffins lassen sich gut einfrieren – oder verschenken!

Alltagstipp

«Vertrauen Sie Ihrer Nase. Werfen Sie Lebensmittel erst weg, wenn Sie nicht mehr geniessbar sind. Ablaufdaten sind nur Richtwerte!»

Bild

: Pet

ra B

ättig

Bild

: Pet

ra B

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27Sommer 2013 / GräserLandexpress Kinderrätsel

ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte WissenschaftenInstitut für Umwelt und Natürliche Ressourcen Gräserland, Flavia da Costa, Grüental, CH-8820 Wädenswil

Lösungswort Kinderrätsel:

Vorname:

Name:

Alter:

Strasse und Nummer:

PLZ / ort:

oder sende das Lösungswort mit Vorname, Name, Alter und Adresse an folgende Email-Adresse: [email protected]

Teilnahmebedingungen: Teilnahmeberechtigt sind alle Kinder/Jugendlichen im Alter von 3 –15 Jahren mit Wohnsitz in der Schweiz. Die Ziehung der Gewinner findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Der Korrespondenz und Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wettbewerbspreise werden nicht bar ausbezahlt. Die Adressdaten werden nicht für Werbezwecke verwendet.

Hüpf zum Gras, aus dem man eine Art Papier machen kann!

1

Gehe zum süssen Gras, aus dem man Zucker gewinnt!

5 2

Führe mich zum Gras, aus dessen Körnern man Popcorn herstellt!

3

Suche das Gras, mit dem man bauen kann!

4 7

Zeige mir das Gras, dessen Körner man zum Bierbrauen braucht!

6

Finde das Gras, aus dessen Körnern man gut Brot backen kann!

Entdecke das Gras, das viele Menschen in Asien täglich essen!

8

Fülle die gesammelten Buchstaben in die Kästchen!

Der Glattkäfer heisst:

1 2 3 L 4 5 6 7 8

Lateinischer Name: Chorthippus parallelus

Lateinischer Name: Phalacrus corruscus

Mit dem richtigen Lösungswort kannst Du einen von zehn Grasköpfen gewinnen! Sende dazu den ausgefüllten Wettbewerbstalon bis am 30. September an die folgende Adresse:

&

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3

16

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5

12

8/7

2

4

1

1. Ursprungsland von Mais

2. Macht Golden Rice gelb

3. Wozu braucht es mehr Land: für einen Liter Milch oder ein Kilogramm Brot

4. Farbe von Gras im Sommer

5. Wissenschaftliche Bezeichnung für Mais

6. Baustoff aus der Natur

7. Grundzutat von Brot

8. Sammelt Sonnenenergie

9. Beschreibbar

10. In Nachbars Garten ist das Gras immer ...

11. Brotzutat

12. Brachte das Zuckerrohr in die Karibik

13. Darauf spielt man gerne Fussball

14. Auf einer Magerwiese findet man nicht nur Gras sondern auch ...

15. Weizenvorfahre

16. Heimat des Gräserlandes 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte WissenschaftenInstitut für Umwelt und Natürliche Ressourcen, Gräserland, Flavia da Costa, Grüental, CH-8820 Wädenswil

Lösungswort Preisrätsel:

Vorname und Name:

Strasse und Nummer:

PLZ und ort:

Geburtsdatum:

Beruf:

E-Mail:

oder senden Sie das Lösungswort mit den weiteren Angaben an folgende Email-Adresse: [email protected]

Teilnahmebedingungen: Teilnahmeberechtigt sind alle Personen mit Wohnsitz in der Schweiz. Die Ziehung der Gewinner findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Der Korrespondenz und Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wettbewerbspreise werden nicht bar ausbezahlt. Die Adressdaten werden nicht für Werbezwecke verwendet.

Mit dem korrekten Lösungswort können Sie einen von drei Gutscheinen im Wert von cHF 30.– für Gräser aus der IUNR-Gärtnerei gewin-nen! Teilnahmeschluss ist der 30. September 2013 (Poststempel massgebend). Die GewinnerInnen werden unter den richtigen Antworten verlost und schriftlich benachrichtigt.

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