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Schwein 02 2012 A4 - tieraerzte-marsberg.de · Unterstützung der Eubiose im Darmtrakt geleistet....

Date post: 12-Dec-2018
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Krankheitsabwehr beim Ferkel: Immunsystem verstehen und stärken Durchfallprophylaxe mittels durchdachter Ferkelfütterung: Der aktuelle Wissensstand Zur Hygiene im Stall gehört auch die Schadnagerbekämpfung Niedersächsisches Tierschutzsymposium 2012: Der Faktor Mensch in der Tiergesundheit Buchtipp: Aktuelle Arbeiten zur artgemäßen Tierhaltung 2011 Durchfall beim Schwein: 0 0 0 0 0 PIA, Ileitis oder was? Kurz notiert Erscheint quartalsweise 02 2012 Ausgabe SCHWEIN ISSN 1867-3996
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Krankheitsabwehr beim Ferkel:Immunsystem verstehen und stärken

Durchfallprophylaxe mittels durchdachter Ferkelfütterung:Der aktuelle Wissensstand

Zur Hygiene im Stallgehört auch dieSchadnagerbekämpfung

Niedersächsisches Tierschutzsymposium 2012:Der Faktor Mensch in der Tiergesundheit

Buchtipp:Aktuelle Arbeiten zurartgemäßen Tierhaltung 2011

Durchfall beim Schwein:

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PIA, Ileitis oder was?

Kurz notiert

Erscheint quartalsweise02 2012

Ausgabe SCHWEIN ISSN 1867-3996

Krankheitsabwehr beim Ferkel: Immunsystem verstehen und stärkenNeben seiner Funktion als Verdauungsorgan erfüllt der Darm wichtige Aufgaben im Bereich der Immun-abwehr. Die Schleimhaut des Verdauungstraktes beherbergt den größten Anteil des Lymphozyten-arsenals. Kein anderes Immunorgan des Körpers ist in der Lage, eine ähnlich große Menge an Antikörpern zu bilden. Dr. Heike Engels beschreibt die Funktion dieses Immunsystems und gibt einen Überblick über Stärkungsmöglichkeiten.

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Die Sauenmilch - reich an mütterlichen Antikörpern - ist immer noch das Beste für den Start der Ferkel ins Leben.

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Das Immunsystem des Verdauungstraktes ist ein Abwehrsystem des Körpers, das unab-hängig von der erst in höheren Wirbeltieren auftretenden systemischen Blutabwehr ist. Der weitaus überwiegende Teil (60 bis 70 %) der insgesamt vom Körper gebildeten Anti-körper wird täglich über die Darmschleim-haut produziert.

Das Immunsystem des Ferkels ist in den ersten Lebenswochen noch nicht so weit aus-gebildet, dass es auf eine Infektion mit der Bildung von Antikörpern reagieren könnte. Die Plazenta der Sau ist für Antikörper nicht durchlässig und deshalb gibt sie während der Trächtigkeit keine Immunglobuline an den Embryo weiter. In den ersten 24 bis 48 Stun-den nach der Geburt nimmt das Ferkel Anti-körper über das Kolostrum auf. Diese über-winden die Darmschleimhaut des Ferkels und treten in dessen Blutkreislauf ein. In den Tagen und Wochen danach werden keine ma-ternalen Antikörper mehr resorbiert. Die Sauenmilch hemmt das Wachstum von E. coli und neutralisiert Toxine. In den ersten zwei Wochen ist das Ferkel deshalb stark von den maternalen Antikörpern abhängig. Erst etwa mit dem zehnten Lebenstag beginnt das Fer-kel selbst mit der Produktion von Antikör-pern, und erst mit Abschluss der dritten Lebenswoche sind effektive Mengen im Darm vorhanden. 8

Erst etwa mit dem zehnten Lebenstag beginnt das Ferkel selbst mit der Produktion von Anti-körpern.

Foto: Engels

Thymian, Knoblauch und auch Anis hat man eine positive Wirkung nachweisen können. Sie fördern eine gesunde Bakterienflora im Darm, verdrängen so die unerwünschten weil schädlichen Bakterien oder wirken antibakte-riell durch ihre ätherischen Öle. Neben diesen schon recht bekannten Substanzen gibt es auch immer wieder Neuentdeckungen, wie z.B. das Kuhkolostrum.

Kolostrum zur Krankheitsprophylaxe

In den letzten Jahren sind viele Produkte bzw. Substanzen auf ihre Wirkung auf das Immunsystem des Schweins hin getestet wor-den. Für Probiotika, Prebiotika, Kräuter und Gewürze wie z.B. Oreganoprodukte, Zimt,

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Es gibt mittlerweile viele Möglichkeiten, über das Futter das Immunsystem zu stärken.

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die Immunitätslage nachhaltig zu optimieren. Unter dem Namen farmolan® entwickelte er verschiedenste Lösungen für den gesamten Nutztierbereich: als Vormischung, über Pellets, in Trinkwasserapplikationen oder als Paste. „Bei Ferkeln kann das Kolostrum mit den darin enthaltenen Wachstumsfaktoren den Darmtrakt und damit auch das darmeige-ne Immunsystem unterstützen sowie eine anti-mikrobielle oder prebiotische Wirkung erzie-len. Auch auf der Haut kann Kolostrum einge-setzt werden, z.B. bei Ekzemen. Sinnvoll sind deshalb Produkte wie Prestarter, Milchaus-tauscher, Immun- und Durchfallpasten oder Colostrum liquid über das Trinkwasser.“

Auch Eipulver aus Eidotter soll ähnliche Wirkungen auf das Immunsystem haben wie Kolostrum. Das Eipulver ist reich an Immunglobulinen, die ihre positive Wirkung im Darm entfalten.

Als Blutplasma bezeichnet man den flüs-sigen, zellfreien Bestandteil des Blutes, wel-cher keine roten Blutkörperchen und andere Blutzellen mehr enthält. In der Ferkel-fütterung kommt zumeist sprühgetrocknetes Blutplasma als hochverdauliche Eiweißkom-ponente zum Einsatz, dieses besteht zu 92 % aus Protein mit einer sehr guten Verdau-lichkeit von 93 %.

Interessant ist der hohe Anteil an Immun-globulinen und Albuminen (15 bis 20 %). Albumine gehören, genau wie die Globuline, zu den wasserlöslichen Eiweißstoffen, welche verschiedene und wichtige Funktionen im Blut wahrnehmen. Zum Beispiel die Regu-lation und Aufrechterhaltung des osmoti-schen Druckes, die Wasserverteilung im Körper, sowie Bindung und Transport ver-schiedener Plasmabestandteile (u.a. Cal-cium, Fettsäuren) und Pharmaka. Das neuge-borene Ferkel bekommt in den ersten Lebensstunden Immunglobuline aus der Muttermilch. Die eigene Antikörperbildung beginnt mit der Anfütterung in der Säuge-zeit.

Durch den Einsatz von Blutplasma im Ferkelfutter können höhere Futteraufnah-men, deutlich verbesserte Wachstumsleis-tungen und ein besserer Gesundheitsstatus erreicht werden. Die Futteraufnahme wird deutlich gesteigert; Experten vermuten, dass sich das im Blutplasma enthaltene Amino-säurenmuster (z.B. Tryptophan) positiv auf die Futteraufnahme auswirkt, denn Blut-plasma selber schmeckt nach nichts. Die Im-munglobuline in den Blutplasmaprodukten sollen zudem Krankheitserreger schädigen und sich somit positiv auf die Darmflora aus-wirken.

