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Scheiben einbauen wie ein Profi - autoglas-waldhoer.de · Wenn der Ke - der den Gummi weiter...

Date post: 04-Apr-2019
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Service & Werkstatt | Scheiben einbauen 102 U we Waldhör hat es schon hundertmal erlebt, dass völlig entnervte Oldtimer- Bastler bei ihm anrufen und klagen, jetzt schon die zweite Frontscheibe beim Einbau zer- stört zu haben oder – weniger schlimm – seit Tagen vergeblich zu versuchen, die Scheibe oder den Zierstreifen in den Gummi zu zwingen, ohne dabei etwas zu zerkratzen oder zu zer- stören. Meist folgen diese Schrauber den Tipps aus Foren und von Hobbykollegen, wonach erst der Scheibengummi an die Scheibe montiert und dann die Scheibe samt Gummi mit dem „Wäscheleinetrick“ im Scheibenrahmen einge- lassen wird. Bei dieser Einbaumethode wird in die äußere Gummlippe, die in den Scheibenrah- men gehört, eine Wäscheleine eingeklemmt, die dann beim Einsetzen der Scheibe Zentime- terweise wieder herausgezogen wird und da- durch die Gummilippe über den Scheibenrah- men zieht. Bei vielen Autos klappt das auch gut, bei den meisten Briten und einigen BMW-Modellen in- des nicht: Hier ist die Einbaureihenfolge zwin- gend wie folgt: Gummi in den Scheibenrahmen einsetzen – Scheibe in den Scheibengummi ein- arbeiten – Spreizkeder in die Nut im Scheiben- gummi einsetzen – zum Finale dann den Zier- streifen in die beiden Nuten des Scheibengum- mis einfügen. Spätestens an diesem Teil der Ar- beit wird es dann ernst, denn wer möchte schon die schönen, vielleicht gar brandneuen und teu- ren Dekorleisten beim Einbau verbiegen und verkratzen? Wir zeigen Schritt für Schritt, wie ein Profi diese Herausforderung löst. Mit ein wenig Übung, also nach der fünften oder sechsten Scheibe, können Sie das dann auch – langsamer, aber dennoch erfolgreich. Übung macht hier den Meister! Jörn-M. Müller-Neuhaus Bei vielen Oldtimern ist der Einbau der Front- und Heckscheiben eine schwierige Aufgabe, vor allem, wenn der Scheibengummi mit einem Spreizkeder und einem Zierstreifen aus Metall eingesetzt wer- den muss. Auto Classic schaut einem Profi beim Einbau über die Schultern So arbeiten die Profis Scheiben einbauen wie ein Profi Fotos: Jörn-M. Müller-Neuhaus ac_2016_01_102_105.qxp_Layout 1 19.01.18 11:04 Seite 102
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Uwe Waldhör hat es schon hundertmal erlebt, dass völlig entnervte Oldtimer-Bastler bei ihm anrufen und klagen, jetzt

schon die zweite Frontscheibe beim Einbau zer-stört zu haben oder – weniger schlimm – seitTagen vergeblich zu versuchen, die Scheibeoder den Zierstreifen in den Gummi zu zwingen,ohne dabei etwas zu zerkratzen oder zu zer-stören. Meist folgen diese Schrauber den Tippsaus Foren und von Hobbykollegen, wonach erstder Scheibengummi an die Scheibe montiertund dann die Scheibe samt Gummi mit dem„Wäscheleinetrick“ im Scheibenrahmen einge-

lassen wird. Bei dieser Einbaumethode wird indie äußere Gummlippe, die in den Scheibenrah-men gehört, eine Wäscheleine eingeklemmt,die dann beim Einsetzen der Scheibe Zentime-terweise wieder herausgezogen wird und da-durch die Gummilippe über den Scheibenrah-men zieht.

Bei vielen Autos klappt das auch gut, bei denmeisten Briten und einigen BMW-Modellen in-des nicht: Hier ist die Einbaureihenfolge zwin-gend wie folgt: Gummi in den Scheibenrahmeneinsetzen – Scheibe in den Scheibengummi ein-arbeiten – Spreizkeder in die Nut im Scheiben-

gummi einsetzen – zum Finale dann den Zier-streifen in die beiden Nuten des Scheibengum-mis einfügen. Spätestens an diesem Teil der Ar-beit wird es dann ernst, denn wer möchte schondie schönen, vielleicht gar brandneuen und teu-ren Dekorleisten beim Einbau verbiegen undverkratzen?

