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Schutz für Schutzgebiete

Date post: 21-Mar-2016
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Die bisherigen Meeresschutzgebiete in der EU existieren überwiegend auf dem Papier. Was von den Politikern in Brüssel mit dem langvollen Namen „NATURA 2000“-Gebiet bezeichnet wird, schützt bislang wenig und muss selber geschützt werden. Greenpeace zeigt vor Ort, wer die Gebiete zerstört und was sich ändern muss, damit Meeresbewohner einen sicheren Rückzugsraum bekommen.
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Ausgabe 2 Schutz für Schutzgebiete Die bisherigen Meeresschutzgebiete in der Europäischen Union existieren überwiegend auf dem Papier. Was von den Politikern in Brüssel mit dem klangvollen Namen „NATURA 2000“-Gebiet bezeichnet wird, schützt bislang wenig und muss selber geschützt werden. Greenpeace zeigt vor Ort wer die Gebiete zerstört und was sich ändern muss damit Meeresbewohner einen sicheren Rückzugsraum bekommen.
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Ausgabe 2

Schutz für SchutzgebieteDie bisherigen Meeresschutzgebiete in der Europäischen Union existieren überwiegend auf dem Papier. Was von den Politikern in Brüssel mit dem klangvollen Namen „NATURA 2000“-Gebiet bezeichnet wird, schützt bislang wenig und muss selber geschützt werden. Greenpeace zeigt vor Ort wer die Gebiete zerstört und was sich ändern muss damit Meeresbewohner einen sicheren Rückzugsraum bekommen.

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Meter breit ist das Schleppgestell, das die Kutter über den Grund ziehen. Die Baumkurrenfischerei auf Schollen und Krabben produziert dabei bis zu 80 Prozent Beifang. Zurück bleibt ein zerstörter Meeresboden.

55Kilogramm wiegt durchschnittlich ein Schweinswal. Meist leben die Tiere in kleinen Gruppen in Küstennähe. Schweinswale kommen im gesamten Nord- und Ostseebereich vor.

55Kilogramm wiegt durchschnittlich ein Schweinswal. Meist leben die Tiere in kleinen Gruppen in Küstennähe. Schweinswale kommen im gesamten Nord- und Ostseebereich vor.

Über 320 Felsbrocken haben Greenpeace-Aktivisten bisher in deut-schen und niederländischen „NATURA 2000“-Gebieten versenkt. Zum Schutz der Meere und deren Bewohner vor den Schleppnetzen.

Rainer Borcherding betreut 20 Schutzstationen im deutschen Wattenmeer

Rainer Borcherding betreut 20 Schutzstationen im deutschen Wattenmeer

Auf internationalem Parkett setzen sich die Regierungen der EU-Länder

für den Schutz der Wale ein. Vor der eigenen Haustür sieht es anders aus.

In den bestehenden „NATURA 2000“-Schutzgebieten wird gefischt. Sand-

und Kies darf dort mit riesigen Saugbaggern abgebaut werden. Auf der

Strecke bleibt oft der Schweinswal. Er verfängt sich in Netzen oder findet

nicht genug zu fressen. Die Gemeinsame Fischereipolitik der Europäischen

Union (GFP) wird derzeit reformiert. Dabei geht es um die künftige Größe

der Fangflotten, um die Fangquoten und um Schutzgebiete für Meeresbe-

wohner wie den Schweinswal. Greenpeace fordert, dass 40 Prozent von

Nord- und Ostsee wirksam geschützt werden.

Greenpeace schützt die Schutzgebiete

Auf internationalem Parkett setzen sich die Regierungen der EU-Länder

für den Schutz der Wale ein. Vor der eigenen Haustür sieht es anders aus.

In den bestehenden „NATURA 2000“-Schutzgebieten wird gefischt. Sand-

und Kies darf dort mit riesigen Saugbaggern abgebaut werden. Auf der

Strecke bleibt oft der Schweinswal. Er verfängt sich in Netzen oder findet

nicht genug zu fressen. Die Gemeinsame Fischereipolitik der Europäischen

Union (GFP) wird derzeit reformiert. Dabei geht es um die künftige Größe

der Fangflotten, um die Fangquoten und um Schutzgebiete für Meeresbe-

wohner wie den Schweinswal. Greenpeace fordert, dass 40 Prozent von

Nord- und Ostsee wirksam geschützt werden.

