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Innenraumluft
Gefahrstoffe - Reinhaltung der Luft78 (2018) Nr. 7/8 - Juli/August
Schimmelpilze im Sedimentationsstaub von Klassen räumenH.-D. Neumann, M. Buxtrup, A. Sander, K. Klus
Zusammenfassung Ziel dieser Arbeit war es, durch eine Langzeitauf-nahme luftgetragener Schimmelpilze im Sedimentationsstaub auf höher gelegenen Ablagerungsflächen wie z. B. Tafelkonsolen in Schulen, eine Interpretationshilfe zur Beurteilung von Schimmelpilzen in Klassenräu-men zu erarbeiten. Die Untersuchungen erfolgten über sechs Jahre in 371 Räumen von 111 Schulen in Nordrhein-Westfalen. Die Sammelzeit betrug zwei Monate, sodass eine jahreszeitliche Zuordnung der Ergeb-nisse möglich war. Standardmäßig wurden 105 Schimmelpilzspezies und -gattungen differenziert. Es zeigte sich, dass die Methode geeignet ist, Schimmelpilzbefall in Innenräumen aufzuspüren. Maßgeblich sind dabei der Nachweis der nicht oder selten ermittelten Feuchtezeiger so-wie das Überschreiten der 95-Perzentilwerte der Hintergrundwerte.
Abstract The purpose of this study was to provide an interpretational aid to the assessment of moulds in classrooms by recording airborne moulds in sedimentation dust on elevated deposition surfaces in schools, e.g. blackboard brackets, over an extended period. The inves -tigations were performed over a period of 6 years in 371 rooms of 111 schools in North-Rhine/Westphalia. The collection period was 2 months, so it was possible to assign the results to the time of year. As standard, 105 mould species and genera were differentiated. The me-thod proved to be suitable for tracking down mould infestation in inte-riors. Essential for this are the verification of moisture indicators that are rarely or never detected and the transgression of the 95th percentiles of the background values.
Moulds in sedimentation dust in classrooms
1 Einleitung
Gesundheitliche Beschwerden in Innenräumen werden häufig mit vermuteten oder erkennbaren Schimmelpilzbe-lastungen in Verbindung gebracht. Wenngleich Dosis-Wir-kungs-Beziehungen für solche Beschwerden durch Schim-melpilze in Innenräumen bislang noch nicht abgeleitet werden konnten, sollten Schimmelpilzbelastungen in Innenräumen sachgerecht beurteilt werden können. Da Schimmelpilze aber ubiquitär vorhanden sind, ist die Beur-teilung von Schimmelpilzbefall in Innenräumen, sei es durch Feuchteschäden oder eingetragene Quellen, eine komplexe Aufgabe. In der Regel dient dazu eine punktuelle Probenahme der Schimmelpilze in den betroffenen Räu-men und in der Außenluft. Dabei ist es oft zweifelhaft, ob das Ergebnis aussagekräftig ist, da die gemessenen Kon-zentrationen vom Sporenflug zum Messzeitpunkt abhän-
gen. Alternativ zu den Luftproben können Material-, Abklatsch- oder Klebefilmproben sowie Staubproben genommen werden. Bei Staubprobenahmen auf Fußböden werden allerdings auch die Schimmelpilze erfasst, die durch Verschmutzungen in den Raum eingetragen werden.Ziel dieser Arbeit war es daher, ein Beurteilungsverfahren zu entwickeln, das die beschriebenen Nachteile von Luft- und Staubproben nicht enthält. Dazu wurde im Rahmen des Projektes „Gesunde Luft in Schulen“ der Unfallkasse Nord-rhein-Westfalen [1] eine Langzeitaufnahme von luftgetra-genen Schimmelpilzen im Sedimentationsstaub auf höher gelegenen Ablagerungsflächen in Klassenräumen durch-geführt. Die Probenahmezeit betrug jeweils zwei Monate. Der Sporenflug von Spezies aus Innenraumquellen wird somit sicherer erfasst als bei Luft- oder Bodenstaubproben und ist nicht vom Messzeitpunkt abhängig. Dabei ist sicher-gestellt, dass die Schimmelpilze luftgängig und somit inha-lativ verfügbar waren. Ferner ist das Alter des Staubs bekannt, sodass die Ergebnisse der Staubproben jahreszeit-lich interpretiert werden können. Im Gegensatz zu Boden-staubproben unterbleiben Kontaminationen durch einge-tragenen Staub und das Gewicht sowie die Zusammenset-zung des Staubs sind nicht abhängig von der Art, dem Alter und dem Zustand des Bodenbelags.
2 Material und Methoden
Die Untersuchungen erfolgten über einen Zeitraum von sechs Jahren in 371 Räumen von 111 Schulen in Nordrhein-Westfalen, in denen es keine Beschwerden über eine unzu-reichende Raumluftqualität gab. Vertreten waren 41 Grund-schulen, zwölf Hauptschulen, 13 Realschulen, 19 Gymna-sien, acht Gesamtschulen, neun Berufskollegs und neun Sonderschulen. Um eine Kontamination durch Bodenstaub zu vermeiden und sicherzustellen, dass der Staub luftgetra-gen war, wurden als Staubsammelfläche höher gelegene Flächen in Klassenräumen ausgesucht. In der Regel waren es Tafelkonsolen, die vor Beginn der Staubsammlung inten-siv feucht gereinigt wurden. Standen keine Tafelkonsolen zur Verfügung, erfolgte die Staubsammlung auf der Deckenplatte von Klassenraumschränken oder auf höher gelegenen Regalflächen. Die Sammelzeit betrug jeweils zwei Monate. Diese wurde so geplant, dass längere Leerzei-ten des Raumes in Ferienzeiten ausblieben. Nach der Sam-melzeit von zwei Monaten wurden die Oberflächen mittels eines Industriestaubsaugers der Fa. Kärcher, Typ 2701, mit einer Luftmenge von 68 l/s abgesaugt. Die Abscheidung des Staubs erfolgte auf einem Gelatinefilter mit einem Durch-messer von 50 mm in einem Filterhalter der Fa. Sartorius. Die Ansaugöffnung hatte einen Durchmesser von 7 mm. Durch die strömungsgünstige Formgebung war eine gleichmäßige Mikroorganismen- und Partikelbelegung gegeben (Bild 1). Das Stützsieb des Filters wurde im Heiß-luftsterilisator für vier Stunden bei 180 °C sterilisiert.
Dr.-Ing. Heinz-Dieter Neumann, ehemals Unfallkasse Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf. Martin Buxtrup, Unfallkasse Nordrhein-Westfalen, Münster. Andreas Sander, I Cee u clinical solutions, Essen. Dr. rer. nat. Klaus Klus, BMA-Labor, Bochum.
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Innenraumluft
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Die Analytik der Proben erfolgte im BMA-Labor in Bochum mit einer Standardauswertung auf 105 Schimmelpilzspe-zies. Die Auswertungsmethode richtete sich nach dem abgestimmten Arbeitsergebnis „Schimmelpilze in Innen-räumen – Nachweis, Bewertung, Qualitätsmanagement“ des Arbeitskreises „Qualitätssicherung – Schimmelpilze im Innenraum“ am Landesgesundheitsamt Baden-Württem-berg [2] sowie nach der Methode des 4. Ringversuchs „Dif-ferenzierung von innenraumrelevanten Schimmelpilzen“ des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg [3].Der Staub wurde einschließlich der Filter mit jeweils dem 100-Fachen seines Gewichts mit einer NaCl/Tween-Lösung (0,9 %/0,01 %) versetzt und 30 min bei 35 °C auf einem 2D-Schüttler in dem Gefäß geschüttelt, das zuvor zur Pro-bengewinnung mit dem Filter ausgewogen worden war. Staubmengen unter 100 mg wurden in 10 ml suspendiert. Von der erhaltenen Suspension und weiteren Verdünnungs-stufen dieser Suspension (1 : 10 und 1 : 100) wurden pro Verdünnungsstufe 100 µl auf jeweils drei DG-18-Agarplat-ten und drei Malzextrakt-Agarplatten zur Inkubation bei 25 ± 3 °C sowie pro Verdünnungsstufe auf weitere drei Malzextrakt-Agarplatten zur Inkubation bei 37 ± 1 °C aus-gespatelt. Zur Bestimmung der kultivierbaren Schimmel-pilzeinheiten und zur Differenzierung der Schimmelpilz-spezies erfolgte die Auszählung der Schimmelpilzkolonien zwischen dem zweiten und dem zehnten Tag.Zur Bestimmung der Gesamt-KBE (KBE = Kolonie bildende Einheiten) wurde in der Regel das Ergebnis der DG-18-Agarplatten verwendet. Schimmelpilze, die auf DG-18-Agar nicht kultiviert werden konnten, wurden auf Malzextrakt-Agar ausgewertet und mit der auf DG-18-Agar ermittelten KBE-Zahl zur Gesamt-KBE zusammengeführt. Für die Gesamt-KBE wurden die Platten der Verdünnungs-stufe mit möglichst zwischen 10 und 100 KBE pro Platte ausgewertet. Zur Quantifizierung der einzelnen Arten wurden alle Plat-ten der Verdünnungsstufe ausgewertet, auf denen 1 bis 50 (in Ausnahmen bis 100) KBE dieser Spezies auszählbar waren. Die Ergebnisse der DG-18-Agarplatten wurden voll-ständig wiedergegeben und die der Malzextrakt-Agarplat-ten nur für die Spezies, die auf DG-18-Agar nicht kultiviert werden konnten. Dies erfolgte z. B. für die Arten Stachy -botrys chartarum oder Chaetomium spp. sowie für die Ergebnisse der bei 37 °C kultivierten Agarplatten zur Diffe-
renzierung der thermophilen Schimmelpilze wie z. B. Aspergillus fumigatus. Die Differenzierung der Schimmelpilzspezies erfolgte auf-grund der Morphologie des makroskopischen und mikro-skopischen Bildes anhand üblicher Differenzierungsschlüs-sel [2; 4 bis 6]. Es wurden die Schimmelpilzarten differen-ziert, deren Konzentration mindestens 1 000 KBE/g betrug, das heißt, die in der Ausgangssuspension von 1 g Staub pro 100 ml Suspension mit mindestens 1 KBE pro Agarplatte vertreten waren.Zur Darstellung des Konzentrationsspektrums der Schim-melpilze im Staub wurden die mit der beschriebenen Methode erhobenen Messdaten aus 371 Klassenräumen in 111 Schulen statistisch ausgewertet. Die Auswertung erfolgte mithilfe eines Excel-Programms. Bestimmt wurden die Minimal- und Maximalwerte, die Mediane sowie die 90- und 95-Perzentilwerte. Die Medianwerte verdeutlichen dabei die mittlere Schimmelpilzbelastung des gesammelten Staubs. Der 95-Perzentilwert dokumentiert eine vergleichs-weise hohe Konzentration, wobei Ausreißer ausgeblendet werden.
