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Sein und Haben und Behalten

Date post: 23-Mar-2016
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Theoretische Diplomarbeit über private Sammlungen & Archivemit besonderem Augenmerk auf Zweidimensionales & Typografisches
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Beruf Psychologie Privat Historischer Exkurs Fine Heininger Sein und Haben und Behalten Theoretische Diplomarbeit über private Sammlungen & Archive mit besonderem Augenmerk auf Zweidimensionales & Typografisches
Transcript
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Fine Heininger

Sein und Haben und Behalten

Theoretische Diplomarbeit

über private Sammlungen & Archive

mit besonderem Augenmerk

auf Zweidimensionales & Typografi sches

Page 2: Sein und Haben und Behalten

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Sammelwahn

Sammelwissen

Sammelobjekt

Sammelbegehren

Sammelsurium

Sammler, Sammlerin

Sammelsystem

Sammeltassen

Sammlungsinteresse

Sammelfi eber

Sammelmarotte

Sammlertreffen

Sammeltick

Sammelverbot

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Sammelwut

Sammelwert

Sammelware

Sammlung

Sammelnde

SammelordnungSammelverwaltung

Sammlungsarchivierung

Sammelbilder

Sammelwunsch

SammlungszielSammlungsort

Sammlungswesen

Sammlungsextremismus

Sammeltrieb

Sammellust

Page 4: Sein und Haben und Behalten

4 Fine Heininger, April 2011

Sieb- & Laserdruck, Handbindung in den

Werkstätten der Kunsthochschule B

erlin-Weißensee

1. Aufl age, ___ von 20 Stück

Dank an W

alter Scheiffele, Kerstin Abraham, Lena Appenzeller, Johannes B

eck, Julia Braasch,

Barbara D

echant, Karsten M. D

rohsel, Eva Ehmer, Alexandra H

amm

ann, Jörg Heininger,

S. Hoffm

ann, Łukasz Kuš, Miriam

Lahusen, Norbert Lam

ping, Hannelore Landsberg, Regina

Lechner, Jan-Kristof Lipp, Michaela Rüter-M

uchina, Maik Pechtold, D

aniela Pensold, Martin

Petersen, Madeleine Penny Potganski, D

aniel Schneider, Markus v. Fehrn-Stender,

Wim

Westerveld und allen U

mfrageteilnehm

ern.

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Fine Heininger

Sein und Haben und BehaltenTheoretische Diplomarbeit über private Sammlungen & Archivemit besonderem Augenmerk auf Zweidimensionales & Typografi sches

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6 InhaltW

ofür wurde dieses Papier bedruckt

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Wofür wurde dieses Papier bedruckt

Der Zettelkasten

Privat

279 Kino-Eintrittskarten

30 DDR-Kinderschallplatten

keine Angabe alte Kleiderbügel

41 tote bags

3 Kisten Unterdruckstoffe

16 benutzte Servietten

116 Rio-Bravo-Zigarettenpapierchen

200 Smileys

7500 Porzelankorken

PsychologieAnhäufen ist nicht Sammeln

Regeln & psychologischer Aspekt des Sammeltriebs

Kategorisierung laut einer Beobachtung der Fine H.

Umfrage mit 35 Teilnehmenden

Überlegungen zu den Antworten

Überlegungen zum emotionalen Sammeln

BerufSammelleidenschaft als Vorraussetzung – Sammelnde und ihre Arbeit

Roland Albrecht und sein Museum der unerhörten Dinge

Das Museum der Dinge

Walter Kempowski und sein Archiv der Biografi en, Nartum

Harald Szeemanns Wunderkammer

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ca. 500 Buchstaben – Barbara Dechant über das Buchstabenmuseum

Daniel Schneider über das Archiv der Jugendkulturen

historischer AbrißSammeln als Kultur

Was sind Archive ? Was ist eine Sammlung?

Das Studiolo

Die Wunderkammer

Das Museum

Magazin und Depot

Die Bibliothek

Das Archiv

Das Herbarium

Skurrile Museen – eine Empfehlung

LIteraturverzeichnis

Eidesstattliche Erklärung

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Der kanadische M

edienkünstler und G

rafi ker Todd McLellan

samm

elt alte Geräte und zerlegt diese

dann mit Akribie, um

ihre Einzelteile zu betrachten: toddm

clellan.com

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Wofür wurde dieses Papier bedruckt

Als ich anfi ng, mir darüber Gedanken zu machen, dass ich ein Diplom

zu schreiben habe, hatte ich viele Ideen. Viele waren albern oder hochtra-

bend. Also legte ich mir einen Zettelkasten an, um nichts zu vergessen und

einen Überblick über die Dinge in meinem Kopf zu bekommen. Da kam

dann alles rein:

– Das Bermudadreieck

– Das zweidimensionale Geschlecht

– DIY-/Crafting-Magazin mit Anleitungen, sich seinen Twombly, Pollock

und Beuys für den Heimbedarf selbst herzustellen

– Die Soziologie der Prokrastination

– Die fünfte Dimension

– Die Ästhetik des Zufalls oder warum meine Arbeit nicht schön ist, aber

der Tuschefl eck auf dem Teppich schon

– Wie sich die kreative Generation ihre Arbeit selber ausdenken musste

– Das Diplom übers Diplommachen

– Ein Buch über das Büchermachen

– Die Perspektive kennen und es trotzdem anders machen

– Den Einsatz der unterschiedlichen Zeichenwerkzeuge und ihre Wirkung

in Graphic Novels

– Warum auch Erwachsene mehr Bilderbücher brauchen

etc.

Ich hätte über alles mögliche schreiben können, aber am schwersten war

es, ein Thema auf meine Spezialisierung als Grafi kerin heruterzubrechen.

Bei der Vorrecherche zu den Themen der engeren Auswahl wurde mir im-

mer wieder klar, dass ich eben nicht Soziologie oder Psychologie studiert

hatte, aber mich immer und immer diese seltsamen Menschen interessie-

ren, die wir sind. Habe ich überhaupt eine Berechtigung, über Menschen

zu schreiben, wenn ich doch Visuelle Kommunikation also die Wissen-

schaft und Praxis der Buchstaben und Bilder studiert habe?

Ich sitze an meinem Schreibtisch am Fenster und dahinter sehe ich die

Menschen in meiner engen Straße in Berlin-Neukölln. Es ist ein Wunder,

wie ruhig es hier im 4. Stock ist, denn unten tobt das pralle Leben.

Ab und zu gehe ich an die frische Luft, die auf meinem kleinen Balkon

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1212wohnt und winke meinem Nachbarn gegenüber und seiner kleinen Toch-

ter. Es ist ein bißchen wie in Zilles Berlin wenn ich beobachte, wie zwei

Kleinkinder auf der Straße mit einer leeren und bereits weggeworfenen

Caprisonnentüte spielen und die Mütter zwei Balkone darüber seelenru-

hig Kürbiskerne kauen und rauchen.

Ich sehe in die Fenster wenn abends das Licht angeht und denke mir Ge-

schichten zu den Menschen aus, deren ganzes Zimmer aus Bücherstapeln

besteht – auf dem Fußboden, dem Tisch und dem Bett – und die, wenn ich

morgens den Rechner anknippse aus dem Bett steigen, das Fenster aufma-

chen und den Laptop aufklappen und mir gegenüber den ganzen Tag tip-

pen, so wie ich. Ich sehe die Dinge in ihren Wohnungen und manchmal

sie selbst, wenn sie sich dazwischen bewegen und sie können mich sehen

und ob ich mein Arbeitszimmer gerade aufräume oder sich die Arbeit auf

den Tischen stapelt. Und ich frage mich, was sie denken und was mit ih-

nen los ist.

Der Brite Daniel Miller untersuchte mit seiner Kollegin Fiona Parrot die

Lebensumstände der Bewohner einer Londoner Straße. Da diese immer

um Understatement bemühten Menschen wohl kaum, und wenn dann nur

ausweichend oder ungenau, auf direkte Fragen nach ihrem Privatleben ant-

worten würden, hat er sich über ihre Dingwelt an sie herangetastet. Über

die Gegenstände, die uns umgeben, läßt sich viel leichter plaudern und sie

verraten doch soviel über Persönlichkeit und die Lebensumstände:

Heinrich R

udolf Zille, 1858 - 1929, »Pinselheinrich« genannter berliner Zeichner, Grafi ker,

Foto- und Lithograf der seine Them

en besonders im »M

illjöh« des Volkslebens fand.

»Jede Wohnung ist einmal mehr, mal weniger gewolltes Selbstportrait ihres Besitzers.«

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Daniel M

iller, »Der Trost der D

in-ge«, Suhrkam

p Verlag, Berlin 2010,

deutsche Erstausgabe S. 11

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Page 14: Sein und Haben und Behalten

2020 Krzysztof Pom

ian ›D

er Ursprung des M

useums – Vom

Samm

eln‹Verlag K

laus Wagenbach, B

erlin 1993

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»Was die Privatsammlungen an-geht, so trifft man darin auf die seltsamsten Gegenstände, von de-nen man allein schon aufgrund ihrer Banalität nicht erwartet hät-te, daß sie je das geringste Inte-resse beanspruchen könnten. (...) Kurz, man kann ohne Abstri-che feststellen, daß jeder Natur-gegenstand, von desses Existenz die Menschen Kenntnis haben, und jedes Artefakt, wie sonder-bar auch immer es sein mag, in ir-gendeiner Privatsammlung oder in einem Museum zu finden ist.«

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279Kino-Eintrittskarten

Markus von Fehrn-Stender1983Kiel

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2626262626 30DDR-Kinderschallplatten

Daniela Pensold1981

Berlin

262626 30DDR-Kinderschallplatten

Daniela Pensold

Was ist das genau?

