Pflegeabend am UK Münster 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth Boche
Schmerz: Eine Herausforderung auch für
die Pflege?
2 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Was ist Schmerz?
„Glück ist die Freiheit von Schmerz .....“
„.... und allzu oft dem Zufall überlassen.“
Arthur Schopenhauer
3 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Misserfolgskette der Schmerztherapie
Patienten: melden sich nicht;
erdulden Schmerzen
Ärzte: unterschätzen
Schmerz; ordnen zu wenig Analgetika an
Pflegende:unterschätzen
Schmerz; geben zu wenig Analgetika
4 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Problemstellung
Unterversorgung trotz vorhandener
Therapiemöglichkeiten
verzögerte Heilung, längere
Krankenhausaufenthalte, Chronifizierung von
Schmerz
Zuständigkeit der Pflegefachkräfte
Inadäquate Schmerztherapie = Körperverletzung
(§223 StGB)
5 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Ziele
Auftreten von Schmerzen reduzieren
Kontinuität der Schmerzbehandlung verbessern
Zeit zwischen Auftreten von Schmerzen und Behandlung verkürzen
Aufgaben der Pflege innerhalb des Schmerzmanagements definieren
fachliche Kompetenz der Pflegenden stärken
Selbstpflegekompetenz der Betroffenen fördern
6 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Zielgruppe
alle Betroffenen mit (potentiellen) akuten oder chronisch tumorbedingten Schmerzen
Patienten in ambulanter oder stationärer Versorgung
Patienten aller Altersgruppen
besonders vulnerable Personen (demente Patienten, Kinder)
Familienangehörige/Bezugspersonen
7 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
2004
Nationaler
Expertenstandard
Schmerzmanagement
in der Pflege(Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege)
bei akuten Schmerzen1. Aktualisierung 2011
8 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Expertenstandard „Schmerzmanagement in der Pflege“
„Jeder Patient/Bewohner mit akuten oder zu
erwartenden Schmerzen erhält ein
angemessenes Schmerzmanagement, das
dem Entstehen von Schmerzen vorbeugt,
sie auf ein erträgliches Maß reduziert oder
beseitigt.“
9 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Ebenen des Standards
bei akuten Schmerzen1. Aktualisierung 2011
Schmerzeinschätzung
Medikamentöse Schmerzbehandlung
Schmerzmittelbedingte Nebenwirkungen
Nichtmedikamentöse Maßnahmen
Information, Anleitung und Schulung
10 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Schmerzeinschätzung
11 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Wie kann Schmerz sichtbar werden?
Schmerzerfassung
durch den Betroffenen selbst
Unterscheidung in Ruhe- und Belastungsschmerz
mittels standardisierten Skalen
Dokumentation
bei der Aufnahme
in vorhandenes Kurvensystem
regelmäßig – entsprechend der Schmerzintensität
12 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Schmerzanamnese
Aufnahmegespräch
frühere Schmerzerfahrungen
Testung ob ein Schmerzmessinstrument geeignet ist (bei Kindern und kognitiv eingeschränkten Patienten)
Information über Schmerzmanagement
13 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Schmerzanamnese
Wo tritt der Schmerz auf? (Lokalisation)
Wie fühlt sich der Schmerz an? (Qualität)
Wann tritt der Schmerz auf?
Wie lange hält der Schmerz an?
Wie stark ist der Schmerz? (Intensität)
Was verstärkt, was lindert den Schmerz?
Woran hindert Sie der Schmerz?
Frühere Schmerzerfahrungen?
14 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Schmerzmessung / Selbsteinschätzung
NRS (Nummerische Ratingskala)
VAS (Visuelle Analogskala)
VRS (Verbale Ratingskala)
Gesichter Skala
15 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Schmerzassessment
16 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
FremdeinschätzungKindliche Unbehagens- und Schmerzskala (KUSS)
BPS (Behavioral Pain Scale)
BESD (Beurteilung von Schmerz bei Demenz)
17 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
SchmerzmanagementAkutschmerz
fest definierte Zeitpunkte der Schmerzerfassung
Lokalisation und Intensität des Schmerzes
Ruhe- und Belastungsschmerz
Nebenwirkungen (Übelkeit, Erbrechen, Sedierung etc.)