Greenpeace schützt die Schutzgebiete

felsen bieten SchutzSeit drei Jahren liegen 320 tonnenschwere Felsbro-cken vor Sylt auf Grund. Die Felsen sind inzwischen Teil des natürlichen Riffs geworden und schützen das dortige Schutzgebiet vor den zerstörerischen Schleppnetzen der Fischer. Greenpeace-Taucher dokumentieren jedes Jahr, wie sich die Natur erholt.

Mit dem Aktionsschiff „Beluga 2“ erreichen

die Greenpeace-Aktivisten das Schutzgebiet vor Sylt. Das Schiff ist technisch auf dem neuesten Stand. Der Klipper ist speziell als kombiniertes Fluss- und Küstenschiffe konzipiert. Die „Beluga 2“ hat einen Tief-gang von 1,40 Meter und kann mit ihren Segeln CO2-sparend auf Fahrt gehen.

Die Taucher müssen sich beeilen. Wegen der starken Strömung bleibt ihnen für den Tauchgang jeweils nur der kurze Moment zwischen den Gezeiten. Wenn sich Ebbe und Flut, Flut und Ebbe ablösen, steht das Wasser. Alle sechs Stunden haben die Frauen und Männern von Greenpeace rund 60 Minuten für ihre Arbeit.

Die Taucher müssen sich beeilen. Wegen der starken Strömung bleibt ihnen für den Tauchgang jeweils nur der kurze Moment zwischen den Gezeiten. Wenn sich Ebbe und Flut, Flut und Ebbe ablösen, steht das Wasser. Alle sechs Stunden haben die Frauen und Männern von Greenpeace rund 60 Minuten für ihre Arbeit.

Das Greenpeace-Tauchteam ist eingespielt -jeder Handgriff sitzt.

20 bis 30 Meter geht es in die Tiefe. Die Sicht ist gering, das Wasser kalt.

Die GPS-Daten der Steine sind den Tauchern bekannt. Doch es bleibt immer eine letzte Ungenauigkeit. Bis zu sechzig Meter kann die Abwei-chung betragen. Die Sichtweite unter Wasser liegt bei fünf Meter. Das Auffinden der Steine ist schwierig.

Tauchen für Greenpeace ist Schwerstarbeit.

Seit drei Jahren bieten die Steine Meeresbewohnern ein zu Hause. Zuerst kamen Krebse. Inzwischen sind die Felsen reich bewachsen.

Seit drei Jahren bieten die Steine Meeresbewohnern ein zu Hause. Zuerst kamen Krebse. Inzwischen sind die Felsen reich bewachsen.

Zur Arbeit der Taucher gehört auch das Dokumentieren der Artenvielfalt. Mit einem Messrahmen wird bestimmt, wie viele verschiedene Arten auf einer definierten Fläche existieren.

Zur Arbeit der Taucher gehört auch das Dokumentieren der Artenvielfalt. Mit einem Messrahmen wird bestimmt, wie viele verschiedene Arten auf einer definierten Fläche existieren.

Greenpeace ist eine unabhängige und international tätige Organisation. Der Schutz der europäischen Meere darf nicht vor Grenzen halt machen.

Greenpeace ist eine unabhängige und international tätige Organisation. Der Schutz der europäischen Meere darf nicht vor Grenzen halt machen.

Seepferd gegen KutterAuch in Holland ist Greenpeace aktiv. Mit selbstgebauten Seepferden und Steinen schützen die Aktivisten ein Schutzgebiet in der Nordsee. Die holländische Klaverbank

In der Werkstatt von Greenpeace Holland in Amsterdam bauen

Aktivisten riesige Seepferdchen. Die Holzpferde haben eine Mission ...

Erfolgreiche Kampagnen haben starke Symbole.

Die hölzernen Tiere sollen mit einem Felsbrocken versehen ihre lebendigen Vorbilder in der Klaverbank schützen. Die Klaverbank ist ein holländisches Seegebiet, das ebenfallsunter „NATURA 2000“ „Schutz“ steht. Trotzdem ist auch dort das Fischen mit Schleppnetzen erlaubt.