Blutplasma durfte seit den BSE-Fällen bis 2006 nicht mehr verfüttert worden, dieses Verbot wurde dann aber aufgehoben.

Blutplasma erhöht Gesundheitsstaus

Da der Übergang von Kolostrum zu Rohmilch fließend ist und sich vor allem der Anteil an Antikörpern oder Immunglo-bulinen schnell verringert, nutzt das Unternehmen nur die Biestmilch der ersten 24 Stunden nach Geburt des Kalbes. „Wir sam-meln das Kolostrum auf eigens dafür zertifi-zierten deutschen Milchviehbetrieben.“ Wer meint, nun bliebe nicht genug Biestmilch für die Kälber, den klärt Dr. Tiegs auf: „Kühe geben etwa 10 bis 50 Liter Kolostrum in den ersten 24 Stunden, das Kalb trinkt davon bis zu 3 Liter. Den Rest verwerten wir.“ Kolostrum war lange nicht als Lebensmittel zugelassen, doch seit 2006 hat sich das geän-dert. Kranke, Sportler, Ältere, Kinder – sie alle könnten Kolostrum als Stärkungsmittel neh-men.

Und auch an die Tiere hat Dr. Tiegs, selber Tierarzt, gedacht, denn Kolostrum ist auch als Einzelfuttermittel zugelassen. Es eignet sich u.a. als Transitlösung für kritische Wachs-tumsphasen, bei bereits bestehenden Erkran-kungen als eine sinnvolle Therapieun-terstützung sowie um eine Impfantwort und

Auf einer Schweinefachtagung des Land-handel Hansa berichtete Dr. Wilfried Tiegs, Inhaber der Firma Veracus aus Bremerhaven, über die positive Wirkung von Kolostrum auf das Immunsystem. Er verarbeitet das Ko-lostrum von Milchkühen zu verschiedenen Produkten für Mensch und Tier. „Kolostrum oder auch Biestmilch, Vormilch genannt ist die Erstmilch für Säugetiere. Sie ist reich an Proteinen, Enzymen, Vitaminen, Spuren-elementen und Mineralstoffen, Wachs-tumsfaktoren, Aminosäuren und Antikör-pern. Kolostrum ist ein hervorragendes Produkt aus der Natur und hilft dem Körper bei einem geschwächten Immunsystem“, so Dr. Tiegs.

Das Kolostrum bietet er als gefriergetrock-netes und entfettetes Pulver an. Hitze würde die wichtigen Bestandteile zerstören, daher sei nur dieses etwas teurere Trocknungsver-fahren geeignet. Das Pulver kann dann als Kapsel, als Pulver oder als Paste verabreicht werden. Das bisher auf dem deutschen Markt verfügbare Kolostrum stamme hauptsächlich aus Australien und Neuseeland.

Der Zusatz von Seltenen Erden soll die Futterakzeptanz erhöhen.

Foto: Engels

dernde Wirkung auf die Darmflora, eine Be-einflussung des Stoffwechsels, Auswirkungen auf das Immunsystem und die Wirkung als eigenständiges Spurenelement. Ob sich dies alles bestätigt und sich dann auch finanziell lohnt, müssen weitere Versuche zeigen. Bisher sind Seltene Erden nach deutschem und euro-päischem Futtermittelrecht noch nicht zuge-lassen. In der Schweiz besteht eine vorläufige Zulassung, eine europäische Zulassung steht kurz vor der Beantragung.

Dr. Heike Engels

Periodensystems, z.B. die Elemente Cer und Lanthan. Die Seltenen Erden sind gar nicht so selten wie ihr Name vermuten lässt: Sie kom-men überall in Boden und Pflanzen vor. 80 % des weltweiten Vorkommens befindet sich in China, wo man deshalb auch schon auf viele Erfahrungen mit den Seltenen Erden zurück-greifen kann. Der Einsatz im Schweinefutter soll bis zu 32 % höhere Zunahmen ermögli-chen, und auch die Futterverwertung soll sich um bis zu 24 % steigern lassen. Die Experten wissen derzeit noch nicht genau, worauf diese positiven Wirkungen beruhen. Diskutiert wer-den eine erhöhte Futterakzeptanz, eine för-

Leinprodukte wirken über Schleimstoffe

Wirkung der Seltenen Erden noch unklar

Auch Produkten aus Lein wie Leinsamen, Leinkuchen oder Leinextraktionsschrot sagt man aufgrund seines Gehaltes an Schleim-stoffen und ungesättigten Fettsäuren wie Omega-3-Fettsäuren (á-Linolensäure) eine positive Wirkung auf den Darm und damit auch auf dessen Immunsystem nach. Die im Lein enthaltenen Schleim-Polysaccharide quellen im Darm um ein Mehrfaches ihres Volumens auf, die Darmbewegung wird sti-muliert und die vom Schleim gebundenen Toxine schnell nach draußen befördert. Weiterhin bildet der Schleim eine Schutz-schicht aus, welche sich um die Darmzotten legt und das Andocken von Colikeimen ver-hindert. Ist die Darmwand schon geschädigt, so bildet der Schleim eine Schutzschicht auf den entzündeten Darmschleimhäuten, die selbst nicht mehr genügend Schleim produ-zieren können. á-Linolensäure wirkt außer-dem im gesamten Organismus entzündungs-hemmend. Lein enthält Linamarin, ein blau-säurehaltiges Glykosid. Bei den üblichen Einsatzmengen sind jedoch keine gesundheit-lichen Schäden bei den Tieren zu beobachten. Zudem wird Lein im Futtermittel mit Wärme und Druck behandelt, und dadurch sollen die Enzyme, welche im Lein für die Blausäure-bildung verantwortlich sind, inaktiviert wer-den.

Ganz neu ist die Idee in Deutschland, Seltene Erden als Leistungsverbesser in der Schweinefütterung einzusetzen. In China praktiziert man dies schon seit längerem mit angeblichem Erfolg, und nun deuten auch erste Fütterungsversuche in Deutschland posi-tive Effekte an, wie Dr. Manfred Weber, LfL Iden in Sachsen-Anhalt, kürzlich im Bayeri-schen Wochenblatt schrieb. Seltene Erden sind Metalle der dritten Nebengruppe des

n

Eine der bedeutendesten Veränderungen im Lebenszyklus des Schweines tritt mit dem Absetzen als Ferkel ein: Verlust der Mutter, Stallwechsel und insbesondere Wechsel des Futters und der dargebotenen Futterform stel-len eine deutliche Stresssituation für das Ferkel selbst und gerade auch für den eubioti-schen Zustand im MDT dar. Vor dem Absetzen haben die Milchsäurebakterien im Magen durch Fermentation der in der Sauenmilch enthaltenen Laktose zu Milch-säure die energetische Versorgung des Stoff-wechsels wesentlich mitbestimmt.