Begleitsymptome (Schlaflosigkeit, Angst)
18 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Ebenen des Standards
bei akuten Schmerzen1. Aktualisierung 2011
Schmerzeinschätzung
Medikamentöse Schmerzbehandlung
Schmerzmittelbedingte Nebenwirkungen
Nichtmedikamentöse Maßnahmen
Information, Anleitung und Schulung
19 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
ist sinnvoll und hat lebensrettende Funktion
dient als Warnzeichen
Schmerzwahrnehmung löst Reaktion aus
fördert die Heilung durch Ruhigstellung
Akuter Schmerz
20 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
ist psychisch relativ einfach zu verarbeiten
Therapie des akuten Schmerzen stellt
normal kein Problem dar
erfährt Akzeptanz durch die Umwelt
z.B. Verletzung, postoperativer Schmerz
Akuter Schmerz
21 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Substanzgruppen
Opioide (z.B. Morphin)
Nichtopioide (z.B. Metamizol, Coxibe, NSAID, Paracetamaol)
Lokalanästhetika (z.B. Bupivacain)
Coanalgetika (z.B. Antidepressiva, Antikonvulsiva, Kortison)
Begleitmedikamente (z.B. Antiemetika, Laxantien)
22 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
WHO-Stufenschema
2.Stufe Stark wirksame Opioide
+/-
Nichtopioide
1.Stufe Schwache Opioide
+/-
Nichtopioide
Nichtopioide
Begleitmedikamente,
adjuvante Medikamente
3. Stufe
23 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
WHO Empfehlungen
1. „By the mouth“
2. „By the clock“
3. „By the ladder“
4. „For the individual“
5. „Attention to detail“
Die Schmerztherapie sollte, wenn möglich, oral verabreicht werden
Die Schmerzmittel sollten entsprechend ihrer Wirkdauer zu festen Zeitpunkten eingenommenwerden
Nach dem Stufenschema der WHO
Schmerztherapie ist eine individuelle Therapie,deren Dosierung vom Schmerz des Patientenund nicht von Dosierungsschemata abhängt
Bedürfnisse des Patienten müssen berücksichtigt und auch nicht-medikamentöse Maßnahmen inden Therapieplan aufgenommen werden
24 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Nebenwirkung von Opioiden
Übelkeit und Erbrechen
Sedierung
Unruhe
Verwirrtheit
Obstipation
Miktionsstörungen
Juckreiz
Myoklonien
Mundtrockenheit
Atemdepression
psychische Abhängigkeit
Initial häufig Gelegentlich
Häufig anhaltend Selten
25 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
„Behandlungskonzepte“
....sind von allergrößter Wichtigkeit um die oft beklagte Verzögerung bei der Analgetikagabe durch langwierige Rückfragen zu vermeiden.
26 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
27 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Was wichtig ist!
auf Augenhöhe sein, den Patienten wahrnehmen
genau hinhören
sich Zeit nehmen
strukturiert fragen
professionell sein
Empathie
eigene Gefühle reflektieren
28 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Ebenen des Standards
bei akuten Schmerzen1. Aktualisierung 2011
Schmerzeinschätzung
Medikamentöse Schmerzbehandlung
Schmerzmittelbedingte Nebenwirkungen
Nichtmedikamentöse Maßnahmen
Information, Anleitung und Schulung
29 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
30 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Schmerzen, kompetent erkennen, erfassen
und behandeln
31 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
„Ich habe keine Angst vordem Tod, nur unendlicheAngst vor dem Sterben,dem Leiden und vor allemvor den starkenSchmerzen“. (Nathalie F. 27 Jahre)
32 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
„Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- und
Gefühlserlebnis, das mit aktueller oder potentieller
Gewebsschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen
einer solchen Schädigung beschrieben wird.“ Internationale Gesellschaft zum Studium des Schmerzes
33 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Schmerz ist nicht nur ein reiner Nervenimpuls, sondern ein komplexes und vielschichtiges
Erlebnis
Die Art und Weise, wie der Schmerz empfunden wird hängt von
verschiedenen Faktoren ab:
Art und Ort der Störung
körperliche Situation
die individuelle Schmerztoleranz
kulturelle Faktoren
persönliche Einstellung zu Krankheit und Schmerz
soziales Umfeld
34 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
„Schmerz ist das, was der Betroffene über die Schmerzen mitteilt.