3 Ergebnisse
3.1 Ergebnisse aller RäumeDie Tabelle zeigt die Rangordnung der Bestimmungen sor-tiert nach Anzahl der Nachweise. Demnach wurden in dem gesammelten Staub 70 Schimmelpilzspezies und -gattun-gen von den 105 Standardauswertungen nachgewiesen. Dabei handelte es sich neben den Hefen um 50 konkret zu benennende Spezies, zwölf undefinierte Spezies und fünf Gattungen bzw. Gruppen. Nicht identifizierbare Spezies wurden unter „andere Spezies“ oder unter „nicht bestimmte Schimmelpilzart“ subsumiert. Schimmelpilze der Gattungen Cladosporium und Penicillium wurden am häufigsten nachgewiesen. Die am häufigsten nachgewie-sene Spezies war Aspergillus fumigatus, gefolgt von Penicil-lium brevicompactum, Penicillium chrysogenum und Asper-gillus versicolor. Häufig nachgewiesen wurden ebenfalls die Hefen. Nur zehn der ausgewerteten Spezies und Gattungen wurden inklusive der nicht definierbaren und der Hefen mehr als 100-mal nachgewiesen. Nachgewiesene Pilzspe-zies und -gattungen mit hoher Indikation für Feuchteschä-den [2; 7], kurz auch Feuchtezeiger genannt, sind in der Tabelle grau hinterlegt. So wurden Feuchtezeiger aus den Gattungen Aspergillus und Penicillium häufig nachgewie-sen, andere wie Stachybotrys chartarum nur zweimal, davon einmal in höherer Konzentration > 50 000 KBE/g. Die Feuchtezeiger Phialophora spp. und Tritirachium album fanden keinen Nachweis. Acht der zehn am meisten nachgewiesenen Spezies und Gattungen befanden sich auch unter den zehn höchsten nach der Rangfolge der 95-Perzentilwerte. Die höchsten 95-Perzentilwerte fanden sich für die Gattung Cladosporium und Hefen. Höchste 95-Perzentilwerte für einzelne Spezies wurden für Penicil-lium chrysogenum und Penicillium brevicompactum sowie für Aspergillus versicolor und Aspergillus fumigatus ermit-telt. Zusätzlich zu der Gesamtauswertung wurden die Schim-melpilzkonzentrationen auch in Zweimonatsintervallen ausgewertet. Stichtag für die Zuordnung zu einem Zwei-monatsintervall war dabei der Zeitpunkt der Hälfte der Probenahmezeit, also ein Monat nach der Säuberung der
Bild 1. Probenahmekopf.
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Schimmelpilze sortiert nach Zahl der Nachweise (n = 371) n > BG Maximalwert Minimum > BG Median 90-Perzentil 95-Perzentilandere Spezies 371 28 729 373 1 383 83 712 330 590 564 847Cladosporium spp. 335 11 463 415 3 048 48 916 758 998 1 357 111Penicillium spp. 303 1 562 500 4 000 18 519 95 238 146 091Aspergillus fumigatus 263 416 667 3 765 7 092 34 632 68 000Hefen 239 37 777 778 1 221 9 804 135 135 326 527Penicillium brevicompactum 180 2 118 056 3 972 0 95 814 153 684Penicillium chrysogenum 155 44 444 444 4 000 0 73 869 199 850Aspergillus versicolor 144 32 673 267 3 000 0 48 031 101 406Eurotium sp. 118 203 252 1 323 0 15 335 34 908Aspergillus spp. 107 72 727 2 232 0 7 634 9 998Aureobasidium pullulans 97 320 394 1 000 0 27 975 61 275Penicillium-aurantiogriseum-Gruppe
66 40 000 000 4 325 0 41 254 121 996
Aspergillus niger 57 71 849 1 998 0 7 576 16 736Alternaria sp. 47 145 833 1 000 0 1 667 10 324Penicillium sp. 45 1 962 175 4 444 0 9 091 54 751Botrytis cinerea 43 126 263 1 155 0 2 541 16 992Pencillium olsonii 43 2 310 231 4 197 0 8 055 32 342Eurotium amstelodami 30 247 863 1 927 0 0 7 607Wallemia sebi 24 10 396 040 1 000 0 0 4 000Rhizopus stolonifer 22 212 264 1 000 0 0 1 273Penicillium glabrum 22 1 526 104 4 264 0 0 5 488Aspergillus restrictus 21 3 424 658 6 410 0 0 8 154Trichoderma sp. 18 49 020 1 000 0 0 0Aspergillus ochraceus oder Aspergillus westerdijkiae
18 419 162 4 037 0 0 0
Aspergillus sydowii 16 53 383 4 098 0 0 0Eurotium herbariorum 16 117 067 4 333 0 0 0Mucor hiemalis 15 1 498 127 1 000 0 0 0Penicillium variabile 13 2 142 857 7 407 0 0 0Mucor plumbeus 12 1 872 659 1 102 0 0 0Cladosporium cladosporioides 10 201 465 5 000 0 0 0Mucor racemosus 10 21 097 1 026 0 0 0Aspergillus penicillioides oder Aspergillus restrictus
8 365 983 10 022 0 0 0
Aspergillus ustus 8 154 589 4 604 0 0 0Scopulariopsis sp. 8 29 240 1 927 0 0 0Eurotium spp. 7 32 330 5 636 0 0 0Paecilomyces variotii 7 48 193 3 300 0 0 0Penicillium corylophilum 7 365 714 10 703 0 0 0Phoma glomerata 7 20 661 1 332 0 0 0Rhizopus oryzae 7 22 727 1 324 0 0 0Ulocladium sp. 7 10 471 1 441 0 0 0Penicillium rugulosum 5 167 224 7 264 0 0 0Alternaria alternata 4 9 772 2 000 0 0 0Aspergillus flavus 4 63 946 4 004 0 0 0Mucor circinelloides 4 14 438 1 333 0 0 0Penicillium digitatum 4 579 710 17 544 0 0 0Aspergillus sp. 3 85 714 4 902 0 0 0Chaetomium globosum 3 40 650 2 755 0 0 0Penicillium nalgiovense 3 209 644 5 641 0 0 0Rhizopus sp. 3 143 988 16 835 0 0 0Trichothecium roseum 3 36 134 17 949 0 0 0Acremonium strictum 3 6 105 611 1 927 0 0 0Absidia corymbifera 2 19 841 2 000 0 0 0
Tabelle. Nachgewiesene Schimmelpilze in KBE/g Staub nach Anzahl der Nachweise sortiert (Feuchtezeiger grau hinterlegt); BG = Bestimmungsgrenze.