Mittels pH-Absenkung (pH 3-4) sowie über die direkte antimikrobielle Wirkung des Säuremoleküls erfolgt eine Eliminierung oral aufgenommener potentiell pathogener Keime und es wird ein wesentlicher Beitrag zur Unterstützung der Eubiose im Darmtrakt geleistet. Der pH-Wert-Regulierung kommt auch für die Proteinverdauung wesentliche Bedeutung zu. Denn bei einem pH von 3 bis 1,5 wird das Pepsinogen im Magen zum Pepsin, einer sauren Endopeptidase, optimal aktiviert und weist die höchste Aktivität in der ersten Stufe der Proteinverdauung durch Spaltung von Disulfidbrücken auf. Mit dem Absetzen und dem plötzlichen Wegfall der Laktose aus der Sauenmilch muss die pH-Wert-Regulierung im Magen durch die Sekretion von Salzsäure aus den Fundus-drüsen vollständig übernommen werden. Diese Umstellung kann durch einige prakti-sche Maßnahmen rund um das Absetzen wesentlich unterstützt und damit möglichen Dysbiosen sowie nachfolgenden Erkrankun-gen im MDT mit negativen Auswirkungen auf die Produktionsleistung vorgebeugt wer-den. Die wichtigsten Faktoren in Fütterungs-management und Futterzusammensetzung sollen nachfolgend näher betrachtet werden.

Durchfallprophylaxe mittels durchdachter Ferkelfütterung: Der aktuelle WissensstandDie Unterstützung der Darmgesundheit ist neben der Sicherstellung einer hohen Zuwachsleistung in der Ferkelaufzucht eine der herausfordernden Aufgaben der Fütterung. Dabei sind optimierte Verdauungsabläufe, gezielte Förderung der Eubiose im Magen-Darm-Trakt (MDT) und Ansatz von Körpersubstanz eng miteinander verbunden. Dies ist immer ein wichtiger Aspekt in der Fütterungsberatung gewesen und rückt im Rahmen der Diskussion um eine sehr weitgehende Begrenzung der Verwendung von Antibiotika in der Schweinefleisch-erzeugung noch mehr in den Mittelpunkt des Interesses. Dr. Heinrich Kleine Klausing gibt anhand von Praxistipps einen Überblick zu den heute bekannten und praxiserprobten Erfahrungen bei der Gestaltung einer optimierten Ferkelfütterung.

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Das Absetzen bedeutet für die Ferkel eine große Umstellung: Verlust der Mutter, Stallwechsel und insbesondere Wechsel des Futters und der dargebotenen Futterform stellen eine deutliche Stresssituation für das Ferkel selbst und gerade auch für den eubiotischen Zustand im Magen-Darm-Trakt dar.

Abbildung 1: Zusammenhang zwischen Futteraufnahme und Durchfallgefahr

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Denn einer der wichtigsten Faktoren für „sicheres Absetzen“ ist eine gleichmäßig gute steigende Futteraufnahme nach dem Ab-setzen (Abbildung 1).

Das Futterangebot erfolgt heute nach dem Absetzen in der Regel ad libitum mit einem deutlich unter 1 zu 1 liegenden Tier-Fress-platz-Verhältnis (Rohrautomaten, Trocken-automaten, ggfls. Sensorfütterung flüssig). Zur Förderung der gleichmäßigen Futter-aufnahme nach dem Absetzen und zur Verhinderung einer übermäßigen Futterauf-nahme einzelner Ferkel hat sich das zusätzli-che mehrmals tägliche Angebot von Futter über temporär in die Buchten einzustellende Längströge bewährt. In diese Längströge – bevorzugt aus Edelstahl gefertigt – können die Ferkel gezielt zusätzlich mit Prestarter oder dem phasengerechten Absetzfutter – ähnlich hochwertig zusammengesetzt wie der Prest-arter – angefüttert werden. Hiermit bekom-men gerade die rangniederen Ferkel in der Absetzgruppe die Chance, Futter aufzuneh-men. Gleichzeitig verringert die Ausweitung des Fressplatzangebotes Stresssituationen für die schwereren Ferkel in der Gruppe im Wettbewerb um Futteraufnahme und damit ein temporäres „Überfressen“ mit negativen Auswirkungen auf den MDT und die Eubiose im Darm. Bei leichten Absetzgruppen kann zur weiteren Förderung der Futteraufnahme das Futter in diesen Trögen auch feuchtkrü-melig angeboten werden. Hierbei ist aber der Hygieneaspekt besonders zu beachten. Nach etwa 10 bis 14 Tagen werden die Längströge aus der Aufzuchtbucht entfernt und stehen nach Reinigung/Desinfektion für die nächste Gruppe zur Verfügung. Bei Wochenrhyth-mus, sieben Wochen Aufzuchtdauer und 1 Woche Servicezeit müssen für etwa 25 % der Buchten solche Längströge bereit gehalten werden.

Tipp 2: Tier-Fressplatz-Verhältnis in der Absetzphase optimieren

Tipp 1: Beifütterung wähend der Säugezeit mit einem Prestarter

Das frühzeitige Angebot eines Prestarters – aus offenen Schalen in der Nähe des Ferkelnestes trocken oder auch breiig (Hygie-ne beachten!) – fördert zunächst spielerisch die erste Futteraufnahme. Sauberes Wasser – Schalentränken sind Nippeltränken auch trotz größerem Aufwand in der Hygiene vor-zuziehen – stellen hier einen weiteren positiv wirkenden Faktor dar. Der Prestarter selbst muss die Sauenmilch speziell im Bereich der Energieversorgung aus leicht verdaulichen Kohlenhydraten – u.a. durch Verwendung von aufgeschlossenen Getreidearten – ergän-zen. Die enthaltenen pflanzlichen Protein-quellen müssen hochverdaulich und antial-lergen sein. Dies spricht für die Verwendung von Sojaproteinkonzentraten und entbitter-tem Kartoffeleiweiß statt Sojaschrot sowie für höchstverdauliche Proteinquellen wie porci-nes Blutplasma und Proteinhydrolysate aus der Darmmukosa vom Schwein.

Die letztgenannten Spezialprodukte be-stehen zu einem hohen Anteil aus Peptiden, Dipeptiden und freien Aminosäuren mit für das Aufzuchtferkel optimaler Balance. Außer-dem muss das Futter durch seine Kompo-nentenwahl und die Futterstruktur – griffige Mehlstruktur bzw. Pellets mit 2,5 bis 2 mm Durchmesser, die strukturfest aber nicht hart sein sollen („mit kräftigem Reiben in den Handflächen zu zerbröseln“) – eine hohe Akzeptanz aufweisen. Jedes Gramm aufge-nommenes Futter fördert die Entwicklung der Magensäuresekretion, die Sezernierung von Verdauungsenzymen – allen voran Maltase und Amylase aus dem Pankreas – in das Duodenum und die Entwicklung der Darmzotten (Zottenlänge und Kryptentiefe).

Die Beifütterung ist somit eine gezielte Managementmaßnahme zur Vorbereitung der Ferkel auf die Umstellung der Nahrungs-versorgung mit dem Absetzen. Dies betrifft insbesondere auch die Gewöhnung der Ferkel an die Aufnahme von Trockenfutter.

Abbildung 3: Einfluss des druckhydrothermischen Aufschlusses auf Parameter der Proteinwertigkeit in einer Getreidemischung

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Sauenmilch ist für Ferkel das A und O - trotzdemangeboten werden. (Foto: Heike Engels)

Außerdem sorgt derart aufgeschlossenes Getreide bei einer Dosierung zwischen gut 30 und gut 10 % - je nach Fütterungsphase – im Futter auch für ein deutlich schnelleres Auflösen des Futters in der Magenflüssigkeit. Besonders hinzuweisen ist abschließend auf die Verwendung von Gerste in der druckhyd-rothermisch aufgeschlossenen Getreide-mischung. Durch die technologische Behand-lung wird auf die Struktur der Faser-fraktionen in der Gerste aufgeschlossen. Damit wird das Wasserbindevermögen erhöht, was zusätzlich positiv Einfluss auf das Auflöseverhalten in der Magenflüssigkeit nimmt. Außerdem können die wesentlichen Strukturkohlenhydrate in der Faserfraktion – allen voran die NDF – von u.a. Milch-säurebakterien und weiteren Bifidobakterien im Caecum deutlich besser fermentiert wer-den. Die dabei entstehenden kurzkettigen Säuren schaffen zum Einen eine „Barriere“ gegen potentiell pathogene Keime im Caecum und stehen zum Anderen dem Ferkel als zusätzliche Energiequelle im Stoffwechsel zur Verfügung.

