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Schenkel_Woerterbuch_vs_Textkorpus_1994.pdf

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    154 W. Schenke l : Wrterbuch ZS 121 (1994)

    WOLFGANG S C H E N K E L

    Wrterbuch vs. Textkorpusoder:

    Wie und ob man berhaupt ein Wrterbuch machen kann*Was die gyptologie braucht, ist ein W r te r b u c h und ein T e x t k o r p u s . Um esdeutlicher zu sagen: Was die gyptologie braucht, ist ein Handwrterbuch und eineTextdatenbank. Beides ist notwendig, aber es kann nicht beides in einem Zug produziert werden.Unter H a n d w r t e r b u c h verstehe ich eine Kompilation, in der das gesamte lexikalischeWissen der heutigen gyptologie gebucht ist, und zwar in einer so kompakten Weise, daman eine solche Kompilation bequem zur Hand nehmen kann. Es ist ein Referenzwerk, daseinem ortgeschrittenenStudenten zugnglich sein soll und dem Allgemein-gyptologen denAlltag erleichtert, das aber auch dem erfahrenen Forscher immer noch Wesentliches zu bietenhat. Es sollte aktuellere und mehr Information als der Erman/Grapow enthalten, wre aberdadurch handlich zu halten, da man nicht so viel Papier unbedruckt lt. Ich stelle mir soetwas vor wie von Sodens Akkadisches Handwrterbuch". Dieses Handwrterbuch mu allesWesentliche enthalten ber

    - die Lautformen der Lexeme, einschlielich ihrer Flexionsformen- die Grundbedeutungen und ihre Verzweigungen (Wortbildung)- die hamitosemitischen Etymologien- die demotischen quivalente (sofern sich das Wrterbuch weiterhin auf die hieroglyphischeund hieratische berlieferung beschrnkt)- die koptischen quivalente- die hieroglyphischen Schreibungen, auch die Besonderheiten der Schreibungen derFlexionsformen- die syntaktischen Parameter wie namentlich die Rektionen- den Belegzeitraum- die Angabe der Textsorten, in denen das Lexem gebraucht wird- fallweise solcherlei veranschaulicht an einer guten Auswahl signifikanter Text-Zitate- nicht zuletzt die Angabe solcher Sekundrliteratur, die einen wesentlichen Beitrag zurErhellung des lexikalischen Befundes geleistet hat(nicht weniger, allenfalls mehr).Demgegenber ist eine T e x td a te n b a n k , ein reines Forschungsinstrument, ein Instrumentdes spezialisierten Forschers. Sie leistet die Erfassung und Aufbereitung von Texten, letztenEndes aller berlieferten Texte mit allen Textzeugen, und ist so organisiert, da der Forscherzur Klrung von Spezialfragen gezielt darin recherchieren kann. Ein solches Instrument kannin praktisch beliebigen Stufen der Vollkommenheit Nutzen bringen. Es kann bereits Nutzenerbringen, wenn nur ausgewhlte Textkorpora erfat werden. Es kann bereits Nutzen bringen,wenn nur ausgewhlte Aspekte der Texte erschlossen werden, z.B. bereits dann, wenn nurLexeme in Transkription abfragbar sind. Die Arbeit mit einer Textdatenbank erfordert dann

    * Fr die Schriftform leicht adaptierte Fassung eines Vortrags auf der Internationalen Arbeitstagunggyptisches Wrterbuch", Berlin 3.-5. 9. 1992.

    Originalverffentlichung in: Zeitschrift fr gyptische Sprache und Altertumskunde 121,1994, S. 154-159

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    ZS 121 (1994) W. Schenkel: Wrterbuch 155aber die Findigkeit eines erfahrenen Forschers. Er mu, ohne das Textkorpus wirklichberblicken zu knnen, Fragen an das Textkorpus zu formulieren imstande sein und aus derTextdatenbank Tatbestnde herauszaubern knnen, die tatschlich signifikant sind. EineTextdatenbank ist nicht in usum delphini bestimmt.