Laut Wikipedia eine meist kreisrunde,

schwarze Scheibe, die als analoger Speicher

für Schallsignale dient und für Kin-

der im bis 1989 diktatorisch regier-

tem, realsozialistischem Staat in Mittel-

europa, kurz DDR, produziert wurde.

Wie sind Sie dazu gekommen, genau das zu sammeln?

Ich war mit Anfang Zwanzig durch Zufall in

einer Theaterversion von Lakomy´s Traum-

zauberbaum. Ich konnte jedes der Lieder

noch auswendig und habe meine alten Kin-

derplatten wieder ausgekramt. Da ich eine

Schwäche für Vintageobjekte habe, kam nur

eine Wiederannäherung über Vi-

nyl in Frage, auch wenn heute vie-

le der Hörspiele und Liedergeschich-

ten auch auf CD erhältlich sind.

Was interessiert Sie daran?

Am meisten die handgezeichneten Co-

ver, die unaufgeregte Einfachheit und

der Humor der Geschichten. Aber

auch die Tatsache, dass nichts ver-

gleichbares mehr produziert wird.

Scheint die Zahl Ihrer Platten viel oder wenig zu sein?

Wenig ist es nicht, es sind drei-

mal so viele Platten wie es in mei-

nem Kinderzimmer gab.

Ich bin mit der Anzahl zufrieden, ha-

be aber noch 10-15 Platten auf der Lis-

te, die ich noch hinzuzufügen möchte.

Was schließen Sie von Ihrer Sammlung aus?

Westliche Kinderhelden wie die Drei

Fragezeichen, Fünf Freunde oder Bi-

bi Blocksberg interessieren mich nicht.

Wo ist die Grenze, wo hört das Interesse auf?

Eine Grenze habe ich mir nicht ge-

setzt. Mir gefällt meine wachsen-

de Sammlung. Es ist außerdem reiz-

voll, ein Exemplar zu entdecken, welches

gar nicht auf meiner Liste steht.

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Was sind Ihre Kriterien?

Es muss Litera oder Amiga draufste-

hen. Und nicht Zebra oder Europa.

Ist es schwer, abzugrenzen? Zwingt Sie Jemand zur Re-duktion, zum Wegschmeißen oder Nicht-Sammeln?

Nein.

Hat Ihre Sammlung Fans oder Gegener?

Viele wissen nichts von meiner Samm-

lung, aber spätestens wenn es zur Frei-

zeitbeschäftigung der Kleinen kommt,

erzähle ich davon und verleihe bzw. digi-

talisiere das ein oder andere Exemplar.

Was hat Sie dazu bewegt gerade das zu sammeln und nicht irgendetwas anderes oder garnichts?

Reine Nostalgie natürlich! Nein, nein,

am Anfang wollte ich einfach nur mei-

ne Lieblingsplatten aus der Kindheit

wieder hören und nach und nach ka-

men soviele dazu, dass man dies jetzt

als Sammlung bezeichnen kann.

Wie bewahren Sie Ihre Sammlung auf?

Ich habe keinen speziell dafür eingerich-

teten Ort. Sie stehen neben dem Plat-

tenspieler in meinem Schrankregal,

zwischen Büchern und Kameras. Ich ha-

be auch kein Ordnungssystem: Für

mich sind die Platten geordnet , wenn

sie sich alle an einem Ort befi nden.

Wie fi nanzieren Sie Ihre Sammlung?

Es ist keine teure Leidenschaft. Ei-

ne gebrauchte Schallplatte be-

kommt man auf dem Flohmarkt für

5€, bei Ebay oftmals für weniger.

Wie lange besteht diese Sammlung schon?

10 Exemplare besitze ich aus meiner Kind-

heit. Anfang 20 wollte ich auch die besit-

zen und anhören, die ich gar nicht kann-

te. Es kommen noch neue dazu, aber

sehr sporadisch. Da gibt es kein typisches

Sammel-oder Kaufverhalten. Wenn ich

aber zufällig in ein Antiquariat stolpe-

re oder auf dem Flomarkt bin, sieht man

mich immer in den Plattenkisten wühlen.

Haben Sie ein Lieblingsobjekt in deiner Sammlung?

Meine Lieblingsplatte ist »Kinderland« von

Gerhard Schöne, eine wunderbare Samm-

lung bunter Themen, die ein Kind beschäf-

tigen, bestärken und unmerklich neben-

bei erziehen (DDR-Pädagogik hin oder

her). Mir gefällt es, wie jedes Lied ein klei-

nes Alltagsdetail aufgreift und es mit viel

Einfühlungsvermögen aus sehr kindli-

cher Sicht erzählt. Ich erinnere mich, dass

ich diese Platte am häufi gsten aus der Kin-

derbibliothek Nobi in Prenzlauer Berg

ausgeliehen habe, da ich sie leider nie be-

kommen habe. Fast alle Rückgabestem-

pel in der Plattenhülle waren von mir.

Das handgezeichnete Cover ist bis heu-

te für mich eines der Schönsten - die klei-

ne Seiltänzerin im leuchtenden Rot.

Wie würden Sie auf den Verlust Ih-rer Sammlung reagieren?

Über den Verlust der eigenen nicht da-

zugekauften Schallplatten wäre ich si-

cher traurig, alles andere wäre ersetzbar.

Könnten Sie aufhören zu sammeln?

Ja, ich bin mit meiner derzeiti-

gen Sammlung sehr zufrieden.

Was würden Sie in dem Fall mit Ih-rer Sammlung machen?

Sie versuchen solange es mög-

lich ist gut zu erhalten und spä-

ter an meine Kinder weitergeben.

Ziehen Sie Erkenntnisse aus Ihrer Sammlung?

Meine Sammlung zeigt mir, dass das Kind

in mir am Leben gehalten werden will.

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Foto: Daniela Pensold/Lukasz K

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k. A.alte Kleiderbügel Kerstin Abraham

1956Hamdorf

k. A.a

Was ist das genau?

Im Kleiderschrank gibt es eine Stange, an

die man mit Hilfe dieser Bügel seine Sa-

chen hängen kann: Blusen, Kleider, Ja-

cken, Mäntel, alles. Sie imitieren die Schul-

ter, auf die das Kleidungsstück drapiert

wird. Sehr praktisch. Es gibt auch welche

für Hosen, damit sie schön glatt bleiben.

Wie sind Sie dazu gekommen, genau das zu sammeln?

Es hat irgendwann einfach angefan-

gen, ich erinnere mich nicht. Oder war-

scheinlicher ist, dass schon immer ein

paar da waren, die mir aber erst beson-

ders auffallen mußten. Irgendwann sieht

man etwas an und merkt, das ist gut,

das brauche ich. Ich will noch mehr.

Was interessiert Sie daran?

Die alten Kleiderbügel sind eigent-

lich nichts Besonderes oder Kostbares.

Aber sie unterscheiden sich in Kleinig-

keiten, sei es in der Form oder durch ge-

brauchsspuren, manche haben Aufdrucke:

von Reinigungsbetrieben, Konfektionä-

ren, Hotels... so ist schließlich jeder irgend-

wie anders und alle zusammen eine nütz-

liche Gesellschaft aus Einzelgängern.

Wieviele Objekte haben Sie?

Ich weiß nicht. Gezählt habe ich

sie nicht. Sie hängen im Schrank

mit unseren Kleidern drauf.

Scheint das viel oder wenig zu sein?

Ich freue mich, daß ich das Gefühl ha-

be, das es viele sind. Aber da noch Sa-

chen auf neuen Bügeln hängen oder

übereinander, erschreckt es mich eher,

daß es nicht genug sind. Man muß viel-

leicht auch manchmal Sachen aussor-

tieren? Es fällt mir schwer wegzuwerfen,

was ich jahrelang gern getragen habe.

Was schließen Sie von ihrer Sammlung aus?

Bügel, die so kaputt sind, dass sie nicht zu

benutzen sind. Und neue, logischerweise.

Ansonsten gibt es keine Grenze.

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k. A

. bed

eute

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Fol

gend

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eine

Ang

abe

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31Was sind Ihre Kriterien?

Kleiderbügel. Alt. Zu gebrauchen.

Ist es schwer, abzugrenzen? Zwingt Sie Jemand zurReduktion, zum Wegschmeißen oder nicht Sammeln?

Nein.

Hat Ihre Sammlung Fans oder Gegener?

Nur Fans, aber nur ein sehr familiärer Per-

sonenkreis weiß bis jetzt überhaupt davon.

Was hat Sie dazu bewegt gerade das zu sam-meln und nicht irgendetwas anderes odergar nichts?

Ich sammle auch andere Sachen.