Die Verwendung von organischen und/oder anorganischen Säuren im Ferkel-futter ist geprüfte gängige Praxis. Aber warum werden die Säuren verwendet und wie wirken verschiedene Säuren?

Bei den wichtigsten Wirkmechanismen der Säuren muss man zunächst zwischen den anorganischen (z.B. Phosphorsäure) und den organischen Säuren (z.B. Ameisensäure, Milchsäure, Fumarsäure, Zitronensäure, Benzoesäure, Sorbinsäure) unterscheiden. Die anorganischen Säuren haben aus-schließlich einen pH-Wert-Effekt durch die

Tipp 5: Säuren geben zusätzliche Sicherheit

Gerade in der kritischen Absetzphase mit der Umstellung der Futterversorgung muss das angebotene Futter nicht nur gut aufge-nommen werden. Es muss sich auch in der Magenflüssigkeit schnell und gut lösen, damit die gesamte Digesta optimal durchsäuert wird (Ziel: pH 2 bis max. 4 in der Digesta), die Proteinverdauung gezielt gefördert wird und letztendlich oral in den Magen eingetragene potentiell pathogene Keime sicher reduziert werden. Hier kommt der Viskosität im Futter nach Untersuchungen von Fledderus et al. (2007) eine wesentliche Bedeutung zu. Man kann die Viskosität in einem Futter durch die gezielte Auswahl von Komponenten mit hoher Konzentration an Nicht-Stärke-Poly-sacchariden (NSP) oder durch die technolo-gische Wärmebehandlung des Futters bzw. besser einzelner Futterkomponenten erhö-hen. Dabei ist zu beachten, dass die erhöhte Viskosität zwar im Magen erwünscht, im Darm aber negativ zu beurteilen ist. Daher schließt sich die Viskositätserhöhung über den NSP-Gehalt im Futter aus, da die NSP im Dünndarm nicht enzymatisch ausreichend abgebaut werden und damit die Viskosität nicht wieder verringert wird.

Eine sehr gute Möglichkeit der gezielten Viskositätserhöhung im Ferkelfutter besteht in der Verwendung von druckhydrothermisch aufgeschlossenem Getreide als hochverdauli-che Stärkequelle. Dieser Viskositätseffekt auf-geschlossenen Getreides kann im Ferkelfutter gezielt zur Unterstützung der vorstehend beschriebenen Abläufe im Magen genutzt wer-den. Die Viskosität wird im Dünndarm durch die Aktivität der vom Pankreas sezernierten "-Amylase direkt reduziert und hat somit im Darm selbst keinen Einfluss mehr.

Tipp 3:

Tipp 4:

Wasserversorgung sicherstellen

Die „Magenbarriere“ unterstützen

„Wasser ist wichtigster Nährstoff“ – Ferkel müssen jederzeit Zugang zu frischem, saube-rem Wasser haben. Ausreichende Zahl von Nippeltränken (max. 10 Ferkel je Tränke-stelle), Hygiene in den Wasserleitungen und Vorlaufbehältern sowie ausreichender Wasserdurchfluss (mind. 0,5 bis zu 0,8 l je min) sind unbedingt sicherzustellen. Der Wasserdurchfluss sollte regelmäßig an mehre-ren Tränkestellen im Stall kontrolliert werden – und zwar im belegten Stall, wenn auch Wasser aus dem System von Tieren entnom-men wird. In der Praxis wird immer wieder diskutiert, ob die Nippel an Rohrautomaten als vollwertige Tränkestellen gerechnet wer-den können. Eindeutige Antwort: Nein. Rohrautomaten stehen oftmals in der Wand zwischen zwei Buchten und werden von 20 bis 24 Ferkel als Fressplatz genutzt. Erst zusätzli-che Tränkestellen an einer Buchtenwand sichern die ausreichende Wasserversorgung, fördern die Futteraufnahme und die Ruhe in der Gruppe und sind letztendlich ein wesentli-cher Beitrag zur Darmstabilität – also Ver-hinderung von fütterungsbedingten Dysbi-osen.

Wie eingangs bereits dargestellt, kommt dem Magen in der Verdauung und Aufrecht-erhaltung der Eubiose im MDT eine ganz wesentliche Aufgabe zu.

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+Freisetzung der H -Ionen (pH-Wert = negativer dekadischer +Logarithmus der H -Ionen-Konzentration). Die organischen

Säuren können demgegenüber in der undissoziierten Form durch die Zellmembran von Mikroorganismen diffundieren. In der Zelle

+dissoziieren die Moleküle und das H -Ion senkt den pH-Wert in der Zelle und beeinflusst damit Zellstoffwechselfunktionen. Das Anion greift in Stoffwechselprozesse wie DNA- und Proteinstoff-wechsel ein. Die Summe der Einflussgrößen bedingt den mehr oder weniger starken antibakteriellen Effekt verschiedener organi-scher Säuren.

Der Grad der Säurewirkung ist vom Dissoziationsgrad der ver-schiedenen organischen Säuren bei einem bestimmten pH-Wert des umgebenden bzw. zu behandelnden Substrates abhängig. Die Zitronensäure hat wie auch die Milchsäure bekanntlich positive Effekte hinsichtlich Geschmack. Beide Säuren werden daher in Ferkelfutterrezepturen häufig in Kombination mit anderen orga-nischen Säuren wie Ameisensäure und/oder Benzoesäure verwen-det. Einen Überblick zu den heute gängigen Säureprodukten und deren physikalisch-chemische Klassifizierung gibt Tabelle 1.

In der Gruppe der „speziellen Zusatzstoffe“ sollen abschlie-ßend Produkte kurz vorgestellt werden, die auf unterschiedlichste Weise die Eubiose im Darm unterstützen bzw. dysbiotische Zustände positiv beeinflussen sollen sowie potentiell antinutritive Nähr-stofffraktionen, die im MDT Dysbiosen fördern können und mittels körpereigener Enzyme nicht abbaubar sind, reduzieren. Für den letzterwähnten Aufgabenbereich sind die sogenannten NSP-spaltenden Enzyme zu nennen. Diese im Tier selbst nicht gebildeten Enzyme wie Xylanasen und Glucanasen bauen in ver-schiedenen Futterkomponenten wie Weizen, anderen Getreide-arten und auch pflanzlichen Proteinträgern wie Sojaschrot mehr

Säuren – allen voran die organischen Säuren - haben somit viel-schichtige Effekte auf die Futter- und Fütterungshygiene wie auch auf die Verdauung an sich und sind damit einer der bedeutendsten Sicherheitsfaktoren in der Ferkelfütterung. Es ist aber eben nicht primär die Frage der Dosiermenge einer einzelnen Säure sondern vielmehr die Frage der gezielten Kombination der verschiedenen Säuren anhand ihrer Charakteristika für einen bestimmten nutriti-ven Anwendungszweck.