Sie sind vorhanden,wenn der Patient mit Schmerzen sagt,
dass er Schmerzen hat.“
35 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Chronische Schmerzen
es kommt zum Dauer- Schmerzreiz, der ständig an Rückenmark und das Gehirn weitergeleitet wird
durch den Dauerreiz können sich Nervenfasern so verändern, dass geringe Schmerzreize einen starken Schmerz hervorrufen können
es wird ein Schmerzgedächtnis ausgebildet, welches die Chronifizierung der Schmerzen verursacht
Abhilfe schafft nur eine rechtzeitige Behandlung der Schmerzen durch Medikamente, physiotherapeutische und psychologische Verfahren
36 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Chronische Schmerzen
liegen vor, wenn sie länger als sechs Monate anhalten oder wenn der Schmerz über die erwartete Heilungszeit hinaus anhält
der Übergang von akutem zu chronischem Schmerz ist fließend die Ursache ist meistens nicht mehr feststellbar keine Melde-, Schutz- und Heilfunktion, d.h. er weist nicht (mehr) auf
eine körperliche Schädigung hin der Schmerz ist nicht mehr Signal, sondern entwickelt sich zur
eigenständigen Krankheit immer wiederkehrender bzw. dauerhafter Schmerz der Schmerz wird zum Lebensinhalt Akzeptanz bei den Mitmenschen oft gering durch höhere Schmerzempfindlichkeit, das Gefühl des stärker
werdenden Schmerzes therapieresistent
37 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Schmerzen bei Tumorerkrankten
eines der häufigsten Symptome
in jedem Stadium möglich vor allem aber in der terminalen Phase
abhängig von der Lokalisation und Pathophysiologie des Tumors
Schmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und können im Extremfall, wenn der Schmerz qualvoller als der Tod erscheint, Todeswünsche auslösen
38 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Ursachen bei Tumorpatienten
Tumorbedingte Schmerzen (50 – 90%) Kompression und Infiltration von Nerven, Blut- und Lymphgefäßen, von Hohlorganen Destruktion z.B. von Knochen Nekrosen z.B. Haut und Schleimhaut Hirnödem
Therapiebedingte Schmerzen (10 – 25%) Chemotherapie (Mukositis) Bestrahlung (Neuropathie) Operation (Vernarbung)
Tumorassoziierte Schmerzen (5 – 20%) Infekte durch Abwehrschwäche Schmerzen durch Obstipation oder Ödeme Dekubitus durch Immobilität Schmerzen durch Muskelschwäche
Tumorunabhängige Schmerzen (3 – 10%) chronische Gelenkerkrankungen Migräne Spannungskopfschmerz Rückenschmerzen
39 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Typische Probleme von Schmerzpatienten
Schlafstörungen und Müdigkeit Gereiztheit mit der Zeit zunehmende Schmerzempfindlichkeit Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust Aktivitätsminderung familiäre Konflikte Depression individuelle Überforderung (z.B. Schule, Beruf) Berufsunfähigkeit finanzielle Probleme Existenzängste Sorgen, Angst, Traurigkeit
40 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Zahlen und Fakten bei Tumorerkrankungen
ca. 220.000 Menschen in der BRD haben behandlungs-
bedürftige Tumorschmerzen
über 80% der Tumorpatienten könnten durch eine
effektive Schmerztherapie behandelt werden
jeder Tumorschmerz verpflichtet zur Behandlung
die schmerztherapeutische Versorgung in Deutschland
und weltweit ist immer noch unzureichend!!
41 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Ursachen der Unterversorgung von Schmerzpatienten
unzureichende Abklärung der Schmerzursache
nicht korrekte Verordnung von Analgetika, z.B. Unterdosierung des Analgetikums, zu schwaches Analgetikum, ungeeignete Schmerzmittelkombinationen usw.
mangelnde Kenntnis bezüglich adjuvanter Medikamente und anderer schmerztherapeutischer Maßnahmen
ungenügender Opioideinsatz aus Furcht vor Abhängigkeit und Sucht
Unterschätzung von psychosozialen Einflüssen
Vorurteile seitens der Patienten
42 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Opiatmythos
Opiate machen süchtig
Opiate verursachen bei chronischen Schmerzpatienten eine gefährliche Atemdepression
Opiate sedieren und behindern soziale Kontakte
die Dosierung muss bei Opiaten wegen des Gewöhnungseffektes kontinuierlich gesteigert werden
wenn man mit Morphin beginnt, ist alle Hoffnung aufgegeben
Opiate haben hohe Nebenwirkungen und beschleunigen den Tod
43 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Anamnese
Schmerzanamnese
Allgemeine Anamnese
Soziale Anamnese
Wie ist das soziale Umfeld des Patienten? (Soziale Isolierung)
Psychische Anamnese
Gibt es psychologische Faktoren, die das Schmerzausmaß beeinflussen und mitberücksichtigt werden müssen? (Ängste, Depressionen u.a.)