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Sammelfläche. Die Bilder 2 bis 6 zeigen die Zweimonats-auswertungen für die Konzentration der fünf am meisten gefundenen Schimmelpilzgattungen und -spezies inklusive der nicht identifizierten Spezies (Andere Spezies). Die Zahl der Auswertungen ist dabei in den Monaten Januar und Februar sowie Juli und August am geringsten, da in Ferien-zeiten keine Probenahmen erfolgten. Die Gesamtübersicht der Zwei-Monatsauswertungen ist in [1] dokumentiert.Die jahreszeitliche Abhängigkeit der Ergebnisse ist bei den Schimmelpilzen der Gattung Cladosporium besonders aus-geprägt (Bild 3). Die Medianwerte unterscheiden sich zwi-schen den Winter- und Sommermonaten um deutlich mehr als den Faktor 10, wobei die Mediane der Konzentrationen
in den Wintermonaten in einer Größenordnung von 104 KBE/g und in den Sommermonaten bei 105 KBE/g lie-gen. Die 95-Perzentilwerte erreichen die Größenordnung von 106 KBE/g. Alle anderen Spezies und Hefen zeigen einen gleichmäßigeren Verlauf über das Jahr. Der Median-wert für „Andere Spezies“ liegt bei 105 KBE/g, der für die Gattung Penicillium und für die Hefen bei 104 KBE/g, wobei der Medianwert der Hefen im Juli und August aufgrund der geringen Nachweise unterhalb der Bestimmungsgrenze liegt. Die Medianwerte für alle anderen Gattungen und Spe-zies liegen auch unter 104 KBE/g, zumeist unterhalb der Bestimmungsgrenze [1].
Schimmelpilze sortiert nach Zahl der Nachweise (n = 371) n > BG Maximalwert Minimum > BG Median 90-Perzentil 95-PerzentilAspergillus candidus 2 673 953 140 351 0 0 0Aspergillus penicillioides 2 610 561 056 59 524 0 0 0Chrysonilia sitophila 2 10 101 6 677 0 0 0Eine nicht bestimmte Schimmelpilzart
2 265 877 66 787 0 0 0
Fusarium sp. 2 4 902 2 172 0 0 0Mucor sp. 2 31 111 6 667 0 0 0Penicillium chrysogenum oder Penicillium expansum
2 5 797 4 667 0 0 0
Stachybotrys chartarum 2 58 333 666 0 0 0Acremonium sp. 1 131 313 131 313 0 0 0Chaetomium sp. 1 1 193 1 193 0 0 0Chromelosporium fulvum 1 1 329 1 329 0 0 0Cladosporium herbarum 1 12 121 12 121 0 0 0Paecilomyces farinosus 1 107 527 107 527 0 0 0Penicillium camemberti 1 71 111 71 111 0 0 0Penicillium expansum 1 14 815 14 815 0 0 0Penicillium funiculosum 1 333 333 333 333 0 0 0Trichoderma viride 1 4 678 4 678 0 0 0Ulocladium chartarum 1 23 295 23 295 0 0 0KBE-Gesamt 371 693 069 307 3 333 452 416 2 101 732 3 364 495Außenluftschimmelpilze 343 11 495 935 1 333 53 601 837 954 1 440 323KBE-Gesamt-Außenluftschimmelpilze
371 692 920 792 3 333 276 191 1 145 833 1 972 433
69 225
76 577
92 092 99 228 101 587 90 699
4 264
Januar bis Februarn > BG = 44 von 44
März bis Apriln > BG = 89 von 89
Mai bis Junin > BG = 66 von 66
Juli bis Augustn > BG = 43 von 43
September bis Oktobern > BG = 61 von 61
November bis Dezembern > BG = 68 von 68
1 406 1 622 1 383
5 1983 213
205 400
457 086
875 200300 273 574 156 506 625
1 000
10 000
100 000
1 000 000
KBE/
g St
aub
Median Minimum > BG 95-Perzentil
Bild 2. Konzentrationsverlauf in Zweimonatsintervallen für „Andere Spezies“; BG = Bestimmungsgrenze.
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Innenraumluft
Gefahrstoffe - Reinhaltung der Luft78 (2018) Nr. 7/8 - Juli/August
Analog zur Konzentration der Gattung Cladosporium ver-hält sich auch der Jahresgang der Gesamtschimmelpilz-konzentration, wenn auch nicht so ausgeprägt wie bei den
Cladosporien (Bild 7). Im Median liegen die Konzentratio-nen in der Größenordnung 105 KBE/g und als 95-Perzentil-wert in der Größenordnung 106 KBE/g gesehen über das
4 758
7 937 8 609
4 920
8 749
6 975
3 765 4 000 4 545 4 000 3 772 4 018
23 791
99 232 84 856
43 49737 037
45 990
1 000
10 000
100 000
KBE/
g St
aub
Median Minimum > BG 95-Perzentil
Januar bis Februarn > BG = 29 von 44
März bis Apriln > BG = 65 von 89
Mai bis Junin > BG = 49 von 66
Juli bis Augustn > BG = 24 von 43
September bis Oktobern > BG = 50 von 61
November bis Dezembern > BG = 46 von 68
Bild 5. Konzentrationsverlauf in Zweimonatsintervallen für Aspergillus fumigatus; BG = Bestimmungsgrenze.
15 525 8 270
20 129
15 332
31 963
24 163
5 0204 006 4 082 4 000 4 332 4 684
60 809 67 900
142 152108 704
371 429253 095
1 000
10 000
100 000
1 000 000
KBE/
g St
aub
Median Minimum > BG 95-Perzentil
Januar bis Februarn > BG = 34 von 44
März bis Apriln > BG = 66 von 89
Mai bis Junin > BG = 56 von 66
Juli bis Augustn > BG = 36 von 43
September bis Oktobern > BG = 54 von 61
November bis Dezembern > BG = 57 von 68
Bild 4. Konzentrationsverlauf in Zweimonatsintervallen für Penicillium spp. BG = Bestimmungsgrenze.
11 500
23 667
296 202
301 075 99 368
107 612
3 765 4 2375 882 5 333 6 324
3 048
138 982
424 708
4 199 149
1 960 872
639 456
278 486
1 000
10 000
100 000
1 000 000
10 000 000
KBE/
g St
aub
Median Minimal > BG 95-Perzentil
Januar bis Februarn > BG = 38 von 44
März bis Apriln > BG = 78 von 89
Mai bis Junin > BG = 63 von 66
Juli bis Augustn > BG = 41 von 43
September bis Oktobern > BG = 58 von 61
November bis Dezembern > BG = 57 von 68
Bild 3. Konzentrationsverlauf in Zweimonatsintervallen für Cladosporium spp.; BG = Bestimmungsgrenze.
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Innenraumluft
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gesamte Jahr. So war die Gesamtschimmelpilzkonzentra-tion in den Sommermonaten wohl insbesondere von den Schimmelpilzen geprägt, die in der Außenluft auftraten und durch Lüftung eingetragen wurden. Neben den Cladospo-rien waren dies unter anderem Aureobasidium spp., Alter-naria spp., Fusarium spp. und Botrytis cinerea [2]. Diese Pilze wurden weniger häufig und in geringeren Konzentra-
tion festgestellt als Cladosporium spp. In den 371 Proben wurde Aureobasidium pullulans insgesamt nur 97-mal nachgewiesen, Alternaria sp. 47-mal und Botrytis cinerea 43-mal. Die Mehrzahl der Nachweise entstammten dabei den 259 Proben aus den Monaten März bis Oktober. Darin wurden Aureobasidium pullulans 80-mal, Alternaria sp. 42-mal und Botrytis cinerea 37-mal nachgewiesen. Andere
10 336
13 475
8 883
11 98111 781
1 9941 332 1 333 1 221
1 663
3 487
116 680
281 753175 382
68 397
833 333625 769
1 000
10 000
100 000
1 000 000
KBE/
g St
aub
Median Minimum > BG 95-Perzentil
Januar bis Februarn > BG = 30 von 44
März bis Apriln > BG = 65 von 89
Mai bis Junin > BG = 42 von 66
September bis Oktobern > BG = 41 von 61
November bis Dezembern > BG = 44 von 68
Juli bis Augustn > BG = 17 von 43
Bild 6. Konzentrationsverlauf in Zweimonatsintervallen für Hefen; BG = Bestimmungsgrenze.
332 906287 179
680 433 622 222 570 048439 863
23 264
3 333
64 378
11 000
38 275 34 519
1 374 360 1 726 010
8 271 3572 357 315 3 438 596 3 316 425
1 000
10 000
100 000
1 000 000
10 000 000
KBE/
g St
aub
Median Minimum > BG 95-Perzentil
Januar bis Februarn > BG = 44 von 44
März bis Apriln > BG = 89 von 89
Mai bis Junin > BG = 66 von 66
Juli bis Augustn > BG = 43 von 43
September bis Oktobern > BG = 61 von 61
November bis Dezembern > BG = 68 von 68
Bild 7. Konzentrationsverlauf in Zweimonatsintervallen für Gesamt schimmelpilze.
16 751 23 667
296 702 311 111
109 43019 513
3 765 4 2377 000
1 333
6 280
2 000
159 174
471 444
4 290 8652 023 606
884 354291 788
1 000
10 000
100 000
1 000 000
10 000 000
KBE/
g St
aub
Median Minimum > BG 95-Perzentil
Januar bis Februarn > BG = 39 von 44
März bis Apriln > BG = 78 von 89
Mai bis Junin > BG = 65 von 66
Juli bis Augustn > BG = 42 von 43
September bis Oktobern > BG = 60 von 61
November bis Dezembern > BG = 59 von 68
Bild 8. Konzentrationsverlauf in Zweimonatsintervallen für die Summe der Außenluftschimmelpilze Cladosporium spp., Alternaria sp., Aureobasidium pullulans, Botrytis cinerea und Fusarium sp.