Tipp 6: Spezielle Zusatzstoffe sind keine Wundermittel

sollte den Ferkeln schon früh neben der Sauenmilch auch Beifutter

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Tabelle 1: Klassifizierung praxisüblicher Säuren

Säure undissoziierter Anteil (Säurewirkung in %)

g/mol Löslichkeit im Wasser

pk s(Säurekonstante)

(C H O )3 6 2

(C H O )4 8 2

(C H O )6 8 2

(C H O )2 4 2

(C H O )7 6 2

(C H O )3 6 3

(CH O )2 2

(C H O )6 8 7

(H PO )3 4

Wenn der pH-Wert dem pk – Wert entspricht sind 50 % der Säure dissoziiertsStarke Säuren pK -1,74 – 4,5sMittelstarke Säuren pK 4,5 – 9s

Schwache Säuren pK 9,0 – 15,74s

Phosphorsäure

pH 3 pH 5

Propionsäure

Buttersäure

Sorbinsäure

Essigsäure

Benzoesäure

Milchsäure

Ameisensäure

Zitronensäure

2,139805

3,14

3,75

3,87

4,2

4,76

4,8

4,9++

+

-

++

-

+

++

+

4,8

99

99

100 45

43

40

74,08

88,11

112,13

98 37 60

95 12 121

87

85

65

7

5

2

90,08

46,03

192,43

Futterautomat oder Tränkestelle?

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die von den NSP komplex gebunden oder gekapselt waren. Die Effekte der sogenannten „Probiotika“ beruhen im Überblick auf einer Art „Konkurrenzsituation“ im MDT zu potentiell pathogenen Keimen sowie deren direkte Beeinflussung durch die eigene Stoffwechseltätigkeit. Probiotika sind seit Jahren bewährte biologisch aktive Zusatz-stoffe, die einer detaillierten futtermittel-rechtlichen Zulassung und entsprechenden Einsatzdefinitionen unterliegen.

Die „Prebiotika“ stellen in der Ferkel-fütterung ebenfalls eine wirkungsvolle Unter-stützung für die Darmgesundheit dar. Diese prebiotischen Oligosaccharide (Mehrfachzu-cker) können u.a. bei verschiedenen poten-tiellen Schadkeimen im Darm (speziell ver-schiedene E. coli-Serotypen, aber auch einzel-ne Salmonellen-Serovare) die Rezeptorstellen blockieren, so dass sich die Keime nicht an die Darmwand anheften und somit ihre Toxine nicht mehr an die Darmzellen abgeben kön-nen. Weiterhin stehen sie als energiereiche Verbindungen auch positiv zu beurteilenden Keimen im Dickdarm als Nahrungsquelle zur Verfügung und fördern deren Entwicklung.

Die Gruppe der „Kräuter und Ge-würze“ - oder anders ausgedrückt: „phytoge-ne Zusatzstoffe“ - wird in den letzten Jahren immer wieder intensiv betrachtet und disku-tiert. Futtermittelrechtlich werden solche phy-togenen Zusatzstoffe der Gruppe „Aroma und appetitanregende Stoffe“ zugeordnet und sind demgemäß als Geschmacksverbesserer, die den Appetit anregen, in der Fütterung zu verwenden. Allen voran stehen hier Orega-noprodukte, Zimt, Thymian, Knoblauch und auch Anis im Mittelpunkt des Interesses. Leistungseffekte sind versuchsseitig für ver-schiedene Produkte aus der Gruppe der Kräu-ter und Gewürze ermittelt worden und wer-den auch aus der Praxis berichtet. Allerdings muss auch festgehalten werden, dass die abso-lute Höhe des Effektes recht betriebsindividu-ell zu sein scheint. Eine pauschale Einordnung der gesamten Gruppe „Kräuter und Gewürze“ ist aber unter dem Aspekt der erforderlichen Kosten-Nutzen-Relation bisher nicht mög-lich. Es gilt, die Informationen kritisch und mit der erforderlichen Konsequenz zu prüfen. Eine „ausgewogene Ernährung“ wird nicht durch wie auch geartete Zusätze zu ersetzen sein.

Eine weitere heute stärker in den Fokus rückende Gruppe von Zusatzstoffen sind die sogenannten „MCFA“ bzw. „MCT“. Dabei handelt es sich um freie mittelkettige Fett-säuren mit einer Kettenlänge von 6 bis 12 C-Atomen (MCFA's) bzw. daraus hergestellten Glycerinestern, die dann als Mischungen von Tri-, Di- und Monoglyceriden vorliegen (MCT's). Sie haben eine wachstumshemmen-de Wirkung auf gramnegative und auch auf grampositive Keime (z.B. Clostridium perf-ringens, Streptococcus spp.). Diese Fettsäuren dringen im schwach- bis mittelsauren Milieu in die Zellen ein und hemmen durch Eingriffe in den Zellstoffwechsel das Wachstum der Bakterienzelle bis hin zu deren Zerstörung.

Anteil zur energetischen Nutzung zur Verfügung. Außerdem kann durch deren Abbau auch positiv Einfluss auf die Verdau-lichkeit von pflanzlichen Futterproteinen und auf die Verfügbarkeit von einzelnen Mengen- und Spurenelementen genommen werden,

oder weniger konzentriert enthaltene „Nicht-Stärke-Polysaccharide“ ab. Diese NSP kön-nen dann u.a. eine im Darm negativ wirkende Viskositätsveränderung der Digesta nicht mehr bedingen. Ihre enzymatischen Abbau-produkte stehen dem Ferkel zu einem höheren

Abbildung 2: Einfluss von druckhydrothermisch aufgeschlossenem Getreide auf das Auflöseverhalten von Pellets im Wasser

Quelle: DTC (2009)

druckhydrothermisch aufgeschlossenes Getreide31 % 20 % 0 %

0 Minuten 5 Minuten

10 Minuten

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Das Interesse der Ferkel am Fressen lässt sich steigern, in dem man ihnen mit dem Saugferkelfutter Torf vorlegt.

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die Regulierung des pH-Wertes im Magen-Darm-Trakt über Wahl der Futterzusammen-setzung einschließlich Nutzung spezifisch vorbehandelter Komponenten wie druckhyd-rothermisch aufgeschlossenes Getreide, Fut-terstruktur und die Kombination von organi-schen Säuren.

Mittels der in diesem Beitrag näher vorge-stellten praktischen Fütterungsmaßnahmen, die hinsichtlich der für Aufzuchtferkel poten-tiell pathogenen Darmbakterien wie E. coli und Salmonellen aber auch Lawsonia intra-cellularis vorbeugend beachtet werden soll-ten, kann ein wesentlicher managementseiti-ger Beitrag zur Prophylaxe bzw. Metaphylaxe von Durchfallerkrankungen geleistet werden. Welche der vorgestellten Maßnahmen einzeln oder in Kombination im konkreten Einzelfall bevorzugt umzusetzen sind, muss letztend-lich immer einzelbetrieblich entschieden wer-den. Diese Entscheidung wird vorzugsweise auf Basis der Ergebnisse einer „integrierten Fachberatung“ unter Einbeziehung des Land-wirtes und aller Beratungsbeteiligter getrof-fen.

Dr. Heinrich Kleine Klausing

Da die mittelkettigen Fettsäuren in der freien Form eine sehr spezifische, speziell für die menschliche Wahrnehmung unangeneh-me Geruchsentwicklung aufweisen, sind die mittelkettigen Mono- bis Triglyceride in der letzten Zeit ebenfalls in den Fokus gekom-men. Sie haben diesen negativen Ge-ruchseffekt nicht. Allerdings ist deren Wirksamkeit bisher nicht in der wie bei den MCFA's umfassenden Form untersucht und dokumentiert. Kombinationen von MCFA's bzw. MCT's mit Mischungen organischer Säuren stehen ebenfalls in der praktischen Effektivitätsprüfung. Hier sind in den kom-menden Jahren sicher noch interessante neue Erkenntnisse und praktische Erfahrungen zu erwarten.