Wie bewahren Sie Ihre Sammlung auf/wie konservieren Sie sie?

In unseren Kleiderschränken und an der

Garderobe. Ich besitze auch 3 Klappkleider-

bügel für die Reise – die dürfen ins Gepäck.

Haben Sie ein Ordnungssystem?

Im Schrank auf der Stange, mit Sachen be-

hängt. Reihenfolge zufällig und wechselnd.

Wie fi nanzieren Sie Sammlung? Müssen Sie überhaupt Geld hineinstecken oder ist esein Abfallprodukt des täglichen Gebrauchs?

Kein Geld oder wenig. Wenn man

viel Geld ausgeben könnte für ext-

ra Exemplare würde ich es nicht tun.

Aber das Finden macht Spaß.

Tun Sie andere Dinge, um an neue Ex-emplare zu kommen?

Finden ist anders.

Wie lange besteht diese Sammlung schon?

Lange. Vielleicht 10 Jahre bewußt. Vor-

her waren die Anfänge sicherlich auch

schon lange da, weil ich einfache alte Ge-

brauchsgegenstände mag, auch wenn

ich sie nicht sammle. Ich werfe nicht

leicht etwas weg, wenn es schön und

praktisch ist und Lebensspuren hat.

Kommen noch Objekte hinzu und wenn ja wie-viele und nach welchen Kriterien werden

diese ausgesucht?

Die Sammlung ist bisher ganz langsam ge-

wachsen. Das hat mit dem Finden zu tun.

Ich laufe nicht herum, Kleiderbügel su-

chen... Ich habe allerdings noch kei-

nen, den ich gefunden habe, ignoriert.

Haben Sie ein Lieblingsobjekt in ihrer Sammlung?

Mir sind die Schrulligen un-

ter den Alltäglichen recht lieb.

Wie würden Sie auf den Verlust Ih-rer Sammlung reagieren?

Dann wären wohl auch alle Anziehsachen

weg. Eine mittlere Katastrophe, schätze ich.

All die neuen Kleider kaufen, und dann in

ausschließlich neuen Kleidern herumlaufen,

wie anstrengend und unbehaglich das wäre.

Um die Bügel wäre es schade! Jeder Griff

in den Schrank würde mich erinnern, daß

sie weg sind. Ich hätte sicher nicht den Mut

neu anzufangen. Es wäre eine Gespens-

tersammlung, nur noch in meinem Kopf.

Könntest Sie aufhören zu sammeln? Was wür-den Sie in dem Fall mit Ihrer Sammlung machen?

Ja, ich würde vielleicht aufhören, wenn

keine neuen Bügel mehr in Gebrauch

wären. Dann ist die Sammlung im-

mer noch da. Sie wird ja gebraucht.

Ziehen Sie Erkenntnisse aus Ihrer Sammlung?

Nein, nur Vergnügen.

Und zuletzt mit Jacques Derrida nach dem Sinn gefragt:

Keine Zeit verloren, kein Archiv gemacht,

kein extra Raum, keine extra Arbeit, kei-

ne Komposition. Nur Beiläufi gkeit: Et-

was, was im Alltag einfach mitläuft und

mich freut. Und ja, Kleiderbügel sind über-

all verfügbar, diese nicht / oder nicht so.

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3636restlichen Klamotte und auch, wer die-

se Beutel bedruckt hat; schließlich le-

ben Freelance Designer & Illustratoren

von ihren Nerds/Fans, die zumeist soga-

raus dem gleichen Umfeld stammen.

Wieviele Objekte haben Sie?Scheint das viel oder wenig zu sein? Erschreckt Sie die Zahl? Wie bewahren Sie Ih-re Sammlung auf/wie konservieren Sie sie?

Auf den Fotos sind nur 41 abgelich-

tet; das sind die Aktuellen. Viele habe ich

im Laufe der Jahre aber auch schon ka-

putt-getragen, oder einfach verschenkt.

41 als Zahl scheint nicht so erschre-

ckend, wie der große Haufen an Beuteln,

der in meinem Zimmer liegt, an den Wän-

den hängt. Von denen trage ich am En-

de doch nur eine kleinere Auswahl von

3 oder 4 Stück tatsächlich oft aus.

Was schließen Sie von ihrer Sammlung aus? Wo ist die Grenze, wo hört das Interesse auf? Was sind dih-re Kriterien? Wo kommen Sie ins schwanken?

Ausschließen tue ich z.b. Beutel von deut-

schen Supermarktketten, es sei denn sie

sehen doch wirklich ganz okay aus. Gera-

de gestern ist ein Beutel einer schwedi-

schen Apotheke in die Sammlung dazu-

gekommen. Natürlich hat dieser Beutel

seinen Ursprung nicht im Handwerk der

Freelance-Printmaker, aber bei solchen Ex-

emplaren kommt dann wieder ein we-

nig die Sammelleidenschaft hervor.

Ist es schwer, abzugrenzen? Zwingt Sie Jemand zurReduktion, zum Wegschmeißen oder nicht Sammeln?Kommen noch Objekte hinzu und wenn ja wie-viele und nach welchen Kriterien werdendiese ausgesucht?

Der Geldbeutel beschränkt es und manch-

mal das Gewissen, welches mir sagt, dass

ich eigentlich schon viel zu viele hab. Wenn

ein Beutel dann aber doch so sehr mei-

ne Aufmerksamkeit gewinnt, dann kann

ich meist auch nicht mehr widerstehen.

Wie fi nanzieren Sie Sammlung? Müssen Sie überhaupt Geld hineinstecken oder ist esein Abfallprodukt des täglichen Gebrauchs?

Mit Geld, das ich eigentlich gar nicht habe.

Wie lange besteht diese Sammlung schon?

Seit ungefähr zwei bis drei Jahren? Weiß

ich nicht mehr so genau. Wirklich alte Beu-

tel sind aber schon lange nicht mehr dabei.

Haben Sie ein Lieblingsobjekt in ihrer Sammlung?

Der Mohna-Beutel ist schon ein Favorit.

Aber eigentlich bevorzuge ich jeden Beu-

tel mal für eine bestimmte Zeit, für ein be-

stimmtes Tages- oder Nachtgefühl.

Wie würden Sie auf den Verlust Ih-rer Sammlung reagieren?

Es würde mich schon sehr ärgern. Lieber

verschenke ich Beutel als sie zu verlieren.

Wenn tatsächlich alle weg wären, würde

ich erstmal neue nachdrucken und meine

Lieblinge versuchen wiederzubekommen.

Ziehen Sie Erkenntnisse aus Ihrer Sammlung?

Nicht mehr und nicht weniger als aus ande-

ren Gestaltungsarbeiten mit anderen Me-

dien. Also generell schon ziemlich viel.Könntest Sie aufhören zu sammeln?

Irgendwann bestimmt.

Was würden Sie in dem Fall mit Ih-rer Sammlung machen?

An Freunde verschenken und auf

dem Flohmarkt verkaufen.

Und zuletzt mit Jacques Derrida nach dem Sinn gefragt:

Es ist immer wichtig, den ästhetischen

Wert der Gesellschaft zu erhöhen.

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3Kisten

Unterdruckstoffe

Eva Ehmer1964

Berlin

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Page 29: Sein und Haben und Behalten

Was ist das genau?

Das sind Baumwollstoffbahnen, mit de-

nen wir den 5m langen Textil-Druck-

tisch auslegen. Sie dienen als Unterla-

ge für die Druckstoffe und zum Schutz

des Drucktisches. Er wird für viele Dru-

cke wiederholt genutzt und nimmt von je-

dem Druckmotiv mehr oder weniger an.

Wie sind Sie dazu gekommen, genau das zu sammeln?

Am Anfang war es einfach nur ein Innehal-

ten im Vorgang, den Unterlegstoff wegzu-

werfen. Ich habe dann angefangen, sie in

Kisten zu legen. Ich hatte den Gedanken,

wenn ich dann mal in ferner Zeit in Ren-

te gehe, stelle ich die aus und lade die Ex-

Studierenden dazu ein, deren Druckmo-

tive auf den Stoffen auszumachen sind.

Was interessiert Sie daran?

Der Unterlegstoff ist ja eigentlich ganz

passiv. Er wird hingelegt und für ei-

nen bestimmten Zweck genutzt. Und

ganz nebenbei sammelt er Spu-

ren. Er ist es, der hier sammelt!

Es ist, als ob der Unterlegstoff sich selbst

gestaltet. Das kann er natürlich nicht ak-

tiv. Es geschieht. Es ist das Absichtslo-

se. Alle NutzerInnen dieses Drucktisches

gestalten ihn gemeinsam, ganz neben-

bei, ohne das ihnen das bewusst wäre. Ih-

re Spuren treffen sich zeitgleich am sel-

ben Ort – eben auf dem Unterlegstoff. Es

gibt keinen Plan, keine zu erfüllende Vor-

stellung, kein Design. Und heraus kom-

men oftmals schöne, reizvolle Motive.

Wieviele Objekte haben Sie?

Weiß ich nicht. Ich lege die neu ent-

standene Stoffe zu den anderen in die

Kisten und wollte die erst dann öff-

nen, wenn ich in Rente gehe.

Was schließen Sie von ihrer Sammlung aus?