307
Innenraumluft
Gefahrstoffe - Reinhaltung der Luft78 (2018) Nr. 7/8 - Juli/August
Außenluftschimmelpilze wie Fusarium spp. (zwei Nach-weise) oder Epicoccum nigrum (kein Nachweis) fanden im Sedimentationsstaub keinen Niederschlag. Der Jahresgang der Summe dieser Außenluftschimmelpilze ist in Bild 8 dar-gestellt. So war die Konzentration der Außenluftschimmel-pilze in den Sommermonaten im Vergleich zum Winter im Median mehr als zehnfach höher.Reduziert man die Konzentration der Gesamtschimmelpilze um die der Außenluftschimmelpilze, ergibt sich ein gleich-mäßiger Verlauf für die Restkonzentration (Bild 9). Diese ist in den Sommermonaten nunmehr um mehr als die Hälfte niedriger als die der Gesamtschimmelpilze. Die Gesamt-schimmelpilzkonzentration war in dieser Zeit somit zu mehr als 50 % durch Außenluftschimmelpilze geprägt, wobei die Gattung Cladosporium überwog. Auf den Abzug
von Hefen, die ebenfalls durch Lüftung eingetragen werden können [2], wurde verzichtet, da diese in dieser Studie im Jahresgang einen relativ konstanten Verlauf zeigten und keine jahreszeitliche Abhängigkeit zu erkennen war.
3.2 Ergebnisse unter Berücksichtigung möglicher Einfluss-faktorenIn Bild 10 sind die Median- und 95-Perzentilwerte für die Gesamtschimmelpilze und die Gattung Cladosporium in Abhängigkeit von der Lage der Schule dargestellt. Dem-nach waren die Ergebnisse im Bereich der Innenstadt und an viel befahrenen Straßen im Mittel etwa um die Hälfte niedriger als in den anderen Gebieten. Auch die 95-Perzen-tilwerte fielen dort deutlich niedriger aus.
24 21 59 57 12319 49
250 169
461 452662
383 448594
375
1 621
2 065
1 085
1 602
1 3721 398
1 158
3 453 3 5163 377
1 945
3 257
0
500
1 000
1 500
2 000
2 500
3 000
3 500
4 000
Innenstadt n = 75
viel befahreneStraße n = 18
Wohngebietn = 179
Mischgebiet n = 57
ländlichn = 41
Stadtrandn = 12
alle Gebieten = 369
Med
ian-
und
95-P
erze
ntilw
erte
in K
BE x
103 /
g St
aub
Median Cladosporium spp. Median Gesamtschimmelpilze 95-PerzentilCladosporium spp.
95-PerzentilGesamtschimmelpilze
Bild 10. Medianwerte und 95-Perzentilwerte für Schimmelpilze nach Lage der Schule.
276 333226 406
302 211213 636
427 649362 339
23 264
3 333
37 753
11 00023 810
33 789
1 337 383 1 277 879 1 691 321 692 2222 132 316
3 235 266
1 000
10 000
100 000
1 000 000
10 000 000
KBE/
g St
aub
Median Minimum > BG 95-Perzentil
Januar bis Februarn > BG = 44 von 44
März bis Apriln > BG = 89 von 89
Mai bis Junin > BG = 66 von 66
Juli bis Augustn > BG = 43 von 43
September bis Oktobern > BG = 61 von 61
November bis Dezembern > BG = 68 von 68
Bild 9. Konzentrationsverlauf in Zweimonatsintervallen für Gesamtschimmel pilze ohne Cladosporium spp., Alternaria sp., Aureobasidium pullulans, Botrytis cinerea und Fusarium sp.
308
Innenraumluft
Gefahrstoffe - Reinhaltung der Luft 78 (2018) Nr. 7/8 - Juli/August
Das Baujahr der Räumlichkeit erscheint für die Schimmel-pilzkonzentration in den Räumen dagegen von geringerer Bedeutung zu sein als die Lage (Bild 11). Die Medianwerte der um die Außenluftschimmelpilze bereinigten Gesamt-schimmelpilzkonzentration sind, über die Baujahre ge -sehen, annähernd gleich. Nur der Medianwert der in den
letzten zwei Jahren vor der Probenahme errichteten Räume ist leicht höher als die Medianwerte in den Vorjahren. Aller-dings war hier die Fallzahl auch deutlich geringer im Ver-gleich zu den anderen Baujahren, sodass sich daraus keine gesicherte Tendenz ableiten lässt. Der 95-Perzentilwert für
480 479 436 436 348
3 218
2 062
3 377
4 388
3 291
0
500
1 000
1 500
2 000
2 500
3 000
3 500
4 000
4 500
5 000
Holz(n = 21)
PVC(n = 153)
Linoleum(n = 101)
Kautschuk(n = 51)
Teppich(n = 39)
Median 95-Perzentil
Ges
amts
chim
mel
pilz
e in
103 x
KBE
/g S
taub
Bild 12. Medianwerte und 95-Perzentilwerte für die Gesamtschimmelpilz konzentration in Abhängigkeit von der Fußbodengestaltung des Raumes.
226 259 273378
833
2 019
1 110
1 514
0
500
1 000
1 500
2 000
2 500
vor 1950(n = 49)
1950 bis 1985(n = 213)
nach 1985(n = 76)
innerhalb der letztenzwei Jahre
(n = 27)
Ges
amts
chim
mel
pilz
e –
Auße
nluft
schi
mm
elpi
lze
in 1
03 x K
BE/g
Sta
ub
Median 95-Perzentil
Bild 11. Medianwerte und 95-Perzentilwerte für die Gesamtschimmelpilz konzentration ohne Außenluftschimmelpilze in Abhängigkeit vom Baujahr der Räumlichkeit.
309
Innenraumluft
Gefahrstoffe - Reinhaltung der Luft78 (2018) Nr. 7/8 - Juli/August
die Räume der Baujahre 1950 bis 1985 ist durch die hohe Fallzahl der Räume aus dieser Zeit geprägt.Auch die Art des Fußbodens im Raum hatte keinen erkenn-baren Einfluss auf die Gesamtschimmelpilzkonzentration
im Sedimentationsstaub. Trotz unterschiedlicher Rei-nigungsarten zeigten Räume mit Teppichfußböden keine erhöhten Konzentrationen im Vergleich zu Räumen mit einer glatten Fußbodengestaltung (Bild 12).
1 10 100 1 000 10 000
Aspergillus fumigatus (Nov-Dez)
Aspergillus restrictus▲
Aspergillus versicolor ▲
Cladosporium spp.► (Nov-Dez)
(Nov-Dez)
(Nov-Dez)
(Nov-Dez)
Eurotium sp. (Nov-Dez)
Penicillium chrysogenum▲
Penicillium spp. (Nov-Dez)
Phoma glomerata (Nov-Dez)
Wallemia sebi (Nov-Dez)
Hefen (Nov-Dez)
andere Spezies (Nov-Dez)
KBE Gesamt (Nov-Dez)
Außenluftpilze (Nov-Dez)
KBE Gesamt ohneAußenluftpilze (Nov-Dez)
68
8
101
1 357
35
200
146
0
4
327
565
3 364
1 440
1 972
46
33
368
278
70
232
253
0
13
626
507
3 316
292
3 235
5
3 425
5
19
20
12
13
3
18
644
366
4 528
19
4 509
KBE x 103/g
95-Perzentil (Jahreswert) 95-Perzentil (Zweimonatswert) Messwert
Bild 13. Schimmelpilzbewertung in KBE x 103/g nach Monats- und Jahreswerten für einen Raum nach Schimmelpilz sanierung (Feuchtezeiger = p; Außenluftschimmelpilze = u).
1 10 100 1 000 10 000
Alternaria sp.► (Mai-Juni)
Aspergillus fumigatus (Mai-Juni)
Aspergillus versicolor ▲(Mai-Juni)
Aureobasidium pullulans►(Mai-Juni)
Cladosporium spp.► (Mai-Juni)
Penicillium spp. (Mai-Juni)
Hefen (Mai-Juni)
andere Spezies (Mai-Juni)
KBE Gesamt (Mai-Juni)
Außenluftpilze (Mai-Juni)
KBE Gesamt ohneAußenluftpilze (Mai-Juni)
10
68
101
61
1 357
146
327
565
3 364
1 440
1 972
7
85
31
111
4 199
142
175
875
8 271
4 291
1 691
33
9
10
180
4 027
27
1 731
1 006
7 023
4 240
2 783
KBE x 103/g
95-Perzentil (Jahreswert) 95-Perzentil (Zweimonatswert) Messwert
Bild 14. Schimmelpilzbewertung in KBE x 103/g nach Monats- und Jahreswerten für einen Raum mit hohem Außenluftpilzanteil (Feuchtezeiger = p; Außenluftschimmelpilze = u).