In der Ferkelaufzucht sind für die Prophylaxe und Metaphylaxe von Durch-fallerkrankungen mittels Fütterungsmaß-nahmen zwei Faktoren von besonderer Bedeutung: zum Einen die bedarfs- (verdau-ungs-) gerechte Fütterung und zum Anderen

Fazit

Unterlassene Hygieneanstrengungen füh-ren unweigerlich zu einer Steigerung der Keimvielfalt und zu einem Anstieg der Gesamtkeimbelastung. Das Immunsystem der Tiere wird unnötig belastet, leistungsmin-dernde Krankheiten treten vermehrt auf. Aus diesem Grund sind Reinigung und Desinfek-tion für eine optimale Hygiene im Stall uner-lässlich.

Eine wirklich effiziente Krankheitsvor-beugung ist jedoch nur durch eine zusätzliche konsequente Schadnagerbekämpfung zu er-reichen, denn Ratten und Mäuse haben auf dem Hof nichts zu suchen. Die gründlichste Reinigung und Desinfektion nützt nichts, wenn auf den frisch desinfizierten Flächen Fliegen, Ratten und Mäuse Krankheitskeime verteilen. Denn die Tiere bzw. ihr Kot sind ein gefährlicher Überträger von Krankheitser-regern wie z.B. Salmonellen. Des weiteren wer-den viele Krankheiten wie Leptospirose, Dysenterie, Maul- und Klauenseuche, Schweinepest usw. übertragen. Zudem kön-nen Mäuse und Ratten u.a. an elektrischen Anlagen enormen Materialschaden verursa-chen.

Ratten übertragen Krankheiten

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Futterreste unter Silos bieten ein reichhaltiges Nahrungsangebot für Schadnager.

teren Maßnahmen werden in ihrer Wirksam-keit verstärkt. Im Außenbereich um die Stallanlagen ist auf freie und aufgeräumte Flächen zu achten, um den Schadnagern keine Unterschlupfmöglichkeiten zu bieten. Schrott-haufen ziehen sie an, ein Streifen mit Schotter rund um den Stall dagegen erleichtert das Aufstellen von Köderboxen und erhöht deren Akzeptanz. Auch sind die Gebäude möglichst hermetisch abzuriegeln. Jede kleine Öffnung

Vorbeugung und direkte Bekämpfung

Die Bekämpfungsmaßnahmen sollten in zwei Richtungen gehen: eine Reduzierung des Befalls und die Verhinderung eines Neu-befalls. Vorbeugende Maßnahmen sorgen dafür, dass sich die Ansiedlung der Schad-nager bereits erheblich erschwert und die wei-

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vermeidet so den menschlichen Geruch. Zur Resistenzvorbeugung sollte man trotzdem gelegentlich zwischen unterschiedlichen Rattenködern wechseln, da verschiedene Wirkstoffkombinationen enthalten sind.

Es ist gerade bei Betrieben mit knappen Arbeitszeit-Ressourcen empfehlenswert, die Schadnagerbekämpfung durch externe Dienstleister (z.B. staatlich geprüfte Schäd-lingsbekämpfer) durchführen zu lassen. Es wird vereinbart, wo die Schädlingsbe-kämpfung durchgeführt wird (Außen- und/ oder Innenbereich) und der Schädlingsbe-kämpfer kontrolliert dann in regelmäßigen Abständen die Köderstellen, legt neues Gift aus und dokumentiert sein Vorgehen genau.

TGA

Schädlingsbekämpfung aus-lagern

ein hygienisches Problem. So scheidet eine Ratte im Laufe eines Jahres ca. 15.000 Kotbrocken und ca. 5 l Urin mit den entspre-chenden Keimen aus. Daher ist die rasche Bekämpfung bei ersten Anzeichen von Nager-befall sofort durchzuführen.

Ratten sind extrem misstrauisch und intelligente Tiere. In der Regel werden rang-niedrigere Tiere einer Rattenfamilie als „Vor-koster“ vorgeschickt. Erst einige Tage später fressen sich auch ranghohe Tiere an diesen Stellen satt. Daher sollten grundsätzlich Köder mit verzögerter Wirkung eingesetzt werden, um die Tiere nicht misstrauisch zu machen. Einmal akzeptierte Köderstellen soll-te man auf keinen Fall verlegen öder die Ködersorte wechseln. Ratten haben einen gut ausgeprägten Geruchssinn. Köder fasst man daher nur mit Einweghandschuhen an und

Ratten überlisten

kann als Eingangspforte dienen. Besonders wichtig ist die Sauberkeit auch in Hinblick auf mögliche Futterquellen für die Nager. Ein reichhaltiges Nahrungsangebot etwa durch Futterreste unter den Silos, in der Futter-küche, in den Versorgungsgängen oder um die Futterautomaten hat entscheidende Nach-teile. Die gefressenen Futtermengen sind im Verhältnis zwar eher gering, aber haben die Nager eine Futteralternative zu den Köder-stellen, dauert es länger, bis sie die notwendige tödliche Giftmenge aufgenommen haben.

Nager sind sehr vermehrungsfreudig. Das Vermehrungspotenzial eines Rattenweib-chens liegt bei guten Bedingungen bei rund 800 Nachkommen pro Jahr. Ein Mäusepaar kann sogar bis zu 2.000 Nachkommen haben. Haben die Schadnager Zugang zum Futter-lager, so ist dies über die Verkotung vor allem

Schnell handeln

Niedersächsisches Tierschutzsymposium 2012:

Der Faktor Mensch in der Tiergesundheit

Deutschland verfügt über eines der besten Tierschutzgesetze weltweit – doch mit verän-derten Produktionsbedingungen, steigenden Ansprüchen und wachsenden Wissen tun sich ständig neue Aufgabenfelder auf, die noch ungeregelt sind.

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zusammen, um neue Entwicklungen zu dis-kutieren. Der Mensch stand dabei immer wie-der im Mittelpunkt. Denn selbst bei absolut gesetzeskonformer Stalleinrichtung und Be-triebsführung erzielen Landwirte sehr unter-schiedliche Ergebnisse.

Beim 8. Niedersächsischen Tierschutz-symposiums 2012 im März kamen in Oldenburg etwa 170 Veterinäre aus Be-hörden und Praxen auf Einladung des Nieder-sächsischen Landesamt für Verbraucher-schutz und Lebensmittelsicherheit (Laves)

Kurz notiert

Mit veränderten Produktionsbedingungen, steigenden Ansprüchen und wachsendem Wissen tun sich ständig neue Aufgabenfelder im Tier-schutz auf, die noch ungeregelt sind.

Auf der 43. Internationalen Tagung „An-gewandte Ethologie“ der Deutschen Vete-rinärmedizinischen Gesellschaft in Freiburg haben Referenten aus Deutschland, Öster-reich und der Schweiz die neuesten wissen-schaftlichen Erkenntnisse auf dem Gebiet der Verhaltenskunde präsentiert. In 24 Vorträgen und 17 Posterbeiträgen wurden das Verhalten und die Bedürfnisse von Nutz-, Heim- und Versuchstieren zur Diskussion gestellt. Die Referenten erläutern aktuelle Untersu-chungsergebnisse hinsichtlich der artgemä-ßen Haltung von Schweinen, Rindern, Geflügel, Ziegen und Pferden. Darüber hin-aus werden neueste Forschungsergebnisse zu Mensch-Hund-Beziehungen und der Stress-reaktivität von Labormäusen vorgestellt.