Wir zeigen Schritt für Schritt, wie ein Profidiese Herausforderung löst. Mit ein wenigÜbung, also nach der fünften oder sechstenScheibe, können Sie das dann auch – langsamer,aber dennoch erfolgreich. Übung macht hierden Meister! Jörn-M. Müller-Neuhaus

Bei vielen Oldtimern ist der Einbau der Front- und Heckscheiben eine schwierige Aufgabe, vor allem,wenn der Scheibengummi mit einem Spreizkeder und einem Zierstreifen aus Metall eingesetzt wer-den muss. Auto Classic schaut einem Profi beim Einbau über die Schultern

S o ar b e ite n di e P ro f i s

Scheiben einbauen wie ein Profi

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Sowie die ersten paar Zentimeter auf denRahmen aufgesteckt sind, wird der Gummimit einem Textilklebeband fixiert und so anOrt und Stelle gehalten

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Zentimeter für Zentimeter wird der Gum-mi zunächst im unteren Bereich vor demArmaturenbrett auf die Metallkante desScheibenrahmens aufgesteckt

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Bei den meisten Fahrzeugen wird mit demGummi das Ende des Dachhimmels mit ein-geklemmt. Damit das funktioniert, wird hierder Dachhimmel neu geklebt

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Viele Scheibengummis scheinen zu groß zusein. Das ist gewollt, denn nur so bleibt dieScheibe auch wasserdicht. Die Überlängewird beim Einsetzen „wegmassiert“

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Fertig: Nachdem der Gummi am oberenRand mit Klebeband fixiert ist, wird dasletzte Teilstück an der rechten A-Säule aufden Rahmen gesteckt

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Zum Einbau einer Scheibe braucht es vielErfahrung und nur wenig Werkzeug. Amwichtigsten sind das Einzugswerkzeug fürden Keder, der Haken zum Einziehen derGummilippe und zwei Saughalter, mit denen die Scheibe sicher an ihren Platz dirigiert wirdFo

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Uwe Waldhör beginnt immer an einer Eckedes Scheibenrahmens. Dort lässt sich derGummi leichter fixieren und sitzt von An-fang an an der richtigen Position

Schritt 1: Scheibengummi in den Scheibenrahmen einsetzen Je nach Zu-stand des Gummis ist das Einsetzen in den Scheibenrahmen mehr oder weniger zeitaufwendig und schwierig. Ein neuer Gummi ist meist störrischer,weil die Gummilippen mehr Spannung haben und sich deshalb schwieriger in den Scheibenrahmen pressen lassen. Benötigtes Werkzeug: keines außerKlebeband, Hände und am besten eine zweite Person.

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Als erster Schritt wird die Scheibe unten indie Gummilippe eingefügt. Der vordere Teilder Lippe wird mit dem Einziehhaken überdie Scheibe gezogen

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Dann wird die Scheibe so weit wie möglichan die A-Säule gezogen; dabei muss Drucknach unten ausgeübt werden, damit dieScheibe in der Gumminut bleibt

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Mit dem Einziehhaken wird nun Zentime-terweise die äußere Gummilippe über dieScheibe gezogen. Vorsicht, damit der Hakenden Gummi nicht beschädigt!

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Nicht nur außen muss die Scheibe richtigsitzen, man muss auch immer wieder dafürsorgen, dass die innere Gummilippe korrektüber der Scheibe sitzt

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Wenn die Scheibe unten sicher in der Nutdes Gummis sitzt, kann man damit begin-nen, den oberen Scheibenrand unter dieGummilippe zu ziehen

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Wenn der Gummi im Rahmen sitzt, wird dieneue Scheibe mit den Saugnäpfen vorsichtigin Position gebracht. Zur Sicherheit solltedies immer zu zweit gemacht werden

Schritt 2: Scheibe in den Scheibengummi einsetzen Die Scheibe wird mit den Saugnäpfen auf dem Gummi so plat-ziert, dass sie möglichst schon an der richtigen Position ist. Man beginnt beim Einsetzen der Scheibe unten und hebtmit dem Einziehhaken die Gummilippe einige Zentimeter über die Scheibenkante. Die Scheibe darf nie durch Drückenbewegt werden, sicherer ist es mit vorsichtigem Klopfen. Nötige Werkzeuge: Einziehhaken, zwei Saugnäpfe.