310
Innenraumluft
Gefahrstoffe - Reinhaltung der Luft 78 (2018) Nr. 7/8 - Juli/August
Ein weiterer Einflussfaktor ist die Staubmenge, da die Bestimmungsgrenze bei geringer Staubmenge ansteigt. Ein gravierender Einfluss auf die Gesamtschimmelpilzkonzen-tration war dadurch in der Mehrzahl der Fälle allerdings nicht zu verzeichnen [1]. 90 % der Probenahmen hatten eine Staubmenge von mindestens 10 g bei einem Median-wert von 46 g.
3.3 Ergebnisse in Räumen mit AuffälligkeitenAls Räume mit Auffälligkeiten werden hier solche bezeich-net, die im Rahmen der Besichtigung durch Besonderheiten auffielen oder deren Ergebnis bemerkenswert war. 15 der 371 Räume wiesen derartige Auffälligkeiten auf [1], wobei nur in sieben ein ersichtlicher Verdacht auf Schimmelpilz-befall gegeben war. Kennzahlen für ein bemerkenswertes Ergebnis sind daher die Gesamtschimmelpilzkonzentra-tion, die Gesamtschimmelpilzkonzentration reduziert um die Außenluftschimmelpilze, die Zahl der Nachweise als Maximalwert und über dem 95-Perzentilwert sowie die Zahl der nachgewiesenen Feuchtezeiger gemäß dem neuen Leitfaden des Umweltbundesamtes [7].In elf der 15 Räume lagen mindestens die Hälfte der Ergeb-nisse der nachgewiesenen Gattungen und Spezies sowie der Gesamtschimmelpilzkonzentration mit und ohne Außenluftschimmelpilze über den in der Tabelle dargestell-ten 95-Perzentilwerten. Ferner wurden in sieben der 15 Räume 20 Maximalwerte ermittelt. In allen Räumen wurden Schimmelpilzarten ermittelt, die einen Hinweis auf Feuchteschäden geben. Die dabei am häufigsten gefunde-nen Arten waren Aspergillus versicolor sowie Penicillium brevicompactum und Penicillium chrysogenum [1].Auf der Basis der ermittelten Hintergrundwerte für Schim-melpilzkonzentrationen im Sedimentationsstaub bezogen auf das gesamte Jahr und bezogen auf Zweimonatsinter-valle wurde eine Excel-Routine entwickelt, mit deren Hilfe die Messwerte mit den jeweiligen Hintergrundwerten ver-glichen werden können. Die Grafiken erlauben einen unmittelbaren Vergleich der nachgewiesenen Spezies und Gattungen mit den jeweiligen 95-Perzentilwerten der Jah-resauswertung und des jeweiligen Zweimonatsintervalls.
Abweichungen von diesen Hintergrundwerten und somit Auffälligkeiten sind dadurch auf einen Blick erkennbar. Darüber hinaus können die Messwerte aller nachgewiese-nen Gattungen und Spezies eingebettet in das Hintergrund-wertespektrum dargestellt werden, sodass jeder Messwert mit den jeweiligen Zweimonatswerten und Jahreswerten verglichen werden kann. In den Bildern 13 bis 16 sind beispielhaft die Messwerte in drei auffälligen Räumen im Vergleich zur Hintergrundkon-zentration dargestellt. Den Bildern 13 und 14 ist zu entneh-men, dass in beiden Räumen die Ergebnisse für die Gesamtschimmelpilze über den jeweiligen 95-Perzentil-werte bzw. in deren Nähe lagen. Beide Räume wiesen äußerlich keine Auffälligkeiten auf. Das Ergebnis der Pro-benahme im Raum nach Schimmelpilzsanierung (Bild 13) war dabei durch den hohen Wert des Feuchtezeigers Asper-gillus restrictus in Höhe von 3 425 x 103 KBE/g geprägt. Außenluftschimmelpilze waren nur gering vertreten, was auch in dem hohen Summenwert von 4 509 x 103 KBE/g für Gesamtschimmelpilze ohne Außenluftschimmelpilze zum Ausdruck kommt.Bild 14 zeigt dagegen sowohl im Jahres- als auch im Zwei-monatsvergleich einen hohen Anteil von Außenluftschim-melpilzen und Hefen. Der Messwert von Aureobasidium pullulans von 180 x 103 KBE/g war hier der Maximalwert des Zweimonatszeitraums und lag auch im Jahresvergleich deutlich über dem 95-Perzentilwert (Bild 15). Schimmel-pilze der Gattungen Aspergillus und Penicillium waren dagegen vergleichsweise unauffällig.In Bild 16 sind die Messwerte in einem Raum mit deutlich sichtbarem Schimmelpilzbefall dargestellt. Die Messwerte überstiegen hier die Ergebnisse in den oben beschriebenen Räumen um ein Vielfaches. Die Konzentrationen von Schimmelpilzen aus der Penicillium-aurantiogriseum-Gruppe, von Penicillium chrysogenum und Hefen in der Größenordnung von 40 000 x 103 KBE/g waren jeweils die Maximalwerte der Studie. Daraus resultiert auch der Maxi-malwert für die Gesamt-KBE. Außenluftschimmelpilze wur-den nicht ermittelt.
128 123180
320245
23
320
13
1 23
1 12
6
13
111 12173
12
61
180 180
1
10
100
1 000
Januar bisFebruar
März bisApril
Mai bis Juni Juli bisAugust
September bis Oktober
November bis Dezember
Jahresübersicht
KBE
x 10
3 /g
Stau
b
Max Min > BG Median 95-Perzentil Messwert
Bild 15. Darstellung des Messwertes von Aureobasidium pullulans im Raum aus Bild 14 in KBE x 103/g eingebettet in das Hintergrundwertespektrum.
311
Innenraumluft
Gefahrstoffe - Reinhaltung der Luft78 (2018) Nr. 7/8 - Juli/August
4 Diskussion
Schimmelpilze werden mit verschiedensten Geruchsbeläs-tigungen und gesundheitlichen Beschwerden in Verbin-dung gebracht. Dies sind z. B. Sensibilisierungen, Allergien, irritative Wirkungen und Befindlichkeitsstörungen [8; 9]. Bislang ist es allerdings nicht möglich, Expositionen gegen-über Schimmelpilzbestandteilen in der Innenraumluft quantitativ mit gesundheitlichen Wirkungen zu korrelieren [9; 10]. Daher gilt das Minimierungsgebot. Laut der Arbeits-stättenverordnung [11] muss an Arbeitsplätzen „ausrei-chend gesundheitlich zuträgliche Atemluft“ vorhanden sein. Gesundheitlich zuträgliche Atemluft sollte aber nicht mit Schimmelpilzen über das ubiquitäre Maß hinaus belastet sein. Zahlreiche Autoren haben sich daher bereits mit der Frage befasst, wie dieses Maß bestimmt werden kann.Um die Hintergrundbelastung durch Schimmelpilze in Wohnungen festzustellen, untersuchten Trautmann et al. im Auftrag des Bundesumweltamtes in jeweils 25 bis 28 Wohnungen an drei Standorten in Deutschland Staub- und Luftproben [12; 13]. Die Probenahme erfolgte jeweils einmal im Winterhalbjahr und einmal im Sommerhalbjahr. Insgesamt wurden 159 Staubproben genommen [12]. Dabei durfte sieben Tage vor der Sammlung in der Wohnung kein Staub mehr gesaugt oder gereinigt werden. Insgesamt wur-den 35 Pilzarten bzw. Gattungen differenziert. Mehr als 80 % aller Winter- und Sommerproben enthielten die Gat-tungen Alternaria, Cladosporium, Aspergillus, Penicillium und Hefen. In dieser Studie wurden im Sedimentations-staub deutlich mehr Gattungen und Spezies differenziert, wobei die genannten Gattungen und Hefen bis auf die Gat-tung Alternaria zu mehr als 60 % in den Proben nachgewie-sen wurden.