    In Berlin hat man sich einmal dazu entschieden, ein Wrterbuch der gyptischen Spracheauf der Basis eines Textkorpus zu erarbeiten, Textkorpus- und Wrterbucharbeit miteinanderzu verbinden. Wie wenig realistisch die an dieses Verfahren geknpften Erwartungen waren,ist bekannt. Um mich an Rykle Borgers Altorientalische Lexikographie" 1 anzulehnen: DieAnhufung des Materials erwies sich als leichter denn die Umsetzung dieses Materials in einWrterbuchmanuskript."2 Es war klar, da, whrend die vorgngige Sammelarbeit auf breiterPersonalbasis durchgefhrt werden konnte, diese Umsetzung nur von den eigentlichenTrgern des Unternehmens durchgefhrt werden konnte, und so wurde ein bottle-neckunvermeidlich"3. Jetzt nmlich war die fr den Lexikographen so wichtige Kunst desAuswhlens und des wohl erwogenen Weglassens"4 gefragt. Und, um es in Worten John Taits(in: Approaches to Demotic Lexicography)5 zu sagen: A proper dictionary entry cannot beachieved by the mere collecting together of the translations of a wo rd that are most appropriatein individual contexts."6 Man braucht die negativen Erfahrungen, die die Arbeit am altenBerliner Wrterbuch zeitigte, nicht im einzelnen auszufhren; man kennt sie aus HermannGrapows abschlieendem Bericht oder kann sie dort nachlesen7.Ich will hier keine berlegungen darber anstellen, ob es 1897 eine echte Alternative zumdamals eingeschlagenen Verfahren gab. Zum mindesten im nachhinein stellt sich aber doch dieFrage - im folgenden ko m m t wieder Borger zu Wo rt , o b der durch das mechanischeVerzettelungsverfahren angestrebte Zeitgewinn wirklich erzielt worden ist. Die ungeheureMenge letztlich unntzer Zettel [fast 90 % ] m u die Ausar beitun g des Wrter buch s d och sehraufgehalten haben. Das Verfahren wre fr einen Thesaurus ideal gewesen, war es aber kaumfr ein eklektisches Wrterbuch."8 Es fragt sich, ob der Lexikograph nicht besser fhrt, wenner von vornherein nur die Stellen mit kurzem Kontext notiert, deren Aufnahme in dasWrterbuch ihm erforderlich erscheint"9, oder , ob m an n icht besser daran tte - eineZwischenlsung - nur eine verhltnismig kleine Selektion aus dem Textmaterial m echanischzu verzetteln, und aus der groen Masse der Texte nur solche Stellen auszuziehen, die wirklichfr Aufnahme in das Wrterbuch geeignet zu sein scheinen"10 . Selektion, so effektiv sie imErgebnis ist, hat natrlich ihren Preis: Selektives Exzerpieren von Texten setzt ... bessereVertrautheit mit der Materie voraus als mehr oder minder mechanisches Verzetteln und ltsich weniger gut durch Hilfskrfte erledigen."11 - Womit ich die Qualitten, die man von

    1 Rykle B org e r , Altorientalische Lexikographie, Geschichte und Probleme, N A W G , phil.-hist. K l. 1984, S. 69-114.2 Bo rg er , S. 76.3 Bo rg er , S. 76.4 B or ge r, S. 82.5 W. J. Tait, Approaches to Demotic Lexicography, in: S. P. Vleeming (ed.), Aspects of DemoticLexicography, Lwen 1987, S. 95-108.6 Tait, S.96.7 Ad olf E rm a n f/Herm ann G r a p o w , Das Wrterbuch der gyptischen Sprache, D A W , Vortrge und Schriften51, Berlin 1953.8 B or g er , S. 76.9 B or g er , S. 77, Anm. 7.10 Bo rg er , S. 95.11 B or ge r, S. 95.