Die hölzernen Tiere sollen mit einem Felsbrocken versehen ihre lebendigen Vorbilder in der Klaverbank schützen. Die Klaverbank ist ein holländisches Seegebiet, das ebenfallsunter „NATURA 2000“ „Schutz“ steht. Trotzdem ist auch dort das Fischen mit Schleppnetzen erlaubt.

Felsen halten die Seepferde am Grund der Klaverbank.

Die Seepferde von Greenpeace in Holland

haben viel erreicht. Henk Bleker ist nicht

nur bekennender Pferdefreund sondern

auch niederländischer Landwirtschafts-

minister. Unmittelbar nach der Aktion

von Greenpeace-Holland in der Klaver-

bank hat sich Breker erstmals für echte

Meeresschutzgebiete ausgesprochen.

Ein riesiger Erfolg in den Niederlanden.

Henk Bleker, Niederländischer Landwirtschaftsminister

gemeinsam für den MeeresschutzRainer Borcherding von der Schutzstation Wattenmeer und Thilo Maack von Greenpeace-Deutschland eint ein Ziel: Sie wollen wirksame Schutzgebiete für die europäischen Meere. Kooperation ist wichtig, wenn politische Ziele erreicht werden sollen.

gemeinsam für den MeeresschutzRainer Borcherding von der Schutzstation Wattenmeer und Thilo Maack von Greenpeace-Deutschland eint ein Ziel: Sie wollen wirksame Schutzgebiete für die europäischen Meere. Kooperation ist wichtig, wenn politische Ziele erreicht werden sollen.

An Bord der „Beluga 2“ infor-miert sich Rainer Borcher-

ding bei Thilo Maack über die Felsen vor Sylt. Maack ist gerade von einem Tauchgang zurück und präsentiert die jüngsten Ergebnisse: Die 2008 versenkten Steine sind inzwischen mit Meeresorganismen überwachsen und Teil des natürlichen Riffs vor Sylt geworden.

Die jährliche Dokumentation der Steine ist wichtiger Teil der Greenpeace-Kampagne.

Biologen wie Maack und Borcherding hält es nicht lange in geschlossenen Räumen. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg ins Wattenmeer. Borcherding ist Artenschutz-Experte bei der Naturschutzgesellschaft „Schutzstation Wattenmeer“. Die Organisation hat ein Netzwerk von 20 Stationen und Informationszentren entlang der Schles-wig-Holsteinischen Nordseeküste und auf den Inseln und Halligen.

Biologen wie Maack und Borcherding hält es nicht lange in geschlossenen Räumen. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg ins Wattenmeer. Borcherding ist Artenschutz-Experte bei der Naturschutzgesellschaft „Schutzstation Wattenmeer“. Die Organisation hat ein Netzwerk von 20 Stationen und Informationszentren entlang der Schles-wig-Holsteinischen Nordseeküste und auf den Inseln und Halligen.

Die Kegelrobbe „Willy“ im Hafenbecken von Hörnum gehört zu den Promis auf Sylt.

Die Kegelrobbe „Willy“ im Hafenbecken von Hörnum gehört zu den Promis auf Sylt.

Durch Salzwiesen führt der Weg ins Watt.

Borcherding kam als Zivildienstleistender zur Schutzsta-tion Wattenmeer in den Norden Deutschlands. Er ist geblie-ben. Jetzt arbeitet er zusammen mit rund 100 Kollegen an verschiedenen wissenschaftlichen Beobachtungsprogram-men mit: Sie zählen Rast- und Brutvögel sowie Wattboden-tiere und dokumentieren Meeresverschmutzungen.

Muscheln, Strandkrabben und Würmer. Das Wattenmeer lebt.

Muscheln, Strandkrabben und Würmer. Das Wattenmeer lebt.

Im Watt vor Sylt gibt es Muschelbänke

Barfuß fühlen sich Meeres- biologen am wohlsten.

Die Schutzstation Wattenmeer in Hörnum liegt etwas abseits vom Trubel zwischen den Dünen. Touristen können sich hier über das Wattenmeer informieren. Während der Saison kommen viele Dutzend Besucher pro Tag.

Das Meerwasseraquarium, und die Strandgutsammlung sind zwei Highlights.