Es gibt Unterlegstoffe, die zu sehr vom

Sprühkleber verklebt sind oder einfach kei-

ne interessanten Stellen gesammelt haben.

Wo ist die Grenze, wo hört das Interesse auf?

Im Laufe der Jahre wiederholen sich selbst

Zufälligkeiten. Habe ich den Eindruck, dass

ein Unterlegstoff aussieht wie all die an-

deren, dann wird er anderweitig weiter-

genutzt (Stufenweise auf dem Weg zum

Putzlappen) oder gleich weggeworfen.

Was sind Ihre Kriterien?

Interessante Motivzusammenstellun-

gen. Erinnerungen an längere, intensi-

ve Druckprojekte, meist Diplomarbeiten.

Ist es schwer, abzugrenzen? Zwingt Sie Jemand zurReduktion, zum Wegschmeißen oder nicht Sammeln?

Nein, kein Zwang, nichts Schweres. Das

Sammeln fi ng einfach an und klingt allmäh-

lich ab, weil die Kisten fast voll sind und die

Motivzufälligkeiten sich ja auch oft ähneln.

Hat Ihre Sammlung Fans oder Gegener?

Es gibt ein paar Leute, die wissen, was in

den Kisten ist. Und die, die davon wis-

sen, fi nden das ganz interessant. Kei-

ne Ahnung, ob irgendjemand das Interes-

se bis zu meinem Rentenalter beibehält.

Nun ja, das weiß ich ja selber nicht!

Was hat Sie dazu bewegt gerade das zu sam-meln und nicht irgendetwas anderes odergarnichts?

Sonst sammle ich ja gar nichts. Ich fi n-

de sammeln doof. Es belastet mich. Es ist

schön, wenn einige Menschen was sam-

meln und dann anderen Menschen zeigen.

So bekommt man in Europa auch mal ei-

nen exotischen Riesenfalter zu sehen oder

im Jahre 2010 die Haushaltswaren von 1890

– das erweitert unsere Vorstellungskraft.

Gerne sollen das Andere machen. Ich habe

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4848 200Smileys »the rave is everywhere«

Jan-Kristof Lipp1984

Berlin

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Was ist das genau?

Ein visuelles Gesichtsabstrakt auf gel-

ben Grund, Augen und Mund.

Wie sind Sie dazu gekommen, genau das zu sammeln?

Mir ist irgendwann aufgefallen, wie

oft und durcheinander dieses Sym-

bol mittlerweile genutzt wird. Über-

all, bei Penny, dem Ein-Euro-Laden,

dem Kiosk, Kanu-Verleihstationen...

Hauptsache happy. Ich mag irgendwie

die Art, mit der das Symbol versucht Leu-

ten das Gefühl zugeben, hier gibt es Spaß.

Entweder umsonst und für Geld. Wichtig

scheint nur zu sein: aber immer lächeln.

Was interessiert Sie daran?

Der wahllose Einsatz des Symbols. Es

hat keine Ursprungsbestimmung. Al-

le können es nutzen, egal ob mit erns-

ten Sinn, Kitsch oder Lächerlichkeit.

Erscheint Ihnen die Anzahl Ihrer-Sammlung als viel oder wenig?

Ich dokumentiere sie so gut es geht

und habe etwa 200 Stück. Ich glau-

be es sind ein kleiner Bruchteil derer

sich da draussen in Freiheit wiegen.

Was sind Ihre Kriterien?

Da hab ich allerdings keine.

Ist es schwer, abzugrenzen? Zwingt Sie Jemand zur Re-duktion, zum Wegschmeißen oder nicht Sammeln?

Mir macht es einfach Spaß solche Spu-

ren eines visuellen Codes auf der Stra-

ße wiederzufi nden. Und da wird es

wohl auch kein Ende geben.

Hat Ihre Sammlung Fans oder Gegener?

Eigentlich gibt es bisher nur

treue Unterstützer, die mir im-

mer wieder Bilder zustecken.

Wie bewahren Sie Ihre Sammlung auf/wie konservieren Sie sie?

Immateriell. Es sind meist digita-

le Bilder – und zeigen tue ich sie

auf meiner Facebook-Seite.

Haben Sie ein Ordnungssystem?

Ich sortiere ein wenig. Meistens nach

Orten, Drinnen und Draußen, Ob-

jekt oder Gebäude... aber ich hab

da keine richtige Ordnung drin.

Wie lange besteht diese Sammlung schon?

Ca. 2 Jahre.

Haben Sie ein Lieblingsobjekt in deiner Sammlung?

Ein Mädchen hatte man in der U-Bahn zwei

Smiley-Socken an... die sind immer noch

mein Traum. Ein anderer Klassiker ist na-

türlich die Satelliten-Schüssel mit Smiley.

Wie würden Sie auf den Verlust Ih-rer Sammlung reagieren?

Wäre nicht so wild. Ich hätte ein

Jahr später wieder alle meine Fund-

stücke wieder. Zumindest fast.

Was würden Sie in dem Fall mit dei-ner Sammlung machen?

Ausstellen.

Und zuletzt mit Jacques Derrida nach dem Sinn gefragt:

Derrida sollte sich mal mit Kant über den

Ideal-Zustand der menschlichen Urteils-

kraft auseinander setzen. Der Mensch sam-

melt, das glaube ich zumindest, die ganze

Zeit materielle oder immaterielle Objekte.

Jedes materielle Objekt kann dabei ja auch

einfach der Hyperlink zu einem anderem

Archiv, einem immateriellen gedanklichen

sein. Irgendwie gibt es also gar keine Archi-

ve, wenn sich der Archiv-Ursprung nur als

Gedanken oder als Erinnerung fassen lässt.

Page 32: Sein und Haben und Behalten

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Fotos gemacht oder im

Besitz von Jan-K

ristof Lipp

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56 Jacques Derrida

›Dem

Archiv verschrieben‹ S. 116Éditions G

alilée, Paris 1995,

56

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»Als ob man nicht eben genau das, was man verdrängt (denn die Verdrängung ist eine Archi-vierung), das heißt anders archi-vieren, das Archiv verdrängen, in dem man die Verdrängung archviert; anders, gewiß, und darin liegt das ganze Problem, als nach den Weisen der geläu-figen, bewußten, anerkannten Archvierung; anders, das heißt gemäß den Bahnen, die die psychoanalytische Entzifferung, tatsächlich die Psychoanalyse selbst herbeigerufen haben.«

Page 38: Sein und Haben und Behalten

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Anhäufen ist nicht

SammelnRegeln & psychologischer Aspekt des Sammeltriebs

Eberhard Rhode, Foto: dpa

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Kriterien des Sammelns

Ab wievielen Objekten ist eine Sammlung eine Sammlung?Mehr als man braucht natürlich. Ich würde von mir behaupten, dass ich Tische sammle,

denn ich habe mehr als genug davon und benutze sie nicht einmal alle: Da ist zuerst der

Küchentisch (sehr wichtig) mit Linoleumplatte, dann der Schreibtisch am Fenster, der

große Lichttisch an der Wand, der alte Bürotisch aus Holz mit den Nähmaschinen dar-

auf, Nachttisch Nummer eins am Bett (auch das ist ein Tisch), Nachttisch Nummer zwei

im Bad, dann der Resopaltisch aus den 50ern (nicht aufgebaut) und Küchentisch Num-

mer zwei mit Linoleumplatte und Schublade (nicht aufgebaut) sowie der quadratische

Tisch von Moholy-Nagy, den ich genauso wie den dazugehörigen Stuhl (mein Schreib-

tischstuhl) aus dem Müll an der Uni gezogen habe. Und bei meiner Nachbarin steht

noch mein alter Schreibtisch. Das wären dann 10 Tische, mehr als man braucht. In Pa-

ris hatte ich nur einen, der war Küchentisch und Schreibtisch und Esstisch und Nacht-

tisch gleichzeitig.

Durch den Vorgang des Sammelns wird das gesammelte Objekt seiner eigentli-

chen bestimmung beraubt und zum Staubfänger.Die Kleiderbügel des Eberhard Rhode hängen zu tausenden in seinem dafür hergerich-

teten Keller, tragen jedoch kein einziges Kleid. Die Unmengen an DDR-Gebrauchsde-

sign des Günther Höhne zieren Zeitungsartikel und Bücher (die Abbildungen) und sein

großes Dachgeschoß im Prenzlauer Berg. Jedoch werden mit keinem Föhn je wieder

Haare getrocknet, keine Gabel zum Mund geführt, kein Kaffee gemahlen.

Anders bei Andreas Michalke: seine gesammlten Trash-7Inch-Platten werden nicht nur

digitalisiert und auf seinem Blog »Berlin Beatet Bestes« http://mischalke04.wordpress.com/

inklusive Hintergrunddetails zum Hören freigegeben (und das ist ja ihre eigentliche Be-

stimmung), sondern auch alle paar Monate einem ausgewählten Pubikum vorgespielt,

dass sie dann entweder ersteigern kann oder sie werden eben unter großem Gejohle

zerbrochen.