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    156 W. S c h e n k e l : W rterbuch ZS 121 (1994)einem pro sp ek t i v en L ex iko gra ph e n e rw a r ten m u , st re if e , zu den en g l e ich n o ch e in W o r t zusagen ist.Ich wi l l , w ie gesagt , n ich t mi t Erman 1897 rechten . S icher b in i ch mir nur in e inem: Unter

    heutigen Bed in gu n ge n is t e in a n deres V o r ge h en a n gebra ch t. Un ser W r te rbu ch i s t - h n l i chuert s i ch Bo rger zu den W r te rb ch ern des A kka d i sch en 1 2 - t ro tz a l lem so gut , da mannicht erneut e in mechan isches Verzet te lungsver fahren in Gang setzen mu; es gengt , das frdas Wrterbuch ta tsch l ich bent igte zus tz l i che Mater ia l se lekt iv zu erheben , a l len fa l l s s t rengausgewhlte Te i l -Tex tko rp o ra a ls Ko n t ro l lm a n a h m e o der zu r Ev a lu i e r u n g des L ex em v erh a l t en sergnzend zu verzetteln . ( Ich spreche weiterhin von Verzetteln , denke natrl ich an den Computer. )Die Erarbe i tung e ines Wrterbuchs , w ie i ch es vers tehe , i s t e in so schwier iges Gesch f t , da

    man s i ch ber l egen m u , w ie m a n den En tSch e idu n gspro ze der W r te rbu ch a rbe i t en t l a s tenkann, w ie m a n F ra gen k o m plex e a b t ren n en u n d geso n der t beh a n de ln ka n n . E in p ro ba tesVerfahren ist d ie v o r g n g i ge o d er a uc h p ara lle le E r ar b ei tu n g v o n S p e z i a l w r t e r b c h e r n .Damit meine ich a l lerd ings gerade n ich t das , was Gard iner 1947 a ls Model l f r d iegyptologische L ex iko gra ph ie a n gebo ten h a t1 3 . I ch denke a lso n ich t an korpusbezogeneSpezial-Wrterbcher. D en n , u m w ieder m i t J o h n Ta i t zu sprech en : I f t h ey [ d i eSpezialwrterbcher] are in tended to be pre l iminary s teps towards the compi la t ion o f adictionary, then the bu lk o f the lex ico grap hica l w o rk rem ains to be do ne at a la ter stag e." 1 4Diese Arbeit ist nmlich: zu selekt ieren und zusammenzufassen, kurz: s ich einen lex ikographischenReim au f das Mater ia l zu machen .Was i ch mi t Spez ia lw rterb che rn meine , i st z . B . fo lg end es :- e in V o k a l i s a t i o n s w r t e r b u c h ( b ri g e ns v o n J r g e n Z e i d le r in A n g r i f f g e n o m m e n u n d s c h o nweit ge f rder t )- e in L e x i k o n d e r h a m i t os e m i t is c h e n E t y m o l o g i e n- e in W r te rbu ch der sem i t is ch en F re m d w r te r- e in W r te rbu ch der h i e ro g l y ph i sch en Gra ph ie n- e i n V a l e n z - W r t e r b u c h- Sa ch w r te rb ch er zu Geb ie ten w ie z. B . Bo ta n ik u n d Z o o lo g ie , M in era lo g ie u n d M eta l l u rg i e ,deren Era rbe i tu n g beso n dere Ko m peten zen v er l a n g t , ber d i e se lbs t der ph i l o l o g i sch bes teLexikograph n ich t ohne wei teres ver fgt

    - e ine Z u s a m m en s te l l u n g der W o r td i sk u ss i o n i n der Seku n d r l it e ra tu r, d . h . e in e Z u sa m m en stellung der substant ie l len Be i t rge zur Wortd iskuss ion , n ich t e ine Ausgrabung desunvermeidlichen Schrot tes der wissensch a f t l i chen P ro du kt i on 1 5 .