Bei den Rindern stehen das Ruhever-halten und der freie Zugang zu Weideflächen in der Milchviehhaltung sowie das Futter-aufnahmeverhalten von Kälbern im Mittel-punkt. Neben Arbeiten über das Einglie-derungsverhalten von Ziegen in größere Haltungsgruppen und der automatischen Fütterung von Pferden, werden im Tagungs-

Buchtipp:

Die begrenzten Personalressourcen der Veterinärämter ließen sich anhand solcher tierorientierter Daten vom Schlachthof ge-zielter dort in Kontrollen einsetzen, wo sie wirklich nötig sind. Vom Wunsch zur Wirk-lichkeit: Das beste Herdenmanagement nützt nichts, wenn den Tieren der Stall über dem Kopf abbrennt. Stallbrände sind keine Sel-tenheit und auch ein Tierschutzproblem: „Photovoltaik in nicht fachgerechter Instal-lation – das wird sehr bald unsere Brand-ursache Nr. 1 sein“ prognostiziert Jan-Bernd Burhop von der Oldenburgischen Landes-brandkasse.

Mit eindrucksvollen Bildern abenteuer-lich verdrahteter Stallelektrik demonstrierte er, wie riskant mancherorts die Systeme be-trieben werden. Und auch das beste Alarmie-rungssystem nützt nichts, wenn es zwar Land-wirt und Feuerwehr alarmiert, der Stall im Außenbezirk aber fernab von jeder Lösch-wasserquelle liegt. Fazit: Tierschutz fängt beim Stallbau an.

Regina Bartel

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Beim Milchvieh rangieren am unteren Ende der Skala Betriebe, in denen Milchkühe regelmäßig nur 1,6 Laktationsperioden schaf-fen, bevor sie gemerzt werden müssen. Von den am Schlachthof angelieferten Rindern geht manchmal fast jedes zweite lahm. Mit der Herden- und Hofgröße hat das nichts zu tun: „Es befinden sich am oberen und am unteren Ende sowohl klitzekleine als auch riesengroße Betriebe“, sagt Prof. Dr. Thomas Blaha, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover: „Es ist der Faktor Mensch, der den Unter-schied ausmacht.“ Blaha wünscht sich geziel-tere Datenauswertung tierorientierter Indika-toren am Schlachthof.

„Wir haben bisher keine Schlussfolge-rungen für den Tierschutz daraus gezogen, dass wir Tiere ausgesondert haben, weil sie Abszesse, Brüche oder ähnliches hatten“, bemängelt Blaha. Bisher dient es nur der Lebensmittelsicherheit, kranke Stücke nicht weiter zu verarbeiten. Doch gezielt erfasst, können diese Daten auch aufzeigen, ob es auf einzelnen Betrieben wiederholt zu Gesund-heitsproblemen kommt.

Die Spannbreite ist groß: Der eine hat durchgehend hohe Behandlungskosten und Tierverluste, während ein anderer Gesund-heitsprobleme im Stall nur selten erlebt. Das liegt auch am Umgang mit den Tieren. Sorg-falt, tägliche Einzeltierkontrolle und sofortige Behandlung kranker Tiere wird nicht überall konsequent praktiziert und mancher hat ein-fach „kein Auge“ für den Gesundheitszu-stand seiner Tiere. „Wir betrachten Verluste in der Nutztierhaltung als normal“, sagt Dr. Heinz W. Leßmann vom Amt für Veterinär-wesen und Lebensmittelsicherheit im Kreis Cloppenburg, „der Verlust hat aber auch eine Vorgeschichte.“

Die Raster dafür, wie ein Produkt ausse-hen soll, wie ein Tier also wachsen und Leistung bringen muss, sind heute sehr eng. Kranke und verletzte Tiere bedeuten Mehr-arbeit, Mehrkosten und sind somit unter Umständen ein betriebswirtschaftlicher Ver-lust. Der Landwirt steckt da oft in einem Dilemma: Lohnt sich die Behandlung wirt-schaftlich, ist ein Transport zum Schlachthof noch möglich?

band Forschungsergebnisse aus dem Bereich Geflügel und Kaninchen behandelt.

Dabei werden die Präferenzen für Sitz-stangentypen und Herdengrößen von Lege-hennen, sowie der Einfluss der Be-satzdichte in der Putenhennenhaltung auf Tierverhalten und Tiergesundheit erörtert. Im Themen-block „Schwein“ werden neben Ergebnissen über den Einfluss verschiedener Beschäfti-gungsmaterialien bei ad libitum oder restrik-tiver Fütterung auch die Erfassung des Fut-teraufnahmeverhaltens von Sauen an Ab-rufstationen für das Gesundheitsmonitoring vorgestellt.

Die KTBL-Schrift 489: Aktuelle Arbeiten zur artgemäßen Tierhaltung 2011 ist erhältlich beim Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. (KTBL), Bart-ningstr. 49, 64289 Darmstadt, Tel.: 06151 / 70 01 189 Fax.: 06151/ 70 011 23, E-Mail: vertrieb @ktbl.de oder im Online-Shop unter

. Sie hat 292 S., kostet 25 € und hat die ISBN 978-3-941583-58-0 bzw. Best.-Nr. 11489.

www.ktbl.de

Seit dem Wegfall des Einsatzes der antimi-krobiellen Leistungsförderer war eine stetige Zunahme an Magen-Darm-Erkrankungen im Ferkelaufzucht- und Mastbereich zu ver-zeichnen. Insbesondere Coli-, Salmonellen- und Infektionen mit Lawsonia intracellula-ris, dem Erreger der Porcinen Intestinalen Adenomatose (PIA) nahmen an Bedeutung zu. Erst mit der Einführung der mittlerweile mehr oder weniger flächendeckenden PCV2-Impfung wurde das Geschehen wieder stabi-ler. Der Name PIA ist eigentlich auch nur in Deutschland gebräuchlich. Wissenschaftlich korrekt wäre die Bezeichnung PPE (Porcine Proliferative Enteropathie), im internationa-len Sprachgebrauch spricht man aber von Ileitis, was übersetzt Hüftdarmentzündung bedeutet. PIA bezeichnet nämlich nur eine der vier Erscheinungsformen der Erkran-kung.

Das klinische Bild der Erkrankung ist ab-hängig von der Erregerdosis.

Ileitis nicht verwechseln

Durchfall beim Schwein: PIA, Ileitis oder was?

Experten schätzen, dass über 90 % der schweinehaltenden Betriebe mit dem Erreger der Ileitis infiziert sind. Über die Problematik von Durchfallerkrankungen, die durch die Porcine Intestinale Adenomatose (PIA / Ileitis) verursacht werden und den Einfluss von PCV2 (Circo) hierbei berichtet Dr. Hendrik Nienhoff vom Schweinegesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

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Sehr persistenter Erreger

Verdickte Därme geben Hinweis

Der Erreger wird aus dem Kot über das Maul aufgenommen und es dauert zwei bis drei Wochen, bis er mit dem Kot wieder aus-geschieden wird. Die Dauer der Ausscheidung beträgt sechs Wochen. In der Außenwelt ist Lawsonia intrazellularis für ca. 14 Tage über-lebensfähig, das Bakterium wird aber insbe-sondere auch von Schadnagern beherbergt. So bleibt es, einmal über z.B. Zukauf in den Betrieb gebracht dort endemisch. Es kann dann lange quasi unentdeckt im Betrieb ver-bleiben. Erst bei Einfluss von Stressfaktoren wie Stallklima, Futterwechsel, Überbelegung oder anderen Erkrankungen wie z.B. PCV2 kommt es dann zum "Aufschaukeln" der Infektion.