«Im Inventar von Karl V. von Frankreich fi nden sich dreitausenneunhundertsechs (3906) Ge-

genstände. Diese Zahl weist darauf hin, daß nicht alle diese Gegenstände sich gleichzeitig in

Gebrauch befi nden konnten. Die meisten dienten zu nichts, wie groß auch immer der Hofstaat

gewesen sein mag.»Krzysztof Pomian, »Der Ursprung des Museums - Vom Sammeln«, Berlin 1993, Verlag Klaus Wagenbach, S.33

Page 40: Sein und Haben und Behalten

6060Ordnung»So wurden sie sehr zahlreich und man war genötigt, Kataloge anzulegen.«Krzysztof Pomian, »Der Ursprung des Museums - Vom Sammeln«, Berlin 1993, Verlag Klaus Wagenbach, S.32

Aufreihung, Sortierung, Listen, Verzeichnisse, Katalogisierung: Wer nicht weiß, was er

hat, ist nur Herrscher über eine Anhäufung. Eine Sammlung sollte also in irgendeiner

Weise dokumentiert sein (ob vom Sammler oder Rezipienten).

Präsentation & AufbewahrungDie gesammelten Objekte müssen nicht unbeding frei zur Besichtigung aufgestellt sein,

sie können auch in Alben oder Schubladen wohnen. Bemerkenswert ist jedoch, dass es

für die meisten sehr spezielle Aufbewahrungssysteme und Möbel gibt.

RezeptionÜber das Gesammelte wird mündlich berichtet (in der Kneipe), Buch geführt, es werden

Zeitungsartikel verfasst, es wird auf Blogs gepostet, Webseiten werden gestaltet, Katalo-

ge veröffentlicht, es wird sich auf Messen und Liebhabertreffs ausgetauscht. Die Samm-

lung ist Gegenstand von kultureller Interaktion, Konversationsthema, Steckenpferd. Ei-

ne Sammlung wird durch die Beachtung Anderer erst als solche wahrgenommen; wird

sie Niemandem gezeigt, gibt es sie nicht.

RelationDie gesammelten Gegenstände müssen in einem Bezug zueinanderstehen. Ein komplet-

ter Haushalt ist noch keine Sammlung. Es müssen entweder ähnliche Objekte der glei-

chen Nutzungsart sein (zum Beispiel Zahnnbürsten, Dieselmotortraktoren) oder dersel-

ben Firma (Braun Elektrogeräte) oder derselben Epoche (Jugendstil Barbier-Utensilien),

desselben Inhalts (Streichholzschachteln, Zuckertütchen), derselben Gattung (Brachyce-

ra Diptera) oder unter gewissen politischen Umständen entstanden sein (DDR-Design,

Nationlsozialismus-Kitsch). Dabei kann sich der Sammelnde positiv (besessen) oder kri-

tisch mit den Gegenständen auseinandersetzen.

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Psychologischer Aspekt des Sammelns

Psychologische Kategorisierung

laut einer Beobachtung der Fine H.

Zuerst sind die Sammelnden in drei Überkategorien aufzuteilen:

Der SammelndeHat einen starken emotionalen Bezug zu den Dingen, manifestiert gewisse Lebensepi-

soden an bestimmten Gegenständen, mag keine Abschiede, kann sich nicht trennen, hat

ein gutes Gedächtnis, verfügt über ein Satelitensystem an externen Festplatten

Der Wegwerfendewohnt zumeist in einer cleanen aufgeräumten Wohnung, Minimal ist seine Ästhetik, was

nicht unbedingt gebraucht wird, wird veräußert, sucht sich Freunde gewählt aus und hat

auf facebook immer nur 100 davon.

Der krankhaft Anhäufendehat zu jedem Thema etwas zu sagen oder einen passenden Zeitungsartikel, Aufsatz, Buch

»irgendwo herumliegen«, ist davon überzeugt dass im Mangel alles Übel dieser Welt

sich gründet, gräbt sich Versorgungsgänge durch seine Besitztümer, lädt selten jmd zu

sich ein.

Daraus ergeben sich dann folgende Unterordnungen:

1. COLLECTOR HISTORICUS

(geschichtlich Sammelnder)Dieser sammelt im geschichtlichen Zusammenhang und stellt anhand seiner Samm-

lungsgegenstände geschichtlichen Zusammenhang und Entwicklungsschritte fest. Oft

ist er auf eine bestimmte Epoche festgelegt (DDR-Design: Günther Höhne) Je weiter

die Produktion eines Objektes zeitlich zurückliegt, umso wertvoller und bedeutender

ist er.

Page 42: Sein und Haben und Behalten

666615. CLEPTA FURIOSA

(Kriminell Erlangende)Jene Leidenschaftlichen sind dermaßen von Gier besessen, dass sie auch vor Straftaten

nicht zurückschrecken um an die Objekte ihrer Begierde zu gelangen. Oft verschulden

sie sich oder lassen ihre Familie in Armut leben, um auf keinen Fall die Möglichkeit der

Inbesitznahme zu entsagen. Sie sind sehr egoistisch veranlagt und erkennen weder mo-

ralischen noch territoriale Grenzen an. Im Ernstfall sollte in Betracht gezogen werden,

einen Psychotherapeuten zu Rate zu ziehen.

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Umfragemit 35 Teilnehmenden

Wann haben Sie

das letzte Mal aufgeräumt?letzte woche: 13

heute: 6

gestern: 6

vor 14 Tagen: 2

das mache ich täglich: 2

1x / Woche, Reinigungskraft: 2

Vorgestern: 1

letzten monat: 1

vor monaten: 1

Ewigkeiten her: 1

nach einer Reise: 1

Wie lange hat das gedauert?mehrere Stunden: 23

halbe Stunde: 9

eine Stunde: 6

ich bin noch nicht fertig: 3

mehrere Tage: 1

viertel Stunde: 1

Page 44: Sein und Haben und Behalten

8080Was in Ihrem Zuhause

mögen Sie besonders?Bett: 4

Geschirr: 3

Sofa: 3

Möbel, alt: 2

Anhänger: 2

Computer: 2

Instrumente: 2

Wärmfl asche: 2

Kamera: 2

Kuscheltier: 2

Diverse: 2

Keinen, ehrlich: 2

Aufbewahrungsmöbel: 1

Bilder an der Wand: 1

fast Jeden: 1

Fächer: 1

Fahrrad: 1

Fußboden: 1

Hausschuhe: 1

Kohleofen/-herd: 1

Kuh mit 3 Beinen: 1

Küchenstuhl: 1

Puppenfi sch: I

Pfanne, gußeisern: I

Macbook: I

Schallplatte (die neue Radiohead): 1

Schrank, neu: 1

Sessel, alt: 1

Shruti-Box: 1

Super 8 Kamera: 1

Steine: 1

Stehlampe: 1

Tonskulptur eines liegenden Widders: 1

Windspiel: 1

Zeichnung: 1

eine menschliche, lan-

ge, dünne Holzfi gur: 1

»Aber eigentlich mag ich besonders die

Komposition unserer Wohnung mit al-

len großen und kleine Dingen und mit

der Person, mit der ich sie teile.«

Um

frage

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Woher kommt der Gegenstand?von einem Familienmitglied: 4

von einem/r FreundIn: 4

aus einer bestimmten Stadt: 4

Flohmarkt/gebraucht erworben: 3

Geschenk: 3

war schon immer da: 3

unspektakulär gekauft: 3

gefunden: 2

selbstgebaut: 2

vom Partner: 1

vom Nachbarn: 1

Reisereinnerung: 1

Naturkundemuseum: 1

Austellung: 1

Hat er eine Geschichte?Erinnerung an Personen: 16

Ja: 6

bestimmt: 5

Erinnerung: 3

Nein, aber er ist schön & gibt mir

ein angenehmes Gefühl: 3

Erinnerung an Kindheit: 2

Aufmerksamkeit von Per-

son (eigene Bedürfnisse): 2

Nein: 2

viel Arbeit darin investiert: 1

Nein, ich mag keine Ge-

schichten an Dingen: 1

pfl egende Begleitung: 1

»Ja, man kann die Spuren der Vormieter

sehen: Wo sie immer zum Fenster gelaufen

sind und wo sie an der Tür stenden, um sie

aufzumachen, wo sie viel liefen, viel saßen.«

»Er ging verloren und wurde gefun-

den, schrieb mir Briefe in Kringelschrift,

fuhr im Puppenwagen und ruhte im

Schuhkarton und begleitete mich über-

allhin. Vor ein paar Jahren habe ich ihn

von meinen Eltern zurückverlangt.«

»Vorallem wenn ich verreise, tra-

ge ich ihn. Sonst seltener,

aus Angst er ginge kaputt.«

Page 46: Sein und Haben und Behalten

8282Wo bewahren Sie ihn auf?Zimmer: 6

Wohnzimmer: 4

Küche: 3

Wand: 3

Stelle, präsent: 2

Bett, in: 1

Bett, daneben:1

Körper: 1

Fenster: 1

Fußboden: 1

Hals: 1

Kommode: 1

Küchenschrank: 1

Küchentisch: 1

Kinderzimmer: 1

Regal: 1

Schatulle: 1

Schlafzimmer: 1

Schrank: 1

unter meinen Möbeln: 1

Welche Funktion hat er?Erinern: 5

Aufbewahrung: 4

Sitzen & Schlafen: 3

Ablage: 2

Atmosphäre: 2

die dafür übliche: 2

davon/daraus essen: 2

keine: 2

Wärmen: 2

Ästetik: 1

Gemütlichkeit: 1

Konstanz: 1

Leuchten: 1

Schutz: 1

Schlafen: 1

Schmuck: 1

Angucken: 1

Kuscheln: 1

Klimpern: 1

in den Raum starren: 1

Belustigung bei Partys: 1

Tragen: 1

Papierbeschwerer: 1

Reden: 1

»Er ist das mächtigste Kuscheltier mei-

nes Sohnes, die Verlängerung

meiner Vaterrolle in seine Phantasie.«

»Manchmal als Papierbeschwerer,

manchmal rede ich mit ihr, sie heißt Nele.«

»Die Kuh steht auf drei Beinen, etwas

komisch aber sie steht: das Leben ist nicht

perfekt, aber trotzdem schön und wertvoll.«

Um

frage

Page 47: Sein und Haben und Behalten

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Page 48: Sein und Haben und Behalten