    In hn l icher Weise knn te man - d ies nur am Ra nd e gesagt d ie Arb e i t am Te x tk orp usentlasten d u r c h- e in e Tex tb ib l i o gra ph ie , m i t dem Na ch w e i s der s i n n v o l l en Tex t in te rpre ta t i o n en , d i e s i ch i nder Sekundr l i tera tur f inden unter E l imin ierung der Fa lsch - und F l l z i ta te 1 6 .

    Schlielich w r e f r d i e W r t e r b u c h - A r b e i t , w o f r w i e d e r u m B o r g e r p l d ie r t1 7 , z w e c k m i g- e in Regis ter der jen igen Tex ts te l len , d ie bere i ts in das Wrterbuch e ingegangen s ind , a l sEntscheidungshilfe bei der erneuten Exzerp ierung der bere i ts e inma l fr d ie Zwecke des12 B o r g e r , S . 113.13 Alan H. G a r d i n e r , Anc ient Egypt ian Onomast ica, Lon don 1947, I , S . X I X f .14 T a i t , S . 105 .15 Z u r W o r td i s k u s s i o n v g l . G ar d i n e r , S . X X I .16 Zur Textbib l iographie - e in Herzensanliegen Borgers - vgl . Bo r g e r , S. 73.17 B o r g e r , S. 78, auch S. 83 und S. 113.

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    ZS 121 (1994) W. S c h e n k e l : W r t e r b u c h 157Wrterbuchs verzettelten Texte (man wird ja auch die alten Texte wieder durcharbeitenmssen, da sich das Verstndnis inzwischen vielfach gendert hat).Auch bei lexikographischer Teamarbeit [ich bin bereits wieder mitten in Borger-Zitaten)

    kommt es ... gewaltig auf das Wissen und den Arbeitseinsatz der ganz wenigen wirklichhervorragenden Fachkrfte an."18 Zwar ist mglich, viele Mitarbeiter Material sammeln zulassen, aber die Ausarbeitung des ... Wrterbuchs mu{te} doch von nur ganz wenigenGelehrten vorgenommen werden."19 Leider kann man nicht mehrere schwache Wissenschaftlerzu einer einzigen Spitzenkraft addieren."20 Schwache Mitarbeiter knnen mehr Unheilanrichten, als u.U. von den besten Projektleitern behoben werden kann."21Welche Voraussetzungen mu{te} nun ein prospektiver . . . Lexikograp h . . . erfllen .. .?Er mu{te} ber eine enorme Belesenheit verfgen ...Er mu{te} die Fhigkeit haben, bei seiner Textlektre die lexikalisch ergiebigen Stellenauszuwhlen, und sich bereits sehr viele Belegstellen auf diesem Wege notiert haben.Er brau chte} ein hervorragendes Gedchtnis und groe Kom binationsfh igkeit. . . .Er bra uch te} Vertrautheit mit der Lexiko grap hie der (verg leich ba ren ) Sprachen. . . .Er brauchte} grammatische Begabung.Er brauchte} epigraphische und palographische Erfahrung.Er mu{te} bereit sein, auf manches zu verzichten, das schnelleren Ruhm verspricht; er(kann) sich kaum mehr ein grndlich studiertes Spezialgebiet leisten.Er mu{te} ein gereifter Gelehrter sein, aber zugleich n och so jun g, da - D e o vo lente -gute Aussicht auf Abschlu der Arbeit (besteht)." 2 21897 und die Folge war eine Sternstunde der gyptologischen Lexikographie, die sich sonicht durch Wollen und Planen einfach wiederholen lt. Erman, der ,Schpfer der neuengyptologie', war (damals) gewi der einzige gyptologe, der sich der Durchfhrung einesgroen Wrterbuchunternehmens mit Aussicht auf Erfolg unterziehen konnte. Seine fhrendeRolle war praktisch unumstritten. E r war der Lehrer einer ganzen Generation v on g yp tolo ge n,ein Meister klaren Denkens und Formulierens, ein guter Organisator und fhig, Freunde zugewinnen."23 Oder, in Grapows Worten: [Seine] unbestrittene Fhrung und Autoritt .. . zogimmer neue Krfte heran und sicherte die einheitliche Lenkung dieser Krfte auf das groegemeinsame Ziel wie eine Selbstverstndlichkeit."24Ich komme zu praktischen Folgerungen: Ich empfehle zunchst und vor allem, die Arbeitam Textkorpus, an der Textdatenbank, die ein groes Material mit zunchst geringen, nurnach und nach wachsenden Ansprchen erfat und erschliet, strikt zu trennen von derWrterbucharbeit, die den hohen Anspruch der Selektion der lexikalisch relevanten Befundeeinlsen mu. Was die Berliner Situation angeht, wrde ich weiter empfehlen, die Pflege undErschlieung der Altbestnde, das heit die Archivarbeit, organisatorisch abzutrennen.Schlielich sind alle Spezialwrterbc her u. dgl. orga nisatorisch abzutren nen. N ur au f diese18 B o r g e r , S. 94 .19 B o r g e r , S. 9 4.20 B o r g e r , S. 94.21 B o r g e r , S. 9 4.22 B o r g e r , S. 1 02 f.23 B o r g e r , S. 7 1.24 E r m a n f / G r a p o w , S. 14