Die Autoren geben dabei zu bedenken, dass bei Staubpro-ben vom Fußboden folgende Probleme auftreten:· Schimmelpilzkonzentrationen können im entscheiden-den Maß auch vom Eintrag größerer Schimmelpilzmengen durch die Wohnungsnutzer, z. B. über die Schuhe, abhän-gen.· Das Gewicht und die Zusammensetzung des Boden-staubs sind abhängig von der Art und dem Alter des Tep-pichs.· Der Ort der Beprobung wird von den Gewohnheiten der Nutzenden, den Laufwegen, der Reinigung und der Art der Nutzung entscheidend beeinflusst.Die Luftproben wurden im Wohnzimmer der Wohnungen sowie in der Außenluft genommen [13]. In der Außenluft fand man ungewöhnlich hohe Konzentrationen von Fusa-rium spp. Aureobasidium pullulans und Phoma spp. blieben unter dem erwarteten Befund. In den Luftproben erkannte man lüftungsbedingt einen deutlichen Einfluss von Clado-sporium spp., Hefen und Vertretern der Gattung Fusarium. Alternaria spp. und Botrytis spp. wiesen dagegen nur geringe 95-Perzentilwerte auf. Die Werte von Aspergillus spp. und Penicillium spp. in der Raumluft waren nur gering durch die Außenluft beeinflusst. Auch in dieser Studie wur-den im Sedimentationsstaub lüftungsbedingte Außenluft-einflüsse durch die genannten Gattungen und Spezies fest-gestellt, die sich insbesondere in den Sommermonaten aus-wirkten. Aspergillus spp. und Penicillium spp. hatten dage-gen im Sedimentationsstaub einen konstanten Jahresgang, was die Annahme eines geringen Außenluftanteils bestätigt.Toepfer et al. [14] untersuchten Hausstaub in 153 Haushal-ten mit und in 201 Haushalten ohne sichtbaren Schimmel-pilzbefall. Der Staub wurde Staubsaugerbeuteln entnom-men, die mindestens vier Wochen lang benutzt und min-destens mehr als zur Hälfte gefüllt waren. Der Staub wurde
1 10 100 1 000 10 000 100 000 1 000 000
Aspergillus fumigatus (März-April)
Aspergillus niger (März-April)
Penicillium aurantiogriseum-Gruppe (März-April)
Penicillium camemberti (März-April)
Penicillium chrysogenum▲(März-April)
Penicillium sp. (März-April)
Hefen (März-April)
andere Spezies (März-April)
KBE Gesamt (März-April)
KBE Gesamt ohneAußenluftpilze (März-April)
68
17
122
0
200
55
327
565
3 364
1 972
99
13
82
0
88
35
282
457
1 726
1 278
9
11
40 000
71
44 444
622
37 778
6 584
129 520
129 520
KBE x 103/g
95-Perzentil (Jahreswert) 95-Perzentil (Zweimonatswert) Messwert
Bild 16. Darstellung der Schimmelpilzbewertung in KBE x 103/g nach Monats- und Jahreswerten für einen Raum mit Schimmelpilzbefall (Feuchtezeiger = p).
312
Innenraumluft
Gefahrstoffe - Reinhaltung der Luft 78 (2018) Nr. 7/8 - Juli/August
auf eine Fraktion von < 63 µm gesiebt. Die aus der Analyse gewonnenen Ergebnisse führten zu dem Schluss, dass weder die Gesamtschimmelpilzkonzentration noch die Konzentrationen einzelner Schimmelpilzgattungen und -arten im Staub aus Staubsaugerbeuteln eine befriedigende Differenzierung zwischen Wohnungen mit und ohne Schimmelpilzbefall erlauben und somit zur Beurteilung von Schimmelpilzbefall in Wohnungen ungeeignet sind. Im Gegensatz dazu war eine solche Differenzierung im Sedimentationsstaub mit dem hier vorgestellten Verfahren möglich.Gabrio et al. [15] diskutieren die Aussagekraft von Luft- und Hausstaubuntersuchungen. Von den vielen Tausend Schim-melpilzarten seien im Innenraum etwa 100 bis 200 Arten in relevanter Konzentration häufiger vertreten. Die Konzen-trationen der Schimmelpilze seien dabei sowohl in der Außen- als auch in der Innenraumluft und im Staub im Sommer deutlich größer als im Winter. Eine Einzelmessung habe nur eine geringe Aussagekraft. Schimmelpilzmessun-gen in Innenräumen hätten vor allem bei niedrigen Kon-zentrationen eine große Messunsicherheit. Dabei gäbe es auch ein Problem mit der gegenseitigen Wachstumsbeein-flussung einzelner Schimmelpilzspezies auf den eingesetz-ten Nährböden, wie z. B. die Überwucherung von Stachybo-trys chartarum durch Penicillium-Kolonien, was auch ein Grund für den seltenen Nachweis dieser Art in dieser Studie sein könnte. Die Bewertung von Schimmelpilzkonzentratio-nen in der Raumluft und im Staub sei insofern von vielen Zufälligkeiten abhängig.Durch Fischer et al. [16] wurden luftgetragene Schimmel-pilze in der Umwelt untersucht. Demnach stellen die Gat-tungen Cladosporium und Alternaria sowie die Spezies Epi-coccum nigrum und Botrytis cinerea einen integralen Teil des natürlichen Luftkeimspektrums in der Außenluft dar. Die Arten hätten meist einen Anteil von mehr als 90 % an der Gesamtmenge der Schimmelpilze. Pilze der Gattung Cladosporium sowie die Spezies Botrytis cinerea waren auch in dieser Studie insbesondere in den Sommermonaten wichtige Bestandteile des Sedimentationsstaubes und wur-den daher als von außen eingetragen betrachtet. Epicoccum nigrum wurde in dieser Studie als Spezies mit geringer Flugfähigkeit jedoch nicht nachgewiesen.Holst et al. [17] untersuchten Allergien und atemwegs-bedingte Gesundheitseffekte an 330 dänischen Schülerin-nen und Schülern. Ziel der Untersuchung war es, einen Bezug zu Feuchtigkeitsproblemen und feuchtigkeitsbeding-ten Agenzien in Klassenräumen sowie im Privatbereich herzustellen. Dazu wurden die Klassenräume in drei Feuchtigkeitsschadensklassen eingeteilt. Die Einstufung in niedrig, mittel und hoch erfolgte in Abhängigkeit von sicht-barem Schimmel. Man kam zu dem Schluss, dass Feuchtig-keit in Klassenräumen eine Ursache für Atemwegseffekte bei den Schülern und Schülerinnen sein könnte. Der Ein-fluss von mikrobiologischen Agenzien konnte in diesem Zusammenhang jedoch nicht abgeleitet werden. Parallel zu den medizinischen Untersuchungen wurden in 21 Klassen-räumen Messungen mikrobiologischer Agenzien durch-geführt. Zum einen handelte es sich um Luftmessungen in den Wintermonaten während eines Schultags, zum anderen wurden Staubproben vom Fußboden genommen und Sedi-mentationsstaub über eine Dauer von 140 Tagen in einer „settled dustbox“ gesammelt und ausgewertet. Das Ergeb-nis der Luftmessungen für Gesamtschimmelpilze ergab im
Median einen Wert von 100 KBE/m3 und als 99-Perzentil einen Wert von 1 860 KBE/m3, wobei die Ergebnisse in den als hoch- oder mittelbelastet eingestuften Klassenräumen höher ausfiel als in den niedrig eingestuften. Die Ergeb-nisse liegen allerdings in dem Bereich, den man in Deutschland bei der Auswertung mikrobiologischer Hinter-grundwerte in der Außenluft festgestellt hat [18]. Die Ergebnisse für den Fußbodenstaub und den Sedimenta-tionsstaub sind mit den hier diskutierten Ergebnissen nicht vergleichbar, da sie auf die Sammelfläche bezogen wurden. Festzustellen ist allerdings, dass die Ergebnisse aus der Sedimentationsbox mehr als sechsmal höher waren als die im Fußbodenstaub. Das lässt den Schluss zu, dass die Aus-beute an nachweisbaren Schimmelpilzen im Sedimen -tationsstaub deutlich höher ist als im aufgesaugten Staub von Fußböden.Die Ausführungen der Autoren zeigen, dass die Beurteilung von Schimmelpilzbelastungen durch Luft- und Staubproben in der Innenraumluft mit vielen Problemen behaftet ist. Dazu zählen das Problem der Momentaufnahme, Kontami-nationen durch Eintrag von Bodenstaub, die Wachstums-bedingungen und die unterschiedliche Flugfähigkeit der Schimmelpilze oder die jahreszeitlichen Unterschiede. Die Probleme wurden in dieser Studie zum Teil bestätigt, zum Teil aber auch ausgeräumt.Wegen der genannten Probleme sind laut dem Report „Innenraumarbeitsplätze“ [19] der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung Luftmessungen im Zusammenhang mit Schimmelpilzen in Innenräumen nur in Ausnahmefällen sinnvoll, z. B. bei Verdacht auf eine Schimmelpilzemission aus nicht einsehbaren Gebäudeteilen, insbesondere aus raumlufttechnischen Anlagen. Empfohlen werden Materi-alproben.Auch der Leitfaden des Umweltbundesamtes (UBA) in der Fassung von 2002 [20] verlautet, dass die Sporenkonzentra-tion in der Luft starken Schwankungen unterliegen kann. Im Innenraum würde die Sporenkonzentration sehr ent-scheidend von den jeweiligen Probenahmebedingungen und insbesondere von den vorhandenen Aktivitäten im Raum beeinflusst. Besonders hohe Schwankungen seien bei Kurzzeitmessungen zu erwarten, da diese Momentaufnah-men darstellten und Pilzsporen nicht gleichmäßig im Raum verteilt aufträten. Um die möglichen Schwankungsunterschiede bei Kurzzeit-messungen zu vermeiden, ist die Auswertung von Staub-proben, die über einen längeren Zeitraum gesammelt wur-den, daher grundsätzlich sinnvoll. Diese beinhalten eine längerfristige Aufnahme der Sporenkonzentration im Raum. Laut dem neuen Leitfaden des Umweltbundesamtes [7] gibt es für die Erfassung von Schimmelpilzen im Haus-staub allerdings noch keine allgemein anerkannte Methode. Daher könnten keine generellen Bewertungshil-fen angegeben werden. Als Bewertungsgrundlagen für Langzeitmessungen wurden bislang Bodenstaubproben herangezogen [2]. Dies hat aller-dings den Nachteil, dass auch eingetragene Bodenpartikel mit in die Bewertung eingehen und das Alter des Staubs nicht genau bestimmt werden kann. Die hier vorgestellte Methode hat den Vorteil, dass die gesammelten Partikel luftgängig und somit nicht durch Bodenpartikel kontami-niert waren. Ferner ist die Sammelzeit bekannt und kann somit einer konkreten Jahreszeit zugeordnet werden.