Das Meerwasseraquarium, und die Strandgutsammlung sind zwei Highlights.

Schweinswalesind die kleinsten Zahnwale in europäischen Gewässern. In Nord- und Ostsee sind sie nach wie vor anzutreffen. Doch die Tiere sind bedroht. Umweltgifte, Fischernetze und Unterwasserlärm machen dem kleinen Tümmler in unseren Meeren das Leben schwer.

Schweinswalesind die kleinsten Zahnwale in europäischen Gewässern. In Nord- und Ostsee sind sie nach wie vor anzutreffen. Doch die Tiere sind bedroht. Umweltgifte, Fischernetze und Unterwasserlärm machen dem kleinen Tümmler in unseren Meeren das Leben schwer.

Schweinswale leben in kleinen Gruppen. Sie fressen überwiegend Fisch aber auch Schnecken,

Krebstiere und Würmer. Da sich die Wale gerne in Küstennähe aufhalten, sind sie manchmal auch von Land aus zu sehen. Bereits in der Steinzeit haben Menschen den kleinen Wal beobachtet. Davon zeugen noch heute Felszeichnungen in Norwegen.

In Europa stehen Schweinswale unter Schutz. Trotzdem werden an der Nordseeküste jedes Jahr über hundert Tiere tot aufgefunden. Dann wird der Fundort protokolliert, der Kadaver

vermessen und anschließend die Todesursache untersucht.

In Europa stehen Schweinswale unter Schutz. Trotzdem werden an der Nordseeküste jedes Jahr über hundert Tiere tot aufgefunden. Dann wird der Fundort protokolliert, der Kadaver

vermessen und anschließend die Todesursache untersucht.

Eine möglichst lückenlose Dokumentation der Funde bietet wichtige Argumente im Kampf für Schutzgebiete. Oft zeigt sich den Experten bereits auf den ersten Blick, woran das Tier gestorben ist: Netzspuren auf der Haut sind leicht zu erkennen.

Tote Schweinswale werden in ganz Europa an die Küsten geschwemmt. Da die Bestände insgesamt zurückgehen, sind wirkliche Schutzgebiete für das Überleben des Schweinswales nötig. Nur wenn der kleine Wal sichere Rückzugsräume bekommt, wird er auch künftig Teil unserer Küsten sein. Greenpeace fordert deshalb, dass in 40 Prozent von Nord- und Ostsee echte Schutzgebiete entstehen.

Tote Schweinswale werden in ganz Europa an die Küsten geschwemmt. Da die Bestände insgesamt zurückgehen, sind wirkliche Schutzgebiete für das Überleben des Schweinswales nötig. Nur wenn der kleine Wal sichere Rückzugsräume bekommt, wird er auch künftig Teil unserer Küsten sein. Greenpeace fordert deshalb, dass in 40 Prozent von Nord- und Ostsee echte Schutzgebiete entstehen.

Der Schweinswal braucht sichere Gebiete, in denen die Natur sich selber überlassen bleibt.

Der Schweinswal braucht sichere Gebiete, in denen die Natur sich selber überlassen bleibt.

creditS

Redaktion und Produktion: Björn Jettka

Webmanagement: Claudia Sommer

Fotos: Michael Löwa (31), Wolf Wichmann (14), Cris Toala Olivares (13), Fred Dott (5), Alain Greig (2), Ralf Kreuels (1); alle (c) Greenpeace, Harald Benke (1)

Fotoredaktion: Sonja Umhang

Kamera: Björn Jettka, Wolf Wichmann

Schnitt: Björn Jettka

Gestaltung: plan p. GmbH, Hamburg

Umsetzung: kontor eins digital GmbH, Hamburg

creditS

Redaktion und Produktion: Björn Jettka

Webmanagement: Claudia Sommer

Fotos: Michael Löwa (31), Wolf Wichmann (14), Cris Toala Olivares (13), Fred Dott (5), Alain Greig (2), Ralf Kreuels (1); alle (c) Greenpeace, Harald Benke (1)

Fotoredaktion: Sonja Umhang

Kamera: Björn Jettka, Wolf Wichmann

Schnitt: Björn Jettka

Gestaltung: plan p. GmbH, Hamburg

Umsetzung: kontor eins digital GmbH, Hamburg


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