44 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Schmerzanamnese
Lokalisation: Wo tut es weh (zeigen oder im Körperschema anzeichnen lassen)
Dauer: Wann tut es weh (Änderungen am Tag und in der Nacht?)
Qualität: Wie ist der Schmerz? (scharf, stechend, bohrend, einschießend, dumpf)
Auslöser: Was kann die Schmerzen beeinflussen? (Veränderung des Schmerzes in
Ruhe, bei Belastung, andere Aktivitäten?)
Intensität: Wie stark tut es weh? (Einschätzung anhand der Schmerzskala)
45 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Qualität: Wie ist der Schmerz?
Dr.med.C.Joosten StaarHausarztReferenzarzt des Palliativpflegeverbandes der DG
46 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Schmerztypen und Schmerzqualität
Schmerztyp SchmerzartKnochen-/Periostschmerz Scharf einschießender
Schmerz, dumpf bohrender Ruheschmerz, bei Belastung und Bewegung
Infiltration der Weichteile Pulsierend und entzündlich, stechend, Spannungsgefühl
Viszeraler Schmerz Dumpfer Dauerschmerz (u .U. kolikartig), gesteigerte lokale Empfindlichkeit
Nervenschmerzen durch Infiltration und/oder Kompression
Neuralgie: Einschießender und ausstrahlender SchmerzNeuropathie: brennender, andauernder Schmerz
47 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Schmerztagebuch
Dokumentation: Schmerzverlauf
Medikamentenbedarf
Befindlichkeit
Nebenwirkungen
Begleitmedikation
Bedarfsschmerzmittel
48 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Ziele der medikamentösen Schmerztherapie
Erreichen einer Schmerzfreiheit bzw. Schmerzreduktion für jeden Patienten ohne Beeinträchtigung der Vigilanz oder der Kommunikationsfähigkeit
Berücksichtigung des Selbstbestimmungsrechtes der Betroffenen
Ermöglichen einer aktiven Auseinandersetzung mit dem Schmerz/ einer aktiven Bewältigung des Schmerzes (Coping)
Hilfe zur Selbsthilfe (Beratung, Anleitung, Begleitung) Erhalten und Wiederherstellen der Lebensqualität und nicht
der Lebensverlängerung um jeden Preis Patient als aktiver Partner in der Schmerztherapie das Denken, Fühlen und Verhalten ändern, verändert auch die
Schmerzen
49 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Methoden der Schmerzbehandlung
1. Medikamente
2. Naturheilverfahren
3. Nervenblockaden
4. Physikalische Therapie
5. Psychologische Verfahren
50 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
WHO- Stufenschema zur (Tumor-) Schmerztherapie
1. Medikamente
+ Koanalgetika und Bedarfsmedikamente
Nicht- Opioide
Schwache Opioide
Starke Opioide
Mäßige SchmerzenNRS: 1-3
Starke SchmerzenNRS: 4-7
Stärkste SchmerzenNRS: 8-10
Stufe 1
Stufe 2
Stufe 3
51 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
WHO- StufenschemaKombinationsmöglichkeiten:
Stufe 1 + Stufe 2(Nicht Opioid) (Schwaches Opioid)
Stufe 1 + Stufe 3(Nicht Opioid) (Starkes Opioid)
Stufe 2 + Stufe 3(Schwaches Opioid) (Starkes Opioid)
Nicht kombinieren:
52 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Vorteile der Opioide
keine Organtoxizität
vielfältige Verabreichungsformen
nahezu unbegrenzter Dosierungsspielraum
Kombinierbarkeit
53 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Nebenwirkungen von Opioiden
ObstipationTherapie: Laxanzien, keine Toleranzentwicklung
Übelkeit/ErbrechenTherapie: Antiemetika, Toleranzentwicklung in der Regel nach 10-14 Tagen
MüdigkeitIn der Regel Besserung nach 5 Tagen, ggf. Dosisreduktion
BlasenentleerungsstörungenTherapie: Cholinestrasehemmer, evtl. Dauerkatheter
Verwirrtheit/HalluzinationenTherapie: Dosisreduktion, Neuroleptika