313
Innenraumluft
Gefahrstoffe - Reinhaltung der Luft78 (2018) Nr. 7/8 - Juli/August
Die Bewertungshilfe für Bodenstaubproben aus dem Leitfa-den „Schimmelpilze in Innenräumen“ des Landesgesund-heitsamtes Baden-Württemberg [2] zieht zur Beurteilung die Konzentration von kultivierbaren Pilzen im Teppichbo-denstaub (< 63 µm) heran. Der dort festgelegte Beurtei-lungswert 1 basiert dabei auf dem 95-Perzentilwert der bereits zitierten Studie über Hintergrundwerte von Staub-proben aus Wohnungen, von denen keine Schimmel -pilzschäden bekannt waren [12]. Für Schimmelpilzarten, deren 95-Perzentilwert in den untersuchten Proben unter 10 000 KBE/g lagen, wurde der erste Beurteilungswert auf 10 000 KBE/g festgelegt. Aus dem ersten Beurteilungswert wurde ein zweiter Beurteilungswert abgeleitet. Dieser wurde um das Dreifache höher als der erste Beurteilungs-wert gesetzt. Er ist somit nicht statistisch abgesichert, son-dern stellt einen Schätzwert dar, bei dem davon ausgegan-gen werden könne, dass Konzentrationen über diesem Wert in der Regel nur von belasteten Staubproben erreicht wer-den könnten.Beim Vergleich der im Leitfaden angegebenen Schimmel-pilze im Bodenstaub mit den hier im Sedimentationsstaub vorgefundenen Spezies und Gattungen ist festzustellen, dass wie im Bodenstaub auch im Sedimentationsstaub einige der Feuchtezeiger als 95-Perzentilwert unterhalb der Bestimmungsgrenze liegen. Ferner wurden sie nur selten nachgewiesen. Es ist insofern davon auszugehen, dass der Nachweis dieser Arten im Sedimentationsstaub unabhängig von der Höhe des Nachweises in der Regel eine besondere Aufmerksamkeit mit sich bringen sollte. Andere Feuchte-zeiger wie Aspergillus versicolor, Penicillium brevicom-pactum und Penicillium chrysogenum wurden im Sedimen-tationsstaub häufig nachgewiesen und kommen somit auch ubiquitär vor. Als auffällig kann hier die Überschreitung des 95-Perzentilwertes angesehen werden. Die Konzentra-tionen sind deutlich höher als der erste Beurteilungswert im Bodenstaub. Auch die häufigen Nachweise von Aspergil-lus fumigatus zeigen, dass diese Spezies ubiquitär in den Räumen vorhanden ist. Der 95-Perzentilwert im Sedimenta-tionsstaub ist mehr als dreimal so hoch wie der erste Beur-teilungswert im Bodenstaub. Der 95-Perzentilwert „anderer Spezies“ im Sedimentationsstaub übersteigt die Beurtei-lungswerte im Bodenstaub bei Weitem. Auch die um die Außenluftschimmelpilze bereinigte Gesamtschimmelpilz-konzentration im Sedimentationsstaub liegt um ein Viel -faches über dem ersten Beurteilungswert im Bodenstaub.Es kann somit festgestellt werden, dass die Auswertung von frischem Sedimentationsstaub eine bessere Differenzie-rung erlaubt als die von Fußbodenstaub. Nachweise der Feuchtezeiger sollten dabei in jedem Fall Aufmerksamkeit auslösen. So wurde Acremonium strictum auch aufgrund der geringen Flugfähigkeit im Sedimentationsstaub zwar nur selten, dafür in einem Raum nach Feuchteschadens-sanierung aber in hoher Konzentration nachgewiesen [1]. Auch Phialophora spp. kommt als Gattung mit geringer Flugfähigkeit im Sedimentationsstaub nicht vor. Für andere Schimmelpilze können die 95-Perzentilwerte im Sedimen-tationsstaub in Anlehnung an die Empfehlungen des Umweltbundesamtes zur Aufstellung von Richtwerten [21] als Auffälligkeitswerte betrachtet werden, bei deren Über-schreitung weitere Ermittlungen ausgelöst werden sollten. Die Ergebnisse der Untersuchungen in den Räumen mit Auffälligkeiten sind ein entsprechendes Indiz hierfür.
So lagen in den drei vorgestellten Räumen mit Auffälligkei-ten die Ergebnisse für die Gesamtschimmelpilze über den jeweiligen 95-Perzentilwerten oder in deren Nähe. Die um die Außenluftschimmelpilze bereinigten Konzentrationen sowie die festgestellten Spezies lassen jedoch eine gute Dif-ferenzierung der Ursachen zu.Die Ursache für die hohen Konzentrationen und hier ins-besondere die von Aspergillus restrictus im Raum nach Schimmelpilzsanierung war wohl die, dass im Vorfeld der Messung an der Außenwand des im Souterrain gelegenen Raumes eine unsachgemäße Schimmelpilzsanierung mit hoher Staubfreisetzung durchgeführt worden war. Da Aspergillus restrictus besonders häufig auch bei „Sommer-kondensatschäden“ bedingt durch hohe relative Luftfeuch-tigkeit von häufig über 70 % in Keller- oder Souterrainräu-men auf Inventar aus Leder, Holz oder Pappe auftritt, könnte aber auch im Zuge der Sanierung entferntes Inven-tar zur festgestellten Belastung des Sedimentationsstaubs beigetragen haben [22].Im Raum mit hohem Außenluftpilzanteil ist davon auszuge-hen, dass die hohe Gesamtschimmelpilzkonzentration hier überwiegend durch den Eintrag von außen verursacht wurde. Es zeigte sich im Jahres- wie auch im Zweimonats-vergleich ein hoher Anteil von Außenluftschimmelpilzen und Hefen, wobei die Spezies Aureobasidium pullulans besonders auffällig war.Im Raum mit Schimmelpilzbefall war der Schimmel an der Außenwand deutlich erkennbar. Es handelte sich um ein verputztes Bruchsteinmauerwerk, wohl ohne ausreichende Isolierung zum Fundament. Wahrscheinlich war aufstei-gende Feuchtigkeit der Grund für die sehr hohen Konzen-trationen von Schimmelpilzen aus der Penicillium-auran-tiogriseum-Gruppe, von Penicillium chrysogenum und Hefen, jeweils als Maximalwert. Aber nicht immer konnten die Ursachen für erhöhte Schim-melpilzkonzentrationen ermittelt werden. So waren in den Klassenräumen neben gebäudebedingtem Schimmelpilzbe-fall häufig wohl auch verrottende Lebensmittel oder ver-schimmelte Blumenerde die Ursache für erhöhte Werte. Beispielsweise wurde in einem Raum nach Entfernung eines Sackes Blumenerde, der in der Nähe der Heizung auf-bewahrt wurde, bei der Nachmessung ein unauffälliger Befund erzielt. Auch werden häufig Lebensmittel wie Pau-senbrote oder Obst in der Tischablage vergessen oder hin-ter Heizkörpern versteckt, was aufgrund der langen Pro-benahmezeit aber nicht immer festzustellen war. Die ana-lysierten Gattungen und Spezies gaben jedoch einen Hin-weis darauf [1].Selbst die Lage der Gebäude fand ihren Niederschlag in den Messergebnissen. Demnach waren die Ergebnisse für die Gesamtschimmelpilze und die Außenluftpilzgattung Clado-sporium spp. im Bereich der Innenstadt und an viel befah-renen Straßen im Mittel etwa um die Hälfte niedriger als in den anderen Gebieten. Ursächlich hierfür können ein geringerer Grünflächenanteil im Umfeld der Schule oder ein schlechteres Lüftungsverhalten wegen Lärmbelästi-gungen von außen gewesen sein.
5 Schlussfolgerungen
Bis heute ist es laut dem neuen UBA-Leitfaden [7] aufgrund der Schwierigkeiten, ausreichende Mengen eines definier-ten Sedimentationsstaubs zu sammeln, der unterschied -
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lichen Zusammensetzung des Hausstaubs und der geringen Überlebensfähigkeit mancher Pilzsporen nicht gelungen, ein standardisiertes Verfahren zur Analytik und Beurteilung von Staubproben zu erarbeiten. Daher könnten Ergebnisse von Staubuntersuchungen nicht eindeutig interpretiert werden. Die in dieser Studie gewonnenen Daten können daher dazu beitragen, diesem Sachverhalt abzuhelfen. Dabei lassen sich folgende Vor- und Nachteile für die Methode zusammenfassen:Nachteile der Methode sind, dass· sie kein kurzfristiges Ergebnis liefert,· die gesammelte Staubmenge je nach Aktivität und Lüf-tungsverhalten im Raum für die Analytik zu gering sein kann,· die Sammelfläche während der Sammelphase versehent-lich gereinigt oder zur Ablage von Gegenständen benutzt werden kann,· das Problem der Überlebensfähigkeit oder Überwuche-rung einzelner Spezies nicht mit Sicherheit ausgeräumt werden kann.Vorteile der Methode sind:· Sporenflug von Spezies aus Innenraumquellen wird sicher erfasst.· Das Alter des Staubs ist bekannt.· Die Ergebnisse der Staubproben können jahreszeitlich interpretiert werden.· Die Schimmelpilze waren luftgängig und somit inhalativ verfügbar.· Kontaminationen durch eingetragenen Staub unterblei-ben.· Gewicht und Zusammensetzung des Staubs sind nicht abhängig von der Art, dem Alter und dem Zustand des Bodenbelags.