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ousin Pons‹ S. 116, Paris 1925, S. 162

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»Man kann da oft einem Pons, einem Elie Magnus begegnen, die sehr dürftig gekleidet sind… Sie sehen aus, als wenn sie auf nichts hielten und sich um nichts küm-merten; sie achten weder auf die Frauen noch auf die Auslagen. Sie gehen wie im Traum vor sich hin, ihre Taschen sind leer, ihr Blick ist gedankenlos, und man fragt sich, zu welcher Sorte von Pa-risern sie eigentlich gehören. – Diese Leute sind Millionäre.Sammler sind es; die leiden-schaftlichsten Menschen, die es auf der Welt gibt.«

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Foto: Catherine G

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Sammel-leidenschaft als Vorraus-

setzungSammelnde und ihre Arbeit

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Roland Albrecht und sein

Museum der unerhörten Dinge

Roland Albrecht hat in seinem Museum der Dinge in der Crellestraße 5-6 in Berlin-Schöne-

berg ein Haufen Dinge auf Regalen an der Wand angesammelt, die auf den ersten Blick nutz-

los, ja wie Müll oder jedenfalls ziemlich wertlos erscheinen. Besonders werden sie erst durch

seine Beschreibung ihrer Herkunft und Geschichte, die vielleicht wahr sind aber auf jeden

Fall plausibel. Er hört den Dingen, die ihn fi nden zu: manche plappern sofort los, anderen

muss er über lange zeit ihre Geschichte entlocken. Das Museum der unerhörten Dinge ist al-

so als eine Art literarische Wunderkammer zu verstehen. Die Gegenstände darin inspirieren

den Besitzer, über sie setzt er die einzelnen Teile der Welt in Zusammenhang.

So ist er zum Beispiel im Besitz zweier Teile, die zu Walter Benjamins englischer Reiseschreib-

maschine gehörten. Diese ging kaputt, als er gerade seinen berühmten Essay „Das Kunst-

werk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ darauf schrieb. Er brachte sie in ei-

ne Schreibmaschinen-Reparaturwerkstatt, wo es allerdings keine Ersatzteile gab. Man schlug

ihm stattdessen vor, sie gegen eine Adler einzutauschen - ab da an ändert sich das Schriftbild

im Manuskript. Nachdem die Schreibmaschinen-Werkstatt von einem Brand zerstört wurde,

fand in den Trümmern eine Performance statt, welcher nicht nur Roland Al-

brecht beiwohnte sondern auch der Sohn des Schreibmaschinen-Reparateurs,

der die zwei Teile eindeutig identifi zierte.

Zum ersten Mal trat das Museum der Dinge 1998 in der Galerie Raskolnikov mit

13 Exponaten in Erscheinung, seit 2000 hat es seinen festen Sitz in der Crellestraße, öffnet

Mittwochs bis Freitags von 15 bis 19 Uhr, ist Mitglied im Museums-

verband, beteiligt sich an der »Langen Nacht der Museen«, reist in andere Städte,

veranstaltet Sonderaustellungen und Lesungen. Es ist - im Verhältnis Besucher

zu Quadratmeterzahl - das meistbesuchteste Museum Berlins.

Foto: Catherine G

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Page 52: Sein und Haben und Behalten

96Harald Szeemanns Wunderkammer

Der 1933 geborene Kurator und Ausstellungsmacher Harald Szeeman schöpfte seine Ideen

und Inspiration aus dem in seinem Atelier untergebrachten Archiv aus Katalogen, Zettelkäs-

ten, Filmrollen etc.

Es ist eher ungewöhnlich, dass Kuratoren ein Atelier wie Künstler haben: sie planen in einem

Büro und haben Assistenten und Laufburschen oder auch nur einen Laptop und Kleingeld

für einen Milchkaffee.

Harald Szeeman hate gleich eine ganze »Fabrika« auf einem waldumgebenen Hügel im Tes-

sin. Dort, in der »Agentur für geistige Gastarbeit«, wurden keine Gummistiefel oder Trak-

tormotoren, sondern Denken und Handeln produziert. In großen Wandregalen stapeln sich

pber Büchern und Katalogen Weinkartons seines bevorzugten »Merlot de Ticino, Villa Jelmi-

ni«, worin er Akten und Karteikarten aufbewahrt. Der lange Tisch in der Mitte ist begraben

unter Aktensammlern und Zettelkästen, von der Decke hängen Notizen an Fäden herunter, ei-

ne Ecke des Raumes ist komplett von eine Horde Plakatrollen besetzt. Ein geordnetes Chaos.

Überfluß der Information.

Batrachtet man hingegen seine Austellungensarbeit z.B. für die Documenta 5 in Kassel, das

Kunsthaus in Zürich, die Deichtorhallen in Hamburg (...), bestechen sie durch aufgeräumte

Klarheit und machen den Blick frei für Überlegungen zu den kombinierten Arbeiten.

Eine Wunderkammer stellt man sich aufgrund der historischen Abbildungen als eine bessere,

mit mit echten und vermeintlichen Schätzen vollgestopfte, Rumpelkammer vor. Harals Szee-

man seziert aus seinem überbordenden Archiv die für den Betrachter wichtige Information

heraus, um ihm das Verständnis abstarkter Arbeiten u.a. von Joseph Beuys, Bazon Brock, Ri-

chard Long oder Bruce Naumann auch im Kontext zueinander näherzubringen.

Der Name und die grafische Aufmachung seiner »Agentur für geistige Gastarbeit« machen

mit den bürokratischen aber humorvollen Stempeln, Briefen, Verpackungen, Skizzenformu-

laren etc., Sinn. Dadurch präsentiert er seine Arbeit selbstironisch als Verwalter und Durch-

setzte der Ideen Anderer. Obwohl eigener Fabrikbesitzer, ist er doch immer in den Fabriken,

also Köpfen der anderen Kunstschaffenden zu Gast und arbeitet ihren Zielen zu.

»Mein Archiv ist eine Funktion meiner eigenen Geschichte.«Harald Szeemann, Quelle: DU Magazin 795, April 2009

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Page 53: Sein und Haben und Behalten

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Foto: Peter Kloser

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Page 55: Sein und Haben und Behalten

ca. 500Buchstaben

Barbara DechantBuchstabenmuseum

Karl-LiebknechtstraßeBerlin

Es ist Samstag Mittag, mit einkaufswütigen Touristen zusam-men betrete ich das Gebäude des „Berlin Carré“ in der Karl-Lieb-knechtstr. 12 gegenüber von Fernsehturm und Nikolaikirche. Während diese nach Schnäppchen und Häppchen Ausschau hal-ten, klettere ich in die erste Etage, wo das Schaudepot des Buch-stabenmuseums untergekommen ist. Von der netten Muse-umswärterin Schrägstrich Kassenfrau Schrägstrich Bürokraft lassen sich zwei zufällig hereingetrudelte Damen die Funkti-on und Herkunft der überhall herumstehenden und -lagern-den Leuchtbuchstaben erklären. Da draußen mit großem Lärm die Wand eine anderen Ladengeschäfts durchschlagen wird, lädt mich Barbara Dechant, die zusammen mit Anja Schulze 2005 das Buchstabenmuseum gegründet hat, ein, das Gespräch in der ebenfalls von Buchstaben bevölkerten Küche (ein großes wei-ßes W drängelt sich frech durch die Tür herein) zu halten.

Was sammeln sie?

Buchstaben. Haupsächlich Neon.

Auf der Webseite steht, dass ihr 2005 aus einem rein typografi -schen Interesse das Buchstabenmuseum erstmal als Verein ge-gründet habt. Woher kommt denn das typografi sche Interesse?

Ursprünglich ging es eher um die Form, wir hat-

ten als theoretischen Grundgedanken, dass man

das Zeichen als inhaltsloses Symbol oder eben

als inhaltlose Form sehen kann. Viele verstehen

dann gar nicht, was wir damit meinen: wenn

man ein W anguckt, dann ist es ein W. Aber wenn

man zum Beispiel nach China fährt, wo man die-

se extrem schönen Zeichen sieht, steht man da-

vor und fi ndet die total toll, weiß aber nicht, was

sie bedeuten. Genauso sind wir herangegangen.