Beim Herausziehen der Gummilippe überdie Scheibenecken ist besondere Vorsichtnötig, um eine Beschädigung des Gummisdurch den Haken zu vermeiden

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Damit die Scheibe innen wie außen korrektim Gummi sitzt, ist es hilfreich, mit einemHelfer zu arbeiten, der den Gummi an sei-nem Platz hält

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Wo der Gummi innen im Sichtbereich liegt,sollte man darauf achten, dass die Gummi-lippe ohne Falten oder Knicke anliegt

Fast fertig! Nach einer guten Stunde Arbeitist die neue Scheibe komplett im Scheiben-gummi eingesetzt

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10Damit später Feuchtigkeit draußen bleibt,dichtet Uwe Waldhör grundsätzlich jedeScheibe mit neutral versetztem Silikon ab

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Mit dem Saughalter drückt man die Scheibevorsichtig nach unten. Sie rutscht auch vonselbst nach unten, je mehr der obere Schei-benrand im Gummi sitzt

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EXPERTEN-TIPP

Alte Scheibengummis einsatzbereit machen

Wenn der alte Scheibengummi beim Einbau derScheibe wieder verwendet werden soll, weil es entweder keine neuen Gummis gibt oder der altenoch brauchbar erscheint, hilft folgender Tipp, ihnwieder sauber und fast so flexibel wie neue zu ma-

chen: Stecken Sie den Scheibengummi in einenWäschebeutel und säubern Sie ihn in der Wasch-maschine mit Weichspüler bei 60 Grad. Danach istder Gummi wieder sauber und weich genug, umden Einbau leichter zu machen. Uwe Waldhör

Hier sieht man, wie der Keder in das Spreiz-werkzeug eingesetzt wurde. Wenn der Ke-der den Gummi weiter spreizt, tritt über-schüssige Dichtmasse an Scheibe und Ka-rosserie aus, die man mit einem Spachtelentfernt; dann alles sauber wischen

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Beim Einsetzen der Zierleisten kommt wie-der der Einziehhaken zum Einsatz. SetzenSie die Leiste immer zur Karosse hin vonHand ein und verwenden Sie den Haken inRichtung Glas, dann wird beim Abrutschender Lack nicht beschädigt!

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Wenn, wie bei unserem Fahrzeug, die Zier-leisten aus mehreren Teilen bestehen, be-ginnen Sie immer damit, die Eckteile zuersteinzusetzen und dann die längeren Leistenentlang der A-Säule und dem oberen undunteren Scheibenrand

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Bei Aluleisten wie hier beim MGCGT mussbeim Anpassen vorsichtig gearbeitet wer-den, um die Leisten nicht nachträglich zuverbiegen. Hier wird mit einem Plastik-spachtel vorsichtig die Leiste weiter unterden Gummi gedrückt

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Wenn alle Leisten eingesetzt und ausgerich-tet sind, sollte das Ergebnis etwa so ausse-hen wie hier. Leider sind die neuen Leistendes MGC nicht ganz passgenau. Die unschö-nen Fugen werden bestmöglich mit schwar-zem Scheibenkleber geschlossen.

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Das Einziehen des Spreizkeders ist mit dem richtigen Werkzeug dann kein großesProblem. Wichtig ist, dass das Einziehwerk-zeug die Gumminut auseinanderdrückt, damit der Keder komplett hineinrutschenkann

Der Experte

Der Autoglaser

Waldhör GmbH & Co. KGTheresienstraße 39e,85356 Freising-Attaching,Tel. 0811 9994771, Mobil: 0151 17669999,www.autoglas-waldhoer.de

Schritt 3: Spreizkeder und Zierleisten einsetzen Für den Spreizkeder benötigt man ein Einziehwerkzeug, bei demder Keder durch ein trapezförmiges Auge gezogen wird. Das Werkzeug wird auf dem Gummi aufgesetzt, das Trapez öff-net beim langsamen Ziehen die Nut, was den Keder in die richtige Position bringt. Das Einsetzen der Zierleisten erfor-dert Zeit und Vorsicht, um die Leisten nicht zu verkratzen oder zu verbiegen. Als Werkzeug kommt der Einziehhakenzum Einsatz. Es wird immer in Richtung Scheibe gearbeitet, damit beim Abrutschen des Werkzeugs kein Lack beschä-digt wird. Nötige Werkzeuge: Einziehwerkzeug für Keder, Einziehhaken, Spachtel zum finalen Ausrichten der Leisten.

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