· Das Reinigungsverhalten und die Laufwege im Raum spielen keine Rolle.· Schimmelpilze aus der Außenluft können von Innen-raumschimmelpilzen abgegrenzt werden.· Außenluftproben sind dazu unnötig.· Schimmelpilze aus Innenraumquellen werden somit sicherer angezeigt als bei Luft- oder Bodenstaubproben.Die Auflistung zeigt, dass die Vorteile der Methode die Nachteile überwiegen.Als Ergebnis ist somit festzustellen, dass die Methode durchaus geeignet ist, Schimmelpilzbefall in Innenräumen aufzuspüren. Maßgeblich für die Beurteilung mithilfe der Methode sind dabei der Nachweis der im Hintergrundspek-trum selten festgestellten Schimmelpilze und hier ins-besondere der Feuchtezeiger sowie das Überschreiten der 95-Perzentilwerte der ermittelten Hintergrundwerte inklu-sive der Gesamtschimmelpilzkonzentration mit und ohne Berücksichtigung der Außenluftschimmelpilze.
Literatur[1] Neumann, H. D.; Buxtrup, M.; Sander, A.; Klus, K.: Gesunde
Luft in Schulen. Teil 3 – Schimmelpilze im Sedimentationsstaub von Klassenräumen. Hrsg.: Unfallkasse Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 2017. www.unfallkasse-nrw.de, Webcode: S0376
[2] Schimmelpilze in Innenräumen – Nachweis Bewertung Quali-tätsmanagement – Abgestimmtes Arbeitsergebnis des Arbeits-kreises „Qualitätssicherung – Schimmelpilze in Innenräumen am Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg“. Auflage 12/2004 in der Fassung von 4/2011. Hrsg.: Landesgesund-heitsamt Baden-Württemberg, Stuttgart 2011.
[3] Ergebnis des 4. Ringversuchs „Differenzierung von innen-raumrelevanten Schimmelpilzen“ des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg (Frühjahr 2003).
[4] de Hoog, G. S.; Guarro, J.; Gene, J.; Figueras, M.: Atlas of clinical fungi. 2. Aufl. Hrsg.: Centraalbureau voor Schimmel-cultures, Utrecht, Niederlande 2010.
[5] Samson, R.; Houbraken, J.; Thrane, U.; Frisvad, J. C.; Anderson, B.: Food and Indoor Fungi, CBS Laboratory Manual Series. 1. Aufl. Hrsg.: CBS-KNAW Fungal Biodiversity Centre, Utrecht, Niederlande 2010.
[6] Domsch, K. H.: Compendium of Soil Fungi, Vol I und II, Reprint der 1. Ausgabe 1980, Eching: IHW 1993.
[7] Leitfaden zur Vorbeugung, Untersuchung, Bewertung und Sanierung von Schimmelpilzwachstum in Innenräumen. Hrsg.: Umweltbundesamt, Dessau-Roßlau 2017.
[8] Technische Regel für Biologische Arbeitsstoffe: Einstufung von Pilzen in Risikogruppen (TRBA 460). Ausg. 7/2016. GMBl. (2016) Nr. 29/30, S. 562-603; geänd. GMBl. (2016) Nr. 42, S. 839.
[9] Schimmelpilzbelastung in Innenräumen – Befunderhebung, gesundheitliche Bewertung und Maßnahmen – Mitteilung der Kommission „Methoden und Qualitätssicherung in der Umweltmedizin“. Bundesgesundheitsbl. Gesundheitsforsch. Gesundheitsschutz 50 (2007), S. 1308-1323.
[10] Fischer, G.: Allergene von Schimmelpilzen, Stand des Wissens und innenraumhygienische Bedeutung. Umweltmed. Forsch. Prax. 16 (2001) Nr. 2, S. 63-69
[11] Verordnung über Arbeitsstätten (Arbeitsstättenverordnung – ArbStättV) vom 12. August 2004. BGBl. I, S. 2179; zul. geänd. durch Artikel 1 der Verordnung vom 30. November 2016. BGBl. I S. 2681.
[12] Trautmann, C.; Gabrio, T.; Dill, I.; Weidner, U.: Hintergrund-konzentrationen von Schimmelpilzen in Hausstaub – Erhebung von Schimmelpilzkonzentrationen in Wohnungen ohne be-kannte Schimmelpilzschäden in drei Regionen Deutschlands. Bundesgesundheitsbl. Gesundheitsforsch. Gesundheitsschutz 48 (2005), S. 29-35.
[13] Trautmann, C.; Gabrio, T.; Dill, I.; Weidner, U.; Baudisch, C.: Hintergrundkonzentrationen von Schimmelpilzen in Luft – Erhebung von Schimmelpilzkonzentrationen in Wohnungen ohne bekannte Schimmelpilzschäden in drei Regionen
Danksagung
Die Autoren möchten an dieser Stelle allen Beteiligten, die an dieser Studie teil-genommen haben, ihren herzlichen Dank aussprechen. Besonderer Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der örtlichen Fachämter, den Schulleite-rinnen und Schulleitern, den Lehrkräften sowie den Schülerinnen und Schülern, die uns bei der Studie vor Ort unterstützt haben und ohne deren Mitwirkung diese Studie nicht möglich gewesen wäre. Ferner bedanken wir uns bei Herrn Dr. Thomas Klüner von der Unfallkasse Nordrhein-Westfalen für die Unter -stützung bei der Auswahl von Messobjekten und die hilfreichen Diskussions-beiträge.
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Deutschlands. Bundesgesundheitsbl. Gesundheitsforsch. Gesundheitsschutz 48 (2005), S. 12-20.
[14] Toepfer, I.; Portner, C.; Butte, W.: Schimmelpilze im Hausstaub von Wohnungen mit und ohne sichtbaren Schimmelpilzbefall. Gefahrstoffe – Reinhalt. Luft 70 (2010) Nr. 10, S. 418-422.
[15] Gabrio, T.; Seidel, H.-P.; Szewzyk, R.; Trautmann, C.; Weidner, U.: Aussagekraft von Luft- und Hausstaubunter -suchungen im Zusammenhang mit Schimmelpilzproblemen im Innenraum. Gefahrstoffe – Reinhalt. Luft 65 (2005) Nr. 3, S.106-113.
[16] Fischer, G.; Thißen, R.; Hinz, R.-K.; Hollbach, N.; Schmitz, C.; Dott, W.: Luftgetragene Schimmelpilze in der Umwelt des Menschen – Gesundheitliche Relevanz und Möglichkeiten der Risikobewertung. Gefahrstoffe – Reinhalt. Luft 65 (2005) Nr. 9, S. 335-340.
[17] Holst, G. J.; Høst, A.; Doekes, G.; Meyer, H. W.; Madsen, A. M.; Plesner, K. B.; Sigsgaard; T.: Allergy and respi-ratory health effects of dampness and dampnessrelated agents in schools and homes: a cross-sectional study in Danish pupils. Indoor Air 26 (2016), S. 880-891.
[18] Kolk, A.; Van Gelder, R.; Schneider, G.; Gabriel, S.: Mikrobio-logische Hintergrundwerte in der Außenluft – Auswertung der BGIA-Expositionsdatenbank MEGA. Gefahrstoffe – Reinhalt. Luft 69 (2009) Nr. 4, S. 130-136.
[19] Innenraumarbeitsplätze – Vorgehensermittlung für die Ermitt-lungen zum Arbeitsumfeld. 3. Aufl. Hrsg.: Deutsche Gesetz -liche Unfallversicherung (DGUV), Berlin 2013. www.dguv.de, Webcode: d650356.
[20] Leitfaden zur Vorbeugung, Untersuchung, Bewertung und Sanierung von Schimmelpilzwachstum in Innenräumen. Hrsg.: Umweltbundesamt, Berlin 2002.
[21] Beurteilung von Innenraumluftkontaminationen mittels Refe-renz- und Richtwerten – Handreichung der Ad-hoc-Arbeits-gruppe der Innenraumlufthygiene-Kommission des Umwelt-bundesamtes und der Obersten Landesgesundheitsbehörden. Bundesgesundheitsbl. Gesundheitsforsch. Gesundheitsschutz 50 (2007), S. 990-1005.
[22] Schroer, B; Klus, K; Stephan, U.: Schimmelpilzbelastungen in Archiven – Konzentrationen und Arten in der Raumluft im Jah-resverlauf. Gefahrstoffe – Reinhalt. 77 (2017) Nr. 6, S. 237-248.