Mittlerweile spielt die historische oder stadt-

geschichtliche Entwicklung eine immer größe-

re Rolle. Denn diese Dinge, also die Buchstaben,

verschwinden ja wirklich aus dem öffentlichen

Raum, was mir richtig leid tut. Da ist der Fri-

sör, den gibt es schon seit 20 Jahren und ir-

gendwann gehst du vorbei und es ist zu und

das Schild ist ab, der schöne Schriftzug ist weg

und schwupp kommt da irgendsoeine Kette rein

und dann wird alles gleich. In Westdeutschland

kannst du dich auf den Marktplatz stellen, egal

wo, und es gibt genau die gleichen Ketten dort.

Und solche kleinen Trends wie in Berlin, z.B. um

den Kollwitzplatz herum, wo wieder mit Hand der

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k. A.Fanzines & Flyer

Daniel SchneiderArchiv der Jugendkulturen

FidicinstraßeBerlin

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Es ist Freitag halb 12 auf einen kleinen Fabrikhinterhof in Kreuz-berg scheint die Sonne und ich steige die Treppen zum Ar-chiv der Jugendkulturen hinauf, wo man erstaunt ist über mein pünktliches Erscheinen. Daniel Schneider, der für die Techno- und Flyersammlung zuständig ist, ist nämlich noch nicht da. Freundlich wird mir von Xx Xx, der das Archiv vor Xx Xx Jahren gegründet hat, ein Kaffee angeboten und ei-ne dort arbeitende Studentin führt mich schon mal herum und gibt mir eine Zeitschrift, die sie mir schon für mein Di-plomarbeitsthema herausgesucht hat. In den Räumen ist es erstaunlich hell für ein Archiv und nicht so stylisch, wie man es erwarten könnte: die Regale und Aufbewahrungs-möbel sind zusammengesucht. Aber hier geht es ja voral-lem um die Inhalte und auch um einen politischen Auftrag:

Wie kommt ihr zu eurer riesigen Flyersammlung?

Wir kriegen unsere Flyer oft gespendet, zum

Beispiel hat uns neulich ein Herr, der um-

gezogen ist seine Flyersammlung gespen-

det. Darunter waren viele Szenefl yer, auch

eine ganze Kiste Punkfl yer, zum Wegschmei-

ßen viel zu schade. Es gibt immer wieder Leu-

te, die sammeln Flyer und schicken uns die.

Auch jeder von uns nimmt überall, wo er hingeht

Flyer mit uns schmeißt sie dann hier in die Kiste.

Da ist jetzt alles drin, ganz viele Jahre, ganz viele

verschiedenen Szenen und das wird jetzt sortiert

und vielleicht präsentiert, das überlegen wir noch.

Die Flyer sind wahrscheinlich nicht alle aus Ber-

lin, hier lese ich zum Beispiel »Ostmark«.

Da ist wirklich alles dabei. Einmal liegt das natür-

lich daran, wo die Leute herkommen, die uns Flyer

spenden, jemand aus München hat dann viele Fly-

er aus Süddeutschland. Oder wenn inhaltlich ge-

sammelt wird dann gibt es zum Beispiel Technof-

lyer, die sind dann hauptsächlich aus Berlin aber

auch ganz international. Wenn man in eine Knei-

pe oder auf ein Konzert geht, liegen da ja auch

Flyer aus verschiedensten Orten und Szenen.

Wie werfen alles in die Kiste und ir-

gendwann sortieren wir es.

In dem Buch »Flyer Soziotope«, das von eu-

ch herausgegeben wurde, sehen die Fly-

er aber sehr ausgewählt aus.

Das sind aber nicht unsere Flyer, das sind die

Page 58: Sein und Haben und Behalten

116116 Georg Foster ›Ein B

lick in das Ganze der N

atur‹ (1794) in ›K

leine Schriften zur Philosophie und Zeitgeschichte. G

eorg Fosters Werke, B

d 8‹ , Berlin 1974, S. 97

zitiert nach Anke Te Heesen ›D

as Bild der unendlichen

Menge‹ in ›W

eltwissen‹, H

irmer Verlag,

München 2010, S. 88

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»Wer kann eine unendliche Menge von Gegenständen ordnen? [...] wer vermag es, ei-nen Blick in das Weltall zu thun?, und gerade das Merkwürdi-ge da herauszuheben, wo alles gleich wichtig und gleich wun-derbar [...] ist? Wo ist Anfang und Ende eines solchen Blickes?«

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Sammeln als Kultur

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Was sind Archive ?

Was ist eine Sammlung?

Wenn wir heute über Sammlungen reden wollen - und das Thema ist gerade wieder sehr en vogue– ,

sollten wir uns bewußt machen, dass es uns schon vorher die Menschen umgetrieben hat, denn Sam-

meln ist in unserer Kultur immer der erste Schritt in der Wissenschaft auf dem Wege der Erkennt-

nis. Wenn ich nun also einen historischen Überblick verschaffen möchte, könnte ich natürlich direkt

beim Neandertaler und seiner Geliebten anfangen, für die das Sammeln eine lebensnotwendige Tätig-

keit war. Ich könnte von Eichhörnchen reden oder von der Einführung des Tauschwertes. Ich könnte

über Geld im allgemeinen sprechen oder über Kapitalismus und seine Kritikpunkte. Ich könnte über

Kunst-Schaffen, Kunst-Beschaffen, Kunst-Sammeln und Kunst-Sammler reden.

Das Thema ist weit. »Das ist ein zu weites Feld« läßt Theodor Fontane Effi s Vater in »Effi Briest« sa-

gen. Ich muss mich begrenzen; es haben sich schon Einige an Informationen totgesammelt und sind

an Recherchematerial erstickt.

Auf meinem Lichttisch stapeln sich die Bücher. Zu einem Zeitpunkt hatte ich 51 Stück in der Volkswa-

gen-Bibliothek, der Stabi-West, der Amerika-Gedenkbibliothek und dem Grimmzentrum ausgeliehen.

Ich gebe zu: nicht alle werde ich gelesen haben. Das Themengebiet auf dem ich mich bewege ufert aus:

an sich ist alles eine Sammlung und schon die Bibliothek, in der ich lese, ist ein Archiv, jedes Buch da-

rin ebenfalls.

Ich könnte mit dieser Arbeit niemals fertig werden, wenn ich alle Verzweigungen aufgreifen würde.

Wenn ich über Walter Kempowski, diesen wahnsinnigen Biographiensammler lese, bekomme ich

bei aller Bewunderung ein bißchen Angst vor dem Nicht-Leben, sondern stattdessen dem Ständig-

Archivieren.

Ich beschränke mich also, schreibe auf und lösche, ändere 20 Mal das Inhaltsverzeichnis nach dem

Prinzip »Was mich nicht interessiert, fl iegt raus«. Sollen sich doch andere damit befassen. Und so

kristallisiert sich aus der anfänglichen Verzweifl ung vor dem zu großen Überthema das Mein-The-

ma heraus.

Um dorthinzugelangen aber rasch noch ein kurzer Überblick. Wer Blut geleckt hat, suche sich aus

dem Literaturverzeichnis den Stoff zum Weiterlesen. Die Geschichte des Sammelns ist ein Labyrith

des Wissens und die verschiedenen Gänge keine Umwege und Sackgassen, sondern Fenster zur ent-

deckung der Welt.

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130»Diese ruchlose Behauptung, dass in der Bibliothek die Sinnlosigkeit normal ist und dass das Vernünftige (ja

selbst das schelcht und recht zusammenhängende) die beinahe wundersame Ausnahme bildet...«Jorge Luis Borges »Die Bibliothek von Babel«, Reclam, Ditzingen 1986, S.

In einer Bibliothek soll vor allem die ungestörte Beschäftigung mit der wie auch immer gearteten Pu-

blikation ermöglicht werden, um aus ihr zu lernen. Oft gibt es eine Raumaufteilung in Um die Stille

und damit verbundene Konzentration nicht zu stören, darf in den meisten Räumen nicht gesprochen

werden und an manchen Arbeitsplätzen aufgrund des Geräuschpegels nicht mal eine Computertasta-

tur benutzt werden. (Ein Hackenschuh-Absatz-Klackern-Verbot gibt es allerdings nicht.)

Durch die Verfügbarmachung in Präsenz- und Magazinbestand der Bibliotheken wird maßgeblich zur

wissenschaftlichen Forschung und Bildung der Bevölkerung beigetragen.

»Wo das gelingt, bedeutet es, daß es sich um Bücher handelt, die sich zu einer intensiven Befragung anbieten,

bei der wir entdecken, daß sie uns beim Lesen etwas Neues enthüllen.« Umberto Eco, »Die Kunst des Bücherliebens«, Hanser Verlag, 2009, S. 17

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Vom lateinischen Wort archium und dem griechichschen Wort αρχείο (Regieungs-, Amtsgebäude) ab-

geleitet, bezeichnet es im herkömmlichen Sinne einen (physischen) verwalteten Ort, an dem Dinge (in-

formeller oder gegenständlicher Art) gebündelt, aufbewahrt, gesammelt und verwaltet, kurz archiviert

werden. Dabei handelt es sich zumeist um solche, die nicht mehr dringend benötigt werden z.B. al-

te Geschäftsakten, Korrespondenzen auch prototypen nicht mehr herzustellender Geräte. Das Archi-

vieren ist also professionelles, organisiertes, systematisches, katalogisiertes Sammeln unter dem Dach

einer Organisation. Dabei ist besonders wichtig, dass nichts verändert wird, der Gegenstand des Inte-

resses langfristig schnell zu fi nden ist und sich dann noch lesen, betrachten oder benutzen lässt. Zer-

störtes zu archivieren macht keinen Sinn, es sei denn man hat vor, es zu restaurieren.