JuckreizSchwierig zu behandelndes Symptom, Versuch mit Antihistaminika, Hautpflege
Bei anhaltenden Nebenwirkungen Opioidwechsel erwägen
Überdosierungssymptome sind:Atemdepression, Myoklonien (Muskelzuckungen), Halluzinationen, Albträume
54 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Möglichkeiten der Schmerzmittelapplikation
Enterale Analgetikatherapie
Tabletten Tropfen Lutscher Zäpfchen
Hinweise: Tabletten möglichst in Retard- Form verabreichen richtigen Zeitpunkt (vor, während, nach den Mahlzeiten) berücksichtigen Teilbarkeit, Mörsern, Auflösen erlaubt? Diarrhoe und Emesis beachten Oberkörper hoch lagern
55 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Transdermale Analgetikatherapie
Hinweise Depotpflaster auf flache, gesunde, faltenfreie, nicht
irritierte, nicht bestrahlte Hautstelle des Oberkörpers oder der Oberarme aufkleben
vor dem Anbringen, die Haut nur mit Wasser reinigen
Haut muss vollkommen trocken sein Pflaster müssen unmittelbar nach der Entnahme
aufgeklebt werden Pflaster ca. 30 Sekunden lang fest aufdrücken das Pflaster darf nicht zerschnitten werden neues Pflaster muss an einer anderen Hautstelle
angebracht werden kein Kontakt mit direkten äußeren Wärmequellen keine intensive Sonnenbestrahlung aussetzen
56 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Grundregeln der medikamentösen Schmerztherapie
das Stufenschema der WHO wird angewendet die orale Schmerztherapie ist die Methode der Wahl
(Referenz) regelmäßige Einnahme nach einem festen über 24-h-
Zeitschema „By the clock“ individuelle Dosierung der Opioidanalgetika/ kontrollierte
Dosisanpassung bei Dauerschmerzen langwirkende Retardmedikamente
verschreiben Medikamentengabe nach dem Prinzip der Antizipation
(d.h. die nächste Analgetikagabe muss erfolgen, bevor die Wirkung der Vorangegangenen abgeflacht ist)
57 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Grundregeln der medikamentösen Schmerztherapie
Prophylaxe von Nebenwirkungen durch Begleitmedikamente schnell freisetzende analgetische Zusatzmedikation zur
freien Verfügung bei zusätzlichen Schmerzspitzen Einsatz von Co- Analgetika Wechsel des Opioids bei Dosiseskalation oder nicht
beherrschbaren Nebenwirkungen bei Schluckproblemen Umstellung der Analgetika auf
subkutane oder transdermale Gabe evtl. andere Therapieverfahren einsetzen Schmerzdokumentation!!!! für ambulante Patienten/Angehörige schriftliche
Einnahmeanleitung mitgeben
58 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
2. Naturheilverfahren
Akupunktur
Aromatherapie
59 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
4. Physikalische Therapie
Transkutane Elektrische
Nervenstimulation (TENS)
Kälte- Wärme- Anwendungen
60 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
5. Physiotherapie
Massage oder vorsichtige krankengymnastische Maßnahmen
behutsame Halt gebende Lagerung
61 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
6. Psychotherapie/Entspannungsverfahren
Verhaltenstherapie
Schmerzbewältigungs- Strategien: Autogenes Training
Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen
Mediation
Atemübungen
Biofeedback, Relaxationstechniken
Hypnose, Traumreisen, Lieblingsmusik
Musik,-Mal,-Kunst,-Tiertherapie
62 Pflegeabend 17.04.2013 Elke Goldhammer | Thomas Wittling | Ruth BocheUniversitätsklinikum Münster
Seite 62Universitätsklinikum Münster Elke Goldhammer
Juni 2012., Onkologische Pflege
„Divinum est sedare dolorem“–
Es ist göttlich, den Schmerz zu lindern.
Arzt Galenus (129- 199 n.Chr.)