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    158 W. Schenke l : Wrterbuch ZS 121 (1994)Weise vermeidet man eine Verzettelung der Energien. Was man m acht, sollte man ganz - alseigenstndiges Pro jekt - machen, oder man soll es gar nicht m achen.Fr realisierbar halte ich Spezialwrterbcher - sofern sich K p fe find en, die sie redigieren fr realisierbar halte ich eine Textdatenbank - eventuell in Ko op era tio n zwischen mehrerenArbeitsgruppen, die sich jeweils geeignete Teilkorpora aus dem Gesamt-Textkorpus aussuchen ,sofern man zu einem modu s procedendi kom mt , der nicht durch blinde vorgngige No rmierun geinfach die linguistischen Probleme negiert. Was das Wrterbuch angeht, bin ich eherskeptisch, und zugleich empfinde ich die Situation hier geradezu als fatal: Was die groeMehrzahl der gyptologen braucht und erwartet, ist in der Tat das Handwrterbuch, nichtetwa das Forschungsinstrument der Textdatenbank, um hier nur wieder diese beiden Instrumentegegeneinander zu setzen. Entweder also mu man den Kollegen reinen Wein einschenken,ihnen sagen, da ein Wrterbuch nicht in nherer Zukunft entsteht, oder aber man mu dieArbeit vollstndig umkrempeln: einen Kopf suchen, der, untersttzt durch ein Team, hier undjetzt echte Wrterbucharbeit macht und sonst nichts anderes, also auch keine umfassendeDatenbank in Angriff nimmt.Schlielich ein letztes: Z u glauben, man knne in absehbarer Z uk un ft ein Com puterpr ogram mherzaubern, das die Brcke zwischen Textkorpus und Wrterbuch schlgt, halte ich fr reineUtopie. W ollte man , um diese Brcke zu schlagen, sich zunchst auf Lex iko log ie konzentrieren,wre die Lexikographie in unabsehbare Zukunft vertagt, wenn nicht endgltig begraben.Vielleicht liefert hierzu konkretes Anschauungsmaterial der Bericht ber meine Arbeit an denSargtexten, der an anderer Stelle dieses Heftes abgedruckt ist (S. 142-153).