Der Erreger besiedelt das letzte Ende des Dünndarms, den Hüftdarm und das erste Ende des Dickdarms.

Nur 1g Kot genügt, um eine Infektion zum Angehen zu bringen. Bei jüngeren Tieren im Absetzferkel- und Läuferalter und niedri-gem Erregerdruck überwiegen immer wieder auftretende Durchfälle ohne Fieber und ohne Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens. Die Tiergruppen wachsen dann in der Mast auseinander und es kommt zum vermehrten Kümmern. Dies ist die häufigste Erschei-nungsform. Sie kann mit allen anderen Magen-Darm-Erkrankungen mit Beteiligung von Durchfall und auch mit der enteropathi-schen Form der PCV2 (Circo-Virus)-Er-krankung verwechselt werden. Auch Altsauen können betroffen sein. Die Leistung der Herde nimmt ab.

Die täglichen Zunahmen können bis zu 21 %, die Futterverwertung bis zu 25 % zurückgehen. Die Mastdauer kann sich bis zu drei Wochen verlängern (Winkelmann IPVS 2002). Bei hohem Erregerdruck im Bestand kann es zu blutigen bis teerfarbenen Durch-fällen mit hochgradiger Störung des Allge-meinbefindens und bis zu 25 % Todesfällen kommen. Dies geschieht vor allem in der Mittel- und Endmast.

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Impressum Herausgeber

VetM GmbH & Co. KG Am Stadion 2 - 4 26871 Papenburg Tel: 0 49 61 - 9 82 88 - 17 Fax: 0 49 61 - 9 82 88 - 26 E-Mail : [email protected]

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ISSN 1867-3996

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Auseinanderwachsen der Schweine ist ganz typisch

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An Ileitis erkrankte Tiere „kleckern“.

von Antikörpern in praxi sinnvoll. Da der Erreger weit verbreitet ist, ist die Serologie allerdings weniger für die Diagnose wichtig, als vielmehr zur Bestimmung des Zeitpunktes der Serokonversion. Dieser hat sich in den letz-ten Jahren nämlich immer wieder verscho-ben. Zur Zeit geht man von einer Infektion mit anschließender Serokonversion Mitte Flatdeck aus. Die Verschiebung des Infek-tionszeitpunktes wurde vermutlich ebenfalls durch die Einführung der PCV2-Impfung beeinflusst.

Für die Kontrolle der Erkrankung stehen ein kommerzieller Impfstoff und die antibio-tische Behandlung zur Verfügung. Bei beiden ist der Infektionszeitpunkt von entscheiden-der Bedeutung. Der Impfstoff muss ca. 14 Tage vor der Infektion verabreicht werden, damit die Tiere eine entsprechende Im-munität aufbauen können. Sollte der Infek-tionszeitpunkt extrem früh liegen, so wird geraten, die Impfung über eine antibiotische Behandlung mit Tylosin „einzubetten“. Dieses wird aufgrund der Verschiebung des In-fektionszeitraumes aber eigentlich nicht mehr benötigt. Bei dem Impfstoff handelt es sich um einen attenuierten Lebendimpfstoff der oral, also über Drench oder das Trink-wasser, verabreicht wird. Meist wird die Variante des Drenchens gewählt, aber durch die Verschiebung des Infektionszeitpunktes könnte die Variante der Impfung über das Trinkwasser im Flatdeck wieder interessanter werden.

Impfstoff oder Antibiotika

Er sitzt dort in den Zellen der Darm-schleimhaut und verändert diese so, dass es zu einem abnormen Wachstum der Darm-schleimhaut kommt. Die Schleimhaut ver-dickt sich hirnwindungsartig (PIA). Es kann aber auch zum Gewebstod der Schleimhaut kommen (NE), oder zur blutigen Entzündung (PHE). In einigen Fällen ist nur der Hüftdarm (Ileum) betroffen (RI). Da das Bakterium nur in Zellen wächst, ist der Nachweis mit den nor-malen mikrobiologischen Untersuchungs-methoden nicht möglich. Bei Verdacht hat sich die Untersuchung von Darmstücken (die letzten 20 bis 40 cm vor dem Blinddarm) bewährt. Die Darmstücke werden durchgetas-tet. Sind mehr als 10 % der Därme verdickt, besteht hochgradiger Verdacht auf PIA. Doch Vorsicht, leicht ist eine Verwechselung mit dem sogenannten Schockdarm möglich. Auch über die Sektion mit anschließender histologi-scher Untersuchung besteht eine gute Mög-lichkeit, der Erkrankung auf die Spur zu kom-men.

Der Erregernachweis gelingt dann seit ein paar Jahren mittels Immunfluoreszenz aus dem Kot und aus der Darmschleimhaut, auch die Untersuchung mittels PCR ist mittlerweile möglich und wird in der Routinediagnostik neben der Serologie am häufigsten verwendet. Da bereits ca. zwei Wochen nach Infektion Antikörper im Blut gebildet werden, sind auch die serologischen Verfahren zur Bestimmung

Infektionszeitpunkt beach-ten

Titelfoto: ©papinou - Fotolia.com

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Bei der antibiotischen Behandlung ist Tylosin das Mittel der Wahl. Die Behandlungsdauer sollte jedoch in keinem Fall drei Wochen unterschreiten, dies ist bei entsprechender Diagnose und Therapieplan auch nach dem neuen Arzneimittelgesetz möglich. In früheren Jahren wurde in Problembetrieben eine sogenannte Einstallmetaphylaxe mit Tylosin bei der Einstallung der Ferkel über zwei bis drei Wochen verfüttert. Moderne Ansätze bei der Be-handlung gehen dazu über, exakt zum Zeitpunkt der Serokonver-sion, also eine Woche vor Ausbruch der klinischen Symptome, zu behandeln. Zu diesem Zeitpunkt haben sich die Tiere bereits mit dem Erreger auseinandergesetzt und schon den Aufbau einer Immunität begonnen, so dass sie für die weitere Mastperiode ge-schützt sind.

Mindestens genauso wichtig wie Impfung oder Behandlung sind aber die Managementmaßnahmen im Betrieb. Hierzu gehören: strik-tes Rein-Raus-Verfahren, kein Rückstallen, Reinigung und Desin-fektion (die üblichen Desinfektionsmittel sind wirksam), das Ab-sondern erkrankter Tiere, Reinigung und Desinfektion der Stiefel und eine intensive Schadnagerbekämpfung. Allein über diese Mana-gementmaßnahmen ist es möglich, den Erregerdruck im Betrieb möglichst gering zu halten. Eine Freiheit des Betriebes ist mit den zur Zeit zur Verfügung stehenden Mitteln praktisch nicht zu erreichen und da die Diagnostik am Einzeltier nicht aussagekräftig genug und die Verbreitung des Erregers extrem hoch ist, ist auch der Erfolg einer Totalsanierung mit entsprechender Leerstehzeit fraglich.

Erregerdruck gering halten

bei Ileitis. (Foto: Dr. Hendrik Nienhoff)


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