Der Sport, Dinge und Dokumente zu archivieren hat eine Menge von Organisationsmöbeln hervorge-

bracht, die helfen, das Gesuchte möglichst effi zient zu vewalten und schnellstmöglichen Zugriff darauf

zu gewährleisten. Hinzu kommt, dass heutzutage fast jeder elektronisch archiviert: die Urlaubsfotos,

Rechnungen der letzten Jahre, (Musik zählt nicht dzu, denn auf diese Daten wird regelmäßig und fast

täglich darauf zugegriffen), erledigte Aufträge, Bankauszüge etc. Diese werden auf Speicherungsmedien

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134beschriftet. Diese wiederum werden häufi g liegend in fl achen Schubladen platziert, die sich in soge-

nannten Herbarschränken befi nden. Mit ihrer Hilfe ist kann der Botaniker die verschiedenen Arten

miteinander vergleichen.

Stiftet ein Botaniker seine Sammlung einem Naturwissenschaftlichen Museum, wird sie im Original-

schrank verschenkt, so verfügen viele Museen nicht nur über ihre wissenschaftlichen Sammlungen,

sondern auch über ein großes, über die Jahrhunderte angefundenes Sammelsurium an Möbeln.

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Skurrile Museen – eine Empfehlung

Deutsches Apotheken Museum

Heidelberger Schloß, Heidelberg

http://www.deutsches-apotheken-museum.de/

Deutsches Brotmuseum

Ulm/Donau

http://www.museum-brotkultur.de/

Museum der Dinge

Berlin

http://www.museumderdinge.de/

Museum der unerhörten Dinge

Berlin

http://www.museumderunerhoertendinge.de/

Buchstabenmuseum

Berlin

http://www.buchstabenmuseum.de/

Medizinhistorisches Museum

Berlin

http://www.bmm.charite.de/

Musikinstrumenten-Museum

Staatl. Institut für preußischen Kulturbesitz

Berlin

http://www.sim.spk-berlin.de/

Puppentheatersammlung

Staatliche Kunstsammlung

Dresden

http://www.puppentheaterfreunde.de/

Schiffahrtsmuseum

Kiel

http://www.kiel.de/kultur/museum/schifffahrts-

museum/index.php

Deutsches Spielkartenmuseum

Leinfelden

http://www.spielkartenmuseum.de/

Museum für Mechanische Musikinstrumente

Königslutter

http://www.museen-koenigslutter.de/

Botanisches Museum & Botanischer Garten

Berlin

http://www.botanischer-garten-berlin.de/

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Page 68: Sein und Haben und Behalten

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Page 69: Sein und Haben und Behalten

137137Literaturverzeichnis

Albrecht, Kerstin

»Sammlungswesen und Bilddokume-

nation im Bereich des Design«

Hamburg, 438 Seiten

Verlag Dr. Kovac

Albrecht, Roland

»Museum der Unerhörten Dinge«

Berlin 2004, 116 Seiten

Verlag Klaus Wagenbach

Barthes, Roland

»Mythen des Alltags«

Berlin 2010, 325 Seiten

Suhrkamp Verlag

Baudrillard, Jean

»Das System der Dinge - Über unser Verhält-

nis zu den alltäglichen Gegenständen«

Frankfurt/Main 1991, 261 Seiten

Campus Verlag

Bauer, Ute

»Spezialsammlungen, Fachmuseen und

Gedenkstätten in Deutschland«

Müchen 1987, 238 Seiten

Keysersche Verlagsbuchandlung München

Benjamin, Walter

»Das Kunstwerk im Zeitalter seiner tech-

nischen Reproduzierbarkeit«

Frankfurt/Main 2003, 108 Seiten

Sonderausgabe zum 40. Bestehen

der Edition Suhrkamp

Beßler, Gabriele

»Wunderkammern - Weltmodelle von der Re-

naissance bis zur Kunst der Gegenwart«

Berlin 2009, 251 Seiten

Dietrich Reimer Verlag GmbH

Boltanski, Christian

»Confusion - Selection: Gespräche über Bi-

bliotheken, Archive, Depots«

Berlin 1996, 173 Seiten

Salon Verlag

Deutsches Schillergesellschaft

»Ordnung. Eine unendliche Geschichte«

Marbach 2007, 258 Seiten

Marbacherkatalog

Derrida, Jaques

»Dem Archiv verschrieben«

Paris 1995, 179 Seiten

Éditions Galilée

Druckrey, Timothy

»Medien, Gedächtnis, Moderne«

Köln 1999, 23 Seiten

2nd International Flusser Lecture

Villem Flusser Archiv | Medienhochschule Köln

DU Magazin

»Harald Szeemanns Wunderkam-

mer - Die Faszination der Archive«

2009 Rapperswill | Schweiz

Du Kulturmedien AG

Page 70: Sein und Haben und Behalten

138138

Eco, Umberto

»Die Kunst des Bücherliebens«

München 2009, 200 Seiten

Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG

Ecker, Gisela & Stange, Martina & Vedder, Ulrike

»Sammeln, Ausstellen, Wegwerfen«

Königsstein/Taunus 2007, 304 Seiten

Ulrike Helmer Verlag

Hempel, Dirk

»Kempowskis Lebensläufe«

Berlin 2007, 200 Seiten

Akademie der Küste Berlin

Hempel, Dirk & Staek ,Klaus & Flierl, Thomas

»Walter Kempowskis Archive«

Berlin 2006, 79 Seiten

Akademie der Künste Berlin

Henning, Jochen & Andrascke, Udo

»Weltwissen - 300 Jahre Wissenschaften in Berlin«

München 2010, 412 Seiten

Hirmer Verlag

Hubermann, Didi

& Ebeling, Knut

»Das Archiv brennt«

Berlin 2007, 222 Seiten,

Kulturverlag Kadmos

Kalman, Tibor & Toscani Oliviero

»COLorsLector«

COLORS Magazine #79

Mailand 2010/2011, 108 Seiten,

Fabrica S.p.A. | Benneton Group

Kaye, Joseph

»To have and to hold: explo-

ring the personal archive«

2006 Montreal, 275 Seiten

Proceedings of the SIGCHI conference on Hu-

man Factors in computing systems CHI 06

Leibnitz Gemeinschaft

»Klasse Ordnung Art – 200 Jah-

re Museum für Naturkunde«

Berlin 2010, 344 Seiten

Basilisken Presse im Verlag Natur & Text

Liebenwein, Wolfgang

»Studiolo«

Berlin 1977, 263 Seiten

Gebrüder Mann Verlag

Marx, Ursula & Schwarz, Ursula &

Schwarz, Michael & Wizisla, Erdmut

»Walter Benjamins Archive - Bilder,

Texte & Zeichen«

2006 Frankfurt am Main, 243 Seiten

Suhrkamp Verlag

Miller, Daniel

»Der Trost der Dinge«

Berlin 2010, 227 Seiten,

Suhrkamp Verlag

Pomian, Krzysztof

»Der Ursprung des Museums - Vom Sammeln«

Page 71: Sein und Haben und Behalten

139139Berlin 1993, 108 Seiten

Verlag Klaus Wagenbach

Riemel, Mike

»Flyer Soziotope – Topographie ei-

ner Mediengattung«

Berlin 2005, 608 Seiten

Archiv der Jugendkulturen

Verlag Thomas Tilsner

Royer, Kai

»Das geöffnete Archiv - Erinne-

rungsspuren des Alltages«

Berlin 1998, 106 Seiten

Diplomarbeit, Universität der Künste Berlin

Schenk, Dietmar

»Kleine Theorie des Archivs«

2008 Stuttgart, 109 Seiten

Franz Steiner Verlag

Sloterdijk, Peter

»Die Verachtung der Massen«

Frankfurt/Main 2000, 96 Seiten

Suhrkamp Verlag

Theewen, Gerhard

»Obsession, Collection«

Köln 2005, 119 Seiten

Odeon Verlag für Kunst und Litteratur

Page 72: Sein und Haben und Behalten

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Sammelwahn

Sammelwissen

Sammelobjekt

Sammelbegehren

Sammelsurium

Sammler, Sammlerin

Sammelsystem

Sammeltassen

Sammlungsinteresse

Sammelwunsch

Sammellust

Sammelmarotte

Sammlertreffen

Sammeltick

Sammelverbot

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Sammelwut

Sammelwert

Sammelware

Sammlung

Sammelnde

SammelordnungSammelverwaltung

Sammlungsarchivierung

Sammelbilder

Sammelwunsch

SammlungszielSammlungsort

Sammlungswesen

Sammlungsextremismus

Sammelfieber

Sammeltrieb

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