    POSTSCRIPTUMIn der Abschludiskussion habe ich in Abwgung der Hauptfaktoren der institutionellenund personellen Situation folgenden Kompromi-Vorschlag unterbreitet:1. Die Arbeitsstelle Altgyptisches Wrterbuch" sollte sich der Erstellung eines Textkorpuswidmen, nicht allerdings - wie sie das in Fortschreibu ng des alten W rterbuc h-Verfah rensselbst sieht - als einem ersten Schritt in Richtu ng auf eine Neu auflage des Er m an /G ra po w ,

    sondern - im Sinne meines Exposes - als einer eigenstndigen Aufgabe.2. D ie Texte sollten in Transkr iption (plus bersetzun g) erfat werde n, nicht - wie dieArbeitsstelle dies selbst plant - in Hieroglyphen, da die Erfassung der Hieroglyphen imvorgesehenen Verfahren (Stichwort: GLYPH) viel zu arbeitsaufwendig ist , um dasGesamt-Textkorpus in absehbarer Zu ku nf t zu erfassen. - D ie h ieroglyphische Textgestalt sollteman zu einem spteren Zeitpunkt hinzufgen, und zwar mit Hilfe eines Scanners. Scannenknnte man Fotos, Zeichnungen, handschriftliche Texteditionen oder Hieroglyphen-Satz. (Inder philologischen Praxis sind Faksimiles von hchstem Wert, ein zustzliches Foto wre indesnicht zu verachten.) ber die Stellenangaben wren die genannten Bilder mit den Transkriptionenzu vernetzen. Wie Leonard Lesko, der in seinem Referat in hnliche Richtung denkt, halte ichdie Speicherung der zu erwartenden D atenm enge fr realistisch m glich (die Speicherungstechnikwird sich eher schneller entwickeln als der sinnvolle gyptologische Gebrauch derselben).3. Um die Wrterbuch-Arbeit nicht ganz aus den Augen zu verlieren, sollte bei derAufnahme der Texte fr die Zwecke des Textkorpus das lexikalisch interessante Materialgekennzeichnet werden. Im Notfall gengt die Setzung eines Ausrufezeichens", zweckmigwre jedoch, auch den Gesichtspunkt anzugeben, unter dem eine Textstelle lexikographisch

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    ZS 121 (1994) P. W o l f : Schriftenverzeichnis Fritz Hintze 159von Interesse ist. Fr Standardflle wre ein System von Kennzeichnungen zu entwickeln, inSonderfllen knnte man sich mit freien Kommentaren behelfen. Derart gekennzeichnetesMaterial knnte aus dem Textkorpus bei Bedarf selektiert und einer weitergehendenlexikographischen Bearbeitung zugefhrt werden.4. Akzeptable Zeitperspektiven fr die Erfassung des Gesamt-Textkorpus sind z.B. 10 oder20 Jahre, was bedeutet, da bei einem Gesamt-Textkorpus von 5 oder 10 Millionen laufendenWrtern pro Jahr Textmen gen im U mfa ng etwa zwischen 250000 und 1 M illion laufendenWrtern zu bewltigen sind, und zwar in philologisch stichhaltiger Weise mehr oderabschlieend zu bewltigen sind - was einen mehrmaligen D urch gan g durch die Texteerfordert (alle Zahlen grob geschtzt, in der Diskussion habe ich andere, aber in derGrenordnung in etwa entsprechende Zahlen genannt).

    ' Zu dessen 60sten und 75sten Geburtstag schon Ursula H i n t z e chrono logisch geordnete Schriftenverzeichnissezusammengestellt hat, s .u . Kap . V I : Verzeichnis der Schri ften von Fr itz Hintze, in : E . E n d e s f e l d e r , K . -H .Priese , W.-F . R e i n e k e und S. W en ig [Hrsg.] 1977: 507 -51 2 und Schrif tenverzeichnis Fr itz Hintze, in : D .Ape l t , E. E n d e s fe ld e r und S . W en ig [Hrsg .] 1990: 385 -390 . S. auch E . E n d e s f e ld e r 1988: 73 - 76 .


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